April - Experimenta.de
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eXperimenta<br />
apRIL 2008<br />
Monatsmagazin <strong>de</strong>s INstituts für KreAtives Schreiben, Bad Kreuznach/Bingen<br />
Inhalt dieser Ausgabe<br />
Impression................................................... 3<br />
Schwerpunktthema Haiku ............................... 4<br />
Das Haiku – Die Meditation <strong>de</strong>r Silben.......... 4<br />
Haiku: japanisch und <strong>de</strong>utsch ...................... 7<br />
17 Haiku ................................................. 8<br />
Haiku-Dichtung.......................................... 9<br />
Die Kunst .................................................. 10<br />
Gerda Fuckner: Abschied <strong>de</strong>s Ché.............. 10<br />
Anne Ziegler: Bitten lasse ich mich nicht! ..... 11<br />
Aloys Blumauer: Der Geizhals.................... 13<br />
Manuel Göpferich: Die alltägliche Vernunft .. 14<br />
Der Betrieb................................................ 15<br />
An <strong>de</strong>n Taschen sollt Ihr sie erkennen .......... 15<br />
Das Institut ................................................ 18<br />
Das GilgameshProjekt .............................. 18<br />
Abenteuer Schreiben ................................ 19<br />
INKAS bei <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau in Bingen .19<br />
Der Wegweiser .......................................... 20<br />
Connie Palmen: I. M. ............................... 20<br />
Eigenes Gedicht auf Website geschützt........ 22<br />
Allfälliges............................................... 22<br />
Die Redaktion ............................................ 23<br />
Von <strong>de</strong>r Schreibtischkante ......................... 23<br />
Leserbrief ............................................... 24<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und<br />
Leser,<br />
2008 wird von unserem<br />
Institut wie<strong>de</strong>r<br />
viel zu hören sein.<br />
„Hören“ im wahrsten<br />
Sinne <strong>de</strong>s Wortes:<br />
Die Medienkooperation<br />
mit WordArt, <strong>de</strong>r<br />
einzigen und ersten<br />
Radiosendung zum<br />
kreativen Schreiben,<br />
ist fast vollzogen.<br />
WordArt gibt es nun<br />
bereits seit über<br />
einem Jahr. Ab Mai<br />
(Fortsetzung Seite 2)<br />
eXperimenta 04/2008 Www.<strong>Experimenta</strong>.De 31. März 2008
2008 wird WordArt nun zu eXperimentaRadio umbenannt wer<strong>de</strong>n. Die Website<br />
<strong>de</strong>r www.eXperimenta.<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n wir um- und ausbauen. Dort können Sie<br />
in Zukunft <strong>de</strong>n Newsletter und auch die aktuellen Radiosendungen abrufen.<br />
Der Name eXperimenta wird in unserem Institut bereits seit 1990 für unterschiedliche<br />
Projekte eingesetzt. Ursprünglich sollte dieser Name die Lange<br />
Nacht <strong>de</strong>r Autoren ablösen. Aber <strong>de</strong>r Mythos <strong>de</strong>r Langen Nacht <strong>de</strong>r Autoren<br />
läßt sich nicht so einfach von <strong>de</strong>r Tagesordnung nehmen. So wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Name<br />
eXperimenta zunächst für unseren Newsletter und jetzt auch für unsere Radiosendung<br />
adaptiert. In <strong>de</strong>r Vergangenheit gab es immer wie<strong>de</strong>r Versuche,<br />
diesen klangvollen Namen zu kopieren. Geblieben ist das Original!<br />
Das INKAS Institut ist mit seinen vielfältigen Angeboten nicht nur in Rheinland-Pfalz,<br />
son<strong>de</strong>rn auch bun<strong>de</strong>sweit eines <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Bildungsinstitute im<br />
kreativen und literarischen Schreiben. Wir übernehmen in <strong>de</strong>r Erwachsenenbildung<br />
und zunehmend in <strong>de</strong>r literarischen Bildung von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
eine Funktion, die von <strong>de</strong>n Autorenverbän<strong>de</strong>n vernachlässigt wird.<br />
Scha<strong>de</strong> eigentlich, dass we<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung noch Autorenverbän<strong>de</strong> unsere<br />
Institutsarbeit anerkennen. Immer wie<strong>de</strong>r bekomme ich zu hören: „Das<br />
haben wir auch schon gemacht!“ Aber davon ist nichts zu sehen. Unser INKAS<br />
Institut ist immer noch da – und so wie es aussieht, auch in Zukunft! Wir sind<br />
weiterhin bereit, Lücken zu schließen, dort wo an<strong>de</strong>re offensichtlich dazu nicht<br />
in <strong>de</strong>r Lage sind.<br />
Die Qualität <strong>de</strong>r literarischen Texte steht dabei immer im Vor<strong>de</strong>rgrund. Wir<br />
geben uns nicht zufrie<strong>de</strong>n mit „Blümchengedichten“ o<strong>de</strong>r „Gartenzwergtexten“.<br />
Das Konzept <strong>de</strong>s INKAS Instituts sieht vor, Maximales aus <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Seminarteilnehmern o<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>nten hervorzuholen.<br />
Zur Lan<strong>de</strong>sgartenschau in Bingen am Rhein wer<strong>de</strong>n wir mit unterschiedlichen<br />
Projekten vertreten sein. So zum Beispiel mit einem Haiku-Garten<br />
Es fin<strong>de</strong>n auch Lesungen und Workshops für Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche und Erwachsene<br />
auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau statt, die von unserem Institut veranstaltet<br />
wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong> ich mit einigen hochmotivierten Menschen das<br />
GilgameshProjekt (siehe Seite 18 in dieser Ausgabe) realisieren.<br />
Das Editorial muss nicht immer lyrische Komponenten haben, wie Sie sehen.<br />
Klare Worte habe auch ihre Wirkung. Trotz<strong>de</strong>m: Lyrik darf auch verstan<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n!<br />
Viel Spaß beim Lesen und vor allem: beim Schreiben<br />
Rüdiger Heins<br />
eXperimenta 04/2008: Editorial Seite 2
Impression<br />
Odyssee<br />
© Rüdiger Heins 2007<br />
eXperimenta 04/2008: Impression Seite 3
Schwerpunktthema Haiku<br />
Das Haiku – Die Meditation <strong>de</strong>r Silben<br />
(rh) Das lyrische Formengebil<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Haiku ist aus gestalttherapeutischer Sicht<br />
eine wirksame Dichtkunst, die sehr dazu geeignet ist, Heilprozesse zu aktivieren.<br />
Die lyrische Form <strong>de</strong>s Haiku bewegt<br />
sich in einer Textkulisse von drei Zeilen,<br />
beschränkt auf siebzehn Silben.<br />
Diese Dichtkunst hat in Japan eine<br />
lange Tradition; wobei sich die Anfänge<br />
jener ursprünglich japanischen<br />
Lyrik im Niemandsland <strong>de</strong>r schriftlosen<br />
Vorzeit verlieren.<br />
Die Wurzeln <strong>de</strong>r Haiku Dichtung<br />
