Juni - Experimenta.de
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eXperimenta<br />
jUNi 2008<br />
Monatsmagazin <strong>de</strong>s INstituts für KreAtives Schreiben, Bad Kreuznach/Bingen<br />
Inhalt dieser Ausgabe<br />
Impression................................................... 2<br />
Die Kunst .................................................... 3<br />
Pilo: Der Moralapostel................................ 3<br />
Pilo: Der Leserbrief..................................... 3<br />
Gianna Irmisch: Nahaufnahme .................... 5<br />
Friedrich Höl<strong>de</strong>rlin: Hyperions Schicksalslied.. 6<br />
Ilse Schnei<strong>de</strong>r: ..... mit allem, was sie hat ...... 9<br />
Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens ................ 13<br />
Anna Seghers ......................................... 13<br />
Mo<strong>de</strong>rne Lyrik ......................................... 15<br />
Mit Kopf und Herz ................................... 22<br />
Das Institut ................................................ 23<br />
Haiku Dichter Kreis .................................. 23<br />
Barbara Döring: Haiku-Garten-Tagebuch...... 23<br />
eXperimenta ........................................... 26<br />
Der Wegweiser. ......................................... 27<br />
Was ich gera<strong>de</strong> lese ................................ 27<br />
Allfälliges............................................... 28<br />
Die Redaktion ............................................ 32<br />
Neue Korrespon<strong>de</strong>ntinnen ......................... 32<br />
Von <strong>de</strong>r Schreitischkante ........................... 33<br />
Impressum .............................................. 33<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und<br />
Leser,<br />
es ist verdammt heiß,<br />
nicht nur das Klima<br />
da draußen, son<strong>de</strong>rn<br />
auch hier drinnen in<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Kaum noch auszuhalten.<br />
Schonräume und<br />
soziale Nischen<br />
wer<strong>de</strong>n weniger,<br />
dafür aber die Ellbogen<br />
immer ausgeprägter.<br />
(Fortsetzung Seite 2)<br />
eXperimenta 06/2008 Www.<strong>Experimenta</strong>.De 9. <strong>Juni</strong> 2008
Womit hängt das eigentlich zusammen? Welche Grün<strong>de</strong> gibt es, dass Menschen<br />
immer roher miteinan<strong>de</strong>r umgehen?<br />
Vielleicht könnte man sagen, die wirtschaftlichen Verhältnisse schaffen Futterneid.<br />
Möglicherweise liegt es aber auch an <strong>de</strong>n Medien, <strong>de</strong>r Schnelllebigkeit<br />
unserer Zeit o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Virtualisierung unserer Gesellschaft.<br />
Grün<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n sich genug.<br />
Es kann aber auch einfach nur am schlechten Benehmen liegen, diese zwischenmenschliche<br />
Verrohung. Dagegen lässt sich aber doch etwas machen!<br />
Herzliche Grüße<br />
Rüdiger Heins<br />
Impression<br />
Varenna, Lario<br />
© Irene Zimmermann 2006<br />
eXperimenta 06/2008: Impression Seite 2
Die Kunst<br />
Pilo: Der Moralapostel<br />
Verbittert liegt er auf <strong>de</strong>r Lauer<br />
und wartet auf Gelegenheit<br />
sich zu entrüsten, richtig sauer,<br />
sich aufzuplustern, dick und breit<br />
Es geht ihm dabei nicht ums Thema<br />
- o<strong>de</strong>r etwas abzuwägen -<br />
er echauffiert sich in extrema<br />
als ob ihm Spikes im Magen lägen<br />
Dann speit er seine ätzend´ Galle<br />
auf alles und auf je<strong>de</strong>rmann,<br />
als ob die Volxglut überwalle<br />
und er allein sie messen kann.<br />
Der falschen Worte saurer Regen<br />
geht dann hernie<strong>de</strong>r auf die Stadt<br />
und wird erst dann sich wie<strong>de</strong>r legen,<br />
wenn arme Seele Ruhe hat.<br />
Zum Schluss ist eines klarzustellen:<br />
Der Verse Pfeil geht selten fehl,<br />
daraus macht Volxmund keinen Hehl:<br />
und nur getroff´ne Hun<strong>de</strong> bellen.<br />
Pilo: Der Leserbrief<br />
Was in <strong>de</strong>r Kleinstadt vor sich geht<br />
und was <strong>de</strong>n braven Mensch bewegt<br />
tags drauf schon in <strong>de</strong>r Presse steht<br />
mit Wort und Fakten gut belegt.<br />
Der Autor<br />
PiLO – Songschreiber und Musikproduzent,<br />
lebt und arbeitet in<br />
Bingen. In Köln erste Schritte auf<br />
Theaterbühnen mit vertonter Lyrik.<br />
Als Bühnenstücke entstan<strong>de</strong>n die<br />
experimentelle Oper "Die Stimmen",<br />
"Rosen & Disteln" sowie<br />
aktuell ein Musical über Hil<strong>de</strong>gard<br />
von Bingen "Ich sah die<br />
Welt als EINS". Www.Pilo.De<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 3<br />
Lyrik
Auch ist <strong>de</strong>r Redakteur gezwungen<br />
zu recherchieren treu und gut,<br />
nach bestem Wissen und Gewissen,<br />
damit er niemand Unrecht tut.<br />
Allein ein Mittel steht ihm bar<br />
die eigne Meinung mitzuteilen:<br />
das ist am Rand <strong>de</strong>r Kommentar<br />
mit Augenmaß - zwischen <strong>de</strong>n Zeilen.<br />
Doch was, wenn es ihn richtig juckt<br />
die Sau einmal durchs Dorf zu treiben?<br />
Dann lässt er alle Rücksicht bleiben:<br />
Ein Leserbrief wird abgedruckt!<br />
Hier wählt <strong>de</strong>r Redakteur nun aus:<br />
- er muss nicht je<strong>de</strong>s Liedchen singen -<br />
und auch nicht schielen auf Applaus,<br />
nur etwas Pfeffer soll es bringen!<br />
Der Leserbrief zieht frech vom Le<strong>de</strong>r<br />
- wovor die Redaktion sich zierte -<br />
schwarz auf weiß kann nun ein je<strong>de</strong>r<br />
lesen, was <strong>de</strong>r Griffel schmierte.<br />
Der schlaue Redakteur in<strong>de</strong>s<br />
lehnt sich im Sessel leicht zurück,<br />
<strong>de</strong>nn niemand macht ihm <strong>de</strong>n Prozess<br />
und morgen spielt ein neues Stück!<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 4
Gianna Irmisch: Nahaufnahme<br />
Traurige Spermien auf Zugfenster<br />
vor <strong>de</strong>n Augen frieren<strong>de</strong>r, schimpfen<strong>de</strong>r<br />
lustbenetzter<br />
ALT-MÄNNER+,<br />
mit schlaffen Erektionen<br />
beim Anblick hochhackiger<br />
Schuhe und jeansbeärschter<br />
Mädchen<br />
(auf naivem Pflaster zum größten<br />
Irrtum ihres Lebens.)<br />
Mit Romantik geschwängerter<br />
Sex auf<br />
Werbeplakaten für Autoreifen.<br />
Das perfekte erste Mal<br />
Im neusten Britney Spears Vi<strong>de</strong>o.<br />
Nackte Körper,<br />
Teenagerfantasien,<br />
Verkaufsgarant.<br />
(Frem<strong>de</strong> Haut, Knoten<br />
im Magen, eingefrorenes<br />
Lächeln unter<br />
leichten Laken.)<br />
Ich platze vor Erregung.<br />
Platze.<br />
(Worthülsen neben Rauchsäulen.<br />
Im Dunkeln.<br />
Hollywood-Wirklichkeit<br />
sitzt auf <strong>de</strong>r Bettkante,<br />
sieht zu.)<br />
Gwyneth Paltrow win<strong>de</strong>t sich in<br />
Die Autorin<br />
Gianna Irmisch, geboren 1987<br />
in Saarbrücken, sammelte ihre<br />
ersten Erfahrungen mit Kreativem<br />
Schreiben in Seminaren<br />
und als Austauschschülerin in<br />
<strong>de</strong>n Vereinigten Staaten. Die<br />
Ausbildung vertiefte sie ab<br />
2005 am INKAS Institut in Bad<br />
Kreuznach. Seit <strong>de</strong>m Abitur<br />
2006 studiert sie Medizin in<br />
Essen. Die bei<strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Welten von Ratio und<br />
Kunst verknüpft sie in ihren<br />
Texten. Dabei machen ihre<br />
Figuren sich immer wie<strong>de</strong>r auf<br />
die Suche nach möglichen<br />
I<strong>de</strong>ntitäten.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 5
fahler, makelloser<br />
Dürre.<br />
Schön<br />
(-er)<br />
Schweiß und süße<br />
Säfte,<br />
grelles Licht über<br />
zucken<strong>de</strong>n Körpern und ihren<br />
Stöhnlauten.<br />
(Zweifel, Angst, Panik.<br />
Frigi<strong>de</strong>? FRIGIDE!!)<br />
Hollywood-Reif<br />
Friedrich Höl<strong>de</strong>rlin: Hyperions<br />
Schicksalslied<br />
Ihr wan<strong>de</strong>lt droben im Licht<br />
Auf weichem Bo<strong>de</strong>n, selige Genien!<br />
Glänzen<strong>de</strong> Götterlüfte<br />
