Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
Johannisburger r Heimatbrief 2002 - Familienforschung S c z u k a
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Kreis<br />
I<br />
Johannisburg<br />
<strong>Johannisburger</strong> r<br />
<strong>Heimatbrief</strong><br />
<strong>2002</strong><br />
Evangelische Kirche zu Gehsen - Foto: G. Bosk<br />
Heimat ist eine Wandlungskraft in uns,<br />
wenn wir jeden Ort und jede Lage beseelen. Joseph Kühne1<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
INHALTSVERZEICHNIS Seite<br />
1 . Grußworte<br />
Grußwort des Patenkreises Schleswig-Flensburg ................... . ............................................................................. 1<br />
Grußwort des Kreisvertreters ........................................................................................................................................ 2<br />
Gruß- und Dankesworte aus der Heimat ................... . ........................................................................................... 4<br />
2 . Treffen der <strong>Johannisburger</strong> <strong>2002</strong>, Rückblick auf 2001 .......................................................................................... 10<br />
3 . Aus der Arbeit der Kreisgemeinschafl<br />
Bericht über die 11 . Betreuungsaktion ........................................................................................................................ 21<br />
Bericht über die Arbeil der Kreisgruppe in Berlin ........................ . ................................................................. 22<br />
Renovierung des Soldatenfriedhofs, i . Weltkrieg . in Andreaswalde .......................................................................... 23<br />
Masurenhilfe .................................................................................................................................................................. 24<br />
Kreistag, Zusarnrnensetzung ab <strong>2002</strong> ........................... . ....................................................................................... 25<br />
4 . Aus der Arbeit unseres Patenkreises Schleswlg-Flensburg<br />
Ehrenkreis~räsident Andreas Franzen 80 Jahre ......................................................................................................... 27<br />
Partnerschaft auf breiter Basis: Arys . Kropp ........................................................................................................... 27<br />
Deligation der Kreisgerneinschaft Johannisburg zu Gast in Schleswig .................................... .... .......................... 28<br />
Stipendien für polnische Schüler .............................................................................................................................. 29<br />
Delegation aus dem Kreis Johannisburg zu Gast im Kreis Schleswig-Flensburg .................................................. 31<br />
Schleswig - die freundliche Kulturstadt ........................ . ......................................................................................... 33<br />
5 . Würdigungen<br />
Mira Kreska . 75 Jahre ................................................................................................................................................. 41<br />
Dr . Koch - 90 Jahre, Eiserne Hochzeit .................... . ...................................................................................... 42<br />
Horst Krisch - 80 Jahre ................................................................................................................................................ 43<br />
Charlolte Maletzki - 100 Jahre ................... . ................................................................................................. 44<br />
Landrat J.-D. Karnischke für weitere Jahre als Landrat bestätigt .............................................................................. 44<br />
Herbert Wallner, der Filmemacher ............................................................................................................................... 44<br />
Trauer um Hans-Heinrich Tirnrnann ............................................................................................................................. 46<br />
6 . Hilfe für deutsche Zwangsarbeiter<br />
Landsmannschaft Ostpreußen beginnt mit Erfassung der Opfer ............................ . ...................................... 47<br />
Nichf Aufrechnen . aber erinnern .................................................................................................................................. 47<br />
Formular zum Ausfüllen ......................... . ............................................................................................................. 50<br />
7 . Das sollten wir nlcht vergessen<br />
G . Dornheim: Bericht über die Flucht . Aufenthall in dänischen Lagern .................................................................. 51<br />
Der Hof in Masuren ........................ . .... . .............................................................................................................. 57<br />
8 . Erinnerungen<br />
Dr . Dr . Gerd Bauer. Meine glückliche Kindheit in Johannisburg ...................................................................... 60<br />
Gehlenbura . E . Rostek: Eine Reise mit einem do~~elten<br />
. . Anlieaen ........................ . ......................................... 68<br />
Chmielewenlralau ........................................................................................................................................................ 73<br />
E . Thümer . Die Flucht aus dem Krankenhaus ..................................... . .................................................................... 75<br />
Grünheide: Ehemalige Schüler und Lehrerin spendeten Kinderspielplatz für Schule .................... . ................. 78<br />
Bemerkungen zur Chronik und des Dorfes .................................... .... ........................................................................ 80<br />
Hamrnergehsen ............................ . ......................................................................................................................... 82<br />
Hirschwalde .................................................................................................................................................................. 84<br />
Am Niedersee bei Kreuzofen ....................................................................................................................................... 86<br />
Lissuhnen ........................... . .................................................................................................................................... 88<br />
R . Michalzik: Oh . du mein schones Masuren .............................................................................................................. 89<br />
M . und D . Mursa . Auf den Spuren unseres Großvaters in Masuren ..................... . ......................................... 92<br />
Nieden, Brief von R . Sagefka ....................... . ...................................................................................................... 96<br />
Warlendorf .................... . ................................................................................................................................... 97<br />
Weißuhnen ................................... . ............................................................................................................................. 99<br />
Wilkenhof .....................................................................................................................................................................<br />
. 102<br />
H . Mattke: Die Linde in unserer Heimat ..................... . ............................................................................................ 106<br />
H . Maltke: Gewalttaten in masurischen Wäldern ................................................................................................... 109<br />
Ausstellung in der <strong>Johannisburger</strong> Heimalstube im Kreishaus . Flensburg ............................................................. 111<br />
9 . Verschiedenes<br />
Max Ulonska, Die Beschreibung meines Lebens aus der Zeit von 1904-1920 ..................................................... 113<br />
Hilde Mursa . Unter Fremder Herrschaft ................................................................................................................... 121<br />
Gunter Schiwy, Masurische Landhochzeit in Sitle und Brauch ................................................................................ 122<br />
Günter Schiwy, Dörfliche Begräbnisse und ihre kullurell-religiöse Bedeutung in Masuren .................................. 124<br />
Leserbriefe ................................................................................................................................................................ 127<br />
10 . Informationen<br />
Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen ...................... . ................................................................................. 129<br />
Ostpreußisches Landesmuseum Lünebur ......................................................................................................... 130<br />
Neuanmeldung . Anschriftenänderungen, 8ti;befälle ......................... . ..................................................... 131<br />
Stadtplan und Einwohnerverzeichnis der Stadt Johannisburg .................... . ...................................................... 132<br />
Was brachten die <strong>Heimatbrief</strong>e? ............................................................................................................................... 135<br />
Ubernachten Sie bei Landsleuten in der Heimat ....................... . ...................................................................... 141<br />
Der neue Dokumentarbildband ........................................ . ........................................................................................ 144<br />
Titelfoto: (Aufnahme Gerhard Bosk)<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Johannes<br />
Petersen<br />
GRUSSWORT DES KREISES<br />
SCHLESWIG-FLENSBURG<br />
Liebe <strong>Johannisburger</strong>innen,<br />
liebe <strong>Johannisburger</strong>,<br />
an der Schwelle des neuen Jahres übermitteln<br />
wir Ihnen namens des Kreises<br />
Schleswig-Flensburg sehr herzliche Grüße.<br />
Im Rückblick auf ein wiederum ereignisreiches<br />
Jahr stellen wir mit Freude fest, dass<br />
nicht nur die partnerschaftlichen Beziehungen<br />
des Kreises Schleswig-Flensburg<br />
zum Kreis Johannisburg, sondern auch<br />
unser Miteinander mit der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg durch positive<br />
persönliche Begegnungen gefestigt<br />
und vertieft werden konnten.<br />
Zu den Höhepunkten des Besuchs der<br />
Kreisgemeinschaft im Mai in Schleswig<br />
gehörte der Meinungsaustausch mit unserem<br />
Hauptausschuss, an dem auch die<br />
Vorsitzende des Deutschen Vereins Rosch<br />
in Johannisburg, Mira Kreska, teilnahm. Ihr<br />
Bericht über die Situation in Polen hat uns<br />
in der Auffassung bestärkt, dass eine wirkungsvolle<br />
Unterstützung der deutschen<br />
Minderheit nur im Einvernehmen mit den<br />
polnischen Behörden und der Mehrheitsbevölkerung<br />
möglich ist. Aus den Darlegungen<br />
von Frau Kreska und eigenem Erleben<br />
wissen wir, dass wir uns hier auf<br />
einem guten Weg befinden.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Jörg-Dietrich<br />
Kamischke<br />
So war auch der offizielle Besuch der polnischen<br />
Delegation im September in Schleswig<br />
- bei dem die Kreisgemeinschaft durch<br />
Herrn Bosk vertreten war - von dem allseitigen<br />
Willen geprägt, Kooperationen von<br />
Gemeinden, Schulen, Wirtschaftsinstitutionen<br />
und Verbänden zu intensivieren<br />
und die Kreispartnerschaft generell mit<br />
weiterem Leben zu erfüllen.<br />
Für den Beitrag der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg an dieser Initiative zur Versöhnung<br />
zwischen Deutschen und Polen<br />
sind wir sehr dankbar. Selbstverständlich<br />
hat die Kreisgemeinschaft auch in der neuen<br />
Internet-Präsentation unseres Kreises<br />
einen ehrenvollen Platz erhalten. Unter<br />
www.schleswig-flensburg.de (Unser Kreis,<br />
Partnerschaften) können Sie sich das neue<br />
Informationsangebot des Kreises ansehen.<br />
Die <strong>Johannisburger</strong> Heimatstube in der<br />
Außenstelle des Kreises in Flensburg besuchen<br />
zunehmend auch junge Menschen.<br />
Sie wollen sich informieren, wo ihre Vorfahren<br />
herkommen, wie sie gelebt und welche<br />
Kultur sie geprägt haben. Mit unserer umfangreichen<br />
Personenkartei geben wir bei<br />
Nachforschungen über Familienmitglieder,<br />
Nachbarn und Freunde gern Auskunft.<br />
Für das Jahr <strong>2002</strong> wünschen wir allen<br />
<strong>Johannisburger</strong>innen und <strong>Johannisburger</strong>n<br />
Gesundheit, Glück und alles Gute.<br />
Johannes Petersen<br />
Kreispräsident<br />
Jörg-Dietrich Kamischke<br />
Landrat<br />
1
2<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
GELEITWORT ZUM<br />
HEIMATBRIEF:<br />
Der jährliche Rechenschaftsbericht des<br />
Kreisvertreters führt uns auf die Grundaufgaben<br />
unserer Arbeit zurück. Sie müssen<br />
laufend an unserer Satzung gemessen<br />
werden. Unsere am Anfang unserer Arbeit<br />
zunächst wichtigste Aufgabe war die Zusammenführung<br />
der durch die Vertreibung<br />
zerstreuten Familien. Sie ist weitestgehend<br />
abgeschlossen . Heute suchen viele Kreisangehörige<br />
im Rahmen einer noch möglichen,<br />
begrenzten <strong>Familienforschung</strong> nach<br />
den Urkunden ihrer Abstammungs- und<br />
Familienverhältnisse. Die Hauptlast dieser<br />
Arbeit wird vom Patenkreis geleistet. Die<br />
dort lagernde, auf den Angaben der Betroffenen<br />
beruhende Familienkartei enthält<br />
nur die auf den Verteibungszeitpunkt begrenzten<br />
Angaben.<br />
Hier danken wir unserem Kreisbetreuer<br />
Herrn Thomsen und Frau Logemann für<br />
ihre Arbeit.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Der Verlust des direkten Zugriffs auf die<br />
vorhandenen, wenigen Standesamts - und<br />
Kirchenbuchunterlagen setzt der Nachforschung<br />
enge Grenzen. Dies wäre ein verhältnismäßig<br />
leicht zu erschließendes Feld<br />
einer überstaatlichen Verständigung. Unsere<br />
weitere Aufgabe der Pflege des Zusammenhalts<br />
der Kreisangehörigen wird<br />
nach wie vor durch die Kreistreffen und die<br />
Herausgabe des <strong>Heimatbrief</strong>es gepflegt.<br />
Im Jahre 2001 fanden das Regionaltreffen<br />
in Düsseldorf, das Hauptkreistreffen in<br />
Dortmund, das Zentraltreffen für Mitteldeutschland<br />
in Rostock und einige kleinere<br />
Kirchspieltreffen und Ortstreffen statt.<br />
Die Hauptlast dieser Treffen trugen hier die<br />
Landsleute Zwickla, Soyka und Czypull.<br />
Es zeigt sich zunehmend, daß das Zusammenkommen<br />
der Teilnehmer im Regelfall<br />
noch auf Bindungen beruht, die bereits in<br />
der Heimat begründet wurden. Nur noch in<br />
Mitteldeutschland kommt es zu Erstbegegnungen.<br />
Für die Betreuung der in der Heimat noch<br />
lebenden Landsleute trugen die von Gerhard<br />
Bosk gesammelten und nach Ostpreußen<br />
gebrachten Kleiderspenden wesentlich<br />
bei. Er hat damit die zwischenzeitlich<br />
leer gewordene Kleiderkammer auffüllen<br />
können. Gerade der Mangel an Bekleidung<br />
zeigt uns die noch immer herrschende<br />
Not unserer Landsleute in der Heimat<br />
auf. Für die Betreuung der Heimatstube in<br />
Flensburg konnten wir mit unserem Landsmann<br />
Gesk ein wichtiges Anliegen neu<br />
beleben. Durch seinen Wohnsitz im Patenkreis<br />
bringt er neben seinem Einsatz den<br />
Vorteil der Ortsnähe mit. Der <strong>Heimatbrief</strong> in<br />
der Hauptverantwortlichkeit von Doris<br />
Woytewitz und der engen Teamarbeit mit<br />
Eva Klichewski, Roswitha Thomsen und<br />
Gerhard Bosk hat wiederum sehr guten<br />
Nachhall gefunden. Hier bereitet die zu<br />
große Zahl von Rückläufen Sorge. Anschriftenänderungen<br />
werden nicht oder<br />
nicht rechtzeitig gemeldet, in anderen Fällen<br />
sind die Ursachen der Nichtannahme<br />
nicht bekannt. Hier wird allein aus Kostengründen<br />
absehbar bald eine andere
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Bezugsregelung angestrebt werden müssen.<br />
Unsere Dokumentationsarbeit wird fortgesetzt.<br />
Die Arbeiten am Postkartenband<br />
sind so gut wie abgeschlossen. Unser Ziel<br />
ist es, diesen Bildband anlässlich des<br />
Deutschlandtreffens der Ostpreußen in<br />
Leipzig (Juni <strong>2002</strong>) vorzulegen. Bei dieser<br />
nicht einfachen und umfangreichen Arbeit<br />
stand uns trotz seiner angeschlagenen<br />
Gesundheit unser Ehrenmitglied Ulrich<br />
Haffke hilfreich zur Seite.<br />
Bei der Herausgabe des Buches „Die Geschichte<br />
der Juden im Kreise Johannisburg“<br />
hat uns der plötzliche Tod des Bearbeiters<br />
Hans-Heinrich Timmann schwer<br />
getroffen und in der Fertigstellung der<br />
Druckreife des Buches zurückgeworfen.<br />
Beim Hauptkreistreffen in Dortmund wurden<br />
die Kirchspielvertreter neu- oder wiedergewählt.<br />
Wir haben mangels jüngerer<br />
Kandidaten einige ältere Amtsinhaber um<br />
eine weitere Tätigkeit bitten müssen. Die<br />
Umsetzung der Verjüngung der Vertreter<br />
soll nun innerhalb der laufenden Amtszeit<br />
versucht werden. Es fällt schwer, Kandidaten<br />
zu finden, die zu einer persönlichen<br />
Mitarbeit bereit sind. Die Motivation des<br />
eigenen Heimaterlebnisses in Ostpreußen<br />
ist nach zwei Generationen in einem anderen<br />
Umfeld immer schwerer zu finden, auch<br />
wenn dies mit dem Bekenntnis zur Heimat<br />
wenig zu tun hat.<br />
Unsere Bindung zum Patenkreis führte<br />
unsere Kirchspielvertreter und den Vorstand<br />
der Kreisgemeinschaft am 10. - 13.<br />
Mai 2001 nach Schleswig. Die Zusammenkunft<br />
mit dem Kreisausschuß des<br />
Patenkreises stärkte das mit der Begründung<br />
der Patenschaft im Jahre 1954 gestellte<br />
Anliegen. Die Unterstützung seitens<br />
des Patenkreises liegt insbesondere in den<br />
Sachleistungen Organisation und Heimatstube.<br />
Sie wird begleitet durch die Partnerschaft<br />
zwischen dem Patenkreis und „Stadt<br />
und Kreis Johannisburg” in ihren jetzigen<br />
Formen. Hier spielt die Mittlerrolle für eine<br />
Völkerverständigung eine nicht ersetzbare<br />
Rolle. Dieser Aufgabe stellt sich beispiel-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
haft Herr Kreispräsident Petersen. Er fördert<br />
wirksam den Schüleraustausch . Sein<br />
besonderes Anliegen ist die materielle und<br />
ideelle Unterstützung des Deutschen Kulturvereins<br />
„Rosch”, dessen Arbeit in der<br />
Heimat allseits als beispielhaft anerkannt<br />
wird.<br />
Die mit großer Mehrheit im ersten Wahlgang<br />
erfolgte Wiederwahl von Herrn Landrat<br />
Kamischke für dieses Amt im Patenkreis<br />
haben wir sehr begrüßt. So kann eine<br />
fruchtbare Zusammenarbeit nahtlos fortgeführt<br />
werden. Unsere Glückwünsche<br />
begleiten die Arbeit in einem schwierigen<br />
Aufgabenfeld.<br />
Unsere weitere Vereinsarbeit wurde in<br />
Schleswig für das Jahr <strong>2002</strong> und die Zukunft<br />
vorbereitet. Zunächst wurden die<br />
Formalien mit der Kassenprüfung und der<br />
Entlastung des Vorstandes erledigt. Noch<br />
sichert die Kassenlage unsere weitere Arbeit.<br />
So konnten wir im Jahr 2001 dank der<br />
eingegangenen Spenden die in der Heimat<br />
noch in großer Armut lebenden Landsleute<br />
ungeschmälert unterstützen. Dies<br />
gelang trotz des gänzlichen Wegfalls der<br />
bisherigen Zuschüsse seitens der Bundesregierung,<br />
zumal auch die Bruderhilfe<br />
der Landsmannschaft erheblich weniger<br />
beisteuern konnte.<br />
Wir haben den formell aus dem Kreistag<br />
geschiedenen Landsleuten Frau Friedrichs,<br />
Herrn von Krogh und Herrn Dzewas<br />
für ihre langjährige Mitarbeit in ihren Ämtern<br />
zu danken. Dies schließt eine formlose<br />
Weiterarbeit für uns nicht aus, für die Bereitschaft<br />
erklärt wurde.<br />
Mein Dank gilt auch allen namentlich nicht<br />
genannten Mitarbeitern, ohne deren Einsatz<br />
in unserer Gemeinschaft unser Fortbestand<br />
gefährdet wäre. Letztlich muß<br />
darauf hingewiesen werden , dass viele<br />
Aktivitäten unserer offiziellen Politik in unseren<br />
Reihen immer wieder Befremden<br />
auslösen.<br />
Mit dem Abschluß der Ostverträge und<br />
seinen staatsrechtlichen Folgen sind wir<br />
Ostdeutschen nicht in ein Nichts gefallen.<br />
Auch unsere Heimat hat eine deutsche<br />
3
4<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Geschichte, die ihr und den dort geborenen<br />
Menschen zugeordnet bleiben muß.<br />
Die in den Ostverträgen ausgeklammerte<br />
Verlustregelung für Eigentum bedarf ihrer<br />
Erledigung. Die Aufhebung der<br />
Vertreibungsdekrete Polens hat nicht nur<br />
für die Vertriebenen, sondern auch für die<br />
in den betroffenen Gebieten Verbliebenen<br />
ihre Bedeutung. So sehr die Entschädigung<br />
für in Deutschland geleistete Zwangsarbeit<br />
einer Regelung bedurfte, so sehr<br />
warten nach Kriegsende aus unseren Reihen<br />
zur Zwangsarbeit verschleppte Mitbürger<br />
auf Entsprechendes.<br />
Es wird vieles nicht zur Zufriedenheit aller<br />
Beteiligten zu regeln sein. Nicht gelöste<br />
Probleme wuchern jedoch zum Leidwesen<br />
aller aus. Dies zu vermeiden, sollten wir<br />
aus der Vergangenheit gelernt haben. Die<br />
Vertriebenen würden auch hier ihren Beitrag<br />
leisten. Ihre Betroffenheit sollte nicht<br />
ausgesessen werden. Keine oder nur<br />
scheinbare Lösungen werden uns einer<br />
echten Verständigung mit unseren Nachbarn<br />
im Osten nicht näher bringen.<br />
Nun bleiben mir nur noch die besten Wünsche<br />
an alle der Heimat Verbundenen auszusprechen.<br />
Sie zu lieben, ihr zu dienen, ist uns die<br />
Heimat wert.<br />
Gerhard Wippich<br />
Kreisvertreter<br />
GRÜSSE UND DANKSAGUNG<br />
AUS DEM HEIMATKREIS<br />
Frau Mira Kreska, Gründungsinitiatorin<br />
und von Beginn an Vorsitzende des Deutschen<br />
Freundeskreises ROSCH im<br />
Heimatkreis, berichtet mit Nachstehendem<br />
aus der Vereinsarbeit und richtet<br />
herzliche Worte des Dankes an alle Spender<br />
und Gönner in der Bundesrepublik.<br />
Trotz ihrer 75 Lebensjahre und nicht<br />
unerheblicher gesundheitlicher Beschwernisse<br />
ist diese bewundernswerte,<br />
tapfere Frau nach wie vor unermüdlich<br />
für den DFK tätig. Was wäre der<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Verein ohne sie!<br />
Der Vorstand der Kreisgemeinschaft versichert<br />
ihr: Auch unter den derzeitigen<br />
schwierigen finanziellen Einbußen, verursacht<br />
durch rigorose Streichungen der<br />
Zuwendungsmittel der Bundesregierung<br />
für die Kulturarbeit in der Heimat, wird<br />
die Kreisgemeinschaft in Zusammenarbeit<br />
mit unserem Patenkreis alle Anstrengungen<br />
unternehmen, um den Fortbestand<br />
des Vereins im Heimatkreis zu<br />
sichern. Sie zu lieben, ihr zu dienen, ist<br />
uns die Heimat wert!<br />
Frau Mira Kreska schreibt:<br />
Liebe Freunde, sehr verehrte Damen,<br />
sehr geehrte Herren in Deutschland, im<br />
Namen des Vorstandes und aller Mitglieder<br />
des Deutschen Freundeskreises<br />
ROSCH im Heimatkreis Johannisburg übermittele<br />
ich Ihnen herzliche Grüße, verbunden<br />
mit allen guten Wünschen für Gesundheit<br />
und Wohlergehen jedes Einzelnen von<br />
Ihnen.<br />
Wieder einmal ist ein Jahr vorüber. Es hat<br />
uns Ereignisse verschiedenster Art, Überraschungen<br />
und auch Probleme beschert.<br />
Doch alles in allem kann ich Ihnen berichten,<br />
dass sich unser Einsatz im Heimatkreis<br />
gelohnt hat. Wir befinden uns nun im 10ten<br />
Jahr unseres Bestehens. Die anfänglichen<br />
Unwegsamkeiten sind längst überwunden,<br />
unser Verein genießt sowohl bei den hiesigen<br />
Behörden und Institutionen, desgleichen<br />
beim Deutschen Generalkonsulat in<br />
Danzig und bei unserem Dachverband in<br />
Allenstein, als auch in der hiesigen Bevölkerung<br />
hohes Ansehen. Das stärkt unser<br />
Selbstbewusstsein, ist aber zugleich Ansporn,<br />
unseren Weg als Verein der Deutschen<br />
im Heimatkreis konsequent fortzusetzen.<br />
Ich betone aber ausdrücklich, dass wir mit<br />
unserem Einsatz hier vor Ort und aus<br />
eigener Kraft allein nicht unseren heutigen<br />
Standort in der hiesigen Gesellschaft hätten<br />
erreichen können, was vor 10 Jahren<br />
noch unsere Traumvorstellung gewesen<br />
ist. Sie alle, meine Damen und Herren in
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
der Kreisgemeinschaft Johannisburg, Sie<br />
alle, meine Damen und Herren in unserem<br />
Patenkreis Schleswig-Flensburg, Sie alle,<br />
meine lieben Freunde in der Bundesrepublik,<br />
haben uns von Anfang an tatkräftige<br />
Hilfen mannigfaltiger Art gewährt und das<br />
über 10 Jahre unseres Vereinslebens so<br />
gehalten.<br />
Somit haben Sie großen Anteil an dem, was<br />
und wer wir heute in unserem Heimatkreis<br />
sind: Die allseits anerkannte Brücke zur<br />
Verständigung und friedvollen Begegnung<br />
zwischen Deutschen und Polen.<br />
Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen gebührenden<br />
Dank abzustatten, aber ich gestehe,<br />
dass mir dazu die hohen Worte fehlen,<br />
um all das auszudrücken, was wir für Sie<br />
empfinden. Nehmen Sie bitte statt jener<br />
Worte unser aller aus tiefsten Herzen kommendes<br />
DANKESCHÖN entgegen!<br />
So sehr wir in gewisser Weise stolz sein<br />
dürfen auf das, was wir mit Ihnen hier vor<br />
Ort erreicht haben, kann und darf ich Ihnen<br />
aber auch nicht verschweigen, dass wir<br />
damit nicht etwa aller Sorgen enthoben<br />
sind.<br />
Gleich anfangs des vergangenen Jahres<br />
stand unser Verein vor einem großen Problem:<br />
Das Generalkonsulat in Danzig trug<br />
bisher die Miet- und Nebenkosten für unsere<br />
Vereinsräume. Da traf uns die Nachricht,<br />
dass diese Mittel um mehr als ein Drittel,<br />
nämlich um 34 %, gekürzt werden.<br />
Nun hätte diese drastische Kürzung bedeutet,<br />
dass wir allenfalls für 8 Monate<br />
Miet- und Nebenkosten hätten bestreiten<br />
können. Und was dann? War unsere große<br />
Sorge. Den Fehlbetrag aus den kargen<br />
Mitgliedsbeiträgen zu bestreiten war einfach<br />
unmöglich.<br />
Doch unser Hilferuf wurde gehört! Die<br />
Kreisgemeinschaft sowie der Patenkreis<br />
griffen uns wieder einmal unter die Arme;<br />
es fielen uns große Steine von den Seelen,<br />
und wir konnten unsere Aktivitäten fortsetzen.<br />
Die Liste unserer Aktivitäten ist durch den<br />
im Jahre 1998 geschlossenen Partnerschaftsvertrag<br />
zwischen Johannisburg und<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Schleswig-Flensburg um einige Aufgaben<br />
größer geworden. In alle Begegnungen<br />
jedweder Art wird unser Verein einbezogen<br />
und wir haben präsent zu sein. Diese<br />
Aufgabe nehmen wir gerne wahr; sind es<br />
doch Zeichen des Gefragtseins, des Vertrauens<br />
und der Wertschätzung, die man<br />
uns als deutschem Verein im Heimatkreis<br />
entgegenbringt.<br />
Ob wir auch im neuen Jahr unsere Pflichten<br />
und Aufgaben gegenüber der Öffentlichkeit<br />
und für unsere Mitglieder werden erfüllen<br />
können? Mag es auch schwer werden:<br />
Mein Bemühen darum und ebenso das der<br />
Vorstandsmitglieder steht außer Frage.<br />
Es fällt mir gewiss nicht leicht, in diesem<br />
Zusammenhang die Bitte zu äußern, uns<br />
Ihr Helfen und Zuwenden auch in Zukunft<br />
nicht zu versagen. Wir sind für jede Spende<br />
dankbar und ich versichere Ihnen, dass<br />
jede Ausgabe, auch die des kleinsten Betrages,<br />
mit besonderer Sorgfalt bedacht<br />
wird und darüber hinaus strengen Kontrollen<br />
unterliegt. Und ich füge hinzu, dass<br />
jedes Vorstandsmitglied absolut uneigennützig<br />
und ehrenamtlich tätig ist.<br />
Nahezu alle Kontakte zwischen hüben und<br />
drüben laufen über unseren Verein. Schon<br />
im April reiste Herr Hans Linke für den<br />
Volksbund Deutscher Krieggräberfürsorge<br />
mit einer Delegation an, um wiederum für<br />
das geplante internationale Jugendlager<br />
vom 21. Juli bis 04. August die erforderlichen<br />
Vorbereitungen abzuklären. Im Rahmen<br />
dieses Jugendlagers ist auf dem deutschen<br />
Friedhof in Johannisburg eine Gedenkstätte<br />
für alle deutschen Kriegsopfer<br />
errichtet worden. Die feierliche Einweihung<br />
fand in Anwesenheit unseres Bürgermeisters,<br />
der Pfarrer der katholischen und der<br />
evangelischen Kirchengemeinden sowie<br />
unter großer Beteiligung unserer Vereinsmitglieder<br />
statt. Die Bedeutung dieser Gedenkstätte<br />
hier vor Ort und sicher auch für<br />
den Heimatkreis mag daran zu messen<br />
sein, dass ein Attaché der Deutschen Botschaft<br />
aus Warschau ebenfalls anwesend<br />
war.<br />
Die Arbeiten auf diesem Friedhof zur Her-<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
richtung einer Parkanlage werden auch in<br />
diesem Jahr fortgesetzt.<br />
Zum Abschluss des Jugendlagers organisierten<br />
wir auf dem Gelände des ehemaligen<br />
Gutes Lupken am Rosch-See ein stimmungsvolles<br />
Lagerfeuer, das für alle Beteiligten<br />
zum erinnerungswerten Erlebnis<br />
wurde.<br />
Im Mai begrüßten wir eine Schülerklasse<br />
aus Bremerhaven zum Schüleraustausch<br />
mit der <strong>Johannisburger</strong> Grundschule. Auch<br />
dabei leisteten wir unseren Beitrag bei der<br />
Organisation zur Unterbringung der Kinder<br />
bei den Gastfamilien.<br />
Nach wie vor erfreut sich unsere Vereinsgeschäftsstelle<br />
des guten Rufes als Anlaufstelle<br />
für Heimatbesucher aus Deutschland,<br />
mögen es Reisegruppen oder Einzelpersonen<br />
sein. Gerne stehen wir ihnen mit<br />
Informationen über frühere Wohnstätten<br />
und Begleitungen dorthin wie auch als<br />
Dolmetscher zur Verfügung.<br />
Liebe Freunde in Deutschland, Sie wissen,<br />
dass mir die Förderung unserer Muttersprache<br />
hier im Heimatkreis besonders<br />
am Herzen liegt. Nun kann ich Ihnen in aller<br />
Bescheidenheit, doch mit gewisser Genugtuung,<br />
berichten, dass von den nur<br />
zwei für Ostpreußen genehmigten<br />
Deutschlehrerstellen das Generalkonsulat<br />
in Danzig eine der hiesigen Grundschule<br />
zugeteilt hat.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
In Zusammenarbeit mit den Ausbildern des<br />
DRK Schleswig-Flensburg wurden weitere<br />
Erste-Hilfe-Kurse in hiesigen Schulen, bei<br />
Polizei und Feuerwehr in die Wege geleitet.<br />
Auch für das Jahr 2001 habe ich allen<br />
Anlass, die Sozialstation der Johanniter-<br />
Unfall-Hilfe (JUH) als eine segensreiche<br />
Einrichtung zu erwähnen und die Arbeit<br />
der beiden Krankenschwestern hervorzuheben.<br />
Sie wissen, dass die Sozialstation unserem<br />
Verein nicht nur räumlich angeschlossen<br />
ist. Unser Vorstand ist auch hier in die<br />
Verantwortung dafür einbezogen. Die beiden<br />
Krankenschwestern leisten sehr gute<br />
Arbeit an ihren rd. 200 Patienten im gesamten<br />
Kreisgebiet. Immer wieder hören<br />
wir von den armen, teils gebrechlichen und<br />
bettlägerigen Kranken, die sich Medikamente<br />
und erforderliche medizinische Gerätschaften<br />
nicht leisten können, dass sie<br />
die herzliche, liebevolle Zuwendung bei<br />
der ambulanten Betreuung durch die Krankenschwestern<br />
als Segen Gottes empfinden.<br />
Die von den Johannitern gestifteten<br />
und von den Schwestern überreichten<br />
Päckchen zum Weihnachtsfest lösten allerorts<br />
Tränen der Rührung aus.<br />
Anfang November empfingen wir mit Freude<br />
wieder die Betreuungsgruppe der Kreisgemeinschaft<br />
mit Frau Kruyk, den Herren<br />
Soyka, Dzewas, Gesk und Warda, die die<br />
Ihren Jahresmitgliedsbeitrag zahlen die in der Bundesrepublik<br />
wohnenden Mitglieder des Freundeskreises „Rosch” auf ein<br />
Sonderkonto:<br />
Kreisgemeinschaft Johannisburg - Sonderkonto „Rosch”,<br />
Konto-Nr. 4 832 99-501 beim Postgiroamt Köln, BLZ 370 100 50<br />
Der Mindestbeitrag kostet 6,50 E pro Jahr<br />
(Aufnahmegebühr 3 E). Spenden, die Sie dem deutschen Verein<br />
direkt zukommen lassen wollen, zahlen Sie bitte auf dieses Konto.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
gewiß beschwerliche Fahrt zu uns auf sich<br />
genommen haben, um dann jeweils in Begleitung<br />
eines Vorstandmitgliedes, an mehreren<br />
Tagen vom frühen Morgen bis in<br />
späte Abendstunden, unsere Bedürftigen<br />
zu besuchen und ihnen zur Linderung ihrer<br />
Not ein Geldgeschenk zu überreichen…<br />
Oft versagte die Stimme zu einem Dank,<br />
dafür flossen Tränen.<br />
Zum 15. Dezember hatten wir unsere Senioren<br />
zu einer Adventsfeier auf Johannishöh<br />
gebeten. 90 Frauen und Männer<br />
waren unserer Einladung gefolgt und wir<br />
konnten auch den Bürgermeister und unseren<br />
Pastor herzlich willkommen heißen.<br />
Wir überraschten unsere Senioren mit den<br />
von den Johannitern gespendeten Weihnachtspäckchen;<br />
eine schöne Geste, für<br />
die alle herzlichen Dank sagen.<br />
Dank einer großherzigen finanziellen Zuwendung<br />
der Kreisgemeinschaft waren wir<br />
in der Lage, bereits am Tage nach dem<br />
Seniorentreff, am 16. Dezember, wiederum<br />
auf Johannishöh, für 200 Mitglieder-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Empfang zum 75. Geburtstag von Mira Kreska im Rathaus zu Johannisburg<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
kinder eine Weihnachtsfeier auszurichten.<br />
Die Lichter des großen Tannenbaumes und<br />
der Weihnachtsmann sorgten für die erwartungsvolle<br />
Stimmung, als die Kinder<br />
Weihnachtstüten mit Süßigkeiten und Spielzeug<br />
in Empfang nehmen konnten. Wir<br />
fühlten uns durch die strahlenden Kinderaugen<br />
für unsere Arbeit mehr als entlohnt.<br />
An dieser Stelle möchte ich unseren herzlichen<br />
Dank an die lieben Freunde richten,<br />
die uns das ganze Jahr über mit entsprechenden<br />
Sachspenden halfen, unsere<br />
Kleiderkammer aufzufüllen. Diese Einrichtung<br />
ist für viele arme Familien unserer<br />
Mitglieder nicht mehr wegzudenken. Stellvertretend<br />
für alle Spender seien hier Herr<br />
G. Bosk, Frau C. Koslowski, Frau T. Zieglowski<br />
sowie Herr W. Lange, Frau I.<br />
Lunding und Herr Wonsak erwähnt.<br />
Liebe Freunde in Deutschland, auch auf<br />
die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole,<br />
möchte ich deutlich machen, dass wir unendliche<br />
Dankbarkeit für Sie empfinden,<br />
die Sie uns über das ganze Jahr hin beige-<br />
7
Kinderweihnachtsfeier<br />
Seniorentreffen<br />
8<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Vorstandssitzung am 18. Dezember 2001<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
standen und uns geholfen haben, unsere<br />
eingangs erwähnte Brückenfunktion hier<br />
im Heimatkreis verantwortungsvoll wahrzunehmen.<br />
Und ich verspreche Ihnen, dass<br />
wir auch weiter alle Kraft aufwenden werden,<br />
um Ihres Vertrauens würdig zu sein.<br />
Wir sind uns völlig bewusst, dass unser<br />
Verein ohne die tatkräftigen Hilfen der Kreisgemeinschaft<br />
und des Vorstandes, die Herren<br />
Gerhard Wippich, Gerhard Bosk und<br />
Wilhelm Czypull, und auch ohne die vielfältigen<br />
Unterstützungen durch den Patenkreis<br />
unter Herrn Kreispräsidenten Johannes<br />
Petersen und Herrn Landrat Jörg-<br />
Dietrich Kamischke gar nicht lebensfähig<br />
wäre. Dies erkläre ich auch unseren Besuchern<br />
auf diesbezügliche Fragen, und ich<br />
erwähne auch, dass wir ebenso vielen<br />
Einzelspendern dankbar sind, die uns direkt<br />
oder über unser Sonderkonto in Köln<br />
Zuwendungen zukommen lassen.<br />
Liebe Freunde in Deutschland, erlauben<br />
Sie mir zum Abschluss meines Berichtes<br />
über unser Vereinsleben, diese Gelegenheit<br />
wahrzunehmen, ein ganz persönliches<br />
Wort an Sie alle zu richten: Ich danke allen<br />
Damen und Herren, die mir am und zum<br />
Tage der Vollendung meines 75sten Lebensjahres,<br />
dem 17. 0ktober, mit Glückwünschen,<br />
Geschenken und Besuchen viel<br />
Freude und somit einen großen Tag bereitet<br />
haben.<br />
Ein Hinweis sei mir noch gestattet: Wir<br />
stehen in den Vorbereitungen zum 10jährigen<br />
Bestehen des Deutschen<br />
Freudeskreises Rosch. Dieses Jubiläum<br />
wollen wir im Monat April <strong>2002</strong> festlich<br />
begehen.<br />
Sofern Sie uns Grußadressen zukommen<br />
lassen wollen, schreiben Sie bitte an: DFK<br />
Rosch, z. Hd. Mira Kreska, ul. Moniuszki<br />
10, PL 12-200 Pisz.<br />
Unsere Geschäftstelle ist dienstags und<br />
freitags jeweils von 11.00 bis 14.00 Uhr<br />
geöffnet und unter<br />
Tel.-Nr. 0048-87-42 33 709 zu erreichen.<br />
Privat erreichen Sie mich unter der<br />
Tel.-Nr. 0048-87-42 33 165<br />
Herzlichst Ihre Mira Kreska.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
„Was vergangen, kehrt nicht<br />
wieder“ - an dieser Tatsache<br />
kommt keiner vorbei. Wir können<br />
nicht eine einzige Minute zurückholen.<br />
Daß die Zeit unerbittlich<br />
über alles hinweggeht, ist eine<br />
Grundbefindlichkeit menschlicher<br />
Existenz.<br />
Aber daß nichts verloren sein muß,<br />
was vergangen ist, das verdanken<br />
wir der wunderbaren, tröstlichen<br />
Gabe der Erinnerung. So, wie die<br />
Gedanken frei sind, so sind wir<br />
auch frei, jederzeit im Garten<br />
unserer Erinnerungen spazierenzugehen.<br />
Es ist jedem selbst überlassen,<br />
in welchem Winkel er sich am<br />
liebsten aufhält. Viele Menschen<br />
denken besonders gern an ihre<br />
Kindheit zurück. „Mit der Zeit<br />
blaßt alles ab, nur die frühen<br />
Kinderjahre, ja die behalten ihre<br />
Unverwelklichkeit”, läßt Werner<br />
Bergengruen die Erzählerin in<br />
seiner Geschichte „Das<br />
Tempelchen“ sagen. Das werden<br />
viele bestätigen können. Und<br />
warum ist es so? Weil die Jahre in<br />
denen wir noch geborgen und<br />
unsere Gefühle noch heil und<br />
unverletzt waren, für unser ganzes<br />
späteres Leben bedeutsam sind.<br />
Alle unsere Sinne - waren noch auf<br />
Entdeckungsreise und haben<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
unauslöschliche Eindrücke empfangen.<br />
Aber auch viele andere<br />
Höhepunkte und „Marksteine“<br />
unseres Lebens, junge Liebe<br />
vielleicht, die Zeit, als wir selbst<br />
kleine Kinder hatten, berufliche<br />
Erfolge, Reiseerlebnisse, aber auch<br />
Schweres wie Krankheit, Abschied<br />
und Trennung können in unserer<br />
Erinnerung einen festen Platz<br />
einnehmen.<br />
Es gibt wohl nichts Subjektiveres<br />
als die eigenen, meist unbewußten<br />
Auswahlkriterien, nach denen wir<br />
die Dinge unserer Vergangenheit<br />
vergessen oder bewahren. Wer ein<br />
glückliches Naturell hat, wird vor<br />
allem „die heiteren Stunden zählen“,<br />
aber auch die schweren als zu<br />
seinem Lebenslauf gehörig betrachten,<br />
vielleicht sogar nachträglich<br />
das Gute sehen, das auch sie<br />
bewirkt haben mögen. Dann gelingt<br />
es, den vergangenen Stunden<br />
beides zu verleihen:<br />
Glanz und tiefen Sinn.<br />
Verfasser unbekannt.<br />
9
10<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
HEIMATTREFFEN DER<br />
JOHANNISBURGER<br />
Rund 500 Teilnehmer konnte Kreissprecher<br />
Gerhard Wippich zum 46. Heimattreffen<br />
der <strong>Johannisburger</strong> begrüßen. Im Foyer<br />
des Goldsaals bot eine kleine Ausstellung<br />
mit Bildern und einer Landkarte Eindrücke<br />
aus der alten Heimat in Ostpreußen. Das<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Treffen<br />
Heimattreffen hatten neben Wippich auch<br />
die Vorstandsmitglieder Gerhard Bosk, Herbert<br />
Soyka und Heinz Pedak vorbereitet.<br />
Vier Stunden lang stand ein geselliges Programm<br />
auf dem Plan. Musikalisch gestaltet<br />
wurde die Feierstunde, in deren Mittelpunkt<br />
eine Andacht und die Festansprache<br />
standen, von dem Chor der Deutschen<br />
aus Russland.<br />
Heimattreffen: v.l.: Gerhard Bosk, Gerhard Wippich,<br />
Herbert Soyka und Heinz Pedak. (Schreiber)<br />
Achtung, Terminänderung!<br />
<strong>Johannisburger</strong> Haupt-Kreistreffen wieder in Dortmund<br />
In diesem Jahr findet das 47. Heimatkreistreffen am Sonntag, dem. 8. September <strong>2002</strong>,<br />
im Goldsaal der Westfalenhalle statt.<br />
Diesmal der 2. Sonntag im Monat, nicht wie bisher der 1. Sonntag!<br />
Der Goldsaal ist ab 9.00 geöffnet!<br />
Die Gedenkstunde beginnt um 11.00 Uhr.<br />
Alle <strong>Johannisburger</strong> aus Stadt und Kreis sind herzlich eingeladen.<br />
PKW-Fahrer erreichen die Westfalenhalle über die B 1 - Rheinlanddamm.<br />
Der Weg ist ausgeschildert. Parkplätze sind in der Nähe vorhanden.<br />
Bundesbahn-Reisende fahren ab Dortmund Hauptbahnhof mit der U 45 bis Haltestelle<br />
Westfalenhalle. Von hier ca. 5 Minuten Fußweg zum Goldsaal der Westfalenhalle.<br />
Die U-Bahn-Haltestelle befindet sich im Hauptbahnhof. Fahrzeit 10 Minuten.<br />
Abfahrt viertelstündlich.<br />
Außerdem verkehrt die Bundesbahn ab Hauptbahnhof in Richtung Lüdenscheid, Soest,<br />
Iserlohn stündlich im Nahverkehr bis Haltepunkt Westfalenhalle. Von hier ca. 7 Minuten<br />
zum Versammlungsort. Wir wünschen allen Teilnehmern eine angenehme Anreise!<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
HAUPTKREISTREFFEN IN<br />
DORTMUND<br />
Das 46. Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft<br />
fand im Goldsaal der Westfalenhalle<br />
in Dortmund statt. Rund 500 Teilnehmer<br />
hatten sich im festlichen Saal an den<br />
nach Kirchspielen eingeteilten Tischen eingefunden.<br />
Die um 11 Uhr beginnende Feierstunde<br />
stand unter dem Leitwort „Im Zentrum<br />
- Vertreibung ächten“. Nach der musikalischen<br />
Einstimmung durch Dietmar Kern,<br />
den „Stammusiker” für das Treffen seit einigen<br />
Jahren, begrüßte Herbert Soyka die<br />
Teilnehmer und hieß sie willkommen. Er<br />
wies auf die im Programm aufgeführten<br />
Hinweise wie unter anderem die im Foyer<br />
gebotenen Möglichkeiten hin: Nachschlagen<br />
in der Heimatkreiskartei, Zeichnen von<br />
Spenden, Erwerb von Literatur und Bildmaterial,<br />
informierte ferner über einen<br />
Sonderstand des Ernst-Wiechert-Förder-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
kreises für den gleichnamigen Dichter und<br />
Schriftsteller aus Ostpreußen. Als fester<br />
Bestandteil der Feierstunde folgten Choral<br />
und eine Andacht. Vor und nach der Totenehrung,<br />
die Eva Klischewski sprach, sang<br />
der Dortmunder Chor der „Deutschen aus<br />
Rußland“ unter Leitung von Boris Kuferstein.<br />
Der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund,<br />
Dr. Gerhard Langemeyer, hatte für<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des<br />
Hauptkreistreffens eine Grußadresse verfaßt,<br />
die vom Dortmunder Stadtamt mit der<br />
Bitte zugeschickt wurde, diese zu verlesen,<br />
was dementsprechend erfolgte. Darin<br />
wurde die Verbundenheit der Stadt mit<br />
dieser Veranstaltung hervorgehoben und<br />
ein gutes Gelingen gewünscht.<br />
Gerhard Wippich, der Kreisvertreter unserer<br />
Gemeinschaft, zog in seiner wie immer<br />
überzeugenden, klaren und begeisternden<br />
Festansprache Vergleiche zwischen<br />
dem Heimaterleben der Chormitglieder und<br />
Bestritt am Sonntag im Goldsaal einen Großteil des musikalischen Programmes: der Chor der<br />
„Deutschen aus Rußland” Foto: Reminghorst<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
11
12<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
der <strong>Johannisburger</strong>; er ging auf die Lage<br />
der in der Heimat Verbliebenen ein, deren<br />
Betreuung finanzielle Einbußen drohen; die<br />
durch gesundheitliche Probleme bedingte<br />
schwierige personelle Lage der Kreisgemeinschaft,<br />
Spendenaufkommen und<br />
Aufruf zur Mitarbeit waren weitere Punkte.<br />
Grüße gingen zum Verein Rosch in<br />
Johannisburg, der auch in diesem Jahr<br />
unter der Leitung von Mira Kreska viel<br />
Gutes bewirkt hat. Die Grüße konnten sogleich<br />
vom Vorstandsmitglied des genannten<br />
Vereins, Herta Kadlubowska, die unter<br />
den Teilnehmern weilte, entgegengenommen<br />
werden. Lm. Hans Linke, Mitarbeiter<br />
des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge,<br />
wurde für seine Arbeit mit den<br />
Jugendlichen an der Anlage des <strong>Johannisburger</strong><br />
Stadtfriedhofes gedankt.<br />
In der Wahl des Kreistages, in diesem Jahr<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
waren nach der Satzung der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg die Vertreter der<br />
einzelnen Kirchspiele zu wählen, stimmten<br />
alle Versammelten der Vorschlagsliste des<br />
Wahlausschusses für November 2001 zu.<br />
Das Schlußwort blieb dem verantwortlichen<br />
Organisator des Dortmunder Hauptkreistreffens,<br />
Herbert Soyka, vorbehalten, der<br />
sich für die Gästegrußadresse der Stadt<br />
Dortmund, bei den Teilnehmern für das<br />
zahlreiche Erscheinen, für das aufmerksame,<br />
disziplinierte Zuhören und bei allen<br />
Akteuren der Feierstunde und des Treffens<br />
bedankte.<br />
Das nächste Treffen findet wieder im Goldsaal<br />
der Westfalenhalle in Dortmund am 8.<br />
September <strong>2002</strong> statt. Bis gegen 16 Uhr<br />
waren im Saal und Foyer die Teilnehmer in<br />
freundschaftlichem Gespräch und in Erinnerungen<br />
vertieft.<br />
Teilnehmer an der Festveranstaltung / Feierstunde des 46. Hauptkreistreffens der <strong>Johannisburger</strong><br />
im Goldsaal der Westfalenhalle, Dortmund. 2. September 2001.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
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DRIGELSDORFER TREFFEN<br />
2001<br />
Auch in diesem Jahr hatte Landsmann<br />
Reiner Kruklinski die Drigelsdorfer zu ihrem<br />
Ortstreffen unter dem Motto „Familientreffen”<br />
nach Holzhausen eingeladen. Trotz<br />
geringerer Teilnehmerzahl wurde die Zusammenkunft<br />
ein voller Erfolg. Das abwechslungsreiche<br />
