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(oder wer) ist alt? - Berliner Behindertenzeitung

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<strong>Berliner</strong> Behinderten-<br />

verband e. V. (BBV)<br />

Inh<strong>alt</strong>sverzeichnis der Ausgabe 12-04/1-05<br />

Aktuelles nach Redaktionsschluss<br />

● Bilanz des BBV zum Jahres- wechsel 2004/2005<br />

Weiteres aus dem Inh<strong>alt</strong><br />

● Kurzzeitpflege-<br />

möglichkeiten aus Sicht der Eltern<br />

● Eine kleine Bilanz für das Jahr 2004<br />

● Barrierefreie Rechtsanw<strong>alt</strong>s-<br />

kanzlei eröffnet<br />

● Fachkonferenz „Menschenrechte und Behinderung“<br />

Allgemeiner<br />

Behindertenverband<br />

in Deutschland (ABiD)<br />

● Benachteili<br />

gungsverbot für Menschen mit Behinderungen in Pressekodex<br />

aufnehmen<br />

● Glückwunsch zur Auszeichnung<br />

● „Nichts <strong>ist</strong> unmöööglich ... Toyotaa!“<br />

● Hilfsmittel<br />

● „Die Situation von Menschen mit Behinderungen“<br />

● Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl<br />

● Gesünder durch Mobilität im Alter<br />

● Probleme bei der Vergabe von Integrationshilfen für Studierende<br />

mit Behinderung<br />

● „UN-Konvention ...“ – wo bleiben die behinderten Frauen??<br />

● Blickwechsel: Sieh’s mal anders<br />

● Literaturrätsel<br />

● Barrieren in der <strong>Berliner</strong> Biblio- thekslandschaft<br />

● Rund um das im Kopf<br />

● Spielfilm: „Das weiße Rauschen“<br />

Impressum Kontakt<br />

Mediadaten<br />

Anzeigen<br />

Ausgabe 11/04 Ausgabe 10/04 Ausgabe 9/04 Archiv<br />

Mit Kraft und Ausdauer ins<br />

neue Jahr<br />

Das Jahr 2004 war geprägt von den so<br />

genannten Hartzgesetzen I, II, III und<br />

IV und von den Montagsdemos gegen<br />

Sozialabbau. Für uns <strong>Berliner</strong> gab es<br />

unendlich viele widersprüchliche<br />

Meldungen zum Telebus. Dem Anbieter<br />

wurde gekündigt, die Fr<strong>ist</strong> bis Juni<br />

verlängert ... – Was geschieht wirklich?<br />

Wie nun überraschend bekannt wurde,<br />

haben BVG und Senat einen „Letter of<br />

Intend" (Vorvertrag) zum<br />

Sonderfahrdienst unterschrieben.<br />

Fortsetzung<br />

Telebus: BZA-Kampf um<br />

Erh<strong>alt</strong> gescheitert<br />

Nichts geht mehr bezüglich der<br />

Freizeitfahrten für behinderte Menschen,<br />

obwohl der BZA Betriebsrat Presse,<br />

Politiker, Freunde und Verbündete zu<br />

einer außerordent- lichen und<br />

öffentlichen Betriebsver- sammlung<br />

geladen hatte. Fortsetzung<br />

„Schatzk<strong>ist</strong>e Rostock“ –<br />

wäre das was für Berlin?<br />

In Rostock, einer Ostseestadt mit<br />

200.000 Einwohner/-innen, gibt es seit<br />

ca. fünf Monaten die „Schatzk<strong>ist</strong>e", eine<br />

„Kontakt- und Partnervermittlung für<br />

Menschen mit Behinderungen".<br />

Die Idee einer Agentur für<br />

Partnervermittlung dieser Art auf<br />

Gesundheitskarte statt<br />

Chipkarte<br />

Die Gesundheits- <strong>oder</strong> Patientenkarte,<br />

die ab 2006 die bisherige Chipkarte der<br />

gesetzlichen Krankenversicherungen<br />

ersetzen soll, <strong>ist</strong> derzeit eines der<br />

größten IT-Projekte weltweit, an denen<br />

gearbeitet wird. Die Kosten für dieses<br />

Projekt sind immens, denn nicht nur 80<br />

Millionen privat und gesetzlich<br />

Versicherte müssen diese neue Karte<br />

erh<strong>alt</strong>en; darüber hinaus müssen alle<br />

180.000 niedergelassenen Ärzte und<br />

Zahnärzte, 22.000 Apotheken, 2.200<br />

Krankenhäuser und 280 Krankenkassen<br />

in Deutschland miteinander vernetzt<br />

<strong>wer</strong>den. Fortsetzung<br />

Disability Studies in Prag<br />

institutionalisieren<br />

Am vergangenen Wochenende<br />

(13./14.11.2004) trugen Ing. Jana Hrda<br />

(Prag) und Dr. Ilja Seifert (Berlin) mit<br />

ihrem zweiten Blockseminar an der<br />

traditionsreichen Prager Karlsuniversität<br />

dazu bei, das Konzept der „Disability<br />

Studies" auch in der Tschechischen<br />

Republik besser bekannt zu machen.<br />

Fortsetzung<br />

40 Jahre „Aktion Mensch“<br />

Die „Aktion Mensch" lud am 28.10.2004<br />

zu ihrer Jubiläumsfeier in die ehemaligen<br />

Werkshallen der Siemens Kabel<strong>wer</strong>ke in<br />

Spandau ein und ca. 900 Prominente<br />

und weniger Prominente, darunter einige<br />

behinderte Menschen, kamen.<br />

Fortsetzung<br />

Reichstagsgebäude zum<br />

ertasten


● Mögliche Perspektiven zum gemeinsamen Unterricht<br />

"Spenden ohne Geld"<br />

Behinderter sammelt<br />

Briefmarken aller Art,<br />

besonders abgestempelte<br />

für behinderte Menschen in<br />

Bethel. Bitte helfen auch<br />

Sie!<br />

Stefan Fliß,<br />

Lechtenberg 4,<br />

48720 Rosendahl-Darfeld<br />

___________________<br />

barrierefrei planen<br />

Dipl.-Ing. Heino Marx (ehemals Movado)<br />

barrierefreie Gest<strong>alt</strong>ung, Beratung und Planung<br />

Langhansstr 63,<br />

13086 Berlin,<br />

Telefon:<br />

0 30/4 71 51 45 o.<br />

0 30/47 1 30 22,<br />

Fax: 0 30/4 73 11 11<br />

***<br />

Unsere Linkl<strong>ist</strong>e<br />

***<br />

Impressum<br />

***<br />

Mediadaten und Anzeigen-Kontakte<br />

***<br />

Kontakt: Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong><br />

c/o BBV e.V.<br />

Jägerstraße 63 D 10117 Berlin-Mitte<br />

Tel.: 030/65 88 03 41 Fax: 030/65 88 03 43<br />

E-Mail: berliner-behinderten<br />

zeitung@berlin.de<br />

***<br />

gemeinnütziger Basis stammt aus<br />

Hamburg, wo der Psychologe und<br />

Sexu<strong>alt</strong>herapeut Bernd Zemella 1998<br />

begann, das Projekt aufzubauen.<br />

Fortsetzung<br />

Ein intensives Leben auf<br />

Rädern<br />

Jürgen Bergmann schreibt zum Thema<br />

"Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl". Fortsetzung<br />

Die Zentral- und<br />

Landesbibliothek in Berlin<br />

Die <strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek in Mitte<br />

wurde 1901 gegründet und befand sich<br />

in der Ritterakademie, welche im zweiten<br />

Weltkrieg zerstört wurde. Das heutige<br />

Gebäude wurde nach Plänen der<br />

Architekten Lehmann, Mehlan und<br />

Kussat nach schwedischem Vorbild an<br />

gleicher Stelle erbaut.<br />

Die Amerika-Gedenkbibliothek in<br />

Kreuzberg soll an die Blockade 1948/49<br />

erinnern. Die USA hatten dem<br />

Regierenden Bürgerme<strong>ist</strong>er Ernst Reuter<br />

eine Spende von 5 Mio. $ für kulturelle<br />

Zwecke übergeben.<br />

Fortsetzung<br />

Blinde sollen künftig das Reichstags-<br />

gebäude plastisch erfahren können.<br />

Fortsetzung<br />

Erfahrungen mit der<br />

Versandapotheke Doc Morris<br />

Der Bezug von Medikamenten über das<br />

Internet kann problematisch sein.<br />

Cartsten Sporkman schreibt hierzu: "Zur<br />

Beschaffung der Pflege-Verbrauchs-<br />

materialien gemäß dem Anspruch der<br />

monatlichen Pauschale in Höhe von<br />

31,00 EUR nach SGB XI habe ich<br />

erstmals bei der niederländischen<br />

„Pionier"-Versandapotheke DocMorris<br />

bestellt (www.docmorris.com).<br />

Fortsetzung<br />

Konzert – Kultur im<br />

Kle<strong>ist</strong>haus – Gesang aus<br />

Böhmen und Mähren<br />

Das Martinu-Quartett aus Prag mit<br />

Kersten Straßburg am Klavier gab<br />

anlässlich des 100. Todestages von<br />

Antonín Dvorák ein Konzert, das dem<br />

Kompon<strong>ist</strong>en und seinem Klavierquintett<br />

in A-Dur op. 81 gewidmet war.<br />

Fortsetzung<br />

Reiseinformationen vom Netz<strong>wer</strong>k „barrierefrei reisen“ des<br />

Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter e. V.,<br />

bfr-news 10-2004: Fortsetzung<br />

bfr-news 11-2004: Fortsetzung<br />

bfr-news 12-2004: Fortsetzung


zurück<br />

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Unsere Zeitung erscheint im Druck schwarz/weiß auf schlichtem Papier. Als<br />

Zweitfarbe haben wir Rot.<br />

Wünschen Sie ein Probeexemplar?<br />

Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung


Inh<strong>alt</strong>sverzeichnis der Ausgabe Dezember 2004<br />

<strong>Berliner</strong> Behinder- tenverband e.<br />

V. (BBV)<br />

Allgemeiner<br />

Behindertenverband<br />

in Deutschland (ABiD)<br />

Mit Kraft und Ausdauer ins neue Jahr Schnur, Ute<br />

Impressum Kontakte<br />

Die Gesundheitskarte Bauersfeld, Hannelore<br />

Telebus: BZA-Kampf um Erh<strong>alt</strong> gescheitert BVG und Senat<br />

unterzeichneten am 17.11.2004 Vorvertrag<br />

Bauersfeld, Hannelore<br />

Erfahrungen mit der Versandapotheke Doc Morris Sporkmann, Carsten<br />

Kurzzeitpflegemöglichkeiten aus Sicht der Eltern Neumann, Kr<strong>ist</strong>in<br />

Eine kleine Bilanz für das Jahr 2004 Hoffmann, Erika<br />

Barrierefreie Rechtsanw<strong>alt</strong>skanzlei eröffnet Bauersfeld, Hannelore<br />

Fachkonferenz ❬Menschenrechte und Behinderung Bauersfeld, Hannelore<br />

Benachteiligungsverbot für Menschen mit Behinderungen in<br />

Pressekodex aufnehmen<br />

Dr. Heinik, Stefan<br />

Glückwunsch zur Auszeichnung Dr. Seifert, Ilja<br />

40 Jahre ❬Aktion Mensch Prescha, Hoppe<br />

Mediadaten<br />

Anzeigen


Disability Studies in Prag institutionalisieren Dr. Seifert, Ilja<br />

❬Nichts <strong>ist</strong> unmöööglich ... Toyotaa! Bauersfeld, Hannelore<br />

Blinde sollen Reichstagsgebäude ertasten können Herausgeber: Deutscher Bundestag<br />

Hilfsmittel Bauersfeld, Hannelore<br />

❬Die Situation von Menschen mit Behinderungen Littwin, Franziska<br />

Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl Bauersfeld, Hannelore<br />

Ein intensives Leben auf Rädern Bergmann, Jürgen<br />

Gesünder durch Mobilität im Alter Nielandt, Jörg<br />

❬Schatzk<strong>ist</strong>e Rostock wäre das was für Berlin? Oldenburg, Heike<br />

Große Probleme bei der Vergabe von Integrations-hilfen für<br />

Studierende mit Behinderung<br />

Sanner, Rainer<br />

❬UN-Konvention ... wo bleiben die behinderten Frauen?? Odenthal, Patricia<br />

Blickwechsel: Sieh s mal anders Bauersfeld, Hannelore<br />

Literaturrätsel Ungenannt, Uta<br />

Barrieren in der <strong>Berliner</strong> Bibliothekslandschaft Sanner, Rainer<br />

Rund um das im Kopf Littwin, Franziska


Spielfilm: ❬Das weiße Rauschen Odenthal, Patricia<br />

Konzert Kultur im Kle<strong>ist</strong>haus Gesang aus Böhmen und Mähren Bauersfeld, Hannelore<br />

Mögliche Perspektiven zum gemeinsamen Unterricht für<br />

Schülerinnen und Schüler mit dem sonderpädagogischen<br />

Fördersch<strong>wer</strong>punkt ❬Ge<strong>ist</strong>ige Behinderung<br />

Die Zentral- und Landesbibliothek in Berlin Dom, Karla<br />

Grund-Maharam, Ursula<br />

bfr-news 11/04 Smikac, Hartmut<br />

bfr-news 12/04 Smikac, Hartmut<br />

Bilanz des BBV zum Jahreswechsel 2004/2005 Dr. Seifert, Ilja<br />

zum Archiv<br />

Unsere Zeitung erscheint im Druck schwarz/weiß auf schlichtem Papier. Als Zweitfarbe haben wir Rot.<br />

Wünschen Sie ein Probeexemplar?<br />

Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung Impressum<br />

Kontakt: Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong>, c/o BBV e.V.<br />

Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin-Mitte<br />

Tel.: 030/ 65 88 03 41, 030/ Fax: 65 88 03 43<br />

E-Mail: berliner-behindertenzeitung@berlin.de<br />

<br />

Mediadaten und Anzeigen-Kontakte


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Am Ende des Jahres 2004 zieht der Vorsitzende des <strong>Berliner</strong><br />

Behindertenverbandes "Für Selbstbestimmung und Würde e.V.<br />

(BBV), Ilja Seifert, in aller Öffentlichkeit eine<br />

Bilanz des BBV zum<br />

Jahreswechsel 2004/2005<br />

Am Ende diesen Jahres geht es den Menschen mit und ohne<br />

Behinderungen – in Berlin und deutschlandweit – eher schlechter<br />

statt besser. Und das sowohl in praktisch-materieller Sicht als auch<br />

in Bezug auf die Stimmung. Populär ausgedrückt: die "gefühlte"<br />

Perspektivlosigkeit steigt proportional zur "erlebten". Der rabiate<br />

Sozialabbau in allen Bereichen (weit über Menschen mit<br />

Behinderungen und chronischen Erkrankungen sowie unsere<br />

Angehörigen hinaus), die damit einhergehende zunehmende<br />

Erk<strong>alt</strong>ung der zwischenmenschlichen Beziehungen und immer<br />

weitere Reduzierung jedweder staatlichen und/<strong>oder</strong> sonstigen<br />

öffentlichen Förderung auf eine betriebswirtschaftliche Kosten-<br />

Nutzen-Rechnung hat die realen Lebens- und Teilhabebedingungen<br />

von Menschen mit Behinderungen voll erfaßt.<br />

Ende vergangenen Jahres, das in Europa – offiziell – den Menschen<br />

mit Behinderungen gewidmet war, faßte der BBV seine Bilanz mit<br />

dem Worten "ernüchtern bis erschreckend" zusammen. Und weiter:<br />

"Nicht nur, daß uns das EJMB keinen nennens<strong>wer</strong>ten Fortschritte in<br />

der Behindertenpolitik, unserer allgemeinen Akzeptanz als<br />

selbstverständlicher Bestandteil der Bevölkerung und/<strong>oder</strong> unserer<br />

sozialen und rechtlichen Sicherung brachte. Nein, wir müssen sogar<br />

erhebliche – strukturell weit in die Zukunft weisende – Rückschläge<br />

konstatieren."


Manchen klangen diese Worte zu düster. Uns wurde Schwarzmalerei<br />

vorgeworfen. Und wir wären froh, hätten wir uns geirrt. Gern würden<br />

wir das heute bekennen. Leider gibt es dafür keinen Grund. Das<br />

Motto "Nichts über uns ohne uns!" verkam zur sinnentleerten<br />

Worthülse. Bestenfalls mutiert es zu: Wir schaffen hunderte neuer<br />

Kommissionen, Arbeitsgruppen und anderer Gremien und lassen die<br />

Selbsthilfe-Aktiv<strong>ist</strong>/innen – möglichst auf eigene Kosten! – von einer<br />

zur anderen hetzen. Dort dürfen sie mitreden und sogar ihre<br />

Erfahrungen einbringen. Entscheiden dürfen sie aber nicht.<br />

Bundespolitik<br />

Kurz vor Jahresende legte die Bundesregierung einen<br />

Behindertenbericht vor. Er umfaßt fast 400 Seiten. Die zuständige<br />

Min<strong>ist</strong>erin, Ulla Schmidt, verstieg sich bei seiner Vorstellung zu der<br />

kühnen These, die Behindertenpolitik der Bundesregierung sei eine<br />

"Erfolgsstory". Der BBV kritisierte das in einer ersten Stellungnahme,<br />

indem wir auf unsere Erfahrungen aus der DDR-Endzeit verwiesen:<br />

Auch damals klafften die realen Wahrnehmungen der Bevölkerung<br />

und die Behauptungen der seinerzeit Herrschenden immer weiter<br />

auseinander. Unsere Erfahrung besagt: Gute Politik läßt sich nicht<br />

von oben her behaupten, sie muß von unter her erlebt <strong>wer</strong>den. Das<br />

<strong>ist</strong> aber nicht der Fall. Der Vorsitzende des Allgemeinen<br />

Behindertenverbandes in Deutschland "Für Selbstbestimmung und<br />

Würde" e.V. (ABiD), unseres Bundesverbandes, Dr. Stefan Heinik,<br />

faßte das in seiner ersten Erklärung zum Behindertenbericht mit den<br />

Worten zusammen: "Selbstbestimmte Teilhabe ohne materielle<br />

Absicherung <strong>ist</strong> nichts <strong>wer</strong>t."<br />

Die Auswirkungen der Gesundheitspolitik (insbesondere des GMG<br />

– Gesundheits-M<strong>oder</strong>nisierungsgesetz) auf Menschen mit<br />

Behinderungen und chronischen Erkrankungen sind mindestens so<br />

arg wie befürchtet: Die Medikamentenkosten stiegen für etliche von<br />

uns in bedrohliche Höhe. Allein dadurch, daß viele Mittel nicht mehr<br />

rezeptpflichtig sind, also in voller Höhe selbst bezahlt <strong>wer</strong>den<br />

müssen, gerieten etliche Betroffene gleich in den ersten Wochen und<br />

Monaten des Jahres in ex<strong>ist</strong>enzielle Bedrängnis. Selbst dort, wo im<br />

Laufe des Jahres Abhilfe geschaffen <strong>wer</strong>den konnte, blieb die Angst<br />

vor dem nächsten Angriff auf die Gesundheit.


Aber auch untergesetzliche Regelungen schlagen immer heftiger zu<br />

Buche. Hier <strong>ist</strong> es insbesondere die immer dre<strong>ist</strong>ere Praxis vieler<br />

Krankenkassen, dringend benötigte Heil- <strong>oder</strong> Hilfsmittel erst mal<br />

nicht zu bewilligen. Und auch Widersprüche <strong>wer</strong>den immer häufiger<br />

abgewiesen. Der Weg über die Gerichte hat zwar große Aussicht auf<br />

Erfolg, die Betroffenen aber müssen in der Zwischenzeit ohne die<br />

dringend benötigten Hilfsmittel (<strong>oder</strong> mit verschlissenen)<br />

auskommen. Ob bei den Kassen tatsächlich ein "Spar"-Effekt<br />

eintritt – immerhin verursacht das ja bei ihnen auch zusätzliche<br />

Kosten für unnötige Gutachter, Anwälte und Gerichtskosten –,<br />

entzieht sich unserer Kenntnis. Aber daß sie ihren "Kunden" einen<br />

Bärendienst erweisen, das wissen wir genau.<br />

Wenn jetzt – in der sentimentalen Vorweihnachtsstimmung von der<br />

Öffentlichkeit nahezu unbeachtet – schon wieder davon geredet<br />

wird, die Zuzahlungen zu bestimmten Inkontinenz-Artikeln<br />

und anderen "Verbrauchsmitteln" drastisch zu erhöhen, haben<br />

wir allen Grund, uns dagegen mit Vehemenz zur Wehr zu setzen.<br />

Im gerade ablaufenden Jahr mußten wir das tun, um zu verhindern,<br />

daß Freifahrtregelungen für behinderte Menschen erheblich<br />

beschränkt würden. Noch immer <strong>ist</strong> nicht ganz klar, ob es sich um<br />

einen "Versuchsballon" – also eine bewußte Provokation – <strong>oder</strong> "nur"<br />

das Vorpreschen eines einzelnen, besonders "spar"-wütigen<br />

Beamten handelte: Fest steht, daß die Bundesregierung uns zwang,<br />

große Teile unserer Kräfte darauf zu ver(sch)wenden, die Pläne,<br />

unsere Mobilität zu ersch<strong>wer</strong>en, wieder in die Schublade zu pressen.<br />

Bleibt als Bilanz, daß wir uns freuen können, immerhin bewiesen zu<br />

haben, daß wir erforderlichenfalls zu koordiniertem und<br />

erfolgreichem Handeln fähig sind. Das <strong>ist</strong> eine wichtige Erfahrung!<br />

Wir müssen aber auch sehen, daß uns die Regierung jederzeit mit –<br />

scheinbar nebensächlichen – kraftraubenden Abwehrkämpfen<br />

"beschäftigen" kann.<br />

Das schwächt uns. Denn eigentlich wollen wir ja aufbauen,<br />

Fortschritte erzielen, die unsere Teilhabe-Möglichkeiten


sichern und erweitern. Davon sind wir gegenwärtig weiter entfernt<br />

denn je.<br />

Die Beschäftigungs-Situation behinderter Menschen <strong>ist</strong> längst<br />

wieder so schlecht wie vor dem 50.000-Job-Programm der<br />

Bundesregierung von 2000 – 2002. Die Arbeitslosenquote<br />

Sch<strong>wer</strong>behinderter liegt weit oberhalb der allgemeinen, die ihrerseits<br />

schon unverantwortlich <strong>ist</strong>. Wieviele von uns längst nicht mehr in der<br />

Stat<strong>ist</strong>ik erscheinen – weil sie mit einer kleinen Rente abgespe<strong>ist</strong><br />

wurden <strong>oder</strong> sich weitere Ablehnungen nicht mehr antun wollten und<br />

daher "freiwillig" auf die Arbeitsplatz-Suche verzichten –, können wir<br />

nicht nachprüfen. Daß wir unter diesen Umständen die nunmehr<br />

angekündigte erneute Job-Initiative mit großer Skepsis betrachten,<br />

dürfte nicht sehr verwundern. Wahlkampf-Strohfeuer brauchen wir<br />

jedenfalls nicht.<br />

Als besonders janusköpfig erwies sich die Regierung in Bezug auf<br />

den "Paradigmenwechsel". Sie und ihre gutgläubigen Anhänger/<br />

innen lassen keine Gelegenheit aus, seine Einleitung – gelegentlich<br />

sogar schon den Vollzug – zu verkündeten. Im praktischen Leben<br />

sehen wir davon wenig bis nichts. Wer uns wirklich mehr<br />

Selbstbestimmung ermöglichen will, muß praktische<br />

Nachteilsausgleichen schaffen bzw. vorhandene ausbauen. Was<br />

Regierungen – auch in Ländern – tun, <strong>ist</strong> das Gegenteil. Wir<br />

befürchten, daß der Paradigmenwechsel in die falsche Richtung<br />

führt. Momentan verstärkt sich der Eindruck, daß mit dem – uns<br />

gestohlenen – Schlagwort "Selbstbestimmung" jeglicher<br />

Nachteilsausgleich als "Fürsorge" denunziert und anschließend<br />

abgeschafft <strong>wer</strong>den soll. Das <strong>ist</strong> nicht unser Ziel.<br />

Der BBV übersieht nicht, daß auch aus der Behindertenbewegung<br />

heraus neuerdings verschiedentlich der Ruf erschallt, daß man sich<br />

von "liebgewordenen Privilegien" trennen und stattdessen die<br />

neu zu schaffenden rechtlichen Möglichkeiten intensiver nutzen solle.<br />

Erst das sei wahre Gleichstellung. Dieser Ansicht widerspricht der<br />

BBV. Die Herstellung gleicher Chancen verlangt geradezu<br />

Ungleichbehandlung derjenigen, die es sch<strong>wer</strong>er haben.<br />

Ungleichbehandlung heißt in diesem Falle: Ausgleich der<br />

behinderungsbedingten (also subjektiv nicht veränderbaren)


Nachteile. Daß dazu auch rechtliche Möglichkeiten gehören, steht<br />

außer Frage. Sie aber lösen unsere Schlechterstellung nicht auf. Sie<br />

können nur dann nützlich sein, wenn die materiellen und ideellen<br />

Nachteile substantiell ausgeglichen <strong>wer</strong>den. Jedenfalls dürfen nicht<br />

erst bestehende Nachteilsausgleichs-Regelungen abgeschafft und/<br />

<strong>oder</strong> durch kosten-, nerven- und zeitraubende rechtliche<br />

Verheißungen ersetzt <strong>wer</strong>den, bevor nicht bindende und ausreichend<br />

stabile neue Instrumentarien funktionieren. Das schließt ein, daß<br />

zeitweilig Parallel-Strukturen bestehen müssen. Die Regierung<br />

scheint einen anderen Weg einzuschlagen, den wir für<br />

unverantwortlich h<strong>alt</strong>en, weil ihn viele Betroffene nicht bewältigen<br />

können: Sie scheint erst einmal wegzu"sparen", was sie irgendwie<br />

für entbehrlich hält und dann auf die "regulierende Wirkung" der<br />

Marktmechanismen zu vertrauen, die bestehende Defizite schon<br />

irgendwann ausgleichen wird.<br />

Nun trat die Bundesregierung kurz vor Jahresende noch mit dem<br />

Entwurf eines Antidiskriminierungs-gesetzes (ADG) an die<br />

Öffentlichkeit. Lange haben wir darauf gewartet, sehr lange. Und<br />

hartnäckig darum gekämpft. Was jetzt vorliegt, umfaßt immerhin<br />

mehr Personengruppen, als von der EU als Mindestanforderung<br />

vorgeschrieben. Das Gegeneinander-Ausspielen scheint also<br />

abgewendet. Das <strong>ist</strong> gut. Wir können stolz darauf sein, gewissen<br />

Verlockungen nicht erlegen zu sein. Immerhin gab es mehrfach<br />

ziemlich unverhohlene Angebote, uns (behinderte Menschen)<br />

aufzunehmen, wenn wir nicht darauf bestünden, auch<br />

Diskriminierungen wegen der geschlechtlichen Orientierung, des<br />

Alters und/<strong>oder</strong> der Religion zu verbieten. Unsere Forderung war seit<br />

Jahr und Tag ein umfassendes ADG.<br />

Dennoch kann uns der vorliegende Entwurf nicht wirklich erfreuen.<br />

Zu vage sind die Schutzbestimmungen. Zu unkonkret – um nicht zu<br />

sagen: gar nicht spürbar – Sanktionen, mit denen<br />

Zuwiderhandlungen (also Diskriminierungen) geahndet <strong>wer</strong>den<br />

sollen. Wie die in Aussicht gestellten Schadensersatz-Ansprüche<br />

gemessen (berechnet) <strong>wer</strong>den sollen, bleibt weitgehend unklar. Ob<br />

ideeller Schaden überhaupt ersetzt <strong>wer</strong>den kann – und wenn ja:<br />

wie? bzw. wieviel <strong>ist</strong> er <strong>wer</strong>t? –, steht in den Sternen. Und es gibt<br />

viel zu viele Ausnahmeregelungen, die der weiteren Benachteiligung<br />

– nur wenig subtiler – Tür und Tor öffnen. Insbesondere gilt das für<br />

die Regelung, daß "ein rechtmäßiges Ziel (angeblich – I.S.) sachlich<br />

gerechtfertigt und die Mittel . . . angemessen und erforderlich" seien


(§ 3 Begriffsbestimmungen, Abs. 2).<br />

Im kommenden Jahr wird dieser Entwurf parlamentarisch behandelt<br />

und vermutlich auch beschlossen. Innerhalb der<br />

Behindertenbewegung gibt es Hoffnungen, daß er noch in unserem<br />

Sinne verbessert <strong>wer</strong>de. Die Erfahrung spricht eher dagegen. Fast<br />

immer kamen Gesetze, die bürgerrechtliche <strong>oder</strong> materielle<br />

Verbesserungen für Benachteiligtengruppen beinh<strong>alt</strong>en, noch<br />

schwächer ins Gesetzblatt als die ursprünglich eingebrachten<br />

Entwürfe. Lobby<strong>ist</strong>en zahlreicher Interessengruppen – hier<br />

insbesondere der Haus- und Grundbesitzer, der Arbeitgeber und von<br />

Kirchen – sind sehr stark. Außerdem scheint die Regierung<br />

tendenziell immer geneigt, eher deren "Argumenten" zu folgen, als<br />

unsere Position zu stärken. Dabei <strong>ist</strong> es fast lächerlich, wenn z.B. der<br />