Rühren euch leicht,<br />
Wie die Finger <strong>de</strong>r Künstlerin<br />
Heilige Saiten.<br />
Schicksallos, wie <strong>de</strong>r schlafen<strong>de</strong><br />
Säugling, atmen die Himmlischen;<br />
Keusch bewahrt<br />
In beschei<strong>de</strong>ner Knospe,<br />
Blühet ewig<br />
Ihnen <strong>de</strong>r Geist,<br />
Und die seligen Augen<br />
Blicken in stiller<br />
Ewiger Klarheit.<br />
Doch uns ist gegeben,<br />
Auf keiner Stätte zu ruhn,<br />
Der Autor<br />
Johann Christian Friedrich Höl<strong>de</strong>rlin<br />
(* 20. März 1770 in Lauffen<br />
am Neckar; † 7. <strong>Juni</strong> 1843 in<br />
Tübingen) zählt zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten<br />
<strong>de</strong>utschen Lyrikern. Sein<br />
Werk nimmt in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Literatur um 1800 eine selbstständige<br />
Stellung neben Weimarer<br />
Klassik und Romantik ein. Für<br />
Höl<strong>de</strong>rlin waren die griechischen<br />
Götter lebendig und real anwesend,<br />
Leben schaffend und<br />
schrecklich.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 6<br />
Der Klassiker
Es schwin<strong>de</strong>n, es fallen<br />
Die lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Menschen<br />
Blindlings von einer<br />
Stun<strong>de</strong> zur an<strong>de</strong>rn,<br />
Wie Wasser von Klippe<br />
Zu Klippe geworfen,<br />
Jahr lang ins Ungewisse hinab.<br />
Susette Gontard (* ca. 9. Februar 1769 in<br />
Hamburg, geborene Borkenstein; † 22. <strong>Juni</strong><br />
1802 in Frankfurt am Main) entstammte einer<br />
Hamburger Kaufmannsfamilie und war die große<br />
Liebe <strong>de</strong>s Dichters Friedrich Höl<strong>de</strong>rlin, <strong>de</strong>r sie als<br />
„Diotima“ in seinen Gedichten und in seinem<br />
Roman Hyperion verewigte.<br />
Sie heiratete 1786 <strong>de</strong>n fünf Jahre älteren<br />
Frankfurter Bankier Jakob Gontard und gebar vier<br />
Kin<strong>de</strong>r (Henry, Henriette, Helene, Amalie). Im<br />
Januar 1796 trat Höl<strong>de</strong>rlin seine Stelle als Hauslehrer<br />
bzw. „Hofmeister“ im Haus Weißer Hirsch<br />
<strong>de</strong>r Gontards an. Im September 1798 verließ<br />
Höl<strong>de</strong>rlin das Haus, nach<strong>de</strong>m wegen seines Verhältnisses zu Susette ein Streit<br />
mit <strong>de</strong>m Ehemann ausgebrochen war. Bis zum Mai 1800 bestan<strong>de</strong>n zwischen<br />
Höl<strong>de</strong>rlin und Susette noch briefliche und lose persönliche Kontakte.<br />
"Dann, ja dann müsste alles aus <strong>de</strong>n Gleichgewicht kommen und die Welt in<br />
ein Chaos sind verwan<strong>de</strong>ln, wenn nicht <strong>de</strong>r nämliche Geist <strong>de</strong>r Harmonie und<br />
Liebe sie erhielte, <strong>de</strong>r auch uns erhält." - Briefe, an Friedrich Höl<strong>de</strong>rlin, Dezember<br />
1798.<br />
(Quelle: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie)<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 7
Tübingen, Höl<strong>de</strong>rlinturm. © Thomas Goetz 2005<br />
Am 11. September 1806 wur<strong>de</strong> Höl<strong>de</strong>rlin zuerst unter <strong>de</strong>m Vorwand, Bücher<br />
für die landgräfliche Bibliothek zu kaufen, dann schließlich mit Gewalt von<br />
Homburg nach Tübingen in das Johann Heinrich Ferdinand Autenrieth geleitete<br />
Universitätsklinikum geschafft. Spätestens von diesem Zeitpunkt an galt<br />
Höl<strong>de</strong>rlin als wahnsinnig; die genaue medizinische Bestimmung seiner geistigen<br />
»Verrückung« war lange Zeit äußerst umstritten, und diese Frage ist auch<br />
heute noch nicht geklärt. Die von Pierre Bertaux vertretene Auffassung, Höl<strong>de</strong>rlin<br />
habe seinen Wahnsinn nur simuliert, wird heute weitgehend abgelehnt.<br />
1807 kam er zur Pflege in <strong>de</strong>n Haushalt Ernst Zimmers, eines Tübinger<br />
Tischlers und Bewun<strong>de</strong>rers <strong>de</strong>s Hyperion. Unter <strong>de</strong>m Namen Scardanelli<br />
schrieb er weiterhin eigentümlich formale Gedichte. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n 36<br />
Jahren wohnte Höl<strong>de</strong>rlin im Haus Zimmers in einer Turmstube oberhalb <strong>de</strong>s<br />
Neckars (Höl<strong>de</strong>rlinturm), versorgt von <strong>de</strong>r Familie Zimmer bis zu seinem Tod<br />
1843.<br />
(Quelle: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie)<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 8
Ilse Schnei<strong>de</strong>r: … mit allem, was sie hat<br />
(cw) Entwicklungen aus <strong>de</strong>r Kalligraphie<br />
Die Künstlerin<br />
Ilse Schnei<strong>de</strong>r, Jahrgang 1957, lebt mit ihrer Familie im<br />
Herzen <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s. Sie hat zwei Söhne und drei<br />
Enkelkin<strong>de</strong>r. Nach <strong>de</strong>r Familienphase beginnt sie 1998,<br />
sich intensiv mit Tai Chi (Wu-Stil) zu beschäftigen, aktiv<br />
und als Übungsleiterin. Seit 1999 kamen zunächst Kurse<br />
in klassischer Kalligraphie hinzu, die sie bald zur Malerei<br />
führten. Ihre Werke waren bisher in vier Ausstellungen<br />
zu sehen. Sie ist Gründungsmitglied <strong>de</strong>r Gruppe<br />
Farbraum. Kontakt über die Redaktion.<br />
Vom Schreiben .....<br />
wu wei - Nichtstun tao - <strong>de</strong>r Weg<br />
© Carmen Weber<br />
2008<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 9<br />
Graphik und Bild
In <strong>de</strong>r klassischen Kalligraphie geht es um die kunstvolle Darstellung von<br />
Schriftzeichen. Ausgeführt wird sie nicht mit pragmatischem Schreibgerät,<br />
son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m Tuschepinsel auf hauchfeinem Papier. Auch die Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>r Zeichen aus bildähnlichen Symbolen - wie zum Beispiel ‚Fuß‘ und<br />
‚Kopf‘ im chinesischen Zeichen ‚<strong>de</strong>r Weg‘ - läßt die Nähe zur Malerei bereits<br />
erahnen.<br />
... zur Malerei<br />
Die in nebenstehen<strong>de</strong>m Beispiel<br />
noch zum Einsatz kommen<strong>de</strong>n<br />
Malmittel wer<strong>de</strong>n gewechselt:<br />
aus Tusche und Aquarell wird<br />
Acryl, <strong>de</strong>r weiche Haarpinsel<br />
borstig, die Farbwalze kommt<br />
hinzu und Papier weicht <strong>de</strong>m<br />
Leinen. Kontinuität fin<strong>de</strong>t sich in<br />
ihrer Arbeitsweise. Weich<br />
fließen<strong>de</strong>, konzentriert und<br />
doch mit Leichtigkeit ausgeführ<br />
te Bewegungen fin<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m<br />
Malgrund ihren Resonanzbo<strong>de</strong>n.<br />
Weg von <strong>de</strong>r Kalligraphie<br />
- dort ist naturgemäß die Abbil-<br />
dung mit <strong>de</strong>m Wortsinn <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>finierten Bildzeichen fest<br />
verbun<strong>de</strong>n - entwickelt sich lse<br />
Schnei<strong>de</strong>rs Malerei zum Ungegenständlichen<br />
hin.<br />
Aquarell und Tusche auf Papier<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 10
Acryl - Zum Teil collagiert<br />
Auch wenn immer mal wie<strong>de</strong>r figürliche Werke entstehen, die vor allem die<br />
menschliche Gestalt zum Thema haben, ist ihr Arbeiten am treffendsten als<br />
FREI zu bezeichnen. Und das gleich zweifach: als Zuordnung zur Kunstrichtung,<br />
<strong>de</strong>r das Fehlen eines eigentlichen Bildthemas zu geigen ist, wie auch in<br />
<strong>de</strong>r intuitiven, spontanen Herangehensweise und Ausführung. Eine ihrer Dozentinnen<br />
hat das sehr anschaulich beschrieben: ‚Sie malt mit allem, was sie<br />
hat‘.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 11
Ihre Bil<strong>de</strong>r sind Momentaufnahmen. Sie tragen keine Titel<br />
und bil<strong>de</strong>n nicht ab. Die lebendige Energie, die ihr spielerisch<br />
leichtes, rasches Entstehen auslöst und begleitet, tragen<br />
sie in sich - verstärkt durch die meist reinen Farbtöne, oft<br />
kontrastreich betont durch Schwarz und Weiß o<strong>de</strong>r gehalten<br />
vom Grau.<br />
Diese Energie ist förmlich greifbar, wenn man <strong>de</strong>r Künstlerin<br />
