Broschüre "Unsere Betriebe in und um Gneis & Morzg" - Unser Gneis

Henkerhaus
Das vierfache seines Jahresgehalts,
ganze 600 Gulden,
war dem Salzburger Franz
Joseph Wohlmuth der in
Gneis idyllisch gelegene
Bauernhof inmitten grüner
Wiesen wert. Geboren und
aufgewachsen in der Stadt,
zog es den Freimann 1790
im Alter von 52 Jahren nach
Gneis, weit weg vom Lärm
und Tumult der Stadt. Vielleicht
war er damals auf der
Suche nach einem ruhigen Plätzchen, einem
Ort, wo er abschalten und den Alltag vergessen
konnten, denn sein Beruf war alles andere als
langweilig und alltäglich: Franz Joseph Wohlmuth
war Scharfrichter. Salzburgs letzter und
wohl prominentester Scharfrichter.
Tagsüber verrichtete der Sohn einer Salzburger
Scharfrichterfamilie in der Stadt sein blutiges
Handwerk, folterte und köpfte Verbrecher vor
den Augen Dutzender Schaulustiger, abends
zog er sich in die Stube seines Bauernhofes
zurück und verfasste im schwachen Schein des
Kerzenlichts sein Tagebuch: Aufzeichnungen
über seine Handlungen und Einnahmen als
Scharfrichter. Wer jedoch glaubt, das Tagebuch
eines Scharfrichters sei eine Lektüre voll
blutrünstiger Details und Grausamkeiten, der
irrt: Mit einer distanzierten Sachlichkeit protokollierte
Wohlmuth darin feinsäuberlich seine
Exekutionen.
Datum, Name des Delinquenten und das verwendete
Werkzeug, wie auch eine kurze
Schilderung der Hinrichtung, alle seine Einträge
folgen einem ähnlichen Muster.
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