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Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Kreis<br />

I<br />

Johannisburg<br />

<strong>Johannisburger</strong> r<br />

<strong>Heimatbrief</strong><br />

<strong>2002</strong><br />

Evangelische Kirche zu Gehsen - Foto: G. Bosk<br />

Heimat ist eine Wandlungskraft in uns,<br />

wenn wir jeden Ort und jede Lage beseelen. Joseph Kühne1<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

INHALTSVERZEICHNIS Seite<br />

1 . Grußworte<br />

Grußwort des Patenkreises Schleswig-Flensburg ................... . ............................................................................. 1<br />

Grußwort des Kreisvertreters ........................................................................................................................................ 2<br />

Gruß- und Dankesworte aus der Heimat ................... . ........................................................................................... 4<br />

2 . Treffen der <strong>Johannisburger</strong> <strong>2002</strong>, Rückblick auf 2001 .......................................................................................... 10<br />

3 . Aus der Arbeit der Kreisgemeinschafl<br />

Bericht über die 11 . Betreuungsaktion ........................................................................................................................ 21<br />

Bericht über die Arbeil der Kreisgruppe in Berlin ........................ . ................................................................. 22<br />

Renovierung des Soldatenfriedhofs, i . Weltkrieg . in Andreaswalde .......................................................................... 23<br />

Masurenhilfe .................................................................................................................................................................. 24<br />

Kreistag, Zusarnrnensetzung ab <strong>2002</strong> ........................... . ....................................................................................... 25<br />

4 . Aus der Arbeit unseres Patenkreises Schleswlg-Flensburg<br />

Ehrenkreis~räsident Andreas Franzen 80 Jahre ......................................................................................................... 27<br />

Partnerschaft auf breiter Basis: Arys . Kropp ........................................................................................................... 27<br />

Deligation der Kreisgerneinschaft Johannisburg zu Gast in Schleswig .................................... .... .......................... 28<br />

Stipendien für polnische Schüler .............................................................................................................................. 29<br />

Delegation aus dem Kreis Johannisburg zu Gast im Kreis Schleswig-Flensburg .................................................. 31<br />

Schleswig - die freundliche Kulturstadt ........................ . ......................................................................................... 33<br />

5 . Würdigungen<br />

Mira Kreska . 75 Jahre ................................................................................................................................................. 41<br />

Dr . Koch - 90 Jahre, Eiserne Hochzeit .................... . ...................................................................................... 42<br />

Horst Krisch - 80 Jahre ................................................................................................................................................ 43<br />

Charlolte Maletzki - 100 Jahre ................... . ................................................................................................. 44<br />

Landrat J.-D. Karnischke für weitere Jahre als Landrat bestätigt .............................................................................. 44<br />

Herbert Wallner, der Filmemacher ............................................................................................................................... 44<br />

Trauer um Hans-Heinrich Tirnrnann ............................................................................................................................. 46<br />

6 . Hilfe für deutsche Zwangsarbeiter<br />

Landsmannschaft Ostpreußen beginnt mit Erfassung der Opfer ............................ . ...................................... 47<br />

Nichf Aufrechnen . aber erinnern .................................................................................................................................. 47<br />

Formular zum Ausfüllen ......................... . ............................................................................................................. 50<br />

7 . Das sollten wir nlcht vergessen<br />

G . Dornheim: Bericht über die Flucht . Aufenthall in dänischen Lagern .................................................................. 51<br />

Der Hof in Masuren ........................ . .... . .............................................................................................................. 57<br />

8 . Erinnerungen<br />

Dr . Dr . Gerd Bauer. Meine glückliche Kindheit in Johannisburg ...................................................................... 60<br />

Gehlenbura . E . Rostek: Eine Reise mit einem do~~elten<br />

. . Anlieaen ........................ . ......................................... 68<br />

Chmielewenlralau ........................................................................................................................................................ 73<br />

E . Thümer . Die Flucht aus dem Krankenhaus ..................................... . .................................................................... 75<br />

Grünheide: Ehemalige Schüler und Lehrerin spendeten Kinderspielplatz für Schule .................... . ................. 78<br />

Bemerkungen zur Chronik und des Dorfes .................................... .... ........................................................................ 80<br />

Hamrnergehsen ............................ . ......................................................................................................................... 82<br />

Hirschwalde .................................................................................................................................................................. 84<br />

Am Niedersee bei Kreuzofen ....................................................................................................................................... 86<br />

Lissuhnen ........................... . .................................................................................................................................... 88<br />

R . Michalzik: Oh . du mein schones Masuren .............................................................................................................. 89<br />

M . und D . Mursa . Auf den Spuren unseres Großvaters in Masuren ..................... . ......................................... 92<br />

Nieden, Brief von R . Sagefka ....................... . ...................................................................................................... 96<br />

Warlendorf .................... . ................................................................................................................................... 97<br />

Weißuhnen ................................... . ............................................................................................................................. 99<br />

Wilkenhof .....................................................................................................................................................................<br />

. 102<br />

H . Mattke: Die Linde in unserer Heimat ..................... . ............................................................................................ 106<br />

H . Maltke: Gewalttaten in masurischen Wäldern ................................................................................................... 109<br />

Ausstellung in der <strong>Johannisburger</strong> Heimalstube im Kreishaus . Flensburg ............................................................. 111<br />

9 . Verschiedenes<br />

Max Ulonska, Die Beschreibung meines Lebens aus der Zeit von 1904-1920 ..................................................... 113<br />

Hilde Mursa . Unter Fremder Herrschaft ................................................................................................................... 121<br />

Gunter Schiwy, Masurische Landhochzeit in Sitle und Brauch ................................................................................ 122<br />

Günter Schiwy, Dörfliche Begräbnisse und ihre kullurell-religiöse Bedeutung in Masuren .................................. 124<br />

Leserbriefe ................................................................................................................................................................ 127<br />

10 . Informationen<br />

Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen ...................... . ................................................................................. 129<br />

Ostpreußisches Landesmuseum Lünebur ......................................................................................................... 130<br />

Neuanmeldung . Anschriftenänderungen, 8ti;befälle ......................... . ..................................................... 131<br />

Stadtplan und Einwohnerverzeichnis der Stadt Johannisburg .................... . ...................................................... 132<br />

Was brachten die <strong>Heimatbrief</strong>e? ............................................................................................................................... 135<br />

Ubernachten Sie bei Landsleuten in der Heimat ....................... . ...................................................................... 141<br />

Der neue Dokumentarbildband ........................................ . ........................................................................................ 144<br />

Titelfoto: (Aufnahme Gerhard Bosk)<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Johannes<br />

Petersen<br />

GRUSSWORT DES KREISES<br />

SCHLESWIG-FLENSBURG<br />

Liebe <strong>Johannisburger</strong>innen,<br />

liebe <strong>Johannisburger</strong>,<br />

an der Schwelle des neuen Jahres übermitteln<br />

wir Ihnen namens des Kreises<br />

Schleswig-Flensburg sehr herzliche Grüße.<br />

Im Rückblick auf ein wiederum ereignisreiches<br />

Jahr stellen wir mit Freude fest, dass<br />

nicht nur die partnerschaftlichen Beziehungen<br />

des Kreises Schleswig-Flensburg<br />

zum Kreis Johannisburg, sondern auch<br />

unser Miteinander mit der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg durch positive<br />

persönliche Begegnungen gefestigt<br />

und vertieft werden konnten.<br />

Zu den Höhepunkten des Besuchs der<br />

Kreisgemeinschaft im Mai in Schleswig<br />

gehörte der Meinungsaustausch mit unserem<br />

Hauptausschuss, an dem auch die<br />

Vorsitzende des Deutschen Vereins Rosch<br />

in Johannisburg, Mira Kreska, teilnahm. Ihr<br />

Bericht über die Situation in Polen hat uns<br />

in der Auffassung bestärkt, dass eine wirkungsvolle<br />

Unterstützung der deutschen<br />

Minderheit nur im Einvernehmen mit den<br />

polnischen Behörden und der Mehrheitsbevölkerung<br />

möglich ist. Aus den Darlegungen<br />

von Frau Kreska und eigenem Erleben<br />

wissen wir, dass wir uns hier auf<br />

einem guten Weg befinden.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Jörg-Dietrich<br />

Kamischke<br />

So war auch der offizielle Besuch der polnischen<br />

Delegation im September in Schleswig<br />

- bei dem die Kreisgemeinschaft durch<br />

Herrn Bosk vertreten war - von dem allseitigen<br />

Willen geprägt, Kooperationen von<br />

Gemeinden, Schulen, Wirtschaftsinstitutionen<br />

und Verbänden zu intensivieren<br />

und die Kreispartnerschaft generell mit<br />

weiterem Leben zu erfüllen.<br />

Für den Beitrag der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg an dieser Initiative zur Versöhnung<br />

zwischen Deutschen und Polen<br />

sind wir sehr dankbar. Selbstverständlich<br />

hat die Kreisgemeinschaft auch in der neuen<br />

Internet-Präsentation unseres Kreises<br />

einen ehrenvollen Platz erhalten. Unter<br />

www.schleswig-flensburg.de (Unser Kreis,<br />

Partnerschaften) können Sie sich das neue<br />

Informationsangebot des Kreises ansehen.<br />

Die <strong>Johannisburger</strong> Heimatstube in der<br />

Außenstelle des Kreises in Flensburg besuchen<br />

zunehmend auch junge Menschen.<br />

Sie wollen sich informieren, wo ihre Vorfahren<br />

herkommen, wie sie gelebt und welche<br />

Kultur sie geprägt haben. Mit unserer umfangreichen<br />

Personenkartei geben wir bei<br />

Nachforschungen über Familienmitglieder,<br />

Nachbarn und Freunde gern Auskunft.<br />

Für das Jahr <strong>2002</strong> wünschen wir allen<br />

<strong>Johannisburger</strong>innen und <strong>Johannisburger</strong>n<br />

Gesundheit, Glück und alles Gute.<br />

Johannes Petersen<br />

Kreispräsident<br />

Jörg-Dietrich Kamischke<br />

Landrat<br />

1


2<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

GELEITWORT ZUM<br />

HEIMATBRIEF:<br />

Der jährliche Rechenschaftsbericht des<br />

Kreisvertreters führt uns auf die Grundaufgaben<br />

unserer Arbeit zurück. Sie müssen<br />

laufend an unserer Satzung gemessen<br />

werden. Unsere am Anfang unserer Arbeit<br />

zunächst wichtigste Aufgabe war die Zusammenführung<br />

der durch die Vertreibung<br />

zerstreuten Familien. Sie ist weitestgehend<br />

abgeschlossen . Heute suchen viele Kreisangehörige<br />

im Rahmen einer noch möglichen,<br />

begrenzten <strong>Familienforschung</strong> nach<br />

den Urkunden ihrer Abstammungs- und<br />

Familienverhältnisse. Die Hauptlast dieser<br />

Arbeit wird vom Patenkreis geleistet. Die<br />

dort lagernde, auf den Angaben der Betroffenen<br />

beruhende Familienkartei enthält<br />

nur die auf den Verteibungszeitpunkt begrenzten<br />

Angaben.<br />

Hier danken wir unserem Kreisbetreuer<br />

Herrn Thomsen und Frau Logemann für<br />

ihre Arbeit.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Der Verlust des direkten Zugriffs auf die<br />

vorhandenen, wenigen Standesamts - und<br />

Kirchenbuchunterlagen setzt der Nachforschung<br />

enge Grenzen. Dies wäre ein verhältnismäßig<br />

leicht zu erschließendes Feld<br />

einer überstaatlichen Verständigung. Unsere<br />

weitere Aufgabe der Pflege des Zusammenhalts<br />

der Kreisangehörigen wird<br />

nach wie vor durch die Kreistreffen und die<br />

Herausgabe des <strong>Heimatbrief</strong>es gepflegt.<br />

Im Jahre 2001 fanden das Regionaltreffen<br />

in Düsseldorf, das Hauptkreistreffen in<br />

Dortmund, das Zentraltreffen für Mitteldeutschland<br />

in Rostock und einige kleinere<br />

Kirchspieltreffen und Ortstreffen statt.<br />

Die Hauptlast dieser Treffen trugen hier die<br />

Landsleute Zwickla, Soyka und Czypull.<br />

Es zeigt sich zunehmend, daß das Zusammenkommen<br />

der Teilnehmer im Regelfall<br />

noch auf Bindungen beruht, die bereits in<br />

der Heimat begründet wurden. Nur noch in<br />

Mitteldeutschland kommt es zu Erstbegegnungen.<br />

Für die Betreuung der in der Heimat noch<br />

lebenden Landsleute trugen die von Gerhard<br />

Bosk gesammelten und nach Ostpreußen<br />

gebrachten Kleiderspenden wesentlich<br />

bei. Er hat damit die zwischenzeitlich<br />

leer gewordene Kleiderkammer auffüllen<br />

können. Gerade der Mangel an Bekleidung<br />

zeigt uns die noch immer herrschende<br />

Not unserer Landsleute in der Heimat<br />

auf. Für die Betreuung der Heimatstube in<br />

Flensburg konnten wir mit unserem Landsmann<br />

Gesk ein wichtiges Anliegen neu<br />

beleben. Durch seinen Wohnsitz im Patenkreis<br />

bringt er neben seinem Einsatz den<br />

Vorteil der Ortsnähe mit. Der <strong>Heimatbrief</strong> in<br />

der Hauptverantwortlichkeit von Doris<br />

Woytewitz und der engen Teamarbeit mit<br />

Eva Klichewski, Roswitha Thomsen und<br />

Gerhard Bosk hat wiederum sehr guten<br />

Nachhall gefunden. Hier bereitet die zu<br />

große Zahl von Rückläufen Sorge. Anschriftenänderungen<br />

werden nicht oder<br />

nicht rechtzeitig gemeldet, in anderen Fällen<br />

sind die Ursachen der Nichtannahme<br />

nicht bekannt. Hier wird allein aus Kostengründen<br />

absehbar bald eine andere


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Bezugsregelung angestrebt werden müssen.<br />

Unsere Dokumentationsarbeit wird fortgesetzt.<br />

Die Arbeiten am Postkartenband<br />

sind so gut wie abgeschlossen. Unser Ziel<br />

ist es, diesen Bildband anlässlich des<br />

Deutschlandtreffens der Ostpreußen in<br />

Leipzig (Juni <strong>2002</strong>) vorzulegen. Bei dieser<br />

nicht einfachen und umfangreichen Arbeit<br />

stand uns trotz seiner angeschlagenen<br />

Gesundheit unser Ehrenmitglied Ulrich<br />

Haffke hilfreich zur Seite.<br />

Bei der Herausgabe des Buches „Die Geschichte<br />

der Juden im Kreise Johannisburg“<br />

hat uns der plötzliche Tod des Bearbeiters<br />

Hans-Heinrich Timmann schwer<br />

getroffen und in der Fertigstellung der<br />

Druckreife des Buches zurückgeworfen.<br />

Beim Hauptkreistreffen in Dortmund wurden<br />

die Kirchspielvertreter neu- oder wiedergewählt.<br />

Wir haben mangels jüngerer<br />

Kandidaten einige ältere Amtsinhaber um<br />

eine weitere Tätigkeit bitten müssen. Die<br />

Umsetzung der Verjüngung der Vertreter<br />

soll nun innerhalb der laufenden Amtszeit<br />

versucht werden. Es fällt schwer, Kandidaten<br />

zu finden, die zu einer persönlichen<br />

Mitarbeit bereit sind. Die Motivation des<br />

eigenen Heimaterlebnisses in Ostpreußen<br />

ist nach zwei Generationen in einem anderen<br />

Umfeld immer schwerer zu finden, auch<br />

wenn dies mit dem Bekenntnis zur Heimat<br />

wenig zu tun hat.<br />

Unsere Bindung zum Patenkreis führte<br />

unsere Kirchspielvertreter und den Vorstand<br />

der Kreisgemeinschaft am 10. - 13.<br />

Mai 2001 nach Schleswig. Die Zusammenkunft<br />

mit dem Kreisausschuß des<br />

Patenkreises stärkte das mit der Begründung<br />

der Patenschaft im Jahre 1954 gestellte<br />

Anliegen. Die Unterstützung seitens<br />

des Patenkreises liegt insbesondere in den<br />

Sachleistungen Organisation und Heimatstube.<br />

Sie wird begleitet durch die Partnerschaft<br />

zwischen dem Patenkreis und „Stadt<br />

und Kreis Johannisburg” in ihren jetzigen<br />

Formen. Hier spielt die Mittlerrolle für eine<br />

Völkerverständigung eine nicht ersetzbare<br />

Rolle. Dieser Aufgabe stellt sich beispiel-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

haft Herr Kreispräsident Petersen. Er fördert<br />

wirksam den Schüleraustausch . Sein<br />

besonderes Anliegen ist die materielle und<br />

ideelle Unterstützung des Deutschen Kulturvereins<br />

„Rosch”, dessen Arbeit in der<br />

Heimat allseits als beispielhaft anerkannt<br />

wird.<br />

Die mit großer Mehrheit im ersten Wahlgang<br />

erfolgte Wiederwahl von Herrn Landrat<br />

Kamischke für dieses Amt im Patenkreis<br />

haben wir sehr begrüßt. So kann eine<br />

fruchtbare Zusammenarbeit nahtlos fortgeführt<br />

werden. Unsere Glückwünsche<br />

begleiten die Arbeit in einem schwierigen<br />

Aufgabenfeld.<br />

Unsere weitere Vereinsarbeit wurde in<br />

Schleswig für das Jahr <strong>2002</strong> und die Zukunft<br />

vorbereitet. Zunächst wurden die<br />

Formalien mit der Kassenprüfung und der<br />

Entlastung des Vorstandes erledigt. Noch<br />

sichert die Kassenlage unsere weitere Arbeit.<br />

So konnten wir im Jahr 2001 dank der<br />

eingegangenen Spenden die in der Heimat<br />

noch in großer Armut lebenden Landsleute<br />

ungeschmälert unterstützen. Dies<br />

gelang trotz des gänzlichen Wegfalls der<br />

bisherigen Zuschüsse seitens der Bundesregierung,<br />

zumal auch die Bruderhilfe<br />

der Landsmannschaft erheblich weniger<br />

beisteuern konnte.<br />

Wir haben den formell aus dem Kreistag<br />

geschiedenen Landsleuten Frau Friedrichs,<br />

Herrn von Krogh und Herrn Dzewas<br />

für ihre langjährige Mitarbeit in ihren Ämtern<br />

zu danken. Dies schließt eine formlose<br />

Weiterarbeit für uns nicht aus, für die Bereitschaft<br />

erklärt wurde.<br />

Mein Dank gilt auch allen namentlich nicht<br />

genannten Mitarbeitern, ohne deren Einsatz<br />

in unserer Gemeinschaft unser Fortbestand<br />

gefährdet wäre. Letztlich muß<br />

darauf hingewiesen werden , dass viele<br />

Aktivitäten unserer offiziellen Politik in unseren<br />

Reihen immer wieder Befremden<br />

auslösen.<br />

Mit dem Abschluß der Ostverträge und<br />

seinen staatsrechtlichen Folgen sind wir<br />

Ostdeutschen nicht in ein Nichts gefallen.<br />

Auch unsere Heimat hat eine deutsche<br />

3


4<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Geschichte, die ihr und den dort geborenen<br />

Menschen zugeordnet bleiben muß.<br />

Die in den Ostverträgen ausgeklammerte<br />

Verlustregelung für Eigentum bedarf ihrer<br />

Erledigung. Die Aufhebung der<br />

Vertreibungsdekrete Polens hat nicht nur<br />

für die Vertriebenen, sondern auch für die<br />

in den betroffenen Gebieten Verbliebenen<br />

ihre Bedeutung. So sehr die Entschädigung<br />

für in Deutschland geleistete Zwangsarbeit<br />

einer Regelung bedurfte, so sehr<br />

warten nach Kriegsende aus unseren Reihen<br />

zur Zwangsarbeit verschleppte Mitbürger<br />

auf Entsprechendes.<br />

Es wird vieles nicht zur Zufriedenheit aller<br />

Beteiligten zu regeln sein. Nicht gelöste<br />

Probleme wuchern jedoch zum Leidwesen<br />

aller aus. Dies zu vermeiden, sollten wir<br />

aus der Vergangenheit gelernt haben. Die<br />

Vertriebenen würden auch hier ihren Beitrag<br />

leisten. Ihre Betroffenheit sollte nicht<br />

ausgesessen werden. Keine oder nur<br />

scheinbare Lösungen werden uns einer<br />

echten Verständigung mit unseren Nachbarn<br />

im Osten nicht näher bringen.<br />

Nun bleiben mir nur noch die besten Wünsche<br />

an alle der Heimat Verbundenen auszusprechen.<br />

Sie zu lieben, ihr zu dienen, ist uns die<br />

Heimat wert.<br />

Gerhard Wippich<br />

Kreisvertreter<br />

GRÜSSE UND DANKSAGUNG<br />

AUS DEM HEIMATKREIS<br />

Frau Mira Kreska, Gründungsinitiatorin<br />

und von Beginn an Vorsitzende des Deutschen<br />

Freundeskreises ROSCH im<br />

Heimatkreis, berichtet mit Nachstehendem<br />

aus der Vereinsarbeit und richtet<br />

herzliche Worte des Dankes an alle Spender<br />

und Gönner in der Bundesrepublik.<br />

Trotz ihrer 75 Lebensjahre und nicht<br />

unerheblicher gesundheitlicher Beschwernisse<br />

ist diese bewundernswerte,<br />

tapfere Frau nach wie vor unermüdlich<br />

für den DFK tätig. Was wäre der<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Verein ohne sie!<br />

Der Vorstand der Kreisgemeinschaft versichert<br />

ihr: Auch unter den derzeitigen<br />

schwierigen finanziellen Einbußen, verursacht<br />

durch rigorose Streichungen der<br />

Zuwendungsmittel der Bundesregierung<br />

für die Kulturarbeit in der Heimat, wird<br />

die Kreisgemeinschaft in Zusammenarbeit<br />

mit unserem Patenkreis alle Anstrengungen<br />

unternehmen, um den Fortbestand<br />

des Vereins im Heimatkreis zu<br />

sichern. Sie zu lieben, ihr zu dienen, ist<br />

uns die Heimat wert!<br />

Frau Mira Kreska schreibt:<br />

Liebe Freunde, sehr verehrte Damen,<br />

sehr geehrte Herren in Deutschland, im<br />

Namen des Vorstandes und aller Mitglieder<br />

des Deutschen Freundeskreises<br />

ROSCH im Heimatkreis Johannisburg übermittele<br />

ich Ihnen herzliche Grüße, verbunden<br />

mit allen guten Wünschen für Gesundheit<br />

und Wohlergehen jedes Einzelnen von<br />

Ihnen.<br />

Wieder einmal ist ein Jahr vorüber. Es hat<br />

uns Ereignisse verschiedenster Art, Überraschungen<br />

und auch Probleme beschert.<br />

Doch alles in allem kann ich Ihnen berichten,<br />

dass sich unser Einsatz im Heimatkreis<br />

gelohnt hat. Wir befinden uns nun im 10ten<br />

Jahr unseres Bestehens. Die anfänglichen<br />

Unwegsamkeiten sind längst überwunden,<br />

unser Verein genießt sowohl bei den hiesigen<br />

Behörden und Institutionen, desgleichen<br />

beim Deutschen Generalkonsulat in<br />

Danzig und bei unserem Dachverband in<br />

Allenstein, als auch in der hiesigen Bevölkerung<br />

hohes Ansehen. Das stärkt unser<br />

Selbstbewusstsein, ist aber zugleich Ansporn,<br />

unseren Weg als Verein der Deutschen<br />

im Heimatkreis konsequent fortzusetzen.<br />

Ich betone aber ausdrücklich, dass wir mit<br />

unserem Einsatz hier vor Ort und aus<br />

eigener Kraft allein nicht unseren heutigen<br />

Standort in der hiesigen Gesellschaft hätten<br />

erreichen können, was vor 10 Jahren<br />

noch unsere Traumvorstellung gewesen<br />

ist. Sie alle, meine Damen und Herren in


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

der Kreisgemeinschaft Johannisburg, Sie<br />

alle, meine Damen und Herren in unserem<br />

Patenkreis Schleswig-Flensburg, Sie alle,<br />

meine lieben Freunde in der Bundesrepublik,<br />

haben uns von Anfang an tatkräftige<br />

Hilfen mannigfaltiger Art gewährt und das<br />

über 10 Jahre unseres Vereinslebens so<br />

gehalten.<br />

Somit haben Sie großen Anteil an dem, was<br />

und wer wir heute in unserem Heimatkreis<br />

sind: Die allseits anerkannte Brücke zur<br />

Verständigung und friedvollen Begegnung<br />

zwischen Deutschen und Polen.<br />

Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen gebührenden<br />

Dank abzustatten, aber ich gestehe,<br />

dass mir dazu die hohen Worte fehlen,<br />

um all das auszudrücken, was wir für Sie<br />

empfinden. Nehmen Sie bitte statt jener<br />

Worte unser aller aus tiefsten Herzen kommendes<br />

DANKESCHÖN entgegen!<br />

So sehr wir in gewisser Weise stolz sein<br />

dürfen auf das, was wir mit Ihnen hier vor<br />

Ort erreicht haben, kann und darf ich Ihnen<br />

aber auch nicht verschweigen, dass wir<br />

damit nicht etwa aller Sorgen enthoben<br />

sind.<br />

Gleich anfangs des vergangenen Jahres<br />

stand unser Verein vor einem großen Problem:<br />

Das Generalkonsulat in Danzig trug<br />

bisher die Miet- und Nebenkosten für unsere<br />

Vereinsräume. Da traf uns die Nachricht,<br />

dass diese Mittel um mehr als ein Drittel,<br />

nämlich um 34 %, gekürzt werden.<br />

Nun hätte diese drastische Kürzung bedeutet,<br />

dass wir allenfalls für 8 Monate<br />

Miet- und Nebenkosten hätten bestreiten<br />

können. Und was dann? War unsere große<br />

Sorge. Den Fehlbetrag aus den kargen<br />

Mitgliedsbeiträgen zu bestreiten war einfach<br />

unmöglich.<br />

Doch unser Hilferuf wurde gehört! Die<br />

Kreisgemeinschaft sowie der Patenkreis<br />

griffen uns wieder einmal unter die Arme;<br />

es fielen uns große Steine von den Seelen,<br />

und wir konnten unsere Aktivitäten fortsetzen.<br />

Die Liste unserer Aktivitäten ist durch den<br />

im Jahre 1998 geschlossenen Partnerschaftsvertrag<br />

zwischen Johannisburg und<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Schleswig-Flensburg um einige Aufgaben<br />

größer geworden. In alle Begegnungen<br />

jedweder Art wird unser Verein einbezogen<br />

und wir haben präsent zu sein. Diese<br />

Aufgabe nehmen wir gerne wahr; sind es<br />

doch Zeichen des Gefragtseins, des Vertrauens<br />

und der Wertschätzung, die man<br />

uns als deutschem Verein im Heimatkreis<br />

entgegenbringt.<br />

Ob wir auch im neuen Jahr unsere Pflichten<br />

und Aufgaben gegenüber der Öffentlichkeit<br />

und für unsere Mitglieder werden erfüllen<br />

können? Mag es auch schwer werden:<br />

Mein Bemühen darum und ebenso das der<br />

Vorstandsmitglieder steht außer Frage.<br />

Es fällt mir gewiss nicht leicht, in diesem<br />

Zusammenhang die Bitte zu äußern, uns<br />

Ihr Helfen und Zuwenden auch in Zukunft<br />

nicht zu versagen. Wir sind für jede Spende<br />

dankbar und ich versichere Ihnen, dass<br />

jede Ausgabe, auch die des kleinsten Betrages,<br />

mit besonderer Sorgfalt bedacht<br />

wird und darüber hinaus strengen Kontrollen<br />

unterliegt. Und ich füge hinzu, dass<br />

jedes Vorstandsmitglied absolut uneigennützig<br />

und ehrenamtlich tätig ist.<br />

Nahezu alle Kontakte zwischen hüben und<br />

drüben laufen über unseren Verein. Schon<br />

im April reiste Herr Hans Linke für den<br />

Volksbund Deutscher Krieggräberfürsorge<br />

mit einer Delegation an, um wiederum für<br />

das geplante internationale Jugendlager<br />

vom 21. Juli bis 04. August die erforderlichen<br />

Vorbereitungen abzuklären. Im Rahmen<br />

dieses Jugendlagers ist auf dem deutschen<br />

Friedhof in Johannisburg eine Gedenkstätte<br />

für alle deutschen Kriegsopfer<br />

errichtet worden. Die feierliche Einweihung<br />

fand in Anwesenheit unseres Bürgermeisters,<br />

der Pfarrer der katholischen und der<br />

evangelischen Kirchengemeinden sowie<br />

unter großer Beteiligung unserer Vereinsmitglieder<br />

statt. Die Bedeutung dieser Gedenkstätte<br />

hier vor Ort und sicher auch für<br />

den Heimatkreis mag daran zu messen<br />

sein, dass ein Attaché der Deutschen Botschaft<br />

aus Warschau ebenfalls anwesend<br />

war.<br />

Die Arbeiten auf diesem Friedhof zur Her-<br />

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6<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

richtung einer Parkanlage werden auch in<br />

diesem Jahr fortgesetzt.<br />

Zum Abschluss des Jugendlagers organisierten<br />

wir auf dem Gelände des ehemaligen<br />

Gutes Lupken am Rosch-See ein stimmungsvolles<br />

Lagerfeuer, das für alle Beteiligten<br />

zum erinnerungswerten Erlebnis<br />

wurde.<br />

Im Mai begrüßten wir eine Schülerklasse<br />

aus Bremerhaven zum Schüleraustausch<br />

mit der <strong>Johannisburger</strong> Grundschule. Auch<br />

dabei leisteten wir unseren Beitrag bei der<br />

Organisation zur Unterbringung der Kinder<br />

bei den Gastfamilien.<br />

Nach wie vor erfreut sich unsere Vereinsgeschäftsstelle<br />

des guten Rufes als Anlaufstelle<br />

für Heimatbesucher aus Deutschland,<br />

mögen es Reisegruppen oder Einzelpersonen<br />

sein. Gerne stehen wir ihnen mit<br />

Informationen über frühere Wohnstätten<br />

und Begleitungen dorthin wie auch als<br />

Dolmetscher zur Verfügung.<br />

Liebe Freunde in Deutschland, Sie wissen,<br />

dass mir die Förderung unserer Muttersprache<br />

hier im Heimatkreis besonders<br />

am Herzen liegt. Nun kann ich Ihnen in aller<br />

Bescheidenheit, doch mit gewisser Genugtuung,<br />

berichten, dass von den nur<br />

zwei für Ostpreußen genehmigten<br />

Deutschlehrerstellen das Generalkonsulat<br />

in Danzig eine der hiesigen Grundschule<br />

zugeteilt hat.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

In Zusammenarbeit mit den Ausbildern des<br />

DRK Schleswig-Flensburg wurden weitere<br />

Erste-Hilfe-Kurse in hiesigen Schulen, bei<br />

Polizei und Feuerwehr in die Wege geleitet.<br />

Auch für das Jahr 2001 habe ich allen<br />

Anlass, die Sozialstation der Johanniter-<br />

Unfall-Hilfe (JUH) als eine segensreiche<br />

Einrichtung zu erwähnen und die Arbeit<br />

der beiden Krankenschwestern hervorzuheben.<br />

Sie wissen, dass die Sozialstation unserem<br />

Verein nicht nur räumlich angeschlossen<br />

ist. Unser Vorstand ist auch hier in die<br />

Verantwortung dafür einbezogen. Die beiden<br />

Krankenschwestern leisten sehr gute<br />

Arbeit an ihren rd. 200 Patienten im gesamten<br />

Kreisgebiet. Immer wieder hören<br />

wir von den armen, teils gebrechlichen und<br />

bettlägerigen Kranken, die sich Medikamente<br />

und erforderliche medizinische Gerätschaften<br />

nicht leisten können, dass sie<br />

die herzliche, liebevolle Zuwendung bei<br />

der ambulanten Betreuung durch die Krankenschwestern<br />

als Segen Gottes empfinden.<br />

Die von den Johannitern gestifteten<br />

und von den Schwestern überreichten<br />

Päckchen zum Weihnachtsfest lösten allerorts<br />

Tränen der Rührung aus.<br />

Anfang November empfingen wir mit Freude<br />

wieder die Betreuungsgruppe der Kreisgemeinschaft<br />

mit Frau Kruyk, den Herren<br />

Soyka, Dzewas, Gesk und Warda, die die<br />

Ihren Jahresmitgliedsbeitrag zahlen die in der Bundesrepublik<br />

wohnenden Mitglieder des Freundeskreises „Rosch” auf ein<br />

Sonderkonto:<br />

Kreisgemeinschaft Johannisburg - Sonderkonto „Rosch”,<br />

Konto-Nr. 4 832 99-501 beim Postgiroamt Köln, BLZ 370 100 50<br />

Der Mindestbeitrag kostet 6,50 E pro Jahr<br />

(Aufnahmegebühr 3 E). Spenden, die Sie dem deutschen Verein<br />

direkt zukommen lassen wollen, zahlen Sie bitte auf dieses Konto.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

gewiß beschwerliche Fahrt zu uns auf sich<br />

genommen haben, um dann jeweils in Begleitung<br />

eines Vorstandmitgliedes, an mehreren<br />

Tagen vom frühen Morgen bis in<br />

späte Abendstunden, unsere Bedürftigen<br />

zu besuchen und ihnen zur Linderung ihrer<br />

Not ein Geldgeschenk zu überreichen…<br />

Oft versagte die Stimme zu einem Dank,<br />

dafür flossen Tränen.<br />

Zum 15. Dezember hatten wir unsere Senioren<br />

zu einer Adventsfeier auf Johannishöh<br />

gebeten. 90 Frauen und Männer<br />

waren unserer Einladung gefolgt und wir<br />

konnten auch den Bürgermeister und unseren<br />

Pastor herzlich willkommen heißen.<br />

Wir überraschten unsere Senioren mit den<br />

von den Johannitern gespendeten Weihnachtspäckchen;<br />

eine schöne Geste, für<br />

die alle herzlichen Dank sagen.<br />

Dank einer großherzigen finanziellen Zuwendung<br />

der Kreisgemeinschaft waren wir<br />

in der Lage, bereits am Tage nach dem<br />

Seniorentreff, am 16. Dezember, wiederum<br />

auf Johannishöh, für 200 Mitglieder-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Empfang zum 75. Geburtstag von Mira Kreska im Rathaus zu Johannisburg<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

kinder eine Weihnachtsfeier auszurichten.<br />

Die Lichter des großen Tannenbaumes und<br />

der Weihnachtsmann sorgten für die erwartungsvolle<br />

Stimmung, als die Kinder<br />

Weihnachtstüten mit Süßigkeiten und Spielzeug<br />

in Empfang nehmen konnten. Wir<br />

fühlten uns durch die strahlenden Kinderaugen<br />

für unsere Arbeit mehr als entlohnt.<br />

An dieser Stelle möchte ich unseren herzlichen<br />

Dank an die lieben Freunde richten,<br />

die uns das ganze Jahr über mit entsprechenden<br />

Sachspenden halfen, unsere<br />

Kleiderkammer aufzufüllen. Diese Einrichtung<br />

ist für viele arme Familien unserer<br />

Mitglieder nicht mehr wegzudenken. Stellvertretend<br />

für alle Spender seien hier Herr<br />

G. Bosk, Frau C. Koslowski, Frau T. Zieglowski<br />

sowie Herr W. Lange, Frau I.<br />

Lunding und Herr Wonsak erwähnt.<br />

Liebe Freunde in Deutschland, auch auf<br />

die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole,<br />

möchte ich deutlich machen, dass wir unendliche<br />

Dankbarkeit für Sie empfinden,<br />

die Sie uns über das ganze Jahr hin beige-<br />

7


Kinderweihnachtsfeier<br />

Seniorentreffen<br />

8<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Vorstandssitzung am 18. Dezember 2001<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

standen und uns geholfen haben, unsere<br />

eingangs erwähnte Brückenfunktion hier<br />

im Heimatkreis verantwortungsvoll wahrzunehmen.<br />

Und ich verspreche Ihnen, dass<br />

wir auch weiter alle Kraft aufwenden werden,<br />

um Ihres Vertrauens würdig zu sein.<br />

Wir sind uns völlig bewusst, dass unser<br />

Verein ohne die tatkräftigen Hilfen der Kreisgemeinschaft<br />

und des Vorstandes, die Herren<br />

Gerhard Wippich, Gerhard Bosk und<br />

Wilhelm Czypull, und auch ohne die vielfältigen<br />

Unterstützungen durch den Patenkreis<br />

unter Herrn Kreispräsidenten Johannes<br />

Petersen und Herrn Landrat Jörg-<br />

Dietrich Kamischke gar nicht lebensfähig<br />

wäre. Dies erkläre ich auch unseren Besuchern<br />

auf diesbezügliche Fragen, und ich<br />

erwähne auch, dass wir ebenso vielen<br />

Einzelspendern dankbar sind, die uns direkt<br />

oder über unser Sonderkonto in Köln<br />

Zuwendungen zukommen lassen.<br />

Liebe Freunde in Deutschland, erlauben<br />

Sie mir zum Abschluss meines Berichtes<br />

über unser Vereinsleben, diese Gelegenheit<br />

wahrzunehmen, ein ganz persönliches<br />

Wort an Sie alle zu richten: Ich danke allen<br />

Damen und Herren, die mir am und zum<br />

Tage der Vollendung meines 75sten Lebensjahres,<br />

dem 17. 0ktober, mit Glückwünschen,<br />

Geschenken und Besuchen viel<br />

Freude und somit einen großen Tag bereitet<br />

haben.<br />

Ein Hinweis sei mir noch gestattet: Wir<br />

stehen in den Vorbereitungen zum 10jährigen<br />

Bestehen des Deutschen<br />

Freudeskreises Rosch. Dieses Jubiläum<br />

wollen wir im Monat April <strong>2002</strong> festlich<br />

begehen.<br />

Sofern Sie uns Grußadressen zukommen<br />

lassen wollen, schreiben Sie bitte an: DFK<br />

Rosch, z. Hd. Mira Kreska, ul. Moniuszki<br />

10, PL 12-200 Pisz.<br />

Unsere Geschäftstelle ist dienstags und<br />

freitags jeweils von 11.00 bis 14.00 Uhr<br />

geöffnet und unter<br />

Tel.-Nr. 0048-87-42 33 709 zu erreichen.<br />

Privat erreichen Sie mich unter der<br />

Tel.-Nr. 0048-87-42 33 165<br />

Herzlichst Ihre Mira Kreska.


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

„Was vergangen, kehrt nicht<br />

wieder“ - an dieser Tatsache<br />

kommt keiner vorbei. Wir können<br />

nicht eine einzige Minute zurückholen.<br />

Daß die Zeit unerbittlich<br />

über alles hinweggeht, ist eine<br />

Grundbefindlichkeit menschlicher<br />

Existenz.<br />

Aber daß nichts verloren sein muß,<br />

was vergangen ist, das verdanken<br />

wir der wunderbaren, tröstlichen<br />

Gabe der Erinnerung. So, wie die<br />

Gedanken frei sind, so sind wir<br />

auch frei, jederzeit im Garten<br />

unserer Erinnerungen spazierenzugehen.<br />

Es ist jedem selbst überlassen,<br />

in welchem Winkel er sich am<br />

liebsten aufhält. Viele Menschen<br />

denken besonders gern an ihre<br />

Kindheit zurück. „Mit der Zeit<br />

blaßt alles ab, nur die frühen<br />

Kinderjahre, ja die behalten ihre<br />

Unverwelklichkeit”, läßt Werner<br />

Bergengruen die Erzählerin in<br />

seiner Geschichte „Das<br />

Tempelchen“ sagen. Das werden<br />

viele bestätigen können. Und<br />

warum ist es so? Weil die Jahre in<br />

denen wir noch geborgen und<br />

unsere Gefühle noch heil und<br />

unverletzt waren, für unser ganzes<br />

späteres Leben bedeutsam sind.<br />

Alle unsere Sinne - waren noch auf<br />

Entdeckungsreise und haben<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

unauslöschliche Eindrücke empfangen.<br />

Aber auch viele andere<br />

Höhepunkte und „Marksteine“<br />

unseres Lebens, junge Liebe<br />

vielleicht, die Zeit, als wir selbst<br />

kleine Kinder hatten, berufliche<br />

Erfolge, Reiseerlebnisse, aber auch<br />

Schweres wie Krankheit, Abschied<br />

und Trennung können in unserer<br />

Erinnerung einen festen Platz<br />

einnehmen.<br />

Es gibt wohl nichts Subjektiveres<br />

als die eigenen, meist unbewußten<br />

Auswahlkriterien, nach denen wir<br />

die Dinge unserer Vergangenheit<br />

vergessen oder bewahren. Wer ein<br />

glückliches Naturell hat, wird vor<br />

allem „die heiteren Stunden zählen“,<br />

aber auch die schweren als zu<br />

seinem Lebenslauf gehörig betrachten,<br />

vielleicht sogar nachträglich<br />

das Gute sehen, das auch sie<br />

bewirkt haben mögen. Dann gelingt<br />

es, den vergangenen Stunden<br />

beides zu verleihen:<br />

Glanz und tiefen Sinn.<br />

Verfasser unbekannt.<br />

9


10<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

HEIMATTREFFEN DER<br />

JOHANNISBURGER<br />

Rund 500 Teilnehmer konnte Kreissprecher<br />

Gerhard Wippich zum 46. Heimattreffen<br />

der <strong>Johannisburger</strong> begrüßen. Im Foyer<br />

des Goldsaals bot eine kleine Ausstellung<br />

mit Bildern und einer Landkarte Eindrücke<br />

aus der alten Heimat in Ostpreußen. Das<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Treffen<br />

Heimattreffen hatten neben Wippich auch<br />

die Vorstandsmitglieder Gerhard Bosk, Herbert<br />

Soyka und Heinz Pedak vorbereitet.<br />

Vier Stunden lang stand ein geselliges Programm<br />

auf dem Plan. Musikalisch gestaltet<br />

wurde die Feierstunde, in deren Mittelpunkt<br />

eine Andacht und die Festansprache<br />

standen, von dem Chor der Deutschen<br />

aus Russland.<br />

Heimattreffen: v.l.: Gerhard Bosk, Gerhard Wippich,<br />

Herbert Soyka und Heinz Pedak. (Schreiber)<br />

Achtung, Terminänderung!<br />

<strong>Johannisburger</strong> Haupt-Kreistreffen wieder in Dortmund<br />

In diesem Jahr findet das 47. Heimatkreistreffen am Sonntag, dem. 8. September <strong>2002</strong>,<br />

im Goldsaal der Westfalenhalle statt.<br />

Diesmal der 2. Sonntag im Monat, nicht wie bisher der 1. Sonntag!<br />

Der Goldsaal ist ab 9.00 geöffnet!<br />

Die Gedenkstunde beginnt um 11.00 Uhr.<br />

Alle <strong>Johannisburger</strong> aus Stadt und Kreis sind herzlich eingeladen.<br />

PKW-Fahrer erreichen die Westfalenhalle über die B 1 - Rheinlanddamm.<br />

Der Weg ist ausgeschildert. Parkplätze sind in der Nähe vorhanden.<br />

Bundesbahn-Reisende fahren ab Dortmund Hauptbahnhof mit der U 45 bis Haltestelle<br />

Westfalenhalle. Von hier ca. 5 Minuten Fußweg zum Goldsaal der Westfalenhalle.<br />

Die U-Bahn-Haltestelle befindet sich im Hauptbahnhof. Fahrzeit 10 Minuten.<br />

Abfahrt viertelstündlich.<br />

Außerdem verkehrt die Bundesbahn ab Hauptbahnhof in Richtung Lüdenscheid, Soest,<br />

Iserlohn stündlich im Nahverkehr bis Haltepunkt Westfalenhalle. Von hier ca. 7 Minuten<br />

zum Versammlungsort. Wir wünschen allen Teilnehmern eine angenehme Anreise!<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


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HAUPTKREISTREFFEN IN<br />

DORTMUND<br />

Das 46. Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft<br />

fand im Goldsaal der Westfalenhalle<br />

in Dortmund statt. Rund 500 Teilnehmer<br />

hatten sich im festlichen Saal an den<br />

nach Kirchspielen eingeteilten Tischen eingefunden.<br />

Die um 11 Uhr beginnende Feierstunde<br />

stand unter dem Leitwort „Im Zentrum<br />

- Vertreibung ächten“. Nach der musikalischen<br />

Einstimmung durch Dietmar Kern,<br />

den „Stammusiker” für das Treffen seit einigen<br />

Jahren, begrüßte Herbert Soyka die<br />

Teilnehmer und hieß sie willkommen. Er<br />

wies auf die im Programm aufgeführten<br />

Hinweise wie unter anderem die im Foyer<br />

gebotenen Möglichkeiten hin: Nachschlagen<br />

in der Heimatkreiskartei, Zeichnen von<br />

Spenden, Erwerb von Literatur und Bildmaterial,<br />

informierte ferner über einen<br />

Sonderstand des Ernst-Wiechert-Förder-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

kreises für den gleichnamigen Dichter und<br />

Schriftsteller aus Ostpreußen. Als fester<br />

Bestandteil der Feierstunde folgten Choral<br />

und eine Andacht. Vor und nach der Totenehrung,<br />

die Eva Klischewski sprach, sang<br />

der Dortmunder Chor der „Deutschen aus<br />

Rußland“ unter Leitung von Boris Kuferstein.<br />

Der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund,<br />

Dr. Gerhard Langemeyer, hatte für<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />

Hauptkreistreffens eine Grußadresse verfaßt,<br />

die vom Dortmunder Stadtamt mit der<br />

Bitte zugeschickt wurde, diese zu verlesen,<br />

was dementsprechend erfolgte. Darin<br />

wurde die Verbundenheit der Stadt mit<br />

dieser Veranstaltung hervorgehoben und<br />

ein gutes Gelingen gewünscht.<br />

Gerhard Wippich, der Kreisvertreter unserer<br />

Gemeinschaft, zog in seiner wie immer<br />

überzeugenden, klaren und begeisternden<br />

Festansprache Vergleiche zwischen<br />

dem Heimaterleben der Chormitglieder und<br />

Bestritt am Sonntag im Goldsaal einen Großteil des musikalischen Programmes: der Chor der<br />

„Deutschen aus Rußland” Foto: Reminghorst<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

11


12<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

der <strong>Johannisburger</strong>; er ging auf die Lage<br />

der in der Heimat Verbliebenen ein, deren<br />

Betreuung finanzielle Einbußen drohen; die<br />

durch gesundheitliche Probleme bedingte<br />

schwierige personelle Lage der Kreisgemeinschaft,<br />

Spendenaufkommen und<br />

Aufruf zur Mitarbeit waren weitere Punkte.<br />

Grüße gingen zum Verein Rosch in<br />

Johannisburg, der auch in diesem Jahr<br />

unter der Leitung von Mira Kreska viel<br />

Gutes bewirkt hat. Die Grüße konnten sogleich<br />

vom Vorstandsmitglied des genannten<br />

Vereins, Herta Kadlubowska, die unter<br />

den Teilnehmern weilte, entgegengenommen<br />

werden. Lm. Hans Linke, Mitarbeiter<br />

des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge,<br />

wurde für seine Arbeit mit den<br />

Jugendlichen an der Anlage des <strong>Johannisburger</strong><br />

Stadtfriedhofes gedankt.<br />

In der Wahl des Kreistages, in diesem Jahr<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

waren nach der Satzung der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg die Vertreter der<br />

einzelnen Kirchspiele zu wählen, stimmten<br />

alle Versammelten der Vorschlagsliste des<br />

Wahlausschusses für November 2001 zu.<br />

Das Schlußwort blieb dem verantwortlichen<br />

Organisator des Dortmunder Hauptkreistreffens,<br />

Herbert Soyka, vorbehalten, der<br />

sich für die Gästegrußadresse der Stadt<br />

Dortmund, bei den Teilnehmern für das<br />

zahlreiche Erscheinen, für das aufmerksame,<br />

disziplinierte Zuhören und bei allen<br />

Akteuren der Feierstunde und des Treffens<br />

bedankte.<br />

Das nächste Treffen findet wieder im Goldsaal<br />

der Westfalenhalle in Dortmund am 8.<br />

September <strong>2002</strong> statt. Bis gegen 16 Uhr<br />

waren im Saal und Foyer die Teilnehmer in<br />

freundschaftlichem Gespräch und in Erinnerungen<br />

vertieft.<br />

Teilnehmer an der Festveranstaltung / Feierstunde des 46. Hauptkreistreffens der <strong>Johannisburger</strong><br />

im Goldsaal der Westfalenhalle, Dortmund. 2. September 2001.<br />

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DRIGELSDORFER TREFFEN<br />

2001<br />

Auch in diesem Jahr hatte Landsmann<br />

Reiner Kruklinski die Drigelsdorfer zu ihrem<br />

Ortstreffen unter dem Motto „Familientreffen”<br />

nach Holzhausen eingeladen. Trotz<br />

geringerer Teilnehmerzahl wurde die Zusammenkunft<br />

ein voller Erfolg. Das abwechslungsreiche<br />

Programm der sieben<br />

Tage enthielt u. a. die Besichtigung einer<br />

Brauerei und die Fahrt nach Minden. Auch<br />

Spiel und Spaß erfreuten die Teilnehmer.<br />

Themen der Gespräche und Diskussionen<br />

waren die Heimat Masuren und besonders<br />

Die Drigelsdorfer 2001 beim Spaziergang<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

das Kirchspiel Drigelsdorf. Es wurden Fotos<br />

gezeigt und Anekdoten aus alten Zeiten<br />

erzählt. Die jetzige und die künftige<br />

Arbeit wurden besprochen und Beschlüsse<br />

verabschiedet.<br />

Der Veranstalter dankte allen Landsleuten,<br />

die sich zum Treffen eingefunden und gute<br />

Laune mitgebracht hatten, sodass Harmonie<br />

und Freundschaft herrschten.<br />

Lm. Kruklinski bittet, die Teilnehmer an<br />

dem Ortstreffen mögen den Drigelsdorfer<br />

Freunden, die nicht gekommen waren, erzählen,<br />

welch schöne Tage sie in heimatlicher<br />

Gemeinschaft erlebt haben, damit<br />

das nächste Treffen 2003 mit größerer Beteiligung<br />

wieder ein Erfolg wird.<br />

13


14<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Die Drigelsdorfer besuchten die Barre-Brauerei in Lübbecke<br />

Die Drigelsdorfer abends beim Schabbern<br />

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DAS NEUNTE<br />

GROSSROSENER<br />

KIRCHSPIELTREFFEN…<br />

…in Holzwickede war wieder ein voller<br />

Erfolg. Die Besucherzahl hat alle Erwartungen<br />

übertroffen. 125 Heimatfreunde aus<br />

dem Kirchspiel wurden gezählt. Der vorgesehene<br />

Saal mit 100 Plätzen wurde zu<br />

klein. Es mußten alle Räume des Emscher<br />

Hofes in Anspruch genommen werden. Von<br />

Rendsburg bis Lindau, von Chemnitz bis<br />

Wesel, ja sogar aus Kanada konnte Wilhelm<br />

Czypull heimattreue Landsleute begrüßen.<br />

Bereits am Vorabend waren ca. 40<br />

Teilnehmer gekommen. Es ist ganz verständlich,<br />

daß bei Treffen eines begrenzten<br />

Heimatgebietes die alten Erinnerungen<br />

wach werden. Es gab stürmische und herzliche<br />

Begrüßungen: oft ein Wiedersehen<br />

nach langen Jahren oder auch zum ersten<br />

Mal nach der Vertreibung. Diese Erlebnisse<br />

bestärken uns für die Fortführung der<br />

Heimattreffen. In den siebzehn Jahren, 1984<br />

war das erste Kirchspieltreffen, sind viele<br />

der Getreuen von uns gegangen. Die Besucherzahl<br />

hat sich aber kaum verringert.<br />

Viele bisher Abseitsstehende haben den<br />

Weg zur Kirchspielgemeinschaft gefunden.<br />

Wilhelm Czypull, der das Kirchspiel Großrosen<br />

im Kreistag Johannisburg seit 25<br />

Jahren vertritt und zur Zeit Stellvertreter<br />

des Kreisvertreters Gerhard Wippich ist,<br />

hat seine Begrüßungsworte um einen Rechenschaftsbericht<br />

erweitert. Die Besucher<br />

hatten mit der Einladung schriftlich einen<br />

Bericht über die Entwicklung der Arbeit der<br />

Landsmannschaft Ostpreußen erhalten. Die<br />

Arbeit im Kirchspiel stand im Vordergrund.<br />

Besonders erwähnt wurde die Herausgabe<br />

der Broschüre „Unser Kirchspiel Großrosen“.<br />

Nur durch Gemeinschaftsarbeit und<br />

gute Ortskenntnisse war die Erstellung<br />

möglich. Ein Dank gilt allen, die mitgeholfen<br />

haben. Im vorigen Jahr hatte die<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Kirchspielgemeinschaft ihre zehnte Busfahrt<br />

in die Heimat. Diese Fahrten stärkten<br />

das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es entstanden<br />

neue Freundschaften. Bei den<br />

Mitgliedern des deutschen Vereins „Rosch“<br />

wurde Quartier bezogen. Diese Unterstützung<br />

bei den in der Heimat verbliebenen<br />

Landsleuten fand Anerkennung und förderte<br />

ihr Selbstbewußtsein. Besonderer<br />

Dank gilt der Vorsitzenden von „Rosch“,<br />

Mira Kreska, und ihren treuen Helfern für<br />

ihre stets bereitwillige Unterstützung. In<br />

seinem Rückblick und Ausblick auf 50 Jahre<br />

landsmannschaftliche Arbeit hob Wilhelm<br />

Czypull besonders hervor, daß wir vor<br />

dem dritten Generationswechsel stehen.<br />

Die Großeltern- und Elterngeneration ist<br />

von uns gegangen. Die Erlebnisgeneration<br />

schrumpft immer mehr zusammen. Nun<br />

wird eine heimatverbundene Bekennergeneration<br />

gefordert. Im Kirchspiel Großrosen<br />

sind besonders bei den Aktiven<br />

mehrere Lücken zu schließen. Er selbst<br />

verheimlicht nicht, daß auch seine Kräfte<br />

und somit seine Einsatzbereitschaft nicht<br />

mehr voll vorhanden sind. Den Glauben<br />

und die Hoffnung, daß es trotzdem weitergehen<br />

wird, hat er nicht verloren. Großrosen<br />

muß und wird auch in Zukunft zu den<br />

Spitzenbezirken des Kreises zählen. Die<br />

politische Entwicklung wird neue Wege<br />

und neue Möglichkeiten aufzeigen. Es wird<br />

nicht wieder so werden, wie es einst war.<br />

Aber es wird auch nicht so bleiben, wie es<br />

jetzt ist. Den Ältesten, darunter einer 94jährigen,<br />

wurde mit einem Blumenstrauß<br />

für ihre Treue gedankt. Ein Dank gilt allen,<br />

die ständig in der Mitarbeit stehen und<br />

auch zu diesem gelungenen Treffen beigetragen<br />

haben. Besonderer Dank dem<br />

Landsmann Ernst Drasba, der mit seinem<br />

Akkordeon das Treffen durch Heimat- und<br />

Volkslieder unterstützte. Ein Dank geht auch<br />

an die Familie Hadasgar, die trotz des<br />

großen unerwarteten Besuches die Versorgung<br />

mit Essen und Trinken vorbildlich<br />

bewerkstelligte. Das Treffen wurde in der<br />

Hoffnung auf ein gemeinsames Wiedersehen<br />

in zwei Jahren beendet.<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Das Treffen<br />

der ehemaligen Schüler der Schule Grünheide<br />

findet jeweils am 2. Sonnabend im Oktober,<br />

im Jahre <strong>2002</strong> am 12. Oktober <strong>2002</strong>, in Hanstedt-Nindorf,<br />

