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„Die Farm“ - BAG UB eV

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<strong>„Die</strong> <strong>Farm“</strong><br />

- eine Beschäftigungsmöglichkeit von Menschen mit<br />

herausforderndem Verhalten in den Schwarzacher<br />

Werkstätten der Johannes Anstalten Mosbach<br />

Ein Erfahrungsbericht im Rahmen des Forums Übergang Schule-Beruf<br />

der Bundesarbeitsgemeinschaft für Unterstützte Beschäftigung – <strong>BAG</strong> <strong>UB</strong><br />

Rüdiger Pluschek und Michael Allespach-Vokuhl<br />

Der Auftrag der Farm<br />

Der Auftrag der Farm besteht in der Förderung und Beschäftigung von Menschen mit herausforderndem<br />

Verhalten, die ungern in größeren Arbeitsgruppen arbeiten möchten. Die<br />

aber auch bei anderen Beschäftigten aufgrund ihres Verhaltens auf Ablehnung stoßen und in<br />

einem Gruppenverband nicht akzeptiert werden.<br />

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Was ist die Farm<br />

Die Farm ist ein Holzblockhaus in der freien Natur. Die Grundfläche beträgt ca. 70m², weiterhin<br />

gehören zum Haus ca. 500m² Garten- und Grünfläche, die bepflanzt werden. Es findet<br />

z.B. Salat- oder Kartoffelanbau statt. Das Areal befindet sich einige Gehminuten von den<br />

Wohnhäusern des Schwarzacher Hofes der Johannes Anstalten entfernt.<br />

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Die Geschichte der Farm<br />

Mitte der achtziger Jahre entstanden auf dem Schwarzacher Hof die ersten Ideen, für Heimbewohner,<br />

die aufgrund ihrer schweren Verhaltensauffälligkeiten wie Selbst- und Fremdaggression<br />

an keinem Arbeits- und Beschäftigungsangebot teilnehmen, grobmotorische Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

zu entwickeln.<br />

Es wurden einfache alltägliche Tätigkeiten, wie Transporte von Wäschesäcken und Altglas,<br />

einfache Gartenarbeiten sowie Arbeiten mit Holz geplant und durchgeführt.<br />

Darauf aufbauend wurde mit der Einweihung des Farmhauses 1993, das Farmprojekt als ein<br />

Förderprogramm zur körperlichen Aktivierung unter Leitung des Psychologischen Dienstes<br />

auf dem Schwarzacher Hof initiiert. Ziel des Farmprojekts war es, sozial sinnvolle, grobmotorische,<br />

meist in der Natur ausgeführte Tätigkeiten, in einem ganzheitlichen natürlichen Rahmen<br />

in das Lebensumfeld der Heimbewohner zu integrieren.<br />

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Da es aber an Angeboten fehlte, die das Begonnene fortsetzen konnten, entwickelte sich<br />

das Projekt, an dem zahlreiche behinderte Menschen teilhaben sollten, zu einer Dauerarbeitsgruppe.<br />

Es stand nun nicht mehr der therapeutische Gedanke im Vordergrund, sondern<br />

die Notwendigkeit, Bewohnern auf Dauer Arbeitsplätze im Freien, mit sinnvoller, körperlich<br />

auslastender Tätigkeit etc., anzubieten.<br />

Ab September 1996 wurde das Farmprojekt den Werkstätten zugeordnet. Neben dem Erhalt<br />

der wesentlichen konzeptionellen Inhalte des Farmprojektes, erfuhr das Farmangebot eine<br />

personelle Erweiterung, um dem wachsenden Bedarf nach körperlich auslastenden Angeboten<br />

gerecht werden zu können. So wurde die Zahl der eingesetzten Mitarbeiter und damit<br />

verbunden, die der aufgenommenen Bewohner erhöht. Beschäftigte der Farm haben jederzeit<br />

die Möglichkeit, auf einen anderen Arbeitsplatz in der Werkstatt zu wechseln.<br />