Haus- und Grundbesitzerverband wegen dieses ADG eine riesige<br />

Prozeßwelle über das Land rollen sieht. Seine Mitglieder scheuen sich<br />

nie, gnadenlos Räumungsklagen anzustrengen, wenn beispielsweise<br />

jemand in Mietrückstand gerät. Der BBV <strong>ist</strong> also skeptisch in Bezug<br />

auf die Erfolgsaussichten, diesen – schwachen – Gesetzentwurf<br />

tatsächlich noch zu verbessern. Dennoch <strong>wer</strong>den wir uns weiterhin<br />

nach Kräften an dem Kampf darum beteiligen.<br />

Der BBV sieht eine große Gefahr darin, daß gleichzeitig an sehr<br />

vielen Stellen Dämme eingerissen <strong>wer</strong>den. Unsere Kräfte reichen bei<br />

weitem nicht aus, überall rechtzeitig zu reparieren. Und wie gesagt:<br />

eigentlich würden wir lieber Neues errichten als nur Bestehendes (z.<br />

T. durchaus verbesserungsbedürftiges) zu verteidigen. Es geht<br />

darum, den "Mainstream" zu ändern. Das <strong>ist</strong> eine<br />

Titanenaufgabe. Der "Mainstream", dem wir ausgesetzt sind, den<br />

es also zu stoppen und umzukehren gilt, wälzt mit<br />

unverantwortlicher Spar-Hysterie soziale H<strong>alt</strong>egriffe weg. Er<br />

verkleidet seinen neoliberalen Kern mit m<strong>oder</strong>nen, positiv besetzten<br />

Begriffen wie "Eigenverantwortung", "Selbstbestimmung".<br />

Gleichzeitig verteufelt er "Mitnahmementalität",<br />

"Versorgungsdenken", "Fürsorge" usw. Als wenn das eine durch das<br />

andere ersetzt <strong>wer</strong>den sollte! Nein, Fürsorge muß durch<br />

Selbstbestimmung auf eine höhere Qualitätsstufe gehoben <strong>wer</strong>den.<br />

Eigenverantwortliches Handeln braucht eine materielle Basis, also<br />

eine gewisse (soziale) Sicherheit. Wer in ex<strong>ist</strong>enzieller Not <strong>ist</strong> – z.B.<br />

gegen seinen/ihren Willen ins Heim muß <strong>oder</strong> früh nicht aus dem<br />

Bett kommt, weil kein/e Ass<strong>ist</strong>ent/in da <strong>ist</strong> usw. –, kann nichts selbst


estimmen. Wir brauchen also einen "Disability Mainstream",<br />

das Denken (und Handeln aller politischer und<br />

Verw<strong>alt</strong>ungsebenen) aus der Sicht von Menschen mit<br />

Behinderungen.<br />

Ein Ausdruck der – für mache von uns ex<strong>ist</strong>enz-, gelegentlich sogar<br />

lebensbedrohenden – "Spar-Hysterie" <strong>ist</strong> der jüngst im Bundesrat<br />

verabschiedete Gesetzentwurf zur Entlastung der Kommunen<br />

(GEK). Sollte er Gesetz <strong>wer</strong>den, bedrohte uns der Kostenvorbeh<strong>alt</strong><br />

nicht mehr "nur" im Sozialhilferecht, sondern dann auch noch der<br />

von dieser Seite. Das ohnehin schon auf sehr wackligen Beinen<br />

humpelnde Wusch- und Wahlrecht würde noch weniger <strong>wer</strong>t. Das<br />

trifft Menschen mit Behinderungen hart, behinderte Frauen<br />

vermutlich noch ärger.<br />

Im ablaufenden Jahr erlebten wir erstmalig großflächige Einschnitte<br />

im Behindertenbereich. Besonders sichtbar betroffen waren/sind<br />

blinde Menschen. Landesblindengelder – wir vermochten auch in<br />

Berlin nicht, das zu verhindern – wurden gekürzt, in Niedersachsen<br />

sogar fast vollständig abgeschafft. Daß das eine beachtliche Protest-<br />

und Solidarisierungswelle mit sich brachte, <strong>ist</strong> ein (kleiner)<br />

Lichtblick. Zwar verloren wir die Schlacht, aber vielleicht lernten wir,<br />

besser (gemeinsam) zu kämpfen? Außerdem zwang uns die<br />

Rücksichtslosigkeit, mit der die niedersächsische Regierung zu<br />

Werke ging, unsere Argumentation zu überprüfen. Dabei kann es –<br />

längerfr<strong>ist</strong>ig – durchaus wichtig <strong>wer</strong>den, daß wir begreifen, daß eine<br />

"Mitleids-Argumentation", die unterschiedliche Behinderungen<br />

gegeneinander abwägt, sich eher gegen uns richtet. Vielmehr muß<br />

um verbindliche und bedarfsgerechte Nachteilsausgleiche für alle<br />

gekämpft <strong>wer</strong>den. Ansonsten <strong>wer</strong>den wir nur wieder erfolgreich<br />

gegeneinander ausgespielt.<br />

Alternativen<br />

Es erhebt sich die Frage, ob es überhaupt – machbare – Alternativen<br />

gibt. Dann: worin sie bestehen. Und: Ob wir, die angeblich<br />

"Schwächsten der Gesellschaft", die Kraft haben, ihre Umsetzung in<br />

die Wege zu leiten.


Die Bundesregierung stellt ihre Politik als <strong>alt</strong>ernativlos dar. Dabei<br />

beruft sie sich auf weltweite Trends. Die Globalisierung. Den freien<br />

Wettbe<strong>wer</strong>b. Den Sparzwang. Den Abschied vom Wohlfahrtsstaat<br />

usw.<br />

Der BBV unterstützt das vom ABiD im Mai 2003 vorgestellte NAGAS-<br />

Konzept (Eckpunkte für ein Nachteilsausgleichsgesetz mit<br />

Ass<strong>ist</strong>enzsicherungscharakter; www.abid-ev.de/infos). Das <strong>ist</strong> ein<br />

Diskussionsangebot. Ein Vorschlag, anders zu denken, sozialer zu<br />

handeln, besser zu leben.<br />

Im September d.J. eröffnete ein Bündnis verschiedener<br />

Behindertenorganisationen unter Federführung von ForseA die<br />

Kampagne "Reißt die Mauern nieder!" Damit eröffneten wir<br />

einen "Marsch aus den Institutionen". Das <strong>ist</strong> ein weit in die Zukunft<br />

gerichtetes Konzept. Es will selbstbestimmte Wohn- (und Arbeits-)<br />

formen für behinderte Menschen zur selbstverständlichen Normalität<br />

machen. Der BBV geht nicht davon aus, daß tatsächlich im<br />

kommenden Jahr alle Mauern bestehender Einrichtungen (z.B.<br />

Wohnheime usw.) eingerissen <strong>wer</strong>den. Wir verstehen diesen<br />

konzeptionellen Ansatz aber so, daß zumindest ab sofort keine<br />

neuen Monstereinrichtungen mehr errichtet <strong>wer</strong>den dürfen. Parallel<br />

dazu können/müssen/sollen neue Wohnformen ausprobiert und<br />

erfolgreiche gefestigt <strong>wer</strong>den. Auch dieses Konzept hat – wie das<br />

NAGAS – einen visionären Charakter. Deshalb unterstützt der BBV<br />

es.<br />

Solche – und ähnliche – Konzepte benötigen aber einen<br />

tatsächlichen Perspektivenwechsel: Jegliches politisches<br />

Handeln und jegliche Verw<strong>alt</strong>ungsmaßnahme muß unter dem<br />

Blickwinkel erfolgen: Nützt das den Menschen mit Behinderungen<br />

und ihren Angehörigen (im Alltag), hat es keine Auswirkungen <strong>oder</strong><br />

schadet es sogar? Dazu sind sachkundige Betroffene als Experten<br />

ernst zu nehmen. Das wiederum erfordert auch innerhalb der<br />

Betroffenenbewegung die Bereitschaft zur Weiterbildung, zum<br />

Erfahrungsaustausch. Ein – vom BBV unterstützter – Weg dazu kann<br />

die Förderung von "Disability Studies" als eigener


Wissenschaftszweig (mit Forschung und Lehre) sein. Nicht zufällig <strong>ist</strong><br />

der BBV Mitbegründer des "Kompetenzzentrums barrierefrei" an der<br />

Technischen Universität Berlin. Es könnte sich zu einem von<br />

mehreren Zentren der "Disability Studies" entwickeln.<br />

<strong>Berliner</strong> Politik<br />

Auch in Berlin hinterließ das ablaufende Jahr schmerzliche Spuren<br />

bei behinderten Menschen.<br />

Die Kürzung des Blindengeldes stand ganz am Anfang des Jahres.<br />

Wir vermochten nicht, sie zu verhindern. Trotz engagierten<br />

Einsatzes.<br />

Haupt- und Dauerthema der Betroffenen war jedoch das ganze Jahr<br />

über die TELEBUS-Frage. Hier finden wir scheinbar festgezurrte,<br />

sich gegenseitig nahezu ausschließende Positionen. Und um alles<br />

wabert ein undurchschaubarer Nebel von Vermutungen,<br />

Unterstellungen, Halbwissen, Halbwahrheiten, Ängsten, tatsächlichen<br />

Erlebnissen (positiver und negativer Art), Ankündigungen,<br />

Rücknahmen usw. usf.<br />

Der BBV-Vorstand versuchte das ganze Jahr über, sich allen Seiten<br />

gegenüber so fair und so offen wie möglich zu verh<strong>alt</strong>en. So hielten<br />

wir uns mit Kommentaren, Presseerklärungen, Aufrufen zu Protesten<br />

usw. sehr zurück. Stattdessen versuchten wir, mit Aufklärung über<br />

Fakten, mit Podien zum Erfahrungs- und ggf. Interessenaustausch<br />

(nicht zuletzt auf unserm Verbandstag) zur Versachlichung<br />

beizutragen. Unterm Strich müssen wir konstatieren: Mit mäßigem<br />

Erfolg. Die BERLINER BEHINDERTENZEITUNG (BBZ) verwandte in<br />

mehreren Ausgaben einen beträchtlichen Teil ihres Umfangs zur<br />

Information über den jeweils aktuellen Stand.<br />

Fakt <strong>ist</strong>, daß die Unsicherheit unter Teilen der Benutzer/innen, der


Fahrer und Subunternehmer sowie der Dispatcher nach wie vor groß<br />

<strong>ist</strong>. Hinzu kommt, daß erstmalig ein veritabler Dissens mit dem<br />

Landesbehindertenbeauftragten zutage trat. Seine Aufforderung an<br />

behinderte Menschen, öfter den ÖPNV zu nutzen, stieß auf<br />

erheblichen Widerstand. Insbesondere h<strong>alt</strong>en ihm viele Betroffene<br />

entgegen, daß das alles nur "Schönwetter-Varianten" seien, nicht<br />

aber ganzjährig nutzbare Alternativen zum TELEBUS. Ob – und wenn<br />

ja: wie? – die BVG zukünftig als Betreiber in Erscheinung tritt,<br />

scheint noch immer nicht endgültig geklärt. Der Eindruck, daß der<br />

Senat nie irgendein anderes Konzept als die Übergabe an die BVG<br />

ernsthaft prüfte, konnte nicht aus der Welt geschafft <strong>wer</strong>den. Wir<br />

beenden dieses Jahr in dieser Frage also mit mindestens<br />

ebensogroßer Ungewißheit, wie wir hineingingen. Das <strong>ist</strong> sehr<br />

unbefriedigend.<br />

Die gemeinsame Aktion aller <strong>Berliner</strong> Behindertenorganisationen am<br />

5. Mai, bei der wir auf Barrieren an Geldautomaten aufmerksam<br />

machten, war zwar medial durchaus ein beachtlicher Erfolg, es<br />

gelang uns aber im Nachhinein nicht, tatsächliche Verbesserungen<br />

– gar eine generelle Änderung – herbeizuführen. Hier also müssen –<br />

und <strong>wer</strong>den – wir weiterarbeiten.<br />

Mit der Verbandsklage des BBV gegen den Senat erzielten wir<br />

einen Erfolg, der durchaus als mittelgroß eingestuft <strong>wer</strong>den darf. Das<br />

Ergebnis des gerichtlichen Vergleichs, der im August erzielt wurde,<br />

<strong>ist</strong>, daß im Olympiastadion die barrierefreiere Nutzbarkeit<br />

zumindest für Rollstuhlfahrer/innen weitgehend hergestellt wird.<br />

Erste konkrete Umsetzungsprojekte wurden bereits mit BBV-<br />

Vertretern beraten. Wir bleiben dran. Allerdings müssen wir auch<br />

zugeben, daß in Bezug auf kontrastreiche Besucherführung und<br />

andere Barrieren für sinnesbehinderte Menschen nur wenig erreicht<br />

wurde.<br />

Kurz vor Jahresende war es eine Presseerklärung des BBV, die die<br />

<strong>Berliner</strong> Öffentlichkeit darauf aufmerksam machte, daß das<br />

Präventionsschwimmen für ungefähr 900 behinderte Kinder und<br />

Jugendliche im kommenden Jahr gestrichen <strong>wer</strong>den sollte. Unser<br />

Aufschrei half, diese Maßnahme rückgängig zu machen. Das freut<br />

uns. Allerdings wissen wir noch nicht, wo nun an anderer Stelle diese


"Einsparungen" erzielt <strong>wer</strong>den sollen.<br />

Der BBV<br />

Am 13. Januar k.J. wird der BBV 15 Jahre <strong>alt</strong>. Wir <strong>wer</strong>den das am<br />

Sonnabend, dem 15.1.2005, feiern. Immerhin waren wir eine der<br />

ersten Organisationen, die von Anfang an Ost- und Westberliner<br />

(Menschen mit Behinderungen) vereinigten. Deshalb beginnen wir<br />

unsere Feier auch mit einem dre<strong>ist</strong>ündigen Kolloquium: "15 Jahre<br />

BBV – 15 Jahre Einheit". Anschließend feiern wir bei Tanz,<br />

Geselligkeit, Buffet und einigen künstlerischen Einlagen.<br />

Unsere wichtigsten behindertenpolitischen Aktivitäten des gerade<br />

ablaufenden Jahres sind weiter oben bereits benannt. Für einen rein<br />

ehrenamtlich arbeitenden Verband erscheint uns das allerhand. Daß<br />

eigentlich viel, viel mehr getan <strong>wer</strong>den müßte, weiß niemand besser<br />

als wir selbst. Unsere Kräfte sind jedoch nicht unerschöpflich.<br />

Das liegt u.a. auch daran, daß sowohl unsere Mitgliederzahl als auch<br />

die der wirklich regelmäßig Aktiven weiterhin stagniert. Noch fanden<br />

wir keine wirkungsvollen Methoden, massenhaft neue Mitglieder zu<br />

gewinnen. Hier bleibt noch viel Arbeit.<br />

Nicht unerwähnt bleiben soll aber, daß ABiD und BBV zu den ersten<br />

gehörten, die sich einer Initiative anschlossen, den Deutschen<br />

Presserat aufzufordern, das im Grundgesetz (Art. 3.3) seit 1994<br />

festgeschriebene Benachteiligungsverbot für Menschen mit<br />

Behinderungen auch in den Pressekodex aufzunehmen und so zur<br />

Umsetzung dieses Verfassungsgebots beizutragen.<br />

Wir geben nicht auf!<br />

Mit dem BBV <strong>ist</strong> weiterhin zu rechnen!


zurück<br />

Dr. Ilja Seifert<br />

BBV-Vorsitzender<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Kurzzeitpflegemöglichkeiten aus Sicht der<br />

Eltern<br />

Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) des<br />

Landesjugendhilfeausschusses1 <strong>ist</strong> in ihrem Abschlussbericht nach §<br />

78 SGB VIII „Hilfen für und Integration von behinderten jungen<br />

Menschen" zu der Ansicht gelangt, dass es keine „Hinweise auf eine<br />

Bedarfslücke" bezüglich Kurzzeitpflegeeinrichtungen für Kinder und<br />

Jugendliche mit Behinderungen gibt.<br />

Dieser Behauptung entgegen steht eine große Gruppe von Eltern<br />

eben dieser Kinder und Jugendlichen, die händeringend nach<br />

geeigneten Kurzzeitpflegeeinrichtungen für ihre Kinder suchen.<br />

Hierbei stoßen sie jedoch nicht selten auf zahlreiche Probleme.<br />

Um die Situation zur Kurzzeitpflege in Berlin zu analysieren, haben<br />

die Vereine „Eltern beraten Eltern von Kindern mit und ohne<br />

Behinderung" und „INTENSIVkinder zuhause" Fragebögen an<br />

Familien, vorrangig mit sch<strong>wer</strong>stbehinderten Kindern und<br />

Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 22 Jahren, verteilt. Neben der<br />

Bedarfserhebung <strong>wer</strong>den die Eltern hier zu bestehenden<br />

Möglichkeiten, Problemen, Wünschen und Vorstellungen bezüglich<br />

der Kurzzeitpflege befragt.<br />

Bei der Aus<strong>wer</strong>tung wurden mehrere Aspekte deutlich:<br />

Es <strong>ist</strong> ein dringender Bedarf an Angeboten zur Pflegeentlastung<br />

vorhanden, so dass dem Abschlussbericht der LAG eindeutig zu<br />

widersprechen <strong>ist</strong>. 95 % der Eltern gaben an, dringend einen Platz<br />

für ihr Kind zu benötigen und stellten zugleich fest, dass vorhandene<br />

Plätze nicht geeignet sind.<br />

Die Gründe hierfür sind zahlreich: Gerade bei Kindern, die sch<strong>wer</strong>e<br />

Schädigungen haben, können oft nicht die medizinische Versorgung


und der zum Teil sehr hohe Pflegeaufwand gewährle<strong>ist</strong>et <strong>wer</strong>den.<br />

Auch die unzureichende Ausstattung bestehender Einrichtungen wird<br />

beklagt. Es fehlt an speziellen Pflegebetten und anderen<br />

Versorgungsgegenständen, so dass viele Kinder nicht betreut <strong>wer</strong>den<br />

können. Personell sind bestehende Herbergen oft ebenfalls nicht<br />

prädestiniert, pflegebedürftige Kinder und Jugendliche zu betreuen.<br />

Me<strong>ist</strong> steht nur Personal zur Verfügung, das nicht autorisiert <strong>ist</strong>,<br />

beispielsweise Sauerstoff zu verabreichen.<br />

Sowohl für Kinder mit aut<strong>ist</strong>ischen Verh<strong>alt</strong>ensweisen als auch für<br />

Kinder, die auf Gebärdensprache <strong>oder</strong> andere Mittel der<br />

Unterstützten Kommunikation angewiesen sind, gibt es kaum<br />

geeignetes Personal in den Einrichtungen, so dass eine<br />

Unterbringung hier zusätzlich ersch<strong>wer</strong>t wird.<br />

Einige Eltern nahmen Herbergen nur einmalig in Anspruch, da ihr<br />

Kind danach „abgemagert" und krank nach Hause kam. Zudem wird<br />

beklagt, dass aufgrund bestehenden Personalmangels zu wenig<br />

individuelle Betreuung stattfindet und keine pädagogischen/<br />

therapeutischen Angebote gemacht <strong>wer</strong>den.<br />

Viele Herbergsplätze richten sich überwiegend an Erwachsene,<br />

Kurzzeitpflegeplätze oft an <strong>alt</strong>e Menschen. Da die gemeinsame<br />

Unterbringung von Kindern und Jugendlichen mit Älteren jedoch<br />

grundsätzlich problematisch <strong>ist</strong>, verzichten viele Eltern auf diese<br />

Möglichkeit.<br />

Ein Aspekt, der die Unzulänglichkeit bestehender Herbergen<br />

außerdem unterstreicht, <strong>ist</strong> der scheinbare Widerspruch zwischen<br />

der hohen Be- und Überlastung der Eltern und der geringen Nutzung<br />

bestehender Kurzzeitpflegeangebote.<br />

Lebenswege gGmbH bietet einen Platz zur Kurzzeitpflege in einer<br />

Familie mit einer Pflegefachkraft an. Diese Variante wurde von den<br />

Eltern als sehr positiv beurteilt. Hier können jedoch nur Kinder bis<br />

circa 7 Jahre betreut <strong>wer</strong>den.<br />

Bezüglich ihrer Vorstellungen zur geeigneten Kurzzeitpflege waren<br />

sich die Eltern in vielen Punkten einig:<br />

Sie wünschen sich eine familiäre und liebevolle Atmosphäre für ihr


Kind, in der eine individuelle 1:1 <strong>oder</strong> 1:2 „Rund- um- die- Uhr" -<br />

Betreuung garantiert wird. Nur wenn das Kind in seinen Bedürfnissen<br />

wahrgenommen wird und die Eltern sich sicher sein können, dass<br />

auch ihr Kind die nötige Erholung hat, können sie loslassen.<br />

Ausstattungstechnisch fordern betroffene Eltern u. a. spezielle<br />

Betten, entsprechende Stühle und Badversorgung.<br />

Die Einrichtung soll zudem gewährle<strong>ist</strong>en können, dass das Personal<br />

neben der Pflege der Kinder auch Freizeitangebote und<br />

therapeutische Möglichkeiten anbieten kann.<br />

Bezüglich der Ausbildung des Personals differieren die Ansichten je<br />

nach Betroffenheit des Kindes. Einig sind sich aber alle Befragten<br />

darin, dass auf alle Fälle eine Bereitschaft und die Verantwortung<br />

vorhanden sein müssen, mit sch<strong>wer</strong>stbehinderten Kindern und<br />

Jugendlichen, die zum Teil auch in Lebensgefahr sind, zu arbeiten.<br />

Weiterhin fordern gerade Eltern von so genannten „Intensivkindern",<br />

dass schon vorhandenes häusliches Pflegepersonal in die<br />

Kurzzeitpflege mit eingebunden <strong>wer</strong>den kann.<br />

Zusammenfassend <strong>ist</strong> festzustellen, dass es im Bereich der<br />

Kurzzeitunterbringung in Berlin laut Aussagen betroffener Eltern eine<br />

gravierende Versorgungslücke gibt. Besonders Kinder und<br />

Jugendliche mit einem erhöhten Pflegebedarf können nicht adäquat<br />

untergebracht <strong>wer</strong>den. Somit haben viele Eltern so gut wie keine<br />

Möglichkeit, sich von ihrer massiven Belastung zu erholen, der sie oft<br />

rund um die Uhr, jahrelang und ohne Unterbrechung ausgesetzt sind.<br />

Es <strong>ist</strong> daher unbedingt erforderlich, Kurzzeitpflegemöglichkeiten zu<br />

schaffen, die sowohl pädagogische Eingliederungs- und<br />

Förderangebote als auch Pflege und medizinische Versorgung<br />

gewährle<strong>ist</strong>en.<br />

Eltern müssen ihr Kind guten Gewissens in fremde Hände geben<br />

können. Nur so haben sie die Chance, selbst neue Kraft zu schöpfen<br />

und weiterhin ihren Anforderungen als Eltern gerecht zu <strong>wer</strong>den.<br />

Wenn schon aus gesetzlichen und finanzierungsgründen KZP für<br />

Eltern nicht kurzfr<strong>ist</strong>ig möglich, erscheint uns als Lösung,<br />

stattdessen eine (zweite) Verhinderungspflege zu gewähren. Damit<br />

die Kassen nicht weiter auf dem Rücken der so belasteten Familien


zurück<br />

sparen!<br />

Kr<strong>ist</strong>in Neumann<br />

„Eltern beraten Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung" e.V.<br />

1 In der Sitzung am 10.07.2002.<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Eine kleine Bilanz für das Jahr 2004<br />

Nicht nur viele neue Gesetze und Verordnungen zeigen, dass ein<br />

Jahr sich wieder dem Ende neigt. Für viele Menschen <strong>wer</strong>den die<br />

Lebensumstände sicher nicht besser. Da <strong>ist</strong> es um so wichtiger, dass<br />

es noch Räume und Möglichkeiten gibt, wo dem Bürger geduldige<br />

und kompetente Ansprechpartner für die kleinen und großen<br />

Probleme des Alltags zur Verfügung stehen.<br />

Die Begegnungszentren des Beschäftigungs<strong>wer</strong>kes <strong>wer</strong>den Ihnen<br />

auch im nächsten Jahr mit einem umfangreichen Angebot an<br />

persönlichen Hilfen und Veranst<strong>alt</strong>ungen zur Verfügung stehen. Auf<br />

unserer Web-Site im Internet (www.beschaeftigungs<strong>wer</strong>k.de) und in<br />

den Veranst<strong>alt</strong>ungsprogrammen unserer Begegnungszentren <strong>wer</strong>den<br />

Sie sicher die Angebote finden, die Ihren persönlichen Interessen<br />

entsprechen <strong>oder</strong> für Sie wichtige Hilfen bereitstellen.<br />

Bedanken möchte ich mich bei den Mitarbeitern/-innen des<br />

Beschäftigungs<strong>wer</strong>kes und unseren vielen ehrenamtlichen Helfern,<br />

durch deren fleißige Arbeit die gute Bilanz diesen Jahres möglich<br />

wurde. Aus unserer Jahresstat<strong>ist</strong>ik für 2004 möchte ich Ihnen<br />

nachfolgend einige Daten nennen, die neben den Le<strong>ist</strong>ungen unserer<br />

Mitarbeiter/-innen insbesondere die Notwendigkeit von vielfältigen<br />

sozialen Angeboten in unserer Gesellschaft verdeutlichen:<br />

● Wir hatten durchschnittlich 15 Arbeitsförderprojekte;<br />

● in denen durchschnittlich 60 Mitarbeiter beschäftigt waren;<br />

● durch unsere Mitarbeiter wurden 20.244 Einsätze für Bürger/innen<br />

zur mobilen Hilfe gele<strong>ist</strong>et;<br />

● dabei haben wir 286 Bürger/-innen ständig im mobilen<br />

Hilfedienst betreut, hinzu kommt noch einmal die gleiche<br />

Anzahl an Bürgern/-innen, die spontan auf unsere<br />

Mobilitätshilfeangebote zurückgegriffen haben;<br />

● in unseren Begegnungszentren haben 2.604 Veranst<strong>alt</strong>ungen<br />

stattgefunden;<br />

● insgesamt haben 29.532 Bürger/-innen unsere Einrichtungen<br />

besucht und an Veranst<strong>alt</strong>ungen teilgenommen und<br />

● wir haben für unsere Mitarbeiter 3.084 Stunden Qualifizierung<br />

angeboten.<br />

Diese Zahlen belegen, dass der Anspruch an unsere Arbeit auch im


zurück<br />

nächsten Jahr sehr hoch sein wird. Wir stellen uns dieser<br />

Anforderung gern und wünschen unseren Besuchern, Klienten sowie<br />

allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern/-innen und natürlich<br />

Ihnen schöne Weihnachtsfeiertage und ein gesunde neues Jahr 2005.<br />

Brigitte Hoffmann<br />

Geschäftsführerin des<br />

Beschäftigungs<strong>wer</strong>kes – arbeit für berlin e.V.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Barrierefreie Rechtsanw<strong>alt</strong>skanzlei eröffnet<br />

Es gab lecker’ Schnittchen und Häppchen satt, die immer wieder<br />

frisch zubereitet wurden. Hier ein Grüppchen Rollstuhlfahrer, dort ein<br />

anderes - und die me<strong>ist</strong>en davon in den üblichen Rollstuhlfahrer-<br />

Kreisen noch nie gesichtet, würde ich meinen. Ein wenig Familie, ein<br />

paar Studien- <strong>oder</strong> Berufskollegen und:<br />

Mittendrin der Hausherr - ein wenig feierlich verspannt, bis dann<br />

endlich der stets gut gelaunte Bezirksbehindertenbeauftragte von<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf, Hartwig Eisel mit dem Klebeschildchen<br />

„Berlin barrierefrei" kam. Sobald die passende Stelle an der<br />

Schaufensterscheibe gefunden war, wurde es so richtig gemütlich bei<br />

der Eröffnung der neuen Rechtsanw<strong>alt</strong>skanzlei von<br />

Herrn Rechtsanw<strong>alt</strong> Jörg Albers, in der Düsseldorfer Straße 2 in<br />

10719 Berlin-Wilmersdorf (Telefon: 030-797 30 28) - www.joergalbers.de.<br />

Vita Albers<br />

Herr Rechtsanw<strong>alt</strong> Albers wurde in Friesland geboren und lebt seit<br />

gut 20 Jahren in Berlin. Nach 10jähriger Berufstätigkeit im mittleren<br />

Dienst bei der <strong>Berliner</strong> Polizei schlug er die Laufbahn zum<br />

Rechtsanw<strong>alt</strong> ein und <strong>ist</strong> nunmehr seit Oktober 2003 als<br />

Rechtsanw<strong>alt</strong> selbständig.<br />

Seit 1996 <strong>ist</strong> er aktiv im Behindertensport als Sportler, Trainer und<br />

Schiedsrichter tätig und zur Zeit auch selbst Spieler beim RSC Berlin<br />

in der Abteilung Rollstuhlbasketball.<br />

Einen Fachanw<strong>alt</strong> für was auch immer zu finden, <strong>ist</strong> schon gar nicht


so leicht, einen Rechtsanw<strong>alt</strong> zu kennen, zu dessen besonderen<br />

Interessen das Sozialrecht gehört, <strong>ist</strong> ein Glücksfall, denn einer<br />

großen Zahl Anwälte sind die Gebühren im Sozialrecht zu niedrig,<br />

um wirklich an Sozialrecht interessiert zu sein.<br />

Sozialrecht<br />

Zum Sozialrecht gehören die Bereiche der Renten-, Kranken- und<br />

Unfallversicherung, der Pflege- Arbeitslosenversicherung sowie der<br />

Sozialhilfe.<br />

Herr Albers kennt sich in all diesen Bereichen aus und berät <strong>oder</strong><br />

vertritt die Interessen seiner Klienten auch bei Problemen mit dem<br />

Kranken- und Pflegegeld, bezüglich Er<strong>wer</strong>bsminderung <strong>oder</strong><br />