beim Malen zusieht.<br />
Und auch wir können etwas davon spüren -<br />
wenn wir uns<br />
auf die Bil<strong>de</strong>r<br />
einlassen,<br />
in Ruhe.<br />
Wenn wir aufhören, zu analysieren.<br />
Acryl auf Leinwand, je 20 x 20 cm<br />
Acryl auf Leinwand,<br />
128 x<br />
47 cm<br />
eXperimenta 06/2008: Die Kunst Seite 12
Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens<br />
Anna Seghers<br />
(am) Deutsche Schriftstellerin, Jüdin, Kämpferin gegen <strong>de</strong>n Faschismus<br />
Kurzbiografie<br />
19.11.1900 geb. in Mainz als Netty Reiling im jüdischen Großbürgertum.<br />
1920 Studium Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie.<br />
1924 Promotion über „Ju<strong>de</strong> und Ju<strong>de</strong>ntum im Werk Rembrandts“.<br />
1925 Heirat mit <strong>de</strong>m Exilungarn und kommunistischen Wissenschaftler László<br />
Radvány. Das Paar hat zwei Kin<strong>de</strong>r.<br />
1925 Entscheidung für <strong>de</strong>n Schriftstellernamen Anna Seghers. Eintritt in die<br />
KPD.<br />
Ab 1933 Exil in Frankreich und Mexiko.<br />
1947 Rückkehr nach Berlin und Einnahme einer wichtigen Stellung im kulturellen<br />
Aufbau <strong>de</strong>r DDR.<br />
01.06.1983 Anna Seghers stirbt in Ostberlin.<br />
Leben und Werk<br />
Anna Seghers ist eine <strong>de</strong>r wichtigsten Prosa-Autorinnen ihrer Zeit.<br />
Durch ihr Leben und Werk zieht sich <strong>de</strong>r Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus.<br />
Anna Seghers ergreift Partei für die Verfolgten dieser Regime<br />
und schil<strong>de</strong>rt Menschen und ihre Verhaltensweisen in diesen Systemen,<br />
auch die historischen Hintergrün<strong>de</strong> und gesellschaftlichen Entwicklungen. Sie<br />
beschreibt eingehend Charaktere von Tätern, Opfern und Mitläufern, aber<br />
auch diejenigen, die unter Lebensgefahr für <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand arbeiten. Ihre<br />
Sprache zeichnet die Bil<strong>de</strong>r genau bis ins Detail, ist stark und tief im Ausdruck.<br />
Sie schreibt handlungskonzentriert und realistisch. Viele ihrer Erzählungen<br />
spielen um Mainz und in <strong>de</strong>r Rheinlandschaft und lassen so die rheinhessische<br />
Heimat von Anna Seghers präsent bleiben.<br />
Im persönlichen Umgang mei<strong>de</strong>t sie Pathos, ist beschei<strong>de</strong>n und zurückhaltend.<br />
Laut ihrer Biografie besitzt sie aber durch Erziehung und Bildung Selbstbewusstsein<br />
und eine grundsätzliche Sicherheit in ihrem öffentlichen Auftreten.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 13<br />
Galerie <strong>de</strong>r Autoren
Nach ihrer Rückkehr aus <strong>de</strong>m Exil ist sie in hervorragen<strong>de</strong>r Stellung am kulturellen<br />
Aufbau <strong>de</strong>r DDR beteiligt. Sie glaubt an das kommunistische Staatssystem<br />
als Gegenentwurf zum Faschismus, sieht aber auch später Wi<strong>de</strong>rsprüche<br />
und Grenzen. Sie ist Gründungsmitglied <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Künste, Mitbegrün<strong>de</strong>rin<br />
<strong>de</strong>s Schriftstellerverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r DDR und <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>nsbewegung.<br />
Kultur, Politik und <strong>de</strong>r Kampf gegen die faschistischen Systeme bleiben wichtiger<br />
Teil ihres Lebens. Während <strong>de</strong>r Ausbürgerungen in <strong>de</strong>n siebziger Jahren<br />
schweigt sie in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit, setzt sich aber im Hintergrund für die Betroffenen<br />
ein. Allerdings ohne Erfolg. Sie schreibt bis ins hohe Alter.<br />
Sie besitzt die Ehrenbürgerschaft von Berlin und wird in 1981 auch Ehrenbürgerin<br />
ihrer Heimatstadt Mainz. Für ihre Arbeit erhält sie zahlreiche nationale<br />
und internationale Auszeichnungen.<br />
Die wichtigsten Werke und Preise<br />
1928 Aufstand <strong>de</strong>r Fischer von St. Barbara<br />
Kleist-Preis für die Novelle im Stil <strong>de</strong>r neuen Sachlichkeit<br />
von Erwin Piscator 1934 in <strong>de</strong>r Sowjetunion verfilmt<br />
1942 Das siebte Kreuz<br />
Ihr be<strong>de</strong>utendster Roman über die Flucht von sieben Häftlingen aus einem<br />
Konzentrationslager in <strong>de</strong>r Nähe von Mainz. Sie schil<strong>de</strong>rt darin menschlich<br />
glaubhaft und objektiv ein Bild von Hitler-Deutschland. Das Buch plädiert für<br />
Freundschaft und organisierte Hilfe in Ausnahmezeiten. Nur dadurch gelingt<br />
einem Häftling die endgültige Rettung. Das politische Buch macht sie international<br />
berühmt und bringt ihr 1947 <strong>de</strong>n Georg-Büchner-Preis. 1944 wird es in<br />
Hollywood verfilmt.<br />
1944 Transit<br />
Ihr großer, stark autobiografischer Exil-Roman spielt 1940 in Marseille.<br />
1949 Die Toten bleiben jung<br />
Ein sozialistischer Gesellschaftsroman, in 1968 verfilmt.<br />
1967 Das wirkliche Blau<br />
Eine Erzählung über das mexikanische Exil.<br />
1971 Überfahrt. Eine Liebesgeschichte<br />
Ihr wichtiges Alterswerk.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 14
Leseprobe aus „Das siebte Kreuz“:<br />
Zweites Kapitel, III:<br />
Je<strong>de</strong>r Mensch, vor <strong>de</strong>m die Möglichkeit eines Unglücks auftaucht, besinnt sich<br />
sofort auf <strong>de</strong>n eisernen Bestand, <strong>de</strong>n er bei sich trägt. Dieser eiserne Bestand<br />
kann für <strong>de</strong>n einen seine I<strong>de</strong>e sein, für <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren sein Glaube, ein dritter<br />
ge<strong>de</strong>nkt allein seiner Familie. Manche haben überhaupt nichts. Sie haben<br />
keinen eisernen Bestand. Sie sind leer. Das ganze äußere Leben mit all seinen<br />
Schrecken kann in sie einströmen und sie füllen bis zum Platzen.<br />
Mo<strong>de</strong>rne Lyrik<br />
(rh) Vom Klang <strong>de</strong>r Sprache<br />
Auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r Lyrik unserer Tage bewegen wir uns durch einen<br />
dichten Dschungel von Textkulissen, die zwar als Lyrik <strong>de</strong>klariert wer<strong>de</strong>n, als<br />
solche aber oftmals nicht zu erkennen sind. Wie sieht die Lyrik unserer Tage<br />
aus, wo kommt sie her, wer schreibt sie und was bewegt die Dichtung im<br />
21. Jahrhun<strong>de</strong>rt?<br />
Vermutlich gibt es mehr Menschen, die Gedichte schreiben, als solche, die<br />
Gedichte lesen. Die Auflagenzahlen, auch bekannter LyrikerInnen, bewegen<br />
sich immer häufiger unter <strong>de</strong>r 1000er Marke. Erstauflagen von 500 Exemplaren<br />
sind keine Seltenheit. Gemessen an <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Einsendungen, die täglich<br />
in <strong>de</strong>n Lektoraten <strong>de</strong>r Lyrikverlage eingehen, bestätigt sich die Vermutung,<br />
dass immer mehr Bücher immer weniger Leser fin<strong>de</strong>n (Kaiser 1996: 9). Christoph<br />
Buchwald, einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Herausgeber <strong>de</strong>s Jahresbuches <strong>de</strong>r Lyrik,<br />
schreibt hierzu im Jahrbuch 2004: „Soviel Lyrik war nie. 66,2 Kilogramm<br />
Gedichte, die die Paketboten in München und Amsterdam zuzustellen hatten“<br />
(Buchwald 2003: 150). Vielleicht könnten wir hieraus entnehmen, Dichter sind<br />
so sehr mit ihren eigenen Texten beschäftigt, dass nur noch wenig Zeit bleibt,<br />
auch die Werke ihrer Kollegen zu studieren. Scha<strong>de</strong> eigentlich, <strong>de</strong>nn gera<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Interaktion vom Lesen an<strong>de</strong>rer Gedichte und <strong>de</strong>m Schreiben <strong>de</strong>r eigenen<br />
liegt eine Nahtstelle lyrischer Kommunikation; <strong>de</strong>nn Lyrik lebt nicht nur vom<br />
Dichten, son<strong>de</strong>rn auch vom Erfahrungsraum an<strong>de</strong>rer Dichtungen. Die Interaktion<br />
aus Schreiben und Lesen von Lyrik (und umgekehrt) macht sie erst zu einem<br />
lebendigen Prozess, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Leser genussvoll partizipieren kann.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 15