Wildpark „Lüneburger Heide“, Blockhaus, ab 16.30 Uhr, statt.<br />

Termine der Kreisgruppe<br />

Johannisburg in Berlin<br />

für das Jahr <strong>2002</strong><br />

Treffpunkt:<br />

„Schöneberger Ratsstuben”,<br />

Am Rathaus 9, Ecke Freiherr-vom-Stein-Straße,<br />

zu erreichen über U-Bahn Schöneberger Rathaus<br />

(Nollendorfplatz -Innsbrucker Platz), 200 m oder<br />

U-Bahn Bayerischer Platz, (Linie 7) 10 Min. Weg.<br />

Busse 104, 146, 185 - direkt vor dem Rathaus.<br />

Beginn: 14.30 Uhr<br />

20. April <strong>2002</strong><br />

22. Juni <strong>2002</strong><br />

Deutschlandtreffen der Ostpreußen<br />

August <strong>2002</strong><br />

Dampferfahrt durch Berliner Brücken<br />

05. Oktober <strong>2002</strong><br />

Erntedankfest<br />

07. Dezember <strong>2002</strong><br />

Weihnachtsfest<br />

Christel Koslowski - Kreisbetreuerin<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


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HEIMATTREFFEN DER<br />

ORTSGEMEINSCHAFTEN<br />

KURWIEN, KREUZOFEN,<br />

ERDMANNEN UND HEIDIG<br />

IN HAMM<br />

Zu unserem Heimattreffen am 08.09.01<br />

konnten wir wieder sehr viele Landsleute<br />

mit ihren Angehörigen begrüßen. Es war<br />

ein herzliches Wiedersehen. Gespräche<br />

wurden geführt, Erinnerungen ausgetauscht,<br />

Geschehnisse des letzten Jahres<br />

besprochen und natürlich auch die Frage<br />

nach dem eigenen Wohlbefinden gestellt.<br />

Nach der Begrüßung, Totengedenken und<br />

einer Morgenandacht wurde drei verdienten<br />

Landsleuten, d.s. Horst Piepiora, Fritz<br />

Wiechert und Heinz Majewski, für ihre langjährige<br />

Tätigkeit herzlich gedankt und eine<br />

Urkunde der LO, eine Nadel in Silber und<br />

ein Andenken aus Masuren überreicht.<br />

Mit heimatlichen Liedern ging es in der<br />

Tagesordnung weiter. Berichte über das<br />

Treffen in Dortmund und Düsseldorf, interne<br />

Bekanntmachungen und Anregungen<br />

folgten. So vergingen sehr schnell die Stunden<br />

in fröhlicher und harmonischer Runde.<br />

Nach dem Kaffeetrinken lichteten sich die<br />

Reihen. Viele hatten einen weiten Weg,<br />

waren trotzdem gekommen, um unter<br />

Landsleuten einen schönen Tag in netter<br />

Gesellschaft und in Gedanken an die Heimat<br />

zu verleben.<br />

Leider mußten einige wegen Krankheit und<br />

auch aus anderen Gründen absagen, hatten<br />

sich jedoch gemeldet, Grüße bestellen<br />

lassen, um so die Verbundenheit zu unse-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

ren Treffen zu bekunden. Von dieser Stelle<br />

auch einen herzlichen Gruß zurück an alle<br />

Landsleute.<br />

Mit vielen guten Wünschen verabschiedeten<br />

wir uns nach einem unterhaltsamen<br />

Tag, der schnell zu Ende ging, bis zum<br />

nächsten Treffen am 21. Sept. <strong>2002</strong> (Terminänderung),<br />

zu dem wir schon jetzt herzlich<br />

einladen.<br />

Günter Woyzechowski - Alfred Polzin<br />

Postanschrift:<br />

Günter Woyzechowski, Röntgenstraße 14,<br />

31157 Sarstedt, Tel. 05066 / 63438<br />

Das nächste Treffen findet am Samstag,<br />

dem 21.09. <strong>2002</strong>, wieder in Hamm statt.<br />

MORGENER TREFFEN<br />

Zu ihrem 13. Ortstreffen sind am 9.<br />

Juni dieses Jahres 22 Teilnehmer in<br />

Bad Pyrmont zusammengekommen.<br />

Das Wetter meinte es gut, so dass ein<br />

Spaziergang der bereits Angereisten, die<br />

sich vorher im Tagungslokal begrüßen und<br />

einchecken konnten, durch den Kurpark<br />

bei Sonnenschein genügend Motivation für<br />

Erinnerungsfotos und ein passender Auftakt<br />

für die Veranstaltung waren.<br />

Nach dem gemeinsam an einer großen<br />

Tafel eingenommenen Mittagessen - hinzu<br />

kamen noch einige Nachzügler und komplettierten<br />

die Runde - konnte es mit der<br />

Tagesordnung weitergehen.<br />

Artur Stomber eröffnete das Treffen, hieß<br />

alle willkommen und begrüßte die Landsleute<br />

aus nah und fern, die sich diesmal<br />

nach neuem Zeitmodus, nämlich nach<br />

schon einjährigem Abstand, eingefunden<br />

hatten.<br />

Totenehrung, Grußworte, Rückschau, Organisationsfragen<br />

und Ostpreußenlied<br />

waren weitere Programmpunkte.<br />

Hervorzuheben war ein Bekunden von Solidarität<br />

für Probleme der in der Heimat<br />

verbliebenen Landsleute. Das Verlesen<br />

17


18<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

eines Dankbriefes, verfaßt von der Vorsitzenden<br />

des Deutschen Vereins „Rosch“,<br />

Frau Mira Kreska aus Johannisburg,<br />

anlässlich einer überreichten Kleiderspende<br />

durch den Morgener Friedhelm<br />

Wonsak und seine Familie im vergangenen<br />

Jahr sowie ergänzende Ausführungen vom<br />

Kirchspielvertreter Morgen, Herbert Soyka,<br />

über die Betreuungsaktionen der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg für bedürftige<br />

Landsleute vor Ort riefen bei den Versammelten<br />

Ergriffenheit und einen tiefen Eindruck<br />

hervor.<br />

Spontan vorgeschlagen, akzeptiert und<br />

einstimmig beschlossen hat man eine außerordentliche<br />

Spende in Höhe von 200.-<br />

DM, die 2 befürworteten bedürftigen Personen,<br />

bzw. Familien, gesplittet in jeweils<br />

100.- DM Einzelbeträgen, zukommen sollten.<br />

Eine durchgeführte Spendensammlung<br />

der Anwesenden sicherte die notwendige<br />

finanzielle Grundlage dafür. Realisiert wird<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

dies durch persönliche Aushändigung bei<br />

der diesjährigen Betreuungsaktion im November<br />

2001.<br />

Gebilligt wurde auch, das nächste<br />

Morgener Treffen weiterhin nach einem<br />

Jahr, im Mai/Juni <strong>2002</strong>, zweckmäßig wieder<br />

in der gleichen Gegend durchzuführen.<br />

Der Tag mit schönen Stunden, mit Schabbern<br />

und guter Laune verbracht, verging<br />

viel zu schnell, einige Teilnehmer verabschiedeten<br />

sich.<br />

Nach einem zusammen eingenommenen<br />

Abendessen, einem Rundgang durch den<br />

Ort, in dem schon die Königin Luise von<br />

Preußen mehrmals zur Kur geweilt hatte,<br />

Besichtigung der Wandel - und Trinkhalle<br />

beendeten die noch Verbliebenen den<br />

Abend in gemütlichem Beisammensein,<br />

mit der Hoffnung und dem Wunsch verbunden,<br />

sich zahlreich und gesund beim nächsten<br />

Mal wiederzusehen.<br />

Ein herzliches Dankeschön<br />

für alle im letzten Jahr eingegangenen Spenden.<br />

Jeder Einzelne, auch mit dem kleinsten Betrag,<br />

ist hier gemeint. Unser <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong><br />

ist für viele ein Zeichen der Gemeinschaft,<br />

die uns alle zusammenhält.<br />

Jeder weitere Beitrag ist herzlich willkommen.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

HEIMAT IST ZUKUNFT<br />

Von Gert O. E. SATTLER<br />

Je älter man wird, um so öfter geht man<br />

innerlich in den Gärten seiner Kindheit spazieren,<br />

und es ist schön zu wissen, daß die<br />

Wege zur Heimat auch äußerlich offen und<br />

frei sind.<br />

Man kann sich überall auf der Welt zu<br />

Hause fühlen, die Heimat dagegen ist einmalig,<br />

unverwechselbar und etwas ganz<br />

Persönliches. Viele Menschen sind der<br />

Ansicht, daß es keine zweite oder dritte<br />

oder andere Heimat gibt, keine Heimat der<br />

Kindheit, des Erwachsenenseins oder Lebensabends,<br />

sondern nur eine, nämlich<br />

die Heimat. Sie ist kein Stein, sondern ein<br />

Mosaik, kein Klecks, sondern ein Bild, kein<br />

Faden, sondern ein Teppich des Vertrautseins<br />

und der Geborgenheit. Sie ist mehr<br />

als ein Raum oder Dorf, eine Straße oder<br />

Stadt in besonderer Umgebung, sie ist<br />

Ursprung.<br />

Zur Heimat gehören Vater und Mutter, Geschwister<br />

und Landsleute, Lehrer und Erzieher,<br />

Spielgefährten, Freunde und Mitschüler:<br />

Zur Heimat gehören eine bestimmte<br />

Flora und Fauna, spezielle Speisen und<br />

Getränke, besondere Geräusche und Ge-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

rüche, Sitten, Trachten und uralter Brauch.<br />

Auch die erste Liebe gehört dazu und vieles<br />

andere mehr: Kinderlieder, Gedichte,<br />

Jugendträume, Familientage und die Gräber<br />

der Ahnen.<br />

So war es früher, und so ist es jetzt. Aber<br />

heute leben wir in einer Zeit des Zusammenwachsens<br />

der Kontinente. Moderne<br />

Kommunikationsmittel tragen wesentlich<br />

zur Völkerverständigung bei. Mauem und<br />

Grenzen fallen, Stacheldraht wird beseitigt.<br />

Die Menschen werden allmählich vom Nesthocker<br />

zum Nestflüchter. Sie bauen sich<br />

aufgrund ihres Berufes im Rahmen ihrer<br />

Mittel und Möglichkeiten dort eine Existenz<br />

auf, wo es ihnen gut geht und sie sich wohl<br />

fühlen. Das kann ein zweites, drittes oder<br />

vielfaches Zuhause sein, aber immer in der<br />

Gewißheit, den angestammten Ursprungsort,<br />

nämlich die Heimat, unbehindert erreichen<br />

zu können.<br />

Auch die Kinder und Kindeskinder dürfen<br />

ins Land ihrer Vorfahren gehen, wenn sie<br />

wissen wollen, wo ihre Eltern geboren sind<br />

und wie sie gelebt haben. Wo Frieden und<br />

Freizügigkeit herrschen, können Menschen<br />

friedlich nebeneinander und miteinander<br />

wohnen. In diesem Sinne ist Heimat Zukunft.<br />

Unterstützt<br />

den<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong><br />

durch Eure Spenden<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

19


20<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Der neue Dokumentarbildband „Alte Ansichtskarten” aus dem<br />

Kreis Johannisburg wird im Leipzig vorgestellt.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

BERICHT ÜBER DIE<br />

11. BETREUUNGSAKTION<br />

im Kreis Johannisburg<br />

vom 04.11. -11.11.2001<br />

Am 04. November startete die Betreuungsgruppe<br />

der Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

in Richtung Masuren. Vor der diesjährigen<br />

Fahrt gab es Personalprobleme, aus<br />

gesundheitlichen Gründen konnte die<br />

Betreuungsmannschaft erst eine Woche<br />

vor Reisetermin komplett zusammengestellt<br />

werden. Die Gruppe wurde am 5. November<br />

nach ihrer Ankunft in Johannisburg - ihr<br />

Kleinbus, mit reichlich Kleiderspenden vollgepackt,<br />

hatte alle Teilnehmer problemlos<br />

hergebracht - von der Vorsitzenden des<br />

Vereins „Rosch” Mira Kreska und Vorstandsmitgliedern<br />

herzlich begrüßt und<br />

willkommen geheißen. Einzelheiten der am<br />

nächsten Tag beginnenden örtlichen Betreuung<br />

in den verschiedenen Bereichen<br />

waren schnell besprochen. Geklärt wurden<br />

noch Veränderungen für die Übergabe<br />

der Unterstützungsbeiträge an unsere<br />

Landsleute, die Liste der Personen bzw.<br />

Familien, die als bedürftig eingestuft waren,<br />

musste wegen einiger Veränderungen<br />

angepasst werden. Im Jahr 2000 sind 6<br />

Personen verstorben, 1 Person ist verzogen,<br />

und 2 Personen konnten nicht mehr<br />

als bedürftig eingestuft werden. Zum anderen<br />

hatten sich neue Not- und Problemfälle<br />

ergeben, die bedacht werden mußten.<br />

Wie in den Jahren zuvor ist die Betreuung<br />

im Kreisgebiet aufgesplittet worden;<br />

die Gruppe war in 4 Bereichen tätig:<br />

Bereich Johannisburg:<br />

Ilse Kruyk, Ewald Gesk<br />

Arys und Umland:<br />

Berndt Warda, Ewald Gesk<br />

Niedersee und Heidedörfer:<br />

Gustav Dzewas<br />

Gehlenburg und Umland:<br />

Herbert Soyka<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Aus der Arbeit der Kreisgemeinschaft<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

In allen Bereichen wurden wir von Vorstandsmitgliedern<br />

des Vereins „Rosch”<br />

unterstützt. Mira Kreska, Herta<br />

Kadlubowska, Irene Wesolowska, Gisela<br />

Kempa, Hildegard Szulc, Ditmar<br />

Lejmanczyk und Klaus Kipnik standen uns<br />

tatkräftig zur Seite. In diesem Jahr konnten<br />

wiederum 227 Familien oder Einzelpersonen<br />

aus Mitteln der Bruderhilfe der Landsmannschaft<br />

Ostpreußen und der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg bedacht werden.<br />

Beträge um 100,- DM kamen zur Auszahlung.<br />

Mit besonderer Freude konnte in<br />

Quicka eine Jubilarin bedacht werden!<br />

Marie Redzko ist 100 Jahre alt geworden.<br />

Noch recht rüstig, ließ sie es sich nicht<br />

nehmen, ihrem „Geldboten“ ein herzliches<br />

Danke zu sagen und Fürbitte und Segenswünsche<br />

auf den Weg zu geben. Für die<br />

Weihnachtsfeier der Kinder wurde - wie im<br />

Vorjahr - ein Betrag von 1 500,- DM für<br />

Organisation, Betreuung und Geschenke<br />

übergeben. Für das Seniorentreffen im<br />

Dezember konnte ein Zuschuß von 300,-<br />

DM gestiftet werden. Sodann wechselten<br />

200,- DM den Besitzer. Die Dorfgemeinschaft<br />

Morgen hatte diesen Betrag gespendet<br />

und mitgegeben, um zwei in Not<br />

und Bedrängnis geratene Familien oder<br />

Personen finanziell zu unterstützen. Froh<br />

und dankbar sind die Unterstützungshilfen<br />

aufgenommen worden, damit konnte ein<br />

gutes Werk in die Tat umgesetzt werden,<br />

dem Betreuungsteam wurde entsprechende<br />

Anerkennung in lieben und herzlichen<br />

Worten entgegengebracht. Abschließend<br />

ein persönliches Wort: Bei Gustav Dzewas,<br />

der sozusagen „reaktiviert“ zu der<br />

Betreuungsgruppe stieß, und bei unserem<br />

„Neuling“ Ewald Gesk, der bei seiner ersten<br />

Fahrt erfolgreich mitarbeitete, möchte<br />

ich mich für ihr Einspringen in schwieriger<br />

Lage und die Bereitschaft, helfen zu wollen,<br />

auf diesem Wege bedanken.<br />

Osnabrück, 06.12.2001 H. Soyka<br />

21


22<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

BERICHT ÜBER DIE ARBEIT<br />

DER KREISGRUPPE IN BERLIN<br />

Die Kreisgruppe in Berlin besteht am 02.<br />

12. 2001 fünfzig Jahre.<br />

Wir werden keine Feier ausrichten, weil<br />

unser Treff im jetzigen Lokal zu klein ist. Die<br />

großzügige Finanzspritze von der Kreisvertretung<br />

benutzten wir als Zuschuss für<br />

unsere Busfahrt nach dem Müritzsee, zwei<br />

Stunden Schiffsfahrt und Mittagessen und<br />

den Rest für ein Essen zu Weihnachten.<br />

Die Müritzfahrt mit 48 Mitgliedern und Freunden<br />

war bei herrlichem Wetter ein Erlebnis.<br />

Am 6. und 7. Oktober 2001 fanden im<br />

Deutschlandhaus zwei ostpreußische Kulturtage<br />

statt, mit Vorlesungen, Gumbinner<br />

Chor, der 2 Tage in Berlin weilte, mit Ausstellungen<br />

und ostpreußischen Spezialitäten<br />

von jedem Kreis. Wir hatten reichlich<br />

Material von Landsmann Gerhard BOSK<br />

zur Verfügung. Unser Stand war aber auch<br />

Meine Seele ist gefangen in dem Land,<br />

Wo versteckt in Lindenbäumen<br />

Nachtigallen sangen.<br />

Wo im tiefen Wald verborgen<br />

Stilles Wasser lebt -<br />

Flirrend heiße Sommerluft<br />

In sich selber schwebt.<br />

Blauschwarz stakt die Mandelkrähe<br />

Über frischgemähtes Gras -<br />

Hinter ihr ganz in der Nähe<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Denk ich an Masuren -<br />

wegen des selbst gebrauten Bärenfangs<br />

besucht.<br />

Im Mai starb unser ältestes Mitglied seit der<br />

Gründung kurz nach ihrem 95. Geburtstag,<br />

Frau WALPUSKI, geb. Salewski, aus Morgen<br />

(Gasthaus). Sie war zuletzt zwei Jahre<br />

im Heim, hat ein stattliches Vermögen hinterlassen<br />

und dank meiner Betreuung im<br />

Heim auch unsere Kreisgemeinschaft als<br />

Erben bestimmt. Unsere Gruppe schrumpft<br />

immer mehr - durch Tod oder auch Wegzug<br />

- zusammen, so dass wir nur noch 37<br />

Mitglieder sind, wir haben aber immer einige<br />

Gäste beim Treffen; so dass wir meistens<br />

unsere 30 Personen zusammen bekommen.<br />

Die Paketaktion nach Masuren, meistens<br />

über Frau E. ZIEGELOWSKI, ist nach wie<br />

vor groß und die Freude in der Heimat<br />

ebenfalls.<br />

Ihre Kreisbetreuerin, Christel Koslowski<br />

10709 Berlin, 15.10.2001 Mansfelder Str. 47,<br />

Tel.: 030/861 38 87<br />

Schläft ein Has’.<br />

Laut der Ruf des Schwarzspechts<br />

Aus dem Hochwald klagt -<br />

Hör das Halali des Jägers,<br />

Der den Keiler jagt.<br />

Wo am Abend junge Leute<br />

In den Fliederlauben sangen,<br />

Schlich als Kind ich hin zum Wald,<br />

Wollte Rehe fangen. -<br />

Jever, November 1990, Waltraud Fabisch-Rynek<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

DIE RENOVIERUNG DES<br />

SOLDATENFRIEDHOFES<br />

I. WELTKRIEG IN<br />

ADREASWALDE, KRS.<br />

JOHANNISBURG<br />

Dazu schreibt uns Herr Willutzki:<br />

Durch meine Beziehungen zum Volksbund<br />

Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und<br />

zum Referenten für Friedhofsbau- u. Pflege,<br />

Herrn Wiedemann für Polen, gelang es<br />

mir, dass dieser Friedhof renoviert wurde.<br />

Herr Wiedemann hatte auf meine Empfehlung<br />

hin diesen Friedhof besichtigt, welcher<br />

ihn sehr beeindruckte. Für 2001 gab<br />

er sofort seine Zustimmung zwecks Renovierung<br />

und Finanzierung durch den Volksbund<br />

in Kassel. Hier ruhen 48 deutsche<br />

und 21 russische Soldaten. Der Friedhof<br />

liegt in einem Laub-Mischwald, unweit der<br />

alten Kreisgrenze Lyck-Johannisburg und<br />

etwa 120 Meter von der Durchgangsstraße<br />

zwischen Baitkowen und Drygallen entfernt<br />

und ist jetzt zu Fuß unbeschwerlich zu<br />

erreichen.<br />

Der Friedhof war durch einen Staketenzaun<br />

mit aus Feldsteinen gemauerten Pfeilern<br />

eingefriedet. Gegenüber der Eingangspforte<br />

befand sich eine ebenfalls aus Feldsteinen<br />

errichtete Mauer mit einem Betonkreuz.<br />

Dieses Kreuz befindet sich wieder<br />

auf der original nachgebauten pyramidenähnlichen<br />

Mauer, die gesamte Einfriedung<br />

wurde im alten Zustand wieder hergestellt.<br />

Die Inschrift auf der Gedenktafel lautet im<br />

polnischen, deutschen u. russischen Text:<br />

Hier ruhen gefallene Soldaten des Krieges<br />

1914-1918, GEDENKT IHRER UND DER<br />

OPFER ALLER KRIEGE<br />

Darunter die 5 Kreuzsymbole und die Inschrift:<br />

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge<br />

e.V.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

23


2001.09.04<br />

24<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Sehr geehrter, lieber Herr Bosk!<br />

Der Deutsche Freundschaftskreis “Rosch”<br />

in Johannisburg bedankt sich bei Ihnen im<br />

Namen aller Mitglieder und des Vorstandes<br />

für die große Kleidersendung für unsere<br />

Bedürftigen armen Mitglieder.<br />

Lieber Herr Bosk, es ist für unsere Bedürftigen<br />

und auch für uns ein Gottessegen,<br />

dass Sie die Kraft haben, sich so viel Mühe<br />

und Arbeit zu machen, um den armen Menschen<br />

bei uns zu helfen. Möge der liebe<br />

Herr Gott Ihnen noch viel Gesundheit und<br />

Kraft schenken, damit Sie noch weiter für<br />

uns sorgen können.<br />

Wir alle freuen uns sehr, wenn Sie uns<br />

besuchen kommen, denn Herr Bosk ist für<br />

viele von uns der rettende Engel.<br />

Wir wünschen Ihnen und Ihrer lieben Frau<br />

alles Liebe und Gute. Wir wünschen Gesundheit<br />

und Gottes Segen.<br />

Mit vielen herzlichen Grüßen verbleiben wir<br />

Ihre dankbaren <strong>Johannisburger</strong>.<br />

Ihre Irene Wesolowski, Mariola Lewinska,<br />

Leszek W.,Gisela Kempa,Mira Kreska,<br />

Malgorzata Klos<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Masurenhilfe<br />

Heimweh Du fragtest mich, mein Kind, was Heimweh ist?<br />

An dieser Frage kann man es verspüren:<br />

Du kennst es nicht; - sonst würdest du nicht rühren<br />

an diesem unbeschreiblich wehen Schmerz,<br />

gleich einem Stachel senkt - und bohrt - und frißt:<br />

Geh’ spielen, Kind, frag nicht, was Heimweh ist!<br />

Fort sprang das Kind. - Ich aber hab’ ins Kissen<br />

begraben mein verhärmtes Angesicht<br />

und habe laut vor Heimweh schluchzen müssen.<br />

Ich weiß - ich weiß es längst, was Heimweh ist<br />

Frieda Jung und wie es bohrt und nagt und sticht und frißt.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Johannisburg 10.06.01<br />

Sehr geehrte, liebe Frau Wonsak,<br />

sehr geehrter, lieber Herr Wonsak!<br />

Es ist wieder eine liebe Überraschung, die<br />

wir im Deutschen Verein und der<br />

Johannitersozialstation erlebten; gestern<br />

sind Ihre großen, wertvollen Pakete mit<br />

Bekleidung, Kaffee und Süßigkeiten bei<br />

uns gut angekommen.<br />

Im Namen aller Mitglieder möchte ich Ihnen<br />

den allerherzlichsten Dank aussprechen<br />

für diese große Unterstützung, für<br />

Ihre große Mühe, die viele anstrengende<br />

Arbeit, die Sie für uns getan haben. Es wird<br />

viel Freude bei den armen, bedürftigen<br />

Mitgliedern geben, die arbeitslos und auf<br />

jede auch kleine Unterstützung angewiesen<br />

sind.<br />

Ich versichere: die gute Bekleidung wird<br />

von unserer Kleiderkammer ehrlich an die<br />

armen Menschen verteilt. Ich bin Ihnen<br />

sehr, sehr dankbar, dass Sie an uns hier<br />

noch denken, so haben wir das schöne<br />

Gefühl zu wissen, dass wir hier nicht vergessen<br />

sind.<br />

Ein tausendmal herzliches Dankeschön für<br />

Ihr liebes, gutes Herz. Wünsche Ihnen alles<br />

nur Liebe und Gute, gute Gesundheit und<br />

Gottes Segen.<br />

Mit herzlichen Grüßen verbleiben wir Ihre<br />

dankbaren <strong>Johannisburger</strong>,<br />

Ihre Mira Kreska


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

LANDRAT JÖRG-DIETRICH<br />

KAMISCHKE FÜR WEITERE<br />

JAHRE ALS LANDRAT<br />

BESTÄTIGT<br />

Der Landrat unseres Patenkreises Schleswig-Flensburg,<br />

Herr Jörg-Dietrich<br />

Kamischke ist zur Freude aller<br />

<strong>Johannisburger</strong> für weitere Jahre mit überwältigender<br />

Mehrheit als Landrat wieder-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

KREISTAG<br />

Zusammensetzungn ab <strong>2002</strong><br />

Name Kirchspiel Amt, Funktion, Aufgabengebiet<br />

Wippich, Gerhard Gehlenburg Kreisvertreter<br />

Bosk, Gerhard Gehsen stellv. Kreisvertreter<br />

Reck, Willi Kurwien stellv. Kreisvertreter<br />

Falkenstein, Sieglinde Mittenheide Schriftführerin<br />

Fischer, Kurt Johannisburg/Land Kassenverwalter<br />

Soyka, HeIbert Morgen Beisitzer, Organisationsaufgaben<br />

Woytewitz, Doris Eckersberg Beisitzerin/Redaktionsteam <strong>Heimatbrief</strong><br />

Klischewski, Eva Johannisburg/Stadt Redaktionsteam <strong>Heimatbrief</strong><br />

Ziemer, Klaus Johannisburg/Stadt<br />

Gesk, Ewald Johannisburg/Land Kassenprüfer, Mitarbeiter Heimatstube,<br />

Kreiskartei<br />

Dr. Woytewitz, Gerhard Arys/Stadt besondere Aufgaben<br />

Stapelfeldt, Liselotte Arys/Land<br />

Thomsen, Roswitha Gehlenburg Redaktiosteam <strong>Heimatbrief</strong><br />

Warda, Berndt Adlig Kessel<br />

Kruyk, Ilse Breitenberg Versand, Anschriftenliste<br />

Zwikla, Kurt Drigelsdorf Kassenprüfer<br />

Czypull, Wilhelm Großrosen besondere Aufgaben<br />

Reda, Wilhelm Großrosen Organisationsaufgaben Mitteldeutschland<br />

Pedak, Heinz Richtenberg Organisationsaufgaben<br />

Krisch, Sigrid Weißuhnen<br />

Gem. § 6 der Satzung der KG gehören dem Kreistag auch an:<br />

Kamischke, Jörg- Dietrich Landrat des Patenkreises Schleswig-Flensburg<br />

Thomsen, Helmut Patenschaftsbetreuer<br />

Kreska, Mira Deutscher Kulturverein Rosch, Johannisburg<br />

Ehrenmitglieder der Kreisgemeinschaft: Haffke, Ulrich; Maseizik, Max<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

gewählt worden. Wir beglückwünschen<br />

diesen verdienten Kommunalpolitiker von<br />

Herzen und sagen Dank für seine Fürsorge,<br />

die er uns <strong>Johannisburger</strong>n schenkt. In<br />

Zusammenarbeit mit Kreispräsident Joh.<br />

Petersen hat Herr Landrat Kamischke jederzeit<br />

ein offenes Ohr für seine Paten und<br />

sorgte stets für ein gutes Patenschaftsverhältnis.<br />

Wir wünschen weiterhin eine<br />

glückliche Hand und eine stabile Gesundheit.<br />

Die Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

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26<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Ewald Gesk Unewattfeld 9,<br />

24977 Langballig.<br />

Geboren am 05. 09. 1942 in Johannisburg.<br />

Meine Eltern: Landwirt Albrecht Gesk und<br />

Ehefrau Ottilie Gesk, geb. Kalenka.<br />

Bis November 1944 wohnhaft in Schwallen<br />

(Zwalinnen), dann Flucht und neue Bleibe<br />

in Wuseken, Kreis Köslin in Pommern. Ende<br />

Mai 1946 Ankunft in Lübeck-Pöppendorf<br />

und weiter nach Flensburg. 1948 Einschulung<br />

in die Volksschule Flensburg. Anschließend<br />

Mittlere Reife und am 01. 04. 1960<br />

Eintritt in den mittleren Postdienst. Vom 01.<br />

10. 1962 bis 31. 03. 1964 Wehrdienst bei<br />

der Bundesmarine.<br />

Bei der Deutschen Bundespost als Betriebsleiter<br />

und der nachfolgenden Deutschen<br />

Post AG als Postmanager tätig. Ab<br />

Januar 2000 im Ruhestand. Verheiratet seit<br />

1964 und Vater von zwei Söhnen, 1964 und<br />

1968 geboren. Seit Mai 2001 Mitarbeit in<br />

der Kreisgemeinschaft, Heimatstube Flensburg.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

NEUE MITGLIEDER DES KREISTAGES STELLEN SICH VOR:<br />

Mein Name ist Liselotte Stapelfeldt, geb.<br />

Nagel, bin am 26. Okt. 1924 in Arenswalde<br />

geboren. Mein Vater war in A. Schmiedemeister<br />

und bewirtschaftete 17 ha Land.<br />

Besuch der Schule in Arenswalde, Pflichtjahr<br />

und Handelsschule in Johannisburg.<br />

Ab 1940: Reichsangestellte beim<br />

Fliegerhorst Gutenfeld.<br />

Jan. 1945: Flucht über Pillau nach<br />

Lübeck<br />

1945-1947: Beschäftigt bei der<br />

Hansestadt Lübeck<br />

und Versorgungsamt.<br />

1947: Heirat<br />

1965: Rückkehr in den Beruf<br />

(halbtags), beschäftigt bei<br />

einer Baustoff-Handlung in<br />

Hamburg und bis zum Ruhestand<br />

über 20 Jahre bei der<br />

Raiffeisen-HaGe in Uetersen.<br />

Ich bin mit meiner Heimat Ostpreußen sehr<br />

verbunden und freue mich über eine Mitarbeit<br />

in der Gemeinschaft.<br />

Geburtstage (von 80 Jahren ab) und Jubiläen, wie<br />

z. B. Hochzeiten, können dem Ostpreußenblatt<br />

direkt zur Veröffentlichung mitgeteilt werden.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Patenkreis<br />

KREIS SCHLESWIG-FLENSBURG<br />

Pressestelle- Schleswig, 29. März 2001<br />

PRESSEMITTEILUNG<br />

PARTNERSCHAFT AUF<br />

BREITER BASIS: ARYS-KROPP<br />

Die Basis der Partnerschaft zwischen dem<br />

Kreis Schleswig-Flensburg und dem polnischen<br />

Kreis Johannisburg wird immer breiter.<br />

Kreispräsident Johannes Petersen und<br />

Landrat Jörg-Dietrich Kamischke empfingen<br />

im Kreishaus jetzt eine Delegation aus<br />

Arys mit dem <strong>Johannisburger</strong> Landrat<br />

Marek Konopka und Bürgermeister Jan<br />

Aleszczyk an der Spitze. Die Gruppe ist<br />

vom 28. bis 31. März zu Gast bei der<br />

Gemeinde Kropp, um die im vergangenen<br />

Jahr geknüpften Kontakte der beiden Orte<br />

zu vertiefen.<br />

An dem Meinungsaustausch im Kay-Nebel-Saal<br />

des Kreishauses nahmen vom<br />

Kreis Schleswig-Flensburg auch die Fraktionsvorsitzenden<br />

Ingo Degner und Andreas<br />

Lorenzen sowie die Kreistagsabgeordnete<br />

Barbara Scheufler-Lembcke teil. Von<br />

der Gemeinde Kropp begleiteten die<br />

Gemeindevertreter Ulrich Brüggemeier -<br />

zugleich Kreistagsabgeordneter - und Jürgen<br />

Selck die polnischen Kommunalpolitiker<br />

nach Schleswig.<br />

Landrat Konopka dankte dem Kreis Schleswig-Flensburg<br />

dafür, den Weg für eine<br />

Partnerschaft zwischen Arys und Kropp<br />

geebnet zu haben. Er hoffe, dass die beiden<br />

Orte eine offizielle Verbindung besiegeln<br />

werden, sagte Konopka. Von der kommunalen<br />

Erfahrung der Gemeinde Kropp<br />

zu lernen und neue Freunde in einem hoffentlich<br />

bald vereinigten Europa zu finden,<br />

wünscht sich Bürgermeister Aleszczyk mit<br />

Blick auf das angestrebte Miteinander der<br />

Orte. Die Repräsentanten des Kreises<br />

Schleswig-Flensburg würdigten das völkerverbindende<br />

Engagement von Kropp und<br />

Arys. Partnerschaften auf örtlicher Ebene<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

aufzubauen, unterstütze in besonderer<br />

Weise das Anliegen der beiden Kreise, auf<br />

vielfältige Kontakte unter den Bürgern,<br />

Vereinen und Organisationen hinzuwirken<br />

und die junge Generation aus Deutschland<br />

und Polen einander näher zu bringen. Das<br />

sei ein wirkungsvoller Beitrag für die Schaffung<br />

eines vereinten Europas, in dem Reisende<br />

vom Nordkap bis Sizilien und vom<br />

Atlantik bis nach Masuren die Grenzen<br />

ohne Passkontrollen passieren könnten.<br />

EHREN-KREISPRÄSIDENT<br />

ANDREAS FRANZEN<br />

80 JAHRE<br />

Der ehemalige Kreispräsident unseres<br />

Patenkreises Schleswig-Flensburg feierte<br />

am 20.12.2001 seinen 80. Geburtstag.<br />

Wer kennt nicht diesen immer freundlichen<br />

und aufgeschlossenen<br />

Kommunalpolitiker, dem<br />

die Betreuung und Fürsorge<br />

der <strong>Johannisburger</strong><br />

stets ein besonderes<br />

Anliegen war. Auch<br />

heute noch freut sich<br />

Ehrenkreispräsident<br />

Franzen, wenn er einem<br />

<strong>Johannisburger</strong> begegnet und mit ihm über<br />

schöne, erinnerungswürdige Stunden plaudern<br />

kann.<br />

Natürlich war es Kreispräsident Franzen<br />

eine Selbstverständlichkeit, die Heimat<br />

seines Paten zu besuchen und kennenzulernen.<br />

Die <strong>Johannisburger</strong> danken ihm für seine<br />

Treue und sein immer bereites Verständnis<br />

und wünschen Gesundheit und Zufriedenheit<br />

für noch viele sinnvolle Jahre.<br />

Franzen wurde für seine Verdienste als<br />

Kommunalpolitiker im Jahre 1982 mit der<br />

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />

geehrt. Im Auftrage des Kreisausschusses<br />

und seines Vorsitzenden Gerhard<br />

Wippich überreichte Gerhard Bosk,<br />

stellvertr. Kreisvertreter, dem Freund der<br />

<strong>Johannisburger</strong> ein Großfoto von Masuren.<br />

27


Kreis Schleswig-Flensburg Pressestelle<br />

Schleswig,11. Mai 2001<br />

PRESSEMITTEILUNG<br />

28<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

PATENSCHAFT ZUR<br />

VÖLKERVERSTÄNDIGUNG<br />

Delegation der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg zu Gast in Schleswig<br />

Eine Delegation der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg unter Leitung ihres Vorsitzenden,<br />

Gerhard Wippich, wurde im Rahmen<br />

eines mehrtägigen Besuchsaufenthalts<br />

von Kreispräsident Johannes Petersen<br />

und Landrat Jörg-Dietrich Kamischke<br />

empfangen. Der Kreis Schleswig-Flensburg<br />

unterhält bereits seit über 40 Jahren eine<br />

Patenschaft zur Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

in Polen. Ihr gehören rd. 6.500<br />

Haushalte durch den 2. Weltkrieg heimatvertriebener<br />

<strong>Johannisburger</strong> in ganz<br />

Deutschland an.<br />

Nach dem Eintreffen der Gäste kam es<br />

zunächst zu einem gemeinsamen Erfahrungsaustausch<br />

zwischen dem Vorstand<br />

der Kreisgemeinschaft und dem Hauptausschuss<br />

des Kreises Schleswig-Flensburg.<br />

Im Mittelpunkt der Gespräche standen<br />

dabei die Vertiefung der Patenschaft,<br />

der Erhalt wertvollen Kulturerbes und die<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Pflege der deutschen Sprache. Gerhard<br />

Wippich bat die Vertreter des Kreises, sich<br />

weiterhin dafür einzusetzen, dass die Angehörigen<br />

der Kreisgemeinschaft einen<br />

ebenso leichten Zugang zu Personenstandsurkunden<br />

und Kirchenbüchern erhalten<br />

wie die polnische Bevölkerung.<br />

Landrat Jörg-Dietrich Kamischke und Kreispräsident<br />

Petersen sicherten die Unterstützung<br />

des Kreises zu. “Wir werden unsere<br />

Bemühungen nach wie vor darauf<br />

richten, zu einem Umdenkungsprozess in<br />

Polen beizutragen.“<br />

Für den Deutschen Verein Rosch, der eine<br />

Scharnierstelle zur polnischen Bevölkerung<br />

bildet, gab Mira Kreska einen ausführlichen<br />

Überblick über die Vereinsarbeit.<br />

Auch sie dankte dem Kreis für die Unterstützung<br />

hilfsbedürftiger Deutscher.<br />

Im Rahmen des anschließenden Empfangs<br />

der gesamten Delegation im Schleswiger<br />

Kreishaus hob Kreispräsident Petersen die<br />

Bedeutung der langjährig bestehenden<br />

Patenschaft hervor. Neben humanitärer<br />

Hilfe gehe es vor allem darum, zur Versöhnung<br />

zwischen Deutschen und Polen beizutragen.<br />

„Dabei verfolgen wir auch das<br />

Ziel, der in Polen heute noch lebenden<br />

deutschen Minderheit zu helfen, ihre Identität<br />

zu wahren, wohl wissend, dass dies<br />

ohne gutes Einvernehmen und friedliches<br />

Miteinander mit der Mehrheitsbevölkerung<br />

nicht möglich ist.“ Nur die gemeinsame<br />

Aufarbeitung der Vergangenheit und die<br />

gemeinsame Arbeit für die Zukunft garantierten<br />

den wahren Erfolg der Bemühungen<br />

- so der Kreispräsident.<br />

Gerhard Wippich schloss sich diesen Worten<br />

an und mahnte zum „Erinnem für die<br />

Zukunft.“ Nur aus Offenheit und Unvoreingenommenheit<br />

könne das nötige Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

erwachsen.<br />

Im weiteren Verlauf ihres Aufenthalts wird<br />

die Kreisgemeinschaft ein umfangreiches<br />

Besichtigungsprogramm absolvieren und<br />

ihre Jahreshauptversammlung durchführen.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

STIPENDIUM<br />

FÜR POLNISCHE SCHÜLER<br />

Für die Gymnasiasten Katarzyna Maksimowicz<br />

und Gracjan Gizejewski aus Johannisburg<br />

in Polen geht der vom Kreis Schleswig-Flensburg<br />

gestiftete einjährige Aufenthalt<br />

im Kreisgebiet mit Ablauf des Schuljahres<br />

zu Ende.<br />

Kreispräsident Johannes Petersen und<br />

Landrat Jörg-Dietrich Kamischke verabschiedeten<br />

die beiden 18-Jährigen aus<br />

dem Partnerkreis im Schleswiger Kreishaus.<br />

Katarzyna Maksimowicz hat das Jahr<br />

bei Familie Blaß in Schuby verbracht, während<br />

Gracjan Gizejewski Aufnahme bei Familie<br />

Schwarz-Nissen in Dollrottfeld fand.<br />

Beide Jugendlichen nahmen am Unterricht<br />

der Schleswiger Lornsenschule teil.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Kreispräsident Petersen und Landrat Kamischke<br />

würdigten die beiden Gymnasiasten<br />

als hervorragende Botschafter ihres<br />

Landes. Sie seien angenehme Gäste gewesen<br />

und hätten einen ausgezeichneten<br />

persönlichen Beitrag zur Verständigung<br />

der europäischen Jugend geleistet. Dank<br />

und Anerkennung sprachen die Vertreter<br />

des Kreises Schleswig-Flensburg den Gasteltern<br />

und der Lornsenschule für ihr Engagement<br />

zugunsten der polnischen Schüler<br />

und damit auch zur Förderung der Partnerschaft<br />

des Kreises Schleswig-Flensburg<br />

mit dem Kreis Johannisburg aus.<br />

Der Kreis Schleswig-Flensburg bereitet sich<br />

jetzt auf zwei neue Stipendiaten vor, die<br />

nach den Sommerferien zu Beginn des<br />

neuen Schuljahres im Kreisgebiet erwartet<br />

werden.<br />

Sie nahmen Abschied: Katarzyna Maksimowicz und Gracjan Gizejewski kehren in Ihre Heimat<br />

Polen zurück.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

29


30<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

NEUES STIPENDIUM FÜR<br />

POLNISCHE SCHÜLER<br />

Der Kreis Schleswig-Flensburg engagiert<br />

sich weiter erfolgreich für eine lebendige<br />

Ausgestaltung seiner Partnerschaft mit dem<br />

Kreis Johannisburg in Polen. Wesentliches<br />

Element der freundschaftlichen Beziehungen<br />

ist ein Stipendium des Kreises, das<br />

zwei polnischen Jugendlichen einen einjährigen<br />

Studienaufenthalt im Kreisgebiet<br />

ermöglicht. Dieses Projekt geht jetzt bereits<br />

in die siebte Runde<br />

Zum Schuljahresbeginn sind die beiden 17<br />

jährigen Gymnasiasten Anna Maslowska<br />

und Lukasz Mieczkowski im Kreisgebiet<br />

eingetroffen. Anna Maslowska wohnt bei<br />

Familie Diana und Heinz Holst in Klein<br />

Bennebek. Lukasz Mieczkowski hat bei<br />

Familie Irmhild und Harry Pastewka in<br />

Idstedt für das Jahr ein Zuhause gefunden.<br />

Beide Jugendlichen nehmen am Unterricht<br />

der Schleswiger Lornsenschule teil.<br />

Lukasz spricht schon gut deutsch. Nach<br />

eigenen Angaben hat er es in der Schule<br />

und durch deutsche Fernsehprogramme<br />

gelernt.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Bei einem Besuch im Schleswiger Kreishaus<br />

hießen Kreispräsident Johannes<br />

Petersen und Landrat Jörg-Dietrich<br />

Kamischke die jungen Gäste aus Polen<br />

namens des Kreises Schleswig-Flensburg<br />

willkommen. Sie würdigten die Bereitschaft<br />

der Schüler, die vertraute Umgebung sowie<br />

die Angehörigen und Freunde zu verlassen,<br />

um für ein Jahr in Deutschland zur<br />

Schule zu gehen und zu leben. Kreispräsident<br />

Petersen und Landrat Kamischke<br />

äußerten sich aufgrund ihrer ausgezeichneten<br />

Erfahrungen mit den vorherigen Stipendiaten<br />

aus Polen zuversichtlich, dass<br />

auch der Aufenthalt von Anna und Lukasz<br />

im Kreisgebiet für alle Beteiligten zu einem<br />

nachhaltig positiven Erlebnis werde.<br />

Den Gasteltern sowie Oberstudiendirektor<br />

Timm Dallmann von der Lornsenschule<br />

sprachen Petersen und Kamischke Dank<br />

für die Bereitschaft aus, die verantwortungsvolle<br />

Betreuung der Jugendlichen zu<br />

übernehmen. Sie beteiligten sich damit aktiv<br />

an der Partnerschaft zwischen den Kreisen<br />

Schleswig-Flensburg und Johannisburg<br />

und trügen persönlich zur Völkerverständigung<br />

zwischen Deutschen und Polen bei.


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

ENGE UND VIELFÄLTIGE<br />

FREUNDSCHAFT<br />

Delegation aus dem Kreis<br />

Johannisburg zu Gast<br />

im Kreis Schleswig-Flensburg<br />

Eine Delegation des Kreises Johannisburg<br />

(Polen) unter der Leitung von Landrat Marek<br />

Konopka und dem <strong>Johannisburger</strong> Bürgermeister<br />

Janusz Puchalski besucht zur<br />

Zeit den Partnerkreis Schleswig-Flensburg.<br />

Heute (14. September) empfingen Kreispräsident<br />

Johannes Petersen und Landrat<br />

Jörg-Dietrich Kamischke die Gäste zu einem<br />

Meinungsaustausch im Schleswiger<br />

Kreishaus. Als Vertreter der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg nahm deren stellvertr.<br />

Vorsitzender Gerhard Bosk an dem Gespräch<br />

teil.<br />

Alle Redner stellten übereinstimmend die<br />

Lebendigkeit und Vielfalt der partnerschaftlichen<br />

Aktivitäten zwischen den beiden<br />

Kreisen heraus. Als positive Beispiele würdigte<br />

Kreispräsident Petersen die Kontak-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

te der Feuerwehren, des Deutschen Roten<br />

Kreuzes und der Lornsenschule Schleswig.<br />

Weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

nannte Petersen für die Gemeinden.<br />

In diesem Zusammenhang wies er auf vielversprechende<br />

Kontakte zwischen Kropp<br />

und Arys hin. Auch im Bereich des Sports<br />

seien die Voraussetzungen für grenzüberschreitende<br />

Verbindungen günstig.<br />

Bürgermeister Janusz Puchalski hob als<br />

bedeutsames Element der Partnerschaft<br />

die Einbindung des Deutschen Vereins<br />

„Rosch“ und dessen Vorsitzender Mira<br />

Kreska sowie der Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

hervor.<br />

Als neue touristische Initiative im Kreis Johannisburg<br />

stellte Landrat Marek Konopka<br />

das Projekt „Urlaub auf dem Bauernhof”<br />

vor. Die Gesprächspartner vereinbarten,<br />

die Partnerschaftsziele um die gegenseitige<br />

Unterstützung im Fremdenverkehr zu<br />

ergänzen. Einig war man sich darüber hinaus,<br />

den Austausch von Schulkassen möglichst<br />

auf alle Gymnasien im Kreis Johannisburg<br />

auszudehnen.<br />

Eine Delegation aus dem Kreis Johannisburg ist zu Gast im Kreis Schleswig-Holstein<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

31


KREISPARTNERSCHAFT:<br />

EMPFANG FÜR DELEGATION<br />

AUS JOHANNISBURG<br />

IM SCHLESWIGER<br />

KREISHAUS<br />

Im Mittelpunkt des Besuchsprogramms der<br />

offiziellen Delegation aus dem polnischen<br />

Kreis Johannisburg im Partnerkreis Schleswig-Flensburg<br />

stand ein Empfang im<br />

Schleswiger Kreishaus.<br />

Kreispräsident Johannes Petersen und<br />

Landrat Jörg-Dietrich Kamischke begrüßten<br />

im Bürgersaal neben den polnischen<br />

Gästen auch zahlreiche Persönlichkeiten<br />

aus dem Kreis Schleswig-Flensburg, die<br />

mit der Partnerschaftsarbeit in Verbindung<br />

stehen, unter ihnen die Vorsitzenden der<br />

Kreistagsfraktionen Peter-Dietrich Henningsen<br />

(CDU), Andreas Lorenzen (SSW) und<br />

die stellv. Vorsitzende Barbara Scheufler-<br />

Lembcke (SPD).<br />

In seiner Ansprache stellte Kreispräsident<br />

Petersen die große Bedeutung kommunaler<br />

Partnerschaften heraus. Kommunen -<br />

so Petersen - seien als kleinste politische<br />

Einheiten den Menschen am nächsten.<br />

Daher seien sie am besten geeignet, Men-<br />

32<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

schen verschiedener Nationen zusammenzubringen.<br />

Menschliche Beziehungen bildeten<br />

den Schlüssel zur Völkerverständigung,<br />

betonte der Kreispräsident . Treffen<br />

offizieller Delegationen seien nicht Selbstzweck,<br />

sondern dienten dazu, die Partnerschaft<br />

auf eine breite Basis zu stellen .<br />

Trotz Sprachbarriere seien die Bemühungen<br />

im Miteinander mit dem Kreis Johannisburg<br />

sehr erfolgreich.<br />

Landrat Marek Konopka äußerte seine Freude<br />

darüber, dass sich die Partnerschaft<br />

lebendig entwickelt habe. Dank sagte er<br />

dem Kreis Schleswig-Flensburg insbesondere<br />

für die Bereitschaft, jedes Jahr zwei<br />

polnische Schüler in einem einjährigen Stipendium<br />

mit der deutschen Sprache und<br />

den Lebensverhältnissen im Kreisgebiet<br />

vertraut zu machen. Als weitere gelungene<br />

Projekte der Partnerschaft würdigte Konopka<br />

das Engagement des DRK-Kreisverbandes,<br />

der Johanniter Unfallhilfe, der<br />

Kreisgemeinschaft Johannisburg und des<br />

Jugendhofes Scheersberg. Landrat Konopka<br />

äußerte den Wunsch, die Partnerschaft<br />

auch auf Gemeindeebene auszudehnen.<br />

Für das kommende Jahr lud er die Vertreter<br />

des Kreises Schleswig-Flensburg zu einem<br />

Gegenbesuch nach Johannisburg ein.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Landrat Konopka<br />

(rechts) überreichte<br />

Kreispräsident<br />

Petersen (Mitte)<br />

und Landrat<br />

Kamischke als<br />

Zeichen für die<br />

intakte Natur im<br />

Kreis Johannisburg<br />

einen Storch als<br />

Gastgeschenk


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Die Kreisstadt Schleswig<br />

SCHLESWIG –<br />

DIE FREUNDLICHE<br />

KULTURSTADT<br />

Als Nachfolgerin der Wikingersiedlung<br />

„Haithabu“ ist das heutige Schleswig auf<br />

dem nördlichen Schleiufer eine moderne<br />

und freundliche Kulturstadt mit ca. 26.000<br />

Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie zeichnet<br />

sich durch eine sehenswerte Altstadt,<br />

eine ausgeprägte Kulturlandschaft, attraktive<br />

Einkaufsbereiche und gute Erholungsmöglichkeiten<br />

aus.<br />

Geschichte der Stadt Schleswig:<br />

Schleswig wird 804 erstmalig als<br />

„Sliasthorp“ und später im 9. und 10. Jh. als<br />

„Sliaswich“ und „Haithabu“ (Ort an der<br />

Heide) erwähnt. Dieses „erste Schleswig“<br />

lag am Haddebyer Noor und war das<br />

Handelszentrum des wikingischen Nordeuropas.<br />

Vermutlich um 1000 n. Chr. wur-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Kreishaus Schleswig, linke Flagge: Kreis Johannisburg<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

de eine neue Siedlung auf dem Nordufer<br />

der Schlei gegründet, die sich nach der<br />

Zerstörung Heithabus 1066 rasch entwikkelte.<br />

1134 wird der Dom erstmalig erwähnt.<br />

Im Mittelalter war Schleswig Bischofs-<br />

und Herzogs-Stadt. Auch die malerische<br />

Fischersiedlung auf dem Holm war<br />

schon im Mittelalter nachweisbar.<br />

Nach 1544 entwickelte sich das Schloß<br />

Gottorf außerhalb der Stadt zu einer großen<br />

Residenz mit den selbständigen Siedlungen<br />

Friedrichsberg, Lollfuß, Hesterberg und<br />

Hühnerhäuser. 1711 wurden diese Siedlungen<br />

zur kombinierten Stadt „Schleswig“<br />

zusammengeschlossen. Sie wurde im 19.<br />

Jh. Ausgangspunkt der nationalen Entwicklung<br />

in Schleswig-Holstein (in den Ständeversammlungen<br />

im Ständesaal des Rathauses<br />

von 1836 bis 1846 begann der<br />

nationale Konflikt zwischen Deutschen und<br />

Dänen). 1844 entstanden in Schleswig das<br />

Schleswig-Holstein-Lied und die blau-weißrote<br />

Fahne. Am 23. April 1848 fand im<br />

westlichen Stadtgebiet die erste große<br />

33


Schlacht des Krieges von 1848/1851 statt.<br />

1868 wurde Schleswig Hauptstadt der preußischen<br />

Provinz Schleswig-Holstein.<br />

1945/46 wurde die Regierung nach Kiel<br />

verlegt, die Stadt erhielt dafür die Obergerichte<br />

des Bundeslandes Schleswig-Holstein,<br />

die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen<br />

und das Landesarchiv. Schleswig<br />

hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />

nach Norden, Süden und Westen weit ausgedehnt.<br />

In Schleswig wurde eine der ersten<br />

Fußgängerzonen Schleswig-Holsteins<br />

eingerichtet, dadurch wurde die Stadt zu<br />

einem lebendigen Einkaufszentrum für Einheimische<br />

und Gäste.<br />

Große Ausgrabungen im Altstadtgebiet von<br />

1970 bis 1983 haben viele Aufschlüsse<br />

über das Leben in der Stadt im Mittelalter<br />

gegeben. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen<br />

sind im Städtischen Museum und<br />

im Archäologischen Landesmuseum zu<br />

sehen. Durch die Renovierung des Günderoth’schen<br />

Hofes (Städtisches Museum),<br />

Am Holm<br />

34<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

des Plessenhofes und des Franziskanerklosters<br />

(bekannt als Graukloster) sowie<br />

die Neugestaltung des Rathausmarktes und<br />

anderer Teile der Altstadt wurde die Stadt<br />

noch attraktiver.<br />

Sehenswürdigkeiten von Schleswig<br />

Der Schleswiger Dom und sein berühmter<br />

Bordesholmer Altar sind besonders sehenswert.<br />

Der Altar gilt als der bedeutendste<br />

Altar Norddeutschlands. Hans Brüggemann<br />

schnitzte in den Jahren 1514 -1521<br />

fast 400 Eichenholz-Figuren. In der Nähe<br />

des Domes befinden sich der Rathausmarkt,<br />

ein hübscher Platz in der Altstadt,<br />

und das klassizistische Rathaus, das mit<br />

dem Graukloster, einem ehemaligen Franziskanerkloster,<br />

verbunden ist. Ein weiterer<br />

Höhepunkt in der Altstadt ist der Holm mit<br />

seiner malerischen Fischersiedlung und<br />

dem St.-Johannis-Kloster. Wo einst die<br />

Benediktinerinnen zu Hause waren, befindet<br />

sich heute ein adliges Damenstift. Die


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Touristinformation bietet ganzjährig Führungen<br />

durch die Altstadt oder zu einzelnen<br />

Objekten an.<br />

Museen in Schleswig<br />

Neben dem Wikinger-Museum Haithabu<br />

ist das Schloß Gottorf immer ein lohnenswertes<br />

Ziel. Es beherbergt die Schleswig-<br />

Holsteinischen Landesmuseen mit einer<br />

Fülle sehenswerter Exponate aus der Kunstund<br />

Kulturgeschichte des Landes vom<br />

Mittelalter bis zur Gegenwart sowie eine<br />

der bedeutendsten Expressionismus-<br />

Sammlungen im Norden. Ein Schwerpunkt<br />

des ebenfalls dort beheimateten Archäologischen<br />

Landesmuseums sind Moorfunde<br />

aus der Eisenzeit und ein Nydamboot aus<br />

dem 4. Jahrhundert. In einer Zweigstelle im<br />

Hesterberg sind die volkskundlichen<br />

Sammlungen des Landesmuseums zu entdecken.<br />

Das Städtische Museum in der<br />

Friedrichstraße zeigt die Geschichte<br />

Schleswigs. Fayencen, eine Holm-Abteilung,<br />

Werke Schleswiger Künstler, eine<br />

Landesmuseum in Schleswig<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Spielzeugsammlung und eine historische<br />

