(oder wer) ist alt? - Berliner Behindertenzeitung
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<strong>Berliner</strong> Behinderten-<br />
verband e. V. (BBV)<br />
Inh<strong>alt</strong>sverzeichnis der Ausgabe 12-04/1-05<br />
Aktuelles nach Redaktionsschluss<br />
● Bilanz des BBV zum Jahres- wechsel 2004/2005<br />
Weiteres aus dem Inh<strong>alt</strong><br />
● Kurzzeitpflege-<br />
möglichkeiten aus Sicht der Eltern<br />
● Eine kleine Bilanz für das Jahr 2004<br />
● Barrierefreie Rechtsanw<strong>alt</strong>s-<br />
kanzlei eröffnet<br />
● Fachkonferenz „Menschenrechte und Behinderung“<br />
Allgemeiner<br />
Behindertenverband<br />
in Deutschland (ABiD)<br />
● Benachteili<br />
gungsverbot für Menschen mit Behinderungen in Pressekodex<br />
aufnehmen<br />
● Glückwunsch zur Auszeichnung<br />
● „Nichts <strong>ist</strong> unmöööglich ... Toyotaa!“<br />
● Hilfsmittel<br />
● „Die Situation von Menschen mit Behinderungen“<br />
● Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl<br />
● Gesünder durch Mobilität im Alter<br />
● Probleme bei der Vergabe von Integrationshilfen für Studierende<br />
mit Behinderung<br />
● „UN-Konvention ...“ – wo bleiben die behinderten Frauen??<br />
● Blickwechsel: Sieh’s mal anders<br />
● Literaturrätsel<br />
● Barrieren in der <strong>Berliner</strong> Biblio- thekslandschaft<br />
● Rund um das im Kopf<br />
● Spielfilm: „Das weiße Rauschen“<br />
Impressum Kontakt<br />
Mediadaten<br />
Anzeigen<br />
Ausgabe 11/04 Ausgabe 10/04 Ausgabe 9/04 Archiv<br />
Mit Kraft und Ausdauer ins<br />
neue Jahr<br />
Das Jahr 2004 war geprägt von den so<br />
genannten Hartzgesetzen I, II, III und<br />
IV und von den Montagsdemos gegen<br />
Sozialabbau. Für uns <strong>Berliner</strong> gab es<br />
unendlich viele widersprüchliche<br />
Meldungen zum Telebus. Dem Anbieter<br />
wurde gekündigt, die Fr<strong>ist</strong> bis Juni<br />
verlängert ... – Was geschieht wirklich?<br />
Wie nun überraschend bekannt wurde,<br />
haben BVG und Senat einen „Letter of<br />
Intend" (Vorvertrag) zum<br />
Sonderfahrdienst unterschrieben.<br />
Fortsetzung<br />
Telebus: BZA-Kampf um<br />
Erh<strong>alt</strong> gescheitert<br />
Nichts geht mehr bezüglich der<br />
Freizeitfahrten für behinderte Menschen,<br />
obwohl der BZA Betriebsrat Presse,<br />
Politiker, Freunde und Verbündete zu<br />
einer außerordent- lichen und<br />
öffentlichen Betriebsver- sammlung<br />
geladen hatte. Fortsetzung<br />
„Schatzk<strong>ist</strong>e Rostock“ –<br />
wäre das was für Berlin?<br />
In Rostock, einer Ostseestadt mit<br />
200.000 Einwohner/-innen, gibt es seit<br />
ca. fünf Monaten die „Schatzk<strong>ist</strong>e", eine<br />
„Kontakt- und Partnervermittlung für<br />
Menschen mit Behinderungen".<br />
Die Idee einer Agentur für<br />
Partnervermittlung dieser Art auf<br />
Gesundheitskarte statt<br />
Chipkarte<br />
Die Gesundheits- <strong>oder</strong> Patientenkarte,<br />
die ab 2006 die bisherige Chipkarte der<br />
gesetzlichen Krankenversicherungen<br />
ersetzen soll, <strong>ist</strong> derzeit eines der<br />
größten IT-Projekte weltweit, an denen<br />
gearbeitet wird. Die Kosten für dieses<br />
Projekt sind immens, denn nicht nur 80<br />
Millionen privat und gesetzlich<br />
Versicherte müssen diese neue Karte<br />
erh<strong>alt</strong>en; darüber hinaus müssen alle<br />
180.000 niedergelassenen Ärzte und<br />
Zahnärzte, 22.000 Apotheken, 2.200<br />
Krankenhäuser und 280 Krankenkassen<br />
in Deutschland miteinander vernetzt<br />
<strong>wer</strong>den. Fortsetzung<br />
Disability Studies in Prag<br />
institutionalisieren<br />
Am vergangenen Wochenende<br />
(13./14.11.2004) trugen Ing. Jana Hrda<br />
(Prag) und Dr. Ilja Seifert (Berlin) mit<br />
ihrem zweiten Blockseminar an der<br />
traditionsreichen Prager Karlsuniversität<br />
dazu bei, das Konzept der „Disability<br />
Studies" auch in der Tschechischen<br />
Republik besser bekannt zu machen.<br />
Fortsetzung<br />
40 Jahre „Aktion Mensch“<br />
Die „Aktion Mensch" lud am 28.10.2004<br />
zu ihrer Jubiläumsfeier in die ehemaligen<br />
Werkshallen der Siemens Kabel<strong>wer</strong>ke in<br />
Spandau ein und ca. 900 Prominente<br />
und weniger Prominente, darunter einige<br />
behinderte Menschen, kamen.<br />
Fortsetzung<br />
Reichstagsgebäude zum<br />
ertasten
● Mögliche Perspektiven zum gemeinsamen Unterricht<br />
"Spenden ohne Geld"<br />
Behinderter sammelt<br />
Briefmarken aller Art,<br />
besonders abgestempelte<br />
für behinderte Menschen in<br />
Bethel. Bitte helfen auch<br />
Sie!<br />
Stefan Fliß,<br />
Lechtenberg 4,<br />
48720 Rosendahl-Darfeld<br />
___________________<br />
barrierefrei planen<br />
Dipl.-Ing. Heino Marx (ehemals Movado)<br />
barrierefreie Gest<strong>alt</strong>ung, Beratung und Planung<br />
Langhansstr 63,<br />
13086 Berlin,<br />
Telefon:<br />
0 30/4 71 51 45 o.<br />
0 30/47 1 30 22,<br />
Fax: 0 30/4 73 11 11<br />
***<br />
Unsere Linkl<strong>ist</strong>e<br />
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Impressum<br />
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Mediadaten und Anzeigen-Kontakte<br />
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Kontakt: Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong><br />
c/o BBV e.V.<br />
Jägerstraße 63 D 10117 Berlin-Mitte<br />
Tel.: 030/65 88 03 41 Fax: 030/65 88 03 43<br />
E-Mail: berliner-behinderten<br />
zeitung@berlin.de<br />
***<br />
gemeinnütziger Basis stammt aus<br />
Hamburg, wo der Psychologe und<br />
Sexu<strong>alt</strong>herapeut Bernd Zemella 1998<br />
begann, das Projekt aufzubauen.<br />
Fortsetzung<br />
Ein intensives Leben auf<br />
Rädern<br />
Jürgen Bergmann schreibt zum Thema<br />
"Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl". Fortsetzung<br />
Die Zentral- und<br />
Landesbibliothek in Berlin<br />
Die <strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek in Mitte<br />
wurde 1901 gegründet und befand sich<br />
in der Ritterakademie, welche im zweiten<br />
Weltkrieg zerstört wurde. Das heutige<br />
Gebäude wurde nach Plänen der<br />
Architekten Lehmann, Mehlan und<br />
Kussat nach schwedischem Vorbild an<br />
gleicher Stelle erbaut.<br />
Die Amerika-Gedenkbibliothek in<br />
Kreuzberg soll an die Blockade 1948/49<br />
erinnern. Die USA hatten dem<br />
Regierenden Bürgerme<strong>ist</strong>er Ernst Reuter<br />
eine Spende von 5 Mio. $ für kulturelle<br />
Zwecke übergeben.<br />
Fortsetzung<br />
Blinde sollen künftig das Reichstags-<br />
gebäude plastisch erfahren können.<br />
Fortsetzung<br />
Erfahrungen mit der<br />
Versandapotheke Doc Morris<br />
Der Bezug von Medikamenten über das<br />
Internet kann problematisch sein.<br />
Cartsten Sporkman schreibt hierzu: "Zur<br />
Beschaffung der Pflege-Verbrauchs-<br />
materialien gemäß dem Anspruch der<br />
monatlichen Pauschale in Höhe von<br />
31,00 EUR nach SGB XI habe ich<br />
erstmals bei der niederländischen<br />
„Pionier"-Versandapotheke DocMorris<br />
bestellt (www.docmorris.com).<br />
Fortsetzung<br />
Konzert – Kultur im<br />
Kle<strong>ist</strong>haus – Gesang aus<br />
Böhmen und Mähren<br />
Das Martinu-Quartett aus Prag mit<br />
Kersten Straßburg am Klavier gab<br />
anlässlich des 100. Todestages von<br />
Antonín Dvorák ein Konzert, das dem<br />
Kompon<strong>ist</strong>en und seinem Klavierquintett<br />
in A-Dur op. 81 gewidmet war.<br />
Fortsetzung<br />
Reiseinformationen vom Netz<strong>wer</strong>k „barrierefrei reisen“ des<br />
Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter e. V.,<br />
bfr-news 10-2004: Fortsetzung<br />
bfr-news 11-2004: Fortsetzung<br />
bfr-news 12-2004: Fortsetzung
zurück<br />
zurück<br />
Unsere Zeitung erscheint im Druck schwarz/weiß auf schlichtem Papier. Als<br />
Zweitfarbe haben wir Rot.<br />
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Inh<strong>alt</strong>sverzeichnis der Ausgabe Dezember 2004<br />
<strong>Berliner</strong> Behinder- tenverband e.<br />
V. (BBV)<br />
Allgemeiner<br />
Behindertenverband<br />
in Deutschland (ABiD)<br />
Mit Kraft und Ausdauer ins neue Jahr Schnur, Ute<br />
Impressum Kontakte<br />
Die Gesundheitskarte Bauersfeld, Hannelore<br />
Telebus: BZA-Kampf um Erh<strong>alt</strong> gescheitert BVG und Senat<br />
unterzeichneten am 17.11.2004 Vorvertrag<br />
Bauersfeld, Hannelore<br />
Erfahrungen mit der Versandapotheke Doc Morris Sporkmann, Carsten<br />
Kurzzeitpflegemöglichkeiten aus Sicht der Eltern Neumann, Kr<strong>ist</strong>in<br />
Eine kleine Bilanz für das Jahr 2004 Hoffmann, Erika<br />
Barrierefreie Rechtsanw<strong>alt</strong>skanzlei eröffnet Bauersfeld, Hannelore<br />
Fachkonferenz ❬Menschenrechte und Behinderung Bauersfeld, Hannelore<br />
Benachteiligungsverbot für Menschen mit Behinderungen in<br />
Pressekodex aufnehmen<br />
Dr. Heinik, Stefan<br />
Glückwunsch zur Auszeichnung Dr. Seifert, Ilja<br />
40 Jahre ❬Aktion Mensch Prescha, Hoppe<br />
Mediadaten<br />
Anzeigen
Disability Studies in Prag institutionalisieren Dr. Seifert, Ilja<br />
❬Nichts <strong>ist</strong> unmöööglich ... Toyotaa! Bauersfeld, Hannelore<br />
Blinde sollen Reichstagsgebäude ertasten können Herausgeber: Deutscher Bundestag<br />
Hilfsmittel Bauersfeld, Hannelore<br />
❬Die Situation von Menschen mit Behinderungen Littwin, Franziska<br />
Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl Bauersfeld, Hannelore<br />
Ein intensives Leben auf Rädern Bergmann, Jürgen<br />
Gesünder durch Mobilität im Alter Nielandt, Jörg<br />
❬Schatzk<strong>ist</strong>e Rostock wäre das was für Berlin? Oldenburg, Heike<br />
Große Probleme bei der Vergabe von Integrations-hilfen für<br />
Studierende mit Behinderung<br />
Sanner, Rainer<br />
❬UN-Konvention ... wo bleiben die behinderten Frauen?? Odenthal, Patricia<br />
Blickwechsel: Sieh s mal anders Bauersfeld, Hannelore<br />
Literaturrätsel Ungenannt, Uta<br />
Barrieren in der <strong>Berliner</strong> Bibliothekslandschaft Sanner, Rainer<br />
Rund um das im Kopf Littwin, Franziska
Spielfilm: ❬Das weiße Rauschen Odenthal, Patricia<br />
Konzert Kultur im Kle<strong>ist</strong>haus Gesang aus Böhmen und Mähren Bauersfeld, Hannelore<br />
Mögliche Perspektiven zum gemeinsamen Unterricht für<br />
Schülerinnen und Schüler mit dem sonderpädagogischen<br />
Fördersch<strong>wer</strong>punkt ❬Ge<strong>ist</strong>ige Behinderung<br />
Die Zentral- und Landesbibliothek in Berlin Dom, Karla<br />
Grund-Maharam, Ursula<br />
bfr-news 11/04 Smikac, Hartmut<br />
bfr-news 12/04 Smikac, Hartmut<br />
Bilanz des BBV zum Jahreswechsel 2004/2005 Dr. Seifert, Ilja<br />
zum Archiv<br />
Unsere Zeitung erscheint im Druck schwarz/weiß auf schlichtem Papier. Als Zweitfarbe haben wir Rot.<br />
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Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung Impressum<br />
Kontakt: Redaktion der <strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong>, c/o BBV e.V.<br />
Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin-Mitte<br />
Tel.: 030/ 65 88 03 41, 030/ Fax: 65 88 03 43<br />
E-Mail: berliner-behindertenzeitung@berlin.de<br />
<br />
Mediadaten und Anzeigen-Kontakte
<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Am Ende des Jahres 2004 zieht der Vorsitzende des <strong>Berliner</strong><br />
Behindertenverbandes "Für Selbstbestimmung und Würde e.V.<br />
(BBV), Ilja Seifert, in aller Öffentlichkeit eine<br />
Bilanz des BBV zum<br />
Jahreswechsel 2004/2005<br />
Am Ende diesen Jahres geht es den Menschen mit und ohne<br />
Behinderungen – in Berlin und deutschlandweit – eher schlechter<br />
statt besser. Und das sowohl in praktisch-materieller Sicht als auch<br />
in Bezug auf die Stimmung. Populär ausgedrückt: die "gefühlte"<br />
Perspektivlosigkeit steigt proportional zur "erlebten". Der rabiate<br />
Sozialabbau in allen Bereichen (weit über Menschen mit<br />
Behinderungen und chronischen Erkrankungen sowie unsere<br />
Angehörigen hinaus), die damit einhergehende zunehmende<br />
Erk<strong>alt</strong>ung der zwischenmenschlichen Beziehungen und immer<br />
weitere Reduzierung jedweder staatlichen und/<strong>oder</strong> sonstigen<br />
öffentlichen Förderung auf eine betriebswirtschaftliche Kosten-<br />
Nutzen-Rechnung hat die realen Lebens- und Teilhabebedingungen<br />
von Menschen mit Behinderungen voll erfaßt.<br />
Ende vergangenen Jahres, das in Europa – offiziell – den Menschen<br />
mit Behinderungen gewidmet war, faßte der BBV seine Bilanz mit<br />
dem Worten "ernüchtern bis erschreckend" zusammen. Und weiter:<br />
"Nicht nur, daß uns das EJMB keinen nennens<strong>wer</strong>ten Fortschritte in<br />
der Behindertenpolitik, unserer allgemeinen Akzeptanz als<br />
selbstverständlicher Bestandteil der Bevölkerung und/<strong>oder</strong> unserer<br />
sozialen und rechtlichen Sicherung brachte. Nein, wir müssen sogar<br />
erhebliche – strukturell weit in die Zukunft weisende – Rückschläge<br />
konstatieren."
Manchen klangen diese Worte zu düster. Uns wurde Schwarzmalerei<br />
vorgeworfen. Und wir wären froh, hätten wir uns geirrt. Gern würden<br />
wir das heute bekennen. Leider gibt es dafür keinen Grund. Das<br />
Motto "Nichts über uns ohne uns!" verkam zur sinnentleerten<br />
Worthülse. Bestenfalls mutiert es zu: Wir schaffen hunderte neuer<br />
Kommissionen, Arbeitsgruppen und anderer Gremien und lassen die<br />
Selbsthilfe-Aktiv<strong>ist</strong>/innen – möglichst auf eigene Kosten! – von einer<br />
zur anderen hetzen. Dort dürfen sie mitreden und sogar ihre<br />
Erfahrungen einbringen. Entscheiden dürfen sie aber nicht.<br />
Bundespolitik<br />
Kurz vor Jahresende legte die Bundesregierung einen<br />
Behindertenbericht vor. Er umfaßt fast 400 Seiten. Die zuständige<br />
Min<strong>ist</strong>erin, Ulla Schmidt, verstieg sich bei seiner Vorstellung zu der<br />
kühnen These, die Behindertenpolitik der Bundesregierung sei eine<br />
"Erfolgsstory". Der BBV kritisierte das in einer ersten Stellungnahme,<br />
indem wir auf unsere Erfahrungen aus der DDR-Endzeit verwiesen:<br />
Auch damals klafften die realen Wahrnehmungen der Bevölkerung<br />
und die Behauptungen der seinerzeit Herrschenden immer weiter<br />
auseinander. Unsere Erfahrung besagt: Gute Politik läßt sich nicht<br />
von oben her behaupten, sie muß von unter her erlebt <strong>wer</strong>den. Das<br />
<strong>ist</strong> aber nicht der Fall. Der Vorsitzende des Allgemeinen<br />
Behindertenverbandes in Deutschland "Für Selbstbestimmung und<br />
Würde" e.V. (ABiD), unseres Bundesverbandes, Dr. Stefan Heinik,<br />
faßte das in seiner ersten Erklärung zum Behindertenbericht mit den<br />
Worten zusammen: "Selbstbestimmte Teilhabe ohne materielle<br />
Absicherung <strong>ist</strong> nichts <strong>wer</strong>t."<br />
Die Auswirkungen der Gesundheitspolitik (insbesondere des GMG<br />
– Gesundheits-M<strong>oder</strong>nisierungsgesetz) auf Menschen mit<br />
Behinderungen und chronischen Erkrankungen sind mindestens so<br />
arg wie befürchtet: Die Medikamentenkosten stiegen für etliche von<br />
uns in bedrohliche Höhe. Allein dadurch, daß viele Mittel nicht mehr<br />
rezeptpflichtig sind, also in voller Höhe selbst bezahlt <strong>wer</strong>den<br />
müssen, gerieten etliche Betroffene gleich in den ersten Wochen und<br />
Monaten des Jahres in ex<strong>ist</strong>enzielle Bedrängnis. Selbst dort, wo im<br />
Laufe des Jahres Abhilfe geschaffen <strong>wer</strong>den konnte, blieb die Angst<br />
vor dem nächsten Angriff auf die Gesundheit.
Aber auch untergesetzliche Regelungen schlagen immer heftiger zu<br />
Buche. Hier <strong>ist</strong> es insbesondere die immer dre<strong>ist</strong>ere Praxis vieler<br />
Krankenkassen, dringend benötigte Heil- <strong>oder</strong> Hilfsmittel erst mal<br />
nicht zu bewilligen. Und auch Widersprüche <strong>wer</strong>den immer häufiger<br />
abgewiesen. Der Weg über die Gerichte hat zwar große Aussicht auf<br />
Erfolg, die Betroffenen aber müssen in der Zwischenzeit ohne die<br />
dringend benötigten Hilfsmittel (<strong>oder</strong> mit verschlissenen)<br />
auskommen. Ob bei den Kassen tatsächlich ein "Spar"-Effekt<br />
eintritt – immerhin verursacht das ja bei ihnen auch zusätzliche<br />
Kosten für unnötige Gutachter, Anwälte und Gerichtskosten –,<br />
entzieht sich unserer Kenntnis. Aber daß sie ihren "Kunden" einen<br />
Bärendienst erweisen, das wissen wir genau.<br />
Wenn jetzt – in der sentimentalen Vorweihnachtsstimmung von der<br />
Öffentlichkeit nahezu unbeachtet – schon wieder davon geredet<br />
wird, die Zuzahlungen zu bestimmten Inkontinenz-Artikeln<br />
und anderen "Verbrauchsmitteln" drastisch zu erhöhen, haben<br />
wir allen Grund, uns dagegen mit Vehemenz zur Wehr zu setzen.<br />
Im gerade ablaufenden Jahr mußten wir das tun, um zu verhindern,<br />
daß Freifahrtregelungen für behinderte Menschen erheblich<br />
beschränkt würden. Noch immer <strong>ist</strong> nicht ganz klar, ob es sich um<br />
einen "Versuchsballon" – also eine bewußte Provokation – <strong>oder</strong> "nur"<br />
das Vorpreschen eines einzelnen, besonders "spar"-wütigen<br />
Beamten handelte: Fest steht, daß die Bundesregierung uns zwang,<br />
große Teile unserer Kräfte darauf zu ver(sch)wenden, die Pläne,<br />
unsere Mobilität zu ersch<strong>wer</strong>en, wieder in die Schublade zu pressen.<br />
Bleibt als Bilanz, daß wir uns freuen können, immerhin bewiesen zu<br />
haben, daß wir erforderlichenfalls zu koordiniertem und<br />
erfolgreichem Handeln fähig sind. Das <strong>ist</strong> eine wichtige Erfahrung!<br />
Wir müssen aber auch sehen, daß uns die Regierung jederzeit mit –<br />
scheinbar nebensächlichen – kraftraubenden Abwehrkämpfen<br />
"beschäftigen" kann.<br />
Das schwächt uns. Denn eigentlich wollen wir ja aufbauen,<br />
Fortschritte erzielen, die unsere Teilhabe-Möglichkeiten
sichern und erweitern. Davon sind wir gegenwärtig weiter entfernt<br />
denn je.<br />
Die Beschäftigungs-Situation behinderter Menschen <strong>ist</strong> längst<br />
wieder so schlecht wie vor dem 50.000-Job-Programm der<br />
Bundesregierung von 2000 – 2002. Die Arbeitslosenquote<br />
Sch<strong>wer</strong>behinderter liegt weit oberhalb der allgemeinen, die ihrerseits<br />
schon unverantwortlich <strong>ist</strong>. Wieviele von uns längst nicht mehr in der<br />
Stat<strong>ist</strong>ik erscheinen – weil sie mit einer kleinen Rente abgespe<strong>ist</strong><br />
wurden <strong>oder</strong> sich weitere Ablehnungen nicht mehr antun wollten und<br />
daher "freiwillig" auf die Arbeitsplatz-Suche verzichten –, können wir<br />
nicht nachprüfen. Daß wir unter diesen Umständen die nunmehr<br />
angekündigte erneute Job-Initiative mit großer Skepsis betrachten,<br />
dürfte nicht sehr verwundern. Wahlkampf-Strohfeuer brauchen wir<br />
jedenfalls nicht.<br />
Als besonders janusköpfig erwies sich die Regierung in Bezug auf<br />
den "Paradigmenwechsel". Sie und ihre gutgläubigen Anhänger/<br />
innen lassen keine Gelegenheit aus, seine Einleitung – gelegentlich<br />
sogar schon den Vollzug – zu verkündeten. Im praktischen Leben<br />
sehen wir davon wenig bis nichts. Wer uns wirklich mehr<br />
Selbstbestimmung ermöglichen will, muß praktische<br />
Nachteilsausgleichen schaffen bzw. vorhandene ausbauen. Was<br />
Regierungen – auch in Ländern – tun, <strong>ist</strong> das Gegenteil. Wir<br />
befürchten, daß der Paradigmenwechsel in die falsche Richtung<br />
führt. Momentan verstärkt sich der Eindruck, daß mit dem – uns<br />
gestohlenen – Schlagwort "Selbstbestimmung" jeglicher<br />
Nachteilsausgleich als "Fürsorge" denunziert und anschließend<br />
abgeschafft <strong>wer</strong>den soll. Das <strong>ist</strong> nicht unser Ziel.<br />
Der BBV übersieht nicht, daß auch aus der Behindertenbewegung<br />
heraus neuerdings verschiedentlich der Ruf erschallt, daß man sich<br />
von "liebgewordenen Privilegien" trennen und stattdessen die<br />
neu zu schaffenden rechtlichen Möglichkeiten intensiver nutzen solle.<br />
Erst das sei wahre Gleichstellung. Dieser Ansicht widerspricht der<br />
BBV. Die Herstellung gleicher Chancen verlangt geradezu<br />
Ungleichbehandlung derjenigen, die es sch<strong>wer</strong>er haben.<br />
Ungleichbehandlung heißt in diesem Falle: Ausgleich der<br />
behinderungsbedingten (also subjektiv nicht veränderbaren)
Nachteile. Daß dazu auch rechtliche Möglichkeiten gehören, steht<br />
außer Frage. Sie aber lösen unsere Schlechterstellung nicht auf. Sie<br />
können nur dann nützlich sein, wenn die materiellen und ideellen<br />
Nachteile substantiell ausgeglichen <strong>wer</strong>den. Jedenfalls dürfen nicht<br />
erst bestehende Nachteilsausgleichs-Regelungen abgeschafft und/<br />
<strong>oder</strong> durch kosten-, nerven- und zeitraubende rechtliche<br />
Verheißungen ersetzt <strong>wer</strong>den, bevor nicht bindende und ausreichend<br />
stabile neue Instrumentarien funktionieren. Das schließt ein, daß<br />
zeitweilig Parallel-Strukturen bestehen müssen. Die Regierung<br />
scheint einen anderen Weg einzuschlagen, den wir für<br />
unverantwortlich h<strong>alt</strong>en, weil ihn viele Betroffene nicht bewältigen<br />
können: Sie scheint erst einmal wegzu"sparen", was sie irgendwie<br />
für entbehrlich hält und dann auf die "regulierende Wirkung" der<br />
Marktmechanismen zu vertrauen, die bestehende Defizite schon<br />
irgendwann ausgleichen wird.<br />
Nun trat die Bundesregierung kurz vor Jahresende noch mit dem<br />
Entwurf eines Antidiskriminierungs-gesetzes (ADG) an die<br />
Öffentlichkeit. Lange haben wir darauf gewartet, sehr lange. Und<br />
hartnäckig darum gekämpft. Was jetzt vorliegt, umfaßt immerhin<br />
mehr Personengruppen, als von der EU als Mindestanforderung<br />
vorgeschrieben. Das Gegeneinander-Ausspielen scheint also<br />
abgewendet. Das <strong>ist</strong> gut. Wir können stolz darauf sein, gewissen<br />
Verlockungen nicht erlegen zu sein. Immerhin gab es mehrfach<br />
ziemlich unverhohlene Angebote, uns (behinderte Menschen)<br />
aufzunehmen, wenn wir nicht darauf bestünden, auch<br />
Diskriminierungen wegen der geschlechtlichen Orientierung, des<br />
Alters und/<strong>oder</strong> der Religion zu verbieten. Unsere Forderung war seit<br />
Jahr und Tag ein umfassendes ADG.<br />
Dennoch kann uns der vorliegende Entwurf nicht wirklich erfreuen.<br />
Zu vage sind die Schutzbestimmungen. Zu unkonkret – um nicht zu<br />
sagen: gar nicht spürbar – Sanktionen, mit denen<br />
Zuwiderhandlungen (also Diskriminierungen) geahndet <strong>wer</strong>den<br />
sollen. Wie die in Aussicht gestellten Schadensersatz-Ansprüche<br />
gemessen (berechnet) <strong>wer</strong>den sollen, bleibt weitgehend unklar. Ob<br />
ideeller Schaden überhaupt ersetzt <strong>wer</strong>den kann – und wenn ja:<br />
wie? bzw. wieviel <strong>ist</strong> er <strong>wer</strong>t? –, steht in den Sternen. Und es gibt<br />
viel zu viele Ausnahmeregelungen, die der weiteren Benachteiligung<br />
– nur wenig subtiler – Tür und Tor öffnen. Insbesondere gilt das für<br />
die Regelung, daß "ein rechtmäßiges Ziel (angeblich – I.S.) sachlich<br />
gerechtfertigt und die Mittel . . . angemessen und erforderlich" seien
(§ 3 Begriffsbestimmungen, Abs. 2).<br />
Im kommenden Jahr wird dieser Entwurf parlamentarisch behandelt<br />
und vermutlich auch beschlossen. Innerhalb der<br />
Behindertenbewegung gibt es Hoffnungen, daß er noch in unserem<br />
Sinne verbessert <strong>wer</strong>de. Die Erfahrung spricht eher dagegen. Fast<br />
immer kamen Gesetze, die bürgerrechtliche <strong>oder</strong> materielle<br />
Verbesserungen für Benachteiligtengruppen beinh<strong>alt</strong>en, noch<br />
schwächer ins Gesetzblatt als die ursprünglich eingebrachten<br />
Entwürfe. Lobby<strong>ist</strong>en zahlreicher Interessengruppen – hier<br />
insbesondere der Haus- und Grundbesitzer, der Arbeitgeber und von<br />
Kirchen – sind sehr stark. Außerdem scheint die Regierung<br />
tendenziell immer geneigt, eher deren "Argumenten" zu folgen, als<br />
unsere Position zu stärken. Dabei <strong>ist</strong> es fast lächerlich, wenn z.B. der<br />
Haus- und Grundbesitzerverband wegen dieses ADG eine riesige<br />
Prozeßwelle über das Land rollen sieht. Seine Mitglieder scheuen sich<br />
nie, gnadenlos Räumungsklagen anzustrengen, wenn beispielsweise<br />
jemand in Mietrückstand gerät. Der BBV <strong>ist</strong> also skeptisch in Bezug<br />
auf die Erfolgsaussichten, diesen – schwachen – Gesetzentwurf<br />
tatsächlich noch zu verbessern. Dennoch <strong>wer</strong>den wir uns weiterhin<br />
nach Kräften an dem Kampf darum beteiligen.<br />
Der BBV sieht eine große Gefahr darin, daß gleichzeitig an sehr<br />
vielen Stellen Dämme eingerissen <strong>wer</strong>den. Unsere Kräfte reichen bei<br />
weitem nicht aus, überall rechtzeitig zu reparieren. Und wie gesagt:<br />
eigentlich würden wir lieber Neues errichten als nur Bestehendes (z.<br />
T. durchaus verbesserungsbedürftiges) zu verteidigen. Es geht<br />
darum, den "Mainstream" zu ändern. Das <strong>ist</strong> eine<br />
Titanenaufgabe. Der "Mainstream", dem wir ausgesetzt sind, den<br />
es also zu stoppen und umzukehren gilt, wälzt mit<br />
unverantwortlicher Spar-Hysterie soziale H<strong>alt</strong>egriffe weg. Er<br />
verkleidet seinen neoliberalen Kern mit m<strong>oder</strong>nen, positiv besetzten<br />
Begriffen wie "Eigenverantwortung", "Selbstbestimmung".<br />
Gleichzeitig verteufelt er "Mitnahmementalität",<br />
"Versorgungsdenken", "Fürsorge" usw. Als wenn das eine durch das<br />
andere ersetzt <strong>wer</strong>den sollte! Nein, Fürsorge muß durch<br />
Selbstbestimmung auf eine höhere Qualitätsstufe gehoben <strong>wer</strong>den.<br />
Eigenverantwortliches Handeln braucht eine materielle Basis, also<br />
eine gewisse (soziale) Sicherheit. Wer in ex<strong>ist</strong>enzieller Not <strong>ist</strong> – z.B.<br />
gegen seinen/ihren Willen ins Heim muß <strong>oder</strong> früh nicht aus dem<br />
Bett kommt, weil kein/e Ass<strong>ist</strong>ent/in da <strong>ist</strong> usw. –, kann nichts selbst
estimmen. Wir brauchen also einen "Disability Mainstream",<br />
das Denken (und Handeln aller politischer und<br />
Verw<strong>alt</strong>ungsebenen) aus der Sicht von Menschen mit<br />
Behinderungen.<br />
Ein Ausdruck der – für mache von uns ex<strong>ist</strong>enz-, gelegentlich sogar<br />
lebensbedrohenden – "Spar-Hysterie" <strong>ist</strong> der jüngst im Bundesrat<br />
verabschiedete Gesetzentwurf zur Entlastung der Kommunen<br />
(GEK). Sollte er Gesetz <strong>wer</strong>den, bedrohte uns der Kostenvorbeh<strong>alt</strong><br />
nicht mehr "nur" im Sozialhilferecht, sondern dann auch noch der<br />
von dieser Seite. Das ohnehin schon auf sehr wackligen Beinen<br />
humpelnde Wusch- und Wahlrecht würde noch weniger <strong>wer</strong>t. Das<br />
trifft Menschen mit Behinderungen hart, behinderte Frauen<br />
vermutlich noch ärger.<br />
Im ablaufenden Jahr erlebten wir erstmalig großflächige Einschnitte<br />
im Behindertenbereich. Besonders sichtbar betroffen waren/sind<br />
blinde Menschen. Landesblindengelder – wir vermochten auch in<br />
Berlin nicht, das zu verhindern – wurden gekürzt, in Niedersachsen<br />
sogar fast vollständig abgeschafft. Daß das eine beachtliche Protest-<br />
und Solidarisierungswelle mit sich brachte, <strong>ist</strong> ein (kleiner)<br />
Lichtblick. Zwar verloren wir die Schlacht, aber vielleicht lernten wir,<br />
besser (gemeinsam) zu kämpfen? Außerdem zwang uns die<br />
Rücksichtslosigkeit, mit der die niedersächsische Regierung zu<br />
Werke ging, unsere Argumentation zu überprüfen. Dabei kann es –<br />
längerfr<strong>ist</strong>ig – durchaus wichtig <strong>wer</strong>den, daß wir begreifen, daß eine<br />
"Mitleids-Argumentation", die unterschiedliche Behinderungen<br />
gegeneinander abwägt, sich eher gegen uns richtet. Vielmehr muß<br />
um verbindliche und bedarfsgerechte Nachteilsausgleiche für alle<br />
gekämpft <strong>wer</strong>den. Ansonsten <strong>wer</strong>den wir nur wieder erfolgreich<br />
gegeneinander ausgespielt.<br />
Alternativen<br />
Es erhebt sich die Frage, ob es überhaupt – machbare – Alternativen<br />
gibt. Dann: worin sie bestehen. Und: Ob wir, die angeblich<br />
"Schwächsten der Gesellschaft", die Kraft haben, ihre Umsetzung in<br />
die Wege zu leiten.
