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Macht das Geschlecht einen Unterschied? Was männliche Erzieher

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<strong>Macht</strong> <strong>das</strong> <strong>Geschlecht</strong> <strong>einen</strong><br />

<strong>Unterschied</strong>?<br />

<strong>Was</strong> <strong>männliche</strong> <strong>Erzieher</strong> (besonders) zur<br />

Entwicklung von Jungen beitragen.<br />

Vorläufige Ergebnisse aus der „Tandem-Studie“ zu<br />

professionellem Erziehungsverhalten von Männern und<br />

Frauen<br />

Prof. Dr. Holger Brandes, Markus Andrä, Wenke Röseler, Petra Schneider-Andrich<br />

Evangelische Hochschule Dresden, apfe-Institut<br />

Ausgangspunkte<br />

Gefördert von:<br />

• Unterstellt wird, <strong>das</strong>s Männer und Frauen sich unterscheiden in der Art und<br />

Weise, was und wie sie etwas tun – wir haben aber zumal in der Pädagogik<br />

wenig Belege hierfür…<br />

• Es gibt Hinweise, <strong>das</strong>s Mütter bindungsorientierter sind und Väter<br />

herausfordernder – wir wissen aber nicht, ob sich dies in professioneller<br />

Erziehung widerspiegelt…<br />

• Annahme ist, <strong>das</strong>s Jungen für ihre Entwicklung <strong>männliche</strong> „Rollenvorbilder“<br />

benötigen – wir haben aber nur ungenaue und klischeehafte Vorstellungen von<br />

dieser Vorbildfunktion…<br />

„Ob und wie es sich auf Jungen und Mädchen auswirkt, ob ihnen ein Mann oder eine Frau als<br />

Pädagoge gegenüber steht, ist erstaunlicherweise bislang kaum untersucht worden“ (Rohrmann<br />

2006).<br />

„Insgesamt kann von einem eklatanten Mangel an Untersuchungen über den Einfluss professioneller<br />

Erziehung und Bildung durch Männer auf die Entwicklung von Kindern gesprochen werden“ (Aigner,<br />

Poscheschnik 2010).<br />

18.05.2012<br />

1


Die Tandem-Studie<br />

Die vom BMFSFJ geförderte Tandem-Studie (Nov. 2010- April<br />

2013) soll <strong>das</strong> Verhalten von <strong>männliche</strong>n und weiblichen<br />

Fachkräften im pädagogischen Alltag untersuchen und<br />

vergleichen.<br />

Hierzu wird über videografierte Interaktionen in einem quasiexperimentellen<br />

Setting (in Einzel- und Gruppensituationen) <strong>das</strong><br />

Erziehungshandeln von weiblichen und <strong>männliche</strong>n Fachkräften in<br />

Kindertagesstätten eingeschätzt und verglichen.<br />

Ergänzend werden qualitative Interviews durchgeführt sowie ein<br />

Persönlichkeitstest.<br />

Untersuchungsfragen<br />

• Unterscheiden sich <strong>Erzieher</strong>innen und <strong>Erzieher</strong> hinsichtlich<br />

