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GEPflEGt Herbst <strong>2012</strong><br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

eine Leistung, die nie<strong>der</strong>gelassene<br />

Ärzte sonst meist nicht o<strong>der</strong> nur verspätet<br />

erhalten würden.<br />

Zusammen mit inzwischen 14 weiteren<br />

kirchlichen PiA-Partnern in den umliegenden<br />

Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald<br />

und Emmendingen ga-<br />

ran tieren die Kirchlichen Sozialstationen<br />

in Freiburg eine qualifizierte Versor<br />

gungs kette zwischen ambulant und<br />

stationär und sind auch mit diesen<br />

Leistungen unentbehrlich im regionalen<br />

Gesundheitswesen geworden.<br />

Hilfe im Alltag – wenn nötign<br />

rund um die Uhr n<br />

Die beiden Kirchlichen Sozialstationen<br />

stellen das größte Angebot an so<br />

genannten niedrigschwelligen Hilfen<br />

in <strong>der</strong> Region bereit. Johannes<br />

Sackmann: „Damit unterstützen wir<br />

vor allem ältere Menschen, die zum<br />

Beispiel Hilfe im Haushalt brauchen<br />

o<strong>der</strong> die stundenweise zu Hause<br />

betreut werden müssen, etwa, weil sie<br />

an Demenz erkrankt sind.“ Die Kirchlichen<br />

Sozialstationen setzen dafür<br />

mehr als 300 Helferinnen und Helfer<br />

ein. Sie kümmern sich um alles, was im<br />

Alltag gebraucht wird und sind stundenweise<br />

bis rund um die Uhr im<br />

Einsatz. „Mit diesem Hilfsangebot leis-<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

Evangelische Sozialstation Freiburg im<br />

Breisgau e.V. • Telefon 0761/27<strong>13</strong>0-0<br />

Katholische Sozialstation Freiburg im<br />

Breisgau GmbH • Telefon 0761/8885250<br />

Kirchliche Sozialstation Tuniberg e.V.<br />

Telefon 07664/3057<br />

Auflage 3.450 Exemplare<br />

Konzept, Redaktion,<br />

Produktionsmanagement:<br />

GRIESHABER Redaktion + Medien, Bonn<br />

Grafik: ImageDesign, Köln<br />

ten wir einen wichtigen und kostengünstigen<br />

Beitrag im Vor- und Umfeld<br />

von Pflegeleistungen,“ betont Jo hannes<br />

Sackmann.<br />

Individuelle Betreuung vonn<br />

Menschen mit Demenzn<br />

Die Betreuung von Menschen, die an<br />

Demenz erkrankt sind, nimmt bei uns<br />

breiten Raum ein. „Wir wissen“, so<br />

Rupert Niewiadomski, „dass es nicht<br />

damit getan ist, ein einzelnes Betreuungsangebot<br />

zu machen. Demenz ist<br />

vielmehr ein gesellschaftliches Thema,<br />

das mehr als bislang in <strong>der</strong> Öffent -<br />

lichkeit bekannt ge macht und diskutiert<br />

werden sollte. Menschen mit<br />

Demenz gehören nach unserem<br />

Verständnis mitten in die Gesellschaft.<br />

Dafür setzen wir uns ein und danach<br />

richten wir auch die Fülle unserer<br />

ambulanten Angebote aus.“ So ergänzen<br />

wir unsere Fachpflege durch häusliche<br />

Betreu ungen, mit denen wir<br />

Angehörige von Demenzkranken<br />

gezielt entlasten. Interessierte Men -<br />

schen können sich bei uns in Acht-<br />

Wochen-Kursen zur Helferin o<strong>der</strong> zum<br />

Helfer für Demenz kranke schulen lassen.<br />

Eine ambulante Wohngruppe<br />

sowie ein Café für De menzkranke<br />

ergänzen unsere Leistun gen.<br />

Auftakt <strong>der</strong> Jubiläumsveranstaltung – mit Pflegedienstleiterin<br />

Inge-Dorothea Boitz-Gläßel (dritte von rechts)<br />

Ökumenischer Gottesdienst in <strong>der</strong> Maria-Magdalena-Kirche im Rieselfeld<br />