Die Bundesregierung stellt ihre Politik als <strong>alt</strong>ernativlos dar. Dabei<br />
beruft sie sich auf weltweite Trends. Die Globalisierung. Den freien<br />
Wettbe<strong>wer</strong>b. Den Sparzwang. Den Abschied vom Wohlfahrtsstaat<br />
usw.<br />
Der BBV unterstützt das vom ABiD im Mai 2003 vorgestellte NAGAS-<br />
Konzept (Eckpunkte für ein Nachteilsausgleichsgesetz mit<br />
Ass<strong>ist</strong>enzsicherungscharakter; www.abid-ev.de/infos). Das <strong>ist</strong> ein<br />
Diskussionsangebot. Ein Vorschlag, anders zu denken, sozialer zu<br />
handeln, besser zu leben.<br />
Im September d.J. eröffnete ein Bündnis verschiedener<br />
Behindertenorganisationen unter Federführung von ForseA die<br />
Kampagne "Reißt die Mauern nieder!" Damit eröffneten wir<br />
einen "Marsch aus den Institutionen". Das <strong>ist</strong> ein weit in die Zukunft<br />
gerichtetes Konzept. Es will selbstbestimmte Wohn- (und Arbeits-)<br />
formen für behinderte Menschen zur selbstverständlichen Normalität<br />
machen. Der BBV geht nicht davon aus, daß tatsächlich im<br />
kommenden Jahr alle Mauern bestehender Einrichtungen (z.B.<br />
Wohnheime usw.) eingerissen <strong>wer</strong>den. Wir verstehen diesen<br />
konzeptionellen Ansatz aber so, daß zumindest ab sofort keine<br />
neuen Monstereinrichtungen mehr errichtet <strong>wer</strong>den dürfen. Parallel<br />
dazu können/müssen/sollen neue Wohnformen ausprobiert und<br />
erfolgreiche gefestigt <strong>wer</strong>den. Auch dieses Konzept hat – wie das<br />
NAGAS – einen visionären Charakter. Deshalb unterstützt der BBV<br />
es.<br />
Solche – und ähnliche – Konzepte benötigen aber einen<br />
tatsächlichen Perspektivenwechsel: Jegliches politisches<br />
Handeln und jegliche Verw<strong>alt</strong>ungsmaßnahme muß unter dem<br />
Blickwinkel erfolgen: Nützt das den Menschen mit Behinderungen<br />
und ihren Angehörigen (im Alltag), hat es keine Auswirkungen <strong>oder</strong><br />
schadet es sogar? Dazu sind sachkundige Betroffene als Experten<br />
ernst zu nehmen. Das wiederum erfordert auch innerhalb der<br />
Betroffenenbewegung die Bereitschaft zur Weiterbildung, zum<br />
Erfahrungsaustausch. Ein – vom BBV unterstützter – Weg dazu kann<br />
die Förderung von "Disability Studies" als eigener
Wissenschaftszweig (mit Forschung und Lehre) sein. Nicht zufällig <strong>ist</strong><br />
der BBV Mitbegründer des "Kompetenzzentrums barrierefrei" an der<br />
Technischen Universität Berlin. Es könnte sich zu einem von<br />
mehreren Zentren der "Disability Studies" entwickeln.<br />
<strong>Berliner</strong> Politik<br />
Auch in Berlin hinterließ das ablaufende Jahr schmerzliche Spuren<br />
bei behinderten Menschen.<br />
Die Kürzung des Blindengeldes stand ganz am Anfang des Jahres.<br />
Wir vermochten nicht, sie zu verhindern. Trotz engagierten<br />
Einsatzes.<br />
Haupt- und Dauerthema der Betroffenen war jedoch das ganze Jahr<br />
über die TELEBUS-Frage. Hier finden wir scheinbar festgezurrte,<br />
sich gegenseitig nahezu ausschließende Positionen. Und um alles<br />
wabert ein undurchschaubarer Nebel von Vermutungen,<br />
Unterstellungen, Halbwissen, Halbwahrheiten, Ängsten, tatsächlichen<br />
Erlebnissen (positiver und negativer Art), Ankündigungen,<br />
Rücknahmen usw. usf.<br />
Der BBV-Vorstand versuchte das ganze Jahr über, sich allen Seiten<br />
gegenüber so fair und so offen wie möglich zu verh<strong>alt</strong>en. So hielten<br />
wir uns mit Kommentaren, Presseerklärungen, Aufrufen zu Protesten<br />
usw. sehr zurück. Stattdessen versuchten wir, mit Aufklärung über<br />
Fakten, mit Podien zum Erfahrungs- und ggf. Interessenaustausch<br />
(nicht zuletzt auf unserm Verbandstag) zur Versachlichung<br />
beizutragen. Unterm Strich müssen wir konstatieren: Mit mäßigem<br />
Erfolg. Die BERLINER BEHINDERTENZEITUNG (BBZ) verwandte in<br />
mehreren Ausgaben einen beträchtlichen Teil ihres Umfangs zur<br />
Information über den jeweils aktuellen Stand.<br />
Fakt <strong>ist</strong>, daß die Unsicherheit unter Teilen der Benutzer/innen, der
Fahrer und Subunternehmer sowie der Dispatcher nach wie vor groß<br />
<strong>ist</strong>. Hinzu kommt, daß erstmalig ein veritabler Dissens mit dem<br />
Landesbehindertenbeauftragten zutage trat. Seine Aufforderung an<br />
behinderte Menschen, öfter den ÖPNV zu nutzen, stieß auf<br />
erheblichen Widerstand. Insbesondere h<strong>alt</strong>en ihm viele Betroffene<br />
entgegen, daß das alles nur "Schönwetter-Varianten" seien, nicht<br />
aber ganzjährig nutzbare Alternativen zum TELEBUS. Ob – und wenn<br />
ja: wie? – die BVG zukünftig als Betreiber in Erscheinung tritt,<br />
scheint noch immer nicht endgültig geklärt. Der Eindruck, daß der<br />
Senat nie irgendein anderes Konzept als die Übergabe an die BVG<br />
ernsthaft prüfte, konnte nicht aus der Welt geschafft <strong>wer</strong>den. Wir<br />
beenden dieses Jahr in dieser Frage also mit mindestens<br />
ebensogroßer Ungewißheit, wie wir hineingingen. Das <strong>ist</strong> sehr<br />
unbefriedigend.<br />
Die gemeinsame Aktion aller <strong>Berliner</strong> Behindertenorganisationen am<br />
5. Mai, bei der wir auf Barrieren an Geldautomaten aufmerksam<br />
machten, war zwar medial durchaus ein beachtlicher Erfolg, es<br />
gelang uns aber im Nachhinein nicht, tatsächliche Verbesserungen<br />
– gar eine generelle Änderung – herbeizuführen. Hier also müssen –<br />
und <strong>wer</strong>den – wir weiterarbeiten.<br />
Mit der Verbandsklage des BBV gegen den Senat erzielten wir<br />
einen Erfolg, der durchaus als mittelgroß eingestuft <strong>wer</strong>den darf. Das<br />
Ergebnis des gerichtlichen Vergleichs, der im August erzielt wurde,<br />
<strong>ist</strong>, daß im Olympiastadion die barrierefreiere Nutzbarkeit<br />
zumindest für Rollstuhlfahrer/innen weitgehend hergestellt wird.<br />
Erste konkrete Umsetzungsprojekte wurden bereits mit BBV-<br />
Vertretern beraten. Wir bleiben dran. Allerdings müssen wir auch<br />
zugeben, daß in Bezug auf kontrastreiche Besucherführung und<br />
andere Barrieren für sinnesbehinderte Menschen nur wenig erreicht<br />
wurde.<br />
Kurz vor Jahresende war es eine Presseerklärung des BBV, die die<br />
<strong>Berliner</strong> Öffentlichkeit darauf aufmerksam machte, daß das<br />
Präventionsschwimmen für ungefähr 900 behinderte Kinder und<br />
Jugendliche im kommenden Jahr gestrichen <strong>wer</strong>den sollte. Unser<br />
Aufschrei half, diese Maßnahme rückgängig zu machen. Das freut<br />
uns. Allerdings wissen wir noch nicht, wo nun an anderer Stelle diese
"Einsparungen" erzielt <strong>wer</strong>den sollen.<br />
Der BBV<br />
Am 13. Januar k.J. wird der BBV 15 Jahre <strong>alt</strong>. Wir <strong>wer</strong>den das am<br />
Sonnabend, dem 15.1.2005, feiern. Immerhin waren wir eine der<br />
ersten Organisationen, die von Anfang an Ost- und Westberliner<br />
(Menschen mit Behinderungen) vereinigten. Deshalb beginnen wir<br />
unsere Feier auch mit einem dre<strong>ist</strong>ündigen Kolloquium: "15 Jahre<br />
BBV – 15 Jahre Einheit". Anschließend feiern wir bei Tanz,<br />
Geselligkeit, Buffet und einigen künstlerischen Einlagen.<br />
Unsere wichtigsten behindertenpolitischen Aktivitäten des gerade<br />
ablaufenden Jahres sind weiter oben bereits benannt. Für einen rein<br />
ehrenamtlich arbeitenden Verband erscheint uns das allerhand. Daß<br />
eigentlich viel, viel mehr getan <strong>wer</strong>den müßte, weiß niemand besser<br />
als wir selbst. Unsere Kräfte sind jedoch nicht unerschöpflich.<br />
Das liegt u.a. auch daran, daß sowohl unsere Mitgliederzahl als auch<br />
die der wirklich regelmäßig Aktiven weiterhin stagniert. Noch fanden<br />
wir keine wirkungsvollen Methoden, massenhaft neue Mitglieder zu<br />
gewinnen. Hier bleibt noch viel Arbeit.<br />
Nicht unerwähnt bleiben soll aber, daß ABiD und BBV zu den ersten<br />
gehörten, die sich einer Initiative anschlossen, den Deutschen<br />
Presserat aufzufordern, das im Grundgesetz (Art. 3.3) seit 1994<br />
festgeschriebene Benachteiligungsverbot für Menschen mit<br />
Behinderungen auch in den Pressekodex aufzunehmen und so zur<br />
Umsetzung dieses Verfassungsgebots beizutragen.<br />
Wir geben nicht auf!<br />
Mit dem BBV <strong>ist</strong> weiterhin zu rechnen!
zurück<br />
Dr. Ilja Seifert<br />
BBV-Vorsitzender<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Kurzzeitpflegemöglichkeiten aus Sicht der<br />
Eltern<br />
Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) des<br />
Landesjugendhilfeausschusses1 <strong>ist</strong> in ihrem Abschlussbericht nach §<br />
78 SGB VIII „Hilfen für und Integration von behinderten jungen<br />
Menschen" zu der Ansicht gelangt, dass es keine „Hinweise auf eine<br />
Bedarfslücke" bezüglich Kurzzeitpflegeeinrichtungen für Kinder und<br />
Jugendliche mit Behinderungen gibt.<br />
Dieser Behauptung entgegen steht eine große Gruppe von Eltern<br />
eben dieser Kinder und Jugendlichen, die händeringend nach<br />
geeigneten Kurzzeitpflegeeinrichtungen für ihre Kinder suchen.<br />
Hierbei stoßen sie jedoch nicht selten auf zahlreiche Probleme.<br />
Um die Situation zur Kurzzeitpflege in Berlin zu analysieren, haben<br />
die Vereine „Eltern beraten Eltern von Kindern mit und ohne<br />
Behinderung" und „INTENSIVkinder zuhause" Fragebögen an<br />
Familien, vorrangig mit sch<strong>wer</strong>stbehinderten Kindern und<br />
Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 22 Jahren, verteilt. Neben der<br />
Bedarfserhebung <strong>wer</strong>den die Eltern hier zu bestehenden<br />
Möglichkeiten, Problemen, Wünschen und Vorstellungen bezüglich<br />
der Kurzzeitpflege befragt.<br />
Bei der Aus<strong>wer</strong>tung wurden mehrere Aspekte deutlich:<br />
Es <strong>ist</strong> ein dringender Bedarf an Angeboten zur Pflegeentlastung<br />
vorhanden, so dass dem Abschlussbericht der LAG eindeutig zu<br />
widersprechen <strong>ist</strong>. 95 % der Eltern gaben an, dringend einen Platz<br />
für ihr Kind zu benötigen und stellten zugleich fest, dass vorhandene<br />
Plätze nicht geeignet sind.<br />
Die Gründe hierfür sind zahlreich: Gerade bei Kindern, die sch<strong>wer</strong>e<br />
Schädigungen haben, können oft nicht die medizinische Versorgung
und der zum Teil sehr hohe Pflegeaufwand gewährle<strong>ist</strong>et <strong>wer</strong>den.<br />
Auch die unzureichende Ausstattung bestehender Einrichtungen wird<br />
beklagt. Es fehlt an speziellen Pflegebetten und anderen<br />
Versorgungsgegenständen, so dass viele Kinder nicht betreut <strong>wer</strong>den<br />
können. Personell sind bestehende Herbergen oft ebenfalls nicht<br />
prädestiniert, pflegebedürftige Kinder und Jugendliche zu betreuen.<br />
Me<strong>ist</strong> steht nur Personal zur Verfügung, das nicht autorisiert <strong>ist</strong>,<br />
beispielsweise Sauerstoff zu verabreichen.<br />
Sowohl für Kinder mit aut<strong>ist</strong>ischen Verh<strong>alt</strong>ensweisen als auch für<br />
Kinder, die auf Gebärdensprache <strong>oder</strong> andere Mittel der<br />
Unterstützten Kommunikation angewiesen sind, gibt es kaum<br />
geeignetes Personal in den Einrichtungen, so dass eine<br />
Unterbringung hier zusätzlich ersch<strong>wer</strong>t wird.<br />
Einige Eltern nahmen Herbergen nur einmalig in Anspruch, da ihr<br />
Kind danach „abgemagert" und krank nach Hause kam. Zudem wird<br />
beklagt, dass aufgrund bestehenden Personalmangels zu wenig<br />
individuelle Betreuung stattfindet und keine pädagogischen/<br />
therapeutischen Angebote gemacht <strong>wer</strong>den.<br />
Viele Herbergsplätze richten sich überwiegend an Erwachsene,<br />
Kurzzeitpflegeplätze oft an <strong>alt</strong>e Menschen. Da die gemeinsame<br />
Unterbringung von Kindern und Jugendlichen mit Älteren jedoch<br />
grundsätzlich problematisch <strong>ist</strong>, verzichten viele Eltern auf diese<br />
Möglichkeit.<br />
Ein Aspekt, der die Unzulänglichkeit bestehender Herbergen<br />
außerdem unterstreicht, <strong>ist</strong> der scheinbare Widerspruch zwischen<br />
der hohen Be- und Überlastung der Eltern und der geringen Nutzung<br />
bestehender Kurzzeitpflegeangebote.<br />
Lebenswege gGmbH bietet einen Platz zur Kurzzeitpflege in einer<br />
Familie mit einer Pflegefachkraft an. Diese Variante wurde von den<br />
Eltern als sehr positiv beurteilt. Hier können jedoch nur Kinder bis<br />
circa 7 Jahre betreut <strong>wer</strong>den.<br />
Bezüglich ihrer Vorstellungen zur geeigneten Kurzzeitpflege waren<br />
sich die Eltern in vielen Punkten einig:<br />
Sie wünschen sich eine familiäre und liebevolle Atmosphäre für ihr
Kind, in der eine individuelle 1:1 <strong>oder</strong> 1:2 „Rund- um- die- Uhr" -<br />
Betreuung garantiert wird. Nur wenn das Kind in seinen Bedürfnissen<br />
wahrgenommen wird und die Eltern sich sicher sein können, dass<br />
auch ihr Kind die nötige Erholung hat, können sie loslassen.<br />
Ausstattungstechnisch fordern betroffene Eltern u. a. spezielle<br />
Betten, entsprechende Stühle und Badversorgung.<br />
Die Einrichtung soll zudem gewährle<strong>ist</strong>en können, dass das Personal<br />
neben der Pflege der Kinder auch Freizeitangebote und<br />
therapeutische Möglichkeiten anbieten kann.<br />
Bezüglich der Ausbildung des Personals differieren die Ansichten je<br />
nach Betroffenheit des Kindes. Einig sind sich aber alle Befragten<br />
darin, dass auf alle Fälle eine Bereitschaft und die Verantwortung<br />
vorhanden sein müssen, mit sch<strong>wer</strong>stbehinderten Kindern und<br />
Jugendlichen, die zum Teil auch in Lebensgefahr sind, zu arbeiten.<br />
Weiterhin fordern gerade Eltern von so genannten „Intensivkindern",<br />
dass schon vorhandenes häusliches Pflegepersonal in die<br />
Kurzzeitpflege mit eingebunden <strong>wer</strong>den kann.<br />
Zusammenfassend <strong>ist</strong> festzustellen, dass es im Bereich der<br />
Kurzzeitunterbringung in Berlin laut Aussagen betroffener Eltern eine<br />
gravierende Versorgungslücke gibt. Besonders Kinder und<br />
Jugendliche mit einem erhöhten Pflegebedarf können nicht adäquat<br />
untergebracht <strong>wer</strong>den. Somit haben viele Eltern so gut wie keine<br />
Möglichkeit, sich von ihrer massiven Belastung zu erholen, der sie oft<br />
rund um die Uhr, jahrelang und ohne Unterbrechung ausgesetzt sind.<br />
Es <strong>ist</strong> daher unbedingt erforderlich, Kurzzeitpflegemöglichkeiten zu<br />
schaffen, die sowohl pädagogische Eingliederungs- und<br />
Förderangebote als auch Pflege und medizinische Versorgung<br />
gewährle<strong>ist</strong>en.<br />
Eltern müssen ihr Kind guten Gewissens in fremde Hände geben<br />
können. Nur so haben sie die Chance, selbst neue Kraft zu schöpfen<br />
und weiterhin ihren Anforderungen als Eltern gerecht zu <strong>wer</strong>den.<br />
Wenn schon aus gesetzlichen und finanzierungsgründen KZP für<br />
Eltern nicht kurzfr<strong>ist</strong>ig möglich, erscheint uns als Lösung,<br />
stattdessen eine (zweite) Verhinderungspflege zu gewähren. Damit<br />
die Kassen nicht weiter auf dem Rücken der so belasteten Familien
zurück<br />
sparen!<br />
Kr<strong>ist</strong>in Neumann<br />
„Eltern beraten Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung" e.V.<br />
1 In der Sitzung am 10.07.2002.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Eine kleine Bilanz für das Jahr 2004<br />
Nicht nur viele neue Gesetze und Verordnungen zeigen, dass ein<br />
Jahr sich wieder dem Ende neigt. Für viele Menschen <strong>wer</strong>den die<br />
Lebensumstände sicher nicht besser. Da <strong>ist</strong> es um so wichtiger, dass<br />
es noch Räume und Möglichkeiten gibt, wo dem Bürger geduldige<br />
und kompetente Ansprechpartner für die kleinen und großen<br />
Probleme des Alltags zur Verfügung stehen.<br />
Die Begegnungszentren des Beschäftigungs<strong>wer</strong>kes <strong>wer</strong>den Ihnen<br />
auch im nächsten Jahr mit einem umfangreichen Angebot an<br />
persönlichen Hilfen und Veranst<strong>alt</strong>ungen zur Verfügung stehen. Auf<br />
unserer Web-Site im Internet (www.beschaeftigungs<strong>wer</strong>k.de) und in<br />
den Veranst<strong>alt</strong>ungsprogrammen unserer Begegnungszentren <strong>wer</strong>den<br />
Sie sicher die Angebote finden, die Ihren persönlichen Interessen<br />
entsprechen <strong>oder</strong> für Sie wichtige Hilfen bereitstellen.<br />
Bedanken möchte ich mich bei den Mitarbeitern/-innen des<br />
Beschäftigungs<strong>wer</strong>kes und unseren vielen ehrenamtlichen Helfern,<br />
durch deren fleißige Arbeit die gute Bilanz diesen Jahres möglich<br />
wurde. Aus unserer Jahresstat<strong>ist</strong>ik für 2004 möchte ich Ihnen<br />
nachfolgend einige Daten nennen, die neben den Le<strong>ist</strong>ungen unserer<br />
Mitarbeiter/-innen insbesondere die Notwendigkeit von vielfältigen<br />
sozialen Angeboten in unserer Gesellschaft verdeutlichen:<br />
● Wir hatten durchschnittlich 15 Arbeitsförderprojekte;<br />
● in denen durchschnittlich 60 Mitarbeiter beschäftigt waren;<br />
● durch unsere Mitarbeiter wurden 20.244 Einsätze für Bürger/innen<br />
zur mobilen Hilfe gele<strong>ist</strong>et;<br />
● dabei haben wir 286 Bürger/-innen ständig im mobilen<br />
Hilfedienst betreut, hinzu kommt noch einmal die gleiche<br />
Anzahl an Bürgern/-innen, die spontan auf unsere<br />
Mobilitätshilfeangebote zurückgegriffen haben;<br />
● in unseren Begegnungszentren haben 2.604 Veranst<strong>alt</strong>ungen<br />
stattgefunden;<br />
● insgesamt haben 29.532 Bürger/-innen unsere Einrichtungen<br />
besucht und an Veranst<strong>alt</strong>ungen teilgenommen und<br />
● wir haben für unsere Mitarbeiter 3.084 Stunden Qualifizierung<br />
angeboten.<br />
Diese Zahlen belegen, dass der Anspruch an unsere Arbeit auch im
zurück<br />
nächsten Jahr sehr hoch sein wird. Wir stellen uns dieser<br />
Anforderung gern und wünschen unseren Besuchern, Klienten sowie<br />
allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern/-innen und natürlich<br />
Ihnen schöne Weihnachtsfeiertage und ein gesunde neues Jahr 2005.<br />
Brigitte Hoffmann<br />
Geschäftsführerin des<br />
Beschäftigungs<strong>wer</strong>kes – arbeit für berlin e.V.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Barrierefreie Rechtsanw<strong>alt</strong>skanzlei eröffnet<br />
Es gab lecker’ Schnittchen und Häppchen satt, die immer wieder<br />
frisch zubereitet wurden. Hier ein Grüppchen Rollstuhlfahrer, dort ein<br />
anderes - und die me<strong>ist</strong>en davon in den üblichen Rollstuhlfahrer-<br />
Kreisen noch nie gesichtet, würde ich meinen. Ein wenig Familie, ein<br />
paar Studien- <strong>oder</strong> Berufskollegen und:<br />
Mittendrin der Hausherr - ein wenig feierlich verspannt, bis dann<br />
endlich der stets gut gelaunte Bezirksbehindertenbeauftragte von<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf, Hartwig Eisel mit dem Klebeschildchen<br />
„Berlin barrierefrei" kam. Sobald die passende Stelle an der<br />
Schaufensterscheibe gefunden war, wurde es so richtig gemütlich bei<br />
der Eröffnung der neuen Rechtsanw<strong>alt</strong>skanzlei von<br />
Herrn Rechtsanw<strong>alt</strong> Jörg Albers, in der Düsseldorfer Straße 2 in<br />