Das Haiku ist vermutlich eine <strong>de</strong>r<br />
ältesten Kurzformen <strong>de</strong>r Dichtung, die<br />
wir in <strong>de</strong>r Literaturwissenschaft kennen.<br />
Seit etwa 1.600 Jahren wird in<br />
Japan diese Dichtung gepflegt. Aber<br />
erst im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Begriff Haiku von <strong>de</strong>m japanischen<br />
Dichter Shiki geprägt. Vorher sprach<br />
man von <strong>de</strong>r Tanka Dichtung. Die<br />
Ursprünge dieser Dichtkunst sind nicht<br />
unbedingt i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m Haiku,<br />
wie wir es heute kennen.<br />
Das Tanka mit seinen fünf Zeilen<br />
wird als eine <strong>de</strong>r Urformen dieser<br />
Dichtung angesehen. Ein Tanka hat<br />
fünf Zeilen, das Haiku nur drei. Shiki<br />
Grab von Yosa no Buson, *1716, †<br />
17. Januar 1784 in Kyoto. Dichter<br />
und Maler <strong>de</strong>r Edo-Zeit. Mit Matsuo<br />
Basho, Kobayashi Issa und Masaoka<br />
Shiki gehört er zu <strong>de</strong>n Großen Vier<br />
<strong>de</strong>r japanischen Haiku-Dichtkunst.<br />
Quelle: Wikipedia – die freie Enzyklopädie.<br />
eXperimenta 04/2008: Schwerpunktthema Haiku Seite 4
ließ in seiner Dichtung die letzten zwei Zeilen <strong>de</strong>s Tankas weg. Er benutzte nur<br />
das Hokku, <strong>de</strong>n so genannten ersten Stollen, <strong>de</strong>r aus drei Zeilen besteht. Aus<br />
<strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>s Hokku entwickelte sich später das Wort Haiku. Die alten<br />
MeisterInnen kannten <strong>de</strong>n Begriff Haiku noch nicht.<br />
Die Haiku gehören übrigens in <strong>de</strong>r japanischen Dichtkunst zur Familie <strong>de</strong>r<br />
reimlosen silbenzählen<strong>de</strong>n Gedichte, <strong>de</strong>r Uta. Uta, eine Ableitung von uta-u;<br />
wörtlich übertragen be<strong>de</strong>utet dies: Gesang. Haiku Gedichte wur<strong>de</strong>n zu Beginn<br />
ihrer „lyrischen Evolution“ singend vorgetragen: ein Hinweis darauf, dass<br />
Haiku-Gedichte ein rhythmisches Klangerlebnis mit <strong>de</strong>m Medium Sprache<br />
ausdrücken.<br />
„Die Regeln <strong>de</strong>r japanischen Verskunst sind äußerst einfach, sie verlangen<br />
we<strong>de</strong>r Reim noch Silbenmaß. Das Beson<strong>de</strong>re liegt darin, dass die Zeilen immer<br />
abwechselnd aus 7 o<strong>de</strong>r 5 Silben bestehen“ (Hasumi 1986: 12).<br />
Was ist ein Haiku?<br />
blätter winken grün<br />
früchte süss und reif – nehmen<br />
abschied vom sommer<br />
Ina Leisenheimer<br />
Wir erkennen ein Haiku daran, dass es immer drei Zeilen hat. Diese drei<br />
Zeilen wie<strong>de</strong>rum haben eine festgelegte Silbenform, die <strong>de</strong>m Haiku in seiner<br />
Gesamtheit seine unverkennbare Sprachmelodie verleiht.<br />
Die erste Zeile eines Haiku (Haiku wird im Plural übrigens ohne s geschrieben)<br />
hat fünf Silben, die zweite sieben und die dritte Zeile wie<strong>de</strong>rum fünf<br />
Silben. Mit insgesamt siebzehn Silben in drei Zeilen ist es mit dieser Dichtform<br />
möglich, eine Impression zu transportieren, die durch die Zusammenstellung<br />
von Worten Sprache zur Minimal Art mit großer Nachwirkung wer<strong>de</strong>n lässt.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n ein Haiku, das ich geschrieben habe, als <strong>de</strong>r Golfkrieg Anfang<br />
<strong>de</strong>r 90er <strong>de</strong>s vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rts ausgebrochen war.<br />
eXperimenta 04/2008: Schwerpunktthema Haiku Seite 5
apokalypse<br />
in <strong>de</strong>n nachrichten <strong>de</strong>r welt<br />
und laub fällt vom baum<br />
Rüdiger Heins<br />
Das optische Erscheinungsbild dieses Haiku ist klar. Drei Zeilen bil<strong>de</strong>n die<br />
Textkulisse. Doch nun untersuchen wir etwas näher die Struktur <strong>de</strong>r Silben:<br />
Erste Zeile: a / po / ka / lyp / se (fünf Silben).<br />
Mit einem Wort, <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r Apokalypse beschreite ich hier in <strong>de</strong>r ersten<br />
Zeile <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>r fünf Silben.<br />
Zweite Zeile: in / <strong>de</strong>n / nach / rich / ten / <strong>de</strong>r / welt (sieben Silben).<br />
Die zweite Zeile korrespondiert mit <strong>de</strong>r ersten. Der durch die apokalyptischen<br />
Reiter bekannte Begriff <strong>de</strong>r Apokalypse aus <strong>de</strong>m Alten Testament. Die Verwebung<br />
(Texten ist nichts an<strong>de</strong>res als das Verweben von Worten. Das lateinische<br />
Wort textus, <strong>de</strong>m unser Begriff Text abgeleitet ist, be<strong>de</strong>utet Gewebe) von Worten<br />
wird hier aus <strong>de</strong>r alttestamentlichen Zeit mit einer Re<strong>de</strong>wendung <strong>de</strong>s 21.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts verwoben.<br />
apokalypse / in <strong>de</strong>n nachrichten <strong>de</strong>r welt /<br />
In <strong>de</strong>r Silbenstruktur ist erkennbar, dass wir es in <strong>de</strong>r zweiten Zeile mit insgesamt<br />
sieben Silben zu tun haben.<br />
Dritte Zeile: und / laub / fällt / vom / baum (fünf Silben).<br />
Hier steht je<strong>de</strong>s Wort für eine Silbe. Deswegen erscheinen die Querstriche<br />
immer jeweils hinter einem Wort und nicht wie in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n ersten Zeilen, in<br />
<strong>de</strong>n einzelnen Worten.<br />
Diese letzte Zeile bezieht sich übrigens im klassischen Sinne auf die Jahreszeit,<br />
in <strong>de</strong>r diese Zeilen geschrieben wur<strong>de</strong>n. Das vom Baum fallen<strong>de</strong> Laub<br />
weist ein<strong>de</strong>utig auf <strong>de</strong>n Herbst hin.<br />
Haiku mit <strong>de</strong>r Begrenzung auf siebzehn Silben lässt sich so erklären, dass<br />
wir einen Atemzug benötigen, um diese siebzehn Silben auszusprechen.<br />
eXperimenta 04/2008: Schwerpunktthema Haiku Seite 6
Schreibübung<br />
Versuchen Sie nun aufgrund <strong>de</strong>r Informationen, die Sie über die Haiku Dichtung<br />
bekommen haben, ein eigenes – Ihr erstes – Haiku zu schreiben. Sie<br />
können dabei folgen<strong>de</strong>rmaßen vorgehen:<br />
Nehmen Sie sich ein leeres weißes (unliniertes) Blatt und einen Bleistift. Jetzt<br />
zeichnen Sie auf diesem weißen Blatt die einzelnen Silben vor:<br />
1. Zeile: ____ ____ ____ ____ ____<br />
2. Zeile: ____ ____ ____ ____ ____ ____ ____<br />
3. Zeile: ____ ____ ____ ____ ____<br />
Haiku: japanisch und <strong>de</strong>utsch<br />
(tr) Die japanische Dichtung ist im Gegensatz zur Deutschen nicht silbenzählend,<br />
son<strong>de</strong>rn quantisierend. Ein Haiku nach traditionellem Vorbild besteht aus<br />