pädagogisch-professioneller Kriterien in ihrem konkreten<br />

Erziehungsverhalten?<br />

• Lässt sich im professionellen Kontext die bindungs-theoretische<br />

Annahme bestätigen, <strong>das</strong>s Frauen eher bindungsorientiert<br />

interagieren und Männer herausfordernder?<br />

• Lassen sich Hinweise finden, ob und wie Fachkräfte als<br />

geschlechtliche Rollenvorbilder wirken und wie diesbezügliche<br />

Interaktionsprozesse ablaufen?<br />

• Welche Rolle spielen Arrangements und Arbeitsteilung zwischen<br />

Fachkräften bezogen auf geschlechtsspezifische Vorbildfunktionen?<br />

18.05.2012<br />

2


Standardisierte Einzelsituation - Kofferinhalt<br />

Standardisierte Situation von<br />

<strong>Erzieher</strong>in/<strong>Erzieher</strong> (n = 40/20)<br />

mit jeweils einem Kind:<br />

Zwei Koffer, mit deren Inhalt sie<br />

über ca. 20 Min. beliebig etwas<br />

machen können.<br />

Auswahl der entstandenen Objekte<br />

18.05.2012<br />

3


Auswertung<br />

• Das pädagogische Interaktionsverhalten in den Einzelsituationen<br />

wird durch ein Ratingverfahren in Hinblick auf Parameter der<br />

pädagogisch-professionellen Qualität eingeschätzt und in<br />

quantitativ auswertbare Daten überführt.<br />

• Zusätzlich wird versucht, unter dem Aspekt geschlechtsspezifischer<br />

Interaktion und <strong>Geschlecht</strong>sidentifikation<br />

Schlüsselszenen zu identifizieren und zu analysieren.<br />

• Diese Analysen werden durch die qualitative Auswertungen der<br />

Gruppenspielsituationen und der Interviews um die Perspektive<br />

der Abstimmung und des Arrangements zwischen den Fachkräften<br />

erweitert.<br />

Erste Erkenntnisse aus den Videosequenzen<br />

• Das Interaktionsverhalten in den videografierten pädagogischen<br />

Situationen ist über die <strong>Geschlecht</strong>ergrenze hinaus so vielfältig,<br />

<strong>das</strong>s generelle Aussagen zu „den Männern/<strong>Erzieher</strong>n“ oder „den<br />

Frauen/<strong>Erzieher</strong>innen“ nur mit äußerster Zurückhaltung gemacht<br />

werden können.<br />

• Die Männer untereinander wie auch die Frauen untereinander<br />

unterscheiden sich in etwa genauso stark wie die Männer von den<br />

Frauen.<br />

• Trotzdem lassen sich <strong>Unterschied</strong>e zwischen <strong>Erzieher</strong>n und<br />

<strong>Erzieher</strong>innen identifizieren und auch quantifizieren. Diese<br />

Ergebnisse sind aber nicht repräsentativ und auch nicht<br />

übertragbar auf Männer und Frauen generell.<br />

18.05.2012<br />

4


Erste Ergebnisse der Auswertung<br />

Deskriptive Auswertung der Ratingergebnisse:<br />

<strong>Unterschied</strong>e <strong>Erzieher</strong>innen – <strong>Erzieher</strong> (n = 19/19)<br />

• Einfühlsamkeit<br />

• Herausforderung<br />

• Kommunikationsinhalte<br />

• Art der Aktivität<br />

<strong>Unterschied</strong>e zwischen <strong>Erzieher</strong>n und <strong>Erzieher</strong>innen:<br />

Einfühlsamkeit<br />

Dimension (1= trifft nicht zu, 5= trifft sehr zu) Frauen - Durchschnitt Männer-Durchschnitt<br />

<strong>Erzieher</strong>/in reagiert auf Äußerungen und Regungen<br />

des Kindes angemessen und prompt (1.1)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in unterstützt <strong>das</strong> Kind angemessen (ohne<br />

unerbetene Einmischungen und Vorschriften) (1.3)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in gibt angemessen positive und<br />

wertschätzende Rückmeldungen (1.4)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in greift Vorschläge und/oder Initiativen<br />

des Kindes auf (2.1)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in wartet geduldig Entscheidungen des<br />

Kindes ab (2.2)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in ist dem Kind zugewandt und sucht den<br />

Blickkontakt. (2.8)<br />

3,69 3,68<br />

3,27 3,42<br />

3,15 3,20<br />

3,66 3,74<br />

3,31 3,73<br />

3,60 3,78<br />

18.05.2012<br />

5


<strong>Erzieher</strong>/in reagiert auf Äußerungen und Regungen des Kindes<br />

angemessen und prompt (1.1)<br />

Einschätzung der <strong>Erzieher</strong>Innen im Mittel<br />

Frauen Gesamt Männer<br />

Mittelwert 3,69 3,68 3,68<br />

s 0.67 0,76 0,88<br />

Verteilung der Antworthäufigkeiten in Prozent<br />

Gesamt Frauen Männer<br />

1,5 2,56 0 5 trifft nicht zu (1)<br />

2,5 7,69 10,538 5 trifft wenig zu (2)<br />

3,5 23,08 21,05 25 mittelmäßig (3)<br />

4,5 61,54 68,42 55 trifft ziemlich zu (4)<br />

5,5 5,13 0 10 trifft sehr zu (5)<br />

Hier erweisen sich Männer und<br />

Frauen auch in der Streuung<br />

als ähnlich.<br />

<strong>Erzieher</strong>/in unterstützt <strong>das</strong> Kind angemessen (ohne unerbetene<br />