10719 Berlin-Wilmersdorf (Telefon: 030-797 30 28) - www.joergalbers.de.<br />
Vita Albers<br />
Herr Rechtsanw<strong>alt</strong> Albers wurde in Friesland geboren und lebt seit<br />
gut 20 Jahren in Berlin. Nach 10jähriger Berufstätigkeit im mittleren<br />
Dienst bei der <strong>Berliner</strong> Polizei schlug er die Laufbahn zum<br />
Rechtsanw<strong>alt</strong> ein und <strong>ist</strong> nunmehr seit Oktober 2003 als<br />
Rechtsanw<strong>alt</strong> selbständig.<br />
Seit 1996 <strong>ist</strong> er aktiv im Behindertensport als Sportler, Trainer und<br />
Schiedsrichter tätig und zur Zeit auch selbst Spieler beim RSC Berlin<br />
in der Abteilung Rollstuhlbasketball.<br />
Einen Fachanw<strong>alt</strong> für was auch immer zu finden, <strong>ist</strong> schon gar nicht
so leicht, einen Rechtsanw<strong>alt</strong> zu kennen, zu dessen besonderen<br />
Interessen das Sozialrecht gehört, <strong>ist</strong> ein Glücksfall, denn einer<br />
großen Zahl Anwälte sind die Gebühren im Sozialrecht zu niedrig,<br />
um wirklich an Sozialrecht interessiert zu sein.<br />
Sozialrecht<br />
Zum Sozialrecht gehören die Bereiche der Renten-, Kranken- und<br />
Unfallversicherung, der Pflege- Arbeitslosenversicherung sowie der<br />
Sozialhilfe.<br />
Herr Albers kennt sich in all diesen Bereichen aus und berät <strong>oder</strong><br />
vertritt die Interessen seiner Klienten auch bei Problemen mit dem<br />
Kranken- und Pflegegeld, bezüglich Er<strong>wer</strong>bsminderung <strong>oder</strong><br />
Altersrente, im Hilfsmittelbereich sowie bei Fragen zum<br />
Arbeitslosengeld.<br />
Aber auch im Dienstrecht von Beamten ergeben sich Fragen, wenn z.<br />
B. nach einem Dienstunfall eine Er<strong>wer</strong>bsminderung gegeben <strong>ist</strong>.<br />
Wird ein Antrag abgelehnt, kann man RA Albers beauftragen,<br />
Einspruch einzulegen.<br />
Polizeirecht<br />
Durch seine langjährige Tätigkeit als Polizeibeamter sind Herrn RA<br />
Albers die Probleme, denen man hier ausgesetzt sein kann, bekannt:<br />
Strafverfahren, Disziplinarverfahren, Ermittlungsverfahren und deren<br />
Folgen, wie beispielsweise erhebliche finanzielle Einbußen, sind keine<br />
Fremdworte für ihn.<br />
Er berät und vertritt auch in allen strafrechtlichen und<br />
disziplinarrechtlichen Angelegenheiten<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Fachkonferenz „Menschenrechte und<br />
Behinderung“<br />
„Wir brauchen eine internationale Konvention, die behinderte<br />
Menschen vor Diskriminierungen schützt und ihr Recht auf<br />
Selbstbestimmung, Chancengleichheit und Teilhabe festschreibt",<br />
sagte der Parlamentarischer Staatssekretär Franz Thönnes auf der<br />
Fachkonferenz im Kle<strong>ist</strong>haus am 22. November 2004: Rechte von<br />
behinderten Menschen auch international absichern<br />
„Ich freue mich, dass auf der internationalen Ebene intensiv über die<br />
Rechte der Menschen mit Behinderungen diskutiert wird. Denn so<br />
wichtig die nationalen Regelungen sind, wir benötigen auch<br />
international eine Übereinkunft, dass Menschen mit Behinderungen<br />
nicht diskriminiert <strong>wer</strong>den dürfen: Nicht im Job, nicht beim Besuch<br />
von Theater, Kino <strong>oder</strong> Restaurants, nicht im Miteinander in unserer<br />
Gesellschaft."<br />
Im Bundesmin<strong>ist</strong>erium für Gesundheit und Soziale Sicherung findet<br />
fand – erstmalig in Deutschland – eine Konferenz mit internationaler<br />
Beteiligung zur geplanten Konvention der Vereinten Nationen zum<br />
Schutz und zur Förderung der Rechte und der Würde von Menschen<br />
mit Behinderungen statt.<br />
Die Fachkonferenz „Menschenrechte und Behinderung" beschäftigt<br />
sich mit vier für die Konvention wichtigen Themenbereichen:<br />
– Dem Diskriminierungsbegriff,<br />
– dem Schutz vor Eingriffen in die Selbstbestimmung von Menschen<br />
mit Behinderungen u. a. durch Zwangsunterbringung und<br />
-behandlung,
– der internationalen Zusammenarbeit zur Sicherung der<br />
Menschenrechte für behinderte Menschen<br />
– und mit der Frage eines Monitoring-Systems.<br />
Die Konferenz, an der international anerkannte Experten und<br />
Expertinnen, Parlamentarier und Parlamentarierinnen,<br />
Min<strong>ist</strong>eriumsvertreter und -vertreterinnen sowie Vertreter und<br />
Vertreterinnen der großen Behindertenverbände teilnahmen, wurde<br />
vom BMGS, dem Auswärtigen Amt und dem Beauftragten der<br />
Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen organisiert.<br />
Experten schätzen, dass weltweit etwa 600 Millionen Menschen mit<br />
Behinderungen leben. Sie sind immer noch häufig Opfer von<br />
Diskriminierungen, ihre Menschenrechte <strong>wer</strong>den verletzt. Die<br />
Menschenrechtskonventionen bieten keinen ausreichenden Schutz,<br />
daher hat die UNO die Erarbeitung einer Übereinkunft speziell zum<br />
Schutz behinderter Menschen auf ihre Agenda gesetzt.<br />
Seit Januar diesen Jahres verhandelt ein von der<br />
Generalversammlung eingesetzter Ad Hoc-Ausschuss über einen<br />
Konventionsentwurf.<br />
Thönnes: „Die Bundesregierung setzt sich dafür ein, dass in einer<br />
breit angelegten Übereinkunft die bestehenden anerkannten<br />
Menschenrechte vollständig auf Menschen mit Behinderungen<br />
angewendet <strong>wer</strong>den.<br />
Darin sollten die Prinzipien der Nicht-Diskriminierung, der<br />
Chancengleichheit, der Selbstbestimmung und der Teilhabe<br />
verankert <strong>wer</strong>den. Wichtig <strong>ist</strong>, dass sich behinderte Menschen bei<br />
der Entwicklung der Konvention beteiligen können, und dass auch<br />
ein Monitoring-Verfahren eingerichtet wird, das die Einh<strong>alt</strong>ung der<br />
Konvention überwacht."<br />
In der vergangenen und der laufenden Legislaturperiode wurden in
zurück<br />
Deutschland eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, die die Teilhabe<br />
behinderter Menschen am Leben in der Gesellschaft nachh<strong>alt</strong>ig<br />
stärken (so zuletzt das Gesetz zur Ausbildung und Beschäftigung<br />
sch<strong>wer</strong>behinderter Menschen, das im Wesentlichen im Mai 2004 in<br />
Kraft getreten <strong>ist</strong>).<br />
Entsprechend der hohen Priorität, die die Bundesregierung den<br />
Rechten der behinderten Menschen einräumt, engagiert sie sich auch<br />
innerhalb der Europäischen Union und auf der internationalen Ebene.<br />
H.B. nach einer PR des GMGS<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Benachteiligungsverbot für Menschen mit<br />
Behinderungen in Pressekodex aufnehmen<br />
Dr. Stefan Heinik, Vorsitzender des Allgemeinen<br />
Behindertenverbandes in Deutschland (ABiD), wandte sich mit<br />
folgenden Worten an den Deutschen Presserat:<br />
"Dieser Tage erfuhren wir von einer Initiative von Herrn Dr.<br />
Schmölder aus Gailberg, der Sie seit geraumer Zeit auffordert,<br />
das im Grundgesetz (Art. 3.3) seit 1994 festgeschriebene<br />
Benachteiligungsverbot für Menschen mit Behinderungen auch<br />
in Ihren Pressekodex aufzunehmen und so zur Umsetzung<br />
dieses Verfassungsgebots beizutragen.<br />
Wir unterstützen diese Initiative ausdrücklich, zumal wir wissen, wie<br />
sch<strong>wer</strong> es war, diese Grundgesetzergänzung zu erkämpfen. Im<br />
praktischen Alltagsleben begegnen uns, Menschen mit den<br />
verschiedensten Behinderungen, immer wieder Diskriminierungen.<br />
Teils offen, häufig versteckt, immer verletzend.<br />
Es wäre also durchaus wichtig, wenn sich die Journal<strong>ist</strong>innen und<br />
Journal<strong>ist</strong>en freiwillig dazu bekennen würden, solche<br />
Benachteiligungen weder vorsätzlich noch fahrlässig zuzulassen und<br />
ihnen offensiv entgegen zu treten, wo sie ihrer gewärtig <strong>wer</strong>den.<br />
Zusätzlich erlaube ich mir noch, auf eine journal<strong>ist</strong>ische Floskel<br />
hinzuweisen, die nicht gerade den Tatbestand der Diskriminierung<br />
erfüllt, dennoch aber immer negativer wirkt, je häufiger sie<br />
verwendet wird. Das <strong>ist</strong> die – scheinbar so schön bildhafte –<br />
Formulierung "an den Rollstuhl gefesselt". Damit meint man, die<br />
Sch<strong>wer</strong>e des Schicksalsschlags treffend ausgedrückt zu haben. In<br />
Wirklichkeit reproduzieren Sie damit immer wieder nur das – völlig<br />
falsche – Bild vom ,ständig leidenden Behinderten`. Besonders<br />
absurd wird das, wenn noch ganz erstaunt konstatiert wird, wie
zurück<br />
fröhlich, mit welchem Lebensoptimismus und/<strong>oder</strong> wie ungezwungen<br />
die Betreffenden ,Ihren Alltag me<strong>ist</strong>ern`".<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Glückwunsch zur Auszeichnung<br />
Sehr geehrter Herr Landesbehindertenbeauftragter Marquard,<br />
lieber Martin,<br />
namens des <strong>Berliner</strong> Behindertenverbandes „Für Selbstbestimmung<br />
und Würde" e.V. (BBV) gratuliere ich Dir ganz herzlich zur<br />
Auszeichnung mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der<br />
Bundesrepublik Deutschland. Es freut uns außerordentlich, dass auf<br />
diese Weise Dein jahrzehntelanges Engagement in der<br />
emanzipatorischen Behindertenbewegung – nicht zuletzt im BBV –<br />
geehrt wurde.<br />
Wir wünschen Dir weiterhin viel Kraft, gute Gesundheit und neue<br />
Ideen, mit denen Du die Lebenslage von Menschen mit<br />
Behinderungen auch zukünftig positiv beeinflussen kannst.<br />
Deine Auszeichnung <strong>ist</strong> ein guter Anlass zum Feiern. Ab morgen aber<br />
<strong>wer</strong>den wir wieder – mit Dir – darum kämpfen, dass nicht nur keine<br />
Verschlechterungen der Teilhabemöglichkeiten behinderter Menschen<br />
hingenommen <strong>wer</strong>den müssen, sondern dass wir Schritt für Schritt<br />
zu weiteren Verbesserungen bei der Herstellung umfassender<br />
Barrierefreiheit und von Voraussetzungen zur<br />
Persönlichkeitsentf<strong>alt</strong>ung aller Menschen mit und ohne<br />
Behinderungen kommen.<br />
Nimm´ also bitte unsere Grüße und Glückwünsche als Ausdruck des<br />
Dankes für Deine Arbeit und für Deine persönliche Warmherzigkeit.<br />
Nochmals: Alles Gute!<br />
Dein<br />
Ilja Seifert<br />
***
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
„Nichts <strong>ist</strong> unmöööglich ... Toyotaa!“<br />
„Die sollen doch erst mal eine Anzeige aufgeben, ehe wir redaktionell<br />
berichten!", ein Spruch, der fast immer auch zusammengeht mit<br />
dem Hintergedanken: „Die wollen sich ja nur an uns bereichern." So<br />
jedenfalls, wenn ganz große Wirtschaftsunternehmen auf<br />
wirtschaftlich ganz kleine Vereine treffen – im Behindertenbereich<br />
zum Beispiel.<br />
Wer war zuerst da: die Henne <strong>oder</strong> das Ei? <strong>ist</strong> die andere Seite der<br />
Medaille: Muss ein Groß-Unternehmen sich wirklich erst „beweisen" à<br />
la „Tue Gutes und rede darüber"?<br />
Sicherlich (über-)lebt auch eine finanziell ziemlich gebeutelte<br />
<strong>Berliner</strong> Behinderten-Zeitung nur, wenn ausreichende<br />
Anzeigenaufträge eingehen, aber ...<br />
... für diesen Bericht haben wir über den Tellerrand geschaut und<br />
können jetzt nur sagen: „Donnerwetter!", <strong>ist</strong> ja stark, wo die Firma<br />
Toyota alles so hilft, sich aktiviert und Gutes tut! Also reden jetzt wir!<br />
Berichte über die von Toyota gesponserte Meeresforschung kann<br />
man reichlich im Fernsehen anschauen, wenn einen die<br />
Meeresforschung denn interessiert.<br />
Doch warum in die Ferne schweifen?<br />
Hauptanliegen der Pressekonferenz der Motor Company Anfang<br />
November 04 war das sportliche Engagement des Unternehmens,<br />
und hier das neue Bundesliga-Frauen-Radteam „Motor Company"<br />
des Traditionsvereins „BRC Zugvogel" Berlin.<br />
Auf dem Bild unten sehen Sie einen Teil des Rades und rechts Mitte<br />
die heißen „Haxen" der coolen Radlerinnen.<br />
Sponsoring im <strong>Berliner</strong> Sport
Unterstützt <strong>wer</strong>den allgemein:<br />
– das neue Bundesliga-Frauen-Radteam mit sechs Profi-Fahrerinnen<br />
unter der sportlichen Leitung von Torsten Wittig,<br />
– die Boxer des SV Motor Babelsberg,<br />
– die Jugendabteilung des Lichterfelder FC,<br />
– die Jugendarbeit des Tennis Borussia Berlin,<br />
– der Toyota-Yaris-Cup-Fahrer Andas Kast.<br />
Im Behindertensport unterstützt die Motor Company als „Offizieller<br />
Förderer des Behindertensportverbandes Berlin" nicht nur den<br />
Behindertensportverband Berlin allgemein, sondern besonders die<br />
jährlich im August durchgeführte und in Behindertenkreisen sehr<br />
beliebte Veranst<strong>alt</strong>ung „Renntag der Bewegung Integrale" auf und<br />
um die Trabrennbahn Karlshorst herum. Eines der dort<br />
stattfindenden Rennen <strong>ist</strong> der „Cup der Motor Company", der jährlich<br />
vergeben wird.<br />
Weiter <strong>wer</strong>den noch die „Internationalen Me<strong>ist</strong>erschaften im<br />
Schwimmen" gesponsert.<br />
Flotte Biene<br />
Bei der jungen Dame, die auf dem Bild rechts oben zu überlegen<br />
scheint: „Na, ob das die richtige Titelzeile <strong>ist</strong>?", handelt es sich um<br />
die herzerfrischend natürliche Claudia Biene, die seit Januar 2004<br />
direkt von der Toyota Motor Company gesponsert wird, wodurch sie<br />
sich ganz auf ihr Psychologiestudium und den Sport konzentrieren<br />
konnte.<br />
Claudia Biene gewann bei den Paralympics 2004 in Athen die<br />
Silbermedaille im Diskus und <strong>ist</strong> amtierende Deutsche Me<strong>ist</strong>erin im<br />
Diskus.
zurück<br />
Sie steht im Speerwurf und im Diskuswurf auf dem<br />
Weltrangl<strong>ist</strong>enplatz 3 und im Weitsprung auf dem<br />
Weltrangl<strong>ist</strong>enplatz 8.<br />
Die Sportlerin, die schon vor ihrer sch<strong>wer</strong>en<br />
Knochenkrebserkrankung mit Amputation im Schulsport und im<br />
Leichtathletikverband aktiv war, startete 2002 neu durch.<br />
Claudia Biene kam als Behindertensport-Repräsentantin zur<br />
Pressekonferenz von Toyota und ging mit einem strahlenden<br />
Lächeln, nachdem die Motor Company die Verlängerung des<br />
Sponsoring-Vertrages bis zur nächsten Olympiade in China öffentlich<br />
bekannt gab.<br />
Wir gratulieren!<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Hilfsmittel<br />
„Nein, nein, nein!" rief Hete vehement und entriss dem <strong>alt</strong>en Herrn<br />
ihre Hand, die er hielt, während er ihr im Stil des 19. Jahrhunderts<br />
einen Heiratsantrag machte. Aus seinen blicklosen Augen sickerte<br />
eine Träne.<br />
Hete, 70, hatte den Heiratsantrag ihres gerade verwitweten,<br />
88jährigen Dienstherren schöde zurückgewiesen. Er war fassungslos,<br />
mir gefror an dem Türsp<strong>alt</strong>, durch den ich heimlich linste, das Blut in<br />
den Adern, denn ich war noch nicht der Real-Satire-Fan, der ich<br />
heute bin.<br />
Meine Mutter rief zum Abendessen. Sie durfte den traumhaft<br />
schönen Blumenstrauß beh<strong>alt</strong>en, während Hete meinem Opa – auch<br />
ohne Legalisierung des Verhältnisses – bis zu seinem Tod die Treue<br />
hielt.<br />
Heute kann aber muss man sich nicht gleich an einen Menschen<br />
binden, wenn man sehbehindert <strong>oder</strong> blind <strong>ist</strong>, um durchs Leben zu<br />
kommen.<br />
Im Haus der Blinden in Berlin-Grunewald kann man ständig<br />
Hilfsmittel, wie z. B. Telefone mit Riesen-Tastaturen <strong>oder</strong> sprechende<br />
Uhren, kaufen und Beratung finden.<br />
Am Buß- und Bettag schaute ich mir eine Hilfsmittel-<br />
Sonderausstellung im Haus der Blinden an und staunte: über den<br />
zusammenf<strong>alt</strong>baren „intelligenten" weißen Stock, über Miniscanner<br />
für die Einkäufe im Supermarkt, sprechende Handys und Super-<br />
Computer, die vorlesen können.<br />
Es gibt auch gute Gründe, heutzutage zu leben ...<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
„Die Situation von Menschen mit<br />
Behinderungen“<br />
So lautete das Thema der Konferenz am 27.10.2004, zu der die<br />
Lichtenberger Bezirksbürgerme<strong>ist</strong>erin Frau Emmrich geladen hatte.<br />
Von den 13,5 % in Lichtenberg lebenden Behinderten waren leider<br />
nur wenige unter den Anwesenden. Dafür Frau Emmrich, die in ihren<br />
einleitenden Worten bereits auf erfolgte, z. B. den Ausbau<br />
ambulanter Betreuungsangebote für psychisch Kranke, und<br />
geplante, z. B. den behindertengerechten Umbau weiterer Schulen<br />
und Freizeiteinrichtungen, Maßnahmen der behindertenpolitischen<br />
Arbeit im Bezirk einging.<br />
Der Landesbeauftragte für Behinderte, Herr Marquard, wies noch<br />
einmal darauf hin, dass barrierefrei nicht gleichzusetzen <strong>ist</strong> mit einer<br />
aussondernden Gest<strong>alt</strong>ung der Umwelt. Herr Lemke, Stellv. des<br />
Vorsitzenden des BBV e.V. und Vorsitzender des Lichtenberger<br />
Behindertenbeirates, rügte die weiteren Einsparungen im ÖPNV.<br />
Lobend erwähnte er die Realisierung des Fahrstuhleinbaus in das<br />
Lichtenberger Rathaus. Anwesend auch Vertreter von Verbänden und<br />
Vereinen, die durch ihre spürbare Arbeit einen wichtigen Beitrag zur<br />
Gleichstellung und Integration Behinderter in die Gesellschaft<br />
gele<strong>ist</strong>et und deren Leben dadurch lebens<strong>wer</strong>ter gemacht haben.<br />
Vorgestellt wurde ein „Papier", das die planbaren Maßnahmen in<br />
Lichtenberg bis 2010 aufzeichnet soweit es der Haush<strong>alt</strong> zulässt. So<br />
sollen weitere Straßenumbauten unter Berücksichtigung<br />
Sehbehinderter erfolgen. Trotz beschränkt möglicher Einflussnahme<br />
<strong>wer</strong>den weiterhin prekäre Versorgungslücken bei ge<strong>ist</strong>ig Behinderten<br />
aufgezeigt.<br />
Franziska Littwin<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl<br />
Opa Schulz marschierte noch im Frühsommer – immer kleiner<br />
<strong>wer</strong>dend und gebeugter gehend – mit seinem Rollator zum nächsten<br />
Supermarkt, um sich seine Lieblingsgetränke – Bier und Schnaps –<br />
selbst einzukaufen. Opa Schulz wird im Dezember 94 Jahre <strong>alt</strong> und<br />
„pfiff" noch vor zwei Jahren allen Röcken unter 70 hinterher. Wirklich!<br />
Seit dem Herbst 2004 wird Opa Schulz von einem Nachbarn im<br />
F<strong>alt</strong>rollstuhl nachmittags an die frische Luft geschoben.<br />
Erika Richter, Vorstandsdame im BBV und 80 plus, wirkt, wenn man<br />
mal so beiläufig zu ihr hinschaut, als wenn ihr E-Rollstuhl immer<br />
größer wird.<br />
Gemeinsam <strong>ist</strong> beiden, dass sie im hohen Alter einen Rollstuhl<br />
brauchen, ihr Körper im Alter „schrumpft" und dass beide „vom Kopf<br />
her" absolut fit sind.<br />
Alt <strong>wer</strong>den <strong>ist</strong> eine Sache, im Rollstuhl <strong>alt</strong> <strong>wer</strong>den eine<br />
andere.<br />
Durch das Alter mit seinen vielfältigen körperlichen<br />
Gebrechlichkeitserscheinungen auf einen Rollstuhl angewiesen zu<br />
sein erklärt die automatische Berechtigung der über 80-jährigen auf<br />
die Benutzung des Telebusses und <strong>ist</strong> somit in den Bereich der<br />
vollkommenen „Normalität" einzuordnen.<br />
Ein wenig weniger „normal" <strong>ist</strong> es da schon, im Alter noch fit im Kopf<br />
zu sein.