einem Vers zu drei Wortgruppen à fünf, sieben und<br />
fünf japanischen Moren (5-7-5).<br />
Eine japanische Silbe trägt eine Mora, wenn <strong>de</strong>r<br />
Vokal kurz ist und die Silbe offen auslautet. Ein<br />
langer Vokal trägt zwei Moren. Ein n am Schluss<br />
einer Silbe o<strong>de</strong>r ein verdoppelter Konsonant (Sokuon,<br />
wörtlich „gespannter Laut“) trägt ebenfalls eine<br />
Mora. Die meisten rein japanischen Wörter bestehen<br />
aus Silben mit einer Mora. Silben mit mehreren<br />
Moren sind meist sinojapanischen Ursprungs.<br />
Ein Beispiel: Nippon wa ist die erste Zeile eines<br />
Haiku und besteht für <strong>de</strong>n Japaner nicht aus <strong>de</strong>n drei<br />
Silben, die ein Deutscher wahrnimmt, son<strong>de</strong>rn aus<br />
fünf Moren wie folgt:<br />
Ni / p / po / n / wa.<br />
Vgl. hierzu: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie,<br />
Einträge Haiku und Mora.<br />
Getsuju, Frosch und<br />
Maus, Japan, 18. -<br />
19. Jhdt.<br />
eXperimenta 04/2008: Schwerpunktthema Haiku Seite 7
17 Haiku<br />
Ein Film von Matthias Thoma<br />
Musik von André Al<strong>de</strong>r<br />
http://stage6.divx.com/<strong>Experimenta</strong>lfilm-Hannover/vi<strong>de</strong>o/1232668/17-<br />
Haiku<br />
BRD 2005, 24min. 35sek., Farbe, 25 fps, stereo, produziert auf S-16mm,<br />
Endfassung auf Digital Betacam 16:9, Originalsprache: <strong>de</strong>utsch.<br />
(rh) Der Film 17 Haiku beschreibt <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Jahreszeiten vom En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Sommers, bis zum Beginn <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Sommers mit <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kürzesten<br />
japanischen Gedichtform. Die traditionelle Aufgabe <strong>de</strong>s Haiku ist es,<br />
einen bestimmten Eindruck, eine Stimmung o<strong>de</strong>r eine spontane Beobachtung<br />
mit möglichst einfachen Worten wie<strong>de</strong>r zu geben. Es behan<strong>de</strong>lt meist Naturbeobachtungen,<br />
die das Vergehen <strong>de</strong>r Zeit und damit ein Vanitasmotiv, aber<br />
auch einen Moment <strong>de</strong>r plötzlichen Aufmerksamkeit und <strong>de</strong>r Erkenntnis in sich<br />
tragen. Dieser Zeitaspekt legt nahe, die Dreizeiler, die sich immer aus 17<br />
Silben zusammensetzen, mit <strong>de</strong>m Film und mit Musik zu verbin<strong>de</strong>n. In 17<br />
Haiku sind die einzelnen Stücke nicht geplant. Zumeist auf Wan<strong>de</strong>rungen mit<br />
leichtem Kameragepäck im ländlichen Umfeld von Hannover sind Momente in<br />
<strong>de</strong>r Natur gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n, die in einer unüberschaubaren Vielfalt an<strong>de</strong>rer<br />
Möglichkeiten bevorzugt wor<strong>de</strong>n sind. Diese Auswahl ist rein intuitiv und<br />
wi<strong>de</strong>rsetzt sich je<strong>de</strong>m rationalen Erklärungsversuch. Die im Film enthaltenen<br />
Haiku, wie<strong>de</strong>rgegeben als Texttafeln, sind während und nach <strong>de</strong>n Aufnahmen<br />
entstan<strong>de</strong>n, im filmischen Ablauf aber <strong>de</strong>n Bildsequenzen voran gestellt. So<br />
stellt <strong>de</strong>r Film auch die Frage an <strong>de</strong>n Zuschauer, in wie weit <strong>de</strong>ssen Vorstellung,<br />
hervorgerufen durch die bildhafte Sprache <strong>de</strong>r Verse, von <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />
objektiven Bildsprache abweicht. In einigen Fällen wer<strong>de</strong>n durch die Texte<br />
auch Vorstellungen provoziert, die sich <strong>de</strong>n Mitteln <strong>de</strong>s Films entziehen, wie<br />
zum Beispiel Gerüche. Die Musik interpretiert auf ihre Weise die Räume und<br />
Bildinhalte in einem Spannungsfeld von Naturalismus bis zu freier Improvisation.<br />
Das Klangbild ist im Prozess <strong>de</strong>r Montage entstan<strong>de</strong>n und komplettiert die<br />
drei Ebenen <strong>de</strong>s Films aus Texten, bewegten Bil<strong>de</strong>rn und elektronischer Musik.<br />
eXperimenta 04/2008: Schwerpunktthema Haiku Seite 8
Haiku-Dichtung<br />
(rh) WordArt - Das Textstudio für „Kreatives Schreiben“ bei Radio Rheinwelle<br />
Sen<strong>de</strong>termin: 22.<strong>April</strong> 2008 von 15:00 bis 17:00 Uhr.<br />
Thema <strong>de</strong>r Sendung: Haiku-Dichtung<br />
Hörer und Hörerinnen können live in <strong>de</strong>r Sendung anrufen, um ihre Texte und<br />
Gedichte vorzutragen! Telefon: +49 (6 11) 6 09 93 33<br />
Rüdiger Heins spricht mit <strong>de</strong>m Verleger Axel Diehlmann und <strong>de</strong>r Herausgeberin<br />
von Fixpoetry Julietta Fix. Außer<strong>de</strong>m sind dabei Sabine Siemon vom<br />
Rheingau Musik Festival und Gaby Casper, Produzentin <strong>de</strong>r CD Junge Dichter<br />
und Denker – Rap trifft Goethe & Co.<br />
WordArt kann auch über das Internet empfangen wer<strong>de</strong>n.<br />
Internet Live Stream: www.radio-rheinwelle.<strong>de</strong><br />
Sen<strong>de</strong>frequenzen: WI 92,5 Mhz (UKW), WI 99,85 Mhz (Kabel), MZ<br />
192,7 Mhz (Kabel)<br />
Studiotelefon: +49 (6 11) 6 09 93 33<br />
Kontakt: info@inkas-id.<strong>de</strong><br />
Sen<strong>de</strong>leitung: Rüdiger Heins www.ruedigerheins.<strong>de</strong><br />
(tr) Zur Ergänzung <strong>de</strong>s Schwerpunktthemas Haiku erscheint in <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n<br />
Ausgabe ein Interview zum Thema Haiku-Garten direkt vom Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sgartenschau.<br />
© Frie<strong>de</strong>rike Zabel 2008<br />
eXperimenta 04/2008: Schwerpunktthema Haiku Seite 9<br />
WordArt
Die Kunst<br />
Gerda Fuckner: Abschied<br />
<strong>de</strong>s Ché<br />
Ausgeschlossen<br />
von <strong>de</strong>n Herrengärten<br />
<strong>de</strong>r weinen<strong>de</strong>n Braut<br />
Chichina<br />
In Kaska<strong>de</strong>n aus Tüll<br />
zwischen ihrem Zaun<br />
und Bolivien<br />
ausgeschlossen<br />
:sie<br />
(das Wissen)<br />
dass er von zu vielen<br />
geliebt<br />
sie ahnt<br />
ihm durstet nach<br />
Gerechtigkeit<br />
Er will<br />
die Herrengärten<br />
entzäunen<br />
und auch sie<br />
Die Autorin<br />
(tr) Gerda Fuckner, geb. 1946 in<br />
Córdoba, Argentinien. Wohnt in Kiedrich.<br />
Betreuung und Sprachunterricht für<br />
Kontingentsflüchtlinge. Übersetzerin für<br />
Menschenrechtsorganisationen und für<br />
<strong>de</strong>n Universitas Verlag Tübingen.<br />
Studierte Malerei und Komposition an<br />
<strong>de</strong>r WFK Wiesba<strong>de</strong>n. Entstehung lyrischer<br />
Texte auf <strong>de</strong>utsch, zur Zeit Weiterentwicklung<br />
<strong>de</strong>s eigenen Projekts<br />
Bild und Text.<br />
eXperimenta 04/2008: Die Kunst Seite 10<br />
