Molekulargenetische Grundlagen der Zystischen Fibrose
Molekulargenetische Grundlagen der Zystischen Fibrose
Molekulargenetische Grundlagen der Zystischen Fibrose
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Monatsschr Kin<strong>der</strong>heilkd<br />
2001 · 149:215–221 © Springer-Verlag 2001<br />
Zusammenfassung<br />
Die Zystische <strong>Fibrose</strong> (CF) wird durch mehr<br />
als 900 verschiedene Mutationen im CFTR-<br />
Gen (CFTR: cystic fibrosis transmembrane conductance<br />
regulator) verursacht. Mittels einer<br />
speziellen SSCP/HD-Technik ist es möglich,<br />
etwa 97% aller CF-Mutationen molekulargenetisch<br />
nachzuweisen. Dies ermöglicht eine<br />
zuverlässige Diagnosestellung,Trägererfassung<br />
und vorgeburtliche Untersuchungen<br />
(pnD) bei Patienten und ihren Familienangehörigen.<br />
Die Mechanismen hingegen, die zu einer Dysfunktion<br />
des CFTR-Proteins führen, können<br />
aufgrund des Defekts in <strong>der</strong> DNA nicht vorausgesagt<br />
werden, son<strong>der</strong>n müssen für jede<br />
einzelne Mutation anhand funktioneller Studien<br />
definiert werden.Klonierung und Charakterisierung<br />
des CFTR-Gens sowie die Identifikation<br />
<strong>der</strong> die Krankheit verursachenden<br />
Mutationen und Genotyp-Phänotyp-Assoziationsstudien<br />
bieten die <strong>Grundlagen</strong> für neue<br />
diagnostische und prognostische Perspektiven,<br />
für einen vertieften Einblick in die Zusammenhänge<br />
<strong>der</strong> Pathogenese sowie für die<br />
Entwicklung neuer kausaler Therapieansätze.<br />
Schlüsselwörter<br />
Zystische <strong>Fibrose</strong> · CFTR-Gen ·<br />
SSCP/HD-Technik<br />
Zystische <strong>Fibrose</strong><br />
S. Gallati<br />
Molekulare Humangenetik, Medizinische Universitätskin<strong>der</strong>klinik, Inselspital, Universität Bern<br />
<strong>Molekulargenetische</strong><br />
<strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zystischen</strong><br />
<strong>Fibrose</strong><br />
Das Fachgebiet <strong>der</strong> Humangenetik hat<br />
sich, insbeson<strong>der</strong>e im molekularen Bereich,<br />
zu einer Schlüsseldisziplin in <strong>der</strong><br />
gesamten Medizin entwickelt. Obwohl<br />
auch heute noch <strong>der</strong> klassische Weg <strong>der</strong><br />
Erforschung von Erbkrankheiten als erstes<br />
über die Erfassung und Beschreibung<br />
des Phänotyps und ausgedehnte<br />
Stammbaumanalysen führt, beinhaltet<br />
<strong>der</strong> nächste Schritt die Suche nach <strong>der</strong><br />
molekularen Ursache <strong>der</strong> Krankheit im<br />
Gen und <strong>der</strong>en Auswirkungen auf Transkript<br />
und Genprodukt.<br />
Heterogenes Krankheitsbild<br />
erschwert die Diagnose.<br />
<strong>Molekulargenetische</strong> Untersuchungen<br />
gewinnen im ärztlichen Alltag immer<br />
mehr an praktischer Bedeutung, indem<br />
aussagekräftige genetische Tests einer<br />
klaren Indikationsstellung bedürfen<br />
und die daraus hervorgehenden Resultate<br />
und Interpretationen den Patienten<br />
und ihren Familienangehörigen verständlich<br />
und kompetent mitgeteilt werden<br />
müssen. Zudem ist es unerlässlich, Möglichkeiten<br />
und Grenzen molekulargenetischer<br />
Analysen richtig beurteilen zu<br />
können. Mit nachfolgendem Artikel soll<br />
anhand einer häufigen und sehr komplexen<br />
monogenen Erbkrankheit, <strong>der</strong><br />
<strong>Zystischen</strong> <strong>Fibrose</strong> (CF), das Interesse<br />
und Verständnis für die molekulare Medizin<br />
geweckt und <strong>der</strong>en Bedeutung aufgezeigt<br />
werden.<br />
Die Zystische <strong>Fibrose</strong> o<strong>der</strong> Mukoviszidose<br />
manifestiert sich mit einer enormen<br />
Variabilität und überdurchschnittlichen<br />
Komplexität, die Wissenschaftler<br />
und Kliniker schon seit Jahrzehnten beschäftigt.<br />
Im Verlauf <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte<br />
haben sich Dank einer verbesserten<br />
Diagnostik und Therapie Lebensqualität<br />
und Lebenserwartung von Patienten<br />
mit CF deutlich verbessert. Sind früher<br />
die meisten Betroffenen im Kindesalter<br />
verstorben, liegt die mittlere Lebenserwartung<br />
heute bei 30–35 Jahren.<br />
Die phänotypische Heterogenität, das<br />