Hier setzen dann die Probleme der chronisch kranken Menschen<br />
bereits in jüngeren Jahren an, in die man – in Erwartung des im<br />
Alter üblicheren Rollstuhls – gleich mal die Alters-Demenz mit<br />
hineindenkt:<br />
Rollstuhl = <strong>alt</strong> – <strong>alt</strong> = dement.<br />
Alt <strong>wer</strong>den im Rollstuhl beginnt demnach für Menschen mit<br />
Mobilitätsbehinderungen im Auge ihrer Mitmenschen schon viel<br />
früher, als die Betroffenen es selber merken, wissen <strong>oder</strong> wahr<br />
haben wollen.<br />
Was (<strong>oder</strong> <strong>wer</strong>) <strong>ist</strong> <strong>alt</strong>?<br />
Als man noch mit 21 Jahren volljährig wurde, lud das Bezirksamt zu<br />
einer Informationsveranst<strong>alt</strong>ung ein, um die 21-jährigen über ihre<br />
Bürgerrechte und -pflichten zu informieren. Es war faszinierend:<br />
Mädchen und Jungen, die wie 11-jährig wirkten, Männer und Frauen,<br />
die eher wie 31-jährig aussahen und irgendwo dazwischen auch ein<br />
paar, denen man die 21 gegeben hätte.<br />
Alt sein und <strong>alt</strong> aussehen, sind also schon wieder zwei nicht wirklich<br />
verschiedene Dinge, woraus einerseits wohl der Spruch „Jeder <strong>ist</strong> so<br />
<strong>alt</strong>, wie er sich fühlt" entstanden (den Scherzbolde ergänzen durch<br />
„... <strong>oder</strong> wie er/sie sich anfühlt."), während es für die „ältliche" <strong>oder</strong><br />
überholte, „ver<strong>alt</strong>ete" Denkweise eines Menschen höchstens den<br />
„Spießer"-Begriff gibt.<br />
Nachdem ich schon über 15 Jahre lang „Präsidentin" der<br />
Jugendgruppe eines Vereins war, gab es den ersten ernsthaften<br />
Interessenten an meiner Nachfolge, der seine Kandidatur mit dem<br />
Argument untermauerte, dass ich mit meinen 29 Jahren nun aber für<br />
die Jugendgruppe langsam „zu <strong>alt</strong>" <strong>wer</strong>de.<br />
Die Altersbegrenzung in dieser Jugendgruppe lag bei 30 Jahren und<br />
er gewann die nächste Wahl.
Das war mein erster wirklicher „Zusammenstoß" mit der Normalität<br />
des Alterns – und er tat noch weh. Echte Sachargumente wären mir<br />
lieber gewesen.<br />
Ab dem 30. Lebensjahr muss aber auch jeder noch so gesunde<br />
Mensch mit dem Beginn des körperlichen Altersabbaues zu rechnen<br />
anfangen.<br />
Das <strong>ist</strong> biologisch nun einfach mal so, und daher gehe ich hier nicht<br />
auf die verschiedenen Zipperlein und Wehwehchen ein, die ab dem<br />
30. Lebensjahr beginnen können – aber nicht müssen.<br />
Aber auch „berufstechnisch" gesehen, <strong>wer</strong>den die für ihren Beruf „zu<br />
Alten" immer jünger, während andere „immer noch" studieren und –<br />
den allgemeinen Vorurteilen entsprechend – eigentlich zu <strong>alt</strong> sein<br />
<strong>wer</strong>den, wenn sie aus der Ausbildung kommen und einen Job<br />
suchen ...<br />
Verbringt man die Jugendjahre im Krankenhaus und verlässt es mit<br />
dem gesunden Willen eines ins Leben strebenden Menschen, gibt es<br />
– besonders jetzt und auch für behinderte Menschen – eine reiche<br />
Auswahl von Jugend- und Berufsförderungsprogrammen und -<br />
maßnahmen, die so genannte Präventiv-Maßnahmen darstellen,<br />
damit man für das Alter „vorbeugen" und entsprechende<br />
Pflichtbeiträge in die leeren Staatskassen spülen kann.<br />
Vor noch nicht allzu langer Zeit konnte ein mobilitätsbehinderter<br />
Mensch bereits Mitte 30 auf seinen Antrag auf Reha-Förderung den<br />
Bescheid erh<strong>alt</strong>en, dass es sich „nicht mehr lohne" ihn/sie zu<br />
fördern. Ob es eines Tages für Menschen nach dem 30. Lebensjahr<br />
überhaupt noch Reha-Förderungen geben wird, <strong>ist</strong> also fraglich. Aber<br />
fraglos <strong>ist</strong> man in dem Alter noch nicht wirklich <strong>alt</strong> ...<br />
Was aber, wenn man um die 60 und der Schmelz der Jugend<br />
dahin <strong>ist</strong>?
Auf die laut gedachte Überlegung, noch einmal neu durchstarten zu<br />
wollen – in einem neuen Beruf gar, lachen alle bissig: der<br />
Scheidungsrichter, die BfA, das Sozialamt und natürlich auch die<br />
Menschen in seinem/ihrem Umfeld.<br />
Graue Haare und noch arbeiten wollen – so einer muss total verrückt<br />
sein!<br />
Dass man als behinderter Mensch mehr vom Einkommen für den<br />
alltäglichen Nachteilsausgleich verwenden musste und die Rente<br />
daher klein bis mickrig <strong>ist</strong> ... Na und, dafür <strong>ist</strong> doch der Sozialstaat<br />
da, der einspringen muss.<br />
Ha<strong>alt</strong>!<br />
Zuzeiten von allseitigen Sozialreformen, Hinzuzahlungen und<br />
Streichquartetten allerorten ein gefährliches Wunschdenken, von<br />
dem man schon heute im Alter nicht mehr satt <strong>wer</strong>den kann.<br />
Lebensträume – Realitäten<br />
Mit zunehmendem Alter fragt man nicht nur nach<br />
Besitzstandswahrung, sondern überdenkt auch<br />
– auch als Mobilitätsbehinderter! –, ob man all das gemacht hat, was<br />
man so im Leben gern tun wollte: Reisen, Freundschaften pflegen,<br />
Kinder, Partnerschaften ...<br />
Was <strong>ist</strong> daraus geworden? Welche Wünsche, Träume und<br />
Hoffnungen sind erfüllt, welche noch erfüllbar? – Und: Was lässt sich<br />
unser Körper noch an Aktivitäten gefallen? Denn der hat ja<br />
inzwischen ein gewichtiges Wort mehr mitzureden.<br />
Entweder wir haben lebenslang familiäre und freundschaftliche<br />
Kontakte pflegen können, dann <strong>wer</strong>den wir wohl kaum im Alter<br />
einsam sein und stets einen Rollstuhlschieber zur Verfügung haben,<br />
der uns auch mal, ohne Geld zu verlangen, ums Haus schiebt, <strong>oder</strong><br />
wir haben zum Er<strong>wer</strong>b des Nachteilsausgleichs sehr viel gearbeitet,<br />
zur Strafe einen gesundheitlichen Lebenscrash erlebt und stehen nun<br />
ganz alleine da und sagen uns: „Kein Mensch ruft mich an, keine Sau<br />
interessiert sich für mich ..."
zurück<br />
Wo bringt man dann sich ein? Wer rastet, rostet schließlich, und das<br />
will man einfach noch nicht.<br />
Wohin geht man, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt, der noch<br />
nicht soo abgebaut hat wie der Körper?<br />
Es scheint jedenfalls sinnvoller, sich ein kopftechnisch<br />
gleichgelagerteres Umfeld zu suchen, als sich wegen seines<br />
Helfersyndroms am falschen Platz körpertechnisch <strong>oder</strong> gar seelisch<br />
überfordern zu lassen.<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Gesünder durch Mobilität im Alter<br />
Begleitende Mobilitätshilfen helfen hochbetagten und<br />
behinderten Menschen fit zu bleiben<br />
Bewegung hält gesund. Diese Volkweisheit gilt es auch im Alter<br />
umzusetzen, wenn körperliche Gebrechen <strong>oder</strong> Behinderung die<br />
eigene Bewegungsfähigkeit einschränken. Und wenn dann die Kräfte<br />
so weit schwinden, dass die eigene Wohnung ohne Begleitung nicht<br />
mehr verlassen <strong>wer</strong>den kann, bedarf es Mobilitätshilfen (Begleitung).<br />
Eine Abwärtsspirale von weniger Bewegung, weiterer körperlicher<br />
Schwächung und weniger Gesundheit kann so aufgeh<strong>alt</strong>en <strong>wer</strong>den.<br />
Diese Erkenntnis wurde am vergangenen Mittwoch auf einem<br />
Symposium der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste im Otto-Suhr-Saal der<br />
Bezirksverordnetenversammlung Mitte aus sozialwissenschaftlicher<br />
und medizinischer Forschung bestätigt und ökonomisch be<strong>wer</strong>tet.<br />
Vor einem etwa 100 Teilnehmer zählenden Fachpublikum, darunter<br />
viele aus den bezirklichen Sozialverw<strong>alt</strong>ungen und aus den<br />
Verbänden im Alten- und Behindertenbereich, stellte Pia<br />
Flaschenträger als ein Ergebnis ihrer Studie zur Mobilität im Alter am<br />
Wissen-schaftszentrum Berlin (WZB) heraus, dass das Bedürfnis<br />
nach außerhäuslicher Aktivität im Alter keineswegs abnimmt.<br />
Eingeschränkt bewegungsfähige Personen sind deutlich<br />
unzufriedener mit ihren Mobilitätsmöglichkeiten. Der Spaziergang<br />
hat für <strong>alt</strong>e Menschen einen besonderen Stellen<strong>wer</strong>t. Das im Alter<br />
bereits kleinste Bewegungsübungen, wie die reine<br />
Muskelanspannung, den körperlichen Abbau verlangsamen,<br />
berichtete Professorin Steinhagen-Thiessen vom Evangelischen<br />
Geriatriezentrum der Charité. Mobilitätshilfe nutze darüber hinaus,<br />
weil hier mit sozialem Kontakt auch kognitiv-sinnlicher Anreiz<br />
gefördert <strong>wer</strong>de, was die Motivation zur Aktivität stärke. So kann<br />
körperlich-ge<strong>ist</strong>ige Bewegung die Ausprägung leicht demenzieller<br />
<strong>oder</strong> depressiver Symptomatik im Alter deutlich mindern. Das ein<br />
krankheitsverhinderndes Verh<strong>alt</strong>en, wie es u. a. eine ausreichende<br />
Aktivität darstellt, Gesundheitsausgaben einsparen hilft, zeigte Dr.<br />
Kurephkat vom Institut für Gesundheits- und Sozialforschung auf.<br />
Der Koordinator der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste, Jörg Nielandt<br />
vom Sozialverband VdK, konnte verdeutlichen, dass ein positiver<br />
Zusammenhang zwischen gesundheitlichem Wohlbefinden und
Begleithilfen im Wohnumfeld bei den vielen hochbetagten <strong>oder</strong><br />
behinderten Menschen besteht, die begleitende Mobilitätshilfen<br />
nutzen. Eine Klientenbefragung ergab, das von diesen die große<br />
Mehrheit (76 %) überhaupt erst durch die unterstützende<br />
Mobilitätshilfe wieder nach draußen gelangen, sich wieder mehr<br />
bewegen (66 %) können und viele wieder selbständiger und aktiver<br />
wurden und darüber letztlich auch mehr Lebensmut entwickelten. So<br />
bezeichnete Frau Lohse, eine gehbehinderte Seniorin aus<br />
Siemensstadt, die <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste als hilfreiche und<br />
lebensnotwendige Einrichtung.<br />
Einig waren sich alle Teilnehmer in der Einsicht eines dringend<br />
gebotenen Ausbaus einer <strong>alt</strong>en- und behindertengerechten<br />
Infrastruktur in Berlin, wie sie sich in dem Hilfesystem der <strong>Berliner</strong><br />
Mobilitätshilfen ausdrücke. Reinald Purmann vom Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverband und der Landesbeauftragte für Behinderte, Martin<br />
Marquardt, forderten die zukunftsfähige Gest<strong>alt</strong>ung der Stadt für<br />
eine <strong>alt</strong>ernde Bevölkerung in Berlin. Dieser „Ausbau einer<br />
personellen Ass<strong>ist</strong>enz" für ältere und behinderte Menschen erfordere<br />
aber auch, wie Dr. Ilja Seifert vom <strong>Berliner</strong> Behindertenverband<br />
herausstellte, eine stärkere ethische als rein haush<strong>alt</strong>sökonomische<br />
Be<strong>wer</strong>tung. Im medizinischen Alltag der Chefärztin für Geriatrie des<br />
Dominikus Krankenhauses, Dr. Ulrike Dietrich, sei bereits heute der<br />
Nutzen der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste für Klienten erfahrbar. Für<br />
Henry Kotek von der AOK Berlin sind im Gesundheitsbereich<br />
ehrenamtlich Engagierte gut integrierbar, wie es die <strong>Berliner</strong><br />
Mobilitätshilfedienste vormachen.<br />
19 senatsgeförderte <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste betreuen<br />
zusammen mit kooperierenden ABM-Projekten rund 5 000<br />
hochbetagte und behinderte Menschen durch Begleithilfen,<br />
Rollstuhlschiebedienste <strong>oder</strong> Blindenführungen. Sie le<strong>ist</strong>eten im<br />
vergangenen Jahr eine viertel Million Einsätze und verhalfen so<br />
vielen Menschen dazu, nicht nur länger in ihrer eigenen Wohnung<br />
leben zu können, sondern auch gesünder, wie es das Symposium<br />
aufzeigte.<br />
Zu Danken war für die gelungene Veranst<strong>alt</strong>ung auch der <strong>Berliner</strong><br />
Sozialsenatorin Dr. Heidi Knake-Werner als Schirmherrin und dem<br />
Kuratorium Deutsche Altershilfe der Wilhelmine-Lübke-Stiftung für<br />
die Unterstützung. Die <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste <strong>wer</strong>den von der<br />
Senatsverw<strong>alt</strong>ung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz<br />
gefördert.
zurück<br />
Jörg Nielandt<br />
Sozialverband VdK, Koordinator der <strong>Berliner</strong> Mobilitätshilfedienste<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Große Probleme bei der Vergabe von<br />
Integrationshilfen für Studierende mit<br />
Behinderung<br />
Am 11. November 2004 hat sich die Interessengemeinschaft<br />
behinderter und chronisch kranker Studierender mit einem Brief an<br />
den Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Herrn Flierl,<br />
gewandt, um diesem mitzuteilen, dass „die momentane Situation<br />
hinsichtlich der Vergabe von Integrationshilfen (...) nicht tragbar"<br />
sei. Bis zu diesem Zeitpunkt habe „keiner der Studierenden trotz<br />
fr<strong>ist</strong>gerechter Antragstellung einen Bescheid bezüglich der<br />
Genehmigung ihrer Integrationshilfen erh<strong>alt</strong>en"; als Grund dafür<br />
seien von Seiten des Studenten<strong>wer</strong>ks „die fehlenden Mittel" genannt<br />
worden.<br />
Für die Einzelnen sei infolgedessen der kontinuierliche Fortgang des<br />
Studiums nicht mehr gewährle<strong>ist</strong>et: Studienass<strong>ist</strong>enten seien<br />
aufgrund dieser Unklarheit abgesprungen, Veranst<strong>alt</strong>ungen habe<br />
man gar nicht <strong>oder</strong> nur mangelhaft besuchen können und<br />
Lehrmaterial fehle. Bereits unmittelbar bevorstehende<br />
Abschlussarbeiten müssten verschoben <strong>wer</strong>den und Studienanfänger<br />
könnten erst gar nicht mit dem Studium beginnen.<br />
Die Entstehung des Problems<br />
Es wird darauf hingewiesen, dass „diese sich stetig wiederholenden<br />
Schwierigkeiten" eine Situation schaffen, die „im krassen Gegensatz<br />
zu den im Jahr 1999 verabschiedeten Veränderungen im <strong>Berliner</strong><br />
Hochschulgesetz (BerlHG) auf der Grundlage des<br />
Landesgleichberechtigungsgesetzes (LGBG) steht": Mit Artikel IX des<br />
LGBG vom 17. Mai 1999 wurde die folgende Bestimmung in das<br />
BerlHG eingefügt: „Jedem Studenten und jeder Studentin mit<br />
Behinderung soll die erforderliche Hilfe zur Integration nach § 4 Abs.<br />
6 zur Verfügung gestellt <strong>wer</strong>den." Zuständig dafür wurden damals<br />
die (staatlichen) Hochschulen Berlins.<br />
Zwar habe sich die Verteilung der Mittel durch das Studenten<strong>wer</strong>k<br />
als einer hochschulübergreifenden Institution in den letzten Jahren
zurück<br />
als sehr positiv erwiesen. Doch lasse sich die im Moment insgesamt,<br />
aber vor allem für jede bzw. jeden der Studierenden „sehr brisant"<br />
gewordene Situation darauf zurückführen, dass für die<br />
Integrationshilfen im Jahre 1999 von den damaligen Bezirksämtern<br />
ein fester Betrag von jährlich 400.000 DM festgelegt worden <strong>ist</strong> und<br />
dieser Betrag seitdem „trotz permanent steigender Kosten" nicht<br />
nach oben korrigiert worden <strong>ist</strong>: Zum einen habe die Zahl<br />
behinderter bzw. chronisch kranker Studierender stetig<br />
zugenommen. Zum anderen bringe die Anerkennung der<br />
Gebärdensprache als gleichberechtigte Kommunikationsform neben<br />
der deutschen Sprache hohe Kosten für den Einsatz von<br />
professionellen Dolmetschern mit sich.<br />
Forderungen der Studierenden<br />
Es sei unbedingt erforderlich, dass die Integrationshilfen –<br />
unabhängig vom Stichtag, der aktuellen Finanzlage etc. – den<br />
Studierenden „planbar und zuverlässig zur Verfügung gestellt<br />
<strong>wer</strong>den", damit sich für diese nicht zu Beginn eines jeden Semesters<br />
immer wieder alles um die Frage dreht, ob das Studium überhaupt<br />
fortgesetzt <strong>wer</strong>den kann.<br />
Für das laufende Jahr sei eine Aufstockung des Budgets für die<br />
Integrationshilfe dringend erforderlich; mittel- bis längerfr<strong>ist</strong>ig<br />
müsse das jährliche Budget entsprechend angepasst, müssten auch<br />
die Richtlinien für die Vergabe der Integrationshilfen neu überdacht<br />
<strong>wer</strong>den.<br />
Rainer Sanner<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
„UN-Konvention ...“ – wo bleiben die<br />
behinderten Frauen??<br />
Dem derzeitigen Konventionsentwurf zur „UN-Konvention zum<br />
Schutz und der Förderung der Rechte und der Würde von Menschen<br />
mit Behinderungen" <strong>ist</strong> die Abkehr von einem medizinischen<br />
Defizitblick auf Behinderung hin zu einer Menschenrechtsperspektive<br />
gelungen. In der jetzigen Phase verhandeln die<br />
Regierungsdelegationen mit dem Ziel, die Konvention im September<br />
2005 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen der<br />
UN zu verabschieden. Sollte das misslingen, so <strong>ist</strong> zu befürchten,<br />
dass das Projekt sich anschließend um viele Jahre verzögert.<br />
Genderfrage<br />
Die nächste Verhandlungsrunde zur UN-Konvention wird unter den<br />
Regierungsvertretern/-innen im Januar 2005 in New York<br />
stattfinden. Dort wird die Gender-Frage thematisiert.<br />
Im derzeitigen Entwurf der Konvention kommen behinderte Frauen<br />
kaum vor. Frauen mit Behinderungen und ihre besondere<br />
Belastungssituation bleiben selbst in Abschnitten, in denen es um<br />
Gew<strong>alt</strong> und Missbrauch geht, unsichtbar.<br />
Während die asiatischen und afrikanischen Staaten einer<br />
Genderperspektive und der Aufnahme von Frauen in die UN-<br />
Konvention offen gegenüberstehen, wehren sich vor allem die<br />
Staaten der EU dagegen. Es wird argumentiert, dass die Gefahr<br />
bestünde, dass alle „Behindertengruppen" speziell berücksichtigt<br />
<strong>wer</strong>den wollten.<br />
Die Umsetzung des Gender-Mainstreaming-Ansatzes seit der 4.
Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 <strong>ist</strong> für die Arbeit der UN<br />
verpflichtend, und da das bundesdeutsche<br />
Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) das weltweit erste<br />
Behindertengleichstellungsgesetz <strong>ist</strong>, in dem die Lebenssituation von<br />
behinderten Frauen berücksichtigt wurde, haben sie<br />
Vorreiterfunktion. Deshalb <strong>ist</strong> die Bundesregierung dafür geeignet,<br />
sich auch auf internationaler Ebene für die Sichtbarmachung von<br />
Frauen mit Behinderungen einzusetzen.<br />
Geplante Aktivitäten<br />
Koordiniert vom NETZWERK ARTIKEL 3 e.V. in Kooperation mit dem<br />
Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD) wird vom 15. Oktober 2004<br />
bis 30. September 2005 eine Aufklärungsmaßnahme zur fehlenden<br />
Sichtbarkeit von behinderten Frauen in diesem Dokument<br />
durchgeführt.<br />
Im verbleibenden Jahr bis zur geplanten Verabschiedung der<br />
Konvention sollen u.a. die verhandelnden Personen der<br />
Bundesregierung sensibilisiert <strong>wer</strong>den. Parallel dazu <strong>wer</strong>den<br />
Vorschläge zur Ergänzung und Modifikation der UN-Konvention<br />
erarbeitet. In einer Internet-gestützten Unterschriftenkampagne<br />
wird für eine entsprechende Überarbeitung der UN-Konvention<br />
geworben. Durch persönliche Gespräche, Briefe, Faxe, E-Mails und<br />
Diskussionsrunden <strong>wer</strong>den die Verantwortlichen informiert. Über<br />
Aktionen (Veranst<strong>alt</strong>ungen mit Diskussionsrunden u. a.) und<br />
Presseverlautbarungen am 3. Dezember 2004, am 8. März 2005 und<br />
am 5. Mai 2005 wird vor allem die Öffentlichkeit informiert.<br />
Zentrales Element der Maßnahme <strong>ist</strong> die Aktionshomepage, über die<br />
außerdem die Unterschriftenkampagne abgewickelt wird.<br />
Da es erfahrungsgemäß erst in letzter Minute gelingt, Frauenbelange<br />
in internationalen Dokumenten zu verankern, <strong>wer</strong>den Lobbyarbeit<br />
und Öffentlichkeitsarbeit bis zum September 2005 fortgeführt.<br />
Weitere Informationen: Dr. Sigrid Arnade, Tel.: 0 30/4 31 77 16,<br />
www.un-behindertefrauen.org
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Patricia Odenthal<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Blickwechsel: Sieh’s mal anders<br />
„Blickwechsel" <strong>ist</strong> der Schlusspunkt eines Veranst<strong>alt</strong>ungs-Reigens<br />
der Fürst Donnersmarck-Stiftung, der sich durch das Jahr 2004<br />
gezogen hat.<br />
Von Rollstuhl-Rugby über das integrative Fußballturnier in Frohnau<br />
anlässlich der Europame<strong>ist</strong>erschaft, bis hin zum 25-jährigen<br />
Jubiläum des Ambulant-Betreuten Wohnens mit einem Sommerfest<br />
in der Villa Donnersmarck in Zehlendorf reichte dieser Reigen.<br />
Ausgangspunkt war die Anstellung des ersten Sozialarbeiters in der<br />
Stiftung mit dem Auftrag der Unterstützung und Förderung von<br />
Menschen mit Behinderung im Jahr 1954, also vor 50 Jahren. ...<br />
Die Veranst<strong>alt</strong>ung war geprägt von der Idee des Handelns und nicht<br />
von der Idee des Redens, daher möchte ich Ihnen nur kurz zwei<br />
Gedanken vortragen:<br />
1. Angewandter Blickwechsel <strong>ist</strong> eine Methode zur Dekonstruktion –<br />
<strong>oder</strong> auf gut deutsch: zum Einreißen von eingefahrenen Sichtweisen,<br />
von überkommenen Denkmustern und von ungeprüften<br />
Anschauungen. ...<br />
Vielfältiges Beharren und wortreiches Wiederholen sind der<br />
Nährboden des Stillstandes.<br />
Deshalb diese Veranst<strong>alt</strong>ung, sozusagen als Training und Einübung<br />
für „Blickwechsel", deshalb auch in der Kulturbrauerei.<br />
2. Blickwechsel: Wenn Sie genau schauen, sehen Sie noch dieses<br />
andere Bild: Wir wechseln Blicke, Blicke des Bekanntseins, Blicke des<br />
Vertrautseins, Blicke der Selbstversicherung, Blicke der Bestätigung,<br />
vielleicht auch Blicke des Zweifels und Blicke des Zorns; Blickwechsel<br />
manchmal als kurzer Flirt. Blickwechsel soll heute geschehen. „Ich<br />
sehe Dich" Vor dem Verstehen kommt noch das: „Ich erkenne<br />
Dich." „Kommen Sie miteinander ins Gespräch." Mit diesen Worten<br />
begrüßte der Geschäftsführer der Fürst Donnersmarck-Stiftung<br />
Wolfgang Schrödter die Gäste.
