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Referat (pdf-Datei) - Evangelisches Schulwerk Baden und ...

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Dr. Johannes Sikorski<br />

www.johannes-sikorski.net<br />

Evolution <strong>und</strong> Kreationismus: Aus biologischer Sicht.<br />

Vortrag in der Reihe „Abends im Weckherlin-Haus“<br />

REIHE ZU BILDUNGSPOLITISCHEN UND PÄDAGOGISCH-ANTHROPOLOGISCHEN FRAGEN,<br />

am 14.11.2007 zum Thema „NaTuR - Evolution <strong>und</strong> Kreationismus“<br />

Einführung<br />

Die biologische Vielfalt auf der Erde ist etwas, was uns alle aus verschiedensten<br />

Gründen direkt berührt. Die Frage, wie diese Vielfalt entstanden ist, wird in der<br />

öffentlichen Diskussion oft auf die Phrase „Gott oder Darwin?“ reduziert.<br />

Hat Gott die Welt geschaffen, <strong>und</strong> sind die Ansätze der Evolutionsbiologen nur hilf-<br />

<strong>und</strong> gottlose Erklärungsversuche? Oder ist die Evolutionstheorie wahr, die damit<br />

angeblich auch die Nicht-Existenz Gottes belegt? Oder wird sich unter Umständen<br />

herausstellen, dass beide Ansätze zu radikal sind <strong>und</strong> das eher eine Position in der<br />

Mitte einzunehmen ist?<br />

Die polarisierenden Gegensätze werden auf der einen Seite von sog. Kreationisten<br />

<strong>und</strong> Anhängern der Intelligent-Design Hypothese (ID) vertreten, auf der anderen<br />

Seite durch f<strong>und</strong>amentalistische Evolutionsbiologen (z.B. Richard Dawkins).<br />

Ich möchte hier die aktuellen Erkenntnisse „aus biologischer Sicht“<br />

zusammenfassen. Wie so oft gilt es, erst einmal Begriffe <strong>und</strong> Definitionen zu klären.<br />

Oft kursieren falsche Vorstellungen über zentrale Begriffe der Evolutionstheorie. Des<br />

weiteren möchte ich kurz erläutern, mit welchen gedanklichen Ansätzen<br />

Naturwissenschaftler zu ihren Erkenntnissen kommen. Dies soll auch Nicht-<br />

Fachleute in die Lage versetzen, Äußerungen von Kreationisten <strong>und</strong><br />

Evolutionsbiologen besser bewerten zu können.<br />

Ich werde aufzeigen, dass in der Frage „Kreationismus/ID oder Evolutionstheorie“ die<br />

naturwissenschaftlichen Argumente klar <strong>und</strong> deutlich auf der Seite der<br />

Evolutionstheorie liegen. Dies impliziert jedoch keine Ausschließlichkeit, wie es von<br />

den radikalen Vertretern beider Seiten gewünscht ist. Im Gegenteil, Schöpfung <strong>und</strong><br />

Evolutionstheorie können sich auf Augenhöhe begegnen.<br />

Begriffe<br />

Unter „Evolution“ ist in erster Linie ein Prozess zu verstehen. Biologische Evolution<br />

umschreibt die Veränderung von Eigenschaften in einer Population (diese besteht<br />

aus vielen Mitgliedern einer Art) im Laufe der Generationenfolge. Die<br />

Evolutionsforschung versucht dabei, die Ursachen <strong>und</strong> Mechanismen dieser<br />

Veränderungen zu verstehen. Hierbei wird Evolution als Prozess in zwei<br />

Teilprozesse unterteilt, die sich in erster Linie nach ihrer Dauer unterscheiden. Als<br />

„Mikroevolution“ bezeichnet man die Geschehnisse innerhalb einer Art bis zu dem<br />

Zeitpunkt, wo sie sich möglicherweise in 2 Arten aufgeteilt hat. Dies umschreibt somit<br />

evolutiv eher kurze Zeiträume, in der wahrscheinlich nur geringfügigere Änderungen<br />

der Lebewesen auftreten können. Die Erforschung der „Makroevolution“ versucht<br />

dagegen aufzuklären, wie es zu entscheidenden <strong>und</strong> großen Änderungen gekommen<br />

sein kann, z.B. der Entstehung der so verschiedenen „Baupläne“ wie Insekten,<br />