Einmischungen und Vorschriften)(1.3)<br />

Einschätzung der <strong>Erzieher</strong>Innen im Mittel<br />

Frauen Gesamt Männer<br />

Mittelwert 3,27 3,35 3,42<br />

s 0,90 0,93 1,00<br />

Verteilung der Antworthäufigkeiten in Prozent<br />

Gesamt Frauen Männer<br />

1,5 10,26 10,53 10 trifft nicht zu (1)<br />

2,5 10,26 10,53 10 trifft wenig zu (2)<br />

3,5 25,64 26,32 25 mittelmäßig (3)<br />

4,5 53,85 52,63 55 trifft ziemlich zu (4)<br />

5,5 0 0 0 trifft sehr zu (5)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Hier erweisen sich Männer und<br />

Frauen auch in der Streuung als<br />

sehr ähnlich.<br />

trifft nicht zu trifft wenig mittelmäßig trifft trifft sehr zu<br />

(1) zu (2) (3) ziemlich zu<br />

(4)<br />

(5)<br />

Frauen<br />

Gesamt<br />

Männer<br />

11<br />

12<br />

18.05.2012<br />

6


<strong>Erzieher</strong>/in wartet geduldig Entscheidungen des Kindes ab (2.2)<br />

Einschätzung der <strong>Erzieher</strong>Innen im Mittel<br />

Frauen Gesamt Männer<br />

Mittelwert 3,31 3,53 3,73<br />

s 0,95 0,98 1,01<br />

Verteilung der Antworthäufigkeiten in Prozent<br />

Gesamt Frauen Männer<br />

1,5 7,69 10,53 5 trifft nicht zu (1)<br />

2,5 7,69 10,53 5 trifft wenig zu (2)<br />

3,5 30,77 36,84 25 mittelmäßig (3)<br />

4,5 41,03 36,84 45 trifft ziemlich zu (4)<br />

5,5 12,82 5,26 20 trifft sehr zu (5)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Bemerkenswert: Geduldige<br />

Männer<br />

trifft nicht zu trifft wenig mittelmäßig trifft trifft sehr zu<br />

(1) zu (2) (3) ziemlich zu<br />

(4)<br />

(5)<br />

Zusammenfassung: Dimension Einfühlsamkeit<br />

• Entgegen der landläufigen Vermutung, <strong>das</strong>s Frauen sich in<br />

der Aktivität mit Kindern einfühlsamer zeigen, werden in<br />

unserem Rating die <strong>Erzieher</strong> bei fast allen Indikatoren als<br />

geringfügig einfühlsamer eingeschätzt als die<br />

<strong>Erzieher</strong>innen.<br />

• Diese <strong>Unterschied</strong>e sind aber zumeist minimal; am<br />

deutlichsten ist die größere Geduld der <strong>Erzieher</strong> bzgl.<br />

kindlichen Entscheidungen.<br />

Frauen<br />

Gesamt<br />

Männer<br />

13<br />

18.05.2012<br />

7


<strong>Unterschied</strong>e zwischen <strong>Erzieher</strong>innen und <strong>Erzieher</strong>n:<br />

Herausforderung<br />

Dimension(1= trifft nicht zu, 5= trifft sehr zu) Frauen - Durchschnitt Männer-Durchschnitt<br />

<strong>Erzieher</strong>/in ermutigt <strong>das</strong> Kind zum Experimentieren und<br />

zur Auseinandersetzung mit unbekannten<br />

Problemstellungen (1.2)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in stellt Fragen, die zum Nachdenken anregen.<br />

(2.3)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in benutzt für <strong>das</strong> Kind ungewohnte Begriffe<br />

(2.4)<br />

Das Kind verliert während der Aktivität <strong>das</strong> Interesse und<br />

zeigt Anzeichen von Langeweile (3.5)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in gestaltet die Aktivität als Leistungssituation<br />

(3.6)<br />

2,49 2,80<br />

2,38 2,77<br />

1,77 1,86<br />

1,48 1,59<br />

1,82 1,68<br />

<strong>Erzieher</strong>/in ermutigt <strong>das</strong> Kind zum Experimentieren und zur<br />

