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Aktuelles nach Redaktionsschluss - Berliner Behindertenzeitung

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<strong>Berliner</strong> Behinderten-<br />

verband e. V. (BBV)<br />

Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 10/2004<br />

Allgemeiner<br />

Behindertenverband<br />

in Deutschland (ABiD)<br />

<strong>Aktuelles</strong> <strong>nach</strong> <strong>Redaktionsschluss</strong><br />

Aufruf zur Groß- demonstration<br />

am Sonnabend,<br />

2. Okt. 2004 ab 13:00 Uhr auf dem Alexanderplatz in Berlin-<br />

Mitte<br />

Unter dem Motto „Soziale Gerechtigkeit statt Hartz IV – Wir<br />

haben Alternati- ven!“ wollen wir aufzei- gen, dass eine andere<br />

Politik möglich ist. näheres<br />

● Hoffest im Roten Rathaus<br />

Weiteres aus dem Inhalt<br />

● Antrittsbesuch des Bundespräsidenten Horst Köhler<br />

● Der Sachzwang zur Lüge<br />

● Rehabilitation in der Entwicklungs- zusammenarbeit AG (ReZaG)<br />

● „Gesund durch Bewegung“ – Symposium der <strong>Berliner</strong> Mobilitäts-<br />

hilfedienste<br />

● Behinderung in Peru<br />

● Erklärung der Amputierten- Initiative e. V.<br />

● Fotowettbewerb zum Thema Barrieren<br />

● Eine Million Unterschriften für ein Verbot aller Landminen!<br />

● Bedarfsgerechtigkeit im Gesundheits- system?<br />

Impressum Kontakt<br />

Mediadaten<br />

Anzeigen<br />

Ausgabe 9/04 Ausgabe 7-8/04 Ausgabe 6/04 Archiv<br />

Ausdauer lohnt sich Berlin barrierefrei<br />

Jahrelang wurde um den<br />

behindertengerechten Ausbau des<br />

<strong>Berliner</strong> Olympiastadions gestritten. Nun<br />

hat der <strong>Berliner</strong> Behindertenverband e.<br />

V. den Prozess gewonnen. Fortsetzung<br />

Bedarfsgerechtigkeit im<br />

Gesundheitssystem?<br />

Frau Dr. Heidi Knake-Werner, Senatorin<br />

für Soziales, Gesundheit und Verbrau-<br />

cherschutz, „verlieh" das erste Signet<br />

"Berlin barrierefrei" dem Haus Dussmann<br />

in der Friedrichstraße. Fortsetzung<br />

Zusammenschluss<br />

Schlaganfallbetroffener


● Zeitgewinnung zur Optimierung des Telebus-Betriebes<br />

● Informationen der BVG<br />

● Neues aus der Ludothek am Prenzlauer Berg<br />

● Integrationstag<br />

● Das neue Schulgesetz und die Rahmenbedingungen für die<br />

gemeinsame Erziehung<br />

● Auch in Berlin: Berufliche Integration für Menschen mit einer<br />

geistigen Behinderung!<br />

● Radfahren mit und ohne Handicap!<br />

● Tempelhof-Schöne- berg: ein Bezirk, der Kindern und<br />

Jugendlichen mit Behinderungen Ent- wicklungsmöglich- keiten<br />

anbietet?<br />

● Rollstuhl-Pannen-<br />

Hilfe zur Diskussion gestellt<br />

● GENERATION Interkultureller Pflegedienst ein gelungenes<br />

Konzept einer Pflegestation<br />

● Ewig im „Hotel Mama“ wohnen?<br />

● 8. Renntag „Bewegung Integrale“<br />

● Die Initiative „Jobs ohne Barrieren“<br />

● Internetshop für Menschen mit Behinderung<br />

● LICHTPAUSE – FÜHLEN UM ZU BEGREIFEN<br />

● Beruf: Behindert?<br />

● Rainer Fluck 20 Jahre Dienstjubiläum<br />

Das Institut Mensch, Ethik und<br />

Wissenschaft und der Katholischen<br />

Akademie in Berlin e. V. veranstaltete<br />

eine Tagung zum Thema zur Lage<br />

chronisch kranker und behinderter<br />

Menschen <strong>nach</strong> der Gesundheitsreform.<br />

Fortsetzung<br />

Seit 1991 besteht in Berlin der Landes-<br />

selbsthilfeverband Schlaganfall- und<br />

Aphasiebetroffener und gleichartig<br />

Behinderter Berlin e. V.<br />

Die selbstbetroffenen Gründer wurden<br />

als Patienten des Klinikums Buch und der<br />

Klinik Berlin durch die dortigen Ärzte zur<br />

Gründung angeregt und betraten damit<br />

Neuland. Fortsetzung<br />

Reha fair – Nachlese Bus und Bahn für alle<br />

Bei 164 Ausstellern – Hersteller,<br />

Fachhändler, Organisationen, Vereine<br />

und Verbände – konnten sich die 13.000<br />

Besucher der Reha fair über die Bereiche<br />

der Rehabilitation, Integration, Pflege<br />

und Mobilität informieren und beraten<br />

lassen. Fortsetzung<br />

Wichtig ist eine indivi- duelle<br />

Förderung der Kinder – auch<br />

in der Schule<br />

Am Anfang sei es ganz schwer gewe-<br />

sen: Für die aus der Türkei stammende<br />

Mutter habe ein erstes großes Problem<br />

<strong>nach</strong> der Geburt ihrer Tochter in den<br />

fehlenden Deutschkenntnissen bestan-<br />

den. Obwohl Aysel dann als ein so<br />

genanntes Integrationskind in einen Hort<br />

aufgenommen worden war, habe sich<br />

dort lange Zeit niemand gefunden, der<br />

bzw. die entsprechend aufmerksam und<br />

entsprechend kompetent für sie<br />

Der Landesbeauftragte für Behinderte<br />

bei der Senatsverwaltung für<br />

Gesundheit, Soziales und Verbrau-<br />

cherschutz, Martin Marquard, schreibt<br />

über seine Vorstellungen zur Nutzung<br />

des öffentlichen Personen-Nahverkehrs.<br />

Fortsetzung<br />

Ein Fotowettbewerb zum<br />

Thema Barrieren


● Zusammenschluss Schlaganfall- betroffener<br />

● Unterwegs mit Mobidat im Olympiastadion: Ein Stadion mit<br />

vielen Stationen<br />

● bfr-news 09/04<br />

● Leserbriefe<br />

"Spenden ohne Geld"<br />

Behinderter sammelt<br />

Briefmarken aller Art,<br />

besonders abgestempelte<br />

für behinderte Menschen in<br />

Bethel. Bitte helfen auch<br />

Sie!<br />

Stefan Fliß,<br />

Lechtenberg 4,<br />

48720 Rosendahl-Darfeld<br />

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Dipl.-Ing. Heino Marx (ehemals Movado)<br />

barrierefreie Gestaltung, Beratung und Planung<br />

Langhansstr 63,<br />

13086 Berlin,<br />

Telefon:<br />

0 30/4 71 51 45 o.<br />

0 30/47 1 30 22,<br />

Fax: 0 30/4 73 11 11<br />

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Unsere Linkliste<br />

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Impressum<br />

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Mediadaten und Anzeigen-Kontakte<br />

zuständig war. Fortsetzung<br />

Mit den Flügeln der<br />

Phantasie: die Gruppe<br />

Nebelhorn<br />

In einem leer stehenden Keller vom<br />

„Haus Kilian", einer Wohnstätte für<br />

Menschen mit Behinderung, hatte im<br />

Jahr 1995 die Gruppe Nebelhorn ein<br />

erstes Obdach gefunden. Dort konnten<br />

die Teilnehmer der Gruppe, Menschen<br />

mit und Menschen ohne Behinderung,<br />

damals mit der gemeinsamen Arbeit<br />

beginnen. Fortsetzung<br />

Es ist eine Reise mit dem Shongololo-<br />

Express in Südafrika (Foto) zu gewinnen.<br />

Fortsetzung<br />

Buchtipps für und über<br />

Kinder mit Handicap<br />

Auch Kinder und ihre Geschwister<br />

müssen mit einer angeborenen oder<br />

erworbenen Behinderung leben. Gute<br />

Büchern gehen dabei sowohl auf<br />

medizinische Erklärungen als auch auf<br />

Anstrengungen, Selbstzweifel,<br />

Mutlosigkeit, Bewältigung des Alltags<br />

und das Verantwortungsgefühl für das<br />

Geschwisterkind mit Behinderung ein.<br />

Gabriele Becker stellt Bücher zu dieser<br />

Problematik vor. Fortsetzung<br />

Reiseinformationen vom Netzwerk „barrierefrei reisen“ des<br />

Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter e. V.,<br />

bfr-news 07-2004: Fortsetzung<br />

bfr-news 08-2004: Fortsetzung<br />

bfr-news 09-2004: Fortsetzung<br />

Unsere Zeitung erscheint im Druck schwarz/weiß auf schlichtem Papier. Als<br />

Zweitfarbe haben wir Rot.<br />

Wünschen Sie ein Probeexemplar?<br />

Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung


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Kontakt: Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong><br />

c/o BBV e.V.<br />

Jägerstraße 63 D 10117 Berlin-Mitte<br />

Tel.: 030/65 88 03 41 Fax: 030/65 88 03 43<br />

E-Mail: berliner-behinderten<br />

zeitung@berlin.de<br />

***


Inhaltsverzeichnis der Ausgabe Oktober 2004<br />

<strong>Berliner</strong> Behinder-<br />

tenverband e. V.<br />

(BBV)<br />

Allgemeiner<br />

Behindertenverband<br />

in Deutschland<br />

(ABiD)<br />

Schnur, Ute Ausdauer lohnt sich<br />

Bauersfeld, Hannelore Berlin barrierefrei<br />

Bauersfeld, Hannelore Hoffest im Roten Rathaus<br />

Impressum Kontakte<br />

Bauersfeld, Hannelore Antrittsbesuch des Bundespräsidenten Horst Köhler<br />

Schulze, Sabine Der Sachzwang zur Lüge<br />

Mediadaten<br />

Anzeigen<br />

BBZ Rehabilitation in der Entwicklungszusammenarbeit AG (ReZaG)<br />

Nielandt, Jörg<br />

Bauer, M. Behinderung in Peru<br />

❬Gesund durch Bewegung Symposium der <strong>Berliner</strong><br />

Mobilitätshilfedienste<br />

Gail, Dagmar Erklärung der Amputierten- Initiative e. V.<br />

Bauersfeld, Hannelore Reha fair Nachlese<br />

BBZ Fotowettbewerb zum Thema Barrieren<br />

Seifert, Ilja, Dr. Soziale Gerechtigkeit statt Hartz IV Wir haben Alternativen!<br />

BBZ Eine Million Unterschriften für ein Verbot aller Landminen!<br />

BBZ Bedarfsgerechtigkeit im Gesundheitssystem?<br />

Marquard, Martin Bus und Bahn für alle Telebus für die, die ihn brauchen<br />

BBZ Zeitgewinnung zur Optimierung des Telebus-Betriebes<br />

BVG-Service-Team Informationen der BVG<br />

Steudel, Reimunde Neues aus der Ludothek am Prenzlauer Berg<br />

Bauersfeld, Hannelore Integrationstag<br />

Grund-Maharam, Ursula<br />

Sanner, Rainer<br />

Scheunemann, Angelika<br />

Das neue Schulgesetz und die Rahmenbedingungen für die<br />

gemeinsame Erziehung<br />

Wichtig ist eine individuelle Förderung der Kinder<br />

auch in der Schule!<br />

Auch in Berlin: Berufliche Integration für Menschen mit einer geistigen<br />

Behinderung!


Rad-AG Radfahren mit und ohne Handicap!<br />

BBZ<br />

Tempelhof-Schöneberg: ein Bezirk, der Kindern und Jugendlichen mit<br />

Behinderun-gen Entwicklungsmöglichkeiten anbietet?<br />

Bauersfeld, Hannelore Rollstuhl-Pannen-Hilfe zur Diskussion gestellt<br />

Golmohammadi, Jabrail<br />

GENERATION Interkultureller Pflegedienst ein gelungenes Konzept<br />

einer Pflegestation<br />

Bruster, Gabi Ewig im ❬Hotel Mama wohnen?<br />

Bauersfeld, Hannelore 8. Renntag ❬Bewegung Integrale<br />

Sanner, Rainer Die Initiative ❬Jobs ohne Barrieren<br />

BBZ Internetshop für Menschen mit Behinderung<br />

BBZ Ein Fotowettbewerb zum Thema Barrieren<br />

Bauersfeld, Hannelore LICHTPAUSE FÜHLEN UM ZU BEGREIFEN<br />

Grabenhorst, Antje Beruf: Behindert?<br />

Sanner, Rainer Mit den Flügeln der Phantasie: die Gruppe Nebelhorn<br />

Wigger, Karl-Heinz Rainer Fluck 20 Jahre Dienstjubiläum<br />

Littwin, Franziska Zusammenschluss Schlaganfallbetroffener<br />

Lajer, Gloria<br />

Unterwegs mit Mobidat im Olympiastadion: Ein Stadion mit vielen<br />

Stationen<br />

Becker, Gabriele Buchtipps für und über Kinder mit Handicap<br />

Smikac, Hartmut bfr-news 09/04<br />

verschiedene Leserbriefe<br />

Unsere Zeitung erscheint im Druck schwarz/weiß auf schlichtem Papier. Als Zweitfarbe haben wir Rot.<br />

Wünschen Sie ein Probeexemplar?<br />

Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung Impressum<br />

Kontakt: Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong>, c/o BBV e.V.<br />

Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin-Mitte<br />

Tel.: 030/ 65 88 03 41, 030/ Fax: 65 88 03 43<br />

E-Mail: berliner-behindertenzeitung@berlin.de<br />

<br />

Mediadaten und Anzeigen-Kontakte


<strong>Berliner</strong> Behinderten-<br />

verband e. V. (BBV)<br />

Inhaltsverzeichnis der Ausgabe 9/2004<br />

● SGB IX umsetzen!<br />

Allgemeiner<br />

Behindertenverband<br />

in Deutschland (ABiD)<br />

● Persönlichkeitsschutz vor Fahndungs- interessen<br />

● Teuere Sozialtickets<br />

● Kostenfreier ÖPNV<br />

● Behinderte Menschen sollen immer mehr den ÖPNV<br />

nutzen?<br />

● Gebraucht wird eine bauliche Lösung!<br />

● Ins Stadion geschaut<br />

● Dokumentation der Tagung „Einstieg in den<br />

Durchblick“ ist erschienen<br />

● Erster <strong>Berliner</strong> Ehrenamtsbericht<br />

● Sexualpädagogische Beratung bei der Lebenshilfe<br />

gGmbH<br />

● Willkommen zur Reha fairBerlin 2004<br />

● Informationen für die Besucher der Reha fair Berlin<br />

2004<br />

Impressum Kontakt<br />

Mediadaten<br />

Anzeigen<br />

Ausgabe 7-8/04 Ausgabe 6/04 Ausgabe 5/04 Archiv<br />

Wir fordern: Olympia-<br />

stadion für alle!<br />

Das neue „Fünf-Sterne-Stadion" in Berlin<br />

hat Mängel. Es fehlen u. a. Hörschleifen<br />

für Hörbehinderte, Rollstuhlfahrerplätze<br />

mit freier Sicht auf das Spielfeld und<br />

gekennzeichnete Stufen für<br />

sehbehinderte Menschen. Fortsetzung<br />

Budgetverordnung lässt<br />

Fragen offen!<br />

Am 2. April 2004 hat der Bundesrat der<br />

sog. Budgetverordnung zugestimmt.<br />

Sie ist zum 1. Juli 2004 in Kraft<br />

getreten. Ziel dieser Verordnung ist es,<br />

den Anwendungsbereich und das<br />

Verfahren zur Erbringung persönlicher<br />

Budgets <strong>nach</strong> § 17 Abs. 1 Nr. 4 SGB IX<br />

festzulegen. Betrachtet man sich das<br />

Regelungswerk genauer, bleiben jedoch<br />

einige Fragen offen, die Rechtsanwalt<br />

Martin Theben näher betrachtet.<br />

Fortsetzung<br />

Behinderung und<br />

Entwicklungszusam-<br />

menarbeit e. V. (bezev)<br />

bezev macht es sich seit 1995 zur<br />

Aufgabe, durch Bildungs- und Öffent-<br />

lichkeitsarbeit die Lebensbedingungen<br />

von Menschen mit Behinderung in<br />

Entwicklungsländern <strong>nach</strong>haltig zu<br />

verbessern. Fortsetzung


● Fach- und Publi- kumsmesse unter dem Funkturm<br />

Reha fair Berlin 2004<br />

● Übersicht Rahmenprogramm Hauptbühne der Reha fair<br />

Berlin<br />

● Ihre Fahrverbindung zur Reha fair Berlin 2004<br />

● Digitale Gas-, Brems- und Lenksysteme<br />

● Excellent Rampen Systeme<br />

● Dienstleistungen rund um das ambulante Wohnen<br />

● Fotowettbewerb „Berlin durch die Hintertür“<br />

● Leserbriefe<br />

"Spenden ohne Geld"<br />

Behinderter sammelt<br />

Briefmarken aller Art,<br />

besonders abgestempelte<br />

für behinderte Menschen in<br />

Bethel. Bitte helfen auch<br />

Sie!<br />

Stefan Fliß,<br />

Lechtenberg 4,<br />

48720 Rosendahl-Darfeld<br />

___________________<br />

barrierefrei planen<br />

Dipl.-Ing. Heino Marx (ehemals Movado)<br />

barrierefreie Gestaltung, Beratung und Planung<br />

Langhansstr 63,<br />

13086 Berlin,<br />

Sozialsenatorin be- suchte<br />

Rumpelbasar<br />

Der Rumpelbasar<br />

Zehlendorf e.V.<br />

hatte eingeladen,<br />

der Verteilung von<br />

Spenden an sozi-<br />

ale Projekte u. a.<br />

beizuwohnen, die<br />

aus dem<br />

Verkaufs- erlös<br />

der Sach- spenden<br />

resultie- ren.<br />

Fortsetzung<br />

Multifunktionale Taxen ...<br />

Chancen für die Mobilität von<br />

Menschen mit Behinderung<br />

Multifunktionale Taxen sind behinder-<br />

tengerechte Taxen, die gehbehinderte<br />

Personen im Rollstuhl sicher befördern.<br />

Fortsetzung<br />

Mit Mobidat im Schloss<br />

Köpenick:<br />

Wenn Vergessenwerden<br />

tödlich ist<br />

Innerhalb von nur<br />

wenigen Tagen<br />

starben in diesem<br />

Jahr in Berlin zwei<br />

ältere Frauen, die<br />

eine Woche zuvor<br />

aus dem Kranken-<br />

haus wieder <strong>nach</strong><br />

Hause entlassen<br />

worden waren.<br />

Sie starben am<br />

Vergessenwerden.<br />

Fortsetzung<br />

Bleiben Menschen mit<br />

Behinderung beim „Projekt<br />

Kassenkoope- ration“ außen<br />

vor?<br />

Im Rathaus Berlin-<br />

Charlottenburg<br />

wurden die ersten<br />

Kassenautomaten<br />

im Rahmen des<br />

Projekts Kassen-<br />

kooperation instal-<br />

liert. 27 dieser<br />

Kassenautomaten<br />

sollen in 9 der 12<br />

<strong>Berliner</strong> Bezirke<br />

zum Einsatz kom-<br />

men. Aus dem<br />

Rollstuhl ist die<br />

Karteneingabe in<br />

Höhe von 1,40 m<br />

mit der Hand nicht<br />

zu erreichen.<br />

Zur Diskussion:<br />

„Freie Liebe“<br />

Auch die Hilfestellung<br />

für Menschen mit<br />

Sehbehinderung ist<br />

ungenügend.<br />

Fortsetzung


Telefon:<br />

0 30/4 71 51 45 o.<br />

0 30/47 1 30 22,<br />

Fax: 0 30/4 73 11 11<br />

***<br />

Unsere Linkliste<br />

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Impressum<br />

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Mediadaten und Anzeigen-Kontakte<br />

***<br />

Kontakt: Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong><br />

c/o BBV e.V.<br />

Jägerstraße 63 D 10117 Berlin-Mitte<br />

Tel.: 030/65 88 03 41 Fax: 030/65 88 03 43<br />

E-Mail: berliner-behinderten<br />

zeitung@berlin.de<br />

***<br />

Das Schloss Köpenick ist ein Museum im<br />

Schloss. Nur der barocke Dachstuhl ist<br />

für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar.<br />

Fortsetzung<br />

VerFührungen im Naturpark<br />

Hoher Fläming<br />

Der Hohe Fläming ist ein Paradies für<br />

Stillesucher. Er ist beliebt wegen seiner<br />

vielfältigen Freizeitangebote.<br />

Es gibt geführte Touren zu den<br />

Schönheiten des Naturparks. Wir<br />

veröffentlichen die Angebote für diesen<br />

Herbst, von denen auch einige für<br />

Menschen mit Mobilitätsbehinderung<br />

geeignet sind.<br />

Fortsetzung<br />

Unser Leser Dirk G. schreibt: "Bis heute<br />

habe ich es schätzen gelernt, mich durch<br />

Prostituierte verwöhnen zu lassen. Da ich<br />

in keiner festen Beziehung lebe, habe ich<br />

doch die Möglichkeit meine Sexualität<br />

teilweise auszuleben." Fortsetzung<br />

Von Profis und privaten<br />

VÖGELEIN<br />

Hannelore Bauersfeld vergleicht das harte<br />

Brot des ordinären <strong>Berliner</strong> Spatzen mit<br />

dem dem wohl genährten Käfigvieh.<br />

Fortsetzung


zurück<br />

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Reiseinformationen vom Netzwerk „barrierefrei reisen“ des<br />

Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter e. V.,<br />

bfr-news 06-2004: Fortsetzung<br />

bfr-news 07-2004: Fortsetzung<br />

bfr-news 08-2004: Fortsetzung<br />

Unsere Zeitung erscheint im Druck schwarz/weiß auf schlichtem Papier. Als<br />

Zweitfarbe haben wir Rot.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Soziale Gerechtigkeit statt Hartz IV – Wir<br />

haben Alternativen!<br />

Zum Aufruf eines breiten Bündnisses sozialer Kräfte, am Sonnabend, dem 2. Oktober d. J., mit<br />

einer bundesweiten Groß-Demonstration in Berlin einen Politikwechsel hin zu sozialer<br />

Gerechtigkeit zu verlangen, erklärt der BBV-Vorsitzende, Dr. Ilja Seifert:<br />

Solidarität ist die Kraft der Schwachen. Menschen mit Behinderungen brauchen Solidarität.<br />

Und sie verhalten sich solidarisch mit anderen, die Hilfe benötigen. Wir sind Teil der<br />

Bevölkerung. Wir sind Teil der sozialen Bewegung. Also nehmen wir auch an den<br />

Montagsdemos in vielen Städten und an der Groß-Demo in Berlin teil.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Behindertenverband e.V. „Für Selbstbestimmung und Würde" (BBV) unterstützt<br />

den Aufruf eines breiten Bündnisses sozialer Kräfte und ruft alle Menschen mit und ohne<br />

Behinderungen – weit über die Hauptstadtbewohner/<br />

-innen hinaus – auf, dabei zu sein:<br />

Sonnabend, 2. Okt. 2004,<br />

ab 13.00 Uhr<br />

auf dem Alexanderplatz in Berlin-Mitte<br />

Eine andere Politik ist möglich. Wir setzen uns ein für:<br />

● Rücknahme der Hartz-IV-Gesetzgebung<br />

● Tarif- und Mindestlöhne gegen Niedriglohn- und Armutsarbeit<br />

● menschenwürdiges Grundeinkommen, ohne diskriminierende Bedürftigkeitsprüfung<br />

und Arbeitszwang<br />

● Arbeitszeitverkürzung statt Verlängerung<br />

● 60 Milliarden Euro sofort für Jobs zu existenzsichernden Löhnen in den Bereichen<br />

Gesundheit, Assistenz, Bildung, Soziales, Kultur, Umwelt und öffentlicher Verkehr<br />

statt Arbeitszwang für 1 EUR<br />

● angemessene Besteuerung großer Konzerne und Kapitalgesellschaften sowie der<br />

großen Vermögen<br />

● gleiche Rechte für alle hier lebenden Menschen statt Festung Europa.<br />

Die Grenze verläuft nicht zwischen Ost und West, nicht zwischen Nationen, nicht zwischen<br />

Menschen mit und ohne Behinderungen, sondern zwischen oben und unten. Unser Protest ist<br />

international.


zurück<br />

Wir stehen auf: Für soziale Sicherheit und Gerechtigkeit in Europa<br />

und weltweit.<br />

Siehe auch:<br />

www.Zweiter-Oktober.de<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Hoffest im Roten Rathaus<br />

Den Kritikern sei versichert: Das Hoffest hat den <strong>Berliner</strong><br />