- 1 -


Weichtiere, Wirbeltiere, Pflanzen, etc. Es gilt zur Zeit weithin als akzeptiert, dass die<br />

Mechanismen von Mutation, Rekombination, Migration, natürliche Selektion <strong>und</strong> Drift<br />

(der Zufall) die treibenden Kräfte der Mikroevolution sind. Welches von diesen<br />

Mechanismen aber das herausragende ist, darüber wird in der Wissenschaft<br />

durchaus gestritten (Nei, 2007). Obwohl es im Allgemeinen akzeptiert wird, dass die<br />

Mechanismen der Mikroevolution, gegeben ausreichend lange Zeit für sehr viele<br />

mikroevolutive Schritte, tatsächlich zur Makroevolution führen, so bleiben doch im<br />

Einzelnen noch viele Fragen offen. Diese ergeben bis dato aber keinen<br />

gr<strong>und</strong>legenden Beleg dafür, dass Mikroevolution nicht zur Makroevolution führen<br />

kann. Ob die angeführten fünf Evolutionsmechanismen tatsächlich so in Gänze<br />

erfasst oder ob noch andere (weniger gut charakterisierte) Mechanismen vorhanden<br />

sind, wie z.B. die sog. „niche construction“ (Laland et al., 1999; Odling-Smee et al.,<br />

2003), wird die Zukunft zeigen.<br />

Die Evolutionstheorie stellt ein Erklärungsmodel für das Entstehen der rezenten<br />

<strong>und</strong> ehemaligen Biodiversität dar. In die Evolutionstheorie als solche fließen dabei<br />

nicht nur biologische Daten ein. Die Evolutionstheorie ist ein in sich kohärentes<br />

Modell, welches Daten aus Biologie (u.a. Molekulargenetik, Biochemie,<br />

Populationsgenetik, Ökologie,...), Chemie, Physik (Atomphysik, Kosmologie),<br />

Geologie (u.a. Plattentektonik, Geomagnetismus), Archäologie <strong>und</strong> (Bio-) Informatik<br />

einbezieht. Viele der Erkenntnisse aus dem einen Fachgebiet werden dabei durch<br />

Erkenntnisse aus anderen Fachgebieten unterstützt. Es muss aber klar sein, dass<br />

die Evolutionstheorie als solches kein feststehendes <strong>und</strong> unveränderliches<br />

Gedankengebäude ist. Die heutige Evolutionstheorie interpretiert die Daten der<br />

Naturwissenschaft eben im Rahmen heutiger Erkenntnis. Darwin, als einer der<br />

Begründer der Evolutionstheorie, hatte viele der Gr<strong>und</strong>züge korrekt erkannt, irrte<br />

aber (deutlich) in Teilbereichen, z.B. in der Art <strong>und</strong> Weise, wie Informationen vererbt<br />

werden (Darwin war hier Lamarkist). Dort, wo Darwin noch irrte, konnten u.a.<br />

Auguste Weissman <strong>und</strong> die Begründer der Synthetischen Theorie der Evolution (u.a<br />

Ernst Mayr, Theodosius Dobzhansky) die Lücken schließen (Leinfelder, 2007). Dabei<br />

ist die Evolutionstheorie seit Darwin alles andere als wiederlegt worden, im<br />

Gegenteil, sie wurde in Teilen deutlich überarbeitet <strong>und</strong> verfeinert (Glaubrecht et al.,<br />

2007). Der interessierte Leser muss sich im Klaren darüber sein, dass neue<br />

Erkenntnisse in der Zukunft durchaus die Evolutionstheorie modifizieren könnte <strong>und</strong><br />

wohl auch wird.<br />

Die Begriffe „Theorie“ <strong>und</strong> „Hypothese“ werden von Wissenschaftler anders<br />

verwendet als von Laien. Während Laien eine „Theorie“ als eine unbestimmte <strong>und</strong><br />

