29.08.2013 Aufrufe

„Die Revolution sagt: ich war, ich bin, ich werde ... - Die Linke.SDS

„Die Revolution sagt: ich war, ich bin, ich werde ... - Die Linke.SDS

„Die Revolution sagt: ich war, ich bin, ich werde ... - Die Linke.SDS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

halb an einzelnen Persönl<strong>ich</strong>keiten orientieren, die nur<br />

durch „Verrat“ und „Lüge“ ihre Ziele n<strong>ich</strong>t r<strong>ich</strong>tig umsetzen<br />

konnten, so sind für andere Teile die Entwicklungslinien<br />

deutscher Gesch<strong>ich</strong>te mit ihren Exzessen eine<br />

moralische Legitimation der gegenwärtigen Existenz. Beide<br />

R<strong>ich</strong>tungen führen in eine Sackgasse. <strong>Die</strong> eine, weil<br />

man n<strong>ich</strong>t heute etwas genauso machen kann, wie<br />

damals. Und die völlig andere R<strong>ich</strong>tung, weil sie aus der<br />

Demokratieentwicklung nach 1945 in der westl<strong>ich</strong>en Welt<br />

auf „zivilisatorische Standards“ schließt, diese zu allem<br />

Überfluss zum Imperativ einer globalen Entwicklung<br />

macht, der mitunter auch mit militärischen Mitteln<br />

durchzusetzen sei. Eine solche S<strong>ich</strong>t, die s<strong>ich</strong> in verschiedensten<br />

Facetten zeigt, manchmal auch mit „verbesserten“<br />

Ausgangsbedingungen für eine politische <strong>Linke</strong> argumentieren<br />

mag, ist jedoch in der Regel ein Teil des herrschenden<br />

Konsenses oder wird zum Element der Integration<br />

und Kooptation.<br />

Aus einem solchen linken Geist ergibt s<strong>ich</strong> dann die<br />

Schlussfolgerung, s<strong>ich</strong> als „kritisch“ zu fühlen oder vor<br />

allem als „kritischer Kopf“ anerkannt <strong>werde</strong>n zu müssen.<br />

Doch wer tatsächl<strong>ich</strong>e Kritik will, verteidigt linke<br />

Gesch<strong>ich</strong>te mit ihren Stärken unter Anerkennung ihrer<br />

Schwächen, hält die Erinnerung aufrecht und wendet<br />

s<strong>ich</strong> vor allem gegen die herrschenden Zustände. Es <strong>war</strong><br />

r<strong>ich</strong>tig und notwendig, dass Karl Liebknecht und Rosa<br />

Luxemburg für eine andere Gesellschaftsordnung eingetreten<br />

sind und dafür gekämpft haben. Und es ist auch<br />

r<strong>ich</strong>tig und notwendig, am zweiten Sonntag im Januar<br />

der zwei <strong>Revolution</strong>äre jedes Jahr neu zu gedenken. Dabei<br />

sollte man s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t selbst so ernst nehmen und glauben,<br />

man habe darüber zu entscheiden, wer auf der traditionellen<br />

Demo Platz hat. W<strong>ich</strong>tiger erscheinen die<br />

eigene Positionierung und deren Vermittlung nach<br />

Außen. Der Anknüpfungspunkt an die <strong>Revolution</strong>äre<br />

sollte in einem Lern- und Suchprozess nutzbar gemacht<br />

<strong>werde</strong>n, um die heutigen Verhältnisse radikal infrage zu<br />

stellen. Manchmal „verirrt“ gegen die „herrschende Klasse“,<br />

vielle<strong>ich</strong>t aus „Liebe zum Kommunismus“ – n<strong>ich</strong>t<br />