Altersrente, im Hilfsmittelbereich sowie bei Fragen zum<br />

Arbeitslosengeld.<br />

Aber auch im Dienstrecht von Beamten ergeben sich Fragen, wenn z.<br />

B. nach einem Dienstunfall eine Er<strong>wer</strong>bsminderung gegeben <strong>ist</strong>.<br />

Wird ein Antrag abgelehnt, kann man RA Albers beauftragen,<br />

Einspruch einzulegen.<br />

Polizeirecht<br />

Durch seine langjährige Tätigkeit als Polizeibeamter sind Herrn RA<br />

Albers die Probleme, denen man hier ausgesetzt sein kann, bekannt:<br />

Strafverfahren, Disziplinarverfahren, Ermittlungsverfahren und deren<br />

Folgen, wie beispielsweise erhebliche finanzielle Einbußen, sind keine<br />

Fremdworte für ihn.<br />

Er berät und vertritt auch in allen strafrechtlichen und<br />

disziplinarrechtlichen Angelegenheiten<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Fachkonferenz „Menschenrechte und<br />

Behinderung“<br />

„Wir brauchen eine internationale Konvention, die behinderte<br />

Menschen vor Diskriminierungen schützt und ihr Recht auf<br />

Selbstbestimmung, Chancengleichheit und Teilhabe festschreibt",<br />

sagte der Parlamentarischer Staatssekretär Franz Thönnes auf der<br />

Fachkonferenz im Kle<strong>ist</strong>haus am 22. November 2004: Rechte von<br />

behinderten Menschen auch international absichern<br />

„Ich freue mich, dass auf der internationalen Ebene intensiv über die<br />

Rechte der Menschen mit Behinderungen diskutiert wird. Denn so<br />

wichtig die nationalen Regelungen sind, wir benötigen auch<br />

international eine Übereinkunft, dass Menschen mit Behinderungen<br />

nicht diskriminiert <strong>wer</strong>den dürfen: Nicht im Job, nicht beim Besuch<br />

von Theater, Kino <strong>oder</strong> Restaurants, nicht im Miteinander in unserer<br />

Gesellschaft."<br />

Im Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Gesundheit und Soziale Sicherung findet<br />

fand – erstmalig in Deutschland – eine Konferenz mit internationaler<br />

Beteiligung zur geplanten Konvention der Vereinten Nationen zum<br />

Schutz und zur Förderung der Rechte und der Würde von Menschen<br />

mit Behinderungen statt.<br />

Die Fachkonferenz „Menschenrechte und Behinderung" beschäftigt<br />

sich mit vier für die Konvention wichtigen Themenbereichen:<br />

– Dem Diskriminierungsbegriff,<br />

– dem Schutz vor Eingriffen in die Selbstbestimmung von Menschen<br />

mit Behinderungen u. a. durch Zwangsunterbringung und<br />

-behandlung,


– der internationalen Zusammenarbeit zur Sicherung der<br />

Menschenrechte für behinderte Menschen<br />

– und mit der Frage eines Monitoring-Systems.<br />

Die Konferenz, an der international anerkannte Experten und<br />

Expertinnen, Parlamentarier und Parlamentarierinnen,<br />

Min<strong>ist</strong>eriumsvertreter und -vertreterinnen sowie Vertreter und<br />

Vertreterinnen der großen Behindertenverbände teilnahmen, wurde<br />

vom BMGS, dem Auswärtigen Amt und dem Beauftragten der<br />

Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen organisiert.<br />

Experten schätzen, dass weltweit etwa 600 Millionen Menschen mit<br />

Behinderungen leben. Sie sind immer noch häufig Opfer von<br />

Diskriminierungen, ihre Menschenrechte <strong>wer</strong>den verletzt. Die<br />

Menschenrechtskonventionen bieten keinen ausreichenden Schutz,<br />

daher hat die UNO die Erarbeitung einer Übereinkunft speziell zum<br />

Schutz behinderter Menschen auf ihre Agenda gesetzt.<br />

Seit Januar diesen Jahres verhandelt ein von der<br />

Generalversammlung eingesetzter Ad Hoc-Ausschuss über einen<br />

Konventionsentwurf.<br />

Thönnes: „Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass in einer<br />

breit angelegten Übereinkunft die bestehenden anerkannten<br />

Menschenrechte vollständig auf Menschen mit Behinderungen<br />

angewendet <strong>wer</strong>den.<br />

Darin sollten die Prinzipien der Nicht-Diskriminierung, der<br />

Chancengleichheit, der Selbstbestimmung und der Teilhabe<br />

verankert <strong>wer</strong>den. Wichtig <strong>ist</strong>, dass sich behinderte Menschen bei<br />

der Entwicklung der Konvention beteiligen können, und dass auch<br />

ein Monitoring-Verfahren eingerichtet wird, das die Einh<strong>alt</strong>ung der<br />

Konvention überwacht."<br />

In der vergangenen und der laufenden Legislaturperiode wurden in


zurück<br />

Deutschland eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, die die Teilhabe<br />

behinderter Menschen am Leben in der Gesellschaft nachh<strong>alt</strong>ig<br />

stärken (so zuletzt das Gesetz zur Ausbildung und Beschäftigung<br />

sch<strong>wer</strong>behinderter Menschen, das im Wesentlichen im Mai 2004 in<br />

Kraft getreten <strong>ist</strong>).<br />

Entsprechend der hohen Priorität, die die Bundesregierung den<br />

Rechten der behinderten Menschen einräumt, engagiert sie sich auch<br />

innerhalb der Europäischen Union und auf der internationalen Ebene.<br />

H.B. nach einer PR des GMGS<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Benachteiligungsverbot für Menschen mit<br />

Behinderungen in Pressekodex aufnehmen<br />

Dr. Stefan Heinik, Vorsitzender des Allgemeinen<br />

Behindertenverbandes in Deutschland (ABiD), wandte sich mit<br />

folgenden Worten an den Deutschen Presserat:<br />

"Dieser Tage erfuhren wir von einer Initiative von Herrn Dr.<br />

Schmölder aus Gailberg, der Sie seit geraumer Zeit auffordert,<br />

das im Grundgesetz (Art. 3.3) seit 1994 festgeschriebene<br />

Benachteiligungsverbot für Menschen mit Behinderungen auch<br />

in Ihren Pressekodex aufzunehmen und so zur Umsetzung<br />

dieses Verfassungsgebots beizutragen.<br />

Wir unterstützen diese Initiative ausdrücklich, zumal wir wissen, wie<br />

sch<strong>wer</strong> es war, diese Grundgesetzergänzung zu erkämpfen. Im<br />

praktischen Alltagsleben begegnen uns, Menschen mit den<br />

verschiedensten Behinderungen, immer wieder Diskriminierungen.<br />

Teils offen, häufig versteckt, immer verletzend.<br />

Es wäre also durchaus wichtig, wenn sich die Journal<strong>ist</strong>innen und<br />

Journal<strong>ist</strong>en freiwillig dazu bekennen würden, solche<br />

Benachteiligungen weder vorsätzlich noch fahrlässig zuzulassen und<br />

ihnen offensiv entgegen zu treten, wo sie ihrer gewärtig <strong>wer</strong>den.<br />

Zusätzlich erlaube ich mir noch, auf eine journal<strong>ist</strong>ische Floskel<br />

hinzuweisen, die nicht gerade den Tatbestand der Diskriminierung<br />

erfüllt, dennoch aber immer negativer wirkt, je häufiger sie<br />

verwendet wird. Das <strong>ist</strong> die – scheinbar so schön bildhafte –<br />

Formulierung "an den Rollstuhl gefesselt". Damit meint man, die<br />

Sch<strong>wer</strong>e des Schicksalsschlags treffend ausgedrückt zu haben. In<br />

Wirklichkeit reproduzieren Sie damit immer wieder nur das – völlig<br />

falsche – Bild vom ,ständig leidenden Behinderten`. Besonders<br />

absurd wird das, wenn noch ganz erstaunt konstatiert wird, wie


zurück<br />

fröhlich, mit welchem Lebensoptimismus und/<strong>oder</strong> wie ungezwungen<br />

die Betreffenden ,Ihren Alltag me<strong>ist</strong>ern`".<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Glückwunsch zur Auszeichnung<br />

Sehr geehrter Herr Landesbehindertenbeauftragter Marquard,<br />

lieber Martin,<br />

namens des <strong>Berliner</strong> Behindertenverbandes „Für Selbstbestimmung<br />

und Würde" e.V. (BBV) gratuliere ich Dir ganz herzlich zur<br />

Auszeichnung mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der<br />

Bundesrepublik Deutschland. Es freut uns außerordentlich, dass auf<br />

diese Weise Dein jahrzehntelanges Engagement in der<br />

emanzipatorischen Behindertenbewegung – nicht zuletzt im BBV –<br />

geehrt wurde.<br />

Wir wünschen Dir weiterhin viel Kraft, gute Gesundheit und neue<br />

Ideen, mit denen Du die Lebenslage von Menschen mit<br />

Behinderungen auch zukünftig positiv beeinflussen kannst.<br />

Deine Auszeichnung <strong>ist</strong> ein guter Anlass zum Feiern. Ab morgen aber<br />

<strong>wer</strong>den wir wieder – mit Dir – darum kämpfen, dass nicht nur keine<br />

Verschlechterungen der Teilhabemöglichkeiten behinderter Menschen<br />

hingenommen <strong>wer</strong>den müssen, sondern dass wir Schritt für Schritt<br />

zu weiteren Verbesserungen bei der Herstellung umfassender<br />

Barrierefreiheit und von Voraussetzungen zur<br />

Persönlichkeitsentf<strong>alt</strong>ung aller Menschen mit und ohne<br />

Behinderungen kommen.<br />

Nimm´ also bitte unsere Grüße und Glückwünsche als Ausdruck des<br />

Dankes für Deine Arbeit und für Deine persönliche Warmherzigkeit.<br />

Nochmals: Alles Gute!<br />

Dein<br />

Ilja Seifert<br />

***


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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

„Nichts <strong>ist</strong> unmöööglich ... Toyotaa!“<br />

„Die sollen doch erst mal eine Anzeige aufgeben, ehe wir redaktionell<br />

berichten!", ein Spruch, der fast immer auch zusammengeht mit<br />

dem Hintergedanken: „Die wollen sich ja nur an uns bereichern." So<br />

jedenfalls, wenn ganz große Wirtschaftsunternehmen auf<br />

wirtschaftlich ganz kleine Vereine treffen – im Behindertenbereich<br />

zum Beispiel.<br />

Wer war zuerst da: die Henne <strong>oder</strong> das Ei? <strong>ist</strong> die andere Seite der<br />

Medaille: Muss ein Groß-Unternehmen sich wirklich erst „beweisen" à<br />

la „Tue Gutes und rede darüber"?<br />

Sicherlich (über-)lebt auch eine finanziell ziemlich gebeutelte<br />

<strong>Berliner</strong> Behinderten-Zeitung nur, wenn ausreichende<br />

Anzeigenaufträge eingehen, aber ...<br />

... für diesen Bericht haben wir über den Tellerrand geschaut und<br />

können jetzt nur sagen: „Donnerwetter!", <strong>ist</strong> ja stark, wo die Firma<br />

Toyota alles so hilft, sich aktiviert und Gutes tut! Also reden jetzt wir!<br />

Berichte über die von Toyota gesponserte Meeresforschung kann<br />

man reichlich im Fernsehen anschauen, wenn einen die<br />

Meeresforschung denn interessiert.<br />

Doch warum in die Ferne schweifen?<br />

Hauptanliegen der Pressekonferenz der Motor Company Anfang<br />

November 04 war das sportliche Engagement des Unternehmens,<br />

und hier das neue Bundesliga-Frauen-Radteam „Motor Company"<br />

des Traditionsvereins „BRC Zugvogel" Berlin.<br />

Auf dem Bild unten sehen Sie einen Teil des Rades und rechts Mitte<br />

die heißen „Haxen" der coolen Radlerinnen.<br />

Sponsoring im <strong>Berliner</strong> Sport


Unterstützt <strong>wer</strong>den allgemein:<br />

– das neue Bundesliga-Frauen-Radteam mit sechs Profi-Fahrerinnen<br />

unter der sportlichen Leitung von Torsten Wittig,<br />

– die Boxer des SV Motor Babelsberg,<br />

– die Jugendabteilung des Lichterfelder FC,<br />

– die Jugendarbeit des Tennis Borussia Berlin,<br />

– der Toyota-Yaris-Cup-Fahrer Andas Kast.<br />

Im Behindertensport unterstützt die Motor Company als „Offizieller<br />

Förderer des Behindertensportverbandes Berlin" nicht nur den<br />

Behindertensportverband Berlin allgemein, sondern besonders die<br />

jährlich im August durchgeführte und in Behindertenkreisen sehr<br />

beliebte Veranst<strong>alt</strong>ung „Renntag der Bewegung Integrale" auf und<br />

um die Trabrennbahn Karlshorst herum. Eines der dort<br />

stattfindenden Rennen <strong>ist</strong> der „Cup der Motor Company", der jährlich<br />

vergeben wird.<br />

Weiter <strong>wer</strong>den noch die „Internationalen Me<strong>ist</strong>erschaften im<br />

Schwimmen" gesponsert.<br />

Flotte Biene<br />

Bei der jungen Dame, die auf dem Bild rechts oben zu überlegen<br />

scheint: „Na, ob das die richtige Titelzeile <strong>ist</strong>?", handelt es sich um<br />

die herzerfrischend natürliche Claudia Biene, die seit Januar 2004<br />

direkt von der Toyota Motor Company gesponsert wird, wodurch sie<br />

sich ganz auf ihr Psychologiestudium und den Sport konzentrieren<br />

konnte.<br />

Claudia Biene gewann bei den Paralympics 2004 in Athen die<br />

Silbermedaille im Diskus und <strong>ist</strong> amtierende Deutsche Me<strong>ist</strong>erin im<br />

Diskus.


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Sie steht im Speerwurf und im Diskuswurf auf dem<br />

Weltrangl<strong>ist</strong>enplatz 3 und im Weitsprung auf dem<br />

Weltrangl<strong>ist</strong>enplatz 8.<br />

Die Sportlerin, die schon vor ihrer sch<strong>wer</strong>en<br />

Knochenkrebserkrankung mit Amputation im Schulsport und im<br />

Leichtathletikverband aktiv war, startete 2002 neu durch.<br />

Claudia Biene kam als Behindertensport-Repräsentantin zur<br />

Pressekonferenz von Toyota und ging mit einem strahlenden<br />

Lächeln, nachdem die Motor Company die Verlängerung des<br />

Sponsoring-Vertrages bis zur nächsten Olympiade in China öffentlich<br />

bekannt gab.<br />

Wir gratulieren!<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Hilfsmittel<br />

„Nein, nein, nein!" rief Hete vehement und entriss dem <strong>alt</strong>en Herrn<br />

ihre Hand, die er hielt, während er ihr im Stil des 19. Jahrhunderts<br />

einen Heiratsantrag machte. Aus seinen blicklosen Augen sickerte<br />

eine Träne.<br />

Hete, 70, hatte den Heiratsantrag ihres gerade verwitweten,<br />

88jährigen Dienstherren schöde zurückgewiesen. Er war fassungslos,<br />

mir gefror an dem Türsp<strong>alt</strong>, durch den ich heimlich linste, das Blut in<br />

den Adern, denn ich war noch nicht der Real-Satire-Fan, der ich<br />

heute bin.<br />

Meine Mutter rief zum Abendessen. Sie durfte den traumhaft<br />

schönen Blumenstrauß beh<strong>alt</strong>en, während Hete meinem Opa – auch<br />

ohne Legalisierung des Verhältnisses – bis zu seinem Tod die Treue<br />

hielt.<br />

Heute kann aber muss man sich nicht gleich an einen Menschen<br />

binden, wenn man sehbehindert <strong>oder</strong> blind <strong>ist</strong>, um durchs Leben zu<br />

kommen.<br />

Im Haus der Blinden in Berlin-Grunewald kann man ständig<br />

Hilfsmittel, wie z. B. Telefone mit Riesen-Tastaturen <strong>oder</strong> sprechende<br />

Uhren, kaufen und Beratung finden.<br />

Am Buß- und Bettag schaute ich mir eine Hilfsmittel-<br />

Sonderausstellung im Haus der Blinden an und staunte: über den<br />

zusammenf<strong>alt</strong>baren „intelligenten" weißen Stock, über Miniscanner<br />

für die Einkäufe im Supermarkt, sprechende Handys und Super-<br />

Computer, die vorlesen können.<br />

Es gibt auch gute Gründe, heutzutage zu leben ...<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

„Die Situation von Menschen mit<br />

Behinderungen“<br />

So lautete das Thema der Konferenz am 27.10.2004, zu der die<br />

Lichtenberger Bezirksbürgerme<strong>ist</strong>erin Frau Emmrich geladen hatte.<br />

Von den 13,5 % in Lichtenberg lebenden Behinderten waren leider<br />

nur wenige unter den Anwesenden. Dafür Frau Emmrich, die in ihren<br />

einleitenden Worten bereits auf erfolgte, z. B. den Ausbau<br />

ambulanter Betreuungsangebote für psychisch Kranke, und<br />

geplante, z. B. den behindertengerechten Umbau weiterer Schulen<br />

und Freizeiteinrichtungen, Maßnahmen der behindertenpolitischen<br />

Arbeit im Bezirk einging.<br />

Der Landesbeauftragte für Behinderte, Herr Marquard, wies noch<br />

einmal darauf hin, dass barrierefrei nicht gleichzusetzen <strong>ist</strong> mit einer<br />

aussondernden Gest<strong>alt</strong>ung der Umwelt. Herr Lemke, Stellv. des<br />

Vorsitzenden des BBV e.V. und Vorsitzender des Lichtenberger<br />

Behindertenbeirates, rügte die weiteren Einsparungen im ÖPNV.<br />

Lobend erwähnte er die Realisierung des Fahrstuhleinbaus in das<br />

Lichtenberger Rathaus. Anwesend auch Vertreter von Verbänden und<br />

Vereinen, die durch ihre spürbare Arbeit einen wichtigen Beitrag zur<br />

Gleichstellung und Integration Behinderter in die Gesellschaft<br />

gele<strong>ist</strong>et und deren Leben dadurch lebens<strong>wer</strong>ter gemacht haben.<br />

Vorgestellt wurde ein „Papier", das die planbaren Maßnahmen in<br />

Lichtenberg bis 2010 aufzeichnet soweit es der Haush<strong>alt</strong> zulässt. So<br />

sollen weitere Straßenumbauten unter Berücksichtigung<br />

Sehbehinderter erfolgen. Trotz beschränkt möglicher Einflussnahme<br />

<strong>wer</strong>den weiterhin prekäre Versorgungslücken bei ge<strong>ist</strong>ig Behinderten<br />

aufgezeigt.<br />

Franziska Littwin<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl<br />

Opa Schulz marschierte noch im Frühsommer – immer kleiner<br />

<strong>wer</strong>dend und gebeugter gehend – mit seinem Rollator zum nächsten<br />

Supermarkt, um sich seine Lieblingsgetränke – Bier und Schnaps –<br />

selbst einzukaufen. Opa Schulz wird im Dezember 94 Jahre <strong>alt</strong> und<br />

„pfiff" noch vor zwei Jahren allen Röcken unter 70 hinterher. Wirklich!<br />

Seit dem Herbst 2004 wird Opa Schulz von einem Nachbarn im<br />

F<strong>alt</strong>rollstuhl nachmittags an die frische Luft geschoben.<br />

Erika Richter, Vorstandsdame im BBV und 80 plus, wirkt, wenn man<br />

mal so beiläufig zu ihr hinschaut, als wenn ihr E-Rollstuhl immer<br />

größer wird.<br />

Gemeinsam <strong>ist</strong> beiden, dass sie im hohen Alter einen Rollstuhl<br />

brauchen, ihr Körper im Alter „schrumpft" und dass beide „vom Kopf<br />

her" absolut fit sind.<br />

Alt <strong>wer</strong>den <strong>ist</strong> eine Sache, im Rollstuhl <strong>alt</strong> <strong>wer</strong>den eine<br />

andere.<br />

Durch das Alter mit seinen vielfältigen körperlichen<br />

Gebrechlichkeitserscheinungen auf einen Rollstuhl angewiesen zu<br />

sein erklärt die automatische Berechtigung der über 80-jährigen auf<br />

die Benutzung des Telebusses und <strong>ist</strong> somit in den Bereich der<br />

vollkommenen „Normalität" einzuordnen.<br />

Ein wenig weniger „normal" <strong>ist</strong> es da schon, im Alter noch fit im Kopf<br />

zu sein.


Hier setzen dann die Probleme der chronisch kranken Menschen<br />

bereits in jüngeren Jahren an, in die man – in Erwartung des im<br />

Alter üblicheren Rollstuhls – gleich mal die Alters-Demenz mit<br />

hineindenkt:<br />

Rollstuhl = <strong>alt</strong> – <strong>alt</strong> = dement.<br />

Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl beginnt demnach für Menschen mit<br />

Mobilitätsbehinderungen im Auge ihrer Mitmenschen schon viel<br />

früher, als die Betroffenen es selber merken, wissen <strong>oder</strong> wahr<br />

haben wollen.<br />

Was (<strong>oder</strong> <strong>wer</strong>) <strong>ist</strong> <strong>alt</strong>?<br />

Als man noch mit 21 Jahren volljährig wurde, lud das Bezirksamt zu<br />

einer Informationsveranst<strong>alt</strong>ung ein, um die 21-jährigen über ihre<br />

Bürgerrechte und -pflichten zu informieren. Es war faszinierend:<br />

Mädchen und Jungen, die wie 11-jährig wirkten, Männer und Frauen,<br />

die eher wie 31-jährig aussahen und irgendwo dazwischen auch ein<br />

paar, denen man die 21 gegeben hätte.<br />

Alt sein und <strong>alt</strong> aussehen, sind also schon wieder zwei nicht wirklich<br />

verschiedene Dinge, woraus einerseits wohl der Spruch „Jeder <strong>ist</strong> so<br />

<strong>alt</strong>, wie er sich fühlt" entstanden (den Scherzbolde ergänzen durch<br />

„... <strong>oder</strong> wie er/sie sich anfühlt."), während es für die „ältliche" <strong>oder</strong><br />

überholte, „ver<strong>alt</strong>ete" Denkweise eines Menschen höchstens den<br />

„Spießer"-Begriff gibt.<br />

Nachdem ich schon über 15 Jahre lang „Präsidentin" der<br />

Jugendgruppe eines Vereins war, gab es den ersten ernsthaften<br />

Interessenten an meiner Nachfolge, der seine Kandidatur mit dem<br />

Argument untermauerte, dass ich mit meinen 29 Jahren nun aber für<br />

die Jugendgruppe langsam „zu <strong>alt</strong>" <strong>wer</strong>de.<br />

Die Altersbegrenzung in dieser Jugendgruppe lag bei 30 Jahren und<br />

er gewann die nächste Wahl.


Das war mein erster wirklicher „Zusammenstoß" mit der Normalität<br />

des Alterns – und er tat noch weh. Echte Sachargumente wären mir<br />

lieber gewesen.<br />

Ab dem 30. Lebensjahr muss aber auch jeder noch so gesunde<br />

Mensch mit dem Beginn des körperlichen Altersabbaues zu rechnen<br />

anfangen.<br />

Das <strong>ist</strong> biologisch nun einfach mal so, und daher gehe ich hier nicht<br />

auf die verschiedenen Zipperlein und Wehwehchen ein, die ab dem<br />

30. Lebensjahr beginnen können – aber nicht müssen.<br />

Aber auch „berufstechnisch" gesehen, <strong>wer</strong>den die für ihren Beruf „zu<br />

Alten" immer jünger, während andere „immer noch" studieren und –<br />

den allgemeinen Vorurteilen entsprechend – eigentlich zu <strong>alt</strong> sein<br />

<strong>wer</strong>den, wenn sie aus der Ausbildung kommen und einen Job<br />

suchen ...<br />

Verbringt man die Jugendjahre im Krankenhaus und verlässt es mit<br />

dem gesunden Willen eines ins Leben strebenden Menschen, gibt es<br />

– besonders jetzt und auch für behinderte Menschen – eine reiche<br />

Auswahl von Jugend- und Berufsförderungsprogrammen und -<br />

maßnahmen, die so genannte Präventiv-Maßnahmen darstellen,<br />

damit man für das Alter „vorbeugen" und entsprechende<br />

Pflichtbeiträge in die leeren Staatskassen spülen kann.<br />

Vor noch nicht allzu langer Zeit konnte ein mobilitätsbehinderter<br />

Mensch bereits Mitte 30 auf seinen Antrag auf Reha-Förderung den<br />

Bescheid erh<strong>alt</strong>en, dass es sich „nicht mehr lohne" ihn/sie zu<br />

fördern. Ob es eines Tages für Menschen nach dem 30. Lebensjahr<br />

überhaupt noch Reha-Förderungen geben wird, <strong>ist</strong> also fraglich. Aber<br />

fraglos <strong>ist</strong> man in dem Alter noch nicht wirklich <strong>alt</strong> ...<br />

Was aber, wenn man um die 60 und der Schmelz der Jugend<br />

dahin <strong>ist</strong>?


Auf die laut gedachte Überlegung, noch einmal neu durchstarten zu<br />

wollen – in einem neuen Beruf gar, lachen alle bissig: der<br />

Scheidungsrichter, die BfA, das Sozialamt und natürlich auch die<br />

Menschen in seinem/ihrem Umfeld.<br />

Graue Haare und noch arbeiten wollen – so einer muss total verrückt<br />

sein!<br />

Dass man als behinderter Mensch mehr vom Einkommen für den<br />

alltäglichen Nachteilsausgleich verwenden musste und die Rente<br />

daher klein bis mickrig <strong>ist</strong> ... Na und, dafür <strong>ist</strong> doch der Sozialstaat<br />

da, der einspringen muss.<br />

Ha<strong>alt</strong>!<br />

Zuzeiten von allseitigen Sozialreformen, Hinzuzahlungen und<br />

Streichquartetten allerorten ein gefährliches Wunschdenken, von<br />

dem man schon heute im Alter nicht mehr satt <strong>wer</strong>den kann.<br />

Lebensträume – Realitäten<br />

Mit zunehmendem Alter fragt man nicht nur nach<br />

Besitzstandswahrung, sondern überdenkt auch<br />

– auch als Mobilitätsbehinderter! –, ob man all das gemacht hat, was<br />

man so im Leben gern tun wollte: Reisen, Freundschaften pflegen,<br />

Kinder, Partnerschaften ...<br />

Was <strong>ist</strong> daraus geworden? Welche Wünsche, Träume und<br />

Hoffnungen sind erfüllt, welche noch erfüllbar? – Und: Was lässt sich<br />

unser Körper noch an Aktivitäten gefallen? Denn der hat ja<br />

inzwischen ein gewichtiges Wort mehr mitzureden.<br />

Entweder wir haben lebenslang familiäre und freundschaftliche<br />

Kontakte pflegen können, dann <strong>wer</strong>den wir wohl kaum im Alter<br />

einsam sein und stets einen Rollstuhlschieber zur Verfügung haben,<br />

der uns auch mal, ohne Geld zu verlangen, ums Haus schiebt, <strong>oder</strong><br />

wir haben zum Er<strong>wer</strong>b des Nachteilsausgleichs sehr viel gearbeitet,<br />

zur Strafe einen gesundheitlichen Lebenscrash erlebt und stehen nun<br />

ganz alleine da und sagen uns: „Kein Mensch ruft mich an, keine Sau<br />

interessiert sich für mich ..."