(noch) nicht abgesicherte Meinung zu einem bestimmten Sachverhalt ansehen, ist für<br />

Wissenschaftler eine „Theorie“ ein durch unzählige Erkenntnisse abgesichertes<br />

Erklärungsmodel eines bestimmten Themenbereiches. Für Wissenschaftler gibt es<br />

kaum etwas robusteres als eine Theorie. Eine wissenschaftliche Hypothese dagegen<br />

ist eine erste Vermutung über bestimmte Sachverhalte, deren Bestätigung aber dann<br />

erst f<strong>und</strong>ierter Untersuchungen bedarf.<br />

Wie kommen Naturwissenschaftler zu ihren Erkenntnissen?<br />

Es gibt zwei Ansätze. Der eine ist der deduktiv-historische Ansatz. Man muss sich<br />

klar machen, dass die Evolutionstheorie Aussagen über das macht, was in den<br />

letzten 3,5 Milliarden Jahren geschehen ist. Das Dilemma ist, dass keiner der<br />

- 2 -


darüber Forschenden während dieser Zeit dabei gewesen ist, es gibt also keine<br />

menschlichen Zeitzeugen. Die Geschichte, also Fakten, Vorgänge <strong>und</strong> Phänomene,<br />

muss rekonstruiert werden. Was dabei herausgef<strong>und</strong>en wird, ist also nur mehr oder<br />

weniger wahrscheinlich. Karl Popper hat dies als das „Elend des Historizismus“<br />

bezeichnet. Aber je mehr möglichst unabhängige Fakten für eine Theorie sprechen,<br />

desto wahrscheinlicher ist es, dass die Forscher auf dem richtigen Weg sind<br />

(Glaubrecht et al., 2007). Die Summe aller erhobener Fakten haben zu der<br />

Evolutionstheorie geführt, wie sie heute von dem überwiegenden Teil aller<br />

Naturwissenschaftler (mit Ausnahme der Kreationisten <strong>und</strong> ID Anhängern) akzeptiert<br />

wird, wohlwissend, dass innerhalb des Gebildes der Evolutionstheorie einige Aspekte<br />

noch unerforscht sind oder kontrovers diskutiert werden. Hierbei ist es wichtig zu<br />

wissen, was Naturwissenschaftler als „Fakt“ bezeichnen. Ein Fakt bedeutet nicht<br />

„absolute Sicherheit“. Ein Fakt ist eine Beobachtung, die in einem so hohen Maße<br />

bestätigt wurde, dass eine Annahme dieser Beobachtung als Provisorium<br />

schlichtweg wiedersinnig erscheinen würde. Dies ist sehr schon auf folgenden<br />

Webseiten beschrieben: http://www.stephenjaygould.org/library/futuyma_theory.html,<br />

http://www.stephenjaygould.org/library/gould_fact-and-theory.html. Da Wissenschaftler<br />

in empirischen Beobachtungen nie absolute Gewissheit haben können,<br />

argumentieren sie zwangsläufig immer sehr vorsichtig. Ein Musterbeispiel von<br />

entsprechender wissenschaftlicher Zurückhaltung ist der Begleitartikel von Eugine<br />

Koonin (Koonin, 2007) in der Fachzeitschrift PNAS zu den Forschungsergebnissen<br />

einer deutschen Arbeitsgruppe, die einen Erkenntnisbeitrag dazu geleistet hat, wie in<br />

der frühen molekularen Evolution längerkettige RNA-Moleküle entstanden sein<br />

könnten (Baaske et al., 2007).<br />

Der zweite Ansatz ist der rezent-empirische Ansatz. Auf der Basis einer Hypothese<br />

(für Definition, siehe oben) wird ein Experiment geplant <strong>und</strong> durchgeführt. Je nach<br />

Ausgang des Experimentes wird die Hypothese akzeptiert, verworfen, oder durch<br />

weitere Experimente noch intensiver geprüft.<br />

In der Evolutionsbiologie werden Erkenntnisse aus beiden Ansätzen gewonnen. Im<br />