Programm der sieben<br />
Tage enthielt u. a. die Besichtigung einer<br />
Brauerei und die Fahrt nach Minden. Auch<br />
Spiel und Spaß erfreuten die Teilnehmer.<br />
Themen der Gespräche und Diskussionen<br />
waren die Heimat Masuren und besonders<br />
Die Drigelsdorfer 2001 beim Spaziergang<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
das Kirchspiel Drigelsdorf. Es wurden Fotos<br />
gezeigt und Anekdoten aus alten Zeiten<br />
erzählt. Die jetzige und die künftige<br />
Arbeit wurden besprochen und Beschlüsse<br />
verabschiedet.<br />
Der Veranstalter dankte allen Landsleuten,<br />
die sich zum Treffen eingefunden und gute<br />
Laune mitgebracht hatten, sodass Harmonie<br />
und Freundschaft herrschten.<br />
Lm. Kruklinski bittet, die Teilnehmer an<br />
dem Ortstreffen mögen den Drigelsdorfer<br />
Freunden, die nicht gekommen waren, erzählen,<br />
welch schöne Tage sie in heimatlicher<br />
Gemeinschaft erlebt haben, damit<br />
das nächste Treffen 2003 mit größerer Beteiligung<br />
wieder ein Erfolg wird.<br />
13
14<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Die Drigelsdorfer besuchten die Barre-Brauerei in Lübbecke<br />
Die Drigelsdorfer abends beim Schabbern<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
DAS NEUNTE<br />
GROSSROSENER<br />
KIRCHSPIELTREFFEN…<br />
…in Holzwickede war wieder ein voller<br />
Erfolg. Die Besucherzahl hat alle Erwartungen<br />
übertroffen. 125 Heimatfreunde aus<br />
dem Kirchspiel wurden gezählt. Der vorgesehene<br />
Saal mit 100 Plätzen wurde zu<br />
klein. Es mußten alle Räume des Emscher<br />
Hofes in Anspruch genommen werden. Von<br />
Rendsburg bis Lindau, von Chemnitz bis<br />
Wesel, ja sogar aus Kanada konnte Wilhelm<br />
Czypull heimattreue Landsleute begrüßen.<br />
Bereits am Vorabend waren ca. 40<br />
Teilnehmer gekommen. Es ist ganz verständlich,<br />
daß bei Treffen eines begrenzten<br />
Heimatgebietes die alten Erinnerungen<br />
wach werden. Es gab stürmische und herzliche<br />
Begrüßungen: oft ein Wiedersehen<br />
nach langen Jahren oder auch zum ersten<br />
Mal nach der Vertreibung. Diese Erlebnisse<br />
bestärken uns für die Fortführung der<br />
Heimattreffen. In den siebzehn Jahren, 1984<br />
war das erste Kirchspieltreffen, sind viele<br />
der Getreuen von uns gegangen. Die Besucherzahl<br />
hat sich aber kaum verringert.<br />
Viele bisher Abseitsstehende haben den<br />
Weg zur Kirchspielgemeinschaft gefunden.<br />
Wilhelm Czypull, der das Kirchspiel Großrosen<br />
im Kreistag Johannisburg seit 25<br />
Jahren vertritt und zur Zeit Stellvertreter<br />
des Kreisvertreters Gerhard Wippich ist,<br />
hat seine Begrüßungsworte um einen Rechenschaftsbericht<br />
erweitert. Die Besucher<br />
hatten mit der Einladung schriftlich einen<br />
Bericht über die Entwicklung der Arbeit der<br />
Landsmannschaft Ostpreußen erhalten. Die<br />
Arbeit im Kirchspiel stand im Vordergrund.<br />
Besonders erwähnt wurde die Herausgabe<br />
der Broschüre „Unser Kirchspiel Großrosen“.<br />
Nur durch Gemeinschaftsarbeit und<br />
gute Ortskenntnisse war die Erstellung<br />
möglich. Ein Dank gilt allen, die mitgeholfen<br />
haben. Im vorigen Jahr hatte die<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Kirchspielgemeinschaft ihre zehnte Busfahrt<br />
in die Heimat. Diese Fahrten stärkten<br />
das Zusammengehörigkeitsgefühl. Es entstanden<br />
neue Freundschaften. Bei den<br />
Mitgliedern des deutschen Vereins „Rosch“<br />
wurde Quartier bezogen. Diese Unterstützung<br />
bei den in der Heimat verbliebenen<br />
Landsleuten fand Anerkennung und förderte<br />
ihr Selbstbewußtsein. Besonderer<br />
Dank gilt der Vorsitzenden von „Rosch“,<br />
Mira Kreska, und ihren treuen Helfern für<br />
ihre stets bereitwillige Unterstützung. In<br />
seinem Rückblick und Ausblick auf 50 Jahre<br />
landsmannschaftliche Arbeit hob Wilhelm<br />
Czypull besonders hervor, daß wir vor<br />
dem dritten Generationswechsel stehen.<br />
Die Großeltern- und Elterngeneration ist<br />
von uns gegangen. Die Erlebnisgeneration<br />
schrumpft immer mehr zusammen. Nun<br />
wird eine heimatverbundene Bekennergeneration<br />
gefordert. Im Kirchspiel Großrosen<br />
sind besonders bei den Aktiven<br />
mehrere Lücken zu schließen. Er selbst<br />
verheimlicht nicht, daß auch seine Kräfte<br />
und somit seine Einsatzbereitschaft nicht<br />
mehr voll vorhanden sind. Den Glauben<br />
und die Hoffnung, daß es trotzdem weitergehen<br />
wird, hat er nicht verloren. Großrosen<br />
muß und wird auch in Zukunft zu den<br />
Spitzenbezirken des Kreises zählen. Die<br />
politische Entwicklung wird neue Wege<br />
und neue Möglichkeiten aufzeigen. Es wird<br />
nicht wieder so werden, wie es einst war.<br />
Aber es wird auch nicht so bleiben, wie es<br />
jetzt ist. Den Ältesten, darunter einer 94jährigen,<br />
wurde mit einem Blumenstrauß<br />
für ihre Treue gedankt. Ein Dank gilt allen,<br />
die ständig in der Mitarbeit stehen und<br />
auch zu diesem gelungenen Treffen beigetragen<br />
haben. Besonderer Dank dem<br />
Landsmann Ernst Drasba, der mit seinem<br />
Akkordeon das Treffen durch Heimat- und<br />
Volkslieder unterstützte. Ein Dank geht auch<br />
an die Familie Hadasgar, die trotz des<br />
großen unerwarteten Besuches die Versorgung<br />
mit Essen und Trinken vorbildlich<br />
bewerkstelligte. Das Treffen wurde in der<br />
Hoffnung auf ein gemeinsames Wiedersehen<br />
in zwei Jahren beendet.<br />
15
16<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Das Treffen<br />
der ehemaligen Schüler der Schule Grünheide<br />
findet jeweils am 2. Sonnabend im Oktober,<br />
im Jahre <strong>2002</strong> am 12. Oktober <strong>2002</strong>, in Hanstedt-Nindorf,<br />
Wildpark „Lüneburger Heide“, Blockhaus, ab 16.30 Uhr, statt.<br />
Termine der Kreisgruppe<br />
Johannisburg in Berlin<br />
für das Jahr <strong>2002</strong><br />
Treffpunkt:<br />
„Schöneberger Ratsstuben”,<br />
Am Rathaus 9, Ecke Freiherr-vom-Stein-Straße,<br />
zu erreichen über U-Bahn Schöneberger Rathaus<br />
(Nollendorfplatz -Innsbrucker Platz), 200 m oder<br />
U-Bahn Bayerischer Platz, (Linie 7) 10 Min. Weg.<br />
Busse 104, 146, 185 - direkt vor dem Rathaus.<br />
Beginn: 14.30 Uhr<br />
20. April <strong>2002</strong><br />
22. Juni <strong>2002</strong><br />
Deutschlandtreffen der Ostpreußen<br />
August <strong>2002</strong><br />
Dampferfahrt durch Berliner Brücken<br />
05. Oktober <strong>2002</strong><br />
Erntedankfest<br />
07. Dezember <strong>2002</strong><br />
Weihnachtsfest<br />
Christel Koslowski - Kreisbetreuerin<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
HEIMATTREFFEN DER<br />
ORTSGEMEINSCHAFTEN<br />
KURWIEN, KREUZOFEN,<br />
ERDMANNEN UND HEIDIG<br />
IN HAMM<br />
Zu unserem Heimattreffen am 08.09.01<br />
konnten wir wieder sehr viele Landsleute<br />
mit ihren Angehörigen begrüßen. Es war<br />
ein herzliches Wiedersehen. Gespräche<br />
wurden geführt, Erinnerungen ausgetauscht,<br />
Geschehnisse des letzten Jahres<br />
besprochen und natürlich auch die Frage<br />
nach dem eigenen Wohlbefinden gestellt.<br />
Nach der Begrüßung, Totengedenken und<br />
einer Morgenandacht wurde drei verdienten<br />
Landsleuten, d.s. Horst Piepiora, Fritz<br />
Wiechert und Heinz Majewski, für ihre langjährige<br />
Tätigkeit herzlich gedankt und eine<br />
Urkunde der LO, eine Nadel in Silber und<br />
ein Andenken aus Masuren überreicht.<br />
Mit heimatlichen Liedern ging es in der<br />
Tagesordnung weiter. Berichte über das<br />
Treffen in Dortmund und Düsseldorf, interne<br />
Bekanntmachungen und Anregungen<br />
folgten. So vergingen sehr schnell die Stunden<br />
in fröhlicher und harmonischer Runde.<br />
Nach dem Kaffeetrinken lichteten sich die<br />
Reihen. Viele hatten einen weiten Weg,<br />
waren trotzdem gekommen, um unter<br />
Landsleuten einen schönen Tag in netter<br />
Gesellschaft und in Gedanken an die Heimat<br />
zu verleben.<br />
Leider mußten einige wegen Krankheit und<br />
auch aus anderen Gründen absagen, hatten<br />
sich jedoch gemeldet, Grüße bestellen<br />
lassen, um so die Verbundenheit zu unse-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ren Treffen zu bekunden. Von dieser Stelle<br />
auch einen herzlichen Gruß zurück an alle<br />
Landsleute.<br />
Mit vielen guten Wünschen verabschiedeten<br />
wir uns nach einem unterhaltsamen<br />
Tag, der schnell zu Ende ging, bis zum<br />
nächsten Treffen am 21. Sept. <strong>2002</strong> (Terminänderung),<br />
zu dem wir schon jetzt herzlich<br />
einladen.<br />
Günter Woyzechowski - Alfred Polzin<br />
Postanschrift:<br />
Günter Woyzechowski, Röntgenstraße 14,<br />
31157 Sarstedt, Tel. 05066 / 63438<br />
Das nächste Treffen findet am Samstag,<br />
dem 21.09. <strong>2002</strong>, wieder in Hamm statt.<br />
MORGENER TREFFEN<br />
Zu ihrem 13. Ortstreffen sind am 9.<br />
Juni dieses Jahres 22 Teilnehmer in<br />
Bad Pyrmont zusammengekommen.<br />
Das Wetter meinte es gut, so dass ein<br />
Spaziergang der bereits Angereisten, die<br />
sich vorher im Tagungslokal begrüßen und<br />
einchecken konnten, durch den Kurpark<br />
bei Sonnenschein genügend Motivation für<br />
Erinnerungsfotos und ein passender Auftakt<br />
für die Veranstaltung waren.<br />
Nach dem gemeinsam an einer großen<br />
Tafel eingenommenen Mittagessen - hinzu<br />
kamen noch einige Nachzügler und komplettierten<br />
die Runde - konnte es mit der<br />
Tagesordnung weitergehen.<br />
Artur Stomber eröffnete das Treffen, hieß<br />
alle willkommen und begrüßte die Landsleute<br />
aus nah und fern, die sich diesmal<br />
nach neuem Zeitmodus, nämlich nach<br />
schon einjährigem Abstand, eingefunden<br />
hatten.<br />
Totenehrung, Grußworte, Rückschau, Organisationsfragen<br />
und Ostpreußenlied<br />
waren weitere Programmpunkte.<br />
Hervorzuheben war ein Bekunden von Solidarität<br />
für Probleme der in der Heimat<br />
verbliebenen Landsleute. Das Verlesen<br />
17
18<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
eines Dankbriefes, verfaßt von der Vorsitzenden<br />
des Deutschen Vereins „Rosch“,<br />
Frau Mira Kreska aus Johannisburg,<br />
anlässlich einer überreichten Kleiderspende<br />
durch den Morgener Friedhelm<br />
Wonsak und seine Familie im vergangenen<br />
Jahr sowie ergänzende Ausführungen vom<br />
Kirchspielvertreter Morgen, Herbert Soyka,<br />
über die Betreuungsaktionen der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg für bedürftige<br />
Landsleute vor Ort riefen bei den Versammelten<br />
Ergriffenheit und einen tiefen Eindruck<br />
hervor.<br />
Spontan vorgeschlagen, akzeptiert und<br />
einstimmig beschlossen hat man eine außerordentliche<br />
Spende in Höhe von 200.-<br />
DM, die 2 befürworteten bedürftigen Personen,<br />
bzw. Familien, gesplittet in jeweils<br />
100.- DM Einzelbeträgen, zukommen sollten.<br />
Eine durchgeführte Spendensammlung<br />
der Anwesenden sicherte die notwendige<br />
finanzielle Grundlage dafür. Realisiert wird<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
dies durch persönliche Aushändigung bei<br />
der diesjährigen Betreuungsaktion im November<br />
2001.<br />
Gebilligt wurde auch, das nächste<br />
Morgener Treffen weiterhin nach einem<br />
Jahr, im Mai/Juni <strong>2002</strong>, zweckmäßig wieder<br />
in der gleichen Gegend durchzuführen.<br />
Der Tag mit schönen Stunden, mit Schabbern<br />
und guter Laune verbracht, verging<br />
viel zu schnell, einige Teilnehmer verabschiedeten<br />
sich.<br />
Nach einem zusammen eingenommenen<br />
Abendessen, einem Rundgang durch den<br />
Ort, in dem schon die Königin Luise von<br />
Preußen mehrmals zur Kur geweilt hatte,<br />
Besichtigung der Wandel - und Trinkhalle<br />
beendeten die noch Verbliebenen den<br />
Abend in gemütlichem Beisammensein,<br />
mit der Hoffnung und dem Wunsch verbunden,<br />
sich zahlreich und gesund beim nächsten<br />
Mal wiederzusehen.<br />
Ein herzliches Dankeschön<br />
für alle im letzten Jahr eingegangenen Spenden.<br />
Jeder Einzelne, auch mit dem kleinsten Betrag,<br />
ist hier gemeint. Unser <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong><br />
ist für viele ein Zeichen der Gemeinschaft,<br />
die uns alle zusammenhält.<br />
Jeder weitere Beitrag ist herzlich willkommen.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
HEIMAT IST ZUKUNFT<br />
Von Gert O. E. SATTLER<br />
Je älter man wird, um so öfter geht man<br />
innerlich in den Gärten seiner Kindheit spazieren,<br />
und es ist schön zu wissen, daß die<br />
Wege zur Heimat auch äußerlich offen und<br />
frei sind.<br />
Man kann sich überall auf der Welt zu<br />
Hause fühlen, die Heimat dagegen ist einmalig,<br />
unverwechselbar und etwas ganz<br />
Persönliches. Viele Menschen sind der<br />
Ansicht, daß es keine zweite oder dritte<br />
oder andere Heimat gibt, keine Heimat der<br />
Kindheit, des Erwachsenenseins oder Lebensabends,<br />
sondern nur eine, nämlich<br />
die Heimat. Sie ist kein Stein, sondern ein<br />
Mosaik, kein Klecks, sondern ein Bild, kein<br />
Faden, sondern ein Teppich des Vertrautseins<br />
und der Geborgenheit. Sie ist mehr<br />
als ein Raum oder Dorf, eine Straße oder<br />
Stadt in besonderer Umgebung, sie ist<br />
Ursprung.<br />
Zur Heimat gehören Vater und Mutter, Geschwister<br />
und Landsleute, Lehrer und Erzieher,<br />
Spielgefährten, Freunde und Mitschüler:<br />
Zur Heimat gehören eine bestimmte<br />
Flora und Fauna, spezielle Speisen und<br />
Getränke, besondere Geräusche und Ge-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
rüche, Sitten, Trachten und uralter Brauch.<br />
Auch die erste Liebe gehört dazu und vieles<br />
andere mehr: Kinderlieder, Gedichte,<br />
Jugendträume, Familientage und die Gräber<br />
der Ahnen.<br />
So war es früher, und so ist es jetzt. Aber<br />
heute leben wir in einer Zeit des Zusammenwachsens<br />
der Kontinente. Moderne<br />
Kommunikationsmittel tragen wesentlich<br />
zur Völkerverständigung bei. Mauem und<br />
Grenzen fallen, Stacheldraht wird beseitigt.<br />
Die Menschen werden allmählich vom Nesthocker<br />
zum Nestflüchter. Sie bauen sich<br />
aufgrund ihres Berufes im Rahmen ihrer<br />
Mittel und Möglichkeiten dort eine Existenz<br />
auf, wo es ihnen gut geht und sie sich wohl<br />
fühlen. Das kann ein zweites, drittes oder<br />
vielfaches Zuhause sein, aber immer in der<br />
Gewißheit, den angestammten Ursprungsort,<br />
nämlich die Heimat, unbehindert erreichen<br />
zu können.<br />
Auch die Kinder und Kindeskinder dürfen<br />
ins Land ihrer Vorfahren gehen, wenn sie<br />
wissen wollen, wo ihre Eltern geboren sind<br />
und wie sie gelebt haben. Wo Frieden und<br />
Freizügigkeit herrschen, können Menschen<br />
friedlich nebeneinander und miteinander<br />
wohnen. In diesem Sinne ist Heimat Zukunft.<br />
Unterstützt<br />
den<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong><br />
durch Eure Spenden<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
19
20<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Der neue Dokumentarbildband „Alte Ansichtskarten” aus dem<br />
Kreis Johannisburg wird im Leipzig vorgestellt.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
BERICHT ÜBER DIE<br />
11. BETREUUNGSAKTION<br />
im Kreis Johannisburg<br />
vom 04.11. -11.11.2001<br />
Am 04. November startete die Betreuungsgruppe<br />
der Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />
in Richtung Masuren. Vor der diesjährigen<br />
Fahrt gab es Personalprobleme, aus<br />
gesundheitlichen Gründen konnte die<br />
Betreuungsmannschaft erst eine Woche<br />
vor Reisetermin komplett zusammengestellt<br />
werden. Die Gruppe wurde am 5. November<br />
nach ihrer Ankunft in Johannisburg - ihr<br />
Kleinbus, mit reichlich Kleiderspenden vollgepackt,<br />
hatte alle Teilnehmer problemlos<br />
hergebracht - von der Vorsitzenden des<br />
Vereins „Rosch” Mira Kreska und Vorstandsmitgliedern<br />
herzlich begrüßt und<br />
willkommen geheißen. Einzelheiten der am<br />
nächsten Tag beginnenden örtlichen Betreuung<br />
in den verschiedenen Bereichen<br />
waren schnell besprochen. Geklärt wurden<br />
noch Veränderungen für die Übergabe<br />
der Unterstützungsbeiträge an unsere<br />
Landsleute, die Liste der Personen bzw.<br />
Familien, die als bedürftig eingestuft waren,<br />
musste wegen einiger Veränderungen<br />
angepasst werden. Im Jahr 2000 sind 6<br />
Personen verstorben, 1 Person ist verzogen,<br />
und 2 Personen konnten nicht mehr<br />
als bedürftig eingestuft werden. Zum anderen<br />
hatten sich neue Not- und Problemfälle<br />
ergeben, die bedacht werden mußten.<br />
Wie in den Jahren zuvor ist die Betreuung<br />
im Kreisgebiet aufgesplittet worden;<br />
die Gruppe war in 4 Bereichen tätig:<br />
Bereich Johannisburg:<br />
Ilse Kruyk, Ewald Gesk<br />
Arys und Umland:<br />
Berndt Warda, Ewald Gesk<br />
Niedersee und Heidedörfer:<br />
Gustav Dzewas<br />
Gehlenburg und Umland:<br />
Herbert Soyka<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Aus der Arbeit der Kreisgemeinschaft<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
In allen Bereichen wurden wir von Vorstandsmitgliedern<br />
des Vereins „Rosch”<br />
unterstützt. Mira Kreska, Herta<br />
Kadlubowska, Irene Wesolowska, Gisela<br />
Kempa, Hildegard Szulc, Ditmar<br />
Lejmanczyk und Klaus Kipnik standen uns<br />
tatkräftig zur Seite. In diesem Jahr konnten<br />
wiederum 227 Familien oder Einzelpersonen<br />
aus Mitteln der Bruderhilfe der Landsmannschaft<br />
Ostpreußen und der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg bedacht werden.<br />
Beträge um 100,- DM kamen zur Auszahlung.<br />
Mit besonderer Freude konnte in<br />
Quicka eine Jubilarin bedacht werden!<br />
Marie Redzko ist 100 Jahre alt geworden.<br />
Noch recht rüstig, ließ sie es sich nicht<br />
nehmen, ihrem „Geldboten“ ein herzliches<br />
Danke zu sagen und Fürbitte und Segenswünsche<br />
auf den Weg zu geben. Für die<br />
Weihnachtsfeier der Kinder wurde - wie im<br />
Vorjahr - ein Betrag von 1 500,- DM für<br />
Organisation, Betreuung und Geschenke<br />
übergeben. Für das Seniorentreffen im<br />
Dezember konnte ein Zuschuß von 300,-<br />
DM gestiftet werden. Sodann wechselten<br />
200,- DM den Besitzer. Die Dorfgemeinschaft<br />
Morgen hatte diesen Betrag gespendet<br />
und mitgegeben, um zwei in Not<br />
und Bedrängnis geratene Familien oder<br />
Personen finanziell zu unterstützen. Froh<br />
und dankbar sind die Unterstützungshilfen<br />
aufgenommen worden, damit konnte ein<br />
gutes Werk in die Tat umgesetzt werden,<br />
dem Betreuungsteam wurde entsprechende<br />
Anerkennung in lieben und herzlichen<br />
Worten entgegengebracht. Abschließend<br />
ein persönliches Wort: Bei Gustav Dzewas,<br />
der sozusagen „reaktiviert“ zu der<br />
Betreuungsgruppe stieß, und bei unserem<br />
„Neuling“ Ewald Gesk, der bei seiner ersten<br />
Fahrt erfolgreich mitarbeitete, möchte<br />
ich mich für ihr Einspringen in schwieriger<br />
Lage und die Bereitschaft, helfen zu wollen,<br />
auf diesem Wege bedanken.<br />
Osnabrück, 06.12.2001 H. Soyka<br />
21
22<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
BERICHT ÜBER DIE ARBEIT<br />
DER KREISGRUPPE IN BERLIN<br />
Die Kreisgruppe in Berlin besteht am 02.<br />
12. 2001 fünfzig Jahre.<br />
Wir werden keine Feier ausrichten, weil<br />
unser Treff im jetzigen Lokal zu klein ist. Die<br />
großzügige Finanzspritze von der Kreisvertretung<br />
benutzten wir als Zuschuss für<br />
unsere Busfahrt nach dem Müritzsee, zwei<br />
Stunden Schiffsfahrt und Mittagessen und<br />
den Rest für ein Essen zu Weihnachten.<br />
Die Müritzfahrt mit 48 Mitgliedern und Freunden<br />
war bei herrlichem Wetter ein Erlebnis.<br />
Am 6. und 7. Oktober 2001 fanden im<br />
Deutschlandhaus zwei ostpreußische Kulturtage<br />
statt, mit Vorlesungen, Gumbinner<br />
Chor, der 2 Tage in Berlin weilte, mit Ausstellungen<br />
und ostpreußischen Spezialitäten<br />
von jedem Kreis. Wir hatten reichlich<br />
Material von Landsmann Gerhard BOSK<br />
zur Verfügung. Unser Stand war aber auch<br />
Meine Seele ist gefangen in dem Land,<br />
Wo versteckt in Lindenbäumen<br />
Nachtigallen sangen.<br />
Wo im tiefen Wald verborgen<br />
Stilles Wasser lebt -<br />
Flirrend heiße Sommerluft<br />
In sich selber schwebt.<br />
Blauschwarz stakt die Mandelkrähe<br />
Über frischgemähtes Gras -<br />
Hinter ihr ganz in der Nähe<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Denk ich an Masuren -<br />
wegen des selbst gebrauten Bärenfangs<br />
besucht.<br />
Im Mai starb unser ältestes Mitglied seit der<br />
Gründung kurz nach ihrem 95. Geburtstag,<br />
Frau WALPUSKI, geb. Salewski, aus Morgen<br />
(Gasthaus). Sie war zuletzt zwei Jahre<br />
im Heim, hat ein stattliches Vermögen hinterlassen<br />
und dank meiner Betreuung im<br />
Heim auch unsere Kreisgemeinschaft als<br />
Erben bestimmt. Unsere Gruppe schrumpft<br />
immer mehr - durch Tod oder auch Wegzug<br />
- zusammen, so dass wir nur noch 37<br />
Mitglieder sind, wir haben aber immer einige<br />
Gäste beim Treffen; so dass wir meistens<br />
unsere 30 Personen zusammen bekommen.<br />
Die Paketaktion nach Masuren, meistens<br />
über Frau E. ZIEGELOWSKI, ist nach wie<br />
vor groß und die Freude in der Heimat<br />
ebenfalls.<br />
Ihre Kreisbetreuerin, Christel Koslowski<br />
10709 Berlin, 15.10.2001 Mansfelder Str. 47,<br />
Tel.: 030/861 38 87<br />
Schläft ein Has’.<br />
Laut der Ruf des Schwarzspechts<br />
Aus dem Hochwald klagt -<br />
Hör das Halali des Jägers,<br />
Der den Keiler jagt.<br />
Wo am Abend junge Leute<br />
In den Fliederlauben sangen,<br />
Schlich als Kind ich hin zum Wald,<br />
Wollte Rehe fangen. -<br />
Jever, November 1990, Waltraud Fabisch-Rynek<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
DIE RENOVIERUNG DES<br />
SOLDATENFRIEDHOFES<br />
I. WELTKRIEG IN<br />
ADREASWALDE, KRS.<br />
JOHANNISBURG<br />
Dazu schreibt uns Herr Willutzki:<br />
Durch meine Beziehungen zum Volksbund<br />
Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und<br />
zum Referenten für Friedhofsbau- u. Pflege,<br />
Herrn Wiedemann für Polen, gelang es<br />
mir, dass dieser Friedhof renoviert wurde.<br />
Herr Wiedemann hatte auf meine Empfehlung<br />
hin diesen Friedhof besichtigt, welcher<br />
ihn sehr beeindruckte. Für 2001 gab<br />
er sofort seine Zustimmung zwecks Renovierung<br />
und Finanzierung durch den Volksbund<br />
in Kassel. Hier ruhen 48 deutsche<br />
und 21 russische Soldaten. Der Friedhof<br />
liegt in einem Laub-Mischwald, unweit der<br />
alten Kreisgrenze Lyck-Johannisburg und<br />
etwa 120 Meter von der Durchgangsstraße<br />
zwischen Baitkowen und Drygallen entfernt<br />
und ist jetzt zu Fuß unbeschwerlich zu<br />
erreichen.<br />
Der Friedhof war durch einen Staketenzaun<br />
mit aus Feldsteinen gemauerten Pfeilern<br />
eingefriedet. Gegenüber der Eingangspforte<br />
befand sich eine ebenfalls aus Feldsteinen<br />
errichtete Mauer mit einem Betonkreuz.<br />
Dieses Kreuz befindet sich wieder<br />
auf der original nachgebauten pyramidenähnlichen<br />
Mauer, die gesamte Einfriedung<br />
wurde im alten Zustand wieder hergestellt.<br />
Die Inschrift auf der Gedenktafel lautet im<br />
polnischen, deutschen u. russischen Text:<br />
Hier ruhen gefallene Soldaten des Krieges<br />
1914-1918, GEDENKT IHRER UND DER<br />
OPFER ALLER KRIEGE<br />
Darunter die 5 Kreuzsymbole und die Inschrift:<br />
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge<br />
e.V.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
23
2001.09.04<br />
24<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Sehr geehrter, lieber Herr Bosk!<br />
Der Deutsche Freundschaftskreis “Rosch”<br />
in Johannisburg bedankt sich bei Ihnen im<br />
Namen aller Mitglieder und des Vorstandes<br />
für die große Kleidersendung für unsere<br />
Bedürftigen armen Mitglieder.<br />
Lieber Herr Bosk, es ist für unsere Bedürftigen<br />
und auch für uns ein Gottessegen,<br />
dass Sie die Kraft haben, sich so viel Mühe<br />
und Arbeit zu machen, um den armen Menschen<br />
bei uns zu helfen. Möge der liebe<br />
Herr Gott Ihnen noch viel Gesundheit und<br />
Kraft schenken, damit Sie noch weiter für<br />
uns sorgen können.<br />
Wir alle freuen uns sehr, wenn Sie uns<br />
besuchen kommen, denn Herr Bosk ist für<br />
viele von uns der rettende Engel.<br />
Wir wünschen Ihnen und Ihrer lieben Frau<br />
alles Liebe und Gute. Wir wünschen Gesundheit<br />
und Gottes Segen.<br />
Mit vielen herzlichen Grüßen verbleiben wir<br />
Ihre dankbaren <strong>Johannisburger</strong>.<br />
Ihre Irene Wesolowski, Mariola Lewinska,<br />
Leszek W.,Gisela Kempa,Mira Kreska,<br />
Malgorzata Klos<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Masurenhilfe<br />
Heimweh Du fragtest mich, mein Kind, was Heimweh ist?<br />
An dieser Frage kann man es verspüren:<br />
Du kennst es nicht; - sonst würdest du nicht rühren<br />
an diesem unbeschreiblich wehen Schmerz,<br />
gleich einem Stachel senkt - und bohrt - und frißt:<br />
Geh’ spielen, Kind, frag nicht, was Heimweh ist!<br />
Fort sprang das Kind. - Ich aber hab’ ins Kissen<br />
begraben mein verhärmtes Angesicht<br />
und habe laut vor Heimweh schluchzen müssen.<br />
Ich weiß - ich weiß es längst, was Heimweh ist<br />
Frieda Jung und wie es bohrt und nagt und sticht und frißt.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Johannisburg 10.06.01<br />
Sehr geehrte, liebe Frau Wonsak,<br />
sehr geehrter, lieber Herr Wonsak!<br />
Es ist wieder eine liebe Überraschung, die<br />
wir im Deutschen Verein und der<br />
Johannitersozialstation erlebten; gestern<br />
sind Ihre großen, wertvollen Pakete mit<br />
Bekleidung, Kaffee und Süßigkeiten bei<br />
uns gut angekommen.<br />
Im Namen aller Mitglieder möchte ich Ihnen<br />
den allerherzlichsten Dank aussprechen<br />
für diese große Unterstützung, für<br />
Ihre große Mühe, die viele anstrengende<br />
Arbeit, die Sie für uns getan haben. Es wird<br />
viel Freude bei den armen, bedürftigen<br />
Mitgliedern geben, die arbeitslos und auf<br />
jede auch kleine Unterstützung angewiesen<br />
sind.<br />
Ich versichere: die gute Bekleidung wird<br />
von unserer Kleiderkammer ehrlich an die<br />
armen Menschen verteilt. Ich bin Ihnen<br />
sehr, sehr dankbar, dass Sie an uns hier<br />
noch denken, so haben wir das schöne<br />
Gefühl zu wissen, dass wir hier nicht vergessen<br />
sind.<br />
Ein tausendmal herzliches Dankeschön für<br />
Ihr liebes, gutes Herz. Wünsche Ihnen alles<br />
nur Liebe und Gute, gute Gesundheit und<br />
Gottes Segen.<br />
Mit herzlichen Grüßen verbleiben wir Ihre<br />
dankbaren <strong>Johannisburger</strong>,<br />
Ihre Mira Kreska
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
LANDRAT JÖRG-DIETRICH<br />
KAMISCHKE FÜR WEITERE<br />
JAHRE ALS LANDRAT<br />
BESTÄTIGT<br />
Der Landrat unseres Patenkreises Schleswig-Flensburg,<br />
Herr Jörg-Dietrich<br />
Kamischke ist zur Freude aller<br />
<strong>Johannisburger</strong> für weitere Jahre mit überwältigender<br />
Mehrheit als Landrat wieder-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
KREISTAG<br />
Zusammensetzungn ab <strong>2002</strong><br />
Name Kirchspiel Amt, Funktion, Aufgabengebiet<br />
Wippich, Gerhard Gehlenburg Kreisvertreter<br />
Bosk, Gerhard Gehsen stellv. Kreisvertreter<br />
Reck, Willi Kurwien stellv. Kreisvertreter<br />
Falkenstein, Sieglinde Mittenheide Schriftführerin<br />
Fischer, Kurt Johannisburg/Land Kassenverwalter<br />
Soyka, HeIbert Morgen Beisitzer, Organisationsaufgaben<br />
Woytewitz, Doris Eckersberg Beisitzerin/Redaktionsteam <strong>Heimatbrief</strong><br />
Klischewski, Eva Johannisburg/Stadt Redaktionsteam <strong>Heimatbrief</strong><br />
Ziemer, Klaus Johannisburg/Stadt<br />
Gesk, Ewald Johannisburg/Land Kassenprüfer, Mitarbeiter Heimatstube,<br />
Kreiskartei<br />
Dr. Woytewitz, Gerhard Arys/Stadt besondere Aufgaben<br />
Stapelfeldt, Liselotte Arys/Land<br />
Thomsen, Roswitha Gehlenburg Redaktiosteam <strong>Heimatbrief</strong><br />
Warda, Berndt Adlig Kessel<br />
Kruyk, Ilse Breitenberg Versand, Anschriftenliste<br />
Zwikla, Kurt Drigelsdorf Kassenprüfer<br />
Czypull, Wilhelm Großrosen besondere Aufgaben<br />
Reda, Wilhelm Großrosen Organisationsaufgaben Mitteldeutschland<br />
Pedak, Heinz Richtenberg Organisationsaufgaben<br />
Krisch, Sigrid Weißuhnen<br />
Gem. § 6 der Satzung der KG gehören dem Kreistag auch an:<br />
Kamischke, Jörg- Dietrich Landrat des Patenkreises Schleswig-Flensburg<br />
Thomsen, Helmut Patenschaftsbetreuer<br />
Kreska, Mira Deutscher Kulturverein Rosch, Johannisburg<br />
Ehrenmitglieder der Kreisgemeinschaft: Haffke, Ulrich; Maseizik, Max<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
gewählt worden. Wir beglückwünschen<br />
diesen verdienten Kommunalpolitiker von<br />
Herzen und sagen Dank für seine Fürsorge,<br />
die er uns <strong>Johannisburger</strong>n schenkt. In<br />
Zusammenarbeit mit Kreispräsident Joh.<br />
Petersen hat Herr Landrat Kamischke jederzeit<br />
ein offenes Ohr für seine Paten und<br />
sorgte stets für ein gutes Patenschaftsverhältnis.<br />
Wir wünschen weiterhin eine<br />
glückliche Hand und eine stabile Gesundheit.<br />
Die Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />
Geschäftsführender Vorstand<br />
25
26<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Ewald Gesk Unewattfeld 9,<br />
24977 Langballig.<br />
Geboren am 05. 09. 1942 in Johannisburg.<br />
Meine Eltern: Landwirt Albrecht Gesk und<br />
Ehefrau Ottilie Gesk, geb. Kalenka.<br />
Bis November 1944 wohnhaft in Schwallen<br />
(Zwalinnen), dann Flucht und neue Bleibe<br />
in Wuseken, Kreis Köslin in Pommern. Ende<br />
Mai 1946 Ankunft in Lübeck-Pöppendorf<br />
und weiter nach Flensburg. 1948 Einschulung<br />
in die Volksschule Flensburg. Anschließend<br />
Mittlere Reife und am 01. 04. 1960<br />
Eintritt in den mittleren Postdienst. Vom 01.<br />
10. 1962 bis 31. 03. 1964 Wehrdienst bei<br />
der Bundesmarine.<br />
Bei der Deutschen Bundespost als Betriebsleiter<br />
und der nachfolgenden Deutschen<br />
Post AG als Postmanager tätig. Ab<br />
Januar 2000 im Ruhestand. Verheiratet seit<br />
1964 und Vater von zwei Söhnen, 1964 und<br />
1968 geboren. Seit Mai 2001 Mitarbeit in<br />
der Kreisgemeinschaft, Heimatstube Flensburg.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
NEUE MITGLIEDER DES KREISTAGES STELLEN SICH VOR:<br />
Mein Name ist Liselotte Stapelfeldt, geb.<br />
Nagel, bin am 26. Okt. 1924 in Arenswalde<br />
geboren. Mein Vater war in A. Schmiedemeister<br />
und bewirtschaftete 17 ha Land.<br />
Besuch der Schule in Arenswalde, Pflichtjahr<br />
und Handelsschule in Johannisburg.<br />
Ab 1940: Reichsangestellte beim<br />
Fliegerhorst Gutenfeld.<br />
Jan. 1945: Flucht über Pillau nach<br />
Lübeck<br />
1945-1947: Beschäftigt bei der<br />
Hansestadt Lübeck<br />
und Versorgungsamt.<br />
1947: Heirat<br />
1965: Rückkehr in den Beruf<br />
(halbtags), beschäftigt bei<br />
einer Baustoff-Handlung in<br />
Hamburg und bis zum Ruhestand<br />
über 20 Jahre bei der<br />
Raiffeisen-HaGe in Uetersen.<br />
Ich bin mit meiner Heimat Ostpreußen sehr<br />
verbunden und freue mich über eine Mitarbeit<br />
in der Gemeinschaft.<br />
Geburtstage (von 80 Jahren ab) und Jubiläen, wie<br />
z. B. Hochzeiten, können dem Ostpreußenblatt<br />
direkt zur Veröffentlichung mitgeteilt werden.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Patenkreis<br />
KREIS SCHLESWIG-FLENSBURG<br />
Pressestelle- Schleswig, 29. März 2001<br />
PRESSEMITTEILUNG<br />
PARTNERSCHAFT AUF<br />
BREITER BASIS: ARYS-KROPP<br />
Die Basis der Partnerschaft zwischen dem<br />
Kreis Schleswig-Flensburg und dem polnischen<br />
Kreis Johannisburg wird immer breiter.<br />
Kreispräsident Johannes Petersen und<br />
Landrat Jörg-Dietrich Kamischke empfingen<br />
im Kreishaus jetzt eine Delegation aus<br />
Arys mit dem <strong>Johannisburger</strong> Landrat<br />
Marek Konopka und Bürgermeister Jan<br />
Aleszczyk an der Spitze. Die Gruppe ist<br />
vom 28. bis 31. März zu Gast bei der<br />
Gemeinde Kropp, um die im vergangenen<br />
Jahr geknüpften Kontakte der beiden Orte<br />
zu vertiefen.<br />
An dem Meinungsaustausch im Kay-Nebel-Saal<br />
des Kreishauses nahmen vom<br />
Kreis Schleswig-Flensburg auch die Fraktionsvorsitzenden<br />
Ingo Degner und Andreas<br />
Lorenzen sowie die Kreistagsabgeordnete<br />
Barbara Scheufler-Lembcke teil. Von<br />
der Gemeinde Kropp begleiteten die<br />
Gemeindevertreter Ulrich Brüggemeier -<br />
zugleich Kreistagsabgeordneter - und Jürgen<br />
Selck die polnischen Kommunalpolitiker<br />
nach Schleswig.<br />
Landrat Konopka dankte dem Kreis Schleswig-Flensburg<br />
dafür, den Weg für eine<br />
Partnerschaft zwischen Arys und Kropp<br />
geebnet zu haben. Er hoffe, dass die beiden<br />
Orte eine offizielle Verbindung besiegeln<br />
werden, sagte Konopka. Von der kommunalen<br />
Erfahrung der Gemeinde Kropp<br />
zu lernen und neue Freunde in einem hoffentlich<br />
bald vereinigten Europa zu finden,<br />
wünscht sich Bürgermeister Aleszczyk mit<br />
Blick auf das angestrebte Miteinander der<br />
Orte. Die Repräsentanten des Kreises<br />
Schleswig-Flensburg würdigten das völkerverbindende<br />
Engagement von Kropp und<br />
Arys. Partnerschaften auf örtlicher Ebene<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
aufzubauen, unterstütze in besonderer<br />
Weise das Anliegen der beiden Kreise, auf<br />
vielfältige Kontakte unter den Bürgern,<br />
Vereinen und Organisationen hinzuwirken<br />
und die junge Generation aus Deutschland<br />
und Polen einander näher zu bringen. Das<br />
sei ein wirkungsvoller Beitrag für die Schaffung<br />
eines vereinten Europas, in dem Reisende<br />
vom Nordkap bis Sizilien und vom<br />
Atlantik bis nach Masuren die Grenzen<br />
ohne Passkontrollen passieren könnten.<br />
EHREN-KREISPRÄSIDENT<br />
ANDREAS FRANZEN<br />
80 JAHRE<br />
Der ehemalige Kreispräsident unseres<br />
Patenkreises Schleswig-Flensburg feierte<br />
am 20.12.2001 seinen 80. Geburtstag.<br />
Wer kennt nicht diesen immer freundlichen<br />
und aufgeschlossenen<br />
Kommunalpolitiker, dem<br />
die Betreuung und Fürsorge<br />
der <strong>Johannisburger</strong><br />
stets ein besonderes<br />
Anliegen war. Auch<br />
heute noch freut sich<br />
Ehrenkreispräsident<br />
Franzen, wenn er einem<br />
<strong>Johannisburger</strong> begegnet und mit ihm über<br />
schöne, erinnerungswürdige Stunden plaudern<br />
kann.<br />
Natürlich war es Kreispräsident Franzen<br />
eine Selbstverständlichkeit, die Heimat<br />
seines Paten zu besuchen und kennenzulernen.<br />
Die <strong>Johannisburger</strong> danken ihm für seine<br />
Treue und sein immer bereites Verständnis<br />
und wünschen Gesundheit und Zufriedenheit<br />
für noch viele sinnvolle Jahre.<br />
Franzen wurde für seine Verdienste als<br />
Kommunalpolitiker im Jahre 1982 mit der<br />
Verleihung des Bundesverdienstkreuzes<br />
geehrt. Im Auftrage des Kreisausschusses<br />
und seines Vorsitzenden Gerhard<br />
Wippich überreichte Gerhard Bosk,<br />
stellvertr. Kreisvertreter, dem Freund der<br />
<strong>Johannisburger</strong> ein Großfoto von Masuren.<br />
27
Kreis Schleswig-Flensburg Pressestelle<br />
Schleswig,11. Mai 2001<br />
PRESSEMITTEILUNG<br />
28<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
PATENSCHAFT ZUR<br />
VÖLKERVERSTÄNDIGUNG<br />
Delegation der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg zu Gast in Schleswig<br />
Eine Delegation der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg unter Leitung ihres Vorsitzenden,<br />
Gerhard Wippich, wurde im Rahmen<br />
eines mehrtägigen Besuchsaufenthalts<br />
von Kreispräsident Johannes Petersen<br />
und Landrat Jörg-Dietrich Kamischke<br />
empfangen. Der Kreis Schleswig-Flensburg<br />
unterhält bereits seit über 40 Jahren eine<br />
Patenschaft zur Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />
in Polen. Ihr gehören rd. 6.500<br />
Haushalte durch den 2. Weltkrieg heimatvertriebener<br />
<strong>Johannisburger</strong> in ganz<br />
Deutschland an.<br />
Nach dem Eintreffen der Gäste kam es<br />
zunächst zu einem gemeinsamen Erfahrungsaustausch<br />
zwischen dem Vorstand<br />
der Kreisgemeinschaft und dem Hauptausschuss<br />
des Kreises Schleswig-Flensburg.<br />
Im Mittelpunkt der Gespräche standen<br />
dabei die Vertiefung der Patenschaft,<br />
der Erhalt wertvollen Kulturerbes und die<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Pflege der deutschen Sprache. Gerhard<br />
Wippich bat die Vertreter des Kreises, sich<br />
weiterhin dafür einzusetzen, dass die Angehörigen<br />
der Kreisgemeinschaft einen<br />
ebenso leichten Zugang zu Personenstandsurkunden<br />
und Kirchenbüchern erhalten<br />
wie die polnische Bevölkerung.<br />
Landrat Jörg-Dietrich Kamischke und Kreispräsident<br />
Petersen sicherten die Unterstützung<br />
des Kreises zu. “Wir werden unsere<br />
Bemühungen nach wie vor darauf<br />
richten, zu einem Umdenkungsprozess in<br />
Polen beizutragen.“<br />
Für den Deutschen Verein Rosch, der eine<br />
Scharnierstelle zur polnischen Bevölkerung<br />
bildet, gab Mira Kreska einen ausführlichen<br />
Überblick über die Vereinsarbeit.<br />
Auch sie dankte dem Kreis für die Unterstützung<br />
hilfsbedürftiger Deutscher.<br />
Im Rahmen des anschließenden Empfangs<br />
der gesamten Delegation im Schleswiger<br />
Kreishaus hob Kreispräsident Petersen die<br />
Bedeutung der langjährig bestehenden<br />
Patenschaft hervor. Neben humanitärer<br />
Hilfe gehe es vor allem darum, zur Versöhnung<br />
zwischen Deutschen und Polen beizutragen.<br />
„Dabei verfolgen wir auch das<br />
Ziel, der in Polen heute noch lebenden<br />
deutschen Minderheit zu helfen, ihre Identität<br />
zu wahren, wohl wissend, dass dies<br />
ohne gutes Einvernehmen und friedliches<br />
Miteinander mit der Mehrheitsbevölkerung<br />
nicht möglich ist.“ Nur die gemeinsame<br />
Aufarbeitung der Vergangenheit und die<br />
gemeinsame Arbeit für die Zukunft garantierten<br />
den wahren Erfolg der Bemühungen<br />
- so der Kreispräsident.<br />
Gerhard Wippich schloss sich diesen Worten<br />
an und mahnte zum „Erinnem für die<br />
Zukunft.“ Nur aus Offenheit und Unvoreingenommenheit<br />
könne das nötige Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
erwachsen.<br />
Im weiteren Verlauf ihres Aufenthalts wird<br />
die Kreisgemeinschaft ein umfangreiches<br />
Besichtigungsprogramm absolvieren und<br />
ihre Jahreshauptversammlung durchführen.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
STIPENDIUM<br />
FÜR POLNISCHE SCHÜLER<br />
Für die Gymnasiasten Katarzyna Maksimowicz<br />
und Gracjan Gizejewski aus Johannisburg<br />
in Polen geht der vom Kreis Schleswig-Flensburg<br />
gestiftete einjährige Aufenthalt<br />
im Kreisgebiet mit Ablauf des Schuljahres<br />
zu Ende.<br />
Kreispräsident Johannes Petersen und<br />
Landrat Jörg-Dietrich Kamischke verabschiedeten<br />
die beiden 18-Jährigen aus<br />
dem Partnerkreis im Schleswiger Kreishaus.<br />
Katarzyna Maksimowicz hat das Jahr<br />
bei Familie Blaß in Schuby verbracht, während<br />
Gracjan Gizejewski Aufnahme bei Familie<br />
Schwarz-Nissen in Dollrottfeld fand.<br />
Beide Jugendlichen nahmen am Unterricht<br />
der Schleswiger Lornsenschule teil.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Kreispräsident Petersen und Landrat Kamischke<br />
würdigten die beiden Gymnasiasten<br />
als hervorragende Botschafter ihres<br />
Landes. Sie seien angenehme Gäste gewesen<br />
und hätten einen ausgezeichneten<br />
persönlichen Beitrag zur Verständigung<br />
der europäischen Jugend geleistet. Dank<br />
und Anerkennung sprachen die Vertreter<br />
des Kreises Schleswig-Flensburg den Gasteltern<br />
und der Lornsenschule für ihr Engagement<br />
zugunsten der polnischen Schüler<br />
und damit auch zur Förderung der Partnerschaft<br />
des Kreises Schleswig-Flensburg<br />
mit dem Kreis Johannisburg aus.<br />
Der Kreis Schleswig-Flensburg bereitet sich<br />
jetzt auf zwei neue Stipendiaten vor, die<br />
nach den Sommerferien zu Beginn des<br />
neuen Schuljahres im Kreisgebiet erwartet<br />
werden.<br />
Sie nahmen Abschied: Katarzyna Maksimowicz und Gracjan Gizejewski kehren in Ihre Heimat<br />
Polen zurück.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
29
30<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
NEUES STIPENDIUM FÜR<br />
POLNISCHE SCHÜLER<br />
Der Kreis Schleswig-Flensburg engagiert<br />
sich weiter erfolgreich für eine lebendige<br />
Ausgestaltung seiner Partnerschaft mit dem<br />
Kreis Johannisburg in Polen. Wesentliches<br />
Element der freundschaftlichen Beziehungen<br />
ist ein Stipendium des Kreises, das<br />
zwei polnischen Jugendlichen einen einjährigen<br />
Studienaufenthalt im Kreisgebiet<br />
ermöglicht. Dieses Projekt geht jetzt bereits<br />
in die siebte Runde<br />
Zum Schuljahresbeginn sind die beiden 17<br />
jährigen Gymnasiasten Anna Maslowska<br />
und Lukasz Mieczkowski im Kreisgebiet<br />
eingetroffen. Anna Maslowska wohnt bei<br />
Familie Diana und Heinz Holst in Klein<br />
Bennebek. Lukasz Mieczkowski hat bei<br />
Familie Irmhild und Harry Pastewka in<br />
Idstedt für das Jahr ein Zuhause gefunden.<br />
Beide Jugendlichen nehmen am Unterricht<br />
der Schleswiger Lornsenschule teil.<br />
Lukasz spricht schon gut deutsch. Nach<br />
eigenen Angaben hat er es in der Schule<br />
und durch deutsche Fernsehprogramme<br />
gelernt.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Bei einem Besuch im Schleswiger Kreishaus<br />
hießen Kreispräsident Johannes<br />
Petersen und Landrat Jörg-Dietrich<br />
Kamischke die jungen Gäste aus Polen<br />
namens des Kreises Schleswig-Flensburg<br />
willkommen. Sie würdigten die Bereitschaft<br />
der Schüler, die vertraute Umgebung sowie<br />
die Angehörigen und Freunde zu verlassen,<br />
um für ein Jahr in Deutschland zur<br />
Schule zu gehen und zu leben. Kreispräsident<br />
Petersen und Landrat Kamischke<br />
äußerten sich aufgrund ihrer ausgezeichneten<br />
Erfahrungen mit den vorherigen Stipendiaten<br />
aus Polen zuversichtlich, dass<br />
auch der Aufenthalt von Anna und Lukasz<br />
im Kreisgebiet für alle Beteiligten zu einem<br />
nachhaltig positiven Erlebnis werde.<br />
Den Gasteltern sowie Oberstudiendirektor<br />
Timm Dallmann von der Lornsenschule<br />
sprachen Petersen und Kamischke Dank<br />
für die Bereitschaft aus, die verantwortungsvolle<br />
Betreuung der Jugendlichen zu<br />
übernehmen. Sie beteiligten sich damit aktiv<br />
an der Partnerschaft zwischen den Kreisen<br />
Schleswig-Flensburg und Johannisburg<br />
und trügen persönlich zur Völkerverständigung<br />
zwischen Deutschen und Polen bei.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
ENGE UND VIELFÄLTIGE<br />
FREUNDSCHAFT<br />
Delegation aus dem Kreis<br />
Johannisburg zu Gast<br />
im Kreis Schleswig-Flensburg<br />
Eine Delegation des Kreises Johannisburg<br />
(Polen) unter der Leitung von Landrat Marek<br />
Konopka und dem <strong>Johannisburger</strong> Bürgermeister<br />
Janusz Puchalski besucht zur<br />
Zeit den Partnerkreis Schleswig-Flensburg.<br />
Heute (14. September) empfingen Kreispräsident<br />
Johannes Petersen und Landrat<br />
Jörg-Dietrich Kamischke die Gäste zu einem<br />
Meinungsaustausch im Schleswiger<br />
Kreishaus. Als Vertreter der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg nahm deren stellvertr.<br />
Vorsitzender Gerhard Bosk an dem Gespräch<br />
teil.<br />
Alle Redner stellten übereinstimmend die<br />
Lebendigkeit und Vielfalt der partnerschaftlichen<br />
Aktivitäten zwischen den beiden<br />
Kreisen heraus. Als positive Beispiele würdigte<br />
Kreispräsident Petersen die Kontak-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
te der Feuerwehren, des Deutschen Roten<br />
Kreuzes und der Lornsenschule Schleswig.<br />
Weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
nannte Petersen für die Gemeinden.<br />
In diesem Zusammenhang wies er auf vielversprechende<br />
Kontakte zwischen Kropp<br />
und Arys hin. Auch im Bereich des Sports<br />
seien die Voraussetzungen für grenzüberschreitende<br />
Verbindungen günstig.<br />
Bürgermeister Janusz Puchalski hob als<br />
bedeutsames Element der Partnerschaft<br />
die Einbindung des Deutschen Vereins<br />
„Rosch“ und dessen Vorsitzender Mira<br />
Kreska sowie der Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />
hervor.<br />
Als neue touristische Initiative im Kreis Johannisburg<br />
stellte Landrat Marek Konopka<br />
das Projekt „Urlaub auf dem Bauernhof”<br />
vor. Die Gesprächspartner vereinbarten,<br />
die Partnerschaftsziele um die gegenseitige<br />
Unterstützung im Fremdenverkehr zu<br />
ergänzen. Einig war man sich darüber hinaus,<br />
den Austausch von Schulkassen möglichst<br />
auf alle Gymnasien im Kreis Johannisburg<br />
auszudehnen.<br />
Eine Delegation aus dem Kreis Johannisburg ist zu Gast im Kreis Schleswig-Holstein<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
31
KREISPARTNERSCHAFT:<br />
EMPFANG FÜR DELEGATION<br />
AUS JOHANNISBURG<br />
IM SCHLESWIGER<br />
KREISHAUS<br />
Im Mittelpunkt des Besuchsprogramms der<br />
offiziellen Delegation aus dem polnischen<br />
Kreis Johannisburg im Partnerkreis Schleswig-Flensburg<br />
stand ein Empfang im<br />
Schleswiger Kreishaus.<br />
Kreispräsident Johannes Petersen und<br />
Landrat Jörg-Dietrich Kamischke begrüßten<br />
im Bürgersaal neben den polnischen<br />
Gästen auch zahlreiche Persönlichkeiten<br />
aus dem Kreis Schleswig-Flensburg, die<br />
mit der Partnerschaftsarbeit in Verbindung<br />
stehen, unter ihnen die Vorsitzenden der<br />
Kreistagsfraktionen Peter-Dietrich Henningsen<br />
(CDU), Andreas Lorenzen (SSW) und<br />
die stellv. Vorsitzende Barbara Scheufler-<br />
Lembcke (SPD).<br />
In seiner Ansprache stellte Kreispräsident<br />
Petersen die große Bedeutung kommunaler<br />
Partnerschaften heraus. Kommunen -<br />
so Petersen - seien als kleinste politische<br />
Einheiten den Menschen am nächsten.<br />
Daher seien sie am besten geeignet, Men-<br />
32<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
schen verschiedener Nationen zusammenzubringen.<br />
Menschliche Beziehungen bildeten<br />
den Schlüssel zur Völkerverständigung,<br />
betonte der Kreispräsident . Treffen<br />
offizieller Delegationen seien nicht Selbstzweck,<br />
sondern dienten dazu, die Partnerschaft<br />
auf eine breite Basis zu stellen .<br />
