PDF (12.3 MB) - Fachbuch-Journal
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IM FOKUS: WISSENSCHAFTLICH ARBEITEN<br />
Kühtz, Stefan; Thema Schlüsselkompetenzen:<br />
Wissenschaftlich formulieren. Tipps und Textbausteine<br />
für Studium und Schule<br />
2. überarb. Aufl. 2012. Paderborn: Schöningh. 110 S.<br />
ISBN 978-382-5-23817-9 € 12,90<br />
Wissenschaftliches Formulieren wird von<br />
Studierenden erwartet, aber dennoch an<br />
Hochschulen nur in den seltensten Fällen<br />
gezielt gelehrt. Der Grund für dieses<br />
scheinbar widersprüchliche Verhalten<br />
liegt in der Annahme, dass Studierende<br />
diese Fähigkeit im Laufe ihres Studiums<br />
nebenbei durch die Lektüre und<br />
das wiederholte Verfassen wissenschaftlicher<br />
Texte erwerben. War bei den alten<br />
Studiengängen eher noch damit zu<br />
rechnen, dass ein/e Student/in am Ende<br />
eines stark von eigenen Interessen geleiteten<br />
und schreibintensiven Studiums<br />
diesen Status erreichte, so bieten die<br />
neuen Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
mit ihren oftmals engen Zeitplänen<br />
und einem verstärkten Einsatz von<br />
Multiple-Choice-Klausuren – statt der<br />
zuvor weiter verbreiteten Hausarbeiten<br />
– deutlich weniger Übungsmöglichkeiten.<br />
Schreibkurse sowie Ratgeberliteratur<br />
zum wissenschaftlichen Schreiben sind dementsprechend<br />
seit einigen Jahren stark gefragt, um den Unsicherheiten beim<br />
Schreibprozess zu begegnen.<br />
Stefan Kühtz‘ „Wissenschaftlich formulieren“ richtet sich jedoch<br />
nicht allein an Studierende, die ihre ersten Hausarbeiten<br />
angehen, sondern will bereits SchülerInnen der gymnasialen<br />
Oberstufe unterstützen, und zwar sowohl mutter- als auch<br />
fremdsprachliche. Es bietet eine gezielte Hilfe ausschließlich<br />
für den letzten Schritt des Schreibprozesses, das sprachliche<br />
Überarbeiten, und folgt in seinen Anregungen den Regeln der<br />
Allgemeinen Wissenschaftssprache, enthält also keine fachspezifischen<br />
Konventionen und Formulierungen. Die erste<br />
Hälfte des Bandes stellt grundlegende Eigenschaften wissenschaftlicher<br />
Formulierungen dar, der zweite Teil bietet Formulierungsmuster<br />
für typische Sprachhandlungen. Vorgesehen<br />
ist der Band als Nachschlagewerk zum Selbststudium, wozu<br />
auch das Register dienlich ist. Denkbar scheint darüber hinaus<br />
der auszugsweise Einsatz der Erklärungen, Textbeispiele und<br />
Formulierungslisten als Ausgangsmaterial für Diskussionen<br />
und Übungen in Schreibkursen.<br />
Der erste Teil stellt zunächst Grundlagen wissenschaftlichen<br />
Schreibens dar, die gerade AnfängerInnen oftmals Probleme<br />
bereiten bzw. missverstanden werden: So wird dargelegt, dass<br />
grundlegende fachliche Begriffe und Zusammenhänge nicht<br />
erläutert werden müssen und ein wissenschaftlicher Stil gerade<br />
nicht durch überkomplexe bis unlesbare Formulierungen und<br />
Syntax erreicht wird, sondern im Gegenteil oberstes Ziel die<br />
Verständlichkeit ist. Als zentrale Merkmale wissenschaftlicher<br />
Texte werden Sachbezug, Objektivität, Präzision und Kürze<br />
genannt. Auf Basis dieser einführenden Bemerkungen folgen<br />
kurze Abschnitte zu einzelnen Aspekten. Zu diesen werden<br />
jeweils Erklärungen gegeben, die durch zahlreiche positive<br />
und negative (zum Großteil authentische, teils aus Zeitgrün-<br />