Für die Werkstätten bedeutete die Übernahme der Farm eine Erweiterung der Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

hinsichtlich geeigneter grobmotorischer Arbeitsangebote für Beschäftigte<br />

mit guten grobmotorischen Fähigkeiten und einem starken Bewegungsdrang und/ oder mit<br />

massiven Verhaltensauffälligkeiten.<br />

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Zielsetzung der Farm<br />

Im Rahmen der Gesamtzielsetzung der Werkstatt werden mit dem Farmangebot insbesondere<br />

folgende Ziele angestrebt:<br />

den guten grobmotrischen Fähigkeiten bzw. dem starken Bewegungsdrang von Beschäftigten<br />

durch gezielte, körperlich auslastende arbeits- und persönlichkeitsfördernde<br />

Angebote, die meist in der Natur durchgeführt werden, gerecht werden.<br />

Der Abbau von Verhaltensauffälligkeiten und die Verbesserung der sozialen Handlungskompetenzen<br />

soll durch gezielte arbeits- und persönlichkeitsfördernde Gruppen-<br />

und Einzelangebote erreicht werden.<br />

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Personenkreis<br />

Der Personenkreis, der in der Farm gefördert und betreut wird, muß zwei Grundvoraussetzungen<br />

erfüllen. Er muß grobmotorische Voraussetzungen mitbringen (gehen, laufen, etwas<br />

tragen können) und er muß einen starken Bewegungsdrang haben. Es geht also dort nicht<br />

um den Menschen mit herausforderndem Verhalten, der keinen Bewegungsdrang besitzt,<br />

den man ab und zu in der Schneidersitz-Haltung verharren sieht.<br />

Über die Menschen, die in der Farm betreut werden, kursieren unterschiedliche Begrifflichkeiten,<br />

man spricht von Verhaltensstörungen, von Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten<br />

und von Menschen mit herausforderndem Verhalten oder z.B. von Menschen mit festgefahrenem<br />

Verhalten. Termini, wie Störungen, Verhaltensprobleme, emotionale Probleme o.ä.<br />

kennzeichnen nur einen kleinen Ausschnitt der Problematik, nämlich die wahrnehmbare oder<br />

interpretierbare Symtomatik, die Menschen mit festgefahrenem Verhalten an den Tag legen.<br />

Aber es ist mehr, die ganze Person und die Beziehung zu anderen Personen und Dingen,<br />

die Beziehung zum sozialen Umfeld ist festgefahren.<br />

Da sich aber die Arbeit in der Farm sehr stark am Verhalten der dort beschäftigten Menschen<br />

orientiert, soll das Verhalten in groben Zügen beschrieben werden. Wir verstehen unter<br />

festgefahrenem Verhalten, das Schlagen, Beißen und Kratzen anderer Personen und von<br />

sich selbst, die gestörte oder verminderte Möglichkeit zur Kontaktaufnahme, die Antriebslosigkeit<br />

und die Unfähigkeit körperliche Möglichkeiten umzusetzen, das Schaukeln mit dem<br />

Oberkörper, das Brummen und z.B. das Wedeln mit den Armen.<br />

Das Verhalten zeigt sich auch darin, daß das Wahrnehmungs- und Kommunikationsvermögen<br />

gravierende Defizite aufweist. Hände können nicht immer gezielt eingesetzt werden,<br />

bewußtes Greifen, Festhalten oder Loslassen geht mit Schwierigkeiten einher.<br />

Diese Defizitbeschreibung soll nicht weiter ausgeführt werden, denn bei solch einer Charakterisierung<br />

geht verloren, daß diese Menschen Motivationsmöglichkeiten in sich verbergen,<br />

daß sie ganz tolle Charaktereigenschaften und individuelle Fähigkeiten besitzen, die sie von<br />

