„Die Revolution sagt: ich war, ich bin, ich werde ... - Die Linke.SDS
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Da auch in<br />
Deutschland<br />
immer mehr<br />
Menschen<br />
im Zuge der<br />
Agenda 2010<br />
verarmen<br />
und gerade<br />
Jugendl<strong>ich</strong>e<br />
angeben, sie<br />
müssten s<strong>ich</strong><br />
bei der Bundeswehrverpfl<strong>ich</strong>ten,<br />
um die Krie-<br />
Klassiker von Karl Liebknecht von 1907<br />
ge der Re<strong>ich</strong>en<br />
zu führen,<br />
da sie keine andere Perspektive auf dem zivilen<br />
Arbeitsmarkt sehen, wächst das innenpolitische Konfliktpotenzial<br />
massiv an. So besteht eine zweite zentrale<br />
Funktion des Militärs darin, falls erforderl<strong>ich</strong>, politische<br />
Unruhen im Keim zu ersticken, wie schon Liebknecht<br />
betonte: „Der Militarismus ist aber n<strong>ich</strong>t nur<br />
Wehr und Waffe gegen den äußeren Feind, seiner harrt<br />
eine zweite Aufgabe, die mit der schärferen Zuspitzung<br />
der Klassengegensätze und mit dem Anwachsen des<br />
proletarischen Klassenbewusstseins immer näher in den<br />
Vordergrund rückt, die äußere Form des Militarismus<br />
und seinen inneren Charakter immer mehr bestimmend:<br />
die Aufgabe des Schutzes der herrschenden<br />
Gesellschaftsordnung, einer Stütze des Kapitalismus<br />
und aller Reaktion gegenüber dem Befreiungskampf<br />
der Arbeiterklasse.“<br />
Hierin besteht also die „doppelte Funktion“ des Militärs:<br />
es soll die bestehenden Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse<br />
sowohl im Äußeren, aber eben auch<br />
im Inneren durchzusetzen und abs<strong>ich</strong>ern. „Gegen Demokraten<br />
helfen nur Soldaten“, <strong>war</strong> schon das Credo der<br />
Monarchisten im 19. Jahrhundert und auch heute <strong>werde</strong>n<br />
Panzer gegen demokratische Proteste aufgefahren<br />
wie etwa beim G8-Gipfel in Heiligendamm.<br />
Ein Beitrag in der Zeitschrift „griephan global<br />
security“ (Herbst 2007), die gegenwärtig<br />
versucht, s<strong>ich</strong> als Zentralorgan an der<br />
Schnittstelle zwischen S<strong>ich</strong>erheitspolitik und<br />
Wirtschaft zu etablieren, bringt die diesbezügl<strong>ich</strong>en<br />
Gedankengänge der Herrschenden<br />
überdeutl<strong>ich</strong> auf den Punkt: „Zur Zeit<br />
ist eines der größten Risiken, dass die gegenwärtig<br />
Ausgeschlossenen irgendwann Gehör<br />
finden und ihren Einfluss dann auf nationaler<br />
Ebene wieder geltend machen. Daraus<br />
entsteht sowohl für globale Unternehmen<br />
als auch für Investoren eine Herausforderung:<br />
Wie schützt man globale Unternehmensstrukturen<br />
in einer Zeit, wo s<strong>ich</strong> das<br />
‚Länderrisiko’ im weitesten Sinne verschärft?<br />
Unternehmen müssen [s<strong>ich</strong>] gegen politische<br />
und soziale Unruhen in den Nationalstaaten<br />
s<strong>ich</strong>ern.“<br />
Antimilitarismus und<br />
Antikapitalismus: Zwei<br />
Seiten derselben Medaille<br />
Doch die Kriegspolitik der Herrschenden<br />
hat gerade hier in Deutschland abgewirtschaftet,<br />
immer größere Teile der Bevölkerung<br />
lehnen die Auslandseinsätze der Bundeswehr<br />
ab. Es ist davon auszugehen, dass<br />
bei künftigen Kriegen die Diskrepanz zwischen<br />
politischer Klasse und Bevölkerung<br />
immer größer <strong>werde</strong>n wird. Es kommt nun<br />
darauf an, diese Abneigung gegen Militäreinsätze<br />
in einen generellen Widerstand<br />
gegen Krieg und Kapitalismus umzumünzen.<br />
Denn nur dann kann gegen die kommenden<br />
Kriege Erfolg versprechend gehandelt<br />
<strong>werde</strong>n.<br />
„Das letzte Ziel des Antimilitarismus ist die<br />
Beseitigung des Militarismus, das heißt:<br />
Beseitigung des Heeres in jeder Form“, so<br />