Folgenden werden einige aktuelle Beispiele aus der Forschung vorgestellt.<br />

Das Berliner Naturk<strong>und</strong>emuseum (http://www.museum.hu-berlin.de) ist eines der<br />

renommiertesten Museen der Welt. Der berühmte Evolutionsbiologe Ernst Mayr hat<br />

hier seine Karriere begonnen. Zur Zeit findet dort eine didaktisch hervorragend<br />

erarbeitete Ausstellung „Evolution in Aktion) statt. Hier wird erklärt, wie mittels<br />

deduktiv-historischer Ansätze aus Fossilien, Geologie, Archäologie <strong>und</strong><br />

Plattentektonik Erkenntnisse zur Evolution gewonnen werden. Sehr empfehlenswert,<br />

da didaktisch ausgezeichnet aufbereitet, ist auch das Begleitbuch (Glaubrecht et al.,<br />

2007).<br />

Evolution als Prozess ist ein Fakt. Faszinierende Einsichten kommen aus der<br />

experimentellen Bakterienevolution (rezent-empirische Forschung). Bakterien<br />

vermehren sich so schnell, dass ein Mensch im Laufe seines Forscherlebens<br />

Tausende von Bakteriengenerationen mitverfolgen kann. Dieses sind die Arbeiten<br />

des Amerikaners Richard Lenski (http://www.msu.edu/~lenski/), der seit über 30.000<br />

Generationen (seit Februar 1988) das Bakterium Escherichia coli unter Anderem an<br />

Glukose als einzige Kohlenstoffquelle (Lenski and Travisano, 1994) <strong>und</strong> an<br />

unterschiedliche Temperaturen (Cooper et al., 2001) adaptieren lässt. Da Lenski alle<br />

500 Generationen eine Probe seines Bakteriums einfriert (die Lebensfähigkeit bleibt<br />

dabei erhalten), kann er somit „live <strong>und</strong> in Farbe“ die Evolution des Bakteriums<br />

erforschen. Er kann auch jederzeit direkt die Fähigkeiten des Ausgangsbakteriums<br />

- 3 -


sowie der Zwischenstufen (z.B. nach 2000 Generationen) mit den höchstevolvierten<br />

Formen vergleichen (Elena and Lenski, 2003).<br />

Evolution irreduzierbar komplexer Eigenschaften. Es gibt einige Eigenschaften,<br />

die sind heute irreduzierbar komplex. Das bedeutet, dass der Verlust nur eines<br />

einzigen Rädchens in einer komplizierten Maschinerie zum Ausfall führt. Als ein<br />

solches Beispiel wird immer wieder die Bakterienflagelle angeführt. Es stellt sich die<br />

Frage, ob sich ein so komplexes Organ überhaupt evolviert haben kann. Die<br />

Evolution einer Bakterienflagelle lässt sich nicht im Labor nachspielen. Die<br />

Flagellenevolution kann zur Zeit nur über deduktiv-historische Ansätze die<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Wahrscheinlichkeiten ausgelotet werden. Dazu ist es notwendig,<br />

Zwischenstufen von den sehr einfachen Anfängen bis zum heutigen komplexen<br />

Stand aufzuzeigen. Im Allgemeinen wird angenommen, dass jede der<br />

Zwischenstufen einem positiven Selektionsdruck unterlegen haben muss –<br />

ansonsten wäre die Zwischenstufe durch Selektion ausgemerzt worden.<br />

Erkenntnisse aus der Evolution digitaler Organismen zeigen aber, dass einige<br />

Zwischenschritte in der Evolution von im Endprodukt irreduzierbar komplexer<br />

Eigenschaften durchaus „schädllich“, also einen negativen Selektionswert, haben<br />

kann – solange die nächste Mutation mit einem positiven Selektionswert nicht allzu<br />

spät erfolgt. Christoph Adami (http://faculty.kgi.edu/adami/), in Zusammenarbeit mit<br />

Richard Lenski, lässt digitale Organismen evolvieren. Diese können, wie echte<br />

Organismen, sich vermehren, metabolischen Stoffwechsel betreiben, <strong>und</strong> mutieren.<br />