Vorkommen mil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> untypischer<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> sowie grenzwertige bis<br />
sogar normale Ergebnisse des Schweißtests<br />
können die Diagnose erschweren,<br />
die jedoch aus therapeutischen Gründen<br />
und für die Familienberatung unerlässlich<br />
ist. Nach wie vor existiert noch keine<br />
kausale Therapie, und die Entwicklung<br />
einer sicheren, wirksamen und effizienten<br />
Gentherapie wird noch Jahre<br />
dauern [10].<br />
Häufigkeit und Vererbung<br />
Die Zystische <strong>Fibrose</strong> ist die zweithäufigste<br />
autosomal-rezessive Erbkrankheit<br />
<strong>der</strong> weißen (kaukasischen) Bevölkerung.<br />
Wie viele an<strong>der</strong>e genetische Krankheiten<br />
tritt die CF in Abhängigkeit vom ethnischen<br />
Ursprung einer Bevölkerungsgruppe<br />
mit unterschiedlicher Häufigkeit<br />
auf.Während in <strong>der</strong> asiatischen Population<br />
nur 1 Kind unter 100.000 o<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> afrikanisch-amerikanischen Bevölkerung<br />
1 Kind unter 17.000 erkrankt,<br />
Prof. Dr. Sabina Gallati<br />
Molekulare Humangenetik,<br />
Medizinische Universitätskin<strong>der</strong>klinik,<br />
Inselspital, Universität Bern, CH-3010 Bern,<br />
Schweiz, E-Mail: sabina.gallati@insel.ch<br />
Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 3•2001 | 215
216<br />
Monatsschr Kin<strong>der</strong>heilkd<br />
2001 · 149:215–221 © Springer-Verlag 2001<br />
S. Gallati<br />
Genetics of cystic fibrosis<br />
Abstract<br />
Cystic Fibrosis (CF) is the second most common<br />
autosomal-recessive disor<strong>der</strong> in Caucasians<br />
with an incidence of 1 in 2500 to 1 in<br />
1600 and a carrier frequency of 4 to 5%.<br />
More than 900 different disease-causing<br />
mutations within the cystic fibrosis transmembrane<br />
conductance regulator (CFTR)<br />
gene have been reported so far.The large<br />
size of the CFTR gene (250 kb of genomic<br />
DNA, 6100 bp of coding sequences) as well<br />
as the multiplicity of mutations complicate<br />
molecular genetic diagnostics.Therefore, a<br />
specific and efficient SSCP/HD technique has<br />
been established detecting 97% of all CF<br />
mutations and enabeling reliable diagnosis,<br />
carrier detection and prenatal analyses in<br />
patients, family members and partners.<br />
However, how the different types of mutations<br />
(nonsense, missense, frameshift, splice<br />
site mutations, in-frame deletions and insertions)<br />
disrupt the protein function is not predictable<br />
by the gene defect alone but has to<br />
be evaluated for each single mutation by<br />
functional investigations. Characterization of<br />
the CFTR gene and identification of the<br />
pathogenic mutations as well as genotype<br />
phenotype association studies offer the basic<br />
knowledge for the development of new<br />
diagnostic, prognostic and therapeutic perspectives<br />
and extensive insight into the<br />
pathogenesis of the disease.<br />
Keywords<br />
Cystic fibrosis · CFTR gene ·<br />
SSCP/HD technique<br />
| Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 3•2001<br />
Zystische <strong>Fibrose</strong><br />
liegt in Nordamerika und Europa die Inzidenz<br />
zwischen 1:2500 und 1:1600.<br />
Heterozygote tragen ein gesundes<br />
und ein mutiertes CF-Allel, sind klinisch<br />
asymptomatisch und werden als gesunde<br />
Träger o<strong>der</strong> Carrier bezeichnet. In<br />
Nordamerika sind etwa 4%, in Nordeuropa<br />
5% <strong>der</strong> Bevölkerung gesunde Träger<br />
einer CF-Mutation, was zur Folge<br />
hat, dass bei 1 unter 400 bzw. 1 unter 600<br />
Ehepaaren beide Partner ein gesundes<br />
und ein mutiertes CF-Gen besitzen. Diese<br />
Paare haben bei je<strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
ein Risiko von 25%, dass ihr Kind<br />
an CF erkranken wird. Phänotypisch gesunde<br />
Geschwister von CF-Patienten<br />
sind mit einer Wahrscheinlichkeit von<br />
2/3 Träger einer CF-Mutation.<br />
Gen und Genprodukt<br />
Im Jahre 1989 wurde das CF-Gen auf dem<br />
langen Arm von Chromosom 7 (7q31.3)<br />
entdeckt (Abb.1a) und charakterisiert [3,<br />
6, 7]. Es erstreckt sich über 250.000 Basenpaare<br />