Landeshaushalt keinen Cent gekostet, denn die Firmen, die sich mit<br />

leckerem Essen und Getränken, aber auch viel, viel Werbung daran<br />

beteiligten, haben ihren jeweiligen Beitrag kostenlos – aber nicht<br />

umsonst – eingebracht, ein im Ausland schon lange geübter Brauch,<br />

den der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gerne übernahm,<br />

wie er wissen ließ.<br />

Insider-Kritikern sei gesagt, dass die Eingänge zum Hoffest des<br />

Roten-Rathaus-Hofes und der Jüdenstraße mit Schrägen weitgehend<br />

barrierefrei ausgestattet waren.<br />

Wie gut die anderen Rollstuhlfahrer, die zu dem Fest gekommen<br />

waren, mit ihren niedrig gelegten „Faltern" über das<br />

Kopfsteinpflaster kamen und in der drangvollen Enge erkennen<br />

konnten, was auf den verschiedenen Bühnen stattfand, will ich lieber<br />

nicht kommentieren. Und auch „stille Örtlichkeiten" habe ich nicht<br />

aufgesucht, um darüber schreiben zu können.<br />

Gerne aber erstatte ich Bericht darüber, dass die strahlenden Damen<br />

an diesem unerwartet schönen Spät-Sommerabend im September<br />

viele bewundernde Blicke auf sich zogen, wie z. B. Monika Thiemen,<br />

die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, oder<br />

Christina Weiss, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und<br />

Medien, mit der ich ein Gespräch über VSA arts of Germany,<br />

behinderten Künstlern aus den USA und Deutschland, führen konnte.<br />

„Unser Regierender" trompetete mir ein fröhliches „Aach, Sie kenne<br />

ich doch auch!" entgegen, als ich ihn abbildete. Und das war wohl<br />

eine der Kernfragen des Abends: „Wer erkennt wen?", warum ich<br />

mich seltener ins Gewimmel stürzte, sondern an einem strategisch<br />

übersichtlichen Platz das Kommen und Gehen der Prominenz aus<br />

allen Bereichen des <strong>Berliner</strong> Lebens beobachtete, Uralt-Bekannte<br />

wiedersah und neue Menschen kennen lernte.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

***


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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Antrittsbesuch des Bundespräsidenten Horst<br />

Köhler<br />

Wenn ein neuer Bundespräsident sein Amt übernommen hat, gehört<br />

ein Antrittsbesuch in jedem Land der Bundesrepublik Deutschland zu<br />

seinen protokollarischen Pflichten.<br />

Der 31. August 2004 war der Tag, an dem Horst Köhler mit seiner<br />

First Lady Eva dem Land Berlin seine Aufwartung machte – ein Tag,<br />

der es in sich hatte, begann er doch im Roten Rathaus schon kurz<br />

<strong>nach</strong> neun Uhr mit Reden, Empfängen und der Eintragung ins<br />

Goldene Buch der Stadt, bevor der Regierende Bürgermeister Klaus<br />

Wowereit und die Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer den<br />

Ehrengast des Tages durch die Stadt begleiteten.<br />

Das Bad in der Menge<br />

Mit leichter Verspätung kam der Konvoi am Brandenburger Tor an,<br />

und das war gut so, denn wenige Sekunden zuvor hatte es noch in<br />

Strömen gegossen.<br />

Eine wachsende Menschenmenge umringte den Bundespräsidenten<br />

beim Gang durch das Brandenburger Tor, so dass ich aus meiner<br />

Rollstuhlfahrersicht nur Schirme und Rücken sehen konnte, also gab<br />

ich meinem neuen „Easy Rider" die Sporen und „düste" gen<br />

Potsdamer Platz, wo mir ein erster Blick auf die Erste Dame des<br />

Landes gelang (siehe Bild unten links).<br />

Kaum war der Rundgang über den Potsdamer Platz abgeschlossen,<br />

krachte ein Regensturm vom feinsten herunter und fegte in<br />

Sekundenschnelle den Platz leer und mich in Richtung<br />

Abgeordnetenhaus, wo Walter Momper, der Parlamentspräsident,<br />

und ein kleiner roter Teppich vor dem hohen Haupteingang des<br />

Abgeordnetenhauses schon des „Stafettenwechsels" harrten.<br />

Die Absperrgitter hatten wohl eher symbolischen Wert, denn in die<br />

Bannmeile um das Abgeordnetenhaus wagten sich keine<br />

Menschenmassen – und auch das Häufchen der Bildjournalisten war<br />

auf ein paar wenige Hartnäckige zusammengeschrumpft. Die<br />

anderen mussten vermutlich die regennassen Linsen putzen.


zurück<br />

Nachdem sich der Regierende Bürgermeister und die Senatorin für<br />

Stadtentwicklung vom hohen Staatsbesuch verabschiedet hatten,<br />

begrüßte nicht nur das Ehepaar Momper, sondern auch strahlendster<br />

Sonnenschein das Bundespräsidentenpaar, das sich bei diesem<br />

Staatsakt (s. Bild oben rechts) auf so wenigen Zentimetern<br />

Entfernung von mir befand, dass ich es wagte, meine Frage zu<br />

stellen:<br />

DAS Gespräch:<br />

„Ähm, Entschuldigung, darf ich (Bundespräsident Köhler schenkte<br />

mir sein hinreißendes Lächeln und einen aufmerksamen Blick), darf<br />

ich – nein, nicht an Sie, Herr Bundespräsident – an die First Lady<br />

eine Frage stellen?" „Ja, bitte?", auch sie schenkte mir ein Lächeln,<br />

und ich fragte da<strong>nach</strong>, welchen karitativen Aufgaben sie sich, die<br />

Tradition der First Ladies fortsetzend, zu widmen entschlossen habe.<br />

Sie werde sich in erster Linie für UNICEF und das<br />

Müttergenesungswerk einsetzen, ließ Frau Eva Köhler mich wissen,<br />

doch auch eine große Zahl anderer Aufgaben habe sie sich<br />

vorgenommen, bat mich jedoch um Verständnis darum, dass sie<br />

diese noch nicht in der Öffentlichkeit bekannt geben kann.<br />

„Sie möchte nicht zuletzt auch konkrete Hilfe leisten, wann immer<br />

das möglich ist", kann man – mit Blick auf die vielen an sie<br />

gerichteten Briefe – auf der Homepage des Bundespräsidenten<br />

<strong>nach</strong>lesen.<br />

Während ich Verständnis hatte, nahm das Protokoll seinen Fortgang<br />

und entführte den Bundespräsidenten zu politischen Gesprächen ins<br />

Abgeordnetenhaus. In dieser Zeit schauten sich Frau Momper und<br />

Frau Köhler im gegenüberliegenden Martin-Gropius-Bau die dort<br />

ausgestellten Kreml-Schätze an.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Der Sachzwang zur Lüge<br />

„Der Wahrheit die Ehre" nennt Andreas Jürgens seinen Beitrag zur<br />

Hartz-IV-Debatte, auf die die kobinet-Nachrichten hinweisen. Diesen<br />

wollen wir nicht unkommentiert lassen.<br />

Wir können an dieser Stelle nicht auf alle Auswirkungen und Opfer<br />

von SGB II und SGB XII, die Gesetzeswerke hinter Hartz IV,<br />

eingehen.<br />

Hier ist auch nicht der Platz, näher darauf einzugehen, in welchem<br />

Rahmen Hartz IV zu betrachten ist. Zu Hartz IV gehören bekanntlich<br />

Hartz I bis III und die gesamte Agenda 2010, die Milliarden<br />

Ausgaben, damit Deutschland wieder groß und kriegsfähig wird, oder<br />

die gut 4 Milliarden €, die den ohnehin Reichen durch die Senkung<br />

des Spitzensteuersatzes hinterhergeworfen werden.<br />

Wir beschränken uns hier auf die Auswirkungen für behinderte<br />

Menschen, da Andreas Jürgens ja nicht nur Grüner<br />

Landtagsabgeordneter ist, sondern auch langjähriger Aktivist der<br />

Selbstbestimmt-Leben-Bewegung.<br />

Andreas Jürgens führt als Verbesserung und als Grund, dass wir<br />

Hartz IV zustimmen sollen, auf, dass sich der Regelsatz auf 345 €<br />

erhöhen wird. Das ist noch nicht mal die halbe Wahrheit. Für die<br />

Menschen in Ostdeutschland erhöht sich der Regelsatz bei gleichen<br />

Lebenshaltungskosten wie im Westen nur auf 331 €. Bei allen<br />

Beziehern dieses Regelsatzes fallen gleichzeitig so gut wie alle<br />

Einmalleistungen weg, die sie vorher zum Sozialhilfesatz erhalten<br />

haben, so dass von dieser Erhöhung nichts mehr übrig bleiben wird.<br />

Andreas schreibt weiter, dass zu den Gewinnern von Hartz IV „die<br />

erwerbsfähigen Sozialhilfebezieher/-innen" zählen, da sie „erstmals<br />

Zugang zu allen Fördermaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit<br />

erhalten". Das ist zwar die Wahrheit, aber eine sehr bittere. Hartz IV<br />

schafft keinen einzigen Arbeitsplatz. Alle Gründe, die Unternehmer<br />

veranlassen, Arbeitsplätze wegzurationalisieren, bleiben <strong>nach</strong> wie<br />

vor bestehen. Der größte Teil der zukünftigen Arbeitslosengeld- II-<br />

Bezieher/-innen wird also nicht gefördert, um in den regulären<br />

Arbeitsmarkt zu gelangen, sondern wird in einen neuen, staatlich<br />

subventionierten Arbeitsmarkt aus 1- oder 2-Euro-Jobs


abgeschoben. Das Jubelgeschrei der großen Wohlfahrtsverbände<br />

über diese 1-Euro-Jobs lässt ahnen, wo diese neuen Jobs<br />

eingerichtet werden: in der Pflege, bei Haushaltshilfen und anderen<br />

sozialen Dienstleistungen für alte und behinderte Menschen. Und<br />

keine Arbeitslosengeld-II-empfänger/-in darf diese Jobs ablehnen.<br />

Tolle Aussichten für das selbstbestimmte Leben behinderter<br />

Menschen, die auf umfangreiche Assistenz angewiesen sind.!<br />

Dass Millionen Menschen ins System des Armenrechts gestoßen<br />

werden, mit all seinen Schikanen, Kontrollen und schrecklichen<br />

sozialpsychologischen Folgen, ist nur die eine Konsequenz aus Hartz<br />

IV, für behinderte Menschen gibt es noch eine zweite bedrohliche<br />

Auswirkung. Hartz IV verlangt, dass ziemlich willkürlich zwischen<br />

„erwerbsfähigen" und „nicht erwerbsfähigen" Personen<br />

unterschieden werden muss. Es ist zu befürchten, dass behinderte<br />

Menschen ratzfatz, viel schneller als durch die<br />

Rentenversicherungsträger, die bisher darüber zu entscheiden<br />

hatten, als „nicht erwerbsfähig" eingestuft werden. Sie werden in die<br />

Grundsicherung des SGB XII abgeschoben und niemand muss sich<br />

mehr Gedanken darüber machen, Arbeitsplätze für sie zu schaffen.<br />

Auch viele Bestimmungen des SGB XII, das ja in aller Eile mit dem<br />

SGB II verabschiedet wurde, das also Bestandteil von Hartz IV ist,<br />

haben zur Folge, dass behinderte Menschen aus dem regulären<br />

Arbeitsmarkt verdrängt werden. Die abgesenkten<br />

Einkommensgrenzen für Eingliederungshilfe und für Hilfe zur Pflege<br />

machen es für besser verdienende Schwerbehinderte kaum mehr<br />

lohnenswert, auf einer vollen Stelle zu arbeiten. Die Freibeträge, die<br />

behinderte und schwerbehinderte Menschen, die Hilfe zum<br />

Lebensunterhalt erhalten, von ihrem Einkommen absetzen konnten,<br />

wurden ebenfalls gesenkt, so dass es sich für viele auch nicht mehr<br />

lohnt, geringfügige Nebenbeschäftigungen anzunehmen.<br />

Von der riesigen Schweinerei des SGB XII, das „Taschengeld",<br />

derjenigen Heim- und WohngruppenbewohnerInnen um ein Drittel<br />

zu kürzen, die mit ihren Werkstattlöhnen oder Renten zu den<br />

stationären Unterbringungskosten beitragen, wollen wir hier auch<br />

nicht schweigen.<br />

Andreas Jürgens versteckt sich aber nicht nur hinter dem<br />

vermeintlichen Sachzwang, die „Sozialleistungssysteme<br />

zukunftsfähig machen" zu müssen, und lügt sich und anderen Hartz<br />

IV schön.<br />

Er spricht in seinem Beitrag auch von den „Rattenfängern". Und hier


zurück<br />

hört der Spaß nun wirklich auf. Hunderttausende von Menschen<br />

gehen auf die Straße und wehren sich gegen Hartz IV und die damit<br />

einhergehende soziale Deklassierung, – mit gutem Recht und eher<br />

zu spät als zu früh. Wer diese Menschen als „Ratten" bezeichnet, und<br />

nichts anderes bedeutet es, wenn Andreas die politischen<br />

Unterstützer, Anmelder und Organisatoren dieser Proteste<br />

„Rattenfänger" nennt, der gehört nicht mehr zu uns.<br />

Der beteiligt sich an dem miesen Geschäft all derjenigen, die<br />

unliebsame Menschen als Unpersonen, als sozialen Ballast oder als<br />

nicht lebenswert bezeichnen.<br />

Sabine Schulze, Heike Lennartz, Gerlef Gleiss von Autonom Leben<br />

Hamburg<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Rehabilitation in der<br />

Entwicklungszusammenarbeit AG (ReZaG)<br />

Diesen Namen hat eine studentische Arbeitsgemeinschaft am Institut<br />

für Rehabilitationswissenschaften der Humboldt-Universität in Berlin<br />

gewählt. 1996 gegründet, verfolgte und verfolgt sie insbesondere<br />

das Ziel, auch im Hinblick auf sonderpädagogische Fragen über den<br />

Tellerrand zu schauen, d. h. diese nicht nur aus der Perspektive<br />

westlicher industrialisierter Gesellschaften zu diskutieren.<br />

Denn 80 Prozent der Menschen mit körperlichen, geistigen oder<br />

seelischen Beeinträchtigungen leben in Ländern der so genannten<br />

Dritten Welt. Deshalb beschäftigt sich die Arbeitsgemeinschaft<br />

insbesondere mit Ursachen und Auswirkungen von Behinderungen in<br />

wirtschaftlich gering entwickelten Ländern.<br />

Ein Arbeitsschwerpunkt der AG ist immer wieder die<br />

Auseinandersetzung mit Ansätzen, welche die Teilhabe von<br />

Menschen mit Behinderung zum Ziel haben.<br />

In den vergangenen Semestern ging es um ein neues Bildungs- und<br />

Gesellschaftsmodell, das so genannte „Inclusion"-Konzept: „Im<br />

Gegensatz zur Integration, die eine Anpassung des Menschen mit<br />

Beeinträchtigung an eine Norm fordert, wird Inclusion als ein Modell<br />

verstanden, das dem Menschen unabhängig von seinen geistigen,<br />

körperlichen und seelischen Voraussetzungen ein optimales Leben<br />

inmitten der Gesellschaft ermöglicht. (...) Alle können in ihrem Alltag<br />

zu einer inklusiven Gesellschaft beitragen, z. B. indem sie als Eltern<br />

darauf dringen, dass Leistung in der Schule nicht das<br />

ausschlaggebende Kriterium ist, sondern das soziale Miteinander."<br />

Im gegenwärtigen Semester ist es das Thema Empowerment, also<br />

Prozesse, innerhalb derer Menschen ermutigt werden, ihre<br />

Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen, dabei die eigenen<br />

Kräfte und Kompetenzen zu entdecken und ernst zu nehmen und<br />

den Wert selbst erarbeiteter Lösungen schätzen zu lernen.<br />

Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit setzt eine daran<br />

orientierte Arbeit – so die Auffassung der AG – einen Wertewandel<br />

bei den Professionellen voraus: „Die beruflichen Helfer müssen ihren<br />

Fokus von den Defiziten zu den Stärken der Menschen, mit denen sie


zurück<br />

arbeiten, verändern. Weiterhin sollten sie individuell fördernd<br />

wirken, indem sie die Stärkung der Individuen innerhalb von<br />

Gruppen und Netzwerken (z. B. Selbsthilfegruppen) unterstützen.<br />

Ein Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit ist eine derartige<br />

inhaltliche Auseinandersetzung im Themenbereich<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Das übergeordnete Ziel dabei ist,<br />

dass solche Fragen verstärkt am Institut, aber auch über die<br />

universitären Grenzen hinaus hier in Berlin thematisiert werden.<br />

ReZaG ist im Internet präsent (www.rezag.de) oder per Mail<br />

erreichbar (kontakt@rezag.de), könnte auch Kontakte zu<br />

Behinderteninitiativen in Ländern der Dritten Welt vermitteln und ist<br />

selbst sehr an Kontakten zu hiesigen Initiativen interessiert.<br />

BBZ<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

„Gesund durch Bewegung“ – Symposium<br />

der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste<br />

Dass Gesundheit und Bewegungsfähigkeit einander wechselseitig<br />

bedingen, ist jedermanns Erfahrung. Ebenso leicht einsehbar bleibt<br />

die grundlegende gesellschaftliche und individuelle Bedeutung von<br />

Mobilität, d. h. die Fähigkeit zur Fortbewegung. Sich bewegen, sich<br />

von einem Ort zu einem anderen zu begeben, dabei andere<br />

Menschen aufzusuchen, neue Eindrücke zu gewinnen und Tätigkeiten<br />

auszuüben bleibt nur so lange eine Selbstverständlichkeit, wie die<br />

körperlichen Voraussetzungen dafür bestehen. Die gleichsam mit<br />

den Einschränkungen des Alters bzw. einer Behinderung stark – und<br />

bisweilen dramatisch - erhöhte individuelle Bedeutung von Mobilität<br />

für eine selbstständige Lebensführung erleben die <strong>Berliner</strong><br />

Mobilitätshilfedienste tagtäglich eindrucksvoll in ihrer Praxis.<br />

19 senatsgeförderte <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste begleiten seit<br />

mehr als 15 Jahren in allen Bezirken von Berlin Menschen auf Wegen<br />

außerhalb ihrer Wohnung, die mobilitätsbeeinträchtigt aufgrund ihres<br />

Alters oder einer Behinderung dieses nicht mehr aus eigener Kraft<br />

schaffen könnten. Das Spektrum gebotener Mobilitätshilfen ist mit<br />

Begleitungen, Rollstuhlschieben, Treppenhilfen (für Rollstuhlfahrer)<br />

sowie Blindenführung weit gefasst. Eine Klientenbefragung aus dem<br />

Jahr 2003 verdeutlichte das hohe Ausmaß der Angewiesenheit von<br />

weit über 5000 Klienten auf das <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfesystem. Bis zu<br />

drei Viertel der Klienten gelangen da<strong>nach</strong> erst durch die<br />

Mobilitätshilfe wieder <strong>nach</strong> draußen, „an die frische Luft". Erheblich<br />

ist auch die stark psychosozial aktivierende Rolle von Mobilitätshilfen<br />

für eine weit über die Hälfte von Vereinsamung und Kontaktarmut<br />

betroffene, zumeist hochbetagte, Klientel. Diese schreibt den<br />

regelmäßigen, ein- bis zweimal wöchentlichen Mobilitätshilfen in<br />

hohem Maße eine außerordentlich lebensaktivierende Rolle zu.<br />

Hinsichtlich solcher Effekte von Mobilitätshilfen für Spaziergänge,<br />

Einkäufe, Frisör-, Arzt- oder Amtsbesuch sowie für weitere, andere<br />

Tätigkeiten verwundert es nicht, dass nahezu zwei Drittel der<br />

Klienten für sich einen positiven Zusammenhang zwischen<br />

Mobilitätshilfen und ihrem gesundheitlichem Wohlbefinden sehen.<br />

Diese Erfahrungen und Erkenntnisse veranlassten die <strong>Berliner</strong><br />

Mobilitätshilfedienste, ihr erstes Symposium zum Thema<br />

„Gesundheitsprophylaxe / Gesundheitsprävention durch Bewegung –


zurück<br />

Zur Erhaltung von Gesundheit und Lebensqualität im Alter und bei<br />

Behinderung" am 27. Oktober durchzuführen. Die Senatorin für<br />

Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz, Frau Dr. Knake-<br />

Werner, trägt die Schirmherrschaft. Inhaltlich werden mit einem<br />

großen Fachpublikum aus Wissenschaft und Praxis Fragen zu<br />

Zusammenhängen von Bewegung und Aktivität im Alter mit<br />

gesundheitlichem Wohlbefinden erörtert. Dabei sollen auch<br />

Schlussfolgerungen aus den aufgezeigten Erkenntnissen für die<br />

<strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfen gezogen werden. Ein Ziel ist es, Anregungen<br />

und Hilfen zu gewinnen, die die gesundheitlich präventiven<br />

Wirkungen von Mobilitätshilfen noch besser erfass- und darstellbar<br />

machen könnten.<br />

Namenhafte Referenten stellen ihre neueren Forschungsergebnisse<br />

vor.<br />

(Das Symposium „Gesundheitsprophylaxe / Gesundheitsprävention<br />

durch Bewegung – Zur Erhaltung von Gesundheit und Lebensqualität<br />

im Alter und bei Behinderung" findet am 27.10.04 von 9.30–15.30<br />

Uhr im „Neuen Stadthaus", Parochialstr. 3, 10179 Berlin-Mitte statt.<br />

Auskunft/Anmeldung über die Koordinationsstelle der <strong>Berliner</strong><br />

Mobilitätshilfedienste:<br />

Tel. 0 30/7 88 68 36)<br />

Jörg Nielandt<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Behinderung in Peru<br />

Nicht nur in armen Familien ist Ausgrenzung ein weit<br />

verbreitetes Phänomen – Verein will Hilfe leisten<br />

In Peru ist die Situation der Menschen mit Behinderung besonders<br />

unter der armen Bevölkerung erschreckend, Scham und Unkenntnis<br />

über Fördermöglichkeiten belasten die Familien. „Behinderte<br />

Familienmitglieder werden versteckt, vorhandene Hilfsangebote sind<br />

häufig unzureichend und außerdem oft unerschwinglich", so die<br />

Vereinsvorsitzende von La Esperanza e.V., Yvonne Brauer.<br />

Neuerdings sei eine verstärkte staatliche Initiative festzustellen,<br />

dennoch sei Behinderung kaum ein Thema und Aufklärung<br />

vorrangige Aufgabe.<br />

„Hier wollen wir ansetzen, bestehende Angebote bekannt machen<br />

und Selbsthilfeprojekte anregen und unterstützen. Der Wunsch<br />

etwas zu tun, muss aber von den Familien ausgehen", so Brauer.<br />

Erste Schritte seien unternommen: der Verein wurde unter anderem<br />

bei einer Feier zum peruanischen Unabhängigkeitstag in Berlin<br />

vorgestellt. Es konnten bereits Kontakte in Peru und Deutschland<br />

geknüpft und gebrauchte Hilfsgeräte gesammelt werden. Für die<br />

Zukunft sei die Beobachtung der Entwicklung in Peru, die<br />

Vermittlung von Patenschaften, die Sammlung von Sach- und<br />

Geldspenden und vor allem der Wissensaustausch zwischen<br />

Betroffenen Ziel der Vereinsarbeit.<br />

M. Bauer<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Erklärung der Amputierten- Initiative e. V.<br />

Der gemeinnützige <strong>Berliner</strong> Verein Amputierten-Initiative e. V., der<br />

sich der Hilfe für Arm- und Beinamputierte verschrieben hat, sieht<br />

sich gelegentlich dem Vorwurf ausgesetzt, er vertrete die Interessen<br />

der Pharmaindustrie. Der Vorwurf beruht darauf, dass die<br />

Amputierten-Initiative ständig darauf drängt, dass vor jeder<br />

Amputation sorgfältig überprüft werden sollte, ob nicht eine<br />

medikamentöse Behandlungsform die schwerwiegende Amputation<br />

vermeidbar macht. In Deutschland ist bisher nur ein einziges<br />

Präparat dafür zugelassen, dessen Heilerfolge allerdings sehr<br />

ermutigend sind. Lediglich für die seltene Gefäßerkrankung<br />

Thrombangiitis obliterans ist in Deutschland noch ein Medikament<br />

von einem anderen Hersteller zugelassen.<br />

Dem Mitherausgeber des Arzneitelegramms, Prof. Dr. Schönhofer, ist<br />

jetzt gerichtlich auf dem Wege der einstweiligen Verfügung des<br />

Landgerichts Berlin untersagt worden, die Bemühungen der<br />

Amputierten-Initiative e. V. zum Anlass zu nehmen, den Verein<br />

öffentlich als von der Pharmaindustrie „aufgekauft" zu bezeichnen.<br />

Prof. Dr. Schönhofer hat auf den Rechtsbehelf des Widerspruchs<br />

verzichtet und die ergangene Entscheidung als endgültig<br />

hingenommen.<br />

Dagmar Gail<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Fotowettbewerb zum Thema Barrieren<br />