Trotz Sprachbarriere seien die Bemühungen<br />
im Miteinander mit dem Kreis Johannisburg<br />
sehr erfolgreich.<br />
Landrat Marek Konopka äußerte seine Freude<br />
darüber, dass sich die Partnerschaft<br />
lebendig entwickelt habe. Dank sagte er<br />
dem Kreis Schleswig-Flensburg insbesondere<br />
für die Bereitschaft, jedes Jahr zwei<br />
polnische Schüler in einem einjährigen Stipendium<br />
mit der deutschen Sprache und<br />
den Lebensverhältnissen im Kreisgebiet<br />
vertraut zu machen. Als weitere gelungene<br />
Projekte der Partnerschaft würdigte Konopka<br />
das Engagement des DRK-Kreisverbandes,<br />
der Johanniter Unfallhilfe, der<br />
Kreisgemeinschaft Johannisburg und des<br />
Jugendhofes Scheersberg. Landrat Konopka<br />
äußerte den Wunsch, die Partnerschaft<br />
auch auf Gemeindeebene auszudehnen.<br />
Für das kommende Jahr lud er die Vertreter<br />
des Kreises Schleswig-Flensburg zu einem<br />
Gegenbesuch nach Johannisburg ein.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Landrat Konopka<br />
(rechts) überreichte<br />
Kreispräsident<br />
Petersen (Mitte)<br />
und Landrat<br />
Kamischke als<br />
Zeichen für die<br />
intakte Natur im<br />
Kreis Johannisburg<br />
einen Storch als<br />
Gastgeschenk
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Die Kreisstadt Schleswig<br />
SCHLESWIG –<br />
DIE FREUNDLICHE<br />
KULTURSTADT<br />
Als Nachfolgerin der Wikingersiedlung<br />
„Haithabu“ ist das heutige Schleswig auf<br />
dem nördlichen Schleiufer eine moderne<br />
und freundliche Kulturstadt mit ca. 26.000<br />
Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie zeichnet<br />
sich durch eine sehenswerte Altstadt,<br />
eine ausgeprägte Kulturlandschaft, attraktive<br />
Einkaufsbereiche und gute Erholungsmöglichkeiten<br />
aus.<br />
Geschichte der Stadt Schleswig:<br />
Schleswig wird 804 erstmalig als<br />
„Sliasthorp“ und später im 9. und 10. Jh. als<br />
„Sliaswich“ und „Haithabu“ (Ort an der<br />
Heide) erwähnt. Dieses „erste Schleswig“<br />
lag am Haddebyer Noor und war das<br />
Handelszentrum des wikingischen Nordeuropas.<br />
Vermutlich um 1000 n. Chr. wur-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Kreishaus Schleswig, linke Flagge: Kreis Johannisburg<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
de eine neue Siedlung auf dem Nordufer<br />
der Schlei gegründet, die sich nach der<br />
Zerstörung Heithabus 1066 rasch entwikkelte.<br />
1134 wird der Dom erstmalig erwähnt.<br />
Im Mittelalter war Schleswig Bischofs-<br />
und Herzogs-Stadt. Auch die malerische<br />
Fischersiedlung auf dem Holm war<br />
schon im Mittelalter nachweisbar.<br />
Nach 1544 entwickelte sich das Schloß<br />
Gottorf außerhalb der Stadt zu einer großen<br />
Residenz mit den selbständigen Siedlungen<br />
Friedrichsberg, Lollfuß, Hesterberg und<br />
Hühnerhäuser. 1711 wurden diese Siedlungen<br />
zur kombinierten Stadt „Schleswig“<br />
zusammengeschlossen. Sie wurde im 19.<br />
Jh. Ausgangspunkt der nationalen Entwicklung<br />
in Schleswig-Holstein (in den Ständeversammlungen<br />
im Ständesaal des Rathauses<br />
von 1836 bis 1846 begann der<br />
nationale Konflikt zwischen Deutschen und<br />
Dänen). 1844 entstanden in Schleswig das<br />
Schleswig-Holstein-Lied und die blau-weißrote<br />
Fahne. Am 23. April 1848 fand im<br />
westlichen Stadtgebiet die erste große<br />
33
Schlacht des Krieges von 1848/1851 statt.<br />
1868 wurde Schleswig Hauptstadt der preußischen<br />
Provinz Schleswig-Holstein.<br />
1945/46 wurde die Regierung nach Kiel<br />
verlegt, die Stadt erhielt dafür die Obergerichte<br />
des Bundeslandes Schleswig-Holstein,<br />
die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen<br />
und das Landesarchiv. Schleswig<br />
hat sich in den letzten Jahrzehnten<br />
nach Norden, Süden und Westen weit ausgedehnt.<br />
In Schleswig wurde eine der ersten<br />
Fußgängerzonen Schleswig-Holsteins<br />
eingerichtet, dadurch wurde die Stadt zu<br />
einem lebendigen Einkaufszentrum für Einheimische<br />
und Gäste.<br />
Große Ausgrabungen im Altstadtgebiet von<br />
1970 bis 1983 haben viele Aufschlüsse<br />
über das Leben in der Stadt im Mittelalter<br />
gegeben. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen<br />
sind im Städtischen Museum und<br />
im Archäologischen Landesmuseum zu<br />
sehen. Durch die Renovierung des Günderoth’schen<br />
Hofes (Städtisches Museum),<br />
Am Holm<br />
34<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
des Plessenhofes und des Franziskanerklosters<br />
(bekannt als Graukloster) sowie<br />
die Neugestaltung des Rathausmarktes und<br />
anderer Teile der Altstadt wurde die Stadt<br />
noch attraktiver.<br />
Sehenswürdigkeiten von Schleswig<br />
Der Schleswiger Dom und sein berühmter<br />
Bordesholmer Altar sind besonders sehenswert.<br />
Der Altar gilt als der bedeutendste<br />
Altar Norddeutschlands. Hans Brüggemann<br />
schnitzte in den Jahren 1514 -1521<br />
fast 400 Eichenholz-Figuren. In der Nähe<br />
des Domes befinden sich der Rathausmarkt,<br />
ein hübscher Platz in der Altstadt,<br />
und das klassizistische Rathaus, das mit<br />
dem Graukloster, einem ehemaligen Franziskanerkloster,<br />
verbunden ist. Ein weiterer<br />
Höhepunkt in der Altstadt ist der Holm mit<br />
seiner malerischen Fischersiedlung und<br />
dem St.-Johannis-Kloster. Wo einst die<br />
Benediktinerinnen zu Hause waren, befindet<br />
sich heute ein adliges Damenstift. Die
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Touristinformation bietet ganzjährig Führungen<br />
durch die Altstadt oder zu einzelnen<br />
Objekten an.<br />
Museen in Schleswig<br />
Neben dem Wikinger-Museum Haithabu<br />
ist das Schloß Gottorf immer ein lohnenswertes<br />
Ziel. Es beherbergt die Schleswig-<br />
Holsteinischen Landesmuseen mit einer<br />
Fülle sehenswerter Exponate aus der Kunstund<br />
Kulturgeschichte des Landes vom<br />
Mittelalter bis zur Gegenwart sowie eine<br />
der bedeutendsten Expressionismus-<br />
Sammlungen im Norden. Ein Schwerpunkt<br />
des ebenfalls dort beheimateten Archäologischen<br />
Landesmuseums sind Moorfunde<br />
aus der Eisenzeit und ein Nydamboot aus<br />
dem 4. Jahrhundert. In einer Zweigstelle im<br />
Hesterberg sind die volkskundlichen<br />
Sammlungen des Landesmuseums zu entdecken.<br />
Das Städtische Museum in der<br />
Friedrichstraße zeigt die Geschichte<br />
Schleswigs. Fayencen, eine Holm-Abteilung,<br />
Werke Schleswiger Künstler, eine<br />
Landesmuseum in Schleswig<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Spielzeugsammlung und eine historische<br />
Druckerei bilden Schwerpunkte dieses<br />
Museums. Seit 1999 verfügt das Museum<br />
mit dem Leica Foto Forum über eine ständige<br />
bundesweit einmalige Abteilung im<br />
Bereich Fotografie. Die Dependancen des<br />
Städtischen Museums sind das Holm-Museum<br />
und das Museum für Outsiderkunst<br />
im Gebäude des Präsidentenklosters. Sowohl<br />
durch die Landesmuseen als auch<br />
durch das Städtische Museum werden<br />
Führungen angeboten.<br />
Kultur und Tourismus in Schleswig<br />
Empfehlenswert sind die Domkonzerte im<br />
Sommerhalbjahr oder auch die klassischen<br />
Konzerte im Rahmen des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals.<br />
Der Jazzherbst bietet<br />
jährlich sowohl interessante Neuigkeiten<br />
als auch altbekannte Stars. Freilichtaufführungen<br />
werden im Rahmen der<br />
Schloßfestspiele im Innenhof von Schloß<br />
Gottorf aufgeführt.<br />
Das Stadtfest „Wikingertage” zeigt ein-<br />
35
drucksvoll alle zwei Jahre die Welt der<br />
Nordmänner. Im Stadtweg finden regelmäßig<br />
Aktionen statt. In der Winterzeit zwischen<br />
dem 2. Und 3. Advent findet alljährlich<br />
der Kunsthandwerkermarkt „Schwahlmarkt“<br />
im sonst nicht zugänglichen Kreuzgang<br />
(Schwahl) des Domes statt.<br />
Rundfahrten auf der Schlei starten in den<br />
Sommermonaten täglich an der Schleihallenbrücke<br />
und ab dem Stadthafen. Von<br />
hier aus werden im Sommer auch Hafenrundfahrten,<br />
Schiffsfahrten zum Wikinger<br />
Museum sowie nach Missunde und nach<br />
Kappeln angeboten.<br />
Schleswig bietet insgesamt über 170 gastronomische<br />
Betriebe und mehr als ein<br />
Dutzend kleinerer und größerer Hotels bei<br />
einem mittleren bis gehobenem Komfort<br />
mit ausreichenden Kapazitäten. Die<br />
Touristinformation berät Sie gern.<br />
Schleswig:<br />
Wirtschaft und Kultur als Schwerpunkt<br />
Schleswig wurde 804 erstmals urkundlich<br />
Rathaus in Schleswig<br />
36<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
erwähnt. Seitdem ist Schleswig als<br />
Wirtschafts- und Handelsplatz bekannt,<br />
denn die Wikinger betrieben hier bereits<br />
vor über 1000 Jahren ihren größten Handelsplatz.<br />
Das Stadtgebiet erstreckt sich<br />
über 2.430 ha. Hier wohnen und leben<br />
25.500 Einwohner. Schleswig liegt an der<br />
Schlei, einem Arm der Ostsee. Die Stadt ist<br />
umgeben von einer reizvollen Landschaft<br />
mit Wäldern und Seen. Die Landesmuseen<br />
sind Anziehungspunkt zahlreicher Sommergäste.<br />
Schleswig ist eine der nördlichsten Städte<br />
der Bundesrepublik (40 km bis zur dänischen<br />
Grenze) und liegt ca. 130 km nördlich<br />
von Hamburg. Inmitten einer Endmoränenlandschaft<br />
mit Hügeln, Seen und<br />
Wäldern umschließt das Stadtgebiet (2435<br />
ha) das Ende der Schlei, einer ca. 35 km<br />
langen Ostseeförde, an deren leicht ansteigenden<br />
Ufern die Stadt, von Grün durchzogen<br />
und umgeben - eine landschaftlich<br />
reizvolle Lage einnimmt.<br />
Die zentrale Lage zwischen Nord- und
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Ostsee in Verbindung mit einem hohen<br />
kulturellen Angebot sowie einer reizvollen<br />
landschaftlichen Lage machen Schleswig<br />
zu einem attraktiven Standort für Wirtschaft,<br />
Freizeit, Erholung und Tourismus.<br />
Schleswig ist Mittelzentrum und gehört zur<br />
Region Schleswig-Sönderjulland. Das wirtschaftliche<br />
Gefüge wird durch Branchenvielfalt<br />
bestimmt. Klein- und Mittelbetriebe<br />
prägen den Wirtschaftsstandort. 938 Betriebe<br />
sind in Schleswig ansässig, davon<br />
allein 481 aus dem Bereich des Handels<br />
und 151 aus dem Gastgewerbe. Weitere<br />
181 Betriebe sind eingetragene Handwerksbetriebe.<br />
Nach der Statistik der<br />
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten<br />
sind von den 12.891 im Stadtgebiet<br />
beschäftigten Personen etwa 82 % im tertiären<br />
Bereich tätig (Handel, Dienstleistungen,<br />
Gebietskörperschaften). Etwa 10.200<br />
Einpendler gehen in Schleswig ihrer Erwerbstätigkeit<br />
nach, während 2.300 Personen<br />
auspendeln. Das Pendlersaldo lag<br />
1998 noch bei + 5.059. Schleswig wird oft<br />
Altstadt mit Dom aus der Vogelperspektive<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
als „Justiz-Hauptstadt“ des Landes Schleswig-Holstein<br />
bezeichnet, da hier der Sitz<br />
der obersten Landesgerichte ist.<br />
Schleswig als Anziehungspunkt<br />
Schleswigs Einzelhandel übt eine große<br />
Sogwirkung auf die Konsumenten aus.<br />
Nach einem Kaufkraft-Gutachten decken<br />
die Schleswiger ihren Bedarf direkt in<br />
Schleswig. Darüber hinaus kommen ebenso<br />
viele Käufer aus umliegenden Städten<br />
und Gemeinden nach Schleswig. Durch<br />
den begonnenen Bau weiterer Einkaufszentren<br />
in der Innenstadt und das vorhandene<br />
Parkhaus mit kostenlosen Parkplätzen<br />
wird sich diese Anziehungskraft noch<br />
weiter steigern. Die Kaufkraft der 13.191<br />
Haushalte in Schleswig lag 1997 bei 28.205<br />
DM/Einwohner.<br />
Schleswig ist Garnisonsstadt. Hier sind ein<br />
Pionierbataillon, eine Fahrschule der Bundeswehr<br />
und ein Sanitätszentrum stationiert.<br />
Die Stadt bietet fünf Gewerbegebiete, ein<br />
37
Industriegebiet und die Einkaufszonen<br />
Friedrichstraße, Stadtweg und Lollfuß. Gewerbegebiete<br />
sind Ratsteich, Gewerbegebiet<br />
Nord “Rund um den Schliekieker“,<br />
Ilensee, St. Jürgen und Margarethenwall.<br />
Das Industriegebiet St. Jürgen wurde im<br />
letzten Jahr erheblich erweitert und umfasst<br />
nun 22,5 ha. Davon stehen nun noch ca.<br />
1,1 ha zur Verfügung. Eine zweite Erweiterung<br />
um weitere 11 ha ist für das Jahr 2001<br />
vorgesehen.<br />
Verkehrsanbindung<br />
Schleswig liegt an der Schnittgrenze der<br />
Bundesstraßen B 201 (Husum – Schleswig<br />
- Kappeln); B 76 (Kiel - Eckernförde - Schleswig<br />
- Flensburg) und B 77 (Itzehoe -<br />
Rendsburg - Schleswig). .<br />
Darüber hinaus ist Schleswig an die Autobahn<br />
A 7 (Hamburg - Flensburg) mit den<br />
Zu- und Abfahrten Schleswig-Jagel und<br />
Schleswig-Schuby optimal angeschlossen.<br />
Kreishaus in Schleswig<br />
38<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
4 C<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Die Bahngleise der Nord-Süd-Achse Hamburg-Flensburg<br />
kreuzen in Schleswig die<br />
Ost-West-Achse Hamburg-Kiel. In Schleswig<br />
befindet sich eine Güterverladestation<br />
der Bahn.<br />
Die nächstgelegenen zivilen Flugplätze<br />
sind der Sportflugplatz Kropp, der Verkehrsflugplatz<br />
Kiel-Holtenau und Schäferhaus in<br />
Flensburg.<br />
Ein Stadthafen und mehrere Sportboothäfen<br />
runden das Angebot ab.<br />
Versorgung<br />
Die Energieversorgung mit Strom, Gas,<br />
Wasser und Fernwärme sowie die Abwasserentsorgung<br />
werden durch die<br />
Schleswiger Stadtwerke sichergestellt.<br />
In der freundlichen Kulturstadt wird eine<br />
Krankenhausvollversorgung von insgesamt<br />
vier Krankenhäusern angeboten. Zwölf<br />
Apotheken, 13 Allgemeinärzte und 61 Facharztpraxen<br />
decken beinahe die gesamte
medizinische Versorgung ab.<br />
Schleswig bietet 14 Kindergärten, drei<br />
Grundschulen, fünf Grund- und Hauptschulen,<br />
drei Realschulen und drei Gymnasien.<br />
Daneben befinden sich in Schleswig die<br />
Beruflichen Schulen des Kreises Schleswig-Flensburg<br />
und fünf Sonderschulen.<br />
Auch fürs hohe Alter ist gesorgt. Neun<br />
Senioreneinrichtungen bieten ihre Dienste<br />
an, und für die Seniorenangelegenheiten<br />
setzt sich der Seniorenbeirat der Stadt<br />
Schleswig ein.<br />
Freizeit<br />
Das breite Freizeitangebot in Schleswig<br />
wird von 24 kulturellen Einrichtungen, drei<br />
Galerien und sieben Museen ergänzt. Den<br />
Einwohnerinnen und Einwohnern Schleswigs<br />
stehen über 120 Vereine offen. Das<br />
umfangreiche Angebot für Jugendliche wird<br />
vom Jugendzentrum und durch stadtteilbezogene<br />
Jugendarbeit abgedeckt. Für<br />
Der Holm<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
die sportliche Betätigung stehen 15 Turnund<br />
Sporthallen sowie zehn Sportplätze<br />
zur Verfügung. Schleswig bietet ein hervorragendes<br />
Segelrevier. Die Kulturveranstaltungen<br />
wirken sich auch positiv auf das<br />
wirtschaftliche Gesamtgefüge aus.<br />
Touristik<br />
Die historische Altstadt, die malerische<br />
Fischersiedlung Holm, der Dom, die<br />
Landesmuseen, das Wikingermuseum<br />
Haithabu und die Aufführungen des Landestheaters<br />
mit Schlosshofspielen machen<br />
Schleswig zu einem attraktiven Anziehungspunkt<br />
für Gäste. Den Besuchern Schleswigs<br />
stehen darüber hinaus über 75 Gaststätten<br />
vom einfachen bis zum gehobenen<br />
Anspruch zur Auswahl zur Verfügung. Den<br />
Gästen werden neben dem reichhaltigen<br />
kulturellen Angebot auch umfangreiche<br />
sportliche Möglichkeiten geboten, die von<br />
einer Outdoor Go-Kartbahn bis zum Kanu-<br />
39
Wasserwandern auf der Schlei reichen.<br />
Bootsvermietungen bieten gängige Wasserfahrzeuge<br />
an. Auch die Angler schätzen<br />
die Schlei sehr. Mit dem Fischereischein<br />
und einer Erlaubnis kann man in der<br />
Schlei nach Barschen und Brassen, Aalen<br />
und Heringen angeln.<br />
Stadtmarketing<br />
In der Stadt Schleswig ist ein Stadtmarketingprozess<br />
zusammen mit Wirtschaftsvertretern<br />
initiiert worden. An diesem<br />
Prozess sind übergreifend verschiedene<br />
Holmfriedhof mit Dom<br />
40<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Institutionen beteiligt. Dabei sollen Kräfte<br />
innerhalb der Stadt weiter gebündelt werden,<br />
um noch effektiver nach außen zu<br />
wirken.<br />
Fazit<br />
Die Nähe zur Verwaltung mit Landes-, Kreisund<br />
Kommunalbehörden, noch freie<br />
Wirtschaftsflächen, der hohe Freizeitwert,<br />
die zentrale verkehrsgünstige Lage, die<br />
Kaufkraftanziehung und ein großes<br />
Arbeitskräftepotential machen Schleswig<br />
zu einem interessanten Wirtschaftsstandort.<br />
Pressestelle der Stadt Schleswig
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
RUND UM DIE UHR FÜR DIE<br />
HEIMAT TÄTIG<br />
MIRA KRESKA –<br />
JOHANNISBURG, 75 JAHRE<br />
“Heimat ist für Menschen etwas, das vor<br />
aller Vernunft liegt und nicht beschreibbar<br />
ist, etwas, das mit dem Leben und Sein<br />
jedes Heranwachsenden so eng verbunden<br />
ist, daß dort die Maßstäbe fürs Leben<br />
gesetzt werden. Für den Menschen im<br />
Osten, der geboren wurde in jener großen<br />
einsamen Landschaft endloser Wälder,<br />
blauer Seen und weiter Flußniederungen,<br />
gilt das besonders” (Marion Gräfin Dönhoff,<br />
1970)<br />
So sehen wir das Wirken einer Frau, die in<br />
ihrer angestammten Heimat geblieben, dieser<br />
ihre ganze Kraft gewidmet hat.<br />
Mira Kreska, seit der polnischen Wende<br />
“Gründerin und Vorsitzende des “Deutschen<br />
Freundeskreises Rosch” im Kreis<br />
Johannisburg, gilt als eine anerkannte Persönlichkeit<br />
nicht nur im Kreis Johannisburg.<br />
Mira Kreska, geborene Boritzki aus Ruhden,<br />
Kreis Johannisburg, kam am 17.10.1926<br />
zur Welt. Ihre Eltern hatten dort einen Bauernhof.<br />
Wie vielen anderen Bewohnern ihres Geburtsortes<br />
gelang Mira K. die Flucht vor<br />
den einrückenden sowjetischen Truppeneinheiten<br />
nicht mehr. Das Schicksal nahm<br />
seinen Lauf. Der weitere Lebensweg wurde<br />
zur Qual. Der polnischen Sprache nicht<br />
mächtig, mußte sie diese unter schwersten<br />
Drangsalen erlernen und vieles entbehren,<br />
was zum Leben notwendig war. Sie hat<br />
diesen Schicksalsweg in Ehren gemeistert<br />
und wurde für viele, die das gleiche Schicksal<br />
teilen mußten, zum Vorbild.<br />
Eine ungewöhnliche Frau, würde man sagen,<br />
denn Mira Kreska verfügt über Ga-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Würdigungen<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ben, die für die Leitung so vieler Menschen<br />
unterschiedlichen Denkens und Handelns<br />
unabdingbar sind.<br />
Seit 1991 stellt sie als Vorsitzende des<br />
Deutschen Vereins ihre ganze Kraft in den<br />
Dienst ihrer Heimat und wirkt völkerverbindend.<br />
Nie verzagte sie. Ihre Weggefährten<br />
schätzen ihre Arbeit. Über 400<br />
eingetragene Vereinsmitglieder machen<br />
den Freundeskreis zu einer Einrichtung,<br />
der auch von den polnischen Behörden mit<br />
höchstem Respekt und mit großer Anerkennung<br />
begegnet wird.<br />
Rund um die Uhr währt ihr Einsatz, wenn es<br />
gilt, Menschen zu helfen, sie zu ermutigen<br />
und ihnen Wege aufzuzeigen, die sie aus<br />
der immer wieder entstandenen Notlage<br />
herausführen.<br />
Mut, Durchhaltevermögen und Liebe zu<br />
einer Arbeit, die Segen bringt, gehören<br />
dazu. All das zeichnet diese vorbildliche<br />
Frau aus und verleiht ihr ungeahnte Kräfte,<br />
viele Erschwernisse zu überwinden. Dabei<br />
verletzt sie niemanden. Sie erkennt im anders<br />
denkenden Menschen eine immer<br />
wieder sich erneuernde Kraft zum gemeinsamen<br />
Handeln für eine gute Sache.<br />
Ihre Liebe zu ihrer Heimat kennt keine<br />
41
42<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Grenzen. Jede Last nimmt sie bis zur Erschöpfung<br />
in Kauf, wenn es darum geht,<br />
der deutschen Minderheit in MASUREN<br />
zur Anerkennung zu verhelfen.<br />
Kein Weg ist ihr zu viel, wenn es gilt, die Not<br />
der Menschen zu lindern. Darüber hinaus<br />
findet sie die Zeit, für die Besucher aus<br />
Deutschland die Stätten der Kindheit wiederzufinden.<br />
Mira Kreska ist zum Sinnbild eines rettenden<br />
Menschen geworden, der weit über<br />
die Grenzen des Kreises Johannisburg hinaus<br />
segensreich wirkt. Allzu früh verlor sie<br />
ihren Ehegatten, der als Lehrer in Johannisburg<br />
wirkte. Ihre einzige Tochter, die in<br />
der Bundesrepublik lebte, starb ebenfalls<br />
früh. Schwester und 2 Enkelkinder leben<br />
heute noch dort.<br />
Die Ehrung an ihrem 75. Geburtstag wird<br />
nicht nur von dankbaren Landsleuten und<br />
Mitarbeitern erfolgen. Auch die polnischen<br />
Amtsträger schätzen diese Persönlichkeit<br />
und werden ihren Dank mit einer besonderen<br />
Geste anbringen.<br />
Die Kreisgemeinschaft Johannisburg in der<br />
Landsmannschaft Ostpreußen ehrte Frau<br />
Kreska mit der Verleihung des Ehrenzeichens<br />
der Landsmannschaft Ostpreußen.<br />
Die Johanniter-Unfall-Hilfe würdigte ihre<br />
Arbeit mit der Überreichung ihres Ehrenzeichens<br />
für die Gründung und vorbildliche<br />
Betreuung der in Johannisburg errichteten<br />
Sozialstation, die mit der gleichzeitig<br />
in Sensburg errichteten Station die ersten<br />
und beispielgebenden für MASUREN und<br />
OSTPREUSSEN waren<br />
Die Kreisgemeinschaft Johannisburg unterstützt<br />
ihre Arbeit, ebenso der Patenkreis<br />
Schleswig-Flensburg. Sie sehen in dieser<br />
Persönlichkeit ein großes Vorbild für die in<br />
Ostpreußen verbliebenen Menschen, auch<br />
für uns, die aus der Heimat vertriebenen.<br />
Wir sind Mira Kreska zu großem Dank verpflichtet<br />
und wünschen ihr noch für viele<br />
Jahre eine stabile Gesundheit und auch<br />
Freude an ihrem segensreichen Tun.<br />
Für die Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg<br />
Gerhard Bosk<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
PERSÖNLICHKEITEN<br />
UNSERES HEIMATKREISES<br />
Im <strong>Heimatbrief</strong> 2001 wurde der Einsatz von<br />
Herrn Dr. Heinrich Koch für den Kreis<br />
Johannisburg gewürdigt.<br />
Erst nach Erscheinen des <strong>Heimatbrief</strong>es<br />
haben wir von zwei wichtigen Ereignissen<br />
für Herrn Dr. Koch im Jahre 2001 Kenntnis<br />
erhalten.<br />
Am 22. Februar 2001 konnten Herr Dr.<br />
Koch und seine Ehefrau Gertrud geb.<br />
Pienkoß das seltene Fest der Eisernen<br />
Hochzeit feiern.<br />
Das Fest begann mit einer Andacht in der<br />
Katharinenkirche in Osnabrück und wurde<br />
dann im Familien- und Freundeskreis fortgesetzt.<br />
Es wurden hierbei Grußadressen<br />
und Glückwünsche unseres Bundespräsidenten<br />
und des Ministerpräsidenten von<br />
Niedersachsen verlesen und durch den<br />
Bürgermeister von Osnabrück überreicht.<br />
Am 15. August 2001 feierte Herr Dr. Koch<br />
seinen 90. Geburtstag. Die Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg gratuliert Herrn<br />
Dr. Koch auf diesem Wege nachträglich zu<br />
den beiden hohen Ehrentagen von ganzem<br />
Herzen und wünscht ihm und seiner<br />
Frau noch viele gute Jahre in geistiger<br />
Frische und Gesundheit.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
UNSER LANDSMANN HORST<br />
KRISCH WURDE 80 JAHRE<br />
Zum Geburtstag von Horst Krisch<br />
– Ein großer Freundeskreis war im Schützenhof<br />
in Preetz/Holstein erschienen, um Horst<br />
Krisch zu gratulieren. Honoratioren verschiedener<br />
Institutionen nahmen die Gelegenheit<br />
wahr, dem Jubilar für seine auf<br />
vielen Gebieten geleistete humanitäre Hilfe<br />
zu danken, für die ihm der Bundespräsident<br />
schon 1984 das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande verlieh. Als Sohn des<br />
über die Grenzen Ostpreußens und<br />
Deutschlands hinaus bekannten Likörfabrikanten<br />
Heinrich Krisch wurde Sohn<br />
Horst am 8. Juli 1921 in Wiartel, Kreis<br />
Johannisburg geboren. Nach dem Besuch<br />
des Gymnasiums in Johannisburg<br />
machte Horst Krisch sein Abitur in Königsberg,<br />
wurde danach Soldat und geriet in<br />
russische Kriegsgefangenschaft, aus der<br />
er erst spät wieder in die Heimat entlassen<br />
wurde. Bald erlernte er den Beruf eines<br />
Destillateurs und übernahm, nachdem Vater<br />
Heinrich Krisch als Fabrikant in West-<br />
Berlin wieder Fuß gefaßt hatte, den Betrieb<br />
seines Vaters und baute eine moderne<br />
Likör- und Spirituosenfabrik in der kleinen<br />
Stadt Preetz auf. Mit der Produktion des<br />
weltbekannten Kosakenkaffees und des<br />
ostpreußischen Bärenfangs verschaffte<br />
der Jubilar dem ostpreußischen Nationalgetränk<br />
wieder die verdiente Berühmtheit.<br />
Klaus Kaiser aus Rastenburg, Freund<br />
und Jagdfreund des Geburtstagskindes,<br />
würdigte in einer humorvoll gehaltenen Laudatio<br />
das Wirken von Horst Krisch für die<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Stadt Preetz und für viele Freunde. In einer<br />
hervorragend verfaßten Versform zeichnete<br />
eine langjährige Mitarbeiterin den Lebensweg<br />
des Jubilars nach, und auch der<br />
Vertreter der Johanniter, Rechtsritter Eberhard<br />
von Redecker, fand dankbare Worte.<br />
Gerhard Bosk, stellvertretender Kreisvertreter,<br />
überbrachte die Grüße und<br />
Glückwünsche des Kreistages und dankte<br />
Horst Krisch für seine jahrzehntelange Hilfe.<br />
Als Letzter, und gerade deshalb sehr<br />
eindrucksvoll, schilderte der älteste Jugend-<br />
und Schulfreund Kurt Sokoll aus<br />
dem Heimatort Wiartel die Kindes- und<br />
Jugenderinnerungen in humorvoller Weise.<br />
Vier Jahre lang saßen die beiden auf<br />
derselben Schulbank in Wiartel. Mit Dankbarkeit<br />
nahmen Horst Krisch und seine<br />
Ehefrau Sigrid, geborene Becker, aus<br />
Weißuhnen diese erinnerungswürdigen<br />
Stunden auf. Seine Heimatfreunde wünschen<br />
beiden noch viele Jahre in stabiler<br />
Gesundheit und dem Jubilar als passioniertem<br />
Jäger viel Weidmannsheil.<br />
Ein herzliches Dankeschön<br />
für alle im letzten Jahr eingegangenen Spenden.<br />
Jeder Einzelne, auch mit dem kleinsten Betrag, ist hier gemeint.<br />
Unser <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> ist für viele ein Zeichen<br />
der Gemeinschaft, die uns alle zusammenhält.<br />
Jeder weitere Beitrag ist herzlich willkommen.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
43
44<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
FRAU CHARLOTTE MALETZKI<br />
WURDE 100 JAHRE ALT<br />
Einsender des Fotos: Bruno Maletzki<br />
Diepenbrockstr.20, 44 379 Dortmund. Er<br />
schrieb dazu folgende Zeilen:<br />
DER WEITE WEG VON<br />
MASUREN NACH<br />
GEILENKIRCHEN BEI AACHEN<br />
Unsere Mutti, Frau Charlotte Maletzki, geb.<br />
Popilarski, ist 100 geworden. Sie erblickte<br />
das Licht der Welt in Wiartel, Kr.<br />
Johannisburg, mitten in Masuren, als jüngstes<br />
von zehn Kindern. Mit dem Straßenwart<br />
Fritz Maletzki führte sie eine glückliche<br />
Ehe und gebar Bruno und Uwe.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
1944 erfolgte die Vertreibung aus Masuren.<br />
Nach Zwischenstationen in Schleswig-Holstein<br />
sorgte die Familienzusammenführung<br />
für ein glückliches Dasein in Geilenkirchen<br />
bei Aachen, wo Sohn Bruno Arbeit<br />
und Wohnung fand.<br />
In Geilenkirchen, in den Altenwohnungen<br />
gut untergebracht, verschied Ehemann Fritz<br />
1976. Ins Altersheim 1993 umgezogen,<br />
erfreut sich unsere Mutti besonderer Fürsorge<br />
durch die Heimleitung und zusätzlich<br />
durch Sohn Uwe, der in der Nähe<br />
wohnt. Ebenso unterhalten weitere Verwandte<br />
und Bekannte freundschaftliche<br />
Beziehungen.<br />
Es ist noch spürbar, dass die Liebe zu<br />
Masuren vorhanden und die herrliche Natur<br />
zwischen Seen und Wäldern noch gut in<br />
Erinnerung ist. Ab und zu ist ein Bärenfang<br />
erwünscht, von der Firma Heinrich Krisch,<br />
der ja unser Nachbar war.<br />
Was man sonst noch wünschen kann: Na<br />
ja, Gesundheit und Gottes Segen.<br />
HERBERT WALLNER, DER<br />
FILMEMACHER<br />
Im folgenden Text (aus: „Umschau”,<br />
21.2.01) wird über das Leben und Wirken<br />
von Herbert Wallner berichtet, einen<br />
<strong>Johannisburger</strong>, der lange in der Kreisgemeinschaft<br />
tätig war und sich u. a.<br />
durch seine Filme über Ostpreußen, vor<br />
allem seine masurische Heimat, große<br />
Verdienste erworben hat.<br />
Heimatgefühl vermitteln<br />
Die Entwicklung des Rhens in Bilder umzusetzen,<br />
war ihm ein besonderes Anliegen.<br />
Der Ort ist dem gebürtigen Ostpreußen zur<br />
zweiten Heimat geworden. Seit 28 Jahren<br />
wohnt er mit seiner Frau in dem Henstedt-<br />
Ulzburger Ortsteil und hat so direkt vor der<br />
Haustür die Veränderungen wahrgenommen,<br />
die er als beispiellose Entwicklung<br />
deklariert. Auf dem Rhen fühlt sich Wallner<br />
wohl, er schätzt die Menschen, die Umge
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
bung, die Einrichtungen. Grund genug für<br />
ihn, seinen Mitmenschen ihren Wohnort<br />
näher zu bringen und ihnen, durch filmisches<br />
Material unterstützt, HeimatgefühI<br />
zu vermitteln: Wissenswertes für den Kopf<br />
- Bilder für den Bauch. Eine visuelle Umsetzung,<br />
die Wallners Publikum anspricht.<br />
Zwischen Flugzeugen und Kameras<br />
Herbert Wallner, als Ingenieur für Flugzeugbau<br />
40 Jahre bei der Lufthansa beschäftigt,<br />
war zuständig für die Technikausbildung<br />
von Piloten und Stewardessen,<br />
tätig als Navigationslehrer, flog selbst eine<br />
Cesna und war maßgeblich an der Entwicklung<br />
von Eignungstests für künftige<br />
Piloten beteiligt: Im Rahmen dieser Tätigkeit<br />
suchte er mit einem Team unter anderem<br />
in Somalia nach der Flugzeugentführung<br />
in Mogadischu im Auftrag von Lufthansa<br />
und dem Bundesentwicklungsministerium<br />
junge Männer aus; die in<br />
Deutschland eine Pilotenausbildung erhielten.<br />
Bei einem Lufthansa-Fotowettbewerb gewann<br />
er 1964 einen ersten Preis, was seinem<br />
Hobby die entscheidende Richtung<br />
gab. Sieben Jahre später erhielt Wallner<br />
durch die Lufthansa bei Agfa einen Schmalfilm-Lehrgang,<br />
Kenntnisse, die er nicht nur<br />
für seine Ausbildertätigkeiten nutzen sollte.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Hobbyfilmer von Profis anerkannt<br />
Seither passten sich seine Kameras den<br />
neusten technischen Errungenschaften an,<br />
und es entstanden zahlreiche Filme. Mehr<br />
als zehn allein über seine Heimat Ostpreußen,<br />
von denen einige über die Gemeinschaft<br />
der <strong>Johannisburger</strong> zu beziehen<br />
sind: Sein jüngster Film über Masuren erregte<br />
die Aufmerksamkeit des WDR, der<br />
dieses zu masurischen Gedichten noch<br />
lebender Autoren gedrehte Werk gern im<br />
Fernsehen gezeigt hätte. Doch Wallner<br />
lehnte ab. Für ihn ist es wichtig, die Reaktionen<br />
seines Publikums live zu erleben.<br />
Rund 12 Videovorträge hält er pro Jahr<br />
zwischen Henstedt-Ulzburg, Hamburg,<br />
Wismar und Düsseldorf.<br />
Auf Videokassette bannte er unter anderem<br />
Bilder über Gärten, die eigene Fliegerei,<br />
Hamburg, Puerto Rico, Rhodos, Korfu,<br />
Los Angeles und Fuerte Ventura, was den<br />
Reiseveranstalter derart begeisterte, dass<br />
er diesen Film am liebsten als Vorzeigematerial<br />
verwendet hätte. Wallners jüngstes<br />
Projekt führt ihn nach Irland, das er<br />
schon fünf Mal besuchte und auch im Sommer<br />
noch einmal bereisen wird. Zur Zeit<br />
häufen sich die Bildbände auf seinem Arbeitstisch,<br />
und er ist vertieft in irische Geschichte.<br />
Zu Weihnachten, so hofft er, wird<br />
das neueste Werk im Kasten sein.<br />
45
46<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Unsere Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg trauert um<br />
HANS-HEINRICH TIMMANN.<br />
Er verstarb am 30. 0kt. 2001 , für seine<br />
Angehörigen und für uns unerwartet, plötzlich<br />
an einer schweren Krankheit. H.-H.<br />
Timmann wurde 1924 in Hamburg geboren.<br />
Er hatte die Schule mit dem Abitur<br />
abgeschlossen . Er war auf eignem Hof<br />
Bauer geworden. Sein Leben widmete er<br />
seiner Familie und seiner Dorfgemeinschaft,<br />
die er im Kreistag von Itzehoe vertrat. Als<br />
sein Hof in den Gefahrenbereich eines<br />
Kernkraftwerkes fiel, die Nutzung daran<br />
aufgegeben werden mußte, vertrat er die<br />
Interessen seiner mit ihm betroffenen Nachbarn<br />
selbstlos mit. Im Jahre 1979 heiratete<br />
er Waltraut Wöbke , geb. Skorzik, aus Gutten<br />
J, dem Kreis Johannisburg. Für ihn, der in<br />
Kollmar an der Elbe lebte, erwuchs eine ihn<br />
voll in Anpruch nehmende Aufgabe. Er, der<br />
Norddeutsche, erstellte mit seiner Frau in<br />
bemerkenswerter Wissenschaftlichkeit und<br />
besonderer Gründlichkeit ein für unseren<br />
Heimatkreis bedeutsames Werk: Er schrieb<br />
die Chronik des Dorfes Gutten J für die<br />
Zeit von dessen Gründung- oder Wiederbegründung<br />
- im Jahre 1495 bis zum Jahre<br />
1945. Es wurde für 450 Jahre eine Ortsgeschichte,<br />
eingebettet in die Besiedlung<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Ostpreußens. Sie umfaßte die Entstehung<br />
und Entwicklung des Ortes, mit urkundlichen<br />
Nachweisen für alle beteiligten Familien<br />
und deren Schicksal. Dies gilt auch für<br />
die Zeit nach 1945, mit den Drangsalierungen,<br />
den Verschleppungen, den<br />
Vertreibungen der Einwohner, die für viele<br />
den Tod bedeuteten. Seine zweite Arbeit ,<br />
die er auf unsere Bitte erstellte, war eine<br />
Abhandlung über die „Geschichte der Juden<br />
aus dem Kreis Johannisburg”.<br />
Vor der endgültigen Druckreife ereilte ihn<br />
der Tod. So bleibt uns die Vollendung und<br />
die Herausgabe als Vermächtnis.<br />
Die Kreisgemeinschaft konnte ihm und<br />
seiner Frau am 23.8.1993 als Dank für die<br />
geschichtsbewahrende Arbeit das Ehrenzeichen<br />
der Landsmannschaft Ostpreußen<br />
überreichen.<br />
Hans-Heinrich Timmann war ein herauszuhebendes<br />
Beispiel dafür, daß die Vertreibung<br />
der Ostdeutschen aus ihrer Heimat<br />
ein gesamtdeutsches Anliegen ist und auch<br />
bleiben muß.<br />
Wir danken dem Verstorbenen für seinen<br />
Einsatz.<br />
Wir trauern um ihn mit seiner Ehefrau, seinen<br />
Kindern, seinen Enkeln und Urenkeln<br />
und seinen Angehörigen.<br />
Er hat sich um unsere Heimat verdient<br />
gemacht.<br />
Die Kreisgemeinschaft Johannisburg.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
HILFE FÜR DEUTSCHE<br />
ZWANGSARBEITER<br />
Landsmannschaft Ostpreußen beginnt<br />
mit Erfassung der Opfer<br />
Die Landsmannschaft Ostpreußen hat in<br />
Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis<br />
Deutsche Zwangsarbeiter (AKDZ) begonnen,<br />
die deutschen Opfer von Zwangsund<br />
Sklavenarbeit während des Zweiten<br />
Weltkrieges und in den Folgejahren zu erfassen.<br />
Zweck der Erfassungsmaßnahme ist es in<br />
erster Linie, die öffentliche Diskussion über<br />
die Behandlung der deutschen Opfer anzuregen.<br />
Bisher waren es eher Ausnahmesituationen,<br />
in denen auf deutsche Zwangsarbeiter<br />
hingewiesen wurde. So hat beispielsweise<br />
der CSU-Bundestagsabgeordnete<br />
Hans-Peter Uhl bei der Bundestagsdebatte<br />
über das Gesetz zur Errichtung<br />
des Entschädigungsfonds für NS-Zwangsarbeiter<br />
das Projekt als einseitig gerügt.<br />
Auch prangerte er die Nichtbeachtung des<br />
schweren Schicksals der deutschen<br />
Zwangsarbeiter an.<br />
Die Landsmannschaft Ostpreußen möchte<br />
die Versäumnisse der Politik im Rahmen<br />
ihrer Möglichkeiten aufarbeiten. Ziel ist es,<br />
die öffentliche Debatte über den Umgang<br />
mit den Opfern im eigenen Volke anzuregen<br />
und dazu beizutragen, die offenen<br />
Fragen vernünftig und würdig zu lösen.<br />
Es kann nicht sein, daß deutsche Kriegsgefangene<br />
und Zivilisten, die zum Teil noch<br />
bis 1954 / 55 in sibirischen Gruben durch<br />
Zwangsarbeit, Vergewaltigungen und Folter<br />
schwere gesundheitliche Schäden erlitten<br />
haben, die als Zwangsarbeiter in Frankreich<br />
Erz und Kohle fördern mußten, oder<br />
solche, die in schlesischen Kohlegruben<br />
für Polen Zwangsarbeit geleistet haben -<br />
daß all diese Menschen von jeglicher Debatte<br />
über Entschädigung oder andere<br />
Maßnahmen von vornherein ausgeschlossen<br />
bleiben. Hier wird in der Öffentlichkeit<br />
verkannt, daß es in erster Linie Heimatvertriebene<br />
sind, die nach der Enteignung<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
und vor der Vertreibung nach Westen zunächst<br />
in den Osten zur Zwangsarbeit verschleppt<br />
wurden. Neben den Kriegsgefangenen<br />
waren es rund 500 000 deutsche<br />
Zivilisten aus den Oder-Neiße-Gebieten,<br />
30 000 Sudetendeutsche und 160 000<br />
Deutsche aus Südosteuropa. Das Zwangsarbeiter-Schicksal<br />
hat bei den meisten<br />
Opfern, die ihre Marter überlebt haben, bis<br />
heute gesundheitliche und seelische<br />
Dauerschäden hinterlassen. Auch aus diesem<br />
Grunde muß der politischen Ignoranz<br />
in Berlin entgegengewirkt werden.<br />
Schneiden Sie den Fragebogen bitte aus<br />
oder kopieren und verteilen Sie ihn.<br />
Die ausgefüllten Fragebogen senden Sie<br />
bitte an den vorgegebenen Adressaten.<br />
B. Knapstein<br />
Aus: „Ostpreußenblatt”<br />
NICHT AUFRECHNEN,<br />
ABER ERINNERN!<br />
Hans-Peter Uhl zur Zwangsarbeiter-Problematik<br />
Der Weg für die Entschädigung ehemaliger<br />
Zwangsarbeiter ist nun frei. Nachdem<br />
die Sammelklagen in den USA abgewiesen<br />
wurden und die Frage der Rechtssicherheit<br />
im Bundestag - mit der Feststellung<br />
ausreichender Rechtssicherheit für<br />
deutsche Unternehmen am 30. Mai 2001 -<br />
geklärt wurde, kommt das Stiftungsgesetz<br />
in Gestalt von Auszahlungen zur Anwendung.<br />
Zu Recht trägt die Stiftung den Titel „Erinnerung,<br />
Verantwortung, Zukunft“, denn<br />
ohne Erinnerung und Übernahme der Verantwortung<br />
für das Geschehene kann es<br />
keine gedeihliche Zukunft geben, kein friedliches<br />
Miteinander unter Nachbarn. Wir<br />
beweisen durch sie erneut unsere Verantwortung<br />
vor der historischen Wahrheit. Der<br />
deutsche Staat und die deutsche Wirtschaft<br />
wollen mit dieser Stiftung die bereits geleisteten<br />
Wiedergutmachungszahlungen<br />
noch einmal ergänzen, um dadurch ein<br />
47
48<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Zeichen der Versöhnung zu setzen. Das<br />
Wachhalten der Erinnerung an das vergangene<br />
Leid darf aber auch nicht dazu führen,<br />
daß das Erinnern zur alleinigen Verpflichtung<br />
der Deutschen wird. Die richtige<br />
Erinnerung darf nicht bei unserer schonungslosen<br />
Aufdeckung von Verbrechen<br />
durch die Nazi-Herrschaft stehen bleiben:<br />
- Der Verbrechen der Deutschen wird gedacht.<br />
- Aber die Verbrechen an Deutschen werden<br />
ausgeblendet.<br />
Ohne jede Aufrechnungsabsicht muß festgestellt<br />
werden: Das Unrecht des Naziregimes<br />
hat letztlich auch das Unrecht an<br />
vielen Deutschen ausgelöst. Aber ein Unrecht<br />
kann das andere Unrecht niemals<br />
rechtfertigen. Es kann kein Aufrechnen<br />
geben. Weder für uns noch für andere.<br />
Erinnern kann nicht teilbar sein!<br />
Es darf zu keiner ewigen Stigmatisierung<br />
der Deutschen kommen. Sonst bedeutete<br />
das: Deutsche dürfen ihre Verbrechen nicht<br />
aufrechnen: Wohl aber dürfen Verbrechen,<br />
die an Deutschen begangen wurden, mit<br />
dem NS-Unrecht aufgewogen werden.<br />
Der jüdische Deutsche Hans-Georg Adler,<br />
der während des Zweiten Weltkriegs in<br />
Theresienstadt inhaftiert war, schilderte die<br />
Verhältnisse im ehemaligen KZ im Jahre<br />
1946, also nach Kriegsende, so: „Bestimmt<br />
gab es unter ihnen welche, die sich in den<br />
Besatzungsjahren manches haben zuschulden<br />
kommen lassen, aber die Mehrzahl,<br />
darunter viele Kinder und Halbwüchsige,<br />
wurden bloß eingesperrt, weil sie<br />
Deutsche waren. Nur weil sie Deutsche<br />
waren? Der Satz klingt erschreckend bekannt;<br />
man hatte bloß das Wort Juden mit<br />
Deutsche vertauscht. Die Menschen wurden<br />
elend ernährt, mißhandelt, und es ist<br />
ihnen um nichts besser ergangen, als man<br />
es von deutschen Konzentrationslagern her<br />
gewohnt war.“<br />
Wir müssen auch an das Folgende erinnern:<br />
In einem von 1255 polnischen Arbeitsund<br />
Deportationslagern kamen beispielsweise<br />
von 8064 Insassen 6488 ums Leben.<br />
Darunter waren auch 628 Kinder, die wirk-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
lich nichts für Hitlers Herrschaft konnten.<br />
Viele der Zwangsarbeiter ließ man verhungern,<br />
prügelte man zu Tode oder erschoß<br />
sie. Wer nicht arbeiten konnte, wurde ermordet.<br />
Wir müssen auch daran erinnern: In der<br />
Tschechoslowakei gab es 2061 Arbeits-,<br />
Straf- und Internierungslager, in Jugoslawien<br />
1562. In Jugoslawien wurde zwischen<br />
Arbeitslagern und Lagern für Arbeitsunfähige<br />
unterschieden. In diesen letzteren<br />
Lagern wurden die Menschen systematisch<br />
vernichtet. Im größten jugoslawischen<br />
Vernichtungslager, Rudolfsgnad, sind von<br />
33 000 deutschen Insassen 9503 umgebracht<br />
worden, darunter 491 Kinder unter<br />
14 Jahren.<br />
Wir müssen auch erinnern an die 700 000<br />
deutschen Zivilisten, darunter viele Frauen<br />
und Kinder, die nach 1945 zur Zwangsarbeit<br />
in die Sowjetunion deportiert wurden.<br />
Hunderttausende von deutschen Kriegsgefangenen<br />
mußten sich völkerrechtswidrig<br />
in Sibirien bis Mitte der 50er Jahre zu<br />
Tode schuften.<br />
Weit über zwei Millionen Deutsche sind<br />
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
durch Vertreibung, Internierung und<br />
Zwangsarbeit zu Tode gekommen.<br />
Alles dies geschah übrigens in demselben<br />
Zeitraum, als in den Nürnberger Prozessen<br />
gegen Nazi-Größen Todesurteile wegen<br />
Deportation, Zwangsarbeit und Vernichtung<br />
ausgesprochen wurden.<br />
Verantwortung beginnt mit der Wahrhaftigkeit,<br />
und sie endet mit ihr. Ob Christ, ob<br />
Jude oder Atheist, ob Pole, Russe oder<br />
Deutscher: Was man ihnen in den Arbeitslagern<br />
des Zweiten Weltkriegs und danach<br />
antat, waren Verbrechen gegen die<br />
Menschlichkeit:<br />
Der englische Berichterstatter Bashford<br />
schrieb bereits im Sommer 1945 an das<br />
englische Außenamt: „Die Konzentrationslager<br />
sind nicht aufgehoben, sondern von<br />
den neuen Besitzern übernommen worden:<br />
(...) In Swientochlowice [Oberschlesien]<br />
müssen Gefangene, die nicht verhungern<br />
oder zu Tode geprügelt werden, Nacht
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
für Nacht bis zum Hals im kalten Wasser<br />
stehen, bis sie sterben. In Breslau gibt es<br />
Keller, aus denen Tag und Nacht die Schreie<br />
der Opfer dringen.“<br />
In einem Bericht an den amerikanischen<br />
Senat vom 28. August 1945 heißt es: „Man<br />
hätte erwarten dürfen, daß nach der Entdeckung<br />
der Scheußlichkeiten, die sich in<br />
den Konzentrationslagern der Nazis ereigneten,<br />
niemals wieder derartiges geschehen<br />
würde; das aber scheint leider nicht so<br />
zu sein.“<br />
Der Philosoph Bertrand Russell schrieb am<br />
19. Oktober 1945 an die Londoner „Times“:<br />
„In Osteuropa ... hat [man] ganz offensichtlich<br />
die Absicht, viele Millionen Deutsche<br />
auszulöschen, nicht durch Gas, sondern<br />
dadurch, daß man ihnen ihr Zuhause und<br />
ihre Nahrung nimmt und sie einem langen<br />
schmerzhaften Hungertod ausliefert.“ .<br />
So wie das Erinnern unteilbar und Leid<br />
nicht teilbar ist, so ist auch die Verantwortung<br />
für Verbrechen nicht teilbar. Willy<br />
Brandt kniete in Auschwitz. Roman Herzog<br />
bat im Warschauer Ghetto um Vergebung.<br />
Deutsche haben sich zu Recht für deutsche<br />
Untaten immer wieder entschuldigt<br />
und um Vergebung gebeten. Wir vermissen<br />
aber, daß auch die Gegner von einst<br />
sich ihrer Verantwortung stellen. Eine wahre<br />
Aussöhnung kann es aber nicht geben,<br />
wenn das Leid des einen anerkannt und<br />
das des anderen geleugnet wird.<br />
Wer sich nicht erinnert und damit die eigene<br />
Verantwortung leugnet, der sät die Blumen<br />
des Bösen: Auf dieser Saat der Selbstgerechtigkeit<br />
blüht keine Zukunft und gedeiht<br />
keine gute Nachbarschaft in Europa.<br />
In unserer Fraktionserklärung zur Abstimmung<br />
im Juli des vergangenen Jahres forderten<br />
wir diejenigen Staaten auf, „die nach<br />
dem Ende des Zweiten Weltkriegs Deutsche<br />
verschleppt und unter unmenschlichen<br />
Bedingungen zur Arbeit gezwungen<br />
haben, den noch lebenden deutschen<br />
Opfern eine der deutschen Regelung zur<br />
Zwangsarbeiterfrage entsprechende Entschädigung<br />
in Form einer humanitären<br />
Geste zu gewähren“.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Wer dies verweigert mit der Begründung,<br />
daß das deutsche Leid auf das Konto der<br />
Nazis gehe, vergißt zweierlei: Zum einen<br />
war der Zweite Weltkrieg zu Ende. Zum<br />
anderen wurden diese Verbrechen an zumeist<br />
unschuldigen Zivilisten begangen.<br />
Wir wollen nur, daß die Prinzipien der Wahrhaftigkeit<br />
und Gerechtigkeit für alle Menschen,<br />
d. h. auch für Deutsche, gelten.<br />
Die Geschichte kennt keinen Schlußstrich:<br />
Verantwortung für die Zukunft bedeutet<br />
deshalb, daß wir die Auseinandersetzung<br />
mit der Zeit des Nationalsozialismus fortführen<br />
werden. Wohl aber muß es für die<br />
Menschen in diesem Lande die Gewißheit<br />
geben, daß die materiellen Wiedergutmachungsleistungen<br />
irgendwann ein<br />
Ende nehmen. Denn über 70 Prozent aller<br />
heute lebenden Deutschen sind nach 1945<br />
geboren.<br />
Erinnerung, Verantwortung, Zukunft - dieser<br />
Titel der Stiftung ist Ausdruck des deutschen<br />
Bemühens um Versöhnung und<br />
materiellen Ausgleich für das von deutscher<br />
Seite verursachte Leid. Über ein halbes<br />
Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs muß es aber auch für Deutsche<br />
eine historische Gerechtigkeit geben.<br />
Wir fordern nicht mehr und nicht weniger<br />
als diese Gerechtigkeit.<br />
Wir Deutsche werden das Leid, das unsere<br />
Vorväter anderen angetan haben, nicht<br />
vergessen. Nur mit Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit<br />
schaffen wir Vertrauen.,<br />