(bp) genomischer DNA, wobei<br />
die kodierenden Sequenzen in 27 Exons<br />
unterteilt sind (Abb. 1b). Das ausgereifte<br />
Transkript (mRNA) enthält nur noch<br />
2,6% (6500 bp) <strong>der</strong> gesamten Gensequenzen<br />
(Abb.1c) und kodiert für das aus 1480<br />
Aminosäuren (AS) zusammengesetzte<br />
Genprodukt. Das CF-Gen ist für die Produktion<br />
eines Proteins (cystic fibrosis<br />
transmembrane conductance regulator,<br />
CFTR) verantwortlich, das Chloridionen<br />
durch die apikale Membran verschiedener<br />
Epithelien,hauptsächlich aber des Respirations-<br />
und Verdauungstraktes,transportiert.<br />
Das CFTR-Protein besteht aus 2<br />
Transmembranregionen (TM1,TM2) mit<br />
je 6 hydrophoben Segmenten (Loops), 2<br />
Nukleotidbindungsfalten NBF1 und NBF2,<br />
die ATP binden, und einer Regulatoro<strong>der</strong><br />
R-Domäne, die die beiden symmetrischen<br />
Teile des Genprodukts (TM1,<br />
NBF1 – TM2,NBF2) verknüpfen (Abb.1d).<br />
Die R-Domäne ist durch zahlreiche geladene<br />
Seitenketten charakterisiert und<br />
funktioniert als Pforte.In phosphoryliertem<br />
Zustand öffnet sich <strong>der</strong> Kanal und ermöglicht<br />
den Chloridionentransport,bei<br />
fehlen<strong>der</strong> Phosphorylierung wird <strong>der</strong> Ionenfluss<br />
blockiert.<br />
Mutationen des CF-Gens<br />
Mehr als 900 verschiedene,über das ganze<br />
Gen verteilte Mutationen wurden bisher<br />
dem Cystic Fibrosis Genetic Analysis<br />
Consortium (http://www.genet.sickkids.<br />
on.ca/cftr/) gemeldet, wobei nur wenige<br />
eine Häufigkeit von 1–2% erreichen. Die<br />
meisten Abweichungen von <strong>der</strong> normalen<br />
Basensequenz sind Punktmutationen<br />
o<strong>der</strong> Minimutationen, die nur ein<br />
bzw. einige wenige Nukleotide betreffen.<br />
Punktmutationen sind durch den<br />
Austausch einer Base (Substitution) definiert,<br />
<strong>der</strong> jedoch unterschiedliche<br />
Konsequenzen hat. Missense-Mutationen<br />
verursachen im Genprodukt den<br />
Austausch einer Aminosäure gegen eine<br />
an<strong>der</strong>e, Nonsense-Mutationen dagegen<br />
verwandeln durch die Basensubstitution<br />
ein Aminosäurekodon in ein<br />
Stoppkodon, sodass die Translation<br />
frühzeitig abgebrochen wird. Spleißstellenmutationen<br />
erzeugen o<strong>der</strong> zerstören<br />
Spleißerkennungssequenzen, sodass ein<br />
verkürztes o<strong>der</strong> verlängertes Transkript<br />
entsteht. Frameshift-Mutationen verursachen<br />
durch Verlust o<strong>der</strong> Einschieben<br />
einer o<strong>der</strong> mehrerer Basen das Verschieben<br />
des Leserasters, was ebenfalls<br />
in einem verfrühten Translationsabbruch<br />
resultiert.<br />
Im CF-Gen kommen sämtliche Formen<br />
von Punktmutationen,Minideletionen<br />
und Insertionen sowie einige wenige<br />
größere Deletionen vor, die sich über<br />
mehrere Exons erstrecken. Missense-<br />
Mutationen werden etwa in 40%, Nonsense-Mutationen<br />
in 18%, Spleißstellenmutationen<br />
ebenfalls in 18%,Frameshift-<br />
Mutationen in 22% und an<strong>der</strong>e Mutationen<br />
wie Promotormutationen, Inframe-<br />
Deletionen o<strong>der</strong> große Deletionen in etwa<br />
2% <strong>der</strong> CF-Chromosomen nachgewiesen.<br />
Die weltweit häufigste CF-Mutation<br />
ist die so genannte ∆F508, eine 3 Basenpaare<br />
umfassende Inframe-Deletion<br />
(∆) in Exon 10, welche den Verlust <strong>der</strong><br />
508. Aminosäure, ein Phenylalanin (F),<br />
verursacht.<br />
In Tabelle 1 sind die 24 weltweit am<br />
häufigsten nachgewiesenen Mutationen<br />
und ihre Verteilung auf einzelne Län<strong>der</strong><br />
Europas dargestellt. Ein Screening für<br />
diese 24 Mutationen erfasst in Deutschland,<br />
<strong>der</strong> Schweiz, in Großbritannien, in<br />
Frankreich, Belgien, den Nie<strong>der</strong>landen<br />
und in Tschechien/Slovakei mehr als<br />
80% aller mutierten Gene in CF-Patienten.<br />
Je östlicher und/o<strong>der</strong> südlicher die<br />
Län<strong>der</strong> in Europa gelegen sind, umso<br />
seltener kommen diese 24 Mutationen<br />
vor und umso wichtiger ist es für diese<br />
Populationen, dass noch nach an<strong>der</strong>en<br />
Mutationen gesucht wird.