Noch bis zum 30. November 2004 besteht die Möglichkeit, sich am<br />

Fotowettbewerb der Mia Krone-Stiftung zu beteiligen. Ob physische,<br />

soziale oder Barrieren im Kopf aufgegriffen werden, liegt ganz beim<br />

Fotografen. Höhepunkt des Wettbewerbs wird die offizielle<br />

Preisverleihung und die Eröffnung der Ausstellung im Münchner<br />

Künstlerhaus am Lenbachplatz sein. Das Gewinnerfoto wird mit einer<br />

16-tägigen Reise für zwei Personen in das südliche Afrika belohnt<br />

(Wert EUR 4.580): Der nostalgische Safari-Zug des Shongololo-<br />

Expresses fährt zwischen Windhoek und Kapstadt und bietet so die<br />

schönsten Eindrücke von Namibia und dem Weinland Südafrika.<br />

Mit dem Thema des Fotowettbewerbs „Barrieren" möchte die Heinz<br />

und Mia Krone-Stiftung das Bewusstsein für die vielen Barrieren<br />

schärfen, an die wir alle stoßen – ob mit Behinderung oder ohne.<br />

Informationen und Unterlagen zum Wettbewerb finden alle<br />

Interessierte auf der Homepage der Heinz und Mia Krone-Stiftung<br />

www.krone-stiftung.org. Weitere Informationen bekommen Sie<br />

unter:<br />

Heinz und Mia Krone-Stiftung, Frau Carola Krone, Agnesstr. 1,<br />

80801 München,<br />

Tel: 089 – 28 67 31 02.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Eine Million Unterschriften für ein Verbot<br />

aller Landminen!<br />

Über 400 Millionen Landminen lauern schätzungsweise in den<br />

Minenfeldern dieser Welt auf ihre Opfer oder lagern in Militärdepots.<br />

Davon noch über eine Million in Deutschland. Seit 1999 sind<br />

Antipersonenminen international geächtet, während<br />

Antifahrzeugminen noch keinem eindeutigen Verbot unterliegen,<br />

obwohl auch sie von Personen ausgelöst werden können und jährlich<br />

Tausende von Opfern fordern. Diese Minen machen dabei keinen<br />

Unterschied zwischen einem Panzer, einem Schulbus, einem Fahrrad<br />

oder einem spielenden Kind.<br />

Im Juni 2002 hatte der Bundestag die Bundesregierung aufgefordert,<br />

sich für ein umfassendes Verbot auch von Antifahrzeugminen<br />

einzusetzen und diese Minen schrittweise aus Bundeswehrbeständen<br />

zu entfernen (Drucksache 14/9438.)<br />

Bis heute haben 800.000 Bürgerinnen und Bürger die Forderung<br />

<strong>nach</strong> einem Verbot aller Minen im Rahmen unserer<br />

Unterschriftenaktion unterstützt. Um den Druck auf die politisch<br />

Verantwortlichen zu erhöhen, sollen insgesamt eine Million<br />

Unterschriften gesammelt werden. Bitte engagieren Sie sich mit uns<br />

und unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift.<br />

Unsere fünf Forderungen<br />

● Verbot aller Landminen und minenähnlichen Waffen (z.<br />

B. Streubomben)<br />

● Offenlegung aller Lagerbestände von Landminen<br />

● Vernichtung aller existierenden Minen<br />

● Umwidmung der Gelder für Landminen zugunsten der<br />

Minenopfer<br />

● Unterstützung der Minenräumung und umfassende Hilfe<br />

für Minenopfer


zurück<br />

Und verlangen Sie mit uns die Umsetzung der Parlamentsresolution<br />

vom Juni 2002.<br />

Deutscher Initiativkreis für das Verbot von Landminen<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Bedarfsgerechtigkeit im Gesundheitssystem?<br />

Zur Lage chronisch kranker und behinderter Menschen <strong>nach</strong><br />

der Gesundheitsreform<br />

Das war das Thema einer Tagung, die am 07.09.2004 in Berlin<br />

stattfand, veranstaltet vom Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft<br />

und der Katholischen Akademie in Berlin e. V.<br />

In der Einladung zu dieser Tagung war die Sorge formuliert, dass<br />

eine auf Rationalisierung und Effizienz fokussierte Reform der<br />

Verteilung der Ressourcen im Gesundheitssystem den Anspruch<br />

verfehlen kann, den besonderen Belangen behinderter und chronisch<br />

kranker Menschen Rechnung zu tragen. Denn diese beiden Gruppen,<br />

die am stärksten und dauerhaft auf medizinische Versorgung<br />

angewiesen sind, sind am meisten betroffen, wenn bei einer Reform<br />

im Gesundheitswesen außerökonomische Gesichtspunkte nicht<br />

ausreichend berücksichtigt werden.<br />

Ethische statt ökonomische Gesichtspunkte<br />

Im einleitenden Vortrag von Professor Dr. Dietmar Mieth und der<br />

anschließenden Diskussion zu den ethischen Grundlagen einer<br />

gerechten und solidarischen Gesundheitsversorgung wurde unter<br />

anderem folgendes Problem angesprochen: Im Moment werde<br />

immer wieder außer Acht gelassen, dass Hilfspflichten nicht nur<br />

Tugendpflichten, sondern auch Rechtspflichten sind, dass sie eine<br />

wichtige Voraussetzung dafür bilden, Wechselseitigkeit und<br />

Chancengleichheit in der Gesellschaft erst herzustellen, so<br />

Ungleichheit in der Gesellschaft überhaupt erst verringern zu können.<br />

Thema war auch der Begriff der Standardisierung als ein<br />

Gegenbegriff zu dem der Individualisierung: Wenn jetzt nur noch<br />

Standards zuerkannt werden sollen, werde eben das Individuum und<br />

damit der individuelle Bedarf von einzelnen Patientinnen bzw.<br />

Patienten weitgehend ausgespart.<br />

Auswirkungen der Gesundheitsreform<br />

Eine der Arbeitsgruppen beschäftigte sich <strong>nach</strong> der Mittagspause mit


der Frage, wie die Instrumente der Gesundheitsreform auf Menschen<br />

mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen wirken.<br />

Barbara Stötzer-Manderscheid von der Interessenvertretung<br />

Selbstbestimmt Leben (ISL) rückte das<br />

Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG) einleitend in den<br />

gegenwärtig stattfindenden Kontext der Umstrukturierung des<br />

Sozialstaats, wo den tiefgreifenden Sparprogrammen fragwürdige<br />

Ausgaben in Milliardenhöhe gegenüberstehen würden. Der Druck auf<br />

Patientinnen und Patienten wachse mit dem GMG stärker als der auf<br />

die Anbieter im Gesundheitswesen, münde für die ersteren in eine<br />

Einschränkung der Lebensqualität. Dabei setzen die mit dem GMG<br />

geschaffenen ökonomischen Instrumente ihres Erachtens in erster<br />

Linie bei den chronisch kranken Menschen und den Menschen mit<br />

Behinderungen an.<br />

Abschließend wies sie auf den § 2a des SGB V hin: „Den<br />

Bedürfnissen behinderter und chronisch kranker Menschen ist<br />

Rechnung zu tragen." Und dabei gehe es nicht um Heilung oder<br />

Gesundung, sondern eher um die Sicherung einer bestimmten<br />

Lebensqualität für die Betroffenen. Angesichts der mit dem GMG für<br />

diese beiden Gruppen entstandenen Einschränkungen müsse dies<br />

jetzt als ein Kampfauftrag für die Patientenvertreter wahrgenommen<br />

werden.<br />

Jens Kaffenberger vom Sozialverband VdK informierte über die neue<br />

Patientenbeteiligung im Gemeinsamen Bundesausschuss, in dem seit<br />

Anfang 2004 neben Funktionären der Kassen und der Ärzteschaft<br />

auch Patientenvertreter beteiligt sind. Diese haben allerdings nur<br />

Informations- und Anhörungsrechte und dürfen bei der Entscheidung<br />

über Richtlinien nicht mit abstimmen.<br />

Im Gemeinsamen Bundesausschuss fallen Entscheidungen wie die<br />

zur Frage der Definition schwerwiegender chronischer Krankheiten<br />

oder zur Verordnungsfähigkeit rezeptfreier Arzneimittel u. a.<br />

Ziel der Neuorganisation des Gemeinsamen Bundesausschusses sei<br />

es gewesen, diesen transparenter zu machen, die Diskussion zu<br />

verbreitern und das Gesundheitssystem stärker am Bedarf zu<br />

orientieren.<br />

Eines der noch anstehenden Themen für den Gemeinsamen<br />

Bundesausschuss sei die Frage der Zuzahlungen für arme Menschen,<br />

speziell für die Bewohner von Heimen. Denn es sei Letzteren doch<br />

wohl nicht zuzumuten, die Hälfte oder mehr als die Hälfte ihres


zurück<br />

ohnehin knappen Taschengeldes für dringend benötigte<br />

Medikamente ausgeben zu müssen.<br />

Zu hören war auch, dass ein lange ignoriertes Thema endlich<br />

Aufmerksamkeit erhält: Die allzu seltene barrierefreie Erreichbarkeit<br />

von Arztpraxen sei – im Hinblick auf eine bundesweite Lösung – zum<br />

Thema geworden, unter Verbänden, beim kommenden Kongress<br />

„Armut und Gesundheit" in Berlin und auch in Gesprächen mit dem<br />

Bundesbehindertenbeauftragten. Eindeutige Kriterien für<br />

Barrierefreiheit im Gesundheitswesen müssten noch festgelegt<br />

werden, dann lasse sich auch die Barrierefreiheit als ein<br />

Qualitätskriterium benennen und mit einer dahingehenden<br />

Unterversorgung argumentieren.<br />

Auch die enormen Defizite im Hinblick auf eine (angemessene)<br />

Information für Menschen mit Sinnesbehinderungen oder<br />

Lernschwierigkeiten erhalten jetzt Aufmerksamkeit.<br />

Für konkrete Fragen zum GMG hier abschließend der Hinweis auf die<br />

informative Broschüre „ABC der Gesundheitsreform", die man gegen<br />

einen mit 1,44 Euro frankierten Rückumschlag beim Bundesverband<br />

Selbsthilfe Körperbehinderter e.V., Postfach 20, 74236 Krautheim<br />

bestellen kann.<br />

BBZ<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Ausdauer lohnt sich<br />

Jahrelang wurde um den behindertengerechten Ausbau des <strong>Berliner</strong><br />

Olympiastadions gestritten. Der <strong>Berliner</strong> Behindertenverband „Für<br />

Selbstbestimmung und Würde"<br />

e. V. hatte gegen das Land Berlin geklagt. Der Grund war: Das<br />

Olympiastadion wurde für viel Geld modernisiert und mit einer<br />

großen Eröffnungsveranstaltung und vielen prominenten Gästen<br />

eingeweiht, jedoch blieben Menschen mit Behinderungen auf der<br />

Strecke. Dieser Prozess habe gezeigt, das Verbandsklagerecht sei<br />

ein wirksames Mittel, die Rechte behinderter Menschen einzuklagen,<br />

wie die Anwältin Dr. Bettina Theben kommentierte.<br />

Nun hat sich das Land Berlin verpflichtet, bis Ende des Jahres durch<br />

die Errichtung von Podesten für Rollstuhlfahrer freie Sicht zu<br />

schaffen, für sehbehinderte Menschen die Stufen zu markieren und<br />

Geländer einzubauen.<br />

Dies sind zusätzliche Kosten für Berlin, die nicht sein müssten, hätte<br />

man bei der Sanierung des Stadions von vornherein an die Belange<br />

von Menschen mit Behinderungen gedacht. Immer wieder ignorierte<br />

die Senatsverwaltung in den vergangenen Jahren Einwände und gut<br />

gemeinte Vorschläge der Betroffenen. Man wisse, wie man bauen<br />

müsse. Dieser Prozess zeigte, dass es sehr wohl Sinn hat, die<br />

Einhaltung bestehender Gesetze – wie z. B. des<br />

Landesgleichberechtigungs- bzw. des Bundesgleichstellungsgesetzes<br />

– zu fordern. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht!<br />

Ute Schnur<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Berlin barrierefrei<br />

„Auf Initiative des Landesbeauftragten für Behinderte und in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Bezirksbehindertenbeauftragten gibt es<br />

wieder ein Signet für barrierefreie Geschäfte, Gaststätten, Hotels,<br />

Sparkassen usw.<br />

Viele erinnern sich vielleicht noch an die ,Good-Will-Kommen-Aktion‘<br />

vor gut zehn Jahren, bei der mit einem Signet an der Eingangstür<br />

zum Ausdruck gebracht wurde, dass hier ein stufenloser Zugang<br />

besteht und Menschen mit Behinderung willkommen sind. Die Aktion<br />

war sehr erfolgreich, und es sind heute noch vereinzelt<br />

entsprechende Aufkleber an Geschäften zu finden.<br />

Während damals die barrierefreie Gestaltung von öffentlich<br />

zugänglichen Gebäuden noch auf völliger Freiwilligkeit beruhte,<br />

haben wir in der Zwischenzeit eine Reihe von gesetzlichen und<br />

anderen Vorschriften zur Herstellung von Barrierefreiheit, z. B. die ,<br />

Leitlinien zum Ausbau<br />

Berlins als behindertengerechte Stadt‘ von 1992, die novellierte<br />

Bauordnung von 1996 oder das Landesgleichberechtigungsgesetz<br />

von 1999. Dadurch hat sich das Gesicht Berlins in den letzten zehn<br />

bis zwölf Jahren grundlegend verändert.“ Soweit die Ausführungen<br />

auf der Homepage „www.berlin-barrierefrei.de“.<br />

In drei Diskussionsrunden beim Landesbehindertenbeauftragten<br />

wurde die Thematik zum Teil kontrovers diskutiert; ein Logo und der<br />

Kriterienkatalog wurden in zwei Arbeitsgruppen entwickelt.<br />

Am 11. September 2004 war es dann soweit: Frau Dr. Heidi Knake-<br />

Werner, Senatorin für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

„verlieh“ das erste oben dargestellte gelb-weiß-schwarz-blaue Signet<br />

dem Haus Dussmann in der Friedrichstraße, wie wir hier „durch die<br />

Scheibe“ im Bild festhalten konnten.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Zeitgewinnung zur Optimierung des Telebus-<br />

Betriebes<br />

In einer Drucksache der Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales<br />

und Verbraucherschutz an das Abgeordnetenhaus wird ein Beschluss<br />

dieses Hauses vom 17. Juni 2004 wiedergegeben:<br />

„Der Senat wird aufgefordert, die Zusammenarbeit mit dem BZA bis<br />

zum 30.06.2005 zu verlängern und den ÖPNV-integrierten<br />

Sonderfahrdienst in dieser Zeit vorzubereiten. Dazu muss der<br />

Telebusbetrieb saniert werden, indem der BZA sich auf sein<br />

Kerngeschäft, die Durchführung von sogenannten Privatfahrten,<br />

konzentriert.<br />

Dafür müssen die sogenannten Kostenträgerfahrten bis zum<br />

31.12.2004 vollständig aus dem bisherigen System des<br />

Sonderfahrdienstes herausgenommen werden. Die<br />

Rechtsverordnung wird entsprechend geändert."<br />

In dem Schreiben wird darauf verwiesen, dass es entsprechend dem<br />

Hauptausschuss zum 31.03.2004 vorgelegten Konzept geplant sei,<br />

die Angebote zur Sicherung der Mobilität von Menschen mit<br />

Behinderungen effektiver zu organisieren und miteinander zu<br />

vernetzen.<br />

Weiter heißt es in der Drucksache: „Mit der Reduzierung auf das<br />

Kerngeschäft des <strong>Berliner</strong> Zentralausschusses für soziale Aufgaben e.<br />

V. (BZA), nämlich der Durchführung der sog. Privatfahrten zur<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit<br />

Behinderungen, werden ab 01.01.2005 die Voraussetzungen zur<br />

Realisierung des neuen Konzepts geschaffen. Die sog. Arztfahrten<br />

wurden bereits zum 01.05.2004 aus dem System des<br />

Sonderfahrdienstes herausgelöst, die Rückführung der übrigen<br />

Kostenträgerfahrten bis zum 31.12.2004 an die jeweils originär<br />

zuständigen Stellen ist derzeit in Vorbereitung. Eine diesbezügliche<br />

Änderung der Verordnung über die Vorhaltung eines besonderen<br />

Fahrdienstes wurde von meiner Verwaltung vorbereitet und befindet<br />

sich derzeit in der Mitzeichnung."<br />

BBZ


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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Informationen der BVG<br />

U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee eröffnet<br />

Eine erfreuliche Nachricht der BVG: Rollstuhlfahrer können ab 21.<br />

August einen weiteren <strong>Berliner</strong> U-Bahnhof nutzen. Gegen 13 Uhr<br />

geht <strong>nach</strong> rund siebenmonatiger Bauzeit der 79. Aufzug im <strong>Berliner</strong><br />

U-Bahn-Netz in Betrieb – auf dem U-Bahnhof Johannisthaler<br />

Chaussee (U7). Bereits im Frühjahr erhielt der Bahnsteig ein neues<br />

Blindenleitsystem. Das Besondere: für Aufzug und Blindenleitsystem<br />

wurden 145 000 Euro weniger ausgegeben als geplant. Die<br />

Gesamtkosten beliefen sich auf 814 000 Euro. Damit verfügen jetzt<br />

49 U-Bahnhöfe über einen Aufzug, zehn Stationen sind für<br />

mobilitätsbehinderte Fahrgäste über Rampen erreichbar.<br />

Der U-Bahnhof Alex wird „geliftet"<br />

Die Bauzäune den U-Bahnhof Alexanderplatz fallen: Am 18. Oktober<br />

2004, 10.00 Uhr, werden drei von insgesamt vier Aufzügen durch die<br />

BVG in Betrieb genommen. Barrierefrei kann dann umgestiegen<br />

zwischen den U-Bahnlinien U2, U5 und U8, Regionalbahn, S-Bahn,<br />

mehreren Straßenbahn- und Omnibuslinien.<br />

Die neuen Aufzüge bieten neben der attraktiven ÖPNV-Verknüpfung<br />

auch für viele Fahrgäste eine bessere Erreichbarkeit des östlichen<br />

Stadtzentrums.<br />

Über die Lage der Aufzüge und ihre Zugänglichkeit werden wir in der<br />

nächsten Ausgabe berichten.<br />

Ihr BVG-Service-Team<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Neues aus der Ludothek am Prenzlauer Berg<br />

Am Prenzlauer Berg eröffnete am 31. Oktober 2003 die Ludothek<br />

des Vereins Fördern durch Spielmittel. Die Spielzeugausleihe hält<br />

Spielmittel für behinderte und nicht behinderte Kinder bis zur<br />

Entwicklungsstufe von 6 Jahren zur Ausleihe bereit. Die Spielmittel<br />

stammen teilweise aus Projektarbeiten des Vereins. Dadurch ist die<br />

Ludothek neben konventionellem Spielzeug mit besonders<br />

individuellen Spielmitteln bestückt. Seit dem Eröffnungstag konnten<br />

mehr als 1000 Besucher begrüßt und über 100 Benutzerausweise<br />

ausgestellt werden.<br />

Die Nutzer sind bisher noch in erster Linie Privatpersonen und Kitas<br />

aus dem Kietz und Einzelfallhelfer/-innen aus ganz Berlin. Sie nutzen<br />

sowohl die Räume der Ludothek, um mit dem dort vorhandenen<br />

Spielzeug zu spielen und dieses auszuprobieren, als auch die<br />

Möglichkeit, die Spielmittel gegen eine geringe Ausleihgebühr für 14<br />

Tage auszuleihen. Aber auch Kindergeburtstage wurden in den<br />

Räumen der Ludothek schon gefeiert. Für einmalige Anlässe, wie z.<br />

B. Kindergeburtstage, stellt die Ludothek zu Sonderkonditionen eine<br />

Spielkiste zusammen.<br />

Regelmäßige Seminare der staatlich anerkannten Schule für<br />

Ergotherapie in der Besselstraße haben sich in den Räumen der<br />

Ludothek inzwischen etabliert. Anliegen der Seminare ist es, die<br />

Spielmittel noch einmal genauestens auf ihre Eignung unter<br />

therapeutischen Gesichtspunkten zu testen und zu analysieren.<br />

Die Öffnungszeiten haben sich geändert und lauten jetzt<br />

Dienstag 15.00–18.00 Uhr<br />

Mittwoch 15.00–18.00 Uhr<br />

Donnerstag 9.00–12.00 Uhr<br />

Freitag 15.00–18.00 Uhr<br />

Gruppen <strong>nach</strong> Vereinbarung<br />

Ab August gibt es regelmäßige Spielabende für Erwachsene. Hier<br />

kann jeder Teilnehmer sein Lieblingsspiel mitbringen, vorstellen und<br />

mit Gleichgesinnten spielen.


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Weitere Informationen erhalten sie in der Ludothek im Prenzlauer<br />

Berg, Immanuelkirchstr. 24, im 2. Hinterhof zu den o. g.<br />

Öffnungszeiten.<br />

Tel.: 44 04 32 69, Fax: 44 35 92 14<br />

E-Mail: ludothek@spielmittel.de<br />

Reimunde Steude<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Integrationstag<br />

Die Integrationspolitik in den Quartieren war der Schwerpunkt des<br />

<strong>Berliner</strong> Integrationstages am 13. September in der Werkstatt der<br />

Kulturen.<br />

Auf dem Integrationstag wurde erstmals eine von der<br />

Investitionsbank Berlin mit herausgegebene Studie der OECD<br />

vorgestellt, in der Handlungsstrategien für die <strong>Berliner</strong><br />

Innenstadtbezirke entwickelt wurden.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Integrationsbeirat zog an diesem Tag eine erste Bilanz<br />

seiner Arbeit, mit der Berlin den Herausforderungen begegnen will.<br />

Der Integrationsbeauftragte des Senats, Günter Piening, hat sich für<br />

eine stärkere Konzentration der <strong>Berliner</strong> Integrationspolitik auf die<br />

Innenstadtbezirke mit hohem Migrantenanteil ausgesprochen.<br />

Die Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer forderte<br />

die Chancengleichheit für Migranten auf dem Arbeitsmarkt und im<br />

Schulwesen.<br />

Alternativlose Voraussetzung sei aber der Erwerb der deutschen<br />

Sprache, betonte sie mehrfach.<br />

In ihrer Rede zur Eröffnung des 1. <strong>Berliner</strong> Integrationstages macht<br />

die Staatssekretärin für Soziales und Vorsitzende des Landesbeirates<br />

für Integrations- und Migrationsfragen, Frau Dr. Petra Leuschner,<br />

darauf aufmerksam, dass der Integrationsbeauftragte einen<br />

Integrationspreis gestiftet hat, der vom Landesbeirat vergeben wird.<br />

„In diesem Jahr haben wir Initiativen gesucht, die sich für die Rechte<br />

von Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund<br />

einsetzen."