Sie können auch Selektionsdrücken unterliegen, da sie durch die Evolution von<br />

komplexen logischen Funktionen die Möglichkeit haben, sich mehr digitale Energie<br />

zu verdienen (<strong>und</strong> damit besser Stoffwechsel zu betreiben) als es den weniger<br />

evolvierten Kollegen möglich ist. Die dabei evolvierte Funktion „EQU“ ist irreduzierbar<br />

komplex, einige der Mutationen auf dem evolutiven Weg zu „EQU“ waren aber<br />

interessanterweise schädlich (Lenski et al., 2003). Wie Wissenschaftler Erkenntnisse<br />

zur Evolution komplexer Eigenschaften erlangen, ist in der Literatur vielfach<br />

dokumentiert (Aharoni et al., 2005; Adami, 2006; Bridgham et al., 2006).<br />

Zusammenfassung<br />

Die Erkenntnisse für eine biologische Evolution <strong>und</strong> die Evolutionstheorie als solche<br />

sind überwältigend. Oft wird die Evolutionstheorie als „atheistisch“ bezeichnet. Sie ist<br />

in der Tat „atheistisch“ in dem Sinne, dass sie das Zustandekommen der<br />

biologischen Vielfalt ohne das Einwirken eines Gottes zu erklären sucht. Dies muss<br />

sie so tun, denn Gott ist naturwissenschaftlich nicht fassbar. Sein Einfluss ist daher<br />

empirisch nicht belegbar. Die Evolutionstheorie ist aber nicht in dem Sinne<br />

„atheistisch“, dass sie entweder belegt, oder aktiv zu belegen sucht, dass es Gott<br />

nicht gibt. Die Evolutionstheorie kann keine Belege für eine Nicht-Existenz Gottes<br />

vorlegen. Der Kreationismus/ID ist abzulehnen, da seine Versuche, mittels<br />

wissenschaftlicher Ansätze die Prägung der Welt durch Gott zu zeigen, zum<br />

Scheitern verurteilt sind <strong>und</strong> bisher auch nicht im geringsten wissenschaftlich<br />

haltbare Belege vorweisen kann. Dagegen steht der Glaube an einen Schöpfergott<br />

(der eben ein überzeugter <strong>und</strong> persönlicher Glaube ist, <strong>und</strong> keine Naturwissenschaft)<br />

gleichberechtigt, auf gleicher Höhe, mit den Erkenntnissen der Evolutionstheorie.<br />

- 4 -


Literatur<br />

(zur besseren Einschätzung der Fachartikel habe ich die englischsprachigen<br />

Zusammenfassungen beigefügt. Bei Interesse kann ich die Fachartikel auch per<br />

email verschicken.<br />

Adami, C. (2006) Reducible complexity. Science 312: 61-63.<br />

Abstract: How does biological complexity arise? The molecular evolution of two hormone receptors was traced from a<br />

common ancestral receptor. Through a series of mutations, receptors with distinct hormone binding properties evolved, one<br />

before the appearance of its cognate ligand.<br />

Aharoni, A., Gaidukov, L., Khersonsky, O., Mc, Q.G.S., Roodveldt, C., and Tawfik,<br />

D.S. (2005) The 'evolvability' of promiscuous protein functions. Nature Genetics 37:<br />

73-76.<br />

Abstract: How proteins with new functions (e.g., drug or antibiotic resistance or degradation of man-made chemicals)<br />

evolve in a matter of months or years is still unclear. This ability is dependent on the induction of new phenotypic traits by a<br />

small number of mutations (plasticity). But mutations often have deleterious effects on functions that are essential for<br />

survival. How are these seemingly conflicting demands met at the single-protein level? Results from directed laboratory<br />

evolution experiments indicate that the evolution of a new function is driven by mutations that have little effect on the native<br />

function but large effects on the promiscuous functions that serve as starting point. Thus, an evolving protein can initially<br />

acquire increased fitness for a new function without losing its original function. Gene duplication and the divergence of a<br />

completely new protein may then follow.<br />

Baaske, P., Weinert, F.M., Duhr, S., Lemke, K.H., Russell, M.J., and Braun, D.<br />

