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P. Eberlein - Evangelisch in Wuppertal

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Dortmunder Lehrern eben nicht <strong>in</strong> reformatorischem<br />

Geiste erzogen worden, sondern im humanistischen;<br />

Lambach wurde erst nach 1562 zu<br />

e<strong>in</strong>em Förderer der Reformation <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vaterstadt<br />

30 , Schöpper hat sich ihr gar nicht angeschlossen<br />

– und überhaupt kam es zu e<strong>in</strong>er Konfessionalisierung<br />

und zu e<strong>in</strong>em eigentlichen Konfessionsbewusstse<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Dortmund erst etwa um<br />

1570, also ziemlich spät 31 .<br />

Dass freilich e<strong>in</strong>ige spätere Protagonisten der<br />

Reformation <strong>in</strong> Westfalen wie Johann Heitfeld<br />

oder Hermann Hamelmann aus dem Dortmunder<br />

Gymnasium hervorgegangen s<strong>in</strong>d, zeigt, wie offen<br />

der von der von den Dortmunder Lehrern vertretene<br />

Humanismus für e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung im<br />

S<strong>in</strong>ne reformatorischen Denkens war. Genau so ist<br />

es auch im Falle Peter Los.<br />

Wann Lo die Dortmunder Schule verlassen hat,<br />

wissen wir nicht. Genauso dunkel bleiben die Jahre<br />

bis zur Rückkehr nach Elberfeld 1552. Da war er<br />

immerh<strong>in</strong> 22 Jahre alt, und bei den damals gelegentlich<br />

durchaus schnellen Schulkarrieren (Melanchthon,<br />

freilich e<strong>in</strong> Überflieger, verließ die Late<strong>in</strong>schule<br />

mit dreizehn Jahren und promovierte mit<br />

vierzehn zum Baccalaureus artium; Pico della<br />

Mirandola begann vierzehnjährig se<strong>in</strong> Jurastudium<br />

an der Universität Bologna ), könnte man <strong>in</strong> Los<br />

Vita durchaus e<strong>in</strong>ige Universitäts-Studienjahre<br />

unterbr<strong>in</strong>gen – freilich nur unter der Voraussetzung,<br />

dass er nicht alle acht Klassen nache<strong>in</strong>ander<br />

absolviert hat. (Hat er den vollen Kursus durchlaufen,<br />

bleibt <strong>in</strong> der Biographie nur e<strong>in</strong> Jahr Spiel,<br />

da die Schule erst neun Jahre vor dem Beg<strong>in</strong>n von<br />

Los Elberfelder Wirksamkeit gegründet worden<br />

ist.) Aber für e<strong>in</strong> weiteres Studium gibt es – auch <strong>in</strong><br />

den <strong>in</strong> Frage kommenden Matrikeln – ke<strong>in</strong>e Belege,<br />

sondern nur e<strong>in</strong>ige ganz unzuverlässige Nachrichten,<br />

die von Prag 32 , andere die von Wittenberg<br />

und Leipzig als Studienorten sprechen – was für<br />

Wittenberg jedenfalls falsch und für Leipzig unbe-<br />

Elberfeld, o.O. [<strong>Wuppertal</strong>] 1952, S. 29-46, der S. 35<br />

ohne jeden Nachweis die falsche Behauptung aufstellt,<br />

dass am Dortmunder Gymnasium „Lehrer wirkten, die<br />

schon früh dem re<strong>in</strong>en Evangelium zugetan waren“ –<br />

wobei schon die Verwendung des polemische Ausdrucks<br />

„re<strong>in</strong>es Evangelium“ zur Beschreibung der höchst unscharfen<br />

