zum Treffer... - Internationale Bachakademie Stuttgart
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ja für viele zunächst übersetzt werden muss.<br />
Wir werden auf Englisch proben, das ist die<br />
Sprache, die die meisten der jungen Leute erreicht,<br />
wenn auch nicht alle. Man wird sich<br />
also verständigen müssen. Und gerade das ist<br />
mir sehr wichtig, dass diese Leute wirklich<br />
verstehen, was der Text bedeutet und wie<br />
Bach diesen Text in Musik setzt. Aber genau<br />
das ist auch eine sehr spannende Arbeit! Wir<br />
haben ja auch diesmal wieder vier Gesprächskonzerte<br />
in der Musikhochschule, wo es darum<br />
gehen wird, anhand musikalischer Beispiele<br />
zu erläutern, was die Musik will und<br />
wie Bach sie schreibt. Das ist etwas, was die<br />
jungen Leute natürlich mitbekommen, und in<br />
den Proben dazu kann ich ihnen dann auch in<br />
Englisch erklären, worum es geht. Die<br />
Gesprächskonzerte hier sind natürlich auf<br />
Deutsch, allerdings werden sie bei unserer<br />
Reise nach Chile dann in Spanisch geführt<br />
sein, aber auch das ist eine Sprache, die<br />
letztlich nicht alle verstehen.<br />
Apropos: Was wird Sie nach der Bachwoche<br />
erwarten, wenn Sie mit dem JSB Ensemble<br />
nach Chile reisen?<br />
■ Wir haben <strong>Bachakademie</strong>n auf der ganzen<br />
Welt initiiert. In Chile haben wir erst im vergangenen<br />
Jahr eine <strong>Bachakademie</strong> neu gegründet.<br />
Das heißt, es gibt dort eine Gruppe<br />
von Menschen, die die Musik von Bach für<br />
besonders interessant und so wichtig halten,<br />
dass sie sie regelmäßig in Konzerten, Vorträgen,<br />
Workshops und Symposien betrachten<br />
und sie ihren Landsleuten näherbringen wollen.<br />
Da wird es also in Zukunft immer wieder<br />
Kurse, Vorträge und Konzerte geben, die sich<br />
mit Bach beschäftigen. Und eine solche <strong>Bachakademie</strong><br />
findet dort auch wieder im Anschluss<br />
an unsere Bachwoche statt, in einem<br />
Kulturzentrum ganz im Süden des Landes, in<br />
Frutillar. Es wird einen Meisterkurs mit Dirigenten<br />
aus Chile geben, außerdem Gesprächskonzerte<br />
und natürlich eine Aufführung<br />
des Gesamtwerkes. Das JSB Ensemble<br />
wird für die Arbeit in der Dirigentenklasse<br />
zur Verfügung stehen und in den Gesprächskonzerten<br />
die Beispiele unter der Leitung dieser<br />
Studenten musizieren. Das wird sowohl<br />
für die Kursteilnehmer und das Publikum<br />
■ ■ ■ 6<br />
W W W . B A C H A K A D E M I E . D E / F O R U M<br />
dort, wie auch für unsere jungen Leute sicher<br />
ein großes Erlebnis sein!<br />
Ist es heutzutage schwerer, junge Menschen<br />
für Bach zu begeistern, als beispielsweise vor<br />
dreißig Jahren?<br />
■ Überhaupt nicht. Die jungen Menschen<br />
sind in einer unglaublichen Weise an dieser<br />
Musik interessiert, das erlebe ich weltweit,<br />
wo ich hingehe. Gerade war ich in Los Angeles<br />
und hatte dort einen ganz jungen Chor der<br />
University of Southern California vor mir,<br />
also Durchschnittsalter Anfang zwanzig. Und<br />
das Interesse an der Musik, die wir dort<br />
machten – das war das Mozart-Requiem –<br />
war brennend groß. Immer wenn ich etwas<br />
erklärte, waren die Leute hochinteressiert<br />
und dankbar für alles, was zur Musik gesagt<br />
wurde. Und das wird hier genauso sein.<br />
Haben die jungen Musiker heute mehr Vorkenntnisse?<br />
Oder sind sie weniger bibelfest?<br />
■ Bibelfest sind natürlich die Wenigsten, aber<br />
das ist sicher individuell ganz verschieden.<br />
Ich möchte einmal annehmen, dass ein paar<br />
Amerikaner, die aus entsprechenden Chören<br />
in Amerika kommen oder entsprechend erzogen<br />
sind, relativ viel wissen, und etliche deutsche<br />
Musiker auch. Aber ich las gerade von<br />
einem Kursteilnehmer aus Sri Lanka: was der<br />
nun davon versteht – keine Ahnung. Aber das<br />
wird meine Aufgabe sein, ihn dorthin zu führen,<br />