Durch die feierliche Abendveranst<strong>alt</strong>ung führte der rbb-<br />
M<strong>oder</strong>ator Jan Lerch, der mit der Sportlerin Claudia Biene (siehe<br />
Toyota-Bericht), dem Landesbehindertenbeauftragten Martin<br />
Marquard sowie Bundespolitikern sprach (oben), während die Gäste<br />
gleichzeitig das delikate Buffet genießen konnten<br />
– von dem auf Wunsch von Helfern auch gerne wohl gefüllte Teller<br />
an den Platz gebracht wurden.<br />
Nach der Preisverleihung gab es – sehr zum Leidwesen der<br />
Liebhaber der hauseigenen Theatergruppe – den Blickwechsel zu<br />
einer unverständlichen Improvisationstheatervorstellung über Tische<br />
und Bänke.<br />
Zwei Workshops begannen um 14 Uhr, hier oben die Teilnehmer<br />
des Workshops „Das perfekte Produkt <strong>oder</strong> der imperfekte<br />
Mensch" – Bilder von Behinderten in Werbespots, Anzeigen und<br />
Imagekampagnen unter der souveränen Leitung von Eileen Moritz,<br />
die zum Abschluss ihren ersten und liebens<strong>wer</strong>ten eigenen Spot<br />
vorstellte.<br />
Die vorgeführten Werbespots riefen Entsetzen über<br />
Geschmacklosigkeit, das Lächeln beim fröhlichen bis hin zum Gähnen<br />
über einen langweiligen Spot hervor, denn es <strong>ist</strong> nicht leicht, das<br />
diffizile Thema der Behinderung in der Werbung problemlos<br />
darzustellen.<br />
„Ein Blickwechsel zwischen den Generationen" – der dritte<br />
Workshop um 17 Uhr – hätte fast wegen Überfüllung geschlossen<br />
<strong>wer</strong>den müssen.<br />
Immer wieder unterbrochen von der Vorführung eines von<br />
Oberschülern aufgenommenen Video-Interviews diskutierten diese<br />
Life weiter mit der 81-jährigen und auffallend rothaarigen<br />
Frau Weihe, die den Freunden der Theatergruppe der Fürst<br />
Donnersmarck-Stiftung – auch wegen ihrer gefühlvollen Texte –<br />
sowie ihrer natürlichen Ansichten und Ausstrahlung gut bekannt <strong>ist</strong>.<br />
Ein für alle lohnender Blickwechsel zwischen den Generationen.<br />
Hannelore Bauersfeld
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Literaturrätsel<br />
Gesucht wird eine bekannte Persönlichkeit, die berühmt und auch<br />
behindert war bzw. wurde. Wenn Sie am Preisrätsel teilnehmen<br />
möchten, dann schreiben Sie bitte bis zum 31.12.04 eine Postkarte<br />
mit dem Namen dieser Persönlichkeit an: <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Behindertenzeitung</strong>,<br />
c/o BBV, Kennwort: Preisrätsel, Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin.<br />
Unter den richtigen Einsendern verlosen wir als 1. Preis das Buch<br />
„Das Aquarium" von Thommy Beyer und als 2. Preis das Buch „Der<br />
scharlachrote Klang. Der Hildegard-Roman" von Joan Ohanneson.<br />
Die Auflösung des letzten Preisrätsels: Gefragt war nach dem<br />
Schweizer Schriftsteller Robert Walser (1878 – 1956), über dessen<br />
Leben Robert Mächler eine sehr sorgfältig recherchierte Biographie<br />
geschrieben hat.<br />
Leidenschaft, Stein und Wahn<br />
Paris, 10. März 1913, ein Montag: Zwei kräftige Krankenwärter<br />
dringen mit Gew<strong>alt</strong> in eine Erdgeschosswohnung am Quai Bourbon<br />
ein und bemächtigen sich der Bewohnerin.<br />
Das Verschwinden der Bildhauerin bleibt nicht unbemerkt. So<br />
schreibt die Zeitung „L’Avenir de l’Aisne" am 12. Dezember 1913:<br />
„In Paris fand kürzlich eine raffiniert ausgeklügelte<br />
Freiheitsberaubung statt. Eine Mutter und ein Bruder sollen<br />
Mademoiselle ..., eine hochbegabte Künstlerin, hinter Schloss und<br />
Riegel gebracht haben. Rein zufällig hatte das arme Mädchen gerade<br />
erst vom opportunen Tod ihres Vaters, der sie heiß liebte, Kenntnis<br />
erh<strong>alt</strong>en, was man ihr verheimlicht hatte, als an dem auf die traurige<br />
Nachricht folgenden Tag, während sie noch vom Schmerz<br />
überwältigt und wie gelähmt war, zwei kräftige Kerle gegen elf Uhr<br />
morgens in ihr Schlafzimmer eindrangen, sie ergriffen und<br />
ungeachtet ihrer Proteste und Tränen in ein Irrenhaus verfrachteten.<br />
... wenig später wurde der Anst<strong>alt</strong>saufenth<strong>alt</strong> in Zwangsverwahrung
umgewandelt. So also zieht man eine ge<strong>ist</strong>ig gesunde Person aus<br />
dem Verkehr."<br />
Mit dem Abtransport in die Nervenheilanst<strong>alt</strong> Ville-Evrard <strong>ist</strong> ihr<br />
Dasein als Künstlerin beendet. Dreißig Jahre wird die Bildhauerin<br />
noch leben – ab 1914 weit weg von Paris in der geschlossenen<br />
Anst<strong>alt</strong> Montdevergues bei Avignon –, ehe sie am 19.10.1943 dort<br />
stirbt.<br />
Talent und Anspruch<br />
Ihr Vater hatte stets an sie, seine älteste Tochter, geglaubt und sie<br />
gefördert – auch gegen den Widerstand von Mutter und Schwester.<br />
Er gewährt dem Kind den Platz in der Scheune in Villeneuve, wo das<br />
kleine Mädchen bege<strong>ist</strong>ert mit Ton modelliert. Er veranlasst den<br />
Umzug der Familie nach Paris, als klar wird, dass die<br />
Heranwachsende nur dort zur Bildhauerin ausgebildet <strong>wer</strong>den kann.<br />
Frauen dürfen die Hochschule nicht besuchen. Sie studiert ab 1881<br />
an der freien Akademie Colarossi und arbeitet in einem Zirkel<br />
angehender Bildhauerinnen. Paul Dubois, Direktor der Akademie der<br />
Schönen Künste, empfängt sie. Sie kann erstmals ausstellen – den<br />
Terrakottakopf „Die <strong>alt</strong>e Helene".<br />
Schülerin und Muse<br />
Ihre ersten Arbeiten <strong>wer</strong>den mit denen von Auguste Rodin<br />
verglichen, noch bevor sie seine Bekanntschaft gemacht hat. Als ihr<br />
Lehrer Boucher 1883 als Stipendiat nach Italien geht, übernimmt<br />
Auguste Rodin Korrekturen im Zirkel der jungen Bildhauerinnen.<br />
Rodin <strong>ist</strong> beeindruckt von der Anmut und Entschlossenheit der 17-<br />
Jährigen. Ihr leichtes Hinken, verursacht durch eine angeborene<br />
Hüftluxation, tut ihrer Schönheit keinen Abbruch.<br />
Im November 1883 wird sie Gehilfin im Atelier Rodins. Rodin – 24<br />
Jahre älter als sie – findet nach langen entbehrungsreichen Jahren<br />
endlich Anerkennung als Bildhauer. Er formt seine Entwürfe in Ton<br />
und lässt sie von seinen Gehilfen in Marmor schlagen. So lernt sie<br />
den Umgang mit dem kostspieligen schwierigen Material Marmor.<br />
Vor ihrem zwanzigsten Geburtstag macht ihr Rodin eine Porträtbüste<br />
in Bronze zum Geschenk, ohne dass sie ihm dafür Modell gesessen
hat. Es bleibt nicht die einzige seiner Arbeiten, die ihren Kopf, ihre<br />
Gest<strong>alt</strong> abbilden.<br />
Sie wird seine Geliebte, seine Gefährtin. Rodin <strong>ist</strong> nicht verheiratet,<br />
lebt seit Jahrzehnten mit Rose Beuret, einer einfachen Frau, die stets<br />
zu ihm gestanden, ihn unterstützt hat und über seine Affären mit<br />
wechselnden weiblichen Modellen hinwegsieht. Erst in seinem<br />
Todesjahr, 1917, wird er Rose Beuret heiraten.<br />
Die Bildhauerin glaubt, ihre Jugend, ihr gemeinsames künstlerisches<br />
Streben würden Rodin dazu bringen, ihre heimliche Liebesbeziehung<br />
zu legitimieren. In einem Verlöbnisvertrag vom 12. Oktober 1886<br />
gibt Rodin ein Heiratsversprechen, das nie eingelöst wird.<br />
Künstlerischer Erfolg<br />
Die Jahre mit Rodin <strong>wer</strong>den zu fruchtbaren Schaffensjahren für sie.<br />
Ihre Plastiken „Der Walzer" und „Klotho" entstehen, <strong>wer</strong>den 1893 im<br />
alljährlichen Salon ausgestellt und lösen ein bege<strong>ist</strong>ertes Echo aus.<br />
Von 1885 bis 1905 stellt sie jedes Jahr bei den offiziellen Salons aus.<br />
Sie erhält Aufträge und Anerkennung.<br />
In ihrem Me<strong>ist</strong>er<strong>wer</strong>k „Das reife Alter" verarbeitet sie den Schmerz<br />
darüber, dass sich Rodin ihr nicht ganz zuwendet. Einer ersten<br />
Trennung von ihm 1893 folgt fünf Jahre später der endgültige Bruch.<br />
Isolation und Paranoia<br />
Über die Trennung, obwohl von ihr gewollt, kommt sie nie hinweg.<br />
Einsam und mit ständigen Geldsorgen arbeitet sie weiter. So datiert<br />
„Die Woge", eine Kleinplastik in Onyx und Bronze, aus dieser Zeit<br />
und legt Zeugnis ab von der Eigenständigkeit ihres Schaffens.<br />
In ihrem Atelier häufen sich Gipsentwürfe. Marmor <strong>ist</strong> für sie kaum<br />
erschwinglich. Während Rodin sich zur Weltausstellung 1900 einen<br />
eigenen Pavillon le<strong>ist</strong>et, erscheint bei ihr erstmals der<br />
Gerichtsvollzieher. Sie verstrickt sich mehr und mehr in Hassgefühle<br />
und Verdächtigungen gegenüber Rodin und ihrer Umwelt.<br />
Hilfsangebote Rodins lehnt sie ab.<br />
Nur noch selten verlässt sie ihre Atelierwohnung am Quai Bourbon,
zurück<br />
deren Fensterläden sie nicht mehr öffnet. Im Wahn und von<br />
Verfolgungsängsten gepeinigt, zerstört sie einige ihrer Arbeiten.<br />
Nach ihrem Abtransport ins Irrenhaus wird sie bis zu ihrem Tod<br />
dreißig Jahre später weder Paris noch den Ort ihrer Kindheit in der<br />
Champagne – Villeneuve – jemals wiedersehen.<br />
Verehrer der Schauspielerin Isabelle Adjani haben den Namen der<br />
Bildhauerin vermutlich längst erraten, denn in der preisgekrönten<br />
Verfilmung (1989) des Lebens der Künstlerin spielt Isabelle Adjani<br />
die Hauptrolle.<br />
Uta Ungenannt<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Barrieren in der <strong>Berliner</strong><br />
Bibliothekslandschaft<br />
Am 17.05.2004 hat Jörn Hasenclever eine Masterarbeit mit dem<br />
folgenden Titel vorgelegt: „Zur Situation von behinderten<br />
Nutzerinnen und Nutzern in der <strong>Berliner</strong> Bibliothekslandschaft unter<br />
dem Aspekt der barrierefreien Nutzung öffentlicher Bibliotheken." Im<br />
Folgenden <strong>ist</strong> eine von ihm autorisierte Zusammenfassung des<br />
ersten Teils dieser Arbeit „Zur Situation von körperlich behinderten<br />
Menschen in den <strong>Berliner</strong> Öffentlichen Bibliotheken (BÖB)" zu lesen;<br />
über die Probleme, die sich für blinde und sehbehinderte bzw.<br />
gehörgeschädigte und gehörlose Nutzer stellen, <strong>wer</strong>den wir in der<br />
nächsten Ausgabe berichten.<br />
Der Ansatz dieser Arbeit<br />
Obwohl Bibliotheken für sich in Anspruch nehmen, der Allgemeinheit<br />
den Weg in die Informations- und Wissensgesellschaft zu ebnen,<br />
stoßen Menschen mit Behinderungen bei der Nutzung von<br />
Öffentlichen Bibliotheken allzu oft auf Barrieren.<br />
Mit seinen Untersuchungen hat sich Jörn Hasenclever auf die daraus<br />
entstehenden Probleme von mobilitätsgeschädigten, sehbehinderten<br />
bzw. blinden sowie gehörgeschädigten bzw. gehörlosen Menschen in<br />
Berlin konzentriert.<br />
Mittels eines Beobachtungsbogens und offenen Interviews hat er in<br />
knapp 100 der gegenwärtig geöffneten städtischen Bibliotheken<br />
Berlins Daten zur Barrierefreiheit erhoben, dabei den mit dem<br />
Bundesgleichstellungsgesetz gesetzlich verankerten Begriff von<br />
Barrierefreiheit zugrunde gelegt.<br />
Demnach müssten eigentlich auch Bibliotheksgebäude und die darin<br />
vorhandenen technischen Gebrauchsgegenstände behinderten<br />
Menschen in der allgemein üblichen Weise zugänglich sein und von<br />
ihnen ohne besondere Ersch<strong>wer</strong>nis und grundsätzlich ohne fremde<br />
Hilfe genutzt <strong>wer</strong>den können.<br />
Zur Situation von körperlich behinderten Menschen in den<br />
<strong>Berliner</strong> Öffentlichen Bibliotheken (BÖB)
Schon der Zugang <strong>ist</strong> für sie bei knapp 30 % der <strong>Berliner</strong><br />
Bibliotheken wegen Außen- und Innentreppen im Eingangsbereich,<br />
ohne Rampen <strong>oder</strong> Fahrstühle nicht möglich <strong>oder</strong> ersch<strong>wer</strong>t. 37 der<br />
untersuchten Bibliotheken verfügen über keine Klingeln, 61 über<br />
keine Gegensprechanlagen, mit denen sich Rollstuhlfahrer<br />
bemerkbar machen könnten. Türen lassen sich oft nur nach außen<br />
<strong>oder</strong> zu sch<strong>wer</strong> öffnen, sind manchmal auch für Rollstühle zu schmal.<br />
Und nur 25 Standorte verfügen über einen eigenen<br />
Behindertenparkplatz.<br />
Innerhalb der Bibliotheksräume finden sich oft weitere Barrieren: 32<br />
Bibliotheken sind über mehrere Stock<strong>wer</strong>k verteilt; an 20 von diesen<br />
Standorten gibt es jedoch keine Aufzüge. So können z. B. im Haus<br />
<strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek der Zentral- und Landesbibliothek Berlin<br />
(ZLB) mobilitätsbehinderte Menschen die Bibliotheksbereiche in den<br />
oberen Stock<strong>wer</strong>ken und auch den im 2. Stock gelegenen<br />
Veranst<strong>alt</strong>ungsraum nicht nutzen.<br />
Im Hinblick auf vorhandene Aufzugsysteme bestehen oft Probleme<br />
bei älteren Modellen. Weitere Barrieren bilden zu schmale<br />
Türrahmen, hohe Türschwellen, Einzelstufen, die me<strong>ist</strong>ens nicht<br />
unterfahrbaren Ausleihtheken <strong>oder</strong> auch zu schmale Durchgänge von<br />
Buchsicherungsanlagen an den Ausgängen.<br />
Ein großes Problem bildet allzu oft, in 59 der BÖB, das Fehlen einer<br />
behindertengerechten Toilette.<br />
Der Abstand zwischen zwei Bücherregalen im Freihand- und<br />
Lesebereich (empfohlen <strong>wer</strong>den 170 bis 200 cm) <strong>ist</strong> in 13 der BÖB<br />
für Rollstuhlfahrer zu eng. Auch an Bewegungsflächen am Ende der<br />
Regalreihen wurde nicht immer gedacht: Solche Freiflächen sind dort<br />
mit einem Durchmesser von 150 cm zum Drehen der Rollstühle<br />
unbedingt erforderlich.<br />
Ein anderes Problem besteht oft darin, dass die Regalsysteme für<br />
eine Nutzung aus dem Rollstuhl me<strong>ist</strong>ens zu hoch sind: In vielen<br />
Bibliotheken stehen Regalsysteme mit einer Höhe bis zu 2,20 m, wie<br />
etwa im Haus Amerika-Gedenkbibliothek der ZLB.<br />
Möglichkeiten zur Internet-Recherche<br />
Welche der öffentlichen Bibliotheken in Berlin heute ihren<br />
Anforderungen gerecht <strong>wer</strong>den, können Rollstuhlfahrerinnen bzw. -<br />
fahrer in der Datenbank MOBIDAT (www.mobidat.net)
echerchieren: Nach den MOBIDAT-Kriterien erreicht im Moment<br />
keine die Kategorie 1 (rollstuhlgerecht); sowohl in der Kategorie 2<br />
(rollstuhlgeeignet) als auch unter der Kategorie 3 (bedingt<br />
rollstuhlgeeignet) finden sich jeweils nur 15 Bibliotheken. Zwei<br />
<strong>wer</strong>den als wenig rollstuhlgeeignet und die restlichen als nicht<br />
rollstuhlgeeignet be<strong>wer</strong>tet.<br />
Im Internet <strong>ist</strong> auch das Online-Angebot des Verbunds der<br />
Öffentlichen Bibliotheken Berlins zu finden: Über www.voebb.de<br />
bestehen Möglichkeiten zum Recherchieren, Bestellen und<br />
Verlängern von Medien sowie zur – allerdings – kostenpflichtigen<br />
Ausleihe von Büchern, CDs und Videos per Lieferung nach Hause.<br />
Ein Fazit<br />
Körperlich behinderte Menschen können die <strong>Berliner</strong> Öffentlichen<br />
Bibliotheken nur zu einem geringen Teil barrierefrei nutzen, so das<br />
Fazit dieser Arbeit. Die Gründe dafür sind bauliche Mängel,<br />
technische Defizite und die immer noch allzu geringe öffentliche<br />
Aufmerksamkeit für dieses Problem.<br />
Bedingt <strong>ist</strong> dies wohl auch durch das Fehlen eines<br />
Bibliotheksgesetzes auf Bundesebene. Ohne ein solches Gesetz<br />
bleiben der Bau und auch der Unterh<strong>alt</strong> von Öffentlichen<br />
Bibliotheken eine freiwillige Aufgabe der Länder und Kommunen, an<br />
der diese im Moment mehr und mehr sparen.<br />
Nach Jörn Hasenclever muss es darum gehen, die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in den Bibliotheken für diese Fragen zu<br />
sensibilisieren: Barrierefreiheit zu schaffen und nachh<strong>alt</strong>ig zu<br />
begleiten <strong>ist</strong> seines Erachtens eine Managementaufgabe, für die<br />
allerdings geeignete Managementinstrumente – z. B. entsprechende<br />
Evaluationsbögen für bibliothekarische Führungskräfte – noch fehlen.<br />
Neben dem Aufbau geeigneter Strukturen und der Benennung von<br />
Verantwortlichen bedarf ein Fortschritt seines Erachtens zudem<br />
verstärkter Öffentlichkeitsarbeit und auch einer verstärkten<br />
Kooperation mit Behindertenverbänden.<br />
So <strong>ist</strong> das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderung<br />
vorbeigegangen, ohne dass die Chance für gemeinsame Aktionen<br />
genutzt worden wäre. Doch jetzt wurden die <strong>Berliner</strong> Öffentlichen<br />
Bibliotheken vom Landesbeauftragten für Behinderte dazu<br />
eingeladen, sich an der landesweiten Aktion „Berlin – barrierefrei" zu<br />
beteiligen. Hoffentlich führt dies zu einem weiteren, einem
zurück<br />
merklichen Abbau der vielen dort noch bestehenden Barrieren.<br />
Vielleicht konnte und kann auch Jörn Hasenclever mit der hier<br />
vorgestellten Arbeit vermehrt Aufmerksamkeit für diese Probleme<br />
erreichen. Vielen Dank!!!<br />
Rainer Sanner<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Rund um das im Kopf<br />
Philip <strong>ist</strong> krank – psychisch krank. Ach, das geht wieder vorbei, muss<br />
er sich h<strong>alt</strong> zusammenreißen, meint der eine <strong>oder</strong> andere jetzt<br />
vielleicht. Falsch! Wir müssen es! Sicher hat man mal eine „seelische<br />
Krise", das kennt jeder, aber eine psychische Krankheit? Ich doch<br />
nicht. Und doch zählen sie zu den Volkskrankheiten: Depression,<br />
Zwangsstörungen, Bipolare Störungen, Alkoholabhängigkeit,<br />
Schizophrenie. Dabei <strong>wer</strong>den laut WHO die psychischen Krankheiten<br />
zur Krise des 21. Jahrhunderts. Und längst gilt nicht mehr: einmal<br />
psychisch krank – immer krank. Denn auch hier hat es große<br />
Fortschritte bei der Erforschung und der Therapie gegeben. Nicht<br />
selten verschwindet die Krankheit wieder <strong>oder</strong> <strong>ist</strong> zumindest gut<br />
beherrschbar. Jedoch erfolgt eine Behandlung me<strong>ist</strong> zu spät,<br />
unzureichend <strong>oder</strong> gar nicht. Dieses hat Armut, soziale Isolation,<br />
Einsamkeit zur Folge. Somit wird das Leben der Betroffenen und<br />
ihrer Familien weiterhin ersch<strong>wer</strong>t. Daher <strong>ist</strong> es für die Familien-<br />
Selbsthilfe Psychiatrie des Bundesverbandes der Angehörigen<br />
psychisch Kranker e.V. wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe, Unterstützung<br />
und die Vermittlung <strong>wer</strong>tvollen Wissens aus eigener Erfahrung zu<br />
le<strong>ist</strong>en. Als Basis dienen über 500 Angehörigengruppen bundesweit,<br />
denn sie haben erfahren: rechtzeitige Hilfe und ein aufgeklärtes,<br />
zugewandtes Umfeld vermeiden negative soziale Folgen,<br />
Chronifizierung sowie Rückfälle.<br />
Mit der Kampagne sollen mehrere Ziele erreicht <strong>wer</strong>den: Vorurteile<br />
abbauen, über Warnzeichen, therapeutische Möglichkeiten und Hilfen<br />
informieren, Klischees hinterfragen, Tabus brechen. Dies alles <strong>ist</strong><br />
Inh<strong>alt</strong> einer Broschüre, die einen unverkrampfteren Umgang mit<br />
psychischer Krankheit ermöglichen soll und sich an Interessierte als<br />
auch an medizinisch Geschulte und aufklärende Journal<strong>ist</strong>en richtet.<br />
Familien-Selbsthilfe-Psychiatrie, Pressebüro Berlin, Mannheimer Str.<br />
32, 10713 Berlin<br />
Franziska Littwin<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Spielfilm: „Das weiße Rauschen“<br />
In einer Anti-Stigma-Initiative des Früherkennungs- und<br />
Therapiezentrums für beginnende Psychosen Berlin-Brandenburgs<br />
fanden/finden an drei verschiedenen Veranst<strong>alt</strong>ungsorten an drei<br />
Tagen Aufführungen des Films DAS WEISSE RAUSCHEN statt.<br />
Es handelt sich in dem Film, der 2001 den Max-Ophüls-Preis in<br />
Saarbrücken erhielt, um die Aufzeigung eines Falles von<br />
Schizophrenie. Die Schizophrenie <strong>ist</strong> eine Volkskrankheit mit<br />
beträchtlichem Leiden und erheblichen Einbußen an Lebensqualität.<br />
Jeder Hundertste erkrankt im Laufe seines Lebens daran.<br />
Der Spielfilm (Hauptdarsteller: Daniel Brühl) <strong>ist</strong> eine aus dem Leben<br />
gegriffene Darstellung einer beginnenden Psychose. Der Film zeigt<br />
anschaulich, wie diese Krankheit schleichend beginnen kann und wie<br />
hilflos die Umwelt häufig darauf reagiert. Der Film erzählt die<br />
Geschichte des 20-jährigen Lukas, der nach der Einnahme<br />
halluzinogener Drogen an einer Psychose erkrankt. Die eindringliche<br />
Geräuschkulisse lässt Betrachter/-innen eintauchen in die von<br />
Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Denkstörungen geprägte<br />
Gedanken- und Gefühlswelt eines von Schizophrenie betroffenen<br />
Menschen.<br />
Der Regisseur Hans Weingartner hat Gehirnforschung studiert, bevor<br />
er sich für das Filmstudium entschied. Er wusste also, worum es<br />
ging. Es gab anstatt eines Drehbuchs nur ein Treatment mit 99<br />
Szenen, welches viel Raum für kreative Weiterentwicklung beim<br />
Spielen ließ. In der intensiven Zusammenarbeit wurden die<br />
Aufnahmen lebensnah und authentisch.<br />
In einer anschließenden Podiumsdiskussion haben die Zuschauer/innen<br />
die Gelegenheit, einem Experten/-innenkreis ihre Fragen zu
zurück<br />
stellen.<br />
Dieser wichtige Spielfilm sollte zum Pflichtprogramm an Schulen<br />
gemacht <strong>wer</strong>den, um junge Menschen für diese Problematik zu<br />
sensibilisieren. „Bei Schülern, Jugendlichen und Studenten kann<br />
unsere Aufklärungsarbeit sehr viel bewirken, da hier me<strong>ist</strong>ens noch<br />
keine festgefahrenen Vorurteile gegenüber psychisch Kranken<br />
bestehen." (Dr. Kissling, Oberarzt der psychiatrischen Klinik der TU<br />
München) Gemeinsame Besuche eines Betroffenen und eines<br />
Professionellen mit dieser Intention in Schulklassen verfolgt aktuell<br />
der DPWV in Berlin in Zusammenarbeit mit dem Verein „Irrsinnig<br />
menschlich" aus Hamburg.<br />
Der Film wird ein drittes Mal am 9. Dezember 2004 um 19 Uhr in<br />
Mitte im Dokument Kino, Rungestr. 20, 10179 Berlin, Tel. 0177/<br />
6 87 26 11 gezeigt. Der Eintritt beträgt 2,50 EUR.<br />
Rückfragen sind unter 4 50 51 71 88 möglich. Patricia Odenthal<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Mit Kraft und Ausdauer ins neue Jahr<br />
Das Jahr 2004 war geprägt von den so genannten Hartzgesetzen I,<br />
II, III und IV und von den Montagsdemos gegen Sozialabbau. Für<br />
uns <strong>Berliner</strong> gab es unendlich viele widersprüchliche Meldungen zum<br />
Telebus. Dem Anbieter wurde gekündigt, die Fr<strong>ist</strong> bis Juni<br />
verlängert ... – Was geschieht wirklich? Wie nun überraschend<br />
bekannt wurde, haben BVG und Senat einen „Letter of<br />
Intend" (Vorvertrag) zum Sonderfahrdienst unterschrieben. Werden<br />
unsere Fahrtwünsche dann besser berücksichtigt? Reichen die Gelder<br />
für dieses Jahr noch aus? Werden wieder zu Weihnachten und<br />
Neujahr viele keine Fahrten mehr bekommen?<br />
Einen Erfolg gab es aber im Jahr 2004 für uns: Der BBV gewann die<br />
Klage gegen das Land Berlin. Nun muss das Olympiastadion<br />
umgest<strong>alt</strong>et <strong>wer</strong>den, so dass es von Menschen mit Behinderungen<br />
auch zweckentsprechend genutzt <strong>wer</strong>den kann.<br />
In den Behindertenbeiräten der Bezirke, des Landes und des Bundes<br />
sind engagierte Menschen tätig, um Politiker, Ämter, Architekten<br />
usw. auf unsere Belange hinzuweisen. Mit dem Argument, unsere<br />
Forderungen zu erfüllen sei zu teuer, wird die Barrierefreiheit von<br />
den Verantwortlichen gern hintangestellt. In den Zeiten der<br />
Geldknappheit <strong>ist</strong> es nicht leicht, etwas durchzusetzen.<br />
Bleibt zu hoffen, dass allen aktiven Menschen und unseren Leser/<br />
-innen Kraft und Ausdauer nicht ausgehen, und natürlich auch, dass<br />
vielleicht einige private Wünsche im neuen Jahr in Erfüllung gehen.<br />
In diesem Sinne wünsche ich eine schöne und geruhsame<br />
Weihnachtszeit und für das Jahr 2005 alles Gute!<br />
Ute Schnur<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Die Gesundheitskarte<br />
Die Gesundheits- <strong>oder</strong> Patientenkarte, die ab 2006 die bisherige<br />
Chipkarte der gesetzlichen Krankenversicherungen ersetzen soll, <strong>ist</strong><br />
derzeit eines der größten IT-Projekte weltweit, an denen gearbeitet<br />
wird.<br />
Die Kosten für dieses Projekt sind immens, denn nicht nur 80<br />
Millionen privat und gesetzlich Versicherte müssen diese neue Karte<br />
erh<strong>alt</strong>en; darüber hinaus müssen alle 180.000 niedergelassenen<br />
Ärzte und Zahnärzte, 22.000 Apotheken, 2.200 Krankenhäuser und<br />
280 Krankenkassen in Deutschland miteinander vernetzt <strong>wer</strong>den.<br />
Fest steht, dass Rezepte in einem ersten Schritt elektronisch<br />
ausgestellt <strong>wer</strong>den sollen. Umstritten <strong>ist</strong> jedoch noch, ob die Karte<br />
später auch ermöglichen soll, auf gespeicherte Patientendaten<br />
zurückzugreifen.<br />
Vorteile für den Patienten<br />
Wichtige Gesundheitsdaten sollen besser verfügbar sein (z. B. im<br />
Notfall <strong>oder</strong> bei Arztwechsel), die Verschreibung ungeeigneter<br />
Arzneimittel soll verhindert <strong>wer</strong>den.<br />
Die Patienten sollen durch die Möglichkeit, die über sie gespeicherten<br />
Daten vollständig zu lesen bzw. sich ausdrucken zu lassen, einen<br />
besseren Überblick über ihren eigenen Gesundheitsstatus erh<strong>alt</strong>en<br />
(Impfstatus, Allergien, Verlauf chronischer Erkrankungen,<br />
Vorsorgeuntersuchungen etc.). Hierdurch sollen die<br />
Eigenverantwortung und die aktivere Mitwirkung gestärkt <strong>wer</strong>den.<br />
Vorteile für die Ärzte
Die Ärzte sollen vor allem in Notfallsituationen einen schnelleren<br />
Überblick über den Gesundheitsstatus des Patienten erh<strong>alt</strong>en und<br />
mit der Optimierung von Arbeitsprozessen durch die automatische<br />
Übertragung von Daten aus und in eigene Akten mehr Zeit für die<br />
Patienten gewinnen.<br />
Es sollen durch die Gesundheitskarte Doppeluntersuchungen<br />
reduziert, eine Verbesserung der Kommunikation als wichtige<br />
Voraussetzung für die integrierte Versorgung ermöglicht und die<br />
Nutzung von Arzneimittelinformationssystemen und<br />
Fachdatenbanken erleichtert <strong>wer</strong>den.<br />
Vorteile für das Gesundheitswesen<br />
Es soll eine bessere Verzahnung der unterschiedlichen Anbieter von<br />
Gesundheitsle<strong>ist</strong>ungen auf ambulanter, stationärer und<br />
rehabilitativer Ebene erfolgen, ein Beitrag zur Verbesserung der<br />
Kompatibilität von vorhandenen und sich entwickelnden<br />
Telematikanwendungen erreicht und eine bessere Grundlage zur<br />
Generierung der Strukturdaten erreicht <strong>wer</strong>den.<br />
Sieht man mal davon ab, dass man sich durch die Karte einen<br />
erheblichen Spareffekt und eine Kostenreduzierung erhofft.<br />
Informationen auf der Karte<br />
Grunddaten, die auf der Karte gespeichert <strong>wer</strong>den müssen, sind die<br />
üblichen Versicherungsangaben einschließlich der Angaben zum<br />
Zuzahlungsstatus.<br />
Die Karte wird die Berechtigung eingespeichert haben, im<br />
europäischen Ausland behandelt <strong>wer</strong>den zu können und – für die<br />
Patienten am bemerkens<strong>wer</strong>testen: Es erfolgt die papierlose<br />
Übertragung des Rezeptes, das vom Apotheker der Wahl abgelesen<br />
<strong>wer</strong>den kann, da er zu gegebener Zeit über den entsprechenden<br />
Kartenleser verfügen wird.
