26.08.2013 Aufrufe

+ EinBlick Dezember 2011 - Evangelische Kirche Saar

+ EinBlick Dezember 2011 - Evangelische Kirche Saar

+ EinBlick Dezember 2011 - Evangelische Kirche Saar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bonhoeffer war wegen seines Widerstands<br />

gegen das Hitler-Regime inhaftiert<br />

worden und verbrachte seine Tage<br />

im Militärgefängnis in Berlin-Tegel,<br />

bevor er ins Konzentrationslager kam,<br />

wo er im April 1945 umgebracht wurde.<br />

Seine Aufzeichnungen und Briefe<br />

aus der Haftzeit sind unter dem Titel<br />

„Widerstand und Ergebung“ veröffentlicht<br />

worden.<br />

Im November 1943 schreibt er in einem<br />

Brief: „So eine Gefängniszelle<br />

ist übrigens ein ganz guter Vergleich<br />

für die Adventssituation; man wartet,<br />

hofft, tut dies und jenes - letzten<br />

Endes Nebensächliches - die Tür ist<br />

verschlossen und kann nur von außen<br />

geöffnet werden.“<br />

Mich beeindruckt, mit welcher Tiefe<br />

Bonhoeffer seine Lebenssituation<br />

durchdringen kann. Sein Alltag - die<br />

Gefängniszelle, das Warten, die Tür,<br />

die ab und zu geöffnet wird, die Einsicht,<br />

an der eigenen Situation nichts<br />

ändern zu können - dieser Alltag wird<br />

für Bonhoeffer zum Bild für, ja man<br />

kann es wörtlich so sagen: für Gott und<br />

die Welt. Advent, das heißt: Hoffen,<br />

dass der Himmel sich öffnet, dass Gottes<br />

Licht auf unsere alte Erde scheint.<br />

Wenn man dieses Bild im Kopf hat,<br />

dann kann einem unser vorweihnachtliches<br />

Treiben unglaublich oberflächlich<br />

erscheinen. Nikoläuse und Lebkuchen<br />

schon im September in den Geschäften,<br />

Weihnachtsbäume schon im Oktober<br />

im Schaufenster, Häuser und Straßen<br />

schon vor dem Totensonntag geschmückt<br />

und Weihnachtsmärkte laden<br />

zum Besuch ein.<br />

Ja, die Kaufhaustüren, die öffnen sich<br />

ganz automatisch, doch wie sieht es mit<br />

den Türen unseres Herzens aus. Wie<br />

Ev. <strong>Kirche</strong>ngemeinde Gersweiler-Klarenthal<br />

Angedacht und Jahresgabe<br />

sieht es mit den Türen des Himmels<br />

aus, mit dem Hoffnungslicht, das uns<br />

alles in einem anderen Licht sehen<br />

lässt?<br />

In der Gefängniszelle entwickelt<br />

Bonhoeffer ein Gespür dafür, wie sehr<br />

wir gefangen bleiben in den Nebensächlichkeiten<br />

dieser Welt. „Die Tür<br />

kann nur von außen, von Gott geöffnet<br />

werden.“<br />

Darum ist die Adventszeit eine so wichtige<br />

Zeit, in der wir uns Zeit nehmen<br />

sollten für uns, für unsere Nächsten,<br />

für die Türen, die sich vielleicht noch<br />

in unserem Leben öffnen können oder<br />

öffnen sollten Wartezeit.<br />

Adventszeit ist Wartezeit.<br />

Warten, dass Gott in unsere Welt<br />

kommt, dass Gott in unser Leben<br />

kommt, dass Gott uns berührt mit seiner<br />

Liebe. Und vielleicht erfahren ja<br />

auch wir es: Auch wenn wir noch nicht<br />

im Licht leben, aber es scheint schon<br />

durch den Türspalt hindurch. Die Tür<br />

steht sozusagen schon einen Spalt weit<br />

offen. Und das heißt: Wir können hoffen<br />

und wir können schon etwas spüren<br />

von der Liebe Gottes. Wir können uns<br />

davon anstecken lassen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen,<br />

dass sich in der Adventszeit für Sie<br />

viele Türen öffnen, Türen zu Freunden<br />

und Nachbarn, Türen der Versöhnung<br />

dort, wo es Streit gab, Türen zu anderen<br />

dort, wo Einsamkeit nagt und vor<br />

allem: Türen zum Himmel, dass die<br />

Liebe Gottes auch Ihr Herz berührt<br />

und bewegt.<br />

Im Lied „Macht hoch die Tür“ heißt es<br />

in der 5. Strophe:<br />

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!