Auseinandersetzung mit unbekannten Problemstellungen (1.2)<br />

Einschätzung der <strong>Erzieher</strong>Innen im Mittel<br />

Frauen Gesamt Männer<br />

Mittelwert 2,49 2,65 2,80<br />

s 0,73 0,90 1,06<br />

Verteilung der Antworthäufigkeiten in Prozent<br />

Gesamt Frauen Männer<br />

1,5 12,82 10,53 15 trifft nicht zu (1)<br />

2,5 30,77 31,58 30 trifft wenig zu (2)<br />

3,5 38,46 57,89 20 mittelmäßig (3)<br />

4,5 17,95 0 35 trifft ziemlich zu (4)<br />

5,5 0 0 0 trifft sehr zu (5)<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

trifft nicht<br />

zu (1)<br />

Polarität bei der Männern:<br />

35% - trifft ziemlich zu<br />

45 % - trifft nicht oder wenig<br />

zu<br />

trifft wenig<br />

zu (2)<br />

mittelmäßig<br />

(3)<br />

trifft<br />

ziemlich zu<br />

(4)<br />

trifft sehr zu<br />

(5)<br />

Frauen<br />

Gesamt<br />

Männer<br />

16<br />

18.05.2012<br />

8


Zusammenfassung: Dimension Herausforderung<br />

• Die durch die Bindungsforschung nahegelegte Vermutung, <strong>das</strong>s<br />

Männer Kinder stärker herausfordern, wird tendenziell durch<br />

unser Rating bestätigt. Diese Tendenz ist aber (vermutlich) nicht<br />

signifikant und die Streuung unter den Männern hoch. In die<br />

gleiche Richtung geht der etwas stärkere Wert für <strong>das</strong> Anregen<br />

zum Nachdenken. Kaum <strong>Unterschied</strong>e zeigen sich bei<br />

schwierigeren Begriffen.<br />

• Entgegen der möglichen Annahme geht die höhere<br />

Herausforderung durch Männer dabei nicht mit einer stärkeren<br />

Betonung des Leistungsaspekts einher, genauso wenig, wie<br />

geringere Herausforderung eher zu Langeweile auf Seiten des<br />

Kindes führt.<br />

<strong>Unterschied</strong>e zwischen <strong>Erzieher</strong>innen und <strong>Erzieher</strong>n:<br />

Kommunikationsinhalte<br />

Dimension(1= trifft nicht zu, 5= trifft sehr zu) Frauen - Durchschnitt Männer-Durchschnitt<br />

<strong>Erzieher</strong>/in thematisiert die Beziehung oder<br />

Persönliches (Attribute, Erfahrungen, Gefühle) oder<br />

greift auf, wenn dies vom Kind kommt (2.7)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in äußert sich primär sachlichgegenstandsbezogen<br />

und funktional über die<br />

Aktivität bzw. greift auf, wenn dies vom Kind kommt<br />

(2.5)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in begleitet die Aktivität durch assoziative<br />

Phantasien und Narrationen bzw. greift auf, wenn<br />

dies vom Kind kommt (2.6)<br />

2,27 2,03<br />

3,53 3,68<br />

2,35 2,23<br />

18.05.2012<br />

9


Zusammenfassung: Dimension Kommunikationsinhalte<br />

• Es entspricht der vielleicht bestehenden Erwartung,<br />

<strong>das</strong>s die <strong>Erzieher</strong> in der Kommunikation etwas häufiger<br />

sachlich-funktionale Inhalte aufgreifen, während<br />

<strong>Erzieher</strong>innen mehr narrative und assoziative<br />

Kommunikation betreiben und auf persönliche Aspekte<br />

oder die Beziehung eingehen.<br />

<strong>Unterschied</strong>e zwischen <strong>Erzieher</strong>innen und <strong>Erzieher</strong>n:<br />

Art der Aktivität<br />

Dimension(1= trifft nicht zu, 5= trifft sehr zu) Frauen -<br />

Durchschnitt<br />

<strong>Erzieher</strong>/in beobachtet <strong>das</strong> Kind und beteiligt sich nur<br />

verbal. (3.1)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in handelt selbst und lässt <strong>das</strong> Kind zuschauen<br />