Datenschutz<br />
Die Patienten sollen entscheiden können, ob und welche ihrer<br />
Gesundheitsdaten aufgenommen und welche gelöscht <strong>wer</strong>den sollen<br />
sowie darüber hinaus, <strong>wer</strong> auf die Karte zugreifen darf.<br />
Ein umfassendes Sicherheitskonzept soll den Schutz der besonders<br />
sensiblen Daten garantieren. Daher soll die Gesundheitskarte – mit<br />
wenigen Ausnahmen (sic!) – grundsätzlich nur in Verbindung mit<br />
einem elektronischen Helfsberufsausweis, der über eine qualifizierte<br />
elektronische Signatur verfügt, nutzbar sein.<br />
Die Patienten sollen in die Daten der Gesundheitskarte einsehen und<br />
Ausdrucke erh<strong>alt</strong>en können. In Verbindung mit einer eigenen<br />
Signaturkarte, die über eine qualifizierte Signatur verfügt, sollen die<br />
Patienten in einem speziellen Fach auch eigene Daten bzw. Daten,<br />
die ihnen von ihren Behandlern zur Verfügung gestellt <strong>wer</strong>den,<br />
verw<strong>alt</strong>en können.<br />
Alle Zugriffe <strong>wer</strong>den protokolliert und die letzten 50 Zugriffe<br />
gespeichert.<br />
Basis: Freiwilligkeit<br />
Der medizinische Teil der Gesundheitskarte soll nur auf freiwilliger<br />
Basis genutzt <strong>wer</strong>den können. Das bedeutet, dass alle Versicherten<br />
zwar eine Gesundheitskarte erh<strong>alt</strong>en, mit der sie admin<strong>ist</strong>rative<br />
Funktionalitäten (wie die Abwicklung eines elektronischen Rezeptes)<br />
erledigen können, darüber hinaus aber soll jedem Versicherten<br />
freigestellt <strong>wer</strong>den, ob er die zusätzlichen Funktionen, also den<br />
medizinischen Teil, nutzen möchte <strong>oder</strong> nicht.<br />
Freiwillige Daten<br />
Es soll die Möglichkeit zur Aufnahme von elektronischen Mitteilungen<br />
bestehen (z. B. Arztbrief) sowie zur Erstellung einer so genannten<br />
Patientenquittung, welche den Patienten über die vom Arzt<br />
erbrachten Le<strong>ist</strong>ungen und deren vorläufige Kosten informiert.
zurück<br />
Eigene, von den Patienten selbst zur Verfügung gestellte Daten, wie<br />
z. B. Verlaufsprotokolle eines Diabetikers <strong>oder</strong> der Hinweis auf<br />
Patientenverfügungen, sollen auf der Karte ebenso gespeichert<br />
<strong>wer</strong>den können wie die Dokumentation von eingenommenen<br />
Arzneimitteln.<br />
Dazu kommen Notfallinformationen, wie Blutgruppe, chronische<br />
Organleiden, Allergien, Herzkrankheit, Dialyse, Asthma, sowie<br />
zusätzliche Gesundheitsinformationen, wie z. B. aktuelle Diagnosen,<br />
Operationen, Impfungen und Röntgenuntersuchungen.<br />
So wird der Bürger künftig per Chipkarte zum „gläsernen Patienten"<br />
– auch ohne jede Gen-Analyse.<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Disability Studies in Prag institutionalisieren<br />
Am vergangenen Wochenende (13./14.11.2004) trugen Ing. Jana<br />
Hrda (Prag) und Dr. Ilja Seifert (Berlin) mit ihrem zweiten<br />
Blockseminar an der traditionsreichen Prager Karlsuniversität dazu<br />
bei, das Konzept der „Disability Studies" auch in der Tschechischen<br />
Republik besser bekannt zu machen.<br />
Unter dem Titel „Persönliche Ass<strong>ist</strong>enz und Barrierenbeseitigung –<br />
Wege zur Teilhabeermöglichung am Gemeinschaftsleben für<br />
Menschen mit Behinderungen" setzten die beiden Rollstuhlfahrer ihre<br />
im Mai d. J. begonnene Seminar-Reihe fort. In 16 Unterrichtsstunden<br />
reichte die Thematik von einer Einführung in Diskussionen zu<br />
bioethischen Fragestellungen über praktische Erfahrungen mit<br />
persönlicher Ass<strong>ist</strong>enz, legislative Probleme in der Tschechischen<br />
Republik, die europäische und internationale Behindertenbewegung,<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Selbsthilfearbeit, die Qualität sozialer<br />
Dienstle<strong>ist</strong>ungen, theoretische Fragen des Menschenbildes und der<br />
Gesellschaftskonzeption bis zu individuellen Lebensläufen. Das<br />
Ganze in einem Wechsel von Vorlesung und seminar<strong>ist</strong>ischer<br />
Diskussion.<br />
Die bioethische Diskussion <strong>ist</strong> in der Tschechischen Republik erst<br />
ganz am Anfang. Folgerichtig nannten die Studenten besonders<br />
diesen Komplex unter denen, die sie am me<strong>ist</strong>en überraschten und<br />
zu denen sie von sich aus noch einiges nachlesen wollen. Insofern<br />
wurde es begrüßt, dass gerade die zweite (tschechischsprachige)<br />
Auflage des Essaybändchens „Lob der Unvollkommenheit" von Ilja<br />
Seifert erschien.<br />
Im Komplex „persönliche Ass<strong>ist</strong>enz", in dem die Herkunft des<br />
Begriffs ebenso beleuchtet wurde wie seine Adaption in der<br />
tschechischen Gesellschaft, arbeiteten wir heraus, dass es sich bei<br />
dem Verhältnis von Ass<strong>ist</strong>ent und Klient um ein völlig neuartiges<br />
soziologisches Phänomen handelt. Es hat etwas von<br />
„Chef" (behinderter Mensch) und „Angestelltem" (Ass<strong>ist</strong>ent), aber<br />
auch freundschaftliche Aspekte. Tiefes Eingreifen in intime Bereiche<br />
(beider Seiten) muss dennoch auch Freiräume lassen. Es muss ein<br />
ausgewogenes Verhältnis gefunden <strong>wer</strong>den, in dem Gleich<strong>wer</strong>tigkeit<br />
der persönlichen Achtung voreinander mit der Ungleichheit der<br />
Rechte (die behinderten Menschen haben das Sagen, die Ass<strong>ist</strong>enten
zurück<br />
müssen folgen) austariert sind.<br />
Großes Interesse widmeten die Studenten dem Design-for-all-<br />
Konzept. In der Diskussion weitete sich der Blick sehr rasch von<br />
reinen Design-Vorstellungen hin zu universeller Nutzbarkeit von<br />
Gegenständen, Dienstle<strong>ist</strong>ungen und Umwelt.<br />
Als zusammenfassende Quintessenz nahmen die Studenten – die<br />
sich ausdrücklich dafür aussprachen, das Disability-Studies-Konzept<br />
auch institutionell zu verankern – mit, dass Dienstle<strong>ist</strong>ungen und<br />
Hilfen individuell, die Umwelt und die Gesetzgebung aber universell<br />
sein/<strong>wer</strong>den müssen.<br />
Dr. Ilja Seifert<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
40 Jahre „Aktion Mensch“<br />
Die „Aktion Mensch" lud am 28.10.2004 zu ihrer Jubiläumsfeier in<br />
die ehemaligen Werkshallen der Siemens Kabel<strong>wer</strong>ke in Spandau ein<br />
und ca. 900 Prominente und weniger Prominente, darunter einige<br />
behinderte Menschen, kamen.<br />
In der uns zugegangenen Einladung wurde uns die Möglichkeit<br />
angeboten, mit der MS „Brandenburg" vom Haus der Kulturen der<br />
Welt – der Einstieg war eindeutig als barrierefrei ausgewiesen – nach<br />
Spandau zu fahren. Wir machten uns also frohen Mutes und voller<br />
Erwartung auf den Weg ans andere Ende der Stadt. Nach einigem<br />
Suchen fanden wir die Anlegestelle, von Barrierefreiheit keine Spur.<br />
Aber Dank einiger kräftiger „Seemannsarme" konnte diese Hürde<br />
geme<strong>ist</strong>ert <strong>wer</strong>den.<br />
Auf dem Dampfer gab es für uns nicht nur Kaffee und Kuchen sowie<br />
k<strong>alt</strong>e Getränke, sondern wir konnten unsere Stadt auch einmal aus<br />
einem anderen Blickwinkel betrachten, was die 2-stündige Fahrt wie<br />
im Fluge vergehen ließ. Vor den ehemaligen Werkhallen in Spandau<br />
angekommen, gest<strong>alt</strong>ete sich der Ausstieg dieses Mal wirklich<br />
barrierefrei.<br />
Wir wurden in die festlich ausgest<strong>alt</strong>eten Hallen geführt, wobei sich<br />
ein Verantwortlicher bei mir ausdrücklich für die schlechte<br />
Einstiegmöglichkeit entschuldigte, mit dem Hinweis: „Das wäre ihnen<br />
nicht bekannt gewesen", was verständlich erscheint, da der<br />
Hauptsitz der „Aktion Mensch" in Bonn <strong>ist</strong>. Nachdem wir<br />
selbstbewusst im Gästebuch den Dank unseres Verbandes für die<br />
wiederholte Unterstützung unserer Aktionen am 5. Mai zum<br />
Ausdruck gebracht hatten, stürzten wir uns ins das<br />
Jubiläumsgewimmel. Bevor der feierliche Akt begann, haben wir uns<br />
mit Sekt und Häppchen verwöhnen lassen.<br />
Den Festakt eröffnete Herr Dieter Gutschick, Geschäftsführer der<br />
„Aktion Mensch". Er begrüßte die Gäste aus der Politik und den<br />
Verbänden und zog ein kurzes Resümee der erfolgreichen<br />
Tätigkeiten für legitime Rechte für behinderte Menschen in unserer<br />
Gesellschaft.<br />
Es folgte eine Rede von Herrn Dr. Bernhard Conrads,
Vorstandsmitglied der „Aktion Mensch" und Bundesgeschäftsführer<br />
der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit ge<strong>ist</strong>iger<br />
Behinderung e.V. Insbesondere ging er darauf ein, dass eine<br />
engagierte Gesellschaft, das Handeln für die Gemeinschaft, für<br />
andere nicht Staat <strong>oder</strong> Wirtschaft allein überlässt, sondern ihre<br />
Kraft aus dem Engagement aller Bürger zieht.<br />
Danach gab es eine Percussion- Performance. Anschließend sprach<br />
Herr Ottmar Miles-Paul, Aktiv<strong>ist</strong> der Behindertenbewegung, über das<br />
solidarische Miteinander in unserer Gesellschaft, in der alle<br />
Menschen, ob mit <strong>oder</strong> ohne Behinderung, ihr Recht auf<br />
gesellschaftliche Teilhabe so selbstbestimmt wie möglich<br />
wahrnehmen können. Seinen Worten folgte eine Tanz-Performance.<br />
Danach interviewte die M<strong>oder</strong>atorin des Abends, Frau Susanne<br />
Conrad vom ZDF, Herrn Markus Schächter, Vorsitzender der „Aktion<br />
Mensch" und Intendant des ZDF. In dem Gespräch stellte er<br />
insbesondere heraus, dass in einer informierten Gesellschaft allen<br />
Menschen Informationen zugänglich sein müssen so dass, in der<br />
Themen und Perspektiven von Minderheiten eine Chance haben, im<br />
öffentlichen Raum wahrgenommen zu <strong>wer</strong>den.<br />
Anschließend wurden einige Szenen aus dem Theaterstück „Wohin<br />
Gen?" aufgeführt.<br />
Herr Dr. h.c. Jürgen Gohde, Stellv. Vorsitzender der „Aktion Mensch"<br />
und Präsident des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland, legte in seinem Beitrag dar, dass es in einer<br />
nachdenklichen Gesellschaft notwendig <strong>ist</strong>, über die Grundlagen des<br />
gesellschaftlichen Zusammenlebens offen und mit Respekt vor<br />
anderen zu sprechen und nach zudenken.<br />
Am Ende des offiziellen Teiles trat die Gruppe W4C mit dem Titel<br />
„respect" auf. Die Rednerl<strong>ist</strong>e beendete Alexandra Ganceva,<br />
Abiturientin aus Friedberg, In ihrem Redebeitrag setzte sie sich<br />
damit auseinander, dass unsere Gesellschaft nur eine Zukunft hat,<br />
wenn sich Kinder und Jugendliche zu verantwortungsbewussten und<br />
freien Individuen entwickeln können.<br />
Nachdem wir so viel über die „Aktion Mensch" erfahren hatten,<br />
konnten wir ein reichh<strong>alt</strong>iges Buffet genießen. Zum Schluss war<br />
Partytime mit Liveauftritt der Gruppen „The Temptations and The<br />
Supremes" angesagt.<br />
Es war eine gelungene Jubiläumsfeier, die wir nicht als letzte um<br />
1:30 Uhr verließen.
zurück<br />
Heike Prescha<br />
Uwe Hoppe<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Telebus: BZA-Kampf um Erh<strong>alt</strong> gescheitert – BVG und<br />
Senat unterzeichneten am 17.11.2004 Vorvertrag<br />
„Rien ne va plus.<br />
BVG fait le jeu!"*)<br />
Was sich keiner wirklich vorstellen konnte – bekanntermaßen ja<br />
nicht einmal Teile des BVG-Vorstandes selbst – wir berichteten –,<br />
erfolgte im November 2004: die Unterzeichnung des „Letter of<br />
Intend" (Vorvertrag) zwischen der BVG und dem Senat für<br />
Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz.<br />
Nichts geht mehr bezüglich der Freizeitfahrten für den BZA<br />
(* Rien ne va plus), obwohl der Betriebsrat wenige Tage<br />
(10.11.2004) zuvor Presse, Politiker, Freunde und Verbündete zu<br />
einer außerordentlichen und öffentlichen Betriebsversammlung<br />
geladen hatte, die in der Presse erhebliche Aufmerksamkeit fand.<br />
Bei dieser Gelegenheit beschwor der BZA-Betriebsrat das Gespenst<br />
der Ausfälle von Personal und damit von Fahrten um die<br />
Weihnachtszeit herauf, das von der Senatorin für Gesundheit und<br />
Soziales in einer anderen Sitzung dahingehend beantwortet wurde,<br />
dass sie notfalls persönlich bei der Vermittlung von Fahrten zum Fest<br />
mithelfen wird.<br />
Die BVG <strong>ist</strong> eine AöR – Anst<strong>alt</strong> öffentlichen Rechts, die geh<strong>alt</strong>en <strong>ist</strong>,<br />
wirtschaftlich zu handeln. Und so sehen die Konditionen des „Letter<br />
of Intend" vor, dass die BVG weder einen Gewinn noch einen Verlust<br />
durch die Übernahme der Regiele<strong>ist</strong>ungen für die Freizeitfahrten von<br />
mobilitätsbehinderten <strong>Berliner</strong>n „einfahren" darf. Teile der<br />
Regiele<strong>ist</strong>ungen können dabei von der BVG an Subunternehmer<br />
vergeben <strong>wer</strong>den.
Die Regiele<strong>ist</strong>ungen beinh<strong>alt</strong>en<br />
u. a. den Dienst des Call Centers der BVG, das die Terminwünsche<br />
für Freizeitfahrten entgegennehmen und an die „Telebus"-<br />
Unternehmen weiterleiten wird.<br />
Die Dienstle<strong>ist</strong>er, die mit ihren geeigneten Wagen die Freizeitfahrten<br />
durchführen, sollen durch eine europaweite Ausschreibung des<br />
Senats ermittelt und vom Senat unter Vertrag genommen <strong>wer</strong>den.<br />
Da das BVG Call Center rund um die Uhr besetzt <strong>ist</strong>, sollen die<br />
Fahrtenwünsche jederzeit entgegen genommen <strong>wer</strong>den und<br />
hoffentlich können auch jederzeit Fahrten durchgeführt <strong>wer</strong>den.<br />
Soweit die aktuelle Grobplanung des Vorvertrages – die Feinheiten<br />
<strong>wer</strong>den im nächsten halben Jahr zwischen dem Senat und der BVG<br />
erarbeitet und natürlich auch von der BBZ veröffentlicht <strong>wer</strong>den,<br />
sobald sie veröffentlichungsreif sind.<br />
Wir nahmen als Informationen aus der Rede des<br />
Betriebsratsvorsitzenden vom BZA, Herrn Stockmar, noch mit:<br />
„... die Regiele<strong>ist</strong>ungen für den Sonderfahrdienst, denn ,Telebus‘<br />
wird er dann nicht mehr heißen, weil diese Bezeichnung geschützt<br />
<strong>ist</strong>, ..."<br />
Nun können wir also gespannt sein, welchen Namen die<br />
Feinplanungs-Experten von BVG und Senat sich ausdenken <strong>wer</strong>den<br />
für das, was bis Juni 2005 noch „Telebus" heißt und künftig nicht nur<br />
wirtschaftlicher, sondern auch effektiver arbeiten soll.<br />
Namen sind Schall und Rauch - wenn nur der Service stimmt, den<br />
wir so dringend brauchen.<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Mögliche Perspektiven zum gemeinsamen Unterricht<br />
für Schülerinnen und Schüler mit dem<br />
sonderpädagogischen Fördersch<strong>wer</strong>punkt „Ge<strong>ist</strong>ige<br />
Behinderung“<br />
Der gemeinsame Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und<br />
ohne Behinderungen in der Grundschule wurde durch eine Änderung<br />
des Schulgesetzes im Jahre 1996 auch auf die Gruppe von<br />
Schülerinnen und Schülern mit ge<strong>ist</strong>iger Behinderung und<br />
Sch<strong>wer</strong>mehrfachbehinderung ausgeweitet.<br />
In der Oberschule wurde bisher dazu ein Schulversuch durchgeführt.<br />
Künftig sollen auch hier, so sieht es der Entwurf VO<br />
Sonderpädagogik vor, die allgemeinen Rahmenbedingungen für den<br />
gemeinsamen Unterricht gelten.<br />
Das Schulgesetz als Vorgabe<br />
„Ziel der Förderung <strong>ist</strong> insbesondere die Entwicklung von kognitiven,<br />
kommunikativen, sprachlichen, senso- und psychomotorischen,<br />
emotionalen und sozialen Fähigkeiten, um den Schülerinnen und<br />
Schülern Zugang zu den Kulturtechniken sowie eine aktive<br />
Lebensbewältigung in sozialer Integration zu ermöglichen." (Entwurf,<br />
VO Sonderpädagogik § 12)<br />
Die Möglichkeit, eine Regelschule besuchen zu können <strong>oder</strong> nicht<br />
besuchen zu können, darf also nicht von dem Umstand abhängen, ob<br />
ein Kind „integrierbar" <strong>oder</strong> „nicht integrationsfähig" <strong>ist</strong>.<br />
Klassen, in denen integrativer Unterricht stattfindet, erfordern eine<br />
veränderte Unterrichtsgest<strong>alt</strong>ung. Der Gesetzgeber sieht vor,<br />
BRSchL § 36 Abs. 2: „Bei der Planung und Durchführung des
gemeinsamen Unterrichts, insbesondere bei der Erstellung von<br />
Förderplänen, arbeiten die Lehrkräfte für Sonderpädagogik und die<br />
der allgemeinen Schulen sowie andere Fachkräfte zusammen."<br />
Wege zum Wandel<br />
In der Praxis <strong>ist</strong> die Unterrichtung der Regelschüler/-innen oft<br />
ausschließlich Sache der Lehrer/-innen der allgemeinen Schule,<br />
während die Schüler/-innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
überwiegend von „ihren" Sonderpädagogen/-innen unterrichtet<br />
<strong>wer</strong>den. Methodenvielf<strong>alt</strong> würde jedoch, darüber hinausweisend,<br />
auch für Kinder mit ge<strong>ist</strong>igen Beeinträchtigungen die Chance und die<br />
Möglichkeiten bieten, in einer ihnen entsprechenden Weise mit den<br />
anderen Kindern gemeinsam lernen zu können.<br />
Im gemeinsamen Unterricht <strong>ist</strong> zudem jeder Pädagoge gefordert,<br />
seine eigenen Grenzen zu erforschen und zu verstehen, um sinnvoll<br />
mit seinem Schüler mit Beeinträchtigung arbeiten zu können.<br />
Lebenspraktische Inh<strong>alt</strong>e sind diejenigen, mit denen ausnahmslos<br />
alle Schüler gleichermaßen konfrontiert <strong>wer</strong>den müssen, um<br />
gemeinsam das Leben me<strong>ist</strong>ern zu können. Lernen die „normalen"<br />
Mitschüler in ihrer Integrationsklasse, dass für die<br />
Integrationsschüler lernen nicht gleich lernen <strong>ist</strong> und für diese<br />
manche Dinge nicht als gleichermaßen wichtig erachtet <strong>wer</strong>den wie<br />
für sie selbst, dass sie ihnen also nicht nahe gebracht <strong>wer</strong>den<br />
müssten, <strong>ist</strong> die zukünftige Praxis der Ausgrenzung bereits<br />
vorprogrammiert. Und bei den Integrationsschülern erzeugt<br />
Ausgrenzung das Bewusstsein, sich von den anderen zu isolieren und<br />
zu d<strong>ist</strong>anzieren.<br />
Erst wenn auch ge<strong>ist</strong>ig behinderten Schülern zugemutet wird, mit<br />
den gleichen Inh<strong>alt</strong>en und Themen des Unterrichts konfrontiert zu<br />
<strong>wer</strong>den, sind sie für alle, Lehrer, Sonderpädagogen, Mitschüler,<br />
Eltern, und für sich selbst anerkannte und gleich<strong>wer</strong>tige Mitglieder<br />
unserer Gesellschaft. Dabei darf es hier aber nicht, wie die Tendenz<br />
wieder zeigt, allein um schulische Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit gehen, die
allgemeinen Vorstellungen folgt. Die Defizite von Schülern/-innen<br />
mit Behinderung würden damit zwangsläufig wieder in den<br />
Vordergrund rücken. Schüler verbringen die me<strong>ist</strong>e Zeit des Tages in<br />
der Schule und in dieser Gemeinschaft lernen sie eben auch alle<br />
„Gemeinschaft" für ihre zukünftige Generation – <strong>oder</strong> nicht.<br />
Sind wir für das Anderssein sensibel?<br />
Im gemeinsamen Unterricht <strong>wer</strong>den unter diesem Aspekt<br />
unerwartete Situationen, die in der Arbeit mit ge<strong>ist</strong>ig behinderten<br />
Schülern oft als Störungen pädagogischer Prozesse empfunden<br />
<strong>wer</strong>den, nicht mehr als unvermeidliche Belastungen gesehen. Bisher<br />
<strong>ist</strong> es keineswegs selbstverständlich, dass Sonderpädagogen,<br />
Regelschullehrer und Regelschüler und ihre beeinträchtigten<br />
Mitschüler als Partner einer mitmenschlichen Interaktion zu<br />
verstehen sind.<br />
Der ge<strong>ist</strong>ig behinderte Schüler zeigt der rahmenplanorientierten<br />
(Sonder-)Pädagogik zudem ihre Grenzen auf. Hinsichtlich der<br />
Möglichkeiten pädagogischer Zielsetzung <strong>ist</strong> ein Wandel erforderlich,<br />
welcher Offenheit für das Unbestimmbare und das Unvorhersehbare<br />
erlaubt. Erst dann kann der beeinträchtigte Schüler in seiner<br />
Nichtfassbarkeit und Unverfügbarkeit wahrgenommen und<br />
respektiert <strong>wer</strong>den.<br />
Wilhelm Reincke bemerkt dazu, es bedürfe dringend der Einsicht,<br />
dass die „Wahrnehmung so genannter ge<strong>ist</strong>iger Behinderung weithin<br />
auch aus subjektiven Wirklichkeitskonstruktionen Nichtbehinderter<br />
herrührt". (BHP 42.1,S.22) Das Bild vom Menschen mit ge<strong>ist</strong>iger<br />
Behinderung wäre demnach auch das, was nicht auf Seiten des<br />
Betroffenen selbst, sondern im sozialen Umfeld des betroffenen<br />
Menschen entstanden <strong>ist</strong>. Menschen mit Down-Syndrom geben dafür<br />
immer noch das treffende Beispiel. Einerseits <strong>wer</strong>den ihnen<br />
mannigf<strong>alt</strong>ige Defizite zugeschrieben, andererseits gehören sie heute<br />
vielfach als selbstbewusste und selbstständige Mitbürger in unseren<br />
Alltag.