mehr und n<strong>ich</strong>t weniger.<br />

Aus alt mach’ neu…?!<br />

Was bleibt von einer historischen radikalen<br />

Kritik am Kapitalismus vor ca. 100 Jahren<br />

in Zeiten der Globalisierung? Was vor ein<br />

paar Monaten kaum mögl<strong>ich</strong> gewesen wäre,<br />

erleben wir momentan hautnah. Es <strong>werde</strong>n<br />

Stimmen lauter, die den Neoliberalismus in<br />

Frage stellen - quer durch alle Parteien. Dessen<br />

marktradikale Ausr<strong>ich</strong>tung habe neben<br />

der Gewinnsucht Einzelner auf nationaler<br />

und internationaler Ebene die derzeitige Krise<br />

verursacht. Doch kommt die „neoliberale<br />

Staatskritik“ selbst an ihr Ende und was<br />

bedeutet das? Wird es nun – natürl<strong>ich</strong> im<br />

Rahmen des Kapitalismus – wieder den Weg<br />

zu mehr „Verteilungsgerechtigkeit“ geben,<br />

um die (Überakkumulations)-Krise bewältigen<br />

zu können? In einigen von Rosa Luxemburgs<br />

Schriften stand die Beschäftigung mit<br />

reformistischen (Mehrheits-)konzeptionen<br />

und Handlungsweisen innerhalb der organisierten<br />

Sozialdemokratie im Zentrum der<br />

Analyse. Letztl<strong>ich</strong> setzte sie s<strong>ich</strong> auch unter<br />

anderem mit der Wandlungsfähigkeit der<br />

politischen Arbeiterbewegung auseinander,<br />

weshalb einige ihrer Annahmen auch heute<br />

noch als Referenzpunkt für die politische<br />

<strong>Linke</strong> dienen können.<br />

<strong>Die</strong> moderne Sozialdemokratie (SPD) präsentiert<br />

s<strong>ich</strong> allzu gern als anti-neoliberal.<br />

„Zeitgemäße“ sozialdemokratische Politik<br />

positioniert s<strong>ich</strong> zwischen dem traditionellen<br />

Keynesianismus und Neoliberalismus.<br />

Im Mittelpunkt stehen nach wie vor Begriffe<br />

wie Leistung, Effizienz, Erfolg, Eigenverantwortung.<br />

Daneben <strong>werde</strong>n auch Vokabeln<br />

wie „Steuerung“ verwendet, mit welcher<br />

man allerdings n<strong>ich</strong>ts auf dem Markt erzwingen<br />

wolle. Das Marktsystem benötige dagegen<br />

ein soziales S<strong>ich</strong>erungsnetz, damit die<br />

Menschen bereit seien, Risiken einzugehen.<br />

Das Sozialsystem aber brauche auch die „Leistungsfähigkeit<br />

des Marktes“ als Voraussetzung<br />

für eine „würdevolle Existenzs<strong>ich</strong>erung“.<br />

Voraussetzung sei die Wiedergewinnung<br />

staatl<strong>ich</strong>er Steuerungsfähigkeit, u.a. auf<br />

den Finanzmärkten, durch die „Wiedereinbettung“<br />

der globalen Ökonomie. Ähnl<strong>ich</strong>es<br />

wird im Übrigen inzwischen auch von konservativen<br />

Parteien vertreten.<br />

<strong>Die</strong> eher traditionelle keynesianische Strategie<br />

links von der SPD – vertreten von zahlre<strong>ich</strong>en<br />

Initiativen, weiten Teilen der Partei<br />

DIE LINKE und Gewerkschaftslinken – geht<br />

hingegen davon aus, dass staatl<strong>ich</strong>e Politik zu<br />

einer Umverteilung gesellschaftl<strong>ich</strong>en Re<strong>ich</strong>tums<br />