Druckerei bilden Schwerpunkte dieses<br />

Museums. Seit 1999 verfügt das Museum<br />

mit dem Leica Foto Forum über eine ständige<br />

bundesweit einmalige Abteilung im<br />

Bereich Fotografie. Die Dependancen des<br />

Städtischen Museums sind das Holm-Museum<br />

und das Museum für Outsiderkunst<br />

im Gebäude des Präsidentenklosters. Sowohl<br />

durch die Landesmuseen als auch<br />

durch das Städtische Museum werden<br />

Führungen angeboten.<br />

Kultur und Tourismus in Schleswig<br />

Empfehlenswert sind die Domkonzerte im<br />

Sommerhalbjahr oder auch die klassischen<br />

Konzerte im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals.<br />

Der Jazzherbst bietet<br />

jährlich sowohl interessante Neuigkeiten<br />

als auch altbekannte Stars. Freilichtaufführungen<br />

werden im Rahmen der<br />

Schloßfestspiele im Innenhof von Schloß<br />

Gottorf aufgeführt.<br />

Das Stadtfest „Wikingertage” zeigt ein-<br />

35


drucksvoll alle zwei Jahre die Welt der<br />

Nordmänner. Im Stadtweg finden regelmäßig<br />

Aktionen statt. In der Winterzeit zwischen<br />

dem 2. Und 3. Advent findet alljährlich<br />

der Kunsthandwerkermarkt „Schwahlmarkt“<br />

im sonst nicht zugänglichen Kreuzgang<br />

(Schwahl) des Domes statt.<br />

Rundfahrten auf der Schlei starten in den<br />

Sommermonaten täglich an der Schleihallenbrücke<br />

und ab dem Stadthafen. Von<br />

hier aus werden im Sommer auch Hafenrundfahrten,<br />

Schiffsfahrten zum Wikinger<br />

Museum sowie nach Missunde und nach<br />

Kappeln angeboten.<br />

Schleswig bietet insgesamt über 170 gastronomische<br />

Betriebe und mehr als ein<br />

Dutzend kleinerer und größerer Hotels bei<br />

einem mittleren bis gehobenem Komfort<br />

mit ausreichenden Kapazitäten. Die<br />

Touristinformation berät Sie gern.<br />

Schleswig:<br />

Wirtschaft und Kultur als Schwerpunkt<br />

Schleswig wurde 804 erstmals urkundlich<br />

Rathaus in Schleswig<br />

36<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

erwähnt. Seitdem ist Schleswig als<br />

Wirtschafts- und Handelsplatz bekannt,<br />

denn die Wikinger betrieben hier bereits<br />

vor über 1000 Jahren ihren größten Handelsplatz.<br />

Das Stadtgebiet erstreckt sich<br />

über 2.430 ha. Hier wohnen und leben<br />

25.500 Einwohner. Schleswig liegt an der<br />

Schlei, einem Arm der Ostsee. Die Stadt ist<br />

umgeben von einer reizvollen Landschaft<br />

mit Wäldern und Seen. Die Landesmuseen<br />

sind Anziehungspunkt zahlreicher Sommergäste.<br />

Schleswig ist eine der nördlichsten Städte<br />

der Bundesrepublik (40 km bis zur dänischen<br />

Grenze) und liegt ca. 130 km nördlich<br />

von Hamburg. Inmitten einer Endmoränenlandschaft<br />

mit Hügeln, Seen und<br />

Wäldern umschließt das Stadtgebiet (2435<br />

ha) das Ende der Schlei, einer ca. 35 km<br />

langen Ostseeförde, an deren leicht ansteigenden<br />

Ufern die Stadt, von Grün durchzogen<br />

und umgeben - eine landschaftlich<br />

reizvolle Lage einnimmt.<br />

Die zentrale Lage zwischen Nord- und


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Ostsee in Verbindung mit einem hohen<br />

kulturellen Angebot sowie einer reizvollen<br />

landschaftlichen Lage machen Schleswig<br />

zu einem attraktiven Standort für Wirtschaft,<br />

Freizeit, Erholung und Tourismus.<br />

Schleswig ist Mittelzentrum und gehört zur<br />

Region Schleswig-Sönderjulland. Das wirtschaftliche<br />

Gefüge wird durch Branchenvielfalt<br />

bestimmt. Klein- und Mittelbetriebe<br />

prägen den Wirtschaftsstandort. 938 Betriebe<br />

sind in Schleswig ansässig, davon<br />

allein 481 aus dem Bereich des Handels<br />

und 151 aus dem Gastgewerbe. Weitere<br />

181 Betriebe sind eingetragene Handwerksbetriebe.<br />

Nach der Statistik der<br />

sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten<br />

sind von den 12.891 im Stadtgebiet<br />

beschäftigten Personen etwa 82 % im tertiären<br />

Bereich tätig (Handel, Dienstleistungen,<br />

Gebietskörperschaften). Etwa 10.200<br />

Einpendler gehen in Schleswig ihrer Erwerbstätigkeit<br />

nach, während 2.300 Personen<br />

auspendeln. Das Pendlersaldo lag<br />

1998 noch bei + 5.059. Schleswig wird oft<br />

Altstadt mit Dom aus der Vogelperspektive<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

als „Justiz-Hauptstadt“ des Landes Schleswig-Holstein<br />

bezeichnet, da hier der Sitz<br />

der obersten Landesgerichte ist.<br />

Schleswig als Anziehungspunkt<br />

Schleswigs Einzelhandel übt eine große<br />

Sogwirkung auf die Konsumenten aus.<br />

Nach einem Kaufkraft-Gutachten decken<br />

die Schleswiger ihren Bedarf direkt in<br />

Schleswig. Darüber hinaus kommen ebenso<br />

viele Käufer aus umliegenden Städten<br />

und Gemeinden nach Schleswig. Durch<br />

den begonnenen Bau weiterer Einkaufszentren<br />

in der Innenstadt und das vorhandene<br />

Parkhaus mit kostenlosen Parkplätzen<br />

wird sich diese Anziehungskraft noch<br />

weiter steigern. Die Kaufkraft der 13.191<br />

Haushalte in Schleswig lag 1997 bei 28.205<br />

DM/Einwohner.<br />

Schleswig ist Garnisonsstadt. Hier sind ein<br />

Pionierbataillon, eine Fahrschule der Bundeswehr<br />

und ein Sanitätszentrum stationiert.<br />

Die Stadt bietet fünf Gewerbegebiete, ein<br />

37


Industriegebiet und die Einkaufszonen<br />

Friedrichstraße, Stadtweg und Lollfuß. Gewerbegebiete<br />

sind Ratsteich, Gewerbegebiet<br />

Nord “Rund um den Schliekieker“,<br />

Ilensee, St. Jürgen und Margarethenwall.<br />

Das Industriegebiet St. Jürgen wurde im<br />

letzten Jahr erheblich erweitert und umfasst<br />

nun 22,5 ha. Davon stehen nun noch ca.<br />

1,1 ha zur Verfügung. Eine zweite Erweiterung<br />

um weitere 11 ha ist für das Jahr 2001<br />

vorgesehen.<br />

Verkehrsanbindung<br />

Schleswig liegt an der Schnittgrenze der<br />

Bundesstraßen B 201 (Husum – Schleswig<br />

- Kappeln); B 76 (Kiel - Eckernförde - Schleswig<br />

- Flensburg) und B 77 (Itzehoe -<br />

Rendsburg - Schleswig). .<br />

Darüber hinaus ist Schleswig an die Autobahn<br />

A 7 (Hamburg - Flensburg) mit den<br />

Zu- und Abfahrten Schleswig-Jagel und<br />

Schleswig-Schuby optimal angeschlossen.<br />

Kreishaus in Schleswig<br />

38<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

4 C<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Die Bahngleise der Nord-Süd-Achse Hamburg-Flensburg<br />

kreuzen in Schleswig die<br />

Ost-West-Achse Hamburg-Kiel. In Schleswig<br />

befindet sich eine Güterverladestation<br />

der Bahn.<br />

Die nächstgelegenen zivilen Flugplätze<br />

sind der Sportflugplatz Kropp, der Verkehrsflugplatz<br />

Kiel-Holtenau und Schäferhaus in<br />

Flensburg.<br />

Ein Stadthafen und mehrere Sportboothäfen<br />

runden das Angebot ab.<br />

Versorgung<br />

Die Energieversorgung mit Strom, Gas,<br />

Wasser und Fernwärme sowie die Abwasserentsorgung<br />

werden durch die<br />

Schleswiger Stadtwerke sichergestellt.<br />

In der freundlichen Kulturstadt wird eine<br />

Krankenhausvollversorgung von insgesamt<br />

vier Krankenhäusern angeboten. Zwölf<br />

Apotheken, 13 Allgemeinärzte und 61 Facharztpraxen<br />

decken beinahe die gesamte


medizinische Versorgung ab.<br />

Schleswig bietet 14 Kindergärten, drei<br />

Grundschulen, fünf Grund- und Hauptschulen,<br />

drei Realschulen und drei Gymnasien.<br />

Daneben befinden sich in Schleswig die<br />

Beruflichen Schulen des Kreises Schleswig-Flensburg<br />

und fünf Sonderschulen.<br />

Auch fürs hohe Alter ist gesorgt. Neun<br />

Senioreneinrichtungen bieten ihre Dienste<br />

an, und für die Seniorenangelegenheiten<br />

setzt sich der Seniorenbeirat der Stadt<br />

Schleswig ein.<br />

Freizeit<br />

Das breite Freizeitangebot in Schleswig<br />

wird von 24 kulturellen Einrichtungen, drei<br />

Galerien und sieben Museen ergänzt. Den<br />

Einwohnerinnen und Einwohnern Schleswigs<br />

stehen über 120 Vereine offen. Das<br />

umfangreiche Angebot für Jugendliche wird<br />

vom Jugendzentrum und durch stadtteilbezogene<br />

Jugendarbeit abgedeckt. Für<br />

Der Holm<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

die sportliche Betätigung stehen 15 Turnund<br />

Sporthallen sowie zehn Sportplätze<br />

zur Verfügung. Schleswig bietet ein hervorragendes<br />

Segelrevier. Die Kulturveranstaltungen<br />

wirken sich auch positiv auf das<br />

wirtschaftliche Gesamtgefüge aus.<br />

Touristik<br />

Die historische Altstadt, die malerische<br />

Fischersiedlung Holm, der Dom, die<br />

Landesmuseen, das Wikingermuseum<br />

Haithabu und die Aufführungen des Landestheaters<br />

mit Schlosshofspielen machen<br />

Schleswig zu einem attraktiven Anziehungspunkt<br />

für Gäste. Den Besuchern Schleswigs<br />

stehen darüber hinaus über 75 Gaststätten<br />

vom einfachen bis zum gehobenen<br />

Anspruch zur Auswahl zur Verfügung. Den<br />

Gästen werden neben dem reichhaltigen<br />

kulturellen Angebot auch umfangreiche<br />

sportliche Möglichkeiten geboten, die von<br />

einer Outdoor Go-Kartbahn bis zum Kanu-<br />

39


Wasserwandern auf der Schlei reichen.<br />

Bootsvermietungen bieten gängige Wasserfahrzeuge<br />

an. Auch die Angler schätzen<br />

die Schlei sehr. Mit dem Fischereischein<br />

und einer Erlaubnis kann man in der<br />

Schlei nach Barschen und Brassen, Aalen<br />

und Heringen angeln.<br />

Stadtmarketing<br />

In der Stadt Schleswig ist ein Stadtmarketingprozess<br />

zusammen mit Wirtschaftsvertretern<br />

initiiert worden. An diesem<br />

Prozess sind übergreifend verschiedene<br />

Holmfriedhof mit Dom<br />

40<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Institutionen beteiligt. Dabei sollen Kräfte<br />

innerhalb der Stadt weiter gebündelt werden,<br />

um noch effektiver nach außen zu<br />

wirken.<br />

Fazit<br />

Die Nähe zur Verwaltung mit Landes-, Kreisund<br />

Kommunalbehörden, noch freie<br />

Wirtschaftsflächen, der hohe Freizeitwert,<br />

die zentrale verkehrsgünstige Lage, die<br />

Kaufkraftanziehung und ein großes<br />

Arbeitskräftepotential machen Schleswig<br />

zu einem interessanten Wirtschaftsstandort.<br />

Pressestelle der Stadt Schleswig


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

RUND UM DIE UHR FÜR DIE<br />

HEIMAT TÄTIG<br />

MIRA KRESKA –<br />

JOHANNISBURG, 75 JAHRE<br />

“Heimat ist für Menschen etwas, das vor<br />

aller Vernunft liegt und nicht beschreibbar<br />

ist, etwas, das mit dem Leben und Sein<br />

jedes Heranwachsenden so eng verbunden<br />

ist, daß dort die Maßstäbe fürs Leben<br />

gesetzt werden. Für den Menschen im<br />

Osten, der geboren wurde in jener großen<br />

einsamen Landschaft endloser Wälder,<br />

blauer Seen und weiter Flußniederungen,<br />

gilt das besonders” (Marion Gräfin Dönhoff,<br />

1970)<br />

So sehen wir das Wirken einer Frau, die in<br />

ihrer angestammten Heimat geblieben, dieser<br />

ihre ganze Kraft gewidmet hat.<br />

Mira Kreska, seit der polnischen Wende<br />

“Gründerin und Vorsitzende des “Deutschen<br />

Freundeskreises Rosch” im Kreis<br />

Johannisburg, gilt als eine anerkannte Persönlichkeit<br />

nicht nur im Kreis Johannisburg.<br />

Mira Kreska, geborene Boritzki aus Ruhden,<br />

Kreis Johannisburg, kam am 17.10.1926<br />

zur Welt. Ihre Eltern hatten dort einen Bauernhof.<br />

Wie vielen anderen Bewohnern ihres Geburtsortes<br />

gelang Mira K. die Flucht vor<br />

den einrückenden sowjetischen Truppeneinheiten<br />

nicht mehr. Das Schicksal nahm<br />

seinen Lauf. Der weitere Lebensweg wurde<br />

zur Qual. Der polnischen Sprache nicht<br />

mächtig, mußte sie diese unter schwersten<br />

Drangsalen erlernen und vieles entbehren,<br />

was zum Leben notwendig war. Sie hat<br />

diesen Schicksalsweg in Ehren gemeistert<br />

und wurde für viele, die das gleiche Schicksal<br />

teilen mußten, zum Vorbild.<br />

Eine ungewöhnliche Frau, würde man sagen,<br />

denn Mira Kreska verfügt über Ga-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Würdigungen<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

ben, die für die Leitung so vieler Menschen<br />

unterschiedlichen Denkens und Handelns<br />

unabdingbar sind.<br />

Seit 1991 stellt sie als Vorsitzende des<br />

Deutschen Vereins ihre ganze Kraft in den<br />

Dienst ihrer Heimat und wirkt völkerverbindend.<br />

Nie verzagte sie. Ihre Weggefährten<br />

schätzen ihre Arbeit. Über 400<br />

eingetragene Vereinsmitglieder machen<br />

den Freundeskreis zu einer Einrichtung,<br />

der auch von den polnischen Behörden mit<br />

höchstem Respekt und mit großer Anerkennung<br />

begegnet wird.<br />

Rund um die Uhr währt ihr Einsatz, wenn es<br />

gilt, Menschen zu helfen, sie zu ermutigen<br />

und ihnen Wege aufzuzeigen, die sie aus<br />

der immer wieder entstandenen Notlage<br />

herausführen.<br />

Mut, Durchhaltevermögen und Liebe zu<br />

einer Arbeit, die Segen bringt, gehören<br />

dazu. All das zeichnet diese vorbildliche<br />

Frau aus und verleiht ihr ungeahnte Kräfte,<br />

viele Erschwernisse zu überwinden. Dabei<br />

verletzt sie niemanden. Sie erkennt im anders<br />

denkenden Menschen eine immer<br />

wieder sich erneuernde Kraft zum gemeinsamen<br />

Handeln für eine gute Sache.<br />

Ihre Liebe zu ihrer Heimat kennt keine<br />

41


42<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Grenzen. Jede Last nimmt sie bis zur Erschöpfung<br />

in Kauf, wenn es darum geht,<br />

der deutschen Minderheit in MASUREN<br />

zur Anerkennung zu verhelfen.<br />

Kein Weg ist ihr zu viel, wenn es gilt, die Not<br />

der Menschen zu lindern. Darüber hinaus<br />

findet sie die Zeit, für die Besucher aus<br />

Deutschland die Stätten der Kindheit wiederzufinden.<br />

Mira Kreska ist zum Sinnbild eines rettenden<br />

Menschen geworden, der weit über<br />

die Grenzen des Kreises Johannisburg hinaus<br />

segensreich wirkt. Allzu früh verlor sie<br />

ihren Ehegatten, der als Lehrer in Johannisburg<br />

wirkte. Ihre einzige Tochter, die in<br />

der Bundesrepublik lebte, starb ebenfalls<br />

früh. Schwester und 2 Enkelkinder leben<br />

heute noch dort.<br />

Die Ehrung an ihrem 75. Geburtstag wird<br />

nicht nur von dankbaren Landsleuten und<br />

Mitarbeitern erfolgen. Auch die polnischen<br />

Amtsträger schätzen diese Persönlichkeit<br />

und werden ihren Dank mit einer besonderen<br />

Geste anbringen.<br />

Die Kreisgemeinschaft Johannisburg in der<br />

Landsmannschaft Ostpreußen ehrte Frau<br />

Kreska mit der Verleihung des Ehrenzeichens<br />

der Landsmannschaft Ostpreußen.<br />

Die Johanniter-Unfall-Hilfe würdigte ihre<br />

Arbeit mit der Überreichung ihres Ehrenzeichens<br />

für die Gründung und vorbildliche<br />

Betreuung der in Johannisburg errichteten<br />

Sozialstation, die mit der gleichzeitig<br />

in Sensburg errichteten Station die ersten<br />

und beispielgebenden für MASUREN und<br />

OSTPREUSSEN waren<br />

Die Kreisgemeinschaft Johannisburg unterstützt<br />

ihre Arbeit, ebenso der Patenkreis<br />

Schleswig-Flensburg. Sie sehen in dieser<br />

Persönlichkeit ein großes Vorbild für die in<br />

Ostpreußen verbliebenen Menschen, auch<br />

für uns, die aus der Heimat vertriebenen.<br />

Wir sind Mira Kreska zu großem Dank verpflichtet<br />

und wünschen ihr noch für viele<br />

Jahre eine stabile Gesundheit und auch<br />

Freude an ihrem segensreichen Tun.<br />

Für die Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg<br />

Gerhard Bosk<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

PERSÖNLICHKEITEN<br />

UNSERES HEIMATKREISES<br />

Im <strong>Heimatbrief</strong> 2001 wurde der Einsatz von<br />

Herrn Dr. Heinrich Koch für den Kreis<br />

Johannisburg gewürdigt.<br />

Erst nach Erscheinen des <strong>Heimatbrief</strong>es<br />

haben wir von zwei wichtigen Ereignissen<br />

für Herrn Dr. Koch im Jahre 2001 Kenntnis<br />

erhalten.<br />

Am 22. Februar 2001 konnten Herr Dr.<br />

Koch und seine Ehefrau Gertrud geb.<br />

Pienkoß das seltene Fest der Eisernen<br />

Hochzeit feiern.<br />

Das Fest begann mit einer Andacht in der<br />

Katharinenkirche in Osnabrück und wurde<br />

dann im Familien- und Freundeskreis fortgesetzt.<br />

Es wurden hierbei Grußadressen<br />

und Glückwünsche unseres Bundespräsidenten<br />

und des Ministerpräsidenten von<br />

Niedersachsen verlesen und durch den<br />

Bürgermeister von Osnabrück überreicht.<br />

Am 15. August 2001 feierte Herr Dr. Koch<br />

seinen 90. Geburtstag. Die Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg gratuliert Herrn<br />

Dr. Koch auf diesem Wege nachträglich zu<br />

den beiden hohen Ehrentagen von ganzem<br />

Herzen und wünscht ihm und seiner<br />

Frau noch viele gute Jahre in geistiger<br />

Frische und Gesundheit.


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

UNSER LANDSMANN HORST<br />

KRISCH WURDE 80 JAHRE<br />

Zum Geburtstag von Horst Krisch<br />

– Ein großer Freundeskreis war im Schützenhof<br />

in Preetz/Holstein erschienen, um Horst<br />

Krisch zu gratulieren. Honoratioren verschiedener<br />

Institutionen nahmen die Gelegenheit<br />

wahr, dem Jubilar für seine auf<br />

vielen Gebieten geleistete humanitäre Hilfe<br />

zu danken, für die ihm der Bundespräsident<br />

schon 1984 das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande verlieh. Als Sohn des<br />

über die Grenzen Ostpreußens und<br />

Deutschlands hinaus bekannten Likörfabrikanten<br />

Heinrich Krisch wurde Sohn<br />

Horst am 8. Juli 1921 in Wiartel, Kreis<br />

Johannisburg geboren. Nach dem Besuch<br />

des Gymnasiums in Johannisburg<br />

machte Horst Krisch sein Abitur in Königsberg,<br />

wurde danach Soldat und geriet in<br />

russische Kriegsgefangenschaft, aus der<br />

er erst spät wieder in die Heimat entlassen<br />

wurde. Bald erlernte er den Beruf eines<br />

Destillateurs und übernahm, nachdem Vater<br />

Heinrich Krisch als Fabrikant in West-<br />

Berlin wieder Fuß gefaßt hatte, den Betrieb<br />

seines Vaters und baute eine moderne<br />

Likör- und Spirituosenfabrik in der kleinen<br />

Stadt Preetz auf. Mit der Produktion des<br />

weltbekannten Kosakenkaffees und des<br />

ostpreußischen Bärenfangs verschaffte<br />

der Jubilar dem ostpreußischen Nationalgetränk<br />

wieder die verdiente Berühmtheit.<br />

Klaus Kaiser aus Rastenburg, Freund<br />

und Jagdfreund des Geburtstagskindes,<br />

würdigte in einer humorvoll gehaltenen Laudatio<br />

das Wirken von Horst Krisch für die<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Stadt Preetz und für viele Freunde. In einer<br />

hervorragend verfaßten Versform zeichnete<br />

eine langjährige Mitarbeiterin den Lebensweg<br />

des Jubilars nach, und auch der<br />

Vertreter der Johanniter, Rechtsritter Eberhard<br />

von Redecker, fand dankbare Worte.<br />

Gerhard Bosk, stellvertretender Kreisvertreter,<br />

überbrachte die Grüße und<br />

Glückwünsche des Kreistages und dankte<br />

Horst Krisch für seine jahrzehntelange Hilfe.<br />

Als Letzter, und gerade deshalb sehr<br />

eindrucksvoll, schilderte der älteste Jugend-<br />

und Schulfreund Kurt Sokoll aus<br />

dem Heimatort Wiartel die Kindes- und<br />

Jugenderinnerungen in humorvoller Weise.<br />

Vier Jahre lang saßen die beiden auf<br />

derselben Schulbank in Wiartel. Mit Dankbarkeit<br />

nahmen Horst Krisch und seine<br />

Ehefrau Sigrid, geborene Becker, aus<br />

Weißuhnen diese erinnerungswürdigen<br />

Stunden auf. Seine Heimatfreunde wünschen<br />

beiden noch viele Jahre in stabiler<br />

Gesundheit und dem Jubilar als passioniertem<br />

Jäger viel Weidmannsheil.<br />

Ein herzliches Dankeschön<br />

für alle im letzten Jahr eingegangenen Spenden.<br />

Jeder Einzelne, auch mit dem kleinsten Betrag, ist hier gemeint.<br />

Unser <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> ist für viele ein Zeichen<br />

der Gemeinschaft, die uns alle zusammenhält.<br />

Jeder weitere Beitrag ist herzlich willkommen.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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44<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

FRAU CHARLOTTE MALETZKI<br />

WURDE 100 JAHRE ALT<br />

Einsender des Fotos: Bruno Maletzki<br />

Diepenbrockstr.20, 44 379 Dortmund. Er<br />

schrieb dazu folgende Zeilen:<br />

DER WEITE WEG VON<br />

MASUREN NACH<br />

GEILENKIRCHEN BEI AACHEN<br />

Unsere Mutti, Frau Charlotte Maletzki, geb.<br />

Popilarski, ist 100 geworden. Sie erblickte<br />

das Licht der Welt in Wiartel, Kr.<br />

Johannisburg, mitten in Masuren, als jüngstes<br />

von zehn Kindern. Mit dem Straßenwart<br />

Fritz Maletzki führte sie eine glückliche<br />

Ehe und gebar Bruno und Uwe.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

1944 erfolgte die Vertreibung aus Masuren.<br />

Nach Zwischenstationen in Schleswig-Holstein<br />

sorgte die Familienzusammenführung<br />

für ein glückliches Dasein in Geilenkirchen<br />

bei Aachen, wo Sohn Bruno Arbeit<br />

und Wohnung fand.<br />

In Geilenkirchen, in den Altenwohnungen<br />

gut untergebracht, verschied Ehemann Fritz<br />

1976. Ins Altersheim 1993 umgezogen,<br />

erfreut sich unsere Mutti besonderer Fürsorge<br />

durch die Heimleitung und zusätzlich<br />

durch Sohn Uwe, der in der Nähe<br />

wohnt. Ebenso unterhalten weitere Verwandte<br />

und Bekannte freundschaftliche<br />

Beziehungen.<br />

Es ist noch spürbar, dass die Liebe zu<br />

Masuren vorhanden und die herrliche Natur<br />

zwischen Seen und Wäldern noch gut in<br />

Erinnerung ist. Ab und zu ist ein Bärenfang<br />

erwünscht, von der Firma Heinrich Krisch,<br />

der ja unser Nachbar war.<br />

Was man sonst noch wünschen kann: Na<br />

ja, Gesundheit und Gottes Segen.<br />

HERBERT WALLNER, DER<br />

FILMEMACHER<br />

Im folgenden Text (aus: „Umschau”,<br />

21.2.01) wird über das Leben und Wirken<br />

von Herbert Wallner berichtet, einen<br />

<strong>Johannisburger</strong>, der lange in der Kreisgemeinschaft<br />

tätig war und sich u. a.<br />

durch seine Filme über Ostpreußen, vor<br />

allem seine masurische Heimat, große<br />

Verdienste erworben hat.<br />

Heimatgefühl vermitteln<br />

Die Entwicklung des Rhens in Bilder umzusetzen,<br />

war ihm ein besonderes Anliegen.<br />

Der Ort ist dem gebürtigen Ostpreußen zur<br />

zweiten Heimat geworden. Seit 28 Jahren<br />

wohnt er mit seiner Frau in dem Henstedt-<br />

Ulzburger Ortsteil und hat so direkt vor der<br />

Haustür die Veränderungen wahrgenommen,<br />

die er als beispiellose Entwicklung<br />

deklariert. Auf dem Rhen fühlt sich Wallner<br />

wohl, er schätzt die Menschen, die Umge


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

bung, die Einrichtungen. Grund genug für<br />

ihn, seinen Mitmenschen ihren Wohnort<br />

näher zu bringen und ihnen, durch filmisches<br />

Material unterstützt, HeimatgefühI<br />

zu vermitteln: Wissenswertes für den Kopf<br />

- Bilder für den Bauch. Eine visuelle Umsetzung,<br />

die Wallners Publikum anspricht.<br />

Zwischen Flugzeugen und Kameras<br />

Herbert Wallner, als Ingenieur für Flugzeugbau<br />

40 Jahre bei der Lufthansa beschäftigt,<br />

war zuständig für die Technikausbildung<br />

von Piloten und Stewardessen,<br />

tätig als Navigationslehrer, flog selbst eine<br />

Cesna und war maßgeblich an der Entwicklung<br />

von Eignungstests für künftige<br />

Piloten beteiligt: Im Rahmen dieser Tätigkeit<br />

suchte er mit einem Team unter anderem<br />

in Somalia nach der Flugzeugentführung<br />

in Mogadischu im Auftrag von Lufthansa<br />

und dem Bundesentwicklungsministerium<br />

junge Männer aus; die in<br />

Deutschland eine Pilotenausbildung erhielten.<br />

Bei einem Lufthansa-Fotowettbewerb gewann<br />

er 1964 einen ersten Preis, was seinem<br />

Hobby die entscheidende Richtung<br />

gab. Sieben Jahre später erhielt Wallner<br />

durch die Lufthansa bei Agfa einen Schmalfilm-Lehrgang,<br />

Kenntnisse, die er nicht nur<br />

für seine Ausbildertätigkeiten nutzen sollte.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Hobbyfilmer von Profis anerkannt<br />

Seither passten sich seine Kameras den<br />

neusten technischen Errungenschaften an,<br />

und es entstanden zahlreiche Filme. Mehr<br />

als zehn allein über seine Heimat Ostpreußen,<br />

von denen einige über die Gemeinschaft<br />

der <strong>Johannisburger</strong> zu beziehen<br />

sind: Sein jüngster Film über Masuren erregte<br />

die Aufmerksamkeit des WDR, der<br />

dieses zu masurischen Gedichten noch<br />

lebender Autoren gedrehte Werk gern im<br />

Fernsehen gezeigt hätte. Doch Wallner<br />

lehnte ab. Für ihn ist es wichtig, die Reaktionen<br />

seines Publikums live zu erleben.<br />

Rund 12 Videovorträge hält er pro Jahr<br />

zwischen Henstedt-Ulzburg, Hamburg,<br />

Wismar und Düsseldorf.<br />

Auf Videokassette bannte er unter anderem<br />

Bilder über Gärten, die eigene Fliegerei,<br />

Hamburg, Puerto Rico, Rhodos, Korfu,<br />

Los Angeles und Fuerte Ventura, was den<br />

Reiseveranstalter derart begeisterte, dass<br />

er diesen Film am liebsten als Vorzeigematerial<br />

verwendet hätte. Wallners jüngstes<br />

Projekt führt ihn nach Irland, das er<br />

schon fünf Mal besuchte und auch im Sommer<br />

noch einmal bereisen wird. Zur Zeit<br />

häufen sich die Bildbände auf seinem Arbeitstisch,<br />

und er ist vertieft in irische Geschichte.<br />

Zu Weihnachten, so hofft er, wird<br />

das neueste Werk im Kasten sein.<br />

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46<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Unsere Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg trauert um<br />

HANS-HEINRICH TIMMANN.<br />

Er verstarb am 30. 0kt. 2001 , für seine<br />

Angehörigen und für uns unerwartet, plötzlich<br />

an einer schweren Krankheit. H.-H.<br />

Timmann wurde 1924 in Hamburg geboren.<br />

Er hatte die Schule mit dem Abitur<br />

abgeschlossen . Er war auf eignem Hof<br />

Bauer geworden. Sein Leben widmete er<br />

seiner Familie und seiner Dorfgemeinschaft,<br />

die er im Kreistag von Itzehoe vertrat. Als<br />

sein Hof in den Gefahrenbereich eines<br />

Kernkraftwerkes fiel, die Nutzung daran<br />

aufgegeben werden mußte, vertrat er die<br />

Interessen seiner mit ihm betroffenen Nachbarn<br />

selbstlos mit. Im Jahre 1979 heiratete<br />

er Waltraut Wöbke , geb. Skorzik, aus Gutten<br />

J, dem Kreis Johannisburg. Für ihn, der in<br />

Kollmar an der Elbe lebte, erwuchs eine ihn<br />

voll in Anpruch nehmende Aufgabe. Er, der<br />

Norddeutsche, erstellte mit seiner Frau in<br />

bemerkenswerter Wissenschaftlichkeit und<br />

besonderer Gründlichkeit ein für unseren<br />

Heimatkreis bedeutsames Werk: Er schrieb<br />

die Chronik des Dorfes Gutten J für die<br />

Zeit von dessen Gründung- oder Wiederbegründung<br />

- im Jahre 1495 bis zum Jahre<br />

1945. Es wurde für 450 Jahre eine Ortsgeschichte,<br />

eingebettet in die Besiedlung<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Ostpreußens. Sie umfaßte die Entstehung<br />

und Entwicklung des Ortes, mit urkundlichen<br />

Nachweisen für alle beteiligten Familien<br />

und deren Schicksal. Dies gilt auch für<br />

die Zeit nach 1945, mit den Drangsalierungen,<br />

den Verschleppungen, den<br />

Vertreibungen der Einwohner, die für viele<br />

den Tod bedeuteten. Seine zweite Arbeit ,<br />

die er auf unsere Bitte erstellte, war eine<br />

Abhandlung über die „Geschichte der Juden<br />

aus dem Kreis Johannisburg”.<br />

Vor der endgültigen Druckreife ereilte ihn<br />

der Tod. So bleibt uns die Vollendung und<br />

die Herausgabe als Vermächtnis.<br />

Die Kreisgemeinschaft konnte ihm und<br />

seiner Frau am 23.8.1993 als Dank für die<br />

geschichtsbewahrende Arbeit das Ehrenzeichen<br />

der Landsmannschaft Ostpreußen<br />

überreichen.<br />

Hans-Heinrich Timmann war ein herauszuhebendes<br />

Beispiel dafür, daß die Vertreibung<br />

der Ostdeutschen aus ihrer Heimat<br />

ein gesamtdeutsches Anliegen ist und auch<br />

bleiben muß.<br />

Wir danken dem Verstorbenen für seinen<br />

Einsatz.<br />

Wir trauern um ihn mit seiner Ehefrau, seinen<br />

Kindern, seinen Enkeln und Urenkeln<br />

und seinen Angehörigen.<br />

Er hat sich um unsere Heimat verdient<br />

gemacht.<br />

Die Kreisgemeinschaft Johannisburg.


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HILFE FÜR DEUTSCHE<br />

ZWANGSARBEITER<br />

Landsmannschaft Ostpreußen beginnt<br />

mit Erfassung der Opfer<br />

Die Landsmannschaft Ostpreußen hat in<br />

Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis<br />

Deutsche Zwangsarbeiter (AKDZ) begonnen,<br />

die deutschen Opfer von Zwangsund<br />

Sklavenarbeit während des Zweiten<br />

Weltkrieges und in den Folgejahren zu erfassen.<br />

Zweck der Erfassungsmaßnahme ist es in<br />

erster Linie, die öffentliche Diskussion über<br />

die Behandlung der deutschen Opfer anzuregen.<br />

Bisher waren es eher Ausnahmesituationen,<br />

in denen auf deutsche Zwangsarbeiter<br />

hingewiesen wurde. So hat beispielsweise<br />

der CSU-Bundestagsabgeordnete<br />

Hans-Peter Uhl bei der Bundestagsdebatte<br />

über das Gesetz zur Errichtung<br />

des Entschädigungsfonds für NS-Zwangsarbeiter<br />

das Projekt als einseitig gerügt.<br />

Auch prangerte er die Nichtbeachtung des<br />

schweren Schicksals der deutschen<br />

Zwangsarbeiter an.<br />

Die Landsmannschaft Ostpreußen möchte<br />

die Versäumnisse der Politik im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten aufarbeiten. Ziel ist es,<br />

die öffentliche Debatte über den Umgang<br />

mit den Opfern im eigenen Volke anzuregen<br />

und dazu beizutragen, die offenen<br />

Fragen vernünftig und würdig zu lösen.<br />

Es kann nicht sein, daß deutsche Kriegsgefangene<br />

und Zivilisten, die zum Teil noch<br />

bis 1954 / 55 in sibirischen Gruben durch<br />

Zwangsarbeit, Vergewaltigungen und Folter<br />

schwere gesundheitliche Schäden erlitten<br />

haben, die als Zwangsarbeiter in Frankreich<br />

Erz und Kohle fördern mußten, oder<br />

solche, die in schlesischen Kohlegruben<br />

für Polen Zwangsarbeit geleistet haben -<br />

daß all diese Menschen von jeglicher Debatte<br />

über Entschädigung oder andere<br />

Maßnahmen von vornherein ausgeschlossen<br />

bleiben. Hier wird in der Öffentlichkeit<br />

verkannt, daß es in erster Linie Heimatvertriebene<br />

sind, die nach der Enteignung<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

und vor der Vertreibung nach Westen zunächst<br />

in den Osten zur Zwangsarbeit verschleppt<br />

wurden. Neben den Kriegsgefangenen<br />

waren es rund 500 000 deutsche<br />

Zivilisten aus den Oder-Neiße-Gebieten,<br />

30 000 Sudetendeutsche und 160 000<br />

Deutsche aus Südosteuropa. Das Zwangsarbeiter-Schicksal<br />

hat bei den meisten<br />

Opfern, die ihre Marter überlebt haben, bis<br />

heute gesundheitliche und seelische<br />

Dauerschäden hinterlassen. Auch aus diesem<br />

Grunde muß der politischen Ignoranz<br />

in Berlin entgegengewirkt werden.<br />

Schneiden Sie den Fragebogen bitte aus<br />

oder kopieren und verteilen Sie ihn.<br />

Die ausgefüllten Fragebogen senden Sie<br />

bitte an den vorgegebenen Adressaten.<br />

B. Knapstein<br />

Aus: „Ostpreußenblatt”<br />

NICHT AUFRECHNEN,<br />

ABER ERINNERN!<br />

Hans-Peter Uhl zur Zwangsarbeiter-Problematik<br />

Der Weg für die Entschädigung ehemaliger<br />

Zwangsarbeiter ist nun frei. Nachdem<br />

die Sammelklagen in den USA abgewiesen<br />

wurden und die Frage der Rechtssicherheit<br />

im Bundestag - mit der Feststellung<br />

ausreichender Rechtssicherheit für<br />

deutsche Unternehmen am 30. Mai 2001 -<br />

geklärt wurde, kommt das Stiftungsgesetz<br />

in Gestalt von Auszahlungen zur Anwendung.<br />

Zu Recht trägt die Stiftung den Titel „Erinnerung,<br />

Verantwortung, Zukunft“, denn<br />

ohne Erinnerung und Übernahme der Verantwortung<br />

für das Geschehene kann es<br />

keine gedeihliche Zukunft geben, kein friedliches<br />

Miteinander unter Nachbarn. Wir<br />

beweisen durch sie erneut unsere Verantwortung<br />

vor der historischen Wahrheit. Der<br />

deutsche Staat und die deutsche Wirtschaft<br />

wollen mit dieser Stiftung die bereits geleisteten<br />

Wiedergutmachungszahlungen<br />

noch einmal ergänzen, um dadurch ein<br />

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48<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Zeichen der Versöhnung zu setzen. Das<br />

Wachhalten der Erinnerung an das vergangene<br />

Leid darf aber auch nicht dazu führen,<br />

daß das Erinnern zur alleinigen Verpflichtung<br />

der Deutschen wird. Die richtige<br />

Erinnerung darf nicht bei unserer schonungslosen<br />

Aufdeckung von Verbrechen<br />

durch die Nazi-Herrschaft stehen bleiben:<br />

- Der Verbrechen der Deutschen wird gedacht.<br />

- Aber die Verbrechen an Deutschen werden<br />

ausgeblendet.<br />

Ohne jede Aufrechnungsabsicht muß festgestellt<br />

werden: Das Unrecht des Naziregimes<br />

hat letztlich auch das Unrecht an<br />

vielen Deutschen ausgelöst. Aber ein Unrecht<br />

kann das andere Unrecht niemals<br />

rechtfertigen. Es kann kein Aufrechnen<br />

geben. Weder für uns noch für andere.<br />

Erinnern kann nicht teilbar sein!<br />

Es darf zu keiner ewigen Stigmatisierung<br />

der Deutschen kommen. Sonst bedeutete<br />

das: Deutsche dürfen ihre Verbrechen nicht<br />

aufrechnen: Wohl aber dürfen Verbrechen,<br />

die an Deutschen begangen wurden, mit<br />

dem NS-Unrecht aufgewogen werden.<br />

Der jüdische Deutsche Hans-Georg Adler,<br />

der während des Zweiten Weltkriegs in<br />

Theresienstadt inhaftiert war, schilderte die<br />

Verhältnisse im ehemaligen KZ im Jahre<br />

1946, also nach Kriegsende, so: „Bestimmt<br />

gab es unter ihnen welche, die sich in den<br />

Besatzungsjahren manches haben zuschulden<br />

kommen lassen, aber die Mehrzahl,<br />

darunter viele Kinder und Halbwüchsige,<br />

wurden bloß eingesperrt, weil sie<br />

Deutsche waren. Nur weil sie Deutsche<br />

waren? Der Satz klingt erschreckend bekannt;<br />

man hatte bloß das Wort Juden mit<br />

Deutsche vertauscht. Die Menschen wurden<br />

elend ernährt, mißhandelt, und es ist<br />

ihnen um nichts besser ergangen, als man<br />

es von deutschen Konzentrationslagern her<br />

gewohnt war.“<br />

Wir müssen auch an das Folgende erinnern:<br />

In einem von 1255 polnischen Arbeitsund<br />

Deportationslagern kamen beispielsweise<br />

von 8064 Insassen 6488 ums Leben.<br />

Darunter waren auch 628 Kinder, die wirk-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

lich nichts für Hitlers Herrschaft konnten.<br />

Viele der Zwangsarbeiter ließ man verhungern,<br />

prügelte man zu Tode oder erschoß<br />

sie. Wer nicht arbeiten konnte, wurde ermordet.<br />

Wir müssen auch daran erinnern: In der<br />

Tschechoslowakei gab es 2061 Arbeits-,<br />

Straf- und Internierungslager, in Jugoslawien<br />

1562. In Jugoslawien wurde zwischen<br />

Arbeitslagern und Lagern für Arbeitsunfähige<br />

unterschieden. In diesen letzteren<br />

Lagern wurden die Menschen systematisch<br />

vernichtet. Im größten jugoslawischen<br />

Vernichtungslager, Rudolfsgnad, sind von<br />

33 000 deutschen Insassen 9503 umgebracht<br />

worden, darunter 491 Kinder unter<br />

14 Jahren.<br />

Wir müssen auch erinnern an die 700 000<br />

deutschen Zivilisten, darunter viele Frauen<br />

und Kinder, die nach 1945 zur Zwangsarbeit<br />

in die Sowjetunion deportiert wurden.<br />

Hunderttausende von deutschen Kriegsgefangenen<br />

mußten sich völkerrechtswidrig<br />

in Sibirien bis Mitte der 50er Jahre zu<br />

Tode schuften.<br />

Weit über zwei Millionen Deutsche sind<br />

nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

durch Vertreibung, Internierung und<br />

Zwangsarbeit zu Tode gekommen.<br />

Alles dies geschah übrigens in demselben<br />

Zeitraum, als in den Nürnberger Prozessen<br />

gegen Nazi-Größen Todesurteile wegen<br />

Deportation, Zwangsarbeit und Vernichtung<br />

ausgesprochen wurden.<br />

Verantwortung beginnt mit der Wahrhaftigkeit,<br />

und sie endet mit ihr. Ob Christ, ob<br />

Jude oder Atheist, ob Pole, Russe oder<br />

Deutscher: Was man ihnen in den Arbeitslagern<br />

des Zweiten Weltkriegs und danach<br />

antat, waren Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit:<br />

Der englische Berichterstatter Bashford<br />

schrieb bereits im Sommer 1945 an das<br />

englische Außenamt: „Die Konzentrationslager<br />

sind nicht aufgehoben, sondern von<br />

den neuen Besitzern übernommen worden:<br />

(...) In Swientochlowice [Oberschlesien]<br />

müssen Gefangene, die nicht verhungern<br />

oder zu Tode geprügelt werden, Nacht


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

für Nacht bis zum Hals im kalten Wasser<br />

stehen, bis sie sterben. In Breslau gibt es<br />

Keller, aus denen Tag und Nacht die Schreie<br />

der Opfer dringen.“<br />

In einem Bericht an den amerikanischen<br />

Senat vom 28. August 1945 heißt es: „Man<br />

hätte erwarten dürfen, daß nach der Entdeckung<br />

der Scheußlichkeiten, die sich in<br />

den Konzentrationslagern der Nazis ereigneten,<br />

niemals wieder derartiges geschehen<br />

würde; das aber scheint leider nicht so<br />

zu sein.“<br />

Der Philosoph Bertrand Russell schrieb am<br />

19. Oktober 1945 an die Londoner „Times“:<br />

„In Osteuropa ... hat [man] ganz offensichtlich<br />

die Absicht, viele Millionen Deutsche<br />

auszulöschen, nicht durch Gas, sondern<br />

dadurch, daß man ihnen ihr Zuhause und<br />

ihre Nahrung nimmt und sie einem langen<br />

schmerzhaften Hungertod ausliefert.“ .<br />

So wie das Erinnern unteilbar und Leid<br />

nicht teilbar ist, so ist auch die Verantwortung<br />

für Verbrechen nicht teilbar. Willy<br />

Brandt kniete in Auschwitz. Roman Herzog<br />

bat im Warschauer Ghetto um Vergebung.<br />

Deutsche haben sich zu Recht für deutsche<br />

Untaten immer wieder entschuldigt<br />

und um Vergebung gebeten. Wir vermissen<br />

aber, daß auch die Gegner von einst<br />

sich ihrer Verantwortung stellen. Eine wahre<br />

Aussöhnung kann es aber nicht geben,<br />

wenn das Leid des einen anerkannt und<br />

das des anderen geleugnet wird.<br />

Wer sich nicht erinnert und damit die eigene<br />

Verantwortung leugnet, der sät die Blumen<br />

des Bösen: Auf dieser Saat der Selbstgerechtigkeit<br />

blüht keine Zukunft und gedeiht<br />

keine gute Nachbarschaft in Europa.<br />

In unserer Fraktionserklärung zur Abstimmung<br />

im Juli des vergangenen Jahres forderten<br />

wir diejenigen Staaten auf, „die nach<br />

dem Ende des Zweiten Weltkriegs Deutsche<br />

verschleppt und unter unmenschlichen<br />

Bedingungen zur Arbeit gezwungen<br />

haben, den noch lebenden deutschen<br />

Opfern eine der deutschen Regelung zur<br />

Zwangsarbeiterfrage entsprechende Entschädigung<br />

in Form einer humanitären<br />

Geste zu gewähren“.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Wer dies verweigert mit der Begründung,<br />

daß das deutsche Leid auf das Konto der<br />

Nazis gehe, vergißt zweierlei: Zum einen<br />

war der Zweite Weltkrieg zu Ende. Zum<br />

anderen wurden diese Verbrechen an zumeist<br />

unschuldigen Zivilisten begangen.<br />

Wir wollen nur, daß die Prinzipien der Wahrhaftigkeit<br />

und Gerechtigkeit für alle Menschen,<br />

d. h. auch für Deutsche, gelten.<br />

Die Geschichte kennt keinen Schlußstrich:<br />

Verantwortung für die Zukunft bedeutet<br />

deshalb, daß wir die Auseinandersetzung<br />

mit der Zeit des Nationalsozialismus fortführen<br />

werden. Wohl aber muß es für die<br />

Menschen in diesem Lande die Gewißheit<br />

geben, daß die materiellen Wiedergutmachungsleistungen<br />

irgendwann ein<br />

Ende nehmen. Denn über 70 Prozent aller<br />

heute lebenden Deutschen sind nach 1945<br />

geboren.<br />

Erinnerung, Verantwortung, Zukunft - dieser<br />

Titel der Stiftung ist Ausdruck des deutschen<br />

Bemühens um Versöhnung und<br />

materiellen Ausgleich für das von deutscher<br />

Seite verursachte Leid. Über ein halbes<br />

Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs muß es aber auch für Deutsche<br />

eine historische Gerechtigkeit geben.<br />

Wir fordern nicht mehr und nicht weniger<br />

als diese Gerechtigkeit.<br />

Wir Deutsche werden das Leid, das unsere<br />

Vorväter anderen angetan haben, nicht<br />

vergessen. Nur mit Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit<br />

schaffen wir Vertrauen.,<br />

Nur mit Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit<br />

schaffen wir eine wahre Versöhnung zwischen<br />

den Völkern im zusammenwachsenden<br />

Europa!<br />

Aus: „Ostpreußenblatt”<br />

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50<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Bitte ausfüllt zurücksenden an:<br />

An die Landsmannschaft Ostpreußen e.V.<br />

Erfassungsstelle Deutsche Zwangsarbeiter (AKDZ)<br />

Herrn Knapstein, Parkallee 84-86, 20144 Hamburg<br />

Erfassung deutscher Opfer von Zwangs- und Sklavenarbeit während des Krieges<br />

und in den Folgejahren<br />

Bezugnehmend auf die anlaufende Entschädigung von „NS-Zwangsarbeitern“ bemühen sich auch die<br />

ostdeutschen Landsmannschaften um einen gerechten Ausgleich für die deutschen Opfer von Zwangs- und<br />

Sklavenarbeit, die z.T. von diesen Maßnahmen noch heute betroffen sind (gesundheitliche Schäden,<br />

Rentenausfallzeiten u.ä.). Soweit Sie selbst oder als Nachkommen von diesen Maßnahmen betroffen sind,<br />

können Sie sich ab sofort mit Ihrem Schicksalsbericht nebst Kopien von Beweisanlagen (soweit vorhanden)<br />

registrieren lassen.<br />

1. Name, Vorname des Opfers (ggf. Sterbedatum und - Ort):<br />

2. Geburtsdatum und - ort:<br />

3. Letzte Anschrift i.d. Heimat:<br />

4. Welche Gewalt durch Behörden oder Sicherheitsorgane haben Sie erlebt?:<br />

5. Wann und wo geschah das und wie lange dauerte diese Maßnahme?:<br />

6. Wohin wurden Sie verschleppt oder wo waren Sie interniert?:<br />

7. Unterbringung am Ort des Zwangsaufenthaltes:<br />

8. Welche Art von Zwangsarbeit (nähere Angaben) mussten Sie verrichten?:<br />

9. Haben Sie gesundheitliche Schäden aus dieser Zeit zurückbehalten,<br />

wenn ja welche?:<br />

10. Welche finanziellen Nachteile aus der Zwangsarbeit bestehen heute<br />

(z.B.: Ausfallzeiten in der Rente - wie lange)?:<br />

11. Sind Angehörige Ihrer Familie durch Gewalt umgekommen oder an deren Folgen<br />

gestorben? (Bitte Namen, Alter und evtl. Vorgang des Geschehens angeben.):<br />

Ich bin damit einverstanden, dass obige Angaben im Rahmen der öffentlichen Diskussion<br />

zur Durchsetzung der Ansprüche deutscher Zwangsarbeiter publizistisch verwertet<br />

werden.<br />

Absender:<br />

Name, Vorname: __________________________________________________________<br />

Anschrift: _________________________________________________________________<br />

Ort, Datum: _______________________ Unterschrift: ____________________________<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