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Wo bringt man dann sich ein? Wer rastet, rostet schließlich, und das<br />

will man einfach noch nicht.<br />

Wohin geht man, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt, der noch<br />

nicht soo abgebaut hat wie der Körper?<br />

Es scheint jedenfalls sinnvoller, sich ein kopftechnisch<br />

gleichgelagerteres Umfeld zu suchen, als sich wegen seines<br />

Helfersyndroms am falschen Platz körpertechnisch <strong>oder</strong> gar seelisch<br />

überfordern zu lassen.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Gesünder durch Mobilität im Alter<br />

Begleitende Mobilitätshilfen helfen hochbetagten und<br />

behinderten Menschen fit zu bleiben<br />

Bewegung hält gesund. Diese Volkweisheit gilt es auch im Alter<br />

umzusetzen, wenn körperliche Gebrechen <strong>oder</strong> Behinderung die<br />

eigene Bewegungsfähigkeit einschränken. Und wenn dann die Kräfte<br />

so weit schwinden, dass die eigene Wohnung ohne Begleitung nicht<br />

mehr verlassen <strong>wer</strong>den kann, bedarf es Mobilitätshilfen (Begleitung).<br />

Eine Abwärtsspirale von weniger Bewegung, weiterer körperlicher<br />

Schwächung und weniger Gesundheit kann so aufgeh<strong>alt</strong>en <strong>wer</strong>den.<br />

Diese Erkenntnis wurde am vergangenen Mittwoch auf einem<br />

Symposium der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste im Otto-Suhr-Saal der<br />

Bezirksverordnetenversammlung Mitte aus sozialwissenschaftlicher<br />

und medizinischer Forschung bestätigt und ökonomisch be<strong>wer</strong>tet.<br />

Vor einem etwa 100 Teilnehmer zählenden Fachpublikum, darunter<br />

viele aus den bezirklichen Sozialverw<strong>alt</strong>ungen und aus den<br />

Verbänden im Alten- und Behindertenbereich, stellte Pia<br />

Flaschenträger als ein Ergebnis ihrer Studie zur Mobilität im Alter am<br />

Wissen-schaftszentrum Berlin (WZB) heraus, dass das Bedürfnis<br />

nach außerhäuslicher Aktivität im Alter keineswegs abnimmt.<br />

Eingeschränkt bewegungsfähige Personen sind deutlich<br />

unzufriedener mit ihren Mobilitätsmöglichkeiten. Der Spaziergang<br />

hat für <strong>alt</strong>e Menschen einen besonderen Stellen<strong>wer</strong>t. Das im Alter<br />

bereits kleinste Bewegungsübungen, wie die reine<br />

Muskelanspannung, den körperlichen Abbau verlangsamen,<br />

berichtete Professorin Steinhagen-Thiessen vom Evangelischen<br />

Geriatriezentrum der Charité. Mobilitätshilfe nutze darüber hinaus,<br />

weil hier mit sozialem Kontakt auch kognitiv-sinnlicher Anreiz<br />

gefördert <strong>wer</strong>de, was die Motivation zur Aktivität stärke. So kann<br />

körperlich-ge<strong>ist</strong>ige Bewegung die Ausprägung leicht demenzieller<br />

<strong>oder</strong> depressiver Symptomatik im Alter deutlich mindern. Das ein<br />

krankheitsverhinderndes Verh<strong>alt</strong>en, wie es u. a. eine ausreichende<br />

Aktivität darstellt, Gesundheitsausgaben einsparen hilft, zeigte Dr.<br />

Kurephkat vom Institut für Gesundheits- und Sozialforschung auf.<br />

Der Koordinator der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste, Jörg Nielandt<br />

vom Sozialverband VdK, konnte verdeutlichen, dass ein positiver<br />

Zusammenhang zwischen gesundheitlichem Wohlbefinden und


Begleithilfen im Wohnumfeld bei den vielen hochbetagten <strong>oder</strong><br />

behinderten Menschen besteht, die begleitende Mobilitätshilfen<br />

nutzen. Eine Klientenbefragung ergab, das von diesen die große<br />

Mehrheit (76 %) überhaupt erst durch die unterstützende<br />

Mobilitätshilfe wieder nach draußen gelangen, sich wieder mehr<br />

bewegen (66 %) können und viele wieder selbständiger und aktiver<br />

wurden und darüber letztlich auch mehr Lebensmut entwickelten. So<br />

bezeichnete Frau Lohse, eine gehbehinderte Seniorin aus<br />

Siemensstadt, die <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste als hilfreiche und<br />

lebensnotwendige Einrichtung.<br />

Einig waren sich alle Teilnehmer in der Einsicht eines dringend<br />

gebotenen Ausbaus einer <strong>alt</strong>en- und behindertengerechten<br />

Infrastruktur in Berlin, wie sie sich in dem Hilfesystem der <strong>Berliner</strong><br />

Mobilitätshilfen ausdrücke. Reinald Purmann vom Paritätischen<br />

Wohlfahrtsverband und der Landesbeauftragte für Behinderte, Martin<br />

Marquardt, forderten die zukunftsfähige Gest<strong>alt</strong>ung der Stadt für<br />

eine <strong>alt</strong>ernde Bevölkerung in Berlin. Dieser „Ausbau einer<br />

personellen Ass<strong>ist</strong>enz" für ältere und behinderte Menschen erfordere<br />

aber auch, wie Dr. Ilja Seifert vom <strong>Berliner</strong> Behindertenverband<br />

herausstellte, eine stärkere ethische als rein haush<strong>alt</strong>sökonomische<br />

Be<strong>wer</strong>tung. Im medizinischen Alltag der Chefärztin für Geriatrie des<br />

Dominikus Krankenhauses, Dr. Ulrike Dietrich, sei bereits heute der<br />

Nutzen der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste für Klienten erfahrbar. Für<br />

Henry Kotek von der AOK Berlin sind im Gesundheitsbereich<br />

ehrenamtlich Engagierte gut integrierbar, wie es die <strong>Berliner</strong><br />

Mobilitätshilfedienste vormachen.<br />

19 senatsgeförderte <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste betreuen<br />

zusammen mit kooperierenden ABM-Projekten rund 5 000<br />

hochbetagte und behinderte Menschen durch Begleithilfen,<br />

Rollstuhlschiebedienste <strong>oder</strong> Blindenführungen. Sie le<strong>ist</strong>eten im<br />

vergangenen Jahr eine viertel Million Einsätze und verhalfen so<br />

vielen Menschen dazu, nicht nur länger in ihrer eigenen Wohnung<br />

leben zu können, sondern auch gesünder, wie es das Symposium<br />

aufzeigte.<br />

Zu Danken war für die gelungene Veranst<strong>alt</strong>ung auch der <strong>Berliner</strong><br />

Sozialsenatorin Dr. Heidi Knake-Werner als Schirmherrin und dem<br />

Kuratorium Deutsche Altershilfe der Wilhelmine-Lübke-Stiftung für<br />

die Unterstützung. Die <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste <strong>wer</strong>den von der<br />

Senatsverw<strong>alt</strong>ung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz<br />

gefördert.


zurück<br />

Jörg Nielandt<br />

Sozialverband VdK, Koordinator der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Große Probleme bei der Vergabe von<br />

Integrationshilfen für Studierende mit<br />

Behinderung<br />

Am 11. November 2004 hat sich die Interessengemeinschaft<br />

behinderter und chronisch kranker Studierender mit einem Brief an<br />

den Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Herrn Flierl,<br />

gewandt, um diesem mitzuteilen, dass „die momentane Situation<br />

hinsichtlich der Vergabe von Integrationshilfen (...) nicht tragbar"<br />

sei. Bis zu diesem Zeitpunkt habe „keiner der Studierenden trotz<br />

fr<strong>ist</strong>gerechter Antragstellung einen Bescheid bezüglich der<br />

Genehmigung ihrer Integrationshilfen erh<strong>alt</strong>en"; als Grund dafür<br />

seien von Seiten des Studenten<strong>wer</strong>ks „die fehlenden Mittel" genannt<br />

worden.<br />

Für die Einzelnen sei infolgedessen der kontinuierliche Fortgang des<br />

Studiums nicht mehr gewährle<strong>ist</strong>et: Studienass<strong>ist</strong>enten seien<br />

aufgrund dieser Unklarheit abgesprungen, Veranst<strong>alt</strong>ungen habe<br />

man gar nicht <strong>oder</strong> nur mangelhaft besuchen können und<br />

Lehrmaterial fehle. Bereits unmittelbar bevorstehende<br />

Abschlussarbeiten müssten verschoben <strong>wer</strong>den und Studienanfänger<br />

könnten erst gar nicht mit dem Studium beginnen.<br />

Die Entstehung des Problems<br />

Es wird darauf hingewiesen, dass „diese sich stetig wiederholenden<br />

Schwierigkeiten" eine Situation schaffen, die „im krassen Gegensatz<br />

zu den im Jahr 1999 verabschiedeten Veränderungen im <strong>Berliner</strong><br />

Hochschulgesetz (BerlHG) auf der Grundlage des<br />

Landesgleichberechtigungsgesetzes (LGBG) steht": Mit Artikel IX des<br />

LGBG vom 17. Mai 1999 wurde die folgende Bestimmung in das<br />

BerlHG eingefügt: „Jedem Studenten und jeder Studentin mit<br />

Behinderung soll die erforderliche Hilfe zur Integration nach § 4 Abs.<br />

6 zur Verfügung gestellt <strong>wer</strong>den." Zuständig dafür wurden damals<br />

die (staatlichen) Hochschulen Berlins.<br />

Zwar habe sich die Verteilung der Mittel durch das Studenten<strong>wer</strong>k<br />

als einer hochschulübergreifenden Institution in den letzten Jahren


zurück<br />

als sehr positiv erwiesen. Doch lasse sich die im Moment insgesamt,<br />

aber vor allem für jede bzw. jeden der Studierenden „sehr brisant"<br />

gewordene Situation darauf zurückführen, dass für die<br />

Integrationshilfen im Jahre 1999 von den damaligen Bezirksämtern<br />

ein fester Betrag von jährlich 400.000 DM festgelegt worden <strong>ist</strong> und<br />

dieser Betrag seitdem „trotz permanent steigender Kosten" nicht<br />

nach oben korrigiert worden <strong>ist</strong>: Zum einen habe die Zahl<br />

behinderter bzw. chronisch kranker Studierender stetig<br />

zugenommen. Zum anderen bringe die Anerkennung der<br />

Gebärdensprache als gleichberechtigte Kommunikationsform neben<br />

der deutschen Sprache hohe Kosten für den Einsatz von<br />

professionellen Dolmetschern mit sich.<br />

Forderungen der Studierenden<br />

Es sei unbedingt erforderlich, dass die Integrationshilfen –<br />

unabhängig vom Stichtag, der aktuellen Finanzlage etc. – den<br />

Studierenden „planbar und zuverlässig zur Verfügung gestellt<br />

<strong>wer</strong>den", damit sich für diese nicht zu Beginn eines jeden Semesters<br />

immer wieder alles um die Frage dreht, ob das Studium überhaupt<br />

fortgesetzt <strong>wer</strong>den kann.<br />

Für das laufende Jahr sei eine Aufstockung des Budgets für die<br />

Integrationshilfe dringend erforderlich; mittel- bis längerfr<strong>ist</strong>ig<br />

müsse das jährliche Budget entsprechend angepasst, müssten auch<br />

die Richtlinien für die Vergabe der Integrationshilfen neu überdacht<br />

<strong>wer</strong>den.<br />

Rainer Sanner<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

„UN-Konvention ...“ – wo bleiben die<br />

behinderten Frauen??<br />

Dem derzeitigen Konventionsentwurf zur „UN-Konvention zum<br />

Schutz und der Förderung der Rechte und der Würde von Menschen<br />

mit Behinderungen" <strong>ist</strong> die Abkehr von einem medizinischen<br />

Defizitblick auf Behinderung hin zu einer Menschenrechtsperspektive<br />

gelungen. In der jetzigen Phase verhandeln die<br />

Regierungsdelegationen mit dem Ziel, die Konvention im September<br />

2005 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen der<br />

UN zu verabschieden. Sollte das misslingen, so <strong>ist</strong> zu befürchten,<br />

dass das Projekt sich anschließend um viele Jahre verzögert.<br />

Genderfrage<br />

Die nächste Verhandlungsrunde zur UN-Konvention wird unter den<br />

Regierungsvertretern/-innen im Januar 2005 in New York<br />

stattfinden. Dort wird die Gender-Frage thematisiert.<br />

Im derzeitigen Entwurf der Konvention kommen behinderte Frauen<br />

kaum vor. Frauen mit Behinderungen und ihre besondere<br />

Belastungssituation bleiben selbst in Abschnitten, in denen es um<br />

Gew<strong>alt</strong> und Missbrauch geht, unsichtbar.<br />

Während die asiatischen und afrikanischen Staaten einer<br />

Genderperspektive und der Aufnahme von Frauen in die UN-<br />

Konvention offen gegenüberstehen, wehren sich vor allem die<br />

Staaten der EU dagegen. Es wird argumentiert, dass die Gefahr<br />

bestünde, dass alle „Behindertengruppen" speziell berücksichtigt<br />

<strong>wer</strong>den wollten.<br />

Die Umsetzung des Gender-Mainstreaming-Ansatzes seit der 4.


Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 <strong>ist</strong> für die Arbeit der UN<br />

verpflichtend, und da das bundesdeutsche<br />

Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) das weltweit erste<br />

Behindertengleichstellungsgesetz <strong>ist</strong>, in dem die Lebenssituation von<br />

behinderten Frauen berücksichtigt wurde, haben sie<br />

Vorreiterfunktion. Deshalb <strong>ist</strong> die Bundesregierung dafür geeignet,<br />

sich auch auf internationaler Ebene für die Sichtbarmachung von<br />

Frauen mit Behinderungen einzusetzen.<br />

Geplante Aktivitäten<br />

Koordiniert vom NETZWERK ARTIKEL 3 e.V. in Kooperation mit dem<br />

Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD) wird vom 15. Oktober 2004<br />

bis 30. September 2005 eine Aufklärungsmaßnahme zur fehlenden<br />

Sichtbarkeit von behinderten Frauen in diesem Dokument<br />

durchgeführt.<br />

Im verbleibenden Jahr bis zur geplanten Verabschiedung der<br />

Konvention sollen u.a. die verhandelnden Personen der<br />

Bundesregierung sensibilisiert <strong>wer</strong>den. Parallel dazu <strong>wer</strong>den<br />

Vorschläge zur Ergänzung und Modifikation der UN-Konvention<br />

erarbeitet. In einer Internet-gestützten Unterschriftenkampagne<br />

wird für eine entsprechende Überarbeitung der UN-Konvention<br />

geworben. Durch persönliche Gespräche, Briefe, Faxe, E-Mails und<br />

Diskussionsrunden <strong>wer</strong>den die Verantwortlichen informiert. Über<br />

Aktionen (Veranst<strong>alt</strong>ungen mit Diskussionsrunden u. a.) und<br />

Presseverlautbarungen am 3. Dezember 2004, am 8. März 2005 und<br />

am 5. Mai 2005 wird vor allem die Öffentlichkeit informiert.<br />

Zentrales Element der Maßnahme <strong>ist</strong> die Aktionshomepage, über die<br />

außerdem die Unterschriftenkampagne abgewickelt wird.<br />

Da es erfahrungsgemäß erst in letzter Minute gelingt, Frauenbelange<br />

in internationalen Dokumenten zu verankern, <strong>wer</strong>den Lobbyarbeit<br />

und Öffentlichkeitsarbeit bis zum September 2005 fortgeführt.<br />

Weitere Informationen: Dr. Sigrid Arnade, Tel.: 0 30/4 31 77 16,<br />

www.un-behindertefrauen.org


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Patricia Odenthal<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Blickwechsel: Sieh’s mal anders<br />

„Blickwechsel" <strong>ist</strong> der Schlusspunkt eines Veranst<strong>alt</strong>ungs-Reigens<br />

der Fürst Donnersmarck-Stiftung, der sich durch das Jahr 2004<br />

gezogen hat.<br />

Von Rollstuhl-Rugby über das integrative Fußballturnier in Frohnau<br />

anlässlich der Europame<strong>ist</strong>erschaft, bis hin zum 25-jährigen<br />

Jubiläum des Ambulant-Betreuten Wohnens mit einem Sommerfest<br />

in der Villa Donnersmarck in Zehlendorf reichte dieser Reigen.<br />

Ausgangspunkt war die Anstellung des ersten Sozialarbeiters in der<br />

Stiftung mit dem Auftrag der Unterstützung und Förderung von<br />

Menschen mit Behinderung im Jahr 1954, also vor 50 Jahren. ...<br />

Die Veranst<strong>alt</strong>ung war geprägt von der Idee des Handelns und nicht<br />

von der Idee des Redens, daher möchte ich Ihnen nur kurz zwei<br />

Gedanken vortragen:<br />

1. Angewandter Blickwechsel <strong>ist</strong> eine Methode zur Dekonstruktion –<br />

<strong>oder</strong> auf gut deutsch: zum Einreißen von eingefahrenen Sichtweisen,<br />

von überkommenen Denkmustern und von ungeprüften<br />

Anschauungen. ...<br />

Vielfältiges Beharren und wortreiches Wiederholen sind der<br />

Nährboden des Stillstandes.<br />

Deshalb diese Veranst<strong>alt</strong>ung, sozusagen als Training und Einübung<br />

für „Blickwechsel", deshalb auch in der Kulturbrauerei.<br />

2. Blickwechsel: Wenn Sie genau schauen, sehen Sie noch dieses<br />

andere Bild: Wir wechseln Blicke, Blicke des Bekanntseins, Blicke des<br />

Vertrautseins, Blicke der Selbstversicherung, Blicke der Bestätigung,<br />

vielleicht auch Blicke des Zweifels und Blicke des Zorns; Blickwechsel<br />

manchmal als kurzer Flirt. Blickwechsel soll heute geschehen. „Ich<br />

sehe Dich" Vor dem Verstehen kommt noch das: „Ich erkenne<br />

Dich." „Kommen Sie miteinander ins Gespräch." Mit diesen Worten<br />

begrüßte der Geschäftsführer der Fürst Donnersmarck-Stiftung<br />

Wolfgang Schrödter die Gäste.


Durch die feierliche Abendveranst<strong>alt</strong>ung führte der rbb-<br />

M<strong>oder</strong>ator Jan Lerch, der mit der Sportlerin Claudia Biene (siehe<br />

Toyota-Bericht), dem Landesbehindertenbeauftragten Martin<br />

Marquard sowie Bundespolitikern sprach (oben), während die Gäste<br />

gleichzeitig das delikate Buffet genießen konnten<br />

– von dem auf Wunsch von Helfern auch gerne wohl gefüllte Teller<br />

an den Platz gebracht wurden.<br />

Nach der Preisverleihung gab es – sehr zum Leidwesen der<br />

Liebhaber der hauseigenen Theatergruppe – den Blickwechsel zu<br />

einer unverständlichen Improvisationstheatervorstellung über Tische<br />

und Bänke.<br />

Zwei Workshops begannen um 14 Uhr, hier oben die Teilnehmer<br />

des Workshops „Das perfekte Produkt <strong>oder</strong> der imperfekte<br />

Mensch" – Bilder von Behinderten in Werbespots, Anzeigen und<br />

Imagekampagnen unter der souveränen Leitung von Eileen Moritz,<br />

die zum Abschluss ihren ersten und liebens<strong>wer</strong>ten eigenen Spot<br />

vorstellte.<br />

Die vorgeführten Werbespots riefen Entsetzen über<br />

Geschmacklosigkeit, das Lächeln beim fröhlichen bis hin zum Gähnen<br />

über einen langweiligen Spot hervor, denn es <strong>ist</strong> nicht leicht, das<br />

diffizile Thema der Behinderung in der Werbung problemlos<br />

darzustellen.<br />

„Ein Blickwechsel zwischen den Generationen" – der dritte<br />

Workshop um 17 Uhr – hätte fast wegen Überfüllung geschlossen<br />

<strong>wer</strong>den müssen.<br />

Immer wieder unterbrochen von der Vorführung eines von<br />

Oberschülern aufgenommenen Video-Interviews diskutierten diese<br />

Life weiter mit der 81-jährigen und auffallend rothaarigen<br />

Frau Weihe, die den Freunden der Theatergruppe der Fürst<br />

Donnersmarck-Stiftung – auch wegen ihrer gefühlvollen Texte –<br />

sowie ihrer natürlichen Ansichten und Ausstrahlung gut bekannt <strong>ist</strong>.<br />

Ein für alle lohnender Blickwechsel zwischen den Generationen.<br />

Hannelore Bauersfeld


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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Literaturrätsel<br />

Gesucht wird eine bekannte Persönlichkeit, die berühmt und auch<br />

behindert war bzw. wurde. Wenn Sie am Preisrätsel teilnehmen<br />

möchten, dann schreiben Sie bitte bis zum 31.12.04 eine Postkarte<br />

mit dem Namen dieser Persönlichkeit an: <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Behindertenzeitung</strong>,<br />

c/o BBV, Kennwort: Preisrätsel, Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin.<br />

Unter den richtigen Einsendern verlosen wir als 1. Preis das Buch<br />

„Das Aquarium" von Thommy Beyer und als 2. Preis das Buch „Der<br />

scharlachrote Klang. Der Hildegard-Roman" von Joan Ohanneson.<br />

Die Auflösung des letzten Preisrätsels: Gefragt war nach dem<br />

Schweizer Schriftsteller Robert Walser (1878 – 1956), über dessen<br />

Leben Robert Mächler eine sehr sorgfältig recherchierte Biographie<br />

geschrieben hat.<br />

Leidenschaft, Stein und Wahn<br />

Paris, 10. März 1913, ein Montag: Zwei kräftige Krankenwärter<br />

dringen mit Gew<strong>alt</strong> in eine Erdgeschosswohnung am Quai Bourbon<br />

ein und bemächtigen sich der Bewohnerin.<br />

Das Verschwinden der Bildhauerin bleibt nicht unbemerkt. So<br />

schreibt die Zeitung „L’Avenir de l’Aisne" am 12. Dezember 1913:<br />

„In Paris fand kürzlich eine raffiniert ausgeklügelte<br />

Freiheitsberaubung statt. Eine Mutter und ein Bruder sollen<br />

Mademoiselle ..., eine hochbegabte Künstlerin, hinter Schloss und<br />

Riegel gebracht haben. Rein zufällig hatte das arme Mädchen gerade<br />

erst vom opportunen Tod ihres Vaters, der sie heiß liebte, Kenntnis<br />

erh<strong>alt</strong>en, was man ihr verheimlicht hatte, als an dem auf die traurige<br />

Nachricht folgenden Tag, während sie noch vom Schmerz<br />

überwältigt und wie gelähmt war, zwei kräftige Kerle gegen elf Uhr<br />

morgens in ihr Schlafzimmer eindrangen, sie ergriffen und<br />

ungeachtet ihrer Proteste und Tränen in ein Irrenhaus verfrachteten.<br />

... wenig später wurde der Anst<strong>alt</strong>saufenth<strong>alt</strong> in Zwangsverwahrung


umgewandelt. So also zieht man eine ge<strong>ist</strong>ig gesunde Person aus<br />

dem Verkehr."<br />

Mit dem Abtransport in die Nervenheilanst<strong>alt</strong> Ville-Evrard <strong>ist</strong> ihr<br />

Dasein als Künstlerin beendet. Dreißig Jahre wird die Bildhauerin<br />

noch leben – ab 1914 weit weg von Paris in der geschlossenen<br />

Anst<strong>alt</strong> Montdevergues bei Avignon –, ehe sie am 19.10.1943 dort<br />

stirbt.<br />

Talent und Anspruch<br />

Ihr Vater hatte stets an sie, seine älteste Tochter, geglaubt und sie<br />

gefördert – auch gegen den Widerstand von Mutter und Schwester.<br />

Er gewährt dem Kind den Platz in der Scheune in Villeneuve, wo das<br />

kleine Mädchen bege<strong>ist</strong>ert mit Ton modelliert. Er veranlasst den<br />

Umzug der Familie nach Paris, als klar wird, dass die<br />

Heranwachsende nur dort zur Bildhauerin ausgebildet <strong>wer</strong>den kann.<br />

Frauen dürfen die Hochschule nicht besuchen. Sie studiert ab 1881<br />

an der freien Akademie Colarossi und arbeitet in einem Zirkel<br />

angehender Bildhauerinnen. Paul Dubois, Direktor der Akademie der<br />

Schönen Künste, empfängt sie. Sie kann erstmals ausstellen – den<br />

Terrakottakopf „Die <strong>alt</strong>e Helene".<br />

Schülerin und Muse<br />

Ihre ersten Arbeiten <strong>wer</strong>den mit denen von Auguste Rodin<br />

verglichen, noch bevor sie seine Bekanntschaft gemacht hat. Als ihr<br />

Lehrer Boucher 1883 als Stipendiat nach Italien geht, übernimmt<br />

Auguste Rodin Korrekturen im Zirkel der jungen Bildhauerinnen.<br />

Rodin <strong>ist</strong> beeindruckt von der Anmut und Entschlossenheit der 17-<br />

Jährigen. Ihr leichtes Hinken, verursacht durch eine angeborene<br />

Hüftluxation, tut ihrer Schönheit keinen Abbruch.<br />

Im November 1883 wird sie Gehilfin im Atelier Rodins. Rodin – 24<br />

Jahre älter als sie – findet nach langen entbehrungsreichen Jahren<br />

endlich Anerkennung als Bildhauer. Er formt seine Entwürfe in Ton<br />

und lässt sie von seinen Gehilfen in Marmor schlagen. So lernt sie<br />

den Umgang mit dem kostspieligen schwierigen Material Marmor.<br />

Vor ihrem zwanzigsten Geburtstag macht ihr Rodin eine Porträtbüste<br />

in Bronze zum Geschenk, ohne dass sie ihm dafür Modell gesessen


hat. Es bleibt nicht die einzige seiner Arbeiten, die ihren Kopf, ihre<br />

Gest<strong>alt</strong> abbilden.<br />

Sie wird seine Geliebte, seine Gefährtin. Rodin <strong>ist</strong> nicht verheiratet,<br />

lebt seit Jahrzehnten mit Rose Beuret, einer einfachen Frau, die stets<br />

zu ihm gestanden, ihn unterstützt hat und über seine Affären mit<br />

wechselnden weiblichen Modellen hinwegsieht. Erst in seinem<br />

Todesjahr, 1917, wird er Rose Beuret heiraten.<br />

Die Bildhauerin glaubt, ihre Jugend, ihr gemeinsames künstlerisches<br />

Streben würden Rodin dazu bringen, ihre heimliche Liebesbeziehung<br />

zu legitimieren. In einem Verlöbnisvertrag vom 12. Oktober 1886<br />

gibt Rodin ein Heiratsversprechen, das nie eingelöst wird.<br />

Künstlerischer Erfolg<br />

Die Jahre mit Rodin <strong>wer</strong>den zu fruchtbaren Schaffensjahren für sie.<br />

Ihre Plastiken „Der Walzer" und „Klotho" entstehen, <strong>wer</strong>den 1893 im<br />

alljährlichen Salon ausgestellt und lösen ein bege<strong>ist</strong>ertes Echo aus.<br />

Von 1885 bis 1905 stellt sie jedes Jahr bei den offiziellen Salons aus.<br />

Sie erhält Aufträge und Anerkennung.<br />

In ihrem Me<strong>ist</strong>er<strong>wer</strong>k „Das reife Alter" verarbeitet sie den Schmerz<br />

darüber, dass sich Rodin ihr nicht ganz zuwendet. Einer ersten<br />

Trennung von ihm 1893 folgt fünf Jahre später der endgültige Bruch.<br />

Isolation und Paranoia<br />

Über die Trennung, obwohl von ihr gewollt, kommt sie nie hinweg.<br />

Einsam und mit ständigen Geldsorgen arbeitet sie weiter. So datiert<br />

„Die Woge", eine Kleinplastik in Onyx und Bronze, aus dieser Zeit<br />

und legt Zeugnis ab von der Eigenständigkeit ihres Schaffens.<br />

In ihrem Atelier häufen sich Gipsentwürfe. Marmor <strong>ist</strong> für sie kaum<br />

erschwinglich. Während Rodin sich zur Weltausstellung 1900 einen<br />

eigenen Pavillon le<strong>ist</strong>et, erscheint bei ihr erstmals der<br />

Gerichtsvollzieher. Sie verstrickt sich mehr und mehr in Hassgefühle<br />

und Verdächtigungen gegenüber Rodin und ihrer Umwelt.<br />

Hilfsangebote Rodins lehnt sie ab.<br />

Nur noch selten verlässt sie ihre Atelierwohnung am Quai Bourbon,


zurück<br />

deren Fensterläden sie nicht mehr öffnet. Im Wahn und von<br />

Verfolgungsängsten gepeinigt, zerstört sie einige ihrer Arbeiten.<br />

Nach ihrem Abtransport ins Irrenhaus wird sie bis zu ihrem Tod<br />

dreißig Jahre später weder Paris noch den Ort ihrer Kindheit in der<br />

Champagne – Villeneuve – jemals wiedersehen.<br />

Verehrer der Schauspielerin Isabelle Adjani haben den Namen der<br />

Bildhauerin vermutlich längst erraten, denn in der preisgekrönten<br />

Verfilmung (1989) des Lebens der Künstlerin spielt Isabelle Adjani<br />

die Hauptrolle.<br />

Uta Ungenannt<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Barrieren in der <strong>Berliner</strong><br />

Bibliothekslandschaft<br />

Am 17.05.2004 hat Jörn Hasenclever eine Masterarbeit mit dem<br />

folgenden Titel vorgelegt: „Zur Situation von behinderten<br />

Nutzerinnen und Nutzern in der <strong>Berliner</strong> Bibliothekslandschaft unter<br />

dem Aspekt der barrierefreien Nutzung öffentlicher Bibliotheken." Im<br />

Folgenden <strong>ist</strong> eine von ihm autorisierte Zusammenfassung des<br />

ersten Teils dieser Arbeit „Zur Situation von körperlich behinderten<br />

Menschen in den <strong>Berliner</strong> Öffentlichen Bibliotheken (BÖB)" zu lesen;<br />

über die Probleme, die sich für blinde und sehbehinderte bzw.<br />

gehörgeschädigte und gehörlose Nutzer stellen, <strong>wer</strong>den wir in der<br />

nächsten Ausgabe berichten.<br />

Der Ansatz dieser Arbeit<br />

Obwohl Bibliotheken für sich in Anspruch nehmen, der Allgemeinheit<br />

den Weg in die Informations- und Wissensgesellschaft zu ebnen,<br />

stoßen Menschen mit Behinderungen bei der Nutzung von<br />

Öffentlichen Bibliotheken allzu oft auf Barrieren.<br />

Mit seinen Untersuchungen hat sich Jörn Hasenclever auf die daraus<br />

entstehenden Probleme von mobilitätsgeschädigten, sehbehinderten<br />

bzw. blinden sowie gehörgeschädigten bzw. gehörlosen Menschen in<br />

Berlin konzentriert.<br />

Mittels eines Beobachtungsbogens und offenen Interviews hat er in<br />

knapp 100 der gegenwärtig geöffneten städtischen Bibliotheken<br />

Berlins Daten zur Barrierefreiheit erhoben, dabei den mit dem<br />

Bundesgleichstellungsgesetz gesetzlich verankerten Begriff von<br />

Barrierefreiheit zugrunde gelegt.<br />

Demnach müssten eigentlich auch Bibliotheksgebäude und die darin<br />

vorhandenen technischen Gebrauchsgegenstände behinderten<br />

Menschen in der allgemein üblichen Weise zugänglich sein und von<br />

ihnen ohne besondere Ersch<strong>wer</strong>nis und grundsätzlich ohne fremde<br />