(2007) Extreme accumulation of nucleotides in simulated hydrothermal pore systems.<br />

Proceedings of the National Academy of Sciences 104: 9346-9351.<br />

Abstract: We simulate molecular transport in elongated hydrothermal pore systems influenced by a thermal gradient. We<br />

find extreme accumulation of molecules in a wide variety of plugged pores. The mechanism is able to provide highly<br />

concentrated single nucleotides, suitable for operations of an RNA world at the origin of life. It is driven solely by the<br />

thermal gradient across a pore. On the one hand, the fluid is shuttled by thermal convection along the pore, whereas on<br />

the other hand, the molecules drift across the pore, driven by thermodiffusion. As a result, millimeter-sized pores<br />

accumulate even single nucleotides more than 108-fold into micrometer-sized regions. The enhanced concentration of<br />

molecules is fo<strong>und</strong> in the bulk water near the closed bottom end of the pore. Because the accumulation depends<br />

exponentially on the pore length and temperature difference, it is considerably robust with respect to changes in the cleft<br />

geometry and the molecular dimensions. Whereas thin pores can concentrate only long polynucleotides, thicker pores<br />

accumulate short and long polynucleotides equally well and allow various molecular compositions. This setting also<br />

provides a temperature oscillation, shown previously to exponentially replicate DNA in the protein-assisted PCR. Our<br />

results indicate that, for life to evolve, complicated active membrane transport is not required for the initial steps. We find<br />

that interlinked mineral pores in a thermal gradient provide a compelling high-concentration starting point for the molecular<br />

evolution of life.<br />

Bridgham, J.T., Carroll, S.M., and Thornton, J.W. (2006) Evolution of Hormone-<br />

Receptor Complexity by Molecular Exploitation. Science 312: 97-101.<br />

Abstract: According to Darwinian theory, complexity evolves by a stepwise process of elaboration and optimization <strong>und</strong>er<br />

natural selection. Biological systems composed of tightly integrated parts seem to challenge this view, because it is not<br />

obvious how any element's function can be selected for unless the partners with which it interacts are already present.<br />

Here we demonstrate how an integrated molecular system--the specific functional interaction between the steroid hormone<br />

aldosterone and its partner the mineralocorticoid receptor--evolved by a stepwise Darwinian process. Using ancestral gene<br />

resurrection, we show that, long before the hormone evolved, the receptor's affinity for aldosterone was present as a<br />

structural by-product of its partnership with chemically similar, more ancient ligands. Introducing two amino acid changes<br />

into the ancestral sequence recapitulates the evolution of present-day receptor specificity. Our results indicate that tight<br />

interactions can evolve by molecular exploitation--recruitment of an older molecule, previously constrained for a different<br />

role, into a new functional complex.<br />

Cooper, V.S., Bennett, A.F., and Lenski, R.E. (2001) Evolution of thermal<br />

dependence of growth rate of Escherichia coli populations during 20,000 generations<br />

in a constant environment. Evolution 55: 889-896.<br />

Abstract: Twelve experimental populations of the bacterium Escherichia coli evolved for 20,000 generations in a defined<br />

medium at 37 degrees C. We measured their maximum growth rates across a broad range of temperatures and at several<br />

evolutionary time points to quantify the extent to which they became thermal specialists with diminished performance at<br />

other temperatures. We also sought to determine whether antagonistic pleiotropy (genetic trade-offs) or mutation<br />

accumulation (drift decay) was primarily responsible for any thermal specialization. Populations showed consistent<br />

improvement in growth rate at moderate temperatures (27-39 degrees C), but tended to have decreased growth rate at<br />

both low (20 degrees C) and high (41-42 degrees C) temperatures. Most loss occurred early in the experiment, when<br />

adaptation was most rapid. This dynamic is predicted by antagonistic pleiotropy but not by mutation accumulation. Several<br />

- 5 -


populations evolved high mutation rates due to defects in their DNA repair, but they did not subsequently <strong>und</strong>ergo a<br />

greater decrease in growth rate at thermal extremes than populations that retained low mutation rates, contrary to the<br />

acceleration of decay predicted by mutation accumulation. Antagonistic pleiotropy therefore is more likely to be responsible<br />

for the evolution of thermal specialization observed in maximum growth rate.<br />