DAS SOLLTEN WIR NICHT<br />

VERGESSEN<br />

Gertrud Dornheim, geb. Laschinski, eine<br />

<strong>Johannisburger</strong>in , berichtet über ihren<br />

Aufenthalt in dänischen Lagern (vgl. den<br />

ersten Teil ihres Berichtes über die Flucht<br />

im <strong>Heimatbrief</strong> 2001)<br />

Von Kopenhagen aus fuhren wir mit einem<br />

Güterzug nach Korsör. Dort erhielten wir<br />

Verpflegung, und vier Stunden später ging<br />

es mit der Fähre ca. eineinhalb Stunden<br />

nach Nyburg. Im sehr kalten Güterwagen<br />

haben wir übernachtet. Morgens 5 Uhr<br />

ging es dann weiter zur Insel Fünen nach<br />

Svendburg und von da nach Ollerup, am<br />

26.3.45. Gegen 10 Uhr kamen wir dort auf<br />

dem Bahnhof an, wo uns die deutsche<br />

Wehrmacht in Empfang nahm . Ich schätze,<br />

wir waren gut 1000 Personen. Wir kamen<br />

in der dänischen Gymnastikschule<br />

unter, wo sich zum Teil auch die Wehrmacht<br />

aufhielt. Die Schule bestand aus<br />

einem Hauptgebäude und vielen Nebengebäuden,<br />

z. B. Reithalle, Gymnastikhalle<br />

und Schwimmhalle. Aus dem Becken der<br />

Schwimmhalle ließ man das Wasser heraus,<br />

stellte primitive Betten auf und legte<br />

auch Stroh hin, um dort Flüchtlinge unterzubringen.<br />

Viele wurden krank in der feuchten,<br />

kalten Halle. In der Reithalle waren<br />

Frauen mit Babys und Kleinkindern untergebracht.<br />

Nachts kamen die Ratten und<br />

knabberten mehrfach den Babys die Finger<br />

ab.<br />

Wir erhielten dann das Zimmer Nr. 59 im<br />

Dachgeschoss des Hauptgebäudes, ein<br />

sehr schönes Zimmer mit Ausblick auf Wiesen<br />

und Felder. Wir wohnten hier mit sechs<br />

Personen, meine Mutter, ich und vier weitere<br />

junge Mädchen. Man sprach immer von<br />

der Mutter mit den fünf Töchtern. Kaltverpflegung<br />

für Frühstück und Abendbrot erhielten<br />

wir täglich um 17 Uhr. Das Essen<br />

war gut. Am 29.3. feierte die Kompanie<br />

einen Abschiedsabend, und die Flüchtlinge<br />

waren dazu eingeladen. Da wir uns frei<br />

bewegen konnten und das Lager verlas-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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sen durften, machten wir am 30.3. einen<br />

ausgiebigen Spaziergang und brachten<br />

viele Veilchen und andere Blumen mit, die<br />

schon blühten. Am Ostersonntag, dem<br />

31.3., versuchten wir das Fest zu gestalten:<br />

Wir höhlten Eier aus, bemalten sie und<br />

steckten unsere gesammelten Blümchen<br />

hinein. Ständer für die Ostereier bastelten<br />

wir auch sowie Tischkarten in Ostereierform.<br />

Am Abend erhielten wir von der Wehrmacht<br />

die ersten sieben Kronen. Von diesem<br />

Geld kaufte ich eine Seifendose und<br />

eine Nagelbürste.<br />

Am Ostermontag, dem 1.4., wurden wir alle<br />

im großen Eßsaal von den Soldaten zum<br />

Kaffee eingeladen. Kuchen gab es in rauen<br />

Mengen. Die Rekruten aus Ost und<br />

West schenkten Kaffee ein und bedienten<br />

uns. Dann kam der Osterhase und brachte<br />

jedem drei gefärbte Eier und meiner Mutter<br />

einen schönen Osterlilienstrauß.<br />

Ins Kino, es befand sich im großen Speisesaal,<br />

gingen wir auch recht oft. Am 4. April<br />

wanderten wir sechs ins nächste Dorf, um<br />

Torte mit echter Schlagsahne zu essen. -<br />

Am 5. April bekam ich über Nacht einen<br />

dicken Hals und konnte nicht schlucken.<br />

Der Wehrmachtsarzt machte gleich einen<br />

Abstrich und pinselte den Hals mit einem<br />

lila Zeug aus und am Nachmittag noch<br />

einmal. Am nächsten Tag musste ich dann<br />

ins Krankenrevier und bekam gleich eine<br />

Spritze gegen Diphtherie. Der Sanitäter,<br />

Onkel Wilhelm genannt, war sehr nett.<br />

Er pinselte zweimal meinen Hals, versorgte<br />

mich mit Tabletten und achtete drauf, daß<br />

ich auch gurgelte. An der Zimmertür hatten<br />

sie ein Schild angebracht: „Betreten verboten<br />

-Ansteckungsgefahr”. Onkel Wilhelm<br />

sagte: „In deinem Hals sieht es aus wie im<br />

Klo. Besuch ist nur auf dem Flur erlaubt und<br />

die Zimmertür ist dann auf.” Ich lag jetzt mit<br />

einem Mädchen aus Ostpreußen zusammen,<br />

das auf dem Haff verwundet worden<br />

war. Wir beide waren die einzigen Mädchen<br />

hier und wurden von den Soldaten<br />

sehr verwöhnt. Mein Abstrich kam zurück:<br />

Positiv. Jeglicher Besuch verboten. Der<br />

zweite und der dritte Abstrich waren eben-<br />

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52<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

falls positiv. Stabsoberfeldwebel Dörfel und<br />

Sanitäter Onkel Wilhelm waren unsere Bezugspersonen.<br />

Sie versorgten uns mit gutem<br />

Essen, u. a. Torte und Schlagsahne<br />

sowie Bohnenkaffee. Da die Abstriche immer<br />

noch positiv waren, nannte man mich<br />

die Bazille. An 13. April war der Arzt verreist:<br />

Dörfel und Wilhelm sind mit uns spazieren<br />

gegangen nach West-Skerningen<br />

und nachmittags nach Ost-Skerningen. Am<br />

nächsten Tag haben wir wegen Muskelkater<br />

und Halsschmerzen den ganzen Tag im<br />

Bett gelegen. Wir lernten zwei dänische<br />

junge Mädchen kennen, die dort bei der<br />

Wehrmacht arbeiteten und uns öfter besuchten<br />

und uns auch verwöhnten. Else<br />

Jansen brachte uns am Abend gebratene<br />

Heringe, die uns köstlich schmeckten.<br />

Einen Tag später waren meine Mandeln<br />

und mein Hals wieder dick. Wilhelm pinselte<br />

mehr denn je und sagte, nun sehe es<br />

wieder aus wie im Klo. Wir machten aber<br />

trotzdem einen Spaziergang zum Schloss<br />

und um den See über Eygensee und zurück.<br />

Wir haben viele Birkenäste und Blumen<br />

mitgebracht. Am 19.4. waren wir bei<br />

Friedel Hansen zum Kaffee eingeladen. Es<br />

war ein schöner Nachmittag, Else Jensen<br />

war auch da. 20.4. Zum Mittag gab es<br />

Bratfisch und frischen Salat. Es schmeckte<br />

wieder ganz toll. Mit Onkel Wilhelm durfte<br />

ich das Essen direkt aus der Küche holen,<br />

die im Hauptgebäude war.<br />

Am 21.4. wollten wir eine Fahrt nach Sonderburg<br />

machen, die aber wegen Sabotagen<br />

ausfiel. Die Fähre nach Sonderburg<br />

war gesprengt worden und die Geschäfte<br />

streikten. Da die Putzfrau fehlte, halfen wir<br />

Wilhelm beim Saubermachen. Nachmittags<br />

sind wir wieder mit Else Jensen nach West-<br />

Skeninge ins Kaffee gegangen. Meine Mitpatientin<br />

Susanne wurde entlassen, und<br />

ich blieb allein. Inzwischen kam der 6.<br />

Abstrich zurück, natürlich wieder positiv.<br />

Der Oberstabsarzt sagte: „Sie müssen bis<br />

Kriegsende im Revier bleiben.” Schwester<br />

Sofie hatte mich beim Arzt verpetzt, dass<br />

ich im Kino war. Am 28.4. feierte ich meinen<br />

24. Geburtstag. Von Else und Friedel be-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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kam ich ein Paar Schuhe und drei Büstenhalter<br />

geschenkt. Zum Nachmittagskaffee<br />

war das Zimmer voll. Auch Oberstabsarzt<br />

Dr. Hansen kam zum Gratulieren und blieb<br />

zum Kaffee. Meine Mutter, Susanne und<br />

noch einige aus Zimmer 59 waren gekommen.<br />

Es war eigentlich die schönste Zeit,<br />

die ich trotz Diphtherie in Dänemark verlebt<br />

habe. Ob Deutsche oder Dänen, sie waren<br />

alle sehr nett und wir verstanden uns einmalig<br />

gut. Die Freundschaft zu Else und<br />

Friedel hielt, bis ich Ende 1948 wieder<br />

nach Deutschland kam. Wir besuchten uns<br />

gegenseitig und hielten lange Kontakt durch<br />

Briefwechsel.<br />

Am 1. Mai feierten wir im Revier einen<br />

Kameradschaftsabend. Ich wurde immer<br />

mit eingeladen. Um 24 Uhr kam dann die<br />

Nachricht, der Führer sei gefallen. Die Stimmung<br />

war gesunken, ich weiß heute nicht<br />

mehr, wie die Offiziere es auslegten. Wir<br />

saßen noch bis 3 Uhr beisammen und jeder<br />

fragte sich wohl, wie es weitergehen sollte.<br />

Am 2.5 . habe ich lange geschlafen und<br />

dann ein wenig beim Aufräumen geholfen.<br />

Der Oberstabsarzt Dr. Hansen brachte mir<br />

die freudige Nachricht, dass ich am Freitag,<br />

dem 4. 5., entlassen würde. Mit ein<br />

wenig komischen Gefühlen zog ich dann<br />

mit all meinen Sachen und den vielen Blumen<br />

ins Hauptgebäude zurück. Die Kameradschaft<br />

war nicht mehr wie am Anfang.<br />

Ich hielt mich ein wenig zurück und dachte<br />

an die Zeit im Revier zurück. Die Sehnsucht<br />

nach dem richtigen Zuhause und der Heimat<br />

wurde immer stärker. Man dachte an<br />

die Angehörigen und Bekannten, an die<br />

Freundinnen, mit denen man zusammen<br />

gewesen war oder gearbeitet hatte.<br />

In Dänemark wurde es immer brenzliger.<br />

Alle Volksdeutschen, die bei der Wehrmacht<br />

gearbeitet hatten, wurden von den<br />

Dänen eingesperrt. Ich meldete mich freiwillig<br />

ins Revier zum Saubermachen, da<br />

die Volksdeutschen ja fort waren. Die Soldaten<br />

erhielten neue Uniformen und Wäsche,<br />

da sie sich für den Transport nach<br />

Deutschland fertig machen mußten. Auch<br />

wir erhielten von dem restlichen Vorrat blaue


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Uniformen zum Umarbeiten für Jacken,<br />

Röcke und Hosen, denn wir hatten ja nichts<br />

zum Anziehen. Auch neue Unterwäsche<br />

aus Wolle erhielten wir, räufelten sie auf<br />

und strickten Unterwäsche, Jacken und<br />

Pullis. Aus blau-karierter Bettwäsche wurden<br />

Kleider genäht. Die Soldaten gaben<br />

sehr viel ab, um nicht so viel tragen zu<br />

müssen. Von Else Jensen erhielten wir sogar<br />

einen Kocher. Nun konnten wir auf<br />

unserem Zimmer ein wenig zusätzlich kochen.<br />

Doch die Freude dauerte nicht lange.<br />

An dem Tage, als die Soldaten fortkamen,<br />

wurde uns der Strom gesperrt. Sofort<br />

wurden auf dem ganzen Gelände dänische<br />

Posten aufgestellt, und niemand durfte<br />

mehr das Lager verlassen. Ich arbeitete<br />

noch weiter im Revier, es mußte alles sehr<br />

sauber sein. Zum Einkaufen kamen wir<br />

auch nicht mehr heraus. Wir waren ja<br />

schließlich jetzt Gefangene. Der erste Sonntag<br />

war der 13.5., ohne Soldaten im Lager<br />

war es unheimlich still. Draußen war kaum<br />

einer zu sehen, aber das Leben ging weiter.<br />

Zum Essen bekamen wir genug. Wir<br />

hatten noch nicht gehungert. Dann kamen<br />

wieder neue Flüchtlinge aus Svendburg<br />

und Umgebung. Nun waren wir hier 2000<br />

Menschen. Ich habe Bekannte getroffen,<br />

mit denen wir auf der Ubena zusammen<br />

waren. Die Freude war groß. Ich wurde nun<br />

Proviantmeisterin für alle Lager: 1. Lager<br />

Kommandogebäude, 2. Handwerksschule,<br />

3. Missionshotel, 4. Hochschulheim, 5. Stella-Maries,<br />

6. Skarak, 7. Schloß oder Kinderheim,<br />

8. Revier, 9. Revier 2, 10. Ausländer:<br />

Franzosen, Russen, Polen. Ich mußte also<br />

jeden Tag mit einigen Helferinnen für alle<br />

Lager die Verpflegung berechnen, wiegen<br />

und ausgeben, und in der Küche half ich<br />

auch noch mit. So trug ich die Verantwortung,<br />

da ich die Schlüssel für alle Lagerräume<br />

hatte.<br />

Von der deutschen Wehrmacht hatten wir<br />

sehr viele Geschenke bekommen, z. B.<br />

Büchsenfleisch und Wurst, Rauchfleisch<br />

und Hülsenfrüchte. Butter, Roggen und<br />

Weizenbrot bekamen wir schon von den<br />

Dänen geliefert. Frischfleisch, Wurst und<br />

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Eier gab es nicht mehr, aber täglich 20 g<br />

Butter, 175 g Brot und 50 g Büchsenfleisch,<br />

so lange der Vorrat reichte. Kinder<br />

bis zu sechs Jahren und Kranke bekamen<br />

Butter und Weißbrot. Noch kamen wir gut<br />

aus. Nur das Brot war knapp bei den Leuten,<br />

die viele Kinder hatten.<br />

20. 5. - wir haben Pfingsten. Kinder bis zu<br />

drei Jahren erhielten 30 g Bonbons. Zum<br />

Muttertag erhielt jede Mutter ein Stück Kuchen<br />

und auch jedes Kind bis zu drei<br />

Jahren. Von den Dänen hatten wir 100<br />

Kuchen bekommen. In unserem Zimmer<br />

haben wir auch Muttertag gefeiert, das<br />

Zimmer mit Blumen geschmückt, Kuchen<br />

organisiert und es uns gemütlich gemacht.<br />

Am Abend machten wir innerhalb des<br />

Lagergeländes einen Spaziergang.<br />

Am 21. 5. waren wir bei Frau Scholz zum<br />

Bohnenkaffee im Revier eingeladen. Zu<br />

der Zeit befanden sich dort 6000 Soldaten.<br />

Sie waren auf dem Marsch nach Deutschland<br />

und hatten eine Ruhepause eingelegt.<br />

Wir durften uns nicht mit ihnen unterhalten.<br />

Überall standen Posten und passten<br />

auf.<br />

Dann waren wir nun allein, die Wehrmacht<br />

war fort. Die Ausgabe der Kaltverpflegung<br />

hatten jetzt zwei Dänen, Hansen und Huß,<br />

übernommen. Ich durfte aber bleiben und<br />

mithelfen. Seit den 1. 6. gab es nun für alle<br />

300 g Roggenbrot, 125 g Weißbrot, 20 g<br />

Butter, 25 g Wurst, 25 g Käse und 15 g<br />

Zucker. Säuglinge und Kinder bis zu 15<br />

Jahren bekamen noch 1/2 Liter Milch. Wir<br />

kamen damit ganz gut aus. Ich verstand<br />

mich mit den Dänen gut. Sie trieben mich<br />

immer zum Essen an, damit ich etwas auf<br />

die Rippen kriegen sollte. Auch meiner<br />

Mutter durfte ich ein schönes Butterbrot<br />

mitnehmen. Um unser eintöniges Leben zu<br />

bereichern, gründete ich eine Mädchen-<br />

Singgruppe. Da wir Zeit hatten, trafen wir<br />

uns fast jeden Abend. Wir sangen, erzählten<br />

Geschichten, und jeder berichtete von<br />

zu Hause und dem, was er erlebt hatte.<br />

Morgens gingen wir oft in die einzelnen<br />

Lager und weckten mit Gesang, auch am<br />

Abend sangen wir. Die Leute freuten sich<br />

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54<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

sehr darüber. Wir wollten auch einen bunten<br />

Abend veranstalten und in den nächsten<br />

Wochen mit Gymnastik und Volkstanz<br />

beginnen. Ein Akkordeon war auch vorhanden.<br />

Es stellten sich immer mehr ein,<br />

die mitmachen wollten. Ja, man kann nicht<br />

nur herumsitzen und Trübsal blasen. Nur<br />

mit den Jungen war es furchtbar: sie stahlen,<br />

schlugen Fensterscheiben ein und<br />

machten so allerhand Dummheiten. Die<br />

Lümmel waren verwahrlost, sie dachten<br />

nicht ans Gehorchen, bis sie eines Tages<br />

in der Wache landeten.-<br />

Meine Mutter war fast immer krank. Die<br />

meiste Zeit lag sie im Bett. Sie hatte auch<br />

keinen Appetit mehr und war sehr schwach.<br />

Ich glaube, sie hatte Heimweh nach zu<br />

Hause. Jetzt brachte ich ihr oft Schonkost<br />

aus der Küche.<br />

Inzwischen hatte man im Lager auch Schulen<br />

eingerichtet, damit die Kinder und Jugendlichen<br />

nicht ganz verdummten. Leider<br />

gabt es kaum richtige Lehrkräfte, so<br />

wurden auch Personen aus verschiedenen<br />

Berufen eingestellt. Auch ich mußte heran.<br />

Ich gab in der Berufsschule Handarbeit<br />

und Singen, ebenso bei den jüngeren Kindern<br />

Turnen und Singen.<br />

Am 24.6. sollte eine Wahl stattfinden. Alle<br />

Lagerleiter sollten neu gewählt werden,<br />

auch der Hauptlagerleiter. Herr Ketterer<br />

war unser Geschäftsführer. Mir war die<br />

Hauptsache, dass der Hauptlagerleiter ordentlich<br />

war und sich für uns einsetzte.<br />

Am 15.6. habe ich zuerst Verpflegung ausgegeben,<br />

dann bin ich mit Hansen im Dorf<br />

gewesen, um Eier fürs Revier zu holen. Ich<br />

habe Kuchen geschenkt bekommen, zum<br />

Abendbrot Bratkartoffeln und Bratwurst<br />

gegessen. Abends haben wir wieder im<br />

Saal und in einigen Lagern Abendlieder<br />

gesungen. Über diese kleine Abwechslung<br />

freuten sich die Leute immer wieder. -<br />

Die Wahl hatte stattgefunden und Herr Lange<br />

mit 100 % gesiegt, wurde jedoch wegen<br />

Krankheit nicht anerkannt. Wir bekamen<br />

Herrn Borchert als Lagerleiter. Zur Generalprobe<br />

für den ersten bunten Abend ins<br />

Lager Ollerup durften alle Kinder kommen.<br />

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Am 27.6. war bunter Abend für Erwachsene.<br />

Es war ein großer Erfolg: am Abend<br />

Tanz bis 22 Uhr. Am 30.6. fand der zweite<br />

bunte Abend für Erwachsene statt. Die<br />

Arbeit bei der Kaltverpflegung ging weiter.<br />

Ich kam mit den Dänen Hansen und Huß<br />

immer noch sehr gut aus. Nun wollten auch<br />

die anderen Lager nicht beiseite stehen.<br />

Lager III wollte ein Märchen vorführen. Auch<br />

Lager II übte schon tüchtig. Sein Abend<br />

sollte auch bald steigen. Der Chor von<br />

Lager III und mein Chor veranstalteten in<br />

der nächsten Woche einen Singwettstreit.<br />

Wir wollten unbedingt siegen oder nie wieder<br />

auftreten. Die Zeit in Ollerup wurde uns<br />

nicht langweilig, denn wir beschäftigten<br />

uns, so gut wir konnten. Aus blau-karierten<br />

Bettbezügen nähten wir Kleider und Röcke<br />

und haben sie dann die Ollerup-Tracht<br />

genannt.<br />

Mit einigen Damen auf unserer Etage spielte<br />

ich oft Rommé. Der bunte Abend von<br />

Lager II war der schönste Abend von allen<br />

Lagern. Der Singwettstreit fiel aus, die aus<br />

Lager III waren zu feige, gegen meinen<br />

Chor zu singen. Im ganzen Lager Ollerup<br />

waren wir die Besten. Ich war richtig stolz<br />

auf meine Mädels.-<br />

Am 21. Juli ging es mir nicht gut, ich legte<br />

mich nach meiner Arbeit ins Bett, denn<br />

mein rechter Fuß schmerzte sehr. Ich hatte<br />

eine Blutvergiftung an der rechten Fußsohle.<br />

Ein roter Streifen zog schon am Bein<br />

hoch. Frau Mallin machte mir kochend heiße<br />

Umschläge und holte aus dem Revier<br />

essigsaure Tonerde. Danach wurde es auch<br />

ein wenig besser. Nun war ich von Lager I<br />

an der Reihe, einen bunten Abend zu gestalten.<br />

Doch mit meinem kranken Fuß konnte<br />

ich nicht gehen und wurde immer zu den<br />

Proben in den Saal getragen. Es gab oft<br />

Ärger. Ich fürchtete für unseren Abend, er<br />

würde nicht stattfinden. Viele wurden krank.<br />

Am 27. Juli kam Elli Felgner mit Gelbsucht<br />

ins Revier. Es wurde immer schlimmer, da<br />

nun die Vitamine fehlten: kein Gemüse,<br />

kein Obst! Zu der Zeit hatte jeder Dritte<br />

Durchfall. Auch mit meinem Fuß wurde es<br />

nicht besser. Am 1. 8. wurde ich nachmit


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

tags ins Revier eingeliefert. Am gleichen<br />

Tag starb um 21 Uhr in unserem Zimmer<br />

eine Frau an Wassersucht. Besuch hatte<br />

ich jeden Tag. Sogar der Hauptlagerleiter<br />

besuchte mich. Jeden Tag kamen neue<br />

Kranke hinein. Es war schon ein Elend.<br />

Nach ungefähr einer Woche wurde ich<br />

entlassen und hoffte, bald wieder arbeiten<br />

zu können. Doch die Arbeit machte mir<br />

jetzt nicht mehr viel Freude. Der neue Vertrauensmann,<br />

gleichzeitig unser Koch, war<br />

uns allen unsympathisch. Bald darauf gab<br />

ich meinen Arbeitsplatz auf. Es wurde mir<br />

zu bunt.<br />

Am 15. 11. war ich Taufpatin bei Holger<br />

Piplack, Sohn von Frau Pawelzik. Das<br />

Weihnachtsfest 1945 haben wir ganz gut<br />

verlebt. Man muß ja aus allem das Beste<br />

machen. Durch die eintönige Ernährung<br />

stellten sich immer wieder Krankheiten ein.<br />

So bekam ich eine Drüsenvereiterung unterm<br />

rechten Arm, später am rechten Knie<br />

und in der Leiste. Meine Mutter war auch<br />

die meiste Zeit krank. Am 1. 3. 46 ging ein<br />

Transport von hier ab. Einige Bekannte<br />

waren dabei.<br />

2x waren die Dänen nun im Lager und<br />

durchsuchten unsere Schränke, nahmen<br />

Schmuck und Geld mit. Was sie nicht fanden,<br />

wickelten wir in Wollknäuel ein, um<br />

wenigstens etwas zu retten. Da ich ja auch<br />

an der Schule tätig war und so zum Lehrpersonal<br />

gehörte, bekam ich alle 14 Tage<br />

einen Ausgehschein. Wir konnten uns dann<br />

zu zweit oder zu dritt außerhalb des Lagers<br />

frei bewegen. Kontakt mit den Dänen durften<br />

wir nicht haben. Einige schrien sogar<br />

hinter uns her „Tyske Nazischwein“. Aber<br />

wir gingen schweigend an denen vorbei.<br />

Auch Fallobst durften wir nicht aufsammeln.<br />

Am 28. 4. feierte ich meinen 25.<br />

Geburtstag. Schon früh wurde ich von<br />

meinem Chor mit einem Ständchen geweckt.<br />

lch bekam sogar Blumen und Geschenke.<br />

Am 16. 6. fand unser Lönsabend<br />

statt. Wir sangen Lieder und trugen Geschichten<br />

vor. Es war ein schöner Abend.<br />

Am 27.6. kam ich ins Krankenhaus<br />

Beldringe, wo mir am 1. 7. die Mandeln<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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herausgenommen wurden. Die Operation<br />

verlief gut, aber erst nach drei Wochen<br />

wurde ich entlassen. Zur gleichen Zeit<br />

wurden auch Lilo Schulz die Mandeln entfernt.<br />

Gemeinsam verlebten wir schöne<br />

Tage dort. Dann mußten wir aber umgehend<br />

ins Lager zurück, denn schon am 18.<br />

7. wurde Ollerup aufgelöst. Unser neues<br />

Lager war Knivholt bei Frederikshavn. Wir<br />

verließen die Insel Fünen und landeten<br />

ganz oben auf Jütland. Dort traf ich auch<br />

meine Cousine Mariechen Krüger mit ihren<br />

Kindern sowie Emmi Behrenz. In diesem<br />

Lager gefiel es uns gar nicht, alles Baracken,<br />

ca. 5000 Personen. Wir lebten jetzt<br />

mit 20 Personen in einer Baracke, Männer,<br />

Frauen, Kinder, die sich oft stritten. Zu den<br />

Toiletten mussten wir ein ganzes Stück<br />

gehen. Es war eine Baracke mit 20 Sitzen<br />

nebeneinander und 20 Sitzen gegenüber.<br />

Im Sommer konnte man nach draußen gehen<br />

und sich von dem Lärm entfernen. Zum<br />

Glück hatte ich immer noch meine Arbeit<br />

an der Schule. In dem Lager erhielt ich ein<br />

Hemd, einen Schlüpfer und ein Paar Holzschuhe.<br />

Von den Dänen bekamen wir jetzt<br />

eine Legitimationskarte, dass wir an allen<br />

Schulen innerhalb des Lagers zugelassen<br />

waren.<br />

Unsere Baracke stand unmittelbar neben<br />

dem Stacheldrahtverhau. Die Dänen gingen<br />

oft mit aufgepflanztem Gewehr auf und<br />

ab. Seelisch konnte man da wirklich eingehen,<br />

aber wir ließen uns nicht unterkriegen.<br />

Allmählich gewöhnte man sich an diese<br />

Zustände. Oft glaubte man, hier sei der<br />

Ausschuss der Menschheit zusammengekommen.<br />

Viele waren zur Arbeit eingeteilt: In der<br />

Küche, Nähstube, Schusterei, im Büro, in<br />

Krankenbaracken, zum Torfholen für die<br />

Baracken, und der war so nass, dass man<br />

ihn erst drei Tage in der Baracke trocknen<br />

mußte. Im Sommer wurden wir von den<br />

Wanzen geplagt. Ob man sie mit kochendem<br />

Wasser bekämpfte oder sonst irgend<br />

etwas tat, sie blieben und vermehrten sich<br />

schnell. Sie fielen besonders nachts von<br />

der Decke auf unser Gesicht. Im Winter<br />

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56<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

kam dann noch die Kälte dazu. Womit<br />

sollten wir heizen außer dem Torf. Da wurde<br />

schon manches Brett von der Baracke<br />

abgerissen. Nachts verschwanden dann<br />

auch Türen und Wachhäuschen, um verheizt<br />

zu werden. Dann kamen die Dänen<br />

und kontrollierten und suchten die verschwundenen<br />

Sachen, meist ohne Erfolg.<br />

Zum Schlafen haben wir uns im Winter<br />

nicht ausgezogen, sondern warm verpackt:<br />

Schal, Mütze und Handschuhe der Wanzen<br />

wegen und mit der Papierdecke, die<br />

nicht viel wärmte, zugedeckt. Durch die<br />

Ritzen fegten der Wind, Regen oder Schnee<br />

und Kälte hinein. Morgens gab es an der<br />

Küche Tee, er schmeckte nicht, aber Gesicht<br />

und Hände konnten wir damit waschen.<br />

Seit dem 4. 11. 46 arbeitete ich hier<br />

an der Berufsschule. Sport, Singen und<br />

Handarbeit waren wieder meine Fächer. In<br />

diesem Lager gab es einen großen gemischten<br />

Chor von 115 Personen, der von<br />

Benno Bartels geleitet wurde. Die schönsten<br />

Abende verlebten wir aber mit dem<br />

dänischen Musikprofessor Savery, der uns<br />

mehrmals im Jahr besuchte. Er war wirklich<br />

ein Prachtmensch, der viel für die Flüchtlinge<br />

übrig hatte. Er war auch weit über die<br />

Grenzen hinaus bekannt, bis in die Schweiz.<br />

Dort gründete er später eine Musikschule.<br />

In der Baracke neben uns wohnten Freunde<br />

und Bekannte. Ich war sehr viel mit<br />

ihnen zusammen. Im Februar ’47 kam ich<br />

ins Krankenhaus nach Frederickshaven.<br />

Die rechte Achselhöhle war vereitert und<br />

mußte operiert werden. Auch meinen Geburtstag<br />

im April feierte ich im Krankenhaus,<br />

da war ich zum zweiten Mal operiert.<br />

Von Friedel Hansen aus Sonderburg erhielt<br />

ich ein Päckchen. Nun war auch ein<br />

Paket aus Amerika für mich unterwegs. lch<br />

war sehr neugierig. Aus Deutschland hatte<br />

ich schon Post erhalten, sogar vom Konrektor<br />

Walter aus Johannisburg. Der schilderte<br />

mir ausgiebig die jetzigen Zustände<br />

und wer noch dageblieben sei. Wir waren<br />

sehr enttäuscht, nun unsere Heimat nicht<br />

mehr wiederzusehen. Die Briefe vom Lehrer<br />

habe ich noch alle. Eine Kopie aller<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Briefe habe ich seinem Enkelsohn, Dr.<br />

Rotert, nach Kiel geschickt, der sich darüber<br />

sehr gefreut hat.<br />

Im Lager verlief das Leben weiter. Wir<br />

übten das Märchen „Peterchens Mondfahrt”.<br />

Ich spielte die Nachtfee, in einem<br />

langen blauen Gewand, eine Silberkrone<br />

auf dem Kopf mit meinem langen Haar. Es<br />

wurde ein toller Erfolg. Sogar die dänische<br />

Lagerleitung war da. Ja, man muß eben<br />

aus allem das Beste machen, dann ist alles<br />

leichter zu ertragen. Alle 24 Tage durften<br />

wir Mädchen mit dem Bus zur Nordmole<br />

nach Frederickshaven fahren. Man mußte<br />

sich nur rechtzeitig anmelden. War der Bus<br />

voll, kam keiner mehr mit. Von der Marine<br />

wurden wir mit Kaffee und Kuchen versorgt.<br />

Es waren schöne Nachmittage, die<br />

wir dort verleben durften. Gegen Abend<br />

wurden wir wieder ins Lager gefahren.<br />

Ab Anfang Juli ’47 waren wir in Aalberg<br />

West 49-06. Es war das schlechteste Lager,<br />

das wir bisher hatten. Wir gehörten zur<br />

Sektion III und zur Küche III. Das Kino in<br />

dem Lager war der einzig schöne Raum, in<br />

dem man sich wohl fühlen konnte. Man<br />

vergaß für Stunden, dass man im Lager<br />

war. Wir bekamen unsere alten Spielfilme<br />

zu sehen. Konzerte oder bunte Abende<br />

gab es auch gelegentlich. Professor Savery<br />

besuchte uns in diesem Lager oft, und wir<br />

verlebten schöne Stunden. Nun waren wir<br />

schon 21/2 Jahre hinter Stacheldraht, und<br />

die Sehnsucht nach unserem Zuhause<br />

wurde immer größer. Manchmal war dieses<br />

Leben kaum zu ertragen. Zum wiederholten<br />

Mal wurden wir registriert. lch hatte<br />

uns für die britische Zone angemeldet und<br />

hoffte, dass wir bald herauskommen würden.<br />

Ich war nun nicht mehr an der Schule<br />

tätig, sondern arbeitete in der Straminstube.<br />

Wir stickten Kissenplatten für eine<br />

dänische Fabrik. Als Lohn gab es eine<br />

kleine Zusatzverpflegung, pro Woche: 1 1/2<br />

l Magermilch, 3/4 l Saft, 1 Ei, 50 g Käse, 3/<br />

4 Roggenbrot und 125 g Wurst. Die Arbeit<br />

gefiel mir ganz gut. Seit April ’48 war ich<br />

schon wieder in ärztlicher Behandlung. Ich<br />

fuhr zweimal in der Woche ins Kranken


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

haus nach Aalberg. Dort traf ich eine gute<br />

Bekannte aus Johannisburg, die im Krankenhaus<br />

in der Küche arbeitete. Wenn ich<br />

dort war, bekam ich immer ein sehr gutes<br />

Mittagessen und noch einiges mit, z. B.<br />

Brot. Am Mittwoch und Sonntag war im<br />

Lager Tanz. Es spielte die Lagerkapelle.<br />

Ausgang hatte ich hier auch schon öfter,<br />

und zwar war ich zweimal im Lager Aalberg<br />

0st zu Besuch bei Lilo. Nach Auflösung des<br />

Lagers Knivholt wurden wir getrennt.<br />

Das Jahr 1948 neigte sich dem Ende zu.<br />

Es sollte am 13.10.48 nach Deutschland<br />

Der uns bekannte Verfasser schreibt zu<br />

dem folgenden „Erzählenden Gedicht“:<br />

Dieses erzählende Gedicht mit dramatischem<br />

Inhalt ist die Ballade von einer<br />

heimattreuen, selbstbewussten und tatkräftigen<br />

ostpreußischen Bauerntochter aus<br />

Masuren und ihrem dortigen elterlichen<br />

Bauernhof. Nach dem bisherigen Ablauf<br />

ihres langen Lebens mit glücklichen und<br />

dramatisch-tragischen Höhepunkten bringt<br />

dieser sprachlich verdichtete Rückblick auf<br />

eine schwere Zeit einen beispielhaften Eindruck<br />

von der Tragik des ostdeutschen<br />

Schicksals in diesem Jahrhundert.<br />

DER HOF IN MASUREN<br />

1915 (10.01.) - 1945 (23.01.) - 1995 (10.01.)<br />

Auf ostpreußischer Heimaterde, inmitten<br />

fruchtbarer Äcker und Fluren, ein ansehnlicher<br />

Bauernhof mit breitem Geviert, gebildet<br />

aus Wohnhaus, Stallungen und Scheunen,<br />

dazwischen der Hofbrunnen mit Tränke<br />

für alles Getier.<br />

Davor ein schattiger Garten mit blumigen<br />

Beeten und strauchigem Gezier, von innen<br />

her leuchtete das wohl gepflegte, hell getönte<br />

Haus, stets offen für Einkehr, ein<br />

gastfrohes Heim für Besucher und Freunde,<br />

die hier gingen ein und aus.<br />

Auf den Weiden ringsum graste fellglänzendes<br />

Vieh, edle Pferde warfen im<br />

Lauf den stolzen Kopf in die Höhe, auf dem<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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gehen. Wir waren dabei zu packen. Am<br />

8.10.1948, nach 31/2 Jahren Lagerzeit in<br />

Dänemark, sind wir in Pöppendorf eingetroffen.<br />

Meine Cousine Grete Meier aus<br />

Lübeck holte uns ab und brachte uns nach<br />

Stockelsdorf in die Dorfstraße zu ihren Eltern.<br />

Es dauerte eine ganze Zeit, bis wir<br />

vom Wohnungsamt ein Zimmer bekamen.<br />

Im Herbst lernte ich bei der Wohnungssuche<br />

meinen Mann Karl Dornheim kennen.<br />

Wir heirateten am 24.3.1950. So habe ich<br />

meine zweite Heimat gefunden.<br />

Hofe gackerte fleißiges Hühnervolk und<br />

der Schweine wohliges Grunzen klang ganz<br />

aus der Nähe.<br />

Hier lebte aus einstmals pruzzischmasovischem<br />

Stamme, in Generationen<br />

sich entfaltend, ein hoch gewachsenes ostpreußisches<br />

Bauerngeschlecht. Der masurischen<br />

Heimat eng verbunden, in ihr<br />

zutiefst verwurzelt, gab Haus und Hof, von<br />

Fleiß und Umsicht geprägt, ein rühmliches<br />

Ansehen, weithin beliebt und geschätzt.<br />

Dann aber - im kalten Winter 1914/15 -<br />

fegte unerwartet, jegliches menschliche<br />

Leben und friedliche Werk missachtend,<br />

aus östlichen Gefilden der wilden Kosaken<br />

Sturm über dieses beschauliche bäuerliche<br />

Dasein hinweg. Aus war’s sodann mit<br />

allem, wenn auch noch so bescheidenem<br />

Glück!<br />

Die lodernde Fackel eines großen Krieges<br />

überzog weite Teile Masurens. Manches<br />

stille Dorf ging in Flammen auf. Seinen<br />

Menschen drohte der Tod oder das unsägliche<br />

Schicksal aus der Heimat Vertriebener<br />

durch grausame Verbannung in unendlicher<br />

Fremde. - So verbrannte man<br />

auch aus kaltherzigem Vernichtungstrieb<br />

den stattlichen Hof in Masuren unweit von<br />

Lyck.<br />

Großvater, Mutter und alles Gesinde flohen<br />

noch rechtzeitig mit vollgepackten Schlitten,<br />

von Pferden gezogen, in dunkler<br />

Januarnacht durch hohen Schnee in die<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Wälder. Die Hoffrau allein, ihr Mann noch<br />

Soldat im Westen, erwartete, unter Pelzen<br />

vor starkem Frost geschützt, gerade jetzt<br />

ihr erstes Kind. Kaum Hoffnung auf glückliche<br />

Niederkunft, denn es wurde immer<br />

kälter!<br />

In finsterer Nacht von erbarmungslosen<br />

Kosaken verfolgt, schien alsbald die eilige<br />

Flucht vergeblich, da deren schnelle Spitze<br />

bald den Treck erreicht. - Das war wohl<br />

das Ende! Da! Mitten im Schrecken des<br />

nun wohl bevorstehenden jegliche menschliche<br />

Rücksichtnahme verachtenden<br />

Geschehens: Vernichtung oder aussichtslose<br />

Verschleppung -ein heller Schrei!<br />

Neues Leben erblickte plötzlich bei Kerzenschein<br />

das Licht der Welt. Ein russischer<br />

Feldarzt, eilends herbeigeholt, half<br />

wider Erwarten mit sicherer Hand bei der<br />

Geburt. Die erste Tochter einer glücklich<br />

erlösten Mutter, sie brachte die unerwartete<br />

Wende!<br />

Der Treck durfte - allen ein unfassbares<br />

Wunder! - Nach diesem wundersamen<br />

Geschehen nunmehr unbehelligt umkehren.<br />

Freie Rückkehr ins zwar verbrannte<br />

Heimatdorf! Unter verkohlten Balken<br />

schwelte noch Feuer. Das elterliche Haus<br />

ebenfalls von Flammen verzehrt. Vorläufiges<br />

Unterkommen in Ställen und Scheunen<br />

gab wenigstens ein Dach über den<br />

Kopf. Der rettende Spross der Familie im<br />

ganzen Dorfe bewundert und verehrt!<br />

Zum baldigen Wiederaufbau des Hofes<br />

kehrte der Vater vom Westen aus dem<br />

Felde heim. Auch der Großvater half, so<br />

auch mancher gute Freund und Nachbar.<br />

Zwei Töchter wuchsen alsdann heran,<br />

umsorgt von allen Seiten. Zur Freude der<br />

Eltern blieben sie gesund und schlugen<br />

nicht aus der Art. Deren Mut schützte sie<br />

vor jeder Gefahr.<br />

Nach dem Kriege in der Schule des Dorfes<br />

erste Schritte ins gemeindliche Leben,<br />

danach Besuch des Gymnasiums in der<br />

nächsten Stadt. Als heranwachsende Kräfte<br />

des Hofes halfen die Mädchen meistens<br />

im Garten, aber auch bei viel Arbeit auf den<br />

Feldern.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Neben ihnen die fleißigen Hände der Knechte<br />

und Mägde. Der Hof blühte, groß war die<br />

Freude der Eltern.<br />

Beim „Plon“, wenn alles reife Getreide eingefahren,<br />

ein fröhliches Erntefest den masurischen<br />

Sommer beschloss. Sicher in<br />

Scheunen geborgen nun der Felder goldiger<br />

Segen!<br />

Das Bauernjahr ging dann, nach letzter<br />

Ernte der Kartoffeln und Rüben und deren<br />

Bergung in Kellern und Mieten, dem kalten<br />

masurischen‚ Winter entgegen.<br />

So flossen die Zeiten in Frieden dahin. Der<br />

Hof, alsbald mit neuen agrarischen Techniken<br />

vertraut, gewann in bäuerlichen Kreisen<br />

zunehmend an Achtung und Ansehen<br />

durch väterliches Führungsgeschick. Die<br />

beiden Töchter heirateten, ein Enkelkind<br />

wurde geboren. Dazu gab der Hof allen auf<br />

ihm Lebenden Schutz und manch freudigen<br />

Gewinn. Vielfältiges Erbe erwuchs und<br />

öffnete der Zukunft bedeutsames<br />

Hoffnungsglück.<br />

Doch bald, kurz nacheinander, der greise<br />

Großvater und zur Bestürzung aller auch<br />

der hochverehrte Vater und Hofbesitzer,<br />

beide schlossen sie nach unerwarteter<br />

schwerer Krankheit die Augen und nahmen<br />

Abschied für immer. Würdig wurden<br />

sie beide - nach kurzem zeitlichen Abstand<br />

- zur letzten Ruhe gebracht. Sie erlebten so<br />

nicht mehr, wie - o Schmach!- zum zweiten<br />

Mal in einer Generation ein unerbittlicher<br />

Feind mit unerhörter Gewalt unendlich vielen<br />

Menschen im deutschen Osten die<br />

Heimat zerbrach!<br />

Als er nahte, rüstete das Dorf wiederum im<br />

tiefen Winter zur Flucht. Von den beiden<br />

Töchtern zunächst die ältere mit der kranken<br />

Mutter und ihrem zweijährigen Sohn<br />

und Spross aus dem Masurenland, schon<br />

fernen Kanonendonner aus östlicher Richtung<br />

in den Ohren, noch mit der Eisenbahn<br />

gen Westen fahrend dort eine vorläufige<br />

Bleibe fand.<br />

Die jüngere Tochter jedoch, als Erbin des<br />

Hofes bemüht, alle bewegliche Habe auf<br />

drei größere Wagen zu bergen, verließ einige<br />

Wochen später mit ihren Gespannen


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

und Helfern am frühen Morgen den Hof, um<br />

dem Treck des Dorfes in eine ungewisse<br />

Zukunft und - wer weiß - wie weite Ferne zu<br />

folgen. Noch ahnte sie nicht, wie bald alle<br />

vage Hoffnung dieser Art in einer furchtbaren<br />

Katastrophe zerstob. Widrige Umstände<br />

des kalten Winterwetters jedoch, aber<br />

mehr noch wirre Gerüchte über Richtung<br />

und Stärke des feindlichen Vorstoßes machten<br />

ihr große Sorgen.<br />

Im späten Januar durch starken Frost und<br />

hohen Schnee behindert - wie schon einst<br />

ein Treck des Hofes auf ostpreußischer<br />

Heimaterde - nur schweres Weiterkommen<br />

der Wagen. Es erlahmten die Pferde.<br />

So kam der Treck nur langsam voran. Gegen<br />

Abend überholten, aus seitlicher Richtung<br />

kommend, bereits feindliche Panzer<br />

die Gespanne. Um ihrem Feuer zu entkommen,<br />

suchte man in höchster Not Schutz im<br />

nassen Schnee auf der Erde.<br />

Neben ihnen versanken Pferde und Wagen<br />

im klirrenden Schnee, von den Fliehenden<br />

in panischer Angst kopflos verlassen. Von<br />

Granaten und Kugeln getroffen, so auch<br />

der Pfarrer der Gemeinde, verloren viele<br />

Menschen ihr Leben, andere ihre Freiheit,<br />

zusammengetrieben zu hilflosen Massen.<br />

Jüngere, darunter auch die Erbin, nur noch<br />

die Hofkarte als wichtigstes Dokument zur<br />

Hand, wagten, im Schutze der Nacht zu<br />

Fuß laufend, den Weg zu noch freien Straßen.<br />

Verzweifelte Hoffnung trieb sie voran.<br />

Endlich fanden sie zu dritt nach langen,<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Heimatlos<br />

von Bodenstedt<br />

beschwerlichen Märschen die sehnlichst<br />

erbetene Hilfe: Fürsorgliche Mitnahme<br />

durch zurückgehende deutsche Kolonnen.<br />

So entkamen sie wenigstens den todbringenden<br />

Horden gnadenloser feindlicher<br />

Häscher, den Vernichtern so manchen<br />

unschuldigen Lebens. Doch alles Glück<br />

einer bergenden Heimat schien nun endgültig<br />

zerronnen!<br />

Schließlich erreichten sie jenseits der<br />

Weichsel - nach manch einer gefährlichen<br />

Bedrohung durch feindliche Flieger - endlich<br />

Anschluß an westwärts fahrende Personenzüge.<br />

Im Unterschied zu ihrer hügeligen<br />

Heimat mit ihren Seen erlebten sie<br />

nun - je weiter nach Westen - mehr und<br />

mehr weite Feldmark mit fruchtbarer Börde.<br />

Der Erbin gelang so, wie der älteren<br />

Schwester mit Mutter und Sohn bereits<br />

früher, nach schweren Wochen die rettende<br />

Zuflucht auf verwandschaftlichen Besitz<br />

an der Flensburger Förde.<br />

Der Hof in Masuren, nun war er wohl für<br />

immer verloren. Auch die letzte Erbin verstarb<br />

alsdann nach langem, schwerem<br />

Krankenbett. Die ältere Schwester aber,<br />

einst auch auf der Flucht, jedoch zu seiner<br />

Rettung geboren, trägt das Gedenken an<br />

ihren väterlichen Hof mit all seinen immer<br />

noch geliebten bäuerlichen Konturen, auch<br />

für ihren dort geborenen einzigen Sohn, als<br />

teures Vermächtnis in ihrem Herzen, denn<br />

hier ist und bleibt ihre ewige Heimat - im<br />

fernen, unvergesslichen MASUREN.<br />

Ihr lächelt manchmal über unser Wesen<br />

Und seht uns irgendwie verwundet an-<br />

Was wißt ihr denn von allem, was gewesen,<br />

Was Heimat war und nie mehr werden kann!<br />

Wohl fand ich oft, was Aug’ und Ohr ergötzte,<br />

Doch nie, was meine Heimat mir ersetzte.<br />

entnommen aus Gedicht-Sammelband von G. Bosk<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

MEINE GLÜCKLICHE<br />

KINDHEIT IN JOHANNISBURG<br />

(1920–1934)<br />

Von Dr. rer. nat Dr. sc. phil. Gerd Bauer,<br />

Rudolfstr. 6, 24837 Schlesien<br />

Am 23. Januar 1920 wurde ich in Lyck<br />

geboren. Sechs Wochen nach meiner Geburt<br />

zogen meine Eltern nach Johannisburg,<br />

wo ich bis zu meinem 14. Lebensjahr<br />

eine glückliche Kindheit verlebte. Ich fühle<br />

mich daher als „<strong>Johannisburger</strong>“. Die Stadt<br />

und die herrliche urwüchsige Natur der<br />

masurischen Wälder und Seen prägten<br />

mein Wesen und hinterließen tiefe Verbundenheit<br />

und unvergeßliche Erinnerungen,<br />

die ich wie einen kostbaren Schatz hüte.<br />

Mein Vater wurde von Rechtsanwalt von<br />

Lojewski 1920 nach Johannisburg geholt,<br />

wo er als Chefredakteur in der „<strong>Johannisburger</strong><br />

Zeitung“ mit Dr. Max Krause zusammenarbeitete.<br />

Wir bezogen zuerst eine sehr große Wohnung,<br />

Fischerstraße 1, bei Bäckermeister<br />

Christowzik mit 7 Zimmern in einer Flucht.<br />

Oft war ich in der Backstube auf dem Hof<br />

und beobachtete mit großem Interesse<br />

alle Backvorgänge. Im Hinterhof wohnte<br />

eine sehr arme Familie mit vielen Kindern,<br />

mit denen ich gern spielte.<br />

Das Nachbarhaus Richtung Markt gehörte<br />

dem jüdischen Mehlhändler Bischoff. Mit<br />

seinen etwas älteren Töchtern spielte ich<br />

gern auf einem Sandhaufen neben dem<br />

Haus.<br />

Im Sommer war ich oft auf der „Bleiche“ am<br />

Pissek und schaute von der hölzernen<br />

Treppenbrücke auf den Grund des sehr<br />

klaren Flusses, wo sich das grüne Kraut<br />

der Wasserpest in der Strömung bewegte,<br />

fing am Ufer mit der Hand Stichlinge oder<br />

sah am Südende der Wiese den Seilerarbeiten<br />

zu. Als ich dort einmal mit vielen<br />

anderen Kindern als Zuschauer vom Anle-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Johannisburg<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

gesteg ein Schiffchen schwimmen ließ,<br />

wurde ich von einem größeren Jungen<br />

gestoßen und fiel rückwärts in das tiefe<br />

Wasser. Damals war ich etwa 4 Jahre alt<br />

und konnte natürlich nicht schwimmen,<br />

„paddelte“ aber instinktiv in die Richtung<br />

zum Ufer. Dort konnte ich aber über die<br />

erhöhten Faschinen nicht an Land. Meine<br />

jüngere Schwester Brigitte, die weinend<br />

am Ufer stand, reichte mir die Hand, und so<br />

konnte ich mich hochziehen und war gerettet.<br />

Vollkommen nass und mit Teer beschmiert,<br />

gingen wir am Flußufer nach<br />

Hause. Die Leute am Wege lachten amüsiert,<br />

sie wußten nicht, daß ich einem frühen<br />

Tod entronnen war.<br />

Ich hatte Angst, nach Hause zu gehen, da<br />

meine Mutter verboten hatte, am Fluss zu<br />

spielen. Auf dem Hof angekommen, schaute<br />

meine Mutter gerade aus dem Fenster<br />

und war entsetzt, als sie mich in diesem<br />

triefenden Zustand sah. Ihr Schreck war so<br />

groß, daß ich weder Schelte noch Prügel<br />

bekam, auch weil meine Schwester immer<br />

bat, mich nicht zu „hauen“. Überall auf der<br />

Haut hatte ich Teerflecken, die mit Benzin<br />

entfernt werden mußten, zusätzlich zu meinem<br />

Kummer aber trotzdem noch längere<br />

Zeit schwärzlich blieben.<br />

Wir hielten uns oft auf dem Kirchplatz auf,<br />

wo in der Nähe mein Vater und Tante Mia in<br />

der „<strong>Johannisburger</strong> Zeitung“ tätig waren.<br />

Als wir eines Tages gegen Mittag zum<br />

Essen nach Hause gehen wollten, war der<br />

Markt in der Nähe des Rathauses in eine<br />

dichte Rauchwolke gehüllt, es brannte im<br />

Hinterhaus an unserer Wohnung beim Bäckermeister<br />

Christowzik, Leute schleppten<br />

schon Gegenstände aus unserer Wohnung<br />

auf die Straße. Ein Dienstmädchen fing uns<br />

ab und brachte uns zu der befreundeten<br />

Familie Kaiser, die in der Nähe der Post<br />

wohnte. Dort bekamen wir ein Mittagessen.<br />

Nach mehreren Stunden durften wir<br />

endlich nach Hause gehen. Unsere Wohnung<br />

war glücklicherweise verschont ge-


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

blieben, das Hinterhaus aber vollständig<br />

abgebrannt.<br />

Von 1927-1930 besuchte ich die Grundschule.<br />

Mein Lehrer war Herr Wossidlo, an<br />

den ich mich mit großer Dankbarkeit erinnere.<br />

Er war ein guter Lehrer mit viel psychologischem<br />

Einfühlungsvermögen. Eines<br />

Tages, mitten im Unterricht, klopfte es an<br />

der Klassentür, es war meine Schwester(1<br />

1/2 Jahre jünger), die mein vergessenes<br />

Frühstücksbrot brachte. Sie wurde mit großem<br />

Hallo und Geschrei empfangen. Ich<br />

erstarrte vor Scham im Gegensatz zu meiner<br />

Schwester, die ohne Hemmungen kess<br />

und frech alle Fragen des Lehrers beantwortete.<br />

Als Herr Wossidlo sie auch noch<br />

auf den Klassentisch stellte, war die Show<br />

vollendet.<br />

Am 14. Januar 1928 zogen meine Eltern in<br />

das sogn.“ Beamtenhaus“ in der Hegelstraße.<br />

Für uns Kinder bedeutete dieser<br />

Umzug in den Neubau, der gerade fertiggestellt<br />

worden war, eine große Umstellung,<br />

wir wurden aber durch die Nähe des<br />

Waldes bald entschädigt. Der noch junge<br />

Wald war mit seinen sandigen Wegen und<br />

dem dichten Unterholz ein idealer Spielplatz,<br />

aber auch geeignet für allerlei Streiche.<br />

Es kamen immer viele Kinder zusammen.<br />

Als Experte für “Bierflaschenexplosionen“<br />

füllte ich leere Bierflaschen<br />

mit Carbid und Wasser, die dann mit lautem<br />

Knall platzten, auch war ich ein begehrter<br />

Räuberhauptmann, der ständig mit<br />

einer geladenen Knallkorkenpistole herumlief.<br />

Meine Eltern kauften 1930 ein Haus in der<br />

Graf-Yorck-Straße dem Gymnasium gegenüber.<br />

Am Umzugstag ging ich noch von<br />

der Wohnung Hegelstraße zur Schule, zurück<br />

aber schon in die neue Wohnung in<br />

der Graf-Yorck-Straße. Es war ein Winter<br />

mit sehr viel Schnee. Über die Straße war<br />

ein großes Tor aus Schnee gebaut worden.<br />

Im Garten unseres Hauses lag der Schnee<br />

teilweise bis 1,50m hoch . Mit großem Vergnügen<br />

stapfte ich durch die Schneeverwehungen<br />

des unbekannten Gartens und<br />

versank manchmal bis zur Brust. Mein Va-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

ter nahm im Haus die ankommenden Möbel<br />

in Empfang. Die von meinem Vater<br />

gebaute hölzerne Laube wurde auf einem<br />

Pferdewagen durch die Stadt transportiert,<br />

was Belustigung und Aufsehen erregte.<br />

Unser Garten war ca. 3000 m2 groß und lag<br />

unmittelbar am Nebenarm des Pissek. Vom<br />

Garten aus führte eine kleine Treppe zum<br />

Fluss. Dort an der Anlegestelle stand eine<br />

uralte dicke Weide mit einer Art Plattform<br />

zwischen den mächtigen Ästen, auf der wir<br />

eine Burg aus Brettern gebaut hatten. Eine<br />

Erlenallee führte am Flußufer entlang bis<br />

zum Ende des Gartens, wo eine überdachte<br />

Laube mit einem Fenster zum Fluss stand.<br />

Hinter dem Zaun begann die freie Natur mit<br />

Wiesen und hinter Schilf verdeckten Buchten<br />

des „kleinen Flusses“. Dieser Teil des<br />

Gartens war hauptsächlich Gemüsegarten.<br />

Ein Zugang zum Fluss führte zu einer<br />

Badestelle. Im Sommer unternahmen wir<br />

mit einem alten schweren Schweinetrog<br />

abenteuerliche Entdeckungsfahrten auf<br />

diesem „Urwaldfluss“ mit Untiefen und geheimnisvollen<br />

Schilfbuchten. Mein seltsames<br />

Wasserfahrzeug tauchte oft als „U-<br />

Boot” unter.<br />

Der sogn. „Hof“ hinter dem Haus war mit<br />

dichtem Gras bewachsen und war ein idealer<br />

großer Spielplatz: Von zwei Ställen wurde<br />

einer zur Garage umgebaut. In der Mitte<br />

des Gartens befand sich ein Rondell mit<br />

hohen Fliederbüschen. Zur Straße hin standen<br />

in einer Ecke zwei alte Linden. Das<br />

Gebüsch darunter bildete einen geheimnisvollen<br />

Ort, den wir „Gespensterecke“<br />

nannten. In lauen Sommernächten machten<br />

wir uns dort gegenseitig Angst.<br />

Als wir mit unseren Eltern am Heiligen<br />

Abend aus der Kirche kamen, den schneebedeckten<br />

Marktplatz überquerten - der<br />

Vollmond stand über dem Rathaus - , die<br />

Holzbrücke über den Fluss hinter uns hatten,<br />

stießen wir auf dem „Schwarzen Weg“<br />

auf ein halberfrorenes Kätzchen, das wir<br />

nach Hause nahmen. „Lilli“ wurde dann im<br />

Sommer die Stammutter von 5 Jungen. Wir<br />

behielten alle und hatten viel Spaß zu beobachten,<br />

wie sie in diesem „Katzen-<br />

61


62<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

paradies“ aufwuchsen. Auch für meine<br />

Schwester und mich waren dieser Garten<br />

am Fluss und die freie Natur hinter dem<br />

Gartenzaun ein wahres Kinderparadies.<br />

Mein Freund Alexander Schmidt, Sohn des<br />

Oberstudiendirektors, der gegenüber der<br />

Straße im Realgymnasium wohnte, war mehr<br />

bei uns als zu Hause.<br />

Als ich 11 Jahre war ,nahm ich Klavierunterricht<br />

bei Frau Kerutt, die mir nach einer<br />

besonderen Methode zuerst das Auswendigspielen<br />

beibrachte, und erst später<br />

wurde ich in die Kunst des Klavierspiels<br />

nach Noten eingeführt. Jede Melodie, die<br />

ich singen konnte ,spielte ich nun in jeder<br />

Tonart und sogar mit Begleitung einfach<br />

nach dem Gehör.<br />

Da meine Eltern mit der Familie Bogdan<br />

befreundet waren - Besitzer des Möbelhauses<br />

und des Kinos - standen immer<br />

Logenplätze für uns frei zur Verfügung, so<br />

gingen wir besonders am Sonntagnachmittag<br />

zu den Kinoveranstaltungen. Zu<br />

Hause angekommen, spielte ich dann die<br />

schönsten Filmmelodien auf dem Klavier<br />

nach Gehör.<br />

Meine Eltern waren mit dem katholischen<br />

Pfarrer Nadolski eng befreundet. Er wohnte<br />

mit seiner Schwester neben dem katholischen<br />

Gotteshaus in der Graf-Yorck-Straße.<br />

Wir waren dort oft zu Besuch.<br />

Sehr bewunderte ich seine Fähigkeit, ein<br />

Radio selbst zu basteln. Jedes Mal gab es<br />

technische Verbesserungen, die er mir<br />

vorführte. Als ich eines Tages am Fluss<br />

spielte, obgleich meine Tante es verboten<br />

hatte - meine Eltern waren zur Zeit verreist<br />

- lud er mich zu einer Motorbootsfahrt zum<br />

Roschsee ein, wo er angeln wollte. Unterwegs<br />

überraschte uns ein Gewitter mit<br />

Wolkenbruch. Vollkommen durchnässt,<br />

musste ich im Pfarrhaus erst trockene Sachen<br />

anziehen. Pfarrer Nadolski benachrichtigte<br />

telefonisch meine Tante, die sich<br />

schon große Sorgen gemacht hatte. Zu<br />

Hause bekam ich von meiner Tante, die<br />

mich sonst so lieb hatte, viel Schläge.<br />

Wie schnell ist diese selige Kindheit doch<br />

vergangen.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Am 1. Mai 1934 zogen meine Eltern nach<br />