(von links): Katholischer Dekan Wolfgang Gaber, Mitarbeiterinnen <strong>der</strong><br />

Sozialstationen, Stellvertreten<strong>der</strong> Evangelischer Dekan Marc Witzenbacher<br />

Mobiler Notruf mitn<br />

neuester Technikn<br />

Zum Leistungsspektrum gehört auch<br />

<strong>der</strong> Hausnotruf. Vor nunmehr 27 Jahren<br />

haben wir die Hausnotruf gGmbH in<br />

Freiburg gegründet und sind seither<br />

Träger des Dienstleisters, <strong>der</strong> mit über<br />

10.000 angeschlossen Kunden einer<br />

<strong>der</strong> großen Hausnotruf-Anbieter in<br />

Deutschland ist. Zusammen mit mehr<br />

als 200 Kooperationspartnern bietet<br />

<strong>der</strong> kirchlich getragene Dienst allein in<br />

Freiburg über 800 Hausnotruf-Kunden<br />

rund um die Uhr eine verlässliche Hilfe<br />

in Notsituationen. Rupert Niewiadomski:<br />

„Zudem sind wir seit mehreren<br />

Jahren auch in Spanien tätig. Der<br />

Einsatz neuester Technik im mobilen<br />

Notruf und im Umfeld <strong>der</strong> Pflege gehört<br />

ebenso zum Angebot wie Rufumleitungen<br />

für Sozialstationen und Seelsorgerufbereitschaft.“<br />

Beraten und vernetzt helfenn<br />

Mit jeweils einer Beratungsstelle für<br />

ältere Menschen sind wir zudem eine<br />

wichtige Ergänzung zum städtischen<br />

Pflegestützpunkt. Wir führen damit ein<br />

Angebot weiter, das 1990 durch die IAV-<br />

Stelle zwar begonnen, acht Jahre später<br />

mit <strong>der</strong> Beendigung <strong>der</strong> Landes för<strong>der</strong>ung<br />

jedoch eingestellt wurde.<br />

Unsere Beratung ist aufsuchend, das<br />

heißt: Menschen, die, aus welchen<br />

Gründen auch immer, nicht in die<br />

Beratungsstellen kommen können,<br />

werden zu Hause besucht. „Und im Fall<br />

von Altersarmut erschließen wir gemäß<br />

unseres kirchlichen Auftrags auch<br />

finanzielle Mittel, um die Lebensqualität<br />

eines alten Menschen zu verbessern“,<br />

erklärt Johannes Sackmann.<br />

Die Vernetzung mit Einrichtungen,<br />

Anbietern und Institutionen in und um<br />

Freiburg – dazu gehören die Kliniken,<br />

aber auch Besuchsdienstkreise und<br />

Seelsorgedienste, außerdem Baugenossenschaften,<br />

Sanitäts häuser, das<br />

Freiburger Palliativnetz und Angebote<br />

<strong>der</strong> Wohnungslosen- und Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

– macht uns zu herausragenden<br />

Anbietern von Dienstleistungen<br />

für alte Menschen im Raum Freiburg. I<br />

Das Fest im Mundenhof: Die Sozialstationen<br />

feiern ihr Jubiläum<br />

im Juni mit vielen Gästen.


GEPflEGt<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>13</strong> • <strong>2012</strong><br />

liebe leserin, lieber leser!<br />

Was eine Sozialstation ist, weiß<br />

heute jedes Kind. Unsere mobilen<br />

Pflegekräfte fallen im Stadtgebiet<br />

nicht allein durch ihre Fahrzeuge<br />

auf, mit denen sie täglich und<br />

häufig rund um die Uhr unterwegs<br />

sind. Auch, dass die Großmutter<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nachbar zu<br />