zurück<br />
Wenn mit einer Behinderung stattdessen eine auf Respekt<br />
beruhende Autonomie der Betroffenen an Geltung gewinnen würde,<br />
dann könnte sich der pädagogische Prozess zu einer<br />
Wechselbeziehung zwischen behinderten und nichtbehinderten<br />
Menschen entwickeln. Hiervon ausgehend, könnte eine pädagogische<br />
Förderung entwickelt <strong>wer</strong>den, welche sich im Dialog zwischen Lehrer<br />
und Schüler auf gleicher Ebene entf<strong>alt</strong>en kann und wo sich alle<br />
Beteiligten in einer allen förderlichen Interaktion begegnen können.<br />
Lernen kann dann für alle Schüler gemeinsam als Prozess der Lern-<br />
und Persönlichkeitsentwicklung begriffen und realisiert <strong>wer</strong>den.<br />
Ursula Grund-Maharam<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
„Schatzk<strong>ist</strong>e Rostock“ – wäre das was für<br />
Berlin?<br />
Motto:<br />
Es <strong>ist</strong> ganz einfach:<br />
Man sieht nur mit dem Herzen gut.<br />
Das Wesentliche<br />
<strong>ist</strong> für die Augen<br />
unsichtbar.<br />
A. de Saint-Exupéry<br />
In Rostock, einer Ostseestadt mit 200.000 Einwohner/-innen, gibt es<br />
seit ca. fünf Monaten die „Schatzk<strong>ist</strong>e", eine „Kontakt- und<br />
Partnervermittlung für Menschen mit Behinderungen".<br />
In einer Begegnungsstätte in Rostock-Lichtenhagen befindet sich ein<br />
20 m² großer Büroraum mit Rampe und PC. Ein ausdrucksstarkes<br />
Bild mit einem schützenden roten Pferd neben einer schlafenden<br />
Lady auf einem Ananasstrand dominiert die Atmosphäre der Sofas<br />
und Regale.<br />
Die Idee einer Agentur für Partnervermittlung dieser Art auf<br />
gemeinnütziger Basis stammt aus Hamburg, wo der Psychologe und<br />
Sexu<strong>alt</strong>herapeut Bernd Zemella 1998 begann, das Projekt<br />
aufzubauen. Dort gibt es inzwischen 360 Karteimitglieder mit über<br />
50 Vermittlungen. Durch die Ansiedelung des Projektes in der Ev.<br />
Stiftung Alsterdorf entstand der vorrangige Bezug zur Zielgruppe der<br />
ge<strong>ist</strong>ig Behinderten. Diese Menschen haben oft große<br />
Schwierigkeiten, über ihren – me<strong>ist</strong> geschützten – Arbeitsplatz sowie<br />
Wohnort hinaus andere potenzielle Liebhaber/-innen persönlich<br />
kennen zu lernen.<br />
Am 7. Juni 2004 fand der offizielle Start der „Schatzk<strong>ist</strong>e" mit einer<br />
Party statt. Zuvor hatte es drei Treffen mit potenziellen Trägern
gegeben, die sich alle mit behinderten Menschen beschäftigen, von<br />
denen haben sich letztlich fünf herauskr<strong>ist</strong>allisiert. Hierbei mussten<br />
Bedenken hinsichtlich der Seriosität (Rotlichtmilieu? Aids?)<br />
ausgeräumt <strong>wer</strong>den. Der Förderverein Gemeindepsychiatrie e. V<br />
widmete die halbe Stelle von Ulla Tiggesbäumker um, und von der<br />
AWO Sozialdienst Rostock gGmbH wurde der Raum gestellt. Drei<br />
weitere Einrichtungen beteiligen sich. Zemella hat für die<br />
Vermittlungsaufnahme in Rostock seine selbst entwickelte Software<br />
zur Verfügung gestellt<br />
In der Rostocker Kartei sind bisher 30 Mitglieder enth<strong>alt</strong>en. Die<br />
Interessent/-innen kommen entweder über Zeitungsartikel <strong>oder</strong> über<br />
die Flyer zur „Schatzk<strong>ist</strong>e". Per Anruf wird ein Termin vereinbart, bei<br />
dem im Büro die Daten der Person life in den PC aufgenommen<br />
<strong>wer</strong>den.<br />
Zuvor muss eine Einverständniserklärung abgegeben <strong>wer</strong>den.<br />
Neben den Grunddaten <strong>wer</strong>den charakterbezogene Informationen<br />
und Wünsche erfasst. Auch 2 bis 3 Digitalfotos <strong>wer</strong>den<br />
aufgenommen. Eine einmalige Aufnahmegebühr von 10 EUR fällt an.<br />
Sollte Partnerin A mit Partner B zusammenpassen, bekommen beide<br />
ein Anschreiben mit dem Foto des potenziellen Gegenübers<br />
zugesandt, jedoch ohne Adresse <strong>oder</strong> andere Details. Erst wenn<br />
beide Seiten Interesse bekundet haben, wird ein Treffen im Büro der<br />
„Schatzk<strong>ist</strong>e" verabredet.<br />
Sollte sich später ein gravierendes Problem innerhalb der<br />
vermittelten Beziehung einstellen, so kann Ulla Tiggesbäumker –<br />
eine Begleitung bei 2–3 Terminen <strong>ist</strong> immerhin möglich – nur an<br />
professionelle Stellen weiter verweisen. Zwar sind die Mitglieder in<br />
der Kartei handverlesen, jedoch einen Schutz gegen Lügen <strong>oder</strong><br />
Gefahren anderer Art bietet dies nicht.
In Rostock <strong>wer</strong>den über Liebesbeziehungen hinaus – erweiternd zu<br />
dem Hamburger Konzept – auch andere soziale Kontakte wie<br />
gemeinsames Rommeespielen o. Ä. vermittelt. Bisher umfasst der<br />
Arbeitsumfang von Tiggesbäumker ca. 10 Stunden wöchentlich, die<br />
häufig mit Journal<strong>ist</strong>enanrufen ausgefüllt sind.<br />
In Kürze soll es eine erste Party zum Kennenlernen der<br />
Angemeldeten im Café „händicäff" geben. Dieses seit Februar<br />
bestehende Café spricht ein kunterbuntes Publikum über alle<br />
Generationen an und <strong>ist</strong> mit integriertem Lift behindertenfreundlich.<br />
Wichtig für das Projekt <strong>ist</strong> eine weitreichende Unterstützung durch<br />
andere Institutionen, da sich die Verbreitung der Flyer sonst eher<br />
schwierig gest<strong>alt</strong>et. Es gibt viele Anfragen zur persönlichen<br />
Vorstellung des Projektes durch Ulla Tiggesbäumker in Einrichtungen<br />
wie Tagesstätten und Werkstätten. Dies <strong>ist</strong> hilfreich, denn eine<br />
Kontaktaufnahme fällt vielen Behinderten anschließend leichter,<br />
wenn sie ein freundliches Gesicht mit dem Namen „Schatzk<strong>ist</strong>e"<br />
verbinden.<br />
Auch in anderen bundesdeutschen Städten wird das Konzept<br />
demnächst umgesetzt:<br />
Eine Kölner Partnervermittlung nahm im November 2004 – ebenfalls<br />
im diakonischen Umfeld – den Betrieb auf.<br />
Gespräche <strong>wer</strong>den aktuell auch in Bad Homburg und in Heilbronn für<br />
Baden-Württemberg überregional geführt.<br />
Ein Beitritt in den Hamburger Verein wird gewünscht. Mensch sollte<br />
sich ein- bis zweimal im Jahr zum Erfahrungsaustausch treffen. Eine<br />
Vernetzung bzw. ein Fortwachsen nach dem Schneeballsystem <strong>ist</strong><br />
beabsichtigt.<br />
Was wäre in Berlin möglich?<br />
In Absprache mit Heinrich Beuscher, dem Psychiatriekoodinator der<br />
Stadt, und Martin Marquard, dem Landesbehindertenbeauftragten,<br />
<strong>wer</strong>den wir in Berlin erst einmal an einer Stelle, hier in
zurück<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf, anfangen. Bei Redaktionsschluss im<br />
November 04 wird es ein erstes Treffen hierzu geben. Bei späterem<br />
Erfolg kann über eine Ausweitung innerhalb der Stadt nachgedacht<br />
<strong>wer</strong>den. Dies <strong>ist</strong> allein schon unter dem Aspekt interessant, dass es<br />
sehr viele verschiedene Behinderungsformen gibt und die<br />
Bedürfnislage der einzelnen sehr unterschiedlich <strong>ist</strong>, d. h. nicht alle<br />
mit allen zu tun haben wollen – und dann schon gar nicht als<br />
Lieberhaber/-innen!<br />
Heike Oldenburg<br />
Weitere Informationen:<br />
www.schatzk<strong>ist</strong>e-alsterdorf.de<br />
<strong>oder</strong>:<br />
Heike Oldenburg<br />
Büro Bezirksbehindertenbeauftragter Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Tel.: 0 30/9 02 91 24 03<br />
Fax: 0 30/9 02 91 24 91<br />
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***
<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Blinde sollen Reichstagsgebäude ertasten<br />
können<br />
Blinde sollen künftig das Reichstagsgebäude plastisch erfahren<br />
können. Im Rahmen der einer vom Ältestenrat unterstützten<br />
Initiative für einen „Barrierefreien Bundestag" gest<strong>alt</strong>en Studierende<br />
an der Technischen Universität Berlin (TU) gemeinsam mit dem<br />
Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband ein Tastmodell des<br />
Reichstagsgebäudes.<br />
Zusammen mit der Initiatorin des Projekts, der<br />
Bundestagsabgeordneten Dagmar F r e i t a g, und weiteren<br />
Abgeordneten präsentierten die Studenten erste Modelle am 1.<br />
Dezember, 10 Uhr, am Institut für Darstellung und Gest<strong>alt</strong>ung der<br />
TU in der Strasse des 17. Juni 135.<br />
Durch die Modelle sollen Blinde und Sehbehinderte einen Eindruck<br />
vom Reichstagsgebäude (Eingänge, Fassade, Türme, Kuppel)<br />
gewinnen.<br />
Auch Details wie die Inschrift über dem Westeingang „Dem<br />
Deutschen Volke" und die unterschiedlichen Baumaterialien sollen<br />
fühlbar gemacht <strong>wer</strong>den.<br />
Ab 2006 soll das Modell dann auf der Besuchertribüne des<br />
Bundestages zum Anfassen einladen. Der „Tastbesuch" für blinde<br />
Gäste komplettiert die Erleichterungen, die bereits beim Bau des<br />
Reichstagsgebäudes für Behinderte geschaffen worden sind.<br />
Herausgeber: Deutscher Bundestag<br />
***
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Erfahrungen mit der Versandapotheke Doc<br />
Morris<br />
Zur Beschaffung der Pflege-Verbrauchsmaterialien gemäß dem<br />
Anspruch der monatlichen Pauschale in Höhe von 31,00 EUR nach<br />
SGB XI habe ich erstmals bei der niederländischen „Pionier"-<br />
Versandapotheke DocMorris bestellt (www.docmorris.com).<br />
Geordert wurden als „rezeptfreie Medikamente" Bacillol Plus 1000 ml<br />
und Sterilium 1000 ml (2 x Desinfektionsmittel) sowie Esemtan<br />
Handemulsion 1000 ml. Der Preis liegt zwar mit 45,56 EUR über dem<br />
erstattungsfähigen Betrag von 31,00 EUR, aber das Bacillol plus<br />
wurde von mir dringend benötigt.<br />
Der Bestellvorgang<br />
Zunächst versuchte ich eine Online-Bestellung dieser Artikel, die<br />
dann hinterher bis zum Höchstbetrag von der Pflegekasse ersetzt<br />
<strong>wer</strong>den sollten.<br />
Aber weder die Eingabe des Arzneimittel- bzw. Produktnamens noch<br />
der PZN-Nummer im Internet-Bestellsystem haben funktioniert!<br />
So war ich gezwungen, das Ganze telefonisch zu bestellen, und<br />
natürlich mit einer 01805-Rufnummer.<br />
Am Telefon endlich durchverbunden, fragte ich die Mitarbeiterin,<br />
weshalb denn diese Produkte zwar in ihrem (internen)<br />
Warenwirtschaftssystem gel<strong>ist</strong>et und bestellbar sind, nicht jedoch im<br />
Internet-Bestellsystem. Daraufhin kam nur die lapidare Antwort,<br />
„dass nicht alle Produkte im Online-System enth<strong>alt</strong>en sind". Aha.
Ich habe dennoch bestellt, auch wenn diese Desinfektionsmittel noch<br />
bei den Herstellern bestellt <strong>wer</strong>den mussten und so die Lieferung<br />
erst Mitte der kommenden Woche eintreffen sollte. Schließlich muss<br />
man sich beim Versandhandel im Klaren darüber sein, dass mit<br />
längeren Lieferzeiten zu rechnen <strong>ist</strong>.<br />
Kritik am Bestellvorgang<br />
Ich finde es unverschämt, dass prinzipiell lieferbare Artikel nicht in<br />
vollem Umfang im Online-Bestellshop von www.docmorris.com<br />
gel<strong>ist</strong>et sind und der Kunde so gezwungen wird, das CallCenter mit<br />
der 01805-Rufnummer zu bemühen, um dann auch noch die<br />
Auskunft zu erh<strong>alt</strong>en, dass das gewünschte Produkt erst noch beim<br />
Hersteller gesondert bestellt <strong>wer</strong>den müsse!<br />
M<strong>oder</strong>ne, intelligente DataWarehouse- <strong>oder</strong> Online-Shop-Systeme<br />
sollten eine gleich<strong>wer</strong>tige aktuelle Bestandsabfrage zulassen wie die<br />
Call-Center-Agenten. Daher bin ich enttäuscht, dass es hier keinen<br />
1:1-Datenabgleich gibt.<br />
Gegenüber dem Preis einer konventionellen Apotheke <strong>wer</strong>de ich ca.<br />
3,80 EUR gespart haben. Selbst wenn ich eine gewisse<br />
Mindestbestellmenge bis zum Wegfall des Versandspesenanteils von<br />
4,95 EUR bei rezeptfreien Medikamenten akzeptiere, wird diese<br />
„Ersparnis" jedoch durch die notwendigen Telefonate mit der<br />
Bestellannahme mehr als „kompensiert".<br />
Ich finde es weiterhin ärgerlich, wenn die suggerierten Preisvorteile<br />
bei rezeptfreien Arzneimitteln durch solche „inversen<br />
Lockvogelangebote" nicht eingeh<strong>alt</strong>en <strong>wer</strong>den! Denn mit den<br />
rezeptfreien Medikamenten dürfte DocMorris am wenigsten<br />
(Abrechnungs-)Aufwand haben.<br />
Zwar wirbt DocMorris damit, bei verschreibungspflichtigen<br />
Medikamenten 50 % des Zuzahlungsbetrages zu vergüten, und für<br />
einen Großteil der Bestellungen mag das auch zutreffen. Aber dass<br />
dann bei den rezeptfreien Medikamenten die Marge umso größer
geh<strong>alt</strong>en bzw. der Preisvorteil für den Kunden so<br />
zusammengeschrumpft wird, h<strong>alt</strong>e ich für nicht akzeptabel.<br />
Insbesondere, wenn eben noch kostenintensiv telefoniert <strong>wer</strong>den<br />
muss!<br />
Auftragsbestätigung<br />
Nach der telefonischen Aufgabe der Bestellung wollte ich dann ca.<br />
eine Stunde später im Internet nachsehen, wie denn der<br />
Bestellstatus so ausschaut. Pustekuchen!<br />
Es erschien die Fehlermeldung (!): „Unter der Kennung<br />
(Kundennummer) XXXX liegt keine Bestellung vor!"<br />
Daraufhin habe ich wieder die Hotline bemüht und nachgefragt, ob<br />
denn die heute aufgegebene Bestellung im (internen) Bestellsystem<br />
vermerkt sei und warum ich denn Online nichts erkennen könne.<br />
Es wurde mir bestätigt, dass die Bestellung erfasst und zur<br />
Bestellung bei den Herstellern/Großhändlern vermerkt sei, aber erst<br />
konfektioniert und versandt wird, wenn alle Artikel bei DocMorris<br />
eingetroffen seien.<br />
Das mit der gemeinsamen Versendung nach dem Bereitstellen aller<br />
Artikel lasse ich mir ja irgendwie noch gefallen (weil es nicht<br />
zeitsensitiv <strong>ist</strong>). Aber „dass die Internet-Bestellinformationen um bis<br />
zu 24 Stunden zeitverzögert aktualisiert <strong>wer</strong>den", h<strong>alt</strong>e ich für eine<br />
Veralberung von Online-Nutzern.<br />
Der Versand<br />
Nach zwei Tagen traf das Paket mit den Desinfektionsmitteln ein,<br />
soweit war alles okay.<br />
Aber als dann am 20.10.04 weder eine Ergänzungslieferung des<br />
fehlenden Hautbalsams noch eine Status-E-Mail über die Lieferung<br />
eingetroffen waren, bemühte ich wieder die telefonische Hotline.
Die CallCenter-Dame am Telefon konnte den Vorgang zunächst nicht<br />
finden und sagte mir einen Rückruf ca. eine Stunde später zu. Und:<br />
Sie meldete sich dann eine Stunde später tatsächlich wieder zurück<br />
und entschuldigte sich, dass die Bestellung „untergegangen" sei und<br />
jetzt schnellstmöglich ausgeführt <strong>wer</strong>de.<br />
Zwei Tage Laufzeit der Paketdienste muss man im Großen und<br />
Ganzen sicherheitshalber schon einmal einplanen. Aber als dann<br />
einige Tage später wieder nichts eingetroffen war (und ich zudem<br />
kurzzeitig auf einer Fortbildung war), musste ich – diesmal<br />
verständlicherweise ungeduldiger denn je – erneut die Hotline<br />
kontaktieren, wo mir mitgeteilt wurde, dass die Sendung mit dem<br />
Hautschutzmittel bei meinem Nachbarn abgegeben wurde! Nur hat<br />
der Paketzusteller von der DHL / Deutsche Post AG es versäumt, mir<br />
eine Nachricht in den Briefkasten einzulegen ...<br />
Also hat die Bestellprozedur von dem erstmaligen Bestellkontakt bis<br />
zur Entgegennahme der letzten Paketsendung über 13 Tage<br />
gedauert. Wobei natürlich die Abbuchungen vom Bankkonto fast<br />
schneller erfolgten, als letztlich die Lieferungen eintrudelten.<br />
Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend kann ich also nur von wenig positiven<br />
Erfahrungen mit der Versandapotheke DocMorris berichten.<br />
Unter dem Gesichtspunkt der schnellen Lieferung und der möglichen<br />
Pannen in der Log<strong>ist</strong>ikkette eignen sich Versandapotheken ohnehin<br />
nicht für zeitkritische Bestellungen. Und obwohl diese speziell für<br />
deutsche Kunden im niederländisch-deutschen Grenzgebiet bei<br />
Heerlen gegründete Versandapotheke sich zwar ab Lager bzw.<br />
Aachen dem Paketdienst DHL / Deutsche Post AG für eine sichere<br />
und pünktliche Zustellung nach Deutschland bedient, bleibt immer<br />
noch das Transportrisiko bei der Post / DHL.<br />
Selbst wenn akzeptiert <strong>wer</strong>den muss, dass eine Bestellung
ezeptpflichtiger Medikamente aufgrund der Vorlagepflicht des<br />
Rezepts im Original (= per Post) nur schriftlich erfolgen kann,<br />
erwartet man gerade beim „CashCow"-Sortimentsbereich der<br />
rezeptfreien Medikamente einen zuvorkommenden Service –<br />
insbesondere im Internet!<br />
Frage: Wer hat was davon?<br />
Die Geschäftspraxis <strong>ist</strong> unglaubwürdig. Wo wird denn die eigentliche<br />
Marge verdient? Sicherlich in der Großhandelsspanne. Einen Teil<br />
dieser Spanne gibt DocMorris in Form der 50 % des<br />
Zuzahlungsbetrages an die Kunden bzw. GKV-Versicherten weiter.<br />
Einen anderen Teil der Spanne bekommen die deutschen<br />
(gesetzlichen und auch die privaten) Krankenversicherer über die<br />
günstiger kalkulierten Preise herein (sonst wären die Kassen nicht so<br />
scharf auf das Versandgeschäft).<br />
Dass aber bei den rezeptfreien Medikamenten sowohl<br />
Preisvorteilweitergabe als auch Service auf der Strecke zu bleiben<br />
scheinen, <strong>ist</strong> ein doppeltes Ärgernis. Man kann doch nicht z. B.<br />
wegen einer – rezeptfreien und voll selbst zu bezahlenden –<br />
Schachtel Aspirin bei DocMorris online (kostenfrei) bestellen wollen ?!<br />
Und wenn DocMorris das Angebot nur auf bestimmte Segmente von<br />
Pharmazeutika begrenzt wissen möchte, warum hat man mir dann<br />
angeboten, diese „Exoten" von Desinfektionsmitteln beim Hersteller<br />
zu bestellen? (Sterilium <strong>ist</strong> mit Sicherheit kein Exot!) Da sind selbst<br />
Quelle bzw. Otto m<strong>oder</strong>ner ...<br />
Bleibt nur zu hoffen, dass die deutschen Grenzgänger-<br />
Pharmaziestudenten im CallCenter von DocMorris ein ordentliches<br />
Geh<strong>alt</strong> bekommen.<br />
Carsten Sporkmann<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Jürgen Bergmann<br />
Ein intensives Leben auf Rädern<br />
Der 31. August 1958, ein Sonntag, sollte mein ganzes Leben<br />
verändern. Ich erinnere mich auch noch nach 46 Jahren an jedes<br />
kleinste Detail, das damals in meinem Kopf und Körper abging, an<br />
das Gefühl, als die Sensibilität innerhalb von einer halben Stunde<br />
Unheil verkündend verschwand und ich keine Kontrolle mehr über<br />
meine Arme und Beine hatte. Ich konnte mir das alles nicht erklären<br />
und sackte dann wie eine Marionette, die nicht an Schnüren geführt<br />
wird, in mich zusammen.<br />
Am liebsten hätte ich mich erschossen <strong>oder</strong><br />
aufgehängt. Aber das hätte ich nicht einmal selber<br />
gekonnt, auch dabei hätte mir jemand helfen<br />
müssen.<br />
Völlig bewegungslos lag ich beim Bademe<strong>ist</strong>er auf einer Pritsche,<br />
denn das Ganze geschah in einer Hamburger Badeanst<strong>alt</strong>, bis mich<br />
das Rote Kreuz in ein Krankenhaus brachte. (Rundum Neugierige,<br />
die den Helfern den Weg zum Krankenwagen versperrten, und ich<br />
schimpfte von der Trage herunter!) In ein Krankenhaus? Bis ich im<br />
richtigen landete, hatte ich bestimmt ein halbes Dutzend hinter mir,<br />
es verstrichen <strong>wer</strong>tvolle Stunden.<br />
Später sagte man mir, dass meine Querschnittlähmung vermutlich<br />
durch ein Blutgerinnsel zwischen dem 5. und 6. Halswirbel<br />
entstanden <strong>ist</strong>. Die Nerven wurden abgeklemmt und beschädigt. Man<br />
hätte dieses Gerinnsel innerhalb von vier Stunden entfernen können,<br />
wenn man es gefunden hätte. Vielleicht wenn ich sofort in das<br />
richtige Krankenhaus gekommen wäre?
Alles vorbei?<br />
Am Anfang war für mich alles sinnlos, alles vorbei. Ich konnte mich<br />
nicht bewegen, ich wurde gefüttert wie ein Baby. Am liebsten hätte<br />
ich mich erschossen <strong>oder</strong> aufgehängt. Aber das hätte ich nicht<br />
einmal selber gekonnt, auch dabei hätte mir jemand helfen müssen.<br />
Mitleid habe ich von der ersten Stunde an gehasst. Leute, die mir am<br />
Krankenbett etwas vorheulten, habe ich nach Hause geschickt.<br />
Mein langes Leben im Rollstuhl ging durch viele Höhen und Tiefen.<br />
Bis ich mit meiner Behinderung einigermaßen zurechtkam, vergingen<br />
viele Jahre. Medizin und Technik waren logischerweise längst nicht<br />
so ausgereift wie heute, damit musste ich mich, wie viele andere,<br />
auseinander setzen. Es wäre auch eine Lüge zu behaupten, ich hätte<br />
mich mit meiner Rollstuhlsituation abgefunden. Zu oft <strong>wer</strong>de ich mit<br />
Problemen, die ein Fußgänger womöglich nicht hat, konfrontiert. Ich<br />
habe mich entschlossen, nachdem ich das Gröbste überstanden<br />
hatte, zu überleben und bewusster zu leben. Viele haben mich dazu<br />
ermutigt.<br />
Zu neuen Ufern aufbrechen<br />
Nachdem ich meiner Ehefrau und dem Wohn- und Pflegeheim in<br />
Hamburg den Rücken gekehrt hatte, begann ich in Heidelberg mit<br />
meiner Ausbildung zum Industriekaufmann. Ziemlich frustrierend<br />
waren nach dem Abschluss die Absagen auf unzählige Be<strong>wer</strong>bungen,<br />
die ich an verschiedene Betriebe schickte. Nach über neun Jahren –<br />
in dieser Zeit m<strong>alt</strong>e ich ständig und hatte viele Ausstellungen mit<br />
meinen Aquarellen – hatte ich Glück und bekam eine Anstellung in<br />
einer Spedition. Dieser Glücksfall dauerte aber nur ein knappes Jahr.<br />
Danach schickte man mich in Er<strong>wer</strong>bsunfähigkeitsrente.<br />
Meine Malerei, mein Garten und die jungen Leute, die mich auch<br />
heute noch rund um die Uhr betreuen und mir die Möglichkeit geben,<br />
autonom zu leben, lassen eigentlich keine Langeweile aufkommen.<br />
Ehrenamtliche Tätigkeiten wie in der Gemeinde im Technischen<br />
Ausschuss, die Mitarbeit bei der Erstellung der „Grünen Blätter" und<br />
die frühere Vereinstätigkeit in der „Nicaragua Solidarität" füllten<br />
einen Teil meines Lebens aus. Mit dem eigenen Auto bin ich oft mit<br />
netten Betreuern in Urlaub gefahren. Oftmals waren die Wohnorte<br />
meiner Freunde in Ungarn, ebenfalls Rollis, meine Urlaubsziele.