Hilfe genutzt <strong>wer</strong>den können.<br />

Zur Situation von körperlich behinderten Menschen in den<br />

<strong>Berliner</strong> Öffentlichen Bibliotheken (BÖB)


Schon der Zugang <strong>ist</strong> für sie bei knapp 30 % der <strong>Berliner</strong><br />

Bibliotheken wegen Außen- und Innentreppen im Eingangsbereich,<br />

ohne Rampen <strong>oder</strong> Fahrstühle nicht möglich <strong>oder</strong> ersch<strong>wer</strong>t. 37 der<br />

untersuchten Bibliotheken verfügen über keine Klingeln, 61 über<br />

keine Gegensprechanlagen, mit denen sich Rollstuhlfahrer<br />

bemerkbar machen könnten. Türen lassen sich oft nur nach außen<br />

<strong>oder</strong> zu sch<strong>wer</strong> öffnen, sind manchmal auch für Rollstühle zu schmal.<br />

Und nur 25 Standorte verfügen über einen eigenen<br />

Behindertenparkplatz.<br />

Innerhalb der Bibliotheksräume finden sich oft weitere Barrieren: 32<br />

Bibliotheken sind über mehrere Stock<strong>wer</strong>k verteilt; an 20 von diesen<br />

Standorten gibt es jedoch keine Aufzüge. So können z. B. im Haus<br />

<strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek der Zentral- und Landesbibliothek Berlin<br />

(ZLB) mobilitätsbehinderte Menschen die Bibliotheksbereiche in den<br />

oberen Stock<strong>wer</strong>ken und auch den im 2. Stock gelegenen<br />

Veranst<strong>alt</strong>ungsraum nicht nutzen.<br />

Im Hinblick auf vorhandene Aufzugsysteme bestehen oft Probleme<br />

bei älteren Modellen. Weitere Barrieren bilden zu schmale<br />

Türrahmen, hohe Türschwellen, Einzelstufen, die me<strong>ist</strong>ens nicht<br />

unterfahrbaren Ausleihtheken <strong>oder</strong> auch zu schmale Durchgänge von<br />

Buchsicherungsanlagen an den Ausgängen.<br />

Ein großes Problem bildet allzu oft, in 59 der BÖB, das Fehlen einer<br />

behindertengerechten Toilette.<br />

Der Abstand zwischen zwei Bücherregalen im Freihand- und<br />

Lesebereich (empfohlen <strong>wer</strong>den 170 bis 200 cm) <strong>ist</strong> in 13 der BÖB<br />

für Rollstuhlfahrer zu eng. Auch an Bewegungsflächen am Ende der<br />

Regalreihen wurde nicht immer gedacht: Solche Freiflächen sind dort<br />

mit einem Durchmesser von 150 cm zum Drehen der Rollstühle<br />

unbedingt erforderlich.<br />

Ein anderes Problem besteht oft darin, dass die Regalsysteme für<br />

eine Nutzung aus dem Rollstuhl me<strong>ist</strong>ens zu hoch sind: In vielen<br />

Bibliotheken stehen Regalsysteme mit einer Höhe bis zu 2,20 m, wie<br />

etwa im Haus Amerika-Gedenkbibliothek der ZLB.<br />

Möglichkeiten zur Internet-Recherche<br />

Welche der öffentlichen Bibliotheken in Berlin heute ihren<br />

Anforderungen gerecht <strong>wer</strong>den, können Rollstuhlfahrerinnen bzw. -<br />

fahrer in der Datenbank MOBIDAT (www.mobidat.net)


echerchieren: Nach den MOBIDAT-Kriterien erreicht im Moment<br />

keine die Kategorie 1 (rollstuhlgerecht); sowohl in der Kategorie 2<br />

(rollstuhlgeeignet) als auch unter der Kategorie 3 (bedingt<br />

rollstuhlgeeignet) finden sich jeweils nur 15 Bibliotheken. Zwei<br />

<strong>wer</strong>den als wenig rollstuhlgeeignet und die restlichen als nicht<br />

rollstuhlgeeignet be<strong>wer</strong>tet.<br />

Im Internet <strong>ist</strong> auch das Online-Angebot des Verbunds der<br />

Öffentlichen Bibliotheken Berlins zu finden: Über www.voebb.de<br />

bestehen Möglichkeiten zum Recherchieren, Bestellen und<br />

Verlängern von Medien sowie zur – allerdings – kostenpflichtigen<br />

Ausleihe von Büchern, CDs und Videos per Lieferung nach Hause.<br />

Ein Fazit<br />

Körperlich behinderte Menschen können die <strong>Berliner</strong> Öffentlichen<br />

Bibliotheken nur zu einem geringen Teil barrierefrei nutzen, so das<br />

Fazit dieser Arbeit. Die Gründe dafür sind bauliche Mängel,<br />

technische Defizite und die immer noch allzu geringe öffentliche<br />

Aufmerksamkeit für dieses Problem.<br />

Bedingt <strong>ist</strong> dies wohl auch durch das Fehlen eines<br />

Bibliotheksgesetzes auf Bundesebene. Ohne ein solches Gesetz<br />

bleiben der Bau und auch der Unterh<strong>alt</strong> von Öffentlichen<br />

Bibliotheken eine freiwillige Aufgabe der Länder und Kommunen, an<br />

der diese im Moment mehr und mehr sparen.<br />

Nach Jörn Hasenclever muss es darum gehen, die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in den Bibliotheken für diese Fragen zu<br />

sensibilisieren: Barrierefreiheit zu schaffen und nachh<strong>alt</strong>ig zu<br />

begleiten <strong>ist</strong> seines Erachtens eine Managementaufgabe, für die<br />

allerdings geeignete Managementinstrumente – z. B. entsprechende<br />

Evaluationsbögen für bibliothekarische Führungskräfte – noch fehlen.<br />

Neben dem Aufbau geeigneter Strukturen und der Benennung von<br />

Verantwortlichen bedarf ein Fortschritt seines Erachtens zudem<br />

verstärkter Öffentlichkeitsarbeit und auch einer verstärkten<br />

Kooperation mit Behindertenverbänden.<br />

So <strong>ist</strong> das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderung<br />

vorbeigegangen, ohne dass die Chance für gemeinsame Aktionen<br />

genutzt worden wäre. Doch jetzt wurden die <strong>Berliner</strong> Öffentlichen<br />

Bibliotheken vom Landesbeauftragten für Behinderte dazu<br />

eingeladen, sich an der landesweiten Aktion „Berlin – barrierefrei" zu<br />

beteiligen. Hoffentlich führt dies zu einem weiteren, einem


zurück<br />

merklichen Abbau der vielen dort noch bestehenden Barrieren.<br />

Vielleicht konnte und kann auch Jörn Hasenclever mit der hier<br />

vorgestellten Arbeit vermehrt Aufmerksamkeit für diese Probleme<br />

erreichen. Vielen Dank!!!<br />

Rainer Sanner<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Rund um das im Kopf<br />

Philip <strong>ist</strong> krank – psychisch krank. Ach, das geht wieder vorbei, muss<br />

er sich h<strong>alt</strong> zusammenreißen, meint der eine <strong>oder</strong> andere jetzt<br />

vielleicht. Falsch! Wir müssen es! Sicher hat man mal eine „seelische<br />

Krise", das kennt jeder, aber eine psychische Krankheit? Ich doch<br />

nicht. Und doch zählen sie zu den Volkskrankheiten: Depression,<br />

Zwangsstörungen, Bipolare Störungen, Alkoholabhängigkeit,<br />

Schizophrenie. Dabei <strong>wer</strong>den laut WHO die psychischen Krankheiten<br />

zur Krise des 21. Jahrhunderts. Und längst gilt nicht mehr: einmal<br />

psychisch krank – immer krank. Denn auch hier hat es große<br />

Fortschritte bei der Erforschung und der Therapie gegeben. Nicht<br />

selten verschwindet die Krankheit wieder <strong>oder</strong> <strong>ist</strong> zumindest gut<br />

beherrschbar. Jedoch erfolgt eine Behandlung me<strong>ist</strong> zu spät,<br />

unzureichend <strong>oder</strong> gar nicht. Dieses hat Armut, soziale Isolation,<br />

Einsamkeit zur Folge. Somit wird das Leben der Betroffenen und<br />

ihrer Familien weiterhin ersch<strong>wer</strong>t. Daher <strong>ist</strong> es für die Familien-<br />

Selbsthilfe Psychiatrie des Bundesverbandes der Angehörigen<br />

psychisch Kranker e.V. wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe, Unterstützung<br />

und die Vermittlung <strong>wer</strong>tvollen Wissens aus eigener Erfahrung zu<br />

le<strong>ist</strong>en. Als Basis dienen über 500 Angehörigengruppen bundesweit,<br />

denn sie haben erfahren: rechtzeitige Hilfe und ein aufgeklärtes,<br />

zugewandtes Umfeld vermeiden negative soziale Folgen,<br />

Chronifizierung sowie Rückfälle.<br />

Mit der Kampagne sollen mehrere Ziele erreicht <strong>wer</strong>den: Vorurteile<br />

abbauen, über Warnzeichen, therapeutische Möglichkeiten und Hilfen<br />

informieren, Klischees hinterfragen, Tabus brechen. Dies alles <strong>ist</strong><br />

Inh<strong>alt</strong> einer Broschüre, die einen unverkrampfteren Umgang mit<br />

psychischer Krankheit ermöglichen soll und sich an Interessierte als<br />

auch an medizinisch Geschulte und aufklärende Journal<strong>ist</strong>en richtet.<br />

Familien-Selbsthilfe-Psychiatrie, Pressebüro Berlin, Mannheimer Str.<br />

32, 10713 Berlin<br />

Franziska Littwin<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Spielfilm: „Das weiße Rauschen“<br />

In einer Anti-Stigma-Initiative des Früherkennungs- und<br />

Therapiezentrums für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburgs<br />

fanden/finden an drei verschiedenen Veranst<strong>alt</strong>ungsorten an drei<br />

Tagen Aufführungen des Films DAS WEISSE RAUSCHEN statt.<br />

Es handelt sich in dem Film, der 2001 den Max-Ophüls-Preis in<br />

Saarbrücken erhielt, um die Aufzeigung eines Falles von<br />

Schizophrenie. Die Schizophrenie <strong>ist</strong> eine Volkskrankheit mit<br />

beträchtlichem Leiden und erheblichen Einbußen an Lebensqualität.<br />

Jeder Hundertste erkrankt im Laufe seines Lebens daran.<br />

Der Spielfilm (Hauptdarsteller: Daniel Brühl) <strong>ist</strong> eine aus dem Leben<br />

gegriffene Darstellung einer beginnenden Psychose. Der Film zeigt<br />

anschaulich, wie diese Krankheit schleichend beginnen kann und wie<br />

hilflos die Umwelt häufig darauf reagiert. Der Film erzählt die<br />

Geschichte des 20-jährigen Lukas, der nach der Einnahme<br />

halluzinogener Drogen an einer Psychose erkrankt. Die eindringliche<br />

Geräuschkulisse lässt Betrachter/-innen eintauchen in die von<br />

Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen geprägte<br />

Gedanken- und Gefühlswelt eines von Schizophrenie betroffenen<br />

Menschen.<br />

Der Regisseur Hans Weingartner hat Gehirnforschung studiert, bevor<br />

er sich für das Filmstudium entschied. Er wusste also, worum es<br />

ging. Es gab anstatt eines Drehbuchs nur ein Treatment mit 99<br />

Szenen, welches viel Raum für kreative Weiterentwicklung beim<br />

Spielen ließ. In der intensiven Zusammenarbeit wurden die<br />

Aufnahmen lebensnah und authentisch.<br />

In einer anschließenden Podiumsdiskussion haben die Zuschauer/innen<br />

die Gelegenheit, einem Experten/-innenkreis ihre Fragen zu


zurück<br />

stellen.<br />

Dieser wichtige Spielfilm sollte zum Pflichtprogramm an Schulen<br />

gemacht <strong>wer</strong>den, um junge Menschen für diese Problematik zu<br />

sensibilisieren. „Bei Schülern, Jugendlichen und Studenten kann<br />

unsere Aufklärungsarbeit sehr viel bewirken, da hier me<strong>ist</strong>ens noch<br />

keine festgefahrenen Vorurteile gegenüber psychisch Kranken<br />

bestehen." (Dr. Kissling, Oberarzt der psychiatrischen Klinik der TU<br />

München) Gemeinsame Besuche eines Betroffenen und eines<br />

Professionellen mit dieser Intention in Schulklassen verfolgt aktuell<br />

der DPWV in Berlin in Zusammenarbeit mit dem Verein „Irrsinnig<br />

menschlich" aus Hamburg.<br />

Der Film wird ein drittes Mal am 9. Dezember 2004 um 19 Uhr in<br />

Mitte im Dokument Kino, Rungestr. 20, 10179 Berlin, Tel. 0177/<br />

6 87 26 11 gezeigt. Der Eintritt beträgt 2,50 EUR.<br />

Rückfragen sind unter 4 50 51 71 88 möglich. Patricia Odenthal<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Mit Kraft und Ausdauer ins neue Jahr<br />

Das Jahr 2004 war geprägt von den so genannten Hartzgesetzen I,<br />

II, III und IV und von den Montagsdemos gegen Sozialabbau. Für<br />

uns <strong>Berliner</strong> gab es unendlich viele widersprüchliche Meldungen zum<br />

Telebus. Dem Anbieter wurde gekündigt, die Fr<strong>ist</strong> bis Juni<br />

verlängert ... – Was geschieht wirklich? Wie nun überraschend<br />

bekannt wurde, haben BVG und Senat einen „Letter of<br />

Intend" (Vorvertrag) zum Sonderfahrdienst unterschrieben. Werden<br />

unsere Fahrtwünsche dann besser berücksichtigt? Reichen die Gelder<br />

für dieses Jahr noch aus? Werden wieder zu Weihnachten und<br />

Neujahr viele keine Fahrten mehr bekommen?<br />

Einen Erfolg gab es aber im Jahr 2004 für uns: Der BBV gewann die<br />

Klage gegen das Land Berlin. Nun muss das Olympiastadion<br />

umgest<strong>alt</strong>et <strong>wer</strong>den, so dass es von Menschen mit Behinderungen<br />

auch zweckentsprechend genutzt <strong>wer</strong>den kann.<br />

In den Behindertenbeiräten der Bezirke, des Landes und des Bundes<br />

sind engagierte Menschen tätig, um Politiker, Ämter, Architekten<br />

usw. auf unsere Belange hinzuweisen. Mit dem Argument, unsere<br />

Forderungen zu erfüllen sei zu teuer, wird die Barrierefreiheit von<br />

den Verantwortlichen gern hintangestellt. In den Zeiten der<br />

Geldknappheit <strong>ist</strong> es nicht leicht, etwas durchzusetzen.<br />

Bleibt zu hoffen, dass allen aktiven Menschen und unseren Leser/<br />

-innen Kraft und Ausdauer nicht ausgehen, und natürlich auch, dass<br />

vielleicht einige private Wünsche im neuen Jahr in Erfüllung gehen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich eine schöne und geruhsame<br />

Weihnachtszeit und für das Jahr 2005 alles Gute!<br />

Ute Schnur<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Die Gesundheitskarte<br />

Die Gesundheits- <strong>oder</strong> Patientenkarte, die ab 2006 die bisherige<br />

Chipkarte der gesetzlichen Krankenversicherungen ersetzen soll, <strong>ist</strong><br />

derzeit eines der größten IT-Projekte weltweit, an denen gearbeitet<br />

wird.<br />

Die Kosten für dieses Projekt sind immens, denn nicht nur 80<br />

Millionen privat und gesetzlich Versicherte müssen diese neue Karte<br />

erh<strong>alt</strong>en; darüber hinaus müssen alle 180.000 niedergelassenen<br />

Ärzte und Zahnärzte, 22.000 Apotheken, 2.200 Krankenhäuser und<br />

280 Krankenkassen in Deutschland miteinander vernetzt <strong>wer</strong>den.<br />

Fest steht, dass Rezepte in einem ersten Schritt elektronisch<br />

ausgestellt <strong>wer</strong>den sollen. Umstritten <strong>ist</strong> jedoch noch, ob die Karte<br />

später auch ermöglichen soll, auf gespeicherte Patientendaten<br />

zurückzugreifen.<br />

Vorteile für den Patienten<br />

Wichtige Gesundheitsdaten sollen besser verfügbar sein (z. B. im<br />

Notfall <strong>oder</strong> bei Arztwechsel), die Verschreibung ungeeigneter<br />

Arzneimittel soll verhindert <strong>wer</strong>den.<br />

Die Patienten sollen durch die Möglichkeit, die über sie gespeicherten<br />

Daten vollständig zu lesen bzw. sich ausdrucken zu lassen, einen<br />

besseren Überblick über ihren eigenen Gesundheitsstatus erh<strong>alt</strong>en<br />

(Impfstatus, Allergien, Verlauf chronischer Erkrankungen,<br />

Vorsorgeuntersuchungen etc.). Hierdurch sollen die<br />

Eigenverantwortung und die aktivere Mitwirkung gestärkt <strong>wer</strong>den.<br />

Vorteile für die Ärzte


Die Ärzte sollen vor allem in Notfallsituationen einen schnelleren<br />

Überblick über den Gesundheitsstatus des Patienten erh<strong>alt</strong>en und<br />

mit der Optimierung von Arbeitsprozessen durch die automatische<br />

Übertragung von Daten aus und in eigene Akten mehr Zeit für die<br />

Patienten gewinnen.<br />

Es sollen durch die Gesundheitskarte Doppeluntersuchungen<br />

reduziert, eine Verbesserung der Kommunikation als wichtige<br />

Voraussetzung für die integrierte Versorgung ermöglicht und die<br />

Nutzung von Arzneimittelinformationssystemen und<br />

Fachdatenbanken erleichtert <strong>wer</strong>den.<br />

Vorteile für das Gesundheitswesen<br />

Es soll eine bessere Verzahnung der unterschiedlichen Anbieter von<br />

Gesundheitsle<strong>ist</strong>ungen auf ambulanter, stationärer und<br />

rehabilitativer Ebene erfolgen, ein Beitrag zur Verbesserung der<br />

Kompatibilität von vorhandenen und sich entwickelnden<br />

Telematikanwendungen erreicht und eine bessere Grundlage zur<br />

Generierung der Strukturdaten erreicht <strong>wer</strong>den.<br />

Sieht man mal davon ab, dass man sich durch die Karte einen<br />

erheblichen Spareffekt und eine Kostenreduzierung erhofft.<br />

Informationen auf der Karte<br />

Grunddaten, die auf der Karte gespeichert <strong>wer</strong>den müssen, sind die<br />

üblichen Versicherungsangaben einschließlich der Angaben zum<br />

Zuzahlungsstatus.<br />

Die Karte wird die Berechtigung eingespeichert haben, im<br />

europäischen Ausland behandelt <strong>wer</strong>den zu können und – für die<br />

Patienten am bemerkens<strong>wer</strong>testen: Es erfolgt die papierlose<br />

Übertragung des Rezeptes, das vom Apotheker der Wahl abgelesen<br />

<strong>wer</strong>den kann, da er zu gegebener Zeit über den entsprechenden<br />

Kartenleser verfügen wird.


Datenschutz<br />

Die Patienten sollen entscheiden können, ob und welche ihrer<br />

Gesundheitsdaten aufgenommen und welche gelöscht <strong>wer</strong>den sollen<br />

sowie darüber hinaus, <strong>wer</strong> auf die Karte zugreifen darf.<br />

Ein umfassendes Sicherheitskonzept soll den Schutz der besonders<br />

sensiblen Daten garantieren. Daher soll die Gesundheitskarte – mit<br />

wenigen Ausnahmen (sic!) – grundsätzlich nur in Verbindung mit<br />

einem elektronischen Helfsberufsausweis, der über eine qualifizierte<br />

elektronische Signatur verfügt, nutzbar sein.<br />

Die Patienten sollen in die Daten der Gesundheitskarte einsehen und<br />

Ausdrucke erh<strong>alt</strong>en können. In Verbindung mit einer eigenen<br />

Signaturkarte, die über eine qualifizierte Signatur verfügt, sollen die<br />

Patienten in einem speziellen Fach auch eigene Daten bzw. Daten,<br />

die ihnen von ihren Behandlern zur Verfügung gestellt <strong>wer</strong>den,<br />

verw<strong>alt</strong>en können.<br />

Alle Zugriffe <strong>wer</strong>den protokolliert und die letzten 50 Zugriffe<br />

gespeichert.<br />

Basis: Freiwilligkeit<br />

Der medizinische Teil der Gesundheitskarte soll nur auf freiwilliger<br />

Basis genutzt <strong>wer</strong>den können. Das bedeutet, dass alle Versicherten<br />

zwar eine Gesundheitskarte erh<strong>alt</strong>en, mit der sie admin<strong>ist</strong>rative<br />

Funktionalitäten (wie die Abwicklung eines elektronischen Rezeptes)<br />

erledigen können, darüber hinaus aber soll jedem Versicherten<br />

freigestellt <strong>wer</strong>den, ob er die zusätzlichen Funktionen, also den<br />

medizinischen Teil, nutzen möchte <strong>oder</strong> nicht.<br />

Freiwillige Daten<br />

Es soll die Möglichkeit zur Aufnahme von elektronischen Mitteilungen<br />

bestehen (z. B. Arztbrief) sowie zur Erstellung einer so genannten<br />

Patientenquittung, welche den Patienten über die vom Arzt<br />

erbrachten Le<strong>ist</strong>ungen und deren vorläufige Kosten informiert.


zurück<br />

Eigene, von den Patienten selbst zur Verfügung gestellte Daten, wie<br />

z. B. Verlaufsprotokolle eines Diabetikers <strong>oder</strong> der Hinweis auf<br />

Patientenverfügungen, sollen auf der Karte ebenso gespeichert<br />

<strong>wer</strong>den können wie die Dokumentation von eingenommenen<br />

Arzneimitteln.<br />

Dazu kommen Notfallinformationen, wie Blutgruppe, chronische<br />

Organleiden, Allergien, Herzkrankheit, Dialyse, Asthma, sowie<br />

zusätzliche Gesundheitsinformationen, wie z. B. aktuelle Diagnosen,<br />

Operationen, Impfungen und Röntgenuntersuchungen.<br />

So wird der Bürger künftig per Chipkarte zum „gläsernen Patienten"<br />

– auch ohne jede Gen-Analyse.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Disability Studies in Prag institutionalisieren<br />

Am vergangenen Wochenende (13./14.11.2004) trugen Ing. Jana<br />

Hrda (Prag) und Dr. Ilja Seifert (Berlin) mit ihrem zweiten<br />

Blockseminar an der traditionsreichen Prager Karlsuniversität dazu<br />

bei, das Konzept der „Disability Studies" auch in der Tschechischen<br />

Republik besser bekannt zu machen.<br />

Unter dem Titel „Persönliche Ass<strong>ist</strong>enz und Barrierenbeseitigung –<br />

Wege zur Teilhabeermöglichung am Gemeinschaftsleben für<br />

Menschen mit Behinderungen" setzten die beiden Rollstuhlfahrer ihre<br />

im Mai d. J. begonnene Seminar-Reihe fort. In 16 Unterrichtsstunden<br />

reichte die Thematik von einer Einführung in Diskussionen zu<br />

bioethischen Fragestellungen über praktische Erfahrungen mit<br />

persönlicher Ass<strong>ist</strong>enz, legislative Probleme in der Tschechischen<br />

Republik, die europäische und internationale Behindertenbewegung,<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Selbsthilfearbeit, die Qualität sozialer<br />

Dienstle<strong>ist</strong>ungen, theoretische Fragen des Menschenbildes und der<br />

Gesellschaftskonzeption bis zu individuellen Lebensläufen. Das<br />

Ganze in einem Wechsel von Vorlesung und seminar<strong>ist</strong>ischer<br />

Diskussion.<br />

Die bioethische Diskussion <strong>ist</strong> in der Tschechischen Republik erst<br />

ganz am Anfang. Folgerichtig nannten die Studenten besonders<br />

diesen Komplex unter denen, die sie am me<strong>ist</strong>en überraschten und<br />

zu denen sie von sich aus noch einiges nachlesen wollen. Insofern<br />

wurde es begrüßt, dass gerade die zweite (tschechischsprachige)<br />

Auflage des Essaybändchens „Lob der Unvollkommenheit" von Ilja<br />

Seifert erschien.<br />

Im Komplex „persönliche Ass<strong>ist</strong>enz", in dem die Herkunft des<br />

Begriffs ebenso beleuchtet wurde wie seine Adaption in der<br />

tschechischen Gesellschaft, arbeiteten wir heraus, dass es sich bei<br />

dem Verhältnis von Ass<strong>ist</strong>ent und Klient um ein völlig neuartiges<br />

soziologisches Phänomen handelt. Es hat etwas von<br />

„Chef" (behinderter Mensch) und „Angestelltem" (Ass<strong>ist</strong>ent), aber<br />

auch freundschaftliche Aspekte. Tiefes Eingreifen in intime Bereiche<br />

(beider Seiten) muss dennoch auch Freiräume lassen. Es muss ein<br />

ausgewogenes Verhältnis gefunden <strong>wer</strong>den, in dem Gleich<strong>wer</strong>tigkeit<br />

der persönlichen Achtung voreinander mit der Ungleichheit der<br />

Rechte (die behinderten Menschen haben das Sagen, die Ass<strong>ist</strong>enten


zurück<br />

müssen folgen) austariert sind.<br />

Großes Interesse widmeten die Studenten dem Design-for-all-<br />

Konzept. In der Diskussion weitete sich der Blick sehr rasch von<br />

reinen Design-Vorstellungen hin zu universeller Nutzbarkeit von<br />

Gegenständen, Dienstle<strong>ist</strong>ungen und Umwelt.<br />

Als zusammenfassende Quintessenz nahmen die Studenten – die<br />

sich ausdrücklich dafür aussprachen, das Disability-Studies-Konzept<br />

auch institutionell zu verankern – mit, dass Dienstle<strong>ist</strong>ungen und<br />

Hilfen individuell, die Umwelt und die Gesetzgebung aber universell<br />

sein/<strong>wer</strong>den müssen.<br />

Dr. Ilja Seifert<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

40 Jahre „Aktion Mensch“<br />

Die „Aktion Mensch" lud am 28.10.2004 zu ihrer Jubiläumsfeier in<br />

die ehemaligen Werkshallen der Siemens Kabel<strong>wer</strong>ke in Spandau ein<br />

und ca. 900 Prominente und weniger Prominente, darunter einige<br />

behinderte Menschen, kamen.<br />

In der uns zugegangenen Einladung wurde uns die Möglichkeit<br />

angeboten, mit der MS „Brandenburg" vom Haus der Kulturen der<br />

Welt – der Einstieg war eindeutig als barrierefrei ausgewiesen – nach<br />

Spandau zu fahren. Wir machten uns also frohen Mutes und voller<br />

Erwartung auf den Weg ans andere Ende der Stadt. Nach einigem<br />

Suchen fanden wir die Anlegestelle, von Barrierefreiheit keine Spur.<br />

Aber Dank einiger kräftiger „Seemannsarme" konnte diese Hürde<br />

geme<strong>ist</strong>ert <strong>wer</strong>den.<br />

Auf dem Dampfer gab es für uns nicht nur Kaffee und Kuchen sowie<br />

k<strong>alt</strong>e Getränke, sondern wir konnten unsere Stadt auch einmal aus<br />

einem anderen Blickwinkel betrachten, was die 2-stündige Fahrt wie<br />

im Fluge vergehen ließ. Vor den ehemaligen Werkhallen in Spandau<br />

angekommen, gest<strong>alt</strong>ete sich der Ausstieg dieses Mal wirklich<br />

barrierefrei.<br />

Wir wurden in die festlich ausgest<strong>alt</strong>eten Hallen geführt, wobei sich<br />

ein Verantwortlicher bei mir ausdrücklich für die schlechte<br />

Einstiegmöglichkeit entschuldigte, mit dem Hinweis: „Das wäre ihnen<br />

nicht bekannt gewesen", was verständlich erscheint, da der<br />

Hauptsitz der „Aktion Mensch" in Bonn <strong>ist</strong>. Nachdem wir<br />

selbstbewusst im Gästebuch den Dank unseres Verbandes für die<br />

wiederholte Unterstützung unserer Aktionen am 5. Mai zum<br />

Ausdruck gebracht hatten, stürzten wir uns ins das<br />

Jubiläumsgewimmel. Bevor der feierliche Akt begann, haben wir uns<br />

mit Sekt und Häppchen verwöhnen lassen.<br />

Den Festakt eröffnete Herr Dieter Gutschick, Geschäftsführer der<br />

„Aktion Mensch". Er begrüßte die Gäste aus der Politik und den<br />

Verbänden und zog ein kurzes Resümee der erfolgreichen<br />

Tätigkeiten für legitime Rechte für behinderte Menschen in unserer<br />

Gesellschaft.<br />

Es folgte eine Rede von Herrn Dr. Bernhard Conrads,


Vorstandsmitglied der „Aktion Mensch" und Bundesgeschäftsführer<br />

der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit ge<strong>ist</strong>iger<br />

Behinderung e.V. Insbesondere ging er darauf ein, dass eine<br />

engagierte Gesellschaft, das Handeln für die Gemeinschaft, für<br />

andere nicht Staat <strong>oder</strong> Wirtschaft allein überlässt, sondern ihre<br />

Kraft aus dem Engagement aller Bürger zieht.<br />

Danach gab es eine Percussion- Performance. Anschließend sprach<br />

Herr Ottmar Miles-Paul, Aktiv<strong>ist</strong> der Behindertenbewegung, über das<br />

solidarische Miteinander in unserer Gesellschaft, in der alle<br />

Menschen, ob mit <strong>oder</strong> ohne Behinderung, ihr Recht auf<br />

gesellschaftliche Teilhabe so selbstbestimmt wie möglich<br />

wahrnehmen können. Seinen Worten folgte eine Tanz-Performance.<br />

Danach interviewte die M<strong>oder</strong>atorin des Abends, Frau Susanne<br />

Conrad vom ZDF, Herrn Markus Schächter, Vorsitzender der „Aktion<br />

Mensch" und Intendant des ZDF. In dem Gespräch stellte er<br />

insbesondere heraus, dass in einer informierten Gesellschaft allen<br />

Menschen Informationen zugänglich sein müssen so dass, in der<br />

Themen und Perspektiven von Minderheiten eine Chance haben, im<br />

öffentlichen Raum wahrgenommen zu <strong>wer</strong>den.<br />

Anschließend wurden einige Szenen aus dem Theaterstück „Wohin<br />

Gen?" aufgeführt.<br />

Herr Dr. h.c. Jürgen Gohde, Stellv. Vorsitzender der „Aktion Mensch"<br />

und Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland, legte in seinem Beitrag dar, dass es in einer<br />

nachdenklichen Gesellschaft notwendig <strong>ist</strong>, über die Grundlagen des<br />

gesellschaftlichen Zusammenlebens offen und mit Respekt vor<br />

anderen zu sprechen und nach zudenken.<br />

Am Ende des offiziellen Teiles trat die Gruppe W4C mit dem Titel<br />

„respect" auf. Die Rednerl<strong>ist</strong>e beendete Alexandra Ganceva,<br />

Abiturientin aus Friedberg, In ihrem Redebeitrag setzte sie sich<br />

damit auseinander, dass unsere Gesellschaft nur eine Zukunft hat,<br />

wenn sich Kinder und Jugendliche zu verantwortungsbewussten und<br />

freien Individuen entwickeln können.<br />

Nachdem wir so viel über die „Aktion Mensch" erfahren hatten,<br />

konnten wir ein reichh<strong>alt</strong>iges Buffet genießen. Zum Schluss war<br />

Partytime mit Liveauftritt der Gruppen „The Temptations and The<br />

Supremes" angesagt.<br />

Es war eine gelungene Jubiläumsfeier, die wir nicht als letzte um<br />

1:30 Uhr verließen.


zurück<br />

Heike Prescha<br />

Uwe Hoppe<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Telebus: BZA-Kampf um Erh<strong>alt</strong> gescheitert – BVG und<br />

Senat unterzeichneten am 17.11.2004 Vorvertrag<br />

„Rien ne va plus.<br />

BVG fait le jeu!"*)<br />

Was sich keiner wirklich vorstellen konnte – bekanntermaßen ja<br />

nicht einmal Teile des BVG-Vorstandes selbst – wir berichteten –,<br />

erfolgte im November 2004: die Unterzeichnung des „Letter of<br />

Intend" (Vorvertrag) zwischen der BVG und dem Senat für<br />

Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz.<br />

Nichts geht mehr bezüglich der Freizeitfahrten für den BZA<br />

(* Rien ne va plus), obwohl der Betriebsrat wenige Tage<br />

(10.11.2004) zuvor Presse, Politiker, Freunde und Verbündete zu<br />

einer außerordentlichen und öffentlichen Betriebsversammlung<br />

geladen hatte, die in der Presse erhebliche Aufmerksamkeit fand.<br />

Bei dieser Gelegenheit beschwor der BZA-Betriebsrat das Gespenst<br />

der Ausfälle von Personal und damit von Fahrten um die<br />

Weihnachtszeit herauf, das von der Senatorin für Gesundheit und<br />

Soziales in einer anderen Sitzung dahingehend beantwortet wurde,<br />

dass sie notfalls persönlich bei der Vermittlung von Fahrten zum Fest<br />

mithelfen wird.<br />

Die BVG <strong>ist</strong> eine AöR – Anst<strong>alt</strong> öffentlichen Rechts, die geh<strong>alt</strong>en <strong>ist</strong>,<br />

wirtschaftlich zu handeln. Und so sehen die Konditionen des „Letter<br />

of Intend" vor, dass die BVG weder einen Gewinn noch einen Verlust<br />

durch die Übernahme der Regiele<strong>ist</strong>ungen für die Freizeitfahrten von<br />

mobilitätsbehinderten <strong>Berliner</strong>n „einfahren" darf. Teile der<br />

Regiele<strong>ist</strong>ungen können dabei von der BVG an Subunternehmer<br />

vergeben <strong>wer</strong>den.