Abb. 1a–d Molekulare <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zystischen</strong> <strong>Fibrose</strong>: vom Chromosom (a) über das Gen (b)<br />
und das Transkript (c) bis zum Chloridkanal (d)<br />
<strong>Molekulargenetische</strong>r<br />
Mutationsnachweis<br />
Untersuchungen auf Genebene, so genannte<br />
DNA-Analysen, bieten sehr präzise<br />
und mehrheitlich eindeutige Resultate,<br />
<strong>der</strong>en Bedeutung und Richtigkeit<br />
jedoch damit steht und fällt, ob die zur<br />
Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten<br />
korrekt eingesetzt und die erhaltenen<br />
Informationen richtig verstanden<br />
und interpretiert werden.<br />
Folgende Gründe machen eine Mutationsanalytik<br />
für viele genetische Erkrankungen,<br />
insbeson<strong>der</strong>e aber für die<br />
Zystische <strong>Fibrose</strong>, unerlässlich: Der klinische<br />
Verlauf ist häufig sehr heterogen,<br />
z. T. hervorgerufen durch die vielen verschiedenen<br />
Krankheit verursachenden<br />
Mutationen, zusätzlich aber auch durch<br />
den genetischen Background und Umweltfaktoren,<br />
was eine eindeutige Diagnosestellung<br />
erschwert (Tabelle 2). Bei<br />
rezessiven Erbkrankheiten sind Träger<br />
einer Mutation asymptomatisch, da ein<br />
intaktes Gen für die volle Funktionsfähigkeit<br />
des Genproduktes ausreicht, sodass<br />
sie nur auf Genebene identifiziert<br />
werden können. Paare, bei denen beide<br />
Träger einer Mutation sind, haben ein<br />
Risiko von 25%, ein krankes Kind zu bekommen.<br />
Die Frage, ob ein erwartetes Kind erkranken<br />
wird o<strong>der</strong> nicht, lässt sich nur<br />
anhand einer vorgeburtlichen molekulargenetischen<br />
Untersuchung eindeutig<br />
beantworten.<br />
Mutationsanalysen sind schon bei Neugeborenen,<br />
ja sogar bei Frühgeborenen<br />
durchführbar, und zwar nicht nur aus<br />
Blut,son<strong>der</strong>n z.B.auch aus Mundschleimhaut-<br />
o<strong>der</strong> Nasenepithelzellen, was einen<br />
rechtzeitigen Therapiebeginn und<br />
damit verbunden eine verbesserte Le-<br />
bensqualität ermöglicht. In Österreich<br />
wird, im Gegensatz zu Deutschland, bereits<br />
ein Neugeborenenscreening durchgeführt.<br />
Die Wahl <strong>der</strong> Methode für einen<br />
molekulargenetischen Mutationsnachweis<br />
hängt von den genetischen Mechanismen<br />
einer Krankheit sowie von <strong>der</strong><br />
zur Verfügung stehenden Information<br />
über das Gen und dessen Sequenzen ab.<br />
Je mehr Mutationen im CF-Gen detektiert<br />
wurden, umso mehr drängte sich<br />
die Entwicklung von Methoden auf, die<br />
routinemäßig so rasch und einfach wie<br />
möglich ein sensitives und zuverlässiges<br />
Mutationsscreening erlauben.Von mehreren<br />
Firmen entwickelte Kits erfüllen<br />
zwar den Anspruch des raschen und relativ<br />
kostengünstigen Nachweises, doch<br />
ist die Zahl <strong>der</strong> detektierbaren Mutationen<br />
auf die weltweit häufigsten 12–31 beschränkt,<br />
was Län<strong>der</strong>n mit einer an<strong>der</strong>en<br />
Mutationsverteilung wenig Nutzen<br />
bringt und generell den Anteil erfassbarer<br />
CF-Chromosomen nicht erhöht.<br />
In den letzten Jahren wurden verschiedenste<br />
Methoden wie z.B.die Dena-<br />
Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 3•2001 | 217
218<br />
Tabelle 1<br />
Verteilung <strong>der</strong> weltweit 24 häufigsten Mutationen innerhalb Europas mit Angabe <strong>der</strong> Anzahl detektierter Chromosomen mit <strong>der</strong> entsprechenden Mutation<br />
und <strong>der</strong> relativen Frequenzen in Klammer. Die Anzahl untersuchter Chromosomen ist unter dem Namen jedes Landes angegeben,n.u.nicht untersucht,<br />
aus Cystic Fibrosis Genetic Analysis Consortium, Juli 1999, http://www.genet.sickkids.on.ca/cftr/)<br />
| Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 3•2001<br />
Land Deutsch- Österreich Schweiz Schweden, UK und Belgien Nie<strong>der</strong>- Frankreich Spanien Portugal Italien Griechen- Tschechien Bulgarien<br />