Nur mit Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit<br />
schaffen wir eine wahre Versöhnung zwischen<br />
den Völkern im zusammenwachsenden<br />
Europa!<br />
Aus: „Ostpreußenblatt”<br />
49
50<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Bitte ausfüllt zurücksenden an:<br />
An die Landsmannschaft Ostpreußen e.V.<br />
Erfassungsstelle Deutsche Zwangsarbeiter (AKDZ)<br />
Herrn Knapstein, Parkallee 84-86, 20144 Hamburg<br />
Erfassung deutscher Opfer von Zwangs- und Sklavenarbeit während des Krieges<br />
und in den Folgejahren<br />
Bezugnehmend auf die anlaufende Entschädigung von „NS-Zwangsarbeitern“ bemühen sich auch die<br />
ostdeutschen Landsmannschaften um einen gerechten Ausgleich für die deutschen Opfer von Zwangs- und<br />
Sklavenarbeit, die z.T. von diesen Maßnahmen noch heute betroffen sind (gesundheitliche Schäden,<br />
Rentenausfallzeiten u.ä.). Soweit Sie selbst oder als Nachkommen von diesen Maßnahmen betroffen sind,<br />
können Sie sich ab sofort mit Ihrem Schicksalsbericht nebst Kopien von Beweisanlagen (soweit vorhanden)<br />
registrieren lassen.<br />
1. Name, Vorname des Opfers (ggf. Sterbedatum und - Ort):<br />
2. Geburtsdatum und - ort:<br />
3. Letzte Anschrift i.d. Heimat:<br />
4. Welche Gewalt durch Behörden oder Sicherheitsorgane haben Sie erlebt?:<br />
5. Wann und wo geschah das und wie lange dauerte diese Maßnahme?:<br />
6. Wohin wurden Sie verschleppt oder wo waren Sie interniert?:<br />
7. Unterbringung am Ort des Zwangsaufenthaltes:<br />
8. Welche Art von Zwangsarbeit (nähere Angaben) mussten Sie verrichten?:<br />
9. Haben Sie gesundheitliche Schäden aus dieser Zeit zurückbehalten,<br />
wenn ja welche?:<br />
10. Welche finanziellen Nachteile aus der Zwangsarbeit bestehen heute<br />
(z.B.: Ausfallzeiten in der Rente - wie lange)?:<br />
11. Sind Angehörige Ihrer Familie durch Gewalt umgekommen oder an deren Folgen<br />
gestorben? (Bitte Namen, Alter und evtl. Vorgang des Geschehens angeben.):<br />
Ich bin damit einverstanden, dass obige Angaben im Rahmen der öffentlichen Diskussion<br />
zur Durchsetzung der Ansprüche deutscher Zwangsarbeiter publizistisch verwertet<br />
werden.<br />
Absender:<br />
Name, Vorname: __________________________________________________________<br />
Anschrift: _________________________________________________________________<br />
Ort, Datum: _______________________ Unterschrift: ____________________________<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
DAS SOLLTEN WIR NICHT<br />
VERGESSEN<br />
Gertrud Dornheim, geb. Laschinski, eine<br />
<strong>Johannisburger</strong>in , berichtet über ihren<br />
Aufenthalt in dänischen Lagern (vgl. den<br />
ersten Teil ihres Berichtes über die Flucht<br />
im <strong>Heimatbrief</strong> 2001)<br />
Von Kopenhagen aus fuhren wir mit einem<br />
Güterzug nach Korsör. Dort erhielten wir<br />
Verpflegung, und vier Stunden später ging<br />
es mit der Fähre ca. eineinhalb Stunden<br />
nach Nyburg. Im sehr kalten Güterwagen<br />
haben wir übernachtet. Morgens 5 Uhr<br />
ging es dann weiter zur Insel Fünen nach<br />
Svendburg und von da nach Ollerup, am<br />
26.3.45. Gegen 10 Uhr kamen wir dort auf<br />
dem Bahnhof an, wo uns die deutsche<br />
Wehrmacht in Empfang nahm . Ich schätze,<br />
wir waren gut 1000 Personen. Wir kamen<br />
in der dänischen Gymnastikschule<br />
unter, wo sich zum Teil auch die Wehrmacht<br />
aufhielt. Die Schule bestand aus<br />
einem Hauptgebäude und vielen Nebengebäuden,<br />
z. B. Reithalle, Gymnastikhalle<br />
und Schwimmhalle. Aus dem Becken der<br />
Schwimmhalle ließ man das Wasser heraus,<br />
stellte primitive Betten auf und legte<br />
auch Stroh hin, um dort Flüchtlinge unterzubringen.<br />
Viele wurden krank in der feuchten,<br />
kalten Halle. In der Reithalle waren<br />
Frauen mit Babys und Kleinkindern untergebracht.<br />
Nachts kamen die Ratten und<br />
knabberten mehrfach den Babys die Finger<br />
ab.<br />
Wir erhielten dann das Zimmer Nr. 59 im<br />
Dachgeschoss des Hauptgebäudes, ein<br />
sehr schönes Zimmer mit Ausblick auf Wiesen<br />
und Felder. Wir wohnten hier mit sechs<br />
Personen, meine Mutter, ich und vier weitere<br />
junge Mädchen. Man sprach immer von<br />
der Mutter mit den fünf Töchtern. Kaltverpflegung<br />
für Frühstück und Abendbrot erhielten<br />
wir täglich um 17 Uhr. Das Essen<br />
war gut. Am 29.3. feierte die Kompanie<br />
einen Abschiedsabend, und die Flüchtlinge<br />
waren dazu eingeladen. Da wir uns frei<br />
bewegen konnten und das Lager verlas-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
sen durften, machten wir am 30.3. einen<br />
ausgiebigen Spaziergang und brachten<br />
viele Veilchen und andere Blumen mit, die<br />
schon blühten. Am Ostersonntag, dem<br />
31.3., versuchten wir das Fest zu gestalten:<br />
Wir höhlten Eier aus, bemalten sie und<br />
steckten unsere gesammelten Blümchen<br />
hinein. Ständer für die Ostereier bastelten<br />
wir auch sowie Tischkarten in Ostereierform.<br />
Am Abend erhielten wir von der Wehrmacht<br />
die ersten sieben Kronen. Von diesem<br />
Geld kaufte ich eine Seifendose und<br />
eine Nagelbürste.<br />
Am Ostermontag, dem 1.4., wurden wir alle<br />
im großen Eßsaal von den Soldaten zum<br />
Kaffee eingeladen. Kuchen gab es in rauen<br />
Mengen. Die Rekruten aus Ost und<br />
West schenkten Kaffee ein und bedienten<br />
uns. Dann kam der Osterhase und brachte<br />
jedem drei gefärbte Eier und meiner Mutter<br />
einen schönen Osterlilienstrauß.<br />
Ins Kino, es befand sich im großen Speisesaal,<br />
gingen wir auch recht oft. Am 4. April<br />
wanderten wir sechs ins nächste Dorf, um<br />
Torte mit echter Schlagsahne zu essen. -<br />
Am 5. April bekam ich über Nacht einen<br />
dicken Hals und konnte nicht schlucken.<br />
Der Wehrmachtsarzt machte gleich einen<br />
Abstrich und pinselte den Hals mit einem<br />
lila Zeug aus und am Nachmittag noch<br />
einmal. Am nächsten Tag musste ich dann<br />
ins Krankenrevier und bekam gleich eine<br />
Spritze gegen Diphtherie. Der Sanitäter,<br />
Onkel Wilhelm genannt, war sehr nett.<br />
Er pinselte zweimal meinen Hals, versorgte<br />
mich mit Tabletten und achtete drauf, daß<br />
ich auch gurgelte. An der Zimmertür hatten<br />
sie ein Schild angebracht: „Betreten verboten<br />
-Ansteckungsgefahr”. Onkel Wilhelm<br />
sagte: „In deinem Hals sieht es aus wie im<br />
Klo. Besuch ist nur auf dem Flur erlaubt und<br />
die Zimmertür ist dann auf.” Ich lag jetzt mit<br />
einem Mädchen aus Ostpreußen zusammen,<br />
das auf dem Haff verwundet worden<br />
war. Wir beide waren die einzigen Mädchen<br />
hier und wurden von den Soldaten<br />
sehr verwöhnt. Mein Abstrich kam zurück:<br />
Positiv. Jeglicher Besuch verboten. Der<br />
zweite und der dritte Abstrich waren eben-<br />
51
52<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
falls positiv. Stabsoberfeldwebel Dörfel und<br />
Sanitäter Onkel Wilhelm waren unsere Bezugspersonen.<br />
Sie versorgten uns mit gutem<br />
Essen, u. a. Torte und Schlagsahne<br />
sowie Bohnenkaffee. Da die Abstriche immer<br />
noch positiv waren, nannte man mich<br />
die Bazille. An 13. April war der Arzt verreist:<br />
Dörfel und Wilhelm sind mit uns spazieren<br />
gegangen nach West-Skerningen<br />
und nachmittags nach Ost-Skerningen. Am<br />
nächsten Tag haben wir wegen Muskelkater<br />
und Halsschmerzen den ganzen Tag im<br />
Bett gelegen. Wir lernten zwei dänische<br />
junge Mädchen kennen, die dort bei der<br />
Wehrmacht arbeiteten und uns öfter besuchten<br />
und uns auch verwöhnten. Else<br />
Jansen brachte uns am Abend gebratene<br />
Heringe, die uns köstlich schmeckten.<br />
Einen Tag später waren meine Mandeln<br />
und mein Hals wieder dick. Wilhelm pinselte<br />
mehr denn je und sagte, nun sehe es<br />
wieder aus wie im Klo. Wir machten aber<br />
trotzdem einen Spaziergang zum Schloss<br />
und um den See über Eygensee und zurück.<br />
Wir haben viele Birkenäste und Blumen<br />
mitgebracht. Am 19.4. waren wir bei<br />
Friedel Hansen zum Kaffee eingeladen. Es<br />
war ein schöner Nachmittag, Else Jensen<br />
war auch da. 20.4. Zum Mittag gab es<br />
Bratfisch und frischen Salat. Es schmeckte<br />
wieder ganz toll. Mit Onkel Wilhelm durfte<br />
ich das Essen direkt aus der Küche holen,<br />
die im Hauptgebäude war.<br />
Am 21.4. wollten wir eine Fahrt nach Sonderburg<br />
machen, die aber wegen Sabotagen<br />
ausfiel. Die Fähre nach Sonderburg<br />
war gesprengt worden und die Geschäfte<br />
streikten. Da die Putzfrau fehlte, halfen wir<br />
Wilhelm beim Saubermachen. Nachmittags<br />
sind wir wieder mit Else Jensen nach West-<br />
Skeninge ins Kaffee gegangen. Meine Mitpatientin<br />
Susanne wurde entlassen, und<br />
ich blieb allein. Inzwischen kam der 6.<br />
Abstrich zurück, natürlich wieder positiv.<br />
Der Oberstabsarzt sagte: „Sie müssen bis<br />
Kriegsende im Revier bleiben.” Schwester<br />
Sofie hatte mich beim Arzt verpetzt, dass<br />
ich im Kino war. Am 28.4. feierte ich meinen<br />
24. Geburtstag. Von Else und Friedel be-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
kam ich ein Paar Schuhe und drei Büstenhalter<br />
geschenkt. Zum Nachmittagskaffee<br />
war das Zimmer voll. Auch Oberstabsarzt<br />
Dr. Hansen kam zum Gratulieren und blieb<br />
zum Kaffee. Meine Mutter, Susanne und<br />
noch einige aus Zimmer 59 waren gekommen.<br />
Es war eigentlich die schönste Zeit,<br />
die ich trotz Diphtherie in Dänemark verlebt<br />
habe. Ob Deutsche oder Dänen, sie waren<br />
alle sehr nett und wir verstanden uns einmalig<br />
gut. Die Freundschaft zu Else und<br />
Friedel hielt, bis ich Ende 1948 wieder<br />
nach Deutschland kam. Wir besuchten uns<br />
gegenseitig und hielten lange Kontakt durch<br />
Briefwechsel.<br />
Am 1. Mai feierten wir im Revier einen<br />
Kameradschaftsabend. Ich wurde immer<br />
mit eingeladen. Um 24 Uhr kam dann die<br />
Nachricht, der Führer sei gefallen. Die Stimmung<br />
war gesunken, ich weiß heute nicht<br />
mehr, wie die Offiziere es auslegten. Wir<br />
saßen noch bis 3 Uhr beisammen und jeder<br />
fragte sich wohl, wie es weitergehen sollte.<br />
Am 2.5 . habe ich lange geschlafen und<br />
dann ein wenig beim Aufräumen geholfen.<br />
Der Oberstabsarzt Dr. Hansen brachte mir<br />
die freudige Nachricht, dass ich am Freitag,<br />
dem 4. 5., entlassen würde. Mit ein<br />
wenig komischen Gefühlen zog ich dann<br />
mit all meinen Sachen und den vielen Blumen<br />
ins Hauptgebäude zurück. Die Kameradschaft<br />
war nicht mehr wie am Anfang.<br />
Ich hielt mich ein wenig zurück und dachte<br />
an die Zeit im Revier zurück. Die Sehnsucht<br />
nach dem richtigen Zuhause und der Heimat<br />
wurde immer stärker. Man dachte an<br />
die Angehörigen und Bekannten, an die<br />
Freundinnen, mit denen man zusammen<br />
gewesen war oder gearbeitet hatte.<br />
In Dänemark wurde es immer brenzliger.<br />
Alle Volksdeutschen, die bei der Wehrmacht<br />
gearbeitet hatten, wurden von den<br />
Dänen eingesperrt. Ich meldete mich freiwillig<br />
ins Revier zum Saubermachen, da<br />
die Volksdeutschen ja fort waren. Die Soldaten<br />
erhielten neue Uniformen und Wäsche,<br />
da sie sich für den Transport nach<br />
Deutschland fertig machen mußten. Auch<br />
wir erhielten von dem restlichen Vorrat blaue
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Uniformen zum Umarbeiten für Jacken,<br />
Röcke und Hosen, denn wir hatten ja nichts<br />
zum Anziehen. Auch neue Unterwäsche<br />
aus Wolle erhielten wir, räufelten sie auf<br />
und strickten Unterwäsche, Jacken und<br />
Pullis. Aus blau-karierter Bettwäsche wurden<br />
Kleider genäht. Die Soldaten gaben<br />
sehr viel ab, um nicht so viel tragen zu<br />
müssen. Von Else Jensen erhielten wir sogar<br />
einen Kocher. Nun konnten wir auf<br />
unserem Zimmer ein wenig zusätzlich kochen.<br />
Doch die Freude dauerte nicht lange.<br />
An dem Tage, als die Soldaten fortkamen,<br />
wurde uns der Strom gesperrt. Sofort<br />
wurden auf dem ganzen Gelände dänische<br />
Posten aufgestellt, und niemand durfte<br />
mehr das Lager verlassen. Ich arbeitete<br />
noch weiter im Revier, es mußte alles sehr<br />
sauber sein. Zum Einkaufen kamen wir<br />
auch nicht mehr heraus. Wir waren ja<br />
schließlich jetzt Gefangene. Der erste Sonntag<br />
war der 13.5., ohne Soldaten im Lager<br />
war es unheimlich still. Draußen war kaum<br />
einer zu sehen, aber das Leben ging weiter.<br />
Zum Essen bekamen wir genug. Wir<br />
hatten noch nicht gehungert. Dann kamen<br />
wieder neue Flüchtlinge aus Svendburg<br />
und Umgebung. Nun waren wir hier 2000<br />
Menschen. Ich habe Bekannte getroffen,<br />
mit denen wir auf der Ubena zusammen<br />
waren. Die Freude war groß. Ich wurde nun<br />
Proviantmeisterin für alle Lager: 1. Lager<br />
Kommandogebäude, 2. Handwerksschule,<br />
3. Missionshotel, 4. Hochschulheim, 5. Stella-Maries,<br />
6. Skarak, 7. Schloß oder Kinderheim,<br />
8. Revier, 9. Revier 2, 10. Ausländer:<br />
Franzosen, Russen, Polen. Ich mußte also<br />
jeden Tag mit einigen Helferinnen für alle<br />
Lager die Verpflegung berechnen, wiegen<br />
und ausgeben, und in der Küche half ich<br />
auch noch mit. So trug ich die Verantwortung,<br />
da ich die Schlüssel für alle Lagerräume<br />
hatte.<br />
Von der deutschen Wehrmacht hatten wir<br />
sehr viele Geschenke bekommen, z. B.<br />
Büchsenfleisch und Wurst, Rauchfleisch<br />
und Hülsenfrüchte. Butter, Roggen und<br />
Weizenbrot bekamen wir schon von den<br />
Dänen geliefert. Frischfleisch, Wurst und<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Eier gab es nicht mehr, aber täglich 20 g<br />
Butter, 175 g Brot und 50 g Büchsenfleisch,<br />
so lange der Vorrat reichte. Kinder<br />
bis zu sechs Jahren und Kranke bekamen<br />
Butter und Weißbrot. Noch kamen wir gut<br />
aus. Nur das Brot war knapp bei den Leuten,<br />
die viele Kinder hatten.<br />
20. 5. - wir haben Pfingsten. Kinder bis zu<br />
drei Jahren erhielten 30 g Bonbons. Zum<br />
Muttertag erhielt jede Mutter ein Stück Kuchen<br />
und auch jedes Kind bis zu drei<br />
Jahren. Von den Dänen hatten wir 100<br />
Kuchen bekommen. In unserem Zimmer<br />
haben wir auch Muttertag gefeiert, das<br />
Zimmer mit Blumen geschmückt, Kuchen<br />
organisiert und es uns gemütlich gemacht.<br />
Am Abend machten wir innerhalb des<br />
Lagergeländes einen Spaziergang.<br />
Am 21. 5. waren wir bei Frau Scholz zum<br />
Bohnenkaffee im Revier eingeladen. Zu<br />
der Zeit befanden sich dort 6000 Soldaten.<br />
Sie waren auf dem Marsch nach Deutschland<br />
und hatten eine Ruhepause eingelegt.<br />
Wir durften uns nicht mit ihnen unterhalten.<br />
Überall standen Posten und passten<br />
auf.<br />
Dann waren wir nun allein, die Wehrmacht<br />
war fort. Die Ausgabe der Kaltverpflegung<br />
hatten jetzt zwei Dänen, Hansen und Huß,<br />
übernommen. Ich durfte aber bleiben und<br />
mithelfen. Seit den 1. 6. gab es nun für alle<br />
300 g Roggenbrot, 125 g Weißbrot, 20 g<br />
Butter, 25 g Wurst, 25 g Käse und 15 g<br />
Zucker. Säuglinge und Kinder bis zu 15<br />
Jahren bekamen noch 1/2 Liter Milch. Wir<br />
kamen damit ganz gut aus. Ich verstand<br />
mich mit den Dänen gut. Sie trieben mich<br />
immer zum Essen an, damit ich etwas auf<br />
die Rippen kriegen sollte. Auch meiner<br />
Mutter durfte ich ein schönes Butterbrot<br />
mitnehmen. Um unser eintöniges Leben zu<br />
bereichern, gründete ich eine Mädchen-<br />
Singgruppe. Da wir Zeit hatten, trafen wir<br />
uns fast jeden Abend. Wir sangen, erzählten<br />
Geschichten, und jeder berichtete von<br />
zu Hause und dem, was er erlebt hatte.<br />
Morgens gingen wir oft in die einzelnen<br />
Lager und weckten mit Gesang, auch am<br />
Abend sangen wir. Die Leute freuten sich<br />
53
54<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
sehr darüber. Wir wollten auch einen bunten<br />
Abend veranstalten und in den nächsten<br />
Wochen mit Gymnastik und Volkstanz<br />
beginnen. Ein Akkordeon war auch vorhanden.<br />
Es stellten sich immer mehr ein,<br />
die mitmachen wollten. Ja, man kann nicht<br />
nur herumsitzen und Trübsal blasen. Nur<br />
mit den Jungen war es furchtbar: sie stahlen,<br />
schlugen Fensterscheiben ein und<br />
machten so allerhand Dummheiten. Die<br />
Lümmel waren verwahrlost, sie dachten<br />
nicht ans Gehorchen, bis sie eines Tages<br />
in der Wache landeten.-<br />
Meine Mutter war fast immer krank. Die<br />
meiste Zeit lag sie im Bett. Sie hatte auch<br />
keinen Appetit mehr und war sehr schwach.<br />
Ich glaube, sie hatte Heimweh nach zu<br />
Hause. Jetzt brachte ich ihr oft Schonkost<br />
aus der Küche.<br />
Inzwischen hatte man im Lager auch Schulen<br />
eingerichtet, damit die Kinder und Jugendlichen<br />
nicht ganz verdummten. Leider<br />
gabt es kaum richtige Lehrkräfte, so<br />
wurden auch Personen aus verschiedenen<br />
Berufen eingestellt. Auch ich mußte heran.<br />
Ich gab in der Berufsschule Handarbeit<br />
und Singen, ebenso bei den jüngeren Kindern<br />
Turnen und Singen.<br />
Am 24.6. sollte eine Wahl stattfinden. Alle<br />
Lagerleiter sollten neu gewählt werden,<br />
auch der Hauptlagerleiter. Herr Ketterer<br />
war unser Geschäftsführer. Mir war die<br />
Hauptsache, dass der Hauptlagerleiter ordentlich<br />
war und sich für uns einsetzte.<br />
Am 15.6. habe ich zuerst Verpflegung ausgegeben,<br />
dann bin ich mit Hansen im Dorf<br />
gewesen, um Eier fürs Revier zu holen. Ich<br />
habe Kuchen geschenkt bekommen, zum<br />
Abendbrot Bratkartoffeln und Bratwurst<br />
gegessen. Abends haben wir wieder im<br />
Saal und in einigen Lagern Abendlieder<br />
gesungen. Über diese kleine Abwechslung<br />
freuten sich die Leute immer wieder. -<br />
Die Wahl hatte stattgefunden und Herr Lange<br />
mit 100 % gesiegt, wurde jedoch wegen<br />
Krankheit nicht anerkannt. Wir bekamen<br />
Herrn Borchert als Lagerleiter. Zur Generalprobe<br />
für den ersten bunten Abend ins<br />
Lager Ollerup durften alle Kinder kommen.<br />
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www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Am 27.6. war bunter Abend für Erwachsene.<br />
Es war ein großer Erfolg: am Abend<br />
Tanz bis 22 Uhr. Am 30.6. fand der zweite<br />
bunte Abend für Erwachsene statt. Die<br />
Arbeit bei der Kaltverpflegung ging weiter.<br />
Ich kam mit den Dänen Hansen und Huß<br />
immer noch sehr gut aus. Nun wollten auch<br />
die anderen Lager nicht beiseite stehen.<br />
Lager III wollte ein Märchen vorführen. Auch<br />
Lager II übte schon tüchtig. Sein Abend<br />
sollte auch bald steigen. Der Chor von<br />
Lager III und mein Chor veranstalteten in<br />
der nächsten Woche einen Singwettstreit.<br />
Wir wollten unbedingt siegen oder nie wieder<br />
auftreten. Die Zeit in Ollerup wurde uns<br />
nicht langweilig, denn wir beschäftigten<br />
uns, so gut wir konnten. Aus blau-karierten<br />
Bettbezügen nähten wir Kleider und Röcke<br />
und haben sie dann die Ollerup-Tracht<br />
genannt.<br />
Mit einigen Damen auf unserer Etage spielte<br />
ich oft Rommé. Der bunte Abend von<br />
Lager II war der schönste Abend von allen<br />
Lagern. Der Singwettstreit fiel aus, die aus<br />
Lager III waren zu feige, gegen meinen<br />
Chor zu singen. Im ganzen Lager Ollerup<br />
waren wir die Besten. Ich war richtig stolz<br />
auf meine Mädels.-<br />
Am 21. Juli ging es mir nicht gut, ich legte<br />
mich nach meiner Arbeit ins Bett, denn<br />
mein rechter Fuß schmerzte sehr. Ich hatte<br />
eine Blutvergiftung an der rechten Fußsohle.<br />
Ein roter Streifen zog schon am Bein<br />
hoch. Frau Mallin machte mir kochend heiße<br />
Umschläge und holte aus dem Revier<br />
essigsaure Tonerde. Danach wurde es auch<br />
ein wenig besser. Nun war ich von Lager I<br />
an der Reihe, einen bunten Abend zu gestalten.<br />
Doch mit meinem kranken Fuß konnte<br />
ich nicht gehen und wurde immer zu den<br />
Proben in den Saal getragen. Es gab oft<br />
Ärger. Ich fürchtete für unseren Abend, er<br />
würde nicht stattfinden. Viele wurden krank.<br />
Am 27. Juli kam Elli Felgner mit Gelbsucht<br />
ins Revier. Es wurde immer schlimmer, da<br />
nun die Vitamine fehlten: kein Gemüse,<br />
kein Obst! Zu der Zeit hatte jeder Dritte<br />
Durchfall. Auch mit meinem Fuß wurde es<br />
nicht besser. Am 1. 8. wurde ich nachmit
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
tags ins Revier eingeliefert. Am gleichen<br />
Tag starb um 21 Uhr in unserem Zimmer<br />
eine Frau an Wassersucht. Besuch hatte<br />
ich jeden Tag. Sogar der Hauptlagerleiter<br />
besuchte mich. Jeden Tag kamen neue<br />
Kranke hinein. Es war schon ein Elend.<br />
Nach ungefähr einer Woche wurde ich<br />
entlassen und hoffte, bald wieder arbeiten<br />
zu können. Doch die Arbeit machte mir<br />
jetzt nicht mehr viel Freude. Der neue Vertrauensmann,<br />
gleichzeitig unser Koch, war<br />
uns allen unsympathisch. Bald darauf gab<br />
ich meinen Arbeitsplatz auf. Es wurde mir<br />
zu bunt.<br />
Am 15. 11. war ich Taufpatin bei Holger<br />
Piplack, Sohn von Frau Pawelzik. Das<br />
Weihnachtsfest 1945 haben wir ganz gut<br />
verlebt. Man muß ja aus allem das Beste<br />
machen. Durch die eintönige Ernährung<br />
stellten sich immer wieder Krankheiten ein.<br />
So bekam ich eine Drüsenvereiterung unterm<br />
rechten Arm, später am rechten Knie<br />
und in der Leiste. Meine Mutter war auch<br />
die meiste Zeit krank. Am 1. 3. 46 ging ein<br />
Transport von hier ab. Einige Bekannte<br />
waren dabei.<br />
2x waren die Dänen nun im Lager und<br />
durchsuchten unsere Schränke, nahmen<br />
Schmuck und Geld mit. Was sie nicht fanden,<br />
wickelten wir in Wollknäuel ein, um<br />
wenigstens etwas zu retten. Da ich ja auch<br />
an der Schule tätig war und so zum Lehrpersonal<br />
gehörte, bekam ich alle 14 Tage<br />
einen Ausgehschein. Wir konnten uns dann<br />
zu zweit oder zu dritt außerhalb des Lagers<br />
frei bewegen. Kontakt mit den Dänen durften<br />
wir nicht haben. Einige schrien sogar<br />
hinter uns her „Tyske Nazischwein“. Aber<br />
wir gingen schweigend an denen vorbei.<br />
Auch Fallobst durften wir nicht aufsammeln.<br />
Am 28. 4. feierte ich meinen 25.<br />
Geburtstag. Schon früh wurde ich von<br />
meinem Chor mit einem Ständchen geweckt.<br />
lch bekam sogar Blumen und Geschenke.<br />
Am 16. 6. fand unser Lönsabend<br />
statt. Wir sangen Lieder und trugen Geschichten<br />
vor. Es war ein schöner Abend.<br />
Am 27.6. kam ich ins Krankenhaus<br />
Beldringe, wo mir am 1. 7. die Mandeln<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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herausgenommen wurden. Die Operation<br />
verlief gut, aber erst nach drei Wochen<br />
wurde ich entlassen. Zur gleichen Zeit<br />
wurden auch Lilo Schulz die Mandeln entfernt.<br />
Gemeinsam verlebten wir schöne<br />
Tage dort. Dann mußten wir aber umgehend<br />
ins Lager zurück, denn schon am 18.<br />
7. wurde Ollerup aufgelöst. Unser neues<br />
Lager war Knivholt bei Frederikshavn. Wir<br />
verließen die Insel Fünen und landeten<br />
ganz oben auf Jütland. Dort traf ich auch<br />
meine Cousine Mariechen Krüger mit ihren<br />
Kindern sowie Emmi Behrenz. In diesem<br />
Lager gefiel es uns gar nicht, alles Baracken,<br />
ca. 5000 Personen. Wir lebten jetzt<br />
mit 20 Personen in einer Baracke, Männer,<br />
Frauen, Kinder, die sich oft stritten. Zu den<br />
Toiletten mussten wir ein ganzes Stück<br />
gehen. Es war eine Baracke mit 20 Sitzen<br />
nebeneinander und 20 Sitzen gegenüber.<br />
Im Sommer konnte man nach draußen gehen<br />
und sich von dem Lärm entfernen. Zum<br />
Glück hatte ich immer noch meine Arbeit<br />
an der Schule. In dem Lager erhielt ich ein<br />
Hemd, einen Schlüpfer und ein Paar Holzschuhe.<br />
Von den Dänen bekamen wir jetzt<br />
eine Legitimationskarte, dass wir an allen<br />
Schulen innerhalb des Lagers zugelassen<br />
waren.<br />
Unsere Baracke stand unmittelbar neben<br />
dem Stacheldrahtverhau. Die Dänen gingen<br />
oft mit aufgepflanztem Gewehr auf und<br />
ab. Seelisch konnte man da wirklich eingehen,<br />
aber wir ließen uns nicht unterkriegen.<br />
Allmählich gewöhnte man sich an diese<br />
Zustände. Oft glaubte man, hier sei der<br />
Ausschuss der Menschheit zusammengekommen.<br />
Viele waren zur Arbeit eingeteilt: In der<br />
Küche, Nähstube, Schusterei, im Büro, in<br />
Krankenbaracken, zum Torfholen für die<br />
Baracken, und der war so nass, dass man<br />
ihn erst drei Tage in der Baracke trocknen<br />
mußte. Im Sommer wurden wir von den<br />
Wanzen geplagt. Ob man sie mit kochendem<br />
Wasser bekämpfte oder sonst irgend<br />
etwas tat, sie blieben und vermehrten sich<br />
schnell. Sie fielen besonders nachts von<br />
der Decke auf unser Gesicht. Im Winter<br />
55
56<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
kam dann noch die Kälte dazu. Womit<br />
sollten wir heizen außer dem Torf. Da wurde<br />
schon manches Brett von der Baracke<br />
abgerissen. Nachts verschwanden dann<br />
auch Türen und Wachhäuschen, um verheizt<br />
zu werden. Dann kamen die Dänen<br />
und kontrollierten und suchten die verschwundenen<br />
Sachen, meist ohne Erfolg.<br />
Zum Schlafen haben wir uns im Winter<br />
nicht ausgezogen, sondern warm verpackt:<br />
Schal, Mütze und Handschuhe der Wanzen<br />
wegen und mit der Papierdecke, die<br />
nicht viel wärmte, zugedeckt. Durch die<br />
Ritzen fegten der Wind, Regen oder Schnee<br />
und Kälte hinein. Morgens gab es an der<br />
Küche Tee, er schmeckte nicht, aber Gesicht<br />
und Hände konnten wir damit waschen.<br />
Seit dem 4. 11. 46 arbeitete ich hier<br />
an der Berufsschule. Sport, Singen und<br />
Handarbeit waren wieder meine Fächer. In<br />
diesem Lager gab es einen großen gemischten<br />
Chor von 115 Personen, der von<br />
Benno Bartels geleitet wurde. Die schönsten<br />
Abende verlebten wir aber mit dem<br />
dänischen Musikprofessor Savery, der uns<br />
mehrmals im Jahr besuchte. Er war wirklich<br />
ein Prachtmensch, der viel für die Flüchtlinge<br />
übrig hatte. Er war auch weit über die<br />
Grenzen hinaus bekannt, bis in die Schweiz.<br />
Dort gründete er später eine Musikschule.<br />
In der Baracke neben uns wohnten Freunde<br />
und Bekannte. Ich war sehr viel mit<br />
ihnen zusammen. Im Februar ’47 kam ich<br />
ins Krankenhaus nach Frederickshaven.<br />
Die rechte Achselhöhle war vereitert und<br />
mußte operiert werden. Auch meinen Geburtstag<br />
im April feierte ich im Krankenhaus,<br />
da war ich zum zweiten Mal operiert.<br />
Von Friedel Hansen aus Sonderburg erhielt<br />
ich ein Päckchen. Nun war auch ein<br />
Paket aus Amerika für mich unterwegs. lch<br />
war sehr neugierig. Aus Deutschland hatte<br />
ich schon Post erhalten, sogar vom Konrektor<br />
Walter aus Johannisburg. Der schilderte<br />
mir ausgiebig die jetzigen Zustände<br />
und wer noch dageblieben sei. Wir waren<br />
sehr enttäuscht, nun unsere Heimat nicht<br />
mehr wiederzusehen. Die Briefe vom Lehrer<br />
habe ich noch alle. Eine Kopie aller<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Briefe habe ich seinem Enkelsohn, Dr.<br />
Rotert, nach Kiel geschickt, der sich darüber<br />
sehr gefreut hat.<br />
Im Lager verlief das Leben weiter. Wir<br />
übten das Märchen „Peterchens Mondfahrt”.<br />
Ich spielte die Nachtfee, in einem<br />
langen blauen Gewand, eine Silberkrone<br />
auf dem Kopf mit meinem langen Haar. Es<br />
wurde ein toller Erfolg. Sogar die dänische<br />
Lagerleitung war da. Ja, man muß eben<br />
aus allem das Beste machen, dann ist alles<br />
leichter zu ertragen. Alle 24 Tage durften<br />
wir Mädchen mit dem Bus zur Nordmole<br />
nach Frederickshaven fahren. Man mußte<br />
sich nur rechtzeitig anmelden. War der Bus<br />
voll, kam keiner mehr mit. Von der Marine<br />
wurden wir mit Kaffee und Kuchen versorgt.<br />
Es waren schöne Nachmittage, die<br />
wir dort verleben durften. Gegen Abend<br />
wurden wir wieder ins Lager gefahren.<br />
Ab Anfang Juli ’47 waren wir in Aalberg<br />
West 49-06. Es war das schlechteste Lager,<br />
das wir bisher hatten. Wir gehörten zur<br />
Sektion III und zur Küche III. Das Kino in<br />
dem Lager war der einzig schöne Raum, in<br />
dem man sich wohl fühlen konnte. Man<br />
vergaß für Stunden, dass man im Lager<br />
war. Wir bekamen unsere alten Spielfilme<br />
zu sehen. Konzerte oder bunte Abende<br />
gab es auch gelegentlich. Professor Savery<br />
besuchte uns in diesem Lager oft, und wir<br />
verlebten schöne Stunden. Nun waren wir<br />
schon 21/2 Jahre hinter Stacheldraht, und<br />
die Sehnsucht nach unserem Zuhause<br />
wurde immer größer. Manchmal war dieses<br />
Leben kaum zu ertragen. Zum wiederholten<br />
Mal wurden wir registriert. lch hatte<br />
uns für die britische Zone angemeldet und<br />
hoffte, dass wir bald herauskommen würden.<br />
Ich war nun nicht mehr an der Schule<br />
tätig, sondern arbeitete in der Straminstube.<br />
Wir stickten Kissenplatten für eine<br />
dänische Fabrik. Als Lohn gab es eine<br />
kleine Zusatzverpflegung, pro Woche: 1 1/2<br />
l Magermilch, 3/4 l Saft, 1 Ei, 50 g Käse, 3/<br />
4 Roggenbrot und 125 g Wurst. Die Arbeit<br />
gefiel mir ganz gut. Seit April ’48 war ich<br />
schon wieder in ärztlicher Behandlung. Ich<br />
fuhr zweimal in der Woche ins Kranken
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
haus nach Aalberg. Dort traf ich eine gute<br />
Bekannte aus Johannisburg, die im Krankenhaus<br />
in der Küche arbeitete. Wenn ich<br />
dort war, bekam ich immer ein sehr gutes<br />
Mittagessen und noch einiges mit, z. B.<br />
Brot. Am Mittwoch und Sonntag war im<br />
Lager Tanz. Es spielte die Lagerkapelle.<br />
Ausgang hatte ich hier auch schon öfter,<br />
und zwar war ich zweimal im Lager Aalberg<br />
0st zu Besuch bei Lilo. Nach Auflösung des<br />
Lagers Knivholt wurden wir getrennt.<br />
Das Jahr 1948 neigte sich dem Ende zu.<br />
Es sollte am 13.10.48 nach Deutschland<br />
Der uns bekannte Verfasser schreibt zu<br />
dem folgenden „Erzählenden Gedicht“:<br />
Dieses erzählende Gedicht mit dramatischem<br />
Inhalt ist die Ballade von einer<br />
heimattreuen, selbstbewussten und tatkräftigen<br />
ostpreußischen Bauerntochter aus<br />
Masuren und ihrem dortigen elterlichen<br />
Bauernhof. Nach dem bisherigen Ablauf<br />
ihres langen Lebens mit glücklichen und<br />
dramatisch-tragischen Höhepunkten bringt<br />
dieser sprachlich verdichtete Rückblick auf<br />
eine schwere Zeit einen beispielhaften Eindruck<br />
von der Tragik des ostdeutschen<br />
Schicksals in diesem Jahrhundert.<br />
DER HOF IN MASUREN<br />
1915 (10.01.) - 1945 (23.01.) - 1995 (10.01.)<br />
Auf ostpreußischer Heimaterde, inmitten<br />
fruchtbarer Äcker und Fluren, ein ansehnlicher<br />
Bauernhof mit breitem Geviert, gebildet<br />
aus Wohnhaus, Stallungen und Scheunen,<br />
dazwischen der Hofbrunnen mit Tränke<br />
für alles Getier.<br />
Davor ein schattiger Garten mit blumigen<br />
Beeten und strauchigem Gezier, von innen<br />
her leuchtete das wohl gepflegte, hell getönte<br />
Haus, stets offen für Einkehr, ein<br />
gastfrohes Heim für Besucher und Freunde,<br />
die hier gingen ein und aus.<br />
Auf den Weiden ringsum graste fellglänzendes<br />
Vieh, edle Pferde warfen im<br />
Lauf den stolzen Kopf in die Höhe, auf dem<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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gehen. Wir waren dabei zu packen. Am<br />
8.10.1948, nach 31/2 Jahren Lagerzeit in<br />
Dänemark, sind wir in Pöppendorf eingetroffen.<br />
Meine Cousine Grete Meier aus<br />
Lübeck holte uns ab und brachte uns nach<br />
Stockelsdorf in die Dorfstraße zu ihren Eltern.<br />
Es dauerte eine ganze Zeit, bis wir<br />
vom Wohnungsamt ein Zimmer bekamen.<br />
Im Herbst lernte ich bei der Wohnungssuche<br />
meinen Mann Karl Dornheim kennen.<br />
Wir heirateten am 24.3.1950. So habe ich<br />
meine zweite Heimat gefunden.<br />
Hofe gackerte fleißiges Hühnervolk und<br />
der Schweine wohliges Grunzen klang ganz<br />
aus der Nähe.<br />
Hier lebte aus einstmals pruzzischmasovischem<br />
Stamme, in Generationen<br />
sich entfaltend, ein hoch gewachsenes ostpreußisches<br />
Bauerngeschlecht. Der masurischen<br />
Heimat eng verbunden, in ihr<br />
zutiefst verwurzelt, gab Haus und Hof, von<br />
Fleiß und Umsicht geprägt, ein rühmliches<br />
Ansehen, weithin beliebt und geschätzt.<br />
Dann aber - im kalten Winter 1914/15 -<br />
fegte unerwartet, jegliches menschliche<br />
Leben und friedliche Werk missachtend,<br />
aus östlichen Gefilden der wilden Kosaken<br />
Sturm über dieses beschauliche bäuerliche<br />
Dasein hinweg. Aus war’s sodann mit<br />
allem, wenn auch noch so bescheidenem<br />
Glück!<br />
Die lodernde Fackel eines großen Krieges<br />
überzog weite Teile Masurens. Manches<br />
stille Dorf ging in Flammen auf. Seinen<br />
Menschen drohte der Tod oder das unsägliche<br />
Schicksal aus der Heimat Vertriebener<br />
durch grausame Verbannung in unendlicher<br />
Fremde. - So verbrannte man<br />
auch aus kaltherzigem Vernichtungstrieb<br />
den stattlichen Hof in Masuren unweit von<br />
Lyck.<br />
Großvater, Mutter und alles Gesinde flohen<br />
noch rechtzeitig mit vollgepackten Schlitten,<br />
von Pferden gezogen, in dunkler<br />
Januarnacht durch hohen Schnee in die<br />
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58<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Wälder. Die Hoffrau allein, ihr Mann noch<br />
Soldat im Westen, erwartete, unter Pelzen<br />
vor starkem Frost geschützt, gerade jetzt<br />
ihr erstes Kind. Kaum Hoffnung auf glückliche<br />
Niederkunft, denn es wurde immer<br />
kälter!<br />
In finsterer Nacht von erbarmungslosen<br />
Kosaken verfolgt, schien alsbald die eilige<br />
Flucht vergeblich, da deren schnelle Spitze<br />
bald den Treck erreicht. - Das war wohl<br />
das Ende! Da! Mitten im Schrecken des<br />
nun wohl bevorstehenden jegliche menschliche<br />
Rücksichtnahme verachtenden<br />
Geschehens: Vernichtung oder aussichtslose<br />
Verschleppung -ein heller Schrei!<br />
Neues Leben erblickte plötzlich bei Kerzenschein<br />
das Licht der Welt. Ein russischer<br />
Feldarzt, eilends herbeigeholt, half<br />
wider Erwarten mit sicherer Hand bei der<br />
Geburt. Die erste Tochter einer glücklich<br />
erlösten Mutter, sie brachte die unerwartete<br />
Wende!<br />
Der Treck durfte - allen ein unfassbares<br />
Wunder! - Nach diesem wundersamen<br />
Geschehen nunmehr unbehelligt umkehren.<br />
Freie Rückkehr ins zwar verbrannte<br />
Heimatdorf! Unter verkohlten Balken<br />
schwelte noch Feuer. Das elterliche Haus<br />
ebenfalls von Flammen verzehrt. Vorläufiges<br />
Unterkommen in Ställen und Scheunen<br />
gab wenigstens ein Dach über den<br />
Kopf. Der rettende Spross der Familie im<br />
ganzen Dorfe bewundert und verehrt!<br />
Zum baldigen Wiederaufbau des Hofes<br />
kehrte der Vater vom Westen aus dem<br />
Felde heim. Auch der Großvater half, so<br />
auch mancher gute Freund und Nachbar.<br />
Zwei Töchter wuchsen alsdann heran,<br />
umsorgt von allen Seiten. Zur Freude der<br />
Eltern blieben sie gesund und schlugen<br />
nicht aus der Art. Deren Mut schützte sie<br />
vor jeder Gefahr.<br />
Nach dem Kriege in der Schule des Dorfes<br />
erste Schritte ins gemeindliche Leben,<br />
danach Besuch des Gymnasiums in der<br />
nächsten Stadt. Als heranwachsende Kräfte<br />
des Hofes halfen die Mädchen meistens<br />
im Garten, aber auch bei viel Arbeit auf den<br />
Feldern.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Neben ihnen die fleißigen Hände der Knechte<br />
und Mägde. Der Hof blühte, groß war die<br />
Freude der Eltern.<br />
Beim „Plon“, wenn alles reife Getreide eingefahren,<br />
ein fröhliches Erntefest den masurischen<br />
Sommer beschloss. Sicher in<br />
Scheunen geborgen nun der Felder goldiger<br />
Segen!<br />
Das Bauernjahr ging dann, nach letzter<br />
Ernte der Kartoffeln und Rüben und deren<br />
Bergung in Kellern und Mieten, dem kalten<br />
masurischen‚ Winter entgegen.<br />
So flossen die Zeiten in Frieden dahin. Der<br />
Hof, alsbald mit neuen agrarischen Techniken<br />
vertraut, gewann in bäuerlichen Kreisen<br />
zunehmend an Achtung und Ansehen<br />
durch väterliches Führungsgeschick. Die<br />
beiden Töchter heirateten, ein Enkelkind<br />
wurde geboren. Dazu gab der Hof allen auf<br />
ihm Lebenden Schutz und manch freudigen<br />
Gewinn. Vielfältiges Erbe erwuchs und<br />
öffnete der Zukunft bedeutsames<br />
Hoffnungsglück.<br />
Doch bald, kurz nacheinander, der greise<br />
Großvater und zur Bestürzung aller auch<br />
der hochverehrte Vater und Hofbesitzer,<br />
beide schlossen sie nach unerwarteter<br />
schwerer Krankheit die Augen und nahmen<br />
Abschied für immer. Würdig wurden<br />
sie beide - nach kurzem zeitlichen Abstand<br />
- zur letzten Ruhe gebracht. Sie erlebten so<br />
nicht mehr, wie - o Schmach!- zum zweiten<br />
Mal in einer Generation ein unerbittlicher<br />
Feind mit unerhörter Gewalt unendlich vielen<br />
Menschen im deutschen Osten die<br />
Heimat zerbrach!<br />
Als er nahte, rüstete das Dorf wiederum im<br />
tiefen Winter zur Flucht. Von den beiden<br />
Töchtern zunächst die ältere mit der kranken<br />
Mutter und ihrem zweijährigen Sohn<br />
und Spross aus dem Masurenland, schon<br />
fernen Kanonendonner aus östlicher Richtung<br />
in den Ohren, noch mit der Eisenbahn<br />
gen Westen fahrend dort eine vorläufige<br />
Bleibe fand.<br />
Die jüngere Tochter jedoch, als Erbin des<br />
Hofes bemüht, alle bewegliche Habe auf<br />
drei größere Wagen zu bergen, verließ einige<br />
Wochen später mit ihren Gespannen
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
und Helfern am frühen Morgen den Hof, um<br />
dem Treck des Dorfes in eine ungewisse<br />
Zukunft und - wer weiß - wie weite Ferne zu<br />
folgen. Noch ahnte sie nicht, wie bald alle<br />
vage Hoffnung dieser Art in einer furchtbaren<br />
Katastrophe zerstob. Widrige Umstände<br />
des kalten Winterwetters jedoch, aber<br />
mehr noch wirre Gerüchte über Richtung<br />
und Stärke des feindlichen Vorstoßes machten<br />
ihr große Sorgen.<br />
Im späten Januar durch starken Frost und<br />
hohen Schnee behindert - wie schon einst<br />
ein Treck des Hofes auf ostpreußischer<br />
Heimaterde - nur schweres Weiterkommen<br />
der Wagen. Es erlahmten die Pferde.<br />
So kam der Treck nur langsam voran. Gegen<br />
Abend überholten, aus seitlicher Richtung<br />
kommend, bereits feindliche Panzer<br />
die Gespanne. Um ihrem Feuer zu entkommen,<br />
suchte man in höchster Not Schutz im<br />
nassen Schnee auf der Erde.<br />
Neben ihnen versanken Pferde und Wagen<br />
im klirrenden Schnee, von den Fliehenden<br />
in panischer Angst kopflos verlassen. Von<br />
Granaten und Kugeln getroffen, so auch<br />
der Pfarrer der Gemeinde, verloren viele<br />
Menschen ihr Leben, andere ihre Freiheit,<br />
zusammengetrieben zu hilflosen Massen.<br />
Jüngere, darunter auch die Erbin, nur noch<br />
die Hofkarte als wichtigstes Dokument zur<br />
Hand, wagten, im Schutze der Nacht zu<br />
Fuß laufend, den Weg zu noch freien Straßen.<br />
Verzweifelte Hoffnung trieb sie voran.<br />
Endlich fanden sie zu dritt nach langen,<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Heimatlos<br />
von Bodenstedt<br />
beschwerlichen Märschen die sehnlichst<br />
erbetene Hilfe: Fürsorgliche Mitnahme<br />
durch zurückgehende deutsche Kolonnen.<br />
So entkamen sie wenigstens den todbringenden<br />
Horden gnadenloser feindlicher<br />
Häscher, den Vernichtern so manchen<br />
unschuldigen Lebens. Doch alles Glück<br />
einer bergenden Heimat schien nun endgültig<br />
zerronnen!<br />
Schließlich erreichten sie jenseits der<br />
Weichsel - nach manch einer gefährlichen<br />
Bedrohung durch feindliche Flieger - endlich<br />
Anschluß an westwärts fahrende Personenzüge.<br />
Im Unterschied zu ihrer hügeligen<br />
Heimat mit ihren Seen erlebten sie<br />
nun - je weiter nach Westen - mehr und<br />
mehr weite Feldmark mit fruchtbarer Börde.<br />
Der Erbin gelang so, wie der älteren<br />
Schwester mit Mutter und Sohn bereits<br />
früher, nach schweren Wochen die rettende<br />
Zuflucht auf verwandschaftlichen Besitz<br />
an der Flensburger Förde.<br />
Der Hof in Masuren, nun war er wohl für<br />
immer verloren. Auch die letzte Erbin verstarb<br />
alsdann nach langem, schwerem<br />
Krankenbett. Die ältere Schwester aber,<br />
einst auch auf der Flucht, jedoch zu seiner<br />
Rettung geboren, trägt das Gedenken an<br />
ihren väterlichen Hof mit all seinen immer<br />
noch geliebten bäuerlichen Konturen, auch<br />
für ihren dort geborenen einzigen Sohn, als<br />
teures Vermächtnis in ihrem Herzen, denn<br />
hier ist und bleibt ihre ewige Heimat - im<br />
fernen, unvergesslichen MASUREN.<br />
Ihr lächelt manchmal über unser Wesen<br />
Und seht uns irgendwie verwundet an-<br />
Was wißt ihr denn von allem, was gewesen,<br />
Was Heimat war und nie mehr werden kann!<br />
Wohl fand ich oft, was Aug’ und Ohr ergötzte,<br />
Doch nie, was meine Heimat mir ersetzte.<br />
entnommen aus Gedicht-Sammelband von G. Bosk<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
MEINE GLÜCKLICHE<br />
KINDHEIT IN JOHANNISBURG<br />
(1920–1934)<br />
Von Dr. rer. nat Dr. sc. phil. Gerd Bauer,<br />
Rudolfstr. 6, 24837 Schlesien<br />
Am 23. Januar 1920 wurde ich in Lyck<br />
geboren. Sechs Wochen nach meiner Geburt<br />
zogen meine Eltern nach Johannisburg,<br />
wo ich bis zu meinem 14. Lebensjahr<br />
eine glückliche Kindheit verlebte. Ich fühle<br />
mich daher als „<strong>Johannisburger</strong>“. Die Stadt<br />
und die herrliche urwüchsige Natur der<br />
masurischen Wälder und Seen prägten<br />
mein Wesen und hinterließen tiefe Verbundenheit<br />
und unvergeßliche Erinnerungen,<br />
die ich wie einen kostbaren Schatz hüte.<br />
Mein Vater wurde von Rechtsanwalt von<br />
Lojewski 1920 nach Johannisburg geholt,<br />
wo er als Chefredakteur in der „<strong>Johannisburger</strong><br />
Zeitung“ mit Dr. Max Krause zusammenarbeitete.<br />
Wir bezogen zuerst eine sehr große Wohnung,<br />
Fischerstraße 1, bei Bäckermeister<br />
Christowzik mit 7 Zimmern in einer Flucht.<br />
Oft war ich in der Backstube auf dem Hof<br />
und beobachtete mit großem Interesse<br />
alle Backvorgänge. Im Hinterhof wohnte<br />
eine sehr arme Familie mit vielen Kindern,<br />
mit denen ich gern spielte.<br />
Das Nachbarhaus Richtung Markt gehörte<br />
dem jüdischen Mehlhändler Bischoff. Mit<br />
seinen etwas älteren Töchtern spielte ich<br />
gern auf einem Sandhaufen neben dem<br />
Haus.<br />
Im Sommer war ich oft auf der „Bleiche“ am<br />
Pissek und schaute von der hölzernen<br />
Treppenbrücke auf den Grund des sehr<br />
klaren Flusses, wo sich das grüne Kraut<br />
der Wasserpest in der Strömung bewegte,<br />
fing am Ufer mit der Hand Stichlinge oder<br />
sah am Südende der Wiese den Seilerarbeiten<br />
zu. Als ich dort einmal mit vielen<br />
anderen Kindern als Zuschauer vom Anle-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Johannisburg<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
gesteg ein Schiffchen schwimmen ließ,<br />
wurde ich von einem größeren Jungen<br />
gestoßen und fiel rückwärts in das tiefe<br />
Wasser. Damals war ich etwa 4 Jahre alt<br />
und konnte natürlich nicht schwimmen,<br />
„paddelte“ aber instinktiv in die Richtung<br />
zum Ufer. Dort konnte ich aber über die<br />
erhöhten Faschinen nicht an Land. Meine<br />
jüngere Schwester Brigitte, die weinend<br />
am Ufer stand, reichte mir die Hand, und so<br />
konnte ich mich hochziehen und war gerettet.<br />
Vollkommen nass und mit Teer beschmiert,<br />
gingen wir am Flußufer nach<br />
Hause. Die Leute am Wege lachten amüsiert,<br />
sie wußten nicht, daß ich einem frühen<br />
Tod entronnen war.<br />
Ich hatte Angst, nach Hause zu gehen, da<br />
meine Mutter verboten hatte, am Fluss zu<br />
spielen. Auf dem Hof angekommen, schaute<br />
meine Mutter gerade aus dem Fenster<br />
und war entsetzt, als sie mich in diesem<br />
triefenden Zustand sah. Ihr Schreck war so<br />
groß, daß ich weder Schelte noch Prügel<br />
bekam, auch weil meine Schwester immer<br />
bat, mich nicht zu „hauen“. Überall auf der<br />
Haut hatte ich Teerflecken, die mit Benzin<br />
entfernt werden mußten, zusätzlich zu meinem<br />
Kummer aber trotzdem noch längere<br />
Zeit schwärzlich blieben.<br />
Wir hielten uns oft auf dem Kirchplatz auf,<br />
wo in der Nähe mein Vater und Tante Mia in<br />
der „<strong>Johannisburger</strong> Zeitung“ tätig waren.<br />
Als wir eines Tages gegen Mittag zum<br />
Essen nach Hause gehen wollten, war der<br />
Markt in der Nähe des Rathauses in eine<br />
dichte Rauchwolke gehüllt, es brannte im<br />
Hinterhaus an unserer Wohnung beim Bäckermeister<br />
Christowzik, Leute schleppten<br />
schon Gegenstände aus unserer Wohnung<br />
auf die Straße. Ein Dienstmädchen fing uns<br />
ab und brachte uns zu der befreundeten<br />
Familie Kaiser, die in der Nähe der Post<br />
wohnte. Dort bekamen wir ein Mittagessen.<br />
Nach mehreren Stunden durften wir<br />
endlich nach Hause gehen. Unsere Wohnung<br />
war glücklicherweise verschont ge-
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
blieben, das Hinterhaus aber vollständig<br />
abgebrannt.<br />
Von 1927-1930 besuchte ich die Grundschule.<br />
Mein Lehrer war Herr Wossidlo, an<br />
den ich mich mit großer Dankbarkeit erinnere.<br />
Er war ein guter Lehrer mit viel psychologischem<br />
Einfühlungsvermögen. Eines<br />
Tages, mitten im Unterricht, klopfte es an<br />
der Klassentür, es war meine Schwester(1<br />
1/2 Jahre jünger), die mein vergessenes<br />
Frühstücksbrot brachte. Sie wurde mit großem<br />
Hallo und Geschrei empfangen. Ich<br />
erstarrte vor Scham im Gegensatz zu meiner<br />
Schwester, die ohne Hemmungen kess<br />
und frech alle Fragen des Lehrers beantwortete.<br />
Als Herr Wossidlo sie auch noch<br />
auf den Klassentisch stellte, war die Show<br />
vollendet.<br />
Am 14. Januar 1928 zogen meine Eltern in<br />
das sogn.“ Beamtenhaus“ in der Hegelstraße.<br />
Für uns Kinder bedeutete dieser<br />
Umzug in den Neubau, der gerade fertiggestellt<br />
worden war, eine große Umstellung,<br />
wir wurden aber durch die Nähe des<br />
Waldes bald entschädigt. Der noch junge<br />
Wald war mit seinen sandigen Wegen und<br />
dem dichten Unterholz ein idealer Spielplatz,<br />
