2 / 2013 - Evangelische Kirchengemeinde Graben-Neudorf
2 / 2013 - Evangelische Kirchengemeinde Graben-Neudorf
2 / 2013 - Evangelische Kirchengemeinde Graben-Neudorf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Schuld ist immer der Andere<br />
Vorwort<br />
Kennen Sie das auch? Man schiebt gerne das Unangenehme<br />
auf den anderen ab. Besonders in Konfliktsituationen zeigt sich<br />
dieses Muster.<br />
Mitten in der Nacht schreit wieder mal das Baby. Die Nerven des<br />
Vaters liegen blank. Seine Frau neben ihm rührt sich nicht. Zu erschöpft.<br />
Sein Kommentar: „Deine Tochter brüllt!“ Wenn es Streit<br />
gibt um die Finanzen: „Das ist doch mein Geld! Wer geht denn den<br />
ganzen Tag arbeiten?!“ Wenn es Ärger gibt mit den Angehörigen des<br />
Partners: „Das sind doch deine Verwandten!“<br />
In Konflikten sehen wir uns eher als Opfer anstatt als Täter:<br />
Natürlich ist der andere schuld. Wenn der sich anders verhalten<br />
würde, dann gäbe es keinen Streit. Er muss es doch endlich einsehen,<br />
dass er Fehler gemacht hat.<br />
Schon auf den ersten Seiten der Bibel ist von diesem<br />
Verschiebespiel die Rede. Gott fragt Adam: „Hast du von dem<br />
Baum gegessen?“ Adam schiebt sofort die Verantwortung von sich<br />
weg. „Die Frau, die du mir an meine Seite gestellt hast, hat mir von<br />
dem Baum gegeben und ich aß.“ Und was sagt Eva? Sie spielt das gleiche<br />
Spiel: „Die Schlange betrog mich, so dass ich aß.“ Seltsam –<br />
immer wenn es Konflikte gibt, sind die anderen schuld.<br />
Die Rechnung geht nicht auf. Irgendwelche Leute müssen doch<br />
verantwortlich sein. Selbstverständlich gehöre ich auch zu der<br />
Gruppe der Anderen. Es gibt immer Menschen, die mit ihrem Finger<br />
auf mich zeigen. Vielleicht habe ich ja auch einen Knick in der Optik.<br />
Vielleicht gehöre ich ja auch zu denen, die messerscharf den Splitter<br />
im Auge des anderen erkennen, aber blind sind für den Balken im<br />
eigenen Auge.<br />
Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910) hat einmal gesagt:<br />
„Niemand kann das Geheimnis des Sterbens Jesu fassen, der nichts<br />
von eigener Schuld weiß.“ Ich bin überzeugt, dass er Recht hat.<br />
Deshalb macht die Bibel Mut, vor der eigenen Tür zu kehren.<br />
Zuerst einmal sich selber kritisch zu betrachten. Im eigenen Denken<br />
und Handeln auf Fehlersuche zu gehen. Verantwortung für sein eigenes<br />
Tun zu übernehmen und nicht immer nach Schuldigen Ausschau<br />
zu halten.<br />
! Geleitwort<br />
Bruno Nagel<br />
SCHWERPUNKTE 2 / <strong>2013</strong> 3