Lyrische Archäologie<br />
Die Suche nach Spuren <strong>de</strong>r Lyrik aus <strong>de</strong>r heutigen Zeit gleicht einer lyrischen<br />
Archäologie im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Bildlich übertragen heißt das, wir müssen<br />
zunächst viel Schutt und Geröllmassen abtragen, um einen Geschmack davon<br />
zu bekommen, wie sich Lyrik aktuell darstellt und wie wir sie auch als solche<br />
erfahren können. Lyrik im Heute ist immer auch die Lyrik <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts:<br />
Da sich in <strong>de</strong>n wenigen Jahren nach <strong>de</strong>m Jahrtausendwechsel keine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n<br />
Verän<strong>de</strong>rungen am Lyrikhimmel abgezeichnet haben, konzentrieren wir<br />
uns zunächst auf einige Akzente, die im Laufe <strong>de</strong>r vergangenen 80 Jahre<br />
gesetzt wur<strong>de</strong>n. Dabei beschränken sich diese Ausführungen nicht nur auf die<br />
<strong>de</strong>utsche Gegenwartsdichtung, son<strong>de</strong>rn es wird auch ein Bogen zu an<strong>de</strong>ren<br />
Kontinenten und Nationen gespannt; <strong>de</strong>nn auf <strong>de</strong>r internationalen Ebene,<br />
beson<strong>de</strong>rs zu <strong>de</strong>n angloamerikanischen Län<strong>de</strong>rn, gibt es Korrespon<strong>de</strong>nzen,<br />
die <strong>de</strong>utsche Gegenwartslyrik positiv beeinflusst haben.<br />
Die Spurensuche scheint zunächst schwierig, <strong>de</strong>nn die mo<strong>de</strong>rne Lyrik hat<br />
keine einheitliche literaturwissenschaftliche Bezeichnung. Bei <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Kunst kennen wir die Kategorien: mo<strong>de</strong>rne Kunst, zeitgenössische Kunst usw.<br />
Im Musikalischen gibt es ebenfalls terminologische Unterscheidungen, die<br />
einen Hinweis auf die Epoche und die Musikrichtung eines Stückes geben. In<br />
<strong>de</strong>r Lyrik gibt es, zumin<strong>de</strong>st im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt, keine klare Definition. Allenfalls<br />
wird in <strong>de</strong>r Literaturwissenschaft über eine Vor- und Nachkriegsdichtung<br />
gesprochen. Wobei sich diese Zeitrechnung auf <strong>de</strong>n Zweiten Weltkrieg bezieht,<br />
die in <strong>de</strong>r Literaturwissenschaft als Mo<strong>de</strong>rnismus eingegangen ist. In <strong>de</strong>n<br />
sechziger Jahren sprach man vom Postmo<strong>de</strong>rnismus, wenig später von <strong>de</strong>r<br />
Randgruppenliteratur und jetzt befin<strong>de</strong>n wir uns in <strong>de</strong>r Postkolonialen Literatur<br />
(Klarer 1999: 95). Dass es bereits vor und nach <strong>de</strong>m Ersten Weltkrieg fundamentale<br />
Entwicklungen in <strong>de</strong>r Dichtkunst gegeben hat, beweist die Dada-<br />
Bewegung, die sich nicht nur <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst als Ausdrucksmittel bediente,<br />
son<strong>de</strong>rn auch mit lyrischen Kreationen <strong>de</strong>n Zeitgeist süffisant begleitete.<br />
Melodie <strong>de</strong>r Zeilen<br />
Einer, <strong>de</strong>r sowohl in <strong>de</strong>r Lyrik, als auch in <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst seine Spuren<br />
hinterlassen hat, ist Kurt Schwitters. Er hat mit seinen Gedichten neue Sprachräume<br />
geöffnet, die so vorher nicht begehbar waren. Kurt Schwitters war<br />
Dada-Künstler - und Dada ist Programm.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 16
Unter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges entstand in <strong>de</strong>n Jahren von 1916<br />
bis 1918 in Zürich eine Kunstbewegung, die durch ihre visuelle, aber auch<br />
literarische Ausdrucksweise <strong>de</strong>n Mainstream <strong>de</strong>r Kunst und <strong>de</strong>r Literatur maßgeblich<br />
beeinflusste. Unter diesen Künstlern tauchen Namen auf, <strong>de</strong>ren Klang<br />
bis heute noch zu hören ist: Hans Arp, Emmy Ball–Hennings, Marcel Janco,<br />
John Heartfield und Tristan Tzara, um nur einige zu nennen.<br />
Kurt Schwitters ließ sich von <strong>de</strong>r Dadainvasion überrollen und adaptierte<br />
die Bewegung ins heimische Hannover. Mit seiner Merzkunst überflutete er die<br />
künstlerische und literarische Welt <strong>de</strong>s untergegangenen Kaiserreiches. Seine<br />
Kunst, die immer auch Literatur war, glich einem gigantischen Aufbruch in<br />
neue Lebenswelten. So schuf er mit seiner Merzdichtung bis dahin völlig unbekannte<br />
Sprachkulissen, in <strong>de</strong>nen sich Dichterinnen, Dichter, Leserinnen und<br />
Leser bewegten, als wür<strong>de</strong>n sie ein an<strong>de</strong>res Universum besuchen.<br />
In seinem Gedichtband an Anna Blume aus <strong>de</strong>m Jahre 1919 hören wir diesen<br />
typischen Schwitters-Dada-Ton, <strong>de</strong>n er in seinen Versen anschlägt, <strong>de</strong>r<br />
auch möglicherweise heute für einige ZeitgenossInnen befremdlich erscheinen<br />
mag. Hier ein Auszug aus seinem Gedicht.<br />
An Anna Blume<br />
O, du Geliebte meiner siebenundzwanzig<br />
Sinne, ich liebe dir! – Du <strong>de</strong>iner, dich dir,<br />
ich dir, du mir. – Wir?<br />
Das gehört (beiläufig) nicht hierher.<br />
Wer bist du, ungezähltes Frauenzimmer? Du<br />
bist – bist du?<br />
Wärest – lass sie sagen, sie wissen nicht,<br />
wie <strong>de</strong>r Kirchturm steht.<br />
Du trägst <strong>de</strong>n Hut auf <strong>de</strong>inen Füßen und<br />
Wan<strong>de</strong>rst auf die Hän<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />
Wan<strong>de</strong>rst du.<br />
Hallo <strong>de</strong>ine roten Klei<strong>de</strong>r, in weiße Falten<br />
zersägt. Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe<br />
ich dir! – Du <strong>de</strong>iner dich dir, ich dir, du<br />
mir. – Wir?<br />
Das gehört (beiläufig) in die kalte Glut.<br />
Rote Blume, rote Anna Blume, rot liebe<br />
ich dir! – Du <strong>de</strong>iner dich dir, ich dir, du<br />
mir. – Wir?<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 17
( ... )<br />
Sprache ist für Schwitters und seine dadaistischen Künstlerkollegen immer<br />
auch ein Klanggebil<strong>de</strong> aus Worten, die zu Zeilen wer<strong>de</strong>n. Schwitters „Ursonate"<br />
ist nur ein Beispiel für <strong>de</strong>n melodischen Umgang mit Sprache. Damit knüpfen<br />
die Dichterinnen und Dichter <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts bewusst o<strong>de</strong>r auch<br />
unbewusst an archaische Traditionen <strong>de</strong>r Dichtkunst an. Dichtung wur<strong>de</strong> immer<br />
singend vorgetragen. Gedicht, Gebet und Gesang als Einheit <strong>de</strong>r Muse. Homer<br />
soll, begleitet von seiner Kithara (<strong>de</strong>r heutigen Gitarre), über die griechischen<br />
Königshöfe gezogen sein, um seine Ilias o<strong>de</strong>r vielleicht auch die Odyssee<br />
singend vorzutragen.<br />
Beeinflusst durch die Dada-Kunst, wur<strong>de</strong> die Sprachcollage zu einem lyrischen<br />
Form- und Klanggebil<strong>de</strong>, das ganze Generationen von Dichtern und<br />
Dichterinnen prägen sollte. So zum Beispiel <strong>de</strong>n irischen Schriftsteller James<br />
Joyce, <strong>de</strong>r mit seinem Jahrhun<strong>de</strong>rtroman Ulysses <strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>r bisherigen<br />
Romankultur sprengte und mit seinem ungewöhnlichen Projekt bis heute noch<br />
<strong>de</strong>r Literaturwelt Rätsel aufgibt.<br />
Aus welchem Grun<strong>de</strong> meditierte er über so schwer zu verwirklichen<strong>de</strong> Pläne?<br />
Es war eines seiner Axiome, daß solche und ähnliche Meditationen o<strong>de</strong>r<br />
die automatische Beziehung einer ihn berühren<strong>de</strong>n Erzählung auf die eigene<br />
Person o<strong>de</strong>r ruhige Erinnerung an die Vergangenheit, wenn man <strong>de</strong>rgleichen<br />
gewohnheitsmäßig übte, bevor man sich zur Ruhe begab, die Müdigkeit lösten<br />