aber auch geeignet für allerlei Streiche.<br />
Es kamen immer viele Kinder zusammen.<br />
Als Experte für “Bierflaschenexplosionen“<br />
füllte ich leere Bierflaschen<br />
mit Carbid und Wasser, die dann mit lautem<br />
Knall platzten, auch war ich ein begehrter<br />
Räuberhauptmann, der ständig mit<br />
einer geladenen Knallkorkenpistole herumlief.<br />
Meine Eltern kauften 1930 ein Haus in der<br />
Graf-Yorck-Straße dem Gymnasium gegenüber.<br />
Am Umzugstag ging ich noch von<br />
der Wohnung Hegelstraße zur Schule, zurück<br />
aber schon in die neue Wohnung in<br />
der Graf-Yorck-Straße. Es war ein Winter<br />
mit sehr viel Schnee. Über die Straße war<br />
ein großes Tor aus Schnee gebaut worden.<br />
Im Garten unseres Hauses lag der Schnee<br />
teilweise bis 1,50m hoch . Mit großem Vergnügen<br />
stapfte ich durch die Schneeverwehungen<br />
des unbekannten Gartens und<br />
versank manchmal bis zur Brust. Mein Va-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ter nahm im Haus die ankommenden Möbel<br />
in Empfang. Die von meinem Vater<br />
gebaute hölzerne Laube wurde auf einem<br />
Pferdewagen durch die Stadt transportiert,<br />
was Belustigung und Aufsehen erregte.<br />
Unser Garten war ca. 3000 m2 groß und lag<br />
unmittelbar am Nebenarm des Pissek. Vom<br />
Garten aus führte eine kleine Treppe zum<br />
Fluss. Dort an der Anlegestelle stand eine<br />
uralte dicke Weide mit einer Art Plattform<br />
zwischen den mächtigen Ästen, auf der wir<br />
eine Burg aus Brettern gebaut hatten. Eine<br />
Erlenallee führte am Flußufer entlang bis<br />
zum Ende des Gartens, wo eine überdachte<br />
Laube mit einem Fenster zum Fluss stand.<br />
Hinter dem Zaun begann die freie Natur mit<br />
Wiesen und hinter Schilf verdeckten Buchten<br />
des „kleinen Flusses“. Dieser Teil des<br />
Gartens war hauptsächlich Gemüsegarten.<br />
Ein Zugang zum Fluss führte zu einer<br />
Badestelle. Im Sommer unternahmen wir<br />
mit einem alten schweren Schweinetrog<br />
abenteuerliche Entdeckungsfahrten auf<br />
diesem „Urwaldfluss“ mit Untiefen und geheimnisvollen<br />
Schilfbuchten. Mein seltsames<br />
Wasserfahrzeug tauchte oft als „U-<br />
Boot” unter.<br />
Der sogn. „Hof“ hinter dem Haus war mit<br />
dichtem Gras bewachsen und war ein idealer<br />
großer Spielplatz: Von zwei Ställen wurde<br />
einer zur Garage umgebaut. In der Mitte<br />
des Gartens befand sich ein Rondell mit<br />
hohen Fliederbüschen. Zur Straße hin standen<br />
in einer Ecke zwei alte Linden. Das<br />
Gebüsch darunter bildete einen geheimnisvollen<br />
Ort, den wir „Gespensterecke“<br />
nannten. In lauen Sommernächten machten<br />
wir uns dort gegenseitig Angst.<br />
Als wir mit unseren Eltern am Heiligen<br />
Abend aus der Kirche kamen, den schneebedeckten<br />
Marktplatz überquerten - der<br />
Vollmond stand über dem Rathaus - , die<br />
Holzbrücke über den Fluss hinter uns hatten,<br />
stießen wir auf dem „Schwarzen Weg“<br />
auf ein halberfrorenes Kätzchen, das wir<br />
nach Hause nahmen. „Lilli“ wurde dann im<br />
Sommer die Stammutter von 5 Jungen. Wir<br />
behielten alle und hatten viel Spaß zu beobachten,<br />
wie sie in diesem „Katzen-<br />
61
62<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
paradies“ aufwuchsen. Auch für meine<br />
Schwester und mich waren dieser Garten<br />
am Fluss und die freie Natur hinter dem<br />
Gartenzaun ein wahres Kinderparadies.<br />
Mein Freund Alexander Schmidt, Sohn des<br />
Oberstudiendirektors, der gegenüber der<br />
Straße im Realgymnasium wohnte, war mehr<br />
bei uns als zu Hause.<br />
Als ich 11 Jahre war ,nahm ich Klavierunterricht<br />
bei Frau Kerutt, die mir nach einer<br />
besonderen Methode zuerst das Auswendigspielen<br />
beibrachte, und erst später<br />
wurde ich in die Kunst des Klavierspiels<br />
nach Noten eingeführt. Jede Melodie, die<br />
ich singen konnte ,spielte ich nun in jeder<br />
Tonart und sogar mit Begleitung einfach<br />
nach dem Gehör.<br />
Da meine Eltern mit der Familie Bogdan<br />
befreundet waren - Besitzer des Möbelhauses<br />
und des Kinos - standen immer<br />
Logenplätze für uns frei zur Verfügung, so<br />
gingen wir besonders am Sonntagnachmittag<br />
zu den Kinoveranstaltungen. Zu<br />
Hause angekommen, spielte ich dann die<br />
schönsten Filmmelodien auf dem Klavier<br />
nach Gehör.<br />
Meine Eltern waren mit dem katholischen<br />
Pfarrer Nadolski eng befreundet. Er wohnte<br />
mit seiner Schwester neben dem katholischen<br />
Gotteshaus in der Graf-Yorck-Straße.<br />
Wir waren dort oft zu Besuch.<br />
Sehr bewunderte ich seine Fähigkeit, ein<br />
Radio selbst zu basteln. Jedes Mal gab es<br />
technische Verbesserungen, die er mir<br />
vorführte. Als ich eines Tages am Fluss<br />
spielte, obgleich meine Tante es verboten<br />
hatte - meine Eltern waren zur Zeit verreist<br />
- lud er mich zu einer Motorbootsfahrt zum<br />
Roschsee ein, wo er angeln wollte. Unterwegs<br />
überraschte uns ein Gewitter mit<br />
Wolkenbruch. Vollkommen durchnässt,<br />
musste ich im Pfarrhaus erst trockene Sachen<br />
anziehen. Pfarrer Nadolski benachrichtigte<br />
telefonisch meine Tante, die sich<br />
schon große Sorgen gemacht hatte. Zu<br />
Hause bekam ich von meiner Tante, die<br />
mich sonst so lieb hatte, viel Schläge.<br />
Wie schnell ist diese selige Kindheit doch<br />
vergangen.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Am 1. Mai 1934 zogen meine Eltern nach<br />
Tilsit, wo ein ganz anderer Abschnitt meines<br />
Lebens beginnen sollte. Ich fühlte mich<br />
wie aus dem Paradies vertrieben. In den<br />
Sommerferien fuhr ich zu meinem Freund<br />
Alexander nach Johannisburg, wo wir wie<br />
früher umherstreiften und Radausflüge<br />
unternahmen, Alexander spielte gern mit<br />
Soldaten, und da ich in Tilsit bereits ein<br />
„chemisches Labor“ in der Bodenkammer<br />
besaß, sollte ich unbedingt ein Nebelpulver<br />
herstellen und mitbringen. Am Tage meiner<br />
Ankunft mußte das Pulver sofort ausprobiert<br />
werden. Die Wirkung war gewaltig:<br />
das gesamte Treppenhaus war von<br />
dichtem Nebel erfüllt, es stank außerdem<br />
stark nach Chlor. Frau Schmidt eilte erschreckt<br />
herbei, sagte aber nichts. Offensichtlich<br />
respektierte sie mich als Gast des<br />
Hauses.<br />
Meine Besuche in Johannisburg wiederholten<br />
sich noch einige Male, aber in das<br />
Paradies meiner Kindheit fand ich nun nicht<br />
mehr.<br />
Im Laufe der Jahre bin ich an vielen Orten<br />
„heimisch“ geworden, aber die eigentliche<br />
Heimat ist immer Johannisburg geblieben,<br />
die Erinnerung an die Menschen dieser<br />
Stadt und die vertraute und liebgewonnene<br />
Umgebung meiner glücklichen Kindheit.<br />
Vater des Einsenders 1935
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Vater Bauer und<br />
der Einsender 1925<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Mitarbeiterinnen der<br />
“<strong>Johannisburger</strong> Zeitung”<br />
1926 (Foto von Martel Nischl)<br />
In einem Raum der “Joh.<br />
Zeitung”, r. Tante Mia,<br />
(Maria Szobek) 1926<br />
63
64<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Ausflug, südlich von Johannisburg,<br />
v.l.n.r:<br />
Frau Bauer, Frau Leiner,<br />
sitzend: Gerd Leiner, die<br />
Schwester des Einsenders,<br />
Gerd Bauer, Vater Bauer,<br />
Tante Mia<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Haus der Familie Bauer,<br />
Graf-Yorck-Str.<br />
Gerd Bauer im Garten seines<br />
Elternhauses etwa 1932
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Ausflug an den Beldan-See<br />
v.l.n.r: Pfarrer Ambrosy, seine Frau Dorothea, Alexander Schmidt, Frau Schmidt, Tante Mia<br />
(Maria Szobek), Gerd Bauer, Vater Bauer, etwa 1932<br />
Ausflug nach Rudczanny<br />
v.l.n.r: Herr Kafka (aus Allenstein), Tante Mia, Frau Kafka, Frau Henkel mit Sohn, auf dem<br />
Motorrad: Gerd Bauer, seine Schwester, der Sohn von Henkels,<br />
hinten stehend, v.l.n.r: Vater Bauer, Frau Nadolski, Herr Henkel, Frau Bauer, Pfarrer Nadolski<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
65
66<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Alexander Schmidt u. Gerd Bauer etwa 1932 An der Veranda des Hauses Bauer<br />
Im Garten des Hauses,<br />
v.l.n.r.: die Schwester des Einsenders Brigitte, Alexander Schmidt, Gerd Bauer<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
KRÄNZCHENSCHWESTERN VON JOHANNISBURG 1928<br />
v.li.n.re.: Frau Erna Schmidt (Ehefrau des Oberstudiendirektors)<br />
Frau Alice Eichel (Ehefrau des Pfarrers)<br />
Frau Else Niegel (Ehefrau des Apothekers)<br />
Frau Else Haase (Ehefrau des Sägewerksbesitzers)<br />
Oberförster Julius Voß mit Tochter Rosemarie<br />
und Ilse Gerrich, auf dem Kutschbock<br />
Kutscher Kraihahn<br />
Kutschfahrt am Spirdingse, Familie Oberförster<br />
Voss und Besuch vor 1927<br />
Juni 1927 Umzug aus der Oberförsterei Wolfsbruch<br />
in Johannisburg nach Einhausen bei<br />
Marburg<br />
Einsender: Elfriede Doleisch v. Dolsperg, geb. Voß, Bantzerstr. 14, 35039 Marburg/L.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
67
68<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Edeltraud Rostek, Pn.i.R.<br />
Haydnstraße 14<br />
74074 Heilbronn, 12.10.2001<br />
Tel.: 07131/574505<br />
EINE REISE MIT EINEM<br />
DOPPELTEN ANLIEGEN<br />
Am 11. September des vorigen Jahres rüsteten<br />
wir uns - vier Menschen aus Troisdorf<br />
bei Köln und zwei aus Heilbronn - zu<br />
einer Reise in unseren Heimatkreis. Drei<br />
von uns sind in Masten im Kreis Johannisburg<br />
geboren. In zwei Tagen, mit einer<br />
Übernachtung vor der Grenze, konnten wir<br />
die 1 300 Kilometer gut zurücklegen. Geduldig<br />
warteten Frau Michalzik, die unsere<br />
Vorhaben sehr gut organisiert hatte, und<br />
unsere Pensionswirtin „Agata“ mit dem<br />
späten Nachtessen auf uns.<br />
Zwei Anliegen bestimmten unsere Reise:<br />
1. die Einweihung der restaurierten evangelischen<br />
Kapelle in Gehlenburg und<br />
2. die Einweihung eines Gedenksteines<br />
auf dem früheren Friedhof in Masten.<br />
1. In der evangelischen Kapelle in<br />
Gehlenburg sind der Fußboden des Vorund<br />
Kirchenraumes und der Sakristei mit<br />
hellen Keramikplatten verlegt, eine Decke<br />
eingezogen und die Wände mit einem hellen<br />
Grün ausgemalt worden. An eine neue<br />
Stromleitung kann die Gemeinde sechs<br />
gestiftete Ölradiatoren (Heizkörper) im<br />
Kirchraum und zwei in der Sakristei anschließen.<br />
Der Dachstuhl erforderte größere<br />
Ausbesserungen und neue Dachlatten,<br />
bevor er mit roten Ziegelpfannen gedeckt<br />
wurde.<br />
Dankenswerterweise haben ein Freundeskreis<br />
innerhalb der Kreisgemeinschaft Johannisburg,<br />
die Evangelische Kirche in<br />
Deutschland (EKD) (Anmerkung der Redaktion:<br />
Auf die Möglichkeit, bei der EKD<br />
um einen Beitrag für die Restauration des<br />
Innenraums der Kapelle zu bitten, hat die<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Gehlenburg<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Kreisgemeinschaft Frau Rostek hingewiesen,<br />
zumal die Gemeinde zum Betreuungskreis<br />
dieser Kirche gehörte.) und die Evangelische<br />
Kirche der Union (EKU in Berlin-<br />
Brandenburg) die Innenrestauration ermöglicht.<br />
Die Erneuerung des Daches finanzierte<br />
Herr Pfarrer i.R. Paul Pissowotzki aus<br />
Heilbronn durch eine Spende. Er ist in<br />
Masten geboren und war 1938 Vikar der<br />
Bekennenden Kirche bei Herrn Pfarrer Heldt<br />
in Gehlenburg. 1935 hielt er dort bereits<br />
seine erste Predigt. Wir danken Gott, daß<br />
Herr Pfarrer Pissowotzki in seinem hohen<br />
Alter an der Einweihung der evangelischen<br />
Kapelle in Gehlenburg teilnehmen konnte.<br />
Die Einweihungsfeier am Samstag, dem<br />
15. September, um 15.00 Uhr leitete der<br />
evangelische Regionalbischof Rudolf<br />
Bazanowski aus Allenstein. (Leider war er<br />
am Sonntag verhindert.) Kirchgemeindeglieder<br />
aus Gehlenburg, Johannisburg und<br />
der weiteren Gemeinde nahmen am Gottesdienst<br />
teil. Den Altarraum belebte ein<br />
von Herrn Rudolf Heldt gespendeter Teppich,<br />
den Altar schmückten ein von Herrn<br />
Pfarrer Pissowotzki gestiftetes 52 cm hohes<br />
Kruzifix aus Bronze und zwei dazu<br />
gehörende Leuchter, weiterhin ein silberner<br />
Abendmahlskelch, innen vergoldet, und<br />
ein silberner, ganz vergoldeter Brot-(Oblaten-)teller<br />
und eine versilberte Brotdose.<br />
Die Vorsitzende des Deutschen Vereins in<br />
Johannisburg, Frau Mira Kreska, überreichte<br />
während des Gottesdienstes einen<br />
schmiedeeisernen Leuchter mit einer gestalteten<br />
Kerze, die von Herrn Gerhard<br />
Bosk im Auftrage der Spenderin an die<br />
Vorsitzende des Freundeskreises Rosch<br />
geschickt worden war.<br />
Am Anfang des Gottesdienstes gab Herr<br />
Pfarrer Rej einen Überblick über die Entstehungsgeschichte<br />
und die Restaurationsarbeiten<br />
der Kapelle, leider in nicht<br />
übersetzten polnischen Worten.<br />
Dem Grußwort, um das ich, Edeltraud
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Rostek, Pn.i.R., gebeten wurde, stellte ich<br />
Worte aus dem 84. Psalm voran: „Wie lieb<br />
sind mir deine Wohnungen, Herr Zebaoth.<br />
Meine Seele verlangt und sehnt sich nach<br />
den Vorhöfen des Herrn. Mein Leib und<br />
Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.“.<br />
Ich konnte etwas zu dem Kelch und dem<br />
Brotteller aus dem Besitz von Herrn Pfarrer<br />
Pissowotzki sagen . „Sie sind die Behältnisse<br />
für das Mahl der Christen, das ihre Seele<br />
stärkt und sie mit Zuversicht und Freude<br />
erfüllt. Ursprünglich nahm das Gottesvolk<br />
das Mahl ‚gegürtet‘ein, um zu neuen Aufgaben<br />
aufzubrechen. So können auch wir<br />
es heute feiern.<br />
Auf dem Kruzifix hält der gekrönte Christus<br />
seine ausgebreiteten Arme der Gemeinde<br />
segnend entgegen. Frieden strömt sein<br />
Antlitz inmitten äußersten Leidens aus. Die<br />
Krone auf seinem Haupt weist uns darauf<br />
hin, dass der durch Leiden hindurchgegangene<br />
Gottessohn Menschenherzen<br />
beherrscht; die großen Kerzen auf den<br />
Leuchtern versinnbildlichen das Gotteslicht,<br />
das uns erhellt.<br />
Als Sprecherin der Gemeinde antwortete<br />
die junge Kirchenälteste, auch Mitglied des<br />
Vorstandes des Deutschen Vereines in<br />
Johannisburg, Frau Beate Ehlert auf die<br />
Übergabe des Abendmahlsgerätes mit einem<br />
Wort aus dem Neuen Testament, sinngemäß:<br />
„Der Segenskelch, über dem wir<br />
den Segen sprechen, und das Brot, das wir<br />
brechen, sind die nicht die Gemeinschaft<br />
mit Christus?“. Sie schloss mit einem Gebet,<br />
in dem es auch hieß: „ Sei mit den<br />
jungen Menschen, die hier konfirmiert werden,<br />
mit den Ehepaaren, die hier getraut<br />
werden, mit der ganzen Gemeinde, die<br />
hier gesegnet wird!“<br />
Herr Pfarrer Pissowotzki bot plastisch den<br />
biblischen Abschnitt aus 1. Mose 28,10-22<br />
dar, in dem Jakob, vor seinem betrogenen<br />
Bruder Esau fliehend, träumend die Engel<br />
Gottes auf einer Himmelsleiter herauf- und<br />
herniedersteigen sieht. Gott hört er reden:<br />
„...Und siehe, ich bin mit dir und will dich<br />
behüten, wo du hinziehst, und will dich<br />
wieder herbringen in dieses Land“ ....Als<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Jakob erwachte, sagte er: „Fürwahr, der<br />
Herr ist an dieser Stätte...Hier ist die Pforte<br />
des Himmels.“ Und er gelobte „...Wird Gott<br />
mich wieder heimbringen, so soll der Stein,<br />
den ich aufgerichtet habe, ein Gotteshaus<br />
werden...”<br />
Seine polnisch gehaltene Predigt über diesen<br />
Abschnitt fasste der Bischof erfreulich<br />
in kurzen deutschen Worten zusammen. Er<br />
schuf eine Parallele vom Haus Gottes, das<br />
Jakob aufrichten wollte, zu unserer evangelischen<br />
Kapelle in Gehlenburg. Sie solle<br />
eine Stätte werden, in der Gott seine Wohnung<br />
hat und behält.<br />
Am Schluß des Gottesdienstes feierten wir<br />
das Heilige Abendmahl, aus dem neuen<br />
Kelch und Brotteller dargereicht. Es ist mir<br />
immer ein Erlebnis, an dieser Stätte an der<br />
Feier des Heiligen Abendmahles teilzunehmen.<br />
Die Lieder „Lobe den Herren, den<br />
mächtigen König“ und „Großer Gott, wir<br />
loben dich“, sangen die Gemeindeglieder<br />
teilweise in deutscher und polnischer Sprache.<br />
Nach dem Gottesdienst sorgten die<br />
Gehlenburger mit Kaffee und Kuchen, den<br />
sie gebacken hatten, für ein längeres gemütliches<br />
Beisammensein im Kulturhaus.<br />
Mit dem Bischof und Pfarrer der Gemeinde<br />
konnten wir Weiteres besprechen.<br />
2. Der Sonntag stand im Zeichen der<br />
Gedenksteinfeier auf dem Friedhof in Masten.<br />
Um 14.00 Uhr waren der evangelische Pfarrer<br />
Christoph Rej aus Johannisburg und<br />
der für Masten zuständige katholische Pfarrer<br />
aus Kumilsko, erfreulich viele jetzige<br />
Bewohner aus Masten und einige Vertreter<br />
des Deutschen Vereines aus Johannisburg<br />
und Gehlenburg gekommen. Nach dem<br />
Eingangslied „Lobe den Herren“ enthüllten<br />
zwei frühere Mastener den Gedenkstein.<br />
Herr Pfarrer Pissowotzki weihte ihn mit den<br />
Worten ein: „Dieser Gedenkstein sei der<br />
Erinnerung an unsere Toten geweiht. Wir<br />
befehlen unsere Entschlafenen der Gnade<br />
unseres Gottes. Gott sei uns allen ein barmherziger<br />
Richter und nehme uns auf in sein<br />
ewiges Reich.“ Auf dem Gedenkstein ste-<br />
69
70<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Blick in die Gemeinde<br />
während der Einweihungsfeier<br />
der restaurierten<br />
Kapelle in Gehlenburg am<br />
15. September 2001.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Der Altarraum während des<br />
Einweihungsgottesdienstes<br />
der restaurierten Kapelle<br />
in Gehlenburg am<br />
15. September 2001.<br />
Der Gedenkstein auf dem<br />
Friedhof in Masten während<br />
der Einweihungsfeier am 16.<br />
September 2001.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
hen in deutscher und polnischer Sprache<br />
die Worte: „Zum Gedenken an die Menschen<br />
aus Masten, die hier oder fern der<br />
Heimat in Gottes Erde ruhen“, dazu die<br />
Bibelstelle Psalm 23: „Der Herr ist mein<br />
Hirte.“ Das Wort soll von der Zuversicht der<br />
Menschen in allen schrecklichen Ereignissen<br />
am Ende des letzten Weltkrieges und<br />
auch heute zeugen. Herr Pfarrer Pissowotzki<br />
entfaltete seine kurze Ansprache von dem<br />
Wort „Friedhof“ als einem Ort des Friedens<br />
aus. Gelobt wurde die leider nur polnische<br />
Rede von Herrn Pfarrer Rej. Der katholische<br />
Pfarrer aus Kumilsko fand freundliche<br />
Worte zu unserer Gedenksteinfeier und<br />
meinte zum Schluß überraschend: „ In<br />
Kumilsko befindet sich ein viel größerer<br />
protestantischer Friedhof als in Masten.<br />
Man sollte doch auch auf ihm einen Gedenkstein<br />
setzen.“ Spontan stimmte er ein<br />
Lied mit seinen Kirchgemeindemitgliedern<br />
an, das er bei seinen Trauerfeiern singen<br />
ließ. Ein Segen und das allen bekannte<br />
Lied: „ So nimm, Herr, meine Hände“,<br />
schlossen die Feier ab.<br />
Der Gedenkstein in Masten ist neben den<br />
Steinen in Misken, Drigelsdorf, Gehlenburg,<br />
Gehsen und Großdorf der sechste seiner<br />
Art in unserem Heimatkreis.<br />
Den evangelischen Friedhof in Kumilsko<br />
mit seinem Auto zu besuchen, lud uns der<br />
katholische Pfarrer ein. Die erhabenen<br />
Bäume auf dem hohen Friedhofsberg sind<br />
aber von argem Gestrüpp unterwuchert.<br />
Ob sich die Kumilskoer um das Setzen<br />
eines Gedenksteines auf ihrem Friedhof<br />
bemühen wollen? Alle Heimatfreunde, die<br />
sich bisher für die Friedhofsgedenksteine<br />
einsetzten, sind überzeugt, daß es ihre<br />
Mühe wert war.<br />
Der Gedenkfeier in Masten folgte wie an<br />
den anderen Orten ein Kaffeetrinken mit<br />
der dortigen Bevölkerung. Erwachsene und<br />
Kinder freuten sich über kleine Bildkalender<br />
und Süßigkeiten. Frau Michalzik hatte sowohl<br />
die Gedenksteinfeier - die Vermittlung<br />
mit dem Steinmetzmeister Klinski, den Pfarrern<br />
und den Bewohnern Mastens - als<br />
auch das Kaffeetrinken großartig vorberei-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
tet. Zum Abschluß des Tages besuchten<br />
wir den <strong>Johannisburger</strong> Friedhof, seine wohl<br />
neu zu gestaltende Friedhofskapelle und<br />
die am Anfang der neunziger Jahre innen<br />
und außen restaurierte einzige der evangelischen<br />
Gemeinde verbliebene Kirche<br />
im Kreis Johannisburg, in Weißuhmen.<br />
Den Tag beendeten wir mit einer kleinen<br />
Feier der an der Vorbereitung Beteiligten,<br />
Frau Michalzik, ihrer Schwester und dem<br />
Steinmetzmeister Klinski mit seiner Frau in<br />
unserer Pension. Die mehrtägige Heimreise<br />
führte uns nach Allenstein, Tannenberg,<br />
Osterode, zu einer kurzen Fahrt auf dem<br />
Oberländer Kanal, nach Marienburg, Danzig<br />
und Zoppot.<br />
Nach jeder Reise sagen wir: „Unser Heimatkreis<br />
und Ostpreußen sind es - trotz vieler<br />
brach liegender Felder - wert, sie zu besuchen.<br />
Wir möchten die Leser des Berichtes<br />
ermutigen: „Tun Sie es uns wohl nach!<br />
Zur Erinnerung an die 1. Predigt in Bialla<br />
Ostpr. am 22. September 1935.<br />
71
72<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Während der Gedenksteinfeier auf dem Friedhof in Masten am Sonntag, dem 16. September<br />
2001.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Chmielewen/Talau vor 1945<br />
Einsender: Erika Friederitz, geb. Kuhnke, Birkenweg 50, 49624 Löningen<br />
Dorfstraße, Grundstücke<br />
Sawatzki u. Gronwald<br />
Chmielewen/Talau<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Und so sah es 1992/93 in<br />
Talau aus<br />
Dorfeingang, im Hintergrund<br />
Grundstück Kolossa<br />
Die Schule<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Haus und Hof des Bauern Kolossa<br />
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Das Waschhaus<br />
Bauernhof Jastremski
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Und hier noch eine kleine Geschichte<br />
über den Großvater der Einsenderin, der<br />
im 1. Weltkrieg von den Russen verschleppt<br />
wurde und 1918 in Russland<br />
verstorben ist.<br />
ERNI THÜMER<br />
Die Flucht aus dem Krankenhaus.<br />
Im Frühjahr 1910 übertrug der alte Bauer<br />
Broska aus Chmielewen seinen Hof auf<br />
den ältesten Sohn. Nun konnte er sich<br />
endlich in Ruhe ins Bett legen und, wie er<br />
hoffte, seinen kranken Magen auskurieren.<br />
Die Schmerzen jedoch wurden von Tag zu<br />
Tag unerträglicher und das Gejammer des<br />
Alten immer lauter, so dass der Sohn eines<br />
Morgens kurz entschlossen die Pferde vor<br />
die Kutsche spannte, um den Doktor aus<br />
Arys zu holen. Der kam, drückte hier und<br />
da auf dem Leib des Bauern herum, ließ<br />
sich die Zunge zeigen, fragte dieses und<br />
jenes und nickte dabei wie zur Bestätigung<br />
seiner Vermutungen mit dem Kopf.<br />
“ Ja, Alterchen”, meinte er dann, “ die beste<br />
Krankheit ist nichts wert, wenn man solche<br />
Schmerzen hat wie Sie. Am besten ist”, er<br />
wandte sich an den Sohn, “Sie bringen<br />
Ihren Vater sofort ins Krankenhaus nach<br />
Johannisburg; Sie haben ja noch angespannt.<br />
Ich vermute eine Gastritis, wenn<br />
nicht gar Magengeschwüre bei Ihrem Va-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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Bauernhof Lomoth<br />
ter. So liegen bleiben kann er hier auf<br />
keinen Fall.”<br />
Der Bauer, zeit seines Lebens nie richtig<br />
krank gewesen, vergaß für wenige Sekunden<br />
vor Schreck seine Schmerzen. Da er<br />
aber einen Heidenrespekt vor dem studierten<br />
Herrn hatte, begann er sich leise jammernd<br />
mit Hilfe seiner Schwiegertochter<br />
anzukleiden. Dann ging es los nach Johannisburg<br />
ins Krankenhaus.<br />
Bauer Broska hatte eine unruhige Nacht<br />
hinter sich. Gegen Morgen war er endlich<br />
in einen leisen Schlaf gefallen.<br />
Er wusste nicht, wie lange er geschlafen<br />
hatte, als er plötzlich seinen Namen nennen<br />
hörte. Zwei Pfleger in weißen Mänteln<br />
standen vor seinem Bett, hoben ihn hoch<br />
und betteten ihn auf eine fahrbare Bahre,<br />
die sie mitgebracht haben mussten, denn<br />
am Abend hatte sie da noch nicht gestanden.<br />
“So, Opa”, lachte der jüngere von beiden,<br />
“jetzt wird Ihnen der gute Onkel Doktor<br />
gleich den Bauch aufschneiden.”<br />
Sagte es und schob den alten Bauern ins<br />
Untersuchungszimmer. Bauer Broska wurde<br />
plötzlich himmelangst. Wer weiß, was<br />
man alles mit ihm anstellen würde! Zum<br />
Schneiden waren die Doktors ja immer<br />
gleich bereit.<br />
“Ich muss mal dringend raus”, meldete er<br />
sich und rutschte vorsichtig von der Bahre.<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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Das schien ihm der einzige Ausweg, hier<br />
herauszukommen. Der eintretende Arzt<br />
zeigte ihm den Weg; Broska nahm die<br />
Gelegenheit wahr und huschte durch den<br />
Eingang hinaus ins Freie. Im Hemd und<br />
barfuß schlich er durch das morgendliche<br />
Johannisburg, überquerte Wiesen und Felder,<br />
so schnell es seine alten Beine zuließen,<br />
in der Angst, man könnte ihn suchen<br />
und zurück ins Krankenhaus bringen. Endlich<br />
hatte er das Dorf Trzonken erreicht, in<br />
dem sein Vetter Franz wohnte. Der konnte<br />
ihm mit einigen Kleidungsstücken aushelfen.<br />
Am späten Abend war er dann endlich zu<br />
Hause. Sohn und Schwiegertochter staunten<br />
nicht schlecht, als sie den Vater plötzlich<br />
in fremden Sachen vor sich sahen. Am<br />
nächsten Morgen gab es natürlich viel zu<br />
erzählen, und Bauer Broska brüstete sich<br />
damit, wie er die studierten Herren ganz<br />
schön hereingelegt habe.<br />
“Stellt euch vor...”, erzählte er jedem, der<br />
aus der Nachbarschaft zu ihm herein-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
schaute – denn sein Auskneifen aus dem<br />
Krankenhaus hatte sich schnell herumgesprochen<br />
– “...ja, stellt euch nur mal vor,<br />
alle hatten sie dort nur blank geputzte Stiefel<br />
an. Der Doktor trug sein langes Messer<br />
im Stiefelschaft. Ja, das hätte ihm so passen<br />
können, ohne mir vorher ein Wort zu<br />
sagen, den Bauch aufzuschneiden. Der<br />
liebe Gott alleine weiß, ob ich diese Schmerzen<br />
ausgehalten hätte.”<br />
Er war sichtlich stolz, den Ärzten ein<br />
Schnippchen geschlagen zu haben. Wenige<br />
Tage darauf waren auch die Leibschmerzen<br />
wie weggeblasen. Wahrscheinlich hatte<br />
ihm nur eine Magenverstimmung so zugesetzt,<br />
die der junge Doktor aus Arys in<br />
seinem Eifer für eine schwere Erkrankung<br />
gehalten hatte.<br />
“Ja, ja”, meinte Bauer Broska, mit sich und<br />
der Welt zufrieden, “die Natur hilft sich von<br />
ganz alleine. Da hat man wieder einmal<br />
gesehen: es geht auch ohne die neumodischen<br />
Methoden!”<br />
Talau<br />
1. Konrad<br />
20. Spritzenhaus<br />
2. Kolossa<br />
21. Nagel<br />
3. Rosinski<br />
22. Harwich<br />
4. Feller<br />
23. Dragunski<br />
5. Kuhnke<br />
24. Beutler<br />
6. Jastremski<br />
25. Dembiani<br />
7. Wilda<br />
26. Klein<br />
8. Landjägerei<br />
27. Thiel<br />
9. Sawatzki<br />
28. Beutler<br />
10. Brozoska<br />
29. Rautenberg<br />
11. Przygodda<br />
30. Lassek<br />
12. Liedke<br />
31. Przygodda<br />
13. Schule<br />
32. Jähn<br />
14. Griggo<br />
33. Freinik<br />
15. Lomoth<br />
34. Litschewski<br />
16. Christofzig<br />
35. Merling<br />
17. Müller/Walinchus<br />
36. Litschewski<br />
18. Scepenski<br />
37. Wydra<br />
19. Dorfschmiede<br />
38. Schmidt<br />
Namenliste nach Herta Meyer, geb. Lomoth<br />
Helga Meyer ist am 21.8.1996 verstorben.<br />
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EHEMALIGE SCHÜLER UND<br />
LEHRERIN SPENDETEN KIN-<br />
DERSPIELPLATZ FÜR DIE<br />
SCHULE IN GRÜNHEIDE<br />
Eine achtköpfige Delegation der<br />
Schulgemeinschaft Grünheide übergab der<br />
dortigen polnischen Mittelpunktschule<br />
Uscianach fünf Spielgeräte für den Spielplatz<br />
neben dem Schulgebäude. Die Übergabe<br />
und festliche Einweihung fand während<br />
eines Dorf- und Schulfestes bei schönstem<br />
Sommerwetter statt. Vor etwa 100<br />
Kindern, Lehrern und Eltern hieß die Schuldirektorin,<br />
Frau Sawitzka, alle Teilnehmer<br />
herzlich willkommen und bedankte sich im<br />
Namen der Schule, der Kinder und der<br />
Eltern für die großzügige Spende. Gustav<br />
Dzewas erläuterte als Sprecher der<br />
Schulgemeinschaft in einer kurzen Ansprache,<br />
wie es zu der Idee und schließlich zur<br />
Übergabe der Spielgeräte gekommen war,<br />
und wünschte den Kindern viel Freude am<br />
Spiel. Frau Bargstaedt, geb. Hermanni,<br />
hatte 1940 ihre erste Lehrerstelle in Grün-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Grünheide<br />
Die Schüler der jetzigen Schule Grünheide bei der Einweihung<br />
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heide angetreten, dort ihre zweite Lehrerprüfung<br />
abgelegt und im Januar 1945 ihren<br />
letzten Unterricht abgehalten: Am 21.<br />
Januar ging es per Treck in Richtung Westen,<br />
wo die meisten Teilnehmer am Karfreitag<br />
1945 in Rausdorf bei Hamburg ankamen.<br />
Nach Beendigung des Krieges fand<br />
Frau Bargstaedt bis zu ihrer Pensionierung<br />
Anstellung in Hamburg: Seit 1967 treffen<br />
sich die letzte Lehrerin und die ehemaligen<br />
Schüler jährlich. Als Frau Bargstaedt im<br />
September 1999 ihren 80. Geburtstag mit<br />
ihren ehemaligen Schülern feiern wollte,<br />
bat sie, ihr keine Geschenke zu machen,<br />
sondern Geld für einen guten Zweck für<br />
ihre alte Schule zu spenden, die sie zweimal<br />
besucht hatte. Mit der jetzigen<br />
Schulleitung unterhielt sie freundschaftlichen<br />
Kontakt. Schließlich wurde beschlossen,<br />
der Schule auf dem vorhandenen<br />
Spielplatz Spielgeräte zu beschaffen und<br />
fachgerecht installieren zu lassen. Das<br />
wurde erst in diesem Jahre möglich. Bei<br />
dieser Gelegenheit wurde eine von Gustav<br />
Dzewas überarbeitete Dorf- und<br />
Schulchronik (in deutscher und polnischer<br />
Sprache) der Schule und den Eltern der
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Die Redner bei der<br />
Einweihung: Historiker,<br />
Schuldirektor, Dolmetscher<br />
und G. Dzewas<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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Die Delegation der ehemaligen<br />
Grünheider Schüler mit<br />
den Helfern vor Ort J.<br />
Wabnic und Bernhard<br />
Kapteina.<br />
Die übergebenen Spielgeräte<br />
auf dem Sportplatz neben<br />
dem Schulgebäude.<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Kinder übergeben. Zur Einweihung waren<br />
auch Vertreter des Vereins Rosch und ein<br />
Vertreter des Bürgermeisters der Kreisstadt<br />
Johannisburg erschienen. Nach Aufführung<br />
des Märchens „Schneewittchen<br />
und die sieben Zwerge“, einer gemeinsamen<br />
Kaffeetafel und einem Grillabend<br />
schied man in Harmonie und Freundschaft.<br />
BEMERKUNGEN<br />
ZUR CHRONIK DER SCHULE<br />
UND DES DORFES GRÜN-<br />
HEIDE<br />
Die Chronik der Schule und des Dorfes<br />
Grünheide in Masuren wurde vom Sprecher<br />
der Schulgemeinschaft Grünheide,<br />
Gustav D z e w a s , unter Zuhilfenahme des<br />
Buches “Der Kreis Johannisburg” von Gutzeit<br />
und der geretteten Schulchronik (1916<br />
- 1945) niedergeschrieben und um die Jahre<br />
nach der Flucht ergänzt. Sie enthält<br />
keine Hinweise auf Eigentumsverhältnisse,<br />
sondern weist auf Ereignisse in der<br />
Schule und in den drei Dörfern des<br />
Schulverbandes hin. Ferner werden in der<br />
Chronik die Verluste unter den Bewohnern<br />
während der beiden Weltkriege festgehalten.<br />
Die Chronik soll den ehemaligen Schülern<br />
und Bewohnern als Erinnerung dienen, ihren<br />
Kindern und Enkeln Auskunft geben,<br />
wie ihre Vorfahren in der angestammten<br />
Heimat gelebt und was sie zeitweise erlebt<br />
und erduldet haben.<br />
Die Chronik wurde ins Polnische übersetzt<br />
und bei der Einweihung des Spielplatzes<br />
den jetzt dort lebenden Kindern und deren<br />
Eltern übergeben. Sie sollen objektiv erfahren,<br />
wie die damals dort lebenden Bewohner,<br />
die sich immer zum Preußentum und<br />
Deutschtum bekannt hatten, vor ihnen gelebt<br />
haben und glücklich waren.<br />
10 Exemplare der Chronik wurden dem<br />
Verein „ROSCH“ übergeben. Einige Exemplare<br />
befinden sich noch bei Gustav<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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Dzewas, Amselweg 30, 22941 Bargteheide,<br />
und können bei Interesse bei ihm erworben<br />
werden.<br />
Vorwort und Einleitung<br />
Will man eine Chronik eines Dorfes in Masuren<br />
- in diesem Falle eines Dorfes in der<br />
<strong>Johannisburger</strong> Heide - zu Papier bringen,<br />
so muß man mit der „Großen Wildnis“ beginnen,<br />
deren letzten Rest die<br />
<strong>Johannisburger</strong> Heide darstellt. Die „Große<br />
Wildnis“ war ein Waldgebiet zwischen<br />
den Volksstämmen der Pruzzen, Litauer<br />
und der Polen.<br />
Sie war nur dünn besiedelt, nahezu unbewohnt.<br />
Sie diente so als Puffer zwischen<br />
den Stämmen bei kriegerischen Auseinandersetzungen.<br />
Als Konrad von Masowien zu Beginn des<br />
13. Jahrhunderts den Deutschen Ritterorden<br />
ins nördliche Gebiet seines Herzogtums<br />
rief, begann die Erschließung und<br />
gleichzeitig die Christianisierung des Gebietes.<br />
Zunächst wurden Befestigungen und Burgen<br />
gebaut, um die sich später Städte<br />
entwickelten.<br />
Jahrzehnte später entstanden an den Ufern<br />
der vielen Seen kleine Dörfer. Die herbeigerufenen<br />
Siedler rodeten die Wälder, schufen<br />
sich Weiden und Ackerland und lebten<br />
außerdem vom Fischfang. Unsere spätere<br />
Kreisstadt Johannisburg wurde 1345 als<br />
Jansbork gegründet.<br />
Die Siedler kamen aus den Gebieten westlich<br />
der WeichseI, dem Pruzzenland, aus<br />
Litauen, aber hauptsächlich aus<br />
Masowien. So entstand ein Mischvolk, zu<br />
dem später noch aus politischen und religiösen<br />
Gründen Verfolgte aus Salzburg,<br />
Frankreich und Rußland dazukamen. Die<br />
Grenze zwischen Masowien und dem<br />
Ordensgebiet wurde 1341/1343 festgelegt<br />
und hatte Bestand bis 1945.<br />
Nach gesicherten Erkenntnissen entstanden<br />
im Laufe der Jahrhunderte am Niedersee<br />
folgende Dörfer:<br />
1563 Sowirog / Loterswalde<br />
1570 Jaschkowen / Reiherswalde
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1699 Kl. Wiartel<br />
1699 Nieden<br />
1706 Kreuzofen / Krzyze<br />
1707 Przyroscheln / Walddorf<br />
an den Pogobier Seen<br />
1707 Vorder-Pogobien<br />
und Hinter-Pogobien/Hirschwalde<br />
in den Wäldern der „Wildnis“:<br />
1699 Wielki Las - Tannenheim<br />
1700 Sdunowen/Sadunen<br />
1716 Turoscheln/Mittenheide<br />
1775 Erdmannen und Heidyk<br />
und nach den napoleonischen Kriegen:<br />
1803 Grünheide / Uscanny, Zimna /<br />
Kaltenfließ und Annuswesen<br />
1822 Fichtenwalde / Neu Uscanny<br />
Mit der zunehmenden Besiedlung des<br />
Gebietes um die spätere Kreisstadt Johannisburg<br />
entstanden in den Dörfern<br />
Schulen, an denen zunächst nur Handwerker<br />
oder ausgediente Soldaten den Unterricht<br />
erteilten:<br />
1745 in Jaschkowen<br />
1779 in Schiast<br />
1786/97 in Tannenheim<br />
1790/1800 in Lippa<br />
1808/48 in Mittel-Pogobien<br />
1846 in Kreuzofen<br />
1848 in Turoscheln<br />
1854 in Grünheide - Stare Uscanny<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Die Heimat<br />
Johanna Ambrosius<br />
Ab 1870 wurden in den Dörfern vom Staat<br />
Schulgebäude aus Backstein (roten Ziegeln)<br />
mit Klassenräumen und Lehrerwohnungen<br />
gebaut. Die Unterichtsprache<br />
war bis weit in das 19. Jahrhundert masurisch,<br />
weil nur ein geringer Teil der Schüler<br />
deutsch sprechen oder verstehen konnte.<br />
Schließlich wurde die Lehrerausbildung<br />
durch Gründung von Präparandenanstalten<br />
und Lehrerseminaren intensiviert. Es bestand<br />
keine Schulpflicht, diese wurde erst<br />
im Jahre 1927 per Gesetz eingeführt.<br />
Das Schulgebäude der Schule Grünheide<br />
entstand nach einem Brand im Jahre 1903,<br />
zunächst mit einem Klassenraum und einer<br />
Lehrerwohnung. Später erfolgte der Anbau<br />
eines zweiten Klassenraumes. Besucht<br />
haben die Schule die Kinder aus Grünheide,<br />
Tannenheim, Fichtenwalde und<br />
dem Forstamt Kullick bis zum 20. Januar<br />
1945.<br />
Im 1. Weltkrieg sind mehrmals kleine Gruppen<br />
von Kosaken in Grünheide eingefallen<br />
und haben einige Gebäude in Brand gesteckt.<br />
Das Schulgebäude hat keinen wesentlichen<br />
Schaden erlitten, jedoch ging<br />
die bis dahin geführte Orts- und<br />
Schulchronik verloren.<br />
Die erste Eintragung erfolgte am 1. April<br />
1916.<br />
Bargteheide, im Januar, 2001<br />
Gustav Dzewas<br />
Ich laß von meiner Heimat nicht,<br />
was man auch sagen wollt’,<br />
sie hebt vor allen Landen sich<br />
heraus wie echtes Gold.<br />
Laß blüh’n das Glück auch anderwärts<br />
in reich’rer Farbenprachtich<br />
weiß, wie in der Heimat mir<br />
die Sonne nirgends lacht.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
ERINNERUNGEN AN HAMMERGEHSEN (ABBAU GEHSEN)<br />
Einsender: Betty Richter, geb. Ober, Berliner Str. 56, 84478 Waldkraiburg<br />
Hochzeit 1924 von Marta Mack aus Drugen und Gustav Ober aus Hammergehsen<br />
Familie Ober 1942<br />
mit den Kindern Bernfried und Betty<br />
Wohnhaus der Familie Ober<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Die Stallungen des Bauern Ober<br />
Kleinvieh auf der Wiese<br />
Frau Ober mit Besuch auf den Stufen ihres<br />
Wohnhauses.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Die Einsenderin<br />
(li.) mit ihrer<br />
Freundin<br />
Lieschen Ruchey<br />
Mutter Ober beim Füttern<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Dazu schreibt die Einsenderin folgende<br />
kleine Geschichte:<br />
Als ich und mein Lebensgefährte nach<br />
Ostpreußen gefahren sind, um noch einmal<br />
einen Blick auf unseren Besitz zu werfen,<br />
waren das Haus und alle anderen<br />
Gebäude nicht mehr vorhanden. Da sahen<br />
wir aber, dass noch der Fußabtreter in den<br />
Steinstufen vorhanden war.Mit Hammer und<br />
Meißel haben wir ihn herausgebrochen und<br />
mit nach Hause genommen. Hier ließen wir<br />
ihn verzinken und die Jahreszahl des Hausbaus<br />
und die Zahl des Wiederfindens eingravieren.<br />
Nun steht er auf dem Schrank<br />
als letzter Zeuge unseres Besitzes!!<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
ERINNERUNGEN AN HIRSCHWALDE<br />
Einsender: Sieglinde Falkenstein, geb. Brodde, Mackensenweg 7, 28832 Achim<br />
Unsere Schriftführerin hat uns einige schöne Bilder von der Jugend in Hirschwalde<br />
überlassen. Der Großvater von Frau Falkenstein, Otto Schlopsnies, war Posthalter<br />
in Hirschwalde. Vielleicht erkennen sich einige Hirschwalder auf den Fotos wieder?<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Hochzeit Anna Schlopsnies / Fritz Brodde 16. Juli 1937 in Hirschwalde<br />
Alle Fotos aus dem Album “Jugend in Hirschwalde” von Anna Schlopsnies, dort<br />
(* 9.3.1916)<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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86<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Kreuzofen<br />
Ostpreußen 23.- 28.4.01 Frühlingsstimmung am Niedersee bei Kreuzofen<br />
Willi Reck, Georg Büchnerstraße, 31224 Peine<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Ostpreußen 23.- 28.4.01 Störche am Niedersee, die sich nicht vertreiben lassen.<br />
Willi Reck, Georg Büchnerstraße, 31224 Peine<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
UNSER HEIMATORT LISSUHNEN<br />
Einsender: Reinhard Michalzik, Unterpörlitzerstr. 10, 98639 Ilmenau<br />
Lothar und Dieter Michalzik im Winter 1940 in<br />
Lissuhnen<br />
Die vier Geschwister Michalzik, alle jetzt in<br />
Mitteldeutschland lebend, haben nach 56<br />
Jahren ihre Heimat wiedergesehen. Der<br />
Einsender schreibt u.a.:”Über Lötzen –<br />
Arys” fuhren wir nach Lissuhnen. Kurz vor<br />
unserem Dorf in der Nähe vom Kesseler<br />
See kam schon die Erinnerung. Hier haben<br />
wir als Kinder gebadet. Dann kamen wir<br />
nach Lissuhnen. Von unserem Elternhaus<br />
stehen nur noch die Grundmauern.<br />
Liebgard und Reinhard Michalzik im April<br />
1944 in Lissuhnen<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Unser Brunnen wird heute noch vom “neuen<br />
Nachbar” genutzt. Örtliche Wasserversorgung<br />
fehlt noch. Die Dorfschule steht<br />
nicht mehr, auch das Spritzenhaus ist nicht<br />
mehr da. Fast alle Häuser im Dorf sind dem<br />
Verfall preisgegeben.<br />
Der Friedhof ist verwildert und zugewachsen.<br />
Einzelne Grabsteine stehen noch.<br />
Eins muß man aber sagen: die polnischen<br />
Menschen waren alle nett und freundlich.<br />
Unsere Reise führte uns auch nach<br />
Johannisburg, Nikolaiken, Lötzen, Rastenburg<br />
und Angerburg. Nikolaiken, die Perle<br />
Masurens, hatte es uns besonders angetan.<br />
Von hier aus machten wir eine Dampferfahrt<br />
über den schönen Spirdingsee. Für<br />
uns eine unvergeßliche Fahrt. Die tiefliegenden<br />
Wolken über dem See – einmalig<br />
schön.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Am Morgen unserer Abreise versammelten<br />
sich Tausende von Schwalben auf den<br />
Stromleitungen, die sich auch auf die Reise<br />
nach Süden machen wollten. Bilder, die<br />
man nie vergessen kann.<br />
Unsere Heimat werden wir bald wiedersehen.<br />
All unseren Landsleuten möchten wir<br />
sagen: “Fahrt in die Heimat, in unser schönes<br />
Ostpreußen.”<br />
Reinhard Michalzik, 98693 Ilmenau, den<br />
26.09.01, Unterpörlitzerstr. 10<br />
“OH DU MEIN SCHÖNES<br />
MASUREN”<br />
Ein Wiedersehen unserer schönen Heimat<br />
nach 56 Jahren.<br />
Mit Worten schwer zu beschreiben, man<br />
muß dieses schöne Land gesehen und<br />
erlebt haben, was für ein schönes Stück<br />
Deutschland wir durch diesen wahnsinnigen<br />
Krieg verloren haben.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
“Masuren, unser Ostpreußen, wie bist du<br />
doch so schön”.<br />
Unserer Mutter (Martha Michalzik) haben<br />
wir als Kinder viel zu danken. In all den<br />
Jahren nach dem Krieg hat sie uns viel<br />
erzählt von Masuren. Aber immer mit der<br />
Hoffnung, bald in die Heimat zurückzukehren.<br />
Unser Opa (Karl Klimaschewski) wohnte<br />
in Eckersberg. Ihm haben wir es zu<br />
verdanken, dass wir die Flucht aus der<br />
Heimat alle gut überstanden haben. Er<br />
hatte eine kleine Landwirtschaft und arbeitete<br />
noch in der Fischerei mit. Von großem<br />
Fischfang auf den Spirgingsee war immer<br />
die Rede. Ihm haben wir es, ebenso wie<br />
unserer Mutter, zu verdanken, dass wir die<br />
Liebe zur Heimat und der schönen Natur<br />
ins Herz geschlossen haben. Vielleicht erinnert<br />
sich manch einer unserer Landsleute<br />
aus der Gegend um Eckersberg/<br />
Lissuhnen noch an unsere Namen. Meine<br />
beiden älteren Brüder und ich, wir können<br />
uns noch an vieles aus der Heimat<br />
erinnern.Aus Erzählungen unserer Mutter<br />
erfuhren wir so manches. Nach unser lang<br />
ersehnten “Wiedervereinigung” können wir<br />
endlich über alles reden und schreiben. Es<br />
war der dritte Geburtstag unserer Schwester<br />
Liebgard.<br />
Nachts um 1.00 Uhr klopfte es an unser<br />
Fenster. Unsere Mutter schaute nach, wer<br />
es war. Unser Opa aus Eckersberg war mit<br />
Pferd und Wagen gekommen. Wir Kinder<br />
waren alle hell wach. Der Opa sagte nur:<br />
„Töchterchen, packe die nötigen Sachen<br />
für die Kinder ein, nimm nur das Nötigste<br />
mit, wir müssen unsere Heimat verlassen,<br />
bevor der Russe da ist.” Der Russe hatte<br />
die Grenze nach Ostpreußen überschritten.<br />
Von weitem hörten wir Geschützdonner.<br />
So verließen wir unser so geliebtes<br />
Lissuhnen in der Nacht zum 16.11.44. Unsere<br />
Oma saß schon in Arys am Bahnhof<br />
und wartete mit ihren Habseligkeiten auf<br />
uns. Die Fahrt ging über Berlin nach Mecklenburg.<br />
Unsere Tante Ida, die Schwester<br />
unserer Mutter, wohnte in Schönkamp/b.<br />
Neukaten. Sie wußte nichts von unserer<br />
Flucht. Herzlich wurden wir aufgenommen.<br />
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90<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Platz ist in der kleinsten Hütte, sagte unsere<br />
Tante. In dieser so schweren Zeit müssen<br />
wir alle zusammenhalten. Als Kinder in<br />
unserem Alter ahnten wir noch nicht, dass<br />
unsere Heimat für immer verloren ist. Trotz<br />
vieler Unannehmlichkeiten haben wir alle<br />
die Hoffnung nie aufgegeben, in die Heimat<br />
zurückzukehren. Um in der Schule<br />
nicht zu viel zu versäumen, wurden wir in<br />
der Grundschule zu Schorrentin angemeldet.<br />
So gingen die Jahre ins Land, und so<br />
schwand immer mehr die Hoffnung, die<br />
Heimat jemals wieder zu sehen. In den<br />
kleinen Ort Schönkamp kamen jeden Tag<br />
neue Trecks an. Viele aus Schlesien – Pommern.<br />
Es wurde in der Scheune und auf<br />
Heuböden geschlafen. Neun lange Jahre<br />
lebten wir in einem Raum von 16 qm mit 5<br />
Personen. Eine kleine Küche für 4 Familien<br />
stand nach Absprache zur Verfügung. So<br />
verlebten wir trotz vielen Entbehrungen in<br />
dem kleinen Ort eine schöne Kindheit.<br />
Unser Vater war in russischer Gefangenschaft.<br />
Unsere Mutter hatte ein schweres<br />
Los, vier kleine Kinder zu versorgen in<br />
dieser doch so schweren Zeit. Aber irgendwie<br />
haben wir es alle gut überstanden.<br />
Auf unsere Mutter können wir heute<br />
sehr stolz sein. Leider ist sie viel zu früh von<br />
uns gegangen. Mit zunehmendem Alter<br />
verließen wir mit der Aufnahme einer Lehrstelle<br />
unser gewohntes Elternhaus in Schönkamp.<br />
Jetzt leben wir Geschwister alle verstreut<br />
in den neuen Bundesländern, Berlin,<br />
Dresden, Nordhausen und Ilmenau wurden<br />
unser neues Zuhause. Aber bei unseren<br />
jährlichen Treffen kommt immer wieder<br />
die Sehnsucht nach der Heimat ins Gespräch.<br />
Unsere nächsten Verwandten wohnen<br />
in Lüdenscheid. Auch sie sind, allerdings<br />