Die Regiele<strong>ist</strong>ungen beinh<strong>alt</strong>en<br />

u. a. den Dienst des Call Centers der BVG, das die Terminwünsche<br />

für Freizeitfahrten entgegennehmen und an die „Telebus"-<br />

Unternehmen weiterleiten wird.<br />

Die Dienstle<strong>ist</strong>er, die mit ihren geeigneten Wagen die Freizeitfahrten<br />

durchführen, sollen durch eine europaweite Ausschreibung des<br />

Senats ermittelt und vom Senat unter Vertrag genommen <strong>wer</strong>den.<br />

Da das BVG Call Center rund um die Uhr besetzt <strong>ist</strong>, sollen die<br />

Fahrtenwünsche jederzeit entgegen genommen <strong>wer</strong>den und<br />

hoffentlich können auch jederzeit Fahrten durchgeführt <strong>wer</strong>den.<br />

Soweit die aktuelle Grobplanung des Vorvertrages – die Feinheiten<br />

<strong>wer</strong>den im nächsten halben Jahr zwischen dem Senat und der BVG<br />

erarbeitet und natürlich auch von der BBZ veröffentlicht <strong>wer</strong>den,<br />

sobald sie veröffentlichungsreif sind.<br />

Wir nahmen als Informationen aus der Rede des<br />

Betriebsratsvorsitzenden vom BZA, Herrn Stockmar, noch mit:<br />

„... die Regiele<strong>ist</strong>ungen für den Sonderfahrdienst, denn ,Telebus‘<br />

wird er dann nicht mehr heißen, weil diese Bezeichnung geschützt<br />

<strong>ist</strong>, ..."<br />

Nun können wir also gespannt sein, welchen Namen die<br />

Feinplanungs-Experten von BVG und Senat sich ausdenken <strong>wer</strong>den<br />

für das, was bis Juni 2005 noch „Telebus" heißt und künftig nicht nur<br />

wirtschaftlicher, sondern auch effektiver arbeiten soll.<br />

Namen sind Schall und Rauch - wenn nur der Service stimmt, den<br />

wir so dringend brauchen.<br />

Hannelore Bauersfeld<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Mögliche Perspektiven zum gemeinsamen Unterricht<br />

für Schülerinnen und Schüler mit dem<br />

sonderpädagogischen Fördersch<strong>wer</strong>punkt „Ge<strong>ist</strong>ige<br />

Behinderung“<br />

Der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und<br />

ohne Behinderungen in der Grundschule wurde durch eine Änderung<br />

des Schulgesetzes im Jahre 1996 auch auf die Gruppe von<br />

Schülerinnen und Schülern mit ge<strong>ist</strong>iger Behinderung und<br />

Sch<strong>wer</strong>mehrfachbehinderung ausgeweitet.<br />

In der Oberschule wurde bisher dazu ein Schulversuch durchgeführt.<br />

Künftig sollen auch hier, so sieht es der Entwurf VO<br />

Sonderpädagogik vor, die allgemeinen Rahmenbedingungen für den<br />

gemeinsamen Unterricht gelten.<br />

Das Schulgesetz als Vorgabe<br />

„Ziel der Förderung <strong>ist</strong> insbesondere die Entwicklung von kognitiven,<br />

kommunikativen, sprachlichen, senso- und psychomotorischen,<br />

emotionalen und sozialen Fähigkeiten, um den Schülerinnen und<br />

Schülern Zugang zu den Kulturtechniken sowie eine aktive<br />

Lebensbewältigung in sozialer Integration zu ermöglichen." (Entwurf,<br />

VO Sonderpädagogik § 12)<br />

Die Möglichkeit, eine Regelschule besuchen zu können <strong>oder</strong> nicht<br />

besuchen zu können, darf also nicht von dem Umstand abhängen, ob<br />

ein Kind „integrierbar" <strong>oder</strong> „nicht integrationsfähig" <strong>ist</strong>.<br />

Klassen, in denen integrativer Unterricht stattfindet, erfordern eine<br />

veränderte Unterrichtsgest<strong>alt</strong>ung. Der Gesetzgeber sieht vor,<br />

BRSchL § 36 Abs. 2: „Bei der Planung und Durchführung des


gemeinsamen Unterrichts, insbesondere bei der Erstellung von<br />

Förderplänen, arbeiten die Lehrkräfte für Sonderpädagogik und die<br />

der allgemeinen Schulen sowie andere Fachkräfte zusammen."<br />

Wege zum Wandel<br />

In der Praxis <strong>ist</strong> die Unterrichtung der Regelschüler/-innen oft<br />

ausschließlich Sache der Lehrer/-innen der allgemeinen Schule,<br />

während die Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />

überwiegend von „ihren" Sonderpädagogen/-innen unterrichtet<br />

<strong>wer</strong>den. Methodenvielf<strong>alt</strong> würde jedoch, darüber hinausweisend,<br />

auch für Kinder mit ge<strong>ist</strong>igen Beeinträchtigungen die Chance und die<br />

Möglichkeiten bieten, in einer ihnen entsprechenden Weise mit den<br />

anderen Kindern gemeinsam lernen zu können.<br />

Im gemeinsamen Unterricht <strong>ist</strong> zudem jeder Pädagoge gefordert,<br />

seine eigenen Grenzen zu erforschen und zu verstehen, um sinnvoll<br />

mit seinem Schüler mit Beeinträchtigung arbeiten zu können.<br />

Lebenspraktische Inh<strong>alt</strong>e sind diejenigen, mit denen ausnahmslos<br />

alle Schüler gleichermaßen konfrontiert <strong>wer</strong>den müssen, um<br />

gemeinsam das Leben me<strong>ist</strong>ern zu können. Lernen die „normalen"<br />

Mitschüler in ihrer Integrationsklasse, dass für die<br />

Integrationsschüler lernen nicht gleich lernen <strong>ist</strong> und für diese<br />

manche Dinge nicht als gleichermaßen wichtig erachtet <strong>wer</strong>den wie<br />

für sie selbst, dass sie ihnen also nicht nahe gebracht <strong>wer</strong>den<br />

müssten, <strong>ist</strong> die zukünftige Praxis der Ausgrenzung bereits<br />

vorprogrammiert. Und bei den Integrationsschülern erzeugt<br />

Ausgrenzung das Bewusstsein, sich von den anderen zu isolieren und<br />

zu d<strong>ist</strong>anzieren.<br />

Erst wenn auch ge<strong>ist</strong>ig behinderten Schülern zugemutet wird, mit<br />

den gleichen Inh<strong>alt</strong>en und Themen des Unterrichts konfrontiert zu<br />

<strong>wer</strong>den, sind sie für alle, Lehrer, Sonderpädagogen, Mitschüler,<br />

Eltern, und für sich selbst anerkannte und gleich<strong>wer</strong>tige Mitglieder<br />

unserer Gesellschaft. Dabei darf es hier aber nicht, wie die Tendenz<br />

wieder zeigt, allein um schulische Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit gehen, die


allgemeinen Vorstellungen folgt. Die Defizite von Schülern/-innen<br />

mit Behinderung würden damit zwangsläufig wieder in den<br />

Vordergrund rücken. Schüler verbringen die me<strong>ist</strong>e Zeit des Tages in<br />

der Schule und in dieser Gemeinschaft lernen sie eben auch alle<br />

„Gemeinschaft" für ihre zukünftige Generation – <strong>oder</strong> nicht.<br />

Sind wir für das Anderssein sensibel?<br />

Im gemeinsamen Unterricht <strong>wer</strong>den unter diesem Aspekt<br />

unerwartete Situationen, die in der Arbeit mit ge<strong>ist</strong>ig behinderten<br />

Schülern oft als Störungen pädagogischer Prozesse empfunden<br />

<strong>wer</strong>den, nicht mehr als unvermeidliche Belastungen gesehen. Bisher<br />

<strong>ist</strong> es keineswegs selbstverständlich, dass Sonderpädagogen,<br />

Regelschullehrer und Regelschüler und ihre beeinträchtigten<br />

Mitschüler als Partner einer mitmenschlichen Interaktion zu<br />

verstehen sind.<br />

Der ge<strong>ist</strong>ig behinderte Schüler zeigt der rahmenplanorientierten<br />

(Sonder-)Pädagogik zudem ihre Grenzen auf. Hinsichtlich der<br />

Möglichkeiten pädagogischer Zielsetzung <strong>ist</strong> ein Wandel erforderlich,<br />

welcher Offenheit für das Unbestimmbare und das Unvorhersehbare<br />

erlaubt. Erst dann kann der beeinträchtigte Schüler in seiner<br />

Nichtfassbarkeit und Unverfügbarkeit wahrgenommen und<br />

respektiert <strong>wer</strong>den.<br />

Wilhelm Reincke bemerkt dazu, es bedürfe dringend der Einsicht,<br />

dass die „Wahrnehmung so genannter ge<strong>ist</strong>iger Behinderung weithin<br />

auch aus subjektiven Wirklichkeitskonstruktionen Nichtbehinderter<br />

herrührt". (BHP 42.1,S.22) Das Bild vom Menschen mit ge<strong>ist</strong>iger<br />

Behinderung wäre demnach auch das, was nicht auf Seiten des<br />

Betroffenen selbst, sondern im sozialen Umfeld des betroffenen<br />

Menschen entstanden <strong>ist</strong>. Menschen mit Down-Syndrom geben dafür<br />

immer noch das treffende Beispiel. Einerseits <strong>wer</strong>den ihnen<br />

mannigf<strong>alt</strong>ige Defizite zugeschrieben, andererseits gehören sie heute<br />

vielfach als selbstbewusste und selbstständige Mitbürger in unseren<br />

Alltag.


zurück<br />

Wenn mit einer Behinderung stattdessen eine auf Respekt<br />

beruhende Autonomie der Betroffenen an Geltung gewinnen würde,<br />

dann könnte sich der pädagogische Prozess zu einer<br />

Wechselbeziehung zwischen behinderten und nichtbehinderten<br />

Menschen entwickeln. Hiervon ausgehend, könnte eine pädagogische<br />

Förderung entwickelt <strong>wer</strong>den, welche sich im Dialog zwischen Lehrer<br />

und Schüler auf gleicher Ebene entf<strong>alt</strong>en kann und wo sich alle<br />

Beteiligten in einer allen förderlichen Interaktion begegnen können.<br />

Lernen kann dann für alle Schüler gemeinsam als Prozess der Lern-<br />

und Persönlichkeitsentwicklung begriffen und realisiert <strong>wer</strong>den.<br />

Ursula Grund-Maharam<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

„Schatzk<strong>ist</strong>e Rostock“ – wäre das was für<br />

Berlin?<br />

Motto:<br />

Es <strong>ist</strong> ganz einfach:<br />

Man sieht nur mit dem Herzen gut.<br />

Das Wesentliche<br />

<strong>ist</strong> für die Augen<br />

unsichtbar.<br />

A. de Saint-Exupéry<br />

In Rostock, einer Ostseestadt mit 200.000 Einwohner/-innen, gibt es<br />

seit ca. fünf Monaten die „Schatzk<strong>ist</strong>e", eine „Kontakt- und<br />

Partnervermittlung für Menschen mit Behinderungen".<br />

In einer Begegnungsstätte in Rostock-Lichtenhagen befindet sich ein<br />

20 m² großer Büroraum mit Rampe und PC. Ein ausdrucksstarkes<br />

Bild mit einem schützenden roten Pferd neben einer schlafenden<br />

Lady auf einem Ananasstrand dominiert die Atmosphäre der Sofas<br />

und Regale.<br />

Die Idee einer Agentur für Partnervermittlung dieser Art auf<br />

gemeinnütziger Basis stammt aus Hamburg, wo der Psychologe und<br />

Sexu<strong>alt</strong>herapeut Bernd Zemella 1998 begann, das Projekt<br />

aufzubauen. Dort gibt es inzwischen 360 Karteimitglieder mit über<br />

50 Vermittlungen. Durch die Ansiedelung des Projektes in der Ev.<br />

Stiftung Alsterdorf entstand der vorrangige Bezug zur Zielgruppe der<br />

ge<strong>ist</strong>ig Behinderten. Diese Menschen haben oft große<br />

Schwierigkeiten, über ihren – me<strong>ist</strong> geschützten – Arbeitsplatz sowie<br />

Wohnort hinaus andere potenzielle Liebhaber/-innen persönlich<br />

kennen zu lernen.<br />

Am 7. Juni 2004 fand der offizielle Start der „Schatzk<strong>ist</strong>e" mit einer<br />

Party statt. Zuvor hatte es drei Treffen mit potenziellen Trägern


gegeben, die sich alle mit behinderten Menschen beschäftigen, von<br />

denen haben sich letztlich fünf herauskr<strong>ist</strong>allisiert. Hierbei mussten<br />

Bedenken hinsichtlich der Seriosität (Rotlichtmilieu? Aids?)<br />

ausgeräumt <strong>wer</strong>den. Der Förderverein Gemeindepsychiatrie e. V<br />

widmete die halbe Stelle von Ulla Tiggesbäumker um, und von der<br />

AWO Sozialdienst Rostock gGmbH wurde der Raum gestellt. Drei<br />

weitere Einrichtungen beteiligen sich. Zemella hat für die<br />

Vermittlungsaufnahme in Rostock seine selbst entwickelte Software<br />

zur Verfügung gestellt<br />

In der Rostocker Kartei sind bisher 30 Mitglieder enth<strong>alt</strong>en. Die<br />

Interessent/-innen kommen entweder über Zeitungsartikel <strong>oder</strong> über<br />

die Flyer zur „Schatzk<strong>ist</strong>e". Per Anruf wird ein Termin vereinbart, bei<br />

dem im Büro die Daten der Person life in den PC aufgenommen<br />

<strong>wer</strong>den.<br />

Zuvor muss eine Einverständniserklärung abgegeben <strong>wer</strong>den.<br />

Neben den Grunddaten <strong>wer</strong>den charakterbezogene Informationen<br />

und Wünsche erfasst. Auch 2 bis 3 Digitalfotos <strong>wer</strong>den<br />

aufgenommen. Eine einmalige Aufnahmegebühr von 10 EUR fällt an.<br />

Sollte Partnerin A mit Partner B zusammenpassen, bekommen beide<br />

ein Anschreiben mit dem Foto des potenziellen Gegenübers<br />

zugesandt, jedoch ohne Adresse <strong>oder</strong> andere Details. Erst wenn<br />

beide Seiten Interesse bekundet haben, wird ein Treffen im Büro der<br />

„Schatzk<strong>ist</strong>e" verabredet.<br />

Sollte sich später ein gravierendes Problem innerhalb der<br />

vermittelten Beziehung einstellen, so kann Ulla Tiggesbäumker –<br />

eine Begleitung bei 2–3 Terminen <strong>ist</strong> immerhin möglich – nur an<br />

professionelle Stellen weiter verweisen. Zwar sind die Mitglieder in<br />

der Kartei handverlesen, jedoch einen Schutz gegen Lügen <strong>oder</strong><br />

Gefahren anderer Art bietet dies nicht.


In Rostock <strong>wer</strong>den über Liebesbeziehungen hinaus – erweiternd zu<br />

dem Hamburger Konzept – auch andere soziale Kontakte wie<br />

gemeinsames Rommeespielen o. Ä. vermittelt. Bisher umfasst der<br />

Arbeitsumfang von Tiggesbäumker ca. 10 Stunden wöchentlich, die<br />

häufig mit Journal<strong>ist</strong>enanrufen ausgefüllt sind.<br />

In Kürze soll es eine erste Party zum Kennenlernen der<br />

Angemeldeten im Café „händicäff" geben. Dieses seit Februar<br />

bestehende Café spricht ein kunterbuntes Publikum über alle<br />

Generationen an und <strong>ist</strong> mit integriertem Lift behindertenfreundlich.<br />

Wichtig für das Projekt <strong>ist</strong> eine weitreichende Unterstützung durch<br />

andere Institutionen, da sich die Verbreitung der Flyer sonst eher<br />

schwierig gest<strong>alt</strong>et. Es gibt viele Anfragen zur persönlichen<br />

Vorstellung des Projektes durch Ulla Tiggesbäumker in Einrichtungen<br />

wie Tagesstätten und Werkstätten. Dies <strong>ist</strong> hilfreich, denn eine<br />

Kontaktaufnahme fällt vielen Behinderten anschließend leichter,<br />

wenn sie ein freundliches Gesicht mit dem Namen „Schatzk<strong>ist</strong>e"<br />

verbinden.<br />

Auch in anderen bundesdeutschen Städten wird das Konzept<br />

demnächst umgesetzt:<br />

Eine Kölner Partnervermittlung nahm im November 2004 – ebenfalls<br />

im diakonischen Umfeld – den Betrieb auf.<br />

Gespräche <strong>wer</strong>den aktuell auch in Bad Homburg und in Heilbronn für<br />

Baden-Württemberg überregional geführt.<br />

Ein Beitritt in den Hamburger Verein wird gewünscht. Mensch sollte<br />

sich ein- bis zweimal im Jahr zum Erfahrungsaustausch treffen. Eine<br />

Vernetzung bzw. ein Fortwachsen nach dem Schneeballsystem <strong>ist</strong><br />

beabsichtigt.<br />

Was wäre in Berlin möglich?<br />

In Absprache mit Heinrich Beuscher, dem Psychiatriekoodinator der<br />

Stadt, und Martin Marquard, dem Landesbehindertenbeauftragten,<br />

<strong>wer</strong>den wir in Berlin erst einmal an einer Stelle, hier in


zurück<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf, anfangen. Bei Redaktionsschluss im<br />

November 04 wird es ein erstes Treffen hierzu geben. Bei späterem<br />

Erfolg kann über eine Ausweitung innerhalb der Stadt nachgedacht<br />

<strong>wer</strong>den. Dies <strong>ist</strong> allein schon unter dem Aspekt interessant, dass es<br />

sehr viele verschiedene Behinderungsformen gibt und die<br />

Bedürfnislage der einzelnen sehr unterschiedlich <strong>ist</strong>, d. h. nicht alle<br />

mit allen zu tun haben wollen – und dann schon gar nicht als<br />

Lieberhaber/-innen!<br />

Heike Oldenburg<br />

Weitere Informationen:<br />

www.schatzk<strong>ist</strong>e-alsterdorf.de<br />

<strong>oder</strong>:<br />

Heike Oldenburg<br />

Büro Bezirksbehindertenbeauftragter Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

Tel.: 0 30/9 02 91 24 03<br />

Fax: 0 30/9 02 91 24 91<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Blinde sollen Reichstagsgebäude ertasten<br />

können<br />

Blinde sollen künftig das Reichstagsgebäude plastisch erfahren<br />

können. Im Rahmen der einer vom Ältestenrat unterstützten<br />

Initiative für einen „Barrierefreien Bundestag" gest<strong>alt</strong>en Studierende<br />

an der Technischen Universität Berlin (TU) gemeinsam mit dem<br />

Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband ein Tastmodell des<br />

Reichstagsgebäudes.<br />

Zusammen mit der Initiatorin des Projekts, der<br />

Bundestagsabgeordneten Dagmar F r e i t a g, und weiteren<br />

Abgeordneten präsentierten die Studenten erste Modelle am 1.<br />

Dezember, 10 Uhr, am Institut für Darstellung und Gest<strong>alt</strong>ung der<br />

TU in der Strasse des 17. Juni 135.<br />

Durch die Modelle sollen Blinde und Sehbehinderte einen Eindruck<br />

vom Reichstagsgebäude (Eingänge, Fassade, Türme, Kuppel)<br />

gewinnen.<br />

Auch Details wie die Inschrift über dem Westeingang „Dem<br />

Deutschen Volke" und die unterschiedlichen Baumaterialien sollen<br />

fühlbar gemacht <strong>wer</strong>den.<br />

Ab 2006 soll das Modell dann auf der Besuchertribüne des<br />

Bundestages zum Anfassen einladen. Der „Tastbesuch" für blinde<br />

Gäste komplettiert die Erleichterungen, die bereits beim Bau des<br />

Reichstagsgebäudes für Behinderte geschaffen worden sind.<br />

Herausgeber: Deutscher Bundestag<br />

***


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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Erfahrungen mit der Versandapotheke Doc<br />

Morris<br />

Zur Beschaffung der Pflege-Verbrauchsmaterialien gemäß dem<br />

Anspruch der monatlichen Pauschale in Höhe von 31,00 EUR nach<br />

SGB XI habe ich erstmals bei der niederländischen „Pionier"-<br />

Versandapotheke DocMorris bestellt (www.docmorris.com).<br />

Geordert wurden als „rezeptfreie Medikamente" Bacillol Plus 1000 ml<br />

und Sterilium 1000 ml (2 x Desinfektionsmittel) sowie Esemtan<br />

Handemulsion 1000 ml. Der Preis liegt zwar mit 45,56 EUR über dem<br />

erstattungsfähigen Betrag von 31,00 EUR, aber das Bacillol plus<br />

wurde von mir dringend benötigt.<br />

Der Bestellvorgang<br />

Zunächst versuchte ich eine Online-Bestellung dieser Artikel, die<br />

dann hinterher bis zum Höchstbetrag von der Pflegekasse ersetzt<br />

<strong>wer</strong>den sollten.<br />

Aber weder die Eingabe des Arzneimittel- bzw. Produktnamens noch<br />

der PZN-Nummer im Internet-Bestellsystem haben funktioniert!<br />

So war ich gezwungen, das Ganze telefonisch zu bestellen, und<br />

natürlich mit einer 01805-Rufnummer.<br />

Am Telefon endlich durchverbunden, fragte ich die Mitarbeiterin,<br />

weshalb denn diese Produkte zwar in ihrem (internen)<br />

Warenwirtschaftssystem gel<strong>ist</strong>et und bestellbar sind, nicht jedoch im<br />

Internet-Bestellsystem. Daraufhin kam nur die lapidare Antwort,<br />

„dass nicht alle Produkte im Online-System enth<strong>alt</strong>en sind". Aha.


Ich habe dennoch bestellt, auch wenn diese Desinfektionsmittel noch<br />

bei den Herstellern bestellt <strong>wer</strong>den mussten und so die Lieferung<br />

erst Mitte der kommenden Woche eintreffen sollte. Schließlich muss<br />

man sich beim Versandhandel im Klaren darüber sein, dass mit<br />

längeren Lieferzeiten zu rechnen <strong>ist</strong>.<br />

Kritik am Bestellvorgang<br />

Ich finde es unverschämt, dass prinzipiell lieferbare Artikel nicht in<br />

vollem Umfang im Online-Bestellshop von www.docmorris.com<br />

gel<strong>ist</strong>et sind und der Kunde so gezwungen wird, das CallCenter mit<br />

der 01805-Rufnummer zu bemühen, um dann auch noch die<br />

Auskunft zu erh<strong>alt</strong>en, dass das gewünschte Produkt erst noch beim<br />

Hersteller gesondert bestellt <strong>wer</strong>den müsse!<br />

M<strong>oder</strong>ne, intelligente DataWarehouse- <strong>oder</strong> Online-Shop-Systeme<br />

sollten eine gleich<strong>wer</strong>tige aktuelle Bestandsabfrage zulassen wie die<br />

Call-Center-Agenten. Daher bin ich enttäuscht, dass es hier keinen<br />

1:1-Datenabgleich gibt.<br />

Gegenüber dem Preis einer konventionellen Apotheke <strong>wer</strong>de ich ca.<br />

3,80 EUR gespart haben. Selbst wenn ich eine gewisse<br />

Mindestbestellmenge bis zum Wegfall des Versandspesenanteils von<br />

4,95 EUR bei rezeptfreien Medikamenten akzeptiere, wird diese<br />

„Ersparnis" jedoch durch die notwendigen Telefonate mit der<br />

Bestellannahme mehr als „kompensiert".<br />

Ich finde es weiterhin ärgerlich, wenn die suggerierten Preisvorteile<br />

bei rezeptfreien Arzneimitteln durch solche „inversen<br />

Lockvogelangebote" nicht eingeh<strong>alt</strong>en <strong>wer</strong>den! Denn mit den<br />

rezeptfreien Medikamenten dürfte DocMorris am wenigsten<br />

(Abrechnungs-)Aufwand haben.<br />

Zwar wirbt DocMorris damit, bei verschreibungspflichtigen<br />

Medikamenten 50 % des Zuzahlungsbetrages zu vergüten, und für<br />

einen Großteil der Bestellungen mag das auch zutreffen. Aber dass<br />

dann bei den rezeptfreien Medikamenten die Marge umso größer


geh<strong>alt</strong>en bzw. der Preisvorteil für den Kunden so<br />

zusammengeschrumpft wird, h<strong>alt</strong>e ich für nicht akzeptabel.<br />

Insbesondere, wenn eben noch kostenintensiv telefoniert <strong>wer</strong>den<br />

muss!<br />

Auftragsbestätigung<br />

Nach der telefonischen Aufgabe der Bestellung wollte ich dann ca.<br />

eine Stunde später im Internet nachsehen, wie denn der<br />

Bestellstatus so ausschaut. Pustekuchen!<br />

Es erschien die Fehlermeldung (!): „Unter der Kennung<br />

(Kundennummer) XXXX liegt keine Bestellung vor!"<br />

Daraufhin habe ich wieder die Hotline bemüht und nachgefragt, ob<br />

denn die heute aufgegebene Bestellung im (internen) Bestellsystem<br />

vermerkt sei und warum ich denn Online nichts erkennen könne.<br />

Es wurde mir bestätigt, dass die Bestellung erfasst und zur<br />

Bestellung bei den Herstellern/Großhändlern vermerkt sei, aber erst<br />

konfektioniert und versandt wird, wenn alle Artikel bei DocMorris<br />

eingetroffen seien.<br />

Das mit der gemeinsamen Versendung nach dem Bereitstellen aller<br />

Artikel lasse ich mir ja irgendwie noch gefallen (weil es nicht<br />

zeitsensitiv <strong>ist</strong>). Aber „dass die Internet-Bestellinformationen um bis<br />

zu 24 Stunden zeitverzögert aktualisiert <strong>wer</strong>den", h<strong>alt</strong>e ich für eine<br />

Veralberung von Online-Nutzern.<br />

Der Versand<br />

Nach zwei Tagen traf das Paket mit den Desinfektionsmitteln ein,<br />

soweit war alles okay.<br />

Aber als dann am 20.10.04 weder eine Ergänzungslieferung des<br />

fehlenden Hautbalsams noch eine Status-E-Mail über die Lieferung<br />

eingetroffen waren, bemühte ich wieder die telefonische Hotline.


