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Wie wir wurden, was wir sind - ErzieherIn.de

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Integration Inklusion<br />

… heißt: aus verschie<strong>de</strong>nen teilen ein ganzes wie<strong>de</strong>r herzustellen.<br />

… unterschei<strong>de</strong>t zwischen Kin<strong>de</strong>rn mit beson<strong>de</strong>ren Bedürfnissen/Behin<strong>de</strong>rung<br />

und Kin<strong>de</strong>rn ohne Behin<strong>de</strong>rung.<br />

… braucht Fachkräfte mit son<strong>de</strong>rpädagogischen und heilpädagogischen<br />

Spezialkenntnissen, die Kin<strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rn und behan<strong>de</strong>ln.<br />

… stellt beson<strong>de</strong>re ressourcen für Kin<strong>de</strong>r mit Behin<strong>de</strong>rung<br />

bereit, damit diese in „normalen“ Institutionen leben und lernen<br />

können.<br />

… unterschei<strong>de</strong>t auf rechtlicher und administrativer ebene zwischen<br />

Kin<strong>de</strong>rn mit Behin<strong>de</strong>rung (SgB Ix) und Kin<strong>de</strong>rn ohne<br />

Behin<strong>de</strong>rung (SgB xIII).<br />

… betrachtet Kin<strong>de</strong>r mit Behin<strong>de</strong>rung als objekte von Hilfen<br />

und För<strong>de</strong>rung.<br />

gik? Was ist Integration?“ Milani Comparetti weist darauf<br />

hin, dass ein Kind sich nur dann aufbaut, wenn es<br />

dies auch selbst will. Fehlt ein solcher Wille, so gibt es<br />

kein Mittel, die Entwicklung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s voranzutreiben.<br />

Keine einzige Übung vermag das zu leisten. Im<br />

Gegenteil: Er betont, dass isoliertes Üben die sicherste<br />

Metho<strong>de</strong> sei, <strong>de</strong>n Wunsch <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s, sich selbst aufzubauen,<br />

zu zerstören. An die Stelle solcher Übungen<br />

müsse die Erfahrung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s treten. Damit <strong>sind</strong><br />

Vorschläge gemeint, die innerhalb seiner emotionalen<br />

Beziehungen angesie<strong>de</strong>lt <strong>sind</strong> und infolge <strong>de</strong>ssen für<br />

das Kind be<strong>de</strong>utsam wer<strong>de</strong>n. Der Erfolg von Therapie<br />

und För<strong>de</strong>rung im Alltag misst sich nur am Aufbau<br />

<strong>de</strong>r Autonomie eines Kin<strong>de</strong>s. Es gibt keinen einzigen<br />

Beweis, dass eine isolierte therapeutische Intervention<br />

die Entwicklung eines Kin<strong>de</strong>s vorangebracht hätte.<br />

Rechtliche Grundlagen – getrenntes Denken<br />

Strukturell ist Integration in <strong>de</strong>n 1980er­Jahren noch<br />

nicht vorgesehen. Die integrative Kita muss als Jugendhilfeeinrichtung<br />

einerseits und teilstationäre Einrichtung<br />

an<strong>de</strong>rerseits geführt wer<strong>de</strong>n. Zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />

Abrechnungsformen, zwei verschie<strong>de</strong>ne Trägerschaften,<br />

zwei verschie<strong>de</strong>ne rechtliche Grundlagen – also<br />

getrenntes Denken.<br />

Ein kleiner Blick in unser Schulsystem: Grundschulen<br />

und neun (!) verschie<strong>de</strong>ne För<strong>de</strong>rschularten<br />

hat das staatliche Schulsystem zu bieten. In Frankfurt<br />

und auch an an<strong>de</strong>ren Standorten konnte <strong>de</strong>r gemein­<br />

Kontext<br />

InKluSIon StAtt IntegrAtIon!?<br />

… heißt: teilung nicht entstehen zu lassen; einschließen.<br />

… geht von <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten und individuellen Bedürfnissen<br />

je<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s aus und <strong>de</strong>r unteilbarkeit heterogener gruppen.<br />

… braucht multiprofessionelle teams, die im gemeinsamen<br />

Dialog ihre jeweiligen fachlichen Perspektiven austauschen.<br />

Hierarchien einzelner Berufsstän<strong>de</strong> gibt es nicht.<br />

… stellt ressourcen für die gesamte Institution bereit, damit<br />

diese mit heterogenen gruppen angemessen arbeiten kann.<br />

… übernimmt selbstverständlich alle rechte für alle Menschen.<br />

… betrachtet alle Kin<strong>de</strong>r als Akteure ihrer entwicklung und<br />

träger von rechten.<br />

… ist notwendig, so lange Separation eher <strong>de</strong>r normalfall ist. … be<strong>de</strong>utet: Die gemeinsamkeit aller Kin<strong>de</strong>r ist normal.<br />

same Unterricht als Mo<strong>de</strong>llvorhaben En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 1980er­<br />

Jahre begonnen wer<strong>de</strong>n. Integration ist zu dieser Zeit<br />

die Einglie<strong>de</strong>rung behin<strong>de</strong>rter Kin<strong>de</strong>r in Einrichtungen<br />

und Institutionen, die eher auf „Normalität“ eingestellt<br />

<strong>sind</strong>.<br />

Blick noch weiter zurück<br />

<strong>Wie</strong> kommt es zu dieser Situation, die an<strong>de</strong>ren europäischen<br />

Län<strong>de</strong>rn, z. B. Skandinavien o<strong>de</strong>r Italien,<br />

eher fremd ist? Ein historischer Exkurs in die <strong>de</strong>utsche<br />

Geschichte hilft weiter. Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>wir</strong>d – beruhend<br />

auf <strong>de</strong>m sogenannten Sozialdarwinismus – folgen<strong>de</strong><br />

Vorstellung von Wissenschaftlern vertreten:<br />

Dem Prinzip <strong>de</strong>r Auslese <strong>de</strong>r Stärksten durch <strong>de</strong>n Daseinskampf<br />

soll auch in <strong>de</strong>r Gesellschaft wie<strong>de</strong>r Geltung<br />

verschafft wer<strong>de</strong>n. Dies <strong>wir</strong>d nach damaliger<br />

Auffassung durch zwei Umstän<strong>de</strong> außer Kraft gesetzt:<br />

<strong>de</strong>m Krieg, <strong>de</strong>m die mutigsten und stärksten Männer<br />

zum Opfer fallen sowie <strong>de</strong>m Fürsorgewesen und <strong>de</strong>r<br />

Medizin, die die Schwächsten am Leben erhalten. So<br />

entsteht die Vorstellung vom Überschwemmen <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft durch so genannte Min<strong>de</strong>rwertige. Bereits<br />

vor <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg wur<strong>de</strong> ein Programm entwickelt,<br />

das Eugenik genannt <strong>wir</strong>d. Die Wissenschaftler<br />

for<strong>de</strong>rn damals schon, Menschen mit min<strong>de</strong>rwertigen<br />

Erbanlagen von <strong>de</strong>r Fortpflanzung auszuschließen.<br />

Im Jahr 1933 ist alles wohl vorbereitet. In <strong>de</strong>r<br />

Begründung <strong>de</strong>s totalen Ausschlusses gibt es eigentlich<br />

keine Verän<strong>de</strong>rungen im Übergang von <strong>de</strong>r vor­<br />

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