Tilsit, wo ein ganz anderer Abschnitt meines<br />

Lebens beginnen sollte. Ich fühlte mich<br />

wie aus dem Paradies vertrieben. In den<br />

Sommerferien fuhr ich zu meinem Freund<br />

Alexander nach Johannisburg, wo wir wie<br />

früher umherstreiften und Radausflüge<br />

unternahmen, Alexander spielte gern mit<br />

Soldaten, und da ich in Tilsit bereits ein<br />

„chemisches Labor“ in der Bodenkammer<br />

besaß, sollte ich unbedingt ein Nebelpulver<br />

herstellen und mitbringen. Am Tage meiner<br />

Ankunft mußte das Pulver sofort ausprobiert<br />

werden. Die Wirkung war gewaltig:<br />

das gesamte Treppenhaus war von<br />

dichtem Nebel erfüllt, es stank außerdem<br />

stark nach Chlor. Frau Schmidt eilte erschreckt<br />

herbei, sagte aber nichts. Offensichtlich<br />

respektierte sie mich als Gast des<br />

Hauses.<br />

Meine Besuche in Johannisburg wiederholten<br />

sich noch einige Male, aber in das<br />

Paradies meiner Kindheit fand ich nun nicht<br />

mehr.<br />

Im Laufe der Jahre bin ich an vielen Orten<br />

„heimisch“ geworden, aber die eigentliche<br />

Heimat ist immer Johannisburg geblieben,<br />

die Erinnerung an die Menschen dieser<br />

Stadt und die vertraute und liebgewonnene<br />

Umgebung meiner glücklichen Kindheit.<br />

Vater des Einsenders 1935


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Vater Bauer und<br />

der Einsender 1925<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Mitarbeiterinnen der<br />

“<strong>Johannisburger</strong> Zeitung”<br />

1926 (Foto von Martel Nischl)<br />

In einem Raum der “Joh.<br />

Zeitung”, r. Tante Mia,<br />

(Maria Szobek) 1926<br />

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64<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Ausflug, südlich von Johannisburg,<br />

v.l.n.r:<br />

Frau Bauer, Frau Leiner,<br />

sitzend: Gerd Leiner, die<br />

Schwester des Einsenders,<br />

Gerd Bauer, Vater Bauer,<br />

Tante Mia<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Haus der Familie Bauer,<br />

Graf-Yorck-Str.<br />

Gerd Bauer im Garten seines<br />

Elternhauses etwa 1932


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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Ausflug an den Beldan-See<br />

v.l.n.r: Pfarrer Ambrosy, seine Frau Dorothea, Alexander Schmidt, Frau Schmidt, Tante Mia<br />

(Maria Szobek), Gerd Bauer, Vater Bauer, etwa 1932<br />

Ausflug nach Rudczanny<br />

v.l.n.r: Herr Kafka (aus Allenstein), Tante Mia, Frau Kafka, Frau Henkel mit Sohn, auf dem<br />

Motorrad: Gerd Bauer, seine Schwester, der Sohn von Henkels,<br />

hinten stehend, v.l.n.r: Vater Bauer, Frau Nadolski, Herr Henkel, Frau Bauer, Pfarrer Nadolski<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Alexander Schmidt u. Gerd Bauer etwa 1932 An der Veranda des Hauses Bauer<br />

Im Garten des Hauses,<br />

v.l.n.r.: die Schwester des Einsenders Brigitte, Alexander Schmidt, Gerd Bauer<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

KRÄNZCHENSCHWESTERN VON JOHANNISBURG 1928<br />

v.li.n.re.: Frau Erna Schmidt (Ehefrau des Oberstudiendirektors)<br />

Frau Alice Eichel (Ehefrau des Pfarrers)<br />

Frau Else Niegel (Ehefrau des Apothekers)<br />

Frau Else Haase (Ehefrau des Sägewerksbesitzers)<br />

Oberförster Julius Voß mit Tochter Rosemarie<br />

und Ilse Gerrich, auf dem Kutschbock<br />

Kutscher Kraihahn<br />

Kutschfahrt am Spirdingse, Familie Oberförster<br />

Voss und Besuch vor 1927<br />

Juni 1927 Umzug aus der Oberförsterei Wolfsbruch<br />

in Johannisburg nach Einhausen bei<br />

Marburg<br />

Einsender: Elfriede Doleisch v. Dolsperg, geb. Voß, Bantzerstr. 14, 35039 Marburg/L.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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68<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Edeltraud Rostek, Pn.i.R.<br />

Haydnstraße 14<br />

74074 Heilbronn, 12.10.2001<br />

Tel.: 07131/574505<br />

EINE REISE MIT EINEM<br />

DOPPELTEN ANLIEGEN<br />

Am 11. September des vorigen Jahres rüsteten<br />

wir uns - vier Menschen aus Troisdorf<br />

bei Köln und zwei aus Heilbronn - zu<br />

einer Reise in unseren Heimatkreis. Drei<br />

von uns sind in Masten im Kreis Johannisburg<br />

geboren. In zwei Tagen, mit einer<br />

Übernachtung vor der Grenze, konnten wir<br />

die 1 300 Kilometer gut zurücklegen. Geduldig<br />

warteten Frau Michalzik, die unsere<br />

Vorhaben sehr gut organisiert hatte, und<br />

unsere Pensionswirtin „Agata“ mit dem<br />

späten Nachtessen auf uns.<br />

Zwei Anliegen bestimmten unsere Reise:<br />

1. die Einweihung der restaurierten evangelischen<br />

Kapelle in Gehlenburg und<br />

2. die Einweihung eines Gedenksteines<br />

auf dem früheren Friedhof in Masten.<br />

1. In der evangelischen Kapelle in<br />

Gehlenburg sind der Fußboden des Vorund<br />

Kirchenraumes und der Sakristei mit<br />

hellen Keramikplatten verlegt, eine Decke<br />

eingezogen und die Wände mit einem hellen<br />

Grün ausgemalt worden. An eine neue<br />

Stromleitung kann die Gemeinde sechs<br />

gestiftete Ölradiatoren (Heizkörper) im<br />

Kirchraum und zwei in der Sakristei anschließen.<br />

Der Dachstuhl erforderte größere<br />

Ausbesserungen und neue Dachlatten,<br />

bevor er mit roten Ziegelpfannen gedeckt<br />

wurde.<br />

Dankenswerterweise haben ein Freundeskreis<br />

innerhalb der Kreisgemeinschaft Johannisburg,<br />

die Evangelische Kirche in<br />

Deutschland (EKD) (Anmerkung der Redaktion:<br />

Auf die Möglichkeit, bei der EKD<br />

um einen Beitrag für die Restauration des<br />

Innenraums der Kapelle zu bitten, hat die<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Gehlenburg<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Kreisgemeinschaft Frau Rostek hingewiesen,<br />

zumal die Gemeinde zum Betreuungskreis<br />

dieser Kirche gehörte.) und die Evangelische<br />

Kirche der Union (EKU in Berlin-<br />

Brandenburg) die Innenrestauration ermöglicht.<br />

Die Erneuerung des Daches finanzierte<br />

Herr Pfarrer i.R. Paul Pissowotzki aus<br />

Heilbronn durch eine Spende. Er ist in<br />

Masten geboren und war 1938 Vikar der<br />

Bekennenden Kirche bei Herrn Pfarrer Heldt<br />

in Gehlenburg. 1935 hielt er dort bereits<br />

seine erste Predigt. Wir danken Gott, daß<br />

Herr Pfarrer Pissowotzki in seinem hohen<br />

Alter an der Einweihung der evangelischen<br />

Kapelle in Gehlenburg teilnehmen konnte.<br />

Die Einweihungsfeier am Samstag, dem<br />

15. September, um 15.00 Uhr leitete der<br />

evangelische Regionalbischof Rudolf<br />

Bazanowski aus Allenstein. (Leider war er<br />

am Sonntag verhindert.) Kirchgemeindeglieder<br />

aus Gehlenburg, Johannisburg und<br />

der weiteren Gemeinde nahmen am Gottesdienst<br />

teil. Den Altarraum belebte ein<br />

von Herrn Rudolf Heldt gespendeter Teppich,<br />

den Altar schmückten ein von Herrn<br />

Pfarrer Pissowotzki gestiftetes 52 cm hohes<br />

Kruzifix aus Bronze und zwei dazu<br />

gehörende Leuchter, weiterhin ein silberner<br />

Abendmahlskelch, innen vergoldet, und<br />

ein silberner, ganz vergoldeter Brot-(Oblaten-)teller<br />

und eine versilberte Brotdose.<br />

Die Vorsitzende des Deutschen Vereins in<br />

Johannisburg, Frau Mira Kreska, überreichte<br />

während des Gottesdienstes einen<br />

schmiedeeisernen Leuchter mit einer gestalteten<br />

Kerze, die von Herrn Gerhard<br />

Bosk im Auftrage der Spenderin an die<br />

Vorsitzende des Freundeskreises Rosch<br />

geschickt worden war.<br />

Am Anfang des Gottesdienstes gab Herr<br />

Pfarrer Rej einen Überblick über die Entstehungsgeschichte<br />

und die Restaurationsarbeiten<br />

der Kapelle, leider in nicht<br />

übersetzten polnischen Worten.<br />

Dem Grußwort, um das ich, Edeltraud


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Rostek, Pn.i.R., gebeten wurde, stellte ich<br />

Worte aus dem 84. Psalm voran: „Wie lieb<br />

sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth.<br />

Meine Seele verlangt und sehnt sich nach<br />

den Vorhöfen des Herrn. Mein Leib und<br />

Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.“.<br />

Ich konnte etwas zu dem Kelch und dem<br />

Brotteller aus dem Besitz von Herrn Pfarrer<br />

Pissowotzki sagen . „Sie sind die Behältnisse<br />

für das Mahl der Christen, das ihre Seele<br />

stärkt und sie mit Zuversicht und Freude<br />

erfüllt. Ursprünglich nahm das Gottesvolk<br />

das Mahl ‚gegürtet‘ein, um zu neuen Aufgaben<br />

aufzubrechen. So können auch wir<br />

es heute feiern.<br />

Auf dem Kruzifix hält der gekrönte Christus<br />

seine ausgebreiteten Arme der Gemeinde<br />

segnend entgegen. Frieden strömt sein<br />

Antlitz inmitten äußersten Leidens aus. Die<br />

Krone auf seinem Haupt weist uns darauf<br />

hin, dass der durch Leiden hindurchgegangene<br />

Gottessohn Menschenherzen<br />

beherrscht; die großen Kerzen auf den<br />

Leuchtern versinnbildlichen das Gotteslicht,<br />

das uns erhellt.<br />

Als Sprecherin der Gemeinde antwortete<br />

die junge Kirchenälteste, auch Mitglied des<br />

Vorstandes des Deutschen Vereines in<br />

Johannisburg, Frau Beate Ehlert auf die<br />

Übergabe des Abendmahlsgerätes mit einem<br />

Wort aus dem Neuen Testament, sinngemäß:<br />

„Der Segenskelch, über dem wir<br />

den Segen sprechen, und das Brot, das wir<br />

brechen, sind die nicht die Gemeinschaft<br />

mit Christus?“. Sie schloss mit einem Gebet,<br />

in dem es auch hieß: „ Sei mit den<br />

jungen Menschen, die hier konfirmiert werden,<br />

mit den Ehepaaren, die hier getraut<br />

werden, mit der ganzen Gemeinde, die<br />

hier gesegnet wird!“<br />

Herr Pfarrer Pissowotzki bot plastisch den<br />

biblischen Abschnitt aus 1. Mose 28,10-22<br />

dar, in dem Jakob, vor seinem betrogenen<br />

Bruder Esau fliehend, träumend die Engel<br />

Gottes auf einer Himmelsleiter herauf- und<br />

herniedersteigen sieht. Gott hört er reden:<br />

„...Und siehe, ich bin mit dir und will dich<br />

behüten, wo du hinziehst, und will dich<br />

wieder herbringen in dieses Land“ ....Als<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Jakob erwachte, sagte er: „Fürwahr, der<br />

Herr ist an dieser Stätte...Hier ist die Pforte<br />

des Himmels.“ Und er gelobte „...Wird Gott<br />

mich wieder heimbringen, so soll der Stein,<br />

den ich aufgerichtet habe, ein Gotteshaus<br />

werden...”<br />

Seine polnisch gehaltene Predigt über diesen<br />

Abschnitt fasste der Bischof erfreulich<br />

in kurzen deutschen Worten zusammen. Er<br />

schuf eine Parallele vom Haus Gottes, das<br />

Jakob aufrichten wollte, zu unserer evangelischen<br />

Kapelle in Gehlenburg. Sie solle<br />

eine Stätte werden, in der Gott seine Wohnung<br />

hat und behält.<br />

Am Schluß des Gottesdienstes feierten wir<br />

das Heilige Abendmahl, aus dem neuen<br />

Kelch und Brotteller dargereicht. Es ist mir<br />

immer ein Erlebnis, an dieser Stätte an der<br />

Feier des Heiligen Abendmahles teilzunehmen.<br />

Die Lieder „Lobe den Herren, den<br />

mächtigen König“ und „Großer Gott, wir<br />

loben dich“, sangen die Gemeindeglieder<br />

teilweise in deutscher und polnischer Sprache.<br />

Nach dem Gottesdienst sorgten die<br />

Gehlenburger mit Kaffee und Kuchen, den<br />

sie gebacken hatten, für ein längeres gemütliches<br />

Beisammensein im Kulturhaus.<br />

Mit dem Bischof und Pfarrer der Gemeinde<br />

konnten wir Weiteres besprechen.<br />

2. Der Sonntag stand im Zeichen der<br />

Gedenksteinfeier auf dem Friedhof in Masten.<br />

Um 14.00 Uhr waren der evangelische Pfarrer<br />

Christoph Rej aus Johannisburg und<br />

der für Masten zuständige katholische Pfarrer<br />

aus Kumilsko, erfreulich viele jetzige<br />

Bewohner aus Masten und einige Vertreter<br />

des Deutschen Vereines aus Johannisburg<br />

und Gehlenburg gekommen. Nach dem<br />

Eingangslied „Lobe den Herren“ enthüllten<br />

zwei frühere Mastener den Gedenkstein.<br />

Herr Pfarrer Pissowotzki weihte ihn mit den<br />

Worten ein: „Dieser Gedenkstein sei der<br />

Erinnerung an unsere Toten geweiht. Wir<br />

befehlen unsere Entschlafenen der Gnade<br />

unseres Gottes. Gott sei uns allen ein barmherziger<br />

Richter und nehme uns auf in sein<br />

ewiges Reich.“ Auf dem Gedenkstein ste-<br />

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70<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Blick in die Gemeinde<br />

während der Einweihungsfeier<br />

der restaurierten<br />

Kapelle in Gehlenburg am<br />

15. September 2001.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Der Altarraum während des<br />

Einweihungsgottesdienstes<br />

der restaurierten Kapelle<br />

in Gehlenburg am<br />

15. September 2001.<br />

Der Gedenkstein auf dem<br />

Friedhof in Masten während<br />

der Einweihungsfeier am 16.<br />

September 2001.


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

hen in deutscher und polnischer Sprache<br />

die Worte: „Zum Gedenken an die Menschen<br />

aus Masten, die hier oder fern der<br />

Heimat in Gottes Erde ruhen“, dazu die<br />

Bibelstelle Psalm 23: „Der Herr ist mein<br />

Hirte.“ Das Wort soll von der Zuversicht der<br />

Menschen in allen schrecklichen Ereignissen<br />

am Ende des letzten Weltkrieges und<br />

auch heute zeugen. Herr Pfarrer Pissowotzki<br />

entfaltete seine kurze Ansprache von dem<br />

Wort „Friedhof“ als einem Ort des Friedens<br />

aus. Gelobt wurde die leider nur polnische<br />

Rede von Herrn Pfarrer Rej. Der katholische<br />

Pfarrer aus Kumilsko fand freundliche<br />

Worte zu unserer Gedenksteinfeier und<br />

meinte zum Schluß überraschend: „ In<br />

Kumilsko befindet sich ein viel größerer<br />

protestantischer Friedhof als in Masten.<br />

Man sollte doch auch auf ihm einen Gedenkstein<br />

setzen.“ Spontan stimmte er ein<br />

Lied mit seinen Kirchgemeindemitgliedern<br />

an, das er bei seinen Trauerfeiern singen<br />

ließ. Ein Segen und das allen bekannte<br />

Lied: „ So nimm, Herr, meine Hände“,<br />

schlossen die Feier ab.<br />

Der Gedenkstein in Masten ist neben den<br />

Steinen in Misken, Drigelsdorf, Gehlenburg,<br />

Gehsen und Großdorf der sechste seiner<br />

Art in unserem Heimatkreis.<br />

Den evangelischen Friedhof in Kumilsko<br />

mit seinem Auto zu besuchen, lud uns der<br />

katholische Pfarrer ein. Die erhabenen<br />

Bäume auf dem hohen Friedhofsberg sind<br />

aber von argem Gestrüpp unterwuchert.<br />

Ob sich die Kumilskoer um das Setzen<br />

eines Gedenksteines auf ihrem Friedhof<br />

bemühen wollen? Alle Heimatfreunde, die<br />

sich bisher für die Friedhofsgedenksteine<br />

einsetzten, sind überzeugt, daß es ihre<br />

Mühe wert war.<br />

Der Gedenkfeier in Masten folgte wie an<br />

den anderen Orten ein Kaffeetrinken mit<br />

der dortigen Bevölkerung. Erwachsene und<br />

Kinder freuten sich über kleine Bildkalender<br />

und Süßigkeiten. Frau Michalzik hatte sowohl<br />

die Gedenksteinfeier - die Vermittlung<br />

mit dem Steinmetzmeister Klinski, den Pfarrern<br />

und den Bewohnern Mastens - als<br />

auch das Kaffeetrinken großartig vorberei-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

tet. Zum Abschluß des Tages besuchten<br />

wir den <strong>Johannisburger</strong> Friedhof, seine wohl<br />

neu zu gestaltende Friedhofskapelle und<br />

die am Anfang der neunziger Jahre innen<br />

und außen restaurierte einzige der evangelischen<br />

Gemeinde verbliebene Kirche<br />

im Kreis Johannisburg, in Weißuhmen.<br />

Den Tag beendeten wir mit einer kleinen<br />

Feier der an der Vorbereitung Beteiligten,<br />

Frau Michalzik, ihrer Schwester und dem<br />

Steinmetzmeister Klinski mit seiner Frau in<br />

unserer Pension. Die mehrtägige Heimreise<br />

führte uns nach Allenstein, Tannenberg,<br />

Osterode, zu einer kurzen Fahrt auf dem<br />

Oberländer Kanal, nach Marienburg, Danzig<br />

und Zoppot.<br />

Nach jeder Reise sagen wir: „Unser Heimatkreis<br />

und Ostpreußen sind es - trotz vieler<br />

brach liegender Felder - wert, sie zu besuchen.<br />

Wir möchten die Leser des Berichtes<br />

ermutigen: „Tun Sie es uns wohl nach!<br />

Zur Erinnerung an die 1. Predigt in Bialla<br />

Ostpr. am 22. September 1935.<br />

71


72<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Während der Gedenksteinfeier auf dem Friedhof in Masten am Sonntag, dem 16. September<br />

2001.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Chmielewen/Talau vor 1945<br />

Einsender: Erika Friederitz, geb. Kuhnke, Birkenweg 50, 49624 Löningen<br />

Dorfstraße, Grundstücke<br />

Sawatzki u. Gronwald<br />

Chmielewen/Talau<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Und so sah es 1992/93 in<br />

Talau aus<br />

Dorfeingang, im Hintergrund<br />

Grundstück Kolossa<br />

Die Schule<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Haus und Hof des Bauern Kolossa<br />

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Das Waschhaus<br />

Bauernhof Jastremski


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Und hier noch eine kleine Geschichte<br />

über den Großvater der Einsenderin, der<br />

im 1. Weltkrieg von den Russen verschleppt<br />

wurde und 1918 in Russland<br />

verstorben ist.<br />

ERNI THÜMER<br />

Die Flucht aus dem Krankenhaus.<br />

Im Frühjahr 1910 übertrug der alte Bauer<br />

Broska aus Chmielewen seinen Hof auf<br />

den ältesten Sohn. Nun konnte er sich<br />

endlich in Ruhe ins Bett legen und, wie er<br />

hoffte, seinen kranken Magen auskurieren.<br />

Die Schmerzen jedoch wurden von Tag zu<br />

Tag unerträglicher und das Gejammer des<br />

Alten immer lauter, so dass der Sohn eines<br />

Morgens kurz entschlossen die Pferde vor<br />

die Kutsche spannte, um den Doktor aus<br />

Arys zu holen. Der kam, drückte hier und<br />

da auf dem Leib des Bauern herum, ließ<br />

sich die Zunge zeigen, fragte dieses und<br />

jenes und nickte dabei wie zur Bestätigung<br />

seiner Vermutungen mit dem Kopf.<br />

“ Ja, Alterchen”, meinte er dann, “ die beste<br />

Krankheit ist nichts wert, wenn man solche<br />

Schmerzen hat wie Sie. Am besten ist”, er<br />

wandte sich an den Sohn, “Sie bringen<br />

Ihren Vater sofort ins Krankenhaus nach<br />

Johannisburg; Sie haben ja noch angespannt.<br />

Ich vermute eine Gastritis, wenn<br />

nicht gar Magengeschwüre bei Ihrem Va-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Bauernhof Lomoth<br />

ter. So liegen bleiben kann er hier auf<br />

keinen Fall.”<br />

Der Bauer, zeit seines Lebens nie richtig<br />

krank gewesen, vergaß für wenige Sekunden<br />

vor Schreck seine Schmerzen. Da er<br />

aber einen Heidenrespekt vor dem studierten<br />

Herrn hatte, begann er sich leise jammernd<br />

mit Hilfe seiner Schwiegertochter<br />

anzukleiden. Dann ging es los nach Johannisburg<br />

ins Krankenhaus.<br />

Bauer Broska hatte eine unruhige Nacht<br />

hinter sich. Gegen Morgen war er endlich<br />

in einen leisen Schlaf gefallen.<br />

Er wusste nicht, wie lange er geschlafen<br />

hatte, als er plötzlich seinen Namen nennen<br />

hörte. Zwei Pfleger in weißen Mänteln<br />

standen vor seinem Bett, hoben ihn hoch<br />

und betteten ihn auf eine fahrbare Bahre,<br />

die sie mitgebracht haben mussten, denn<br />

am Abend hatte sie da noch nicht gestanden.<br />

“So, Opa”, lachte der jüngere von beiden,<br />

“jetzt wird Ihnen der gute Onkel Doktor<br />

gleich den Bauch aufschneiden.”<br />

Sagte es und schob den alten Bauern ins<br />

Untersuchungszimmer. Bauer Broska wurde<br />

plötzlich himmelangst. Wer weiß, was<br />

man alles mit ihm anstellen würde! Zum<br />

Schneiden waren die Doktors ja immer<br />

gleich bereit.<br />

“Ich muss mal dringend raus”, meldete er<br />

sich und rutschte vorsichtig von der Bahre.<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Das schien ihm der einzige Ausweg, hier<br />

herauszukommen. Der eintretende Arzt<br />

zeigte ihm den Weg; Broska nahm die<br />

Gelegenheit wahr und huschte durch den<br />

Eingang hinaus ins Freie. Im Hemd und<br />

barfuß schlich er durch das morgendliche<br />

Johannisburg, überquerte Wiesen und Felder,<br />

so schnell es seine alten Beine zuließen,<br />

in der Angst, man könnte ihn suchen<br />

und zurück ins Krankenhaus bringen. Endlich<br />

hatte er das Dorf Trzonken erreicht, in<br />

dem sein Vetter Franz wohnte. Der konnte<br />

ihm mit einigen Kleidungsstücken aushelfen.<br />

Am späten Abend war er dann endlich zu<br />

Hause. Sohn und Schwiegertochter staunten<br />

nicht schlecht, als sie den Vater plötzlich<br />

in fremden Sachen vor sich sahen. Am<br />

nächsten Morgen gab es natürlich viel zu<br />

erzählen, und Bauer Broska brüstete sich<br />

damit, wie er die studierten Herren ganz<br />

schön hereingelegt habe.<br />

“Stellt euch vor...”, erzählte er jedem, der<br />

aus der Nachbarschaft zu ihm herein-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

schaute – denn sein Auskneifen aus dem<br />

Krankenhaus hatte sich schnell herumgesprochen<br />

– “...ja, stellt euch nur mal vor,<br />

alle hatten sie dort nur blank geputzte Stiefel<br />

an. Der Doktor trug sein langes Messer<br />

im Stiefelschaft. Ja, das hätte ihm so passen<br />

können, ohne mir vorher ein Wort zu<br />

sagen, den Bauch aufzuschneiden. Der<br />

liebe Gott alleine weiß, ob ich diese Schmerzen<br />

ausgehalten hätte.”<br />

Er war sichtlich stolz, den Ärzten ein<br />

Schnippchen geschlagen zu haben. Wenige<br />

Tage darauf waren auch die Leibschmerzen<br />

wie weggeblasen. Wahrscheinlich hatte<br />

ihm nur eine Magenverstimmung so zugesetzt,<br />

die der junge Doktor aus Arys in<br />

seinem Eifer für eine schwere Erkrankung<br />

gehalten hatte.<br />

“Ja, ja”, meinte Bauer Broska, mit sich und<br />

der Welt zufrieden, “die Natur hilft sich von<br />

ganz alleine. Da hat man wieder einmal<br />

gesehen: es geht auch ohne die neumodischen<br />

Methoden!”<br />

Talau<br />

1. Konrad<br />

20. Spritzenhaus<br />

2. Kolossa<br />

21. Nagel<br />

3. Rosinski<br />

22. Harwich<br />

4. Feller<br />

23. Dragunski<br />

5. Kuhnke<br />

24. Beutler<br />

6. Jastremski<br />

25. Dembiani<br />

7. Wilda<br />

26. Klein<br />

8. Landjägerei<br />

27. Thiel<br />

9. Sawatzki<br />

28. Beutler<br />

10. Brozoska<br />

29. Rautenberg<br />

11. Przygodda<br />

30. Lassek<br />

12. Liedke<br />

31. Przygodda<br />

13. Schule<br />

32. Jähn<br />

14. Griggo<br />

33. Freinik<br />

15. Lomoth<br />

34. Litschewski<br />

16. Christofzig<br />

35. Merling<br />

17. Müller/Walinchus<br />

36. Litschewski<br />

18. Scepenski<br />

37. Wydra<br />

19. Dorfschmiede<br />

38. Schmidt<br />

Namenliste nach Herta Meyer, geb. Lomoth<br />

Helga Meyer ist am 21.8.1996 verstorben.<br />

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EHEMALIGE SCHÜLER UND<br />

LEHRERIN SPENDETEN KIN-<br />

DERSPIELPLATZ FÜR DIE<br />

SCHULE IN GRÜNHEIDE<br />

Eine achtköpfige Delegation der<br />

Schulgemeinschaft Grünheide übergab der<br />

dortigen polnischen Mittelpunktschule<br />

Uscianach fünf Spielgeräte für den Spielplatz<br />

neben dem Schulgebäude. Die Übergabe<br />

und festliche Einweihung fand während<br />

eines Dorf- und Schulfestes bei schönstem<br />

Sommerwetter statt. Vor etwa 100<br />

Kindern, Lehrern und Eltern hieß die Schuldirektorin,<br />

Frau Sawitzka, alle Teilnehmer<br />

herzlich willkommen und bedankte sich im<br />

Namen der Schule, der Kinder und der<br />

Eltern für die großzügige Spende. Gustav<br />

Dzewas erläuterte als Sprecher der<br />

Schulgemeinschaft in einer kurzen Ansprache,<br />

wie es zu der Idee und schließlich zur<br />

Übergabe der Spielgeräte gekommen war,<br />

und wünschte den Kindern viel Freude am<br />

Spiel. Frau Bargstaedt, geb. Hermanni,<br />

hatte 1940 ihre erste Lehrerstelle in Grün-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Grünheide<br />

Die Schüler der jetzigen Schule Grünheide bei der Einweihung<br />

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heide angetreten, dort ihre zweite Lehrerprüfung<br />

abgelegt und im Januar 1945 ihren<br />

letzten Unterricht abgehalten: Am 21.<br />

Januar ging es per Treck in Richtung Westen,<br />

wo die meisten Teilnehmer am Karfreitag<br />

1945 in Rausdorf bei Hamburg ankamen.<br />

Nach Beendigung des Krieges fand<br />

Frau Bargstaedt bis zu ihrer Pensionierung<br />

Anstellung in Hamburg: Seit 1967 treffen<br />

sich die letzte Lehrerin und die ehemaligen<br />

Schüler jährlich. Als Frau Bargstaedt im<br />

September 1999 ihren 80. Geburtstag mit<br />

ihren ehemaligen Schülern feiern wollte,<br />

bat sie, ihr keine Geschenke zu machen,<br />

sondern Geld für einen guten Zweck für<br />

ihre alte Schule zu spenden, die sie zweimal<br />

besucht hatte. Mit der jetzigen<br />

Schulleitung unterhielt sie freundschaftlichen<br />

Kontakt. Schließlich wurde beschlossen,<br />

der Schule auf dem vorhandenen<br />

Spielplatz Spielgeräte zu beschaffen und<br />

fachgerecht installieren zu lassen. Das<br />

wurde erst in diesem Jahre möglich. Bei<br />

dieser Gelegenheit wurde eine von Gustav<br />

Dzewas überarbeitete Dorf- und<br />

Schulchronik (in deutscher und polnischer<br />

Sprache) der Schule und den Eltern der


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Die Redner bei der<br />

Einweihung: Historiker,<br />

Schuldirektor, Dolmetscher<br />

und G. Dzewas<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Die Delegation der ehemaligen<br />

Grünheider Schüler mit<br />

den Helfern vor Ort J.<br />

Wabnic und Bernhard<br />

Kapteina.<br />

Die übergebenen Spielgeräte<br />

auf dem Sportplatz neben<br />

dem Schulgebäude.<br />

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Kinder übergeben. Zur Einweihung waren<br />

auch Vertreter des Vereins Rosch und ein<br />

Vertreter des Bürgermeisters der Kreisstadt<br />

Johannisburg erschienen. Nach Aufführung<br />

des Märchens „Schneewittchen<br />

und die sieben Zwerge“, einer gemeinsamen<br />

Kaffeetafel und einem Grillabend<br />

schied man in Harmonie und Freundschaft.<br />

BEMERKUNGEN<br />

ZUR CHRONIK DER SCHULE<br />

UND DES DORFES GRÜN-<br />

HEIDE<br />

Die Chronik der Schule und des Dorfes<br />

Grünheide in Masuren wurde vom Sprecher<br />

der Schulgemeinschaft Grünheide,<br />

Gustav D z e w a s , unter Zuhilfenahme des<br />

Buches “Der Kreis Johannisburg” von Gutzeit<br />

und der geretteten Schulchronik (1916<br />

- 1945) niedergeschrieben und um die Jahre<br />

nach der Flucht ergänzt. Sie enthält<br />

keine Hinweise auf Eigentumsverhältnisse,<br />

sondern weist auf Ereignisse in der<br />

Schule und in den drei Dörfern des<br />

Schulverbandes hin. Ferner werden in der<br />

Chronik die Verluste unter den Bewohnern<br />

während der beiden Weltkriege festgehalten.<br />

Die Chronik soll den ehemaligen Schülern<br />

und Bewohnern als Erinnerung dienen, ihren<br />

Kindern und Enkeln Auskunft geben,<br />

wie ihre Vorfahren in der angestammten<br />

Heimat gelebt und was sie zeitweise erlebt<br />

und erduldet haben.<br />

Die Chronik wurde ins Polnische übersetzt<br />

und bei der Einweihung des Spielplatzes<br />

den jetzt dort lebenden Kindern und deren<br />

Eltern übergeben. Sie sollen objektiv erfahren,<br />

wie die damals dort lebenden Bewohner,<br />

die sich immer zum Preußentum und<br />

Deutschtum bekannt hatten, vor ihnen gelebt<br />

haben und glücklich waren.<br />

10 Exemplare der Chronik wurden dem<br />

Verein „ROSCH“ übergeben. Einige Exemplare<br />

befinden sich noch bei Gustav<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Dzewas, Amselweg 30, 22941 Bargteheide,<br />

und können bei Interesse bei ihm erworben<br />

werden.<br />

Vorwort und Einleitung<br />

Will man eine Chronik eines Dorfes in Masuren<br />

- in diesem Falle eines Dorfes in der<br />

<strong>Johannisburger</strong> Heide - zu Papier bringen,<br />

so muß man mit der „Großen Wildnis“ beginnen,<br />

deren letzten Rest die<br />

<strong>Johannisburger</strong> Heide darstellt. Die „Große<br />

Wildnis“ war ein Waldgebiet zwischen<br />

den Volksstämmen der Pruzzen, Litauer<br />

und der Polen.<br />

Sie war nur dünn besiedelt, nahezu unbewohnt.<br />

Sie diente so als Puffer zwischen<br />

den Stämmen bei kriegerischen Auseinandersetzungen.<br />

Als Konrad von Masowien zu Beginn des<br />

13. Jahrhunderts den Deutschen Ritterorden<br />

ins nördliche Gebiet seines Herzogtums<br />

rief, begann die Erschließung und<br />

gleichzeitig die Christianisierung des Gebietes.<br />

Zunächst wurden Befestigungen und Burgen<br />

gebaut, um die sich später Städte<br />

entwickelten.<br />

Jahrzehnte später entstanden an den Ufern<br />

der vielen Seen kleine Dörfer. Die herbeigerufenen<br />

Siedler rodeten die Wälder, schufen<br />

sich Weiden und Ackerland und lebten<br />

außerdem vom Fischfang. Unsere spätere<br />

Kreisstadt Johannisburg wurde 1345 als<br />

Jansbork gegründet.<br />

Die Siedler kamen aus den Gebieten westlich<br />

der WeichseI, dem Pruzzenland, aus<br />

Litauen, aber hauptsächlich aus<br />

Masowien. So entstand ein Mischvolk, zu<br />

dem später noch aus politischen und religiösen<br />

Gründen Verfolgte aus Salzburg,<br />

Frankreich und Rußland dazukamen. Die<br />

Grenze zwischen Masowien und dem<br />

Ordensgebiet wurde 1341/1343 festgelegt<br />

und hatte Bestand bis 1945.<br />

Nach gesicherten Erkenntnissen entstanden<br />

im Laufe der Jahrhunderte am Niedersee<br />

folgende Dörfer:<br />

1563 Sowirog / Loterswalde<br />

1570 Jaschkowen / Reiherswalde


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1699 Kl. Wiartel<br />

1699 Nieden<br />

1706 Kreuzofen / Krzyze<br />

1707 Przyroscheln / Walddorf<br />

an den Pogobier Seen<br />

1707 Vorder-Pogobien<br />

und Hinter-Pogobien/Hirschwalde<br />

in den Wäldern der „Wildnis“:<br />

1699 Wielki Las - Tannenheim<br />

1700 Sdunowen/Sadunen<br />

1716 Turoscheln/Mittenheide<br />

1775 Erdmannen und Heidyk<br />

und nach den napoleonischen Kriegen:<br />

1803 Grünheide / Uscanny, Zimna /<br />

Kaltenfließ und Annuswesen<br />

1822 Fichtenwalde / Neu Uscanny<br />

Mit der zunehmenden Besiedlung des<br />

Gebietes um die spätere Kreisstadt Johannisburg<br />

entstanden in den Dörfern<br />

Schulen, an denen zunächst nur Handwerker<br />

oder ausgediente Soldaten den Unterricht<br />

erteilten:<br />

1745 in Jaschkowen<br />

1779 in Schiast<br />

1786/97 in Tannenheim<br />

1790/1800 in Lippa<br />

1808/48 in Mittel-Pogobien<br />

1846 in Kreuzofen<br />

1848 in Turoscheln<br />

1854 in Grünheide - Stare Uscanny<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Die Heimat<br />

Johanna Ambrosius<br />

Ab 1870 wurden in den Dörfern vom Staat<br />

Schulgebäude aus Backstein (roten Ziegeln)<br />

mit Klassenräumen und Lehrerwohnungen<br />

gebaut. Die Unterichtsprache<br />

war bis weit in das 19. Jahrhundert masurisch,<br />

weil nur ein geringer Teil der Schüler<br />

deutsch sprechen oder verstehen konnte.<br />

Schließlich wurde die Lehrerausbildung<br />

durch Gründung von Präparandenanstalten<br />

und Lehrerseminaren intensiviert. Es bestand<br />

keine Schulpflicht, diese wurde erst<br />

im Jahre 1927 per Gesetz eingeführt.<br />

Das Schulgebäude der Schule Grünheide<br />

entstand nach einem Brand im Jahre 1903,<br />

zunächst mit einem Klassenraum und einer<br />

Lehrerwohnung. Später erfolgte der Anbau<br />

eines zweiten Klassenraumes. Besucht<br />

haben die Schule die Kinder aus Grünheide,<br />

Tannenheim, Fichtenwalde und<br />

dem Forstamt Kullick bis zum 20. Januar<br />

1945.<br />

Im 1. Weltkrieg sind mehrmals kleine Gruppen<br />

von Kosaken in Grünheide eingefallen<br />

und haben einige Gebäude in Brand gesteckt.<br />

Das Schulgebäude hat keinen wesentlichen<br />

Schaden erlitten, jedoch ging<br />

die bis dahin geführte Orts- und<br />

Schulchronik verloren.<br />

Die erste Eintragung erfolgte am 1. April<br />

1916.<br />

Bargteheide, im Januar, 2001<br />

Gustav Dzewas<br />

Ich laß von meiner Heimat nicht,<br />

was man auch sagen wollt’,<br />

sie hebt vor allen Landen sich<br />

heraus wie echtes Gold.<br />

Laß blüh’n das Glück auch anderwärts<br />

in reich’rer Farbenprachtich<br />

weiß, wie in der Heimat mir<br />

die Sonne nirgends lacht.<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

ERINNERUNGEN AN HAMMERGEHSEN (ABBAU GEHSEN)<br />

Einsender: Betty Richter, geb. Ober, Berliner Str. 56, 84478 Waldkraiburg<br />

Hochzeit 1924 von Marta Mack aus Drugen und Gustav Ober aus Hammergehsen<br />

Familie Ober 1942<br />

mit den Kindern Bernfried und Betty<br />

Wohnhaus der Familie Ober<br />

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Die Stallungen des Bauern Ober<br />

Kleinvieh auf der Wiese<br />

Frau Ober mit Besuch auf den Stufen ihres<br />

Wohnhauses.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Die Einsenderin<br />

(li.) mit ihrer<br />

Freundin<br />

Lieschen Ruchey<br />

Mutter Ober beim Füttern<br />

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Dazu schreibt die Einsenderin folgende<br />

kleine Geschichte:<br />

Als ich und mein Lebensgefährte nach<br />

Ostpreußen gefahren sind, um noch einmal<br />

einen Blick auf unseren Besitz zu werfen,<br />

waren das Haus und alle anderen<br />

Gebäude nicht mehr vorhanden. Da sahen<br />

wir aber, dass noch der Fußabtreter in den<br />

Steinstufen vorhanden war.Mit Hammer und<br />

Meißel haben wir ihn herausgebrochen und<br />

mit nach Hause genommen. Hier ließen wir<br />

ihn verzinken und die Jahreszahl des Hausbaus<br />

und die Zahl des Wiederfindens eingravieren.<br />

Nun steht er auf dem Schrank<br />

als letzter Zeuge unseres Besitzes!!<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

ERINNERUNGEN AN HIRSCHWALDE<br />

Einsender: Sieglinde Falkenstein, geb. Brodde, Mackensenweg 7, 28832 Achim<br />

Unsere Schriftführerin hat uns einige schöne Bilder von der Jugend in Hirschwalde<br />

überlassen. Der Großvater von Frau Falkenstein, Otto Schlopsnies, war Posthalter<br />

in Hirschwalde. Vielleicht erkennen sich einige Hirschwalder auf den Fotos wieder?<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Hochzeit Anna Schlopsnies / Fritz Brodde 16. Juli 1937 in Hirschwalde<br />

Alle Fotos aus dem Album “Jugend in Hirschwalde” von Anna Schlopsnies, dort<br />

(* 9.3.1916)<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Kreuzofen<br />

Ostpreußen 23.- 28.4.01 Frühlingsstimmung am Niedersee bei Kreuzofen<br />

Willi Reck, Georg Büchnerstraße, 31224 Peine<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Ostpreußen 23.- 28.4.01 Störche am Niedersee, die sich nicht vertreiben lassen.<br />

Willi Reck, Georg Büchnerstraße, 31224 Peine<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

UNSER HEIMATORT LISSUHNEN<br />

Einsender: Reinhard Michalzik, Unterpörlitzerstr. 10, 98639 Ilmenau<br />

Lothar und Dieter Michalzik im Winter 1940 in<br />

Lissuhnen<br />

Die vier Geschwister Michalzik, alle jetzt in<br />

Mitteldeutschland lebend, haben nach 56<br />

Jahren ihre Heimat wiedergesehen. Der<br />

Einsender schreibt u.a.:”Über Lötzen –<br />

Arys” fuhren wir nach Lissuhnen. Kurz vor<br />

unserem Dorf in der Nähe vom Kesseler<br />

See kam schon die Erinnerung. Hier haben<br />

wir als Kinder gebadet. Dann kamen wir<br />

nach Lissuhnen. Von unserem Elternhaus<br />

stehen nur noch die Grundmauern.<br />

Liebgard und Reinhard Michalzik im April<br />

1944 in Lissuhnen<br />

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Unser Brunnen wird heute noch vom “neuen<br />

Nachbar” genutzt. Örtliche Wasserversorgung<br />

fehlt noch. Die Dorfschule steht<br />

nicht mehr, auch das Spritzenhaus ist nicht<br />

mehr da. Fast alle Häuser im Dorf sind dem<br />

Verfall preisgegeben.<br />

Der Friedhof ist verwildert und zugewachsen.<br />

Einzelne Grabsteine stehen noch.<br />

Eins muß man aber sagen: die polnischen<br />

Menschen waren alle nett und freundlich.<br />

Unsere Reise führte uns auch nach<br />

Johannisburg, Nikolaiken, Lötzen, Rastenburg<br />

und Angerburg. Nikolaiken, die Perle<br />

Masurens, hatte es uns besonders angetan.<br />

Von hier aus machten wir eine Dampferfahrt<br />

über den schönen Spirdingsee. Für<br />

uns eine unvergeßliche Fahrt. Die tiefliegenden<br />

Wolken über dem See – einmalig<br />

schön.


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Am Morgen unserer Abreise versammelten<br />

sich Tausende von Schwalben auf den<br />

Stromleitungen, die sich auch auf die Reise<br />

nach Süden machen wollten. Bilder, die<br />

man nie vergessen kann.<br />

Unsere Heimat werden wir bald wiedersehen.<br />

All unseren Landsleuten möchten wir<br />

sagen: “Fahrt in die Heimat, in unser schönes<br />

Ostpreußen.”<br />

Reinhard Michalzik, 98693 Ilmenau, den<br />

26.09.01, Unterpörlitzerstr. 10<br />

“OH DU MEIN SCHÖNES<br />

MASUREN”<br />

Ein Wiedersehen unserer schönen Heimat<br />

nach 56 Jahren.<br />

Mit Worten schwer zu beschreiben, man<br />

muß dieses schöne Land gesehen und<br />

erlebt haben, was für ein schönes Stück<br />

Deutschland wir durch diesen wahnsinnigen<br />

Krieg verloren haben.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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“Masuren, unser Ostpreußen, wie bist du<br />

doch so schön”.<br />

Unserer Mutter (Martha Michalzik) haben<br />

wir als Kinder viel zu danken. In all den<br />

Jahren nach dem Krieg hat sie uns viel<br />

erzählt von Masuren. Aber immer mit der<br />

Hoffnung, bald in die Heimat zurückzukehren.<br />

Unser Opa (Karl Klimaschewski) wohnte<br />

in Eckersberg. Ihm haben wir es zu<br />

verdanken, dass wir die Flucht aus der<br />

Heimat alle gut überstanden haben. Er<br />

hatte eine kleine Landwirtschaft und arbeitete<br />

noch in der Fischerei mit. Von großem<br />

Fischfang auf den Spirgingsee war immer<br />

die Rede. Ihm haben wir es, ebenso wie<br />

unserer Mutter, zu verdanken, dass wir die<br />

Liebe zur Heimat und der schönen Natur<br />

ins Herz geschlossen haben. Vielleicht erinnert<br />

sich manch einer unserer Landsleute<br />

aus der Gegend um Eckersberg/<br />

Lissuhnen noch an unsere Namen. Meine<br />

beiden älteren Brüder und ich, wir können<br />

uns noch an vieles aus der Heimat<br />

erinnern.Aus Erzählungen unserer Mutter<br />

erfuhren wir so manches. Nach unser lang<br />

ersehnten “Wiedervereinigung” können wir<br />

endlich über alles reden und schreiben. Es<br />

war der dritte Geburtstag unserer Schwester<br />

Liebgard.<br />

Nachts um 1.00 Uhr klopfte es an unser<br />

Fenster. Unsere Mutter schaute nach, wer<br />

es war. Unser Opa aus Eckersberg war mit<br />

Pferd und Wagen gekommen. Wir Kinder<br />

waren alle hell wach. Der Opa sagte nur:<br />

„Töchterchen, packe die nötigen Sachen<br />

für die Kinder ein, nimm nur das Nötigste<br />

mit, wir müssen unsere Heimat verlassen,<br />

bevor der Russe da ist.” Der Russe hatte<br />

die Grenze nach Ostpreußen überschritten.<br />

Von weitem hörten wir Geschützdonner.<br />

So verließen wir unser so geliebtes<br />

Lissuhnen in der Nacht zum 16.11.44. Unsere<br />

Oma saß schon in Arys am Bahnhof<br />

und wartete mit ihren Habseligkeiten auf<br />

uns. Die Fahrt ging über Berlin nach Mecklenburg.<br />

Unsere Tante Ida, die Schwester<br />

unserer Mutter, wohnte in Schönkamp/b.<br />

Neukaten. Sie wußte nichts von unserer<br />

Flucht. Herzlich wurden wir aufgenommen.<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Platz ist in der kleinsten Hütte, sagte unsere<br />

Tante. In dieser so schweren Zeit müssen<br />

wir alle zusammenhalten. Als Kinder in<br />

unserem Alter ahnten wir noch nicht, dass<br />

unsere Heimat für immer verloren ist. Trotz<br />

vieler Unannehmlichkeiten haben wir alle<br />

die Hoffnung nie aufgegeben, in die Heimat<br />

zurückzukehren. Um in der Schule<br />

nicht zu viel zu versäumen, wurden wir in<br />

der Grundschule zu Schorrentin angemeldet.<br />

So gingen die Jahre ins Land, und so<br />

schwand immer mehr die Hoffnung, die<br />

Heimat jemals wieder zu sehen. In den<br />

kleinen Ort Schönkamp kamen jeden Tag<br />

neue Trecks an. Viele aus Schlesien – Pommern.<br />

Es wurde in der Scheune und auf<br />

Heuböden geschlafen. Neun lange Jahre<br />

lebten wir in einem Raum von 16 qm mit 5<br />

Personen. Eine kleine Küche für 4 Familien<br />

stand nach Absprache zur Verfügung. So<br />

verlebten wir trotz vielen Entbehrungen in<br />

dem kleinen Ort eine schöne Kindheit.<br />

Unser Vater war in russischer Gefangenschaft.<br />

Unsere Mutter hatte ein schweres<br />

Los, vier kleine Kinder zu versorgen in<br />

dieser doch so schweren Zeit. Aber irgendwie<br />

haben wir es alle gut überstanden.<br />

Auf unsere Mutter können wir heute<br />

sehr stolz sein. Leider ist sie viel zu früh von<br />

uns gegangen. Mit zunehmendem Alter<br />

verließen wir mit der Aufnahme einer Lehrstelle<br />

unser gewohntes Elternhaus in Schönkamp.<br />

Jetzt leben wir Geschwister alle verstreut<br />

in den neuen Bundesländern, Berlin,<br />

Dresden, Nordhausen und Ilmenau wurden<br />

unser neues Zuhause. Aber bei unseren<br />

jährlichen Treffen kommt immer wieder<br />

die Sehnsucht nach der Heimat ins Gespräch.<br />

Unsere nächsten Verwandten wohnen<br />

in Lüdenscheid. Auch sie sind, allerdings<br />

etwas später aus der Heimat geflohen.<br />

Bei einem Besuch in Lüdenscheid<br />

erfuhren wir von Reisen nach Ostpreußen,<br />

die sie unternommen hatten. Alle sagten<br />

nur zu uns: „Fahrt mal in die Heimat, schaut<br />

es Euch an, wie es dort nach 56 Jahren<br />

aussieht”. Also sagten wir uns – alle 4<br />

Geschwister – fahren wir. Meine Geschwister,<br />

Lothar (66 Jahre), Dieter (64 Jahre),<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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unsere Schwester Liebgard (59 Jahre) und<br />

ich als Reinhard Michalzik (62 Jahre) traten<br />

am 4.09.00 diese Reise nach Masuren an.<br />

Durch ein Inserat in der Zeitschrift<br />

„Blinker“habe ich die Adresse von unserer<br />

Pension erhalten. Die neu erbaute Pension<br />

liegt direkt am Schwenzait-See im Ort<br />

Ogonki, ehemals Schwerten. Diese Pension<br />

kann ich nur unseren Landsleuten empfehlen.<br />

Sehr preiswert mit Frühstück, HP,<br />

Tiefgaragen, Fahrrädern usw., alle Zimmer<br />

modern eingerichtet mit DU/WC, insgesamt<br />

8 DZ.<br />

Nun zu unser eigentlichen Reise<br />

Bei unser Schwester in Berlin war Treffpunkt.<br />

Am frühen Morgen so gegen 5.00Uhr<br />

ging es los. Die Reise führte uns über<br />

Küstrin – Deutsch Krone – Bromberg –<br />

Graudenz – Allenstein – Sensburg – Rhein<br />

– Lötzen – Schwenten (Ogonki) 644 km.<br />

Während unserer Reise kam uns immer<br />

wieder der Gedanke, wir führen doch nur<br />

durch ehemals deutsches Land. Es ist immer<br />

noch schwer zu verstehen, wie all das<br />

so passieren konnte, Millionen Menschen<br />

aus ihrer angestammten Heimat zu vertreiben.<br />

Je näher wir der Heimat Ostpeußen kamen,<br />

desto schöner wurde die Landschaft. Ein<br />

Traum von Wäldern, Hügeln, Seen und weit<br />

verstreuten Dörfern und Höfen. Ein Ziel für<br />

uns, um einzutauchen in eine längst verloren<br />

geglaubte Zeit und Natur.<br />

Saubere Luft, klare Seen, hügelige Landschaft,<br />

mit endlosen Wäldern, Fisch- und<br />

Wildreichtum, das ist unser schönes Masuren.<br />

Nach einer langen, aber landschaftlich für<br />

uns schönen Reise sind wir mit unseren 2<br />

Autos gut in der Pension angekommen.<br />

Von den Wirtsleuten wurden wir herzlich<br />

empfangen. Nach einem guten Abendbrot<br />

gingen wir so gegen 22.00 Uhr in unsere<br />

Betten. Am nächsten Morgen so gegen<br />

6.00 Uhr weckten uns die Vögel mit ihrem<br />

Gesang. Nach einem guten Frühstück ging<br />

unsere Reise, wie sollte es anders sein,<br />

nach Lissuhnen. Bei herrlichem Sonnen


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

schein fuhren wir über Lötzen – Arys nach<br />

Lissuhnen. Aber kurz vor Lissuhnen in der<br />

Nähe vom Kesseler See kam schon die<br />

Erinnerung. Hier haben wir als Kinder gebadet.<br />

Am Ortseingang, von Adlig – Kessel<br />

– Röstgen kommend, hielten wir an. Was<br />

wird uns hier wohl erwarten nach 56 Jahren,<br />

war unsere Frage. Meine Schwester<br />

sagte nur zu mir: „Brüderchen, wir sind hier<br />

nicht in Lissuhnen, du hast dich bestimmt<br />

verfahren.” Ich sagte nur: „Schwesterchen,<br />

ich fahr dich dort hin, wo unser Haus einmal<br />

gestanden hat.” Nach unserer Ankunft mußten<br />

wir leider feststellen, dass von unserem<br />

Elternhaus nur noch die Grundmauern stehen.<br />

Erinnerungen kamen wieder. Meine<br />

Schwester kann sich an nichts erinnern, sie<br />

war ja erst 3 Jahre alt, als wir die Heimat<br />

verlassen mußten. Aber sie hat am meisten<br />

Tränen dort gelassen. Mein Bruder Lothar<br />

hatte sich in Lötzen etwas verfahren und<br />

kam so mit seiner Frau Hannelore und<br />

Bruder Dieter etwas später an. Sie staunten<br />

nicht schlecht, als ich als jüngster Bruder<br />

schon am Elternhaus eingetroffen war.<br />

Erinnerungen wurden von meinen Brüdern<br />

in der Runde erzählt. Unser alter Brunnen<br />

(siehe Foto) wird heute noch vom “neuen”<br />

Nachbar genutzt. Örtliche Wasserversorgung<br />

fehlt noch. Alles wurde jetzt in Augenschein<br />

genommen. Unsere Anwesenheit<br />

blieb ja nicht unbemerkt. Im Nachbarhaus,<br />

(ehemals Siska) lebt eine junge Polin mit 5<br />

Kindern. Sie begrüßte uns. Mit Händen und<br />

Sprachführer haben wir uns verständigt.<br />

Im Kofferraum von unseren Autos hatten<br />

wir Bananen, Apfelsinen und Süßigkeiten<br />

mitgebracht. Die Kinder waren sehr dankbar<br />

dafür. Uns standen die Tränen in den<br />

Augen, als wir sahen, mit welchem Heißhunger<br />

die Kinder das frische Obst aßen.<br />

Die Armut, so muß man es sagen, ist groß.<br />

Alle Häuser sind dem Verfall preisgegeben.<br />

Menschen, die hier wohnen, haben<br />

einfach kein Geld, um die Häuser instand<br />

zu setzen. Hier fehlt es an allem. Um irgendwie<br />

über die Runden zu kommen,<br />

wird das Nötigste im Garten angebaut,<br />

Gänse, Enten und Hühner gehören auf<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

jedem Hof dazu. Sollte etwas übrig sein<br />

vom Ertrag, wird es auf dem Markt in Arys<br />

angeboten. Wir verbrachten den ganzen<br />

Tag in unserem Heimatdorf Lissuhnen. Eines<br />

muß man hier noch sagen: die polnischen<br />

Menschen waren alle nett und freundlich.<br />

Sogar ein Beutel voll frischer Kartoffeln<br />

machte die Reise nach Deutschland<br />

mit.<br />

Die Dorfschule steht nicht mehr, ebenso<br />

das Spritzenhaus. Der Friedhof, total verwildert<br />

und zugewachsen. Einzelne Grabsteine<br />

stehen noch. Als der Abend dämmerte,<br />

traten wir die Reise in unsere Pension<br />

an. Uns erwartete ein reichhaltiges<br />

Abendbrot (gebratene Maränen). Bei einem<br />

guten Glas Bier und hausgemachtem<br />

Bärenfang ließen wir noch einmal den Tag<br />

Revue passieren. Die nächsten Tage führten<br />

uns nach Johannisburg, unserer Kreisstadt,<br />

sowie nach Lötzen, Nikolaiken,<br />

Rastenburg – Wolfsschanze, Angerburg.<br />

Nikolaiken, die Perle Masurens, hatte es<br />

uns angetan. Von hier aus machten wir<br />

eine schöne Dampferfahrt über den schönen<br />

Spirdingsee. Für uns eine Fahrt, die wir<br />

nie vergessen werden. Die tiefliegenden<br />

Wolken über dem Spirdingsee muß man<br />

einfach gesehen haben – einmalig schön.<br />

Am vorletzten Tag unternahmen wir noch<br />

eine schöne Dampferfahrt von Lötzen über<br />

den großen Mauersee. Tage, die wir nie<br />

vergessen werden. Ein schöner dicker und<br />

frisch geräucherter Aal aus dem Mauersee<br />

trat mit uns die Heimreise an. Unsere schöne<br />

Reise führte uns durch eine einmalig<br />

schöne Landschaft, mit “noch” intakter<br />

Natur, wie wir sie in Europa noch ganz<br />

selten finden.<br />

Am letzten Abend unternahmen wir noch<br />

eine kleine Wanderung um unsere Pension.<br />

Ein riesiger Schwarm von Kranichen<br />

suchte einen Rastplatz in Seenähe. Am<br />

Morgen unserer Abreise versammelten sich<br />

Tausende von Schwalben auf den Stromleitungen,<br />

die sich auch auf die Reise gen<br />

Süden machten. Bilder, die man nie vergessen<br />

kann. Wir haben alles in Bild und<br />

Video festgehalten. Unsere Heimat wer-<br />

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92<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Unsere Pension „Villa Mamry”<br />