Die CallCenter-Dame am Telefon konnte den Vorgang zunächst nicht<br />

finden und sagte mir einen Rückruf ca. eine Stunde später zu. Und:<br />

Sie meldete sich dann eine Stunde später tatsächlich wieder zurück<br />

und entschuldigte sich, dass die Bestellung „untergegangen" sei und<br />

jetzt schnellstmöglich ausgeführt <strong>wer</strong>de.<br />

Zwei Tage Laufzeit der Paketdienste muss man im Großen und<br />

Ganzen sicherheitshalber schon einmal einplanen. Aber als dann<br />

einige Tage später wieder nichts eingetroffen war (und ich zudem<br />

kurzzeitig auf einer Fortbildung war), musste ich – diesmal<br />

verständlicherweise ungeduldiger denn je – erneut die Hotline<br />

kontaktieren, wo mir mitgeteilt wurde, dass die Sendung mit dem<br />

Hautschutzmittel bei meinem Nachbarn abgegeben wurde! Nur hat<br />

der Paketzusteller von der DHL / Deutsche Post AG es versäumt, mir<br />

eine Nachricht in den Briefkasten einzulegen ...<br />

Also hat die Bestellprozedur von dem erstmaligen Bestellkontakt bis<br />

zur Entgegennahme der letzten Paketsendung über 13 Tage<br />

gedauert. Wobei natürlich die Abbuchungen vom Bankkonto fast<br />

schneller erfolgten, als letztlich die Lieferungen eintrudelten.<br />

Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend kann ich also nur von wenig positiven<br />

Erfahrungen mit der Versandapotheke DocMorris berichten.<br />

Unter dem Gesichtspunkt der schnellen Lieferung und der möglichen<br />

Pannen in der Log<strong>ist</strong>ikkette eignen sich Versandapotheken ohnehin<br />

nicht für zeitkritische Bestellungen. Und obwohl diese speziell für<br />

deutsche Kunden im niederländisch-deutschen Grenzgebiet bei<br />

Heerlen gegründete Versandapotheke sich zwar ab Lager bzw.<br />

Aachen dem Paketdienst DHL / Deutsche Post AG für eine sichere<br />

und pünktliche Zustellung nach Deutschland bedient, bleibt immer<br />

noch das Transportrisiko bei der Post / DHL.<br />

Selbst wenn akzeptiert <strong>wer</strong>den muss, dass eine Bestellung


ezeptpflichtiger Medikamente aufgrund der Vorlagepflicht des<br />

Rezepts im Original (= per Post) nur schriftlich erfolgen kann,<br />

erwartet man gerade beim „CashCow"-Sortimentsbereich der<br />

rezeptfreien Medikamente einen zuvorkommenden Service –<br />

insbesondere im Internet!<br />

Frage: Wer hat was davon?<br />

Die Geschäftspraxis <strong>ist</strong> unglaubwürdig. Wo wird denn die eigentliche<br />

Marge verdient? Sicherlich in der Großhandelsspanne. Einen Teil<br />

dieser Spanne gibt DocMorris in Form der 50 % des<br />

Zuzahlungsbetrages an die Kunden bzw. GKV-Versicherten weiter.<br />

Einen anderen Teil der Spanne bekommen die deutschen<br />

(gesetzlichen und auch die privaten) Krankenversicherer über die<br />

günstiger kalkulierten Preise herein (sonst wären die Kassen nicht so<br />

scharf auf das Versandgeschäft).<br />

Dass aber bei den rezeptfreien Medikamenten sowohl<br />

Preisvorteilweitergabe als auch Service auf der Strecke zu bleiben<br />

scheinen, <strong>ist</strong> ein doppeltes Ärgernis. Man kann doch nicht z. B.<br />

wegen einer – rezeptfreien und voll selbst zu bezahlenden –<br />

Schachtel Aspirin bei DocMorris online (kostenfrei) bestellen wollen ?!<br />

Und wenn DocMorris das Angebot nur auf bestimmte Segmente von<br />

Pharmazeutika begrenzt wissen möchte, warum hat man mir dann<br />

angeboten, diese „Exoten" von Desinfektionsmitteln beim Hersteller<br />

zu bestellen? (Sterilium <strong>ist</strong> mit Sicherheit kein Exot!) Da sind selbst<br />

Quelle bzw. Otto m<strong>oder</strong>ner ...<br />

Bleibt nur zu hoffen, dass die deutschen Grenzgänger-<br />

Pharmaziestudenten im CallCenter von DocMorris ein ordentliches<br />

Geh<strong>alt</strong> bekommen.<br />

Carsten Sporkmann<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Jürgen Bergmann<br />

Ein intensives Leben auf Rädern<br />

Der 31. August 1958, ein Sonntag, sollte mein ganzes Leben<br />

verändern. Ich erinnere mich auch noch nach 46 Jahren an jedes<br />

kleinste Detail, das damals in meinem Kopf und Körper abging, an<br />

das Gefühl, als die Sensibilität innerhalb von einer halben Stunde<br />

Unheil verkündend verschwand und ich keine Kontrolle mehr über<br />

meine Arme und Beine hatte. Ich konnte mir das alles nicht erklären<br />

und sackte dann wie eine Marionette, die nicht an Schnüren geführt<br />

wird, in mich zusammen.<br />

Am liebsten hätte ich mich erschossen <strong>oder</strong><br />

aufgehängt. Aber das hätte ich nicht einmal selber<br />

gekonnt, auch dabei hätte mir jemand helfen<br />

müssen.<br />

Völlig bewegungslos lag ich beim Bademe<strong>ist</strong>er auf einer Pritsche,<br />

denn das Ganze geschah in einer Hamburger Badeanst<strong>alt</strong>, bis mich<br />

das Rote Kreuz in ein Krankenhaus brachte. (Rundum Neugierige,<br />

die den Helfern den Weg zum Krankenwagen versperrten, und ich<br />

schimpfte von der Trage herunter!) In ein Krankenhaus? Bis ich im<br />

richtigen landete, hatte ich bestimmt ein halbes Dutzend hinter mir,<br />

es verstrichen <strong>wer</strong>tvolle Stunden.<br />

Später sagte man mir, dass meine Querschnittlähmung vermutlich<br />

durch ein Blutgerinnsel zwischen dem 5. und 6. Halswirbel<br />

entstanden <strong>ist</strong>. Die Nerven wurden abgeklemmt und beschädigt. Man<br />

hätte dieses Gerinnsel innerhalb von vier Stunden entfernen können,<br />

wenn man es gefunden hätte. Vielleicht wenn ich sofort in das<br />

richtige Krankenhaus gekommen wäre?


Alles vorbei?<br />

Am Anfang war für mich alles sinnlos, alles vorbei. Ich konnte mich<br />

nicht bewegen, ich wurde gefüttert wie ein Baby. Am liebsten hätte<br />

ich mich erschossen <strong>oder</strong> aufgehängt. Aber das hätte ich nicht<br />

einmal selber gekonnt, auch dabei hätte mir jemand helfen müssen.<br />

Mitleid habe ich von der ersten Stunde an gehasst. Leute, die mir am<br />

Krankenbett etwas vorheulten, habe ich nach Hause geschickt.<br />

Mein langes Leben im Rollstuhl ging durch viele Höhen und Tiefen.<br />

Bis ich mit meiner Behinderung einigermaßen zurechtkam, vergingen<br />

viele Jahre. Medizin und Technik waren logischerweise längst nicht<br />

so ausgereift wie heute, damit musste ich mich, wie viele andere,<br />

auseinander setzen. Es wäre auch eine Lüge zu behaupten, ich hätte<br />

mich mit meiner Rollstuhlsituation abgefunden. Zu oft <strong>wer</strong>de ich mit<br />

Problemen, die ein Fußgänger womöglich nicht hat, konfrontiert. Ich<br />

habe mich entschlossen, nachdem ich das Gröbste überstanden<br />

hatte, zu überleben und bewusster zu leben. Viele haben mich dazu<br />

ermutigt.<br />

Zu neuen Ufern aufbrechen<br />

Nachdem ich meiner Ehefrau und dem Wohn- und Pflegeheim in<br />

Hamburg den Rücken gekehrt hatte, begann ich in Heidelberg mit<br />

meiner Ausbildung zum Industriekaufmann. Ziemlich frustrierend<br />

waren nach dem Abschluss die Absagen auf unzählige Be<strong>wer</strong>bungen,<br />

die ich an verschiedene Betriebe schickte. Nach über neun Jahren –<br />

in dieser Zeit m<strong>alt</strong>e ich ständig und hatte viele Ausstellungen mit<br />

meinen Aquarellen – hatte ich Glück und bekam eine Anstellung in<br />

einer Spedition. Dieser Glücksfall dauerte aber nur ein knappes Jahr.<br />

Danach schickte man mich in Er<strong>wer</strong>bsunfähigkeitsrente.<br />

Meine Malerei, mein Garten und die jungen Leute, die mich auch<br />

heute noch rund um die Uhr betreuen und mir die Möglichkeit geben,<br />

autonom zu leben, lassen eigentlich keine Langeweile aufkommen.<br />

Ehrenamtliche Tätigkeiten wie in der Gemeinde im Technischen<br />

Ausschuss, die Mitarbeit bei der Erstellung der „Grünen Blätter" und<br />

die frühere Vereinstätigkeit in der „Nicaragua Solidarität" füllten<br />

einen Teil meines Lebens aus. Mit dem eigenen Auto bin ich oft mit<br />

netten Betreuern in Urlaub gefahren. Oftmals waren die Wohnorte<br />

meiner Freunde in Ungarn, ebenfalls Rollis, meine Urlaubsziele.


Vom Alt<strong>wer</strong>den und den Zipperlein<br />

Doch dann kamen viele Zipperlein, die ich dem Alt<strong>wer</strong>den im<br />

Rollstuhl „ankreide". Während einer Schlafphase hatten Ärzte in Bad<br />

Wildungen bei einem Langzeit- EKG festgestellt, dass mein Herz<br />

neun Sekunden nicht geschlagen hatte. Seitdem habe ich einen<br />

Herzschrittmacher.<br />

Solange der Ge<strong>ist</strong> fit <strong>ist</strong>, gibt ein <strong>alt</strong>ernder Rolli<br />

nicht auf.<br />

Während vieler Jahre der Unbeweglichkeit hatten sich riesige Steine<br />

in den Nierenkelchen meiner linken Niere gebildet, die mussten<br />

unbedingt entfernt <strong>wer</strong>den. Der erste Versuch schlug fehl, da hätte<br />

man mich fast mitsamt der Steine entfernt. Die Lunge wurde bei der<br />

offenen Nierenoperation verletzt, dadurch wurden sechs<br />

Bluttransfusionen notwendig. Auch das wiederholte Beschießen der<br />

Niere mit einer so genannten „Laserkanone" blieb erfolglos.<br />

Folgeschäden blieben natürlich nicht aus, körperliche Besch<strong>wer</strong>den<br />

und die Hand, die so viele Bilder gem<strong>alt</strong> hat, <strong>ist</strong> nahezu unbrauchbar<br />

geworden. Lange Zeit brauchte ich, mit mir darüber selber ins Reine<br />

zu kommen und einzusehen, dass ich wahrscheinlich nie wieder in<br />

der Lage sein <strong>wer</strong>de zu malen. Die Hauptbeschäftigung wird am<br />

Computer stattfinden. Viele Operationen in Bad Wildungen und<br />

Marburg ließen außer den Nierensteinen auch noch mehr Lack<br />

abbröckeln. Die zahlreichen Narkosen erzeugten Verfolgungswahn<br />

und Halluzinationen. Den Krankenhauskeim bekommt man gratis mit<br />

nach Hause und handelt sich damit Riesenwunden durch eine<br />

Infektion ein und hat monatelang etwas davon. Danke!<br />

Es gibt im Alt<strong>wer</strong>den immer wieder neue<br />

Lernprozesse.<br />

Ich erwische mich immer wieder dabei, meine Wut und Frust bei<br />

meinen Helfern abzuladen, was mir im nachhinein Leid tut. Es gibt<br />

im Alt<strong>wer</strong>den immer wieder neue Lernprozesse, Situationen, auf die<br />

man sich einstellen und an die man sich gewöhnen muss. Es <strong>ist</strong> auch<br />

für die Helfer nicht immer einfach, Verständnis für solche Dinge<br />

aufzubringen.


zurück<br />

Noch eine ganze Menge Leben<br />

Doch solange der Ge<strong>ist</strong> fit <strong>ist</strong>, gibt ein <strong>alt</strong>ernder Rolli nicht auf, auch<br />

wenn er sich körperlich nicht mehr allzu viel zumuten darf und kann,<br />

auch wenn die letzten Haare grau wie bei einem <strong>alt</strong>en Esel sind, er<br />

ohne Brille blind wie ein Maulwurf <strong>ist</strong>.<br />

Die Erfahrungen – gute und schlechte – haben mich auch im<br />

Rollstuhl reifen lassen. Ich wundere mich immer wieder, wie lange es<br />

dauern kann, bis irgendwann einmal die Schmerzgrenze erreicht<br />

<strong>oder</strong> überschritten <strong>ist</strong>, wie viel man verkraften und wegstecken<br />

kann. Ist das vielleicht das Ergebnis des jahrelangen<br />

Überlebenstrainings, dass man nur so im Rollstuhl <strong>alt</strong> <strong>wer</strong>den kann?<br />

Ich wurde gefragt, ob ich Leute kenne, die länger <strong>oder</strong> genauso<br />

lange im Rollstuhl sitzen wie ich. Zu denen, die mit mir in dem<br />

Hamburger Heim zusammenlebten, habe ich keinen Kontakt mehr.<br />

Ich hörte aber, dass viele von ihnen nicht mehr am Leben sein sollen.<br />

Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus „derrehatreff"<br />

Ausgabe 4-2004.<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Unterwegs mit Mobidat:<br />

Die Zentral- und Landesbibliothek in Berlin<br />

Die <strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek in Mitte wurde 1901 gegründet und<br />

befand sich in der Ritterakademie, welche im zweiten Weltkrieg<br />

zerstört wurde. Das heutige Gebäude wurde nach Plänen der<br />

Architekten Lehmann, Mehlan und Kussat nach schwedischem<br />

Vorbild an gleicher Stelle erbaut. Fritz Kühn schuf 1965 das<br />

Eingangsportal mit 117 verschiedenen Stahlplatten mit<br />

kalligrafischen Darstellungen des Buchstaben A. Im Jahre 1966<br />

wurde dieses Bibliotheksgebäude eröffnet. Hier war auch eine Zeit<br />

lang die <strong>Berliner</strong> Urania untergebracht.<br />

Die Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg soll an die Blockade<br />

1948/49 erinnern. Die USA hatten dem Regierenden Bürgerme<strong>ist</strong>er<br />

Ernst Reuter eine Spende von 5 Mio. $ für kulturelle Zwecke<br />

übergeben. Er entschied sich für eine Volksbibliothek. Entworfen<br />

wurde die AGB von den Architekten Jobst, Kreuer, Wille und<br />

Bornemann, der nach einer Studienreise durch die USA die dort<br />

gebräuchlichen Bibliothekstechniken mit nach Berlin brachte. Die<br />

AGB wurde im Jahre 1954 eröffnet.<br />

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands fusionierten beide<br />

Bibliotheken 1995 zur Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Seitdem<br />

führt Dr. Claudia Lux die ZLB als Generaldirektorin. Die ZLB <strong>ist</strong> eine<br />

Stiftung des öffentlichen Rechts. Beide Häuser haben eine<br />

gemeinsame Leitung. Alle <strong>Berliner</strong> Verlage sind verpflichtet, von<br />

ihren Veröffentlichungen ein Exemplar in die ZLB zu geben<br />

(Pflichtexemplar). Ab 2005 soll auch die <strong>Berliner</strong> Senatsbibliothek ein<br />

Teil der ZLB <strong>wer</strong>den.<br />

Die ZLB hat heute einen Bestand von mehr als 2,5 Mio.<br />

Medieneinheiten (Bücher aller Wissensgebiete, Zeitschriften, Videos,<br />

Tonträger usw.). Seit September 2001 <strong>ist</strong> der gesamte multimediale<br />

Bestand an den Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlins (VÖBB)


angegliedert. Damit gehört die ZLB zu einem Verbund mit etwa 160<br />

öffentlichen Bibliothekseinrichtungen, in dem der eingetragene Leser<br />

standortunabhängigen Zugriff auf mehr als acht Millionen Medien hat.<br />

Eine besondere Abteilung der Stadtbibliothek <strong>ist</strong> das Zentrum für<br />

Berlin-Studien, wo einschlägige Literatur zu finden <strong>ist</strong>. Dazu gehören<br />

eine umfangreiche Sammlung von <strong>Berliner</strong> Zeitungen auf Mikrofilm<br />

sowie h<strong>ist</strong>orische Karten und Pläne.<br />

In der AGB gibt es als besonderen Service ein bibliografisches<br />

Weltarchiv. Hier kann der Leser Schriftquellen aus den letzten 500<br />

Jahren einsehen und weltweit recherchieren über Veröffentlichungen<br />

zu einer bestimmten Person / einem bestimmten Sachgebiet.<br />

Beide Häuser führen einen großen Freihandbereich. Der Nutzer kann<br />

vor Ort mit Datenbanken bzw. im Internet (seit Okt. 2004 auch mit<br />

dem eigenen Laptop) arbeiten, h<strong>ist</strong>orische Sammlungen einsehen<br />

<strong>oder</strong> seinen Lieblingsroman ausleihen.<br />

Mit mehr als 1,4 Mio. Menschen aus Berlin und der ganzen Welt <strong>ist</strong><br />

die ZLB die me<strong>ist</strong>besuchte kulturelle Einrichtung der Hauptstadt.<br />

Dies führt mittlerweile zu einem permanenten Platzmangel in beiden<br />

Gebäuden.<br />

Die Generaldirektorin erklärte in einem Interview der <strong>Berliner</strong><br />

Zeitung, dass Fritz Bornemann, der Architekt der Amerika-<br />

Gedenkbibliothek, und der damalige Direktor der Senatsbibliothek<br />

Peter Liebenow bereits im Jahre 1992 untersucht haben, inwieweit<br />

man den Palast der Republik zu einem zentralen Gebäude der ZLB<br />

ausbauen könnte. In diese Pläne könnte man auch den Marstall<br />

einbeziehen – zu dem es bereits einen Verbindungstunnel gibt.<br />

Jedoch das Land Berlin hat dafür kein Geld.


Die beiden Einrichtungen der ZLB sind für Menschen mit<br />

Behinderungen nutzbar und eine <strong>wer</strong>tvolle Bereicherung des ge<strong>ist</strong>igkulturellen<br />

Lebens.<br />

Text: Karla Dom<br />

Weitere Infos unter:<br />

030/74 77 71 15 und<br />

www.mobidat.net<br />

Amerika-Gedenkbibliothek – Profil: Kulturwissenschaften<br />

Blücherplatz 1 Tel.: 0 30-90 22 64 01<br />

Fax: 0 30-90 22 61 63<br />

E-Mail: info@zlb.de<br />

Internet: www.zlb.de<br />

Öffnungszeiten: Mo.–Fr.: 10.00–20.00 Uhr<br />

Sa.: 10.00–19.00 Uhr<br />

Kinder- u. Jugendbibliothek: Mo.: 15.00–19.00 Uhr<br />

Di.–Sa.: 11.00–19.00 Uhr, Mi.: geschlossen<br />

Barrierefreiheit<br />

Parken: 1 Behindertenparkpl., Weg zur Einrichtung stufenlos<br />

Zugang: Rampe 17 m lang, Gefälle 8 %<br />

Räume: Literatur / Sprachen rollstuhlgerecht<br />

Kunst / Bühne / Medien rollstuhlgerecht<br />

Ge<strong>ist</strong>es- u. Sozialwissenschaften rollstuhlgerecht<br />

Musikabteilung rollstuhlgerecht<br />

Computerplätze für Sehbehinderte<br />

Behinderten-WC vorhanden<br />

<strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek – Profil: Naturwissenschaften sowie Recht<br />

und Wirtschaft<br />

Breite Str. 30–36, 10178 Berlin<br />

Tel.: 0 30-90 22 64 01 Fax: 0 30-90 22 61 63<br />

E-Mail: info@zlb.de<br />

Internet: www.zlb.de<br />

Öffnungszeiten: Mo.–Fr.: 10.00–20.00 Uhr<br />

Sa.: 10.00–19.00 Uhr


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Barrierefreiheit<br />

Parken: 2 Behindertenparkplätze<br />

Zugang: Eingang für Rollstuhlfahrer ca. 250 m links vom<br />

Haupteingang in der Rathausstraße über den 2. Hof, Rampe 1,20 m<br />

lang, Gefälle 5 %<br />

Räume:<br />

Buchausleihe rollstuhlgerecht, offener Bereich 98 cm, 21 Tische<br />

unterfahrbar, Hörhilfen, Gebärdendolmetscher, Informationen auf<br />

Band, Computerplätze mit Braillezeile<br />

Garderobe rollstuhlgeeignet, stufenlos<br />

Ausstellungsraum rollstuhlgeeignet, stufenlos<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />

Konzert – Kultur im Kle<strong>ist</strong>haus – Gesang aus<br />

Böhmen und Mähren<br />

Das Martinu-Quartett aus Prag mit Kersten Straßburg am Klavier gab<br />

am 9. November 2004 anlässlich des 100. Todestages von Antonín<br />

Dvorák (1841–1904) ein Konzert, das dem Kompon<strong>ist</strong>en und seinem<br />

Klavierquintett in A-Dur op. 81 gewidmet war.<br />

„Zusammen mit Smetana gilt Dvorák als Begründer einer nationalen<br />

tschechischen Musikkultur. Sein vitaler Kompositionsstil verbindet<br />

klassische Formengebung mit der böhmischen und mährischen<br />

Volksmusik ...<br />

Das zweite Klavierquintett op. 81 entstand im Jahre 1887 und <strong>ist</strong><br />

eines seiner schönsten Kammermusik<strong>wer</strong>ke – es spiegelt die innige<br />

Verbundenheit mit seinem Volk und dessen Charakter wider", heißt<br />

es in der Einladung von Karl Hermann Haack, dem Beauftragten der<br />

Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.<br />

Eine Einführung in das Konzert gab Jan Sechter, Gesandter-<br />

Botschaftsrat der Tschechischen Botschaft in Berlin, „aus der Sicht<br />

eines Diplomaten"; ein Grußwort sprach Blanka Mouralová,<br />

Direktorin des Tschechischen Zentrums in Berlin. Dvorák sprach für<br />

sich ... und ich vergaß zu fotografieren.<br />

Aber auch ich danke, wie Herr Haack, für die Bereitstellung des<br />

original tschechischen Biers „danach".<br />

***<br />

Lebensfäden – Genähte Erinnerungen – Leinen & Co<br />

Quilts aus Litauen, Berlin und Brandenburg<br />

Leider verpasste ich die Vernissage am 1. November und damit<br />

einen äußerst angenehmen Abend, wie mir am 9.11. beim Dvorák-<br />

Konzert von anderen Stammgästen der Kulturabende des


Kle<strong>ist</strong>hauses berichtet wurde, die die Lesung von Texten zum Thema<br />

von Ruth Geiersberger und die musikalische Begleitung an der Harfe<br />

von Verena Volkmer sehr genossen haben.<br />

Da diese Ausstellung jedoch noch bis zum 16. Dezember im<br />

Kle<strong>ist</strong>haus gezeigt wird und wirklich sehens<strong>wer</strong>t <strong>ist</strong>, wie ich nach<br />

dem Dvorák-Konzert selbst feststellen konnte, möchte ich Ihnen die<br />

Gedanken zum Thema nahe bringen:<br />

„Patchworkarbeiten sind eine sehr persönliche Ausdrucksform im<br />

textilen Medium. Traditionell wurden sie nicht in erster Linie als<br />

Kunst<strong>wer</strong>ke konzipiert, sondern um ein ganz besonderes Geschenk<br />

zu machen – zur Geburt, Hochzeit, Genesung. Sie drücken die<br />

eigene Verbundenheit aus und – durch die aufwändige Arbeit – die<br />

große Zuneigung des Schenkenden. Sie entstehen oft als Trost in<br />

Zeiten einer Lebenskrise. Aus dieser Tradition <strong>ist</strong> die heutige<br />

Kunstform entstanden. Ohne das Ursprüngliche zu verdrängen,<br />

entstehen Gegenstände, die sich als Kunst<strong>wer</strong>ke verstehen."<br />

***<br />

Chorkonzert: „Wo ich bin, da muss ich singen!"<br />

Na aber Hallo!<br />

Klassisches, Nachdenkliches, Fröhliches – eine Orgie von J.S. Bach,<br />

G.F. Händel, W.A. Mozart, Johann Strauß, Robert Schumann,<br />

einfallsreiche Kanons, Folklore vom Feinsten und nicht zuletzt<br />

Schlager und Volkstümliches.<br />

Ein nicht enden wollender Jubel und frohes Jubilieren beschreiben<br />

diese Stimmungsexplosion von stimmgew<strong>alt</strong>igen blinden Menschen<br />

voller Humor und Lebensfreude wohl eher.<br />

Mein Telebus kam, bevor der letzte Ton verklungen und das Buffet<br />

eröffnet war.


