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Den Escher Magazine de la Ville d'Esch-sur-Alzette

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04<br />

Esch haut a moar<br />

Vor wenigen Tagen war es soweit. Der südliche Bahnsteig<br />

<strong>de</strong>s Bahnhofs „Belval Université“ wur<strong>de</strong> am 9. November<br />

nach dreijähriger Bauzeit für Publikum und Zugbenutzer<br />

geöffnet. Das Gebäu<strong>de</strong>, vom <strong>Escher</strong> Architekt Jim Clemes<br />

und seinem Team als Eingangsportal für das gesamte<br />

Viertel entworfen, ist so außergewöhnlich und wun<strong>de</strong>rsam,<br />

dass man wetten möchte, dass sich dafür im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Zeit ein ganz beson<strong>de</strong>rer Kosename fin<strong>de</strong>t.<br />

Bei <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt es sich um eine etwa<br />

120 Meter <strong>la</strong>nge, gekrümmte Betonp<strong>la</strong>ttform, die auf 16<br />

Stützen über <strong>de</strong>n Gleisen schwebt. Die Reisen<strong>de</strong>n steigen<br />

von <strong>de</strong>n Quais über Treppen auf die P<strong>la</strong>ttform (später<br />

kommen Rolltreppen und ein Panoramaufzug hinzu), von<br />

dort erreichen sie über zwei Fußgängerbrücken die<br />

Rockhalle und das Belval P<strong>la</strong>za 1 mit seinen Geschäften<br />

und Kinos. In einigen Monaten wird sich vor <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong><br />

ein Busbahnhof und ein ‚Parc and Ri<strong>de</strong>’-Parkp<strong>la</strong>tz mit<br />

1600 Stellplätzen erstrecken.<br />

Die Halle wird einen offenen Durchgangsraum<br />

schaffen, <strong>de</strong>r Passanten und Zugbenutzern als Tor zu<br />

Belval dient. Als Herzstück <strong>de</strong>r Stadtentwicklung haben<br />

Bahnhöfe schon immer ihren Vierteln Charakter gegeben. In<br />

Belval schafft <strong>de</strong>r Bahnhof darüber hinaus einen Zusammenhang,<br />

<strong>de</strong>r große Emotionen verspricht.<br />

Der Innenraum <strong>de</strong>s Bahnhofs ist an <strong>de</strong>n Seiten bis zu<br />

einer Höhe von etwa 3 Metern komplett verg<strong>la</strong>st, was<br />

ungewohnte Ausblicke auf das südlich sich erstrecken<strong>de</strong><br />

französische Grenzgebiet, auf die Rückseite <strong>de</strong>r Rockhalle<br />

o<strong>de</strong>r auf das Industriegebiet von ArcelorMittal eröffnet.<br />

Über dieser durchgängigen Fensterfront spannen sich 32<br />

Stahlbögen, auf <strong>de</strong>nen P<strong>la</strong>stikfolien als Dachbespannung<br />

angebracht sind, die <strong>de</strong>m gesamten Ensemble seine<br />

eigentümliche raupenähnliche Erscheinung geben. Über<br />

einen Kompressor wer<strong>de</strong>n die Zwischenräume zwischen<br />

<strong>de</strong>n insgesamt drei Folien wie Luftkissen aufgeb<strong>la</strong>sen,<br />

womit die Folien auf mehr o<strong>de</strong>r weniger Abstand voneinan<strong>de</strong>r<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Über <strong>de</strong>n Abstand <strong>de</strong>r P<strong>la</strong>stikfolien erreicht man durch<br />

eine überraschend einfache Vorkehrung die Verschattung<br />

<strong>de</strong>s Innenraumes: Auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n äußeren P<strong>la</strong>stikfolien ist<br />

ein versetztes, karo-förmiges Muster aufgedruckt. Wenn<br />

nun die Folien weit genug voneinan<strong>de</strong>r entfernt sind<br />

(dadurch, dass die Luftkissen stärker aufgeb<strong>la</strong>sen sind),<br />

fällt Licht zwischen <strong>de</strong>n Karos hindurch in <strong>de</strong>n Innenraum.<br />

Liegen die Folien jedoch aufeinan<strong>de</strong>r, über<strong>la</strong>ppen sich die<br />

