1 „Darf´s ein bisschen mehr sein?“ Abendgottesdienst, 16. Juni ...
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cher, aus denen k<strong>ein</strong> gesundes Wasser heraus fließt, sondern nur<br />
stinkende Brühe.<br />
Das ganze ist <strong>ein</strong>e Metapher, <strong>ein</strong> Bild: Gott sorgt sich mit die-<br />
sem Satz nicht um die Wasserversorgung des Volkes Israels, son-<br />
dern es geht um den Durst, den die Seele hat:<br />
-‐ Lebensdurst,<br />
-‐ Durst nach Anerkennung und Bestätigung,<br />
-‐ Durst nach Liebe,<br />
-‐ Durst nach Leben mit Sinn,<br />
-‐ Durst nach guten Freundschaften,<br />
-‐ Durst danach, echt s<strong>ein</strong> zu dürfen und k<strong>ein</strong>e Rolle spielen<br />
zu müssen<br />
-‐ Durst danach, Fehler machen zu dürfen und Schuld loswer-<br />
den zu können<br />
Wer von s<strong>ein</strong>em Leben etwas erwartet, der kennt diesen<br />
Durst in der <strong>ein</strong> oder anderen Form. Und es ist <strong>ein</strong> gutes Zeichen,<br />
wenn wir diesen Durst verspüren.<br />
Gott hat diesen Durst in uns hin<strong>ein</strong>gelegt, weil er wollte, dass<br />
der Mensch <strong>mehr</strong> empfindet als <strong>ein</strong> Tier. Gott hat uns Menschen<br />
„zu s<strong>ein</strong>em Ebenbild geschaffen<strong>“</strong> – das ist <strong>ein</strong>e Auszeichnung, ei-<br />
ne hohe Würde.<br />
Das heißt: Es gehört zu unserem Menschs<strong>ein</strong> dazu, dass wir<br />
gerne <strong>mehr</strong> haben wollen als jeden Tag <strong>ein</strong>fach nur irgendwie zu<br />
überleben oder nur vor uns hin zu vegetieren.<br />
Und Gott, der uns gewollt und geschaffen hat, ist derjenige,<br />
der den Lebensdurst unserer Seele stillen kann und liebend gerne<br />
stillen möchte.<br />
„Mich, die lebendige Quelle verlassen sie<strong>“</strong> sagt Gott über s<strong>ein</strong><br />
Volk im Alten Testament. Etwas später sagt dann Jesus: Kommt<br />
her zu mir, die ihr durstig seid – ich will euren Durst stillen. Ich<br />
bin das Brot des Lebens. Wenn ihr davon esst, wird euer Lebens-<br />
hunger gestillt.<br />
Und an <strong>ein</strong>er anderen Stelle sagt Jesus: „Ich bin gekommen,<br />
um euch das Leben in s<strong>ein</strong>er ganzen Fülle zu schenken – in der<br />
Lutherübersetzung steht da: „damit sie das Leben und volle Ge-<br />
nüge haben sollen.<strong>“</strong> Das volle, das pralle Leben – drunter macht<br />
es Jesus nicht.<br />
Und die Geschichte, die wir vorhin gehört haben, bringt das<br />
wunderbar zum Ausdruck: Fünftausend Mann plus Frauen und<br />
Kinder werden satt – aber so, dass auch noch zwölf Körbe übrig<br />
bleiben! Das ist volle Genüge. Das ist das pralle Leben.<br />
Wer das hat, der fragt nicht <strong>mehr</strong>: Darf’s <strong>ein</strong> <strong>bisschen</strong> <strong>mehr</strong><br />
s<strong>ein</strong>. Der hat <strong>mehr</strong>, als er braucht und staunt über die Fülle, die<br />
Gott uns gibt Tag für Tag.<br />
Es wäre schade, wenn wir uns mit weniger zufrieden geben.<br />
Es darf ruhig <strong>ein</strong> <strong>bisschen</strong> <strong>mehr</strong> s<strong>ein</strong>. Amen.<br />
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