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den selbst verfasste) Textbeispiele leicht verständlich werden.<br />
Daran schließen sich vielfach Wort- bzw. Formulierungslisten<br />
an, die nicht als feste Muster, sondern als Vorschläge bzw.<br />
Bausteine für eigene Formulierungen gedacht sind. Einige<br />
Darstellungen zeigen differenziert auf, dass in der aktuellen<br />
Forschung keine Übereinstimmung über klare und eindeutige<br />
Regeln herrscht, weshalb sie – statt feste<br />
Vorgaben zu geben – darauf zielen, das<br />
Bewusstsein für bestimmte sprachliche<br />
Phänomene zu schärfen und ungefähre<br />
Richtlinien zur Verfügung zu stellen (so<br />
etwa bei den Beiträgen zur Verwendung<br />
des Pronomens „ich“ oder von Metaphern).<br />
Nur in äußerst wenigen Fällen<br />
allerdings fehlt diese Perspektivenvielfalt,<br />
etwa wenn Partizipialattribute zwar<br />
laut Erläuterung als teilweise praktisch<br />
beschrieben werden, in den Positivbeispielen<br />
dann aber komplett getilgt werden;<br />
oder wenn Sätze wie „Die Ergebnisse<br />
werden im Folgenden noch einmal<br />
zusammengefasst“ als inhaltsleere Floskeln<br />
abgetan werden, da eine gelungene<br />
Textstruktur dem Leser von selbst deutlich<br />
werde. Zwar ist dem Verfasser darin<br />
zuzustimmen, dass es sich empfiehlt,<br />
solche Gliederungshinweise mit inhaltlichen<br />
Informationen zu verbinden, doch<br />
scheinen diese mir keine überflüssigen Zugaben, sondern typische<br />
und hilfreiche Bestandteile eines leserfreundlichen wissenschaftlichen<br />
Textes.<br />
Im Einzelnen werden in der ersten Hälfte, angeordnet von<br />
Aspekten auf der Wortebene bis hin zu solchen auf der Satzebene,<br />
u.a. behandelt: die Verwendung von Fachwörtern, typische<br />
Fehler der Wortwahl (wie z.B. Tautologien, leere Worthülsen<br />
oder der übermäßige Einsatz von Fremdwörtern), Subjektivität<br />
im Text, Möglichkeiten des Genderns, Metaphern,<br />
Anthropomorphismen, typische Fehler der Syntax (wie z.B.<br />
Wucher- und übermäßig verschachtelte Sätze; uneindeutige<br />
Bezüge beim Einsatz von Präpositionen, Relativ- und anderen<br />
Pronomen; zu lange Satzklammern und Partizipialgruppen)<br />
sowie Überschriften und Titel. Auch formalen Hinweisen zum<br />
Umgang mit Zitaten ist ein Abschnitt gewidmet, auch wenn<br />
dieser im engeren Sinn nicht zum Bereich des Formulierens<br />
zählt.<br />
Der zweite Teil enthält ausschließlich Listen mit Formulierungsbausteinen<br />
und Textbeispiele, in denen diese angewandt<br />
werden. Folgende Sprachhandlungen sind u.a. aufgenommen:<br />
Einleiten, Definieren, Forschungsstand Referieren, Überleiten,<br />
Zitieren, Stellung nehmen, Begründen, Ergebnisse Darstellen<br />
und Resümieren. Dank der übersichtlich strukturierten Auflistung,<br />
die nach speziellen Arbeitsschritten des wissenschaftlichen<br />
Arbeitsprozesses geordnet ist, werden Mutter- und gerade<br />
auch FremdsprachlerInnen hier sicher rasch fündig und<br />
können aus einer großen Sammlung von Alternativen auswählen.<br />
Abschließend sei dieser Band allen AnfängerInnen im Bereich<br />
des wissenschaftlichen Schreibens empfohlen, die sich einen<br />
ersten raschen, unkomplizierten und alle zentralen Elemente<br />
enthaltenden Überblick über grundlegende Richtlinien des<br />
wissenschaftlichen Formulierens verschaffen möchten – bei