AUF DEN SPUREN UNSERES<br />

GROSSVATERS IN MASUREN<br />

Mit dem Auto an der Ostküste entlang Richtung<br />

Masuren, so hieß unsere Urlaubsplanung<br />

für den Sommer 2001. Vom Strand<br />

hatten wir aber wegen des schlechten<br />

Wetters nicht viel, und so beschränkte sich<br />

der erste Teil unserer Reise fast ausschließlich<br />

auf Besichtigungen. Die 40 Meter hohen<br />

Wanderdünen von Leba im<br />

Slowinzischen Nationalpark, dann Danzig<br />

mit seiner wunderschönen Altstadt und dem<br />

Hafen, die imposante Deutschordensburg<br />

Marienburg und Frauenburg am Frischen<br />

Haff gehörten zum Kulturprogramm, das<br />

unsere Eltern ausgewählt hatten.<br />

Der für uns zwei Jugendliche wohl interessanteste<br />

Teil unseres Urlaubs begann in<br />

Jedrichowo (früher: Heinrichshofen) mit<br />

einer einwöchigen Kanutour über die Seen<br />

und Flüsse Masurens. Eine Woche fernab<br />

jeglicher Medien und täglicher Unterhaltungsmöglichkeiten<br />

– für uns Städter<br />

eine besondere Erfahrung.<br />

Zusammen mit zwei anderen deutschen<br />

Familien und unserem polnischen Führer<br />

Andrzej machten wir uns auf den Weg –<br />

begleitet von vielen Schwanenfamilien im<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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den wir bald wiedersehen, denn wir haben<br />

noch längst nicht alles in den paar Tagen<br />

sehen können. Masuren, wir sehen uns<br />

wieder. Wir hatten alles in allem eine schöne<br />

Reise. Freundliche und nette Menschen<br />

begleiteten uns überall. All unseren Landsleuten<br />

möchten wir sagen: Fahrt noch mal<br />

in die Heimat, in unser schönes Ostpreußen.<br />

Noch ist die Natur einmalig schön,<br />

aber kommt Polen erst in die EU, dann wird<br />

es nicht mehr so sein, wie es mal war. Die<br />

Betonmaschine wird auch hier nicht Halt<br />

machen. Gott gebe es, Ostpreußen möge<br />

so erhalten bleiben, wie wir es vorgefunden<br />

haben.<br />

Auf ein baldiges Wiedersehen mit unserer<br />

so lieb gewonnenen Heimat<br />

Reinhard Michalzik<br />

Wasser und Störchen am Himmel. Die Tour<br />

führte von Heinrichshofen über den Weißsee,<br />

die Babienta, den Gantersee, den<br />

Muckersee und schließlich auf die eigentliche<br />

Krutinna bis nach Isnothen. In Flüssen<br />

und Seen baden, abends die Zelte am<br />

Ufer oder auf kleinen Inseln aufstellen, mit<br />

einfachsten Mitteln kochen und Holz suchen<br />

für das tägliche Lagerfeuer, all das<br />

war einfach wunderschön. Die Etappen<br />

von ungefähr 15 Kilometer am Tag waren<br />

locker zu bewältigen, und es blieb zwischendurch<br />

immer noch die Möglichkeit,<br />

zu baden und Picknickpausen einzulegen.<br />

Noch ein Woche unseres Urlaubs blieb<br />

uns, und wir wollten diese nutzen, um uns<br />

in der Region unseres Großvaters, der von<br />

Groß Zechen am Spirdingsee stammte,<br />

umzusehen. Nach einigen Tagen in<br />

Nikolaiken reisten wir entlang von<br />

Beldahnsee und Niedersee Richtung<br />

Johannisburg. Wir besichtigten dort das<br />

kleine Museum im Keller des Rathauses<br />

und fuhren dann weiter nach Mövenau, wo<br />

unser Opa die Schule besuchte, sowie zur<br />

Kirche nach Adlig Kessel, wo er getauft<br />

und konfirmiert wurde.<br />

Unsere Großeltern waren schon mehrmals<br />

seit 1976 nach Masuren gereist und pfleg


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

ten eine langjährige Freundschaft mit den<br />

heutigen Besitzern des Elternhauses unserer<br />

Großeltern in Groß Zechen. Nachdem<br />

wir das Haus gefunden hatten, wurden<br />

auch wir herzlich von ihnen aufgenommen<br />

und zu einem schmackhaften Abendessen<br />

eingeladen. Dank der guten Deutschkenntnisse<br />

der Tochter des Ehepaares Lemanski<br />

konnten auch die Sprachbarrieren überwunden<br />

werden.<br />

Die letzten Tage in Masuren wohnten wir in<br />

Karwik. Von hier starteten wir mit unseren<br />

geliehenen Fahrrädern mehrere Touren<br />

durch angenehm schattige Wälder, manchmal<br />

aber auch über heiße Sandpisten. Bei<br />

über 33° C waren die vielen Seen, in denen<br />

man herrlich baden konnte, eine willkommene<br />

Erfrischung.<br />

Nach einem interessanten und erlebnisreichen<br />

Urlaub kehrten wir nach fast 18 stündiger<br />

Fahrt von Karwik nach Heidelberg<br />

zurück.<br />

Moritz und Daniel Mursa (15 Jahre)<br />

Sonnenuntergang über dem Talter-Gewässer<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Auf dem Krutinna-Wasserweg<br />

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Zeltlagerromantik<br />

94<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Reinhold Sagefka<br />

Am Vogelsang 38<br />

47877 Willich<br />

Tel.: 02156/2655<br />

Willich, den 03.09.01<br />

96<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Sehr geehrte Frau Klischewski<br />

Zunächst möchte ich mich Ihnen bekannt<br />

machen. Bin 1930 in Nieden geboren und<br />

habe bis zu meiner Flucht Januar 1945 dort<br />

gelebt. Als begeisterter Leser des <strong>Heimatbrief</strong>es<br />

möchte ich meinerseits einen kleinen<br />

Beitrag leisten, indem ich Ihnen ein<br />

Foto, das etwa 1937 entstand, zusende.<br />

Dazu schreibt der Einsender:<br />

Dieses Foto entstand etwa 1937 in Nieden<br />

“An der Drift”. In der Mitte des Dorfes<br />

gelegen und für jeden Niedener ein Begriff.<br />

Im Vordergrund des Bildes Bade- und<br />

Bootsanlegestelle. Hier machten wir als<br />

Kinder unsere ersten Schwimmversuche.<br />

Unter Kindern ein Könner, der schwimmend<br />

das andere Ufer erreichte.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Nieden<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Ferner Motorboot und Bootsschuppen der<br />

Brüder Willi – und Richard Pagio. Das Kleine<br />

Boot hieß “Baldur” und gehörte Willi.<br />

Das etwas größere gehörte Richard, war im<br />

Schuppen und hieß “Tannenberg”. Beide<br />

waren im Sommer stationiert an der Anlegestelle<br />

“Kurhaus am Niedersee” und<br />

machten mit Kurgästen und Besuchern<br />

Rundfahrten um die fünf Inseln auf dem<br />

Niedersee. Später erstand Willi Pagio ein<br />

neues schmuckes Boot mit Kabinen und<br />

Deckaufbauten: “Die Niedersee”. Es war<br />

nur kurz in Betrieb, weil der Besitzer in den<br />

Krieg zog. Im Hintergrund des Bildes, von<br />

Kiefern umsäumt, die Jugendherberge. Hier<br />

verlebten Kinder und Jugendliche von nah<br />

und fern in schönster Natur ihre Ferien.<br />

Leider wurde die Herberge in den ersten<br />

Kriegsjahren ein Opfer der Flammen.<br />

Ich hoffe, mein Foto und der zugehörige<br />

Bericht findet bei Ihnen und Ihren Mitarbeitern<br />

Interesse, und bitte um Veröffentlichung<br />

im <strong>Heimatbrief</strong>.<br />

Herzliche Grüße<br />

Reinhold Sagefka


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

WARTENDORF<br />

Einsender: Walter Synofzik, Albert-Schweitzer-Straße 19 d, 33613 Bielefeld<br />

Jugendzeit in Wartendorf<br />

Sommer 1930<br />

v.li.n.re.: Alma Plaga, Max<br />

Plaga, Anna Plaga.<br />

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Hochzeit in Wartendorf am 27.<br />

März 1937 von Karl-Heinz Lenz<br />

aus Reinersdorf und Anna<br />

Plaga aus Wartendorf<br />

Taufe in Johannisburg am 31.9.1941, Sohn<br />

Walter Synofzik, geb. 21.6.1941, und Mutter<br />

Alma (geb. Plaga).<br />

97


98<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Einsender: Dieter Andreas, Meisenbachstr. 53, 53819 Neunkirchen-Seelscheid.<br />

Schulklasse Snopken/Wartendorf 1914 mit Hauptlehrer Rudolf Brink<br />

Impressum:<br />

Der <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> ist eine gemeinschaftliche Publikation für die vertriebenen<br />

Ostpreußen aus dem Kreis Johannisburg sowie alle, die sich mit dem Kreis<br />

verbunden fühlen.<br />

Herausgeber: Kreisgemeinschaft Johannisburg in der Landsmannschaft Ostpreußen<br />

e. V. Er erscheint einmal im Jahr, etwa im 1. Viertel des Jahres. Er wird allen<br />

Interessenten zugesandt.<br />

Zur Deckung der durch Druck und Versand entstandenen Kosten wird um freiwillige<br />

Spenden gebeten. Bitte Spendennummer angeben!<br />

Das Konto der Kreisgemeinschaft Johannisburg:<br />

Konto 29 992 088 , BLZ 370 501 98.<br />

Jedem <strong>Heimatbrief</strong> liegt ein Spendenzahlschein / Überweisungsformular bei.<br />

Dieser <strong>Heimatbrief</strong> wurde zusammengestellt und gestaltet in Teamarbeit von Doris<br />

Woytewitz, Eva Klischewski, Roswitha Thomsen und Gerhard Bosk.<br />

Druck: Evert-Druck, Neumünster, Haart 224, Tel. 0 43 21 / 97 03-0.<br />

Redaktionsschluss jeweils der 15. Oktober des vorausgegangenen Jahres.<br />

Für die mit Namen gezeichneten Artikel wird keine Haftung übernommen. Die KG<br />

vertritt nicht in jedem Falle die Meinung des Einsenders. Die Arbeit für die Zusammenstellung<br />

des <strong>Heimatbrief</strong>es ist ehrenamtliche Tätigkeit und wird nicht honoriert. Die<br />

Redaktion behält sich Kürzungen bzw. Änderungen der Berichte vor. Einsendungen<br />

von Berichten und Bildern an Eva Klischewski, Haynstraße 34, 20249 Hamburg.<br />

Alle eingereichten Fotos und Dokumente müssen mit Namen und Anschrift versehen<br />

sein (Druckschrift), Auflage: z. Zt. 6000.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

ERINNERUNGEN AN WEISSUHNEN<br />

Einsender: Sigrid Krisch, geb. Becker, An der Mühlenau 10 B, 24211 Preetz<br />

li. oben: das Geburtshaus der Einsenderin, re.: die Grundsteinlegung für<br />

die Kirche erfolgte durch den Großvater Wnuck der Einsenderin<br />

Familie Becker 1928 vor ihrem Haus<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Jetzt sage jemand, die Weißuhner wären nicht nett anzusehen.<br />

-Aufnahme etwa 1920.- Wer kennt wen?<br />

Hochzeit Förster. Max Klinge mit Emma Becker<br />

In Konzewen/Warnold.<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Restaurant „Zum Seeadler” (1927) in Weißuhnen. Die kleine Sigi Becker auf dem Arm der<br />

Eltern.<br />

Nimmt man es äußerlich,<br />

landschaftlich,<br />

dann ist „Heimat” nicht tief<br />

genug genommen.<br />

Der tiefere Mensch findet nur<br />

dann Heimat draußen,<br />

wenn er drinnen<br />

Heimat hat.<br />

Wer drinnen Heimat hat<br />

der hat sie unverlierbar,<br />

hat sie immer<br />

und überall.<br />

Heimat<br />

Heimat ist eine<br />

Wandlungskraft in uns,<br />

wenn wir jeden Ort und<br />

jede Lage beseelen.<br />

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Wer diese Wandlungskraft<br />

nicht in sich hat,<br />

ist nirgends daheim …<br />

Die sie haben,<br />

sind immer und überall daheim.<br />

Sie entdecken<br />

und schenken anderen<br />

Heimat. Joseph Kühnel<br />

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102<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

WILKENHOF<br />

Eingesandt von Paul Sobotta, An der Wardtpumpe 22, 46562 Voerde<br />

Schulklasse Wilkenhof 1938 mit Lehrer Meyer<br />

18. Geburtstag von Erna Trojan, verh. Szesny, am 6.9.1942. Dame unten im weißen Kleid ist<br />

Erna Trojan mit Neffe Hans-Jürgen Böhm.<br />

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Brücke zwischen Wilkenhof<br />

und Sparken über den<br />

Pissek/Galinde mit Ruth<br />

Losch, Tochter von Otto<br />

Losch.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Am Wohnhaus von Otto Losch<br />

mit Post und Telefonstelle.<br />

Brücke zwischen Wilkenhof<br />

und Sparken über den<br />

Pissek/Galinde, mit Elma<br />

Losch, Tochter von Otto<br />

Losch.<br />

103


Schulklasse Wilkenhof<br />

104<br />

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Vor dem Elternhaus von Gottlieb Gratzik:<br />

Tochter Berta Boritzki, geb. Gratzki, im Alter<br />

von 20 Jahren, im Mai 1929.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Vor dem Elternhaus von Gottlieb Gratzik: Sohn<br />

Rudolf Gratzik mit Frau Ida und den treuen<br />

Vierbeinern.


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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

MASURISCHE IDYLLE, AUFGEN. 1943<br />

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Einsender: Elfriede Doleisch v. Dolsperg,<br />

Bantzerstr. 14, 35039 Marburg/L.<br />

Hier wurde im Freien gekocht<br />

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106<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

DIE LINDE IN<br />

UNSERER HEIMAT<br />

Erzählt von Helmut Mattke<br />

Forstmeisterei i.R.<br />

Gartenstraße 9 a<br />

18209 Heiligendamm<br />

Auf unserer Erde gibt es etliche Lindenarten.<br />

Wir kennen die Weiß-, Schwarz-,<br />

Silber-, Rot-, Holländische Linde und noch<br />

einige mehr. Für Mitteleuropa sind aber nur<br />

die Sommerlinde (Tilia phatyphyllos) und<br />

die Winterlinde (Tilia cordata) von Bedeutung.<br />

In grauer Vergangenheit, zur Zeit der Germanen,<br />

war die Linde Freya, der Göttin der<br />

Liebe und Fruchtbarkeit, geweiht. Der Baum<br />

galt als heilig. Nach der Christianisierung<br />

diente sie als „Lignum sacrum“ (heiliges<br />

Holz) und wurde zum Schnitzen von Marienund<br />

Heiligenstatuen verwandt.<br />

Die Linde nannte man den „Hausbaum“<br />

Ostpreußens. Sie stand vor den Türen der<br />

Häuser, an den Toren der Bauerngehöfte,<br />

auf dem Dorfanger und bildete herrliche<br />

Alleen.<br />

Stellvertretend für die vielen Lindenalleen<br />

sei die schönste und eine der ältesten<br />

Winterlindenalleen Deutschlands (begründet<br />

1852/53) genannt. Sie säumt die Chaussee<br />

von Bad Doberan nach Heiligendamm.<br />

Unter der alten mächtigen Dorflinde, meistens<br />

eine Sommerlinde, berieten die Bauern<br />

über das Wohl der Gemeinde. Auch in<br />

anderen Teilen Deutschlands stand die<br />

Linde im Mittelpunkt des Dorfes. Mit Hilfe<br />

der daran hängenden „Hillebille“, ein altes<br />

hölzernes Signalgerät, rief man Versammlungen<br />

ein. Auch als Gerichts- und<br />

Fehmlinde nutzte man sie. Für die Dorfjugend<br />

ein allgemeiner Treffpunkt. Bei Festlichkeiten<br />

stand sie als Tanz- und Festplatz<br />

zur Verfügung. Hermann Löns formulierte<br />

seinerzeit:<br />

„Unter der Linde<br />

Da ist mein allerliebster Platz,<br />

Da will ich warten<br />

Auf meinen Schatz“.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Pollenanalytische Untersuchungen haben<br />

ergeben, daß der vorgeschichtliche Waldzustand<br />

auf den besseren Böden zunächst<br />

mit der Linde und der Ulme den größten<br />

Anteil hatte.<br />

Die später dominierende Eiche wurde immer<br />

von vielen Laubhölzern wie Linde,<br />

Ulme, Birke und Erle begleitet. Die intensive<br />

Nutzung, vor allem junger Linden zur<br />

Bastgewinnung, bewirkte eine rapide Abnahme<br />

der Lindenbestände, so daß ihr<br />

Anteil in der Gegenwart (1937) auf unter<br />

2 % sank.<br />

Blüht die Linde, lockt der süßlich aromatische<br />

Honigduft unzählige Bienen, Hummeln<br />

und weiteres Insektenvolk an. Sie<br />

brummen, summen, burren und surren in<br />

den Lindenblüten nach Nektar, um für ihre<br />

Nachkommenschaft Nahrung zu haben.<br />

In der breiten, dichten, vielfältig verästeten<br />

Krone findet auch die Vogelwelt genügend<br />

Platz für ihre Nester. Als Schutz- und Rastbaum<br />

wird die Linde je nach Jahreszeit von<br />

vielen Vögeln aufgesucht. Gerne bauen<br />

zwischen den Astgabeln die Ringeltauben<br />

ihr Nest. Jeden Morgen ruft der Täuber<br />

sein „Ruck ru gru“ mehrfach mit abschließendem<br />

„gruh“, dann äugt er vorsichtig<br />

umher. Die ersten Sonnenstrahlen lassen<br />

seinen Schnabel rosarot leuchten, hellgelb<br />

die Augen und besonders hebt sich die<br />

weiße, goldgrüne, purpurn schillernde Halsbinde<br />

ab. Graurote Brust und rote Füße<br />

vervollständigen das Kleid dieses schönen<br />

Vogels. Auch der sangesfreudige<br />

Buchfink schmettert sein Lied in den Morgen.<br />

Kohlmeisen haben ein großes Repertoire<br />

von Stimmlauten. Amseln zetern heftig<br />

und der Zaunkönig, ein winziger, lebhafter,<br />

dunkelbrauner Vogel, singt kräftig<br />

und warnt oft und laut. Goldhähnchen,<br />

Rotkehlchen, Stare, sogar die Elstern, und<br />

viele andere Vogelarten statten den alten<br />

Dorflinden ihren Besuch ab. In der Abenddämmerung<br />

huschen und gaukeln Fledermäuse<br />

während ihrer Nahrungssuche um<br />

die Linde herum. Der nächtlichen Lebensweise<br />

sind auch die Eulen angepaßt. Mit<br />

ihrem geisterhaften lautlosen Flug versu


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

chen sie, ebenfalls Beute zu machen. Sind<br />

im Herbst die Blätter vom Baum gefallen,<br />

wird es ruhiger im Geäst, denn die „Sommergäste“<br />

sind in warme Gegenden geflogen.<br />

Zu den heimischen Arten gesellen<br />

sich jetzt die Rabenvögel.<br />

Die Linde fand bei unseren Vorfahren vielfältige<br />

Verwendung. An erster Stelle stand<br />

damals die Beutnerei. Als Honigbaum bot<br />

sie für die Bienen eine ausgezeichnete<br />

Bienenweide. Den lieblich aromatisch<br />

schmeckenden Lindenhonig schätzte man<br />

besonders, ebenso das Bienenwachs. Die<br />

Lindenblüten lieferten ferner einen vorzüglichen<br />

Tee, der auch bei Erkältungskrankheiten<br />

durch die schweißtreibende Kraft<br />

die Gesundung förderte.<br />

Das Holz verwendete man für Schnitzarbeiten<br />

und zur Herstellung von Haushaltsgeräten.<br />

Da es nur einen geringen Heizwert<br />

hatte, wurden durch Verkohlung<br />

Holzkohle für die Schwarzpulverherstellung<br />

sowie Pottasche und Zeichenkohle hergestellt.<br />

Von jungen Linden gewann man den<br />

Bast. Dieser diente als Ausgangsmaterial<br />

für die Herstellung von Stricken, Seilen,<br />

Netzen, Matten und Fußbekleidung.<br />

Während der Christianisierung und Besiedlung<br />

des Preußenlandes durch den Deutschen<br />

Orden (1231 - 1525) gründete dieser<br />

93 Städte und rund 1.400 Dörfer. Überall,<br />

wo der Deutsche Orden eine Burg anlegte,<br />

strömten Siedler herbei und siedelten<br />

sich Im Schutze der Burg an. Für die<br />

Namensgebung der Ortschaften wählte<br />

man oft etwas landschaftlich Charakteristisches<br />

aus, wie Berg, Höhe, Tal, Grund,<br />

Fließ, See, aber auch Baumarten wie Eiche,<br />

Birke, Erle, Weide fanden hierbei Berücksichtigung.<br />

Die Linde, im prussischen<br />

Ursprung „Lipe“, im litauischen „Liepa“ und<br />

im polnischen „Lipa“ genannt, lieferte über<br />

30 Mal den Ortsnamen. Die Ortschaften<br />

Heiligelinde, Hohenlindberg, Leipen,<br />

Lindenau, Lindendorf, -bau, -haus, -hof, -<br />

garten, -ort, -walde, -weiler usw. machten<br />

zum einen deutlich, daß seinerzeit viele<br />

Linden wuchsen, und zum anderen kennzeichnet<br />

es die damals wirtschaftliche Be-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

deutung dieses Baumes.<br />

Nach fast 60 Jahren suchte ich im Mai 1994<br />

meinen Geburtsort in meiner Heimat Ostpreußen<br />

auf. Dieses Gebiet steht seit 1945<br />

unter russischer Verwaltung. Vieles hatte<br />

sich in der Zwischenzeit grundlegend verändert.<br />

In den Ortschaften fehlen etliche<br />

Gebäude, viele sind verfallen. An den bewohnten<br />

Häusern wurde seit 50 Jahren<br />

nichts erneuert bzw. repariert. Alles grau,<br />

fahl und verkommen. Mit einem Wort läßt<br />

sich der Zustand beschreiben: „Erbarmung!<br />

„<br />

Die Landschaft jedoch mit Wäldern, Hügeln,<br />

Flüssen und Seen blieb. Manche<br />

Gewässer sind verschmutzt, dennoch bewirkten<br />

die vielfältig blühenden und grünenden<br />

Pflanzen einen heimatlichen Reiz<br />

auf mich aus. Die Natur hat an vielen Stellen<br />

ehemalige landwirtschaftlich genutzte<br />

Flächen zurückgewonnen. Durch Anflug<br />

von Weide, Aspe, Birke, Erle und Hähersaaten<br />

von Eichen, Ebereschen usw. bildete<br />

sich ein Naturwald, der stellenweise<br />

Urwaldcharakter annimmt.<br />

Von der Försterei Plauen, Kreis Wehlau,<br />

meinem Geburtshaus, erkannte ich noch<br />

die Fundamente. Mauerreste lagen darüber<br />

und umher. Im ehemaligen Garten<br />

blühten noch fünf Obstbäume, die mittlerweile<br />

ca. 65 Jahre alt sind. Der Fluß, die<br />

Swine, und das umgebende Ursprungtal<br />

sahen wie ehemals aus. Genauso wie es<br />

sich in meiner Erinnerung eingeprägt hatte<br />

und wie ich es manchmal im Traum erlebte.<br />

Der seinerzeit unmittelbar angrenzende alte<br />

Eichenbestand, der größtenteils schon<br />

damals gefällt wurde, war restlos verschwunden.<br />

Jetzt stockt darauf ein etwa<br />

60jähriger Laubholzmischbestand von Eichen,<br />

Hainbuchen, Linden und Eschen.<br />

Gleich dahinter stehen einige alte<br />

Lindenüberhälter. Anschließend fand ich<br />

einen etwa einen Hektar großen Winterlindenreinbestand<br />

im Alter von 70 bis 80<br />

Jahren und noch zwei weitere kleinere<br />

Lindenbestände. Ich war überwältigt, staunte<br />

und bewunderte die Linden allseitig. In<br />

meiner 50jährigen Berufspraxis hatte ich<br />

107


108<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

noch nie solche in ihrer Wuchsform hervorragenden<br />

Winterlinden angetroffen über<br />

30 Meter hoch, gradschäftig, vollholzig mit<br />

durchgehendem Schaft bis zum Wipfel.<br />

Bei der Begründung und Pflege dieser<br />

Linden hatte wohl mein Vater entscheidenden<br />

Anteil. In einem alten Spruch wird das<br />

verantwortliche Wirken eines jeden Forstmannes<br />

deutlich, der zutreffend ist und<br />

lautet:<br />

„Wir ernten, was wir nicht gesät haben,<br />

und säen, was wir nicht ernten“.<br />

Als Junge ist mir dieses nicht bewußt gewesen.<br />

Andächtig verweilte ich längere Zeit in dem<br />

Bestand. Dann grub ich zwei kleine Lindenwildlinge,<br />

eine Hainbuche und eine Eberesche<br />

aus, um sie an meinem jetzigen<br />

Wohnort anzupflanzen. Aus den Maurerresten<br />

der Försterei suchte ich noch einen<br />

gut erhaltenen Ziegelstein heraus und nahm<br />

ihn zum bleibenden Andenken mit. Diesen<br />

Ziegelstein hat wohl seinerzeit mein Großvater,<br />

Zieglermeister Albert Mattke (1862 -<br />

1933), in Klein Plauen hergestellt.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Eine Handvoll „Muttererde“ von der eigenen<br />

Scholle bedeutet für viele Heimatvertriebene<br />

und treue Ostdeutsche sehr viel<br />

und ist für sie wertvoll. Sie spendet ihnen<br />

Trost und Hoffnung. Diese Heimaterde soll<br />

den Heimatentwurzelten wunschgemäß mit<br />

ins Grab gegeben werden.<br />

Die mitgenommenen Forstpflanzen habe<br />

ich in Heiligendamm/Mecklenburg in meinem<br />

Garten ausgepflanzt. Sie sind alle<br />

angewachsen. Eine Linde gedeiht besonders<br />

gut. Sie hat in den fünf Jahren von 30<br />

Zentimeter jetzt eine Höhe von über drei<br />

Metern erreicht.<br />

Der Ziegelstein ist sichtbar in die Begrenzungsmauer<br />

unserer Eingangsterrasse eingemauert,<br />

so daß ich mich beim Anblick<br />

jedes Mal an meinen Geburtsort erinnere.<br />

Besonders verbunden, was auch berufsbedingt<br />

ist, fühle ich mich zu meinen<br />

„Heimatlinden“. Sie sind ein lebendes Zeugnis<br />

meiner Heimat. Sie sollen eine Brücke<br />

zu Ostpreußen herstellen und auch für<br />

meine Kinder und Enkel der „Hausbaum“<br />

sein.<br />

Ich erwarte,<br />

daß ich nur einmal durch die Welt gehe.<br />

Deshalb will ich alles Gute,<br />

das ich tun kann,<br />

jetzt tun;<br />

und jede Freundlichkeit, die ich einem<br />

Menschen erweisen kann,<br />

jetzt erweisen.<br />

Ich will es nicht verschieben<br />

und nicht übersehen,<br />

denn ich werde den gleichen Weg<br />

nicht zurückkommen.<br />

Verfasser unbekannt.<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

GEWALTTATEN IN<br />

MASURISCHEN WÄLDERN<br />

Der Familienname Pohl kam in Masuren<br />

einige Male vor. Überwiegend waren die<br />

Pohls Bauern. Jedoch gab es auch Ausnahmen.<br />

1725 verlieh König Wilhelm I. der<br />

Ortschaft Arys die Stadtgerechtigkeit. Zum<br />

ersten Bürgermeister der jungen Stadt<br />

wurde Martin Pohl erkoren. Nachweislich<br />

waren noch drei Familienmitglieder in der<br />

Forst beschäftigt.<br />

In Gr. Puppen, Landkreis Ortelsburg, haben<br />

bis 1945 auf dem Forstamt die letzten<br />

Büroangestellten Kammer und Pohl gearbeitet.<br />

Im Forstamt Lanskerofen, Landkreis<br />

Allenstein, verwaltete Revierförster Arnold<br />

Pohl (geb. 1905) von 1934 bis 1945 das<br />

Forstrevier Plautzig. Walter Pohl, Jahrgang<br />

1900, erlernte im Forstamt Kurwien, Landkreis<br />

Johannisburg, den Forstberuf.<br />

Zu Beginn des 1. Weltkrieges fielen gleich<br />

im August 1914 zwei russische Armeen in<br />

Ostpreußen ein. Die Bevölkerung aus Masuren<br />

und weiteren ostpreußischen Gebieten<br />

mußte fliehen. Nachdem die Russen<br />

besiegt worden waren, kam es noch Anfang<br />

1915 zur Winterschlacht östlich von<br />

Masuren bis hin zum Urwald von<br />

Augustowo. Wiederum erleidet die russische<br />

Armee eine venichtende Niederlage.<br />

Jedoch in diesen schicksalhaften und<br />

kampfumwogenen Gebieten, wo stellenweise<br />

undurchdringbarer Urwald, Sumpf<br />

und tiefe Gewässer Hindernisse darstellen,<br />

gab es viele Möglichkeiten für Wilderer,<br />

Räuberbanden und Schmuggler. Jeder<br />

Krieg bringt Gewalttätigkeiten, Not und<br />

Elend hervor.<br />

Seit etwa 500 Jahren (1422 Frieden von<br />

Melnowsee) ist Masuren ein Grenzland und<br />

verfügte seit dieser Zeit unverrückbar über<br />

die älteste Grenze Europas. Im damaligen<br />

Friedensvertrag, den der Deutsche Orden,<br />

Polen und Litauen abschlossen, wurde die<br />

Grenze festgelegt und blieb auch später<br />

zwischen Deutschland und Rußland bestehen.<br />

Dieses Gebiet war immer eine un-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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ruhige Region. Die Oberförsterei Kurwien<br />

lag etwa 20 Kilometer von dieser Grenze<br />

ab und Teile des Waldes erstreckten sich<br />

fast bis an die Staatsgrenze.<br />

Nachstehend die Stellenbesetzung der<br />

Oberförsterei im Jahre 1918:<br />

Oberförsterei Kurwien<br />

Forstmeister Paukstadt, Hans (ab 1905)<br />

Försterei Kurwien<br />

Förster Kuika, Wilhelm (ab 1908)<br />

Försterei Czessinnen/Erdmannen<br />

Förster Glatzi, Otto (ab 1914)<br />

Försterei Niederwald<br />

Förster Lüdemann, Fritz (ab 1909)<br />

Försterei Seehorst<br />

Förster Weigel, Karl (ab 1910)<br />

Försterei Hirschhagen<br />

Förster Malchow, Johannes (ab 1909)<br />

Försterei Ellerbom<br />

Förster Dalchow, Wilhelm (ab 1911)<br />

Rund 6.600 Hektar, bis zu 1954 Kiefernwald<br />

hatten die Forstbeamten zu bewirtschaften.<br />

Förster Kuika, seit 1908 Stelleninhaber<br />

der Försterei Kurwien, galt als ein<br />

sehr fähiger und tüchtiger Forstbeamter,<br />

dem die Berechtigung zur Ausbildung von<br />

Forstlehrlingen erteilt worden war.<br />

Entsprechend dem Regulativ über Ausbildung,<br />

Prüfung und Ansstellung im Forstdienst<br />

vom 1. Februar 1887, begann 1916<br />

Walter Pohl seine Forstausbildung.<br />

Lehrchef Förster Kuika unterwies seinen<br />

Lehrling in allen forst- und jagdlichen Aufgaben<br />

und brachte ihm ein fundiertes forstliches<br />

Grundwissen bei. Forstlehrling Pohl<br />

zeichnete sich durch ständige Einsatzbereitschaft,<br />

großen Fleiß, Wissens- und Tatendurst<br />

aus. Im zweiten Lehrjahr durfte er<br />

schon öfters den Forst- und Jagdschutz<br />

selbständig ausüben. Diese Aufgabe führte<br />

er stets gewissenhaft und besonnen<br />

aus. Im Frühjahr 1918 erfolgte seine Musterung<br />

für das Jägerbataillon 1 „General Graf<br />

Yorck“ in Ortelsburg. Die Einberufung sollte<br />

im Herbst erfolgen.<br />

Wie im Allgemeinen üblich, fand jeden<br />

Montagmorgen eine kurze Aufgabenver-<br />

109


110<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

teilung statt. So auch am 17. Juni 1918.<br />

Förster Kuika erteilte unter anderem seinem<br />

Forstlehrling den Auftrag, im südwestlichen<br />

Teil des Reviers am Abend und am<br />

nächsten Morgen den Forst- und Jagdschutz<br />

auszuüben. Außerdem gab er den<br />

alten Moorbock, der seinen Einstand am<br />

Erlenbruch hatte, Walter Pohl zum Abschuß<br />

frei. Hocherfreut über diese Auszeichnung<br />

begab sich, jagdlich ausgerüstet, Walter<br />

Pohl schon am zeitigen Nachmittag zum<br />

Erlenbruch.<br />

Die Dämmerung brach herein, eine warme<br />

Sommernacht ließ langsam alle Lebewesen,<br />

Bäume und die vielen Wacholderbüsche<br />

in ein zunehmendes Dunkel verschwinden.<br />

Allmählich verstummte das<br />

Vogelgezwitscher, nur hin und wieder erschallte<br />

der erschaudernde Ruf eines Kauzes.<br />

Die Mitternachtsstunde verging und<br />

Walter Pohl kehrte nicht in sein Quartier,<br />

das er in der Försterei Kurwien hatte, zurück.<br />

Auch zum üblichen Rapport bei Förster<br />

Kuika fehlte er am anderen Morgen.<br />

Besorgt verständigte Wilhelm Kuika daraufhin<br />

seinen Chef, den Forstmeister<br />

Paukstadt. Unverzüglich erschien im Dogcart<br />

der Forstmeister bei seinem Förster. In<br />

flotter Fahrt trabte der Trakehner mit den<br />

beiden Forstbeamten dem Erlenbruch, dem<br />

Auftragsort des Forstlehrlings, entgegen.<br />

Unterwegs verständigten sie noch für die<br />

sofortige Suchaktion einige Waldarbeiter.<br />

Lange brauchten sie nicht zu suchen. Auf<br />

der stark vergrasten Grenzschneise vom<br />

Jagen 237/238 zwischen dem Erlenbruch<br />

und der angrenzenden Fichtendickung fanden<br />

sie den jungen Forstkollegen heimtükkisch<br />

erschossen. Zwei Kugeln hatten den<br />

Körper im Brustbereich durchbohrt, so daß<br />

sein Tod sofort eingetreten sein mußte. Der<br />

Hahndrilling und das Fernglas fehlten. Bei<br />

der gründlichen Untersuchung des Tatortes<br />

fanden die Forstbeamten an der Fichtendickung<br />

zwei Patronenhülsen, wie sie beim<br />

russischen Militär üblich waren. Mehrere<br />

unterschiedliche Fußspuren, niedergetretenes<br />

Gras sowie zwei Machorkakippen,<br />

aus Zeitungspapier mit kyrillischer Schrift,<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

ließen auf eine russische Bande schließen.<br />

Umfragen und Nachforschungen der Forstund<br />

Polizeibeamten gemeinsam mit Forstmeister<br />

Paukstadt, der gleichzeitig Amtsvorsteher<br />

des Amtsbezirkes Kurwien war,<br />

ergaben, daß in letzter Zeit in Klein<br />

Spalienen und Karpa, unmittelbar an der<br />

Landesgrenze, Einbrüche, Viehdiebstahl<br />

und Wildereien vorgekommen waren. Dabei<br />

wurden drei „Fremde“ gesehen, die<br />

sich russisch unterhielten.<br />

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung<br />

fand die Beerdigung von Walter Pohl auf<br />

dem Friedhof in Kurwien statt. Pfarrer Franz<br />

Engelhard aus Turoscheln führte die Trauerfeier<br />

durch. An der Mordstelle zwischen<br />

Jagen 237/238 errichteten die Forstbeamten<br />

einen Granitfindling als Gedenkstein<br />

mit der Inschrift:<br />

„Forstlehrling<br />

Walter Pohl<br />

ist hier durch ruchlose<br />

russische Mörderhand<br />

am 17.6.1918<br />

gestorben“<br />

Der gemeine Mord an dem jungen Forstkollegen<br />

Walter Pohl erschütterte Forstmeister<br />

Hans Paukstadt und seine Revierbeamten<br />

sehr. Sie verstärkten ihren Kampf<br />

gegen das Wilderer- und Bandenwesen.<br />

Es gelang den Forstbeamten, einige Raubschützen<br />

aus Kreuzofen, Erdmannen und<br />

Heydik zu überführen, festzunehmen und<br />

vor Gericht zu stellen. Unermüdlich und<br />

gnadenlos, sogar mit Schußwechsel, ging<br />

der Kampf gegen die Wilderer weiter. Eines<br />

Nachts brannte plötzlich die Scheune<br />

mit der gesamten Getreide- und Heuernte<br />

von Forstmeister Paukstadt nieder. Aus<br />

Rache und letzte Warnung, so hieß es im<br />

Dorf, wäre dies geschehen. Daraufhin versetzte<br />

1924 sogleich und vorsorglich die<br />

preußische Forstverwaltung den 50 jährigen<br />

Forstmeister Hans Paukstadt in die<br />

Rominter Heide. Hier übernahm er die<br />

Oberförsterei Szittkehmen. Zu damaliger<br />

Zeit waren die Forstbediensteten ihres Lebens<br />

nie sicher. Manche verschwanden<br />

und wurden irgendwann ermordet aufge


funden. Aber auch einige „Gesetzeshüter“<br />

waren nicht gerade zurückhaltend. Sie<br />

handelten teils aus Rache und Vergeltung.<br />

Verschwand plötzlich ein Wilddieb und<br />

kehrte nicht mehr heim, so erzählten die<br />

Dorfbewohner ihren Kindern, der Betreffende<br />

wäre ins „Reich“ oder nach „Amerika<br />

ausgewandert“.<br />

Einige Zeit später stand in allen Zeitungen<br />

Ostpreußens, daß in einer Kieferndickung<br />

der Oberförsterei Kurwien die Skelette<br />

zweier erschossener Männer gefunden<br />

wurden. Entsprechende Ermittlungen haben<br />

aber bisher zu keinem Ergebnis ge-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

führt. Bei der nächsten Dienstberatung der<br />

Revierverwalter des Regierungsbezirkes<br />

Gumbinnen ging Forstmeister Paukstadt<br />

auf seinen Freund Forstrat Keck zu und<br />

sagte nur die Worte: „Ottochen, haste geleesen?“,<br />

worauf Forstrat Keck ebenso antwortete:<br />

„Jo, Hänschen, habs geleesen!“<br />

Dieses war ihre Verständigung zum Auffinden<br />

der erschossenen Wilderer. Die „Ausgewanderten“<br />

waren demnach nicht weit<br />

gekommen!<br />

Helmut Mattke<br />

Forstmeister i. R.<br />

Gartenstr. 9a, 18209 Heiligendamm<br />

AUSSTELLUNG IN DER JOHANNISBURGER HEIMATSTUBE<br />

IM KREISHAUS, FLENSBURG 2001<br />

Fluchtwagen<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Wolfsdecke, Tier 1989 von Gerhard Bosk in<br />

der Joh. Heide erlegt<br />

Bernstein<br />

Fotos von Doris Woytewitz<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

111


Wandteppich<br />

Erinnerungsstücke<br />

Erinnerung an 25 Jahre Patenschaft<br />

112<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Ein Fenster im Flensburger Kreishaus<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

An Ostpreußen<br />

Der Heimat denkt, wer fern der Heimat lebt.<br />

Des Herzens Sehnsucht bleibt es unverloren,<br />

Das Bild, das sich in unsere Träume webt,<br />

Das Bild des Landes, dem wir eingeboren;<br />

Aus diesem Lande sproßten wir hervor,<br />

Gleich allem, was es trägt, von eignem Marke,<br />

Wir tranken diese Luft, und Aug’ und Ohr<br />

Erfüllte diese Welt, die heimatstarke.<br />

Wohl mag der Himmel auswärts tiefer blau’n<br />

Und reich’re Frucht güt’ge Erde tragen<br />

Und blumiger sich schmücken Flur und Au’n<br />

Wer fragt, was sich mit solchem Maße mißt?<br />

Die Heimat liebt man, weil’s die Heimat ist.<br />

Ostpreußen, mag es rauh und dürftig scheinen,<br />

Uns ist’s das Heimatland! Wir sehn darin<br />

Zur herrlichsten Natur nach unserm Sinn<br />

Sich Feld und Wald und Fluß und Wiese einen,<br />

Der Meeresküste schluchtenreichen Saum,<br />

Umbrandet von der grünen Wogen Schaum,<br />

Der Seenkette glanzeshelle Spiegel<br />

Im dunklen Rahmen waldbekränzter Hügel,<br />

Die Heiden, still im Schnee und Sonnenbrand,<br />

Der schmalen Nehrung hochgetürmten Sand,<br />

Die grauen Burgen aus der Ordenszeit<br />

Und alles, was ihm eignen Reiz verleiht;<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Ostpreußen sind wir und vergessen’s nicht!<br />

Ernst Wiechert


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Der Verfasser des folgenden Berichtes<br />

ist Max Ulonska aus Jegodnen<br />

(Balkfelde), geboren in Königsdorf Kreis<br />

Johannisburg<br />

DIE BESCHREIBUNG MEINES<br />

LEBENS AUS DER ZEIT VON<br />

1904-1920<br />

1. Teil: Umsiedlung in die Nähe von<br />

Johannisburg<br />

Als zweitältester Sohn meiner Eltern bin ich<br />

am 5.5. 1900 in Königsdorf geboren. Das<br />

kleine Dörfchen trug früher den Namen<br />

Piskorzewen und lag an der polnischrussischen<br />

Grenze.<br />

Nach einem Großbrand im Jahre 1890 war<br />

es vollständig vernichtet worden, es wurde<br />

vom Staat wieder aufgebaut und erhielt<br />

dann den Namen Königsdorf.<br />

Wir besaßen hier einen kleinen Landbesitz<br />

von gut 45 Morgen Acker. Auf dem Lande<br />

gab es Arbeit genug, aber wenig Verdienstmöglichkeit.<br />

So beschloss unser Vater, alles<br />

zu verkaufen und näher an die Stadt zu<br />

ziehen. Im Frühjahr 1904 erzählte er uns,<br />

dass er ein größeres Grundstück von 75<br />

Morgen in Jegodnen bei Johannisburg in<br />

Aussicht habe. Wir waren alle froh darüber;<br />

einmal, um von der Nähe der Grenze wegzukommen,<br />

und zum anderen, eher die<br />

Möglichkeit zu haben, in der Stadt etwas<br />

dazu zu verdienen. Im Sommer desselben<br />

Jahres wurde der Kaufvertrag in Jegodnen<br />

abgeschlossen.<br />

Für unser Grundstück in Königsdorf hatten<br />

wir auch schon Interessenten gefunden,<br />

und kurze Zeit darauf wurde an den, der<br />

am meisten geboten hatte, verkauft. Es<br />

gab verschiedene Vereinbarungen: das<br />

Korn durften wir abernten und manches<br />

andere auch. Nur die Kartoffeln blieben für<br />

den Nachfolger zurück. Alles Korn wurde<br />

gedroschen, in Säcke gefüllt und fahrbereit<br />

hingestellt. Auch das Heu wurde noch<br />

eingefahren. Alles Übrige an Hausrat suchten<br />

wir zusammen und bereiteten langsam<br />

unseren Umzug vor. Die Nachbarn stan-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

den uns mit ihren Wagen hilfreich zur Seite.<br />

Ende August war es dann so weit, dass wir<br />

nach Jegodnen umsiedeln konnten. Ein<br />

großer Leiterwagen wurde für den Hausrat<br />

bereit gestellt, zwei Pferde wurden vorgespannt.<br />

Die Nachbarn nahmen auf ihre<br />

Wagen die Ernte, das Heu, Korn, Stroh,<br />

auch Holz und landwirtschaftliche Geräte.<br />

Einige Rinder wurden hinten an den Wagen<br />

gebunden. Die kleinen Kinder kamen<br />

zu den Eltern auf den ersten Wagen, Oma<br />

und Opa auf den zweiten Wagen.<br />

Mein ältester Bruder, der am 9. November<br />

7 Jahre alt wurde, musste zwei Kühe am<br />

Strick führen. Der Umzug konnte nur schrittweise<br />

vorangehen. Es war eine Fahrt von<br />

20 km. Morgens zogen wir ab, und abends<br />

waren wir erst an Ort und Stelle.<br />

Wir Kinder haben im Dorf sehr bald an die<br />

heimischen Bewohner Anschluß gefunden,<br />

und mit der Zeit vergaßen wir die alte Heimat.<br />

Auf der neuen Stelle war das Wohngebäude<br />

schon alt und für unsere große Familie,<br />

die alle zwei Jahre größer wurde,<br />

sehr bald zu klein. Der Ackerboden war<br />

hier jedoch viel fruchtbarer. Es war aber<br />

ungünstig, dass Äcker, Weiden und Heuwiesen<br />

weit außerhalb des Dorfes lagen.<br />

Vom Hof aus musste das Vieh etwa 2 km<br />

weit auf die Weiden getrieben werden.<br />

Ganz besonders nachteilig wirkte sich diese<br />

Entfernung beim Ausfahren des<br />

Stalldunges und Einbringen der Ernte aus.<br />

Durch dieses Hin- und Herfahren auf dem<br />

weiten Sandweg ging viel Zeit verloren.<br />

Die kleinen Bauern wirtschafteten zum größten<br />

Teil mit eigenen Arbeitskräften. Um<br />

billige Arbeiter zu haben, wurden früher<br />

viele Kinder geboren. Auch unsere Familie<br />

wurde alle zwei Jahre kinderreicher. Zuletzt<br />

waren wir sechs Geschwister. Nicht<br />

selten hatten andere Familien durchschnittlich<br />

sechs bis zehn Kinder. Auch wir wurden<br />

zu Arbeiten herangezogen, die wir als<br />

Kinder, dem Alter gemäß, leisten konnten,<br />

auf dem Felde, dem Hof, im Stall oder<br />

Haus.<br />

Ich kann mich noch gut daran erinnern wie<br />

ich, 6 Jahre alt, mit meiner Großmutter die<br />

113


114<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Kühe hüten musste. Das Vieh wurde 2 km<br />

weit auf die Wiesen getrieben. Meine Oma,<br />

1839 geboren, also auch nicht mehr besonders<br />

jung, konnte schlecht laufen, ich<br />

als kleiner Junge aber flitzte ganz gut. Ich<br />

bekam eine Peitsche und musste nun aufpassen,<br />

dass die Kühe nicht auf Nachbars<br />

Wiese gingen. Die Tiere aber zeigten vor<br />

einem solchen kleinen Knirps keine Angst.<br />

Ich konnte noch so tüchtig mit der Peitsche<br />

knallen, sie brummten nur und kamen auf<br />

mich zu; da musste Oma mir eiligst zur Hilfe<br />

kommen.<br />

Um die Mittagszeit wurden die Kühe zum<br />

Melken nach Hause getrieben. Wir aßen<br />

unser Mittag, und nach einer Pause ging<br />

ich mit Oma wieder auf die Wiesen. Es fiel<br />

uns beiden schwer, den weiten Weg hinter<br />

dem Vieh zu laufen. Aber was der Vater<br />

bestimmt hatte, musste ausgeführt werden.<br />

Ein Nein gab es früher nicht.<br />

So lange Oma noch bei Kräften war, ging<br />

sie mit mir zum Hüten mit. Im Herbst 1905<br />

wurde sie krank, hat lange das Bett hüten<br />

müssen und ist nicht mehr gesund geworden.<br />

Sie starb im Sommer 1906 im Alter von<br />

67 Jahren.<br />

Im April desselben Jahres kam ich zur<br />

Volksschule. Wir hatten nur einen kurzen<br />

Weg von 1/2 km, die Kinder aus dem Nachbarort<br />

Reinersdorf 1 km.<br />

Zu meiner Zeit gab es beim ersten Schulgang<br />

noch keine Wundertüten. Die Mutter<br />

ging mit dem I -Männchen mit und gab<br />

dem Lehrer heimlich 30 bis 40 Pfennige,<br />

Ein - Pfennig - Stücke. Davon bekamen die<br />

Kleinen vor dem Heimweg 2 bis 3 Pfennige<br />

mit als Lockmittel zum Wiederkommen. -<br />

Unser Lehrer war sehr streng und hatte<br />

auch einen Stock.<br />

Im Jahre 1906 wurde im Herbst die Eisenbahn<br />

von Johannisburg nach Dlottowen<br />

bis an die polnisch-russische Grenze gebaut.<br />

Die Strecke führte direkt an unserem<br />

Dorf vorbei. Wir Kinder mussten jeden Tag<br />

zweimal über das Gleis zur Schule gehen.<br />

Bisweilen sahen wir auch, wie die deutschen<br />

Soldaten Material von den Waggons<br />

abluden. Auf dieser Strecke verkehrte nur<br />

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ein Bummelzug. Man konnte ihn schon aus<br />

der Ferne hören und sehen. War im Winter<br />

viel Schnee gefallen, so blieb der Zug im<br />

Walde stecken und musste frei geschaufelt<br />

werden.<br />

Wir Jungen hatten einmal zur Probe einen<br />

großen Nagel auf die Schienen gelegt.<br />

Dieser ist durch das Gewicht des Zuges<br />

ganz platt geworden. Wir schliffen ihn an<br />

und gebrauchten ihn als Stemmeisen beim<br />

Basteln.<br />

Kamen wir aus der Schule nach Hause,<br />

wurde gleich Mittag gegessen Wir nahmen<br />

dann den Tornister mit den Büchern und<br />

trieben das Vieh auf die Weiden. Dort wurde<br />

nebenbei gelernt.<br />

Gelegentlich kam mein jüngerer Bruder<br />

zum Hüten mit. Zu zweien war es etwas<br />

sicherer; falls einer vor Müdigkeit einschlief,<br />

musste der andere wach bleiben und auf<br />

das Vieh achten.<br />

Es konnte vorkommen, dass ein Rind auf<br />

die Weide des Nachbarn lief, aber dabei<br />

durfte man sich von diesem nicht schnappen<br />

lassen. Schon aus Angst vor Strafe riss<br />

man sich zusammen, um nicht einzuschlafen,<br />

was besonders im Sommer in der prallen<br />

Sonne möglich war. In dieser Zeit konnte<br />

ein Rind auf die Wiese des Nachbarn<br />

gehen. Kam dieser zufällig vorbei, so<br />

schnappte er sich das Tier am Strick und<br />

gab es erst frei, wenn das Lösegeld von 3,<br />

00 RM bezahlt war; zu der Zeit viel Geld.<br />

Denn in den Jahren um 1907 verdiente ein<br />

Arbeiter an einem 10-Stunden - Tag 3,00<br />

RM pro Tag. Es war also teuer, wenn man<br />

eine Kuh loskaufen musste, und das ist mir<br />

einmal passiert.<br />

So achteten wir Jungen gut auf unser Vieh,<br />

denn zu Hause gab es, wenn wir versagt<br />

hatten, vom Vater auch noch eine Abreibung.-<br />

In unserem alten Haus hatten wir bald zu<br />

wenig Platz, denn die Familie wurde immer<br />

größer. Darum beschlossen die Eltern, im<br />

Obstgarten ein neues, größeres Haus aus<br />

Holz zu bauen. Vater kaufte bei der Försterei<br />

auf einer Auktion eine ganze Menge Baumstämme.<br />

Fachleute schnitten diese mit der


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Handsäge zu Bauholz. Bei den Arbeitern<br />

handelte es sich um Nachkommen von<br />

Kosaken, die zur Regierungszeit der Kaiserin<br />

Katharina in Russland nach Ostpreußen<br />

(Eckardsheim) umgesiedelt waren.<br />

Andererseits siedelten zur gleichen Zeit<br />

Deutsche an der Wolga.<br />

Diese Kosaken waren gute Handwerker,<br />

und Vater holte für die Arbeiten zwei junge<br />

Männer. Diese warfen eine Grube aus von<br />

2 m Tiefe, 70 bis 80 cm Breite, und die<br />

Länge ergab sich aus der Länge der Baumstämme.<br />

Zwei dicke Hölzer wurden über<br />

die Grube gelegt und die Stämme darauf<br />

gerollt. Die Baumrinde wurde abgeschält<br />

und die Stärke der benötigten Bohlen auf<br />

12 - 15 cm, 4-Kant, abgezeichnet. Dann<br />

stieg der eine Mann in die Grube, der<br />

andere stand auf dem Baumstamm, und<br />

mit einer großen Trennsäge, mit je zwei<br />

Griffen an jedem Ende, ging nun das<br />

Schneiden los.<br />

Bis die Leute die Baumstämme baufertig<br />

geschnitten hatten, vergingen Wochen, und<br />

so lange wurden die Arbeiter von uns beköstigt.<br />

Für unsere Mutter war es nicht<br />

einfach, für unsere große Familie und zusätzlich<br />

für das fremde Personal zu kochen.<br />

Und diese Arbeit im Haushalt wurde<br />

für unsere Mutter nicht geringer, sondern<br />

im Laufe der Wochen umfangreicher,<br />

Nach den Arbeiten der Kosaken kamen die<br />

Zimmerleute, um die Arbeiten fortzusetzen.<br />

Auf das Fundament wurden Schwellen<br />

gelegt, dann nach Größe der Zimmer Holzpfosten<br />

eingeschlagen. Die Ecken wurden<br />

im Winkel eingelassen. - Arbeitskräfte waren<br />

genug vorhanden, auch aus der Verwandtschaft.<br />

In kurzer Zeit stand das Haus<br />

im Rohbau.<br />

In diesen brachte der Tischler seine Hobelbank<br />

und alles Handwerkszeug, das er für<br />

seine Arbeiten benötigte. Zu der Zeit wurde<br />

noch fast alles mit der Hand gearbeitet.<br />

Der Tischler brauchte mehrere Wochen,<br />

bis er mit seinen Arbeiten fertig wurde. So<br />

lange wohnte er bei uns, erhielt volle Verpflegung,<br />

Unterkunft und Geld.<br />

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Abends, nach Feierabend, sangen meine<br />