und infolge<strong>de</strong>ssen einen gesun<strong>de</strong>n Schlaf und erneuerte Lebenskraft zeitigten.<br />
James Joyce: Auszug aus Ulysses<br />
Die Prinzhornsammlung<br />
Dass sich die Kunst in diesen Jahren völlig ungewöhnlichen Herangehensweisen<br />
bediente, die alles bisher Dagewesene auf <strong>de</strong>n Kopf stellten, zeigt auch<br />
das Engagement eines „Nichtkünstlers", <strong>de</strong>r sich mit <strong>de</strong>n künstlerischen und<br />
literarischen Produkten von psychisch kranken Menschen beschäftigte.<br />
Der Münchner Nervenarzt und Psychologe Hans Prinzhorn beginnt im Jahre<br />
1919, „bildnerische Arbeiten von Geisteskranken“ zu sammeln. Es ergibt sich,<br />
dass neben <strong>de</strong>n visuellen Arbeiten dieser Menschen Texte zutage treten, die<br />
sich in einer kreativen Korrespon<strong>de</strong>nz zum literarischen Zeitgeist bewegen.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 18
Der österreichische Schriftsteller Joseph Schreyvogel, so ist es überliefert,<br />
bedient sich dieser Texte, um seine eigenen Sprachräume zu erweitern. Die<br />
Bil<strong>de</strong>r, Collagen, Grafiken, Bücher und Handschriften <strong>de</strong>r Patienten und Patientinnen<br />
erregen das Interesse <strong>de</strong>r damaligen Literatur- und Kunstbewegung.<br />
Die Sammlung aus Bil<strong>de</strong>rn und Texten ist heute international als Prinzhornsammlung<br />
bekannt.<br />
IM FUCHS-RIET<br />
EIN SPRINGBRUN-<br />
NEN FLIEST<br />
SPRUDLND<br />
AUF SONNIGER<br />
HEIDE UNTER<br />
DEM SELB EIN<br />
KINDCHEN LIEGT<br />
TRAURIG IM<br />
SCHWARZEN<br />
KLEIDE<br />
( ...)<br />
Dieser Vers ist <strong>de</strong>m Schreibbuch Else Blankenhorns, mit <strong>de</strong>m Titel Schizophrenie<br />
(Inventur Nummer: 4318b fol. 6 verso), entnommen.<br />
Im Jahre 1922 erscheint im Springer Verlag ein Aufsehen erregen<strong>de</strong>s Buch.<br />
Hans Prinzhorn gibt seine Sammlung unter <strong>de</strong>m Titel Bildnerei <strong>de</strong>r Geisteskranken<br />
heraus. Eine Erkenntnis dieser Publikation ist, dass Wahnsinn und<br />
Kreativität ganz dicht beieinan<strong>de</strong>r liegen (können).<br />
Zum Vergleich vielleicht hier noch ein Gedicht von Frie<strong>de</strong>ricke Mayröcker<br />
aus <strong>de</strong>m Jahre 1981, als Ausblick in die „vergangene Gegenwartslyrik“.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 19
Zypressen<br />
es win<strong>de</strong>t<br />
weisz, <strong>de</strong>r<br />
vogel<br />
Knarrt im<br />
Wald –<br />
umhalsend<br />
zarte Fremdheit wenn<br />
die Knospe<br />
welkt<br />
Nach dieser Exkursion zu <strong>de</strong>n Wurzeln <strong>de</strong>r Lyrik <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts machen<br />
wir jetzt einen Sprung in die Zeit nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg.<br />
Wobei hier noch anzumerken wäre, dass die bei<strong>de</strong>n Weltkriege eine Fülle<br />
von Themen, aber auch Formen <strong>de</strong>r Sprache hervorgebracht haben. Aber<br />
auch jener 11. September 2001, <strong>de</strong>r vermutlich alle bis dahin gelten<strong>de</strong>n<br />
Maßstäbe ins wanken brachte, machte sich auch in <strong>de</strong>r Lyrik bemerkbar. Es<br />
tauchte, ähnlich wie in <strong>de</strong>n Jahren nach Auschwitz, die Frage auf: „Gibt es<br />
noch eine Lyrik nach <strong>de</strong>m 11. September?“ Es gibt sie: Der Lyriker Anton G.<br />
Leitner, <strong>de</strong>r auch Herausgeber <strong>de</strong>r Zeitschrift Das Gedicht ist, bringt seine<br />
Betroffenheit auf <strong>de</strong>n Punkt: „Nach <strong>de</strong>m Terroranschlag religiöser Fanatiker auf<br />
das World-Tra<strong>de</strong>-Center in New York am 11. September 2001 gewann unser<br />
gegen Gewalt gerichtetes Thema eine neue, furchtbare Dimension. Jener Spätsommertag<br />
schlug sich in fast allen lyrischen Beiträgen nie<strong>de</strong>r, die danach bei<br />
uns eingetroffen sind (Anton G. Leitner 2002: 5-6).“<br />
Fritz Reutemann, ebenfalls Lyriker und Herausgeber von Anthologien, reagierte<br />
schnell. Bereits kurz nach <strong>de</strong>n Ereignissen <strong>de</strong>s 11. September lud er<br />
Dichterkollegen zu einer Anthologie mit <strong>de</strong>m Titel: Fluchtzeiten – Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Totlachgesellschaft ein. Mit dieser Publikation läutete er eine neue Ära <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Lyrik ein, bei <strong>de</strong>r sich Dichter und Dichterinnen aktuell zu<br />
einem weltpolitischen Thema in lyrischer Form äußerten. Ein kleiner Versuch,<br />
<strong>de</strong>r gigantischen Medienmaschinerie mit leisen Tönen zu antworten.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 20
manhattan<br />
die träume<br />
im katalog verbucht<br />
wer<strong>de</strong>n die mohren<br />
noch da sein<br />
ihre schuldigkeit tun<br />
wo gehen sie hin<br />
danach<br />
in asche und sack<br />
nach manhattan<br />
<strong>de</strong>r skyline<br />
ein paar zähne ziehen<br />
aus stahl und beton<br />
endlose feuerleitern<br />
im kalten<br />
himmel<br />
vor selbstmör<strong>de</strong>rstaub<br />
schwarz<br />
durch die ritzen<br />
<strong>de</strong>r toten häuser<br />
geblasen<br />
die halbmastigen fahnen<br />
aus <strong>de</strong>nen die sterne<br />
vom kalten<br />
himmel gefallen<br />
dahinbleichen<br />
krallen sich fest<br />
zwischen stripes<br />
in <strong>de</strong>n träumen<br />
nicht zu vergessen<br />
aus <strong>de</strong>m trauma<br />
geschleu<strong>de</strong>rt<br />
die ängste<br />
wie honig aus<br />
<strong>de</strong>n wohnwaben<br />
in welch klebrige zukunft<br />
es salutieren<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 21
die mumien<br />
von gassenhauern<br />
geprügelt<br />
zu wehrlosen<br />
substanzen<br />
Fritz Reutemann<br />
(Fortsetzung in eXperimenta 07/2008)<br />
Das Literaturverzeichnis erscheint am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Artikels<br />
Mit Kopf und Herz<br />
(cr) Er ist es nicht und er war es auch nie. Der Schä<strong>de</strong>l im Sarg <strong>de</strong>s Friedrich<br />
Schiller (1759-1805) in <strong>de</strong>r Fürstengruft zu Weimar gehörte zu einem an<strong>de</strong>ren<br />
Individuum. Der echte Schä<strong>de</strong>l wur<strong>de</strong>, wie jüngst u. a. Der Spiegel (Nr. 19,<br />
05.05.08) berichtete, vermutlich schon vor 1826 gestohlen und durch einen<br />
an<strong>de</strong>ren, falschen ersetzt. Tausen<strong>de</strong> von Schiller-Enthusiasten sind also zu<br />
einem Sarg gepilgert, <strong>de</strong>r nicht einen einzigen authentischen Knochen <strong>de</strong>s<br />
verehrten Dichters enthält und nun leer bleibt. Der eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re mag sich<br />
daran stören. Dem freiheitslieben<strong>de</strong>n und Kantgeschulten Schiller wäre es<br />
wahrscheinlich nicht wichtig gewesen.<br />
Was Schiller jedoch wichtig war, war sein Schaffen. Er war ein Mann, <strong>de</strong>r<br />
sich diesem kompromisslos hingab, <strong>de</strong>r im Arbeitszimmer und am Schreibtisch<br />
schlief und all seine Kraft in sein Werk steckte. Er beschränkte sich dabei nicht<br />
nur auf ein Thema. Neben seiner Tätigkeit als Dichter und Dramatiker betrieb<br />
er auch Philosophie. Ganz beson<strong>de</strong>rs die für ihn gegensätzlichen Pole <strong>de</strong>r<br />
eher intuitiven Poesie und <strong>de</strong>r streng logisch argumentieren<strong>de</strong>n Philosophie<br />
bil<strong>de</strong>n für ihn ein stimulieren<strong>de</strong>s Spannungsfeld. In ihm entwickelt er die Gedanken<br />
<strong>de</strong>r Aufklärer weiter, in<strong>de</strong>m er erkennt, dass Bildung und Verstan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>nken<br />
allein nicht zu einer Verbesserung <strong>de</strong>r Menschheit führen, solange<br />
nicht auch die Herzen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Bildung <strong>de</strong>s Herzens be<strong>de</strong>utet – in mo<strong>de</strong>rnen Sprachgebrauch übertragen –<br />
die Entwicklung von emotionaler Intelligenz, die <strong>de</strong>n Menschen dazu befähigt,<br />