land Dänemark Irland lande land und Slovakei<br />
Zystische <strong>Fibrose</strong><br />
Mutation 3046 634 892 1118 8019 982 1043 4683 1404 285 2613 326 628 252<br />
G85E 0 (0,0) n. u. 2 (0,22) 0 (0,0) 15 (0,19) 0 (0,0) n. u. 11 (0,2) 8 (0,56) n. u. 3 (0,11) n. u. 1 (0,16) 1 (0,4)<br />
R117H 4 (0,13) 1 (0,16) 1 (0,11) 3 (0,27) 46 (0,57) 0 (0,0) 1 (0,1) 6 (0,13) 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) n. u. 1 (0,16) 0 (0,0)<br />
621+1G:T 1 (0,03) 2 (0,3) 3 (0,34) 6 (0,54) 79 (0,98) 0 (0,0) 0 (0,0) 5 (0,1) 3 (0,21) 1 (0,35) 9 (0,3) 19 (5,8) 1 (0,16) 0 (0,0)<br />
711+1G:T 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) 0 (0,0) 1 (0,01) 0 (0,0) n. u. 14 (0,3) 13 (0,9) n. u. n. u. n. u. n. u. 0 (0,0)<br />
1078delT 6 (0,2) n. u. 2 (0,22) 1 (0,09) 7 (0,09) 0 (0,0) n. u. 12 (0,3) 1 (0,07) n. u. 1 (0,04) n. u. n. u. 0 (0,0)<br />
R334W 2 (0,06) 0 (0,0) 4 (0,45) 2 (0,18) 1 (0,01) 0 (0,0) 0 (0,0) 12 (0,3) 14 (1,0) 2 (0,7) 1 (0,04) 2 (0,6) 1 (0,16) 0 (0,0)<br />
R347P 36 (1,2) 2 (0,3) 5 (0,56) 1 (0,09) 9 (0,15) 0 (0,0) 1 (0,1) 7 (0,15) 0 (0,0) n. u. 10 (0,4) 0 (0,0) 6 (0,95) 5 (2,0)<br />
A455E 1 (0,03) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0) 2 (0,2) 31 (3,0) 1 (0,02) 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) 0 (0,0)<br />
∆I507 4 (0,13) 0 (0,0) 1 (0,11) 0 (0,0) 20 (0,25) 2 (0,2) 1 (0,1) 28 (0,6) 5 (0,36) n. u. 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0)<br />
∆F508 2166 (71) 419 (66) 589 (66) 788 (70) 5719 (71) 734 (75) 804 (77) 3222 (69) 735 (52) 128 (45) 1290 (49) 173 (53) 336 (66) 137 (54)<br />
1717-1G:A 15 (0,49) 1 (0,16) 29 (3,2) 0 (0,0) 35 (0,44) 15 (1,5) 16 (1,5) 62 (1,3) 1 (0,07) 0 (0,0) 41 (1,6) 0 (0,0) 2 (0,32) 0 (0,0)<br />
G542X 43 (1,4) 10 (1,6) 14 (1,6) 7 (0,63) 155 (1,9) 35 (3,6) 19 (1,8) 152 (3,2) 93 (6,6) 5 (1,7) 75 (2,9) 15 (4,6) 21 (3,3) 12 (4,8)<br />
S549N 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) 0 (0,0) 9 (0,11) 0 (0,0) 0 (0,0) 9 (0,19) 0 (0,0) n. u. 2 (0,08) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0)<br />
G551D 38 (1,2) 9 (1,4) 0 (0,0) 3 (0,27) 232 (2,9) 0 (0,0) 1 (0,1) 31 (0,7) 5 (0,36) 0 (0,0) 2 (0,08) 1 (0,3) 20 (3,2) 0 (0,0)<br />
R553X 62 (2,0) 3 (0,5) 44 (4,9) 2 (0,18) 35 (0,44) 8 (0,8) 12 (1,1) 27 (0,58) 1 (0,07) 0 (0,0) 11 (0,4) 0 (0,0) 7 (1,1) 0 (0,0)<br />
R560T 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) 0 (0,0) 35 (0,44) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) n. u. 0 (0,0) 0 (0,0)<br />
1898+1G:A 1 (0,03) n. u. 1 (0,11) 0 (0,0) 30 (0,37) 0 (0,0) n. u. 2 (0,04) n. u. n. u. 0 (0,0) n. u. 10 (1,6) 0 (0,0)<br />
2184delA 2 (0,06) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0) 1 (0,01) 1 (0,1) n. u. 8 (0,17) 5 (0,36) n. u. n. u. n. u. n. u. 2 (0,8)<br />
2789+5G:A 9 (0,3) n. u. 2 (0,22) 1 (0,09) 2 (0,02) 0 (0,0) n. u. 11 (0,2) 7 (0,5) n. u. n. u. n. u. 1 (0,16) 2 (0,8)<br />
R1162X 2 (0,06) 9 (1,4) 6 (0,67) 0 (0,0) 3 (0,04) 1 (0,1) 12 (1,1) 18 (0,38) 24 (1,7) 1 (0,35) 25 (1,0) 0 (0,0) 0 (0,0) 0 (0,0)<br />
3659delC 4 (0,13) 1 (0,16) 0 (0,0) 4 (0,36) 12 (0,15) 1 (0,1) 2 (0,19) 15 (0,32) n. u. n. u. 0 (0,0) n. u. n. u. 0 (0,0)<br />
3849+10kbC:T 16 (0,52) 0 (0,0) 5 (0,56) 0 (0,0) 5 (0,06) 0 (0,0) n. u. 2 (0,04) 0 (0,0) n. u. 1 (0,04) n. u. 5 (0,8) 2 (0,8)<br />
W1282X 5 (0,16) 1 (0,16) 17 (1,9) 2 (0,18) 19 (0,24) 10 (1,0) 7 (0,7) 62 (1,3) 8 (0,56) n. u. 18 (0,7) 4 (1,2) 5 (0,8) 2 (0,8)<br />
N1303K 40 (1,3) 3 (0,5) 19 (2,1) 8 (0,71) 39 (0,49) 27 (2,7) 9 (0,9) 71 (1,5) 28 (2,0) 1 (0,35) 89 (3,4) 10 (3,1) 20 (3,2) 16 (6,3)<br />
Detektionsrate [%] 80,16 72,64 83,27 73,59 80,77 85,3 87,69 81,02 67,32 48,45 60,09 68,6 82,07 70,70
Tabelle 2<br />
Wissenswertes für den Auftraggeber einer molekulargenetischen Untersuchung des CFTR-Gens<br />
Bedeutung Symptome Zeitraum<br />
Indikationen für eine Mekoniumileus bei Neugeborenen<br />
molekulargenetische Untersuchung Grenzwertiger o<strong>der</strong> positiver Schweißtest<br />
Chronisch-rezidivierende Pneumonien und Bronchitiden<br />
Unklare Lungenfunktionsstörungen<br />
Emphysem<br />
Gedeihstörung<br />
Pankreasinsuffizienz, chronische Pankreatitis unklarer Ätiologie<br />