(3.2)<br />

<strong>Erzieher</strong>/in und Kind verfolgen unterschiedliche<br />

Teilprojekte in paralleler Aktivität und nur punktueller<br />

Abstimmung (3.3)<br />

Beide arbeiten gemeinsam an einem Objekt bei<br />

kontinuierlicher Abstimmung (3.4)<br />

Männer-Durchschnitt<br />

2,15 2,46<br />

2,17 1,82<br />

1,96 1,77<br />

3,43 3,56<br />

18.05.2012<br />

10


Zusammenfassung: Dimension Art der Aktivität<br />

• Entgegen der möglichen Vermutung begeben sich<br />

<strong>Erzieher</strong> etwas mehr in eine Beobachterposition als<br />

<strong>Erzieher</strong>innen, und Frauen wiederum sind stärker als<br />

Männer selbst aktiv und lassen <strong>das</strong> Kind zuschauen.<br />

• Auch gestalten <strong>Erzieher</strong> etwas häufiger ein gemeinsames<br />

Projekt und <strong>Erzieher</strong>innen häufiger eine Situation des<br />

parallelen Arbeitens an unterschiedlichen Teilprojekten.<br />

• Diese <strong>Unterschied</strong>e sind aber ebenfalls geringfügig.<br />

Wem ist <strong>das</strong> in der Videosequenz entstandene materielle Produkt in<br />

der Hauptsache zuzuschreiben? (3.7)<br />

Verteilung der Antworthäufigkeiten in Prozent<br />

Gesamt Frauen Männer<br />

1,5 35,90 31,58 40 Dem Kind (1)<br />

2,5 48,72 42,11 55 Beiden (2)<br />

3,5 15,38 26,32 5<br />

Dem/r <strong>Erzieher</strong>In<br />

(3)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Dem Kind Beiden Dem/r <strong>Erzieher</strong>In<br />

Frauen<br />

Gesamt<br />

Männer<br />

22<br />

18.05.2012<br />

11


Zwischenergebnis der quantitativ-deskriptiven<br />

Auswertung (Einzelsituationen)<br />

• Beim derzeitigen Auswertungsstand unserer Untersuchung<br />

bestehen bezogen auf professionelle Verhaltensstandards<br />

kaum <strong>Unterschied</strong>e zwischen <strong>Erzieher</strong>n und <strong>Erzieher</strong>innen.<br />

• Wo nennenswerte <strong>Unterschied</strong>e auftreten, widersprechen<br />

sie häufig landläufigen und an geschlechtsstereotype<br />

Vorurteile angelehnten Erwartungen.<br />

• Auch <strong>Unterschied</strong>e im Verhalten gegenüber Jungen oder<br />

Mädchen lassen sich (auf Basis der Einzelsituationen) nicht<br />

nachweisen. Bezogen auf die Gruppenkontexte sind noch<br />

keine Aussagen möglich.<br />

<strong>Macht</strong> <strong>das</strong> <strong>Geschlecht</strong> dennoch <strong>einen</strong><br />

<strong>Unterschied</strong>?<br />

• Das <strong>Geschlecht</strong> ist in den Videosequenzen die meiste Zeit über nur<br />

unterschwellig wirksam und wird nicht explizit thematisiert.<br />

• Trotzdem haben wir den „Eindruck“, <strong>das</strong>s die Tatsache, ob es ein Mann<br />

oder eine Frau ist, die handelt, dem Geschehen eine zusätzliche<br />

Bedeutungsebene verleiht. Diese Bedeutungsebene kommt nicht als<br />

eigenständige (besondere) in den Blick, sondern „begleitet“ <strong>das</strong><br />

eigentliche Geschehen wie ein impliziter Subtext und ist den Akteuren<br />

(Erwachsenen wie Kindern) zumeist nicht bewusst.<br />

• Dieser Subtext macht <strong>das</strong> „doing gender“ auch dort aus, wo es nicht<br />

direkt beobachtet und an objektivierbaren Indizien festgemacht werden<br />

kann.<br />

23<br />

18.05.2012<br />

12


Schlüsselszenen für „doing gender“<br />

• Es gibt in unsere Videosequenzen Schlüsselsituationen, in denen der<br />

geschlechtliche Aspekt in den Vordergrund tritt und beobachtbar wird –<br />

insbesondere bei gleichgeschlechtlichen Konstellationen.<br />

• Hier wird „doing gender“ beobachtbar im Sinne einer hohen<br />

Übereinstimmung (im Sinne emotionalen Gleichklangs und<br />

wechselseitiger Spiegelung) - quasi als „Männer- oder<br />

Frauengemeinschaft“. Entsprechendes zeigt sich in Gruppenszenen.<br />

• Wir nehmen an, <strong>das</strong>s an diesen Szenen deutlich wird, was sonst als<br />

impliziter Subtext im Verborgenen bleibt und vermuten, <strong>das</strong>s ihnen<br />