etwas später aus der Heimat geflohen.<br />
Bei einem Besuch in Lüdenscheid<br />
erfuhren wir von Reisen nach Ostpreußen,<br />
die sie unternommen hatten. Alle sagten<br />
nur zu uns: „Fahrt mal in die Heimat, schaut<br />
es Euch an, wie es dort nach 56 Jahren<br />
aussieht”. Also sagten wir uns – alle 4<br />
Geschwister – fahren wir. Meine Geschwister,<br />
Lothar (66 Jahre), Dieter (64 Jahre),<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
unsere Schwester Liebgard (59 Jahre) und<br />
ich als Reinhard Michalzik (62 Jahre) traten<br />
am 4.09.00 diese Reise nach Masuren an.<br />
Durch ein Inserat in der Zeitschrift<br />
„Blinker“habe ich die Adresse von unserer<br />
Pension erhalten. Die neu erbaute Pension<br />
liegt direkt am Schwenzait-See im Ort<br />
Ogonki, ehemals Schwerten. Diese Pension<br />
kann ich nur unseren Landsleuten empfehlen.<br />
Sehr preiswert mit Frühstück, HP,<br />
Tiefgaragen, Fahrrädern usw., alle Zimmer<br />
modern eingerichtet mit DU/WC, insgesamt<br />
8 DZ.<br />
Nun zu unser eigentlichen Reise<br />
Bei unser Schwester in Berlin war Treffpunkt.<br />
Am frühen Morgen so gegen 5.00Uhr<br />
ging es los. Die Reise führte uns über<br />
Küstrin – Deutsch Krone – Bromberg –<br />
Graudenz – Allenstein – Sensburg – Rhein<br />
– Lötzen – Schwenten (Ogonki) 644 km.<br />
Während unserer Reise kam uns immer<br />
wieder der Gedanke, wir führen doch nur<br />
durch ehemals deutsches Land. Es ist immer<br />
noch schwer zu verstehen, wie all das<br />
so passieren konnte, Millionen Menschen<br />
aus ihrer angestammten Heimat zu vertreiben.<br />
Je näher wir der Heimat Ostpeußen kamen,<br />
desto schöner wurde die Landschaft. Ein<br />
Traum von Wäldern, Hügeln, Seen und weit<br />
verstreuten Dörfern und Höfen. Ein Ziel für<br />
uns, um einzutauchen in eine längst verloren<br />
geglaubte Zeit und Natur.<br />
Saubere Luft, klare Seen, hügelige Landschaft,<br />
mit endlosen Wäldern, Fisch- und<br />
Wildreichtum, das ist unser schönes Masuren.<br />
Nach einer langen, aber landschaftlich für<br />
uns schönen Reise sind wir mit unseren 2<br />
Autos gut in der Pension angekommen.<br />
Von den Wirtsleuten wurden wir herzlich<br />
empfangen. Nach einem guten Abendbrot<br />
gingen wir so gegen 22.00 Uhr in unsere<br />
Betten. Am nächsten Morgen so gegen<br />
6.00 Uhr weckten uns die Vögel mit ihrem<br />
Gesang. Nach einem guten Frühstück ging<br />
unsere Reise, wie sollte es anders sein,<br />
nach Lissuhnen. Bei herrlichem Sonnen
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
schein fuhren wir über Lötzen – Arys nach<br />
Lissuhnen. Aber kurz vor Lissuhnen in der<br />
Nähe vom Kesseler See kam schon die<br />
Erinnerung. Hier haben wir als Kinder gebadet.<br />
Am Ortseingang, von Adlig – Kessel<br />
– Röstgen kommend, hielten wir an. Was<br />
wird uns hier wohl erwarten nach 56 Jahren,<br />
war unsere Frage. Meine Schwester<br />
sagte nur zu mir: „Brüderchen, wir sind hier<br />
nicht in Lissuhnen, du hast dich bestimmt<br />
verfahren.” Ich sagte nur: „Schwesterchen,<br />
ich fahr dich dort hin, wo unser Haus einmal<br />
gestanden hat.” Nach unserer Ankunft mußten<br />
wir leider feststellen, dass von unserem<br />
Elternhaus nur noch die Grundmauern stehen.<br />
Erinnerungen kamen wieder. Meine<br />
Schwester kann sich an nichts erinnern, sie<br />
war ja erst 3 Jahre alt, als wir die Heimat<br />
verlassen mußten. Aber sie hat am meisten<br />
Tränen dort gelassen. Mein Bruder Lothar<br />
hatte sich in Lötzen etwas verfahren und<br />
kam so mit seiner Frau Hannelore und<br />
Bruder Dieter etwas später an. Sie staunten<br />
nicht schlecht, als ich als jüngster Bruder<br />
schon am Elternhaus eingetroffen war.<br />
Erinnerungen wurden von meinen Brüdern<br />
in der Runde erzählt. Unser alter Brunnen<br />
(siehe Foto) wird heute noch vom “neuen”<br />
Nachbar genutzt. Örtliche Wasserversorgung<br />
fehlt noch. Alles wurde jetzt in Augenschein<br />
genommen. Unsere Anwesenheit<br />
blieb ja nicht unbemerkt. Im Nachbarhaus,<br />
(ehemals Siska) lebt eine junge Polin mit 5<br />
Kindern. Sie begrüßte uns. Mit Händen und<br />
Sprachführer haben wir uns verständigt.<br />
Im Kofferraum von unseren Autos hatten<br />
wir Bananen, Apfelsinen und Süßigkeiten<br />
mitgebracht. Die Kinder waren sehr dankbar<br />
dafür. Uns standen die Tränen in den<br />
Augen, als wir sahen, mit welchem Heißhunger<br />
die Kinder das frische Obst aßen.<br />
Die Armut, so muß man es sagen, ist groß.<br />
Alle Häuser sind dem Verfall preisgegeben.<br />
Menschen, die hier wohnen, haben<br />
einfach kein Geld, um die Häuser instand<br />
zu setzen. Hier fehlt es an allem. Um irgendwie<br />
über die Runden zu kommen,<br />
wird das Nötigste im Garten angebaut,<br />
Gänse, Enten und Hühner gehören auf<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
jedem Hof dazu. Sollte etwas übrig sein<br />
vom Ertrag, wird es auf dem Markt in Arys<br />
angeboten. Wir verbrachten den ganzen<br />
Tag in unserem Heimatdorf Lissuhnen. Eines<br />
muß man hier noch sagen: die polnischen<br />
Menschen waren alle nett und freundlich.<br />
Sogar ein Beutel voll frischer Kartoffeln<br />
machte die Reise nach Deutschland<br />
mit.<br />
Die Dorfschule steht nicht mehr, ebenso<br />
das Spritzenhaus. Der Friedhof, total verwildert<br />
und zugewachsen. Einzelne Grabsteine<br />
stehen noch. Als der Abend dämmerte,<br />
traten wir die Reise in unsere Pension<br />
an. Uns erwartete ein reichhaltiges<br />
Abendbrot (gebratene Maränen). Bei einem<br />
guten Glas Bier und hausgemachtem<br />
Bärenfang ließen wir noch einmal den Tag<br />
Revue passieren. Die nächsten Tage führten<br />
uns nach Johannisburg, unserer Kreisstadt,<br />
sowie nach Lötzen, Nikolaiken,<br />
Rastenburg – Wolfsschanze, Angerburg.<br />
Nikolaiken, die Perle Masurens, hatte es<br />
uns angetan. Von hier aus machten wir<br />
eine schöne Dampferfahrt über den schönen<br />
Spirdingsee. Für uns eine Fahrt, die wir<br />
nie vergessen werden. Die tiefliegenden<br />
Wolken über dem Spirdingsee muß man<br />
einfach gesehen haben – einmalig schön.<br />
Am vorletzten Tag unternahmen wir noch<br />
eine schöne Dampferfahrt von Lötzen über<br />
den großen Mauersee. Tage, die wir nie<br />
vergessen werden. Ein schöner dicker und<br />
frisch geräucherter Aal aus dem Mauersee<br />
trat mit uns die Heimreise an. Unsere schöne<br />
Reise führte uns durch eine einmalig<br />
schöne Landschaft, mit “noch” intakter<br />
Natur, wie wir sie in Europa noch ganz<br />
selten finden.<br />
Am letzten Abend unternahmen wir noch<br />
eine kleine Wanderung um unsere Pension.<br />
Ein riesiger Schwarm von Kranichen<br />
suchte einen Rastplatz in Seenähe. Am<br />
Morgen unserer Abreise versammelten sich<br />
Tausende von Schwalben auf den Stromleitungen,<br />
die sich auch auf die Reise gen<br />
Süden machten. Bilder, die man nie vergessen<br />
kann. Wir haben alles in Bild und<br />
Video festgehalten. Unsere Heimat wer-<br />
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92<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Unsere Pension „Villa Mamry”<br />
AUF DEN SPUREN UNSERES<br />
GROSSVATERS IN MASUREN<br />
Mit dem Auto an der Ostküste entlang Richtung<br />
Masuren, so hieß unsere Urlaubsplanung<br />
für den Sommer 2001. Vom Strand<br />
hatten wir aber wegen des schlechten<br />
Wetters nicht viel, und so beschränkte sich<br />
der erste Teil unserer Reise fast ausschließlich<br />
auf Besichtigungen. Die 40 Meter hohen<br />
Wanderdünen von Leba im<br />
Slowinzischen Nationalpark, dann Danzig<br />
mit seiner wunderschönen Altstadt und dem<br />
Hafen, die imposante Deutschordensburg<br />
Marienburg und Frauenburg am Frischen<br />
Haff gehörten zum Kulturprogramm, das<br />
unsere Eltern ausgewählt hatten.<br />
Der für uns zwei Jugendliche wohl interessanteste<br />
Teil unseres Urlaubs begann in<br />
Jedrichowo (früher: Heinrichshofen) mit<br />
einer einwöchigen Kanutour über die Seen<br />
und Flüsse Masurens. Eine Woche fernab<br />
jeglicher Medien und täglicher Unterhaltungsmöglichkeiten<br />
– für uns Städter<br />
eine besondere Erfahrung.<br />
Zusammen mit zwei anderen deutschen<br />
Familien und unserem polnischen Führer<br />
Andrzej machten wir uns auf den Weg –<br />
begleitet von vielen Schwanenfamilien im<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
den wir bald wiedersehen, denn wir haben<br />
noch längst nicht alles in den paar Tagen<br />
sehen können. Masuren, wir sehen uns<br />
wieder. Wir hatten alles in allem eine schöne<br />
Reise. Freundliche und nette Menschen<br />
begleiteten uns überall. All unseren Landsleuten<br />
möchten wir sagen: Fahrt noch mal<br />
in die Heimat, in unser schönes Ostpreußen.<br />
Noch ist die Natur einmalig schön,<br />
aber kommt Polen erst in die EU, dann wird<br />
es nicht mehr so sein, wie es mal war. Die<br />
Betonmaschine wird auch hier nicht Halt<br />
machen. Gott gebe es, Ostpreußen möge<br />
so erhalten bleiben, wie wir es vorgefunden<br />
haben.<br />
Auf ein baldiges Wiedersehen mit unserer<br />
so lieb gewonnenen Heimat<br />
Reinhard Michalzik<br />
Wasser und Störchen am Himmel. Die Tour<br />
führte von Heinrichshofen über den Weißsee,<br />
die Babienta, den Gantersee, den<br />
Muckersee und schließlich auf die eigentliche<br />
Krutinna bis nach Isnothen. In Flüssen<br />
und Seen baden, abends die Zelte am<br />
Ufer oder auf kleinen Inseln aufstellen, mit<br />
einfachsten Mitteln kochen und Holz suchen<br />
für das tägliche Lagerfeuer, all das<br />
war einfach wunderschön. Die Etappen<br />
von ungefähr 15 Kilometer am Tag waren<br />
locker zu bewältigen, und es blieb zwischendurch<br />
immer noch die Möglichkeit,<br />
zu baden und Picknickpausen einzulegen.<br />
Noch ein Woche unseres Urlaubs blieb<br />
uns, und wir wollten diese nutzen, um uns<br />
in der Region unseres Großvaters, der von<br />
Groß Zechen am Spirdingsee stammte,<br />
umzusehen. Nach einigen Tagen in<br />
Nikolaiken reisten wir entlang von<br />
Beldahnsee und Niedersee Richtung<br />
Johannisburg. Wir besichtigten dort das<br />
kleine Museum im Keller des Rathauses<br />
und fuhren dann weiter nach Mövenau, wo<br />
unser Opa die Schule besuchte, sowie zur<br />
Kirche nach Adlig Kessel, wo er getauft<br />
und konfirmiert wurde.<br />
Unsere Großeltern waren schon mehrmals<br />
seit 1976 nach Masuren gereist und pfleg
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
ten eine langjährige Freundschaft mit den<br />
heutigen Besitzern des Elternhauses unserer<br />
Großeltern in Groß Zechen. Nachdem<br />
wir das Haus gefunden hatten, wurden<br />
auch wir herzlich von ihnen aufgenommen<br />
und zu einem schmackhaften Abendessen<br />
eingeladen. Dank der guten Deutschkenntnisse<br />
der Tochter des Ehepaares Lemanski<br />
konnten auch die Sprachbarrieren überwunden<br />
werden.<br />
Die letzten Tage in Masuren wohnten wir in<br />
Karwik. Von hier starteten wir mit unseren<br />
geliehenen Fahrrädern mehrere Touren<br />
durch angenehm schattige Wälder, manchmal<br />
aber auch über heiße Sandpisten. Bei<br />
über 33° C waren die vielen Seen, in denen<br />
man herrlich baden konnte, eine willkommene<br />
Erfrischung.<br />
Nach einem interessanten und erlebnisreichen<br />
Urlaub kehrten wir nach fast 18 stündiger<br />
Fahrt von Karwik nach Heidelberg<br />
zurück.<br />
Moritz und Daniel Mursa (15 Jahre)<br />
Sonnenuntergang über dem Talter-Gewässer<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Auf dem Krutinna-Wasserweg<br />
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Zeltlagerromantik<br />
94<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
95
Reinhold Sagefka<br />
Am Vogelsang 38<br />
47877 Willich<br />
Tel.: 02156/2655<br />
Willich, den 03.09.01<br />
96<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Sehr geehrte Frau Klischewski<br />
Zunächst möchte ich mich Ihnen bekannt<br />
machen. Bin 1930 in Nieden geboren und<br />
habe bis zu meiner Flucht Januar 1945 dort<br />
gelebt. Als begeisterter Leser des <strong>Heimatbrief</strong>es<br />
möchte ich meinerseits einen kleinen<br />
Beitrag leisten, indem ich Ihnen ein<br />
Foto, das etwa 1937 entstand, zusende.<br />
Dazu schreibt der Einsender:<br />
Dieses Foto entstand etwa 1937 in Nieden<br />
“An der Drift”. In der Mitte des Dorfes<br />
gelegen und für jeden Niedener ein Begriff.<br />
Im Vordergrund des Bildes Bade- und<br />
Bootsanlegestelle. Hier machten wir als<br />
Kinder unsere ersten Schwimmversuche.<br />
Unter Kindern ein Könner, der schwimmend<br />
das andere Ufer erreichte.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Nieden<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Ferner Motorboot und Bootsschuppen der<br />
Brüder Willi – und Richard Pagio. Das Kleine<br />
Boot hieß “Baldur” und gehörte Willi.<br />
Das etwas größere gehörte Richard, war im<br />
Schuppen und hieß “Tannenberg”. Beide<br />
waren im Sommer stationiert an der Anlegestelle<br />
“Kurhaus am Niedersee” und<br />
machten mit Kurgästen und Besuchern<br />
Rundfahrten um die fünf Inseln auf dem<br />
Niedersee. Später erstand Willi Pagio ein<br />
neues schmuckes Boot mit Kabinen und<br />
Deckaufbauten: “Die Niedersee”. Es war<br />
nur kurz in Betrieb, weil der Besitzer in den<br />
Krieg zog. Im Hintergrund des Bildes, von<br />
Kiefern umsäumt, die Jugendherberge. Hier<br />
verlebten Kinder und Jugendliche von nah<br />
und fern in schönster Natur ihre Ferien.<br />
Leider wurde die Herberge in den ersten<br />
Kriegsjahren ein Opfer der Flammen.<br />
Ich hoffe, mein Foto und der zugehörige<br />
Bericht findet bei Ihnen und Ihren Mitarbeitern<br />
Interesse, und bitte um Veröffentlichung<br />
im <strong>Heimatbrief</strong>.<br />
Herzliche Grüße<br />
Reinhold Sagefka
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
WARTENDORF<br />
Einsender: Walter Synofzik, Albert-Schweitzer-Straße 19 d, 33613 Bielefeld<br />
Jugendzeit in Wartendorf<br />
Sommer 1930<br />
v.li.n.re.: Alma Plaga, Max<br />
Plaga, Anna Plaga.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Hochzeit in Wartendorf am 27.<br />
März 1937 von Karl-Heinz Lenz<br />
aus Reinersdorf und Anna<br />
Plaga aus Wartendorf<br />
Taufe in Johannisburg am 31.9.1941, Sohn<br />
Walter Synofzik, geb. 21.6.1941, und Mutter<br />
Alma (geb. Plaga).<br />
97
98<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Einsender: Dieter Andreas, Meisenbachstr. 53, 53819 Neunkirchen-Seelscheid.<br />
Schulklasse Snopken/Wartendorf 1914 mit Hauptlehrer Rudolf Brink<br />
Impressum:<br />
Der <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> ist eine gemeinschaftliche Publikation für die vertriebenen<br />
Ostpreußen aus dem Kreis Johannisburg sowie alle, die sich mit dem Kreis<br />
verbunden fühlen.<br />
Herausgeber: Kreisgemeinschaft Johannisburg in der Landsmannschaft Ostpreußen<br />
e. V. Er erscheint einmal im Jahr, etwa im 1. Viertel des Jahres. Er wird allen<br />
Interessenten zugesandt.<br />
Zur Deckung der durch Druck und Versand entstandenen Kosten wird um freiwillige<br />
Spenden gebeten. Bitte Spendennummer angeben!<br />
Das Konto der Kreisgemeinschaft Johannisburg:<br />
Konto 29 992 088 , BLZ 370 501 98.<br />
Jedem <strong>Heimatbrief</strong> liegt ein Spendenzahlschein / Überweisungsformular bei.<br />
Dieser <strong>Heimatbrief</strong> wurde zusammengestellt und gestaltet in Teamarbeit von Doris<br />
Woytewitz, Eva Klischewski, Roswitha Thomsen und Gerhard Bosk.<br />
Druck: Evert-Druck, Neumünster, Haart 224, Tel. 0 43 21 / 97 03-0.<br />
Redaktionsschluss jeweils der 15. Oktober des vorausgegangenen Jahres.<br />
Für die mit Namen gezeichneten Artikel wird keine Haftung übernommen. Die KG<br />
vertritt nicht in jedem Falle die Meinung des Einsenders. Die Arbeit für die Zusammenstellung<br />
des <strong>Heimatbrief</strong>es ist ehrenamtliche Tätigkeit und wird nicht honoriert. Die<br />
Redaktion behält sich Kürzungen bzw. Änderungen der Berichte vor. Einsendungen<br />
von Berichten und Bildern an Eva Klischewski, Haynstraße 34, 20249 Hamburg.<br />
Alle eingereichten Fotos und Dokumente müssen mit Namen und Anschrift versehen<br />
sein (Druckschrift), Auflage: z. Zt. 6000.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
ERINNERUNGEN AN WEISSUHNEN<br />
Einsender: Sigrid Krisch, geb. Becker, An der Mühlenau 10 B, 24211 Preetz<br />
li. oben: das Geburtshaus der Einsenderin, re.: die Grundsteinlegung für<br />
die Kirche erfolgte durch den Großvater Wnuck der Einsenderin<br />
Familie Becker 1928 vor ihrem Haus<br />
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100<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Jetzt sage jemand, die Weißuhner wären nicht nett anzusehen.<br />
-Aufnahme etwa 1920.- Wer kennt wen?<br />
Hochzeit Förster. Max Klinge mit Emma Becker<br />
In Konzewen/Warnold.<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Restaurant „Zum Seeadler” (1927) in Weißuhnen. Die kleine Sigi Becker auf dem Arm der<br />
Eltern.<br />
Nimmt man es äußerlich,<br />
landschaftlich,<br />
dann ist „Heimat” nicht tief<br />
genug genommen.<br />
Der tiefere Mensch findet nur<br />
dann Heimat draußen,<br />
wenn er drinnen<br />
Heimat hat.<br />
Wer drinnen Heimat hat<br />
der hat sie unverlierbar,<br />
hat sie immer<br />
und überall.<br />
Heimat<br />
Heimat ist eine<br />
Wandlungskraft in uns,<br />
wenn wir jeden Ort und<br />
jede Lage beseelen.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Wer diese Wandlungskraft<br />
nicht in sich hat,<br />
ist nirgends daheim …<br />
Die sie haben,<br />
sind immer und überall daheim.<br />
Sie entdecken<br />
und schenken anderen<br />
Heimat. Joseph Kühnel<br />
101
102<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
WILKENHOF<br />
Eingesandt von Paul Sobotta, An der Wardtpumpe 22, 46562 Voerde<br />
Schulklasse Wilkenhof 1938 mit Lehrer Meyer<br />
18. Geburtstag von Erna Trojan, verh. Szesny, am 6.9.1942. Dame unten im weißen Kleid ist<br />
Erna Trojan mit Neffe Hans-Jürgen Böhm.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Brücke zwischen Wilkenhof<br />
und Sparken über den<br />
Pissek/Galinde mit Ruth<br />
Losch, Tochter von Otto<br />
Losch.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Am Wohnhaus von Otto Losch<br />
mit Post und Telefonstelle.<br />
Brücke zwischen Wilkenhof<br />
und Sparken über den<br />
Pissek/Galinde, mit Elma<br />
Losch, Tochter von Otto<br />
Losch.<br />
103
Schulklasse Wilkenhof<br />
104<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Vor dem Elternhaus von Gottlieb Gratzik:<br />
Tochter Berta Boritzki, geb. Gratzki, im Alter<br />
von 20 Jahren, im Mai 1929.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Vor dem Elternhaus von Gottlieb Gratzik: Sohn<br />
Rudolf Gratzik mit Frau Ida und den treuen<br />
Vierbeinern.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
MASURISCHE IDYLLE, AUFGEN. 1943<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Einsender: Elfriede Doleisch v. Dolsperg,<br />
Bantzerstr. 14, 35039 Marburg/L.<br />
Hier wurde im Freien gekocht<br />
105
106<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
DIE LINDE IN<br />
UNSERER HEIMAT<br />
Erzählt von Helmut Mattke<br />
Forstmeisterei i.R.<br />
Gartenstraße 9 a<br />
18209 Heiligendamm<br />
Auf unserer Erde gibt es etliche Lindenarten.<br />
Wir kennen die Weiß-, Schwarz-,<br />
Silber-, Rot-, Holländische Linde und noch<br />
einige mehr. Für Mitteleuropa sind aber nur<br />
die Sommerlinde (Tilia phatyphyllos) und<br />
die Winterlinde (Tilia cordata) von Bedeutung.<br />
In grauer Vergangenheit, zur Zeit der Germanen,<br />
war die Linde Freya, der Göttin der<br />
Liebe und Fruchtbarkeit, geweiht. Der Baum<br />
galt als heilig. Nach der Christianisierung<br />
diente sie als „Lignum sacrum“ (heiliges<br />
Holz) und wurde zum Schnitzen von Marienund<br />
Heiligenstatuen verwandt.<br />
Die Linde nannte man den „Hausbaum“<br />
Ostpreußens. Sie stand vor den Türen der<br />
Häuser, an den Toren der Bauerngehöfte,<br />
auf dem Dorfanger und bildete herrliche<br />
Alleen.<br />
Stellvertretend für die vielen Lindenalleen<br />
sei die schönste und eine der ältesten<br />
Winterlindenalleen Deutschlands (begründet<br />
1852/53) genannt. Sie säumt die Chaussee<br />
von Bad Doberan nach Heiligendamm.<br />
Unter der alten mächtigen Dorflinde, meistens<br />
eine Sommerlinde, berieten die Bauern<br />
über das Wohl der Gemeinde. Auch in<br />
anderen Teilen Deutschlands stand die<br />
Linde im Mittelpunkt des Dorfes. Mit Hilfe<br />
der daran hängenden „Hillebille“, ein altes<br />
hölzernes Signalgerät, rief man Versammlungen<br />
ein. Auch als Gerichts- und<br />
Fehmlinde nutzte man sie. Für die Dorfjugend<br />
ein allgemeiner Treffpunkt. Bei Festlichkeiten<br />
stand sie als Tanz- und Festplatz<br />
zur Verfügung. Hermann Löns formulierte<br />
seinerzeit:<br />
„Unter der Linde<br />
Da ist mein allerliebster Platz,<br />
Da will ich warten<br />
Auf meinen Schatz“.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Pollenanalytische Untersuchungen haben<br />
ergeben, daß der vorgeschichtliche Waldzustand<br />
auf den besseren Böden zunächst<br />
mit der Linde und der Ulme den größten<br />
Anteil hatte.<br />
Die später dominierende Eiche wurde immer<br />
von vielen Laubhölzern wie Linde,<br />
Ulme, Birke und Erle begleitet. Die intensive<br />
Nutzung, vor allem junger Linden zur<br />
Bastgewinnung, bewirkte eine rapide Abnahme<br />
der Lindenbestände, so daß ihr<br />
Anteil in der Gegenwart (1937) auf unter<br />
2 % sank.<br />
Blüht die Linde, lockt der süßlich aromatische<br />
Honigduft unzählige Bienen, Hummeln<br />
und weiteres Insektenvolk an. Sie<br />
brummen, summen, burren und surren in<br />
den Lindenblüten nach Nektar, um für ihre<br />
Nachkommenschaft Nahrung zu haben.<br />
In der breiten, dichten, vielfältig verästeten<br />
Krone findet auch die Vogelwelt genügend<br />
Platz für ihre Nester. Als Schutz- und Rastbaum<br />
wird die Linde je nach Jahreszeit von<br />
vielen Vögeln aufgesucht. Gerne bauen<br />
zwischen den Astgabeln die Ringeltauben<br />
ihr Nest. Jeden Morgen ruft der Täuber<br />
sein „Ruck ru gru“ mehrfach mit abschließendem<br />
„gruh“, dann äugt er vorsichtig<br />
umher. Die ersten Sonnenstrahlen lassen<br />
seinen Schnabel rosarot leuchten, hellgelb<br />
die Augen und besonders hebt sich die<br />
weiße, goldgrüne, purpurn schillernde Halsbinde<br />
ab. Graurote Brust und rote Füße<br />
vervollständigen das Kleid dieses schönen<br />
Vogels. Auch der sangesfreudige<br />
Buchfink schmettert sein Lied in den Morgen.<br />
Kohlmeisen haben ein großes Repertoire<br />
von Stimmlauten. Amseln zetern heftig<br />
und der Zaunkönig, ein winziger, lebhafter,<br />
dunkelbrauner Vogel, singt kräftig<br />
und warnt oft und laut. Goldhähnchen,<br />
Rotkehlchen, Stare, sogar die Elstern, und<br />
viele andere Vogelarten statten den alten<br />
Dorflinden ihren Besuch ab. In der Abenddämmerung<br />
huschen und gaukeln Fledermäuse<br />
während ihrer Nahrungssuche um<br />
die Linde herum. Der nächtlichen Lebensweise<br />
sind auch die Eulen angepaßt. Mit<br />
ihrem geisterhaften lautlosen Flug versu
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
chen sie, ebenfalls Beute zu machen. Sind<br />
im Herbst die Blätter vom Baum gefallen,<br />
wird es ruhiger im Geäst, denn die „Sommergäste“<br />
sind in warme Gegenden geflogen.<br />
Zu den heimischen Arten gesellen<br />
sich jetzt die Rabenvögel.<br />
Die Linde fand bei unseren Vorfahren vielfältige<br />
Verwendung. An erster Stelle stand<br />
damals die Beutnerei. Als Honigbaum bot<br />
sie für die Bienen eine ausgezeichnete<br />
Bienenweide. Den lieblich aromatisch<br />
schmeckenden Lindenhonig schätzte man<br />
besonders, ebenso das Bienenwachs. Die<br />
Lindenblüten lieferten ferner einen vorzüglichen<br />
Tee, der auch bei Erkältungskrankheiten<br />
durch die schweißtreibende Kraft<br />
die Gesundung förderte.<br />
Das Holz verwendete man für Schnitzarbeiten<br />
und zur Herstellung von Haushaltsgeräten.<br />
Da es nur einen geringen Heizwert<br />
hatte, wurden durch Verkohlung<br />
Holzkohle für die Schwarzpulverherstellung<br />
sowie Pottasche und Zeichenkohle hergestellt.<br />
Von jungen Linden gewann man den<br />
Bast. Dieser diente als Ausgangsmaterial<br />
für die Herstellung von Stricken, Seilen,<br />
Netzen, Matten und Fußbekleidung.<br />
Während der Christianisierung und Besiedlung<br />
des Preußenlandes durch den Deutschen<br />
Orden (1231 - 1525) gründete dieser<br />
93 Städte und rund 1.400 Dörfer. Überall,<br />
wo der Deutsche Orden eine Burg anlegte,<br />
strömten Siedler herbei und siedelten<br />
sich Im Schutze der Burg an. Für die<br />
Namensgebung der Ortschaften wählte<br />
man oft etwas landschaftlich Charakteristisches<br />
aus, wie Berg, Höhe, Tal, Grund,<br />
Fließ, See, aber auch Baumarten wie Eiche,<br />
Birke, Erle, Weide fanden hierbei Berücksichtigung.<br />
Die Linde, im prussischen<br />
Ursprung „Lipe“, im litauischen „Liepa“ und<br />
im polnischen „Lipa“ genannt, lieferte über<br />
30 Mal den Ortsnamen. Die Ortschaften<br />
Heiligelinde, Hohenlindberg, Leipen,<br />
Lindenau, Lindendorf, -bau, -haus, -hof, -<br />
garten, -ort, -walde, -weiler usw. machten<br />
zum einen deutlich, daß seinerzeit viele<br />
Linden wuchsen, und zum anderen kennzeichnet<br />
es die damals wirtschaftliche Be-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
deutung dieses Baumes.<br />
Nach fast 60 Jahren suchte ich im Mai 1994<br />
meinen Geburtsort in meiner Heimat Ostpreußen<br />
auf. Dieses Gebiet steht seit 1945<br />
unter russischer Verwaltung. Vieles hatte<br />
sich in der Zwischenzeit grundlegend verändert.<br />
In den Ortschaften fehlen etliche<br />
Gebäude, viele sind verfallen. An den bewohnten<br />
Häusern wurde seit 50 Jahren<br />
nichts erneuert bzw. repariert. Alles grau,<br />
fahl und verkommen. Mit einem Wort läßt<br />
sich der Zustand beschreiben: „Erbarmung!<br />
„<br />
Die Landschaft jedoch mit Wäldern, Hügeln,<br />
Flüssen und Seen blieb. Manche<br />
Gewässer sind verschmutzt, dennoch bewirkten<br />
die vielfältig blühenden und grünenden<br />
Pflanzen einen heimatlichen Reiz<br />
auf mich aus. Die Natur hat an vielen Stellen<br />
ehemalige landwirtschaftlich genutzte<br />
Flächen zurückgewonnen. Durch Anflug<br />
von Weide, Aspe, Birke, Erle und Hähersaaten<br />
von Eichen, Ebereschen usw. bildete<br />
sich ein Naturwald, der stellenweise<br />
Urwaldcharakter annimmt.<br />
Von der Försterei Plauen, Kreis Wehlau,<br />
meinem Geburtshaus, erkannte ich noch<br />
die Fundamente. Mauerreste lagen darüber<br />
und umher. Im ehemaligen Garten<br />
blühten noch fünf Obstbäume, die mittlerweile<br />
ca. 65 Jahre alt sind. Der Fluß, die<br />
Swine, und das umgebende Ursprungtal<br />
sahen wie ehemals aus. Genauso wie es<br />
sich in meiner Erinnerung eingeprägt hatte<br />
und wie ich es manchmal im Traum erlebte.<br />
Der seinerzeit unmittelbar angrenzende alte<br />
Eichenbestand, der größtenteils schon<br />
damals gefällt wurde, war restlos verschwunden.<br />
Jetzt stockt darauf ein etwa<br />
60jähriger Laubholzmischbestand von Eichen,<br />
Hainbuchen, Linden und Eschen.<br />
Gleich dahinter stehen einige alte<br />
Lindenüberhälter. Anschließend fand ich<br />
einen etwa einen Hektar großen Winterlindenreinbestand<br />
im Alter von 70 bis 80<br />
Jahren und noch zwei weitere kleinere<br />
Lindenbestände. Ich war überwältigt, staunte<br />
und bewunderte die Linden allseitig. In<br />
meiner 50jährigen Berufspraxis hatte ich<br />
107
108<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
noch nie solche in ihrer Wuchsform hervorragenden<br />
Winterlinden angetroffen über<br />
30 Meter hoch, gradschäftig, vollholzig mit<br />
durchgehendem Schaft bis zum Wipfel.<br />
Bei der Begründung und Pflege dieser<br />
Linden hatte wohl mein Vater entscheidenden<br />
Anteil. In einem alten Spruch wird das<br />
verantwortliche Wirken eines jeden Forstmannes<br />
deutlich, der zutreffend ist und<br />
lautet:<br />
„Wir ernten, was wir nicht gesät haben,<br />
und säen, was wir nicht ernten“.<br />
Als Junge ist mir dieses nicht bewußt gewesen.<br />
Andächtig verweilte ich längere Zeit in dem<br />
Bestand. Dann grub ich zwei kleine Lindenwildlinge,<br />
eine Hainbuche und eine Eberesche<br />
aus, um sie an meinem jetzigen<br />
Wohnort anzupflanzen. Aus den Maurerresten<br />
der Försterei suchte ich noch einen<br />
gut erhaltenen Ziegelstein heraus und nahm<br />
ihn zum bleibenden Andenken mit. Diesen<br />
Ziegelstein hat wohl seinerzeit mein Großvater,<br />
Zieglermeister Albert Mattke (1862 -<br />
1933), in Klein Plauen hergestellt.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Eine Handvoll „Muttererde“ von der eigenen<br />
Scholle bedeutet für viele Heimatvertriebene<br />
und treue Ostdeutsche sehr viel<br />
und ist für sie wertvoll. Sie spendet ihnen<br />
Trost und Hoffnung. Diese Heimaterde soll<br />
den Heimatentwurzelten wunschgemäß mit<br />
ins Grab gegeben werden.<br />
Die mitgenommenen Forstpflanzen habe<br />
ich in Heiligendamm/Mecklenburg in meinem<br />
Garten ausgepflanzt. Sie sind alle<br />
angewachsen. Eine Linde gedeiht besonders<br />
gut. Sie hat in den fünf Jahren von 30<br />
Zentimeter jetzt eine Höhe von über drei<br />
Metern erreicht.<br />
Der Ziegelstein ist sichtbar in die Begrenzungsmauer<br />
unserer Eingangsterrasse eingemauert,<br />
so daß ich mich beim Anblick<br />
jedes Mal an meinen Geburtsort erinnere.<br />
Besonders verbunden, was auch berufsbedingt<br />
ist, fühle ich mich zu meinen<br />
„Heimatlinden“. Sie sind ein lebendes Zeugnis<br />
meiner Heimat. Sie sollen eine Brücke<br />
zu Ostpreußen herstellen und auch für<br />
meine Kinder und Enkel der „Hausbaum“<br />
sein.<br />
Ich erwarte,<br />
daß ich nur einmal durch die Welt gehe.<br />
Deshalb will ich alles Gute,<br />
das ich tun kann,<br />
jetzt tun;<br />
und jede Freundlichkeit, die ich einem<br />
Menschen erweisen kann,<br />
jetzt erweisen.<br />
Ich will es nicht verschieben<br />
und nicht übersehen,<br />
denn ich werde den gleichen Weg<br />
nicht zurückkommen.<br />
Verfasser unbekannt.<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
GEWALTTATEN IN<br />
MASURISCHEN WÄLDERN<br />
Der Familienname Pohl kam in Masuren<br />
einige Male vor. Überwiegend waren die<br />
Pohls Bauern. Jedoch gab es auch Ausnahmen.<br />
1725 verlieh König Wilhelm I. der<br />
Ortschaft Arys die Stadtgerechtigkeit. Zum<br />
ersten Bürgermeister der jungen Stadt<br />
wurde Martin Pohl erkoren. Nachweislich<br />
waren noch drei Familienmitglieder in der<br />
Forst beschäftigt.<br />
In Gr. Puppen, Landkreis Ortelsburg, haben<br />
bis 1945 auf dem Forstamt die letzten<br />
Büroangestellten Kammer und Pohl gearbeitet.<br />
Im Forstamt Lanskerofen, Landkreis<br />
Allenstein, verwaltete Revierförster Arnold<br />
Pohl (geb. 1905) von 1934 bis 1945 das<br />
Forstrevier Plautzig. Walter Pohl, Jahrgang<br />
1900, erlernte im Forstamt Kurwien, Landkreis<br />
Johannisburg, den Forstberuf.<br />
Zu Beginn des 1. Weltkrieges fielen gleich<br />
im August 1914 zwei russische Armeen in<br />
Ostpreußen ein. Die Bevölkerung aus Masuren<br />
und weiteren ostpreußischen Gebieten<br />
mußte fliehen. Nachdem die Russen<br />
besiegt worden waren, kam es noch Anfang<br />
1915 zur Winterschlacht östlich von<br />
Masuren bis hin zum Urwald von<br />
Augustowo. Wiederum erleidet die russische<br />
Armee eine venichtende Niederlage.<br />
Jedoch in diesen schicksalhaften und<br />
kampfumwogenen Gebieten, wo stellenweise<br />
undurchdringbarer Urwald, Sumpf<br />
und tiefe Gewässer Hindernisse darstellen,<br />
gab es viele Möglichkeiten für Wilderer,<br />
Räuberbanden und Schmuggler. Jeder<br />
Krieg bringt Gewalttätigkeiten, Not und<br />
Elend hervor.<br />
Seit etwa 500 Jahren (1422 Frieden von<br />
Melnowsee) ist Masuren ein Grenzland und<br />
verfügte seit dieser Zeit unverrückbar über<br />
die älteste Grenze Europas. Im damaligen<br />
Friedensvertrag, den der Deutsche Orden,<br />
Polen und Litauen abschlossen, wurde die<br />
Grenze festgelegt und blieb auch später<br />
zwischen Deutschland und Rußland bestehen.<br />
Dieses Gebiet war immer eine un-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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ruhige Region. Die Oberförsterei Kurwien<br />
lag etwa 20 Kilometer von dieser Grenze<br />
ab und Teile des Waldes erstreckten sich<br />
fast bis an die Staatsgrenze.<br />
Nachstehend die Stellenbesetzung der<br />
Oberförsterei im Jahre 1918:<br />
Oberförsterei Kurwien<br />
Forstmeister Paukstadt, Hans (ab 1905)<br />
Försterei Kurwien<br />
Förster Kuika, Wilhelm (ab 1908)<br />
Försterei Czessinnen/Erdmannen<br />
Förster Glatzi, Otto (ab 1914)<br />
Försterei Niederwald<br />
Förster Lüdemann, Fritz (ab 1909)<br />
Försterei Seehorst<br />
Förster Weigel, Karl (ab 1910)<br />
Försterei Hirschhagen<br />
Förster Malchow, Johannes (ab 1909)<br />
Försterei Ellerbom<br />
Förster Dalchow, Wilhelm (ab 1911)<br />
Rund 6.600 Hektar, bis zu 1954 Kiefernwald<br />
hatten die Forstbeamten zu bewirtschaften.<br />
Förster Kuika, seit 1908 Stelleninhaber<br />
der Försterei Kurwien, galt als ein<br />
sehr fähiger und tüchtiger Forstbeamter,<br />
dem die Berechtigung zur Ausbildung von<br />
Forstlehrlingen erteilt worden war.<br />
Entsprechend dem Regulativ über Ausbildung,<br />
Prüfung und Ansstellung im Forstdienst<br />
vom 1. Februar 1887, begann 1916<br />
Walter Pohl seine Forstausbildung.<br />
Lehrchef Förster Kuika unterwies seinen<br />
Lehrling in allen forst- und jagdlichen Aufgaben<br />
und brachte ihm ein fundiertes forstliches<br />
Grundwissen bei. Forstlehrling Pohl<br />
zeichnete sich durch ständige Einsatzbereitschaft,<br />
großen Fleiß, Wissens- und Tatendurst<br />
aus. Im zweiten Lehrjahr durfte er<br />
schon öfters den Forst- und Jagdschutz<br />
selbständig ausüben. Diese Aufgabe führte<br />
er stets gewissenhaft und besonnen<br />
aus. Im Frühjahr 1918 erfolgte seine Musterung<br />
für das Jägerbataillon 1 „General Graf<br />
Yorck“ in Ortelsburg. Die Einberufung sollte<br />
im Herbst erfolgen.<br />
Wie im Allgemeinen üblich, fand jeden<br />
Montagmorgen eine kurze Aufgabenver-<br />
109
110<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
teilung statt. So auch am 17. Juni 1918.<br />
Förster Kuika erteilte unter anderem seinem<br />
Forstlehrling den Auftrag, im südwestlichen<br />
Teil des Reviers am Abend und am<br />
nächsten Morgen den Forst- und Jagdschutz<br />
auszuüben. Außerdem gab er den<br />
alten Moorbock, der seinen Einstand am<br />
Erlenbruch hatte, Walter Pohl zum Abschuß<br />
frei. Hocherfreut über diese Auszeichnung<br />
begab sich, jagdlich ausgerüstet, Walter<br />
Pohl schon am zeitigen Nachmittag zum<br />
Erlenbruch.<br />
Die Dämmerung brach herein, eine warme<br />
Sommernacht ließ langsam alle Lebewesen,<br />
Bäume und die vielen Wacholderbüsche<br />
in ein zunehmendes Dunkel verschwinden.<br />
Allmählich verstummte das<br />
Vogelgezwitscher, nur hin und wieder erschallte<br />
der erschaudernde Ruf eines Kauzes.<br />
Die Mitternachtsstunde verging und<br />
Walter Pohl kehrte nicht in sein Quartier,<br />
das er in der Försterei Kurwien hatte, zurück.<br />
Auch zum üblichen Rapport bei Förster<br />
Kuika fehlte er am anderen Morgen.<br />
Besorgt verständigte Wilhelm Kuika daraufhin<br />
seinen Chef, den Forstmeister<br />
Paukstadt. Unverzüglich erschien im Dogcart<br />
der Forstmeister bei seinem Förster. In<br />
flotter Fahrt trabte der Trakehner mit den<br />
beiden Forstbeamten dem Erlenbruch, dem<br />
Auftragsort des Forstlehrlings, entgegen.<br />
Unterwegs verständigten sie noch für die<br />
sofortige Suchaktion einige Waldarbeiter.<br />
Lange brauchten sie nicht zu suchen. Auf<br />
der stark vergrasten Grenzschneise vom<br />
Jagen 237/238 zwischen dem Erlenbruch<br />
und der angrenzenden Fichtendickung fanden<br />
sie den jungen Forstkollegen heimtükkisch<br />
erschossen. Zwei Kugeln hatten den<br />
Körper im Brustbereich durchbohrt, so daß<br />
sein Tod sofort eingetreten sein mußte. Der<br />
Hahndrilling und das Fernglas fehlten. Bei<br />
der gründlichen Untersuchung des Tatortes<br />
fanden die Forstbeamten an der Fichtendickung<br />
zwei Patronenhülsen, wie sie beim<br />
russischen Militär üblich waren. Mehrere<br />
unterschiedliche Fußspuren, niedergetretenes<br />
Gras sowie zwei Machorkakippen,<br />
aus Zeitungspapier mit kyrillischer Schrift,<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ließen auf eine russische Bande schließen.<br />
Umfragen und Nachforschungen der Forstund<br />
Polizeibeamten gemeinsam mit Forstmeister<br />
Paukstadt, der gleichzeitig Amtsvorsteher<br />
des Amtsbezirkes Kurwien war,<br />
ergaben, daß in letzter Zeit in Klein<br />
Spalienen und Karpa, unmittelbar an der<br />
Landesgrenze, Einbrüche, Viehdiebstahl<br />
und Wildereien vorgekommen waren. Dabei<br />
wurden drei „Fremde“ gesehen, die<br />
sich russisch unterhielten.<br />
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung<br />
fand die Beerdigung von Walter Pohl auf<br />
dem Friedhof in Kurwien statt. Pfarrer Franz<br />
Engelhard aus Turoscheln führte die Trauerfeier<br />
durch. An der Mordstelle zwischen<br />
Jagen 237/238 errichteten die Forstbeamten<br />
einen Granitfindling als Gedenkstein<br />
mit der Inschrift:<br />
„Forstlehrling<br />
Walter Pohl<br />
ist hier durch ruchlose<br />
russische Mörderhand<br />
am 17.6.1918<br />
gestorben“<br />
Der gemeine Mord an dem jungen Forstkollegen<br />
Walter Pohl erschütterte Forstmeister<br />
Hans Paukstadt und seine Revierbeamten<br />
sehr. Sie verstärkten ihren Kampf<br />
gegen das Wilderer- und Bandenwesen.<br />
Es gelang den Forstbeamten, einige Raubschützen<br />
aus Kreuzofen, Erdmannen und<br />
Heydik zu überführen, festzunehmen und<br />
vor Gericht zu stellen. Unermüdlich und<br />
gnadenlos, sogar mit Schußwechsel, ging<br />
der Kampf gegen die Wilderer weiter. Eines<br />
Nachts brannte plötzlich die Scheune<br />
mit der gesamten Getreide- und Heuernte<br />
von Forstmeister Paukstadt nieder. Aus<br />
Rache und letzte Warnung, so hieß es im<br />
Dorf, wäre dies geschehen. Daraufhin versetzte<br />
1924 sogleich und vorsorglich die<br />
preußische Forstverwaltung den 50 jährigen<br />
Forstmeister Hans Paukstadt in die<br />
Rominter Heide. Hier übernahm er die<br />
Oberförsterei Szittkehmen. Zu damaliger<br />
Zeit waren die Forstbediensteten ihres Lebens<br />
nie sicher. Manche verschwanden<br />
und wurden irgendwann ermordet aufge
funden. Aber auch einige „Gesetzeshüter“<br />
waren nicht gerade zurückhaltend. Sie<br />
handelten teils aus Rache und Vergeltung.<br />
Verschwand plötzlich ein Wilddieb und<br />
kehrte nicht mehr heim, so erzählten die<br />
Dorfbewohner ihren Kindern, der Betreffende<br />
wäre ins „Reich“ oder nach „Amerika<br />
ausgewandert“.<br />
Einige Zeit später stand in allen Zeitungen<br />
Ostpreußens, daß in einer Kieferndickung<br />
der Oberförsterei Kurwien die Skelette<br />
zweier erschossener Männer gefunden<br />
wurden. Entsprechende Ermittlungen haben<br />
aber bisher zu keinem Ergebnis ge-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
führt. Bei der nächsten Dienstberatung der<br />
Revierverwalter des Regierungsbezirkes<br />
Gumbinnen ging Forstmeister Paukstadt<br />
auf seinen Freund Forstrat Keck zu und<br />
sagte nur die Worte: „Ottochen, haste geleesen?“,<br />
worauf Forstrat Keck ebenso antwortete:<br />
„Jo, Hänschen, habs geleesen!“<br />
Dieses war ihre Verständigung zum Auffinden<br />
der erschossenen Wilderer. Die „Ausgewanderten“<br />
waren demnach nicht weit<br />
gekommen!<br />
Helmut Mattke<br />
Forstmeister i. R.<br />
Gartenstr. 9a, 18209 Heiligendamm<br />
AUSSTELLUNG IN DER JOHANNISBURGER HEIMATSTUBE<br />
IM KREISHAUS, FLENSBURG 2001<br />
Fluchtwagen<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Wolfsdecke, Tier 1989 von Gerhard Bosk in<br />
der Joh. Heide erlegt<br />
Bernstein<br />
Fotos von Doris Woytewitz<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
111
Wandteppich<br />
Erinnerungsstücke<br />
Erinnerung an 25 Jahre Patenschaft<br />
112<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Ein Fenster im Flensburger Kreishaus<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
An Ostpreußen<br />
Der Heimat denkt, wer fern der Heimat lebt.<br />
Des Herzens Sehnsucht bleibt es unverloren,<br />
Das Bild, das sich in unsere Träume webt,<br />
Das Bild des Landes, dem wir eingeboren;<br />
Aus diesem Lande sproßten wir hervor,<br />
Gleich allem, was es trägt, von eignem Marke,<br />
Wir tranken diese Luft, und Aug’ und Ohr<br />
Erfüllte diese Welt, die heimatstarke.<br />
Wohl mag der Himmel auswärts tiefer blau’n<br />
Und reich’re Frucht güt’ge Erde tragen<br />
Und blumiger sich schmücken Flur und Au’n<br />
Wer fragt, was sich mit solchem Maße mißt?<br />
Die Heimat liebt man, weil’s die Heimat ist.<br />
Ostpreußen, mag es rauh und dürftig scheinen,<br />
Uns ist’s das Heimatland! Wir sehn darin<br />
Zur herrlichsten Natur nach unserm Sinn<br />
Sich Feld und Wald und Fluß und Wiese einen,<br />
Der Meeresküste schluchtenreichen Saum,<br />
Umbrandet von der grünen Wogen Schaum,<br />
Der Seenkette glanzeshelle Spiegel<br />
Im dunklen Rahmen waldbekränzter Hügel,<br />
Die Heiden, still im Schnee und Sonnenbrand,<br />
Der schmalen Nehrung hochgetürmten Sand,<br />
Die grauen Burgen aus der Ordenszeit<br />
Und alles, was ihm eignen Reiz verleiht;<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Ostpreußen sind wir und vergessen’s nicht!<br />
Ernst Wiechert
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Der Verfasser des folgenden Berichtes<br />
ist Max Ulonska aus Jegodnen<br />
(Balkfelde), geboren in Königsdorf Kreis<br />
Johannisburg<br />
DIE BESCHREIBUNG MEINES<br />
LEBENS AUS DER ZEIT VON<br />
1904-1920<br />
1. Teil: Umsiedlung in die Nähe von<br />
Johannisburg<br />
Als zweitältester Sohn meiner Eltern bin ich<br />
am 5.5. 1900 in Königsdorf geboren. Das<br />
kleine Dörfchen trug früher den Namen<br />
Piskorzewen und lag an der polnischrussischen<br />
Grenze.<br />
Nach einem Großbrand im Jahre 1890 war<br />
es vollständig vernichtet worden, es wurde<br />
vom Staat wieder aufgebaut und erhielt<br />
dann den Namen Königsdorf.<br />
Wir besaßen hier einen kleinen Landbesitz<br />
von gut 45 Morgen Acker. Auf dem Lande<br />
gab es Arbeit genug, aber wenig Verdienstmöglichkeit.<br />
So beschloss unser Vater, alles<br />
zu verkaufen und näher an die Stadt zu<br />
ziehen. Im Frühjahr 1904 erzählte er uns,<br />
dass er ein größeres Grundstück von 75<br />
Morgen in Jegodnen bei Johannisburg in<br />
Aussicht habe. Wir waren alle froh darüber;<br />
einmal, um von der Nähe der Grenze wegzukommen,<br />
und zum anderen, eher die<br />
Möglichkeit zu haben, in der Stadt etwas<br />
dazu zu verdienen. Im Sommer desselben<br />
Jahres wurde der Kaufvertrag in Jegodnen<br />
abgeschlossen.<br />
Für unser Grundstück in Königsdorf hatten<br />
wir auch schon Interessenten gefunden,<br />
und kurze Zeit darauf wurde an den, der<br />
am meisten geboten hatte, verkauft. Es<br />
gab verschiedene Vereinbarungen: das<br />
Korn durften wir abernten und manches<br />
andere auch. Nur die Kartoffeln blieben für<br />
den Nachfolger zurück. Alles Korn wurde<br />
gedroschen, in Säcke gefüllt und fahrbereit<br />
hingestellt. Auch das Heu wurde noch<br />
eingefahren. Alles Übrige an Hausrat suchten<br />
wir zusammen und bereiteten langsam<br />
unseren Umzug vor. Die Nachbarn stan-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
den uns mit ihren Wagen hilfreich zur Seite.<br />
Ende August war es dann so weit, dass wir<br />
nach Jegodnen umsiedeln konnten. Ein<br />
großer Leiterwagen wurde für den Hausrat<br />
bereit gestellt, zwei Pferde wurden vorgespannt.<br />
Die Nachbarn nahmen auf ihre<br />
Wagen die Ernte, das Heu, Korn, Stroh,<br />
auch Holz und landwirtschaftliche Geräte.<br />
Einige Rinder wurden hinten an den Wagen<br />
gebunden. Die kleinen Kinder kamen<br />
zu den Eltern auf den ersten Wagen, Oma<br />
und Opa auf den zweiten Wagen.<br />
Mein ältester Bruder, der am 9. November<br />
7 Jahre alt wurde, musste zwei Kühe am<br />
Strick führen. Der Umzug konnte nur schrittweise<br />
vorangehen. Es war eine Fahrt von<br />
20 km. Morgens zogen wir ab, und abends<br />
waren wir erst an Ort und Stelle.<br />
Wir Kinder haben im Dorf sehr bald an die<br />
heimischen Bewohner Anschluß gefunden,<br />
und mit der Zeit vergaßen wir die alte Heimat.<br />
Auf der neuen Stelle war das Wohngebäude<br />
schon alt und für unsere große Familie,<br />
die alle zwei Jahre größer wurde,<br />
sehr bald zu klein. Der Ackerboden war<br />
hier jedoch viel fruchtbarer. Es war aber<br />
ungünstig, dass Äcker, Weiden und Heuwiesen<br />
weit außerhalb des Dorfes lagen.<br />
Vom Hof aus musste das Vieh etwa 2 km<br />
weit auf die Weiden getrieben werden.<br />
Ganz besonders nachteilig wirkte sich diese<br />
Entfernung beim Ausfahren des<br />
Stalldunges und Einbringen der Ernte aus.<br />
Durch dieses Hin- und Herfahren auf dem<br />
weiten Sandweg ging viel Zeit verloren.<br />
Die kleinen Bauern wirtschafteten zum größten<br />
Teil mit eigenen Arbeitskräften. Um<br />
billige Arbeiter zu haben, wurden früher<br />
viele Kinder geboren. Auch unsere Familie<br />
wurde alle zwei Jahre kinderreicher. Zuletzt<br />
waren wir sechs Geschwister. Nicht<br />
selten hatten andere Familien durchschnittlich<br />
sechs bis zehn Kinder. Auch wir wurden<br />
zu Arbeiten herangezogen, die wir als<br />
Kinder, dem Alter gemäß, leisten konnten,<br />
auf dem Felde, dem Hof, im Stall oder<br />
Haus.<br />
Ich kann mich noch gut daran erinnern wie<br />
ich, 6 Jahre alt, mit meiner Großmutter die<br />
113
114<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Kühe hüten musste. Das Vieh wurde 2 km<br />
weit auf die Wiesen getrieben. Meine Oma,<br />
1839 geboren, also auch nicht mehr besonders<br />
jung, konnte schlecht laufen, ich<br />
als kleiner Junge aber flitzte ganz gut. Ich<br />
bekam eine Peitsche und musste nun aufpassen,<br />
dass die Kühe nicht auf Nachbars<br />
Wiese gingen. Die Tiere aber zeigten vor<br />
einem solchen kleinen Knirps keine Angst.<br />