„von unten nach oben“ beigetragen hat.<br />

„Verteilungsspielräume“ seien zur Genüge<br />

vorhanden. Das neoliberale Projekt mit seiner<br />

Krisentendenz wird deshalb als staatl<strong>ich</strong>es<br />

verstanden und könne demzufolge durch eine<br />

andere staatl<strong>ich</strong>e Politik beendet <strong>werde</strong>n. Das<br />

hört s<strong>ich</strong> erstmal n<strong>ich</strong>t schlecht an. <strong>Die</strong> Vorschläge<br />

dieser klar links von der SPD stehenden<br />

Kräfte zur Bewältigung der derzeitigen<br />

Krise des Neoliberalismus, die s<strong>ich</strong> offenkundig<br />

erst in ihrem Anfangsstadium befindet,<br />

tragen somit einen doppelten Charakter.<br />

Einerseits will man die Krise unter Wahrung<br />

des sozialen Besitzstandes der Lohnabhängigen<br />

mögl<strong>ich</strong>st schnell überwinden. Andererseits<br />

<strong>werde</strong>n Forderungen nach strukturellen<br />

Eingriffen in die Verfügungsgewalt über Produktionsmittel<br />

im besten Falle zaghaft formuliert.<br />

<strong>Die</strong> Konzeptionen gehen in der<br />

Regel davon aus, dass s<strong>ich</strong> die antagonistischen<br />

Interessen von Kapital und Arbeit auf<br />

einer gesamtwirtschaftl<strong>ich</strong>en Ebene harmonisieren<br />

lassen. So soll die Erhöhung der Massenkaufkraft,<br />

die für einzelne Unternehmer<br />

zunächst eine Erhöhung der Personalkosten bedeutet,<br />

durch die Vermehrung seines Absatzes infolge der Steigerung<br />

der effektiven Nachfrage auf dem Markt ausgegl<strong>ich</strong>en<br />

<strong>werde</strong>n. So gilt manchen linken Theoretikern der<br />

Ausbau „steuernder“ bzw. „planerischer“ Elemente, die<br />

den Vorrang gesamtwirtschaftl<strong>ich</strong>er vor privatwirtschaftl<strong>ich</strong>en<br />

Interessen s<strong>ich</strong>ern sollen, als ein Schritt zur Überwindung<br />

des Kapitalismus. Deshalb wird das Kapitalverhältnis<br />

n<strong>ich</strong>t selten ledigl<strong>ich</strong> als eine rechtl<strong>ich</strong>e Kategorie<br />

interpretiert und manchmal sogar jede angestrebte Einschränkung<br />

als kleiner Schritt auf dem Weg zur Überwindung<br />

des kapitalistischen Systems.<br />

Während s<strong>ich</strong> Luxemburg keinerlei Illusionen über den<br />

Charakter der bürgerl<strong>ich</strong>en Demokratie als Form zur effektiven<br />

Durchsetzung von Klasseninteressen machte, nimmt<br />

heute in den meisten der links-reformorientierten Konzepten<br />

der „demokratische Staat“ die entscheidende Rolle<br />

ein. <strong>Die</strong>ser Staat ermögl<strong>ich</strong>e es angebl<strong>ich</strong> durch Wahlen<br />

eine Mehrheit fortschrittl<strong>ich</strong>er Akteure zu gewinnen<br />

und die gewachsenen ökonomischen Potenzen zur Lenkung<br />

der Ökonomie im „gemeinwirtschaftl<strong>ich</strong>en“ Sinne<br />

zu nutzen. Ein wesentl<strong>ich</strong>es Manko solcher Vorschläge<br />

besteht allerdings darin, dass die Interessenlage der Unternehmer<br />

und des Staates völlig verfehlt eingeschätzt wird,<br />

da es eben kein fiktives kapitalistisches Gesamtinteresse<br />

gibt. Staatl<strong>ich</strong>e Wirtschafts- und Sozialpolitik ist im Kapitalismus<br />

immer in ihrer R<strong>ich</strong>tung, wenn auch n<strong>ich</strong>t zwangs-<br />

Maschinengewehrposten revolutionärer Arbeiter und<br />

Soldaten am Schlossplatz in Berlin, November 1918<br />

12 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!