Das Reichsarbeitsdienstlager - Ferndorf
Das Reichsarbeitsdienstlager - Ferndorf
Das Reichsarbeitsdienstlager - Ferndorf
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wurden solche Lager immer häufi ger gebildet.<br />
Man kann sagen, dass die Massenarbeitslosigkeit<br />
die Basis einer strukturellen Veränderung der<br />
gesamten Arbeitslagerbewegung wurde.<br />
Unter dem Eindruck der durch die wirtschaftliche<br />
Destabilisierung Deutschlands immer ungeheurere<br />
Ausmaße annehmenden Arbeitslosigkeit<br />
richtete Reichskanzler Brüning 1931 per Notverordnung<br />
die staatlichen Organisation „Freiwilliger<br />
Arbeitsdienst“ (FAD) ein. Die Idee war,<br />
wenigstens einen Teil der arbeitslosen jungen<br />
Männer durch Beschäftigung mit allgemeinnützigen<br />
Arbeiten für einen eher symbolischen Lohn<br />
„von der Straße zu holen“. Man dachte an Arbeiten<br />
wie das Trockenlegen von Sumpf- und Feuchtgebieten,<br />
das Anlegen von Straßen und Wegen<br />
und die Urbarmachung von Waldgebieten.<br />
Vermutlich älteste Darstellung freiwilliger Arbeitsdienstler<br />
aus <strong>Ferndorf</strong> bei Arbeiten im Hauberg [LS]<br />
hinten links Aufseher Hermann Münker, vorne v. l.:<br />
Helmut Schumacher, Ewald Stötzel, Karl Hartmann,<br />
Arnold Stötzel, Fritz Stötzel, Helmut Schumacher, unbekannt,<br />
hinten: Ernst Becker (mit Hut), Edmund Schröder,<br />
3 x unbekannt, auf den Knien: v. li.: Hermann Schanz,<br />
Robert Becker, unbekannt<br />
Nachdem Ende Januar 1933 Adolf Hitler Reichskanzler geworden war, wurden sehr zügig<br />
alle übrigen Arbeitsdienstlager mit denen der NSDAP gleichgeschaltet und der Arbeitsdienst<br />
damit eindeutig zu einem Erziehungsinstrument der Nationalsozialistischen Weltanschauung.<br />
Am 26. Juni 1935 wurde mit der allgemeinen Wehrpfl icht auch die Reichsarbeitsdienstpfl<br />
icht gesetzlich eingeführt. Ab nun musste jeder gesunde Mann ein halbes Jahr Dienst im<br />
Reichsarbeitsdienst ableisten, bevor er Soldat wurde oder studieren konnte. In § 1 dieses<br />
Gesetzes hieß es „Der Reichsarbeitsdienst ist Ehrendienst am Deutschen Volke“ und „Der<br />
Reichsarbeitsdienst soll die deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus zur Volksgemeinschaft<br />
und zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur gebührenden Achtung der<br />
Handarbeit erziehen“.<br />
Die Jugendbewegung, die die Arbeitslageridee etabliert hatte und die 1925 das erste Arbeitslager<br />
bei Hannover einrichtete, hatte ein ganz anderes, liberaleres Denkmuster als die NSDAP,<br />
die in der Mitte der kurzen Geschichte des Arbeitsdienstes ihn zu ihren Zwecken umformierte<br />
und uniformierte. Mit dem gänzlich anderen Denkmuster der Nazis war natürlich auch der<br />
Einsatzbereich des Arbeitsdienstes festgelegt, so hat der Reichsarbeitsdienst zwar auch noch<br />
Wege und Straßen gebaut, Sümpfe trockengelegt, aber auch Truppenübungsplätze, den Westwall<br />
und die Knüppeldämme für das deutsche Heer vor Petersburg und sonst wo errichtet. Ja,<br />
gegen Ende des Krieges mussten die jungen Burschen auch noch mit Flak-Geschützen und<br />
Panzerfäusten gegen den Rest der Welt kämpfen.<br />
Im Jahr 1932 begann man auch in der Verwaltung des Amtes <strong>Ferndorf</strong> konkret über ein Barakkenlager<br />
für den FAD nachzudenken. Man wollte es auf die Viehweide Irlenhecken bauen<br />
Dr. Harald Hockamp<br />
<strong>Das</strong> <strong>Reichsarbeitsdienstlager</strong> 15