Ich konnte noch so tüchtig mit der Peitsche<br />
knallen, sie brummten nur und kamen auf<br />
mich zu; da musste Oma mir eiligst zur Hilfe<br />
kommen.<br />
Um die Mittagszeit wurden die Kühe zum<br />
Melken nach Hause getrieben. Wir aßen<br />
unser Mittag, und nach einer Pause ging<br />
ich mit Oma wieder auf die Wiesen. Es fiel<br />
uns beiden schwer, den weiten Weg hinter<br />
dem Vieh zu laufen. Aber was der Vater<br />
bestimmt hatte, musste ausgeführt werden.<br />
Ein Nein gab es früher nicht.<br />
So lange Oma noch bei Kräften war, ging<br />
sie mit mir zum Hüten mit. Im Herbst 1905<br />
wurde sie krank, hat lange das Bett hüten<br />
müssen und ist nicht mehr gesund geworden.<br />
Sie starb im Sommer 1906 im Alter von<br />
67 Jahren.<br />
Im April desselben Jahres kam ich zur<br />
Volksschule. Wir hatten nur einen kurzen<br />
Weg von 1/2 km, die Kinder aus dem Nachbarort<br />
Reinersdorf 1 km.<br />
Zu meiner Zeit gab es beim ersten Schulgang<br />
noch keine Wundertüten. Die Mutter<br />
ging mit dem I -Männchen mit und gab<br />
dem Lehrer heimlich 30 bis 40 Pfennige,<br />
Ein - Pfennig - Stücke. Davon bekamen die<br />
Kleinen vor dem Heimweg 2 bis 3 Pfennige<br />
mit als Lockmittel zum Wiederkommen. -<br />
Unser Lehrer war sehr streng und hatte<br />
auch einen Stock.<br />
Im Jahre 1906 wurde im Herbst die Eisenbahn<br />
von Johannisburg nach Dlottowen<br />
bis an die polnisch-russische Grenze gebaut.<br />
Die Strecke führte direkt an unserem<br />
Dorf vorbei. Wir Kinder mussten jeden Tag<br />
zweimal über das Gleis zur Schule gehen.<br />
Bisweilen sahen wir auch, wie die deutschen<br />
Soldaten Material von den Waggons<br />
abluden. Auf dieser Strecke verkehrte nur<br />
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ein Bummelzug. Man konnte ihn schon aus<br />
der Ferne hören und sehen. War im Winter<br />
viel Schnee gefallen, so blieb der Zug im<br />
Walde stecken und musste frei geschaufelt<br />
werden.<br />
Wir Jungen hatten einmal zur Probe einen<br />
großen Nagel auf die Schienen gelegt.<br />
Dieser ist durch das Gewicht des Zuges<br />
ganz platt geworden. Wir schliffen ihn an<br />
und gebrauchten ihn als Stemmeisen beim<br />
Basteln.<br />
Kamen wir aus der Schule nach Hause,<br />
wurde gleich Mittag gegessen Wir nahmen<br />
dann den Tornister mit den Büchern und<br />
trieben das Vieh auf die Weiden. Dort wurde<br />
nebenbei gelernt.<br />
Gelegentlich kam mein jüngerer Bruder<br />
zum Hüten mit. Zu zweien war es etwas<br />
sicherer; falls einer vor Müdigkeit einschlief,<br />
musste der andere wach bleiben und auf<br />
das Vieh achten.<br />
Es konnte vorkommen, dass ein Rind auf<br />
die Weide des Nachbarn lief, aber dabei<br />
durfte man sich von diesem nicht schnappen<br />
lassen. Schon aus Angst vor Strafe riss<br />
man sich zusammen, um nicht einzuschlafen,<br />
was besonders im Sommer in der prallen<br />
Sonne möglich war. In dieser Zeit konnte<br />
ein Rind auf die Wiese des Nachbarn<br />
gehen. Kam dieser zufällig vorbei, so<br />
schnappte er sich das Tier am Strick und<br />
gab es erst frei, wenn das Lösegeld von 3,<br />
00 RM bezahlt war; zu der Zeit viel Geld.<br />
Denn in den Jahren um 1907 verdiente ein<br />
Arbeiter an einem 10-Stunden - Tag 3,00<br />
RM pro Tag. Es war also teuer, wenn man<br />
eine Kuh loskaufen musste, und das ist mir<br />
einmal passiert.<br />
So achteten wir Jungen gut auf unser Vieh,<br />
denn zu Hause gab es, wenn wir versagt<br />
hatten, vom Vater auch noch eine Abreibung.-<br />
In unserem alten Haus hatten wir bald zu<br />
wenig Platz, denn die Familie wurde immer<br />
größer. Darum beschlossen die Eltern, im<br />
Obstgarten ein neues, größeres Haus aus<br />
Holz zu bauen. Vater kaufte bei der Försterei<br />
auf einer Auktion eine ganze Menge Baumstämme.<br />
Fachleute schnitten diese mit der
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Handsäge zu Bauholz. Bei den Arbeitern<br />
handelte es sich um Nachkommen von<br />
Kosaken, die zur Regierungszeit der Kaiserin<br />
Katharina in Russland nach Ostpreußen<br />
(Eckardsheim) umgesiedelt waren.<br />
Andererseits siedelten zur gleichen Zeit<br />
Deutsche an der Wolga.<br />
Diese Kosaken waren gute Handwerker,<br />
und Vater holte für die Arbeiten zwei junge<br />
Männer. Diese warfen eine Grube aus von<br />
2 m Tiefe, 70 bis 80 cm Breite, und die<br />
Länge ergab sich aus der Länge der Baumstämme.<br />
Zwei dicke Hölzer wurden über<br />
die Grube gelegt und die Stämme darauf<br />
gerollt. Die Baumrinde wurde abgeschält<br />
und die Stärke der benötigten Bohlen auf<br />
12 - 15 cm, 4-Kant, abgezeichnet. Dann<br />
stieg der eine Mann in die Grube, der<br />
andere stand auf dem Baumstamm, und<br />
mit einer großen Trennsäge, mit je zwei<br />
Griffen an jedem Ende, ging nun das<br />
Schneiden los.<br />
Bis die Leute die Baumstämme baufertig<br />
geschnitten hatten, vergingen Wochen, und<br />
so lange wurden die Arbeiter von uns beköstigt.<br />
Für unsere Mutter war es nicht<br />
einfach, für unsere große Familie und zusätzlich<br />
für das fremde Personal zu kochen.<br />
Und diese Arbeit im Haushalt wurde<br />
für unsere Mutter nicht geringer, sondern<br />
im Laufe der Wochen umfangreicher,<br />
Nach den Arbeiten der Kosaken kamen die<br />
Zimmerleute, um die Arbeiten fortzusetzen.<br />
Auf das Fundament wurden Schwellen<br />
gelegt, dann nach Größe der Zimmer Holzpfosten<br />
eingeschlagen. Die Ecken wurden<br />
im Winkel eingelassen. - Arbeitskräfte waren<br />
genug vorhanden, auch aus der Verwandtschaft.<br />
In kurzer Zeit stand das Haus<br />
im Rohbau.<br />
In diesen brachte der Tischler seine Hobelbank<br />
und alles Handwerkszeug, das er für<br />
seine Arbeiten benötigte. Zu der Zeit wurde<br />
noch fast alles mit der Hand gearbeitet.<br />
Der Tischler brauchte mehrere Wochen,<br />
bis er mit seinen Arbeiten fertig wurde. So<br />
lange wohnte er bei uns, erhielt volle Verpflegung,<br />
Unterkunft und Geld.<br />
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Abends, nach Feierabend, sangen meine<br />
Mutter, der Tischler und ich christliche Lieder.<br />
Der Tischler gehörte einer Blau-Kreuz-<br />
Gemeinschaft an. Seit jener Zeit habe ich<br />
Jesus im Glauben gefunden und bin in<br />
seiner Nachfolge geblieben.—-<br />
Als das Wohnhaus fast fertig war, wurden<br />
anschließend eine Scheune und ein Viehstall<br />
gebaut. Die Innenarbeiten im Hause<br />
waren im Winter beendet. Nun hatten wir<br />
ein großes, bequemes Haus mit einer schönen<br />
Veranda vorn, zur Straße hin.<br />
Im Frühjahr 1909 zogen wir ein und waren<br />
glücklich. So ein Holzhaus ist viel wärmer<br />
als ein Steinhaus. Trotz der im Winter herrschenden<br />
großen Kälte zwischen minus<br />
15 – 30 Grad haben wir nicht gefroren. In<br />
Ostpreußen gab es die großen Kachelöfen<br />
und Holz genug zum Heizen.- Die<br />
<strong>Johannisburger</strong> Heide, ein 10 Meilen langes<br />
und 10 Meilen breites Waldgebiet,<br />
besteht nur aus Kiefern und Fichten.<br />
Im Winter wurde das Brennholz geschlagen<br />
und zum Frühjahr verkauft und eingefahren.<br />
Wir größeren Jungen mussten das<br />
Holz zersägen, klein hacken und im Holzschuppen<br />
zum Trocknen aufstellen.<br />
Der Winter in Ostpreußen war sehr kalt und<br />
brachte große Mengen Schnee. Aber der<br />
Frost war trocken. Kam das Frühjahr, verschwand<br />
der Schnee schnell unter den<br />
Sonnenstrahlen.<br />
Ich erinnere mich noch gut an meine Kindheit.<br />
Da war unser Schulweg oft von Schneewehen<br />
vollkommen verschüttet. Die Männer<br />
aus dem Dorf schaufelten für die Kinder<br />
einen „Pattweg“, und so gingen wir wie<br />
zwischen zwei Schneebergen den schmalen<br />
Weg entlang.<br />
2. Teil Beschäftigung auf Hof und Feld<br />
Wenn der Winter vorbei und die Erde etwas<br />
abgetrocknet war, ging es mit der Frühjahrsarbeit<br />
los. Der Stallmist wurde auf weitem,<br />
sandigem Weg zum Acker gefahren. Auch<br />
das Vieh musste auf dem weiten Weg zur<br />
Weide getrieben werden. .....<br />
Als wir von Königsdorf nach Jegodnen<br />
zogen, hatte sich der Großvater um Arbeit<br />
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Schlittenfahrt<br />
im Mondschein<br />
Ich vergesse nicht<br />
das kalte Mondlicht heller Winternächte.<br />
Das stille Dorf, umringt von Wald<br />
im stummen Winterweiß.<br />
Den knirschenden Schnee,<br />
die glitzernden Sterne,<br />
das schwankende Licht<br />
der Petroleumlaterne,<br />
den Fluss – erstarrt –<br />
ein graues Band aus Eis.<br />
Ich erinnre mich gut<br />
an das Schnauben der Pferde,<br />
des Schlittenglöckchens hellen Klang,<br />
das Knarren der Deichsel,<br />
die wollenen Decken,<br />
den fröhlichen Kutscher,<br />
den ”Bärenfang”.<br />
Und später im Haus<br />
das Ofenfeuer -<br />
die Wärme,<br />
den Duft nach Rum<br />
und nach Tee;<br />
die klammen Finger,<br />
die feuchten Sachen,<br />
die roten Nasen –<br />
Erzählen und Lachen<br />
wir klopften aus Mützen<br />
und Mänteln den Schnee.<br />
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bei der Bahn bemüht. Im Hinblick auf sein<br />
Alter, 60 Jahre, erhielt er auch eine leichte<br />
Beschäftigung. Durch Opas zusätzlichen<br />
Verdienst kam bares Geld ins Haus. Bei<br />
einem Arbeitstag von 10 Stunden verdiente<br />
er 45 - 50 Goldmark monatlich.<br />
An jedem 15. des Monats erhielt er eine<br />
Abschlagzahlung von 20 Goldmark, der<br />
Restlohn wurde am Monatsende gezahlt.<br />
Wir Kinder freuten uns auf jeden Monatsersten,<br />
wenn Opa Lohntag hatte. Der Vater<br />
bekam die Golddukaten, und wir standen<br />
herum und warteten auf eine kleine Gabe,<br />
die nach dem Alter verteilt wurde:<br />
10 Pfennig, 5 Pfennig, 2 mal 2 Pfennig und<br />
1 Pfennig. Wir alle waren zufrieden und<br />
dankbar. Das Geld wurde gespart.<br />
Der älteste Bruder hatte ein kleines; Sparbuch<br />
angelegt. Wir jüngeren Geschwister<br />
gaben ihm unsere Pfennige. Der Betrag<br />
von jedem Einzelnen wurde notiert, und wir<br />
konnten einsehen, wieviel ein jeder schon<br />
gespart hatte. Wenn wir eine Summe von<br />
10 RM zusammen hatten, brachte unser<br />
Kassierer den Betrag nach Johannisburg<br />
zur Sparkasse. So haben wir Kinder in<br />
einigen Jahren 100 RM gespart. Zu der Zeit<br />
stand unser Geld noch hoch im Kurs. Ich<br />
kann mich gut daran erinnern, dass mein<br />
Vater auf dem Jahrmarkt einen Ochsen für<br />
50 RM kaufte.<br />
Es gab auf einem Hof auch schwere Jahre.<br />
Wir Kinder mussten überall zufassen und<br />
taten es gern, ohne Entgelt. Im Sommer<br />
liefen wir barfuß, sogar über Stoppelfelder;<br />
das tat uns nicht weh. Wir waren gesund<br />
und zufrieden.<br />
War die Tagesarbeit auf dem Felde beendet,<br />
so blieb auf dem Hofe noch manches<br />
zu beschicken.<br />
Dann musste der Großvater von der Bahn<br />
abgeholt werden, wo er den ganzen Tag<br />
gearbeitet hatte. Denn für einen alten Mann<br />
war der weite Weg von gut 5 1/2 km bis<br />
nach Hause zu lang. Meistens habe ich<br />
Opa mit dem kleinen Einspänner abgeholt.<br />
Das war für mich eine Entspannung. Damit<br />
es mir auf der Fahrt nicht zu langweilig<br />
wurde, habe ich alle Lieder aus dem ev.<br />
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Gesangbuch, die ich auswendig konnte,<br />
vor mich hingesungen.<br />
Gute Straßen gab es zur damaligen Zeit<br />
noch nicht, sondern sandige Feldwege.<br />
Nur die Hauptstraße von Johannisburg nach<br />
Dlottowen bis zur polnisch-russischen<br />
Grenze war mit Steinsplitt und Asche befestigt.<br />
In der Stadt selbst gab es Kopfsteinpflaster.<br />
Jede Fahrt hin und zurück mit dem Opa<br />
dauerte eine Stunde. Zu Hause angekommen,<br />
aßen wir Abendbrot und gingen gleich<br />
ins Bett, damit wir am anderen Morgen<br />
frisch in der Schule waren. Die Schularbeiten<br />
wurden dort zuerst nachgesehen, dabei<br />
hatten wir Angst vor dem Lehrer, weil er<br />
einen Stock hatte. Wir haben viel auswendig<br />
lernen müssen, und es wurde auch viel<br />
verlangt. Aber mir hat das Lernen Spaß<br />
gemacht.<br />
Wir Kinder in der Landwirtschaft hatten<br />
kaum eine freie Stunde zum Spielen, vielleicht<br />
einmal am Sonntag. Aber auch dann<br />
mussten wir uns einigen, wer die Kühe<br />
hüten sollte. Der Vater bestimmte, dass<br />
abwechselnd jeder einmal einen freien<br />
Sonntag erhielt.<br />
Die schwerste Arbeit wurde in der Erntezeit<br />
geleistet. Wenn das Korn mit der Sense<br />
gemäht wurde, musste von uns größeren<br />
Jungen einer raffen und der andere binden.<br />
Wenn ein Stück gemäht und gebündelt<br />
war, wurden die Bunde zu je 20 Stück<br />
in Hocken aufgestellt.<br />
Bei uns wurde vor allem Roggen gesät,<br />
aber auch Hafer, Gerste und gelegentlich<br />
Erbsen und Sommerweizen wurden angebaut.<br />
Die Erntezeit dauerte drei Monate, gerechnet<br />
von der Heuernte im Juni bis zur letzten<br />
Rüben- und Kartoffelernte im September/<br />
Oktober.<br />
Das Korn wurde in die Scheune eingefahren,<br />
das Heu kam auf den Stallboden. Kartoffeln<br />
wurden im Freien in großen Mieten<br />
eingedeckt. Im Winter gab es draußen nicht<br />
so viel Arbeit, dann wurde das Korn in der<br />
Scheune gedroschen, im ersten Jahr in<br />
Jegodnen noch mit dem Dreschflegel, im<br />
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zweiten Jahr kaufte der Vater ein Rosswerk<br />
und eine gebrauchte Dreschmaschine. Das<br />
Rosswerk musste von zwei Pferden im<br />
Rundkreis gezogen werden. Die Dreschmaschine<br />
war vom Rosswerk aus durch<br />
zwei Eisenstangen verbunden.<br />
Das Dreschen mit der Dreschmaschine<br />
war eine große Erleichterung. Gereinigt<br />
wurde das Korn mit einer Putzmühle. Die<br />
ging so leicht, dass wir Kinder sie auch<br />
schon bedienen konnten. Das Korn wurde<br />
dann auf den Speicher geschüttet. Gerste<br />
wurde häufig mit eigener Handmühle für<br />
das Schweinefutter geschrotet. Der Roggen<br />
wurde hauptsächlich zu Brotmehl verarbeitet.<br />
War die Kartoffelernte gut ausgefallen,<br />
wurde der Überschuss für 1,50 RM je Ztr.<br />
ins Reich verladen. Dazu wurden die<br />
Kartoffelmieten im Frühjahr geöffnet und<br />
überprüft, ob nur ein geringer Verlust an<br />
verfaulten Kartoffeln festzustellen war. Ein<br />
großer Teil Kartoffeln wurde für die Familie<br />
und für das Schweine- und Geflügelfutter<br />
benötigt . —<br />
Das Wohnen in unserem neuen Haus war<br />
angenehm: wir hatten mehr Platz und es<br />
war schon moderner gebaut. Nur eins gefiel<br />
dem Vater nicht: die weiten Wege auf<br />
die Wiesen und Weiden, wodurch täglich<br />
viel Zeit verloren ging. Deshalb wollte Vater<br />
auf den Wiesen einen ganz neuen Hof<br />
aufbauen. Mit diesem Gedanken hatte er<br />
sich schon seit einigen Jahren beschäftigt.<br />
Endlich, im Frühjahr 1912, erhielt er die<br />
Genehmigung, auf den Wiesen bauen zu<br />
dürfen.<br />
Vater kaufte bei der Bahn eine ganze Menge<br />
ausrangierter Eisenbahnschwellen. Das<br />
war noch sehr gutes Holz, in Öl getränkt<br />
und stabil. Weil der Großvater bei der Bahn<br />
beschäftigt war, konnte Vater das Holz<br />
günstiger kaufen. Das Geld dafür stellte<br />
Opa zur Verfügung, weil er ein Gehalt hatte.<br />
Etwas Bauholz wurde von der Försterei<br />
dazugekauft für den Dachstuhl. Ein Teil<br />
wurde zu Brettern verarbeitet.<br />
Die Bauzeichnungen waren schließlich<br />
genehmigt. Der Baumeister kam aus der<br />
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Verwandtschaft. Arbeitskräfte konnte man<br />
genug bekommen, da ging die Arbeit flott<br />
voran.<br />
3. Teil 1912.<br />
Das zweite Bauvorhaben<br />
und der Trauerfall<br />
Noch vor der Ernte wurde mit dem Bau des<br />
Viehhauses begonnen. Es sollte nicht zu<br />
klein bemessen werden, damit wir noch<br />
einen großen Raum für uns als Notwohnung<br />
einrichten konnten.<br />
Als der Stall fertig war, konnte schon das<br />
gesamte Vieh untergebracht werden. Anschließend<br />
wurde gleich die Scheune gebaut<br />
und die ganze Ernte unter Dach und<br />
Fach gebracht. Das Heu kam auf den Heuboden.<br />
Das Bauen ging schnell von der Hand. Es<br />
waren auch Arbeitskräfte aus der Verwandtschaft<br />
dabei, bei denen es auf eine Stunde<br />
mehr oder weniger nicht ankam. Die Verwandten<br />
halfen sich gegenseitig.<br />
Am Anfang des Herbstes wurde mit dem<br />
Bau des Wohnhauses begonnen und im<br />
Frühjahr 1913 weiter gebaut. Am Ende des<br />
Herbstes war der Bau erst zur Hälfte fertig,<br />
Stall und Scheune aber waren fertig.<br />
Im Stall wurde ein großer Raum als Notwohnung<br />
eingerichtet. Sie war nicht als<br />
Dauerwohnung gedacht, aber wir haben<br />
den Raum wohnlich gestaltet. Das ganze<br />
Gebäude im Dorf mit etwas Gartenland<br />
und einer Wiese war inzwischen verkauft<br />
worden. Das Mobiliar und Inventar hatten<br />
wir bereits auf den „Abbau“ gebracht und<br />
notdürftig untergestellt. Im Winter wurden<br />
im Wohnhaus die Innenarbeiten beendet:<br />
die Zimmer wurden mit Rohrmatten<br />
benagelt und verputzt, die Fenster und<br />
Türen gestrichen. Ein großer Kachelofen,<br />
der gleichzeitig drei Zimmer wärmte, vom<br />
Fachmann gebaut, konnte von der Küche<br />
aus geheizt werden.<br />
Besonders unsere Mutter hatte in der Zeit<br />
des Bauens sehr viel Arbeit. Die arbeitenden<br />
Männer und die Familie musste sie<br />
beköstigen. Sie brachte große Opfer und<br />
wurde durch die lange, schwere Belastung
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krank. Zur Pflege unserer kranken Mutter<br />
und als Hilfe im Haushalt war unsere ältere<br />
Cousine zu uns gekommen. - Leider ist<br />
unsere liebe Mutti, die das Wohnhaus noch<br />
im Rohbau erlebt hatte, Pfingsten, am 22.<br />
Mai 1913, heimgegangen. Sie hinterließ<br />
sechs unmündige Kinder. Für uns Halbwaisen<br />
bedeutete der Tod der Mutter einen<br />
sehr, sehr bitteren Schmerz. Sie starb im<br />
Alter von 38 Jähren. Der jüngste Bruder<br />
war 3 Jahre alt.<br />
Aber das Leben ging weiter und alle Trauer<br />
nützte nichts. Unsere Cousine führte den<br />
Haushalt. Der Vater musste sich aber nach<br />
einer anderen Frau umsehen. Wir Kinder<br />
wurden jetzt noch mehr in die Arbeit einbezogen.<br />
Ein Ausruhen auf einem Hof gab es<br />
nicht.<br />
Im Frühjahr 1914 war auch das Wohnhaus<br />
fertig gestellt, und wir zogen aus der<br />
Behelfswohnung in den Neubau ein. Nun<br />
war alles wieder bequem und geräumig.<br />
Das gesamte Land, Äcker und Wiesen,<br />
lagen um den Hof herum. Das Vieh weidete<br />
ohne Hirten auf eingezäunten Wiesen.<br />
Es gab keinen Leerlauf mehr. Schmerzlich<br />
war es nur, dass unsere Mutter das nicht<br />
mehr erleben durfte.<br />
Inzwischen hatte der Vater eine zweite Frau<br />
gefunden. Er heiratete im Frühjahr 1914.<br />
Durch die Frau erbte er etwas Geld. Dafür<br />
kaufte er in der Stadt Johannisburg ein<br />
Haus mit Stall und 6 Morgen Wiese. Dann<br />
nahm er zwei Kühe vom Hof in die Stadt<br />
und eröffnete einen Milchladen. Das Geschäft<br />
wurde von einer Hilfskraft geführt.<br />
Die Milchkühe gingen dort auf die Weide;<br />
zum Teil wurden sie auch vom Hof mit<br />
Futter versorgt.<br />
Nun hatten wir die zweite Mutter im Hause,<br />
und die Cousine konnte in ihren Heimatort<br />
zurückfahren. Wir waren ihr für die große<br />
Hilfeleistung sehr dankbar.<br />
Bald begannen wieder die Landarbeiten.<br />
Der Acker musste bestellt, die Saat ausgesät<br />
und der Stallmist ausgefahren werden.<br />
Das alles war nun so einfach, denn kaum<br />
hatte man den Hof verlassen, stand man<br />
schon mitten auf dem Felde. Mein ältester<br />
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Bruder, Jahrgang 1897, leistete als Erbe<br />
die meiste Arbeit auf dem Hof. Da wir alle<br />
Ländereien in der Nähe hatten, wurden wir<br />
ohne Hilfe gut fertig. Die großen Bauern<br />
holten sich dagegen ihre Arbeitskräfte aus<br />
Polen. Die Bevölkerung war unter der russischen<br />
Herrschaft sehr arm. Es kamen<br />
viele junge Männer aus Polen nach<br />
Deutschland, um irgendeine Beschäftigung<br />
zu suchen, und die meisten kamen in der<br />
Landwirtschaft unter.<br />
Die polnischen Arbeiter erzählten uns, dass<br />
der Russe unweit der deutschen Grenze<br />
Militärverbände zusammengezogen habe,<br />
und sie vermuteten, dass es Krieg geben<br />
würde. Wir in Ostpreußen hatten bisher<br />
aber noch nichts davon gehört oder gespürt.<br />
In einem 4. Teil berichtet der Verfasser<br />
von der Kriegserklärung<br />
und Mobilmachung 1914.<br />
Seine Familie flieht nach Johannisburg bzw.<br />
Beerenwinkel am Spirdingsee. Der Verfasser<br />
wird von seinem Vater beauftragt, zwischenzeitlich<br />
zum Hof zurückzukehren, um<br />
das Vieh zu versorgen. Auf dem elterlichen<br />
Hof werden er, sein Bruder und seine<br />
Schwester von Russen gefangen genommen<br />
und unter dem Vorwand, sie seien<br />
Spione, zum Abtransport nach Sibirien<br />
bestimmt, mit anderen Deutschen zusammen.<br />
Der Verfasser berichtet weiter:<br />
In Sibirien wird die Schwester von einem<br />
kinderlosen Ehepaar betreut, es sind auch<br />
deutsche Gefangene. Die Brüder haben<br />
Gelegenheit, die Schwester einige Male zu<br />
besuchen. Früher als die Geschwister erreicht<br />
sie nach dem Kriege die Heimat.<br />
Die Brüder arbeiten vor allem bei russischen<br />
Bauern und lernen deren Lebens -<br />
und Arbeitsweise kennen. Der Verfasser<br />
lernt bald die russische Sprache, was ihm<br />
sehr hilft.<br />
Nach dem Ende des Krieges wollen die<br />
Brüder in die Heimat zurück. Die Bolschewisten<br />
sind auch bereit, Zivilgefangene zu<br />
entlassen. Unter großen Schwierigkeiten<br />
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Unter einer<br />
weißen Decke<br />
Unter einer weißen Decke<br />
von des Winters Hauch<br />
liegen Baum und Hecke<br />
und der Ginsterstrauch.<br />
Es sind bucklige Gestalten,<br />
die die Dämmrung bringt –<br />
tun, als ob sie Wache halten,<br />
dass kein Vogel singt.<br />
Dort, die tief geduckte Alte<br />
mit dem dicken Bauch !<br />
Ist’s nicht doch ein Lebewesen<br />
oder nur ein Kaddigstrauch ?<br />
Dicht bei dem erstarrten Strom<br />
steht ein Riese und ein Gnom.<br />
Unterm Schnee, ganz tief verborgen,<br />
murmelt eine Quelle leis’,<br />
tut, als ob im Schoß der Erde<br />
sie nicht weiß,<br />
dass des Winters frostge Hände<br />
alle Wasser fassen,<br />
sie als starre, lange Nasen<br />
an die Äste hängen<br />
und dann in der Mittagssonne<br />
tröpfeln lassen.<br />
Aus dem Gedichtband von Waltraud Fabisch-Rynek:<br />
Das Haus, das am Waldrand schlief, Unvergessenes Masuren<br />
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und Gefahren, nur in Etappen bewegen<br />
sich die Brüder langsam in Richtung Westen.<br />
Am 6.10.1920, nach 6 Jahren und<br />
einem Monat, erreichen sie den heimatlichen<br />
Hof und ihre Familie.<br />
Diesen Bericht, vom Verfasser mit der Überschrift<br />
versehen ,“Jugendbeschreibung ,<br />
der Marsch nach Sibirien“ übersandte uns<br />
Gertrud Reipa, Steinstr. 7, 21409 Embsen,<br />
Krs. Lüneburg<br />
UNTER FREMDER<br />
HERRSCHAFT<br />
Schändliche Broträuber zeigen Reue/<br />
Ein Bericht aus schwerer Zeit<br />
Ostpreußen im Frühjahr 1946. An der Bootsanlegestelle<br />
des Roschsees, der zur masurischen<br />
Seenplatte gehört, ist eine Gruppe<br />
Frauen unter der scharfen Bewachung<br />
sowjetischer Soldaten damit beschäftigt,<br />
Fische zu putzen, einzusalzen und für den<br />
Abtransport in die Sowjetunion in Fässer zu<br />
verpacken. Einige alte Männer und Jungen,<br />
die in normalen Zeiten noch die Schule<br />
besucht hätten, sind von der Militärkommandantur<br />
zum Fischfang abkommandiert<br />
worden. Alle übrigen Männer und fast<br />
alle arbeitsfähigen Frauen waren längst in<br />
Gefangenschaft genommen.<br />
Unter den Frauen, die sich allmorgendlich,<br />
wenn die Fischerboote mit ihrem Fang vom<br />
See zurückkommen, zur Arbeit einzufinden<br />
haben, ist auch Ida aus dem fünf<br />
Kilometer entfernten Groß Zechen. Obwohl<br />
die Arbeit im kalten Wasser sehr beschwerlich<br />
und der tägliche Weg durch Feld und<br />
Wald wegen umherschweifender Soldaten<br />
gefährlich ist, kommt ihr die Tätigkeit nicht<br />
ungelegen. Meistens gelingt es ihr, den<br />
einen oder anderen Fisch beiseite zu schaffen<br />
und am Abend, mit einem Bindfaden<br />
unter dem Rock befestigt, durch die Kontrollen<br />
zu schmuggeln. Von der daraus<br />
bereiteten Fischsuppe kann sie den ärgsten<br />
Hunger der Familie stillen und auch<br />
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noch ihre kränkliche Schwägerin und die<br />
über 80jährige Tante mit ernähren.<br />
In der Frühe hatte sie sich von ihren Jungen<br />
Helmut und Herbert, elf und sieben Jahre<br />
alt, verabschiedet und jedem ein Stückchen<br />
Brot als Tagesration und dazu die<br />
Ermahnung gegeben, sofort ihre Verstekke<br />
aufzusuchen, falls sich Soldaten auf der<br />
Landstraße nähern. Doch trotz aller Vorsicht<br />
gelingt es ihnen an diesem Tag nicht<br />
rechtzeitig, zwei ins Gehöft eindringenden<br />
Soldaten zu entkommen. In dem längst<br />
ausgeraubten Anwesen findet sich aber<br />
keinerlei Beute mehr, und so nehmen sie<br />
kurzerhand den Kindern ihr Stückchen Brot<br />
weg. .<br />
Als Ida am Abend von dem Vorfall erfährt,<br />
schlagen Zorn und Erbitterung über ihr<br />
zusammen. Sie vergißt am nächsten Morgen<br />
jegliche Vorsicht - der Gluckeninstinkt<br />
ist stärker - und trägt dem wachhabenden<br />
sowjetischen Offizier die Schandtat vor:<br />
„Während ich hier für euch arbeite, rauben<br />
die Soldaten meinen Kindern das letzte<br />
Stück Brot.“ Der Offizier hört sich die Anklage<br />
schweigend an und dreht sich weg. Die<br />
befürchtete, sonst übliche Maßreglung<br />
bleibt aus.<br />
Groß ist Idas Erstaunen am nächsten<br />
Abend: Als sie todmüde von der Arbeit<br />
nach Hause kommt, berichten ihre Jungen,<br />
daß die Broträuber tagsüber wieder gekommen<br />
seien und ihnen aus ihrer Ration<br />
ein Stück Brot gebracht hätten. - Solch<br />
seltenes Aufblitzen mitfühlender Gerechtigkeit<br />
in einer Zeit, in der Unmenschlichkeit<br />
den Tag bestimmte, ließ die verzweifelten<br />
Menschen auf eine bessere und friedlichere<br />
Zeit hoffen und gab Kraft zum Überleben.<br />
Hilde Mursa<br />
Aus: „Ostpreußenblatt”<br />
121
122<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
MASURISCHE<br />
LANDHOCHZEIT IN SITTE<br />
UND BRAUCH<br />
Von Günter Schiwy<br />
Die Liebe im ländlichen Bereich, die etwa<br />
nach der Konfirmation begann, gestaltete<br />
sich recht geheimnisvoll und schwierig,<br />
weil sie in der Regel nicht von den Dorfbewohnern<br />
bemerkt werden sollte. Die ersten<br />
Annäherungsversuche fanden bei den Heranwachsenden<br />
im Spiel statt: in der Spinnstube,<br />
beim Tanzen, im Stall, bei der Feldarbeit!<br />
Doch der Tanz ist wohl zu allen<br />
Zeiten die natürlichste Weise gewesen, in<br />
der Jugendliche sich einander näherten.<br />
Tanzen, bei dem man körperlich zusammentrifft<br />
und sich wieder freigibt, dürfte die<br />
Urform der spielerischen Begegnung von<br />
Jungen und Mädchen sein. Das Tanzen<br />
hilft die Schüchternheit vor dem anderen<br />
Geschlecht zu überwinden. Das ist insbesondere<br />
bei den dörflichen Tanzvergnügen<br />
im Sommer der Fall, wenn das Tanzen<br />
in der Scheune, im Freien auf dem Tanzboden,<br />
unter der Linde, auf einer Wiese oder<br />
am Waldrand stattfindet. So manche Dorfrauferei<br />
unter den Jungen fand wegen der<br />
heiratsfähigen Mädchen statt, wenn es um<br />
eine „Geldheirat“ oder um den „rechten<br />
Hof“ ging. — Die Brautwerbung in den<br />
Dörfern war das Vorspiel für die Heirat, in<br />
der zwei Menschen übereinkamen, einander<br />
anzugehören. Dieser Entschluss ist in<br />
öffentlicher Form durch die vor dem Standesamt<br />
und in der Kirche geschlossene<br />
Ehe besiegelt worden. Die Hochzeit war<br />
bei uns im Dorf das wichtigste Familienfest<br />
und zugleich der Höhepunkt des Lebens<br />
zweier Menschen. Deshalb wurde sie zum<br />
Gemeinde-, zum Dorffest erhoben. Mit<br />
Recht wird heute das Wort „Hochzeit“ (hohes<br />
Fest), mit dem früher alle großen kirchlichen<br />
und weltlichen Feste bezeichnet<br />
wurden, allein als Ausdruck für die<br />
Vermählungsfeier gebraucht.<br />
Die Vorfeier der Heirat war der POLTER-<br />
ABEND! Da bei uns in Masuren die kirchli-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
che Trauung stets vom Pfarrer am Freitag<br />
vorgenommen wurde, fand der Polterabend<br />
am Donnerstag statt. Bei den großen Bauernhochzeiten<br />
wurden allerhand Glas und<br />
Porzellan am großen Hoftor zerschlagen.<br />
Dafür sorgte die Dorfjugend. Anschließend<br />
erschien das Brautpaar mit der Schubkarre,<br />
Schaufel und dem Besen, um die Scherben<br />
aufzusammeln und mit der Karre fortzufahren.<br />
Den Polternden wurde ein guter<br />
Schnaps eingeschenkt und belegte Brote<br />
auf der Dorfveranda wurden serviert.<br />
Zu den Unsitten in meinem Heimatdorf<br />
Kreuzofen gehörte es, wenn die Braut bereits<br />
ein Kind erwartete, dass die jungen<br />
Burschen jede Menge Häcksel vor die<br />
Hofeinfahrt und Hausveranda streuten. Der<br />
Häcksel war auf der Sandstraße nur schwer<br />
zu entfernen. Auf diese Weise erfuhren das<br />
ganze Dorf und die Hochzeitsgesellschaft,<br />
dass die Braut schwanger war. Dieser<br />
Denkzettel war eine gewisse Blamage und<br />
gleichzeitig eine „stille Rache“, falls noch<br />
andere Dorfjünglinge um das Mädchen<br />
geworben hatten.<br />
Besonders sportliche Burschen brachten<br />
es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag<br />
fertig, eine Storchenattrappe oder einen<br />
alten Kinderwagen auf dem Schornstein<br />
oder Dach anzubringen, ohne dass die<br />
Hausbewohner es merkten. Manchmal war<br />
der Kinderwagen oder die Wiege sogar<br />
neu!<br />
Bei uns in den Dörfern Masurens fand die<br />
Verehelichung am Freitag statt, weil der<br />
Freitag als Tag der Fria, der nordischen<br />
Göttin Frigg galt, der Göttin der Liebe. Sie<br />
war nach heidnischem und germanischem<br />
Brauch die Garantin für eine glückliche<br />
Ehe!<br />
In Kreuzofen ist, soweit ich mich erinnere,<br />
nie eine Ehe geschieden worden. Eine<br />
Scheidung ist nach damaligem ländlichen<br />
Brauch und Verständnis auch gar nicht<br />
möglich gewesen. Hier galt noch der alte<br />
Grundsatz: „... bis der Tod euch scheidet!“<br />
Schließlich war die Eheschließung rechtlich<br />
geschützt! Ehekrisen wurden gemeinsam<br />
gemeistert! Gerade durch das Aus
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
und Durchhalten von Schwierigkeiten können<br />
Mann und Frau zu größerer Reife und<br />
tieferer Beglückung gelangen. Die Ehe muß<br />
immer wieder neu gewonnen werden, damit<br />
sie nicht erstarrt. Sie ist ihrer Natur nach<br />
auf Lebenszeit angelegt!<br />
Die Hochzeiten in Kreuzofen waren - wie<br />
ich bereits erwähnte - eine feierliche Angelegenheit<br />
des ganzen Dorfes. An der Feier<br />
nahmen die gesamte Nachbarschaft und<br />
Verwandtschaft teil. Es war ein Fest, das oft<br />
zwei bis drei Tage dauerte. Der erste Tag<br />
galt ganz der Braut, während der zweite<br />
dem Bräutigam und der dritte ihnen beiden<br />
gewidmet war. Es ging dabei hoch her,<br />
wobei auch mancher derbe Spaß vertragen<br />
werden musste.<br />
Die Vermählung der Brautleute erfolgte in<br />
der 3 km entfernt liegenden evangelischen<br />
Kirche am Vormittag in einer Sonderform<br />
des Gottesdienstes mit Glockengeläut,<br />
Wortverkündigung und Gebet. Mit dem<br />
Trauungsversprechen, dem sich eine Einsegnung<br />
anschloss, bekannten sich die<br />
Brautleute kniend vor dem Altar zur Ehe vor<br />
Gott.<br />
Am Hochzeitstag folgten der geschmückten<br />
Hochzeitskutsche durch den Kiefernwald<br />
viele weitere Kutschen mit dem<br />
Hochzeitsgefolge nach Klein Kurwien. Solche<br />
Bewohner, die keine Möglichkeiten<br />
hatten, gefahren zu werden, nahmen an<br />
der kirchlichen Trauung in der Kirche dennoch<br />
teil. Entweder fuhren sie mit dem<br />
Fahrrad oder sie gingen zu Fuß zur Kirche.<br />
Hochzeiten erfreuten sich in unserem Dorf<br />
großer Beliebtheit. Jeder wollte nach Möglichkeit<br />
in der Kirche dabei sein.<br />
Das Hochzeitsessen wurde im Hause der<br />
Braut eingenommen. Fast alle Stuben waren<br />
mit langen Tischen und Bänken versehen<br />
und festlich geschmückt. Nach dem<br />
Speisezettel gab es zunächst einmal eine<br />
Königinsuppe mit allerlei Gemüse und<br />
Fleisch, in der auch etwas Reis zu finden<br />
war. Natürlich standen auf den Festtischen<br />
die heimischen Erzeugnisse des Ackerbaus<br />
und der Viehzucht. So gab es zur<br />
Hauptmahlzeit reichlich Schweine- und<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
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Rinderbraten, Soße, Gemüse und Kartoffeln.<br />
Doch auf dem Tisch befanden sich<br />
auch Schinken, Würste, Käse, Hähnchen,<br />
Sauerkraut, Fleischklopse, Fisch, Schwarzbrot<br />
und die verschiedensten Kuchen.<br />
Zwischen den Gängen spielte die Kapelle.<br />
Es wurde fleißig getanzt. Natürlich sind<br />
auch Ansprachen gehalten und Scherze<br />
erzählt worden. Dann und wann wurde ein<br />
lustiges Lied zum Besten gegeben. Insbesondere<br />
der von den Masuren gern getrunkene<br />
Bärenfang und Wodka hoben die<br />
Stimmung erheblich. Alle Speisen und<br />
Getränke blieben auf den Tischen stehen.<br />
Man bediente sich bei Bedarf selbst.<br />
Die Dorfkinder erschienen gegen 15.00<br />
Uhr vor dem Hochzeitshaus. In großen Blechen<br />
wurde Kuchen von den Aufwartefrauen<br />
herangetragen! Das Hochzeitspaar erschien<br />
vorm Haus. Die Kinder sangen ein<br />
oder zwei Hochzeitslieder und erhielten<br />
jeder mindestens ein Stück Kuchen und<br />
eine Brause zum Trinken.<br />
Die von den Hochzeitsgästen mitgebrachten<br />
Gaben lagen oder standen vorne auf<br />
dem Tisch des Brautpaares oder daneben.<br />
Es kamen dabei allerlei Hausrat, Bett- und<br />
Tischwäsche sowie Geld zusammen. Der<br />
eingeladene Masure ließ sich nicht „lumpen“!<br />
Der Wert des Geschenkes pflegte<br />
die „Zeche” bei weitem zu übersteigen.<br />
Um Mitternacht wurde nach dem ausgedehnten<br />
Hochzeitsschmaus und Gelage<br />
der Brautkranz vertanzt. Hierbei wurde<br />
entschieden, welches Mädchen der Anwesenden<br />
als Nächste heiratet. In einigen<br />
Familien unseres Dorfes wurde die Kranzabnahme<br />
durch einen Empfang des Hochzeitspaares<br />
mit Brot, Salz und Geld ersetzt.<br />
Der Sonnabend war für die Feier des Bräutigams<br />
reserviert. Zum Mittagessen erschienen<br />
die bekannten Junggesellen des Ehemannes,<br />
um zu essen, einen zu trinken und<br />
Abschied vom Junggesellen zu nehmen.<br />
Am Sonntagvormittag besuchte das vermählte<br />
Ehepaar den Gottesdienst in der<br />
Kirche Kurwien. Anschließend feierte man<br />
noch eine Nachhochzeit mit den entfernten<br />
Verwandten, die von weither angereist<br />
123
124<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
waren, weil am Montag wieder den täglichen<br />
Pflichten nachgegangen werden<br />
musste. Mit dem Sonntag hatte die Hochzeit<br />
ihren Abschluß gefunden.<br />
Zur masurischen Landehe, die seit Generationen<br />
stark auf die Natur und ihre Beziehungen<br />
abgestellt war, gehörte vieles, wie<br />
Liebe, Sexualität, der Wunsch nach Kindern<br />
als Nachkommen,Treue, gegenseitige,<br />
gemeinsame Aufgaben und Beziehungen<br />
zu der dörflichen Nachbarschaft, zu<br />
den Institutionen und Einrichtungen. Dafür<br />
erwartete der Masure Freiheit, gegenseitige<br />
Hilfe in Notzeiten und allzeit heimatliche<br />
Geborgenheit im Schoße der Dorfgemeinschaft<br />
!<br />
DÖRFLICHE BEGRÄBNISSE<br />
UND IHRE KULTURELL-<br />
RELIGIÖSE BEDEUTUNG IN<br />
MASUREN<br />
von Günter Schiwy<br />
Die Masuren sind als konservativ bekannt,<br />
das heißt, dass sie an ihren althergebrachten<br />
Eigenarten festhalten. So war es bei<br />
den Vorfahren und so mußte es auch bleiben!<br />
Dahinter stecken eine jahrhundertealte<br />
Tradition von Riten und Bräuchen und oft<br />
auch Unheimlichkeiten. Warum sollte man<br />
sich von dem Altbewährten trennen, das<br />
gut eingefahren und zur Norm geworden<br />
war.<br />
Und so war es auch in Kreuzofen, meinem<br />
Heimatdorf am Niedersee in der tiefsten<br />
<strong>Johannisburger</strong> Heide, wo die Geburt und<br />
der Tod zum dörflichen Alltag gehörten!<br />
Heute ist es in unserer verstädterten Gesellschaft,<br />
ja - selbst im kirchlichen Bereich,<br />
ungehörig vom Tode zu sprechen.<br />
Man verdrängt ihn, ist von ihm nicht betroffen!<br />
Man liest zwar ständig in der Tageszeitung<br />
Todesanzeigen, aber man bezieht sie<br />
nicht auf den eigenen Tod. In der Umgangssprache<br />
redet man beschönigend<br />
vom „Eingeschlafenen“, aus unserer Mitte<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
„Gegangenen“ usw. Der Tod ist heute durch<br />
das aufgezwungene „Positive Denken“ aus<br />
der Öffentlichkeit verdrängt und aus dem<br />
Bewusstsein verschwunden. Der Mensch<br />
verhält sich oft so, als gäbe es den Tod<br />
nicht! Dabei erinnert uns das gellende<br />
Martinshorn der Unfall- und Krankenwagen<br />
tagtäglich an den Tod und damit doch<br />
auch an die Frage: Was hilft mir, meinen<br />
Tod anzunehmen, und wie kann ich würdevoller<br />
sterben?<br />
Ich muß ja sterben! Warum kann ich, wie<br />
meine Eltern und Großeltern, den Tod nicht<br />
als etwas Natürliches und Selbstverständliches<br />
hinnehmen, sondern überspiele diese<br />
Tatsache zumeist mit meiner Geschäftigkeit<br />
des Alltags? Ist der Tod nicht die<br />
Abrundung meines Lebens? Gehe ich nicht<br />
den Weg aller Wege? Warum wird der Tod<br />
bei uns Christen oft als Strafe empfunden,<br />
die uns ängstigt? Kennzeichnet dieses<br />
Schweigen über den Tod nicht unsere existentielle<br />
Verlegenheit?<br />
Der Masure, dessen Vorfahren die heidnischen<br />
Pruzzen waren, die die Natur verehrten<br />
und anbeteten und an ein Leben nach<br />
dem Tode glaubten, entwickelte und hatte<br />
ein positives Verhalten zum Tode. Damit<br />
hat er über Generationen hinweg ein<br />
leidens- und schmerzüberwindendes Denken<br />
und Handeln und damit Verhalten zum<br />
Tode bekommen. Und die christliche Kirche<br />
konnte nach der Christianisierung nicht<br />
umhin, diesen die Natur als Religion verehrenden<br />
Pruzzen ihre Grundsymbole in ihrer<br />
Selbstfindung zu überlassen, weil sie ein<br />
elementares menschliches Grundbedürfnis<br />
dieser 4000jährigen Geschichte nicht<br />
auszulöschen vermochte. Das tiefgreifend<br />
religiöse Grundverhalten einer ethnisch<br />
gewachsenen Volksgruppe kann man eben<br />
durch neue geistig-gesellschaftliche Ideologien<br />
nicht brechen. Auch Verbote und<br />
Todesstrafen helfen da nicht weiter! Das<br />
Bewusstsein und die gelebten Traditionen<br />
in der bestehenden Kultur sind beständiger!<br />
Religiös überkommene Formen und<br />
Symbole sind Zeichen der Zusammengehörigkeit<br />
und des friedvollen Zusammenle
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
bens einer traditionellen Volksgruppe in<br />
einer gewachsenen Region.<br />
Wie sehr das Zusammenleben in einer<br />
Dorfgemeinschaft von festen kirchlichen<br />
Eigenheiten gekennzeichnet ist, kann man<br />
am besten an den Dorfbeerdigungen feststellen.<br />
Jeder Bürger, selbst der ärmste<br />
und bescheidenste, erfuhr im und selbst<br />
nach seinem Tode die gleiche Nähe, Verehrung<br />
und Liebe, das heißt: das gleiche<br />
Recht auf Bewahrung seiner Identität und<br />
damit den Anspruch auf den Schutz innerhalb<br />
seiner Gemeinschaft!<br />
Die Beerdigungen als Abschluss des<br />
menschlichen Lebens fanden in Kreuzofen<br />
im Trauerhaus der Angehörigen unter großer<br />
Anteilnahme der Mitbürger statt. Die<br />
Dorfbewohner bekundeten damit den<br />
Gemeinschaftssinn und die Eintracht des<br />
dörflichen Lebens. Der Tote wurde im „Guten<br />
Zimmer“ des Hauses aufgebahrt. Sobald<br />
er starb, wurden der Spiegel im Hause<br />
verhangen und die Uhr angehalten.<br />
Mund und Augen wurden dem Verstorbenen<br />
geschlossen. Der Raum wurde mit<br />
Tannengrün geschmückt. Nachts brannten<br />
vier Kerzen zur Geisterabwehr. Jeder<br />
Dorfbewohner konnte von dem Toten persönlich<br />
Abschied nehmen. Die Leiche war<br />
sowohl für die nächsten Angehörigen als<br />
auch die Dorfbewohner kein Schrecken,<br />
sondern sie gehörte zu ihnen, bis die Beerdigung<br />
angesetzt war.<br />
Bei der Begräbnisfeier im Hause wurde der<br />
Deckel auf den Sarg erst dann gelegt und<br />
fest verschlossen, wenn eine Unruhe sich<br />
im Hause bemerkbar machte, die das Kommen<br />
des Pfarrers ankündigte.<br />
Der Pfarrer hielt einen Hausgottesdienst.<br />
Seine Ansprache galt dem Verstorbenen.<br />
Seine Andacht mit Gotteswort, Gebet, Fürbitte,<br />
Gesang und Segen diente der Verkündigung<br />
des Wortes Gottes vom Tod,<br />
dem Gericht und dem ewigen Leben.<br />
Die geistliche Abschiedsfeier war keine<br />
monotone gottesdienstliche Handlung,<br />
sondern aus ihr sprachen die Wärme der<br />
Gnade und des Trostes an die Hinterbliebenen.<br />
Die versammelte Gemeinde sang<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
dazu Choräle wie im sonntäglichen Gottesdienst,<br />
was an die Geburt und den Tod,<br />
das Dasein und die Ewigkeit erinnerte.<br />
Nach der Beendigung der häuslichen Trauerfeier,<br />
die oft durch schmerzvolles Weinen<br />
und Schluchzen der Trauernden begleitet<br />
wurde, setzte sich der Zug zum<br />
Friedhof, der am Waldrand auf dem Weg<br />
zur Kirche nach Klein Kurwien lag, zu Fuß<br />
durch das Dorf in Bewegung. Bei langsam<br />
- würdigem Gang sang der Trauerzug<br />
Glaubenslieder und Choräle aus dem Gesangbuch,<br />
während die kleine Kirchenglocke,<br />
die auf dem Scheunendach der<br />
Schule angebracht war, dem Toten das<br />
letzte Geläut gab. Die Bahre mit dem Sarg<br />
wurde von 6 starken Männern getragen.<br />
Später besaß Kreuzofen einen Leichenwagen,<br />
der von zwei Rappen gezogen wurde.<br />
Auf dem Friedhof sang die Gemeinde weitere<br />
Kirchenlieder vor dem offenen Grab.<br />
Der Pfarrer hielt eine kurze Predigt, ein<br />
Gebet, und durch die abschließende<br />
Bestattungsformel wurde der Tote der Gnade<br />
Gottes zum ewigen Leben befohlen. Oft<br />
spielte der Kreuzofener Posaunen - Chor<br />
am Grab noch einen Choral. Danach warf<br />
jeder Angehörige drei Hand voll Erde auf<br />
den Sarg in der Meinung, dass er den<br />
Toten leichter vergessen könnte. Doch der<br />
dreimalige Erdwurf sollte den lebenden<br />
Menschen auch ihre Vergänglichkeit anzeigen.<br />
Je mehr der Tote bei der Feier zu<br />
seinem Recht kam, desto größer war der<br />
Trost für die Angehörigen.<br />
Die Trauergemeinde sang weitere Kirchenlieder,<br />
bis der Grabhügel errichtet war.<br />
Darauf wurden die Kränze und Blumen<br />
gelegt. Die nächsten Angehörigen knieten<br />
am Grabhügel nieder und sprachen ein<br />
Gebet.<br />
Die Trauerfeier, die anschließend im Trauerhaus<br />
stattfand, mutete wegen des Totenschmauses<br />
merkwürdig an. Doch es war in<br />
Kreuzofen für die Familie des Verstorbenen<br />
eine Ehre, wenn es eine besonders<br />
„fröhliche Leiche“ war. „Das Fell“ mußte mit<br />
Alkohol begossen werden’<br />
Auf engstem Raum wurden im Trauerhaus<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
auf Tischen Kaffee, Tee, Kuchen, belegte<br />
Brote und Alkohol hingestellt. Nach dem<br />
Essen begannen Erinnerungsgespräche<br />
und Gesänge.<br />
Die Kreuzofener Altenteiler schafften sich<br />
schon zu Lebzeiten Eichensärge an, die<br />
auf dem Boden des Hauses standen! Sie<br />
wollten nach harter Arbeit in einem guten<br />
Sarg beerdigt werden. Darauf legten sie<br />
großen Wert!<br />
Die Begräbnisfeierlichkeiten bei den masurisch<br />
sprechenden „Gromadkis“ waren<br />
insbesondere vom festen Glauben an die<br />
„Himmliche Heimat“ getragen. Die Seele<br />
dieser schwer arbeitenden Menschen war<br />
Wilder Gänse Schrei,<br />
Herbst, Kartoffelfeuer,<br />
Kranich zieht vorbei.<br />
Uferloses Weiß,<br />
Winter eisigkalt.<br />
Rauhe Krähenstimmen<br />
klagen aus dem Wald.<br />
Weiße Anemonen,<br />
zartes Birkengrün,<br />
Regenvögel rufen,<br />
Maiglöckchen blühn.<br />
Nebel auf der Wiese,<br />
Storch auf einem Bein,<br />
Mücken überm Wasser,<br />
Abendsonnenschein.<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Erinnerung an Masuren<br />
von Waltraud Fabisch-Rynek<br />
in ihrer natürlichen Frömmigkeit in der pietistischen<br />
Erweckungsbewegung verwurzelt.<br />
Deshalb ließen sie allen Dörflern dieselbe<br />
Hilfe und dieselbe Achtung angedeihen:<br />
Die üblichen menschlichen Laster,<br />
viel übermäßiger Alkoholgenuss und andere<br />
Unmoral waren ihnen fremd! Ihr gesamtes<br />
Leben und ihr tägliches Verhalten<br />
waren ganz auf den Segen Gottes und die<br />
Einhaltung der 10 Gebote abgestellt!<br />
Diese masurisch-dörfliche Kultur mit ihrer<br />
jahrhundertealten Tradition, Geschichte<br />
und den oft seltsam anmutenden Eigenarten<br />
ist 1945 ausgestorben, zu Grabe getragen<br />
worden. Es gibt sie nicht mehr!<br />
Korn wiegt sich im Winde,<br />
Regen tropft ins Moos,<br />
duftend blüht die Linde,<br />
Himmel wolkenlos.<br />
Enten auf dem Weiher,<br />
Schnitter auf dem Feld,<br />
Habicht, Kiebitz, Reiher,<br />
bunte Vogelwelt.<br />
Amsel im Holunder,<br />
Drossel im Gesträuch,<br />
Rauch aus altem Feuer<br />
spiegelt sich im Teich.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
An das <strong>Heimatbrief</strong>-Team<br />
Doris Woytewitz, Eva Klischewski, Roswitha Thomsen<br />
und Gerhard Bosk<br />
Nach langem Warten haben wir am Ostersonnabend den lang<br />
ersehnten <strong>Heimatbrief</strong> erhalten. Unsere Telefone standen<br />
nicht still. Wie immer ist er sehr gut gelungen. Zuerst wird<br />
überschlagen und dann nach und nach Seite für Seite intensiv<br />
studiert.<br />
Wir wissen, was für eine Arbeit darin steckt. Darum möchten<br />
