Prognose von Lebenszykluskosten bei Hotelimmobilien
Prognose von Lebenszykluskosten bei Hotelimmobilien
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Zusammenfassung<br />
Diplomar<strong>bei</strong>t<br />
Bleifuß – <strong>Prognose</strong> <strong>von</strong> <strong>Lebenszykluskosten</strong> <strong>bei</strong> <strong>Hotelimmobilien</strong><br />
Lehrstuhl für Bauprozessmanagement<br />
und Immobilienentwicklung<br />
Univ. - Prof. Dr.- Ing. Josef Zimmermann<br />
<strong>Prognose</strong> <strong>von</strong> <strong>Lebenszykluskosten</strong> <strong>bei</strong> <strong>Hotelimmobilien</strong><br />
Mariana Bleifuß<br />
Die Motivation dieser Ar<strong>bei</strong>t ergibt sich aus der schwierigen Prognostizierbarkeit <strong>von</strong> Kosten, da<br />
diese stets über Modelle und Annahmen abgeschätzt werden müssen. Da das nachhaltige Bauen<br />
eine ganzheitliche, effektive und wirtschaftliche Denkweise erfordert, bezieht sich diese Ar<strong>bei</strong>t<br />
auf den gesamten Immobilienlebenszyklus und den darin anfallenden <strong>Lebenszykluskosten</strong>.<br />
Um die Thematik <strong>bei</strong>spielhaft darzustellen, werden die <strong>Lebenszykluskosten</strong> bezüglich der Spezialimmobilie<br />
Hotel untersucht. Diese hat in der Immobilienbranche ein Alleinstellungsmerkmal, da<br />
insbesondere der gastgewerbliche, personalintensive und qualitätsorientierte Funktionsbetrieb,<br />
der unter anderem intensive Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen im Bereich der<br />
FF&Es erfordert, optimal ablaufen muss, um die Kundenwünsche und Erwartungen zu erfüllen<br />
und somit langfristig die Nachfrage aufrecht zu erhalten.<br />
Die Kosten, die während der Lebensdauer einer Immobilie auftreten, werden anhand der normativen<br />
Verweise vorgestellt und die Unterschiede in der Begriffsverwendung aufgezeigt. Da eine<br />
starke Uneinheitlichkeit vorliegt, folgt eine vom Verfasser eigene gewählte Untergliederung. Bei<br />
der Untergliederung der <strong>Lebenszykluskosten</strong> ergeben sich zusätzlich zu der zeitlichen Strukturierung<br />
in Erst- und Folgekosten in Abhängigkeit ihrer Verwendung im Wesentlichen zwei Kostengruppen:<br />
die Gesamtinvestitions- und die Betriebskosten. Unter Gesamtinvestitionskosten versteht<br />
der Verfasser nicht nur die Kosten, die in der Immobilienwirtschaft während der<br />
Immobilienprojektent- und abwicklung entstehen, sondern im Zusammenhang mit der bilanziellen<br />
Erfassung alle Kosten, die das Anlagevermögen des Investors erhöhen und aktivierungspflichtig<br />
sind. Darunter zählen Kosten für zusätzliche Instandsetzungen, Verbesserungen, Modernisierungen<br />
und Revitalisierungen. Bei einer ganzheitlichen Investitionsentscheidung müssen die Gesamtheit<br />
der Auszahlungen einer Variante betrachtet werden, um im Vergleich zu anderen Varianten<br />
die Investition mit der größten Nutzenmaximierung herauszufinden. Die Gebäudenutzungskosten<br />
lassen sich in die Verbrauchskosten und Kosten für Erhaltungsmaßnahmen strukturieren.<br />
Die Verbrauchkosten fassen die Kosten zusammen, die durch den Konsum <strong>von</strong> Ressourcen<br />
anfallen und somit stark <strong>von</strong> dem Verbrauch des Kunden abhängig sind. Bei einer weiteren<br />
Strukturierung der Kosten für Erhaltungsmaßnahmen werden diese in Kosten für Substanzerhaltungs-<br />
und Nutzungserhaltungsmaßnahmen eingeteilt. So ist es möglich die kostenverursachenden<br />
Handlungen, die indirekt vom Kunden beeinflusst werden, neben der materiellen Abnutzung<br />
auch der immateriellen Abnutzung zuzuweisen. Zusätzlich zu der Strukturierung der Kosten wird<br />
in dieser Ar<strong>bei</strong>t herausgear<strong>bei</strong>tet, welche Kosten vom Investor, Eigentümer oder Betreiber übernommen<br />
werden müssen und wie die bilanzielle Bewertung ausschaut. Insbesondere <strong>bei</strong> den<br />
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Lehrstuhl für Bauprozessmanagement<br />
und Immobilienentwicklung<br />
Univ. - Prof. Dr.- Ing. Josef Zimmermann<br />