Hause gepflegt wird, passiert<br />

heute häufiger und selbstverständlicher<br />

als vor dreißig Jahren.<br />

Vorreiter für diese Entwicklung<br />

sind in Freiburg unsere beiden<br />

Kirchlichen Sozialstationen.<br />

Wir helfen bei <strong>der</strong> Pflege und<br />

unterstützen im Haushalt. Wir<br />

springen mit <strong>der</strong> Familienpflege<br />

ein, wenn die Mutter ausfällt. Wir<br />

entlasten pflegende Angehörige.<br />

Wir beraten alte Menschen. Und<br />

bei allem gilt: Unsere Hilfe kann<br />

je<strong>der</strong> in Anspruch nehmen –<br />

unabhängig von Konfession und<br />

religiöser Überzeugung.<br />

Das Jahr <strong>2012</strong> stand ganz im<br />

Zeichen unserer 30­jährigen<br />

Zusammenarbeit. Lesen Sie mehr<br />

über das, was wir heute leisten, in<br />

dieser <strong>Ausgabe</strong> von GEPFLEGT ZU<br />

HAUSE.<br />

Rupert Niewiadomski<br />

Geschäftsführer<br />

Katholische Sozialstation<br />

Johannes Sackmann<br />

Vorstand Evangelische Sozialstation<br />

KONtAKt<br />

30 Jahre Kirchliche Sozialstationen in freiburg<br />

Angefangen hat alles vor über drei-<br />

ßig Jahren mit <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> evangeli-<br />

schen und katholischen Kirchen in<br />

Freiburg, direkt eine gemeinsame,<br />

eine ökumenische Sozialstation zu<br />

gründen. Entstanden sind dann drei<br />

kirchliche Sozialstationen, verbun-<br />

den durch eine verbindlich verein-<br />

barte Zusammenarbeit. Diese Koope-<br />

ration wurde nach und nach mit<br />

Leben gefüllt und hat sich inzwi-<br />

schen über 30 Jahre hinweg bewährt.<br />

Sozialstation unterwegs –n<br />

Zahlen, Daten, Faktenn<br />

Die beiden Kirchlichen Sozialstationen<br />

beschäftigen <strong>der</strong>zeit zusammen<br />

mehr als 600 Mitarbeitende – die<br />

weitaus meisten in einem festen<br />

Angestelltenverhältnis – sowie elf<br />

Auszubildende für den Beruf Altenpflege.<br />

Hauszeitung <strong>der</strong> Kirchlichen<br />

Sozialstationen in Freiburg i. Br.<br />

Pflege, Betreuung und Hilfe – in <strong>der</strong> Region, überregional und im Ausland<br />

Um unsere <strong>der</strong>zeit jährlich über 2.500<br />

Patienten zu betreuen, sind im Schnitt<br />

eine halbe Million Hausbesuche nötig.<br />

„Für diese mobile Hilfe in den Pflegehaushalten“,<br />

erklärt <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> Evangelischen Sozialstation<br />

Johannes Sackmann, „setzen wir 94<br />

Dienstfahrzeuge ein, mit denen unsere<br />

Mitarbeitenden jährlich rund 658.000<br />

Kilometer im Stadtgebiet Freiburg<br />

zurücklegen – das entspricht einer<br />

16-fachen Erdumrundung!“<br />

Nach <strong>der</strong> Klinik mit PiAn<br />

nach Hause n<br />

Durch unsere Initiative ist vor zehn<br />

Jahren die Pflegeüberleitungsstelle PiA<br />

Pflege im Anschluss entstanden. Rupert<br />

Niewiadomski, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

Katholischen Sozialstation: „Mit dem<br />

auch bundesweit beachteten Konzept<br />

haben wir eine zuverlässige und qualitätsgesicherte<br />

Vernetzung mit den<br />

Krankenhäusern und Kliniken in<br />

Freiburg und Umgebung vereinbart.“<br />

Das ist die Grundlage dafür, dass jedes<br />

Jahr mehr als 2.000 kranke Menschen<br />

nach ihrer Entlassung aus einer Klinik<br />

Evangelische Sozialstation freiburg im Breisgau e.V. • www.evsozialstation-freiburg.de<br />

Dreisamstraße 5 • 79098 Freiburg • Telefon 0761/27<strong>13</strong>0-0 • Fax 0761/27<strong>13</strong>0-<strong>13</strong>5 • sozialstation@evsozialstation-freiburg.de<br />