sich bewusst in an<strong>de</strong>re einzufühlen und daraufhin sein eigenes Verhalten und<br />
seine Einstellungen zu über<strong>de</strong>nken und gegebenenfalls zu än<strong>de</strong>rn.<br />
Schiller war kein Mann <strong>de</strong>r L’art pour l’art. Seine Gedichte und Dramen<br />
sind von Intention beseelt. In einem seiner berühmtesten Gedichte wählte er<br />
eXperimenta 06/2008: Die Welt <strong>de</strong>s Kreativen Schreibens Seite 22<br />
Carolines Marginalien
die poetische Form, um <strong>de</strong>m Leser die mögliche menschliche Wandlung vor<br />
Augen zu führen: Dionys, <strong>de</strong>r Tyrann aus <strong>de</strong>r „Bürgschaft“, fühlt ein menschliches<br />
Rühren, erlebt sein hartes Herz als bezwungen, als er vom To<strong>de</strong>smut und<br />
<strong>de</strong>r wahrhaftigen und treuen Freundschaft Damons/Möros’ zu seinem Freund,<br />
<strong>de</strong>r für ihn bürgte, erfährt. Schiller sieht nicht nur „Die Schaubühne als moralische<br />
Anstalt“, auch in seinen Gedichten vermittelt er Herzensbildung.<br />
Was Literatur dieser Art zu leisten vermag, zeigt sich bis heute in einem<br />
Gedicht und einer Melodie, die zum Symbol <strong>de</strong>s europäischen Traums gewor<strong>de</strong>n<br />
sind.<br />
Das Institut<br />
Haiku Dichter Kreis<br />
Je<strong>de</strong>n Dienstag im Haiku-Garten <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau zu Bingen<br />
18:00 Uhr "Haiku Dichter Kreis"<br />
Leitung: Jockel Kroecker<br />
Mit dabei: Rüdiger Heins<br />
Barbara Döring: Haiku-<br />
Garten-Tagebuch<br />
Sonntag, 4. Mai 08<br />
Mein erster Tag auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
in Bingen als Haiku-<br />
Garten-Wächterin. Sonne, blauer<br />
Himmel, sehr viel Wind. Doch<br />
ich bin gut gerüstet mit Sonnenhut<br />
und Strickjacke. Um 14:00<br />
Uhr am Haiku-Garten-Feld angekommen<br />
treffe ich auf eine wild<br />
arbeiten<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>rschar, die<br />
nach Geldmünzen gräbt. Angeblich<br />
hätten sie einen Euro gefun-<br />
Die Autorin<br />
Barbara Döring, geb. 1951 in Michelbach<br />
in Unterfranken lebt heute im<br />
Kreis Bad Kreuznach. Seit April 2008<br />
studiert sie am Institut für Kreatives<br />
Schreiben bei Rüdiger Heins. Für sie ist<br />
das eigene Schreiben das Sichtbarmachen<br />
gelebten Lebens.<br />
eXperimenta 06/2008: Das Institut Seite 23<br />
Veranstaltungen
<strong>de</strong>n. Also müsste noch mehr zu fin<strong>de</strong>n sein. Ein Holzrechen ist schon zu Bruch<br />
gegangen und <strong>de</strong>r zweite vermisst bereits zwei Zinken.<br />
Nun gut. Ich erkläre <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn, dass es hier nichts zu graben gibt und<br />
versuche <strong>de</strong>n Sandgarten etwas zu ebnen. Heute, am Sonntag kommen große<br />
Gruppen von Besuchern. Erstaunlich viele Menschen bleiben bei mir stehen<br />
und stellen Fragen. Ich erkläre unermüdlich die Symbolik <strong>de</strong>r siebzehn Steine<br />
die für die siebzehn Silben eines Haiku-Gedichts hier im Sandbett angeordnet<br />
sind und ermuntere zum eigenen Dichten. Das Gewühl ist zu groß, um Ruhe zu<br />
fin<strong>de</strong>n. Doch zwei Frauen versuchen ihr Glück. Und siehe da, es entstehen<br />
zwei Haiku. Eine nicht unerhebliche Zahl von Personen kennt Zen-Gärten.<br />
Die Bemerkungen <strong>de</strong>r älteren Menschen lassen mich ein wenig schmunzeln,<br />
<strong>de</strong>nn da richtet sich das Hauptaugenmerk nur auf die Or<strong>de</strong>ntlichkeit. Es ist<br />
ganz wichtig, dass alles ganz akkurat bearbeitet wird. Kaum habe ich meine<br />
Linien gezogen, huschen wie<strong>de</strong>r einige Kin<strong>de</strong>r von Stein zu Stein und wüten<br />
mit großer Kraft im Sand. Es zeigt mir die Vergänglichkeit alles Irdischen.<br />
Ich preise die Vorzüge <strong>de</strong>s Haiku-Gartens an, als wür<strong>de</strong> ich mein eigenes<br />
Produkt verkaufen wollen. Einige Besucher vermuten, ich sei bereits Japan<br />
gewesen und könne <strong>de</strong>shalb Auskunft geben. Zum En<strong>de</strong> meiner vier Stun<strong>de</strong>n<br />
kommt ein junges Pärchen und zieht unermüdlich wun<strong>de</strong>rbare Linien um die<br />
Steine. Wun<strong>de</strong>rschöne Muster entstehen im Sand. Der Holzrechen ist noch<br />
nicht abgestellt, da haben bereits viele kleine Kin<strong>de</strong>rfüße das Werk zerstört.<br />
Morgen komme ich wie<strong>de</strong>r und wer<strong>de</strong> meine Run<strong>de</strong>n drehen.<br />
Montag, 5.5.2008<br />
Heute ist es sehr windig und in Kürze ziehen Wolken auf. Die Besucherscharen<br />
halten sich in Grenzen Das kann mir nur recht sein. So ist es möglich in Ruhe<br />
über eigene Haiku-Gedichte nachzu<strong>de</strong>nken o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n einzelnen Menschen<br />
zu sprechen. Wie<strong>de</strong>r steht die Ordnung im Vor<strong>de</strong>rgrund, dass man in diesem<br />
Garten arbeiten müsse und dies alles etwas mit Japan zu tun habe. Menschen,<br />
die etwas Kenntnis über japanische Gärten haben erwähnen etwas von Meditation<br />
und Ruhe fin<strong>de</strong>n. So mancher wünscht sich eine solche Anlage im eigenen<br />
Garten, <strong>de</strong>nn dann gäbe es weniger Arbeit.<br />
Der Wind lässt die Luft kühler wer<strong>de</strong>n also eilen die Menschen vorüber.<br />
Damit ich mich ein wenig aufwärmen kann, laufe ich bis zur Mitte <strong>de</strong>r Gartenanlage<br />
und besuche die Künstler im Skulpturenpark. Das Wetter wird nicht<br />
besser. Zum Abschluss ebne ich nochmals <strong>de</strong>n großen Sandgarten, hoffe, dass<br />
eXperimenta 06/2008: Das Institut Seite 24
die Spuren bis zum nächsten Tag erhalten bleiben und beschließe etwas früher<br />
meinen „Arbeitsplatz“ verlassen.<br />
Mittwoch, 7.5.2008<br />
Der knallblaue Himmel, <strong>de</strong>r zart fächeln<strong>de</strong> Wind, die warme Sonne versprechen<br />
einen angenehmen Aufenthalt an „meinem Garten“. Ausgerüstet mit<br />
meinem Schreibbrett, Essen und Trinken, Sonnenhut etc. nehme ich wie<strong>de</strong>r<br />
Platz auf meinem Stuhl. Doch die vielen Fußspuren im Sand lassen mich ziemlich<br />
schnell zum Rechen greifen. Langsam beginne ich meine Run<strong>de</strong>n zu drehen.<br />
Die Menschen bleiben stehen, schauen zu, lassen Bemerkungen fallen, z.<br />
B. dass je<strong>de</strong> Linie eine Be<strong>de</strong>utung habe, dies etwas mit Meditation zu tun<br />
habe usw. Doch kaum jemand hat Muse, mir ein wenig zu Hilfe zu kommen.<br />
Da mir bewusst ist, dass die Besucher erst am Anfang ihrer Wan<strong>de</strong>rung durch<br />
die Gartenanlage sind, lasse ich sie ziehen. Heute kommen einige Gruppen<br />
vorbei und es freut mich sehr, <strong>de</strong>nn ein Halt am Haiku-Garten ist in <strong>de</strong>r Führung<br />
stets eingeplant. Die Gruppenführer erklären wun<strong>de</strong>rbar die Symbolik<br />
und <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>s Gartens.<br />
Mir wird wie<strong>de</strong>r „Lob“ ausgesprochen, dass alles „so schön or<strong>de</strong>ntlich sei“,<br />
wenn die Sandlinien vollen<strong>de</strong>t sind.<br />
Es gibt an diesem Tag auch einige wenige Mütter, die <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn ein wenig<br />
Einhalt gebieten, die Linien nicht gleich zu zerstören. Allerdings ermuntere<br />
ich sie, ihre eigenen Muster in <strong>de</strong>n Sand zu malen und vielleicht auch <strong>de</strong>n<br />
Rechen so zu ziehen, dass ihre Fußspuren verwischt wer<strong>de</strong>n. Geduld haben<br />
nur wenige.<br />
Geduld, Ausdauer, Gelassenheit, Ruhe möchten wir fin<strong>de</strong>n in einem solchen<br />
Garten. Doch die Lärmkulisse in diesem Rheintal ist schon beachtlich. Die<br />
Schiffe tuckern unaufhörlich vorbei. Rechts und links <strong>de</strong>s Rheins führen Eisenbahnlinien.<br />
Alle zehn Minuten fährt ein Zug vorbei, so habe ich <strong>de</strong>n Eindruck.<br />
Flugzeuge am Himmel und natürlich konstante Autogeräusche.<br />