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Hannelore Bauersfeld<br />

VORSCHAU: Im Kle<strong>ist</strong>haus ...<br />

... am 13. Dezember 2004 um<br />

18 Uhr findet das traditionelle Adventskonzert in Zusammenarbeit<br />

mit dem Kle<strong>ist</strong>-Museum in Frankfurt (Oder) im Kle<strong>ist</strong>haus statt.<br />

Am 16. Dezember 2004 um<br />

19 Uhr liest Ruth Geiersberger, musikalisch begleitet von Verena<br />

Volkmer, Harfe, Texte zum Thema „Lebensfäden" – Finissage.<br />

Chorkonzert: „Wo ich bin, da muss ich singen!"<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Dezember 2004<br />

bfr-newsletter<br />

Ausgabe 11/2004<br />

Aktuelle Reiseinfos für mobilitätseingeschränkte Menschen vom<br />

Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen (bfr) beim Bundesverband Selbsthilfe<br />

Körperbehinderter e.V.<br />

Inh<strong>alt</strong>:<br />

1. Rolly-tours für Innovation geehrt<br />

2. WiSo-Redaktion legt Ratgeber für Behinderte vor<br />

3. BSK auf der RehCare 2004 in Düsseldorf<br />

4. Nationale Koordinationsstelle bietet Beratung an<br />

5. Neue Regelung für die Einreise in die USA tritt in Kraft<br />

6. Erholung mit Blick auf das kretische Meer<br />

7. Hunde brauchen Pass<br />

8. Mit dem Handbike in Ohio unterwegs<br />

9. Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen jetzt mit Courage<br />

10.Hier hat man tatsächlich Schwein<br />

11.L<strong>ist</strong>e rollstuhlgängiger Restaurants in der Schweiz<br />

12.Seeluft auf Royalen Planken<br />

13.Vorweihnacht in Dresden und dem Erzgebirge<br />

14.Urlaub im Allgäu<br />

1. Rolly-Tours für Innovation geehrt<br />

Mit einer Anerkennung für besondere innovative Ergebnisse im<br />

Wettbe<strong>wer</strong>b um den Unternehmer - / Unternehmens-<br />

Innovationspreis 2004 der Industrie- und Handelskammer Potsdam<br />

wurde Mitte der Woche die Rolly-Tours GdR im brandenburgischen<br />

Himmelfort für das Exponat "Boote ohne Handicap" geehrt. Rolly<br />

Tours ermöglicht es wasser- sportbege<strong>ist</strong>erten Rollstuhlnutzern, den<br />

Sportbootführerschein "Binnen" zu er<strong>wer</strong>ben und bietet schwellenfrei<br />

befahrbare Boote für individuelle Touren an. Weitere Information<br />

dazu finden Interessenten im Internet unter www.rolly-tours.de .<br />

2. WiSo-Redaktion legt Ratgeber für Behinderte vor<br />

Die Redaktion WiSo der Zweiten Deutschen Fernsehens hat jetzt


einen umfangreichen Ratgeber für Behinderte vorgelegt. Die rund<br />

330 Seiten starke Broschüre gibt vor allem Tipps zu Themen wie<br />

Arbeit, Finanzen, Pflege, Recht und Wohnen. Die ebenfalls<br />

enth<strong>alt</strong>enen Informationen zum Thema "Mobilität und Reisen"<br />

wurden unter Mitwirkung des Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen beim BSK<br />

e.V. zusammengestellt.<br />

Die Broschüre <strong>ist</strong> zum Preis von 15,90 EURO unter der ISBN 3-636-<br />

01104-9 im Buchhandel erhältlich <strong>oder</strong> in größeren Posten zu<br />

beziehen von: REDLINE WIRTSCHAFT - z. Hd. Ursula Weber<br />

Lurgiallee 6-8 - 60439 Frankfurt<br />

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3. BSK auf der RehCare 2004 in Düsseldorf<br />

Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. wird auch auf<br />

der Reh aCare 2004 in Düsseldorf vertreten sein. Während der<br />

Messe -Tage finden Interessenten den BSKReiseservice am BAGH-<br />

Gemeinschaftsstand in Halle 6 (6-D-10). Seine Mitarbeiter <strong>wer</strong>den<br />

den Reise-Katalog 2005 vorlegen und das "BSK-Reise ABC", sowie<br />

Informationen über Reiseass<strong>ist</strong>entenvermittlung und<br />

Reiseass<strong>ist</strong>entenschulungen anbieten. Außerdem wird die bekannte<br />

Broschüre "Unterwegs im Rollstuhl - Ferienregion Hegau -Bodensee"<br />

sowie erstmals eine Broschüre mit ausgewählten Nachrichten aus<br />

den bfr-newsletter der vergangenen Jahre am Stand erhältlich sein.<br />

Für weitere Anfragen zum Thema "Reisen für Alle" steht vom<br />

Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen Hartmut Smikac am Sonnabend, dem<br />

13. November in der Zeit von 11 Uhr bis 13 Uhr sowie von 14 Uhr<br />

bis 17 Uhr als Gesprächspartner zur Verfügung.<br />

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4. Nationale Koordinationsstelle bietet Beratung an<br />

Wie in den vorangegangenen Jahren so <strong>ist</strong> die Nationale<br />

Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V. - NatKo auch in diesem<br />

Jahr auf der RehaCare in Düsseldorf vertreten. Interessenten finden<br />

ihre Ansprechpartner an dem Gemeinschaftsstand der BAGH in Halle<br />

6 (Stand: 6B11 - 34). Die NatKo wird für Informationen und<br />

Beratung rund um das Thema „Tourismus für Alle“ zur Verfügung<br />

stehen. Entsprechende Auskünfte gibt es auch im Internet auf der<br />

Webseite: www.natko.de <strong>oder</strong> unter der Anschrift: Nationale<br />

Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V. (NatKo) Kötherhofstr.4 -<br />

55116 Mainz Telefon: 06131 - 250 410 / Fax: 06131 214 848 / E-<br />

Mail: info@natko.de


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5. Neue Regelung für die Einreise in die USA tritt in Kraft<br />

Bereits seit dem 30. September diesen Jahres <strong>wer</strong>den von allen<br />

Personen, die visafrei in die USA einreisen, bei der Einreise digitale<br />

Fotos gemacht und deren Fingerabdrücke eingescannt. Ab dem 26.<br />

Oktober 2004 <strong>wer</strong>den nun ausnahmslos von allen Einreisenden, auch<br />

von Kindern, Kleinkindern und Babys, maschinenlesbare<br />

Reisedokumente (bordeauxfarbener Reisepass) verlangt. Einträge<br />

von Kindern in die Pässe ih rer Eltern <strong>wer</strong>den jetzt nicht mehr<br />

akzeptiert. Die ursprünglich ebenfalls vorgesehene Einführung von<br />

Pässen mit biometrischen Daten (neben dem Passfoto auch<br />

Fingerabdruck <strong>oder</strong> Bild der Augeniris) wird nach derzeitigem Stand<br />

auf den 26. Oktober 2005 verschoben. Weitere Auskünfte zu den für<br />

die Einreise in die USA geltenden Bestimmungen sind auf Websites<br />

wie www.usa.de / www.auswaertiges-amt.de / www.usembassidy.de<br />

zu finden <strong>oder</strong> über die Rufnummer 0700 74 88 72 (12 Cent/min) zu<br />

erh<strong>alt</strong>en.<br />

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6. Erholung mit Blick auf das kretische Meer<br />

Von Olivenhainen umgeben lädt die Eria Ferienanlage im h<strong>ist</strong>orischen<br />

Dorf Maleme zur Erholung auf Kreta ein. Die Räume der<br />

zweigeschossigen Anlage sind um den Swimmingpool angeordnet<br />

und bieten von ihren Balkonen einen Blick auf das Kretische Meer<br />

<strong>oder</strong> die Olivenhaine. Die Ferienanlage <strong>ist</strong> speziell für Gäste mit<br />

Behinderungen geplant und gebaut. Dementsprechend bietet sie<br />

neben dem Hotelstandard eine Reihe zusätzlicher Hilfemittel sowie<br />

besonders für mobilitätseingeschränkte Gäste ausgewählte<br />

Besuchprogramme. Ein Urlaub in der Eria Ferienanlage <strong>ist</strong> über den<br />

BSK-Reiseservice buchbar. Wer sich bis zum 30. November<br />

entscheidet, den Urlaub im kommende Jahr dort verbringen zu<br />

wollen, kann außerdem mit fünf Prozent Frühbucherrabatt rechnen.<br />

Weitere Auskunft erteilt dazu: BSK-Reiseservice - Altkrautheimer<br />

Straße 20 - 74238 Krautheim<br />

Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 / E-Mail:<br />

reiseservice@bsk-ev.de<br />

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7. Hunde brauchen Pass


Ab dem 1. Oktober muss bei Reisen in das EU-Ausland auch für<br />

Hunde ein eigener Pass, der blaue fälschungssichere EU-<br />

Heimtierausweis, vorgelegt <strong>wer</strong>den. Außerdem müssen die<br />

vierbeinigen Begleiter mittels Mikrochip <strong>oder</strong> Tätowierung<br />

zweifelsfrei identifizierbar sein. Der Heimtierausweis wird gegen eine<br />

Gebühr sowie nach Erledigung der geforderten Impfungen vom<br />

Tierarzt ausgestellt.<br />

Obwohl das bisherige internationale Impfzeugnis allgemein noch<br />

zwölf Monate ab dem Ausstellungsdatum akzeptiert wird, sollten sich<br />

Reisende, die mit Ass<strong>ist</strong>enz - <strong>oder</strong> Blindenführhund ins Ausland<br />

reisen möchte, rechtzeitig von ihrem Tierarzt beraten und den EU -<br />

Heimtierausweis für ihre Tiere ausstellen lassen. Dieser wird auch in<br />

einigen Nicht-EULändern akzeptiert. Bei Reisen in die Nicht-EU-<br />

Länder <strong>ist</strong> es außerdem wichtig, sich vor Reiseantritt über nationale<br />

Bestimmungen zu informieren.<br />

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8. Mit dem Handbike in Ohio unterwegs<br />

In den Hocking Hills von Ohio, einem der größten staatlichen Parks<br />

des Landes gibt es einen 14 Meilen langen Radwanderweg, welcher<br />

von Nelsonville nach Athens führt. Das Gelände <strong>ist</strong> eben und der<br />

Weg <strong>ist</strong> regulär für Fahrräder und Handbikes zugelassen. Für<br />

mobilitätseingeschränkte Handbike-Fahrer bietet sich ein Besuch im<br />

zehn Meilen vom Radweg entfernten Rockbridge an. Eine der hier<br />

befindlichen Fairview Cabins <strong>ist</strong> für Besucher mit Rollstuhl<br />

eingerichtet und ausgestattet. Weitere Information gibt es dazu im<br />

Internet unter http://www.afairview.com/ <strong>oder</strong> <strong>ist</strong> erhältlich<br />

von: Chris and Brad Kornmiller<br />

Fairview Cabins - 11470 D<strong>alt</strong>on Rd. - Rockbridge - Ohio 43149 - USA<br />

Tel. 001 740-385-4445 / Fax: 001 740-385-0707 / E-Mail:<br />

info@afairview.com<br />

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9. Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen jetzt mit Courage<br />

Helga Schwall und Klaus Wolf vom Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen beim<br />

BSK e.V. haben kürzlich eine auf längere Sicht angelegte<br />

Zusammenarbeit mit dem Journal für aktive Menschen mit und ohne<br />

Handicap "Courage" gestartet. Die Ausgabe 3 der Zeitschrift hat<br />

einen von ihnen vorbereiteten Text über die Universitätsstadt


Konstanz abgedruckt. Weitere Texte ihrer bisherigen Arbeit am<br />

Bodensee sollen folgen. Mehr Information zu diesem Journal finden<br />

Interessenten im Internet unter der Adresse www.couragejournal.de<br />

beziehungsweise erh<strong>alt</strong>en diese über die Anschrift: Print-Online -<br />

Media WEP GmbH<br />

Rauentaler Straße 22/1 - 76437 Rastatt<br />

Tel. 07222 83 08 60 / 07222 83 08 70 / E-Mail: redaktion@piduchonline.de<br />

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10. Hier hat man tatsächlich Schwein<br />

Wer gern einmal mehr über Schweine, Schweineh<strong>alt</strong>ung und alles,<br />

was sich um Schweinespeck rankt, erfahren möchte, für den <strong>ist</strong> das<br />

Deutsche Schweinemuseum in Ruhlsdorf die richtige Adresse. Das<br />

Museum befindet sich südlich von Berlin. Es <strong>ist</strong> ein ebenerdiger<br />

Flachbau. Am Eingang und zwischen zwei Räumen <strong>ist</strong> jeweils eine<br />

Stufe zu überwinden. Dafür stehen einfache Rampen aus Holz zur<br />

Verfügung. Das Schweinemuseum <strong>ist</strong> donnerstags von 11 Uhr bis 17<br />

Uhr geöffnet, <strong>oder</strong>, an anderen Tagen nach Voranmeldung zu<br />

besuchen. Nach Vorabsprache <strong>ist</strong> ebenfalls ein ebenerdiger Zugang<br />

durch eine Seitentür möglich. Entsprechende Absprachen können<br />

über folgende Adresse geführt <strong>wer</strong>den: Deutsches Schweinemuseum<br />

Ruhlsdorf - Dorfstraße 1 - 14513 Teltow/Ruhlsdorf<br />

Tel. 03328 43 61 05 <strong>oder</strong> 03328 43 60 / Fax: 03328 43 61 18<br />

E-Mail: schweinemuseum@aol.com<br />

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11. L<strong>ist</strong>e rollstuhlgängiger Restaurants in der Schweiz<br />

Die L<strong>ist</strong>e der rollstuhlgängigen Restaurants in der Schweiz wurde<br />

überarbeitet und steht jetzt unter www.mis-ch.ch -> Info Schweiz<br />

zur Verfügung. Auf der Restaurantl<strong>ist</strong>e finden sich Informationen von<br />

Snackbars, Berggasthöfen bis hin zu Gourmetrestaurants. Die<br />

Gastrobetriebe sind nach Kanton zusammengefasst (L<strong>ist</strong>e 1: GL, LU,<br />

NW, OW, SZ, TI, UR, ZG / L<strong>ist</strong>e 2: AG, BS, BL, SO, ZH / L<strong>ist</strong>e 3: AI,<br />

AR, SG, TG, FL / L<strong>ist</strong>e 4: FR, GE, JU, NE, VD, VS). Alle, die keinen<br />

Internetanschluss haben, können die L<strong>ist</strong>en gegen einen<br />

Kostenbeitrag von je zwei Schweizer Franken erh<strong>alt</strong>en von: Mobility<br />

International Schweiz Reisefachstelle für Menschen mit Behinderung


und die Tourismusbranche Froburgstrasse 4 - Postfach - CH-4601<br />

Olten<br />

Tel. 0041 62 206 88 35 / E-Mail: info@mis-ch.ch<br />

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12. Seeluft auf Royalen Planken<br />

Die königliche Yacht Britannia hat am Ocean Terminal im nördlich<br />

von Edinburgh gelegenen Leith ihren letzten Ankerplatz gefunden.<br />

Mit ihr <strong>ist</strong> die britische Königin und die königliche Familie in 44<br />

Jahren zu 968 offiziellen Reisen unterwegs gewesen. Jetzt <strong>ist</strong> sie im<br />

Hafen vertäut. Besucherzentrum und Yacht sind voll<br />

rollstuhlzugänglich. Für hörbe hinderte Besucher steht ein Text als<br />

Sprachaufzeichnung zur Verfügung. Weitere Auskünfte finden sich<br />

auf der Internet-Seite www.royalyachtbritannia.co.uk <strong>oder</strong> sind<br />

durch einen Anruf bei 0044 131 555 5566, durch ein Fax an 0044<br />

131 555 8835, beziehungsweise eine E-Mail an die Adresse<br />

enquiries@tryb.co.uk zu bekommen.<br />

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13. Vorweihnacht in Dresden und dem Erzgebirge<br />

Die Vorweihnacht im südlichen Sachsen hat ihren besonderen Reiz.<br />

Ein Besuch des Strietzel-Markt in Dresden <strong>oder</strong> Spaziergänge durch<br />

die weihnachtlich geschmückten Städte des Erzgebirges bringen<br />

jeden gedanklich in die beschauliche Weihnacht der Kindheit zurück.<br />

Für mobilitätseingeschränkte Reisende, die zur nächsten Weihnacht<br />

ein derartige Erlebnis planen, und mit dem eigenen Auto reisen<br />

möchten, bietet die "Dippold - Klause" in Dippoldiswalde einen<br />

idealen Ausgangspunkt für diese Unternehmung. Die<br />

Gästewohnungen diese Hotel sind räumlich sehr großzügig, sehr gut<br />

ausgestattet und alle ebenerdig zugänglich. Weitere Information <strong>ist</strong><br />

erhältlich von: Hotel & Restaurant "Dippold-Klause" - Heidepark 11 -<br />

01744 Dippoldiswalde<br />

Tel. 03504 625 51 01 / Fax 03504 625 50 02<br />

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14. Urlaub im Allgäu<br />

Urlaub ohne Handicap, dafür steht eine Broschüre für die Region<br />

Allgäu / Bayrisch - Schwaben zur Verfügung, die Menschen mit<br />

Handicap den Urlaub in dieser Gegend erleichtern soll. Sie enthält


zurück<br />

viele notwendige Informationen und berücksichtigt auch<br />

Sehbehinderte, Hörbehinderte und Allergiker. Weitere Auskunft dazu<br />

findet sich unter www.allgaeu-bayrisch-schwaben.de <strong>oder</strong> <strong>ist</strong><br />

erhältlich von: Tourismusverband Allgäu/Bayrisch-Schwaben e.V.<br />

Fuggerstraße 9 - 86150 Augsburg<br />

Tel.: 0821- 4504010 / Fax : 0821- 45040120<br />

zurück<br />

Ansprechpartner für weitere Auskünfte:<br />

Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. - Reiseservice,<br />

Frau Hanna Herbricht<br />

Altkrautheimer Straße 20 - Postfach 20 – 74236 Krautheim / Jagst<br />

Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 - E-Mail:<br />

Reiseservice@bsk-ev.de<br />

Kontakt zum „Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen“ über das Internet auf:<br />

www.bsk-ev.de , die E-Mail-Adresse: nw-bfr@bsk-ev.de <strong>oder</strong><br />

Hartmut Smikac (Tel. 03494 26228)<br />

Der Newsletter kann über die Adresse nw-bfr@bsk-ev.de bestellt<br />

<strong>oder</strong> abbestellt <strong>wer</strong>den.<br />

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***


<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Dezember 2004<br />

bfr-newsletter<br />

Ausgabe 12/2004<br />

Aktuelle Reiseinfos für mobilitätseingeschränkte Menschen vom<br />

Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen (bfr) beim Bundesverband Selbsthilfe<br />

Körperbehinderter e.V.<br />

Inh<strong>alt</strong>:<br />

1. Deutsche Bahn AG erhielt Barmer Paralympic Media Award<br />

2. BSK-Reiseservice zum Jahreswechsel mit umfangreichem<br />

Angebot<br />

3. Abschluss einer weiteren Qualifizierungsoffensive in<br />

Brandenburg<br />

4. Erste Früchte der Initiative Berlin barrierefrei<br />

5. Ibiza - Scout bietet Hilfe<br />

6. Urlaub in der Villa eines Plantagenbesitzers<br />

7. Kurzer Trip <strong>oder</strong> weiter Sprung mit Weitsprung-Reisen<br />

8. Neuland in Marienborn<br />

9. Besuch bei Madame Tussaud's<br />

10. Singen barrierefrei<br />

Wieder geht ein Jahr zu Ende. Alle an der Redaktion des bfrnewsletter<br />

Beteiligten hoffen, dass das Jahr 2004 für alle Leser<br />

dieses Newsletter ein insgesamt schönes, gesundes und<br />

erfolgreiches Jahr war. Wir wünschen<br />

allen Abonnentinnen und Abonnenten unseres Informationsbriefes<br />

eine besinnliche und erholsame Vorweihnachtszeit, ein frohes Fest<br />

sowie einen guten Start in das Jahr 2005.<br />

1. Deutsche Bahn erhielt Barmer Paralympic Media Award<br />

Im Rahmen der Benefiz-Gala Paralympics Night wurde am 29.<br />

Oktober 2004 in Düsseldorf auch in diesem Jahr der Barmer<br />

Paralympic Media Award für herausragende Le<strong>ist</strong>ungen im Bereich<br />

Kommunikation/Marketing im Behindertensport verliehen. Seit<br />

Januar 2002 <strong>ist</strong> die Deutsche Bahn offizieller Partner des<br />

Behindertensport in Deutschland. Als erstes Unternehmen dieser


Größe hat sie zum 1. Juli 2002 im Unternehmensbereich<br />

Personenverkehr der DB eine Kontaktstelle für kundenbezogene<br />

Behindertenangelegenheiten eingerichtet und so einen eigenen<br />

Bereich innerhalb des Marketings für die Zielgruppe von Menschen<br />

mit Behinderungen geschaffen. Dieses Engagement wurde nun mit<br />

einem Sonderpreis für den Bereich Marketing geehrt. Wie Ralf Klein-<br />

Bölting, der Generalbevollmächtigte Konzernmarketing, bei der<br />

Entgegennahme des Preises erklärte, bestärkt dieser die Bahn darin,<br />

ihre Vision des barrierefreien Reisens weiter zu verfolgen.<br />

zurück<br />

2. BSK-Reiseservice zum Jahreswechsel mit umfangreichem<br />

Angebot<br />

Für alle, die Weihnachten nicht unbedingt unter dem heimatlichen<br />

Weihnachtsbaum verbringen, <strong>oder</strong> die ersten Tage des Jahres 2005<br />

unter südlicher Sonne feiern möchten, dem unterbreitet der BSK-<br />

Reiseservice ein umfangreiches Angebot - Weihnachten und Silvester<br />

in Abu Dhabi, auf Dhjerba, Mallorca <strong>oder</strong> Zypern, Silvesterfeier im<br />

holländischen Alkmaar - <strong>oder</strong> eben auch ein individuelles<br />

Arrangement. Hinsichtlich weiterer Auskünfte zu den Angeboten, den<br />

Buchungsmodalitäten <strong>oder</strong> wegen Absprachen zu individuellen<br />

Wünschen fragen Sie bitte bei:<br />

BSK-Reiseservice - Altkrautheimer Straße 20 - 74238 Krautheim,<br />

Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 / E-Mail:<br />

reiseservice@bsk-ev.de<br />

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3. Abschluss einer weiteren Qualifizierungsoffensive in<br />

Brandenburg<br />

Mit einer Abschlussveranst<strong>alt</strong>ung, auf der Sozialmin<strong>ist</strong>erin Dagmar<br />

Ziegler und der Landesbehindertenbeauftragte Rainer Kluge die<br />

gele<strong>ist</strong>ete Arbeit würdigten und Projektteilnehmer ihre Ergebnisse<br />

vorstellten, wurde Mitte November in Potsdam die<br />

Qualifizierungsoffensive Innopunkt 6 "Barrierefreier Tourismus für<br />

Alle im Land Brandenburg" erfolgreich abgeschlossen. 40 tour<strong>ist</strong>ische<br />

Le<strong>ist</strong>ungsträger und Partner aus den Modellregionen Ruppiner Land,<br />

Barnimer Land / Uckermark, Potsdam / Havelland, Fläming und<br />

Südbrandenburg wurden in den vergangenen zwei Jahren für das<br />

immer mehr an Bedeutung gewinnende Marktsegment barrierefreier<br />

Tourismus qualifiziert und beraten. Neben auf viele Einzelergebnisse<br />

konnte dabei darauf verwiesen <strong>wer</strong>den, dass es mit dieser<br />

Qualifizierungsoffensive gelungen <strong>ist</strong>, die Zusammenarbeit in den


Regionen für mehr barrierefreie Angebote zu stärken. Die weitere<br />

Vernetzung von Angeboten wurde als Kernpunkt der weiteren Arbeit<br />

auf diesem Gebiet herausgestellt.<br />

zurück<br />

4. Erste Früchte der Initiative Berlin barrierefrei<br />

Nachdem Anfang September die Aktion "Berlin barrierefrei" gestartet<br />

worden war, konnte Anfang Oktober das Hotel "Kolumbus" den<br />

weißen Pfeil auf hellgelbem Grund, das Signet für das<br />

Qualitätsmerkmal "Barrierefreiheit" erh<strong>alt</strong>en. Neben barrierefreien<br />

Konferenz- und Seminarräumen sowie gastronomischen und<br />

sanitären Einrichtungen bietet das Haus mit 97 entsprechend<br />

gest<strong>alt</strong>eten Zimmern 43 Prozent der Übernachtungskapazität auch<br />

für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen an. Das Qualitätsmerkmal<br />

wird vergeben wenn die Einrichtung zumindest ebenerdig zugänglich<br />

<strong>ist</strong>, über ausreichend breite Türen und Bewegungsflächen verfügt,<br />

gefährliche Glasflächen und Stufen markiert sind sowie<br />

Orientierungshilfen für seh- und hörbehinderte Menschen bereithält.<br />

Wer mehr über die Aktion "Berlin barrierefrei" und die bisher mit<br />

dem Signet - Vergaben erfahren möchte, findet dies auf der Website<br />

www.berlin-barrierefrei.de .<br />

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5. Ibiza - Scout bietet Hilfe<br />

Auch auf Ibiza <strong>ist</strong> nicht alles auf die Bedürfnisse Reisender mit<br />

Behinderungen eingestellt. Hier gibt es allerdings Hilfe. Von der<br />

Auswahl des Hotel, die Vorbereitung der Anreise, über das<br />

Beschaffen von Zugangsinformation zu Sehenswürdigkeiten,<br />

Strände, Attraktionen und dem Nachtleben hilft Ibiza - Scout dabei,<br />

richtige Entscheidungen zu treffen und so einen unvergesslichen<br />

Urlaub auf Ibiza zu verleben. Weitere Information zu den einzelnen<br />

Hilfen finden sich im Internet unter www.Ibizascout.de<br />

beziehungsweise sind erhältlich unter Telefon 0173-5327685 <strong>oder</strong> E-<br />

Mail: Info@Ibizascout.de<br />

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6. Urlaub in der Villa eines Plantagenbesitzers<br />

In der Umgebung von Gainesville in Florida gibt es von gutem Essen<br />

über viel Unterh<strong>alt</strong>ung bis zu Wassersport und Handbike- <strong>oder</strong><br />

Rollstuhlfahrten auf geeigneten Wegen und Routen alles was man


sich für eine gute Erholung wünscht. Gainesville war früher ein<br />

Zentrum des Baumwollanbau und viele Plantagenbesitzer hatten sich<br />

hier elegante Viktorianische Villen bauen lassen. Eines dieser Juwele<br />

<strong>ist</strong> die Laurel Oak Inn im Südosten des h<strong>ist</strong>orischen Stadtteiles. Auch<br />

nach mehreren Umbauten konnte es seinen früheren Glanz erh<strong>alt</strong>en<br />

und <strong>ist</strong> jetzt Bed & Breakfast Gasthaus. Von den fünf Schlafzimmern<br />

befindet sich eines im ersten Stock. Dieses <strong>ist</strong> komplett<br />

rollstuhlzugänglich. Das private Bad verfügt über eine befahrbare<br />

Dusche mit Handbrause, Duschsitz sowie Handgriffen in Bad und<br />

Toilette. Weitere Information findet sich dazu im Internet unter der<br />

Adresse http://www.laureloakinn.com/ <strong>oder</strong> kann von Monta und<br />

Peggy Burt über folgende Anschrift angefordert <strong>wer</strong>den: The Laurel<br />

Oak Inn - 221 SE Seventh Street - Gainesville - Florida 32601<br />

- USA Tel. 001 352-373-4535 / Fax: 001352-377-5049<br />

E-Mail: inquiries@laureloakinn.com<br />

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7. Kurzer Trip <strong>oder</strong> weiter Sprung mit Weitsprung-Reisen<br />

Weitsprung-Reisen, der Anbieter von Gruppeneisen für Senioren<br />

<strong>oder</strong> behinderte und nichtbehinderte Reisende, hat jetzt seinen<br />

Angebotskatalog für Reisen mit Begleitung in den Jahren 2005 und<br />

2006 vorgelegt. Neben Reisen nach Nah und Fern bietet das Team<br />

aus Marburg auch Reiseziele von "A", wie Allgäu, bis "V", wie<br />

Vietnam, an. Informationen zu den einzelnen Reisen finden sich im<br />

Internet unter www.weitsprung-reisen.de <strong>oder</strong> können angefordert<br />

<strong>wer</strong>den bei: Weitsprung-Reisen - Gutenbergstraße 27 - 35037<br />

Marburg<br />

Tel. / Fax 06421 686 832 / E-Mail: mail@weitsprung-reisen.de<br />

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8. Neuland in Marienborn<br />

Anlässlich des 15. Jahrestages der Grenzöffnung präsentiert die<br />

Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn gemeinsam mit der<br />

Landeszentrale für politische Bildung vom 9. November 2004 bis<br />

zum 31, Januar 2005 die Ausstellung "Neuland". Die darin gezeigten<br />

fotografischen Aufnahmen von Claudio Hills zeigen und beschreiben<br />

aus ungewöhnlicher Perspektive vieles was Deutschland in den<br />

vergangenen fünfzehn Jahren geprägt hat. Das Gelände der<br />

Gedenkstätte <strong>ist</strong> weitgehend ebenerdig mit einem Rollstuhl zu<br />

befahren. Das Obergeschoss des Ausstellungsgebäudes <strong>ist</strong> mittels<br />

Lift erreichbar. Eine Toilette für Besucher mit Rollstuhl steht zur<br />

Verfügung. Weitere Auskünfte sind erhältlich von: Gedenkstätte


Deutsche Teilung Marienborn<br />

An der BAB 2 - 39365 Marienborn<br />

Tel. 039406 92 090 / Fax 039406 92 099 / E-Mail:<br />

gedenkstaette@marienborn.de<br />

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9. Besuch bei Madame Tussaud's<br />

Madame Tussaud's, das <strong>ist</strong> ein Wachsfiguren Museum mit mehr als<br />

400 lebensgroßen Figuren des Spitzensport, der Film- und<br />

Gesangsstars sowie von Politikern und h<strong>ist</strong>orischen Persönlichkeiten.<br />

Für Besucher mit<br />

Rollstuhl <strong>ist</strong> die Ausstellung im Bereich A weitgehend zugänglich. In<br />

Ausstellungsführer in Braille-Schrift <strong>ist</strong> auf Anfrage verfügbar. Auch<br />

eine spezielle Führung für blinde Besucher kann ermöglicht <strong>wer</strong>den.<br />

Da aus Sicherheitsgründen jeweils nur drei Rollstuhlfahrer in der<br />

Ausstellung erlaubt sind, <strong>ist</strong> die Vorankündigung des Besuches<br />

grundsätzlich zu empfehlen. Besucher mit Rollstuhl haben freien<br />

Eintritt. Weitere Information zu Madame Tussaud's findet sich im<br />

Internet unter der Adresse www.madame-tussauds.com <strong>oder</strong> <strong>ist</strong><br />

erhältlich von: Madame Tussuads - Marylebone Road - London NW1<br />

5LR, Tel. 0044 20 7935 6861 / Fax 0044 20 77 465 08 62<br />

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10. Singen barrierefrei<br />

Mit der Broschüre "Singen barrierefrei - Mit und ohne Handicap,<br />

Stadtführer 2004 /2005" legen Helga Schwall und Klaus Wolf, die<br />

beide im Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen beim Bundesverband<br />

Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. tätig sind, ein umfangreiches<br />

Informationsmaterial für mobilitätseingeschränkte Besucher ihrer<br />

Heimatstadt Singen vor. Neben Informationen zur Geschichte der<br />

Stadt, einer Beschreibung der regionalen Gegebenheiten, vermittelt<br />

das 130-seitige Heft fast alles, was ein mobilitätseingeschränkter<br />

Besucher über die Bedingungen im Verkehr, die Zugänglichkeit<br />

kultureller und sportlicher Einrichtungen sowie für die Freizeit wissen<br />

muss. Ein umfangreicher Adressen-Teil verwe<strong>ist</strong> zugleich auf weitere<br />

Beratungsmöglichkeiten und Hilfen. Die Broschüre <strong>ist</strong> zum<br />

Kostenbeitrag von drei Euro (plus Porto und Versand) erhältlich<br />

von: Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen - Helga Schwall & Klaus Wolf<br />

Schauinslandstraße 39 - 78224 Singen<br />

Tel. 07731 47 576 / Fax 07731 95 59 17 / E-Mail: info@bsk-hegaubodensee.de


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Ansprechpartner für weitere Auskünfte:<br />

Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. - Reiseservice,<br />

Frau Hanna Herbricht<br />

Altkrautheimer Straße 20 - Postfach 20 – 74236 Krautheim / Jagst<br />

Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 - E-Mail:<br />

Reiseservice@bsk-ev.de<br />

Kontakt zum „Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen“ über das Internet auf:<br />

www.bsk-ev.de , die E-Mail-Adresse: nw-bfr@bsk-ev.de <strong>oder</strong><br />

Hartmut Smikac (Tel. 03494 26228)<br />

Der Newsletter kann über die Adresse nw-bfr@bsk-ev.de bestellt<br />

<strong>oder</strong> abbestellt <strong>wer</strong>den.<br />

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