Konfiguration diverser humanistischer und<br />

reformatorischer Richtungen e<strong>in</strong> hohes Maß an historischer<br />

Ignoranz offenbart.<br />

30 Mit Bouterwek (wie Anm. 2), S 302.<br />

31 Luntowski u.a. (wie Anm. 24), S. 185.<br />

32 Johannes Mercken, zit. bei Bouterwek (wie Anm. 2),<br />

S. 300 f.<br />

12<br />

wiesen ist 33 . So lange wir also nichts genaueres wissen,<br />

müssen wir annehmen, dass Lo eben ke<strong>in</strong><br />

Überflieger war, dass er das Dortmunder Gymnasium<br />

volle acht Jahre durchlaufen hat, dass aber bei<br />

ihm von e<strong>in</strong>em ordentlichen Studium nach den<br />

Maßstäben des zeitgenössischen Universitätsbetriebes<br />

mit se<strong>in</strong>en diversen Stufen und Graduierungen<br />

ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong> kann – zumal dem argumentum<br />

e silentio hier durchaus Beweiskraft zukommt:<br />

hätte der Sohn des Elberfelder Schulmeisters<br />

den Bakkalaureus- oder den Magistergrad<br />

erworben (von dem seltenen Doktorgrad, für dessen<br />

Err<strong>in</strong>gung auch e<strong>in</strong> sehr viel längerer Zeitraum<br />

nötig gewesen wäre, als auch e<strong>in</strong>e großzügig<br />

berechnete biographische Lücke hergibt, e<strong>in</strong>mal<br />

ganz zu schweigen), hätte er ihn mit ziemlicher<br />

Sicherheit auf dem Titelblatt se<strong>in</strong>es späteren<br />

Abendmahlstraktats oder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Korrespondenz<br />

mit den Waldecker Grafen geführt. Lo ist also mit<br />

sehr hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ke<strong>in</strong> zunftmäßiger<br />

Theologe gewesen, ja hat noch nicht e<strong>in</strong>mal die<br />

Artistenfakultät durchlaufen und unterscheidet<br />

sich dadurch durchaus von vielen Reformatoren<br />

von e<strong>in</strong>iger Bedeutung (etwa Oekolampad, Bucer,<br />

Brenz, Bull<strong>in</strong>ger, Bugenhagen, Osiander, Beza,<br />

Farel), die <strong>in</strong> der Regel eben doch Studien m<strong>in</strong>destens<br />

dieser vorbereitenden Fakultät aufzuweisen<br />

hatten. Das ändert nichts daran, dass er aus<br />

Dortmund e<strong>in</strong>e überaus solide humanistische und<br />

auch theologische Bildung mitbrachte, die ihn<br />

e<strong>in</strong>ige Jahre später immerh<strong>in</strong> befähigte, e<strong>in</strong> dickleibiges<br />

Buch zu e<strong>in</strong>em klassischen Thema reformatorischen<br />

Denkens zu verfassen, und dies fernab der<br />

Zentren reformatorischer Gelehrsamkeit. Der<br />

großen Zahl von Dorfpriestern, die oft überhaupt<br />

ke<strong>in</strong>e geregelte Ausbildung genossen hatten, war er<br />

jedenfalls weit überlegen – das macht die Spannweite<br />

deutlich, <strong>in</strong>nerhalb derer Lo eben im Mittelfeld,<br />

als Mann nicht nur der zweiten Generation,<br />

sondern des zweiten Gliedes anzusiedeln ist.<br />

Wann und wo Peter Lo die Weihen empfangen<br />

hat, wissen wir nicht – am ehesten kommt als Ort<br />

wohl Münster vor Köln <strong>in</strong> Frage. Jedenfalls kehrt<br />

er im Jahre 1552 nach Elberfeld zurück und wird<br />

mit E<strong>in</strong>verständnis des altgläubigen Pfarrers Peter<br />

Snuten Kaplan an dieser Kirche und Vikar ihres<br />

Kathar<strong>in</strong>enaltars – und damit auch zuständig für<br />

die Bedienung der Cronenberger Kapelle. Die<br />

Frage, warum Pastor Snuten Lo, der bald <strong>in</strong> refor-<br />

33 Höhler (wie Anm. 29), S. 35 nach Bouterwek (wie<br />

Anm. 2), S. 301.

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