Instandhaltungsmaßnahmen ist diese Unterscheidung erforderlich, da differenziert werden muss,<br />
welche Aufwendungen <strong>bei</strong> der Bilanzierung sofort und welche als Abschreibungen geltend gemacht<br />
werden müssen. Dies stellt speziell für den Investor im Bezug auf Gewinnminderung und<br />
Steuervorteile eine interessante Betrachtungsweise dar.<br />
Für einen optimal abgestimmten Funktionsbetrieb muss auch der im Hintergrund des Funktionsbetriebs<br />
ablaufende Objektbetrieb einwandfrei funktionieren. Um schon in der Planungsphase<br />
diese zwei Bereiche zusammen zu analysieren, werden technische Optionen – Außenwand,<br />
Dach und TGA-Anlagen – in Systematiken aufgegliedert in einem Baumdiagramm aufgezeigt. Mit<br />
dieser Strukturierung ist es möglich innerhalb der gleichen baukonstruktiven und gebäudetechnischen<br />
Thematik verschiedene Optionen aufzuzeigen. Um die Optionen miteinander vergleichen<br />
zu können, werden Operationalisierungsschritte definiert, mit denen die Bestimmung der Eigenschaften<br />
anhand spezieller Merkmale eindeutig möglich ist.<br />
Bei der Modellentwicklung zur Bestimmung der <strong>Lebenszykluskosten</strong> werden die Grundüberlegungen<br />
eines Raumbuchs übernommen und eine Standardraumstruktur entwickelt, die in Abhängigkeit<br />
der Nutzung spezielle Anforderungen an die technischen Komponenten hat. Durch die<br />
individuelle Nutzung der einzelnen Räume werden unterschiedliche Flächenarten bestimmt, die<br />
typisch für ein bestimmtes Gebäude – in dieser Ausar<strong>bei</strong>tung eine Hotelimmobile – sind. Für die<br />
Generierung <strong>von</strong> Standardraumstrukturen werden Prämissen vorgegeben sowie eine Prozessfolge<br />
definiert. Mit der Kenntnis über die Kosten sowie den Erhaltungsmaßnahmen und dem Ressourcenverbrauch<br />
zu jeder technischen Komponente, können in Abhängigkeit der Größe der<br />
Raumstruktur die individuellen <strong>Lebenszykluskosten</strong> berechnet werden. Die Berücksichtigung der<br />
individuellen Raumabmessungen ist möglich, da die einzelnen technischen Komponenten <strong>von</strong><br />
den geometrischen Abmessungen der betrachteten Raumstruktur abhängig sind. Mit Hilfe der<br />
Modellrechnung, die auf der Verwendung <strong>von</strong> Standardraumstrukturen beruht, werden demnach<br />
gebäudeindividuelle <strong>Lebenszykluskosten</strong> ermittelt. Durch die Anzeige der Kosten auf einer Zeitachse<br />
kann der Investor <strong>bei</strong> dem Vergleich zweier Optionen monetäre Unterschiede herauslesen<br />
und womöglich seine Investitionsentscheidung wirtschaftlich begründen.<br />
Abschließend erfolgt eine kritische Bewertung des Modells und der Anwendung der Kapitalwert-<br />
sowie Kostenvergleichsmethode, die als Berechnungsverfahren <strong>bei</strong> Investitionsentscheidungen<br />
angewendet werden. Da<strong>bei</strong> wird ersichtlich, dass speziell die Berücksichtigung der Preissteigerungsindizes,<br />
die Anwendung eines bestimmten Kapitalzinssatzes und die Betrachtung des gesamten<br />
Immobilienlebenszyklus Unsicherheiten bergen, die die Aussagekraft des berechneten<br />
Barwertes minimieren. Diese angesprochenen Kriterien müssen im Rahmen weiterer Forschungen<br />
sowie unter Einbeziehung <strong>von</strong> Investitionsexperten detaillierter betrachtet und analysiert<br />
werden.<br />
Um eine ganzheitliche Investitionsentscheidung treffen zu können, müssen zusätzlich zu den<br />
Auszahlungen die Einzahlungen berücksichtigt werden. Mit diesen Angaben kann der Cash-Flow<br />
einer Immobilie und unter Berücksichtigung der umlagefähigen Kosten der erzielbare Jahresreinertrag<br />
berechnet werden. Somit kann diese Ar<strong>bei</strong>t als Basis verwendet werden, um letztendlich<br />
den Ertragswert einer Immobilie zu berechnen und folglich eine ganzheitliche Immobilienbewertung<br />
durchzuführen.<br />
Bleifuß – <strong>Prognose</strong> <strong>von</strong> <strong>Lebenszykluskosten</strong> <strong>bei</strong> <strong>Hotelimmobilien</strong><br />
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