Lyrik
Anne Ziegler: Bitten lasse<br />
ich mich nicht!<br />
Es ist ein warmer Sommerabend.<br />
Der Wind weht, die Bäume<br />
wiegen sich sanft hin und her.<br />
Eigentlich könnte ich zufrie<strong>de</strong>n<br />
sein mit diesem Tag. Eigentlich.<br />
Das Wetter war gut. Zum Glück.<br />
Sonst hätten wir im Regen stehen<br />
müssen. Werbung in <strong>de</strong>r Fußgängerzone<br />
verteilen ist eh ein<br />
langweiliger Job. Aber im Regen<br />
wäre es richtig unangenehm<br />
gewor<strong>de</strong>n. Und lange haben wir<br />
nicht verteilen müssen. Ein, zwei<br />
Stun<strong>de</strong>n hat Vater gesagt. Daraus<br />
ist wohl eher eine gewor-<br />
Die Autorin<br />
Anne Ziegler, Jahrgang 1992, lebt in<br />
Bad Kreuznach. Sie geht momentan in<br />
die 10. Klasse eines Gymnasiums. Seit<br />
2002 schreibt sie Kurzgeschichten und<br />
arbeitet an zwei Jugendromanen.<br />
Zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>s Thema <strong>de</strong>r Kurzgeschichten<br />
ist das Gleichnis vom verlorenen<br />
Sohn.<br />
<strong>de</strong>n. Ich weiß sowieso nicht, warum er diese Zettel verteilt haben wollte. Er ist<br />
reich genug. Da müssen wir doch nicht auch noch Werbung verteilen. Außer<strong>de</strong>m<br />
könnte er so was ruhig auch mal selber machen. Ich bin doch nicht sein<br />
Dienstbote. Nach einer Stun<strong>de</strong> haben wir einfach aufgehört. Der Rest liegt<br />
jetzt irgendwo in einem Mülleimer in <strong>de</strong>r Stadt. Ein schlechtes Gewissen hab<br />
ich schon. Aber nur ein bisschen. Wir hatten je<strong>de</strong>nfalls noch viel Spaß in <strong>de</strong>r<br />
Stadt, ich und meine Freun<strong>de</strong>. Und irgendwann mittags bin ich nach Hause<br />
gekommen und hab mich erst Mal ausgeruht. War ja auch ein anstrengen<strong>de</strong>r<br />
Tag in <strong>de</strong>r Stadt. Mutter kam bald und hat mir was zu Essen gebracht. Aber es<br />
war Lasagne und sie weiß ganz genau, dass mir das nicht schmeckt. Ich hab<br />
sie wie<strong>de</strong>r rausgeschickt und nichts gegessen. Das war vielleicht nicht so nett<br />
von mir, aber sie sollte sich auch langsam endlich einmal merken können, dass<br />
dies nicht gera<strong>de</strong> zu meinen Lieblingsgerichten gehört. Danach habe ich,<br />
glaub ich, ein bisschen geschlafen und am Computer gesessen und so. Irgendwann<br />
kam dann Vater noch rein und fragte, wie es in <strong>de</strong>r Stadt war.<br />
Anstrengend, hab ich gesagt. Und das war ja nicht einmal gelogen.<br />
Und trotz<strong>de</strong>m bin ich nicht zufrie<strong>de</strong>n mit diesem Tag. Irgen<strong>de</strong>twas stimmt<br />
nicht mit mir. Ich hab einfach auf nichts mehr Lust heute. Vielleicht sollte ich ins<br />
Bett gehen. Es klopft an <strong>de</strong>r Tür. Meine Mutter steht davor, aber ich habe<br />
keine Lust auf ein „ernsthaftes Gespräch“, das sie jetzt sicher wie<strong>de</strong>r mit mir<br />
eXperimenta 04/2008: Die Kunst Seite 11<br />
Literarischer Nachwuchs
führen will. Ich stelle mich schlafend. Trotz<strong>de</strong>m öffnet sie die Tür. Ich hab ihr<br />
das schon so oft verboten! Aber ich muss mich weiter schlafend stellen, sonst<br />
komme ich um dieses furchtbare Gespräch nicht herum. „Hallo mein Schatz,<br />
schläfst du schon?“ Oh, wie ich das hasse..... dieses furchtbare Wort: Schatz!<br />
Ich bin doch nicht ihr SCHATZ! Mein Gott, wann kapiert sie endlich, dass ich<br />
kein kleines Kind mehr bin! Ich wür<strong>de</strong> am Liebsten schreien, aber sie soll nicht<br />
merken, dass ich wach bin. Jetzt rüttelt sie mich auch noch! Was soll <strong>de</strong>nn<br />
das? Hat sie noch alle Tassen im Schrank? Die tickt ja wohl nicht mehr ganz!<br />
Ich gebe ein lautes Knurren von mir. „Ach Schatz, es ist etwas ganz wun<strong>de</strong>rbares<br />
passiert: Dein Bru<strong>de</strong>r ist zurück!“ „Was!!!!!????????“ Auf einmal schreie<br />
ich! Den ganzen Tag lang hatte ich schon dieses komische Gefühl gehabt.<br />
„Freust du dich <strong>de</strong>nn nicht?“ fragt meine Mutter. „Nein, ganz und gar nicht.<br />
Was fällt <strong>de</strong>m ein wie<strong>de</strong>r hier aufzukreuzen?“ „Was soll <strong>de</strong>nn diese Frage?<br />
Wir freuen uns alle riesig! Komm doch mit hinunter!“ „Nein, niemals!!!!!!!!!!!“<br />
Ich könnte wirklich explodieren. Dieser Einschleimer......... Nie hat er etwas<br />
für unsere Eltern getan, ständig hat er sich Geld von ihnen geliehen und irgendwann<br />
ist er dann ganz abgehauen. Ich hasse ihn für das was er getan<br />
hat! Wie können meine Eltern nur so nachsichtig sein? Nein, nein, nein, ich<br />
bleibe hier oben. „Bitte, komm doch mit hinunter!“, sagt meine Mutter in diesem<br />
weinerlichen Tonfall <strong>de</strong>n ich so sehr verabscheue. „Nein Mama, ich komme<br />
nicht und ich lasse mich auch nicht durch noch so viel Bitten erweichen!“<br />
Sie schaut mich mit traurigen Augen an und geht. Es tut mir Leid für sie, aber<br />
ich kann einfach nicht!<br />
Was fällt meinem Bru<strong>de</strong>r ein, einfach wie<strong>de</strong>r hier aufzutauchen und alles<br />
durcheinan<strong>de</strong>r zu bringen? Es lief hier alles so gut ohne ihn!<br />
Ich höre Schritte auf <strong>de</strong>r Treppe. Es sind die schweren Schritte meines Vaters.<br />
Ich wür<strong>de</strong> am liebsten die Türe zu halten, aber das wäre dann doch zu<br />
kindisch! Er öffnet die Tür. „Komm doch hinunter zu uns! Es wäre viel schöner<br />
mit dir!“, sagt er. Von wegen schöner. Er interessiert sich doch gar nicht für<br />
das, was ich mache! „Nein, ich komme nicht!“ „Ich will aber das du mit hinunter<br />
kommst!“, sagt er auf einmal in einem ganz an<strong>de</strong>ren Tonfall. Barsch und<br />
sauer klingt er jetzt. „Ich komme trotz<strong>de</strong>m nicht mit!“ antworte ich. Aber das<br />
hätte ich vielleicht besser nicht sagen sollen. Sein Gesicht wird rot vor Zorn<br />
und er schaut mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Du kommst jetzt<br />
mit!“ Er zischt jetzt nur noch. Ganz leise nur, aber um so bedrohlicher. Er<br />
macht mich wütend und laut schreie ich: „Ich kann mich nicht darüber freuen,<br />
dass das Miststück von einem Bru<strong>de</strong>r einfach so zu euch zurückkommt und ihr<br />
ihn auch noch mit offenen Armen empfangt! Weißt du eigentlich, wie viele<br />
Sorgen er euch schon bereitet hat? Das verdrängst du jetzt natürlich alles ...<br />
eXperimenta 04/2008: Die Kunst Seite 12
Klar, das ist heute nicht so wichtig.....!“ Die Gesichtsfarbe meines Vaters<br />
wechselt von rot zu rosa bis er schließlich ganz bleich ist. Er sagt nichts. Ich<br />
auch nicht. Meine Eltern verstehen sowieso nicht, was ich sagen will. Ich<br />