Eine aus drei Fachfrauen bestehende Jury hat die Preisträgerinnen<br />

ermittelt; die beiden ersten Preise (2.000 Euro) gehen an:<br />

– RABIA e. V. – Interkulturell Feministisches Mädchenprojekt e. V.<br />

und<br />

– den Mädchennotdienst.<br />

Der Sonderpreis von 1.000 Euro erhielt DÜNA, ein Mädchen-Kultur-<br />

Treff aus der Jagowstr. 12.<br />

***<br />

Die von der Investitionsbank finanziell unterstützte OECD-Studie<br />

prangert nicht nur die Einsparungen von rd. 75 Millionen Euro bei<br />

den <strong>Berliner</strong> Universitäten an, sondern kritisiert auch, dass im<br />

Bereich Schule und vorschulische Erziehung eher abgebaut als<br />

investiert wird. Der Bildungsetat für <strong>Berliner</strong> Schulen ging von 1,847<br />

Milliarden Euro in diesem Jahr zurück auf 1,818 Milliarden Euro.<br />

Die Studie betrachtet den Entwicklungszeitraum seit dem Fall der<br />

Mauer und die zentrale Frage lautet: Wie kann mit wirtschaftlichen<br />

Mitteln Armut überwunden werden?<br />

Es wird kritisiert, dass der Senat auch im vorschulischen Bereich<br />

eher abgebaut als investiert hat, obwohl Schulsenator Böger<br />

erklärte, dass er erkannt habe, dass die Bildung bei den Kleinen<br />

beginne.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

-----------------------------------------------------------------------------------------<br />

Integrationsschule<br />

Robert-Jungk-Oberschule Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

„Eine Schule für alle!!!", deren Wahrzeichen ein Gingko-Blatt ist,<br />

eine UNESCO-Projekt-Schule mit den Schwerpunkten:<br />

Menschenrechte, Toleranz, Demokratie, Erwerb interkultureller<br />

Kompetenz und Solidarität.<br />

Eine „bunte" Schule, in der Schülerinnen und Schüler verschiedener<br />

Herkunft, unterschiedlicher Religionen und Sprachen gemeinsam


zurück<br />

lernen, die Freizeit miteinander verbringen und, wenn nötig, auch<br />

Hilfe erhalten, Konflikte zu bearbeiten.<br />

Von 6 Parallelklassen pro Jahrgang sind zwei Integrationsklassen, in<br />

denen eine zweite Lehrkraft die behinderten Schüler begleitet und<br />

ihnen bei Rückfragen zur Verfügung steht.<br />

Auf dem Hoffest des Regierenden Bürgermeisters kamen wir ins<br />

Gespräch. Die Direktorin der RJ-Oberschule lud mich spontan zu<br />

einem Besuch ihrer Integrationsklasse ein und ich folgte der<br />

Einladung gerne.<br />

Waren die Schüler anfänglich noch höflich-zurückhaltend im<br />

Gespräch, so tobte das Leben voller Fröhlichkeit in der Klasse, als ich<br />

<strong>nach</strong> einer Führung durch die Schule den Englisch-Unterricht störte,<br />

um für die BBZ-Leser noch ein Bild zu machen.<br />

Robert Jungk (1913–1994) war Wissenschaftsjournalist,<br />

Zukunftsforscher, Träger des alternativen Nobelpreises und<br />

Atombombengegner, der in der zerstörten Landschaft von Hiroshima<br />

auf einen Ginkgo-Baum stieß, der einzigen Pflanzenart, die die<br />

Atombombe überlebt hatte.<br />

Schüler einer Integrationsklasse der Robert-Jungk-Oberschule,<br />

Gesamtschule Berlin-Wilmersdorf (oben), und die stolze Direktorin,<br />

Frau Dr. Ruth Garska, im perfekt eingerichteten Filmstudio der<br />

Schule, in dem schon Bundesaußenminister Joschka Fischer und die<br />

Moderatorin Sabine Christiansen von Schülern interviewt wurden<br />

(unten).<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Das neue Schulgesetz und die<br />

Rahmenbedingungen für die gemeinsame<br />

Erziehung<br />

Rahmenbedingungen für die gemeinsame Erziehung<br />

Das neue Schulgesetz legt in § 4 den Vorrang der Integration<br />

erstmals fest: „Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf soll vorrangig im gemeinsamen<br />

Unterricht erfolgen."<br />

Damit könnten Eltern eines Kindes mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf entscheiden, ob sie die integrative Beschulung ihres<br />

Kindes in der zuständigen Grundschule oder die Beschulung in einer<br />

Schule mit dem entsprechenden sonderpädagogischen<br />

Förderschwerpunkt (Sonderschule) wünschen. Bis heute steht aber<br />

nur der Entscheidung der Eltern für eine Beschulung in einer<br />

Sonderschule nichts im Wege.<br />

Bei einer Entscheidung der Eltern für die Beschulung in der<br />

zuständigen Grundschule bleibt das Elternrecht durch den so<br />

genannten Haushaltsvorbehalt des § 37 Abs. 3 eingeschränkt: „Die<br />

Schulleiterin oder der Schulleiter der allgemeinen Schule darf eine<br />

angemeldete Schülerin oder einen angemeldeten Schüler mit<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf nur abweisen, wenn für eine<br />

angemessene Förderung die personellen, sächlichen und<br />

organisatorischen Möglichkeiten nicht vorhanden sind. Ist der<br />

Schulleiterin oder dem Schulleiter eine Aufnahme <strong>nach</strong> Satz 1 nicht<br />

möglich, so legt sie oder er den Antrag der Schulaufsichtsbehörde<br />

vor. Diese richtet zur Vorbereitung ihrer Entscheidung einen<br />

Ausschuss ein, der die Erziehungsberechtigten und die Schule<br />

anhört. Die Schulaufsichtsbehörde entscheidet im Einvernehmen mit<br />

der zuständigen Schulbehörde abschließend auf der Grundlage einer<br />

Empfehlung des Ausschusses und unter Beachtung der personellen,<br />

sächlichen und organisatorischen Möglichkeiten über die Aufnahme


der Schülerin oder des Schülers in die gewählte allgemeine Schule,<br />

eine andere allgemeine Schule oder eine Schule mit<br />

sonderpädagogischem Förderschwerpunkt."<br />

Die neue Verordnung Sonderpädagogik, die die Einzelheiten des<br />

Verfahrens regelt, gibt es zurzeit nur als Entwurf.<br />

Frühere Einschulung und Feststellungsverfahren<br />

Mit Beginn des Schuljahres 2005/2006 gelten die rechtlichen<br />

Bedingungen der neuen Schulanfangsphase. Das betrifft alle Kinder,<br />

die im Kalenderjahr 1999 geboren worden sind und die Kinder des<br />

zweiten Halbjahres 1998. Durch den um ein halbes Jahr<br />

vorgezogenen Schuleintritt werden im Schuljahr 2005/2006<br />

eineinhalb Jahrgänge eingeschult.<br />

Die schulärztliche Untersuchung vor der Einschulung bleibt auch<br />

weiterhin erhalten. Es werden aber keine Schulreifeuntersuchungen<br />

mehr durchgeführt.<br />

Der sonderpädagogische Förderbedarf soll künftig in einem<br />

Feststellungsverfahren ermittelt werden. Förderausschüsse, wie sie<br />

bis zum Inkrafttreten des neuen Schulgesetzes am 01.02.2004 dafür<br />

eingerichtet wurden, werden nicht mehr einberufen.<br />

Die Schule kann vor jeder Antragstellung eine Schulhilfekonferenz<br />

durchführen, an der die Lehrer, Eltern, Sonderpädagogen und bei<br />

Bedarf andere Fachleute teilnehmen. Die Ergebnisse der Beratung<br />

werden dem Antrag als Empfehlung beigefügt.<br />

Nach der neuen Rechtslage können Anträge auf Feststellung<br />

sonderpädagogischen Förderbedarfs von den Eltern oder der Schule<br />

gestellt werden. Wobei Eltern ihren schriftlich begründeten Antrag in<br />

der zuständigen Schule abgeben, die ihn an die Schulaufsicht<br />

weiterleitet. Damit bleiben Eltern behinderter Kinder immer noch in<br />

der Bittstellerrolle, haben sie lediglich ein Antrags-, aber kein<br />

Wahlrecht. Denn die Schulaufsichtsbehörde entscheidet darüber, ob


und in welchem Umfang sonderpädagogischer Förderbedarf gegeben<br />

ist. Zur Entscheidungsfindung kann sie sich jederzeit und für alle<br />

sonderpädagogischen Förderschwerpunkte die Unterstützung des<br />

sonderpädagogischen Förderzentrums (Schule mit<br />

sonderpädagogischem Förderschwerpunkt) holen, das den<br />

Förderschwerpunkt für das Kind ermittelt. Und sie kann ein<br />

sonderpädagogisches Gutachten erstellen lassen. Das kann<br />

bedeuten, dass Sonderschullehrer/-innen Gutachten erstellen, die<br />

kaum oder keine Erfahrung mit integrativem Unterricht haben oder<br />

diesem sogar ablehnend gegenüber stehen können. Und auch die<br />

Schule, die das Kind aufnehmen soll, wird von der Schulaufsicht<br />

bestimmt. Damit verbleibt den Eltern nicht mehr viel Möglichkeit,<br />

eigene Wünsche anzumelden.<br />

Somit kann die Schulaufsichtsbehörde, auch gegen den Wunsch der<br />

Eltern, auf der Grundlage des so genannten Haushaltsvorbehaltes<br />

entscheiden, dass ein Kind nicht in der von den Eltern gewünschten<br />

Schule eingeschult wird und dass ein Kind gegebenenfalls nicht im<br />

gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und<br />

ohne sonderpädagogischen Förderbedarf unterrichtet werden soll,<br />

sondern in einer Schule mit sonderpädagogischem Schwerpunkt.<br />

Daher wird der Übergang aus der gemeinsamen Erziehung in der<br />

Grundschule in die Sekundarstufe I für Schüler mit dem<br />

Förderschwerpunkt „Geistige Behinderung„ oft zur Sackgasse, da die<br />

Anzahl der Förderstunden für Integration nicht im entsprechenden<br />

Umfang wächst wie die Zahl der Integrationsschüler/-innen.<br />

Integrationsanträge werden abgelehnt und die Eltern sehen sich<br />

<strong>nach</strong> erfolgreicher Integration in der Grundschule mit der Einweisung<br />

ihres Kindes in eine Schule mit sonderpädagogischem<br />

Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung" konfrontiert.<br />

Förderbedarf für emotional-sozial- und<br />

lernbehinderte Kinder<br />

Für die sonderpädagogischen Förderschwerpunkte „Emotionale und<br />

soziale Entwicklung" sowie „Lernen" wird <strong>nach</strong> dem neuen<br />

Schulgesetz die Feststellung der Förderschwerpunkte nicht mehr vor<br />

der Einschulung durchgeführt. Diese Schülerinnen und Schüler<br />

werden künftig in der flexiblen Schulanfangsphase eine<br />

Beobachtungsphase/Vorklärungsphase durchlaufen. Das bedeutet:<br />

Die Lehrkräfte sind angehalten, alle Möglichkeiten


grundschulpädagogischer Fördermaßnahmen auszuschöpfen, sich<br />

mit den Eltern auszutauschen, Kontakt, wenn erforderlich, zum<br />

Schulpsychologischen Beratungszentrum oder der Jugendhilfe<br />

aufzunehmen. Am Ende dieser Beobachtungsphase, spätestens am<br />

Ende der 2. Jahrgangsstufe, sollte das Feststellungsverfahren des<br />

sonderpädagogischen Förderbedarfs, für das die Erstellung eines<br />

sonderpädagogischen Gutachtens verbindlich ist, abgeschlossen<br />

sein. Die Eltern werden dann informiert und sollen jetzt der ihnen<br />

zugegangenen Empfehlung folgen.<br />

Falls die Eltern sich gegen eine empfohlene Förderung ihres Kindes<br />

in einer Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt<br />

entscheiden und auf eine (weitere) integrative Beschulung ihres<br />

Kindes bestehen, bleibt ihnen in einem solchen Falle nur noch der<br />

Widerspruch und die Klage.<br />

Die neue Schulanfangsphase<br />

Was bringt die neue Schulanfangsphase für Kinder mit<br />

Behinderungen? In der Regel werden die<br />

Kinder die Schulanfangsphase in zwei Jahren durchlaufen. Kinder,<br />

die schnell lernen, können bereits <strong>nach</strong> einem Jahr in die 3. Klasse<br />

wechseln, andere ein drittes Jahr in der Schulanfangsphase bleiben,<br />

ohne dass dies auf die für alle Schülerinnen und Schüler geltende<br />

Schulbesuchsdauer von 10 Schuljahren angerechnet wird.<br />

Altersgemischter Unterricht wird ab dem Schuljahr 2006/2007<br />

vorbereitet. Dieser Jahrgang wird im Schuljahr 2007/2008 geteilt<br />

und nimmt die neuen Schulanfänger mit in seine Lerngruppe auf, so<br />

dass in diesem Schuljahr erstmals die altersgemischte<br />

Schulanfangsphase entsteht.<br />

Der Besuch dieser jahrgangsgemischten Schulanfangsphase ist für<br />

Kinder mit Behinderungen besonders interessant. So werden die<br />

positiven Auswirkungen der Zusammenarbeit von<br />

Vorklassenleiterinnen sowie Lehrerinnen und Lehrern für alle Kinder<br />

genutzt.


Schulen, die auf Grund ihrer besonderen Ausgangslage<br />

Zusatzstunden für die Förderung der Kinder mit<br />

sonderpädagogischem Förderbedarf und / oder von Kindern<br />

nichtdeutscher Herkunftssprache erhalten, können auch für die neue<br />

jahrgangsgemischte Schulanfangsphase bei entsprechender<br />

Förderkonzeption der Schule ein Zweilehrersystem (Regelschullehrer<br />

und Sonderpädagoge) oder temporäre Fördergruppen organisieren.<br />

Hier kann die Schule im Rahmen der Eigenverantwortung<br />

entscheiden, was für sie am günstigsten ist. Sinnvoll ist in jedem Fall<br />

der Einsatz einer weiteren Lehrkraft neben der Klassenlehrerin in der<br />

Schulanfangsphase, weil damit Kontinuität der individuellen<br />

Förderung aller Kinder gesichert werden kann.<br />

Zusätzliche Unterstützung durch Schulhelfer/-innen<br />

Manche Kinder haben neben oder statt des sonderpädagogischen<br />

Förderbedarfs einen besonderen Bedarf an Pflege und Hilfe. Seit dem<br />

Schuljahr 1993/1994 ist die Senatsbildungsverwaltung für die<br />

Finanzierung der schulischen Einzelfallhelfer/-innen, die nun<br />

Schulhelfer/-innen heißen, zuständig. Diese wiederum hat Träger<br />

damit beauftragt, die Schulhelfer/-innen anzustellen und<br />

einzusetzen. Wird von der Schulleitung festgestellt, dass ein Kind<br />

einen Schulhelfer benötigt, schickt sie über die bezirklichen<br />

Koordinatorren/-innen für Schulhelfer einen Antrag zum zuständigen<br />

Schulrat. Hat dieser zugestimmt, wird der Träger beauftragt, eine<br />

Schulhilfe für das betreffende Kind zu stellen. Das durch den so<br />

genannten Haushaltsvorbehalt begrenzte Budget für Schulhelfer<br />

reicht unter Umständen nicht für alle Anträge. In einem solchen Falle<br />

muss, <strong>nach</strong> § 40 Hilfe zu einer angemessenen Schulausbildung, die<br />

Eingliederungshilfe greifen.<br />

Zusatzzumessung an Lehrerstunden für den<br />

gemeinsamen Unterricht<br />

Für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf sieht das Gesetz für den gemeinsamen Unterricht eine<br />

Zusatzbemessung an Lehrerstunden vor.


Schulen mit den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten<br />

„Lernen" und „Emotionale und soziale Entwicklung" werden ab dem<br />

neuen Schuljahr erst ab der 3. Klasse eingerichtet. Die dort<br />

eingesparten Lehrerstunden der Sonderpädagogen/-innen sollen in<br />

der Schulanfangsphase eingesetzt werden. Geplant ist eine<br />

pauschale Grundausstattung aller Grundschulen mit<br />

Sonderpädagogen/-innen-Stunden, die von den Schulen<br />

eigenverantwortlich eingesetzt werden.<br />

Bei festgestelltem sonderpädagogischem Förderbedarf der<br />

Förderschwerpunkte „Geistige Entwicklung" und „Autismus" werden<br />

für jeden Schüler zurzeit in der Regel 10 Lehrerstunden zur<br />

Verfügung gestellt, wovon 8,5 Stunden der individuellen Förderung<br />

vorbehalten sind.<br />

Für blinde und gehörlose Schüler werden zurzeit 7 Lehrerstunden pro<br />

Schüler zugemessen, wovon 5,5 für die individuelle<br />

sonderpädagogische Förderung des einzelnen Schülers vorzusehen<br />

sind.<br />

Für die Integration schwerstmehrfachbehinderter Schüler wird<br />

zurzeit bedarfsgerecht entsprechend der Stundentafel der Klasse<br />

eine pädagogische Unterrichtshilfe eingesetzt. Eine Ausweitung der<br />

Zahl der integrierten Schwerstmehrfachbehinderten ist nur im<br />

Rahmen der verfügbaren Stellen möglich.<br />

Neue Klassen <strong>nach</strong> dem Integrationsmodell „10 + 5" dürfen nur<br />

eingerichtet werden, wenn dies ausdrücklich genehmigt wird. Im<br />

Einzelfall kann die Anzahl der Schüler ohne sonderpädagogischen<br />

Förderbedarf um bis zu 3 Schüler erhöht werden.<br />

Verlässliche Halbtagsgrundschule<br />

Alle Grundschulen werden bis zum Schuljahr 2005/2006 zu


zurück<br />

verlässlichen Halbtagsgrundschulen ausgebaut. Die Schule kann<br />

Unterrichts- und Pausenzeiten selbstständig planen. Auf Wunsch der<br />

Eltern kann die verlässliche Betreuung des Kindes in einem Zeitraum<br />

von 7.30 bis 13.30 Uhr stattfinden, verbindlich sind jedoch nur die<br />

Unterrichtszeiten.<br />

Ursula Grund-Maharam<br />

Eltern für Integration e.V.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Auch in Berlin: Berufliche Integration für<br />

Menschen mit einer geistigen Behinderung!<br />

Nötig: Praktika und Arbeitsplätze<br />

„Eltern beraten Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung" ist ein<br />

Elternverein. Unsere Ältesten sind mittlerweile zwischen 20 und 30<br />

Jahre alt, die meisten kommen aus der Integration. Das heißt, sie<br />

haben von Anfang an Inclusion erfahren – sie sind nicht ausgegrenzt<br />

worden. Ihre Eltern und Unterstüt-zer haben dies mit großem<br />

persönlichen Engagement geschafft. Zumindest in den ersten<br />

Jahren. Doch dann ist Schluss. Trotz neuer Gesetze (z. B. SGB IX)<br />

ist die Integration für Menschen mit Lernschwierigkeiten <strong>nach</strong> der<br />

Schule erst einmal beendet.<br />

Das hat viele Gründe. Stigmatisierende Folgewirkungen der<br />

Diagnose „Geistige Behinderung" erschweren die soziale<br />

Eingliederung. Wider bessere Erfahrung bleibt ein Vorurteil<br />

dominierend: Diesen Menschen wird jegliche Kompetenz<br />

abgesprochen. Defizitorientierte Tests und mangelnde<br />

<strong>nach</strong>schulische und berufliche Alternativen für Menschen, die<br />

ausschließlich praxisnah am Arbeitsplatz lernen können, sind weitere<br />

Gründe.<br />

Defizitorientierung heißt: Es wird <strong>nach</strong> überwiegend medizinischen<br />

Gesichtspunkten festgehalten, was die jungen Menschen nicht<br />

können, es wird aber nicht getestet, was sie (entwickeln) könnten,<br />

was sie wünschten unabhängig von gängigen schichtenspezifischen<br />

und kulturtechnikverhafteten Vorstellungen!<br />

Eltern, die dennoch die Inclusion weiterführen wollen, müssen<br />

arbeits- und trickreich vorgehen und Verbündete in den Behörden<br />

und Institutionen suchen, vor allem aber Arbeitsplätze akquirieren.<br />

Selbst bei vorhandenem Arbeitsplatz musste eine Familie zwei Jahre<br />

warten und das Bundesarbeitsministerium bemühen, bis die<br />

notwendige Assistenz durch Zuweisung von Lohnkostenzuschuss


durch das Arbeitsamt zu finanzieren war. Die zuständigen Behörden<br />

haben zwar den Auftrag, beratend und unterstützend tätig zu<br />

werden – doch nicht alle Mitarbeiter scheinen entsprechend<br />

sensibilisiert und geschult worden zu sein.<br />

Bisher: Kein öffentliches Interesse – auch nicht der<br />

fachlich Zuständigen<br />

Unser Verein arbeitet seit 5 Jahren zusammen mit Eltern, Fachleuten<br />

und anderen Vereinen im <strong>Berliner</strong> Arbeitskreis „Schule und was<br />

dann?". Vier größere Veranstaltungen wurden unter der<br />

Federführung der Lebenshilfe bereits durchgeführt, um auf die<br />

Situation dieser jungen Menschen aufmerksam zu machen. Die<br />

allgemeine Presse, eine breitere Öffentlichkeit zeigte sich nicht<br />

interessiert.<br />

Die letzte Veranstaltung im Juni 2004 zu – „Traum und Wirklichkeit<br />

2004" Berufliche Kompetenzen junger Menschen mit Geistiger<br />

Behinderung – fand keine Teilnahme unter den eingeladenen<br />

<strong>Berliner</strong> Arbeitsämtern. Selbst wenn wir berücksichtigen, dass die<br />

Arbeitsverwaltung viel mit sich selber zu tun hat, hätten wir hier ein<br />

gesetzlich vorgeschriebenes und aufgabenbedingtes Interesse<br />

erwartet.<br />

Die Rolle der Agentur für Arbeit<br />

Das „Nadelöhr" der Agentur für Arbeit müssen alle jungen Menschen<br />

mit einer Behinderung passieren. Es sollte eigentlich ihrer<br />

Unterstützung dienen, stellt sich aber in der Realität häufig als<br />

Verhinderung dar. Die jungen Menschen haben sich faktisch den<br />

Bedingungen der Berufsberatung anzupassen. Diese stellt die<br />

Weichen <strong>nach</strong> gängigen Schubladen.<br />

Wir haben erlebt, dass die Arbeitsverwaltung direkt mit einer<br />

Sonderschule für geistig Behinderte die Verteilung auf Werkstätten<br />

vornimmt. Eltern sind von der Schule kurzfristig über die<br />

Weichenstellung informiert, aber nicht zu den Gesprächen<br />

eingeladen und schon gar nicht über nicht-aussondernde berufliche<br />

Möglichkeiten aufgeklärt worden. Diesen Automatismus lehnen wir<br />

ab.


Wir Eltern erwarten umgekehrt von der Arbeitsverwaltung – und, wie<br />

deutlich, nicht nur von ihr! – gemäß den Forderungen des SGB IX<br />

eine grundlegende Umorientierung: Umschulung der Mitarbeiter/innen,<br />

neue Kriterien für die Bewertung der Kompetenzen von<br />

Menschen mit Lernschwierigkeiten. Wir erwarten die Einbeziehung<br />

derer, die die Jugendlichen am besten kennen, nämlich Eltern,<br />

Lehrer/-innen, Therapeuten/-innen und Einzelfallhelfer.<br />

Wir fordern Individualisierung auch für Menschen mit<br />

Lernschwierigkeiten. Schlichter formuliert: Wir fordern ein Denken<br />

und Handeln von den Bedürfnissen der Betroffenen her.<br />

Berufswünsche<br />

Der erwähnte <strong>Berliner</strong> Arbeitskreis „Schule und was dann?" hat im<br />

Jahr 2000 berufliche Wünsche aller Schulabgänger/-innen von<br />

Sonder- und Integrationsschulen erhoben. Viele finden sich heute in<br />

Angeboten der Werkstätten für Menschen mit geistiger Behinderung<br />

wieder, die wir als Institution <strong>nach</strong> wie vor als wertvolle<br />

Errungenschaft ansehen. Für viele Menschen mit Lernschwierigkeiten<br />

kann die Werkstatt ein guter Ort sein. Es gibt jedoch – auch bedingt<br />

durch die schulische Integration – zunehmend Menschen, deren<br />

berufliche Wünsche sich hier nicht wiederfinden, die andere<br />

Arbeitszusammenhänge, andere Inhalte, normalere Umgebungen<br />

wünschen oder für ihre Entwicklung brauchen! Für diese müssen<br />

Möglichkeiten geschaffen werden, auch über Prüfungs-, Aus- und<br />

Weiterbildungsordnungen. Teilleistungsqualifikationen und -<br />

abschlüsse, Zeit für langsameres und anderes Lernen sollten endlich<br />

auch zugelassen werden.<br />

Aus der Erhebung der Berufswünsche der Schulabgänger/-innen geht<br />

hervor, dass die jungen Menschen sehr früh und wiederholt an<br />

unterschiedliche Praktika in unterschiedlichen Strukturen<br />

herangeführt werden sollten. Praktika bedeuten Lebenserfahrung<br />

und ermöglichen erst die Entwicklung von beruflichen Interessen.<br />

Dafür müssen die Agenturen auch Betriebe sensibilisieren und für die<br />

Berufswünsche von Menschen mit geistiger Behinderung öffnen, um<br />

vor Ort für sie zu werben.


Ansätze zu beruflicher Integration<br />

Ein überzeugendes Beispiel kennen wir von der Lebenshilfe Berlin.<br />

(Lebenshilfe Nachrichten 3/02). In einem Modellprojekt erhielten<br />

schwermehrfachbehinderte Menschen aus einer Tagesförderstätte<br />

Praktikumplätze in umliegenden Betrieben. Das Ergebnis war<br />

erfolgreich für alle Teilnehmenden. Die Menschen kamen raus aus<br />

der Isolation ihres Alltags, machten für sie wichtige Erfahrungen –<br />

die Betriebsangehörigen erlebten Menschen mit Schwierigkeiten und<br />

Stärken und verloren Berührungsängste. Wenn das nicht ein<br />

gesellschaftlicher Bildungsauftrag ist! Anregende vielfältige<br />

Erfahrungen sind für ALLE förderlich.<br />

Was für Folgen hat eigentlich ein erfolgreiches Modellprojekt? Wer<br />

setzt sich ein und interessiert sich für eine breite Umsetzung des<br />

Modells in den Alltag ?<br />

Ein Jugendlicher, der ein Praktikum außerhalb der Werkstatt machte,<br />

wollte dort bleiben und mit den ihn akzeptierenden türkischen<br />

Frauen weiterhin Putzarbeit leisten. Seine Eltern versuchen eine<br />

Werkstatt in der Nähe zu finden, die ihn als „ausgelagerten"<br />

Mitarbeiter weiterfördert.<br />

Ein weiterer junger Mann, der gerne Kinder betreut: – mit Mühe als<br />

„werkstattfähig" getestet –, führte ein Praktikum in einem Hort zu<br />

einem ausgelagerten Arbeitsplatz.<br />

Dies sind kleine alltägliche Beispiele für Praktika bzw. die<br />

Umwandlung von Praktika in Arbeitsplätze ... – und doch die<br />

absolute Ausnahme! Wir kennen viele junge Menschen, die ähnliche<br />

und weitergehende Chancen erträumen!<br />

Die Bereitschaft der Werkstatt, Arbeitsplätze auszulagern, ist


eispielhaft.<br />

Dennoch: Reguläre Arbeitsplätze könnten diese „ausgelagerten"<br />

werden, wenn die Jugendlichen die Werkstatt-Förderung flexibel<br />

handhaben und als persönliches Budget z. B. „mitnehmen" könnten.<br />

Anstrengung für berufliche Integration notwendig<br />

Mit dem Vorangegangenen möchte ich daraufhin weisen, dass auch<br />

in Berlin reguläre Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten für<br />

Menschen mit geistiger Behinderung geschaffen werden sollten. Das<br />

fordert viel Problembewusstsein, guten Willen, Energie und<br />

Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner.<br />

Um die Notwendigkeit dafür zu unterstreichen, folgt ein Beispiel<br />

einer solchen Beschäftigungsinitiative aus Köln. Hier wurde durch<br />

Zusammenarbeit von der Firma Rewe, der Arbeitsverwaltung, des<br />

Integrationsfachdienstes und des Integrationsamtes ein Modell<br />

durchgeführt, das Menschen mit Lernschwierigkeiten Praktika<br />

ermöglichte. (Zs für behinderte Menschen im Beruf, BAG der<br />

Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen, BIH in<br />

Zusammenwirken mit der Bundesagentur für Arbeit, Heft 1/2004).<br />

Eine kurzfassende Beurteilung im erschien im „echo Handelsjournal".<br />

Aus dem Ergebnisbericht einer Kölner<br />

Beschäftigungsinitiative<br />

„Alle Praktikanten werden ausnahmslos von der Marktleitung und<br />

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als hochmotiviert, engagiert<br />

und offen beschrieben. Sämtliche Bedenken im Vorfeld, etwa<br />

hinsichtlich mangelnder Auffassungsgabe, Behinderung oder Störung<br />

vom Tagesablauf und Belastung für Kollegen, wurden durch den<br />

Einsatz der Praktikanten widerlegt oder bei weitem kompensiert. Wie<br />

die ersten Erfahrungen zeigen, werden die Einschränkungen infolge<br />

der Behinderung etwa bei Arbeitsplanung, Konzentration,<br />

Merkfähigkeit wettgemacht durch Stärken in den Bereichen<br />

Motivation, Ausdauer, Sorgfalt, Zuverlässigkeit und Sozialverhalten."