Elena, S.F., and Lenski, R.E. (2003) Evolution experiments with microorganisms: the<br />

dynamics and genetic bases of adaptation. Nature Reviews Genetics 4: 457-469.<br />

Abstract: Microorganisms have been mutating and evolving on Earth for billions of years. Now, a field of research has<br />

developed aro<strong>und</strong> the idea of using microorganisms to study evolution in action. Controlled and replicated experiments are<br />

using viruses, bacteria and yeast to investigate how their genomes and phenotypic properties evolve over h<strong>und</strong>reds and<br />

even thousands of generations. Here, we examine the dynamics of evolutionary adaptation, the genetic bases of<br />

adaptation, tradeoffs and the environmental specificity of adaptation, the origin and evolutionary consequences of<br />

mutators, and the process of drift decay in very small populations.<br />

Glaubrecht, M., Kinitz, A., and Moldrzyk, U. (2007) Als das Leben laufen lernte.<br />

München: Prestel Verlag.<br />

Koonin, E.V. (2007) An RNA-making reactor for the origin of life. Proceedings of the<br />

National Academy of Science 104: 9105-9106.<br />

Abstract: Given the overwhelming complexity and difficulty of the origin of life problem, the most astonishing thing about it is<br />

that life actually has evolved on at least one planet in our universe. Indeed, it is entirely conceivable that the origin of life<br />

involved a series of highly unlikely events, and a substantial part of the explanation for why there is life on earth comes<br />

from the anthropic principle, i.e., our planet just happens to be one of the extremely rare parts of the universe where such a<br />

series of events was realized. The anthropic world view, however, by no means frees the students of early evolution from<br />

the obligation to explore all possible ways to decrease the improbability of life by demonstrating plausible paths to one or<br />

another of the milestones that need to be reached before life actually takes off. The paper by Baaske et al. in this issue of<br />

PNAS seems to do just that by describing a simple abiotic system ensuring striking concentration of mono- and<br />

polynucleotides in inorganic compartments that might be suitable hatcheries for life.<br />

Laland, K.N., Odling-Smee, F.J., and Feldman, M.W. (1999) Evolutionary<br />

consequences of niche construction and their implications for ecology. Proceedings<br />

of the National Academy of Science 96: 10242-10247.<br />

Abstract: Organisms regularly modify local resource distributions, influencing both their ecosystems and the evolution of<br />

traits whose fitness depends on such alterable sources of natural selection in environments; We call these processes niche<br />

construction. We explore the evolutionary consequences of niche construction using a true-locus population genetic model,<br />

which extends earlier analyses by allowing resource distributions to be influenced both by niche construction and by<br />

independent processes of renewal and depletion. The analysis confirms that niche construction can be a potent<br />

evolutionary agent by generating selection that leads to the fixation of otherwise deleterious alleles, supporting stable<br />

polymorphisms where none are expected, eliminating what would otherwise be stable polymorphisms, and generating<br />

unusual evolutionary dynamics. Even small amounts of niche construction, or niche construction that only weakly affects<br />

resource dynamics, can significantly alter both ecological and evolutionary patterns.<br />

Leinfelder, R. (2007) Der deutsche Kreationismus <strong>und</strong> seine Rahmenbedingungen<br />

aus der Sicht eines Paläontologen. In Kreationismus in Deutschland. Fakten <strong>und</strong><br />

Analysen. Kutschera, U. (ed). Berlin, Münster: LIT-Verlag, pp. 277-326.<br />

Lenski, R.E., and Travisano, M. (1994) Dynamics of adaptation and diversification: a<br />

10,000-generation experiment with bacterial populations. Proceedings of the National<br />