bleibe hier sitzen. Mein Vater dreht sich um. Er läuft zur Tür. Was soll das<br />
<strong>de</strong>nn jetzt? Solche Reaktionen kann ich überhaupt nicht lei<strong>de</strong>n! Ich will jetzt<br />
nicht einfach aufhören zu diskutieren. Es gibt noch so viel, was ich sagen<br />
könnte. Und er haut einfach ab..... Soll er doch. Dann hab ich meine Ruhe.<br />
„Ich wer<strong>de</strong> nicht kommen.“ Das musste jetzt noch sein. Mein Vater dreht sich<br />
um. Er schaut mich an. Ich drehe <strong>de</strong>n Kopf weg. Ich lasse mich nicht überre<strong>de</strong>n!<br />
Leise sagt er: „Wir wür<strong>de</strong>n dich genauso freudig empfangen wie <strong>de</strong>inen<br />
Bru<strong>de</strong>r, wenn du endlich zurückkehren wür<strong>de</strong>st!“<br />
Die Sonne scheint zum Fenster herein. Ein Windhauch pustet durch das Zimmer<br />
und fährt durch meine Haare. Mein Vater schließt die Tür. Und ich bin<br />
alleine. Eigentlich könnte ich jetzt zufrie<strong>de</strong>n sein. Eigentlich.<br />
Aloys Blumauer: Der Geizhals<br />
Ein Geizhals fiel in einen Fluß,<br />
<strong>de</strong>r tief<br />
Und reissend war. Ein Fischer,<br />
<strong>de</strong>r das Leben<br />
Ihm retten wollte, sprang hinein<br />
und rief:<br />
Er möchte nur die Hand ihm<br />
geben;<br />
Allein <strong>de</strong>r Geizhals sprach,<br />
in<strong>de</strong>m er untersank:<br />
Ich kann nichts geben, und<br />
ertrank.<br />
Der Autor<br />
(tr) Aloys Blumauer,, * 21. o<strong>de</strong>r 22.<br />
Dezember 1755 in Steyr; † 16. März<br />
1798 in Wien, österreichischer Schriftsteller<br />
und Satiriker. 1772 Eintritt in<br />
<strong>de</strong>n Jesuitenor<strong>de</strong>n. 1871 Freimaurer,<br />
Loge Zur wahren Eintracht. Ab 1782<br />
Chefredakteur <strong>de</strong>r Wiener Realzeitung,<br />
eines Blatts <strong>de</strong>r Aufklärung. 1794 mit<br />
30 Kollegen und Freun<strong>de</strong>n wegen<br />
revolutionärer Verschwörung verhaftet,<br />
aber freigelassen. 1798 Tod durch<br />
Lungenschwindsucht. Quelle: Wikipedia<br />
– die freie Enzyklopädie.<br />
eXperimenta 04/2008: Die Kunst Seite 13<br />
Der Klassiker
(tr) Jesuiten: Societas Jesu (SJ): Katholischer Or<strong>de</strong>n, 1534 gegrün<strong>de</strong>t, 1773<br />
vom Papst aufgehoben, 1814 wie<strong>de</strong>r zugelassen, in einzelnen Län<strong>de</strong>rn bis ins<br />
20. Jhdt. verboten. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>m Papst, <strong>de</strong>m intellektuellen Anspruch und<br />
<strong>de</strong>m sozialen Gewissen verpflichtet. Eine <strong>de</strong>utliche Anzahl von Sozialethikern,<br />
Befreiungstheologen und Verfolgten <strong>de</strong>s Naziregimes waren Jesuiten.<br />
Freimaurer: die Freimaurer sind eine weltumspannen<strong>de</strong> humanitäre Gemeinschaft.<br />
Sie folgen <strong>de</strong>n Zielen Freiheit, Gleichheit, Brü<strong>de</strong>rlichkeit, Toleranz<br />
und Humanität, vertreten aber keine Religion. Das erste Mal wird <strong>de</strong>r Begriff<br />
Freimauerer 1396 in England nachgewiesen. Unter ihnen fin<strong>de</strong>n sich be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Vertreter <strong>de</strong>r Aufklärung und späterer fortschrittlicher Parteien.<br />
Jesuiten und Freimaurer waren, bei allen grundsätzlichen Unterschie<strong>de</strong>n,<br />
bei<strong>de</strong> immer wie<strong>de</strong>r ein beliebtes Ziel <strong>de</strong>r Agitation <strong>de</strong>r politischen Rechten<br />
und das Inhalt mannigfacher Verschwörungstheorien. Damit wur<strong>de</strong>n sie fast<br />
automatisch auch Thema einer wuchern<strong>de</strong>n Schundliteratur. Diese Art von<br />
Schriftwerken und die Geisteshaltung, die dahintersteht, wur<strong>de</strong> von Umberto<br />
Eco im Foucaultschen Pen<strong>de</strong>l 1 treffend persifliert. Lei<strong>de</strong>r hat <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>r<br />
Eco’schen Werke, und die Unfähigkeit vieler Leser, sie zu verstehen, zu einem<br />
noch größeren Anschwellen <strong>de</strong>s historischen Mysteryschunds geführt. Meist<br />
kommt zu <strong>de</strong>n oben genannten noch Maria Magdalena, ein weiblicher Jesus<br />
o<strong>de</strong>r die schwule Frau <strong>de</strong>s Jahwe hinzu. Die Verlagsprospekte und die Regale<br />
<strong>de</strong>r Großbuchhandlungen quellen von diesem Unsinn über. Sogar ehemals<br />
renommierte Verlage wie Aufbau o<strong>de</strong>r Rütten & Loening leben davon.<br />
Manuel Göpferich: Die alltägliche Vernunft<br />
Rezension von Andrea Herrmann<br />
Der Autor möchte mit seinen 56 Kurztexten „diese Gründlichkeit (<strong>de</strong>s Verstan<strong>de</strong>s)<br />
und zum Weiter<strong>de</strong>nken anregen“. Hierzu hat er offensichtlich viele unterschiedliche<br />
Quellen gelesen, in seinem Kopf sortiert und weitergedacht.<br />
Dieses Buch fasst so ziemlich alle Fragestellungen zusammen, über die die<br />
Menschheit schon nachgegrübelt hat, ohne jedoch eine abschließen<strong>de</strong> Antwort<br />
zu fin<strong>de</strong>n auf Fragen wie „Was ist eine gute Tat?“ o<strong>de</strong>r „Ist es gut, dass die<br />
1<br />
Umberto Eco: Das Foucaultsche Pen<strong>de</strong>l, Orig: Il pendolo di Foucault, München (Carl Hanser)<br />
2001. 767 Seiten. € 25,90. ISBN 978-3-446-15395-0.<br />
eXperimenta 04/2008: Die Kunst Seite 14<br />
Die Rezension
Jugend immer rebelliert?“, „Hat die Liebe wirklich so viel Kraft, wie man ihr<br />
nachsagt?“ o<strong>de</strong>r „Macht Müßiggang Sinn?“<br />
Manuel Göpferich verordnet keine pauschalen Antworten, son<strong>de</strong>rn wägt<br />
jeweils verschie<strong>de</strong>ne Ansichten gegeneinan<strong>de</strong>r ab. Hierbei verzichtet er weitgehend<br />
darauf, Literaturlisten zu erstellen, Statistiken zu zitieren o<strong>de</strong>r zu sehr<br />
ins Detail zu gehen. Er spricht über das Große Ganze, nicht über komplizierte,<br />
konstruierte Einzelfälle. Gleichzeitig stellt er alle Fragen in einem weiterem<br />
Zusammenhang und spannt <strong>de</strong>n Bogen von <strong>de</strong>r Antike bis heute, o<strong>de</strong>r gar<br />
zurück in die Steinzeit. Auf die Bibel nimmt er genauso Bezug wie auf die<br />
heiligen Schriften an<strong>de</strong>rer Religionen. Seine Gedankengänge besuchen alle<br />
Kontinente. So stellt dieses Buch eine ausgewogene Synopse <strong>de</strong>r Geschichte<br />
<strong>de</strong>s Denkens dar. Wer vergessen hat, worüber man sich so alles <strong>de</strong>n Kopf<br />
zerbrechen kann, für <strong>de</strong>n dient diese Sammlung als Fundgrube.<br />
Manuel Göpferich: Die alltägliche Vernunft. I<strong>de</strong>en zu <strong>de</strong>n Themen Moral,<br />
Kunst, Philosophie – zum Wesen Mensch und vieles mehr. Hagen (Cenarius)<br />