wo das Verständnis beginnt.<br />
Was können Sie von den jungen Musikern bei<br />
dieser Arbeitsphase lernen, was geben sie<br />
Ihnen zurück?<br />
■ Da möchte ich auf den Enthusiasmus dieser<br />
jungen Leute verweisen, diese Freude, die<br />
sie ausstrahlen, wenn sie solche Musik kennenlernen.<br />
Ich finde, das ist eine besonders<br />
schöne Sache für den Lehrenden, dass man<br />
diese Empfangsbereitschaft, diese Freude,<br />
dieses Interesse an der Musik spürt.<br />
JSB Ensemble, Bachwoche 2012 ➜<br />
Lassen Sie uns noch einmal auf das Hauptwerk<br />
der Bachwoche eingehen. Wenn Sie die<br />
beiden Schlüsse, den der Matthäus- und den<br />
der Johannes-Passion, miteinander vergleichen,<br />
welcher stimmt Sie zuversichtlicher auf<br />
Ostern?<br />
■ Das ist eine sehr differenzierte und eine<br />
sehr gute Frage. Denn die Schlusssätze sind<br />
tatsächlich sehr verschieden. Im letzten Drittel<br />
der Johannes-Passion, also des früheren<br />
Passionswerkes aus dem Jahre 1724, weist<br />
Bach ganz eindeutig auf Ostern hin, vor allem<br />
mit dem Schlusschoral »Ach Herr, lass<br />
dein lieb Engelein«, in dessen zweiter Hälfte<br />
ganz deutlich von Auferstehung die Rede ist.<br />
In der Johannes-Passion beobachten wir also<br />
diesen Hinweis auf das kommende Osterfest.<br />
In der Matthäus-Passion ist das ganz anders!<br />
Dort versagt sich Bach diesen Ausblick. Er<br />
bleibt bei dem Karfreitagsgeschehen, und die<br />
Abschlusssätze denken in keiner Weise an das<br />
kommende Osterfest.<br />
Auf welche Stellen in der Matthäus-Passion<br />
freuen Sie sich besonders?<br />
■ Auf die Alt-Arie mit der Solovioline »Erbarme<br />
dich«, die nach der Verleugnungs-Szene<br />
des Jüngers Petrus erscheint. Sie ist sicher<br />
eines der bewegendsten Stücke der Passion<br />
und einer ihrer vielen großen Höhepunkte.<br />
Glauben Sie, dass <strong>Stuttgart</strong> inzwischen eine<br />
Bachstadt ist?<br />
F O R U M B A C H A K A D E M I E 79<br />
■ Hans Grischkat hat hier in der Stiftskirche<br />
eine Gesamtaufführung sämtlicher Bachkantaten<br />
gemacht, längst vor meiner Zeit, und ich<br />
habe damals als Student diese Aufführungen<br />
gehört und die Kantaten lieben gelernt. Und<br />
natürlich hat die Gründung der <strong>Bachakademie</strong>,<br />
meine eigene und unsere gemeinsame Arbeit<br />
den Kreis der Liebhaber von Johann Sebastian<br />
Bach hier in <strong>Stuttgart</strong> vergrößert und das Wissen<br />
um das Bachsche Werk bereichert. Denken<br />
wir weiterhin an die Reihe »Bach vokal« von<br />
Stiftskantor Kay Johannsen oder künftige Vorhaben<br />
der <strong>Bachakademie</strong> wie die »Sichten auf<br />
Bach« im Musikfest und das Schülertanzprojekt<br />
»Bach bewegt!« – Also, man kann <strong>Stuttgart</strong><br />
schon eine Bachstadt nennen!<br />
Am 16. März werden Sie in der Musikhochschule<br />
zusammen mit Hanspeter Krellmann<br />
und dem Bärenreiter Verlag Ihr neuestes Buchprojekt<br />
»Ein Leben mit Bach« vorstellen.<br />
Worum geht es in dieser Veröffentlichung?<br />
■ Dieses neue Buch beruht auf Gesprächen,<br />
die ich mit dem Musikwissenschaftler Doktor<br />
Hanspeter Krellmann geführt habe. Er hat<br />
mich zu den unterschiedlichsten Ansätzen meiner<br />
Arbeit befragt, ich habe darauf geantwortet<br />
und versucht, viele der grundsätzlichen<br />
Überlegungen darzustellen, die meine Arbeit<br />
über die vielen Jahre bestimmt haben. Und wir<br />
haben uns sehr gut verstanden.<br />
Wir sind gespannt, lieber Herr Rilling –<br />
vielen Dank für das Gespräch.<br />
Sa, 16. März 2013,<br />
16 Uhr<br />
Kammermusiksaal<br />
der Musikhochschule<br />
Buch-Präsentation<br />
»Helmuth Rilling.<br />
Ein Leben mit Bach.«<br />
(Bärenreiter/Henschel)<br />
Mit Helmuth Rilling<br />
Dr. Hanspeter Krellmann<br />
Dr. Michael Gassmann<br />
Im Anschluss Umtrunk<br />
im Foyer und Signierstunde<br />
Helmuth Rilling<br />
■ ■ ■<br />
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