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Aufruf zu einer <strong>Berliner</strong> Beschäftigungsinitiative<br />

Bedingung für den Erfolg dieses Vorhabens war die Kooperation der<br />

Partner. Nicht nur die Menschen mit Lernschwierigkeiten wollen und<br />

sollen Neues erproben. Ebenso sind Firmen und Institutionen<br />

gefordert, mit neuen Initiativen neue Wege zur beruflichen<br />

Integration zu eröffnen.<br />

Nach § 83 SGB IX werden Integrationsvereinbarungen<br />

vorgeschlagen. Sie sollten allerdings ausdrücklich auch Menschen<br />

mit geistiger Behinderung einschließen. Insbesondere der öffentliche<br />

Dienst könnte hier Vorbildfunktion übernehmen.<br />

Die wachsende Zahl schulentlassener Integrationsschüler/-innen<br />

trägt ihren Wunsch <strong>nach</strong> Nicht-Aussonderung verstärkt an den<br />

Arbeitsbereich heran.<br />

Vielfältige Erfahrungen, Beispiele, Modelle für berufliche Integration<br />

dieser Menschen liegen vor.<br />

Wann finden sich hier Kooperationspartner zusammen? Wann<br />

beginnt eine Beschäftigungsinitiative in Berlin?<br />

Angelika Scheunemann<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Radfahren mit und ohne Handicap!<br />

Seit Herbst 2001 gibt es in der Biesalski- Schule am Hüttenweg in<br />

Zehlendorf eine Rad-AG, organisiert von der Schulstation. Ein Jahr<br />

zuvor hatte diese Schulstation ihre Arbeit an der Schule begonnen.<br />

An der Rad-AG haben bisher Schüler ab 14 Jahren teilgenommen.<br />

Sie treffen sich mit dem Anleiter der Gruppe, Herrn Robert Freimark,<br />

einmal pro Woche sowie zu außerordentlichen Terminen. Zu Beginn<br />

eines jeden Schuljahres beschäftigen sich die Schüler mit der<br />

Konstruktion eines Fahrrades, lernen die Verkehrsregeln und das<br />

richtige Verhalten im Straßenverkehr.<br />

Da<strong>nach</strong> steigen die Teilnehmer in die Fahrpraxis ein, üben z. B. <strong>nach</strong><br />

links abzubiegen und unternehmen kleine und größere Touren. Diese<br />

Touren sind die wichtigste gemeinsame, verbindende Erfahrung für<br />

die Gruppe. In jedem Jahr gibt es eine Urkunde oder Bestätigung für<br />

die Teilnahme und die erlernten und eingeübten Inhalte.<br />

Zum Abschluss unternehmen die Schüler jedes Jahr eine mehrtägige<br />

Fahrt: In diesem Jahr ging’s <strong>nach</strong> Mirow, in den Nationalpark der<br />

Mecklenburgischen Seenplatte. Wir unternahmen Fahrten durch die<br />

Moorlandschaft am Ostufer der Müritz, haben die Havelquellseen<br />

erkundet und den Teil des Nationalparks bei Neustrelitz. Die<br />

keineswegs besonders trainierten Schüler legten dabei täglich<br />

zwischen 80 und 90 Kilometer zurück, obwohl die Bedingungen<br />

durch schlechtes Wetter alles andere als gut waren.<br />

Die Idee ist nun, die Gruppe durch andere Interessenten außerhalb<br />

der Schule zu erweitern. Mit einem festen Programm soll sich dann<br />

das ganze Jahr hindurch (mit einer Pause von Ende November bis<br />

Mitte März) eine Radwandergruppe als Interessengemeinschaft<br />

zusammenfinden. Das begrüßen auch die ehemaligen Schüler der<br />

Schule, die immer noch an den Ausfahrten teilnehmen.<br />

Melden können sich Interessenten ab 14 Jahren, die ein eigenes<br />

Fahrrad und einen Helm besitzen!<br />

Als Kontaktmöglichkeit steht die Telefonnummer der Schulstation in<br />

der Biesalski-Schule, die 63 21-


zurück<br />

80 13 (Robert Freimark), zur Verfügung oder die E-Mail-Adresse:<br />

Schulstation_Bie_Tandem@gmx.net. Wir freuen uns auf rege<br />

Nachfragen und grüßen alle begeisterten Radfahrer.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Tempelhof-Schöneberg: ein Bezirk, der Kindern und<br />

Jugendlichen mit Behinderungen<br />

Entwicklungsmöglich- keiten anbietet?<br />

Das Ziel eines Forums, das am 4.9.2004 stattfand, war, einen<br />

Überblick über die in dem Bezirk vorhandenen Angebote für Kinder<br />

und Jugendliche mit Behinderungen im Alter von 9 bis 18 Jahren zu<br />

geben.<br />

In seiner Begrüßungsansprache legte der Behindertenbeauftragte<br />

des Bezirks, Herr Eckhard Haase, dar, dass es zu den<br />

vordringlichsten gesellschaftlichen Aufgaben gehört, Menschen mit<br />

Behinderung zu integrieren, und dass damit seines Erachtens nicht<br />

früh genug begonnen werden könne.<br />

Zahlreiche freie Träger der Eingliederungshilfe und andere<br />

Institutionen aus dem Bezirk informierten im Rudolph-Wilde-Park<br />

neben dem Rathaus Schöneberg über die von ihnen angebotenen<br />

Hilfen für junge Menschen mit Behinderung in unterschiedlichen<br />

Lebenslagen: Die thematischen Schwerpunkte waren „Integration in<br />

der Grundschule", „Integration und schulische Förderung",<br />

„Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe", „Einzel- und<br />

Familienhilfe", „Geschwister behinderter Kinder", „Ablösung vom<br />

Elternhaus" und „Berufliche Integration".<br />

Wer zwischen all diesen Informationen mal eine Pause machen<br />

wollte, konnte an der kleinen Bühne immer wieder den<br />

Ensemblemitgliedern des Theaters Thikwà zuschauen und -hören,<br />

die mit zahlreichen Auftritten und Umzügen sehr eindrucksvoll<br />

Theaterarbeit als „Enthinderung" erfahrbar machten.<br />

Eine andere interessante und ganz besondere Erfahrung bot sich für<br />

die Besucher bei einem Podiumsgespräch, bei dem nicht wie so oft<br />

von „Experten" stellvertretend die Situation junger Menschen mit<br />

Behinderung beurteilt wurde, sondern diese selbst die Möglichkeit<br />

hatten und nutzten, von ihren Erfahrungen auf dem Weg in die<br />

Arbeitswelt zu berichten.<br />

Dabei wurde deutlich, dass junge Menschen mit Behinderung auf<br />

dem Weg in die Arbeitswelt in der Regel eine Station mehr passieren<br />

müssen, eben die Phase der so genannten Berufsvorbereitung. Diese


zurück<br />

kann sicher oft zur beruflichen Orientierung beitragen, ist aber<br />

immer auch mit vielen Veränderungen und neuen<br />

Herausforderungen verbunden.<br />

Bemerkenswert ist wohl auch, wie erfolgreich es bei begleitender<br />

Unterstützung verlaufen kann, wenn Werkstattarbeitsplätze<br />

ausgelagert, d. h. die Beschäftigten an einem anderen Ort, z. B. in<br />

einem Schülerladen, tätig werden, neue Erfahrungen sammeln und<br />

sich bewähren können.<br />

Deutlich wurde zudem, dass gerade Betriebspraktika Jugendliche mit<br />

Behinderung sehr gut dabei unterstützen können, ihre<br />

Berufswünsche zu konkretisieren.<br />

BBZ<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Rollstuhl-Pannen-Hilfe zur Diskussion<br />

gestellt<br />

Die Überlegung<br />

Mit zunehmender Rollstuhlfreundlichkeit des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs steigt die Wahrscheinlichkeit, dass mal der<br />

eine oder andere Rollstuhl während des Ausfluges eines<br />

mobilitätsbehinderten Menschen eine Panne hat und er/sie<br />

beispielsweise mit dem E-Rollstuhl in einem Bahnhof oder auf der<br />

Straße „strandet".<br />

Rechtslage – aktuelle Situation<br />

Während alteingesessene Pannendienstleister, wie der ADAC u. Ä.,<br />

versicherungsähnlichen Schutz für Wagen, die für den<br />

Straßenverkehr zugelassen sind, anbieten und tätige (provisorische)<br />

Hilfe leisten, die den PKW/Rad-Fahrer in die Lage versetzen, bis <strong>nach</strong><br />

Hause oder zur nächsten Werkstatt zu fahren und dort selbst einen<br />

Reparaturauftrag zu vergeben, verbleiben Rollstühle im Eigentum<br />

der Krankenkassen, die somit auch bestimmen, welche Werkstatt am<br />

jeweiligen Gerät Reparaturen vornehmen darf.<br />

Dadurch besteht für Rollstuhlfahrer/-innen die nicht zu<br />

unterschätzende Gefahr, für die Gesamtkosten einer Reparatur<br />

aufkommen zu müssen, wenn ein in der Rollstuhltechnik unkundiger<br />

Helfer im Notfall am Rollstuhl „herumbastelt" und hierdurch mehr<br />

Schaden als Gutes angerichtet wird, so dass die Krankenkasse<br />

möglicherweise die Reparaturkostenübernahme ablehnt.<br />

Fazit<br />

Es scheint daher an der Zeit, eine Rollstuhl-Pannen-Hilfe zu


organisieren, die gestrandete Rollstuhlfahrer/-innen mit ihrem<br />

defekten Gerät vom Ort des Geschehens innerhalb von Berlin abholt<br />

und <strong>nach</strong> Hause fährt, von wo aus dann die Krankenkasse vom<br />

Betroffenen über den Schadenfall informiert werden kann.<br />

Das dachten wir uns und begannen eine Rundfrage bei Betroffenen<br />

und Firmen und nun auch hier.<br />

Für und Wider<br />

Die bisherige Umfrage bei Betroffenen, sprich: Rollstuhlfahrern und -<br />

innen, ergab, dass es so viele Lösungsmöglichkeiten zu geben<br />

scheint, eine Panne „zu beheben", wie Rollstuhlfahrer/-innen.<br />

Während die einen darauf vertrauen, dass die „zuständige<br />

Rollstuhlfirma" hilft, haben andere damit schlechte Erfahrungen<br />

gemacht und würden eine Pannen-Hilfe der beschriebenen Art<br />

begrüßen.<br />

Obwohl der ADAC zurzeit eine andere Auskunft erteilt, haben<br />

manche Rollstuhlfahrer/-innen schon vor längerem eine<br />

Fahrradversicherung dort abgeschlossen und erhalten Pannenhilfe<br />

über den ADAC. Hier versucht man sich mit einer Reparatur an Ort<br />

und Stelle.<br />

Andere Betroffene wenden sich vertrauensvoll an einen<br />

Rollstuhlpannendienst, der tätig hilft und Reparaturen an Ort und<br />

Stelle durchführt, der aber in weiten Kreisen einen zweifelhaften Ruf<br />

hat, weil er keine Zulassung zu Reparaturdiensten an Rollstühlen<br />

haben soll.<br />

Firmen, die Rollstühle verkaufen und in deren Zuständigkeitsbereich<br />

damit auch die Pannenhilfe fällt, wären zum Teil froh, wenn sie nicht<br />

zu jeder Tages- und Nachtzeit plötzlich aus dem Haus müssten, um<br />

einem gestrandeten Rollstuhlfahrer Hilfe leisten zu müssen.<br />

Aber da wir noch nicht alle Firmen angesprochen haben, würden wir<br />

uns hier noch über weitere Wortmeldungen bezüglich ihrer<br />

Sichtweise freuen.<br />

Wie es funktionieren soll


Nicht jeder hat z. B. stets ausreichend Geld bei sich, um im Falle<br />

einer Rollstuhlpanne den Rücktransport zur Wohnung im Notfall bar<br />

bezahlen zu können, wenn die zuständige Firma nicht so schnell<br />

kommen kann – besonders in Herbst und Winter. Und: Nicht jeder<br />

Rollstuhl passt in jeden Wagen.<br />

Daher haben sich Fahrer mit ihren entsprechenden Wagen und eine<br />

Telefonzentrale mit Hannelore Bauersfeld zusammengetan und<br />

wollen eine Rollstuhl-Pannen-Hilfe aufbauen, die im Notfall bei<br />

Anruf des Betroffenen in schnellstmöglicher Zeit „Abonnenten" der<br />

Pannen-Hilfe mit für den Transport jeder Art von Rollstühlen<br />

geeigneten Wagen abholen und <strong>nach</strong> Hause fahren wird.<br />

Der Abonnements-Preis wird, je mehr Abonnenten mitmachen, desto<br />

preisgünstiger werden und soll den schnellstmöglichen Transport<br />

eines Rollstuhlfahrers mit seinem defekten Rollstuhl von dem Ort, an<br />

dem der Rollstuhl kaputt ging, bis zur Wohnung beinhalten.<br />

Die Rollstuhl-Pannen-Hilfe wird ihre Tätigkeit aufnehmen, sobald<br />

genügend Abonnenten und Sponsoren gefunden wurden, um einen<br />

zuverlässigen Service gewährleisten zu können.<br />

Paten gesucht<br />

Da eine große Zahl von E-Rollstuhlfahrern/-innen<br />

Sozialhilfeempfänger und somit finanziell nicht in der Lage sind, die<br />

Gebühren für ein Pannen-Hilfe-Abonnement zu finanzieren, würden<br />

wir uns freuen, wenn der eine oder andere, der diese Zeilen liest,<br />

sich bereit erklären würde, eine Pannen-Hilfe-Patenschaft zu<br />

übernehmen.<br />

Ihre Meinung ist gefragt<br />

Wer uns seine Meinung zu diesem Thema mitteilen möchte, schreibe<br />

bitte an:<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

Fax: 040 36 03 44 70 50 (aol-Fax)<br />

E-Mail: RolliPannenHilfe@aol.com


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Unser Anliegen: Ihre Mobilität!<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

GENERATION Interkultureller Pflegedienst<br />

ein gelungenes Konzept einer Pflegestation<br />

Durch die Idee zur Gründung eines interkulturellen Pflegedienstes in<br />

Berlin wurde der Pflegedienst „Generation" Anfang 2001 ins Leben<br />

gerufen. Die Notwendigkeit der Gründung einer solchen Häuslichen<br />

Pflegestation wurde uns innerhalb von ca. drei Jahren Tätigkeit<br />

deutlich, da wir inzwischen mehr als 50 pflegebedürftige Patienten<br />

aus mehreren Kulturen und auch in verschiedenen Sprachen<br />

betreuen und pflegen.<br />

Diese pflegebedürftigen Menschen und ihre Angehörigen haben<br />

unsere Pflegestation und unser Pflegeteam deshalb ausgesucht, weil<br />

wir neben unseren Pflegearbeiten allen Patienten mit viel Liebe,<br />

Zuneigung und Respekt zu Seite stehen.<br />

Das gelang uns dank der multikulturellen Mentalität unseres<br />

Pflegeteams, das alle pflegebedürftigen Menschen akzeptiert wie sie<br />

sind, ihre Sprache sprechen und ihre Gewohnheiten, Denkweisen,<br />

ihren Glauben und ihre Wünsche wahrnehmen.<br />

Das zwischen unseren Pflegenden und den Patienten eine<br />

harmonische freundschaftliche Beziehung und Kontakte existieren,<br />

darauf sind wir sehr stolz.<br />

Gerade wegen dieser Pflegeeigenschaften und unserer<br />

vielsprachigen Mitarbeiter suchen uns nicht nur Patienten aus<br />

verschiedenen Kulturkreisen auf, sondern genauso auch immer<br />

mehr deutsche Pflegebedürftige.<br />

Wir bemühen uns selbstverständlich auf dem neuesten<br />

Pflegestandard zu bleiben, indem unsere Mitarbeiter an<br />

regelmäßigen Fortbildungen teilnehmen und Seminare und<br />

Veranstaltungen besuchen, wodurch unsere Pflegequalität verbessert<br />

und aktualisiert wird.<br />

Einer unserer besonderen Schwerpunkte in der Arbeit ist u. a.<br />

Informieren und Durchsetzen von Interessen und des Bedarfs


unserer Patienten gegenüber Gesetzgebern und Krankenkassen, d.<br />

h. wir können durch unser Fachpersonal den tatsächlichen<br />

Pflegebedarf ermitteln und Pflegestufen für die Pflegebedürftigen bei<br />

Kassen oder bei den sozialen Einrichtungen durchsetzen.<br />

Informationen unter:<br />

www.Pflegedienst-Generation.de,<br />

Tel.: 0 30/46 79 96 00<br />

Unsere Tätigkeitsbereiche umfassen:<br />

Behindertengerechte Pflege, medizinisch und fachspezifisch –<br />

Schwester Serife und ihr Pflegeteam beraten Sie gerne<br />

● Grundpflege: Körperpflege (waschen, duschen, baden), An-<br />

und Ausziehen, Lagern und Betten<br />

● Hauswirtschaftliche Tätigkeiten wie: Einkaufen,<br />

Essenzubereitung, Reinigung der Wäsche, Reinigung der<br />

Wohnung<br />

● Begleitung bei Arzt- und Behördengängen<br />

● Pflegefachberatung im Rahmen der Pflegeversicherung<br />

● Psychosoziale Betreuung<br />

● Behandlungspflege: operative Nachsorge und Verbände,<br />

Injektionen, z. B. Insulin, Dekubitusversorgung,<br />

Medikamentengabe, Blutzucker- und Blutdruckkontrolle,<br />

Kompressionsverbände anlegen und vieles mehr<br />

● Familienpflege: in akuten Notsituationen und bei besonderen<br />

Belastungen Weiterführung des Haushaltes, Betreuung und<br />

Versorgung der Kinder<br />

● Beratung kostenlos und unverbindlich. Wir beraten Sie bei<br />

Fragen über Kostenklärung bzw. Kostenübernahme;<br />

● unterstützen Ihre Angehörigen und geben ihnen gerne Tipps<br />

für die Pflege;<br />

● informieren Sie über Pflegehilfsmittel und vermitteln Ihnen<br />

diese;<br />

● organisieren für Sie Tagespflegestätten oder<br />

Kurzzeitpflegeheime;<br />

● vermitteln für Sie fahrbaren Mittagstisch, Fußpflege,<br />

Mobilitätsdienst u. a. m.<br />

Die Finanzierung: Mögliche Kostenträger sind die Krankenkassen, die<br />

Pflegekassen, Bezirksämter, Privat.


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Jabrail Golmohammadi<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Ewig im „Hotel Mama“ wohnen?<br />

„Mein Name ist Raul, ich bin 24 Jahre, Student, habe Glasknochen<br />

und sitze im Rollstuhl. Meine Mobilität ist, wie bei vielen<br />

Rollstuhlfahrern, eingeschränkt. Nach dem Abitur kam die Frage: ,<br />

was nun?‘ Ewig im ,Hotel Mama‘ wohnen oder versuchen auf eigenen<br />

Beinen zu stehen?<br />

Mir war klar, dass ich, aufgrund mangelnder Kraft, nicht alleine<br />

wohnen kann. Zum Glück hatte ein guter (nicht behinderter) Freund<br />

von mir ebenfalls den Plan auszuziehen. Wir planten also eine<br />

Wohngemeinschaft …<br />

Was also tun? Wohnung und Mitbewohner hatte ich schon, aber wer<br />

pflegt mich?<br />

Ich fragte mich, ob mein Mitbewohner auch pflegerische Aufgaben<br />

übernehmen soll?<br />

Kann er jeden Morgen und Abend da sein, wenn ich ihn brauche?<br />

Würde das eine Freundschaft verkraften?<br />

Kann ich so etwas von einem Mitbewohner erwarten?<br />

Die Antwort lautete für mich ganz klar: ,Nein! Ein Mitbewohner ist<br />

‚nur’ ein Mitbewohner, idealerweise ein Freund, aber keine<br />

Pflegekraft‘.<br />

Meine Familie und ich gingen einige Modelle durch. Ambulante<br />

Dienste? Familienpflege? Oder Zivis? Die Wahl war schnell getroffen.<br />

Viele meiner Freunde suchten zu der Zeit gerade ihren<br />

Zivildienstplatz und so kam eines zum anderen. Sie bewarben sich<br />

bei der Sozialstation ,Die Brücke‘ für einen Zivildienstplatz bei der<br />

Individuellen Schwerbehindertenbetreuung (ISB). Die Sozialstation<br />

wiederum stellte sie ein und ließ sie bei mir arbeiten.<br />

Die Arbeiten sind vielfältig, aber keine große Belastung. Neben den<br />

pflegerischen Tätigkeiten begleiten mich Zivis einfach durch den<br />

Alltag wie Freunde. Wir gehen zur Uni, treffen uns mit


zurück<br />

(gemeinsamen) Freunden oder unternehmen auch mal einen<br />

Ausflug, eine Reise oder einen Kinobesuch. Mir ist klar, dass Zivis<br />

keine Dauerlösung sein können, weil 2008 der Zivildienst ja offiziell<br />

abgeschafft werden soll, aber sie sind eine gute Hilfe für die ersten<br />

Schritte in die Selbstständigkeit."<br />

Raul ist ein Beispiel dafür, wie die Zivildienstleistenden der<br />

Sozialstation „Die Brücke" schwerbehinderte Menschen in ihrem<br />

Alltag unterstützen können. Das Angebot richtet sich an<br />

Schwerbehinderte aller Altersstufen und kann zeitlich und inhaltlich<br />

flexibel gestaltet werden. Die Kosten dafür sind, je <strong>nach</strong><br />

Betreuungsdauer, gestaffelt.<br />

Interessenten können sich bei der Koordinatorin telefonisch<br />

informieren oder einen Beratungsbesuch vor Ort vereinbaren.<br />

Tel.: 0 30/61 39 04 97<br />

Gabi Bruster<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

8. Renntag „Bewegung Integrale“<br />

Während die einen stundenlang im Gulaschsuppenmief des<br />

Festzeltes auf der Trabrennbahn Karlshorst die Rennen auf<br />

Monitoren beobachteten, fachsimpelten und „zockten", wurden die<br />

Pferde mal von heftigem Regen, mal von der Dusche durchnässt,<br />

denen man ihre Freude am Laufen aber so richtig ansah, als sie dann<br />

endlich ins Rennen geschickt wurden. „Bewegung Integrale" heißt:<br />

„Integration statt Ausgrenzung" und ist ein Projekt des Behinderten-<br />

Sportverbandes Berlin, der es sich zum Ziel gesetzt hat, mittelfristig<br />

in allen <strong>Berliner</strong> Bezirken integrative Sportangebote unter dem Dach<br />

von „Bewegung Integrale" anbieten zu können. Höhepunkt ist seit<br />

1997 der „Renntag". „Bewegung Integrale" hilft Vorurteile<br />

abzubauen, Barrieren zu überwinden und Freundschaften zu<br />

schließen.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Die Initiative „Jobs ohne Barrieren“<br />

Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Gesundheit und<br />

Soziale Sicherung (www.bmgs. bund.de) sind jetzt unter anderem<br />

Informationen über die Initiative „Jobs ohne Barrieren" zu finden.<br />

Diese will auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erreichen, dass<br />

