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Muße

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Das Hamsterrad des Müssens<br />

Andacht<br />

Liebe Leserinnen und<br />

Leser!<br />

Natürlich habe ich einen<br />

Terminkalender. Natürlich<br />

mache ich mir einen<br />

Wochenplan und einen<br />

Tagesplan. Natürlich<br />

weiß ich, was ich alles<br />

machen muss. Und dann<br />

– dann klingelt das Telefon.<br />

Dann müssten E-<br />

Mails abgerufen werden.<br />

Dann müsste ich den Besuch<br />

doch auf jeden Fall<br />

noch machen. Dann habe<br />

ich vergessen, dass das<br />

und das doch noch ganz<br />

unbedingt erledigt werden<br />

muss. Und waren da<br />

nicht noch die schriftlichen<br />

Anfragen, die dringend<br />

beantwortet werden<br />

mussten, Überweisungen,<br />

die eigentlich schon vor<br />

einer Woche angewiesen<br />

werden mussten?<br />

Das muss noch gemacht<br />

werden… und das muss<br />

2<br />

ich noch tun… und das<br />

muss noch…<br />

Das Hamsterrad des<br />

Müssens: Immer noch<br />

etwas müssen, immer<br />

noch mehr müssen, immer<br />

noch länger müssen…<br />

. Vielen von uns ist<br />

es bekannt, dieses Hamsterrad<br />

des Müssens. Und<br />

am Sonntag muss ich das<br />

Liegengebliebene nachholen.<br />

Im Urlaub muss ich mich<br />

vergnügen, muss ich<br />

mich erholen. Das Hamsterrad<br />

des „Müssens“<br />

macht wenig Pause. Es<br />

gibt kaum Raum zum<br />

Luftholen, zum Anhalten.<br />

Das Müssen bestimmt<br />

das Tempo und oft genug<br />

auch den Inhalt.<br />

Und doch weiß ich, dass<br />

alles seine Zeit hat. Ich<br />

weiß um den 7. Schöpfungstag,<br />

an dem Gott<br />

von seinen Werken ruhte.<br />

Ich kenne die modernen<br />

Worte des Burn-out-<br />

Syndroms und der<br />

„Entschleunigung“. Und<br />

ich wünsche uns Zeiten,<br />

Orte und Gelegenheiten<br />

für das alte Wort <strong>Muße</strong>.<br />

Und unter <strong>Muße</strong> verstehe<br />

ich das Aussteigen - das<br />

Raustreten aus dem<br />

Hamsterrad des Müssens.<br />

Mit <strong>Muße</strong> verbinde ich<br />

Zu <strong>Muße</strong> gehört<br />

ein offenes Herz<br />

wache Augen zum Staunen<br />

darüber, dass das<br />

Leben nicht selbstverständlich<br />

ist, dass Glaube,<br />

Hoffnung und Liebe nicht<br />

selbstverständlich sind.<br />

Zur <strong>Muße</strong> gehört für<br />

mich ein offenes Herz,<br />

um zu spüren, dass ich<br />

getragen bin, dass mir<br />

Gottes Entgegenkommen<br />

gilt. Und vielleicht ist ja<br />

die <strong>Muße</strong> eine Hilfe, die<br />

uns befähigen kann, das<br />

Hamsterrad des Müssens<br />

neu zu ordnen und so<br />

einzurichten, dass der<br />

Müßiggang aller Tugend<br />

Anfang wird.<br />

Ulrike Krüger

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