Academy of Science 91: 6808-6814.<br />

Abstract: We followed evolutionary change in 12 populations of Escherichia coli propagated for 10,000 generations in<br />

identical environments. Both morphology (cell size) and fitness (measured in competition with the ancestor) evolved rapidly<br />

for the first 2000 generations or so after the populations were introduced into the experimental environment, but both were<br />

nearly static for the last 5000 generations. Although evolving in identical environments, the replicate populations diverged<br />

significantly from one another in both morphology and mean fitness. The divergence in mean fitness was sustained and<br />

implies that the populations have approached different fitness peaks of unequal height in the adaptive landscape. Although<br />

the experimental time scale and environment were microevolutionary in scope, our experiments were designed to address<br />

questions concerning the origin as well as the fate of genetic and phenotypic novelties, the repeatability of adaptation, the<br />

diversification of lineages, and thus the causes and consequences of the uniqueness of evolutionary history. In fact, we<br />

observed several hallmarks of macroevolutionary dynamics, including periods of rapid evolution and stasis, altered<br />

functional relationships between traits, and concordance of anagenetic and cladogenetic trends. Our results support a<br />

Wrightian interpretation, in which chance events (mutation and drift) play an important role in adaptive evolution, as do the<br />

complex genetic interactions that <strong>und</strong>erlie the structure of organisms.<br />

- 6 -


Lenski, R.E., Ofria, C., Pennock, R.T., and Adami, C. (2003) The evolutionary origin<br />

of complex features. Nature 423: 139-144.<br />

Abstract: A long-standing challenge to evolutionary theory has been whether it can explain the origin of complex organismal<br />

features. We examined this issue using digital organisms--computer programs that self-replicate, mutate, compete and<br />

evolve. Populations of digital organisms often evolved the ability to perform complex logic functions requiring the<br />

coordinated execution of many genomic instructions. Complex functions evolved by building on simpler functions that had<br />

evolved earlier, provided that these were also selectively favoured. However, no particular intermediate stage was<br />

essential for evolving complex functions. The first genotypes able to perform complex functions differed from their nonperforming<br />

parents by only one or two mutations, but differed from the ancestor by many mutations that were also crucial<br />

to the new functions. In some cases, mutations that were deleterious when they appeared served as stepping-stones in the<br />

evolution of complex features. These findings show how complex functions can originate by random mutation and natural<br />

selection.<br />

Nei, M. (2007) The new mutation theory of phenotypic evolution. Proceedings of the<br />

National Academy of Science 104: 12235-12242.<br />

Abstract: Recent studies of developmental biology have shown that the genes controlling phenotypic characters expressed<br />

in the early stage of development are highly conserved and that recent evolutionary changes have occurred primarily in the<br />

characters expressed in later stages of development. Even the genes controlling the latter characters are generally<br />

conserved, but there is a large component of neutral or nearly neutral genetic variation within and between closely related<br />

species. Phenotypic evolution occurs primarily by mutation of genes that interact with one another in the developmental<br />

process. The enormous amount of phenotypic diversity among different phyla or classes of organisms is a product of<br />

accumulation of novel mutations and their conservation that have facilitated adaptation to different environments. Novel<br />

mutations may be incorporated into the genome by natural selection (elimination of preexisting genotypes) or by random<br />

processes such as genetic and genomic drift. However, once the mutations are incorporated into the genome, they may<br />

generate developmental constraints that will affect the future direction of phenotypic evolution. It appears that the driving<br />

force of phenotypic evolution is mutation, and natural selection is of secondary importance.<br />

Odling-Smee, F.J., Laland, K.N., and Feldman, M. (2003) Niche Construction:The<br />

Neglected Process in Evolution (http://www.nicheconstruction.com). Princeton:<br />

Princeton University Press.<br />

Abstract: Niche construction is the process whereby organisms, through their activities and choices, modify their own and<br />

each other's niches. By transforming natural selection pressures, niche construction generates feedback in evolution, on a<br />

scale hitherto <strong>und</strong>erestimated, and in a manner that alters the evolutionary dynamic. Niche construction also plays a critical<br />

role in ecology, where it supports ecosystem engineering and part regulates the flow of energy and nutrients through<br />

ecosystems. We are developing a new approach to evolution - one that treats niche construction as a f<strong>und</strong>amental<br />

evolutionary process in its own right. We call it extended evolutionary theory.<br />

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