Menschen mit Behinderungen die Chance auf Teilhabe am<br />

Arbeitsleben besser realisieren können.<br />

Die gegenwärtige Situation wird dahingehend als „<strong>nach</strong> wie vor<br />

unbefriedigend" beurteilt: „Unbefriedigend nicht nur für die<br />

Betroffenen, sondern für uns alle. Auch in Anbetracht des<br />

demographischen Wandels und des sich bereits jetzt immer stärker<br />

abzeichnenden Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten,<br />

auf die Fähigkeiten und Erfahrungen von Menschen mit<br />

Behinderungen zu verzichten."<br />

Die Initiative „Jobs ohne Barrieren" entstand ausgehend von der<br />

Einschätzung, dass allein die Änderung von gesetzlichen Regelungen<br />

nicht ausreichend ist, um in diesem Bereich zufrieden stellende<br />

Verbesserungen herbeizuführen. Als notwendig wurde vielmehr ein<br />

Zusammenwirken all derer betrachtet, die Verantwortung für die<br />

Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben tragen.<br />

In Betrieben und Dienststellen öffentlicher und privater Arbeitgeber<br />

sollen drei Ziele verfolgt werden:<br />

1. Die Ausbildung und Anstellung von Jugendlichen mit Behinderung<br />

soll mit dem Ziel gefördert werden, möglichst vielen<br />

ausbildungsplatzsuchenden jungen Menschen mit Behinderung einen<br />

Ausbildungsplatz anbieten zu können.<br />

2. Die Beschäftigungschancen von Menschen mit Behinderungen in<br />

kleinen und mittelständischen Betrieben sollen mit dem Ziel


zurück<br />

verbessert werden, dass möglichst alle beschäftigungspflichtigen<br />

Arbeitgeber auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit<br />

Behinderung beschäftigen.<br />

3. Die betriebliche Prävention soll gestärkt werden, um die<br />

Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten langfristig zu<br />

erhalten und zu fördern.<br />

Es wurden – bezogen auf diese drei Ziele – drei Arbeitsgruppen<br />

eingerichtet und außerdem ein Gremium gebildet, das insbesondere<br />

über die Förderung von Projekten entscheiden soll.<br />

In Kooperation mit Arbeitgebern bzw. Personalverantwortlichen in<br />

Betrieben und Interessenvertretungen der Beschäftigten soll die<br />

Ausbildungs- und Beschäftigungssituation von Menschen mit<br />

Behinderung und die betriebliche Prävention <strong>nach</strong>haltig verbessert<br />

werden.<br />

Auf den Internet-Seiten der Initiative sind zahlreiche Informationen<br />

gesammelt, z. B. viele Pressetexte, Materialien zur Gesetzeslage, zu<br />

diesbezüglichen Publikationen und Datenbanken, zur sozialen<br />

Flankierung des wirtschaftlichen Prozesses in Europa und vieles<br />

mehr. Auch alle teilnehmenden Institutionen und Initiativen sind<br />

vorgestellt und mit Links zu erreichen.<br />

Rainer Sanner<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Internetshop für Menschen mit Behinderung<br />

Das Internetportal www.handicap-network.de verfügt nun über einen<br />

neuen, komfortablen Shop: den Handicap Network Store (http://<br />

handicap-network.websale.biz). Es besteht die Möglichkeit, sich<br />

ausführlich über verschiedenste Behinderungen zu informieren, um<br />

dann mit einem Klick in den Shop zu gelangen, dessen<br />

Produktvielfalt sich an den Bedürfnissen von behinderten und<br />

kranken Menschen orientiert. Auch der Shop ist mit dem Portal<br />

verlinkt, sodass sich vor einer Produktauswahl noch zahlreiche<br />

Informationen kostenfrei und ohne Zeitdruck recherchieren lassen.<br />

Angeboten werden in der Rubrik Gesundheit & Wellness zahlreiche<br />

basische Produkte.<br />

Die weiteren Rubriken Sport & Freizeit, Pflegebedarf, Medizintechnik,<br />

Handicap A–Z, Hilfsmittel, … verfügen über zahlreiche Artikel und<br />

werden (auch gerne durch Anregung der User) ständig erweitert. Im<br />

Angebot sind auch eine Jobbörse, Reisetipps und rechtliche Infos.<br />

Zudem wird über viele Krankheiten und Behinderungen informiert.<br />

BBZ<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

LICHTPAUSE – FÜHLEN UM ZU BEGREIFEN<br />

Wer kennt es nicht, dieses: „Das Berühren der Figüren mit den<br />

Pfoten ist verboten!", das allgemein für Ausstellungen und in Museen<br />

gilt?<br />

Im Kleisthaus (Mauerstr. 53 in Berlin-Mitte) ist „Anfassen erwünscht"<br />

und zwar noch bis zum 18. Oktober 2004 montags bis freitags<br />

zwischen 9.00 und 18.00 Uhr; also:<br />

Hände waschen und nix wie hin!<br />

Lassen Sie mich schweigen über die offiziellen Begrüßungsreden des<br />

Hausherren K.H. Haack, MdB, und von Frau Helga Kühn-Mengel,<br />

MdB, und gleich vom Künstler-Duo Siegfried Saerberg und Thomas<br />

Zwerina schwärmen, deren individuelle Text-Kompositionen einen<br />

bemerkenswerten Vernissage-Abend eindrucksvoll eröffneten.<br />

Alles, was man sah, konnten die beiden auch zum Klingen bringen.<br />

So entstanden Klanginventionen mit eigenem Charakter, die Alltags-<br />

und Naturgegenstände – wie Plastikfolie oder Ziegelsteine – in den<br />

Mittelpunkt einer ungewohnten „Erhörung" rückten.<br />

Lachen und Staunen – Licht und Schatten – lagen eng beieinander<br />

und jeder Klangbeitrag hatte seine ganz eigene persönliche Note.<br />

Auf andere Art verblüffend dann die Ausstellung, deren Grundidee es<br />

war, Werke zu schaffen, die auch auf nicht-visuellem Wege zu<br />

begreifen und zu erfassen sind.<br />

Das Spektrum der Exponate reicht demzufolge von farbigen Bildern,<br />

bei denen Farbschichten und das Papiermaterial auch den taktilen<br />

Zugang ermöglichen, über klassische Skulpturen bis hin zu Objekten,<br />

die sowohl der abstrakten wie der gegenständlichen Moderne<br />

zuzurechnen sind.<br />

Faszination pur, die man nur begreift, wenn man begriffen, sprich:<br />

angefasst, hat.


zurück<br />

Am Donnerstag, dem 30. September, um 19 Uhr, findet zum<br />

Thema „Augenblick der Sinne" oder „Wie fühlt sich Japan an?" eine<br />

Lesung mit musikalischer Begleitung statt.<br />

Am Montag, dem 18. Oktober, um 19 Uhr, trägt das<br />

Kulturensemble des Deutschen Blinden- und<br />

Sehbehindertenverbandes Lieder zum Motto „Musik verbindet" vor.<br />

Man sieht sich im Kleisthaus!<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Beruf: Behindert?<br />

Beruf: Schauspieler<br />

Vor kurzem kündigte Theater Thikwà an, ab Mitte 2005 pro Jahr drei<br />

Wochen Betriebsferien zu machen. Eine solche Regelung bewährt<br />

sich auch bei anderen Theaterbetrieben. Es ist nämlich schwierig,<br />

Auftritte zu organisieren, wenn von 19 Schauspielern immer einige<br />

gerade Urlaub machen. Eine Wohn-Einrichtung, in der langjährige<br />

Ensemble-Mitglieder wohnen, zeigte Unverständnis. Sie erwog, ihre<br />

Bewohner in eine andere Werkstatt zu schicken. Dabei regte sich bei<br />

uns der Verdacht, dass die Behinderten und ihr Beruf von Seiten<br />

ihrer Wohn-Einrichtung nicht ernst genommen werden. Ersteres ist<br />

bedauerlich, denn wenn Behinderte ernst genommen würden,<br />

müssten sie ihre Gleichstellung nicht mühsam per Gesetz einfordern.<br />

Die Nicht-Akzeptanz ihres Berufes erscheint ungewöhnlich in einer<br />

Gesellschaft, deren Mitglieder sich gern über die Arbeit definieren,<br />

obwohl nur 40 Millionen von über 82,5 Millionen Einwohnern<br />

erwerbstätig sind.<br />

Beruf: Arbeiten oder arbeiten lassen<br />

Immerhin gehören Fragen wie „Und was machen Sie so beruflich?"<br />

hier zu Lande zur ersten Kontaktaufnahme. Wer einen Job hat, ist<br />

sich der Anerkennung seines Gegenübers meist sicher. Außen vor<br />

sind da nur die super Reichen. Sie können diskret oder vor den<br />

Augen der Regenbogenpresse ihre Zeit mit dem Ausgeben von Geld<br />

verbringen und andere für sich arbeiten lassen, ohne soziale<br />

Sanktionen zu befürchten.<br />

Beruf: Hilfsbedürftig<br />

Bei Leuten mit Behinderungen werden andere Schubladen der<br />

gesellschaftlichen Hierarchien bedient. Im Gespräch, das mitunter<br />

nicht mal mit ihnen, sondern über sie geführt wird, gilt die Frage der<br />

Behinderung. Da werden ein ausgeübter Beruf, eine ungelebte<br />

Berufung oder noch ungehobene Talente selten vermutet. Wer<br />

behindert ist, gilt erst mal als hilfsbedürftig und wird häufig


zurück<br />

verdächtigt, nichts zu können. Entsprechend niedrig ist die soziale<br />

Anerkennung. Dabei wird vergessen, dass so genannte<br />

Leistungsträger ohne Hilfe überhaupt nicht klarkommen. Viele<br />

männliche Führungskräfte in Industrie und Staat können weder ihre<br />

Termine organisieren noch eine Mahlzeit zubereiten, einen<br />

Staubsaugerbeutel wechseln, einen Klempner rufen oder eine<br />

Waschmaschine bedienen. Aber ihre Helfer heißen eben nicht<br />

„Betreuer", sondern Sekretär/-in, Referent/-in, Assistent/-in,<br />

Haushaltshilfe, Hausmeister, Hotelier, Personal Trainer, Analytiker,<br />

Coach oder (Ehe-) Partner/-in.<br />

Beruf: Auftraggeber<br />

Hoffen lässt das im Mai 2002 in Kraft getretene Behinderten-<br />

Gleichstellungs-Gesetz, denn es verspricht „eine selbstbestimmte<br />

Lebensführung zu ermöglichen". Und diese ist realisierbar, wenn<br />

persönliche Assistenz für Behinderte genauso selbstverständlich wird<br />

wie für Vorstandsvorsitzende. Und das heißt zweifellos, dass der<br />

jeweilige Auftraggeber darüber bestimmt, welchem Beruf er wo<br />

<strong>nach</strong>geht.<br />

Beruf: weniger arbeiten<br />

„Fehlen nur noch die passenden Arbeitsplätze für Menschen mit<br />

Behinderungen ...", möchte ich an dieser Stelle augenzwinkernd<br />

einen kobinet-Leser zitieren. Er kommentierte damit die frisch ins<br />

Netz gestellten barrierefreien Seiten der Bundesanstalt für Arbeit im<br />

Dezember 2003. Aber vielleicht geht Gleichstellung ja auch anders<br />

rum, denn unsere Kultur überhöht womöglich die Erwerbsarbeit.<br />

Antje Grabenhorst<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Rainer Fluck 20 Jahre Dienstjubiläum<br />

„Wir müssen auf die Menschen mit Behinderungen hören, welches<br />

ihre Bedürfnisse sind ... Wir begreifen uns nunmehr als Assistenten<br />

zur Begleitung des Lebensweges für diese Menschen ...Schluss mit<br />

der betreuten Passivität – wir brauchen einen Paradigmenwechsel in<br />

der Behindertenszene."<br />

Zitat Rainer Fluck, Geschäftsführer der Lebenswege gGmbH. Diese<br />

Worte sind Mittelpunkt seines Arbeitslebens – seit nunmehr zwei<br />

Jahrzehnten. Seine Biografie passt zu dem Credo des heute 52-<br />

Jährigen grauhaarigen hochgewachsenen Mannes mit den guten<br />

Augen.<br />

Geboren ist er in Konstanz. Er ist der Vierte von sechs Geschwistern,<br />

darf trotzdem das Gymnasium besuchen, macht ein gutes Abitur,<br />

nicht nur, weil er so wissensdurstig ist, sondern auch, weil er<br />

beweisen muss, dass er dem Vater zu Recht auf der Tasche liegt.<br />

Der nämlich ist sparsam und streng. Ein Arbeiter. Die Mutter ist<br />

natürlich – angesichts der Kinderschar – Hausfrau. Es geht nicht<br />

gerade großzügig zu im Hause Fluck.<br />

Das Studium der Erziehungswissenschaft mit den Fächern<br />

Psychologie und Soziologie an einer der progressivsten Hochschulen<br />

der damaligen Zeit, an der Reformuniversität in Konstanz, muss für<br />

den 19- Jährigen wie eine Befreiung gewesen sein. Ein Studienjahr<br />

lang genießt er die WG, genießt, dass er und seine Kommilitonen<br />

den gleichen Status wie die Professoren haben, dass die Vorlesungen<br />

in der Wohngemeinschaft stattfinden. Er engagiert sich politisch,<br />

lernt die Ausläufer der 68-er kennen, schließt Freundschaften, die bis<br />

auf den Tag dauern. Die anderen mögen den geselligen Badenser,<br />

der zu jedem Streit bereit ist, der aber auch jeden Streit schlichten<br />

kann, weil er offenbar imstande ist, Menschen zusammenzuführen.<br />

Doch dann kommt das zweite Jahr und mit ihm zwei seiner jüngeren<br />

Brüder. Von Stund an ist Bafög- Empfänger Rainer Fluck<br />

verantwortlich für die Geschwister, für ihren Unterhalt, den er neben<br />

dem Studium verdient. Der Vater kassiert das Lehrlingsgeld, erzählt<br />

Fluck auf mein Nachfragen nicht ohne Bitterkeit. Harte Zeiten, die<br />

den jungen Mann prägen.<br />

Dann Abschluss als Diplompädagoge und Arbeit in einem


zurück<br />

Auffanglager für verhaltensgestörte Kinder und Jugendliche in<br />

Buxtehude. Er hat diejenigen unter seinen Fittichen, die woanders<br />

nicht mehr tragbar sind. Man könnte auch sagen – die Schlimmsten<br />

der Schlimmen – oder: die am meisten vom Leben gebeutelten.<br />

Kinder, junge Leute, vom Schicksal gezeichnete Menschen kreuzen<br />

immer wieder die Wege des Rainer Fluck.<br />

Er begegnet seiner ersten Liebe, folgt ihr <strong>nach</strong> Berlin. Nach<br />

verschiedenen Stationen bestimmt bald die Arbeit mit behinderten<br />

Menschen seinen Alltag. In den 90- er Jahren finden wir ihn in der<br />

Spastikerhilfe e.V. Er ist Leiter eines Wohnheimes mit<br />

Schwerstmehrfachbehinderten. Weiterbildung durch Hospitationen<br />

bei den progressivsten Organisationen sind für ihn genauso eine<br />

Selbstverständlichkeit wie das Umschauhalten in Ländern wie<br />

Schweden, wo es die modernsten Anschauungen über das Leben von<br />

Menschen mit Behinderungen gibt. Es ist kein Wunder, dass Rainer<br />

Fluck <strong>nach</strong> der deutschen Vereinigung auch für den Ostteil Berlins<br />

ähnliche Bedingungen für diese Menschen schaffen möchte wie im<br />

Westteil. Er baut mit seinem Freund Helmut Handke eine<br />

gemeinnützige GmbH auf. Der Name: Lebenswege. Mittlerweile sind<br />

dort 281 Menschen beschäftigt. Sie alle haben ein Ziel: Behinderten<br />

Menschen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.<br />

Fragt man die Mitarbeiter, wie ist er denn so, dieser Fluck, lauten die<br />

Antworten: Beharrlich, charmant, impulsiv, manchmal poltrig,<br />

aufmerksam und – er nimmt sich immer Zeit für den anderen. Wir<br />

wünschen Glück auf allen Lebenswegen!<br />

Karl- Heinz Wigger<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Zusammenschluss Schlaganfallbetroffener<br />

Hättet Ihr es gewusst? – Seit 1991 besteht in Berlin der<br />

Landesselbsthilfeverband Schlaganfall- und Aphasiebetroffener und<br />

gleichartig Behinderter Berlin e. V.<br />

Die selbst betroffenen Gründer wurden als Patienten des Klinikums<br />

Buch und der Klinik Berlin durch die dortigen Ärzte zur Gründung<br />

angeregt und betraten damit Neuland. Weder in Berlin-West noch in<br />

Berlin-Ost gab es zuvor einen Zusammenschluss<br />

Schlaganfallbetroffener, der sich um die Prävention bemühte, über<br />

die neuesten Forschungsergebnisse Hand in Hand mit Ärzten<br />

informierte, Unternehmungen organisierte u. v. a. Vergleichbares<br />

gab es nur in Hessen. Durch die spätere Gründung der Stiftung<br />

Deutsche Schlaganfall-Hilfe erreichte das Thema „Schlaganfall"<br />

bundesweit jedoch mehr Aufmerksamkeit.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Verband veranstaltet Informations<strong>nach</strong>mittage zu<br />

medizinischen, therapeutischen und sozialen Themen, etwa: die<br />

Fahrt mit dem Telebus, zur Kranken- und Pflegeversicherung und<br />

ihren Tücken. Die Vorträge und anschließenden Gesprächsrunden<br />

werden von kompetenten Referenten gehalten (Begegnungsstätte<br />

der Volkssolidarität, Torstr. 203). Die fast 280 Mitglieder des <strong>Berliner</strong><br />

Landesverbandes Schlaganfall und Aphasie haben in kleineren<br />

Selbsthilfegruppen die Möglichkeit, auch selbst aktiv zu werden und<br />

private Kontakte zu knüpfen. Lasst euch nicht täuschen, Schlaganfall<br />

ist zunehmend auch ein Problem der „Jungen", auch sie haben eine<br />

Gruppe. Jung und Alt treffen sich bei der Möglichkeit, sich gesund zu<br />

ernähren, in der Entspannungsgruppe, beim Wandern, Boccia,<br />

Kegeln oder bei einem der zahlreichen Ausflüge in Museen, den<br />

Friedrichstadtpalast oder Tagesausflügen in das Umland. Wichtig ist,<br />

dass bei vielen Unternehmungen Rücksicht auf die Rollstuhlfahrer<br />

genommen wird. Da Rehabilitation groß geschrieben wird, ist das<br />

Angebot mit Gymnastik, Therapie im Bewegungsbad, Reha-Sport<br />

und Schwimmen und für die Aphasiker durch computergestütztes<br />

Sprachtraining und Kommunikationsgruppen, alles durch geschulte<br />

Therapeuten, sehr vielfältig. Gedächtnistraining und<br />

Spiele<strong>nach</strong>mittage sollen hier ebenso Erwähnung finden.<br />

Jährlich erscheint das Informationsheft „Trotz Schlaganfall – sinnvoll<br />

leben" mit zahlreichen wissensreichen Artikeln, meist von Ärzten und


zurück<br />

Therapeuten geschrieben, zum Thema Schlaganfall.<br />

Jeweils Dienstag und Donnerstag besteht von 10.00 bis 14.00 Uhr<br />

die Möglichkeit, sich in der Geschäftsstelle, Turmstr. 21, 10559<br />

Berlin, telefonisch (Tel.-Nr. 0 30/39 74 70 97) über etwaige<br />

Adressen oder Therapie- und Rehabilitätsangebote zu informieren.<br />

Es wird aber auch über Prävention, Risikofaktoren und Warnzeichen<br />

eines Schlaganfalls informiert und weiterführende Literatur<br />

empfohlen. Wichtig ist auch die Auskunft über das Treffen von<br />

Angehörigengruppen, denn ihre richtige Mithilfe ist unerlässlich für<br />

den Alltag Betroffener.<br />

Natürlich ist der LVSB z. B. auch auf Messen oder Gesundheitstagen<br />

zu Gast. Das verschafft nicht nur neue Kontakte, sondern es geht<br />

auch um die Bitte um Mithilfe bei einer möglichst lebensnahen<br />

Umsetzung einiger sozialer Projekte. Abschließend sei noch die<br />

Kontoverbindung (<strong>Berliner</strong> Volksbank, Konto-Nr. 3266 784 014, BLZ<br />

100 900 00) genannt, denn auch beim LVSB freut man sich über<br />

jede Spende, aber auch über jeden „Betroffenen", der bei diesem<br />

Artikel aufmerksam wurde.<br />

Franziska Littwin<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Reha fair – Nachlese<br />

In der Zeit vom 2. bis 4. September 2004 fand in den Messehallen<br />

21 und 22 unter dem Funkturm die erste Reha fair statt, eine ernst<br />

zu nehmende Fachmesse und eine ein wenig weniger volkstümliche<br />

Publikumsmesse, wie es ähnliche Veranstaltungen in den<br />

vergangenen Jahren waren, obwohl das Rahmen- und<br />

Unterhaltungsprogramm nichts zu wünschen übrig ließ:<br />

Rollstuhltanz wechselte sich ab mit Sportvorführungen,<br />

Fachvorträgen und anderen Präsentationen.<br />

Bei 164 Ausstellern – Hersteller, Fachhändler, Organisationen,<br />

Vereine und Verbände – konnten sich die 13.000 Besucher der Reha<br />

fair über die Bereiche der Rehabilitation, Integration, Pflege und<br />

Mobilität informieren und beraten lassen.<br />

Die bekannten und bewährten Vereine und Verbände präsentierten<br />

ihre Vereinsarbeit; es wurden neueste Produkte vorgestellt und<br />

Firmen luden zum Ausprobieren verschiedenster Hilfsmittel ein.<br />

Die Organisatoren der ersten Reha fair Berlin, die BS Berlin Service<br />

GmbH, sind mit dem Ergebnis zufrieden: „Von den Besuchern und<br />

den Ausstellern haben wir viel positives Feedback bekommen, und<br />

das Team arbeitet schon heute daran, dass die nächste Reha fair<br />

Berlin noch größer und vielfältiger im Angebot sein wird", teilte<br />

Thomas Hartl, Geschäftsführer der Berlin Service GmbH, mit.<br />

Die Telebus-Fahrer fanden es nicht so prickelnd, dass sie keine<br />

Plakat- und Flyerwerbung für die Messe machen konnten; während<br />

verschiedene behinderte Menschen, denen ich begegnete,<br />

bemängelten, dass es so wenig Freikarten in diesem Jahr gab, da 6<br />

Euro Eintritt für manche doch eine sehr hohe Belastung sind.<br />

Da aber alle unisono daran interessiert sind, dass eine weitere Reha<br />

fair stattfinden wird, sei den „Freikarten-Bedürftigen" geraten, dass<br />

sie ihre Fachfirmen anregen sollten, bei der nächsten Reha fair<br />

auszustellen und ihre Kunden mit einer Freikarte zu einem Besuch<br />

der Messe einzuladen ...


zurück<br />

Das Team der <strong>Berliner</strong> Behinderten-Zeitung hielt am Messe-Samstag<br />

seine Redaktionsbesprechung am BBV-Stand ab. (Bild links)<br />

Nach der Messe ist vor der Messe, bitte notieren Sie daher:<br />

Die zweite Reha fair Berlin wird vom 07. bis 09. September<br />

2006 wieder in den Messehallen unter dem Funkturm<br />

stattfinden.<br />

Man sieht sich!<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Bus und Bahn für alle – Telebus für die, die<br />

ihn brauchen<br />

Mobilität ist ein hohes Gut. Wer Menschen Mobilität nimmt, sperrt sie<br />

ein und verletzt ihre grundlegenden Rechte. Mit dieser Erkenntnis<br />

haben wir 1987 eine breite Protestbewegung der<br />

Telebusberechtigten entfacht, als nämlich erstmals der seit 1979<br />

bestehende Fahrdienst drastisch eingeschränkt wurde. Es gab<br />

damals im Westberliner U- und S-Bahn-Netz keinen einzigen Aufzug<br />

und kein einziger Bus war rollstuhlzugänglich. Wir verlangten die<br />

Rücknahme der Kürzungen, stellten aber in den Vordergrund unserer<br />

Protestaktionen von Anfang an die Forderung: „Bus und Bahn für<br />

alle!" Der Sonderfahrdienst – das war uns plötzlich klar geworden –<br />

konnte nur eine Ersatzlösung für den für uns unerreichbaren ÖPNV<br />

sein. Es ging jetzt darum, unverzüglich mit der barrierefreien<br />

Umgestaltung des ÖPNV zu beginnen.<br />

Unser Kampf war erfolgreich. Wir fanden Verbündete in den<br />

Senatsverwaltungen und die Verkehrsträger mussten umdenken.<br />

Aus den Jahren 1989/90 stammen wichtige Senats- und<br />

Parlamentsbeschlüsse zum barrierefreien ÖPNV und 1992<br />

verabschiedete der Senat „Leitlinien zum Ausbau Berlins als<br />

behindertengerechte Stadt", an denen wir mitgewirkt haben. Der<br />

heutige Stand: Bei der U-Bahn sind 58 von 170 Bahnhöfen<br />

barrierefrei zugänglich, bei der S-Bahn mehr als 80 von 130 und bei<br />

der Busflotte liegt der Anteil an Niederflurbussen mit Einstieghilfe bei<br />

über 80 %. U- und S-Bahn stellen auf neue niveaugleiche Züge um.<br />

Es gibt wichtige Vereinbarungen wie das Vorhalten und Anlegen von<br />

Rampen bei U- und S-Bahn, Bedienung der Klapprampe und<br />

Hilfestellung durch Busfahrer oder eine tägliche Verkehrsmeldung<br />

über defekte Aufzüge oder andere Störungen im RBB 88,8<br />

Stadtradio.<br />

Trotz dieser eindrucksvollen Entwicklung und obwohl zahlreiche<br />

Rollstuhlfahrer/-innen bereits einen Großteil ihrer Fahrten mit dem<br />

ÖPNV unternehmen, finden immer noch ca. 95 % der Fahrten von<br />

Telebusberechtigten im Sonderfahrdienst und nur höchstens 5 % im


ÖPNV statt. Das ist ein ärgerliches Missverhältnis. Ich behaupte,<br />

dass viele Telebusberechtigte – nicht alle! – einen Großteil ihrer<br />

Fahrten – nicht alle! – sehr gut mit dem ÖPNV machen könnten, es<br />

aber leider nicht tun: Sie trauen sich nicht, sie glauben, sie könnten<br />

es nicht, sie haben vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht oder sie<br />

sind über das barrierefreie Angebot des ÖPNV nicht oder nicht<br />

ausreichend informiert ...<br />

Natürlich wird es immer Personen geben, die auf eine<br />

begleitete Tür-zu-Tür-Beförderung angewiesen sind und<br />

deshalb den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht<br />

nutzen können. Ebenso erfordern bestimmte Fahrtumstände<br />

– und das sicher noch auf lange Sicht – den Einsatz eines<br />

besonderen Fahrdienstes, z. B. bei notwendiger Treppenhilfe<br />

oder fehlendem barrierefreien ÖPNV-Angebot. Für diese<br />

Personen bzw. Fahrtumstände brauchen wir den Telebus –<br />

darüber gibt es überhaupt keine Diskussion!<br />

Gerade deshalb aber ist es legitim zu fordern, dass nur die Fahrten<br />

mit dem Telebus gemacht werden, für die es keine Alternative im<br />

ÖPNV gibt. Es ist ein Akt der Solidarität unter den Nutzern/-innen,<br />

den Fahrdienst zu entlasten und für die Berechtigten freizuhalten,<br />

die darauf wirklich angewiesen sind.<br />

Vor diesem Hintergrund müssen wir auch die mittelfristige<br />

Finanzplanung des Senats betrachten, <strong>nach</strong> der im Jahre 2006<br />

der derzeitige und auch noch 2005 zur Verfügung stehende<br />

Telebusetat von 12,1 Mio. Euro auf 9,1 Mio. und 2007 auf 7,1 Mio.<br />

gekürzt werden soll. So sehr die Kürzungspläne schockieren und<br />

verständlichen Widerstand herausfordern, so wird es doch<br />

zunehmend schwierig, die Aufrechterhaltung zweier voneinander<br />

unabhängiger Parallelsystem zu legitimieren. Mit dem weiteren<br />

barrierefreien Ausbau des ÖPNV muss es sukzessive zu einer<br />

Reduzierung des Fahrdienstes kommen. Ich bin nicht für die<br />

Kürzungen, jedoch realistisch genug zu sehen, dass wir sie nicht<br />

verhindern können. Ich behaupte sogar, dass der Weiterbestand des<br />

Telebusses akut gefährdet ist, wenn wir nicht jetzt die Weichen zu<br />

einem integrierten kostengünstigeren Mobilitätskonzept stellen.