Mutter, der Tischler und ich christliche Lieder.<br />

Der Tischler gehörte einer Blau-Kreuz-<br />

Gemeinschaft an. Seit jener Zeit habe ich<br />

Jesus im Glauben gefunden und bin in<br />

seiner Nachfolge geblieben.—-<br />

Als das Wohnhaus fast fertig war, wurden<br />

anschließend eine Scheune und ein Viehstall<br />

gebaut. Die Innenarbeiten im Hause<br />

waren im Winter beendet. Nun hatten wir<br />

ein großes, bequemes Haus mit einer schönen<br />

Veranda vorn, zur Straße hin.<br />

Im Frühjahr 1909 zogen wir ein und waren<br />

glücklich. So ein Holzhaus ist viel wärmer<br />

als ein Steinhaus. Trotz der im Winter herrschenden<br />

großen Kälte zwischen minus<br />

15 – 30 Grad haben wir nicht gefroren. In<br />

Ostpreußen gab es die großen Kachelöfen<br />

und Holz genug zum Heizen.- Die<br />

<strong>Johannisburger</strong> Heide, ein 10 Meilen langes<br />

und 10 Meilen breites Waldgebiet,<br />

besteht nur aus Kiefern und Fichten.<br />

Im Winter wurde das Brennholz geschlagen<br />

und zum Frühjahr verkauft und eingefahren.<br />

Wir größeren Jungen mussten das<br />

Holz zersägen, klein hacken und im Holzschuppen<br />

zum Trocknen aufstellen.<br />

Der Winter in Ostpreußen war sehr kalt und<br />

brachte große Mengen Schnee. Aber der<br />

Frost war trocken. Kam das Frühjahr, verschwand<br />

der Schnee schnell unter den<br />

Sonnenstrahlen.<br />

Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit.<br />

Da war unser Schulweg oft von Schneewehen<br />

vollkommen verschüttet. Die Männer<br />

aus dem Dorf schaufelten für die Kinder<br />

einen „Pattweg“, und so gingen wir wie<br />

zwischen zwei Schneebergen den schmalen<br />

Weg entlang.<br />

2. Teil Beschäftigung auf Hof und Feld<br />

Wenn der Winter vorbei und die Erde etwas<br />

abgetrocknet war, ging es mit der Frühjahrsarbeit<br />

los. Der Stallmist wurde auf weitem,<br />

sandigem Weg zum Acker gefahren. Auch<br />

das Vieh musste auf dem weiten Weg zur<br />

Weide getrieben werden. .....<br />

Als wir von Königsdorf nach Jegodnen<br />

zogen, hatte sich der Großvater um Arbeit<br />

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Schlittenfahrt<br />

im Mondschein<br />

Ich vergesse nicht<br />

das kalte Mondlicht heller Winternächte.<br />

Das stille Dorf, umringt von Wald<br />

im stummen Winterweiß.<br />

Den knirschenden Schnee,<br />

die glitzernden Sterne,<br />

das schwankende Licht<br />

der Petroleumlaterne,<br />

den Fluss – erstarrt –<br />

ein graues Band aus Eis.<br />

Ich erinnre mich gut<br />

an das Schnauben der Pferde,<br />

des Schlittenglöckchens hellen Klang,<br />

das Knarren der Deichsel,<br />

die wollenen Decken,<br />

den fröhlichen Kutscher,<br />

den ”Bärenfang”.<br />

Und später im Haus<br />

das Ofenfeuer -<br />

die Wärme,<br />

den Duft nach Rum<br />

und nach Tee;<br />

die klammen Finger,<br />

die feuchten Sachen,<br />

die roten Nasen –<br />

Erzählen und Lachen<br />

wir klopften aus Mützen<br />

und Mänteln den Schnee.<br />

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bei der Bahn bemüht. Im Hinblick auf sein<br />

Alter, 60 Jahre, erhielt er auch eine leichte<br />

Beschäftigung. Durch Opas zusätzlichen<br />

Verdienst kam bares Geld ins Haus. Bei<br />

einem Arbeitstag von 10 Stunden verdiente<br />

er 45 - 50 Goldmark monatlich.<br />

An jedem 15. des Monats erhielt er eine<br />

Abschlagzahlung von 20 Goldmark, der<br />

Restlohn wurde am Monatsende gezahlt.<br />

Wir Kinder freuten uns auf jeden Monatsersten,<br />

wenn Opa Lohntag hatte. Der Vater<br />

bekam die Golddukaten, und wir standen<br />

herum und warteten auf eine kleine Gabe,<br />

die nach dem Alter verteilt wurde:<br />

10 Pfennig, 5 Pfennig, 2 mal 2 Pfennig und<br />

1 Pfennig. Wir alle waren zufrieden und<br />

dankbar. Das Geld wurde gespart.<br />

Der älteste Bruder hatte ein kleines; Sparbuch<br />

angelegt. Wir jüngeren Geschwister<br />

gaben ihm unsere Pfennige. Der Betrag<br />

von jedem Einzelnen wurde notiert, und wir<br />

konnten einsehen, wieviel ein jeder schon<br />

gespart hatte. Wenn wir eine Summe von<br />

10 RM zusammen hatten, brachte unser<br />

Kassierer den Betrag nach Johannisburg<br />

zur Sparkasse. So haben wir Kinder in<br />

einigen Jahren 100 RM gespart. Zu der Zeit<br />

stand unser Geld noch hoch im Kurs. Ich<br />

kann mich gut daran erinnern, dass mein<br />

Vater auf dem Jahrmarkt einen Ochsen für<br />

50 RM kaufte.<br />

Es gab auf einem Hof auch schwere Jahre.<br />

Wir Kinder mussten überall zufassen und<br />

taten es gern, ohne Entgelt. Im Sommer<br />

liefen wir barfuß, sogar über Stoppelfelder;<br />

das tat uns nicht weh. Wir waren gesund<br />

und zufrieden.<br />

War die Tagesarbeit auf dem Felde beendet,<br />

so blieb auf dem Hofe noch manches<br />

zu beschicken.<br />

Dann musste der Großvater von der Bahn<br />

abgeholt werden, wo er den ganzen Tag<br />

gearbeitet hatte. Denn für einen alten Mann<br />

war der weite Weg von gut 5 1/2 km bis<br />

nach Hause zu lang. Meistens habe ich<br />

Opa mit dem kleinen Einspänner abgeholt.<br />

Das war für mich eine Entspannung. Damit<br />

es mir auf der Fahrt nicht zu langweilig<br />

wurde, habe ich alle Lieder aus dem ev.<br />

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Gesangbuch, die ich auswendig konnte,<br />

vor mich hingesungen.<br />

Gute Straßen gab es zur damaligen Zeit<br />

noch nicht, sondern sandige Feldwege.<br />

Nur die Hauptstraße von Johannisburg nach<br />

Dlottowen bis zur polnisch-russischen<br />

Grenze war mit Steinsplitt und Asche befestigt.<br />

In der Stadt selbst gab es Kopfsteinpflaster.<br />

Jede Fahrt hin und zurück mit dem Opa<br />

dauerte eine Stunde. Zu Hause angekommen,<br />

aßen wir Abendbrot und gingen gleich<br />

ins Bett, damit wir am anderen Morgen<br />

frisch in der Schule waren. Die Schularbeiten<br />

wurden dort zuerst nachgesehen, dabei<br />

hatten wir Angst vor dem Lehrer, weil er<br />

einen Stock hatte. Wir haben viel auswendig<br />

lernen müssen, und es wurde auch viel<br />

verlangt. Aber mir hat das Lernen Spaß<br />

gemacht.<br />

Wir Kinder in der Landwirtschaft hatten<br />

kaum eine freie Stunde zum Spielen, vielleicht<br />

einmal am Sonntag. Aber auch dann<br />

mussten wir uns einigen, wer die Kühe<br />

hüten sollte. Der Vater bestimmte, dass<br />

abwechselnd jeder einmal einen freien<br />

Sonntag erhielt.<br />

Die schwerste Arbeit wurde in der Erntezeit<br />

geleistet. Wenn das Korn mit der Sense<br />

gemäht wurde, musste von uns größeren<br />

Jungen einer raffen und der andere binden.<br />

Wenn ein Stück gemäht und gebündelt<br />

war, wurden die Bunde zu je 20 Stück<br />

in Hocken aufgestellt.<br />

Bei uns wurde vor allem Roggen gesät,<br />

aber auch Hafer, Gerste und gelegentlich<br />

Erbsen und Sommerweizen wurden angebaut.<br />

Die Erntezeit dauerte drei Monate, gerechnet<br />

von der Heuernte im Juni bis zur letzten<br />

Rüben- und Kartoffelernte im September/<br />

Oktober.<br />

Das Korn wurde in die Scheune eingefahren,<br />

das Heu kam auf den Stallboden. Kartoffeln<br />

wurden im Freien in großen Mieten<br />

eingedeckt. Im Winter gab es draußen nicht<br />

so viel Arbeit, dann wurde das Korn in der<br />

Scheune gedroschen, im ersten Jahr in<br />

Jegodnen noch mit dem Dreschflegel, im<br />

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zweiten Jahr kaufte der Vater ein Rosswerk<br />

und eine gebrauchte Dreschmaschine. Das<br />

Rosswerk musste von zwei Pferden im<br />

Rundkreis gezogen werden. Die Dreschmaschine<br />

war vom Rosswerk aus durch<br />

zwei Eisenstangen verbunden.<br />

Das Dreschen mit der Dreschmaschine<br />

war eine große Erleichterung. Gereinigt<br />

wurde das Korn mit einer Putzmühle. Die<br />

ging so leicht, dass wir Kinder sie auch<br />

schon bedienen konnten. Das Korn wurde<br />

dann auf den Speicher geschüttet. Gerste<br />

wurde häufig mit eigener Handmühle für<br />

das Schweinefutter geschrotet. Der Roggen<br />

wurde hauptsächlich zu Brotmehl verarbeitet.<br />

War die Kartoffelernte gut ausgefallen,<br />

wurde der Überschuss für 1,50 RM je Ztr.<br />

ins Reich verladen. Dazu wurden die<br />

Kartoffelmieten im Frühjahr geöffnet und<br />

überprüft, ob nur ein geringer Verlust an<br />

verfaulten Kartoffeln festzustellen war. Ein<br />

großer Teil Kartoffeln wurde für die Familie<br />

und für das Schweine- und Geflügelfutter<br />

benötigt . —<br />

Das Wohnen in unserem neuen Haus war<br />

angenehm: wir hatten mehr Platz und es<br />

war schon moderner gebaut. Nur eins gefiel<br />

dem Vater nicht: die weiten Wege auf<br />

die Wiesen und Weiden, wodurch täglich<br />

viel Zeit verloren ging. Deshalb wollte Vater<br />

auf den Wiesen einen ganz neuen Hof<br />

aufbauen. Mit diesem Gedanken hatte er<br />

sich schon seit einigen Jahren beschäftigt.<br />

Endlich, im Frühjahr 1912, erhielt er die<br />

Genehmigung, auf den Wiesen bauen zu<br />

dürfen.<br />

Vater kaufte bei der Bahn eine ganze Menge<br />

ausrangierter Eisenbahnschwellen. Das<br />

war noch sehr gutes Holz, in Öl getränkt<br />

und stabil. Weil der Großvater bei der Bahn<br />

beschäftigt war, konnte Vater das Holz<br />

günstiger kaufen. Das Geld dafür stellte<br />

Opa zur Verfügung, weil er ein Gehalt hatte.<br />

Etwas Bauholz wurde von der Försterei<br />

dazugekauft für den Dachstuhl. Ein Teil<br />

wurde zu Brettern verarbeitet.<br />

Die Bauzeichnungen waren schließlich<br />

genehmigt. Der Baumeister kam aus der<br />

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Verwandtschaft. Arbeitskräfte konnte man<br />

genug bekommen, da ging die Arbeit flott<br />

voran.<br />

3. Teil 1912.<br />

Das zweite Bauvorhaben<br />

und der Trauerfall<br />

Noch vor der Ernte wurde mit dem Bau des<br />

Viehhauses begonnen. Es sollte nicht zu<br />

klein bemessen werden, damit wir noch<br />

einen großen Raum für uns als Notwohnung<br />

einrichten konnten.<br />

Als der Stall fertig war, konnte schon das<br />

gesamte Vieh untergebracht werden. Anschließend<br />

wurde gleich die Scheune gebaut<br />

und die ganze Ernte unter Dach und<br />

Fach gebracht. Das Heu kam auf den Heuboden.<br />

Das Bauen ging schnell von der Hand. Es<br />

waren auch Arbeitskräfte aus der Verwandtschaft<br />

dabei, bei denen es auf eine Stunde<br />

mehr oder weniger nicht ankam. Die Verwandten<br />

halfen sich gegenseitig.<br />

Am Anfang des Herbstes wurde mit dem<br />

Bau des Wohnhauses begonnen und im<br />

Frühjahr 1913 weiter gebaut. Am Ende des<br />

Herbstes war der Bau erst zur Hälfte fertig,<br />

Stall und Scheune aber waren fertig.<br />

Im Stall wurde ein großer Raum als Notwohnung<br />

eingerichtet. Sie war nicht als<br />

Dauerwohnung gedacht, aber wir haben<br />

den Raum wohnlich gestaltet. Das ganze<br />

Gebäude im Dorf mit etwas Gartenland<br />

und einer Wiese war inzwischen verkauft<br />

worden. Das Mobiliar und Inventar hatten<br />

wir bereits auf den „Abbau“ gebracht und<br />

notdürftig untergestellt. Im Winter wurden<br />

im Wohnhaus die Innenarbeiten beendet:<br />

die Zimmer wurden mit Rohrmatten<br />

benagelt und verputzt, die Fenster und<br />

Türen gestrichen. Ein großer Kachelofen,<br />

der gleichzeitig drei Zimmer wärmte, vom<br />

Fachmann gebaut, konnte von der Küche<br />

aus geheizt werden.<br />

Besonders unsere Mutter hatte in der Zeit<br />

des Bauens sehr viel Arbeit. Die arbeitenden<br />

Männer und die Familie musste sie<br />

beköstigen. Sie brachte große Opfer und<br />

wurde durch die lange, schwere Belastung


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krank. Zur Pflege unserer kranken Mutter<br />

und als Hilfe im Haushalt war unsere ältere<br />

Cousine zu uns gekommen. - Leider ist<br />

unsere liebe Mutti, die das Wohnhaus noch<br />

im Rohbau erlebt hatte, Pfingsten, am 22.<br />

Mai 1913, heimgegangen. Sie hinterließ<br />

sechs unmündige Kinder. Für uns Halbwaisen<br />

bedeutete der Tod der Mutter einen<br />

sehr, sehr bitteren Schmerz. Sie starb im<br />

Alter von 38 Jähren. Der jüngste Bruder<br />

war 3 Jahre alt.<br />

Aber das Leben ging weiter und alle Trauer<br />

nützte nichts. Unsere Cousine führte den<br />

Haushalt. Der Vater musste sich aber nach<br />

einer anderen Frau umsehen. Wir Kinder<br />

wurden jetzt noch mehr in die Arbeit einbezogen.<br />

Ein Ausruhen auf einem Hof gab es<br />

nicht.<br />

Im Frühjahr 1914 war auch das Wohnhaus<br />

fertig gestellt, und wir zogen aus der<br />

Behelfswohnung in den Neubau ein. Nun<br />

war alles wieder bequem und geräumig.<br />

Das gesamte Land, Äcker und Wiesen,<br />

lagen um den Hof herum. Das Vieh weidete<br />

ohne Hirten auf eingezäunten Wiesen.<br />

Es gab keinen Leerlauf mehr. Schmerzlich<br />

war es nur, dass unsere Mutter das nicht<br />

mehr erleben durfte.<br />

Inzwischen hatte der Vater eine zweite Frau<br />

gefunden. Er heiratete im Frühjahr 1914.<br />

Durch die Frau erbte er etwas Geld. Dafür<br />

kaufte er in der Stadt Johannisburg ein<br />

Haus mit Stall und 6 Morgen Wiese. Dann<br />

nahm er zwei Kühe vom Hof in die Stadt<br />

und eröffnete einen Milchladen. Das Geschäft<br />

wurde von einer Hilfskraft geführt.<br />

Die Milchkühe gingen dort auf die Weide;<br />

zum Teil wurden sie auch vom Hof mit<br />

Futter versorgt.<br />

Nun hatten wir die zweite Mutter im Hause,<br />

und die Cousine konnte in ihren Heimatort<br />

zurückfahren. Wir waren ihr für die große<br />

Hilfeleistung sehr dankbar.<br />

Bald begannen wieder die Landarbeiten.<br />

Der Acker musste bestellt, die Saat ausgesät<br />

und der Stallmist ausgefahren werden.<br />

Das alles war nun so einfach, denn kaum<br />

hatte man den Hof verlassen, stand man<br />

schon mitten auf dem Felde. Mein ältester<br />

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Bruder, Jahrgang 1897, leistete als Erbe<br />

die meiste Arbeit auf dem Hof. Da wir alle<br />

Ländereien in der Nähe hatten, wurden wir<br />

ohne Hilfe gut fertig. Die großen Bauern<br />

holten sich dagegen ihre Arbeitskräfte aus<br />

Polen. Die Bevölkerung war unter der russischen<br />

Herrschaft sehr arm. Es kamen<br />

viele junge Männer aus Polen nach<br />

Deutschland, um irgendeine Beschäftigung<br />

zu suchen, und die meisten kamen in der<br />

Landwirtschaft unter.<br />

Die polnischen Arbeiter erzählten uns, dass<br />

der Russe unweit der deutschen Grenze<br />

Militärverbände zusammengezogen habe,<br />

und sie vermuteten, dass es Krieg geben<br />

würde. Wir in Ostpreußen hatten bisher<br />

aber noch nichts davon gehört oder gespürt.<br />

In einem 4. Teil berichtet der Verfasser<br />

von der Kriegserklärung<br />

und Mobilmachung 1914.<br />

Seine Familie flieht nach Johannisburg bzw.<br />

Beerenwinkel am Spirdingsee. Der Verfasser<br />

wird von seinem Vater beauftragt, zwischenzeitlich<br />

zum Hof zurückzukehren, um<br />

das Vieh zu versorgen. Auf dem elterlichen<br />

Hof werden er, sein Bruder und seine<br />

Schwester von Russen gefangen genommen<br />

und unter dem Vorwand, sie seien<br />

Spione, zum Abtransport nach Sibirien<br />

bestimmt, mit anderen Deutschen zusammen.<br />

Der Verfasser berichtet weiter:<br />

In Sibirien wird die Schwester von einem<br />

kinderlosen Ehepaar betreut, es sind auch<br />

deutsche Gefangene. Die Brüder haben<br />

Gelegenheit, die Schwester einige Male zu<br />

besuchen. Früher als die Geschwister erreicht<br />

sie nach dem Kriege die Heimat.<br />

Die Brüder arbeiten vor allem bei russischen<br />

Bauern und lernen deren Lebens -<br />

und Arbeitsweise kennen. Der Verfasser<br />

lernt bald die russische Sprache, was ihm<br />

sehr hilft.<br />

Nach dem Ende des Krieges wollen die<br />

Brüder in die Heimat zurück. Die Bolschewisten<br />

sind auch bereit, Zivilgefangene zu<br />

entlassen. Unter großen Schwierigkeiten<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Unter einer<br />

weißen Decke<br />

Unter einer weißen Decke<br />

von des Winters Hauch<br />

liegen Baum und Hecke<br />

und der Ginsterstrauch.<br />

Es sind bucklige Gestalten,<br />

die die Dämmrung bringt –<br />

tun, als ob sie Wache halten,<br />

dass kein Vogel singt.<br />

Dort, die tief geduckte Alte<br />

mit dem dicken Bauch !<br />

Ist’s nicht doch ein Lebewesen<br />

oder nur ein Kaddigstrauch ?<br />

Dicht bei dem erstarrten Strom<br />

steht ein Riese und ein Gnom.<br />

Unterm Schnee, ganz tief verborgen,<br />

murmelt eine Quelle leis’,<br />

tut, als ob im Schoß der Erde<br />

sie nicht weiß,<br />

dass des Winters frostge Hände<br />

alle Wasser fassen,<br />

sie als starre, lange Nasen<br />

an die Äste hängen<br />

und dann in der Mittagssonne<br />

tröpfeln lassen.<br />

Aus dem Gedichtband von Waltraud Fabisch-Rynek:<br />

Das Haus, das am Waldrand schlief, Unvergessenes Masuren<br />

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und Gefahren, nur in Etappen bewegen<br />

sich die Brüder langsam in Richtung Westen.<br />

Am 6.10.1920, nach 6 Jahren und<br />

einem Monat, erreichen sie den heimatlichen<br />

Hof und ihre Familie.<br />

Diesen Bericht, vom Verfasser mit der Überschrift<br />

versehen ,“Jugendbeschreibung ,<br />

der Marsch nach Sibirien“ übersandte uns<br />

Gertrud Reipa, Steinstr. 7, 21409 Embsen,<br />

Krs. Lüneburg<br />

UNTER FREMDER<br />

HERRSCHAFT<br />

Schändliche Broträuber zeigen Reue/<br />

Ein Bericht aus schwerer Zeit<br />

Ostpreußen im Frühjahr 1946. An der Bootsanlegestelle<br />

des Roschsees, der zur masurischen<br />

Seenplatte gehört, ist eine Gruppe<br />

Frauen unter der scharfen Bewachung<br />

sowjetischer Soldaten damit beschäftigt,<br />

Fische zu putzen, einzusalzen und für den<br />

Abtransport in die Sowjetunion in Fässer zu<br />

verpacken. Einige alte Männer und Jungen,<br />

die in normalen Zeiten noch die Schule<br />

besucht hätten, sind von der Militärkommandantur<br />

zum Fischfang abkommandiert<br />

worden. Alle übrigen Männer und fast<br />

alle arbeitsfähigen Frauen waren längst in<br />

Gefangenschaft genommen.<br />

Unter den Frauen, die sich allmorgendlich,<br />

wenn die Fischerboote mit ihrem Fang vom<br />

See zurückkommen, zur Arbeit einzufinden<br />

haben, ist auch Ida aus dem fünf<br />

Kilometer entfernten Groß Zechen. Obwohl<br />

die Arbeit im kalten Wasser sehr beschwerlich<br />

und der tägliche Weg durch Feld und<br />

Wald wegen umherschweifender Soldaten<br />

gefährlich ist, kommt ihr die Tätigkeit nicht<br />

ungelegen. Meistens gelingt es ihr, den<br />

einen oder anderen Fisch beiseite zu schaffen<br />

und am Abend, mit einem Bindfaden<br />

unter dem Rock befestigt, durch die Kontrollen<br />

zu schmuggeln. Von der daraus<br />

bereiteten Fischsuppe kann sie den ärgsten<br />

Hunger der Familie stillen und auch<br />

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noch ihre kränkliche Schwägerin und die<br />

über 80jährige Tante mit ernähren.<br />

In der Frühe hatte sie sich von ihren Jungen<br />

Helmut und Herbert, elf und sieben Jahre<br />

alt, verabschiedet und jedem ein Stückchen<br />

Brot als Tagesration und dazu die<br />

Ermahnung gegeben, sofort ihre Verstekke<br />

aufzusuchen, falls sich Soldaten auf der<br />

Landstraße nähern. Doch trotz aller Vorsicht<br />

gelingt es ihnen an diesem Tag nicht<br />

rechtzeitig, zwei ins Gehöft eindringenden<br />

Soldaten zu entkommen. In dem längst<br />

ausgeraubten Anwesen findet sich aber<br />

keinerlei Beute mehr, und so nehmen sie<br />

kurzerhand den Kindern ihr Stückchen Brot<br />

weg. .<br />

Als Ida am Abend von dem Vorfall erfährt,<br />

schlagen Zorn und Erbitterung über ihr<br />

zusammen. Sie vergißt am nächsten Morgen<br />

jegliche Vorsicht - der Gluckeninstinkt<br />

ist stärker - und trägt dem wachhabenden<br />

sowjetischen Offizier die Schandtat vor:<br />

„Während ich hier für euch arbeite, rauben<br />

die Soldaten meinen Kindern das letzte<br />

Stück Brot.“ Der Offizier hört sich die Anklage<br />

schweigend an und dreht sich weg. Die<br />

befürchtete, sonst übliche Maßreglung<br />

bleibt aus.<br />

Groß ist Idas Erstaunen am nächsten<br />

Abend: Als sie todmüde von der Arbeit<br />

nach Hause kommt, berichten ihre Jungen,<br />

daß die Broträuber tagsüber wieder gekommen<br />

seien und ihnen aus ihrer Ration<br />

ein Stück Brot gebracht hätten. - Solch<br />

seltenes Aufblitzen mitfühlender Gerechtigkeit<br />

in einer Zeit, in der Unmenschlichkeit<br />

den Tag bestimmte, ließ die verzweifelten<br />

Menschen auf eine bessere und friedlichere<br />

Zeit hoffen und gab Kraft zum Überleben.<br />

Hilde Mursa<br />

Aus: „Ostpreußenblatt”<br />

121


122<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

MASURISCHE<br />

LANDHOCHZEIT IN SITTE<br />

UND BRAUCH<br />

Von Günter Schiwy<br />

Die Liebe im ländlichen Bereich, die etwa<br />

nach der Konfirmation begann, gestaltete<br />

sich recht geheimnisvoll und schwierig,<br />

weil sie in der Regel nicht von den Dorfbewohnern<br />

bemerkt werden sollte. Die ersten<br />

Annäherungsversuche fanden bei den Heranwachsenden<br />

im Spiel statt: in der Spinnstube,<br />

beim Tanzen, im Stall, bei der Feldarbeit!<br />

Doch der Tanz ist wohl zu allen<br />

Zeiten die natürlichste Weise gewesen, in<br />

der Jugendliche sich einander näherten.<br />

Tanzen, bei dem man körperlich zusammentrifft<br />

und sich wieder freigibt, dürfte die<br />

Urform der spielerischen Begegnung von<br />

Jungen und Mädchen sein. Das Tanzen<br />

hilft die Schüchternheit vor dem anderen<br />

Geschlecht zu überwinden. Das ist insbesondere<br />

bei den dörflichen Tanzvergnügen<br />

im Sommer der Fall, wenn das Tanzen<br />

in der Scheune, im Freien auf dem Tanzboden,<br />

unter der Linde, auf einer Wiese oder<br />

am Waldrand stattfindet. So manche Dorfrauferei<br />

unter den Jungen fand wegen der<br />

heiratsfähigen Mädchen statt, wenn es um<br />

eine „Geldheirat“ oder um den „rechten<br />

Hof“ ging. — Die Brautwerbung in den<br />

Dörfern war das Vorspiel für die Heirat, in<br />

der zwei Menschen übereinkamen, einander<br />

anzugehören. Dieser Entschluss ist in<br />

öffentlicher Form durch die vor dem Standesamt<br />

und in der Kirche geschlossene<br />

Ehe besiegelt worden. Die Hochzeit war<br />

bei uns im Dorf das wichtigste Familienfest<br />

und zugleich der Höhepunkt des Lebens<br />

zweier Menschen. Deshalb wurde sie zum<br />

Gemeinde-, zum Dorffest erhoben. Mit<br />

Recht wird heute das Wort „Hochzeit“ (hohes<br />

Fest), mit dem früher alle großen kirchlichen<br />

und weltlichen Feste bezeichnet<br />

wurden, allein als Ausdruck für die<br />

Vermählungsfeier gebraucht.<br />

Die Vorfeier der Heirat war der POLTER-<br />

ABEND! Da bei uns in Masuren die kirchli-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

che Trauung stets vom Pfarrer am Freitag<br />

vorgenommen wurde, fand der Polterabend<br />

am Donnerstag statt. Bei den großen Bauernhochzeiten<br />

wurden allerhand Glas und<br />

Porzellan am großen Hoftor zerschlagen.<br />

Dafür sorgte die Dorfjugend. Anschließend<br />

erschien das Brautpaar mit der Schubkarre,<br />

Schaufel und dem Besen, um die Scherben<br />

aufzusammeln und mit der Karre fortzufahren.<br />

Den Polternden wurde ein guter<br />

Schnaps eingeschenkt und belegte Brote<br />

auf der Dorfveranda wurden serviert.<br />

Zu den Unsitten in meinem Heimatdorf<br />

Kreuzofen gehörte es, wenn die Braut bereits<br />

ein Kind erwartete, dass die jungen<br />

Burschen jede Menge Häcksel vor die<br />

Hofeinfahrt und Hausveranda streuten. Der<br />

Häcksel war auf der Sandstraße nur schwer<br />

zu entfernen. Auf diese Weise erfuhren das<br />

ganze Dorf und die Hochzeitsgesellschaft,<br />

dass die Braut schwanger war. Dieser<br />

Denkzettel war eine gewisse Blamage und<br />

gleichzeitig eine „stille Rache“, falls noch<br />

andere Dorfjünglinge um das Mädchen<br />

geworben hatten.<br />

Besonders sportliche Burschen brachten<br />

es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag<br />

fertig, eine Storchenattrappe oder einen<br />

alten Kinderwagen auf dem Schornstein<br />

oder Dach anzubringen, ohne dass die<br />

Hausbewohner es merkten. Manchmal war<br />

der Kinderwagen oder die Wiege sogar<br />

neu!<br />

Bei uns in den Dörfern Masurens fand die<br />

Verehelichung am Freitag statt, weil der<br />

Freitag als Tag der Fria, der nordischen<br />

Göttin Frigg galt, der Göttin der Liebe. Sie<br />

war nach heidnischem und germanischem<br />

Brauch die Garantin für eine glückliche<br />

Ehe!<br />

In Kreuzofen ist, soweit ich mich erinnere,<br />

nie eine Ehe geschieden worden. Eine<br />

Scheidung ist nach damaligem ländlichen<br />

Brauch und Verständnis auch gar nicht<br />

möglich gewesen. Hier galt noch der alte<br />

Grundsatz: „... bis der Tod euch scheidet!“<br />

Schließlich war die Eheschließung rechtlich<br />

geschützt! Ehekrisen wurden gemeinsam<br />

gemeistert! Gerade durch das Aus


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und Durchhalten von Schwierigkeiten können<br />

Mann und Frau zu größerer Reife und<br />

tieferer Beglückung gelangen. Die Ehe muß<br />

immer wieder neu gewonnen werden, damit<br />

sie nicht erstarrt. Sie ist ihrer Natur nach<br />

auf Lebenszeit angelegt!<br />

Die Hochzeiten in Kreuzofen waren - wie<br />

ich bereits erwähnte - eine feierliche Angelegenheit<br />

des ganzen Dorfes. An der Feier<br />

nahmen die gesamte Nachbarschaft und<br />

Verwandtschaft teil. Es war ein Fest, das oft<br />

zwei bis drei Tage dauerte. Der erste Tag<br />

galt ganz der Braut, während der zweite<br />

dem Bräutigam und der dritte ihnen beiden<br />

gewidmet war. Es ging dabei hoch her,<br />

wobei auch mancher derbe Spaß vertragen<br />

werden musste.<br />

Die Vermählung der Brautleute erfolgte in<br />

der 3 km entfernt liegenden evangelischen<br />

Kirche am Vormittag in einer Sonderform<br />

des Gottesdienstes mit Glockengeläut,<br />

Wortverkündigung und Gebet. Mit dem<br />

Trauungsversprechen, dem sich eine Einsegnung<br />

anschloss, bekannten sich die<br />

Brautleute kniend vor dem Altar zur Ehe vor<br />

Gott.<br />

Am Hochzeitstag folgten der geschmückten<br />

Hochzeitskutsche durch den Kiefernwald<br />

viele weitere Kutschen mit dem<br />

Hochzeitsgefolge nach Klein Kurwien. Solche<br />

Bewohner, die keine Möglichkeiten<br />

hatten, gefahren zu werden, nahmen an<br />

der kirchlichen Trauung in der Kirche dennoch<br />

teil. Entweder fuhren sie mit dem<br />

Fahrrad oder sie gingen zu Fuß zur Kirche.<br />

Hochzeiten erfreuten sich in unserem Dorf<br />

großer Beliebtheit. Jeder wollte nach Möglichkeit<br />

in der Kirche dabei sein.<br />

Das Hochzeitsessen wurde im Hause der<br />

Braut eingenommen. Fast alle Stuben waren<br />

mit langen Tischen und Bänken versehen<br />

und festlich geschmückt. Nach dem<br />

Speisezettel gab es zunächst einmal eine<br />

Königinsuppe mit allerlei Gemüse und<br />

Fleisch, in der auch etwas Reis zu finden<br />

war. Natürlich standen auf den Festtischen<br />

die heimischen Erzeugnisse des Ackerbaus<br />

und der Viehzucht. So gab es zur<br />

Hauptmahlzeit reichlich Schweine- und<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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Rinderbraten, Soße, Gemüse und Kartoffeln.<br />

Doch auf dem Tisch befanden sich<br />

auch Schinken, Würste, Käse, Hähnchen,<br />

Sauerkraut, Fleischklopse, Fisch, Schwarzbrot<br />

und die verschiedensten Kuchen.<br />

Zwischen den Gängen spielte die Kapelle.<br />

Es wurde fleißig getanzt. Natürlich sind<br />

auch Ansprachen gehalten und Scherze<br />

erzählt worden. Dann und wann wurde ein<br />

lustiges Lied zum Besten gegeben. Insbesondere<br />

der von den Masuren gern getrunkene<br />

Bärenfang und Wodka hoben die<br />

Stimmung erheblich. Alle Speisen und<br />

Getränke blieben auf den Tischen stehen.<br />

Man bediente sich bei Bedarf selbst.<br />

Die Dorfkinder erschienen gegen 15.00<br />

Uhr vor dem Hochzeitshaus. In großen Blechen<br />

wurde Kuchen von den Aufwartefrauen<br />

herangetragen! Das Hochzeitspaar erschien<br />

vorm Haus. Die Kinder sangen ein<br />

oder zwei Hochzeitslieder und erhielten<br />

jeder mindestens ein Stück Kuchen und<br />

eine Brause zum Trinken.<br />

Die von den Hochzeitsgästen mitgebrachten<br />

Gaben lagen oder standen vorne auf<br />

dem Tisch des Brautpaares oder daneben.<br />

Es kamen dabei allerlei Hausrat, Bett- und<br />

Tischwäsche sowie Geld zusammen. Der<br />

eingeladene Masure ließ sich nicht „lumpen“!<br />

Der Wert des Geschenkes pflegte<br />

die „Zeche” bei weitem zu übersteigen.<br />

Um Mitternacht wurde nach dem ausgedehnten<br />

Hochzeitsschmaus und Gelage<br />

der Brautkranz vertanzt. Hierbei wurde<br />

entschieden, welches Mädchen der Anwesenden<br />

als Nächste heiratet. In einigen<br />

Familien unseres Dorfes wurde die Kranzabnahme<br />

durch einen Empfang des Hochzeitspaares<br />

mit Brot, Salz und Geld ersetzt.<br />

Der Sonnabend war für die Feier des Bräutigams<br />

reserviert. Zum Mittagessen erschienen<br />

die bekannten Junggesellen des Ehemannes,<br />

um zu essen, einen zu trinken und<br />

Abschied vom Junggesellen zu nehmen.<br />

Am Sonntagvormittag besuchte das vermählte<br />

Ehepaar den Gottesdienst in der<br />

Kirche Kurwien. Anschließend feierte man<br />

noch eine Nachhochzeit mit den entfernten<br />

Verwandten, die von weither angereist<br />

123


124<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

waren, weil am Montag wieder den täglichen<br />

Pflichten nachgegangen werden<br />

musste. Mit dem Sonntag hatte die Hochzeit<br />

ihren Abschluß gefunden.<br />

Zur masurischen Landehe, die seit Generationen<br />

stark auf die Natur und ihre Beziehungen<br />

abgestellt war, gehörte vieles, wie<br />

Liebe, Sexualität, der Wunsch nach Kindern<br />

als Nachkommen,Treue, gegenseitige,<br />

gemeinsame Aufgaben und Beziehungen<br />

zu der dörflichen Nachbarschaft, zu<br />

den Institutionen und Einrichtungen. Dafür<br />

erwartete der Masure Freiheit, gegenseitige<br />

Hilfe in Notzeiten und allzeit heimatliche<br />

Geborgenheit im Schoße der Dorfgemeinschaft<br />

!<br />

DÖRFLICHE BEGRÄBNISSE<br />

UND IHRE KULTURELL-<br />

RELIGIÖSE BEDEUTUNG IN<br />

MASUREN<br />

von Günter Schiwy<br />

Die Masuren sind als konservativ bekannt,<br />

das heißt, dass sie an ihren althergebrachten<br />

Eigenarten festhalten. So war es bei<br />

den Vorfahren und so mußte es auch bleiben!<br />

Dahinter stecken eine jahrhundertealte<br />

Tradition von Riten und Bräuchen und oft<br />

auch Unheimlichkeiten. Warum sollte man<br />

sich von dem Altbewährten trennen, das<br />

gut eingefahren und zur Norm geworden<br />

war.<br />

Und so war es auch in Kreuzofen, meinem<br />

Heimatdorf am Niedersee in der tiefsten<br />

<strong>Johannisburger</strong> Heide, wo die Geburt und<br />

der Tod zum dörflichen Alltag gehörten!<br />

Heute ist es in unserer verstädterten Gesellschaft,<br />

ja - selbst im kirchlichen Bereich,<br />

ungehörig vom Tode zu sprechen.<br />

Man verdrängt ihn, ist von ihm nicht betroffen!<br />

Man liest zwar ständig in der Tageszeitung<br />

Todesanzeigen, aber man bezieht sie<br />

nicht auf den eigenen Tod. In der Umgangssprache<br />

redet man beschönigend<br />

vom „Eingeschlafenen“, aus unserer Mitte<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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„Gegangenen“ usw. Der Tod ist heute durch<br />

das aufgezwungene „Positive Denken“ aus<br />

der Öffentlichkeit verdrängt und aus dem<br />

Bewusstsein verschwunden. Der Mensch<br />

verhält sich oft so, als gäbe es den Tod<br />

nicht! Dabei erinnert uns das gellende<br />

Martinshorn der Unfall- und Krankenwagen<br />

tagtäglich an den Tod und damit doch<br />

auch an die Frage: Was hilft mir, meinen<br />

Tod anzunehmen, und wie kann ich würdevoller<br />

sterben?<br />

Ich muß ja sterben! Warum kann ich, wie<br />

meine Eltern und Großeltern, den Tod nicht<br />

als etwas Natürliches und Selbstverständliches<br />

hinnehmen, sondern überspiele diese<br />

Tatsache zumeist mit meiner Geschäftigkeit<br />

des Alltags? Ist der Tod nicht die<br />

Abrundung meines Lebens? Gehe ich nicht<br />

den Weg aller Wege? Warum wird der Tod<br />

bei uns Christen oft als Strafe empfunden,<br />

die uns ängstigt? Kennzeichnet dieses<br />

Schweigen über den Tod nicht unsere existentielle<br />

Verlegenheit?<br />

Der Masure, dessen Vorfahren die heidnischen<br />

Pruzzen waren, die die Natur verehrten<br />

und anbeteten und an ein Leben nach<br />

dem Tode glaubten, entwickelte und hatte<br />

ein positives Verhalten zum Tode. Damit<br />

hat er über Generationen hinweg ein<br />

leidens- und schmerzüberwindendes Denken<br />

und Handeln und damit Verhalten zum<br />

Tode bekommen. Und die christliche Kirche<br />

konnte nach der Christianisierung nicht<br />

umhin, diesen die Natur als Religion verehrenden<br />

Pruzzen ihre Grundsymbole in ihrer<br />

Selbstfindung zu überlassen, weil sie ein<br />

elementares menschliches Grundbedürfnis<br />

dieser 4000jährigen Geschichte nicht<br />

auszulöschen vermochte. Das tiefgreifend<br />

religiöse Grundverhalten einer ethnisch<br />

gewachsenen Volksgruppe kann man eben<br />

durch neue geistig-gesellschaftliche Ideologien<br />

nicht brechen. Auch Verbote und<br />

Todesstrafen helfen da nicht weiter! Das<br />

Bewusstsein und die gelebten Traditionen<br />

in der bestehenden Kultur sind beständiger!<br />

Religiös überkommene Formen und<br />

Symbole sind Zeichen der Zusammengehörigkeit<br />

und des friedvollen Zusammenle


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bens einer traditionellen Volksgruppe in<br />

einer gewachsenen Region.<br />

Wie sehr das Zusammenleben in einer<br />

Dorfgemeinschaft von festen kirchlichen<br />

Eigenheiten gekennzeichnet ist, kann man<br />

am besten an den Dorfbeerdigungen feststellen.<br />

Jeder Bürger, selbst der ärmste<br />

und bescheidenste, erfuhr im und selbst<br />

nach seinem Tode die gleiche Nähe, Verehrung<br />

und Liebe, das heißt: das gleiche<br />

Recht auf Bewahrung seiner Identität und<br />

damit den Anspruch auf den Schutz innerhalb<br />

seiner Gemeinschaft!<br />

Die Beerdigungen als Abschluss des<br />

menschlichen Lebens fanden in Kreuzofen<br />

im Trauerhaus der Angehörigen unter großer<br />

Anteilnahme der Mitbürger statt. Die<br />

Dorfbewohner bekundeten damit den<br />

Gemeinschaftssinn und die Eintracht des<br />

dörflichen Lebens. Der Tote wurde im „Guten<br />

Zimmer“ des Hauses aufgebahrt. Sobald<br />

er starb, wurden der Spiegel im Hause<br />

verhangen und die Uhr angehalten.<br />

Mund und Augen wurden dem Verstorbenen<br />

geschlossen. Der Raum wurde mit<br />

Tannengrün geschmückt. Nachts brannten<br />

vier Kerzen zur Geisterabwehr. Jeder<br />

Dorfbewohner konnte von dem Toten persönlich<br />

Abschied nehmen. Die Leiche war<br />

sowohl für die nächsten Angehörigen als<br />

auch die Dorfbewohner kein Schrecken,<br />

sondern sie gehörte zu ihnen, bis die Beerdigung<br />

angesetzt war.<br />

Bei der Begräbnisfeier im Hause wurde der<br />

Deckel auf den Sarg erst dann gelegt und<br />

fest verschlossen, wenn eine Unruhe sich<br />

im Hause bemerkbar machte, die das Kommen<br />

des Pfarrers ankündigte.<br />

Der Pfarrer hielt einen Hausgottesdienst.<br />

Seine Ansprache galt dem Verstorbenen.<br />

Seine Andacht mit Gotteswort, Gebet, Fürbitte,<br />

Gesang und Segen diente der Verkündigung<br />

des Wortes Gottes vom Tod,<br />

dem Gericht und dem ewigen Leben.<br />

Die geistliche Abschiedsfeier war keine<br />

monotone gottesdienstliche Handlung,<br />

sondern aus ihr sprachen die Wärme der<br />

Gnade und des Trostes an die Hinterbliebenen.<br />

Die versammelte Gemeinde sang<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

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dazu Choräle wie im sonntäglichen Gottesdienst,<br />

was an die Geburt und den Tod,<br />

das Dasein und die Ewigkeit erinnerte.<br />

Nach der Beendigung der häuslichen Trauerfeier,<br />

die oft durch schmerzvolles Weinen<br />

und Schluchzen der Trauernden begleitet<br />

wurde, setzte sich der Zug zum<br />

Friedhof, der am Waldrand auf dem Weg<br />

zur Kirche nach Klein Kurwien lag, zu Fuß<br />

durch das Dorf in Bewegung. Bei langsam<br />

- würdigem Gang sang der Trauerzug<br />

Glaubenslieder und Choräle aus dem Gesangbuch,<br />

während die kleine Kirchenglocke,<br />

die auf dem Scheunendach der<br />

Schule angebracht war, dem Toten das<br />

letzte Geläut gab. Die Bahre mit dem Sarg<br />

wurde von 6 starken Männern getragen.<br />

Später besaß Kreuzofen einen Leichenwagen,<br />

der von zwei Rappen gezogen wurde.<br />

Auf dem Friedhof sang die Gemeinde weitere<br />

Kirchenlieder vor dem offenen Grab.<br />

Der Pfarrer hielt eine kurze Predigt, ein<br />

Gebet, und durch die abschließende<br />

Bestattungsformel wurde der Tote der Gnade<br />

Gottes zum ewigen Leben befohlen. Oft<br />

spielte der Kreuzofener Posaunen - Chor<br />

am Grab noch einen Choral. Danach warf<br />

jeder Angehörige drei Hand voll Erde auf<br />

den Sarg in der Meinung, dass er den<br />

Toten leichter vergessen könnte. Doch der<br />

dreimalige Erdwurf sollte den lebenden<br />

Menschen auch ihre Vergänglichkeit anzeigen.<br />

Je mehr der Tote bei der Feier zu<br />

seinem Recht kam, desto größer war der<br />

Trost für die Angehörigen.<br />

Die Trauergemeinde sang weitere Kirchenlieder,<br />

bis der Grabhügel errichtet war.<br />

Darauf wurden die Kränze und Blumen<br />

gelegt. Die nächsten Angehörigen knieten<br />

am Grabhügel nieder und sprachen ein<br />

Gebet.<br />

Die Trauerfeier, die anschließend im Trauerhaus<br />

stattfand, mutete wegen des Totenschmauses<br />

merkwürdig an. Doch es war in<br />

Kreuzofen für die Familie des Verstorbenen<br />

eine Ehre, wenn es eine besonders<br />

„fröhliche Leiche“ war. „Das Fell“ mußte mit<br />

Alkohol begossen werden’<br />

Auf engstem Raum wurden im Trauerhaus<br />

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auf Tischen Kaffee, Tee, Kuchen, belegte<br />

Brote und Alkohol hingestellt. Nach dem<br />

Essen begannen Erinnerungsgespräche<br />

und Gesänge.<br />

Die Kreuzofener Altenteiler schafften sich<br />

schon zu Lebzeiten Eichensärge an, die<br />

auf dem Boden des Hauses standen! Sie<br />

wollten nach harter Arbeit in einem guten<br />

Sarg beerdigt werden. Darauf legten sie<br />

großen Wert!<br />

Die Begräbnisfeierlichkeiten bei den masurisch<br />

sprechenden „Gromadkis“ waren<br />

insbesondere vom festen Glauben an die<br />

„Himmliche Heimat“ getragen. Die Seele<br />

dieser schwer arbeitenden Menschen war<br />

Wilder Gänse Schrei,<br />

Herbst, Kartoffelfeuer,<br />

Kranich zieht vorbei.<br />

Uferloses Weiß,<br />

Winter eisigkalt.<br />

Rauhe Krähenstimmen<br />

klagen aus dem Wald.<br />

Weiße Anemonen,<br />

zartes Birkengrün,<br />

Regenvögel rufen,<br />

Maiglöckchen blühn.<br />

Nebel auf der Wiese,<br />

Storch auf einem Bein,<br />

Mücken überm Wasser,<br />

Abendsonnenschein.<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Erinnerung an Masuren<br />

von Waltraud Fabisch-Rynek<br />

in ihrer natürlichen Frömmigkeit in der pietistischen<br />

Erweckungsbewegung verwurzelt.<br />

Deshalb ließen sie allen Dörflern dieselbe<br />

Hilfe und dieselbe Achtung angedeihen:<br />

Die üblichen menschlichen Laster,<br />

viel übermäßiger Alkoholgenuss und andere<br />

Unmoral waren ihnen fremd! Ihr gesamtes<br />

Leben und ihr tägliches Verhalten<br />

waren ganz auf den Segen Gottes und die<br />

Einhaltung der 10 Gebote abgestellt!<br />

Diese masurisch-dörfliche Kultur mit ihrer<br />

jahrhundertealten Tradition, Geschichte<br />

und den oft seltsam anmutenden Eigenarten<br />

ist 1945 ausgestorben, zu Grabe getragen<br />

worden. Es gibt sie nicht mehr!<br />

Korn wiegt sich im Winde,<br />

Regen tropft ins Moos,<br />

duftend blüht die Linde,<br />

Himmel wolkenlos.<br />

Enten auf dem Weiher,<br />

Schnitter auf dem Feld,<br />

Habicht, Kiebitz, Reiher,<br />

bunte Vogelwelt.<br />

Amsel im Holunder,<br />

Drossel im Gesträuch,<br />

Rauch aus altem Feuer<br />

spiegelt sich im Teich.<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

An das <strong>Heimatbrief</strong>-Team<br />

Doris Woytewitz, Eva Klischewski, Roswitha Thomsen<br />

und Gerhard Bosk<br />

Nach langem Warten haben wir am Ostersonnabend den lang<br />

ersehnten <strong>Heimatbrief</strong> erhalten. Unsere Telefone standen<br />

nicht still. Wie immer ist er sehr gut gelungen. Zuerst wird<br />

überschlagen und dann nach und nach Seite für Seite intensiv<br />

studiert.<br />

Wir wissen, was für eine Arbeit darin steckt. Darum möchten<br />

wir dem Team unsere große Hochachtung und unser Dankeschön<br />

aussprechen, hoffentlich auch durch unsere Spenden.<br />

Ihre <strong>Johannisburger</strong> in Berlin<br />

Leserbriefe<br />

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Werte Frau Klischewski,<br />

liebe Redaktionsmitglieder!<br />

Am 23.10. fand in Rostock das Ostpreußentreffen<br />

für Mecklenburg/Vorpommern statt.<br />

Ich hatte die Freude dabei sein zu können,<br />

zumal ein ehemaliger Schulfreund meiner<br />

Tante, Gerhard Wippich, seine Rede angekündigt<br />

hatte. So war es mir eine besondere<br />

Verpflichtung, ihr über dieses Treffen<br />

berichten zu können und mir selbst diese<br />

Rede anzuhören. Wie mag es einem gehen,<br />

der so einen ehrenvollen Auftrag erhält?<br />

Es gibt viel zu sagen, aber trifft man<br />

die richtigen Worte? Ich spürte, wie bewegt<br />

unser Heimatfreund, Herr Wippich, war,<br />

dass er aus tiefem Herzen sprach.<br />

Er sprach nicht über die “Köpfe” seiner<br />

Zuhörer, sondern verstand die Gefühle und<br />

Mentalität der hier lebenden Menschen<br />

wie kein anderer Redner anzusprechen<br />

und zu achten. Dafür möchte ich ihm danken.<br />

Freuen würde ich mich, wenn der<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> diese Rede,<br />

auch nachlesbar für andere, veröffentlichen<br />

könnte.<br />

Dank auch für die Worte des Rostocker<br />

Pastors, eines gebürtigen Mecklenburgers,<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

der auf das Einende zwischen Alteingesessenen<br />

und “Zugewanderten” hinwies,<br />

auf enge Verknüpfungen in den Familien.<br />

Eines wurde für mich auf dem Treffen auch<br />

sichtbar: Es begegnen sich in zunehmendem<br />

Maße, wenn auch noch nicht genug,<br />

Kinder der ehemaligen Kriegsgeneration<br />

oder Nachkriegsgeneration. Wir freuen uns<br />

auf ein Wiedersehen, tauschen uns aus<br />

und helfen einander auf der Suche nach<br />

Spuren unserer Vorfahren, nach Gesprächspartnern<br />

aus der Erlebnisgeneration.<br />

Da die Familie meines Vaters aus dem<br />

Kreis Johannisburg, die meiner Mutter<br />

dem Kreis Neiderburg und ich selbst aus<br />

dem Kreis Rosenberg stamme, versuche<br />

ich Kontakt zu allen Kreisen zu halten.<br />

Dieses bringt interessante Begegnungen<br />

und für mich viele neue Informationen.<br />

Bedanken möchte ich mich besonders bei<br />

der ehemaligen <strong>Johannisburger</strong>in Edeltraut<br />

Zieplowski. Sie unterstützt mich auf herzliche<br />

Weise mit Material aus der Heimatstadt<br />

meines Vaters und ist eine liebenswerte,<br />

temperamentvolle Gesprächspartnerin.<br />

Sorgen wir durch unser Mittun, dass diese<br />

Treffen für alle zum Erlebnis werden und<br />

die Plätze nie leer bleiben.<br />

Auch dieses Mal geschah das fast Unglaubliche,<br />

dass sich Verwandte nach über<br />

50 Jahren erstmals wieder begegneten und<br />

ehemalige “Wolfshuder” aus Litauen – verwaiste<br />

Kinder aus dem Ostteil Ostpreußens<br />

– einander trafen. Ich selbst freue<br />

mich, bei Letztem einen kleinen Anteil daran<br />

zu haben.<br />

Viele Begegnungen sind sicherlich noch<br />

möglich, wenn wir über unsere Treffen berichten.<br />

In diesem Sinne möchte ich auch<br />

weiterhin tätig sein und grüße alle Teilnehmer<br />

des Treffens aus dem Kreis Johannisburg.<br />

Edelgard Hesse (geb. Berdig)<br />

Weinbergstr. 38, 19089 Crivitz<br />

Tel 03863/222577


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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Informationen<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