2007 ISBN 978-3-940680-01-3.<br />
Die Rezension erschien ursprünglich in <strong>de</strong>r Literaturzeitschrift Veilchen, Ausgabe<br />
Januar 2008. Die Veröffentlichung erfolgt mit Zustimmung <strong>de</strong>r Autorin.<br />
Der Betrieb<br />
An <strong>de</strong>n Taschen sollt Ihr sie erkennen<br />
Eindrücke von <strong>de</strong>r lit.Cologne 2008<br />
Von Carla Capellmann<br />
Köln Hauptbahnhof. Ich haste durch die Colona<strong>de</strong>n am Dom vorbei zum WDR.<br />
Der Wind bläst, es ist nass und ich habe keine Lust. Martin Walser. Ausgerechnet.<br />
Wie bin ich auf diese dumme I<strong>de</strong>e gekommen. Ein alter Mann, <strong>de</strong>r<br />
doch nur … mein Lauf, gedanklich wie körperlich, stoppt abrupt. Eine Schlange.<br />
Stun<strong>de</strong>n vor Beginn. Vor <strong>de</strong>m Eingang: Menschen, die darauf warten, dass<br />
vorne einer sitzt und liest, etwas erzählt. Ich glaube es nicht.<br />
eXperimenta 04/2008: Der Betrieb Seite 15
worte rauschen durch<br />
an worten berauschen dicht<br />
dichtes/r-gedrängel<br />
Ich glaube es nicht. Als endlich Einlass ist und die Ellbogen einsetzen, das<br />
Schieben und Drängen. Alles für einen guten Platz. Einen Platz mit Blick auf<br />
die Literatur. Die, und das ist für mich an diesem Abend das wirklich Erstaunliche,<br />
gut ist. Voller Witz, Sprachsinn, Humor und Liebe. Zur Sprache, zu Goethe<br />
und zum Wein erzählt und liest Martin Walser. Zieht seine buschigen<br />
weißen Augenbrauen nach oben und das Publikum in seinen Bann. „Ein lieben<strong>de</strong>r<br />
Mann.“ Fürwahr!<br />
köln nippes unter<br />
<strong>de</strong>m vordach. kulturkirche<br />
wo worte leben<br />
Fürwahr. Unter <strong>de</strong>m vor <strong>de</strong>r Kirche aufgespannten Zeltdach erklärt uns <strong>de</strong>r<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kirchenvorstands, dass Kirche lebt, erkennt Frank Plasberg<br />
nicht und weckt keine Liebe. Bei diesem. Bei uns schon. Unterhaltung vor <strong>de</strong>r<br />
eigentlichen Unterhaltung. Mit einem Kölsch in <strong>de</strong>r Hand in die Kirchenbank.<br />
Fürwahr, das ist:<br />
hart aber dorn. die<br />
worte fliegen zwischen frank<br />
und thea[ter]. was bleibt?<br />
Die Stimme von Julischka Eichel, einer jungen Schauspielerin, die aus <strong>de</strong>m<br />
neuen Buch von Thea Dorn liest. Das Buch will ich nicht, wohl aber diese<br />
Stimme. Und jene an<strong>de</strong>re, die mich zuvor verzaubert hat. Ulrich Matthes, <strong>de</strong>r<br />
die Figuren erst riechen muss, bevor er sie lesen kann. Und er kann. Sie riechen.<br />
Und lesen. Der Junge im gestreiften Pyjama. Geschrieben von John<br />
Boyne. Gelesen von U. M. Gehört von …, lesen und hören.<br />
lesen und hören<br />
auf <strong>de</strong>m literaturschiff<br />
schwimmen geschichten<br />
Connie Palmen und Christine Westermann. Karen Duve und Christine Westermann.<br />
Connie Palmen und Luzifer. Karen Duve: Im Taxi. Begeistern tut mich<br />
eXperimenta 04/2008: Der Betrieb Seite 16
nur die eine, die dafür aber so sehr, dass ich das meinen ungelesenen Büchern<br />
gegebene Versprechen am nächsten Tag schon nicht mehr halten kann.<br />
Ausgerechnet das Buch, von <strong>de</strong>m ich glaubte, dass ich es nicht brauche, muss<br />
her. I.M. Ist (nun) meins. I. M. Ischa Meijers – In Margine, In Memoriam. Von<br />
Connie Palmen.<br />
literatur schwimmt<br />
oben wenn sie gut ist auch<br />
gegen <strong>de</strong>n strom<br />
Junge Literaturmagazine. Wenige Zuhörer, die gegen <strong>de</strong>n Strom ankämpfen<br />
und doch viele: Neue Stühle müssen her. Heute. „Heute ist Morgen“. An fünf<br />
Aben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Woche wird je eines vorgestellt. Bellatriste, Edit. Die Jungen. Die<br />
Wil<strong>de</strong>n. Autorinnen und Autoren. Daniela Danz, Mara Henschel, Carl-<br />
Christian Elze sind einige davon. Scheu und mutig. Wortkarg im Gespräch.<br />
Experimentell beim Lesen. Fremd und beeindruckend. Man merkt ihnen ihr<br />
Studium (<strong>de</strong>r Literatur) in Leipzig bzw. Hil<strong>de</strong>sheim an. Und ihre „Jugend“.<br />
Wohl erzogen sitzen sie auf <strong>de</strong>r Bühne.<br />
„Gute Literatur ist nicht gut erzogen“, sagt Connie Palmen. „Schroff muss sie<br />
sein und unhöflich.“<br />
morgen ist heute<br />
und wird morgen gestern sein<br />
und doch ist heute<br />
(heute)<br />
und ich sitze mit Buch und Block im Zug.<br />
lesen und schreiben<br />
in einem zug eindrücke<br />
erinnerungen<br />
Vieles bleibt. „Warum heißt Ihr Buch so, wie es heißt, warum (ausgerechnet)<br />
dieser Titel?“ Martin Walser: „Weil ich Titel mit ‚ein’ mag.“ Monika Rinck: „Ich<br />
habe zunächst alle Texte in einem Ordner namens Love-Ding gesammelt. Irgendwann<br />
wur<strong>de</strong> es mir zu mühselig immer bis L zu scrollen und so habe ich<br />
<strong>de</strong>n Ordnernamen mit einem vorangestellten A(h) nach oben beför<strong>de</strong>rt.“ (Titel:<br />
eXperimenta 04/2008: Der Betrieb Seite 17
Ah, das Love-Ding). Vieles bleibt, während die Landschaft an mir vorüberzieht.<br />
„Ein Roman braucht viele I<strong>de</strong>en.“ Martin Walser. Vieles bleibt, während <strong>de</strong>r<br />
Zug einen Bahnhof nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren passiert. Taucht wie<strong>de</strong>r auf, während<br />
Mitreisen<strong>de</strong> an mir vorbeigehen. „Das En<strong>de</strong> eines Romans kann man nicht<br />
planen.“ Fällt mir wie<strong>de</strong>r ein. „Der Roman schreibt das En<strong>de</strong> selbst.“ Martin<br />
Walser, Karen Duve. Da! Eine mit Tasche.<br />
An <strong>de</strong>n bunten Taschen einer großen Buchhan<strong>de</strong>lskette könnt Ihr sie erkennen.<br />
Das Institut<br />
Das GilgameshProjekt<br />
Eine poetische Performance mit Tanz und Percussion<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>s Gilgamesh, <strong>de</strong>m König von Uruk gehört, zu <strong>de</strong>n ältesten<br />
Epen <strong>de</strong>r Menschheit. Vor mehr als 5000 Jahren lebte Gilgamesch im Zweistromland<br />
zwischen Euphrat und Tigris. Der Tyrann von Uruk ließ eine Stadtmauer<br />
erbauen, <strong>de</strong>ren Überreste bis zum heutigen Tage zu erkennen sind.<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>s Gilgamesch und seines Gefährten Enkidu wur<strong>de</strong> auf<br />
zwölf Tontafeln in sumerischer Keilschrift überliefert, <strong>de</strong>ren Fragmente En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts im heutigen Irak gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Begegnung, Trauer,<br />
Schöpfung, Wut, Hass, Liebe, Tod, Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Themen,<br />