Meine Großmütigkeit wird auf eine harte Probe gestellt, wenn meine wun<strong>de</strong>rschönen,<br />
mit Ausdauer gezogenen Linien im Sand in Kürze zertrampelt<br />
wer<strong>de</strong>n. Mit asiatischer Gelassenheit die Situation zu sehen fällt mir schwer<br />
und ein kleiner Anflug von Enttäuschung schleicht in mein Herz.<br />
Im Nu verrinnt die Zeit, gegen 17:00 Uhr lassen die Besucherströme etwas<br />
nach und gegen 18:00 Uhr begebe ich mich wie<strong>de</strong>r auf meinen Heimweg,<br />
nicht ohne vorher nochmals nach <strong>de</strong>n Künstlern zu schauen, die ihre Skulpturen<br />
formen. Am Pfingstmontag wer<strong>de</strong> ich wie<strong>de</strong>r vor Ort sein.<br />
eXperimenta 06/2008: Das Institut Seite 25
Pfingstmontag, 12.5.08<br />
Strahlen<strong>de</strong>s Sommerwetter, Menschenströme, die unablässig am Haiku-Garten<br />
vorbei flanieren. Sehr viele Familien mit kleinen Kin<strong>de</strong>rn nutzen diesen Tag.<br />
Für die Kin<strong>de</strong>r ist unser großer Garten ein willkommener Sandkasten, in <strong>de</strong>m<br />
man von Stein zu Stein hüpfen und nach Lust und Laune rechen kann. Auch<br />
einige Erwachsene trauen sich, ein paar Linien zu ziehen.<br />
Es fallen die Bemerkungen: „In Japan dürfte ein Zen-Garten nicht so unor<strong>de</strong>ntlich<br />
aussehen“, „Eigentlich sollte die Sandfläche nicht betreten wer<strong>de</strong>n“,<br />
„Ob <strong>de</strong>nn schon Japaner vorbei gekommen seien?“ Meine Bemerkungen wie<strong>de</strong>rholen<br />
sich: „Hier dürften die Menschen selbst aktiv wer<strong>de</strong>n“. Einige Male<br />
bringe ich barfuß im heißen Sand wenigsten einen Teil <strong>de</strong>r Anlage in Form<br />
und genieße es, wenn Menschen länger verweilen und Freu<strong>de</strong> am Linien ziehen<br />
haben. Wie<strong>de</strong>r höre ich in Gesprächsfetzen von Kenntnissen über japanische<br />
Gärten. Zum Abschluss möchte ich eigentlich nochmals das ganze Feld<br />
überarbeiten, aber drei Erwachsene beschäftigen sich mit großer Ruhe und<br />
sehr hingebungsvoll <strong>de</strong>r Sandbearbeitung. Am Mittwoch komme ich wie<strong>de</strong>r.<br />
Dann ist Wochentag und es wir vermutlich etwas ruhiger sein.<br />
eXperimenta<br />
Die Radiosendung für Kreatives Schreiben bei Radio Rheinwelle<br />
eXperimenta ist die erste Sendung im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum, die sich mit<br />
<strong>de</strong>m Kreativen Schreiben beschäftigt. Hörerinnen und Hörer, die bereits eigene<br />
Texte geschrieben haben, wer<strong>de</strong>n die Möglichkeit haben, sie über das<br />
Studiotelefon +49 (611) 609 9333 vorzustellen.<br />
Regelmäßig sind in <strong>de</strong>r Sendung Studiogäste eingela<strong>de</strong>n, die über ihre<br />
Schreiberfahrungen re<strong>de</strong>n. Gela<strong>de</strong>ne Gäste sind Autoren und Autorinnen, die<br />
bereits publiziert haben. Im Studio sind aber auch Gäste, die während <strong>de</strong>r<br />
Sendung Schreibübungen, die in <strong>de</strong>r Sendung vorgestellt wer<strong>de</strong>n, mitschreiben<br />
und live <strong>de</strong>n Hörerinnen und Hörern vorstellen.<br />
Sen<strong>de</strong>termine: 17. <strong>Juni</strong> Thema: Mo<strong>de</strong>rne Lyrik Teil 2.<br />
eXperimenta 06/2008: Das Institut Seite 26<br />
eXperimenta im Funk
Mo<strong>de</strong>ration und Sen<strong>de</strong>leitung: Rüdiger Heins, www.ruedigerheins.<strong>de</strong>, Autor<br />
und Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s INKAS INstituts für KreAtives Schreiben in Bad Kreuznach<br />
und Bingen.<br />
www.experimenta.<strong>de</strong><br />
Der Wegweiser.<br />
Was ich gera<strong>de</strong> lese<br />
Gerd Egelhof: Liebe ohne En<strong>de</strong><br />
(ah) Liebe und Liebeserklärungen in allen Variationen enthält dieser Gedichtband.<br />
Je<strong>de</strong> Seite bringt neue Ent<strong>de</strong>ckungen und erzählt eine ganz eigene<br />
Liebesgeschichte. Zusammen genommen macht da einer <strong>de</strong>n Frauen insgesamt<br />
eine phantasie- und geschmackvolle Liebeserklärung. Gerd Egelhof beleuchtet<br />
die verschie<strong>de</strong>nsten Schattierungen <strong>de</strong>r zwischengeschlechtlichen Anziehung.<br />
Im Alltag ent<strong>de</strong>ckt er ihre Spuren im „Klack, klack, klack“ <strong>de</strong>r Damenschuhe<br />
auf <strong>de</strong>m Asphalt, im Lächeln <strong>de</strong>r Pommesbu<strong>de</strong>nfrau. Es geht um das Geturtel<br />
verliebter Paare, ein Lächeln, das an gemeinsame Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nken lässt, und<br />
<strong>de</strong>n schmerzvollen Blick <strong>de</strong>s Ex. Um parfümierte Briefe voller Hoffnung, die<br />
Angst zu versagen und die Einsamkeit. Aber auch Sexspiele im Nikolauskostüm<br />
und einen zurückgelassenen BH fin<strong>de</strong>n wir hier.<br />
Ein Buch für Frauen ist es auf je<strong>de</strong>n Fall. Die Meinung <strong>de</strong>r Männer dazu<br />
wür<strong>de</strong> mich noch interessieren. Ich empfehle dieses Buch zum Selberlesen und<br />
zum Verschenken, zum Aufmuntern, Schmunzeln und Seufzen.<br />
Bibliographie<br />
Gerd Egelhof Liebe ohne En<strong>de</strong>. Nor<strong>de</strong>rstedt (Books on Demand).<br />
102 Seiten. ISBN 3899069226.<br />
eXperimenta 06/2008: Der Wegweiser. Seite 27
(tr) Und außer<strong>de</strong>m empfiehlt <strong>de</strong>r Doktor:<br />
Martin Suter<br />
Allfälliges<br />
Ausschreibungen<br />
er hat es nicht gehalten<br />
wer was<br />
kurt das maul<br />
siehst du<br />
hanspeter weiß es jetzt auch<br />
was sagt er<br />
mit meinem besten freund du sau<br />
und was ist mir kurt<br />
bleibt sein bester freund<br />
warum er<br />
weil er es ihm gestan<strong>de</strong>n hat<br />
Mo<strong>de</strong>rne Lyrik? Nein. Ein SMS-Dialog auf <strong>de</strong>m Weg<br />
zum Unglück.<br />
Der Teufel von Mailand. Roman. Ausgezeichnet mit<br />
<strong>de</strong>m Friedrich-Glauser-Krimipreis 2007. Zürich (Diogenes)<br />
2006. ISBN 978-3-257-06534-3. 296 S.<br />
€ 19,90.<br />
1. Juli 2008 Poesie <strong>de</strong>r Träume<br />
2. Prosaausschreibung von INKAS zur Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
Bingen 2008<br />
Öffentliche Lesung am 27. September 2008<br />
Ausschreibungsbedingungen in eXperimenta 11/2007<br />
Kontakt Dr.Toni.Reitz@T-Online.De<br />
eXperimenta 06/2008: Der Wegweiser. Seite 28
Seminare<br />
16. <strong>Juni</strong> 2008<br />
4. August 2008<br />
15. September 2008<br />
Haiku-Garten <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
Abenteuer Schreiben<br />
Kreatives Schreiben für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
Keine Altersbeschränkung, kostenfrei.<br />
21. <strong>Juni</strong> 2008 19.00 Uhr, Tunneltheater auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
Das GilgameshProjekt<br />
4. – 6. Juli 2008 Kunstzentrum Bosener Mühle<br />
Short Story – Kurzgeschichten schreiben<br />
Ein Seminar mit Rüdiger Heins<br />
27. — 28. Juli 2008 Vom Schreiben <strong>de</strong>r Sinne<br />
INKAS auf <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgartenschau<br />
31. Juli – 3. August<br />
2008<br />
(cc) Television<br />
Abtei Himmerod<br />
Die Poesie <strong>de</strong>r Träume<br />
Ein Intensivseminar mit Rüdiger Heins<br />
1. <strong>Juni</strong> 2008 18.15 Uhr, ARTE<br />
Mein Leben – Irene Dische<br />
Eine Dokumentation über die <strong>de</strong>utsch-amerikanische<br />
Schriftstellerin und Journalistin Irene Dische. 1989<br />
erschien mit „Frommen Lügen“ ihr erstes Buch, ein<br />
Erzählband, in Deutschland. Der Roman „Großmutter<br />
packt aus“ (2005) zählt zu ihren bekanntesten Werken.<br />
Aus <strong>de</strong>r Sicht ihrer Großmutter reflektiert sie darin<br />
die eigene Familiengeschichte – eine interessante<br />
Weise, einen autobiographischen Roman anzulegen.<br />
eXperimenta 06/2008: Der Wegweiser. Seite 29
8. <strong>Juni</strong> 2008 18.15 Uhr, ARTE<br />
Uwe Timm – Die Freiheit zu schreiben<br />
Eine Dokumentation über <strong>de</strong>n Schriftsteller Uwe Timm<br />