Menschen, die weniger häufig ein festgefahrenes Verhalten zeigen, nicht unterscheidet. Eine<br />

solche Auflistung ist für die Arbeit mit diesen Menschen auch nicht dienlich. Sie ist hier lediglich<br />

genannt, um auf die Herausforderung hinzuweisen, der sich die Mitarbeiter in der Farm<br />

täglich stellen müssen. Wir sehen diese Menschen auch nicht als Provokateure, die uns und<br />

andere zur Verzweiflung bringen wollen, sondern als Menschen die Unterstützung benötigen,<br />

damit ihre festgefahrene Entwicklung wieder in Gang kommt.<br />

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Im Farmprojekt gehen wir davon aus, daß das Verhalten teilweise dadurch gezeigt wird, daß<br />

ein Bewegungsmangel bei den betreffenden Personen vorhanden ist. Es ist daher eine Notwendigkeit,<br />

grobmotorische Aktivitäten in das tägliche Geschehen einzubinden, denn Bewegungsdefizite<br />

führen zur Untererregung des Organismus. Diese Untererregung wiederum<br />

wird dann kompensiert in dem ein Ausgleich geschaffen wird in Form von Unruhe, Selbst-<br />

und Fremdaggression oder z.B. Stereotypien.<br />

Organisation und Struktur<br />

Die Farm ist ein Arbeitsangebot der Schwarzacher Werkstätten und beschäftigt Heimbewohner<br />

aus dem Berufsbildungs- und Arbeitsbereich. In der Farm gibt es zur Zeit drei Arbeitsgruppen<br />

mit insgesamt 11 Arbeitsplätzen.<br />

Durch die Befristung von Arbeitsplätzen kann eine Durchlässigkeit zu anderen Gruppen der<br />

Werkstatt gewährleistet werden. Umsetzungen werden in kooperativer Weise im Rahmen<br />

des üblichen Verfahrens innerhalb der Werkstatt durchgeführt.<br />

Arbeitsinhalte des Farmangebotes<br />

Basierend auf den allgemeinen Arbeitsinhalten der Werkstätten sollen die o.g. Ziele durch<br />

arbeits- und persönlichkeitsfördernde Gruppen- und Einzelangebote verwirklicht werden.<br />

Insbesondere bietet die Farm für Beschäftigte der Werkstätten grobmotorische Angebote im<br />

Freien an. Desweiteren werden saison- bzw. projektbezogene Angebote durchgeführt.<br />

Die arbeitsfördernden Gruppenangebote der Farm lassen sich schwerpunktmäßig in Arbeitsangebote<br />

(produktorientiert, z.T. traditionelle Werkstatt-Arbeiten) und Kreativangebote (gestalterisch,<br />

produktorientiert) unterteilen.<br />

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Arbeitsangebote<br />

► Anlegen des Geländes um das Farmhaus<br />

- Beete und Mauern erstellen<br />

- Anlegen von Beeten und Wegen<br />

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► Arbeiten in Garten und Feld, unterteilt in:<br />

- Umgang mit verschiedenen Geräten (Schaufel, Hacke, Rechen u.ä.)<br />

- Pflege eines Komposthaufens<br />

- Bodenverbesserung mit Komposterde und Mist<br />

- Versorgen und Pflege der Beete und Pflanzen<br />

- Ernten der Früchte und Verarbeitung<br />

- Herstellung von Apfelsaft<br />

- Besorgen und Verarbeitung von Brennholz<br />

- Sammeln von natürlichem Bastelmaterial<br />

- Holzarbeiten<br />

- Transportarbeiten und Botengänge<br />

- Montage- und Verpackungsarbeiten<br />

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► Kreativangebote<br />

- Weidenschneiden und flechten<br />

- Werken<br />

- Weben<br />

- Drucken<br />

- Seidentuchmalerei u.ä.<br />

► Persönlichkeitsfördernde Angebote<br />

- Kochen und Backen<br />

- Getreide mahlen und Brot backen<br />

- Trocknen und Einkochen von Früchten<br />

- Wochenanfang<br />

- Sport/ Schwimmen<br />

- Sauna<br />

- Laufgruppe<br />

- Raumgestaltung<br />

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► Arbeits- und persönlichkeitsfördernde individuelle Einzelangebote<br />

Im Rahmen der genannten Angebote soll eine gezielte individuelle Einzelförderung jedes<br />

Beschäftigten durchgeführt werden. Hierzu gehören das Erstellen eines zielgerichteten individuellen<br />

Verlaufsplans und eine Dokumentation sowie eine Reflexion der durchgeführten<br />

Maßnahmen.<br />

Internet: http://www.jamos.de/be/foerd.html<br />

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