die immer aktuell sein wer<strong>de</strong>n. Entstan<strong>de</strong>n ist eine Klangkollage, die archetypische<br />
Themen in uns zum Klingen bringt. Themen, die auch in unserer heutigen<br />
Zeit ihre Aktualität bewahrt haben.<br />
Rüdiger Heins hat sich diesem Epos angenähert, um ihm eine mo<strong>de</strong>rne lyrische<br />
Form zu geben. Der Drummer und Percussionist, Claus Mager und die<br />
Tänzerin Yolanda Bertolaso begleiten ihn auf dieser Reise. Ein Sprechchor<br />
wird <strong>de</strong>r antiken Tradition folgend, die Dichtkunst unterstützen.<br />
Termine: 24. Mai 2008, 18:00 Uhr; 21. Juni 2008, 19:00 Uhr; 6. September<br />
2008, 20:00 Uhr, immer im Tunneltheater <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau in Bingen.<br />
eXperimenta 04/2008: Das Institut Seite 18
Abenteuer Schreiben<br />
Spen<strong>de</strong>naufruf<br />
(rh) Mit 31 Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen zwischen 7 und 16 Jahren führt Inkas<br />
zur Zeit in Bingen und Bad Kreuznach das Projekt Abenteuer Schreiben durch.<br />
Bei diesem Projekt gibt es keine Teilnehmergebühren, damit wir auch Kin<strong>de</strong>r<br />
mit Migrationshintergrund und Kin<strong>de</strong>r aus armen Elternhäusern erreichen<br />
können. So sind die Kin<strong>de</strong>r von ihren Eltern unabhängig. Abenteuer Schreiben<br />
gibt es bereits seit drei Jahren. Es ist die einzige Gruppe bun<strong>de</strong>sweit, die sich<br />
regelmäßig, einmal in <strong>de</strong>r Woche, trifft. Wir haben hier Mo<strong>de</strong>llcharakter.<br />
Zur Unterstützung dieser Arbeit bitten wir um Spen<strong>de</strong>n. Wir benötigen dass<br />
Geld um Mieten zu zahlen, Materialien wie Stifte und Papier zu besorgen und<br />
für Fahrten in Museen, zu beson<strong>de</strong>ren Orten, für Schreibaufenthalte usw.<br />
Falls es Ihr / Dein Geldbeutel zuläßt, bitten wir um eine Überweisung an:<br />
ID Netzwerk e.V.<br />
INKAS INstitut für KreAtives Schreiben<br />
Konto: 295 460 018<br />
Mainzer Volksbank<br />
Bankleitzahl: 551 900 00<br />
INKAS bei <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau in Bingen<br />
Das INKAS Institut ist mit einem Haiku-Garten auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau in<br />
Bingen vertreten. Parallel zu <strong>de</strong>r ständigen Ausstellung <strong>de</strong>s Haiku-Gartens<br />
wer<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau auch Workshops und öffentliche<br />
Lesungen angeboten. Die Veranstaltungen sind kostenlos, beziehungsweise<br />
im Eintritt <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau inbegriffen.<br />
Alle Veranstaltungen von INKAS fin<strong>de</strong>n im Tunneltheater am Mäuseturm statt.<br />
„Abenteuer Schreiben“: Kreatives Schreiben für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
Montag, 21.04.08 von 16.00 bis 18.00 Uhr<br />
Montag, 19.05.08 von 16.00 bis18.00 Uhr<br />
Montag, 16.06.08 von 16.00 bis18.00 Uhr<br />
eXperimenta 04/2008: Das Institut Seite 19
Montag, 04.08.08 von 16.00 bis18.00 Uhr<br />
Montag, 15.09.08 von 16.00 bis18.00 Uhr<br />
Workshop für Erwachsene: „Vom Schreiben <strong>de</strong>r Sinne“<br />
Freitag, 25.04.08 von 14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Freitag, 27.06.08 von 14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Die Autorenlesung<br />
Autorinnen und Autoren aus <strong>de</strong>m gesamten Bun<strong>de</strong>sgebiet lesen auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
Samstag, 26.07.08 von 18.00 bis 20.00 Uhr<br />
Samstag, 27.09.08 von 14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Das GilgameshProjekt<br />
Aufführungen: 24.05.08 um 18.00 Uhr, 21.06.08 um 19.00 Uhr, 6.09.08<br />
um 20.00 Uhr.<br />
Weitere Informationen und Anmeldungen: +49 (67 21) 92 10 60<br />
Der Wegweiser<br />
Connie Palmen: I. M.<br />
Von Carla Capellmann<br />
Connie Palmen steht auf Julianes Top Ten, einer Liste von Lieblingsbüchern<br />
bzw. -autoren, die wir INKAS-Stu<strong>de</strong>nten uns gegenseitig zu Weihnachten<br />
schenkten. Connie Palmen also.<br />
Ich stöbere im Internet und beschließe nicht I. M. zu nehmen. In <strong>de</strong>m Buch<br />
geht es um eine „wahre Geschichte“: I. M. sind die Initialen von Ischa Meijer,<br />
einem in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n berühmten Journalisten, mit <strong>de</strong>m Connie Palmen<br />
vier Jahre zusammenlebte, bevor er plötzlich verstarb. Und davon han<strong>de</strong>lt das<br />
Buch. Von Ischa Meijer, ihrer gemeinsamen Zeit, seinem Tod.<br />
eXperimenta 04/2008: Der Wegweiser Seite 20<br />
Was ich gera<strong>de</strong> lese
Das brauche ich nicht, <strong>de</strong>nke ich und kaufe mir genau dieses Buch, nach<strong>de</strong>m<br />
ich Connie Palmen live hörte. Sie stellte ihr neuestes Buch vor, Luzifer,<br />
und sprach. Über Liebe und Werk. Das Ziel ihres Lebens (Liebe und Werk),<br />
<strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Lebens (L & W), ihre Wünsche und Träume: Liebe und Werk.<br />
Liebe. Im Publikum sitzt ihr Freund. Fragen zur Liebe. Gleich: Fragen zu I.M.<br />
Zum Leben danach. Ich versuche mir vorzustellen, wie das für ihren Freund ist.<br />
Immer und immer wie<strong>de</strong>r zu I. M. befragt zu wer<strong>de</strong>n. Zur Liebe … und kaufe<br />
das Buch. I. M. Lese.<br />
Ein Buch, das nicht einfach eine Liebesgeschichte ist, die zu früh en<strong>de</strong>te, es<br />
geht um mehr. Es geht um Leben, gemeinsames Leben, ohne einan<strong>de</strong>r nicht<br />
sein zu können. Es geht um Liebe – trotz<strong>de</strong>m schläft er mit an<strong>de</strong>ren. Es geht<br />
um Werk – bei<strong>de</strong> schreiben; es geht um die unterschiedlichen Arten zu schreiben.<br />
Es geht um … Das Buch nimmt mich, seine Leserin, mit. In diese Liebe,<br />
dieses Leben. Und wirft so Fragen auf, über die Liebe, mein Leben. Es nimmt<br />
mich mit, das Buch. Die Intensität dieser Liebe. Die Art und Weise, wie Connie<br />
Palmen darüber schreibt, allgemein und doch persönlich, philosophisch<br />
(schwer) und doch leicht (zu lesen). „Es“ lässt sich kaum in Worte fassen. Ich<br />
lege es ungern aus <strong>de</strong>r Hand, am En<strong>de</strong>, das Buch.<br />
Bibliographie<br />
Connie Palmen I. M. Ischa Meijer - In Margine, In Memoriam. Aus<br />
<strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rländischen von Hanni Ehlers. Zürich (Diogenes)<br />
2001. <strong>de</strong>tebe 23287. 399 S. € 11,90. ISBN<br />
978-3-257-23287-5.<br />
(tr) Und außer<strong>de</strong>m empfiehlt <strong>de</strong>r Doktor:<br />
Petros Makaris<br />
Falls die Nachwehen <strong>de</strong>s griechischen Obristenregimes<br />
interessieren:<br />
Der Großaktionär. Ein Fall für Kostas Charitos. Aus<br />