Fertilitätsstörung, Azoospermie o<strong>der</strong> hochgradige Oligospermie<br />
Bestimmung des Trägerstatus bei Verwandten von CF-Patienten<br />
Pränataldiagnose bei nachgewiesener Heterozygotie <strong>der</strong> Eltern<br />
Mutationsscreening bei Partnern/Partnerinnen von nachgewiesenen Mutationsträgern<br />
Untersuchungsmaterial 3–5 ml EDTA-Blut (DNA-Analyse)<br />
Mundschleimhautzellen bei Neu- und Frühgeborenen (DNA)<br />
Mundschleimhautzellen und/o<strong>der</strong> Nasenbrushing für Transkriptanalyse (RNA)<br />
Dauer <strong>der</strong> Analysen Patienten mit Verdacht auf CF 1–6 Wochen<br />
Trägererfassung bei bekannten Mutationen 3–5 Tage<br />
Pränataldiagnose bei bekannten Mutationen 2 Tage<br />
Mutationsscreening des ganzen Gens 4–6 Wochen<br />
turing-gradient-Gelelektrophorese<br />
(DGGE),die Heteroduplex(HD)-Analyse<br />
und die Single-strand-conformation-polymorphism(SSCP)-Analyse<br />
zum Nachweis<br />
von Punktmutationen entwickelt.Eigene<br />
Modifikationen haben zur Entwicklung<br />
eines Mutationsscreeningprotokolls<br />
geführt, das auf einer Kombination von<br />
SSCP- und HD-Analytik basiert und das<br />
Erfassen von mehr als 97% aller in den<br />
untersuchten Sequenzen eines Gens vorkommenden<br />
Punktmutationen, Minideletionen<br />
und -insertionen unabhängig<br />
von Ort,Art o<strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> Mutationen<br />
ermöglicht [4].<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Verteilung und Frequenzen<br />
<strong>der</strong> CF-Mutationen wurde eine<br />
Strategie für ein Totalscreening entwickelt<br />
(Abb. 2), die es erlaubt, in<br />
6–10 Tagen alle 27 Exons (inklusive<br />
Exon-Intron-Übergänge), die Introns 11<br />
und 19 sowie die Promotorregion des<br />
CF-Gens auf Abweichungen von <strong>der</strong><br />
Normalsequenz zu untersuchen. Jede<br />
Variante wird direkt sequenziert, um<br />
die betreffende Mutation o<strong>der</strong> den<br />
eventuellen Polymorphismus zu charakterisieren.Abbildung<br />
3 zeigt ein Beispiel<br />
eines SSCP-/HD-Bandenmusters<br />
von 13 CF-Mutationen (3 Missense, 4<br />
Nonsense, 2 Inframe-Deletionen, 3 Frameshift,<br />
1 Spleißstelle) in 5 verschiedenen<br />
Exons des Gens.<br />
Sind bei einem Patienten/einer Patientin<br />
beide Krankheit verursachenden<br />
Mutationen identifiziert, ist in <strong>der</strong> betreffenden<br />
Familie bezüglich dieser<br />
beiden Mutationen eine 100% sichere<br />
Trägererfassung und Pränataldiagnostik<br />
(PnD) möglich.<br />
Die Durchführung <strong>der</strong> Analysen erfolgt<br />
in diesen Fällen aus Gründen <strong>der</strong> Qualitätskontrolle<br />
[2] immer in 2 unabhängigen<br />
PCR-Ansätzen <strong>der</strong> entsprechenden<br />
Exons, um Laborfehler (Probenverwechslung,<br />
Kontamination) möglichst auszu-<br />
schließen. Für die Trägererfassung werden<br />
immer amplifizierte DNA einer gesunden<br />
Kontrolle und des Indexpatienten<br />
mit <strong>der</strong> zu analysierenden DNA aufs<br />
Gel aufgetragen, um anhand des Bandenmustervergleichs<br />
festzustellen, ob<br />
die betreffende Person eine Mutation<br />
trägt o<strong>der</strong> nicht.<br />
Es ist empfehlenswert, Partner o<strong>der</strong><br />
Partnerinnen gesun<strong>der</strong> Mutationsträger<br />
und von CF-Patienten ebenfalls mit oben<br />
genanntem Totalscreening zu untersuchen.Falls<br />
keine Mutation gefunden wird,<br />
reduziert sich das Risiko des Paares, ein<br />
Abb. 2 Totalscreeningstrategie für direkten Mutationsnachweis in den 27 Exons des CF-Gens<br />
Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 3•2001 | 219
220<br />
Zystische <strong>Fibrose</strong><br />
Abb. 3 Silbergefärbtes Polyacrylamidgel mit PCR-Produkten von Exon 7, 10, 11, 19 und 20 des CF-<br />
Gens. Mutationsnachweis mittels SSCP/HD: BW Reagenzienblindwert; Exon 7: 1 R347P/–; 2 R334 W/–;<br />
3 1078delT/–; 4 gesunde Kontrolle; Exon 10: 1 und 6 gesunde Kontrollen; 2 ∆I507/–; 3 ∆F508/Q525X;<br />
4 ∆F508/∆F508; 5 ∆F508/–; Exon 11: 1 und 4 1717-1G:A/–; 2 R553X/–; 3 G542X/–; 5 gesunde<br />
