Ausgabe 3-2005 - Europa-Union Deutschland e.V.
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Aktuell<br />
BUNDESRAT<br />
RATIFIZIERT VERFASSUNG<br />
Nachdem am 12. Mai der Bundestag mit einer<br />
Mehrheit von rund 95 Prozent der Abgeordneten<br />
seine Zustimmung gegeben hatte,<br />
hat der Bundesrat bei nur einer Enthaltung,<br />
die vom Bundesland Mecklenburg-Vorpommern<br />
(SPD-PDS-Koalition) ausging, ebenfalls<br />
dem Ratifikationsgesetz zum Vertrag<br />
über eine Verfassung für <strong>Europa</strong> am 27. Mai<br />
zugestimmt. In Anwesenheit des ehemaligen<br />
EU-Konventspräsidenten Valéry Giscard<br />
d‘Estaing begrüßte die deutsche Länderkammer<br />
die verstärkte Einbeziehung der nationalen<br />
Parlamente in die EU-Entscheidungsprozesse.<br />
Mit der bevorstehenden Unterzeichnung<br />
des Gesetzes durch den Bundespräsidenten<br />
ist damit der EU-Verfassungsvertrag<br />
in <strong>Deutschland</strong> formell ratifiziert.<br />
EUROPAPARLAMENT<br />
HINTER BARROSO<br />
Das <strong>Europa</strong>parlament hat EU-Kommissionspräsident<br />
José Manuel Barroso den Rücken<br />
gestärkt. Ein Misstrauensantrag gegen ihn und<br />
die Kommission wurde von den großen Fraktionen<br />
scharf verurteilt. 77 europakritische Abgeordnete<br />
hatten den Antrag gestellt und eine<br />
Verbindung zwischen einer Kreuzfahrt Barrosos<br />
und der Zahlung von EU-Beihilfen an den Reeder<br />
des Schiffes vermutet. Ein konkretes Fehlverhalten<br />
Barrosos wurde damit jedoch nicht<br />
begründet. Die an Griechenland ergangenen<br />
Beihilfen wurden bereits vor Barrosos Amtsantritt<br />
bewilligt. „Es besteht keine Verbindung<br />
zwischen meinem Privatleben und der Arbeit<br />
der Kommission“, so Barroso im Parlament.<br />
CHANCENGLEICHHEIT FÜR ALLE<br />
Vielfalt ist ein positiver Wert. Diese Idee steht<br />
2007 im Zentrum des „Europäischen Jahrs der<br />
Chancengleichheit für alle“. Das Thema schlägt<br />
die EU-Kommission vor, um Diskriminierung<br />
wirksamer zu bekämpfen und Beteiligungschancen<br />
von Minderheiten zu verbessern. 13,6 Mio.<br />
Euro stehen 2006 zur Vorbereitung bereit. Ziel<br />
ist es, mit Recht, Respekt und Toleranz den Zusammenhalt<br />
der Gesellschaft zu stärken.<br />
2<br />
Kurz notiert<br />
Wahlen haben EU-Dimension<br />
Wichtige Entscheidungen<br />
auf europäischer Ebene stehen bevor<br />
Der Wille der SPD-Führung, die<br />
Bundestagswahlen ein Jahr früher,<br />
möglichst im September <strong>2005</strong>,<br />
abhalten zu lassen, hat auch eine europäische<br />
Komponente. Denn auf der<br />
Sommer-Agenda der Europäischen<br />
<strong>Union</strong> stehen Entscheidungen von<br />
weitreichender Bedeutung wie die Finanzielle<br />
Vorausschau 2007 bis 2013<br />
sowie zur Erweiterung und Nachbarschaftspolitik<br />
an. So würde eine Verschiebung<br />
des schwierigen Beschlusses<br />
zum EU-Haushalt auf den Herbst<br />
<strong>2005</strong> (oder später) die Finanzierung<br />
von forschungs- und strukturpolitischen<br />
Vorhaben zumindest für eine<br />
Interimszeit gefährden. Die Luxemburger<br />
Ratspräsidentschaft lotet gegenwärtig<br />
in Gesprächen mit den Regierungen<br />
der EU-Mitgliedstaaten die<br />
Chancen für einen Kompromiss auf<br />
dem Gipfel am 16./17. Juni in Brüssel<br />
aus. Sie hofft, dass Neuwahlen<br />
in <strong>Deutschland</strong> einen Beschluss der<br />
Staats- und Regierungschefs nicht<br />
blockieren werden.<br />
EUROPAPOLITIK IST WAHLKAMPFTHEMA<br />
Auch dort, wo <strong>Europa</strong>politik innenpolitisch<br />
umstritten ist, stellt sich die Frage<br />
nach der Entscheidungsfähigkeit und -<br />
freude der Bundesregierung. Dies ist in der<br />
Türkeifrage offensichtlich, bei der es bis<br />
zur Eröffnung von Beitrittsverhandlungen<br />
am 3. Oktober <strong>2005</strong> um die weiteren Reformfortschritte<br />
(und deren Beurteilung)<br />
geht. Die Europäische Kommission erklärte,<br />
dass sie am Fahrplan festhält. Schließlich<br />
stellt sich die Frage nach der Umsetzung<br />
von über 50 EU-Richtlinien und<br />
-Verordnungen in <strong>Deutschland</strong>, deren<br />
Fristen inzwischen abgelaufen sind. Dazu<br />
gehören die für das Funktionieren des EU-<br />
Binnenmarktes wichtigen Richtlinien zur<br />
Freisetzung genmodifizierter Organismen<br />
(GMO) in die Umwelt, zur Anerkennung<br />
beruflicher Qualifikationen, zum Betrieb<br />
elektronischer Netzwerke sowie mehrere<br />
Nichtdiskriminierungsrichtlinien. Schließlich<br />
bleibt zu hoffen, dass es auch mit der<br />
geplanten Liberalisierung des EU-Dienstleistungsmarktes<br />
zügig weitergeht. <br />
Traditionell am Himmelfahrtstag wurde in diesem Jahr der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio<br />
Ciampi mit dem Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen ausgezeichnet. Die Laudatio auf einen<br />
„vorbildlichen Europäer der ersten Stunde“ hielt Bundespräsident Horst Köhler. Zahlreiche Ehrengäste,<br />
darunter frühere Karlspreisträger wie König Juan Carlos von Spanien, waren zur festlichen<br />
Preisverleihung in das Aachener Rathaus gekommen. Bilder: Pressestelle Stadt Aachen