Dieses erfordert jedoch grundlegende Änderungen sowohl auf Seiten<br />

der Verkehrsträger als auch im Verhalten der behinderten Fahrgäste.<br />

Die Verkehrsträger müssen sich als Mobilitätsdienstleister für<br />

alle – auch für behinderte Fahrgäste – verstehen und Vertrauen<br />

schaffen, indem sie ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit bieten: So<br />

müssen die Aufzüge besser gewartet und schneller repariert werden.<br />

Falls doch einmal jemand festsitzt, muss ein Notdienst die<br />

Weiterbeförderung übernehmen. Pendel- und Schienenersatzverkehr<br />

sind so zu organisieren, dass auch Fahrgäste im Rollstuhl<br />

weiterkommen. Die Hilfsbereitschaft von Busfahrern lässt manchmal<br />

zu wünschen übrig – das muss besser werden. Ganz wichtig ist die<br />

Information, die durch ein barrierefreies Online-Fahrinfo optimiert<br />

werden soll. Dieses wird – hoffentlich bald – allen Beratungsstellen,<br />

aber auch dem einzelnen Fahrgast an seinem PC zur Verfügung<br />

stehen und verlässliche barrierefreie Fahrverbindungen auswerfen.<br />

Mobilitätsdienstleister für alle heißt für die Verkehrsträger aber auch,<br />

den Gesamtkomplex der Behindertenbeförderung aus einer<br />

Hand zu organisieren. Die Beförderung von Rollstuhlfahrern/-innen<br />

muss zu einem selbstverständlichen Segment des ÖPNV werden,<br />

egal, ob im Linien- oder im Bedarfsverkehr.<br />

Verändern muss sich aber auch die Einstellung der<br />

Telebusberechtigten. Sie müssen sich – so gut sie es können – auf<br />

den ÖPNV einlassen, sich über Fahrmöglichkeiten informieren oder<br />

informieren lassen, an Übungsterminen zum Ein- und Aussteigen<br />

teilnehmen oder zusammen mit erfahrenen Nutzern/-innen das<br />

ÖPNV-Fahren trainieren. Von dem Ergebnis werden viele begeistert<br />

sein, wenn sie nämlich feststellen, wie viel mehr Freiheit und<br />

Unabhängigkeit ihnen der ÖPNV bietet.<br />

Noch ein Wort zur Eigenbeteiligung: Sie soll Steuerungswirkung<br />

haben und die Berechtigten animieren, möglichst häufig mit dem für<br />

sie (fast) kostenlosen ÖPNV zu fahren. Wer seine Telebusfahrten im


zurück<br />

Rahmen von bis zu 14 Einzelfahrten hält, für den würde sich bei der<br />

Zuzahlung nichts ändern. Taschengeldempfänger wären befreit. Über<br />

eine Härtefallregelung für „Vielfahrer" und Ehrenamtsfahrten muss<br />

weiter <strong>nach</strong>gedacht werden.<br />

Martin Marquard<br />

(Landesbeauftragte für Behinderte bei der Senatsverwaltung für<br />

Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz)<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Unterwegs mit Mobidat im Olympiastadion:<br />

Ein Stadion mit vielen Stationen<br />

Die Geschichte des heute denkmalgeschützten Olympiastadions<br />

beginnt mit einer Pferderennbahn 1907. Ein Stadion, das „Deutsche<br />

Stadion", wurde 1913 gebaut und war mit 30 000 Plätzen weltweit<br />

das größte. Berlins Bewerbung als Austragungsort der Olympiade<br />

1916 machte der Erste Weltkrieg zunichte, die Spiele fielen aus.<br />

1930 bewarb sich Berlin erneut um die Olympischen Spiele und<br />

diesmal fanden sie tatsächlich 1936 in Berlin statt.<br />

Aber zuvor kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Das Stadion<br />

wurde Besitz des Reichsinnenministeriums. Der Name der ganzen<br />

Anlage hieß jetzt „Reichssportfeld" und der „Reichsführerring für<br />

Leibesübungen" trieb hier Sport, sicher „Reichssport".<br />

Hitler befahl den völligen Neubau eines Großstadions, eine<br />

Neuanlage von Sport- und Kampfstätten mit einem Gelände für<br />

Massenaufmärsche.<br />

Unter der künstlerischen Oberleitung von Werner March und der<br />

möglicherweise unbedeutenden Mitwirkung eines Architekten, der<br />

damals mit meiner Mutter verlobt war, wurde das neue Stadion 1935<br />

fertig. Das Richtfest wurde übrigens von meinem Vater so ausgiebig<br />

gefeiert, dass er fast nicht mein Vater geworden wäre.<br />

Am 1. August 1936 war die Eröffnung der Olympischen Spiele und<br />

sie waren ein riesiger Erfolg für das damalige Deutschland.<br />

1945 – der Glockenturm war so beschädigt, dass die Briten, in deren<br />

Sektor jetzt das Stadion lag, ihn sprengen mussten, aber schon bald<br />

begannen die Instandsetzungsarbeiten, um das Stadion wieder zu<br />

nutzen. 1950 wurde es in „Olympiastadion" umbenannt, der<br />

Glockenturm wieder aufgebaut. Eine Flutlichtanlage bestimmte lange<br />

Zeit, vielleicht nicht besonders günstig, das Bild des inzwischen zum<br />

Baudenkmal erklärten Stadions. Flutlicht war damals eine Sensation.<br />

Zur Premiere spielte Manchester United, ich erinnere mich noch<br />

genau.


Als die Mauer fiel, bewarb sich Berlin erneut zur Olympiade. Pläne<br />

wurden geschmiedet, aber die Olympiade fand in Sydney statt. 1998<br />

beschloss der Senat, in Abstimmung mit dem Bund, das<br />

Olympiastadion zu sanieren, unter denkmalspezifischem Aspekt.<br />

Der Umbau dauerte vier Jahre, viel länger als der ursprüngliche Bau<br />

aus fränkischem Muschelkalk in den dreißiger Jahren. Eine<br />

aufwändige Sanierung – jede einzelne Platte wurde abgenommen<br />

und gereinigt, einige Muschelkalkplatten erneuert, die<br />

Stadioninnenfläche, internationalen Anforderungen entsprechend,<br />

ca. zweieinhalb Meter abgesenkt. Eine gelungene Überdachung, die<br />

über dem Stadion zu schweben scheint, schützt jetzt<br />

75 000 Zuschauer. Unter Berücksichtigung der alten Bausubstanz<br />

und der strengen Auflagen des Denkmalschutzes ist eines der<br />

modernsten Stadien Europas entstanden – dennoch gab es Kritik.<br />

Der Landesbehindertenbeauftragte Martin Marquard dokumentierte<br />

Fehler, Mängel für Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte und Schwerhörige.<br />

Seit 2000 erklärt er jährlich in einem ausführlichen Bericht Verstöße<br />

gegen die Regelungen zur Gleichstellung von Menschen mit<br />

Behinderungen beim Umbau des Olympiastadions. So schrieb er<br />

2002:<br />

„Die Kritik an der Um- und Neugestaltung des Olympiastadions, die<br />

der Landesbehindertenbeauftragte für Berlin in den beiden<br />

vorangegangenen Berichten sehr dezidiert vorgetragen hat, hat<br />

bisher in keinem Punkt zu akzeptablen Lösungen geführt."<br />

Auch der Vorsitzende des <strong>Berliner</strong> Behindertenverbandes, Dr. Ilja<br />

Seifert, und Horst Lemke, der stellvertretende Vorsitzende und<br />

Sprecher des Hertha-Rolli-Fanclubs, wiesen in den vier Jahren der<br />

Bauphase auf Fehler hin. Bei Herthaspielen können die<br />

Rollstuhlfahrer, die hinter den Fans in der Fankurve sitzen, nichts<br />

sehen. Die Fans stehen, schwenken Fahnen oder zeigen ihre<br />

Begeisterung durch Aufspringen, das gehört zum Fußball. Ein<br />

Beamter soll tatsächlich auf die Beschwerden der Rollifahrer<br />

geantwortet haben, dass die aufspringenden Fans sich eben nicht<br />

vorschriftsmäßig verhalten würden.<br />

Dem Behindertenverband von Berlin blieb nichts weiter übrig, als zu<br />

klagen. Ortstermin ist am 27. September in diesem Jahr, <strong>nach</strong> der<br />

Eröffnungsfeier. Nun verpflichtete sich das Land Berlin, <strong>nach</strong>träglich<br />

die Rollstuhlplätze mit einem Podest zu versehen und die Reihen<br />

davor zu sperren, weiter die Treppenstufen für Sehbehinderte zu<br />

markieren und Geländer für Gehbehinderte einzubauen.


zurück<br />

Rückblickend ist festzustellen:<br />

Es gab viel Ärger. Es kostete viel Zeit. Und nun kostet es auch noch<br />

zusätzliches Geld.<br />

Gloria Lajer<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

bfr-newsletter<br />

Ausgabe 09/2004<br />

Aktuelle Reiseinfos für mobilitätseingeschränkte Menschen vom<br />

Netzwerk barrierefrei reisen (bfr) beim Bundesverband Selbsthilfe<br />

Körperbehinderter e.V.<br />

Inhalt:<br />

1. Studie nun als Vollversion erhältlich<br />

2. Urlaub mit dem Rollstuhl in der Ostseeregion<br />

3. Kennen Sie Balatonmariafürdö wirklich noch nicht ?<br />

4. Schottland zugänglich<br />

5. Eine Ferienwohnung - besonders für Gehörlose<br />

6. Karlskrona - Stadt schwedischer Marinetradition<br />

7. Urlaub in Neuengland<br />

8. Bekanntschaft mit dem Fläming<br />

9. Zum Training <strong>nach</strong> Rheinsberg<br />

10.Dritte Auflage eines Stadtführer für Friedrichshafen<br />

11.Jugendherbergen im Rheinland<br />

1. Studie nun als Vollversion erhältlich<br />

Bereits die Kurzfassung der Studie `Ökonomische Impulse eines barrierefreien<br />

Tourismus für alle' hatte großes Interesse gefunden, lieferte sie doch erstmals<br />

verlässliche Daten zum Kundenpotenzial und Reiseverhalten der Zielgruppe<br />

eines barrierefreien Tourismus. Ende August wird nun auch die komplette<br />

Studie erhältlich sein. Gegenüber der Kurzfassung enthält die Langfassung<br />

eine ausführlichere Darstellung der Untersuchungsgebiete mit den Good -<br />

Practice - Beispielen sowie der vertiefenden Auswertung der Befragungen.<br />

Neben einem Vorwort des Staatssekretärs im BMWA sind auch die Statements<br />

aus dem Präsentations-Workshop in Berlin <strong>nach</strong>zulesen. Eine<br />

englischsprachige Zusammenfassung und weiteren Grafiken und Fotos runden<br />

den Inhalt der Studie als nützliches Arbeitsmaterial ab.<br />

Die Langfassung der Studie "Ökonomische Impulse eines barrierefreien<br />

Tourismus für alle" ist in der Reihe Münstersche Geographische Arbeiten als


Nummer 47 unter der ISBN: 3-9809592-1-X für 24 Euro im Buchhandel<br />

erhältlich oder für Abonnenten des bfr-newsletters zum Sonderpreis von 18<br />

Euro, plus Porto und Versand, zu bestellen bei:<br />

NEUMANNCONSULT - Bahnhofstr. 1-5 - 48143 Münster; Tel.: 0251 162 54-<br />

30 / E-Mail: info@neumann-consult.com (bitte als Stichwort "bfr - newsletter"<br />

angeben)<br />

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2. Urlaub mit dem Rollstuhl in der Ostseeregion<br />

Mobilitätseingeschränkte Liebhaber eines Urlaub im Ostsee-Raum erhalten mit<br />

der kürzlich erschienen Broschüre "Urlaub mit dem Rollstuhl in der<br />

Ostseeregion" ein nützliches Informationsmaterial zur Vorbereitung ihrer<br />

nächsten Urlaubsreise. Das 26 Seiten starke Heft enthält neben allgemeinen<br />

Hinweisen und vielen nützlichen Adressen zur individuellen Reisevorbereitung<br />

Angaben über Hotels sowie weitere Ferienunterkünfte und Freizeitangeboten<br />

in Mecklenburg-Vorpommern, der dänischen Region Lolland-Falster, dem<br />

Nordosten der schwedischen Provinz Skane und der polnischen<br />

Wojewodschaft Westpommern.<br />

Diese Broschüre ist erhältlich von:<br />

LANDURLAUB Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />

Griebnitzer Weg 2 - 18196 Dummersdorf<br />

Tel. 038208 60 672 / Fax 038208 60 673 / E-Mail: landurlaub.mv@t-online.de<br />

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3. Kennen Sie Balatonmariafürdö wirklich<br />

noch nicht ?<br />

Der BSK-Reiseservice bietet allen die Möglichkeit, diese beliebten Ferienorte<br />

am Südwestufer des Plattensees in Ungarn kennen zu lernen. Er bietet eine<br />

Sonderreise dorthin an und so die Chance, schöne Stunden an den flachen<br />

Stränden des See, bei einer Balatonrundfahrt sowie bei Besuchen am Heviz<br />

und in Budapest, in der Puszta oder bei einer Weinprobe zu verbringen.<br />

Weitere Auskünfte zu diesem Angebot erteilen Hanna Herbricht (Tel: 06294-<br />

428150) Margret Schelter (Tel: 06294-428151) oder Michael Geiss (Tel: 0711-<br />

2858202), beziehungsweise sind zu erhalten über:<br />

BSK-Reiseservice - Altkrautheimer Straße 20 - 74238 Krautheim<br />

Fax 06294 42 81 59 / E-Mail: reiseservice@bsk-ev.de<br />

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4. Schottland zugänglich<br />

"Accessible Scotland" - der neue Führer des schottischen Tourismusbüro zu<br />

zugänglichen Unterkünften und Sehenswürdigkeiten für Besucher mit<br />

Körperbehinderungen gibt auf fast 90 Seiten viel Information über die Eignung<br />

von Unterkünften sowie über die Zugänglichkeit von Sehenswürdigkeiten in<br />

Schottland. Obwohl nur in englischer Sprache verfügbar ist diese Broschüre,<br />

dank ihrer klaren Gliederung und dem Einsatz von Piktogrammen, auch für<br />

jene ein interessanter Fundus zur Vorbereitung einer Reise <strong>nach</strong> Schottland,<br />

die der englischen Sprache nicht mächtig sind. Entsprechende Information<br />

findet sich im Internet unter www.visitscotland.com . Die Broschüre kann<br />

bestellt werden bei:<br />

Scottish Borders Tourist Board - Customer Service Centre<br />

Shepherds Mill - Whinfield Road - Selkirk TD7 5DT<br />

Tel: 0044 870 6080404 / Fax: 0044 1750 21886 / Email: CSC@scot-borders.co.<br />

uk<br />

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5. Eine Ferienwohnung - besonders für Gehörlose<br />

Im Pfarrhaus in Thelkow, einem 300 jährigen, sanierten Fachwerkhaus, bieten<br />

Rosemarie und Jürgen Stegmann eine gemütliche Ferienwohnung. Da sich die<br />

Ferienwohnung in der ersten Etage befindet ist sie für Mobilitätseingeschränkte<br />

weniger geeignet. Besonders für Gehörlose dürfte der Urlaub hier jedoch zum<br />

Erlebnis werden, denn Rosemarie Stegmann ist Gehörlosenseelsorgerin im<br />

Ruhestand und beherrscht die Gebärdensprache. In der schönen Umgebung<br />

des Recknitztales, nur 40 Kilometer von der Ostsee entfernt bieten sich hier<br />

viele Möglichkeiten, einen erholsamen Urlaub zu verbringen. Die<br />

Ferienwohnung ist 30qm groß und besitzt eine extra Küche. Zusätzlich ist die<br />

Nutzung der Diele mit 20qm möglich. Ein zusätzlicher Stellplatz für ein oder<br />

mehre Zelte ist kostenlos möglich. Interessenten können sich unter www.fewostegmann.m-vp.de<br />

schon einmal ein Bild von dieser Ferienwohnung machen<br />

oder sich notwenige Information schicken lassen von:<br />

Rosemarie und Jürgen Stegmann - Unterdorf 01(Pfarrhaus) - 18195 Thelkow<br />

Tel. 038205 80 073 / Fax 038205 80 072 / E-Mail: stegmann-thelkow@t-online.<br />

de<br />

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6. Karlskrona - Stadt schwedischer Marinetradition


Im Jahre 1680 wurde mit dem Bau der schwedischen Marinebasis Karlskrona<br />

begonnen. Heute auch Zentrum schwedischer Informatik-Industrie erstreckt<br />

sich ihr Territorium über 33 Inseln und hat als Klein Stockholm auch dem<br />

Besucher mit Mobilitätseinschränkung viel zu bieten: Ein allgemein<br />

zugängliches Marinemuseum, das ebenerdig zugängliche Blekinge Museum<br />

und eine interessante Stadt mit modernen bauten und einem Stadtteil, das von<br />

den typisch schwedischen Holzhäusern gebildet wird. Weitere Information<br />

finden Interessenten für eine Besuch dieser Stadt im Internet unter www.<br />

karlskrona.se/turism oder erhalten diese von:<br />

Karlskrona Turistbyrå - Stortorget 2 - SE 371 21 Karlskrona<br />

Tel. 0046 455 30 34 90 / Fax 0046 455 30 34 94<br />

E-Mail: turistbyran@karlskrona.se<br />

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7. Urlaub in Neuengland<br />

Die Bundesstaaten an der Atlantikküste gehören zu den gefragtesten<br />

Reisezielen in den USA. Wer die USA in ihrer Ursprünglichkeit kennen lernen<br />

möchte, ist hier genau richtig. Einer der interessanten Plätze dieses<br />

Landstriches ist das am Kennebec River gelegene Bath. Hier bietet sich<br />

außerdem die "Inn at Bath", eines der gastfreundlichsten Bed and Breakfast -<br />

Unterkünfte in Maine, für einen erholsamen Urlaub an. Das Gasthaus verfügt<br />

über schöne und geräumige Gästezimmer mit separaten Bädern, Klimaanlage,<br />

Kabelfernsehen, Video- und Kassettenrekorder sowie Telefon. Das geräumige<br />

Gartenzimmer im ersten Stock ist mittels Rampe vom Gartentor her<br />

zugänglich. Weitere Information finden Interessenten auf der Website http://<br />

www.innatbath.com /oder erhalten diese telefonisch über 001 800-423-0964.<br />

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8. Bekanntschaft mit dem Fläming<br />

Am 2. und 3. Oktober lädt der Handwerkerhof im westbrandenburgischen<br />

Görzke alle ein, die den Fläming mit seiner hügligen Waldlandschaft, seinen<br />

traditionellen Handwerken und Produkten sowie seinen Menschen kennen<br />

lernen möchte. Entlang der "Straße des guten Geschmack" können Gebäck,<br />

edle Forellen und weitere wohlschmeckende Produkte der Region probiert<br />

werden. Der Handwerkerhof ist mit einen Rollstuhl gut zu befahren. Alle<br />

Gebäude sind im Erdgeschoss mittels Rollstuhl zugänglich. Eine<br />

entsprechende Toilette ist vorhanden. Rollstuhlnutzer können bis zum 10.<br />

September (Tel. 03848 60 001) bei Bedarf einen Shuttle zum Handwerkerhof<br />

anmelden. Weitere Information findet sich dazu im Internet unter www.flaeming.<br />

net und ist erhältlich von:


Naturparkzentrum Alte Brennerei Raben<br />

Brennereiweg 45 - 14823 Rabenstein / OT Raben<br />

Tel. 033848 60 004 / E-Mail: info@flaeming.net<br />

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9. Zum Training <strong>nach</strong> Rheinsberg<br />

Speziell günstige Angebote unterbreitet das "Haus Rheinsberg - Hotel am See"<br />

Sportgruppen, Sportvereinen oder Sportverbänden wenn sie in der Zeit von<br />

September bis Mitte Dezember 2004 in Gruppen ab zehn Personen an zwei<br />

oder sieben Tagen ihr Training im Hotel am See in Rheinsberg durchführen.<br />

Weitere Information gibt es darüber im Internet unter www.hausrheinsberg.de<br />

und ist erhältlich von:<br />

Haus Rheinsberg Hotel am See - Donnersmarckweg 1 - 16831 Rheinsberg<br />

Tel. 033931 34 40 / Fax 033931 34 45 55 / E-Mail: post@hausrheinsberg.de<br />

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10. Dritte Auflage eines Stadtführer für Friedrichshafen<br />

Wer als mobilitätseingeschränkter Reisender am Bodensee Urlaub macht, hat<br />

gewiss auch die Stadt Friedrichshafen besucht und konnte sich dort über das<br />

gute Angebot von Informationen für Besucher mit Behinderungen freuen. Die<br />

Ausgabe 2003 / 2004 der Broschüre "Mit dem Rollstuhl unterwegs in<br />

Friedrichshafen" ist die bereits dritte Auflage ihre Art. Auf rund 30 Seiten findet<br />

sich in der handlichen Broschüre alles was der körperbehinderte Besucher bei<br />

seinem Aufenthalt in Friedrichshafen an Grundinformation benötigt. Ein Plan<br />

der Innenstadt mit wichtigen Orientierungspunkten sowie einer Übersicht der<br />

Parkplätze und Toiletten für Menschen mit Behinderungen erleichtert dem<br />

ortsfremden Besucher die Orientierung. Diese Broschüre ist erhältlich bei:<br />

Tourist - Information Friedrichshafen<br />

Bahnhofsplatz 2 - 88045 Friedrichshafen<br />

Tel. 07541 30 010 / Fax 07541 725 88 / E-Mail: tourist-info@friedrichshafen.<br />

de<br />

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11. Jugendherbergen im Rheinland<br />

Einen Überblick der für Rollstuhlnutzer geeigneten Jugendherbergen im<br />

Rheinland vermittelt ein Faltblatt mit dem Titel "Mobil in Jugendherbergen".