Kontrolle; Exon 19: 1 S1235R/–; 2 R1162X/–; 3 gesunde Kontrolle; Exon 20: 1 W1282X/–; 2 3905insT/–;<br />
3 gesunde Kontrolle<br />
Abb. 4 CF-Mutationen und ihre Mechanismen: Einteilung in 6 Klassen (a–f) und ihre<br />
funktionellen Auswirkungen auf das CFTR-Protein<br />
| Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 3•2001<br />
Kind mit CF zu bekommen, von 1,25%<br />
auf weniger als 0,001%.<br />
Bei Pränataldiagnosen muss in 2<br />
weiteren Analysen mittels Mikrosatelliten<br />
geprüft werden, ob das Choriongewebe<br />
nicht mit mütterlicher DNA kontaminiert<br />
ist. Um eine zuverlässige Auswertung<br />
zu ermöglichen und Verwechslungen<br />
auszuschließen, werden immer<br />
amplifizierte DNA einer gesunden Kontrolle,<br />
des Indexpatienten sowie <strong>der</strong> Eltern<br />
des Föten mit <strong>der</strong> zu analysierenden<br />
DNA aufs Gel aufgetragen. Anhand<br />
des Bandenmustervergleichs lässt sich<br />
feststellen, ob das erwartete Kind krank<br />
(2 Mutationen) o<strong>der</strong> gesund (eine o<strong>der</strong><br />
keine Mutation) sein wird [8].<br />
Mutationsklassifizierung<br />
Pathogene Mutationen im CF-Gen können<br />
die Menge des CFTR-Proteins reduzieren,<br />
den Transport des Genprodukts<br />
zur Plasmamembran verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />
die Funktion des Chloridkanals beeinflussen.<br />
Von den mehr als 900 bisher<br />
entdeckten CF-Mutationen sind vorläufig<br />
nur wenige auf funktioneller Ebene<br />
charakterisiert worden. Dies erschwert<br />
eine Prognose bezüglich ihrer Auswirkung<br />
auf das Protein, da sich aufgrund<br />
<strong>der</strong> DNA-Verän<strong>der</strong>ung allein nicht zuverlässig<br />
definieren lässt, wie die Funktion<br />
des CFTR beeinträchtigt o<strong>der</strong> gestört<br />
wird.
Sechs verschiedene Mechanismen<br />
werden heute diskutiert, um zu erklären,<br />
wie CF-Mutationen den CFTR-abhängigen<br />
Chloridtransport durch die Epithelzellen<br />
beeinflussen [5].Nonsense-,Spleißstellen-<br />
und Frameshift-Mutationen werden<br />
<strong>der</strong> Klasse I zugeordnet. Sie lassen<br />
meistens instabile, in ihrer Länge reduzierte<br />
Transkripte entstehen, die zu einer<br />
defekten Proteinsynthese führen.<br />
Von den Klasse-I-Mutationen wird erwartet,<br />
dass sie wenig bis kein intaktes<br />
Protein produzieren und einen vollständigen<br />
Funktionsverlust des CFTR zur<br />
Folge haben (Abb. 4a).<br />
Die Klasse II beinhaltet Mutationen,<br />
die den Ausreifungsprozess des Proteins<br />
verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> beeinträchtigen, sodass<br />
wie<strong>der</strong>um wenig bis kein funktionsfähiges<br />
CFTR die apikale Membran <strong>der</strong> Epithelzellen<br />
erreicht (Abb. 4b). Die ∆F508-<br />
Deletion sowie viele verschiedene Missense-Mutationen<br />
bewirken eine nicht<br />
korrekte Faltung des Proteins und verhin<strong>der</strong>n,<br />
dass es seine native Konformation<br />
einnehmen kann. Um die Auswirkungen<br />
dieser Klasse-II-Mutationen korrigieren<br />
zu können, müsste das falsche<br />
Falten verhin<strong>der</strong>t werden, was in vitro<br />
und in vivo mittels verschiedenster pharmakologischer<br />
Therapieansätzen versucht<br />
wird [11].<br />
Mutationen <strong>der</strong> Klasse III und IV<br />
produzieren vollständig ausgereifte Proteine,<br />
die zwar an die Plasmamembran<br />
gelangen, aber entwe<strong>der</strong> einen nicht<br />
bzw. schlecht aktivierbaren Chloridka-<br />
nal darstellen (Abb. 4c) o<strong>der</strong> einen gestörten<br />
Ionendurchfluss zeigen (Abb.4d).<br />
Klasse V (Abb. 4e) beinhaltet Mutationen,<br />
die die Menge an intaktem Transkript<br />
und Protein variabel reduzieren.<br />
Das heißt, es wird sowohl normales<br />
funktionsfähiges wie auch mutiertes<br />
Protein produziert, wobei das Verhältnis<br />
zwischen intaktem und mutiertem<br />
CFTR maßgebend für den Phänotyp<br />
verantwortlich ist. Zur Klasse V gehören<br />