Liebknecht, der immer wieder die besondere<br />
Bedeutung des Antimilitarismus<br />
betont hat, den er als untrennbaren und<br />
zentralen Bestandteil des Antikapitalismus<br />
erachtete: „Wir sind Antimilitaristen als<br />
Antikapitalisten.“ Hierbei handelt es s<strong>ich</strong><br />
um eine zentrale Aussage. <strong>Die</strong> Zustimmung<br />
zu Kriegseinsätzen <strong>war</strong> schon im<br />
ersten Weltkrieg der entscheidende Grund<br />
für den Bruch in der Sozialdemokratie und<br />
für die Gründung von USPD, Spartakusbund<br />
und KPD. Auch heute gilt, wer s<strong>ich</strong><br />
für Kriegseinsätze ausspr<strong>ich</strong>t, kann n<strong>ich</strong>t<br />
glaubhaft für s<strong>ich</strong> reklamieren, politisch<br />
links zu stehen.<br />
Gerne wird auch der Versuchung erlegen,<br />
die „Schuld“ an Krisen und Konflikten<br />
anderen in die Schuhe zu schieben: wie<br />
schnell ist man etwa in Deutschland bereit,<br />
alle Probleme der Welt auf die Politik der<br />
Vereinigten Staaten zurückzuführen, die<br />
eigene Regierung aber geflissentl<strong>ich</strong> von<br />
jegl<strong>ich</strong>er Verantwortung freizusprechen.<br />
Auch hier bleiben Liebknechts eindeutigen<br />
Aussagen von bleibender Bedeutung.<br />
Im Mai 1915, mitten im Ersten Weltkrieg,<br />
erschien sein berühmtes Flugblatt, in dem<br />
er den Gegner für die hierzulande lebenden<br />
Menschen klar und deutl<strong>ich</strong> benannte:<br />
„Der Hauptfeind des deutschen Volkes<br />
steht in Deutschland: der deutsche Imperialismus,<br />
die deutsche Kriegspartei, die<br />
deutsche Geheimdiplomatie. <strong>Die</strong>sen Feind<br />
im eigenen Lande gilt’s für das deutsche<br />
Volk zu bekämpfen, zu bekämpfen im politischen<br />
Kampf, zusammenwirkend mit<br />
dem Proletariat der anderen Länder, dessen<br />
Kampf gegen seine heimischen Imperialisten<br />
geht.“<br />
ZUR<br />
PERSON Gustav Noske<br />
Politiker der SPD (1868-1948) und<br />
der erste sozialdemokratische<br />
Minister mit der Zuständigkeit für<br />
das Militär in der deutschen<br />
Gesch<strong>ich</strong>te. Während des Ersten<br />
Weltkriegs gehörte er dem rechten<br />
Flügel der SPD um Friedr<strong>ich</strong> Ebert<br />
und Philipp Scheidemann an, der<br />
den Krieg grundsätzl<strong>ich</strong> unterstützte.<br />
Bei Ausbruch der Novemberrevolution<br />
1918 wurde Noske von der<br />
Regierung des Prinzen Max von<br />
Baden als Gouverneur nach Kiel<br />
gesandt, um den Matrosenaufstand<br />
zu beenden. Mit dem Ausscheiden der Linkssozialisten<br />
aus der Regierung wurde Noske Mitglied des<br />
Rats der Volksbeauftragten.<br />
1919 ließ Noske mit Hilfe von Freikorps den Spartakusaufstand/Januaraufstand<br />
blutig niederschlagen.<br />
Auch trug er die Verantwortung für die Niederschlagung<br />
der Aufständischen der Berliner Märzkämpfe,<br />
bei denen etl<strong>ich</strong>e Kämpfer der Spartakisten getötet<br />
wurden. Weiterhin <strong>war</strong> er für die Niederschlagung<br />
von lokalen Aufständen, bei denen Räterepubliken<br />
nach sowjetischem Vorbild err<strong>ich</strong>tet <strong>werde</strong>n sollten,<br />
u.a. in München und in Bremen, verantwortl<strong>ich</strong>. Aufgrund<br />
seines Ausspruch „Meinetwegen! Einer muss<br />
der Bluthund <strong>werde</strong>n, <strong>ich</strong> scheue die Verantwortung<br />
n<strong>ich</strong>t“ trug er seitdem, meist den Beinamen der Bluthund<br />
oder Blutnoske. 1946 starb Gustav Noske in<br />
Hannover.<br />
<strong>Die</strong>s – immer zuerst und zentral gegen die „eigene“ Regierung<br />
– ist ein grundlegender Ansatz, den es bei allen politischen<br />
Aktivitäten zu bedenken gilt.<br />
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