OSTPREUSSISCHES LANDESMUSEUM - <strong>2002</strong><br />

Dauerausstellungen<br />

Landschaften Kurische Nehrung, Masuren, Oberland, Rominter Heide,<br />

Elchwald<br />

Jagd- und Forstgeschichte Besondere Tierarten, Trophäen, Jagdwaffen<br />

Geschichte Landesgeschichte von den Prußen bis 1945<br />

Ländliche Wirtschaft Ackerbau, Tierzucht, Fischerei<br />

Geistesgeschichte Wissenschaft, Bildung, Literatur<br />

Bernstein Entstehung, Gewinnung, Bedeutung<br />

Kunsthandwerk Bernstein, Silber, Keramik, Zinn<br />

Bildende Kunst Kunstakademie Königsberg, Künstlerkolonie<br />

Nidden, Lovis Corinth, Graphisches Kabinett<br />

Wechselausstellungen<br />

16.2.-26.5. Volkskunde des Memellandes - Die Sammlung Hugo<br />

Scheu aus Heydekrug<br />

Ausstellung mit dem Museum Silute/Heydekrug aus Litauen<br />

9.3.-25.8. Der Maler und Nazigegner Emil Stumpp - Köpfe und<br />

Landschaften aus bewegter Zeit<br />

ab 27.4. Schatzkammer Baltikum<br />

Kleine Vorausschau auf die künftige deutsch-baltische<br />

Abteilung im Museumsanbau<br />

15.6.-20.10. Wunderland Nehrung - Bilder in Natur und Kunst<br />

7.9.- 26.1.2003 Mit Windkraft und Propeller - Bilder aus Ostpreußens<br />

Luftfahrtgeschichte<br />

2./3.11. Museumsmarkt - Landschaften und Traditionen<br />

16.11.-23.2.2003 Eissegeln und Eishockey-„Nationalsport“ in Ostpreußen<br />

Geöffnet: Di - So 10-17 Uhr<br />

Führungen nach Vereinbarung<br />

Ostpreußisches Landesmuseum Ritterstraße 10 · 21335 Lüneburg<br />

Tel. 04131/75995-0 · Fax 75995-11<br />

e-mail: Ostpreuss.Land.-museum@t-online.de<br />

Internet: http://ostpreuss.landesmuseum.luene-info.de<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Ostreußisches<br />

Landesmuseum


<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Ausschneiden und senden an:<br />

Ilse Kruyk, Reginharstraße 4, 51429 Bergich-Gladbach<br />

Bitte beachten<br />

Eine Menge <strong>Heimatbrief</strong>e kommen zurück, weil Sterbefälle nicht gemeldet werden. Der Kreisgemienschaft<br />

entstehen durch diese Nachlässigkeit erhebliche Unkosten und Portoauslagen.<br />

Bitte, helfen Sie mit, diesen unhaltbaren Zustand zu entschärfen! Melden Sie die eingetretenen Sterbefälle<br />

umgehend an folgende Anschrift: Ilse Kruyk, Reginharstraße 4, 51429 Bergisch-Gladbach.<br />

Neuanmeldung<br />

Name Vorname<br />

Bei Frauen: Geborene<br />

Geb. am Geburtsort<br />

Letzter Wohnort in der Heimat<br />

Anschrift – Straße, Postleitzahl, Ort<br />

Anschriftenänderung<br />

Name Vorname<br />

Bei Frauen: Geborene<br />

Sterbefälle<br />

Name Vorname, geb. gestorben am:<br />

Bei Frauen geborene<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Geb. am Geburtsort<br />

Letzter Wohnort in der Heimat<br />

Anschrift – Straße, Postleitzahl, Ort<br />

Bisherige Anschrift in der Bundesrepublik<br />

Anschrift der Angehörigen, falls Zusendung des <strong>Heimatbrief</strong>es erwünscht<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Unterschrift<br />

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131


STADTPLAN UND<br />

EINWOHNERVERZEICHNIS<br />

DER STADT JOHANNISBURG<br />

Liebe <strong>Johannisburger</strong>,<br />

wie wir bereits angekündigt haben, sind wir<br />

dabei, einen Stadtplan von Johannisburg<br />

zu erstellen. Die ersten Arbeiten dafür sind,<br />

auch dank Ihrer Zuschriften, erst einmal<br />

abgeschlossen. Die Zuordnung zu den<br />

Hausnummern der einzelnen Straßen kann<br />

fehlerhaft sein, da in den 30-iger Jahren<br />

diese geändert wurden. Auch haben wir<br />

viele Namen, die zwar einer Straße, aber<br />

nicht einer Hausnummer zugeordnet werden<br />

können. ALSO BENÖTIGEN WIR WEI-<br />

TERHIN IHRE MITHILFE1<br />

In diesem <strong>Heimatbrief</strong> werden wir nun beginnen,<br />

Ihnen einige Straßen mit den dazugehörenden<br />

Einwohnern bekannt zu machen.<br />

Korrekturen bitte an:<br />

Eva Klischewski, Haynstr. 34,<br />

20249 Hamburg, Telefon: 040/4604305<br />

Aryser Chaussee<br />

Haus-Nr.<br />

1 Wroblewski Gustav<br />

2 Konstanty Ludwig<br />

3 Synofzik Max<br />

4 Rüdiger Adolf<br />

5 Linke Wilhelm<br />

11 Orlowski Gustav<br />

15 Werner Friederike<br />

16 Karrasch August<br />

Losch Samuel<br />

17 Glembotzki Hermann<br />

19 Jankowski Albert<br />

27 Krempin Ferdinand<br />

29 Siegmund Robert<br />

31 Bondzio Johann<br />

33 Kobs Rudolf<br />

Kobs Kurt<br />

35 Hill Anton<br />

132<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Aryser Chaussee<br />

Namen, die keiner Hausnummer zugeordnet<br />

werden können<br />

Augustin<br />

Bernsdorf<br />

Böhm<br />

Buchholz Horst<br />

Danenberg Gustav<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Dmoch<br />

Findeklee<br />

Grybinski<br />

Guth<br />

Hempel<br />

Hohnhaus R.B. Beamter<br />

Jahnhöfer Martha<br />

Jakubowski<br />

Karlisch Karl<br />

Krause<br />

Krüger Emil<br />

Kruska Gustav Händler<br />

Landsberger<br />

Liedtke Bruno<br />

Lokewandt<br />

Mattern Hans<br />

Olschewski<br />

Petriek<br />

Plata Adolf Kaufmann<br />

Propp Anna<br />

Quednau<br />

Przyborowski Luise<br />

Rehberg<br />

Rohde Max<br />

Rydynjak<br />

Sanio<br />

Schubert Wilhelm<br />

Sokoll Paul<br />

Sokolowski<br />

Staar<br />

Stortnik<br />

Wallner<br />

Weisheit Ernst Tischlermeister<br />

Werner Hans<br />

Werner Theodor Landwirt<br />

Wolf Gotthold<br />

Wrieden Polizist<br />

Bahnhofstrasse<br />

Haus-Nr.<br />

1 Czudnik Wilhelm<br />

Krause Wilhelm<br />

Hoffmann Erich<br />

2 Lange Hermann<br />

Dr. Sautter R.<br />

3<br />

4 Buber Ernst<br />

Hensel Friedrich<br />

5 Würtz Jürgen<br />

6 Dressler Carl<br />

Glaser Wilhelm<br />

7 Kaiser Fritz<br />

Mürau Waltraut<br />

8 Gromberg Frítz<br />

Jablonski Wilhelm<br />

Müntel Oskar<br />

Steinke Karl<br />

Sunkel Otto<br />

Thom Frieda<br />

Woelk Emil<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

9 Marrek Helmut<br />

Homann Charlotte<br />

10 Walker Leo<br />

Richter Klara<br />

Woycziechowski Eduard<br />

11 Pißowotzki Paul<br />

12 Bienholz Ludwig<br />

13 Müller Georg-Willibald<br />

Dr. Oedíng Hans<br />

Neumann Robert<br />

14 Beyer Robert<br />

15 Hoffmann Hans<br />

Thiel Lotte<br />

Scheerer Hedwig<br />

16 Bastfan Frieda<br />

Bialowons Charlotte<br />

17<br />

18 Wielk Hermann<br />

19<br />

20 Wagner Emil<br />

Holland Walter<br />

Albrecht Erhard<br />

Bonkewitz Martin<br />

Rudník Johann<br />

Synofzik Richard<br />

21<br />

22 Busse Heinz<br />

Kahnert Gustav<br />

Zegler Hedwig<br />

Wapner Maria<br />

23 Stoll Paul<br />

Olschinski Wilhelmine<br />

Domurath Erika<br />

24 Henseleit Friedrich<br />

Frey Wilhelm<br />

25 Kienitz Otto Forstamt<br />

26<br />

27 Bondzio Frieda<br />

Sparka Friedrich<br />

27 b Wyska Anna<br />

Kraschinski Gottfried<br />

27 c Nagel Charlotte<br />

Ursinius Gottlieb<br />

28<br />

29 Steinke Karl<br />

33 Biallowons Wilhelm<br />

Grigutsch Hildegard<br />

Sandhof Gustav<br />

Bahnhof Aneißer Grete<br />

Bahl Gustav<br />

Zander Julius<br />

Seidenberg Richard<br />

Namen, die keiner Hausnummer<br />

zugeordnet werden können<br />

Becker Anita<br />

Becker Friedrich<br />

Bahl Walter<br />

Barczik<br />

Berger Johannes<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Ballerstädt Fritz Kraftfahrz.Meister<br />

8ielinski Landwirt<br />

Bolz Horst R.B.Betriebswirt<br />

Brozio R.B.Angestellter<br />

Buttler Elfriede<br />

Buyna Viktor R.B.Angestellter<br />

Chmielewski Wilhelmine<br />

Chrzan Wilhelmine<br />

Davidson Zollassistent<br />

Eglinski Kurt Dipl.Ingeneur<br />

Epha Kassenleiter<br />

Flack R.B.Angestellter<br />

Fischer R.B.Angestellter<br />

Gesk Emil Kaufmann<br />

Gantowski Hedwig<br />

Glandin Gustav Lok-Führer i.R.<br />

Grenda Johann<br />

Groll Käte<br />

Hauptmann Stadtbaumeister<br />

Hempel R.B.Angestellter<br />

Hölzner Richard R.B.Obersekretär<br />

Hoffmann Erich Kraftfahrer<br />

Jacobsen Bahnmeister<br />

Jeschke Berta<br />

Kaminski Rudolf<br />

Kurafeiski Autowerkstatt Richter<br />

Lange Erich Schuhgeschäft<br />

Langner Witwe<br />

Langner Egon Angestellter<br />

Lixfeld Direktor Genossenschaft<br />

Dr. Lubk Walter Kreistierarzt<br />

Lukowski Witwe<br />

Masuch Gertrud<br />

Maseizik Witwe<br />

Mintel Oskar Friseur<br />

Ortmann Heinz R.B.Angestellter<br />

Pigorsch Karl Maurer<br />

Pissawotzki Witwe<br />

Pissawotzki Max Reisevertreter<br />

Radtke<br />

Reipa Werner Angestellter<br />

Richter Klara Tankstelleninh.<br />

Rinski Margarethe<br />

Ruschinski<br />

Sanio Ferdinand Gärtnereibetrieb<br />

Saborowski Wilhelm R.B.Obersekretär<br />

Saschek R.B.Angestellter<br />

Schiemann Otto<br />

Schindowski Fritz Eisenb.-Schaffner<br />

Schinz Eduard Lokführer<br />

Schukowski August R.B.Angestellter<br />

Senff Emil Steinmetz<br />

Seidler Emil Rottmeister<br />

Skorzik<br />

Skottke Rudolf Müller<br />

Solty Paul Reisevertreter<br />

Sonthof Gustav R.B.Angestellter<br />

Spanka Adam R.B.Angestellter<br />

Stapelfeld Förster i.R.<br />

Steinke Emil Maurer<br />

Taubert<br />

133


Thurau<br />

Trojan Postbeamter i.R.<br />

Teichert Johann<br />

Warnetz Adolf Lokführer i.R.<br />

Wiemer Rudolf Hotelbesitzer<br />

Witte Alfred<br />

Zimmermann R.B.Sekretär<br />

ABBAUTEN<br />

Welk Paul Fuhrhalter<br />

Welk Willy R.B.Angestellter<br />

134<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Wonglicker-Weg<br />

Haus-Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Bahl<br />

Hensel<br />

Tuschewski<br />

Gustav<br />

Friedrich<br />

Mathild<br />

6<br />

7<br />

Poborski<br />

Tuschewski<br />

Niederkleine<br />

Robert<br />

Ernst<br />

Herta<br />

8<br />

9<br />

Wölk<br />

Soppa<br />

Hess<br />

Wilhelm<br />

Max<br />

Johann<br />

10 a<br />

11<br />

12<br />

Bahl<br />

Ley<br />

Baumgart<br />

Max<br />

Karl<br />

Emil<br />

? Zimmeck Friedrich<br />

Kein Fleck der Erde,<br />

und wäre er mit allen Reizen des Paradieses<br />

gleich ausgestattet,<br />

kann dir sein, was die Heimat ist.<br />

Sie hat dich geboren,<br />

dich gesäugt,<br />

dich stammeln und gehen gelehrt,<br />

sie hat dir die ersten Sterne,<br />

die ersten Blumen, die ersten Augen gezeigt.<br />

Wie mußt du sie liebhaben.<br />

Schmitthenner<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Was brachten die <strong>Heimatbrief</strong>e?<br />

Stichwortverzeichnis von 1972 bis 2001<br />

(150 Orte)<br />

Die erste Zahl bedeutet die Seite,<br />

die zweite das Erscheinungsjahr des <strong>Heimatbrief</strong>es<br />

Arys 31/72, 3-5/75, 13-14/75, 17/75, 18/75, 57-58179, 41/80, 42/80,<br />

57/83, 33/80,Titel 82,101-113/84,9/85,41/85,102-109/86,137/87,<br />

68-76/88,110-117/89 u . 64/90, 135- 139/91, 57l92, 77-79/92,<br />

53/93, 89-90/93, 144-149/93, 64-67 / 1994, 68-71/97, 78-79197<br />

51-52-99, 60-65/00, 61/01, 73/01<br />

Adlig-Borken 96-101/87<br />

Altwolfsdorf 28/73,13 u. 15/81,113-130/90, 74-77/92,125/92<br />

Adlig- Kessel 39/80,104/83, 73/84, Titel 140/85 und 132-134/89, 71/00<br />

Arenswalde 74-93/86,130/87<br />

(Mykossen)<br />

Babrosten 48-51/89, 54189<br />

Bachort 163/86<br />

Balzershausen 72-73/00<br />

Bergfelde 25179,138/93<br />

(Bilitzen) Waldenfried 93/83, 126-127/89<br />

Birkenberg 75-76/91<br />

Breitenheide 22/72, 30/75, 62/79, 50/82, 56-62/91<br />

Brennen 17-19/77<br />

Brödau 52-53/83, 95/84, 124-128/93, 74/00<br />

Cruttinnen 8/73, 88-89/91,12/89<br />

Dimussen 79/87,100/88,129-134/91, 94 + 95/95<br />

Drigelsdorf 69/81,15,17,26/74,38, 78/80, 90, 94, 95/83, 84,116-124,139/85,<br />

25-43/87, Titel 87, 92-94/88,157/89, 65/90,<br />

87-94/90,126/91,106-107/93, 38/94, 75, 76, 77,155/ 1994,<br />

43-45/95, 57-58/99, 78-82/00<br />

Dreifelde 55/80,106/83,108/83<br />

Drosselwalde 57/81<br />

Drugen 58-59/85<br />

Dorren 79/80, 60-72/84, 75184,125/89, 142/90,137/94<br />

Dünen (Lissen) 49-53/81<br />

Eckersberg 6, 14/75, 40/80, Titel 85, 107-108/88,144, 145/86, 79-80/01<br />

Eckertsdorf 9/84, 13/86<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

135


136<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Eichental (Försterei) 36/77<br />

Eichendorf 40/80, 75/81, 42-43185, 61-65/85,146-147/86<br />

Eichhorst (Försterei) 61-65/85<br />

Ellerborn (Försterei) 54/79<br />

Erdmannen 61-62/82,123/88, 82-87/89, 184-187/91,137-138/92,143/1994<br />

Balzershausen 72-73/00<br />

Erztal (Krussewen) 13-17/77, 37-39/78, 23/85, 63198<br />

Faulbruchswerder 50/82<br />

Fischborn (Dlottowen) 56182,99/83, 64/98<br />

Flockau (Kalischken) 29/74, 77-79/93<br />

Flosten 155/86,113/91<br />

Freundlingen 149-151/91<br />

Gehlenburg 2-13/74, 26/76, 37176, 6/77, 37/77, 70/79, 43/80, 59/80, 60/80,<br />

71-72/81, 48-49/82, 53182, 33-36183, 55-56183, 94183,<br />

125-127/83,138-139/85,126-127/87,77-81/88, 106-108/89,<br />

143-149/89,106 108/89, 14-17/90, 62-64/90, 104-109/91,<br />

143/93, 69-71/94, 73-74/94, 156-157/95, 35136-97, 72-73/97,<br />

61-62/98, 53/99, 66-70/00, 76-78/01<br />

Gehsen 33/77,11-13/73, 30/75,14-15/78, 70/79, 40, 69/80, 70, 71/81,<br />

56, 58/82, Titel 83, 14-21/83, 98/83, 97/88,159-162/89, 93/95,<br />

39-32/98112/01<br />

Gebürge (Gurra) 33/76,108-114/85,156/86, 86-87188, 84-87/00<br />

Gentken 41/80<br />

Großdorf 91-95/97,121-124/96, 65-67/98, 59-61199, 88-90/00<br />

Groß Kessel Titel 77, 9-11/78, 47/78, 29-30/80, 33/80, 55/80, 58/80, 38/81,<br />

75-76/81, 42-45/82, 25/85,116-119 / 1994, 119-129/95<br />

Groß Rogallen 170-171/91<br />

Gruhsen 53/83,161-164/85, 96-9819, 86/01<br />

Grünheide (Kulik) 18/76, 3185,150/85, 111/86,132-1~4/86, 48/90,193-199/91,<br />

107-114/92, 129-133/93, 102- 107 / 1994<br />

Groß-Zechen 122,123/83,16-22/85, 94-96/86, 116-117/86,109-111/87,<br />

98-99/88, 95/90,134-135/89<br />

Großrosen 42/80, 64-65/80, 30-33/85, 175-176/91, 101-105/92, 96/95,<br />

27/95, 98+ 99/88,110/97, 83-85/01<br />

Großwalde 155-159/87<br />

Gusken 50/84<br />

Gutten J 13/74, 20/74, 66-69/80, 61/81,118-130/86, 95/87, 134-135/88,<br />

52-53/89,110-111/91, 97-lOl/1994,129/95,116-121/97, 91-93/,<br />

87-88/01<br />

Guziener See 9/73<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Heidig 57/81, 66/81, 59-61/82, 6185, 157-159/90, 188/91, 90-94/92,<br />

97l95<br />

Heldenhöhe 55/82<br />

Henriettental 70-81/89<br />

Hirschwalde 76-77/81, 62-68/99<br />

Johannisburg 2/72,19/72, 31-32/72, 2/73, 16/73, 24/73, 27/73, 23-26/76,<br />

10-11/77, 22-26/77, 27-33/77, 35/77,17-18/78, 35/78,<br />

40-43/78, 48178, 50178,17179, 22-23/79, 59-60/79, 67-69179,<br />

51/80, 54/80, 56/80, 59/80, 61/80, 70/80, 58-66/81, 68/81, 51/82,<br />

58-62/83, 64-67183, 77-78183, 81-82/83,107/83,119-120/83,<br />

49/84, 54-59/84, 74/84,120-124/84, 86-89/85,103-106/85,<br />

153/85, 34-49/86,158/86,102-103/87, 62-66/88,18-31/89,<br />

131/89, Titel 1990, 24-38/90, 40-49/90, 58/90, 42-47/91,<br />

34-47/92, 52-56/92, 136/92, 5/93, 36/93, 50-51/93, 53/93,<br />

57-68/93, 71/93,108/93, 123/93, 31/94, 45-52/94, 27/94,<br />

60-62/94, 72/94,109/94, 37-40/95, 67-70/95, 77-91/95,<br />

59-60/98,126-133/98, 46199, 44-49/00, 51/00, 64/01, 66/01<br />

<strong>Johannisburger</strong> Heide 13-16/72, 22-33/77, 35-37/77, 53/80, 70-76/80, 80-81/80<br />

und Kreis 29-36/81, 39-44/81, 66/81, 77-78/81, 45-48/83, 70-76/83,<br />

51-52/84,124-126/84, 3/86,12/86, 50-53/86,111/86,<br />

136- 143/86, 16/87, 69/87, 113- 114/87,116-117/87,<br />

118-126/87, 34-45/88, 32-34/89,101/89, 50-54/91,<br />

80-81/92, 15-19/95, 32/95, 61-67/95, 71-76/95, 96/95,<br />

122-135/97, 62-67/97, 44-60/97, 48-54/98,111-124/98,<br />

38-42/99, 52-59/00,123-124/00<br />

Jagdhof 112/97<br />

Jakubben 49-51/83,104,106/95, 146/85<br />

Jaschkowen/ 62/82, 173/90,189-192/91<br />

Reiherswalde<br />

Jeglinnen 27/73, 96/83, 97/83, 92/84, 97/88,119-120/88<br />

Karpen 43/80, 62182, 130/95<br />

Karwick 55/80, 58/80, 97/83<br />

Klein Zechen 44-45/78,134/87,102-104/88, 138/93<br />

Klein Rogallen 148186, 149/86,141/93<br />

Kölmerfelde 14/74,111 / 1994,112-116/95, 72-73/98, 69-73199<br />

Königstal 30/75, 22/79, 35-39/82, 106/83, 53184,131/86,<br />

124-127/88,164,165/89, 100/95, 70-71/98, 89-92/01<br />

Kosken 6/73, 28/73,144-146/91,106-108/97<br />

Königsdorf 96/84, 79189, 59-60/92<br />

Kolbitz 151/85,161-163/86,144-148/90, 134/87<br />

Konopken 26/85, 157/86<br />

(Mühlengrund)<br />

Kowalewen (Richtwalde) 62/79, 64179, 71/79, 116-120/93<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

137


138<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Kosuchen (Kölmerfelde)57/80, 37-39/83, 138/85,112-116/95<br />

Kuckeln bei Kumilsko 16/78,17/78<br />

Kreuzofen 19/76, 54-55/79, 57/82, 5/84, 5-8/86, 95188, 64-76189,<br />

132-136/92, 141-145/95, 95195, 86-90/97, 91-98/98, 81-82/99<br />

Kurwien 11/76, 36/78, 39-45179, 48-54179, 41/80, 58/81, 62/81<br />

79-80/82, 66-85,146-147/85, 66/86,163/86, 104/87,123/88,<br />

150/93,140/95,144/95, 21 /97<br />

Lehmannsdorf (Bagensken) 107/1994<br />

Lindensee 139-141/90,114-115/91, 94/01<br />

Lippa 36/78, 79-80/82, 104/87, 62/81<br />

Lisken 36/78, 68/1994, 79-80/82, 104/87,144/98<br />

Lissuhnen 131-132/87, 110-114/88, 94-100/89,147-148/91<br />

Lupken 72-77/79, 16-31/82, 74-80/98, 93/01<br />

Masuren 20/72,1-3/76, 13-16/76, 4/77, 32/78, 33/78, 77/81,<br />

Reisebericht u.a. 78/81, 40/82, 41/82, 79-84/83,111/83, 4/86,15/86,<br />

30-33/86, 67-69186, 14-23/87, 52-58/87, 118-125/87,<br />

152-155/87, 153-161/93, 27-32/88, 146-155/88, 90-93/89,<br />

166-167/8g, 77-87/91, 81-85/97,143-154/97,160-166/97,<br />

134-135/98, 48-52/99, 121-122/00, 74-75/01<br />

Masten 102/97, 81/98<br />

Misken 29/74, 4-8178,11-14/82,24/85,143-144/85, 150-154/86,<br />

135/87, 152, 153-156/89, 65-66/91, 173-174/91, 142/93,<br />

32/94 und 36-37194,18-20/97, 82/98,13-14/99, 75-76/99,<br />

50/oo, 94-97/00,16/01<br />

Mittelpogauen 96-98/91,101/97<br />

Mittenheide 27-29/76, 44/78, 42/80, 59/81, 23/85,153-158/85, Titel 1991<br />

(Turoscheln) 102-105/89, 161/90,181-183/91, 79/93, 91/93, 93/95, 100/97,<br />

83-86l98<br />

Morgen (Kumilsko) 14/74, 26/74, 91-92/83, 36-45184, 98/88,150, 151/89,<br />

110/91,111-113/94, 105/97, 145-147/98, 98/00<br />

Monethen 38180,145/85, 148/85, 46-51 /87,133-136/90, 87-88/98<br />

Möwenau 64/79, 47/80, 152/85,122-124/89, 128/89,132/89,126/92,<br />

81/93,136-138/89, 94/01<br />

Nieden Titel/76,128-131/92, 96/95<br />

Niedersee (Rudczanny) 24/75,108-110/83,152/85,137, 138/90, 81/92<br />

Nikolaiken 23/75, 28/75<br />

Nickelsberg 54/82<br />

(Oberförsterei)<br />

Nittken 89/98<br />

Offenau (Saleschen) 17/75,127-136/84,138/95, 65/90,113/97<br />

Oppendorf (Hinter-Lippa) 96-97/92,168/90<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Orlowen 149/90<br />

Ottenberge 17/72, 94-95/84,108- 110 / 1994,101 -103/95, 140- 142/98<br />

(Sawadden)<br />

Poseggen 130/95, 36-40/85, 60-66/86, 83/93<br />

Pappelheim 111/84,114-115/84,161 -166/91, 72-75/93<br />

Paulshagen 115-118/88, 78-83/85<br />

Pianken 116-117/82, 125/92, 100/00<br />

Pilchen 27/76, 23/79, 12-13/83, 99/84, 106-107/87, 96-102/93, 164/93,<br />

83-86l99<br />

Quicka 119/89,132/90<br />

Raken (Adl. Rakowen) 135/86,116-125/91, 115 / 1994, 48-49/95,143/98<br />

Reitzenstein (Gutten R) 41/81,122 / 1994, 123/94<br />

Reinersdorf 81-83/82, 44/83, 74-76/87, 78187, 90/98<br />

Ribitten 47/78, 113-115/93<br />

Richtenberg 15/74, 60/80, Titel 84, 12-25/84, 75/84, 98-99/88,<br />

112/91,114/97, 87-89199<br />

Roschsee 9/73, 70-74/91, 44/99<br />

Rogallen 25/79<br />

Rostken 69/81,’104/83, 93-94/84,100/88, 98-100/92, 96/95<br />

Ruhden 97/84, 39/91, 115-118/92, 133 / 1994,101-102/00<br />

Sadunen 46/78, 26/92, 96/92, 119-122/92, 92-94/93,140/93, 98198<br />

Samordei 12/76<br />

Seegutten (Gutten E) 28/75, 39/80, 96/88, 89/92,131-137/95, 95/95<br />

Schlagakrug 123-124/92,118/89<br />

Seehöhe 44-47/85, 109/88,169/90, 55/93, 141/93<br />

Seeland (Kurziontken) 23-24/79, 96/84, 34/85, 150/86, 95/88,138/93, 94/95<br />

Siegmunden 100/89<br />

Schast (Schiast) 14-15/73, 151/87, 11-26/88, 97-99/95, 20-25/95,109/98, 98/01<br />

Schoden 85-88/93, 99198<br />

Schützenau 52/82, 68/76182, 110/86, 120,121/89<br />

Schlangenfließ 54/80, 160/90<br />

Schwallen (Zwalinnen) 61/80,146/85, 80-89/87, 107/95<br />

Schwiddern 43/80, 39/83, 106/92,120 / 1994, 108- 109/95<br />

Sdorren 125/89, 142/90,137 / 1994<br />

Skrodzken (Jagdhof) 19-21/78<br />

Soldahnen 139-140/93,139/95<br />

Spalingen 121-122/88<br />

Steinfelde 141/85, 99/85, 110-111/93, 94/95, 99/88<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

139


140<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Stollendorf 20/73, 57/83, 116-119/84, 27-29/85, 66-86/90,140-143/91, ,<br />

116188, 61/94<br />

Sulimmen 17/74, 106-108/89, 82-90/84,111/97, 98/01<br />

Spirdingsee 9/73, 22-23/78, 4/89, 140-142/97<br />

Steinen 110-111/95,103-105/00<br />

Tannenheim 9/86,12/86, 12/87, 80/93, 150/95, 13/89, 115/97<br />

Thalau 103-104/97, 99/01<br />

Tuchlinnen 142/90, 83-87/92, 138/95<br />

Turowen 6/77, 7/77, 36/77,162-167/90, 110 / 1994, 66-72/87, 97-99197,<br />

139/98, 90/99, 100/01<br />

Ublick 31/77, 14/85, 78-91 / 1994<br />

Valenzinnen (Försterei) 49-61/85, 85/85, 94-96/91,134-136/1994<br />

Wagenau 64/79, 66/79, 47/80<br />

Walddorf 89/89, 95/92<br />

Wartendorf 178/91, 93/95,19/81, 20/81, 21/81, 22/81, 66-67/82, 44/83,<br />

112-115/86, 128-133/88, 101/01<br />

Warnold 39/80,179-180/91<br />

Weißuhnen 21/74, 24-27/81, 4/83, 28/84, 7/85, 73/86,13/87,15/93,<br />

und Rehfelde 138-142 / 1994, 50-54/95, 91/99<br />

Wiesenheim 151-156/90, 101-102/01<br />

Wigrinnen/Beldahnsee 16/86, 85/88, 9188, 16/95,128/95<br />

Wilken 44/83<br />

Wiartel 21/72, 22/74, 23174, 40/77, Titel 78, 26183, 105/83,148-149/95,<br />

17/81,148/98, 22/01<br />

Wildfrieden 127-128/91<br />

Woinen 10-12/81, 37-47/89<br />

Wollisko (Reihershorst) 22/83, 23183<br />

Wondollen 56/82, 27-32/83, 98183, 140/87, 81/89,173/90, 144 /1994,100/97<br />

Wolfsheide 33/76, 53/82,102-112/90,152-160/91,167-169/91, 82/92,<br />

124/94,146-147/95<br />

Zollerndorf 125-131/1994,36/00, 102/01<br />

Ausstellungen 6-12/93, 34-35/93, 16-19/80, 68-69/85, 145-149/87,<br />

61-62/92,147-148/94<br />

Deutscher Verein „Rosch“ 26-28/93, 58/95, 46-47/95, 19-21/92, 9-10/94, 6-7/97, 8-11/97,<br />

40-42/98, 4-9/99, 6-10/00, 7-11/01, 24-25/01<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Übernachten Sie bei Landsleuten in der Heimatnur<br />

so wachsen Verständnis und Verbundenheit!<br />

Adressen der Zimmer Zimmer Zimmer Deutsche Person Telefon<br />

Vermieter 1 Bett 2 Betten 3 Betten Sprache 004887<br />

Rutkowska, Ursula<br />

ul. Krencowa 6<br />

12-200 Pisz<br />

1 1 - ja 3 4 23 36 45<br />

Rutkowski, Bernhard<br />

ul. Bociana<br />

12-200 Pisz<br />

- 2 - ja 4 4 23 40 63<br />

Kadlubowska, Herta<br />

ul. Jagiely 23<br />

12- Pisz<br />

1 2 - ja 5 4 23 42 51<br />

Kaldukiwski, Marek<br />

ul. Jagiely 25<br />

12-200 Pisz<br />

1 1 - ja 3 4 23 42 51<br />

Leymanczyk, Ditmar<br />

ul. Skrzetuskiego 1<br />

12-200 Pisz<br />

- 2 - ja 4 4 25 15 93<br />

Grabowska, Ursula<br />

ul. Kwiatowa<br />

12-200 Pisz<br />

2 - - ja 2 4 23 32 88<br />

Kreska, Mira<br />

ul. Moniuszki 10<br />

12-200 Pisz<br />

- 2 - ja 4 4 23 31 65<br />

Galgowska, Erna<br />

ul. Mickiewicza4/11<br />

12-200 Pisz<br />

- 2 - ja 4 42336 98<br />

Koldys, Magdalena<br />

ul. Warszawska 21/4<br />

12-200 Pisz<br />

- 1 - ja 2 4 23 28 71<br />

Boczek, Frieda<br />

ul . Kanalowa 19<br />

11-525 Orzysz<br />

- 1 - ja 2 4 23 76 17<br />

Chludzinska, Krystyna<br />

ul. 22 Lipca 19<br />

11-525 Orzysz<br />

- 2 - ja 4<br />

Glowienko, Heinz Dieter<br />

Polakiego 62/7<br />

11-525 Orzysz<br />

- 1 - ja 2<br />

Lemanska, Herta Terese<br />

ul. Osiedle Robotnicze<br />

11-525 Orzysz<br />

- - 1 ja 3 4 23 78 39<br />

Szulc, Waldemar<br />

ul. Wyswolenia9/1<br />

11-525 Orzysz<br />

- 3 - ja 6 42 3 3 7265<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

141


142<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Kopanczyk, Mieczyslaw<br />

Grndy 1<br />

11-525 Orzysz<br />

- 3 - ja 6<br />

Kopanczyk, Albin<br />

ul. Osiedle Robotnicze<br />

11-525 Orzysz<br />

2 - - 2<br />

Musial, Waldemar<br />

ul. Witosa 8/12<br />

12-230 Biala Piska<br />

2 - - ja 2 4 23 92 52<br />

Musial, Gerhard<br />

ul. Mazurska 1/15<br />

12-230 Biala Piska<br />

- 1 - ja 2 4 23 91 87<br />

Gromacka Krystyna<br />

u. Mickiewicza 7/6<br />

12-230 Biala Piska<br />

- - 1 ja 3<br />

Borawski, Jan<br />

ul. Rozana 13<br />

12-230 Biala Piska<br />

1 1 - ja 3 4 23 91 33<br />

Koziol, Edward<br />

ul. Slowackiego 6/7<br />

- 1 - ja 2 4 23 93 13<br />

12-230 Biala Piska -<br />

Stepnik, Brigette<br />

ul. Slowackiego 6/15<br />

12-230 Biala Piska<br />

- 1 - ja 2 4 23 90 55<br />

Denda, Manfred<br />

ul. Wiejska 41<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

- 3 - ja 6 4 23 11 49<br />

Stachelek, Hanna<br />

ul. Kolejowa 1/16<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

1 - - ja 1<br />

Kempa Gizela 1 - - ja 1 4 23 15 25<br />

ul. Kolejowa 6/6<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

wew. 431<br />

Bognacka, Renate<br />

ul. Gwarna 7/9<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

1 - - ja 1<br />

Woliniec, Krystyna<br />

ul. Kwiatowa 10/51<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

- 1 - ja 2 4 23 11 75<br />

Zagzik, Lida<br />

ul. Wiejska 30<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

- - 3 ja 6 4 23 15 02<br />

Bryja, Herta<br />

ul. Pionierska 4 Dybowek<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

- - - ja 6 4 23 13 66<br />

Musial, Gerhard - - 3 ja 6 4 23 95 25<br />

ul. Sloneczna3<br />

12-221 Ruciane Nida<br />

Biala Piska<br />

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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Unser Fluss - Galinde, 1999 Foto: Margunde Jesse<br />

143


144<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Im siebenundfünfzigsten Jahr nach der<br />

Vertreibung aus der uns angestammten<br />

Heimat hatten wir noch eine Aufgabe zu<br />

erfüllen:<br />

Wir legen diesen Ansichtskartenband<br />

unseren Folgegenerationen und den<br />

Freunden unserer Heimat vor.<br />

Bilder sind Stützen der Erinnerung.<br />

Diese im Gedenken an unsere Vorfahren<br />

und an die 700-jährige Geschichte unserer<br />

Heimat wachzuhalten, begreifen wir als<br />

unsere Pflicht, damit sie nicht der Vergessenheit<br />

anheimfallen.<br />

Losgelöst von persönlicher Betroffenheit<br />

versuchen wir die an uns immer wieder<br />

herangetragene Frage zu beantworten:<br />

Was war das für ein Land, an dem wir<br />

immer noch hängen, das wir Heimat nennen?<br />

Was hat es uns so liebenswert gemacht?<br />

Dies geschieht in einer Zeit, in der es die<br />

Menschen in fremde Länder und in die<br />

Ferne zieht. Sie suchen Veränderung in<br />

immer neuen Erlebnissen, während von<br />

uns Bodenständigkeit als wertvoller Schatz<br />

empfunden wird. Gibt es in dem, was wir<br />

Heimat nennen, etwas, das sich messen<br />

lässt, das für uns einen Wert an sich darstellt,<br />

der sich nicht in Mark und Pfennig<br />

rechnet, der äußerlich nicht erkennbar ist,<br />

und uns dennoch Kraft gibt und uns stärkt?<br />

Liegt in dem altüberbrachten Wort, „dass<br />

der Mensch nicht vom Brot alleine lebe”,<br />

der Schlüssel einer Antwort auf unsere<br />

Frage?<br />

Das Streben des Menschen nach materiellen<br />

Dingen und seine Machtgelüste bedeuten<br />

den Verlust innerer Werte. Die Unausgeglichenheit<br />

äußeren Zwistes, Spannungen,<br />

Machtgelüste und Geltungsbegierden<br />

ließen den Nachbarn nicht in<br />

Frieden leben.<br />

Wir lernten auch die aus derartigen Ansätzen<br />

herrührende Katastrophe des Zweiten<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Der neue Dokumentarbildband<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Weltkrieges als solche begreifen. In dessen<br />

Umfeld loderten Verbrechen gegen<br />

die Menschlichkeit in bisher nicht gekanntem<br />

Ausmaß.<br />

Alle Beteiligten sollten sich besinnen, Völker<br />

und Einzelpersonen. Sie sollten versuchen,<br />

unser aller Leben zum Besseren zu<br />

wenden. Hierzu gehört keine einseitige,<br />

sondern eine allumfassende Verdammung<br />

menschlichen Fehlverhaltens und der Fehlentwicklung<br />

von Staatsinteressen. Ein derartiger<br />

Wandel setzt nicht nur das Erkennen,<br />

sondern auch das Nennen und die<br />

Ächtung dieses für alle Menschen so schädlichen<br />

und verachtbaren Verhaltens voraus.<br />

So wie es allen betroffenen Menschen gestattet,<br />

ja geboten ist, die sie berührenden<br />

Vorkommnisse beim Namen zu nennen,<br />

gilt dies auch für die aus ihrer Heimat<br />

Vertriebenen bezüglich des Völkerverbrechens<br />

der Vertreibung.<br />

Für die Vertreibung als einem Verbrechen<br />

gegen die Menschlichkeit darf keine Umschreibung<br />

geduldet werden. Es war keine<br />

Wiedererlangung „Uralten eigenen, heiligen<br />

Bodens”, wie es laufend verlautbart<br />

wird. Es gab keine Raumnot, die es gebot,<br />

anderen Menschen den ihren eigenen Boden<br />

zu rauben. Es war schon gar nicht die<br />

Befreiung eigener, unterdrückter Schwestern<br />

und Brüder. Solche noch immer gebrauchten<br />

Umschreibungen für völkerrechtswidriges<br />

Verhalten erschweren den<br />

notwendigen Neuanfang im Zusammenleben<br />

der Völker. Sie gleichen schwelenden<br />

Feuern unter einer brüchigen Erdkruste. Es<br />

gilt sie auszulöschen.<br />

Wir sind uns bewusst, dass die Wiederherstellung<br />

früherer Zustände und Besitzverhältnisse<br />

neue Ungerechtigkeiten, neues<br />

Leid schaffen würde. Der entschädigungslose<br />

Verlust des Eigentums muss jedoch<br />

ausgeglichen werden. Dies gebietet der


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Gedanke eines Neuanfangs auf bereinigtem<br />

Grund. Dieser muss auch im Erkennen,<br />

dem Nennen und der Ächtung<br />

menschlichen Fehlverhaltens bestehen.<br />

Dazu haben die einzelnen Menschen, insbesondere<br />

jedoch die Völker und Staaten,<br />

allen Grund. Es wird gelingen. Mit diesem<br />

Buch wollen wir unsere Heimat in Erinnerung<br />

bringen.<br />

Für die 165 Ansiedlungen unseres Kreises<br />

fanden wir von 57 Ortschaften Ansichtskarten.<br />

Für die restlichen 109 Dörfer blieb<br />

die Suche vergebens. Alle Aufnahmen<br />

stammen aus der Zeit vor 1945. Eine große<br />

Menge alter Aufnahmen fanden im<br />

Dokumentationsbildband von Gerhard<br />

Bosk „Umgeben von Wäldern und Seen”<br />

ihren würdigen Platz, neue in den seit 1972<br />

erschienenen <strong>Heimatbrief</strong>en. Für uns war<br />

es wichtig, für alle Orte des Kreises eine<br />

Legende zu erstellen und in einer<br />

tabellarschen Aufstellung ihre Geschichtsbezogenheit<br />

herzustellen und neben dem<br />

Namen des Ortes auch seinen alten zu<br />

dokumentieren.<br />

In der sogenannten Wildnis, in der unsere<br />

Heimat lag, gab es aus der Zeit der Galinder<br />

und der Sudauer keine festen Ansiedlungen,<br />

die lokalisiert werden können.<br />

Die Lage zu den Städten des Kreises, das<br />

Gründungsjahr und die Zuordnung zu einem<br />

Gründungsstatut (Magdeburger oder<br />

Kölmisches Recht) schienen uns als historischer<br />

Beweis wichtig. Die Einwohnerzahlen<br />

beziehen sich auf das Jahr 1939 und<br />

bekunden die Größe eines Ortes. Unser<br />

Kreis hatte 1939-53 089 Einwohner.<br />

Weniger als 500 Personen erlebten das<br />

Kriegsende im Kreisgebiet nicht. Das Jahr<br />

der Erbauung einer Kirche und die Zuordnung<br />

zu einem Kirchspiel sind ebenso wichtig.<br />

Für die evangelischen Christen gab es 13<br />

Kirchen. Nur eine davon war ihnen nach<br />

dem Krieg überlassen worden. Die katholischen<br />

Christen hatten in Johannisburg<br />

einen Kirchenraum und in Arys eine Kapelle.<br />

Die jüdische Gemeinde hatte in der Kreis-<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

stadt ihr Gotteshaus. Daneben gab es einige<br />

freikirchliche Einrichtungen.<br />

Die Schulen werden mit ihrem Gründungsjahr<br />

den einzelnen Orten zugeordnet, die<br />

Orte den Amtsbezirken.<br />

Die Weiträumigkeit des Landes bedingte<br />

eine vielfältige Gliederung. Alle Ortsgründungen<br />

wurden in der sogenannten<br />

Großen Wildnis in der Zeit von 1345 bis<br />

1525 vom Deutschen Orden und nach seiner<br />

Umwandlung in ein weltliches Herzogtum<br />

Preußen von diesem vorgenommen.<br />

Vor der Ordenszeit gehörte unser Siedlungsgebiet<br />

zum prussischen Stamm der<br />

Galinder im Westen und dem der Sudauer<br />

im Osten. Gegen sie und andere Stämme<br />

hatte 1226 der masowische Herzog Konrad<br />

den Orden zu Hilfe gerufen. Schwierigste<br />

Bodenverhältnisse und die Verwicklung<br />

in fortwährende Auseinandersetzungen<br />

mit slawischen Volksstämmen und den<br />

Litauern hinter den Grenzen des Ordenslandes<br />

hatten zu einer fortschreitenden<br />

Ausdünnung der Wildnis geführt.<br />

Nur wenige geschichtsbezogene Funde<br />

legen Zeugnis von einer früheren, spärlichen<br />

Besiedlung ab. Die Wildnis war mehr<br />

oder minder herrenloses Land. Sie war<br />

eine Pufferzone zwischen fremden Volksstämmen,<br />

den Balten und den Slawen.<br />

Es bedurfte großer Anstrengungen der vom<br />

Orden angesetzten Siedler, aus dem Kreisgebiet<br />

ein bewohnbares Land zu machen,<br />

das ihnen ein erträgliches Leben ermöglichte.<br />

Dies geschah noch in einer Zeit, da<br />

im westlichen Europa bereits eine Kulturlandschaft<br />

von hohem Rang vorhanden<br />

war. Im Kreisgebiet war erstmalig von unseren<br />

Vorfahren bewohnbares Land für ein<br />

einfaches Leben geschaffen worden. Es<br />

blieb ihnen 700 Jahre lang als Heimat erhalten.<br />

Wir hatten eine lange Grenze zum späteren<br />

Großpolen. Sie ist 1343 und 1422 im Frieden<br />

vom Melno-See, - im Kulmer Land -, in<br />

dem Vertrag zwischen Wladislaw, dem<br />

König von Polen, und Witowod, dem Herzog<br />

von Litauen, den Herzögen Jan und<br />

Zimonet von Masowien einerseits und dem<br />

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146<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Hochmeister Paul von Rußdorf des Deutschen<br />

Ordens andererseits so festgelegt<br />

worden, wie sie bis 1945 Bestand hatte. Ihr<br />

Verlauf wurde nochmals im Jahre 1545<br />

zwischen dem Herzog Albrecht von Preußen<br />

und König Sigismund von Polen bestätigt.<br />

Auf einer noch heute bei Prostken im<br />

Kreise Lyck stehenden Säule steht u. a. der<br />

Wortlaut „welche die Grenzen genau bestätigt<br />

und den Länderbesitz der beiden<br />

Herzöge trennt”.<br />

Hier verlief über 400 Jahre hinweg die<br />

beständigste Grenze Europas.<br />

Das Zusammentragen der angegebenen<br />

Ortsdaten aus alten Urkunden verdanken<br />

wird Dr. Heinrich Koch. In Osnabrück gebürtig,<br />

war er in unserem Kreis Volksschullehrer.<br />

Er promovierte 1954 mit der<br />

geschichtswissenschaftlichen Arbeit „Die<br />

Geschichte der Besiedlung des Kreises<br />

Johannisburg.”<br />

Die für die Bilder aus Arys und Umgebung<br />

erstellten Beschreibungen fertigte Ulrich<br />

Haffke mit großer Sachkenntnis, die Legenden<br />

für die übrigen Orte Gerhard Bosk<br />

und Gerhard Wippich.<br />

Wesentlicher Grundstein unserer Kultur<br />

stellen unsere Volksschulen dar.<br />

Von den in 114 Dörfern vorhandenen Schulen<br />

waren 58 einklassig, 44 zweiklassig,<br />

zehn dreiklassig und drei mehrklassig.<br />

Die drei Stadtschulen wurden teilweise in<br />

mehreren Zügen geführt.<br />

Das in der Kreisstadt vorhandene Realprogymnasium<br />

wurde ab 1936 zu einer Oberschule<br />

mit nachfolgender Reifeprüfung<br />

ausgebaut.<br />

In der Stadt Arys, später auch in<br />

Gehlenburg, wurden Realschulen eingerichtet.<br />

Die dörflichen Schulgebäude waren nach<br />

einem einheitlichen Bauplan erstellt worden<br />

und hatten große Schulräume mit großen,<br />

nach Süden ausgerichteten Fenstern.<br />

Im Schulhaus wohnten neben dem Schulleiter<br />

teilweise auch weitere Lehrer.<br />

Die karge Besoldung wurde in früheren<br />

Zeiten durch Naturallieferungen der Gemeinde<br />

aufgebessert. Auf dem zur Schule<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

gehörigen Ackerland konnten Gemüse und<br />

Feldfrüchte angebaut, Bienenvölker gehalten<br />

werden.<br />

Ein ausführliche Beschreibung des Schulund<br />

Kirchenwesens enthält die ausführliche<br />

Kreischronik aus dem Jahre 1964 von<br />

Emil Gutzeit: „Der Kreis Johannisburg” sowie<br />

der Dokumentationsband „Heimat,<br />

umgeben von Wäldern und Seen”, von<br />

Gerhard Bosk.<br />

Mit diesem Bildband soll die Erinnerung an<br />

unsere Heimat aufrechterhalten werden.<br />

Sie lebt in unserem Herzen fort. Unsere<br />

Äcker, Höfe und Dörfer umgrenzten unseren<br />

Lebensraum und dessen Inhalt. Hierzu<br />

gehörten unsere Arbeit, unser Feierabend,<br />

unsere Nachbarn und Freunde.<br />

Nach mehr als 50 Jahren der Trennung ist<br />

die Liebe und Zuneigung zu ihnen in keiner<br />

Weise gemindert. Vieles ist heute uns in<br />

unserem Bewusstsein wertvoller geworden.<br />

Selbst die gelegentlichen, möglichen Besuche<br />

in der Heimat lindern den Schmerz<br />

des Verlustes der Heimat in keiner Weise.<br />

Das personenbezogene Bild ist uns fremd<br />

geworden. Angesichts der ethnischen<br />

Spannungen in Europa und der auf dieser<br />

Basis beruhenden Vertreibung müsste sich<br />

in der Einstellung der Menschen noch viel<br />

wandeln.<br />

Die Erinnerungsbilder sprechen für sich.<br />

Sie geben Zeugnis von unserer Lebensweise,<br />

von unserer Kultur und bekunden<br />

unseren beständigen Fleiß. Viele Aufnahmen<br />

sind verlorengegangen, viele nicht<br />

mehr verfügbar. Es gilt, den Rest zu erhalten<br />

und zu vermitteln.<br />

Abgerissen und schmutzig kamen wir nach<br />

dem Krieg durch den Umstand der Vertreibung<br />

ins westliche Deutschland, teilweise<br />

auch ins schützende Ausland. In einem<br />

zerstörten Vaterland fanden wir nicht überall<br />

und nicht immer willkommene Aufnahme.<br />

Zweieinhalb Millionen Menschen hatten ihr<br />

Leben verloren. Ihrer stets zu gedenken,<br />

ihr Leiden zu überliefern, bleibt unsere<br />

Aufgabe. Die bildlichen Erinnerungen an<br />

unsere Heimat sollen uns helfen, unser


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Selbstbewusstsein zu erhalten und zu stärken.<br />

Keine Geschichtsverfälschung kann das<br />

Unheil leugnen, die Geschehnisse rechtfertigen<br />

oder als Aufrechnung werten.<br />

Im Zusammenwachsen der Völker sollten<br />

die Spannungselemente erkannt und abgebaut<br />

und Toleranz und gegenseitige<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

Gerhard Wippich · Gerhard Bosk · Ulrich Haffke<br />

Im Lichte<br />

der Erinnerung<br />

Gutes bewahren<br />

und Wissen weitergeben<br />

Alte Ansichtskarten des Kreises Johannisburg<br />

Ostpreußen<br />

Achtung gestärkt werden. Sie könnten die<br />

Grundlage für ein friedliches Nebeneinander<br />

und für das Zusammenleben der Völker<br />

sein.<br />

Gerhard Wippich - Gerhard Bosk -<br />

Ulrich Haffke<br />

Im Janaur <strong>2002</strong><br />

Der neue<br />

Dokumentarbildband<br />

wird zum Deutschlandtreffen der Ostpreußen am 22. und 23. Juni <strong>2002</strong><br />

zum äußerst günstigen Preis von etwa 18-20 E (Herstellerpreis)<br />

am Informationsstand der Kreisgemeinschaft Johannisburg zum Verkauf vorliegen.<br />

Bestellungen ab 1. Juni <strong>2002</strong> möglich, Versandkosten zuzüglich,<br />

an Frau Ilse Kruyk, Reginarstraße 4, 51429 Berg-Gladbach<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />

SENIORENFREIZEITEN IM OSTHEIM IN BAD PYRMONT<br />

Freizeiten im Ostheim, das sind gemeinsame Urlaubstage mit einem dosierten Programmangebot,<br />

das wohl für jeden Gast etwas zu bieten hat. Der Tag beginnt nach dem<br />

Frühstück mit einem morgendlichen Singen oder der Gymnastik. Am Vormittag wird Bad<br />

Pyrmont mit seinen Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten erkundet. Nach der<br />

wohlverdienten Mittagsruhe laden das Haus oder eines der vielen Cafés im Ort zum<br />

Kaffeetrinken ein, oder man beteiligt sich an einer geführten Wanderung. Ein Nachmittag<br />

ist für eine Halbtagesfahrt in die nähere Umgebung reserviert. Am Abend bietet das<br />

Programm Diavorträge oder Videofilme, Tanz- oder Spielabende, man sieht fern oder<br />

spielt gemeinsam Karten und tauscht Erinnerungen aus der Heimat aus. Am letzten<br />

Abend feiern wir nach ostpreußischer Art Abschied, zu dem jeder nach seinen Möglichkeiten<br />

lustige und besinnliche Beiträge beisteuern kann. Sie sind in einer Gemeinschaft<br />

mit ostpreußischen und ostdeutschen Landsleuten, wie in einer großen Familie.<br />

Die Termine für <strong>2002</strong><br />

Osterfreizeit<br />

Montag, 25. März bis Donnerstag, 4. April <strong>2002</strong>, 10 Tage<br />

Doppelzimmer/Person Euro 371,70 / Einzelzimmer Euro 431,70<br />

Sommerfreizeiten<br />

Montag, 1. Juli bis Montag, 15. Juli <strong>2002</strong>, 14 Tage und<br />

Montag, 15. Juli bis Montag, 29. Juli <strong>2002</strong>, 14 Tage<br />

Doppelzimmer/Person Euro 513,80 / Einzelzimmer Euro 597,80 oder<br />

Montag, 1. Juli bis Montag, 29. Juli <strong>2002</strong>, 28 Tage<br />

Doppelzimmer/Person Euro 1.027,60 / Einzelzimmer a‚ 1.195,60<br />

Herbstliche Ostpreußentage<br />

Montag, 30. September bis Donnerstag, 10. Oktober <strong>2002</strong>, 10 Tage<br />

Doppelzimmer/Person Euro 371,70 / Einzelzimmer Euro 431,70<br />

Adventsfreizeit<br />

Montag, 2. Dezember bis Montag, 9. Dezember <strong>2002</strong>, 7 Tage<br />

Doppelzimmer/Person Euro 262,20 / Einzelzimmer Euro 304,20<br />

Weihnachtsfreizeit<br />

Donnerstag, 19. Dezember <strong>2002</strong> bis Montag, 6. Januar 2003, 18 Tage<br />

Doppelzimmer/Person Euro 667,30 / Einzelzimmer Euro 775,30<br />

Alle Preise beinhalten Vollpension, die Gästebetreuung, eine Halbtagesfahrt und eine Reise-<br />

Rücktrittskostenversicherung.<br />

Die Kurtaxe wird vom Staatsbad separat erhoben.<br />

Anmeldungen richten Sie bitte, nur schriftlich, an:<br />

Ostheim - Jugendbildungs- und Tagungsstätte, Parkstraße 14 - 31812, Bad Pyrmont<br />

Telefon: 05281 - 9361-0 Fax: 05281 - 9361-11<br />

Herr Ralph D. Winkler, Geschäftsführer des Ostheims, weist darauf hin, dass das Haus<br />

erweitert worden ist: „Am 2. November können wir im Rahmen der Ostpreußischen<br />

Landesvertretung unseren neuen Tagungs- und Seminarsaal, der selbstverständlich<br />

auch wieder den Namen Kants tragen wird, einweihen. Wir verfügen dann über einen<br />

Tagungssaal für 100 Personen mit modernster Tagungstechnik und einer lnduktionsanlage,<br />

die das Hören für unsere Gäste mit Hörhilfen sehr verbessern wird.”<br />

Es gibt also die Möglichkeit, das Ostheim für Treffen aller Art mit nun verbesserten<br />

Bedingungen zu nutzen.<br />

www.Kreis-Johannisburg.de


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />

Alte Ansichtskarten mit Legenden<br />

des Kreises Johannisburg mit umfangreichem Anhang<br />

über Kriegsgräber im Kreis Johannisburg.<br />

223 Seiten<br />

Der neue Dokumentarbildband<br />

zum Druckpreis von nur 19,50 Euro zuzügl. 4,50 Versand<br />

Bestellungen ab 1. Juni <strong>2002</strong> möglich, Versandkosten zuzüglich,<br />

an Frau llse Kruyk, Reginarstraße 4, 51429 Bergisch-Gladbach<br />

www.Kreis-Johannisburg.de

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