<strong>de</strong>m Neugriechischen von Michaela Prinzinger. Zürich<br />
(Diogenes) 2007. 477 S. € 21,90. ISBN 978-3-257-<br />
06574-9.<br />
eXperimenta 04/2008: Der Wegweiser Seite 21
José Saramago<br />
O<strong>de</strong>r zur präzisen Verwendung nahezu unverständlicher<br />
Satzungetüme, die noch dazu ins Deutsche übersetzt<br />
wer<strong>de</strong>n mußten:<br />
Die Stadt <strong>de</strong>r Sehen<strong>de</strong>n. Roman. Deutsch von Mariann<br />
Gareis. Orig.: Ensaio sobre a luci<strong>de</strong>z. Reinbek bei<br />
Hamburg (Rowohlt) 2006. 382 S. € 22,90. Isbn 978-<br />
3-498-06384-9<br />
Eigenes Gedicht auf Website geschützt<br />
Saarbrücken (dpa) - Ein eigenes Gedicht auf einer Homepage im Internet ist<br />
urheberrechtlich geschützt. Das entschied das Saarländische Oberlan<strong>de</strong>sgericht<br />
(OLG) in einem Beschluss, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Zeitschrift OLG-Report veröffentlicht<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Der Verfasser kann <strong>de</strong>mnach verlangen, dass das Gedicht nicht weiter verbreitet<br />
wird (Az.: 1 W 232/07-49). Hintergrund war ein Streit zwischen <strong>de</strong>r<br />
Verfasserin eines Gedichts und einer Besucherin ihrer Internetseite. Die Klägerin<br />
hatte ihr Gedicht auf ihre Homepage eingestellt.<br />
Dort kopierte es die Besucherin elektronisch und übernahm es für die eigene<br />
Internetseite. Das OLG sah darin eine Verletzung <strong>de</strong>s Urheberrechts <strong>de</strong>r<br />
Klägerin. Die Frau musste das Gedicht von ihrer Homepage entfernen.<br />
Allfälliges<br />
Ausschreibungen<br />
1. Mai 2008 Vom Schreiben <strong>de</strong>r Sinne<br />
1. Prosaausschreibung von INKAS zur Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
Bingen 2008<br />
Öffentliche Lesung am 26. Juli 2008<br />
Ausschreibungsbedingungen in eXperimenta 11/2007<br />
Kontakt Dr.Toni.Reitz@T-Online.De<br />
eXperimenta 04/2008: Der Wegweiser Seite 22
1. Juli 2008 Poesie <strong>de</strong>r Träume<br />
2. Prosaausschreibung von INKAS zur Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
Bingen 2008<br />
Öffentliche Lesung am 27. September 2008<br />
Ausschreibungsbedingungen in eXperimenta 11/2007<br />
Kontakt Dr.Toni.Reitz@T-Online.De<br />
Television: Literatur im Foyer<br />
11. <strong>April</strong> 2008 24.00 Uhr, SWR<br />
Thea Dorn im Gespräch mit Marcel Beyer, Irina Liebmann<br />
und Claudio Magris.<br />
Wie<strong>de</strong>rholung am 4. Mai 2008, 10.15 Uhr, 3sat.<br />
18. <strong>April</strong> 2008 24.00 Uhr, SWR<br />
Martin Lüdke im Gespräch mit Margriet <strong>de</strong> Moor,<br />
Martin Mosebach, Feridun Zaimoglu, Verena Auffermann<br />
und Ijoma Mangold.<br />
Wie<strong>de</strong>rholung am 20. <strong>April</strong> 2008, 10.15 Uhr, 3sat.<br />
Die Redaktion<br />
Von <strong>de</strong>r Schreibtischkante<br />
(tr) Zu viel Arbeit – zu wenig Redakteure. Das Problem fast je<strong>de</strong>r Redaktion –<br />
auch bei <strong>de</strong>r eXperimenta. Wir hangeln uns im Moment von Notausgabe zu<br />
Notausgabe. Deswegen suchen wir Verstärkung: Literaturinteressierte, die<br />
bereit sind, sich je<strong>de</strong>n Monat um einen Themenbereich unserer Zeitschrift zu<br />
kümmern. Und die das Interesse an <strong>de</strong>r Qualität von Literatur teilen. Und die<br />
Lust haben, in <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r Literatur bekannt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Folgen<strong>de</strong> Bereiche sind im Moment notlei<strong>de</strong>nd:<br />
eXperimenta 04/2008: Die Redaktion Seite 23
- Literaturrecherche;<br />
- Rezension und Kritik;<br />
- Hörspiel;<br />
- Veranstaltungen im Literaturbetrieb;<br />
- Bild & Graphik.<br />
Über Interessenten freuen wir uns.<br />
Genauso wie wir uns gefreut haben, daß eine wackere junge Polizeikommissarin<br />
nach drei Wochen die gestohlenen Notizbücher wie<strong>de</strong>rbeschafft hat.<br />
Leserbrief<br />
16. März 2008 Aus meiner Sicht muss an <strong>de</strong>m Erscheinungsbild <strong>de</strong>r <strong>Experimenta</strong><br />
nichts geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Ihr macht das wirklich hervorragend und ich<br />
freue mich je<strong>de</strong>s Mal, wenn mich eine Ausgabe erreicht. Dafür möchte ich<br />
mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich bedanken! Inhaltlich habe ich auch<br />
nichts zu bemängeln. Im Gegenteil. Die Beiträge sind stets originell und sehr<br />
informativ. Außer<strong>de</strong>m abwechselungsreich und interessant. Zu<strong>de</strong>m bekommt<br />
man das alles kostenlos. Das ist schon ein tolles Geschenk. Weiter so!<br />
Anke Lanatowitz, Habichtswald<br />
Impressum<br />
Redaktionsanschrift: INKAS – Institut für Kreatives Schreiben im Netzwerk für<br />
alternative Medien und Kulturarbeit e.V., Magister-Faust-Gasse 37, D-55545<br />
Bad Kreuznach und Dr.-Sieglitz-Straße 49, D-55411 Bingen, Telefon & Fax<br />
+49 (6721) 92 1060, E-Mail: Info@Inkas-Id.De<br />
Herausgeber: Rüdiger Heins<br />
Redaktion: Carla Capellmann – Television (cc), Rüdiger Heins (rh), Toni Reitz –<br />
Hörspiel & Interview (tr)<br />
Herstellung: Toni Reitz<br />
Auflage: 1.461<br />
Einsendungen: Literarische Beiträge bitte mit Bild und Kurzvita an<br />
Dr.Toni.Reitz@T-Online.De. Für eingesandte Beiträge kann keine Haftung übernommen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Rechte an namentlich gekennzeichneten Beiträgen liegen beim jeweiligen<br />
Autor. Alle sonstigen Rechte liegen beim Institut für Kreatives Schreiben Bad<br />
eXperimenta 04/2008: Die Redaktion Seite 24
Kreuznach und Bingen und bei ID Netzwerk für alternative Medien- und Kulturarbeit<br />
e.V.<br />
© ID Netzwerk für alternative Medien- und Kulturarbeit e.V.<br />
ISSN 1865-5661, URN: urn:nbn:<strong>de</strong>:0131-experimenta3<br />
Sollte gegen gelten<strong>de</strong>s Urheberrecht verstoßen wor<strong>de</strong>n sein, bitten wir um<br />
umgehen<strong>de</strong> Benachrichtigung.<br />
Bil<strong>de</strong>r: Seite 1 Editorial © Rüdiger Heins 2006. Seite 3 Impression © Rüdiger<br />
Heins 2007. Seite 4 Grab von Yosa no Buson gemeinfrei. Seite 7 Frosch und<br />
Maus. urheberrechtsfrei. Seite 9 Arbeiten im Haiku-Garten © Frie<strong>de</strong>rike Zabel<br />
2008. Seite 13 Aloys Blumauer urheberrechtsfrei Nicht namentlich gekennzeichnete<br />
Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Autoren und Redakteure wur<strong>de</strong>n von ihnen selbst zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
In <strong>de</strong>r Rechtschreibung folgen wir jeweils <strong>de</strong>n Gepflogenheiten <strong>de</strong>s Autors.<br />
eXperimenta 04/2008: Die Redaktion Seite 25