Vorstand: Johannes Sackmann • Pflegedienstleitung: Inge-Dorothea Boitz-Gläßel<br />

Sparkasse Freiburg Nördlicher Breisgau • Konto-Nr. 2001014 • BLZ 68050101<br />

Katholische Sozialstation freiburg im Breisgau GmbH • www.katholische-sozialstation-freiburg.de<br />

Kirchstraße 6 • 79100 Freiburg • Telefon Pflegedienstleitung 0761/88852522 • Fax 0761/88852525 • info@ksst-freiburg.de<br />

Geschäftsführer Egon Engler • Geschäftsführer und Pflegedienstleitung Rupert Niewiadomski<br />

Sparkasse Freiburg Nördlicher Breisgau • Konto-Nr. 2053646 • BLZ 68050101<br />

Kirchliche Sozialstation tuniberg e.V. • www.sozialstation-tuniberg.de<br />

Dürleberg 1 • 79112 Freiburg-Opfingen • Telefon 07664/3057 • Fax 07664/912000 • info@sozialstation-tuniberg.de<br />

Pflegedienstleitung Michael Geißer und Rita Brüggen<br />

Sparkasse Freiburg Nördlicher Breisgau • Konto-Nr. 2392390 • BLZ 68050101<br />

Foto: © Gina San<strong>der</strong>s – fotolia.com<br />

Themen dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Seiten 2 + 3<br />

Einen krebskranken<br />

Angehörigen begleiten<br />

Seite 4<br />

Jubiläum: Kirchliche Sozialstationen<br />

feiern 30-jährige<br />

Zusammenarbeit<br />

„Boxenstopp“ am Freiburger<br />

Münster: Die Pflegekräfte <strong>der</strong><br />

Kirchlichen Sozialstationen sind<br />

täglich mit mehr als 90 Fahrzeugen<br />

im Stadtgebiet unterwegs.<br />

zu Hause optimal und ohne zeitliche<br />

Verzögerung durch die Kirchlichen So -<br />

zial stationen weiterversorgt werden<br />

können.<br />

Die evangelische Diakonisse (links) und die<br />

katholische Ordensfrau (rechts) prägten die<br />

Gemeindekrankenpflege frührer Jahre.<br />

Neben den Kranken und ihren Angehörigen<br />

schätzen auch Hausärzte den<br />

kostenlosen Service <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Initiative: PiA Pflege im Anschluss informiert<br />

die Hausarzt-Praxen schnell und<br />

zuverlässig über die Rückkehr ihrer<br />

Patienten in die häusliche Versorgung –<br />

Fortsetzung auf Seite 4


GEPflEGt<br />

Krebspatienten begleiten<br />

Foto: © Robert Kneschke fotolia.com<br />

Wie können Angehörige helfen?<br />

Wenn ein Mensch an Krebs erkrankt, dann ist nicht nur er selbst betroffen – auch für den Partner und die<br />

ganze Familie än<strong>der</strong>t sich das Leben. Was können Angehörige für das kranke Familienmitglied tun? Wie<br />

können sie die schwierige Zeit meistern? Und was ist mit ihren eigenen Ängsten und Bedürfnissen?<br />