27. <strong>Juni</strong> 2008<br />
28. <strong>Juni</strong> 2008<br />
(am) Hörspiel<br />
24 Uhr, SWR<br />
10.15 Uhr, 3sat<br />
Literatur im Foyer<br />
Thea Dorn im Gespräch mit Andreas Kossert, Bernhard<br />
Schlink und Cornelia Schleime<br />
6. <strong>Juni</strong> 2008 20.30 Uhr, Bayern 2<br />
Rolf Dieter Brinkmann: Besuch in einer sterben<strong>de</strong>n<br />
Stadt<br />
hör!spiel!art.mix: Reflexionen, Beschreibungen, autobiografisch<br />
Erzähltes. Eindrücke aus einem Universum,<br />
in <strong>de</strong>m sich nichts mehr bewegt und niemals mehr<br />
etwas bewegen wird.<br />
Realisation: Ulrich Gerhardt<br />
7. <strong>Juni</strong> 2008 18.05 Uhr, Deutschlandradio Kultur<br />
Barbara Eisenmann: Guten Tag, ich bin die neue Unterschicht!<br />
Eine Elite zettelt eine Unterschichten<strong>de</strong>batte an, zeigt<br />
mit <strong>de</strong>m Finger auf <strong>de</strong>n sogenannten Proll und reklamiert<br />
<strong>de</strong>ssen bürgerliche Resozialisierung.<br />
Das Feature fragt nach, was hinter <strong>de</strong>r Debatte um die<br />
neue Unterschicht steckt.<br />
Regie: Barbara Eisenmann<br />
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2006<br />
13. <strong>Juni</strong> 2006 22.03 SWR 2<br />
William S. Burroughs: Last Words<br />
Ein komplexes Selbstporträt <strong>de</strong>s Künstlers. Anekdoten<br />
aus seinem Leben, Treibgut seiner Träume, Lektüre und<br />
Visionen. Last Words zeigt einen nach<strong>de</strong>nklichen Burroughs,<br />
<strong>de</strong>r sich am En<strong>de</strong> seines Lebens noch einmal<br />
eXperimenta 06/2008: Der Wegweiser. Seite 30
<strong>de</strong>n fundamentalen Themen von Verantwortung, Einsamkeit<br />
und Schmerz stellt.<br />
Hörspielbearbeitung und Regie: Barbara Schäfer<br />
Produktion: BR 2001<br />
21. <strong>Juni</strong> 2008 15.15 Uhr, Bayern 2<br />
Heinrich Böll: Die verlorene Ehre <strong>de</strong>r Katharina Blum<br />
Bölls größter Bucherfolg aus <strong>de</strong>m Jahre 1974: Eine<br />
junge Frau verliebt sich in einen radikalen Rechtsbrecher<br />
und verhilft ihm zur Flucht. Damit gerät sie in <strong>de</strong>n<br />
Mittelpunkt <strong>de</strong>r Sensationspresse und erschießt in<br />
Gegenwehr einen korrupten Journalisten.<br />
Bearbeitung und Regie: Hermann Naber<br />
Produktion: SWF 1997<br />
22. <strong>Juni</strong> 2008 18.30 Uhr, Deutschlandradio Kultur<br />
Max Beckmann: Hartschä<strong>de</strong>l – Botschaften vom König<br />
<strong>de</strong>s Lebens.<br />
Er hat nicht nur grandiose Selbstporträts, eine einzigartige<br />
Vision <strong>de</strong>r Großstadt und verschlüsselte Mythen<br />
in einer Welt ohne Götter geschaffen, er hat auch<br />
beeindrucken<strong>de</strong> Briefe, Tagebücher und Schriften<br />
hinterlassen.<br />
Bearbeitung und Regie: Michael Farin<br />
25. <strong>Juni</strong> 2008 21.30 Uhr, hr2<br />
Christian Geissler: Taxi Trancoso<br />
Ablösung <strong>de</strong>s Ost-Westkonfliktes durch <strong>de</strong>n Nord-<br />
Südkonflikt in Europa. Die Zunahme <strong>de</strong>r Gewalt im<br />
Zentrum Europas weckt Panik und Kampfbereitschaft.<br />
Eine expressive Momentaufnahme europäischer Verhältnisse.<br />
25. <strong>Juni</strong> 2008 21.03 Uhr, SWR 2<br />
Carla Spies und Thomas Doktor: Literatur Letal<br />
Das Kriminalhörspiel erzählt von <strong>de</strong>n tödlichen Gefahren<br />
<strong>de</strong>s Literaturbetriebes im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m<br />
Klagenfurter Literaturwettbewerb. Ein berühmter Detektiv<br />
begibt sich mit einem Anfangsverdacht in die Auto-<br />
eXperimenta 06/2008: Der Wegweiser. Seite 31
Die Redaktion<br />
Neue Korrespon<strong>de</strong>ntinnen<br />
renlesungen und beobachtet Eitelkeiten und Todfeindschaften<br />
nach einem Mord.<br />
Andrea Herrmann Caroline Rezazada<br />
Ich bin Jahrgang<br />
1971 und habe<br />
schon als Kind mit<br />
Schreiben angefangen.<br />
Papier und<br />
Tinte verdiene ich<br />
inzwischen als<br />
wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Bereich Informatik.<br />
Wo ich auch wohne, schließe ich<br />
mich stets einer Literaturgruppe an.<br />
Dazu gehören regelmäßige Veröffentlichungen<br />
in Anthologien und<br />
Lesungen. Parallel dazu arbeite ich<br />
an meinen Romanen und schreibe<br />
gerne Buchrezensionen.<br />
Seit April 2003 gebe ich vierteljährlich<br />
die Literaturzeitschrift „Veilchen“<br />
heraus: www.geschichtenmanufaktur.<strong>de</strong>/veilchen.html<br />
Caroline<br />
Rezazada,<br />
M.<br />
A.,<br />
Literaturwissenschaftlerin<br />
und freie Autorin, Veröf<br />
fentlichung von Lyrik und Prosa in<br />
Anthologien und Zeitschriften,<br />
Mitglied <strong>de</strong>r Autorengruppe „Scrip<br />
tum“, Teilnahme an Lesungen. Zur<br />
zeit arbeitet sie an einem literarisch<br />
philosophischen Projekt und <strong>de</strong>m<br />
ersten eigenen Buch.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Redaktion Seite 32
Von <strong>de</strong>r Schreitischkante<br />
Redakteur gesucht<br />
Der Erfolg <strong>de</strong>r eXperimenta beginnt, über die Kräfte <strong>de</strong>r jetzigen Redaktion zu<br />
gehen. Man merkt es in diesem Monat mal wie<strong>de</strong>r am Versandtermin.<br />
Für die monatliche Herstellung <strong>de</strong>r Zeitschrift wird daher ein fester Redakteur,<br />
<strong>de</strong>r bereit ist, ca. 10—15 Stun<strong>de</strong>n im Monat verläßlich mitzuwirken, o<strong>de</strong>r<br />
natürlich eine feste Redakteurin gesucht. Die Aufgaben wären das Lektorat und<br />
die Vorkorrektur eingereichter Artikel, die Literaraturrecherche und Bibliographie<br />
sowie die Bildauswahl. Wer immer Interesse an solchen Aufgaben hat,<br />
die <strong>de</strong>utsche Sprache sicher gebrauche kann und über ein gesun<strong>de</strong>s literarisches<br />
Urteil verfügt, ist im Kreis <strong>de</strong>r Redakteure gerne gesehen.<br />
Über 2.700 Leser warten auf ein neues Gesicht.<br />
Impressum<br />
Redaktionsanschrift: INKAS – Institut für Kreatives Schreiben im Netzwerk für<br />
alternative Medien und Kulturarbeit e.V., Magister-Faust-Gasse 37, D-55545<br />
Bad Kreuznach und Dr.-Sieglitz-Straße 49, D-55411 Bingen, Telefon & Fax<br />
+49 (6721) 92 1060, E-Mail: Info@Inkas-Id.De<br />
Herausgeber: Rüdiger Heins<br />
Redaktion: Rüdiger Heins – Leitung (rh), Toni Reitz (tr)<br />
Korrespon<strong>de</strong>nten: Carla Capellmann – Television (cc), Andrea Herrmann –<br />
Rezensionen (ah), Anne Mai – Hörspiel (am), Carmen Weber – Graphik und<br />
Bild (cw).<br />
Herstellung: Toni Reitz<br />
Auflage: 2.723<br />
Einsendungen: Literarische Beiträge bitte mit Bild und Kurzvita an<br />
Dr.Toni.Reitz@T-Online.De. Für eingesandte Beiträge kann keine Haftung übernommen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Rechte an namentlich gekennzeichneten Beiträgen liegen beim jeweiligen<br />
Autor. Alle sonstigen Rechte liegen beim Institut für Kreatives Schreiben Bad<br />
Kreuznach und Bingen und bei ID Netzwerk für alternative Medien- und Kulturarbeit<br />
e.V.<br />
© ID Netzwerk für alternative Medien- und Kulturarbeit e.V.<br />
ISSN 1865-5661, URN: urn:nbn:<strong>de</strong>:0131-experimenta3<br />
eXperimenta 06/2008: Die Redaktion Seite 33
Sollte gegen gelten<strong>de</strong>s Urheberrecht verstoßen wor<strong>de</strong>n sein, bitten wir um<br />
umgehen<strong>de</strong> Benachrichtigung.<br />
Bil<strong>de</strong>r: Seite 1 Editorial © Rüdiger Heins 2006. Seite 6 Friedrich Höl<strong>de</strong>rlin,<br />
unbekannter Künstler, Schutzdauer abgelaufen. Seite 7 Susette Gontard, Büste<br />
von Landolin Ohnmacht 1795, Schutzdauer abgelaufen. Seite 32 Caroline<br />
Rezazada © Masud Rezazada 2008. Nicht namentlich gekennzeichnete<br />
Bil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Autoren und Redakteure wur<strong>de</strong>n von ihnen selbst zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
In <strong>de</strong>r Rechtschreibung folgen wir jeweils <strong>de</strong>n Gepflogenheiten <strong>de</strong>s Autors.<br />
eXperimenta 06/2008: Die Redaktion Seite 34