Karos und <strong>de</strong>r Raum darunter ist verdunkelt.<br />

Dieses einfache System, mit <strong>de</strong>m auch die Aufwärmung<br />

<strong>de</strong>s Innenraumes reguliert wird, wur<strong>de</strong> gemeinsam<br />

mit einem Unternehmen aus Deutsch<strong>la</strong>nd entwickelt.<br />

Ansonsten sind die schmutzabweisen<strong>de</strong>n Eigenschaften<br />

<strong>de</strong>r so genannten ETFE-Folie schon an so prestigeträchtigen<br />

Gebäu<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>m Olympiastadion in Peking und <strong>de</strong>r<br />

Allianz-Arena in München erprobt. Gegenüber einem<br />

G<strong>la</strong>sdach hat eine Folie natürlich <strong>de</strong>n Vorteil, dass sie<br />

kaum Gewicht hat, womit auch die darunter liegen<strong>de</strong><br />

Stahlkonstruktion und schließlich das gesamte, tragen<strong>de</strong><br />

Gebäu<strong>de</strong> viel leichter und weniger aufwändig gebaut<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Während die Konstruktion schon tagsüber außergewöhnlich<br />

erscheint, wird es nachts richtig spektakulär:<br />

Bei Dunkelheit sollen die Luftkissen durch längsseitig<br />

liegen<strong>de</strong> LED-Röhren in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten Farben<br />

erstrahlen. Die Raupe wird also einmal violett, einmal rot<br />

einmal b<strong>la</strong>u durch die Nacht glimmen...<br />

Richtig aufwändig wur<strong>de</strong> das Gebäu<strong>de</strong> aber aus einem<br />

an<strong>de</strong>ren Grund. Während <strong>de</strong>r gesamten Bauzeit mussten die<br />

Gleisan<strong>la</strong>gen <strong>de</strong>r ArcelorMittal, die zwischen <strong>de</strong>n Quais für<br />

die Personenzüge und <strong>de</strong>r Hinterfront <strong>de</strong>r Rockhalle<br />

eingeklemmt sind, durchgängig befahren wer<strong>de</strong>n. Auch in<br />

Zukunft wer<strong>de</strong>n hier große Güterzüge mit Stahlprodukten<br />

rangieren und manövrieren. Das be<strong>de</strong>utet, dass in geringem<br />

Abstand zur Bahnhofsan<strong>la</strong>ge Hochspannungsdrähte<br />

Die schönste Baustelle <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

Hinter <strong>de</strong>m P<strong>la</strong>za 1 und <strong>de</strong>r Rockhal ensteht in Esch/Belval ein spektakulärer Bahnhof<br />

ver<strong>la</strong>ufen. Diese spezielle Situation bringt spezielle Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

mit sich. Je<strong>de</strong>s Metallteil <strong>de</strong>s Bahnhofs,<br />

je<strong>de</strong>r Träger, je<strong>de</strong> Verankerung und je<strong>de</strong> Schraube musste<br />

geer<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, was in dieser Form ziemlich einmalig ist.<br />

Einmalig ist auch, dass die Errichtung <strong>de</strong>s Bahnhofs<br />

„Belval Université“ einen Gelän<strong>de</strong>tausch mit Frankreich<br />

notwendig machte. Die Grenze zu Frankreich wur<strong>de</strong> einige<br />

Meter nach Sü<strong>de</strong>n verschoben, um P<strong>la</strong>tz für ein zusätzliches<br />

Gleis auf Luxemburger Territorium zu schaffen. Der<br />

Bahnhof liegt trotz<strong>de</strong>m praktisch auf <strong>de</strong>r Grenze und<br />

verbin<strong>de</strong>t die bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r auch physisch. Die große<br />

Frage, die sich jetzt stellt, ist natürlich, was auf <strong>de</strong>r<br />

französischen Seite passieren wird. Während in Luxemburg<br />

ein hochmo<strong>de</strong>rner Stadtteil entsteht, erstrecken sich<br />

auf französischer Seite noch die Wiesen. Der französische<br />

Präsi<strong>de</strong>nt stellte vor kurzem bei einem Besuch in Lothringen<br />

die Errichtung einer „Ecocité“ gegenüber von Belval in<br />

Aussicht. Dann wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bahnhof tatsächlich eine<br />

zentrale Position einnehmen.<br />

Doch auch so ist das futuristische Gebäu<strong>de</strong>, in das die<br />

CFL 43 Millionen Euro investiert haben, schon für 32.000<br />

Menschen pro Tag angelegt. Geschätzte 51.000 Arbeitsstun<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong>n übrigens beim Bau geleistet und bis<strong>la</strong>ng<br />

hat es keinen einzigen Arbeitsunfall gegeben!<br />

Jim Clemes, Architekt<br />

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