Mit <strong>der</strong> Krankheit Krebs än<strong>der</strong>t sich<br />

das Leben schlagartig. Viele Menschen<br />

erleben die Diagnose als einen „Sturz<br />

aus <strong>der</strong> Wirklichkeit“, schreibt die Fachschwester<br />

für Intensiv- und Anästhesie-Pflege<br />

Corinna Kohröde-Warnken.<br />

„Letztlich wird unsere Täuschung, wir<br />

seien unsterblich, in diesem Moment<br />

zerbrochen.“ Doch nicht nur die Betroffenen<br />

selbst, auch die Angehörigen<br />

sind extrem belastet und müssen lernen,<br />

mit <strong>der</strong> neuen Situation zurechtzukommen.<br />

Zum einen geht es um<br />

ganz praktische Verän<strong>der</strong>ungen. Die<br />

Regionale Adressen<br />

Klinik für tumorbiologie<br />

Breisacher Straße 117<br />

79106 Freiburg<br />

Telefon 0761 206-01<br />

www.tumorbio.uni-freiburg.de<br />

Psychosoziale Krebsberatungsstelle<br />

freiburg<br />

Hauptstraße 5a, 79104 Freiburg<br />

Telefon 0761 27077500<br />

www.krebsberatungsstelle-<br />

freiburg.de<br />

Patienten haben oft nicht mehr die<br />

Kraft, ihren normalen Alltag zu bewältigen,<br />

Aufgaben müssen neu verteilt<br />

werden. Noch schwieriger als die Organisation<br />

ist häufig <strong>der</strong> Umgang mit<br />

den Gefühlen, vor allem mit <strong>der</strong> Angst.<br />

Krebs zu haben bedeutet oft, sich zwischen<br />

Todesangst und Lebensmut hin-<br />

und hergerissen zu fühlen.<br />

Offenheit hilfti<br />

Aber je<strong>der</strong> Betroffene reagiert an<strong>der</strong>s –<br />

manche Menschen sind nie<strong>der</strong>geschlagen<br />

und mutlos, an<strong>der</strong>e zeigen Wut<br />

und Ärger. Deshalb gibt es auch kein<br />

Patentrezept für Angehörige. Psycho-<br />

Onkologen raten jedoch, immer wie<strong>der</strong><br />

zu fragen „Was brauchst du?“ und „Was<br />

kann ich für dich tun?“. Dabei können<br />

Angehörige auch die eigene Unsicherheit<br />

offen zeigen. Um die Betroffenen<br />

nicht zusätzlich zu belasten, behalten<br />

viele ihre Empfindungen für sich. Das<br />

kostet Kraft und erschöpft. Der Krebsinformationsdienst<br />

empfiehlt deshalb<br />

vor allem eine offene Kommunikation.<br />

Dabei tun sich natürlich Menschen<br />

leichter, die vor <strong>der</strong> Krankheit<br />

schon gelernt haben, über Probleme zu<br />

reden. Für an<strong>der</strong>e ist diese Offenheit<br />

neu und muss erst trainiert werden. In<br />

vielen Situationen ist es für den Partner<br />

beruhigend, wenn er weiß, woran<br />

er ist, beispielsweise wenn sich Betroffene<br />

zurückziehen o<strong>der</strong> ihr Bedürfnis<br />

nach Nähe und Zärtlichkeit extrem<br />

schwankt. Ein offenes Gespräch kann<br />

verhin<strong>der</strong>n, dass <strong>der</strong> Angehörige die<br />

Schuld o<strong>der</strong> den Fehler bei sich sucht,<br />

obwohl die Ursache vielleicht ganz<br />

woan<strong>der</strong>s liegt. Und schließlich ist die<br />

Krankheit ein Wendepunkt im Leben<br />

vieler Krebspatienten. Sie entwickeln<br />

neue Werte und krempeln ihr Leben<br />

Foto: © Herby Me, fotolia.com<br />

Je<strong>der</strong> reagiert an<strong>der</strong>s auf die Diagnose<br />

Krebs. Manche Menschen sind nie<strong>der</strong>geschlagen<br />

und mutlos, an<strong>der</strong>e zeigen Wut<br />

und Ärger. Auch das Bedürfnis nach Nähe<br />

und Zärtlichkeit kann extrem schwanken.<br />

Herbst <strong>2012</strong><br />

um. Diese Umstellungen können den<br />

Angehörigen viel abverlangen und<br />

auch hier hilft Offenheit.<br />

Nicht nur krank – Raum i<br />

für an<strong>der</strong>esi<br />

Ein Mensch, <strong>der</strong> an Krebs erkrankt ist,<br />

ist nicht nur krank. Experten empfehlen,<br />

<strong>der</strong> Krankheit nicht mehr Raum<br />

zu geben als nötig. Angehörige können<br />

dabei helfen, dass sich <strong>der</strong> Krebskranke<br />

auch seinen gesunden Seiten<br />

zuwendet, indem sie beispielsweise<br />

über gute Zeiten sprechen: Ferienerleb-<br />

Die gesunden<br />

Seiten stärken –<br />

etwas<br />

zusammen<br />

unternehmen.