zurück<br />

Dies ist erhältlich bei:<br />

DJH Service-Center Rheinland - Düsseldorfer Straße 1 - 40545<br />

Düsseldorf<br />

Tel. 0211 5 77 03 49 / Fax 0211 5 77 03 50<br />

E-Mail: service-center@djh-rheinland.de<br />

zurück<br />

Ansprechpartner für weitere Auskünfte:<br />

Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. - Reiseservice,<br />

Frau Hanna Herbricht<br />

Altkrautheimer Straße 20 - Postfach 20 – 74236 Krautheim / Jagst<br />

Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 - E-Mail:<br />

Reiseservice@bsk-ev.de<br />

Kontakt zum „Netzwerk barrierefrei reisen“ über das Internet auf:<br />

www.bsk-ev.de , die E-Mail-Adresse: nw-bfr@bsk-ev.de oder<br />

Hartmut Smikac (Tel. 03494 26228)<br />

Der Newsletter kann über die Adresse nw-bfr@bsk-ev.de bestellt<br />

oder abbestellt werden.<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Leserbriefe:<br />

● Hartz-Käse u. a.<br />

● Sieht so die Gesundheitsreform aus?<br />

● Warten auf Grundsicherung – schon seit über 1 ½ Jahren<br />

Hartz-Käse u. a.<br />

Da wir ja die Bundesrepublik Deutschland sind und nicht eine<br />

Reform- und Kommissionsrepublik sind ...?! Wir haben uns wohl<br />

rückblickend – und mit noch nicht überstandenen Pleiten – mit<br />

Gesundheitsreform, Hartz-Käse, Maut-Chaos, Tempodrom,<br />

Bankenskandal ... zu beschäftigen. Deshalb: Mein besonderer Dank<br />

für die harten kritischen Worte an: Herrn, Brinkmann, Herrn Gregor<br />

Gysi, Herrn „Mensch Meyer"<br />

Wolfgang Frost<br />

zurück<br />

Sieht so die Gesundheitsreform aus?<br />

Am 12. 7. 2004 wurde ich im VIVANTES Klinikum Auguste Viktoria in<br />

der Schöneberger Rubensstraße an den Hämorrhoiden operiert. Ich<br />

wählte diese Klinikum, weil ich es in 10 Minuten zu Fuß von meiner<br />

Wohnung erreichen kann.<br />

Am nächsten Morgen teilte mir der Stationsarzt mit, dass ich <strong>nach</strong><br />

Hause gehen soll! Ich sagte ihm, dass ich kein Wasser lassen kann.<br />

Er meinte nur: „Das kommt von der Narkose. Das gibt sich wieder!"<br />

Am Abend des 13. 7. schleppte ich mich unter starken Schmerzen<br />

zur ersten Hilfe des AVK. Dort erzählte ich die Vorgeschichte und<br />

bekam endlich einen Blasenkateter! Als ich dies am 15. 7. meinem<br />

Chirurgen erzählte, war er ganz entsetzt.<br />

Inzwischen bin ich (am 16. 8.) im Universitätsklinikum Benjamin<br />

Franklin erfolgreich an der Prostata operiert worden, und es geht mir<br />

wieder recht gut. Wenn ich das nächste Mal ins Krankenhaus<br />

müsste, wähle ich wieder das Universitätsklinikum Benjamin Franklin.


zurück<br />

Hans-Christian Arlt<br />

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Warten auf Grundsicherung – schon seit über 1 ½ Jahren<br />

Sicher teilen viele behinderte und ältere Menschen dieses Problem.<br />

Ich wohne in Marzahn-Hellersdorf.<br />

Es ist ja bekannt, dass die Ämter ohne zusätzliches Personal die<br />

Aufgabe übernehmen mussten und dass viele Anträge gestellt<br />

wurden. Da die Not eben groß ist, bei steigenden<br />

Lebenshaltungskosten!<br />

Man hört, dass es sich ohnehin sehr schwierig gestaltet, wenn man<br />

mit einem Partner zusammenlebt, auch wenn dieser nur von einem<br />

Minimum existiert und es ohne gegenseitige Unterstützung schon<br />

jetzt nicht mehr ginge. Und dies alles mit Blick auf Hartz IV! Zu<br />

guter Letzt behauptet auch noch ein Abgeordneter der CDU-Fraktion,<br />

dass erst seit Anfang 2004 ein Anspruch auf diese Leistung bestehe!<br />

Und auch vom „<strong>Berliner</strong> Kurier" kamen nur Empfehlungen statt<br />

aktiver Hilfe!<br />

Einmal habe ich in der langen Zeit des Wartens auf<br />

Grundsicherungsleistungen, d. h. auf fehlendes Geld, etwas<br />

Schriftliches in die Hand bekommen!<br />

K. Nawrotzky<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Wichtig ist eine individuelle Förderung der<br />

Kinder<br />

– auch in der Schule!<br />

Am Anfang sei es ganz schwer gewesen: Für die aus der Türkei<br />

stammende Mutter habe ein erstes großes Problem <strong>nach</strong> der Geburt<br />

ihrer Tochter in den fehlenden Deutschkenntnissen bestanden. Da<br />

sich bei ihrer Tochter Aysel schon bald eine starke<br />

Entwicklungsverzögerung zeigte, wurde es nötig, sich gut zu<br />

informieren, auf dieser Grundlage eine fundierte Hilfe zu<br />

organisieren und sich in entstehenden Auseinandersetzungen auch<br />

durchsetzen zu können.<br />

Da aber auf den Ämtern im damaligen Bezirk Schöneberg keine<br />

türkischsprachigen Informationen – z. B. zur Möglichkeit der<br />

Einzelfallhilfe u. a. – erhältlich waren, hätten wirklich wichtige<br />

Informationen sie damals nur <strong>nach</strong> dem Prinzip Zufall erreicht.<br />

Schwierigkeiten seien auch mit der ärztlichen Diagnose entstanden,<br />

denn im Zusammenhang damit seien falsche Entscheidungen<br />

getroffen worden, sei z. B. lange Zeit eine unzureichend<br />

spezialisierte Logopädin zu Rat gezogen worden.<br />

Obwohl Aysel dann als ein so genanntes Integrationskind in einen<br />

Hort aufgenommen worden war, habe sich dort lange Zeit niemand<br />

gefunden, der bzw. die entsprechend aufmerksam und entsprechend<br />

kompetent für sie zuständig war.<br />

So sei sie dort – trotz entsprechender Hinweise der Mutter – anfangs<br />

mit ihren Ängsten nicht richtig ernst genommen worden: Im<br />

Zusammenhang mit einer Erkrankung der Kiefermuskulatur hat<br />

Aysel zum einen Schwierigkeiten beim Sprechen, zum anderen fällt<br />

ihr aber auch das Kauen, d. h. auch das Essen schwer. So habe sie<br />

den Mahlzeiten im Hort immer mit Ängsten entgegen gesehen,<br />

worauf aber von den im Hort Tätigen niemand entsprechend<br />

einfühlsam reagierte.<br />

Dieses Problem, mit ihren Erfahrungen und den darauf beruhenden<br />

Sorgen und auch Entscheidungen im Hinblick auf ihre Tochter nicht<br />

hinreichend ernst genommen zu werden, sei der Mutter in der


zurück<br />

Auseinandersetzung mit zahlreichen Institutionen und „Experten"<br />

immer wieder begegnet. Ein Problem, das sich im Hinblick auf ihre<br />

Tochter Aysel umso drängender stellt, als diese sich aufgrund ihrer<br />

Artikulationsschwierigkeiten und damit verbundener Ängste nicht<br />

hinreichend selbst vertreten kann.<br />

Auch in der Vorschule habe sie keine guten Erfahrungen gemacht:<br />

Die Erzieherinnen und Erzieher hätten für Aysel schließlich eine<br />

Schule für Kinder mit einer so genannten geistigen Behinderung<br />

empfohlen. In einer Integrationsschule wäre Aysel – so die damalige<br />

„Empfehlung" – wohl überfordert.<br />

Die Mutter sah sich daraufhin zu der Entscheidung veranlasst, ihre<br />

Tochter aus dieser Vorschule herauszunehmen; und es gelang ihr,<br />

für sie einen Platz in einer Integrationsschule zu finden, wo Aysel<br />

mittlerweile erfolgreich die 4. Klasse besucht.<br />

Auch diese Erfahrung kehrte – so die Mutter – öfters wieder, die<br />

Erfahrung, dass Aysel gleichsam abgestempelt wurde. Immer wieder<br />

sei sie als „geistig behindert" beurteilt worden, weshalb sie doch gar<br />

nicht in der Lage sei, z. B. das Lesen und das Schreiben zu lernen.<br />

Jetzt, in der 4. Klasse, scheint sich die Einschätzung der Mutter zu<br />

bestätigen, dass bei Aysel alles nur etwas später beginnt, dass es<br />

einfach um eine individuelle Förderung der Kinder gehen muss: Denn<br />

Aysel beginne jetzt erfolgreich zu lesen und zu schreiben, beginne<br />

auch schon, englische Wörter zu lernen.<br />

Rainer Sanner<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Ein Fotowettbewerb zum Thema Barrieren<br />

Anfang Juli fiel der Startschuss für den 1. Fotowettbewerb der Heinz<br />

und Mia Krone-Stiftung in Kooperation mit dem Diners Club Magazin.<br />

Mit dem Thema des Fotowettbewerbs „Barrieren" möchte die Heinz<br />

und Mia Krone-Stiftung das Bewusstsein für die vielen Barrieren<br />

schärfen, an die wir alle stoßen – ob mit Behinderung oder ohne.<br />

Doch natürlich haben gerade Menschen im Rollstuhl mit vielen<br />

Hindernissen zu kämpfen, deren sich andere oft nicht bewusst sind.<br />

„Je mehr Leute sich Gedanken machen und ihre Ideen in Bildern<br />

umsetzen, desto besser", meint Carola Krone, Mitglied des<br />

Vorstandes und Geschäftsführerin der Heinz und Mia Krone-Stiftung.<br />

Nun sind alle, die sich von dieser Thematik zu einer Fotoarbeit<br />

inspirieren lassen, aufgerufen, am Wettbewerb teil zu nehmen. Ob<br />

dabei physische, soziale oder Barrieren im Kopf aufgegriffen werden,<br />

liegt ganz beim Fotografen.<br />

„Wir freuen uns sehr, dass wir für den Gewinner unseres<br />

Fotowettbewerbs einen sehr exklusiven Preis finden konnten", sagt<br />

Carola Krone. So wird das Gewinnerbild mit einer 16-tägigen Reise<br />

für zwei Personen in das südliche Afrika belohnt (Wert EUR 4.580):<br />

Der nostalgische Safari-Zug des Shongololo-Expresses fährt<br />

zwischen Windhoek und Kapstadt und bietet so die schönsten<br />

Eindrücke von Namibia und dem Weinland Südafrika.<br />

Höhepunkt des Wettbewerbs wird die offizielle Preisverleihung und<br />

die Eröffnung der Ausstellung im Münchner Künstlerhaus am<br />

Lenbachplatz sein. „Die besten Bilder werden, natürlich mit Nennung<br />

der Fotografen, dort in einer zweiwöchigen Ausstellung der<br />

Öffentlichkeit präsentiert. Am 23. Februar 2005 werden wir diese<br />

Ausstellung glanzvoll eröffnen und den Preis verleihen", so Carola<br />

Krone. Auf dieser Veranstaltung wird unter anderem Frau Anita<br />

Knochner, Behindertenbeauftragte des Bayerischen<br />

Staatsministeriums, sprechen.


Informationen und Unterlagen zum Wettbewerb finden alle<br />

Interessierte auf der Homepage der Heinz und Mia Krone-Stiftung:<br />

www.krone-stiftung.org. Einsendeschluss ist der 30. November 2004.<br />

***<br />

Die Heinz und Mia Krone-Stiftung ist benannt <strong>nach</strong> dem<br />

Unternehmer Heinz Krone, der durch eine Krankheit auf den<br />

Rollstuhl angewiesen war, und seiner Frau Mia. Nach dem Tod ihres<br />

Mannes hat Mia Krone die Stiftung 1999 ins Leben gerufen. Heute<br />

koordiniert Tochter Carola Krone die Aktivitäten der als mildtätig<br />

anerkannten Stiftung: „Wir sind deutschlandweit tätig und haben es<br />

uns zur Aufgabe gemacht, Rollstuhlfahrer bei der<br />

Wiedereingliederung in das tägliche Leben zu unterstützen. Damit<br />

sind wir in Deutschland einzigartig." Ebenso ist es ihr ein wichtiges<br />

Anliegen, auf die Situation von Rollstuhlfahrern in Deutschland<br />

aufmerksam zu machen und gemeinsam in einem Netzwerk dafür<br />

einzutreten, dass Menschen mit einer körperlichen Behinderung<br />

dieselben Rechte und Möglichkeiten offen stehen wie allen anderen<br />

auch.<br />

Mit im Organisationsteam ist auch das Diners Club Magazin, das<br />

traditionsreichste Kreditkartenmagazin Europas. „Ich freue mich,<br />

dass wir hier zusammen mit der Heinz und Mia Krone-Stiftung auf<br />

diese Weise neue Anstöße geben können", meint auch Dr. Hans<br />

Christian Meiser, Herausgeber des Diners Club Magazins. „ Ich hoffe<br />

auf spannende Beiträge und möglichst viele Teilnehmer." Das Diners<br />

Club Magazin informiert monatlich die Besitzer der ersten Kreditkarte<br />

der Welt mit journalistischer Klasse und einer anregenden<br />

redaktionellen Mischung über Zeitgeist und Lebensgefühl rund um<br />

den Globus. Reportagen, Restaurantempfehlungen,<br />

außergewöhnliche Interviews und Tipps renommierter Fachleute<br />

machen das Monatsmagazin zu einem der anspruchsvollsten<br />

deutschen Lifestylemagazine.<br />

Weitere Informationen bekommen Sie unter: Heinz und Mia Krone-<br />

Stiftung, Frau Carola Krone<br />

Agnesstr. 1, 80801 München<br />

Tel.: 0 89/28 67 31-02, Fax: -06<br />

E-Mail: info@krone-stiftung.org


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Die Homepage vom Shongololo-Express: http://www.shongololo.<br />

com/<br />

BBZ<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Buchtipps für und über Kinder mit Handicap<br />

Auch Kinder und ihre Geschwister müssen mit einer angeborenen<br />

oder erworbenen Behinderung leben. Gute Büchern gehen dabei<br />

sowohl auf medizinische Erklärungen als auch auf Anstrengungen,<br />

Selbstzweifel, Mutlosigkeit, Bewältigung des Alltags und das<br />

Verantwortungsgefühl für das Geschwisterkind mit Behinderung ein.<br />

Empfehlenswerte Bilderbücher sind: „Florian lässt sich Zeit" (Tyrolia<br />

Verlag/ab 4 J.), weil er ein Kind mit Down-Syndrom ist. „Ich bin<br />

Laura" (Oetinger) ist ebenfalls betroffen. Dass auch diese Kinder<br />

besondere Entdeckungen machen, wird in „Sei nett zu<br />

Eddie" (Lappan/7 J.) gezeigt. „Meine Füße sind der<br />

Rollstuhl" (Beltz/5 J.) veranschaulicht, wie Rolli-Kinder Spaß haben.<br />

„Michael und Kerstin werden dicke Freunde" (Tyrolia/4 J.) zeigt<br />

anhand der von den Kindern eines integrierten Schülerhortes<br />

gemalten Bilder, wie Fußgänger und Rolli-Fahrerin unbefangen<br />

miteinander umgehen. „Max malt Gedanken" (Gabriel/5 J.) spiegelt<br />

den Alltag in einer integrativen Vorschulklasse. „Kathrin spricht mit<br />

den Augen" (Butzon & Bercker/5 J.), weil sie weder laufen noch<br />

sprechen kann, über ihre Freude am Leben.<br />

Schön sind zum Selberlesen: Der Klassiker<br />

„Vorstadtkrokodile" (Bertelsmann) zeigt die Integration eines Rolli-<br />

Kindes in die Gruppe. Um die Freundschaft zu einem spastisch<br />

gelähmten Mädchen geht es in „Die Rollstuhlprinzessin" (Altberliner).<br />

„Regenbogenkind" (Thienemann) berichtet über eine Schwester und<br />

„Paul ohne Jacob" (Sauerländer) über einen Bruder mit Down-<br />

Syndrom. „Alice im stummen Land" (Ueberreuter) erzählt, wie die<br />

17-Jährige ihre wahre Stimme findet. „Das Eigentor" (dgvt)<br />

thematisiert Epilepsie. „Wie Licht schmeckt" (Hanser) handelt von<br />

der Liebe des 14-jährigen zur blinden Sonja.<br />

„Tage mit Eddie" (dtv junior) filmt seine Schwester für eine<br />

Wettbewerb-Teilnahme. „Drachenflügel" (dtv junior) erzählt vom<br />

isolierten Leben mit einem behinderten Bruder. „Das Mädchen am<br />

Fenster" sitzt im Rolli, macht Beobachtungen und wird mit Gewalt


zurück<br />

konfrontiert.<br />

Trotz der angesprochenen Problematik sind diese Bücher<br />

unterhaltend und auch spannend zu lesen.<br />

© Gabriele Becker<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Oktober 2004<br />

Mit den Flügeln der Phantasie: die Gruppe<br />

Nebelhorn<br />

In einem leer stehenden Keller vom „Haus Kilian", einer Wohnstätte<br />

für Menschen mit Behinderung, hatte im Jahr 1995 die Gruppe<br />

Nebelhorn ein erstes Obdach gefunden. Dort konnten die Teilnehmer<br />

der Gruppe, Menschen mit und Menschen ohne Behinderung, damals<br />

mit der gemeinsamen Arbeit beginnen.<br />

Eine für viele und vieles offene Werkstatt<br />

In den überquellenden Atelierräumen wachsen manchmal Zweige<br />

aus einem Holzkreuz, entstehen Kaninchen und andere Objekte aus<br />

unterschiedlichsten Materialien, ein zum Himmel gerichteter,<br />

zurückgebogener kahler Frauenkopf, aus dessen weit geöffnetem<br />

Mund unhörbar, aber sichtbar ein Schrei dringt, oder ein riesiger<br />

Kopf, zusammengesetzt aus Hunderten zu Masken aus weißem Gips<br />

erstarrter Menschengesichter, einer unübersichtlichen Schar<br />

verschlossener Schicksale.<br />

Im November 1996 war ein Verein gegründet worden, um die Arbeit<br />

der Gruppe Nebelhorn finanziell abzusichern, und im September<br />

1997 hatte die Gruppe einen neuen, sehr abgelegenen Ort für ihr<br />

Atelier im Lühlerheim, einer Einrichtung für nicht sesshafte<br />

Menschen in Schermbeck, mitten im Weselerwald gefunden.<br />

Das Atelier der Gruppe Nebelhorn wurde an diesem abgeschiedenen<br />

Ort zu einer ‚offenen’ Werkstatt, wo an vier Tagen der Woche jeweils<br />

Bewohner des Hauses Kilian, des Lühlerheims, Teilnehmer aus<br />

umliegenden Werkstätten für Menschen mit Behinderung und<br />

Interessierte aus der näheren oder weiteren Umgebung die<br />

Möglichkeit fanden und finden, sich kreativ zu begegnen.<br />

Im Juni 2004 konnte dank praktischer und finanzieller Hilfe von<br />

vielen Seiten und <strong>nach</strong> schwerer Arbeit ein Erweiterungsbau für das<br />

alte Atelier eröffnet werden: 240 Quadratmeter Raum sind<br />

hinzugekommen, eine rollstuhlgerechte Rampe führt vom alten<br />

Atelier ins neue. Vor allem für Arbeiten an Plastiken und Skulpturen


soll das neue Atelier jetzt dienen, aber auch für die Arbeit an Foto-<br />

und Videokreationen. Auch mit solchen neuen Medien will die Gruppe<br />

Nebelhorn Erfahrungen sammeln und <strong>nach</strong> Möglichkeiten des<br />

Ausdrucks suchen. Doch vor allem soll das Atelier jetzt auch<br />

größeren Gruppen die Möglichkeit bieten, sich bei der kreativen<br />

Arbeit gegenseitig anzuregen, gemeinsam auch längerfristig<br />

projektbezogen zu arbeiten.<br />

Noch wie Schiffe im Nebel<br />

Gemeinsam versuchen hier Menschen mit und ohne Behinderung,<br />

Grenzen zu überwinden, nähern sich – daher auch der Name der<br />

Künstlergruppe – beim gemeinsamen schöpferischen Arbeiten<br />

einander an wie Schiffe im Nebel, die sich per Horn verständigen.<br />

Hier treffen sich Menschen mit körperlicher, mit geistiger oder<br />

psychischer Behinderung, nicht behinderte Teilnehmer, Menschen<br />

mit Suchtproblemen oder Obdachlose zwischen sieben und<br />

fünfundsiebzig Jahren. Heute schaffen sie es wohl noch nicht, die<br />

gesellschaftlichen Grenzen ganz zu überwinden, so<br />

Raoul Avellaneda, der künstlerische Leiter der Gruppe: „Aber<br />

vielleicht in dreißig Jahren." Trotzdem hält es sie zusammen. Was ist<br />

der Kitt, der sie verbindet? „Das aus dem Rahmen fallen dürfen."<br />

So hatte z. B. Ingeborg Veelmann in verschiedenen<br />

Volkshochschulkursen bereits gelernt, mit konventionellen<br />

Gestaltungsmitteln umzugehen. Trotz immer wieder gelingender<br />

Ergebnisse suchte sie <strong>nach</strong> neuen Herausforderungen. Als Malte<br />

Jokiel sie in der Gruppe Nebelhorn vor die Alternative stellte: „Du<br />

musst mich malen – eine halbe Stunde hast du Zeit, denn dann<br />

werde ich sterben", war sie ganz direkt herausgefordert, öffnete sie<br />

sich darüber für die spontane Porträtmalerei.<br />

Durch direkte und gefühlsbetonte Reaktionen der Teilnehmer mit<br />

Behinderung wurden die anderen immer wieder dazu angeregt,<br />

Dinge anders zu sehen, ihre bisherige Wahrnehmung zu<br />

hinterfragen. So wurden Türen aufgestoßen, um – gedanklich oder<br />

kreativ – auszubrechen. Über dieses gemeinsame kreative Gestalten<br />

sei gleichzeitig deutlich geworden, dass das „Behindert-sein" nur als<br />

eine andere Möglichkeit von „Sein", von Denken und Fühlen zu<br />

erfahren ist.<br />

Mehr Informationen zum Projekt der Gruppe Nebelhorn und eben


zahlreiche Abbildungen von entstandenen Arbeiten sind den zwei<br />

bisher veröffentlichten Katalogen zu entnehmen, die bei der unten<br />

genannten Adresse auch bestellt werden können. Der eine, zum<br />

‚Köpfe’-Projekt, kann mit der ISBN-Nummer 3-934380-68-6 auch im<br />

Buchhandel bestellt werden.<br />

Alltag unter dem Leuchtturm<br />

„Hier dürfen sich alle entblößen, ohne bestraft zu werden",<br />

beschreibt Raoul Avellaneda das Konzept der gemeinsamen Arbeit.<br />

Dabei gibt er, der im Jahre 1995 die Gruppe gründete, immer mal<br />

wieder ein wenig Hilfe, Tipps, was die Umsetzung der Ideen angeht:<br />

„Einige sind am Boden mit riesigen Zeichnungen beschäftigt, die sie<br />

mit feinen schwarzen Linienstrukturen bedecken, andere tragen<br />

gewichtige Sachen herein, um Metallskulpturen zu konstruieren, ein<br />

Grüppchen unterhält sich noch weiter bei einer Tasse Kaffee und<br />

unsere zahme Katze wird von jemandem unter dem Tisch mit Futter<br />

versorgt. Ich höre befreites Lachen, aber öfter auch traurige<br />

Stimmen, die von den Begebenheiten des Alltags draußen<br />

erzählen ..."<br />

„(...). Hin und wieder wird mein Name gerufen – da gibt es sicher<br />

ein ungelöstes Problem. Manchmal tauchen ungewisse Fragen auf,<br />

die schwierig zu beantworten sind; aber auch selbstbewusste<br />

Überlegungen werden angestellt: Wie kann ich in meinem Bild das<br />

Licht zum Leuchten bringen? Ist es wohl möglich, Schmerz<br />

darzustellen? (...) Ich möchte einen gigantischen Leuchtturm bauen,<br />

der die Farben des Prismas aufstrahlen lässt, um unseren ganzen<br />

Garten damit zu erhellen."<br />

Ja, als ob dieser Leuchtturm schon stehen und die an diesem<br />

abgeschiedenen Ort untergebrachten Ateliers mit der in ihnen<br />

stattfindenden Arbeit erhellen würde, wurde die Gruppe Nebelhorn<br />

im Jahre 2003 <strong>nach</strong> Beauvais bei Paris eingeladen, wo für das<br />

Europäische Jahr der Menschen mit Behinderung in Frankreich ein<br />

zentraler Veranstaltungsort war.<br />

Aber auch andernorts ist die Gruppe Nebelhorn mit ihren Arbeiten<br />

und eben als gemeinsam kreativ gestaltende Gruppe immer wieder<br />

zu Gast, z. B. alljährlich beim Jazz-Festival in Moers, und vielleicht<br />

auch bald, – wir hoffen sehr auf ein gutes Gelingen der schon<br />

begonnenen Planungen, – hier in Berlin.


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Die Adresse: Nebelhorn e. V., Marienthaler Str. 10, 46514<br />

Schermbeck, Tel.: 0 28 56 / 98 09 42<br />

Rainer Sanner<br />

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