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Hannah Arendts Konzeption des Gemeinsinns im Hinblick auf den ...

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einen Kontext mit <strong>Hannah</strong> <strong>Arendts</strong> politischer Theorie <strong>des</strong> <strong>Gemeinsinns</strong> zu stellen,<br />

Ähnlichkeiten wie Unterschiede zu benennen.<br />

2. <strong>Arendts</strong> politische Theorie: Handeln als höchstes Gut der vita activa<br />

2.1. Zwischen Individualität und Pluralität: Die conditio humana<br />

In Anlehnung an Aristoteles setzt <strong>Hannah</strong> Arendt <strong>im</strong> wesentlichen drei Punkte als Bedingtheit<br />

der Menschen voraus: 1. Leben <strong>im</strong> Kreisl<strong>auf</strong> <strong>des</strong> Lebendigen, 2. Weltlichkeit der Welt und 3.<br />

Pluralität [VA 21]. Diese sind es, die unsere menschliche Existenz bedingen, sie sind die<br />

conditio humana. Doch keine dieser vermag unser Leben absolut zu bedingen, sie bil<strong>den</strong><br />

vielmehr die Grunderfahrungen unserer menschlichen Existenz.<br />

Zunächst also zum Kreisl<strong>auf</strong> <strong>des</strong> Lebendigen. Mit der Geburt erscheint ein Mensch <strong>auf</strong> der<br />

Welt und ist zunächst natürlichen Kreisläufen ausgesetzt. Er tritt mit ihr in einen biologischen<br />

Prozeß ein. Er muß sich täglich neu um Nahrung kümmern, er altert, er muß sich <strong>den</strong><br />

Naturkreisläufen anpassen, z.B. Tag-Nacht, Krankheit-Gesundheit. Wie alles Lebendige ist er<br />

also ein Teil der Geburts-, Verfalls- und To<strong>des</strong>prozesse der Natur. Ein Faktum unterscheidet<br />

ihn dabei wesentlich von dem anderen Lebendigem: er weiß um seinen Tod, und damit um<br />

die begrenzte Zeit, die er <strong>auf</strong> Er<strong>den</strong> verweilt. Innerhalb dieser „Knechtschaft durch <strong>den</strong><br />

biologischen Lebensprozeß“ [VA 46] kann der Mensch jedoch Dinge von Dauer schaffen, die<br />

seine Lebensspanne überdauern können; er kann die Welt als eine vor ihm liegende ansehen<br />

und sich seiner Bedingtheit bewußt wer<strong>den</strong>. Diese Welt ist eine ihn zwar bedingende, doch<br />

kann er innerhalb seine Bedingungen selbst schaffen. Er kann in ihr tätig wer<strong>den</strong> und sie sich<br />

zu nutzen machen. Sie ist für ihn eine objektive 2 Welt, er kann sich als Subjekt zu <strong>den</strong><br />

Objekten der Natur stellen. Dies ist mit der zweiten Kondition, der Weltlichkeit der Welt<br />

gemeint:<br />

„Die Menschen leben also nicht nur unter <strong>den</strong> Bedingungen, die gleichsam die Mitgift ihrer irdischen Existenz überhaupt<br />

darstellen, sondern darüber hinaus unter selbstgeschaffenen Bedingungen, die ungeachtet ihres menschlichen Ursprungs die<br />

gleiche bedingende Kraft besitzen, wie die bedingen<strong>den</strong> Dinge der Natur“ [VA 19]<br />

Aus dieser zweiten conditio ergibt sich gleichsam ein weiteres wichtiges Merkmal <strong>des</strong><br />

Mensch-Seins: die Individualität. Der Mensch ist ein selbstbewußtes Subjekt in einer<br />

objektiven Wirklichkeit, kann sich selbst wahrnehmen und sich zu sich selbst verhalten. Aber<br />

<strong>Hannah</strong> Arendt betont, es bedarf zudem noch der Erfahrung der anderen. In der Differenz zu<br />

<strong>den</strong> anderen erkennen wir uns eben als Selbstbewußte, als Individuum unter Individuen. So<br />

wird das „Faktum der Pluralität, nämlich die Tatsache, daß nicht ein Mensch, sondern viele<br />

Menschen <strong>auf</strong> der Erde leben und die Welt bevölkern“[VA 17] zur Grundbedingung der<br />

Wirklichkeitserfahrung, wir sind mit Aristoteles gesprochen ein zoon politikon 3 .<br />

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