Herbst <strong>2012</strong><br />

nisse, Familienfeste, berufliche Erfolge,<br />

Hobbys. Ebenso sollten die alltäglichen<br />

Abläufe und Aufgaben nur so<br />

weit verän<strong>der</strong>t werden, wie es wirklich<br />

notwendig ist. Ein kranker Mensch<br />

bekommt so die Chance, weiterhin<br />

gebraucht zu werden und in das Alltagsgeschehen<br />

eingebunden zu sein.<br />

Allerdings ist dabei Flexibilität gefragt,<br />

weil die Leistungsfähigkeit eines an<br />

Krebs Erkrankten sehr schwankend<br />

sein kann.<br />

Als Angehöriger auch aufi<br />

sich selber achteni<br />

Auch Angehörige sollten Hilfe und Trost<br />

annehmen, sie müssen nicht alles alleine<br />

regeln. Wenn sie immer im Einsatz<br />

sind und sich keine Ruhepausen gönnen,<br />

kommen sie leicht an die Grenzen<br />

ihrer Belastbarkeit. Es ist für Angehörige<br />

beson<strong>der</strong>s wichtig, auf ihre Bedürfnisse<br />

zu achten und sich auch Zeit für<br />

sich zu nehmen. Sei es, dass sie einen<br />

Spaziergang machen, den Kontakt zu<br />

Freunden und Bekannten pflegen o<strong>der</strong><br />

ein gutes Buch lesen. Für Angehörige,<br />

denen es schwer fällt, auf sich zu<br />

achten, bieten sowohl die Kirchlichen<br />

Sozialstationen als auch die Krebsberatungsstellen<br />

Hilfen an.<br />

Foto: © Martinan, fotolia.com<br />

Offenheit hilft – und auch die Frage: „Was brauchst du?“<br />

Infos im Internet<br />

Wissen hilft gegen die Angsti<br />

Nach Erfahrungen <strong>der</strong> Deutschen<br />

Krebshilfe beschäftigen sich zwei Drittel<br />

<strong>der</strong> Patienten irgendwann mit so<br />

genannten komplementären Behandlungsmethoden<br />

– also Therapiemöglichkeiten,<br />

die abseits <strong>der</strong> Schulmedizin<br />

in Frage kommen. Neben hilfreichen<br />

und wirksamen ergänzenden Methoden<br />

gibt es viele alternative Therapien,<br />

„die die Ängste und das Suchen nach<br />

dem richtigen Weg schamlos ausnutzen“,<br />

warnt die Verbraucherzentrale<br />

NRW und empfiehlt Patienten und<br />

Angehörigen, äußerst kritisch zu sein<br />

bei Berichten über Wun<strong>der</strong>heilungen<br />

sowie bei Warnungen vor <strong>der</strong> Schulmedizin<br />

und bei unlauteren Heilversprechen,<br />

wie etwa nur diese Methode sei<br />

die richtige.<br />

iWas ist Psycho-Onkologie?i<br />

Die Psycho-Onkologie o<strong>der</strong> auch psychosoziale<br />

Onkologie* ist ein relativ<br />

junges Fachgebiet <strong>der</strong> Krebstherapie,<br />

das seit Anfang <strong>der</strong> 1980er-Jahre<br />

Beachtung findet. Als Pionier gilt <strong>der</strong><br />

amerikanische Radiologe und Facharzt<br />

für Onkologie Dr. Carl Simonton. Er<br />

war <strong>der</strong> erste klassisch-medizinische<br />

Krebsspezialist, <strong>der</strong> davon überzeugt<br />

• Die Deutsche Krebshilfe hat einen umfassenden Ratgeber mit dem Titel<br />

„Hilfen für Angehörige“ herausgebracht. Sie können den Ratgeber<br />

kostenlos im Internet downloaden unter www.krebshilfe.de Dort<br />

finden Sie auch viele weitere nützliche Informationen.<br />

• Unter www.krebsinformationsdienst.de finden Sie viele hilfreiche<br />

Informationen, unter an<strong>der</strong>em eine komfortable Suche nach psychosozialen<br />