wir dem Team unsere große Hochachtung und unser Dankeschön<br />
aussprechen, hoffentlich auch durch unsere Spenden.<br />
Ihre <strong>Johannisburger</strong> in Berlin<br />
Leserbriefe<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Werte Frau Klischewski,<br />
liebe Redaktionsmitglieder!<br />
Am 23.10. fand in Rostock das Ostpreußentreffen<br />
für Mecklenburg/Vorpommern statt.<br />
Ich hatte die Freude dabei sein zu können,<br />
zumal ein ehemaliger Schulfreund meiner<br />
Tante, Gerhard Wippich, seine Rede angekündigt<br />
hatte. So war es mir eine besondere<br />
Verpflichtung, ihr über dieses Treffen<br />
berichten zu können und mir selbst diese<br />
Rede anzuhören. Wie mag es einem gehen,<br />
der so einen ehrenvollen Auftrag erhält?<br />
Es gibt viel zu sagen, aber trifft man<br />
die richtigen Worte? Ich spürte, wie bewegt<br />
unser Heimatfreund, Herr Wippich, war,<br />
dass er aus tiefem Herzen sprach.<br />
Er sprach nicht über die “Köpfe” seiner<br />
Zuhörer, sondern verstand die Gefühle und<br />
Mentalität der hier lebenden Menschen<br />
wie kein anderer Redner anzusprechen<br />
und zu achten. Dafür möchte ich ihm danken.<br />
Freuen würde ich mich, wenn der<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> diese Rede,<br />
auch nachlesbar für andere, veröffentlichen<br />
könnte.<br />
Dank auch für die Worte des Rostocker<br />
Pastors, eines gebürtigen Mecklenburgers,<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
der auf das Einende zwischen Alteingesessenen<br />
und “Zugewanderten” hinwies,<br />
auf enge Verknüpfungen in den Familien.<br />
Eines wurde für mich auf dem Treffen auch<br />
sichtbar: Es begegnen sich in zunehmendem<br />
Maße, wenn auch noch nicht genug,<br />
Kinder der ehemaligen Kriegsgeneration<br />
oder Nachkriegsgeneration. Wir freuen uns<br />
auf ein Wiedersehen, tauschen uns aus<br />
und helfen einander auf der Suche nach<br />
Spuren unserer Vorfahren, nach Gesprächspartnern<br />
aus der Erlebnisgeneration.<br />
Da die Familie meines Vaters aus dem<br />
Kreis Johannisburg, die meiner Mutter<br />
dem Kreis Neiderburg und ich selbst aus<br />
dem Kreis Rosenberg stamme, versuche<br />
ich Kontakt zu allen Kreisen zu halten.<br />
Dieses bringt interessante Begegnungen<br />
und für mich viele neue Informationen.<br />
Bedanken möchte ich mich besonders bei<br />
der ehemaligen <strong>Johannisburger</strong>in Edeltraut<br />
Zieplowski. Sie unterstützt mich auf herzliche<br />
Weise mit Material aus der Heimatstadt<br />
meines Vaters und ist eine liebenswerte,<br />
temperamentvolle Gesprächspartnerin.<br />
Sorgen wir durch unser Mittun, dass diese<br />
Treffen für alle zum Erlebnis werden und<br />
die Plätze nie leer bleiben.<br />
Auch dieses Mal geschah das fast Unglaubliche,<br />
dass sich Verwandte nach über<br />
50 Jahren erstmals wieder begegneten und<br />
ehemalige “Wolfshuder” aus Litauen – verwaiste<br />
Kinder aus dem Ostteil Ostpreußens<br />
– einander trafen. Ich selbst freue<br />
mich, bei Letztem einen kleinen Anteil daran<br />
zu haben.<br />
Viele Begegnungen sind sicherlich noch<br />
möglich, wenn wir über unsere Treffen berichten.<br />
In diesem Sinne möchte ich auch<br />
weiterhin tätig sein und grüße alle Teilnehmer<br />
des Treffens aus dem Kreis Johannisburg.<br />
Edelgard Hesse (geb. Berdig)<br />
Weinbergstr. 38, 19089 Crivitz<br />
Tel 03863/222577
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Informationen<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
OSTPREUSSISCHES LANDESMUSEUM - <strong>2002</strong><br />
Dauerausstellungen<br />
Landschaften Kurische Nehrung, Masuren, Oberland, Rominter Heide,<br />
Elchwald<br />
Jagd- und Forstgeschichte Besondere Tierarten, Trophäen, Jagdwaffen<br />
Geschichte Landesgeschichte von den Prußen bis 1945<br />
Ländliche Wirtschaft Ackerbau, Tierzucht, Fischerei<br />
Geistesgeschichte Wissenschaft, Bildung, Literatur<br />
Bernstein Entstehung, Gewinnung, Bedeutung<br />
Kunsthandwerk Bernstein, Silber, Keramik, Zinn<br />
Bildende Kunst Kunstakademie Königsberg, Künstlerkolonie<br />
Nidden, Lovis Corinth, Graphisches Kabinett<br />
Wechselausstellungen<br />
16.2.-26.5. Volkskunde des Memellandes - Die Sammlung Hugo<br />
Scheu aus Heydekrug<br />
Ausstellung mit dem Museum Silute/Heydekrug aus Litauen<br />
9.3.-25.8. Der Maler und Nazigegner Emil Stumpp - Köpfe und<br />
Landschaften aus bewegter Zeit<br />
ab 27.4. Schatzkammer Baltikum<br />
Kleine Vorausschau auf die künftige deutsch-baltische<br />
Abteilung im Museumsanbau<br />
15.6.-20.10. Wunderland Nehrung - Bilder in Natur und Kunst<br />
7.9.- 26.1.2003 Mit Windkraft und Propeller - Bilder aus Ostpreußens<br />
Luftfahrtgeschichte<br />
2./3.11. Museumsmarkt - Landschaften und Traditionen<br />
16.11.-23.2.2003 Eissegeln und Eishockey-„Nationalsport“ in Ostpreußen<br />
Geöffnet: Di - So 10-17 Uhr<br />
Führungen nach Vereinbarung<br />
Ostpreußisches Landesmuseum Ritterstraße 10 · 21335 Lüneburg<br />
Tel. 04131/75995-0 · Fax 75995-11<br />
e-mail: Ostpreuss.Land.-museum@t-online.de<br />
Internet: http://ostpreuss.landesmuseum.luene-info.de<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Ostreußisches<br />
Landesmuseum
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Ausschneiden und senden an:<br />
Ilse Kruyk, Reginharstraße 4, 51429 Bergich-Gladbach<br />
Bitte beachten<br />
Eine Menge <strong>Heimatbrief</strong>e kommen zurück, weil Sterbefälle nicht gemeldet werden. Der Kreisgemienschaft<br />
entstehen durch diese Nachlässigkeit erhebliche Unkosten und Portoauslagen.<br />
Bitte, helfen Sie mit, diesen unhaltbaren Zustand zu entschärfen! Melden Sie die eingetretenen Sterbefälle<br />
umgehend an folgende Anschrift: Ilse Kruyk, Reginharstraße 4, 51429 Bergisch-Gladbach.<br />
Neuanmeldung<br />
Name Vorname<br />
Bei Frauen: Geborene<br />
Geb. am Geburtsort<br />
Letzter Wohnort in der Heimat<br />
Anschrift – Straße, Postleitzahl, Ort<br />
Anschriftenänderung<br />
Name Vorname<br />
Bei Frauen: Geborene<br />
Sterbefälle<br />
Name Vorname, geb. gestorben am:<br />
Bei Frauen geborene<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Geb. am Geburtsort<br />
Letzter Wohnort in der Heimat<br />
Anschrift – Straße, Postleitzahl, Ort<br />
Bisherige Anschrift in der Bundesrepublik<br />
Anschrift der Angehörigen, falls Zusendung des <strong>Heimatbrief</strong>es erwünscht<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Unterschrift<br />
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✂<br />
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131
STADTPLAN UND<br />
EINWOHNERVERZEICHNIS<br />
DER STADT JOHANNISBURG<br />
Liebe <strong>Johannisburger</strong>,<br />
wie wir bereits angekündigt haben, sind wir<br />
dabei, einen Stadtplan von Johannisburg<br />
zu erstellen. Die ersten Arbeiten dafür sind,<br />
auch dank Ihrer Zuschriften, erst einmal<br />
abgeschlossen. Die Zuordnung zu den<br />
Hausnummern der einzelnen Straßen kann<br />
fehlerhaft sein, da in den 30-iger Jahren<br />
diese geändert wurden. Auch haben wir<br />
viele Namen, die zwar einer Straße, aber<br />
nicht einer Hausnummer zugeordnet werden<br />
können. ALSO BENÖTIGEN WIR WEI-<br />
TERHIN IHRE MITHILFE1<br />
In diesem <strong>Heimatbrief</strong> werden wir nun beginnen,<br />
Ihnen einige Straßen mit den dazugehörenden<br />
Einwohnern bekannt zu machen.<br />
Korrekturen bitte an:<br />
Eva Klischewski, Haynstr. 34,<br />
20249 Hamburg, Telefon: 040/4604305<br />
Aryser Chaussee<br />
Haus-Nr.<br />
1 Wroblewski Gustav<br />
2 Konstanty Ludwig<br />
3 Synofzik Max<br />
4 Rüdiger Adolf<br />
5 Linke Wilhelm<br />
11 Orlowski Gustav<br />
15 Werner Friederike<br />
16 Karrasch August<br />
Losch Samuel<br />
17 Glembotzki Hermann<br />
19 Jankowski Albert<br />
27 Krempin Ferdinand<br />
29 Siegmund Robert<br />
31 Bondzio Johann<br />
33 Kobs Rudolf<br />
Kobs Kurt<br />
35 Hill Anton<br />
132<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Aryser Chaussee<br />
Namen, die keiner Hausnummer zugeordnet<br />
werden können<br />
Augustin<br />
Bernsdorf<br />
Böhm<br />
Buchholz Horst<br />
Danenberg Gustav<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Dmoch<br />
Findeklee<br />
Grybinski<br />
Guth<br />
Hempel<br />
Hohnhaus R.B. Beamter<br />
Jahnhöfer Martha<br />
Jakubowski<br />
Karlisch Karl<br />
Krause<br />
Krüger Emil<br />
Kruska Gustav Händler<br />
Landsberger<br />
Liedtke Bruno<br />
Lokewandt<br />
Mattern Hans<br />
Olschewski<br />
Petriek<br />
Plata Adolf Kaufmann<br />
Propp Anna<br />
Quednau<br />
Przyborowski Luise<br />
Rehberg<br />
Rohde Max<br />
Rydynjak<br />
Sanio<br />
Schubert Wilhelm<br />
Sokoll Paul<br />
Sokolowski<br />
Staar<br />
Stortnik<br />
Wallner<br />
Weisheit Ernst Tischlermeister<br />
Werner Hans<br />
Werner Theodor Landwirt<br />
Wolf Gotthold<br />
Wrieden Polizist<br />
Bahnhofstrasse<br />
Haus-Nr.<br />
1 Czudnik Wilhelm<br />
Krause Wilhelm<br />
Hoffmann Erich<br />
2 Lange Hermann<br />
Dr. Sautter R.<br />
3<br />
4 Buber Ernst<br />
Hensel Friedrich<br />
5 Würtz Jürgen<br />
6 Dressler Carl<br />
Glaser Wilhelm<br />
7 Kaiser Fritz<br />
Mürau Waltraut<br />
8 Gromberg Frítz<br />
Jablonski Wilhelm<br />
Müntel Oskar<br />
Steinke Karl<br />
Sunkel Otto<br />
Thom Frieda<br />
Woelk Emil<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
9 Marrek Helmut<br />
Homann Charlotte<br />
10 Walker Leo<br />
Richter Klara<br />
Woycziechowski Eduard<br />
11 Pißowotzki Paul<br />
12 Bienholz Ludwig<br />
13 Müller Georg-Willibald<br />
Dr. Oedíng Hans<br />
Neumann Robert<br />
14 Beyer Robert<br />
15 Hoffmann Hans<br />
Thiel Lotte<br />
Scheerer Hedwig<br />
16 Bastfan Frieda<br />
Bialowons Charlotte<br />
17<br />
18 Wielk Hermann<br />
19<br />
20 Wagner Emil<br />
Holland Walter<br />
Albrecht Erhard<br />
Bonkewitz Martin<br />
Rudník Johann<br />
Synofzik Richard<br />
21<br />
22 Busse Heinz<br />
Kahnert Gustav<br />
Zegler Hedwig<br />
Wapner Maria<br />
23 Stoll Paul<br />
Olschinski Wilhelmine<br />
Domurath Erika<br />
24 Henseleit Friedrich<br />
Frey Wilhelm<br />
25 Kienitz Otto Forstamt<br />
26<br />
27 Bondzio Frieda<br />
Sparka Friedrich<br />
27 b Wyska Anna<br />
Kraschinski Gottfried<br />
27 c Nagel Charlotte<br />
Ursinius Gottlieb<br />
28<br />
29 Steinke Karl<br />
33 Biallowons Wilhelm<br />
Grigutsch Hildegard<br />
Sandhof Gustav<br />
Bahnhof Aneißer Grete<br />
Bahl Gustav<br />
Zander Julius<br />
Seidenberg Richard<br />
Namen, die keiner Hausnummer<br />
zugeordnet werden können<br />
Becker Anita<br />
Becker Friedrich<br />
Bahl Walter<br />
Barczik<br />
Berger Johannes<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Ballerstädt Fritz Kraftfahrz.Meister<br />
8ielinski Landwirt<br />
Bolz Horst R.B.Betriebswirt<br />
Brozio R.B.Angestellter<br />
Buttler Elfriede<br />
Buyna Viktor R.B.Angestellter<br />
Chmielewski Wilhelmine<br />
Chrzan Wilhelmine<br />
Davidson Zollassistent<br />
Eglinski Kurt Dipl.Ingeneur<br />
Epha Kassenleiter<br />
Flack R.B.Angestellter<br />
Fischer R.B.Angestellter<br />
Gesk Emil Kaufmann<br />
Gantowski Hedwig<br />
Glandin Gustav Lok-Führer i.R.<br />
Grenda Johann<br />
Groll Käte<br />
Hauptmann Stadtbaumeister<br />
Hempel R.B.Angestellter<br />
Hölzner Richard R.B.Obersekretär<br />
Hoffmann Erich Kraftfahrer<br />
Jacobsen Bahnmeister<br />
Jeschke Berta<br />
Kaminski Rudolf<br />
Kurafeiski Autowerkstatt Richter<br />
Lange Erich Schuhgeschäft<br />
Langner Witwe<br />
Langner Egon Angestellter<br />
Lixfeld Direktor Genossenschaft<br />
Dr. Lubk Walter Kreistierarzt<br />
Lukowski Witwe<br />
Masuch Gertrud<br />
Maseizik Witwe<br />
Mintel Oskar Friseur<br />
Ortmann Heinz R.B.Angestellter<br />
Pigorsch Karl Maurer<br />
Pissawotzki Witwe<br />
Pissawotzki Max Reisevertreter<br />
Radtke<br />
Reipa Werner Angestellter<br />
Richter Klara Tankstelleninh.<br />
Rinski Margarethe<br />
Ruschinski<br />
Sanio Ferdinand Gärtnereibetrieb<br />
Saborowski Wilhelm R.B.Obersekretär<br />
Saschek R.B.Angestellter<br />
Schiemann Otto<br />
Schindowski Fritz Eisenb.-Schaffner<br />
Schinz Eduard Lokführer<br />
Schukowski August R.B.Angestellter<br />
Senff Emil Steinmetz<br />
Seidler Emil Rottmeister<br />
Skorzik<br />
Skottke Rudolf Müller<br />
Solty Paul Reisevertreter<br />
Sonthof Gustav R.B.Angestellter<br />
Spanka Adam R.B.Angestellter<br />
Stapelfeld Förster i.R.<br />
Steinke Emil Maurer<br />
Taubert<br />
133
Thurau<br />
Trojan Postbeamter i.R.<br />
Teichert Johann<br />
Warnetz Adolf Lokführer i.R.<br />
Wiemer Rudolf Hotelbesitzer<br />
Witte Alfred<br />
Zimmermann R.B.Sekretär<br />
ABBAUTEN<br />
Welk Paul Fuhrhalter<br />
Welk Willy R.B.Angestellter<br />
134<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Wonglicker-Weg<br />
Haus-Nr.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Bahl<br />
Hensel<br />
Tuschewski<br />
Gustav<br />
Friedrich<br />
Mathild<br />
6<br />
7<br />
Poborski<br />
Tuschewski<br />
Niederkleine<br />
Robert<br />
Ernst<br />
Herta<br />
8<br />
9<br />
Wölk<br />
Soppa<br />
Hess<br />
Wilhelm<br />
Max<br />
Johann<br />
10 a<br />
11<br />
12<br />
Bahl<br />
Ley<br />
Baumgart<br />
Max<br />
Karl<br />
Emil<br />
? Zimmeck Friedrich<br />
Kein Fleck der Erde,<br />
und wäre er mit allen Reizen des Paradieses<br />
gleich ausgestattet,<br />
kann dir sein, was die Heimat ist.<br />
Sie hat dich geboren,<br />
dich gesäugt,<br />
dich stammeln und gehen gelehrt,<br />
sie hat dir die ersten Sterne,<br />
die ersten Blumen, die ersten Augen gezeigt.<br />
Wie mußt du sie liebhaben.<br />
Schmitthenner<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Was brachten die <strong>Heimatbrief</strong>e?<br />
Stichwortverzeichnis von 1972 bis 2001<br />
(150 Orte)<br />
Die erste Zahl bedeutet die Seite,<br />
die zweite das Erscheinungsjahr des <strong>Heimatbrief</strong>es<br />
Arys 31/72, 3-5/75, 13-14/75, 17/75, 18/75, 57-58179, 41/80, 42/80,<br />
57/83, 33/80,Titel 82,101-113/84,9/85,41/85,102-109/86,137/87,<br />
68-76/88,110-117/89 u . 64/90, 135- 139/91, 57l92, 77-79/92,<br />
53/93, 89-90/93, 144-149/93, 64-67 / 1994, 68-71/97, 78-79197<br />
51-52-99, 60-65/00, 61/01, 73/01<br />
Adlig-Borken 96-101/87<br />
Altwolfsdorf 28/73,13 u. 15/81,113-130/90, 74-77/92,125/92<br />
Adlig- Kessel 39/80,104/83, 73/84, Titel 140/85 und 132-134/89, 71/00<br />
Arenswalde 74-93/86,130/87<br />
(Mykossen)<br />
Babrosten 48-51/89, 54189<br />
Bachort 163/86<br />
Balzershausen 72-73/00<br />
Bergfelde 25179,138/93<br />
(Bilitzen) Waldenfried 93/83, 126-127/89<br />
Birkenberg 75-76/91<br />
Breitenheide 22/72, 30/75, 62/79, 50/82, 56-62/91<br />
Brennen 17-19/77<br />
Brödau 52-53/83, 95/84, 124-128/93, 74/00<br />
Cruttinnen 8/73, 88-89/91,12/89<br />
Dimussen 79/87,100/88,129-134/91, 94 + 95/95<br />
Drigelsdorf 69/81,15,17,26/74,38, 78/80, 90, 94, 95/83, 84,116-124,139/85,<br />
25-43/87, Titel 87, 92-94/88,157/89, 65/90,<br />
87-94/90,126/91,106-107/93, 38/94, 75, 76, 77,155/ 1994,<br />
43-45/95, 57-58/99, 78-82/00<br />
Dreifelde 55/80,106/83,108/83<br />
Drosselwalde 57/81<br />
Drugen 58-59/85<br />
Dorren 79/80, 60-72/84, 75184,125/89, 142/90,137/94<br />
Dünen (Lissen) 49-53/81<br />
Eckersberg 6, 14/75, 40/80, Titel 85, 107-108/88,144, 145/86, 79-80/01<br />
Eckertsdorf 9/84, 13/86<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
135
136<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Eichental (Försterei) 36/77<br />
Eichendorf 40/80, 75/81, 42-43185, 61-65/85,146-147/86<br />
Eichhorst (Försterei) 61-65/85<br />
Ellerborn (Försterei) 54/79<br />
Erdmannen 61-62/82,123/88, 82-87/89, 184-187/91,137-138/92,143/1994<br />
Balzershausen 72-73/00<br />
Erztal (Krussewen) 13-17/77, 37-39/78, 23/85, 63198<br />
Faulbruchswerder 50/82<br />
Fischborn (Dlottowen) 56182,99/83, 64/98<br />
Flockau (Kalischken) 29/74, 77-79/93<br />
Flosten 155/86,113/91<br />
Freundlingen 149-151/91<br />
Gehlenburg 2-13/74, 26/76, 37176, 6/77, 37/77, 70/79, 43/80, 59/80, 60/80,<br />
71-72/81, 48-49/82, 53182, 33-36183, 55-56183, 94183,<br />
125-127/83,138-139/85,126-127/87,77-81/88, 106-108/89,<br />
143-149/89,106 108/89, 14-17/90, 62-64/90, 104-109/91,<br />
143/93, 69-71/94, 73-74/94, 156-157/95, 35136-97, 72-73/97,<br />
61-62/98, 53/99, 66-70/00, 76-78/01<br />
Gehsen 33/77,11-13/73, 30/75,14-15/78, 70/79, 40, 69/80, 70, 71/81,<br />
56, 58/82, Titel 83, 14-21/83, 98/83, 97/88,159-162/89, 93/95,<br />
39-32/98112/01<br />
Gebürge (Gurra) 33/76,108-114/85,156/86, 86-87188, 84-87/00<br />
Gentken 41/80<br />
Großdorf 91-95/97,121-124/96, 65-67/98, 59-61199, 88-90/00<br />
Groß Kessel Titel 77, 9-11/78, 47/78, 29-30/80, 33/80, 55/80, 58/80, 38/81,<br />
75-76/81, 42-45/82, 25/85,116-119 / 1994, 119-129/95<br />
Groß Rogallen 170-171/91<br />
Gruhsen 53/83,161-164/85, 96-9819, 86/01<br />
Grünheide (Kulik) 18/76, 3185,150/85, 111/86,132-1~4/86, 48/90,193-199/91,<br />
107-114/92, 129-133/93, 102- 107 / 1994<br />
Groß-Zechen 122,123/83,16-22/85, 94-96/86, 116-117/86,109-111/87,<br />
98-99/88, 95/90,134-135/89<br />
Großrosen 42/80, 64-65/80, 30-33/85, 175-176/91, 101-105/92, 96/95,<br />
27/95, 98+ 99/88,110/97, 83-85/01<br />
Großwalde 155-159/87<br />
Gusken 50/84<br />
Gutten J 13/74, 20/74, 66-69/80, 61/81,118-130/86, 95/87, 134-135/88,<br />
52-53/89,110-111/91, 97-lOl/1994,129/95,116-121/97, 91-93/,<br />
87-88/01<br />
Guziener See 9/73<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Heidig 57/81, 66/81, 59-61/82, 6185, 157-159/90, 188/91, 90-94/92,<br />
97l95<br />
Heldenhöhe 55/82<br />
Henriettental 70-81/89<br />
Hirschwalde 76-77/81, 62-68/99<br />
Johannisburg 2/72,19/72, 31-32/72, 2/73, 16/73, 24/73, 27/73, 23-26/76,<br />
10-11/77, 22-26/77, 27-33/77, 35/77,17-18/78, 35/78,<br />
40-43/78, 48178, 50178,17179, 22-23/79, 59-60/79, 67-69179,<br />
51/80, 54/80, 56/80, 59/80, 61/80, 70/80, 58-66/81, 68/81, 51/82,<br />
58-62/83, 64-67183, 77-78183, 81-82/83,107/83,119-120/83,<br />
49/84, 54-59/84, 74/84,120-124/84, 86-89/85,103-106/85,<br />
153/85, 34-49/86,158/86,102-103/87, 62-66/88,18-31/89,<br />
131/89, Titel 1990, 24-38/90, 40-49/90, 58/90, 42-47/91,<br />
34-47/92, 52-56/92, 136/92, 5/93, 36/93, 50-51/93, 53/93,<br />
57-68/93, 71/93,108/93, 123/93, 31/94, 45-52/94, 27/94,<br />
60-62/94, 72/94,109/94, 37-40/95, 67-70/95, 77-91/95,<br />
59-60/98,126-133/98, 46199, 44-49/00, 51/00, 64/01, 66/01<br />
<strong>Johannisburger</strong> Heide 13-16/72, 22-33/77, 35-37/77, 53/80, 70-76/80, 80-81/80<br />
und Kreis 29-36/81, 39-44/81, 66/81, 77-78/81, 45-48/83, 70-76/83,<br />
51-52/84,124-126/84, 3/86,12/86, 50-53/86,111/86,<br />
136- 143/86, 16/87, 69/87, 113- 114/87,116-117/87,<br />
118-126/87, 34-45/88, 32-34/89,101/89, 50-54/91,<br />
80-81/92, 15-19/95, 32/95, 61-67/95, 71-76/95, 96/95,<br />
122-135/97, 62-67/97, 44-60/97, 48-54/98,111-124/98,<br />
38-42/99, 52-59/00,123-124/00<br />
Jagdhof 112/97<br />
Jakubben 49-51/83,104,106/95, 146/85<br />
Jaschkowen/ 62/82, 173/90,189-192/91<br />
Reiherswalde<br />
Jeglinnen 27/73, 96/83, 97/83, 92/84, 97/88,119-120/88<br />
Karpen 43/80, 62182, 130/95<br />
Karwick 55/80, 58/80, 97/83<br />
Klein Zechen 44-45/78,134/87,102-104/88, 138/93<br />
Klein Rogallen 148186, 149/86,141/93<br />
Kölmerfelde 14/74,111 / 1994,112-116/95, 72-73/98, 69-73199<br />
Königstal 30/75, 22/79, 35-39/82, 106/83, 53184,131/86,<br />
124-127/88,164,165/89, 100/95, 70-71/98, 89-92/01<br />
Kosken 6/73, 28/73,144-146/91,106-108/97<br />
Königsdorf 96/84, 79189, 59-60/92<br />
Kolbitz 151/85,161-163/86,144-148/90, 134/87<br />
Konopken 26/85, 157/86<br />
(Mühlengrund)<br />
Kowalewen (Richtwalde) 62/79, 64179, 71/79, 116-120/93<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
137
138<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Kosuchen (Kölmerfelde)57/80, 37-39/83, 138/85,112-116/95<br />
Kuckeln bei Kumilsko 16/78,17/78<br />
Kreuzofen 19/76, 54-55/79, 57/82, 5/84, 5-8/86, 95188, 64-76189,<br />
132-136/92, 141-145/95, 95195, 86-90/97, 91-98/98, 81-82/99<br />
Kurwien 11/76, 36/78, 39-45179, 48-54179, 41/80, 58/81, 62/81<br />
79-80/82, 66-85,146-147/85, 66/86,163/86, 104/87,123/88,<br />
150/93,140/95,144/95, 21 /97<br />
Lehmannsdorf (Bagensken) 107/1994<br />
Lindensee 139-141/90,114-115/91, 94/01<br />
Lippa 36/78, 79-80/82, 104/87, 62/81<br />
Lisken 36/78, 68/1994, 79-80/82, 104/87,144/98<br />
Lissuhnen 131-132/87, 110-114/88, 94-100/89,147-148/91<br />
Lupken 72-77/79, 16-31/82, 74-80/98, 93/01<br />
Masuren 20/72,1-3/76, 13-16/76, 4/77, 32/78, 33/78, 77/81,<br />
Reisebericht u.a. 78/81, 40/82, 41/82, 79-84/83,111/83, 4/86,15/86,<br />
30-33/86, 67-69186, 14-23/87, 52-58/87, 118-125/87,<br />
152-155/87, 153-161/93, 27-32/88, 146-155/88, 90-93/89,<br />
166-167/8g, 77-87/91, 81-85/97,143-154/97,160-166/97,<br />
134-135/98, 48-52/99, 121-122/00, 74-75/01<br />
Masten 102/97, 81/98<br />
Misken 29/74, 4-8178,11-14/82,24/85,143-144/85, 150-154/86,<br />
135/87, 152, 153-156/89, 65-66/91, 173-174/91, 142/93,<br />
32/94 und 36-37194,18-20/97, 82/98,13-14/99, 75-76/99,<br />
50/oo, 94-97/00,16/01<br />
Mittelpogauen 96-98/91,101/97<br />
Mittenheide 27-29/76, 44/78, 42/80, 59/81, 23/85,153-158/85, Titel 1991<br />
(Turoscheln) 102-105/89, 161/90,181-183/91, 79/93, 91/93, 93/95, 100/97,<br />
83-86l98<br />
Morgen (Kumilsko) 14/74, 26/74, 91-92/83, 36-45184, 98/88,150, 151/89,<br />
110/91,111-113/94, 105/97, 145-147/98, 98/00<br />
Monethen 38180,145/85, 148/85, 46-51 /87,133-136/90, 87-88/98<br />
Möwenau 64/79, 47/80, 152/85,122-124/89, 128/89,132/89,126/92,<br />
81/93,136-138/89, 94/01<br />
Nieden Titel/76,128-131/92, 96/95<br />
Niedersee (Rudczanny) 24/75,108-110/83,152/85,137, 138/90, 81/92<br />
Nikolaiken 23/75, 28/75<br />
Nickelsberg 54/82<br />
(Oberförsterei)<br />
Nittken 89/98<br />
Offenau (Saleschen) 17/75,127-136/84,138/95, 65/90,113/97<br />
Oppendorf (Hinter-Lippa) 96-97/92,168/90<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Orlowen 149/90<br />
Ottenberge 17/72, 94-95/84,108- 110 / 1994,101 -103/95, 140- 142/98<br />
(Sawadden)<br />
Poseggen 130/95, 36-40/85, 60-66/86, 83/93<br />
Pappelheim 111/84,114-115/84,161 -166/91, 72-75/93<br />
Paulshagen 115-118/88, 78-83/85<br />
Pianken 116-117/82, 125/92, 100/00<br />
Pilchen 27/76, 23/79, 12-13/83, 99/84, 106-107/87, 96-102/93, 164/93,<br />
83-86l99<br />
Quicka 119/89,132/90<br />
Raken (Adl. Rakowen) 135/86,116-125/91, 115 / 1994, 48-49/95,143/98<br />
Reitzenstein (Gutten R) 41/81,122 / 1994, 123/94<br />
Reinersdorf 81-83/82, 44/83, 74-76/87, 78187, 90/98<br />
Ribitten 47/78, 113-115/93<br />
Richtenberg 15/74, 60/80, Titel 84, 12-25/84, 75/84, 98-99/88,<br />
112/91,114/97, 87-89199<br />
Roschsee 9/73, 70-74/91, 44/99<br />
Rogallen 25/79<br />
Rostken 69/81,’104/83, 93-94/84,100/88, 98-100/92, 96/95<br />
Ruhden 97/84, 39/91, 115-118/92, 133 / 1994,101-102/00<br />
Sadunen 46/78, 26/92, 96/92, 119-122/92, 92-94/93,140/93, 98198<br />
Samordei 12/76<br />
Seegutten (Gutten E) 28/75, 39/80, 96/88, 89/92,131-137/95, 95/95<br />
Schlagakrug 123-124/92,118/89<br />
Seehöhe 44-47/85, 109/88,169/90, 55/93, 141/93<br />
Seeland (Kurziontken) 23-24/79, 96/84, 34/85, 150/86, 95/88,138/93, 94/95<br />
Siegmunden 100/89<br />
Schast (Schiast) 14-15/73, 151/87, 11-26/88, 97-99/95, 20-25/95,109/98, 98/01<br />
Schoden 85-88/93, 99198<br />
Schützenau 52/82, 68/76182, 110/86, 120,121/89<br />
Schlangenfließ 54/80, 160/90<br />
Schwallen (Zwalinnen) 61/80,146/85, 80-89/87, 107/95<br />
Schwiddern 43/80, 39/83, 106/92,120 / 1994, 108- 109/95<br />
Sdorren 125/89, 142/90,137 / 1994<br />
Skrodzken (Jagdhof) 19-21/78<br />
Soldahnen 139-140/93,139/95<br />
Spalingen 121-122/88<br />
Steinfelde 141/85, 99/85, 110-111/93, 94/95, 99/88<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
139
140<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Stollendorf 20/73, 57/83, 116-119/84, 27-29/85, 66-86/90,140-143/91, ,<br />
116188, 61/94<br />
Sulimmen 17/74, 106-108/89, 82-90/84,111/97, 98/01<br />
Spirdingsee 9/73, 22-23/78, 4/89, 140-142/97<br />
Steinen 110-111/95,103-105/00<br />
Tannenheim 9/86,12/86, 12/87, 80/93, 150/95, 13/89, 115/97<br />
Thalau 103-104/97, 99/01<br />
Tuchlinnen 142/90, 83-87/92, 138/95<br />
Turowen 6/77, 7/77, 36/77,162-167/90, 110 / 1994, 66-72/87, 97-99197,<br />
139/98, 90/99, 100/01<br />
Ublick 31/77, 14/85, 78-91 / 1994<br />
Valenzinnen (Försterei) 49-61/85, 85/85, 94-96/91,134-136/1994<br />
Wagenau 64/79, 66/79, 47/80<br />
Walddorf 89/89, 95/92<br />
Wartendorf 178/91, 93/95,19/81, 20/81, 21/81, 22/81, 66-67/82, 44/83,<br />
112-115/86, 128-133/88, 101/01<br />
Warnold 39/80,179-180/91<br />
Weißuhnen 21/74, 24-27/81, 4/83, 28/84, 7/85, 73/86,13/87,15/93,<br />
und Rehfelde 138-142 / 1994, 50-54/95, 91/99<br />
Wiesenheim 151-156/90, 101-102/01<br />
Wigrinnen/Beldahnsee 16/86, 85/88, 9188, 16/95,128/95<br />
Wilken 44/83<br />
Wiartel 21/72, 22/74, 23174, 40/77, Titel 78, 26183, 105/83,148-149/95,<br />
17/81,148/98, 22/01<br />
Wildfrieden 127-128/91<br />
Woinen 10-12/81, 37-47/89<br />
Wollisko (Reihershorst) 22/83, 23183<br />
Wondollen 56/82, 27-32/83, 98183, 140/87, 81/89,173/90, 144 /1994,100/97<br />
Wolfsheide 33/76, 53/82,102-112/90,152-160/91,167-169/91, 82/92,<br />
124/94,146-147/95<br />
Zollerndorf 125-131/1994,36/00, 102/01<br />
Ausstellungen 6-12/93, 34-35/93, 16-19/80, 68-69/85, 145-149/87,<br />
61-62/92,147-148/94<br />
Deutscher Verein „Rosch“ 26-28/93, 58/95, 46-47/95, 19-21/92, 9-10/94, 6-7/97, 8-11/97,<br />
40-42/98, 4-9/99, 6-10/00, 7-11/01, 24-25/01<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Übernachten Sie bei Landsleuten in der Heimatnur<br />
so wachsen Verständnis und Verbundenheit!<br />
Adressen der Zimmer Zimmer Zimmer Deutsche Person Telefon<br />
Vermieter 1 Bett 2 Betten 3 Betten Sprache 004887<br />
Rutkowska, Ursula<br />
ul. Krencowa 6<br />
12-200 Pisz<br />
1 1 - ja 3 4 23 36 45<br />
Rutkowski, Bernhard<br />
ul. Bociana<br />
12-200 Pisz<br />
- 2 - ja 4 4 23 40 63<br />
Kadlubowska, Herta<br />
ul. Jagiely 23<br />
12- Pisz<br />
1 2 - ja 5 4 23 42 51<br />
Kaldukiwski, Marek<br />
ul. Jagiely 25<br />
12-200 Pisz<br />
1 1 - ja 3 4 23 42 51<br />
Leymanczyk, Ditmar<br />
ul. Skrzetuskiego 1<br />
12-200 Pisz<br />
- 2 - ja 4 4 25 15 93<br />
Grabowska, Ursula<br />
ul. Kwiatowa<br />
12-200 Pisz<br />
2 - - ja 2 4 23 32 88<br />
Kreska, Mira<br />
ul. Moniuszki 10<br />
12-200 Pisz<br />
- 2 - ja 4 4 23 31 65<br />
Galgowska, Erna<br />
ul. Mickiewicza4/11<br />
12-200 Pisz<br />
- 2 - ja 4 42336 98<br />
Koldys, Magdalena<br />
ul. Warszawska 21/4<br />
12-200 Pisz<br />
- 1 - ja 2 4 23 28 71<br />
Boczek, Frieda<br />
ul . Kanalowa 19<br />
11-525 Orzysz<br />
- 1 - ja 2 4 23 76 17<br />
Chludzinska, Krystyna<br />
ul. 22 Lipca 19<br />
11-525 Orzysz<br />
- 2 - ja 4<br />
Glowienko, Heinz Dieter<br />
Polakiego 62/7<br />
11-525 Orzysz<br />
- 1 - ja 2<br />
Lemanska, Herta Terese<br />
ul. Osiedle Robotnicze<br />
11-525 Orzysz<br />
- - 1 ja 3 4 23 78 39<br />
Szulc, Waldemar<br />
ul. Wyswolenia9/1<br />
11-525 Orzysz<br />
- 3 - ja 6 42 3 3 7265<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
141
142<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Kopanczyk, Mieczyslaw<br />
Grndy 1<br />
11-525 Orzysz<br />
- 3 - ja 6<br />
Kopanczyk, Albin<br />
ul. Osiedle Robotnicze<br />
11-525 Orzysz<br />
2 - - 2<br />
Musial, Waldemar<br />
ul. Witosa 8/12<br />
12-230 Biala Piska<br />
2 - - ja 2 4 23 92 52<br />
Musial, Gerhard<br />
ul. Mazurska 1/15<br />
12-230 Biala Piska<br />
- 1 - ja 2 4 23 91 87<br />
Gromacka Krystyna<br />
u. Mickiewicza 7/6<br />
12-230 Biala Piska<br />
- - 1 ja 3<br />
Borawski, Jan<br />
ul. Rozana 13<br />
12-230 Biala Piska<br />
1 1 - ja 3 4 23 91 33<br />
Koziol, Edward<br />
ul. Slowackiego 6/7<br />
- 1 - ja 2 4 23 93 13<br />
12-230 Biala Piska -<br />
Stepnik, Brigette<br />
ul. Slowackiego 6/15<br />
12-230 Biala Piska<br />
- 1 - ja 2 4 23 90 55<br />
Denda, Manfred<br />
ul. Wiejska 41<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
- 3 - ja 6 4 23 11 49<br />
Stachelek, Hanna<br />
ul. Kolejowa 1/16<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
1 - - ja 1<br />
Kempa Gizela 1 - - ja 1 4 23 15 25<br />
ul. Kolejowa 6/6<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
wew. 431<br />
Bognacka, Renate<br />
ul. Gwarna 7/9<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
1 - - ja 1<br />
Woliniec, Krystyna<br />
ul. Kwiatowa 10/51<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
- 1 - ja 2 4 23 11 75<br />
Zagzik, Lida<br />
ul. Wiejska 30<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
- - 3 ja 6 4 23 15 02<br />
Bryja, Herta<br />
ul. Pionierska 4 Dybowek<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
- - - ja 6 4 23 13 66<br />
Musial, Gerhard - - 3 ja 6 4 23 95 25<br />
ul. Sloneczna3<br />
12-221 Ruciane Nida<br />
Biala Piska<br />
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<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Unser Fluss - Galinde, 1999 Foto: Margunde Jesse<br />
143
144<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Im siebenundfünfzigsten Jahr nach der<br />
Vertreibung aus der uns angestammten<br />
Heimat hatten wir noch eine Aufgabe zu<br />
erfüllen:<br />
Wir legen diesen Ansichtskartenband<br />
unseren Folgegenerationen und den<br />
Freunden unserer Heimat vor.<br />
Bilder sind Stützen der Erinnerung.<br />
Diese im Gedenken an unsere Vorfahren<br />
und an die 700-jährige Geschichte unserer<br />
Heimat wachzuhalten, begreifen wir als<br />
unsere Pflicht, damit sie nicht der Vergessenheit<br />
anheimfallen.<br />
Losgelöst von persönlicher Betroffenheit<br />
versuchen wir die an uns immer wieder<br />
herangetragene Frage zu beantworten:<br />
Was war das für ein Land, an dem wir<br />
immer noch hängen, das wir Heimat nennen?<br />
Was hat es uns so liebenswert gemacht?<br />
Dies geschieht in einer Zeit, in der es die<br />
Menschen in fremde Länder und in die<br />
Ferne zieht. Sie suchen Veränderung in<br />
immer neuen Erlebnissen, während von<br />
uns Bodenständigkeit als wertvoller Schatz<br />
empfunden wird. Gibt es in dem, was wir<br />
Heimat nennen, etwas, das sich messen<br />
lässt, das für uns einen Wert an sich darstellt,<br />
der sich nicht in Mark und Pfennig<br />
rechnet, der äußerlich nicht erkennbar ist,<br />
und uns dennoch Kraft gibt und uns stärkt?<br />
Liegt in dem altüberbrachten Wort, „dass<br />
der Mensch nicht vom Brot alleine lebe”,<br />
der Schlüssel einer Antwort auf unsere<br />
Frage?<br />
Das Streben des Menschen nach materiellen<br />
Dingen und seine Machtgelüste bedeuten<br />
den Verlust innerer Werte. Die Unausgeglichenheit<br />
äußeren Zwistes, Spannungen,<br />
Machtgelüste und Geltungsbegierden<br />
ließen den Nachbarn nicht in<br />
Frieden leben.<br />
Wir lernten auch die aus derartigen Ansätzen<br />
herrührende Katastrophe des Zweiten<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Der neue Dokumentarbildband<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Weltkrieges als solche begreifen. In dessen<br />
Umfeld loderten Verbrechen gegen<br />
die Menschlichkeit in bisher nicht gekanntem<br />
Ausmaß.<br />
Alle Beteiligten sollten sich besinnen, Völker<br />
und Einzelpersonen. Sie sollten versuchen,<br />
unser aller Leben zum Besseren zu<br />
wenden. Hierzu gehört keine einseitige,<br />
sondern eine allumfassende Verdammung<br />
menschlichen Fehlverhaltens und der Fehlentwicklung<br />
von Staatsinteressen. Ein derartiger<br />
Wandel setzt nicht nur das Erkennen,<br />
sondern auch das Nennen und die<br />
Ächtung dieses für alle Menschen so schädlichen<br />
und verachtbaren Verhaltens voraus.<br />
So wie es allen betroffenen Menschen gestattet,<br />
ja geboten ist, die sie berührenden<br />
Vorkommnisse beim Namen zu nennen,<br />
gilt dies auch für die aus ihrer Heimat<br />
Vertriebenen bezüglich des Völkerverbrechens<br />
der Vertreibung.<br />
Für die Vertreibung als einem Verbrechen<br />
gegen die Menschlichkeit darf keine Umschreibung<br />
geduldet werden. Es war keine<br />
Wiedererlangung „Uralten eigenen, heiligen<br />
Bodens”, wie es laufend verlautbart<br />
wird. Es gab keine Raumnot, die es gebot,<br />
anderen Menschen den ihren eigenen Boden<br />
zu rauben. Es war schon gar nicht die<br />
Befreiung eigener, unterdrückter Schwestern<br />
und Brüder. Solche noch immer gebrauchten<br />
Umschreibungen für völkerrechtswidriges<br />
Verhalten erschweren den<br />
notwendigen Neuanfang im Zusammenleben<br />
der Völker. Sie gleichen schwelenden<br />
Feuern unter einer brüchigen Erdkruste. Es<br />
gilt sie auszulöschen.<br />
Wir sind uns bewusst, dass die Wiederherstellung<br />
früherer Zustände und Besitzverhältnisse<br />
neue Ungerechtigkeiten, neues<br />
Leid schaffen würde. Der entschädigungslose<br />
Verlust des Eigentums muss jedoch<br />
ausgeglichen werden. Dies gebietet der
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Gedanke eines Neuanfangs auf bereinigtem<br />
Grund. Dieser muss auch im Erkennen,<br />
dem Nennen und der Ächtung<br />
menschlichen Fehlverhaltens bestehen.<br />
Dazu haben die einzelnen Menschen, insbesondere<br />
jedoch die Völker und Staaten,<br />
allen Grund. Es wird gelingen. Mit diesem<br />
Buch wollen wir unsere Heimat in Erinnerung<br />
bringen.<br />
Für die 165 Ansiedlungen unseres Kreises<br />
fanden wir von 57 Ortschaften Ansichtskarten.<br />
Für die restlichen 109 Dörfer blieb<br />
die Suche vergebens. Alle Aufnahmen<br />
stammen aus der Zeit vor 1945. Eine große<br />
Menge alter Aufnahmen fanden im<br />
Dokumentationsbildband von Gerhard<br />
Bosk „Umgeben von Wäldern und Seen”<br />
ihren würdigen Platz, neue in den seit 1972<br />
erschienenen <strong>Heimatbrief</strong>en. Für uns war<br />
es wichtig, für alle Orte des Kreises eine<br />
Legende zu erstellen und in einer<br />
tabellarschen Aufstellung ihre Geschichtsbezogenheit<br />
herzustellen und neben dem<br />
Namen des Ortes auch seinen alten zu<br />
dokumentieren.<br />
In der sogenannten Wildnis, in der unsere<br />
Heimat lag, gab es aus der Zeit der Galinder<br />
und der Sudauer keine festen Ansiedlungen,<br />
die lokalisiert werden können.<br />
Die Lage zu den Städten des Kreises, das<br />
Gründungsjahr und die Zuordnung zu einem<br />
Gründungsstatut (Magdeburger oder<br />
Kölmisches Recht) schienen uns als historischer<br />
Beweis wichtig. Die Einwohnerzahlen<br />
beziehen sich auf das Jahr 1939 und<br />
bekunden die Größe eines Ortes. Unser<br />
Kreis hatte 1939-53 089 Einwohner.<br />
Weniger als 500 Personen erlebten das<br />
Kriegsende im Kreisgebiet nicht. Das Jahr<br />
der Erbauung einer Kirche und die Zuordnung<br />
zu einem Kirchspiel sind ebenso wichtig.<br />
Für die evangelischen Christen gab es 13<br />
Kirchen. Nur eine davon war ihnen nach<br />
dem Krieg überlassen worden. Die katholischen<br />
Christen hatten in Johannisburg<br />
einen Kirchenraum und in Arys eine Kapelle.<br />
Die jüdische Gemeinde hatte in der Kreis-<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
stadt ihr Gotteshaus. Daneben gab es einige<br />
freikirchliche Einrichtungen.<br />
Die Schulen werden mit ihrem Gründungsjahr<br />
den einzelnen Orten zugeordnet, die<br />
Orte den Amtsbezirken.<br />
Die Weiträumigkeit des Landes bedingte<br />
eine vielfältige Gliederung. Alle Ortsgründungen<br />
wurden in der sogenannten<br />
Großen Wildnis in der Zeit von 1345 bis<br />
1525 vom Deutschen Orden und nach seiner<br />
Umwandlung in ein weltliches Herzogtum<br />
Preußen von diesem vorgenommen.<br />
Vor der Ordenszeit gehörte unser Siedlungsgebiet<br />
zum prussischen Stamm der<br />
Galinder im Westen und dem der Sudauer<br />
im Osten. Gegen sie und andere Stämme<br />
hatte 1226 der masowische Herzog Konrad<br />
den Orden zu Hilfe gerufen. Schwierigste<br />
Bodenverhältnisse und die Verwicklung<br />
in fortwährende Auseinandersetzungen<br />
mit slawischen Volksstämmen und den<br />
Litauern hinter den Grenzen des Ordenslandes<br />
hatten zu einer fortschreitenden<br />
Ausdünnung der Wildnis geführt.<br />
Nur wenige geschichtsbezogene Funde<br />
legen Zeugnis von einer früheren, spärlichen<br />
Besiedlung ab. Die Wildnis war mehr<br />
oder minder herrenloses Land. Sie war<br />
eine Pufferzone zwischen fremden Volksstämmen,<br />
den Balten und den Slawen.<br />
Es bedurfte großer Anstrengungen der vom<br />
Orden angesetzten Siedler, aus dem Kreisgebiet<br />
ein bewohnbares Land zu machen,<br />
das ihnen ein erträgliches Leben ermöglichte.<br />
Dies geschah noch in einer Zeit, da<br />
im westlichen Europa bereits eine Kulturlandschaft<br />
von hohem Rang vorhanden<br />
war. Im Kreisgebiet war erstmalig von unseren<br />
Vorfahren bewohnbares Land für ein<br />
einfaches Leben geschaffen worden. Es<br />
blieb ihnen 700 Jahre lang als Heimat erhalten.<br />
Wir hatten eine lange Grenze zum späteren<br />
Großpolen. Sie ist 1343 und 1422 im Frieden<br />
vom Melno-See, - im Kulmer Land -, in<br />
dem Vertrag zwischen Wladislaw, dem<br />
König von Polen, und Witowod, dem Herzog<br />
von Litauen, den Herzögen Jan und<br />
Zimonet von Masowien einerseits und dem<br />
145
146<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Hochmeister Paul von Rußdorf des Deutschen<br />
Ordens andererseits so festgelegt<br />
worden, wie sie bis 1945 Bestand hatte. Ihr<br />
Verlauf wurde nochmals im Jahre 1545<br />
zwischen dem Herzog Albrecht von Preußen<br />
und König Sigismund von Polen bestätigt.<br />
Auf einer noch heute bei Prostken im<br />
Kreise Lyck stehenden Säule steht u. a. der<br />
Wortlaut „welche die Grenzen genau bestätigt<br />
und den Länderbesitz der beiden<br />
Herzöge trennt”.<br />
Hier verlief über 400 Jahre hinweg die<br />
beständigste Grenze Europas.<br />
Das Zusammentragen der angegebenen<br />
Ortsdaten aus alten Urkunden verdanken<br />
wird Dr. Heinrich Koch. In Osnabrück gebürtig,<br />
war er in unserem Kreis Volksschullehrer.<br />
Er promovierte 1954 mit der<br />
geschichtswissenschaftlichen Arbeit „Die<br />
Geschichte der Besiedlung des Kreises<br />
Johannisburg.”<br />
Die für die Bilder aus Arys und Umgebung<br />
erstellten Beschreibungen fertigte Ulrich<br />
Haffke mit großer Sachkenntnis, die Legenden<br />
für die übrigen Orte Gerhard Bosk<br />
und Gerhard Wippich.<br />
Wesentlicher Grundstein unserer Kultur<br />
stellen unsere Volksschulen dar.<br />
Von den in 114 Dörfern vorhandenen Schulen<br />
waren 58 einklassig, 44 zweiklassig,<br />
zehn dreiklassig und drei mehrklassig.<br />
Die drei Stadtschulen wurden teilweise in<br />
mehreren Zügen geführt.<br />
Das in der Kreisstadt vorhandene Realprogymnasium<br />
wurde ab 1936 zu einer Oberschule<br />
mit nachfolgender Reifeprüfung<br />
ausgebaut.<br />
In der Stadt Arys, später auch in<br />
Gehlenburg, wurden Realschulen eingerichtet.<br />
Die dörflichen Schulgebäude waren nach<br />
einem einheitlichen Bauplan erstellt worden<br />
und hatten große Schulräume mit großen,<br />
nach Süden ausgerichteten Fenstern.<br />
Im Schulhaus wohnten neben dem Schulleiter<br />
teilweise auch weitere Lehrer.<br />
Die karge Besoldung wurde in früheren<br />
Zeiten durch Naturallieferungen der Gemeinde<br />
aufgebessert. Auf dem zur Schule<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
gehörigen Ackerland konnten Gemüse und<br />
Feldfrüchte angebaut, Bienenvölker gehalten<br />
werden.<br />
Ein ausführliche Beschreibung des Schulund<br />
Kirchenwesens enthält die ausführliche<br />
Kreischronik aus dem Jahre 1964 von<br />
Emil Gutzeit: „Der Kreis Johannisburg” sowie<br />
der Dokumentationsband „Heimat,<br />
umgeben von Wäldern und Seen”, von<br />
Gerhard Bosk.<br />
Mit diesem Bildband soll die Erinnerung an<br />
unsere Heimat aufrechterhalten werden.<br />
Sie lebt in unserem Herzen fort. Unsere<br />
Äcker, Höfe und Dörfer umgrenzten unseren<br />
Lebensraum und dessen Inhalt. Hierzu<br />
gehörten unsere Arbeit, unser Feierabend,<br />
unsere Nachbarn und Freunde.<br />
Nach mehr als 50 Jahren der Trennung ist<br />
die Liebe und Zuneigung zu ihnen in keiner<br />
Weise gemindert. Vieles ist heute uns in<br />
unserem Bewusstsein wertvoller geworden.<br />
Selbst die gelegentlichen, möglichen Besuche<br />
in der Heimat lindern den Schmerz<br />
des Verlustes der Heimat in keiner Weise.<br />
Das personenbezogene Bild ist uns fremd<br />
geworden. Angesichts der ethnischen<br />
Spannungen in Europa und der auf dieser<br />
Basis beruhenden Vertreibung müsste sich<br />
in der Einstellung der Menschen noch viel<br />
wandeln.<br />
Die Erinnerungsbilder sprechen für sich.<br />
Sie geben Zeugnis von unserer Lebensweise,<br />
von unserer Kultur und bekunden<br />
unseren beständigen Fleiß. Viele Aufnahmen<br />
sind verlorengegangen, viele nicht<br />
mehr verfügbar. Es gilt, den Rest zu erhalten<br />
und zu vermitteln.<br />
Abgerissen und schmutzig kamen wir nach<br />
dem Krieg durch den Umstand der Vertreibung<br />
ins westliche Deutschland, teilweise<br />
auch ins schützende Ausland. In einem<br />
zerstörten Vaterland fanden wir nicht überall<br />
und nicht immer willkommene Aufnahme.<br />
Zweieinhalb Millionen Menschen hatten ihr<br />
Leben verloren. Ihrer stets zu gedenken,<br />
ihr Leiden zu überliefern, bleibt unsere<br />
Aufgabe. Die bildlichen Erinnerungen an<br />
unsere Heimat sollen uns helfen, unser
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Selbstbewusstsein zu erhalten und zu stärken.<br />
Keine Geschichtsverfälschung kann das<br />
Unheil leugnen, die Geschehnisse rechtfertigen<br />
oder als Aufrechnung werten.<br />
Im Zusammenwachsen der Völker sollten<br />
die Spannungselemente erkannt und abgebaut<br />
und Toleranz und gegenseitige<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
Gerhard Wippich · Gerhard Bosk · Ulrich Haffke<br />
Im Lichte<br />
der Erinnerung<br />
Gutes bewahren<br />
und Wissen weitergeben<br />
Alte Ansichtskarten des Kreises Johannisburg<br />
Ostpreußen<br />
Achtung gestärkt werden. Sie könnten die<br />
Grundlage für ein friedliches Nebeneinander<br />
und für das Zusammenleben der Völker<br />
sein.<br />
Gerhard Wippich - Gerhard Bosk -<br />
Ulrich Haffke<br />
Im Janaur <strong>2002</strong><br />
Der neue<br />
Dokumentarbildband<br />
wird zum Deutschlandtreffen der Ostpreußen am 22. und 23. Juni <strong>2002</strong><br />
zum äußerst günstigen Preis von etwa 18-20 E (Herstellerpreis)<br />
am Informationsstand der Kreisgemeinschaft Johannisburg zum Verkauf vorliegen.<br />
Bestellungen ab 1. Juni <strong>2002</strong> möglich, Versandkosten zuzüglich,<br />
an Frau Ilse Kruyk, Reginarstraße 4, 51429 Berg-Gladbach<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
147
148<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
<strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> <strong>2002</strong><br />
SENIORENFREIZEITEN IM OSTHEIM IN BAD PYRMONT<br />
Freizeiten im Ostheim, das sind gemeinsame Urlaubstage mit einem dosierten Programmangebot,<br />
das wohl für jeden Gast etwas zu bieten hat. Der Tag beginnt nach dem<br />
Frühstück mit einem morgendlichen Singen oder der Gymnastik. Am Vormittag wird Bad<br />
Pyrmont mit seinen Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten erkundet. Nach der<br />
wohlverdienten Mittagsruhe laden das Haus oder eines der vielen Cafés im Ort zum<br />
Kaffeetrinken ein, oder man beteiligt sich an einer geführten Wanderung. Ein Nachmittag<br />
ist für eine Halbtagesfahrt in die nähere Umgebung reserviert. Am Abend bietet das<br />
Programm Diavorträge oder Videofilme, Tanz- oder Spielabende, man sieht fern oder<br />
spielt gemeinsam Karten und tauscht Erinnerungen aus der Heimat aus. Am letzten<br />
Abend feiern wir nach ostpreußischer Art Abschied, zu dem jeder nach seinen Möglichkeiten<br />
lustige und besinnliche Beiträge beisteuern kann. Sie sind in einer Gemeinschaft<br />
mit ostpreußischen und ostdeutschen Landsleuten, wie in einer großen Familie.<br />
Die Termine für <strong>2002</strong><br />
Osterfreizeit<br />
Montag, 25. März bis Donnerstag, 4. April <strong>2002</strong>, 10 Tage<br />
Doppelzimmer/Person Euro 371,70 / Einzelzimmer Euro 431,70<br />
Sommerfreizeiten<br />
Montag, 1. Juli bis Montag, 15. Juli <strong>2002</strong>, 14 Tage und<br />
Montag, 15. Juli bis Montag, 29. Juli <strong>2002</strong>, 14 Tage<br />
Doppelzimmer/Person Euro 513,80 / Einzelzimmer Euro 597,80 oder<br />
Montag, 1. Juli bis Montag, 29. Juli <strong>2002</strong>, 28 Tage<br />
Doppelzimmer/Person Euro 1.027,60 / Einzelzimmer a‚ 1.195,60<br />
Herbstliche Ostpreußentage<br />
Montag, 30. September bis Donnerstag, 10. Oktober <strong>2002</strong>, 10 Tage<br />
Doppelzimmer/Person Euro 371,70 / Einzelzimmer Euro 431,70<br />
Adventsfreizeit<br />
Montag, 2. Dezember bis Montag, 9. Dezember <strong>2002</strong>, 7 Tage<br />
Doppelzimmer/Person Euro 262,20 / Einzelzimmer Euro 304,20<br />
Weihnachtsfreizeit<br />
Donnerstag, 19. Dezember <strong>2002</strong> bis Montag, 6. Januar 2003, 18 Tage<br />
Doppelzimmer/Person Euro 667,30 / Einzelzimmer Euro 775,30<br />
Alle Preise beinhalten Vollpension, die Gästebetreuung, eine Halbtagesfahrt und eine Reise-<br />
Rücktrittskostenversicherung.<br />
Die Kurtaxe wird vom Staatsbad separat erhoben.<br />
Anmeldungen richten Sie bitte, nur schriftlich, an:<br />
Ostheim - Jugendbildungs- und Tagungsstätte, Parkstraße 14 - 31812, Bad Pyrmont<br />
Telefon: 05281 - 9361-0 Fax: 05281 - 9361-11<br />
Herr Ralph D. Winkler, Geschäftsführer des Ostheims, weist darauf hin, dass das Haus<br />
erweitert worden ist: „Am 2. November können wir im Rahmen der Ostpreußischen<br />
Landesvertretung unseren neuen Tagungs- und Seminarsaal, der selbstverständlich<br />
auch wieder den Namen Kants tragen wird, einweihen. Wir verfügen dann über einen<br />
Tagungssaal für 100 Personen mit modernster Tagungstechnik und einer lnduktionsanlage,<br />
die das Hören für unsere Gäste mit Hörhilfen sehr verbessern wird.”<br />
Es gibt also die Möglichkeit, das Ostheim für Treffen aller Art mit nun verbesserten<br />
Bedingungen zu nutzen.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V<br />
Alte Ansichtskarten mit Legenden<br />
des Kreises Johannisburg mit umfangreichem Anhang<br />
über Kriegsgräber im Kreis Johannisburg.<br />
223 Seiten<br />
Der neue Dokumentarbildband<br />
zum Druckpreis von nur 19,50 Euro zuzügl. 4,50 Versand<br />
Bestellungen ab 1. Juni <strong>2002</strong> möglich, Versandkosten zuzüglich,<br />
an Frau llse Kruyk, Reginarstraße 4, 51429 Bergisch-Gladbach<br />
www.Kreis-Johannisburg.de