Ein alter Stein auf Reisen

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Eine der tragenden Säulen des Martin Luther Forum Ruhr ist die Dauerausstellung „Reformation und Ruhrgebiet“. Sie setzt sich mit den Denkweisen, dem Glauben, persönlichen Aspekten sowie den Auswirkungen des Protestantismus auf die Entwicklung der Region Ruhr auseinander. Fragen nach der Herkunft der Protestanten, nach ihren Spuren und Einflüssen auf Wirtschaft, Technik, gesellschaftliches, soziales und politisches Le- ben werden eine Antwort finden. Wechselnde Ausstellungseinheiten im Martin Luther Forum Ruhr sollen zusätzliche Schwerpunktsetzungen ermöglichen und die Präsentationen der Dauerausstellung ergänzen. Weitere Informationen zum Martin Luther Forum und zur Ausstellung finden Sie unter: www.lutherforum-ruhr.de. So geschieht es seit Jahrhunderten: Der Pfarrer (oder heute auch die Pfarrerin) setzt sich hin und bereitet den Gottesdienst – also vor allem die Predigt – vor. Seit einiger Zeit kann es aber auch ganz anders laufen: Gemeindeglieder setzten sich gemeinsam mit Pfarrer oder Pfarrerin zusammen und gestalten miteinander einen Gottesdienst. Beides gibt es. Warum ist das so? Was sind die Vorteile beider Modelle? Wie sieht die Gottesdienstvorbereitung in beiden Fällen aus? Pfr. Giesler berichtet über beide Seiten – seine eigene Predigtvorbereitung und die Arbeit des Arbeitskreises Gottesdienst in unserer Gemeinde. Was haben Pfarrer und Müllmänner gemeinsam…? Was haben Pfarrer und Müllmänner gemeinsam? Sie arbeiten nur an einem Tag der Woche! Ein ziemlich alter Scherz. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie so ein Sonntagsgottesdienst über- haupt entsteht? Ich bin immer wieder verwundert, dass manche offenbar glauben, die Pfarrer läsen da nur irgendwelche vorgefertigten Texte ab. Zugegeben, möglich wäre das: Gebete, Liedvorschläge und 19
auch ausformulierte Predigten kann man in entsprechenden Büchern und im Internet bequem finden. Es ist ja auch bestimmt nicht verkehrt, wenn man sich mit den Gedanken anderer, möglicherweise klügerer Menschen, die sich schon vorher mit einer Sache beschäftigt haben, auseinandersetzt. Aber dass man einen vorformulierten Gottesdienst wirklich eins zu eins übernimmt, ist die große Ausnahme. Wenn sich der Kollege am Samstagabend ein Bein bricht und bittet, doch für den nächsten Morgen die Vertretung zu übernehmen – dann mag das mal vorkommen. In aller Regel läuft es aber anders ab. Ich zum Beispiel befasse mich selbst mit den empfohlenen Bibeltexten oder Themen für den jeweiligen Gottesdienst und sammle eigene Gedanken dazu. Erst in einem zweiten Schritt ziehe ich dann Literatur zu Rate und prüfe, ob ich vielleicht etwas Wichtiges übersehen habe oder das Ganze auch aus einer anderen Perspektive, mit einer anderen Methode darstellen könnte. Dann muss ich mich entscheiden und die angemessenen Formulierungen finden. Wobei „angemessen“ hier bedeutet: 1. Dem Text oder Thema gerecht zu werden – die Mehrheit von uns würde wohl eine karnevalistisch lustige Reimpredigt am Karfreitag oder eine halbstündige besinnliche Meditation nach dem Krippenspiel nicht sehr schätzen. 2. Der eigenen 20 Person angemessen – die meisten Menschen spüren recht deutlich, ob jemand authentisch ist und seine Aussagen auch in eigener Person vertritt oder ob er nur Lehrmeinungen zitiert und Erwartungen befriedigen will. 3. Der Gemeinde angemessen – so ergibt es z.B. wenig Sinn, in einem Familiengottesdienst mit Kindern die neuesten Ergebnisse der biblischen Archäologie mit Hilfe eines Dutzends komplizierter Fremdwörter auszubreiten. Natürlich kann ich bei alldem Vorlagen zu Rate ziehen, merke aber immer wieder schnell: Dieses und jenes ist nicht das, „was jetzt dran ist“; nicht das, was meiner Sprache und Person entspricht; nicht das, was diese konkrete Gemeinde an diesem speziellen Sonntag hören muss. Und damit beginnt die eigentliche Arbeit an der Vorbereitung, die die Dauer des Gottesdienstes um ein Vielfaches übertrifft. Zeitgemäß predigen… (1)
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