Mutationen, die eine alternative Spleißstelle<br />
in einem Intron kreieren. Zu dieser<br />
Gruppe gehört eine polyvariante<br />
Mutante in Intron 8, kurz vor dem<br />
Übergang zu Exon 9 des CFTR-Gens. Sie<br />
liegt in Form eines TG-Repeats, gefolgt<br />
von einem T-Repeat, vor, die beide in<br />
<strong>der</strong> Anzahl ihrer Repeats variieren und<br />
in Abhängigkeit von ihrer Länge in einem<br />
variablen Anteil <strong>der</strong> CFTR-mRNA-<br />
Transkripte den Verlust von Exon 9 verursachen,<br />
was wie<strong>der</strong>um, basierend auf<br />
<strong>der</strong> Ratio CFTR+Exon 9 versus CFTR-<br />
Exon 9, den klinischen Verlauf beeinflusst<br />
[1].<br />
Der Klasse VI (Abb. 4f) werden Mutationen<br />
zugeordnet, die sich auf die Regulation<br />
an<strong>der</strong>er Kanäle auswirken. Das<br />
CFTR-Protein ist ein positiver Regulator<br />
<strong>der</strong> outwardly rectified chloride channels<br />
(ORCC) und ein negativer Regulator <strong>der</strong><br />
epithelial sodium channels (ENaC) [9].<br />
Unterschiedliche Mechanismen, verursacht<br />
durch mehrere hun<strong>der</strong>t verschiedene<br />
Mutationen, führen zu einer Dysfunktion<br />
des CFTR-Proteins. Aufgrund<br />
des DNA-Defekts lässt sich die Auswirkung<br />
auf die Funktion des Proteins<br />
nicht voraussagen. Eine Zuordnung<br />
<strong>der</strong> Mutationen zu einer bestimmten<br />
Klasse darf nicht ohne vorhergegangene<br />
funktionelle Studien vorgenommen<br />
werden.<br />
Zusätzlich muss beachtet werden, dass<br />
eine Mutation u. U. mehr als einer Klasse<br />
angehören kann.<br />
Literatur<br />
1. Cuppens H, Lin W, Jaspers M, Costes B,Teng H,<br />
Vankeerberghen A, Jorissen M, Droogmans G,<br />
Reynaert I, Goossens M, Nilius B, Cassiman JJ<br />
(1998) Polyvariant mutant cystic fibrosis<br />
transmembrane conductance regulator genes.<br />
J Clin Invest 101:487–496<br />
2. Dequeker E, Cuppens H, Dodge J, Estivill X,<br />
Goossens M, Pignatti PF, Scheffer H, Schwartz<br />
M, Schwarz M,Tümmler B, Cassiman J-J (2000)<br />
Recommendations for quality improvement<br />
in genetic testing for cystic fibrosis.<br />
Eur J Hum Genet [Suppl 2] 8:S2–S24<br />
3. Kerem BS, Rommans JM, Buchanam JA,<br />
Markiewicz D, Cox TK, Chakravarti A,<br />
Buchwald M,Tsu LC (1989) Identification<br />
of the cystic fibrosis gene: genetic analysis.<br />
Science 245:1073–1080<br />
4. Liechti-Gallati S, Schnei<strong>der</strong> V, Neeser D,<br />
Kraemer R (1999) Two buffer PAGE systembased<br />
SSCP/HD analysis: a general protocol<br />
for rapid and sensitive mutation screening<br />
in cystic fibrosis and any other human genetic<br />
disease. Eur J Hum Genet 7:590–598<br />
5. Mickle JE, Cutting GR (1998) Clinical implications<br />
of cystic fibrosis transmembrane conductance<br />
regulator mutations. Clin Chest Med<br />
19:443–458<br />
6. Riordan JR, Rommens JM, Kerem BS, Alon N,<br />
Rozmahel R, Grzelczak Z, Zielenski J, Lok S,<br />
Plavsic N, Chou JL, Drumm ML, Iannuzzi MC,<br />
Collins FS,Tsui LC (1989) Identification<br />
of the cystic fibrosis gene: cloning and<br />
characterization of complementary DNA.<br />
Science 245:1066–1072<br />
7. Rommens JM, Iannuzzi MC, Kerem BS, Drumm<br />
ML, Melmer G, Dean M, Rozmahel R, Cole JL,<br />
Kennedy D, Hidaka N, Zsiga M, Buchwald M,<br />
Riordan JR,Tsui LC, Collins FS (1989) Identification<br />
of the cystic fibrosis gene: chromosome<br />
walking and jumping. Science 245:1059–1065<br />
8. Rosenstein BJ (1998) What is a cystic fibrosis<br />
diagnosis? Clin Chest Med 19:423–441<br />
9. Schwiebert EM, Benos DJ, Egan ME, Stutts MJ,<br />
Guggino WB (1999) CFTR is a conductance<br />
regulator as well as a chloride channel.<br />
Physiol Rev [Suppl] 79:S145–S166<br />
10. Tamm M, Schöni MH (2000) Zystische <strong>Fibrose</strong>:<br />
Therapie aktuell. Schweiz Med Wochenschr<br />
[Suppl 122] 130:5S–61S<br />
11. Zeitlin PL (1999) Novel pharmacologic<br />
therapies for cystic fibrosis. J Clin Invest<br />
103:447–452<br />
Monatsschrift Kin<strong>der</strong>heilkunde 3•2001 | 221