Krebsberatungsstellen in Ihrer Nähe.<br />

• Das Internet-Forum für Angehörige und Freunde von Krebspatienten<br />

verzichtet bewusst auf die fachliche Betreuung durch einen Arzt und<br />

setzt auf (virtuellen) Erfahrungsaustausch:<br />

www.krebsforum-fuer-angehoerige.de<br />

lesenswert<br />

war, dass Psychotherapie krebskranken<br />

Menschen hilft – nicht nur beim<br />

Bewältigen <strong>der</strong> emotionalen Folgen,<br />

son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong><br />

Krankheit selbst. Eine Reihe von empirischen<br />

Untersuchungen bestätigen<br />

heute seine Grundannahmen.<br />

Psycho-Onkologen unterstützen bei-<br />

Ratgeber für die Begleitung von Krebspatienten<br />

Zwischen Todesangst und Lebensmut<br />

von Corinna Kohröde-Warnken<br />

Schlütersche Verlagsgesellschaft, 2011,<br />

ISBN 978-3-89993-280-5, 24,95 Euro<br />

Plädoyer gegen falsche Wun<strong>der</strong>mittel<br />

Die Broschüre „Wie ernähre ich mich bei Krebs?“ gibt<br />

fachlich fundierte, seriöse Informationen und Tipps,<br />

welche Ernährungsweise sinnvoll ist, und ist ein Plädoyer<br />

gegen falsche Wun<strong>der</strong>mittel und Heilversprechen.<br />

Verbraucherzentrale NRW, Versandservice,<br />

A<strong>der</strong>sstraße 78, 40215 Düsseldorf<br />

www.vz-ratgeber.de, 9,90 Euro zzgl. Versandkosten<br />

Kosmetische Beratung für frauen mit Krebs<br />

Das Buch „Mit Verän<strong>der</strong>ungen umgehen“ beantwortet<br />

nicht nur einfühlsam die Fragen zur<br />

Kosmetik, die sich Frauen angesichts von Narben,<br />

Hautverän<strong>der</strong>ungen, Verlust von Haaren, Wimpern<br />

und Augenbrauen stellen, son<strong>der</strong>n zeigt mit<br />

vielen Fotos auch die Wirkung von Farben und<br />

erklärt die Anwendungsschritte.<br />

Klarigo Verlag, 2011, ISBN 978-3-98 <strong>13</strong>066-2-0, 9,80 Euro<br />

spielsweise bei <strong>der</strong> Lin<strong>der</strong>ung krankheitsbedingter<br />

Symptome, bei <strong>der</strong><br />

Bewältigung des emotionalen Stresses,<br />

bei Problemen mit einem (zerstörten)<br />

Körperbild und <strong>der</strong> Sexualität,<br />

beim Umgang mit bedrohlichen Themen<br />

wie Rezidiv und Sterben. Dabei<br />

werden Partner und Angehörige in <strong>der</strong><br />

Regel miteinbezogen. Die Angebote<br />

reichen von unterstützenden Einzel-,<br />

Paar- und Gruppengesprächen über<br />

Krisenintervention und kreative Angebote<br />

bis hin zur sozialrechtlichen Beratung.<br />

Die psycho-onkologischen Angebote<br />

in Krebsberatungsstellen, Akut-<br />

und Reha-Kliniken sind in <strong>der</strong> Regel<br />

Foto: © photocrew, fotolia.com<br />

Das hebt die Stimmung:<br />

an gute Zeiten<br />

erinnern und<br />

über gemeinsame<br />

Erlebnisse sprechen.<br />

für Patienten und Angehörige kostenfrei<br />

o<strong>der</strong> mit den allgemeinen Behandlungskosten<br />

bereits abgedeckt. I<br />

* Onkologie ist die Wissenschaft,<br />

die sich mit Krebs befasst.<br />

Text: Sabine Anne Lück, Bad Honnef<br />

Redaktion: GRIESHABER Redaktion + Medien, Bonn

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