Einführung in die Technik Von Nahlappenplastiken - Ethicon

Einführung in die Technik der Nahlappenplastik
Vorwort
Plastische Operationen wurden bereits im 8. Jh. v. Chr. in brahmanischen Texten z.B. im „Ayurveda“
„Buch des langen Lebens“ beschrieben, lange bevor Alexander der Große während seines Feldzuges
nach Indien 327 v. Chr. mit seinem Heer den Indus erreichte.
Etwa im 2. Jh. n. Chr. wurden durch Susruta alle ihm bis dahin bekannten medizinischen
Beschreibungen gesammelt und in einem Werk zusammengefaßt. Es ist bekannt, daß die Chirurgie in
Indien zu dieser Zeit bereits hoch entwickelt war. In diesen Schriften werden erstmalig Operationen
beschrieben, wie die operative Behandlung des grauen Stars und plastische Operationen wie
Cheiloplastiken, Otoplastiken und Rhinoplastiken. Letztere hatten einen eindeutigen, tragischen
Hintergrund. Zur Bestrafung bestimmter Verbrechen wurde den Delinquenten die Nase abgeschnitten.
Es ist denkbar, daß nicht nur diesen Menschen, nach Ablauf einer gewissen Zeit, sondern auch jenen,
die ihrer Nase auf andere Weise verlustig wurden, durch den geschickten Chirurgen geholfen werden
konnte, indem dieser durch die plastische Wiederherstellung der Nase durch Hautlappenplastik von
einem erheblichen sozialen Makel befreien konnte. Im „Ayurveda“ wird die Chirurgenkunst als die
erste und größte aller Heilkünste gelobt. Susruta beschreibt in seiner Sammlung das Handwerkszeug
des Chirurgen. Es besteht aus 121 Instrumenten unterschiedlichster Form, jedoch schreibt Susruta
auch: „Das beste Instrumentarium ist die Hand des Chirurgen“.
Für die Ausbildung zur operativen Medizin waren schon damals praktische Übungen vorgesehen. Es
wurde an Tierhäuten und Tierkadavern geübt. Das bei uns angewandte "pigfoot-training" an der
Schweinehaut ist also keineswegs eine neue Erfindung der experimentellen Chirurgie.
Knüpftechniken wurden an zarten Pflanzenstengeln geübt. Wundrandnekrosen durch zu festes
Knüpfen dürften nach diesen Übungen selten gewesen sein.
Diese Broschüre soll zu weiteren praktischen Übungen an Kunststoff oder Schweinehaut anleiten,
sogenannte Nahlappenplastiken zu erlernen, Methoden der Defektdeckung, die einen optisch und
funktionell befriedigenden Wundverschluß zulassen, ohne notwendig auf ein freies Transplantat
zurückgreifen zu müssen. Die Kunst des Dermatochirurgen liegt darin, das Bessere dem Guten
vorzuziehen.
Damit möchte ich Susruta folgen, der schreibt: „Der (Student), der sein Wissen nur aus Büchern hat,
ist wie ein Esel, der eine Ladung Sandelholz auf dem Rücken trägt: er fühlt ihr Gewicht, aber er kennt
nicht ihren Wert“. *)
*) Töllner, Richard; Andreas& Andreas, Verlagsbuchhandel, Salzburg 1986; Geschichte der Medizin, Band 2;5.