Bedeutung für die Entwicklung des Selbstbildes der Kinder und ihrer<br />

<strong>Geschlecht</strong>sidentität zukommt.<br />

Schlüsselszenen - Charakteristika<br />

• Solche Schlüsselszenen kommen in unserer Videosequenzen am<br />

deutlichsten in gleichgeschlechtlichen Konstellationen vor.<br />

• Oft entstehen sie an Materialien/Tätigkeiten (Holz, Nägel, Hammer<br />

bei Junge/<strong>Erzieher</strong>, Perlen oder Wunderwolle bei Mädchen/<br />

<strong>Erzieher</strong>in) oder Phantasien/Assoziationen (Pistole, Ritterburg bei<br />

Jungen; Haare, Kleid bei Mädchen), die eine passende geschlechtliche<br />

Konnotation aufweisen.<br />

<strong>Erzieher</strong>-Junge: „Wir könnten ja eine Kanone bauen…“ (geflüstert im Kontext der Ritterburg)<br />

<strong>Erzieher</strong>in-Mädchen: „Ich liebe <strong>das</strong> Rosa mit Glitzer… ich Orange..“ (beim Auffädeln von Perlen)<br />

• In solchen Szenen sprechen <strong>Erzieher</strong>/Innen häufig eigene Vorlieben<br />

an bzw. auf Seiten der Kindern kommt es zu Assoziationen zu Vater<br />

bzw. Mutter.<br />

18.05.2012<br />

13


Schlüsselszenen und Reflexion<br />

• Diese für die geschlechtliche Identifikation der Kinder vermutlich<br />

bedeutsamen Szenen sind den handelnden <strong>Erzieher</strong>n/innen<br />

zumeist nicht bewusst.<br />

• Häufig ist dies hierin zum Ausdruck kommende identifikatorische<br />

Potenzial unabhängig oder sogar konträr zu professionellen<br />

Verhaltensstandards (z.B. Ritterburg).<br />

• In den anschließenden Interviews kommt es hierauf bezogen z.T.<br />

sogar zu eklatanten Fehleinschätzungen. So spricht eine <strong>Erzieher</strong>in<br />

mit Blick auf <strong>das</strong> Produkt (Perlenkette) von „typisch weiblich“ und<br />

schreibt dies dem Mädchen zu. Die Analyse der Videosequenz<br />

zeigt aber, <strong>das</strong>s sie selbst den Prozess auf die Kette gelenkt und<br />

andere Interessen des Mädchens nicht aufgegriffen hat.<br />

Zusammenfassung zum „doing gender“<br />

• In der Mehrzahl der videografierten Sequenzen (Einzel und Gruppen)<br />

lässt sich kein manifestes „doing gender“ identifizieren.<br />

• Es gibt aber Schlüsselsituationen, in denen <strong>das</strong> „doing gender“ in den<br />

Vordergrund tritt - in gleichgeschlechtlichen Konstellationen in Form<br />

von Übereinstimmung, in gegengeschlechtlichen (schwächer) als<br />

Abgrenzung.<br />

• In derartigen Schlüsselszenen wird nicht nur der sonst eher<br />

verborgene geschlechtliche Subtext des interaktiven Geschehens<br />

manifest. Sie könnten auch für die geschlechtliche Identitätsbildung<br />

der Kinder von erheblicher Bedeutung sein.<br />

• Diese Szenen sind zumindest ein Indiz für die besondere Bedeutung<br />

von <strong>Erzieher</strong>n für die Entwicklung von Jungen.<br />

18.05.2012<br />

14


<strong>Was</strong> tragen <strong>Erzieher</strong> (besonders) zur<br />

Entwicklung von Jungen bei?<br />

• Hinsichtlich professioneller Standards unterscheiden sich<br />

<strong>Erzieher</strong> und <strong>Erzieher</strong>innen kaum in ihrem Umgang mit<br />

Kindern. Auch <strong>das</strong> <strong>Geschlecht</strong> des Kindes hat dabei k<strong>einen</strong><br />

nachweisbaren Einfluss.<br />

• Aber die Tatsache, ob es ein Mann oder eine Frau ist,<br />

der/die handelt, verleiht dem Geschehen eine zusätzliche<br />

Bedeutungsebene. Diese Dimension ist aber zumeist<br />

subtil und (bislang) nur begrenzt objektivierbar. Trotzdem<br />

nehmen wir an, <strong>das</strong>s sie für die Entwicklung der<br />

<strong>Geschlecht</strong>sidentität von Jungen relevant ist.<br />

Wie gesagt – <strong>das</strong> ist ein Zwischenstand.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !<br />

18.05.2012<br />

15

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