Vom Alt<strong>wer</strong>den und den Zipperlein<br />
Doch dann kamen viele Zipperlein, die ich dem Alt<strong>wer</strong>den im<br />
Rollstuhl „ankreide". Während einer Schlafphase hatten Ärzte in Bad<br />
Wildungen bei einem Langzeit- EKG festgestellt, dass mein Herz<br />
neun Sekunden nicht geschlagen hatte. Seitdem habe ich einen<br />
Herzschrittmacher.<br />
Solange der Ge<strong>ist</strong> fit <strong>ist</strong>, gibt ein <strong>alt</strong>ernder Rolli<br />
nicht auf.<br />
Während vieler Jahre der Unbeweglichkeit hatten sich riesige Steine<br />
in den Nierenkelchen meiner linken Niere gebildet, die mussten<br />
unbedingt entfernt <strong>wer</strong>den. Der erste Versuch schlug fehl, da hätte<br />
man mich fast mitsamt der Steine entfernt. Die Lunge wurde bei der<br />
offenen Nierenoperation verletzt, dadurch wurden sechs<br />
Bluttransfusionen notwendig. Auch das wiederholte Beschießen der<br />
Niere mit einer so genannten „Laserkanone" blieb erfolglos.<br />
Folgeschäden blieben natürlich nicht aus, körperliche Besch<strong>wer</strong>den<br />
und die Hand, die so viele Bilder gem<strong>alt</strong> hat, <strong>ist</strong> nahezu unbrauchbar<br />
geworden. Lange Zeit brauchte ich, mit mir darüber selber ins Reine<br />
zu kommen und einzusehen, dass ich wahrscheinlich nie wieder in<br />
der Lage sein <strong>wer</strong>de zu malen. Die Hauptbeschäftigung wird am<br />
Computer stattfinden. Viele Operationen in Bad Wildungen und<br />
Marburg ließen außer den Nierensteinen auch noch mehr Lack<br />
abbröckeln. Die zahlreichen Narkosen erzeugten Verfolgungswahn<br />
und Halluzinationen. Den Krankenhauskeim bekommt man gratis mit<br />
nach Hause und handelt sich damit Riesenwunden durch eine<br />
Infektion ein und hat monatelang etwas davon. Danke!<br />
Es gibt im Alt<strong>wer</strong>den immer wieder neue<br />
Lernprozesse.<br />
Ich erwische mich immer wieder dabei, meine Wut und Frust bei<br />
meinen Helfern abzuladen, was mir im nachhinein Leid tut. Es gibt<br />
im Alt<strong>wer</strong>den immer wieder neue Lernprozesse, Situationen, auf die<br />
man sich einstellen und an die man sich gewöhnen muss. Es <strong>ist</strong> auch<br />
für die Helfer nicht immer einfach, Verständnis für solche Dinge<br />
aufzubringen.
zurück<br />
Noch eine ganze Menge Leben<br />
Doch solange der Ge<strong>ist</strong> fit <strong>ist</strong>, gibt ein <strong>alt</strong>ernder Rolli nicht auf, auch<br />
wenn er sich körperlich nicht mehr allzu viel zumuten darf und kann,<br />
auch wenn die letzten Haare grau wie bei einem <strong>alt</strong>en Esel sind, er<br />
ohne Brille blind wie ein Maulwurf <strong>ist</strong>.<br />
Die Erfahrungen – gute und schlechte – haben mich auch im<br />
Rollstuhl reifen lassen. Ich wundere mich immer wieder, wie lange es<br />
dauern kann, bis irgendwann einmal die Schmerzgrenze erreicht<br />
<strong>oder</strong> überschritten <strong>ist</strong>, wie viel man verkraften und wegstecken<br />
kann. Ist das vielleicht das Ergebnis des jahrelangen<br />
Überlebenstrainings, dass man nur so im Rollstuhl <strong>alt</strong> <strong>wer</strong>den kann?<br />
Ich wurde gefragt, ob ich Leute kenne, die länger <strong>oder</strong> genauso<br />
lange im Rollstuhl sitzen wie ich. Zu denen, die mit mir in dem<br />
Hamburger Heim zusammenlebten, habe ich keinen Kontakt mehr.<br />
Ich hörte aber, dass viele von ihnen nicht mehr am Leben sein sollen.<br />
Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus „derrehatreff"<br />
Ausgabe 4-2004.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Unterwegs mit Mobidat:<br />
Die Zentral- und Landesbibliothek in Berlin<br />
Die <strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek in Mitte wurde 1901 gegründet und<br />
befand sich in der Ritterakademie, welche im zweiten Weltkrieg<br />
zerstört wurde. Das heutige Gebäude wurde nach Plänen der<br />
Architekten Lehmann, Mehlan und Kussat nach schwedischem<br />
Vorbild an gleicher Stelle erbaut. Fritz Kühn schuf 1965 das<br />
Eingangsportal mit 117 verschiedenen Stahlplatten mit<br />
kalligrafischen Darstellungen des Buchstaben A. Im Jahre 1966<br />
wurde dieses Bibliotheksgebäude eröffnet. Hier war auch eine Zeit<br />
lang die <strong>Berliner</strong> Urania untergebracht.<br />
Die Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg soll an die Blockade<br />
1948/49 erinnern. Die USA hatten dem Regierenden Bürgerme<strong>ist</strong>er<br />
Ernst Reuter eine Spende von 5 Mio. $ für kulturelle Zwecke<br />
übergeben. Er entschied sich für eine Volksbibliothek. Entworfen<br />
wurde die AGB von den Architekten Jobst, Kreuer, Wille und<br />
Bornemann, der nach einer Studienreise durch die USA die dort<br />
gebräuchlichen Bibliothekstechniken mit nach Berlin brachte. Die<br />
AGB wurde im Jahre 1954 eröffnet.<br />
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands fusionierten beide<br />
Bibliotheken 1995 zur Zentral- und Landesbibliothek Berlin. Seitdem<br />
führt Dr. Claudia Lux die ZLB als Generaldirektorin. Die ZLB <strong>ist</strong> eine<br />
Stiftung des öffentlichen Rechts. Beide Häuser haben eine<br />
gemeinsame Leitung. Alle <strong>Berliner</strong> Verlage sind verpflichtet, von<br />
ihren Veröffentlichungen ein Exemplar in die ZLB zu geben<br />
(Pflichtexemplar). Ab 2005 soll auch die <strong>Berliner</strong> Senatsbibliothek ein<br />
Teil der ZLB <strong>wer</strong>den.<br />
Die ZLB hat heute einen Bestand von mehr als 2,5 Mio.<br />
Medieneinheiten (Bücher aller Wissensgebiete, Zeitschriften, Videos,<br />
Tonträger usw.). Seit September 2001 <strong>ist</strong> der gesamte multimediale<br />
Bestand an den Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlins (VÖBB)
angegliedert. Damit gehört die ZLB zu einem Verbund mit etwa 160<br />
öffentlichen Bibliothekseinrichtungen, in dem der eingetragene Leser<br />
standortunabhängigen Zugriff auf mehr als acht Millionen Medien hat.<br />
Eine besondere Abteilung der Stadtbibliothek <strong>ist</strong> das Zentrum für<br />
Berlin-Studien, wo einschlägige Literatur zu finden <strong>ist</strong>. Dazu gehören<br />
eine umfangreiche Sammlung von <strong>Berliner</strong> Zeitungen auf Mikrofilm<br />
sowie h<strong>ist</strong>orische Karten und Pläne.<br />
In der AGB gibt es als besonderen Service ein bibliografisches<br />
Weltarchiv. Hier kann der Leser Schriftquellen aus den letzten 500<br />
Jahren einsehen und weltweit recherchieren über Veröffentlichungen<br />
zu einer bestimmten Person / einem bestimmten Sachgebiet.<br />
Beide Häuser führen einen großen Freihandbereich. Der Nutzer kann<br />
vor Ort mit Datenbanken bzw. im Internet (seit Okt. 2004 auch mit<br />
dem eigenen Laptop) arbeiten, h<strong>ist</strong>orische Sammlungen einsehen<br />
<strong>oder</strong> seinen Lieblingsroman ausleihen.<br />
Mit mehr als 1,4 Mio. Menschen aus Berlin und der ganzen Welt <strong>ist</strong><br />
die ZLB die me<strong>ist</strong>besuchte kulturelle Einrichtung der Hauptstadt.<br />
Dies führt mittlerweile zu einem permanenten Platzmangel in beiden<br />
Gebäuden.<br />
Die Generaldirektorin erklärte in einem Interview der <strong>Berliner</strong><br />
Zeitung, dass Fritz Bornemann, der Architekt der Amerika-<br />
Gedenkbibliothek, und der damalige Direktor der Senatsbibliothek<br />
Peter Liebenow bereits im Jahre 1992 untersucht haben, inwieweit<br />
man den Palast der Republik zu einem zentralen Gebäude der ZLB<br />
ausbauen könnte. In diese Pläne könnte man auch den Marstall<br />
einbeziehen – zu dem es bereits einen Verbindungstunnel gibt.<br />
Jedoch das Land Berlin hat dafür kein Geld.
Die beiden Einrichtungen der ZLB sind für Menschen mit<br />
Behinderungen nutzbar und eine <strong>wer</strong>tvolle Bereicherung des ge<strong>ist</strong>igkulturellen<br />
Lebens.<br />
Text: Karla Dom<br />
Weitere Infos unter:<br />
030/74 77 71 15 und<br />
www.mobidat.net<br />
Amerika-Gedenkbibliothek – Profil: Kulturwissenschaften<br />
Blücherplatz 1 Tel.: 0 30-90 22 64 01<br />
Fax: 0 30-90 22 61 63<br />
E-Mail: info@zlb.de<br />
Internet: www.zlb.de<br />
Öffnungszeiten: Mo.–Fr.: 10.00–20.00 Uhr<br />
Sa.: 10.00–19.00 Uhr<br />
Kinder- u. Jugendbibliothek: Mo.: 15.00–19.00 Uhr<br />
Di.–Sa.: 11.00–19.00 Uhr, Mi.: geschlossen<br />
Barrierefreiheit<br />
Parken: 1 Behindertenparkpl., Weg zur Einrichtung stufenlos<br />
Zugang: Rampe 17 m lang, Gefälle 8 %<br />
Räume: Literatur / Sprachen rollstuhlgerecht<br />
Kunst / Bühne / Medien rollstuhlgerecht<br />
Ge<strong>ist</strong>es- u. Sozialwissenschaften rollstuhlgerecht<br />
Musikabteilung rollstuhlgerecht<br />
Computerplätze für Sehbehinderte<br />
Behinderten-WC vorhanden<br />
<strong>Berliner</strong> Stadtbibliothek – Profil: Naturwissenschaften sowie Recht<br />
und Wirtschaft<br />
Breite Str. 30–36, 10178 Berlin<br />
Tel.: 0 30-90 22 64 01 Fax: 0 30-90 22 61 63<br />
E-Mail: info@zlb.de<br />
Internet: www.zlb.de<br />
Öffnungszeiten: Mo.–Fr.: 10.00–20.00 Uhr<br />
Sa.: 10.00–19.00 Uhr
zurück<br />
Barrierefreiheit<br />
Parken: 2 Behindertenparkplätze<br />
Zugang: Eingang für Rollstuhlfahrer ca. 250 m links vom<br />
Haupteingang in der Rathausstraße über den 2. Hof, Rampe 1,20 m<br />
lang, Gefälle 5 %<br />
Räume:<br />
Buchausleihe rollstuhlgerecht, offener Bereich 98 cm, 21 Tische<br />
unterfahrbar, Hörhilfen, Gebärdendolmetscher, Informationen auf<br />
Band, Computerplätze mit Braillezeile<br />
Garderobe rollstuhlgeeignet, stufenlos<br />
Ausstellungsraum rollstuhlgeeignet, stufenlos<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe 12-04/1-05<br />
Konzert – Kultur im Kle<strong>ist</strong>haus – Gesang aus<br />
Böhmen und Mähren<br />
Das Martinu-Quartett aus Prag mit Kersten Straßburg am Klavier gab<br />
am 9. November 2004 anlässlich des 100. Todestages von Antonín<br />
Dvorák (1841–1904) ein Konzert, das dem Kompon<strong>ist</strong>en und seinem<br />
Klavierquintett in A-Dur op. 81 gewidmet war.<br />
„Zusammen mit Smetana gilt Dvorák als Begründer einer nationalen<br />
tschechischen Musikkultur. Sein vitaler Kompositionsstil verbindet<br />
klassische Formengebung mit der böhmischen und mährischen<br />
Volksmusik ...<br />
Das zweite Klavierquintett op. 81 entstand im Jahre 1887 und <strong>ist</strong><br />
eines seiner schönsten Kammermusik<strong>wer</strong>ke – es spiegelt die innige<br />
Verbundenheit mit seinem Volk und dessen Charakter wider", heißt<br />
es in der Einladung von Karl Hermann Haack, dem Beauftragten der<br />
Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.<br />
Eine Einführung in das Konzert gab Jan Sechter, Gesandter-<br />
Botschaftsrat der Tschechischen Botschaft in Berlin, „aus der Sicht<br />
eines Diplomaten"; ein Grußwort sprach Blanka Mouralová,<br />
Direktorin des Tschechischen Zentrums in Berlin. Dvorák sprach für<br />
sich ... und ich vergaß zu fotografieren.<br />
Aber auch ich danke, wie Herr Haack, für die Bereitstellung des<br />
original tschechischen Biers „danach".<br />
***<br />
Lebensfäden – Genähte Erinnerungen – Leinen & Co<br />
Quilts aus Litauen, Berlin und Brandenburg<br />
Leider verpasste ich die Vernissage am 1. November und damit<br />
einen äußerst angenehmen Abend, wie mir am 9.11. beim Dvorák-<br />
Konzert von anderen Stammgästen der Kulturabende des
Kle<strong>ist</strong>hauses berichtet wurde, die die Lesung von Texten zum Thema<br />
von Ruth Geiersberger und die musikalische Begleitung an der Harfe<br />
von Verena Volkmer sehr genossen haben.<br />
Da diese Ausstellung jedoch noch bis zum 16. Dezember im<br />
Kle<strong>ist</strong>haus gezeigt wird und wirklich sehens<strong>wer</strong>t <strong>ist</strong>, wie ich nach<br />
dem Dvorák-Konzert selbst feststellen konnte, möchte ich Ihnen die<br />
Gedanken zum Thema nahe bringen:<br />
„Patchworkarbeiten sind eine sehr persönliche Ausdrucksform im<br />
textilen Medium. Traditionell wurden sie nicht in erster Linie als<br />
Kunst<strong>wer</strong>ke konzipiert, sondern um ein ganz besonderes Geschenk<br />
zu machen – zur Geburt, Hochzeit, Genesung. Sie drücken die<br />
eigene Verbundenheit aus und – durch die aufwändige Arbeit – die<br />
große Zuneigung des Schenkenden. Sie entstehen oft als Trost in<br />
Zeiten einer Lebenskrise. Aus dieser Tradition <strong>ist</strong> die heutige<br />
Kunstform entstanden. Ohne das Ursprüngliche zu verdrängen,<br />
entstehen Gegenstände, die sich als Kunst<strong>wer</strong>ke verstehen."<br />
***<br />
Chorkonzert: „Wo ich bin, da muss ich singen!"<br />
Na aber Hallo!<br />
Klassisches, Nachdenkliches, Fröhliches – eine Orgie von J.S. Bach,<br />
G.F. Händel, W.A. Mozart, Johann Strauß, Robert Schumann,<br />
einfallsreiche Kanons, Folklore vom Feinsten und nicht zuletzt<br />
Schlager und Volkstümliches.<br />
Ein nicht enden wollender Jubel und frohes Jubilieren beschreiben<br />
diese Stimmungsexplosion von stimmgew<strong>alt</strong>igen blinden Menschen<br />
voller Humor und Lebensfreude wohl eher.<br />
Mein Telebus kam, bevor der letzte Ton verklungen und das Buffet<br />
eröffnet war.
zurück<br />
Hannelore Bauersfeld<br />
VORSCHAU: Im Kle<strong>ist</strong>haus ...<br />
... am 13. Dezember 2004 um<br />
18 Uhr findet das traditionelle Adventskonzert in Zusammenarbeit<br />
mit dem Kle<strong>ist</strong>-Museum in Frankfurt (Oder) im Kle<strong>ist</strong>haus statt.<br />
Am 16. Dezember 2004 um<br />
19 Uhr liest Ruth Geiersberger, musikalisch begleitet von Verena<br />
Volkmer, Harfe, Texte zum Thema „Lebensfäden" – Finissage.<br />
Chorkonzert: „Wo ich bin, da muss ich singen!"<br />
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***
<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Dezember 2004<br />
bfr-newsletter<br />
Ausgabe 11/2004<br />
Aktuelle Reiseinfos für mobilitätseingeschränkte Menschen vom<br />
Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen (bfr) beim Bundesverband Selbsthilfe<br />
Körperbehinderter e.V.<br />
Inh<strong>alt</strong>:<br />
1. Rolly-tours für Innovation geehrt<br />
2. WiSo-Redaktion legt Ratgeber für Behinderte vor<br />
3. BSK auf der RehCare 2004 in Düsseldorf<br />
4. Nationale Koordinationsstelle bietet Beratung an<br />
5. Neue Regelung für die Einreise in die USA tritt in Kraft<br />
6. Erholung mit Blick auf das kretische Meer<br />
7. Hunde brauchen Pass<br />
8. Mit dem Handbike in Ohio unterwegs<br />
9. Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen jetzt mit Courage<br />
10.Hier hat man tatsächlich Schwein<br />
11.L<strong>ist</strong>e rollstuhlgängiger Restaurants in der Schweiz<br />
12.Seeluft auf Royalen Planken<br />
13.Vorweihnacht in Dresden und dem Erzgebirge<br />
14.Urlaub im Allgäu<br />
1. Rolly-Tours für Innovation geehrt<br />
Mit einer Anerkennung für besondere innovative Ergebnisse im<br />
Wettbe<strong>wer</strong>b um den Unternehmer - / Unternehmens-<br />
Innovationspreis 2004 der Industrie- und Handelskammer Potsdam<br />
wurde Mitte der Woche die Rolly-Tours GdR im brandenburgischen<br />
Himmelfort für das Exponat "Boote ohne Handicap" geehrt. Rolly<br />
Tours ermöglicht es wasser- sportbege<strong>ist</strong>erten Rollstuhlnutzern, den<br />
Sportbootführerschein "Binnen" zu er<strong>wer</strong>ben und bietet schwellenfrei<br />
befahrbare Boote für individuelle Touren an. Weitere Information<br />
dazu finden Interessenten im Internet unter www.rolly-tours.de .<br />
2. WiSo-Redaktion legt Ratgeber für Behinderte vor<br />
Die Redaktion WiSo der Zweiten Deutschen Fernsehens hat jetzt
einen umfangreichen Ratgeber für Behinderte vorgelegt. Die rund<br />
330 Seiten starke Broschüre gibt vor allem Tipps zu Themen wie<br />
Arbeit, Finanzen, Pflege, Recht und Wohnen. Die ebenfalls<br />
enth<strong>alt</strong>enen Informationen zum Thema "Mobilität und Reisen"<br />
wurden unter Mitwirkung des Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen beim BSK<br />
e.V. zusammengestellt.<br />
Die Broschüre <strong>ist</strong> zum Preis von 15,90 EURO unter der ISBN 3-636-<br />
01104-9 im Buchhandel erhältlich <strong>oder</strong> in größeren Posten zu<br />
beziehen von: REDLINE WIRTSCHAFT - z. Hd. Ursula Weber<br />
Lurgiallee 6-8 - 60439 Frankfurt<br />
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3. BSK auf der RehCare 2004 in Düsseldorf<br />
Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. wird auch auf<br />
der Reh aCare 2004 in Düsseldorf vertreten sein. Während der<br />
Messe -Tage finden Interessenten den BSKReiseservice am BAGH-<br />
Gemeinschaftsstand in Halle 6 (6-D-10). Seine Mitarbeiter <strong>wer</strong>den<br />
den Reise-Katalog 2005 vorlegen und das "BSK-Reise ABC", sowie<br />
Informationen über Reiseass<strong>ist</strong>entenvermittlung und<br />
Reiseass<strong>ist</strong>entenschulungen anbieten. Außerdem wird die bekannte<br />
Broschüre "Unterwegs im Rollstuhl - Ferienregion Hegau -Bodensee"<br />
sowie erstmals eine Broschüre mit ausgewählten Nachrichten aus<br />
den bfr-newsletter der vergangenen Jahre am Stand erhältlich sein.<br />
Für weitere Anfragen zum Thema "Reisen für Alle" steht vom<br />
Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen Hartmut Smikac am Sonnabend, dem<br />
13. November in der Zeit von 11 Uhr bis 13 Uhr sowie von 14 Uhr<br />
bis 17 Uhr als Gesprächspartner zur Verfügung.<br />
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4. Nationale Koordinationsstelle bietet Beratung an<br />
Wie in den vorangegangenen Jahren so <strong>ist</strong> die Nationale<br />
Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V. - NatKo auch in diesem<br />
Jahr auf der RehaCare in Düsseldorf vertreten. Interessenten finden<br />
ihre Ansprechpartner an dem Gemeinschaftsstand der BAGH in Halle<br />
6 (Stand: 6B11 - 34). Die NatKo wird für Informationen und<br />
Beratung rund um das Thema „Tourismus für Alle“ zur Verfügung<br />
stehen. Entsprechende Auskünfte gibt es auch im Internet auf der<br />
Webseite: www.natko.de <strong>oder</strong> unter der Anschrift: Nationale<br />
Koordinationsstelle Tourismus für Alle e.V. (NatKo) Kötherhofstr.4 -<br />
55116 Mainz Telefon: 06131 - 250 410 / Fax: 06131 214 848 / E-<br />
Mail: info@natko.de
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5. Neue Regelung für die Einreise in die USA tritt in Kraft<br />
Bereits seit dem 30. September diesen Jahres <strong>wer</strong>den von allen<br />
Personen, die visafrei in die USA einreisen, bei der Einreise digitale<br />
Fotos gemacht und deren Fingerabdrücke eingescannt. Ab dem 26.<br />
Oktober 2004 <strong>wer</strong>den nun ausnahmslos von allen Einreisenden, auch<br />
von Kindern, Kleinkindern und Babys, maschinenlesbare<br />
Reisedokumente (bordeauxfarbener Reisepass) verlangt. Einträge<br />
von Kindern in die Pässe ih rer Eltern <strong>wer</strong>den jetzt nicht mehr<br />
akzeptiert. Die ursprünglich ebenfalls vorgesehene Einführung von<br />
Pässen mit biometrischen Daten (neben dem Passfoto auch<br />
Fingerabdruck <strong>oder</strong> Bild der Augeniris) wird nach derzeitigem Stand<br />
auf den 26. Oktober 2005 verschoben. Weitere Auskünfte zu den für<br />
die Einreise in die USA geltenden Bestimmungen sind auf Websites<br />
wie www.usa.de / www.auswaertiges-amt.de / www.usembassidy.de<br />
zu finden <strong>oder</strong> über die Rufnummer 0700 74 88 72 (12 Cent/min) zu<br />
erh<strong>alt</strong>en.<br />
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6. Erholung mit Blick auf das kretische Meer<br />
Von Olivenhainen umgeben lädt die Eria Ferienanlage im h<strong>ist</strong>orischen<br />
Dorf Maleme zur Erholung auf Kreta ein. Die Räume der<br />
zweigeschossigen Anlage sind um den Swimmingpool angeordnet<br />
und bieten von ihren Balkonen einen Blick auf das Kretische Meer<br />
<strong>oder</strong> die Olivenhaine. Die Ferienanlage <strong>ist</strong> speziell für Gäste mit<br />
Behinderungen geplant und gebaut. Dementsprechend bietet sie<br />
neben dem Hotelstandard eine Reihe zusätzlicher Hilfemittel sowie<br />
besonders für mobilitätseingeschränkte Gäste ausgewählte<br />
Besuchprogramme. Ein Urlaub in der Eria Ferienanlage <strong>ist</strong> über den<br />
BSK-Reiseservice buchbar. Wer sich bis zum 30. November<br />
entscheidet, den Urlaub im kommende Jahr dort verbringen zu<br />
wollen, kann außerdem mit fünf Prozent Frühbucherrabatt rechnen.<br />
Weitere Auskunft erteilt dazu: BSK-Reiseservice - Altkrautheimer<br />
Straße 20 - 74238 Krautheim<br />
Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 / E-Mail:<br />
reiseservice@bsk-ev.de<br />
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7. Hunde brauchen Pass
Ab dem 1. Oktober muss bei Reisen in das EU-Ausland auch für<br />
Hunde ein eigener Pass, der blaue fälschungssichere EU-<br />
Heimtierausweis, vorgelegt <strong>wer</strong>den. Außerdem müssen die<br />
vierbeinigen Begleiter mittels Mikrochip <strong>oder</strong> Tätowierung<br />
zweifelsfrei identifizierbar sein. Der Heimtierausweis wird gegen eine<br />
Gebühr sowie nach Erledigung der geforderten Impfungen vom<br />
Tierarzt ausgestellt.<br />
Obwohl das bisherige internationale Impfzeugnis allgemein noch<br />
zwölf Monate ab dem Ausstellungsdatum akzeptiert wird, sollten sich<br />
Reisende, die mit Ass<strong>ist</strong>enz - <strong>oder</strong> Blindenführhund ins Ausland<br />
reisen möchte, rechtzeitig von ihrem Tierarzt beraten und den EU -<br />
Heimtierausweis für ihre Tiere ausstellen lassen. Dieser wird auch in<br />
einigen Nicht-EULändern akzeptiert. Bei Reisen in die Nicht-EU-<br />
Länder <strong>ist</strong> es außerdem wichtig, sich vor Reiseantritt über nationale<br />
Bestimmungen zu informieren.<br />
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8. Mit dem Handbike in Ohio unterwegs<br />
In den Hocking Hills von Ohio, einem der größten staatlichen Parks<br />
des Landes gibt es einen 14 Meilen langen Radwanderweg, welcher<br />
von Nelsonville nach Athens führt. Das Gelände <strong>ist</strong> eben und der<br />
Weg <strong>ist</strong> regulär für Fahrräder und Handbikes zugelassen. Für<br />
mobilitätseingeschränkte Handbike-Fahrer bietet sich ein Besuch im<br />
zehn Meilen vom Radweg entfernten Rockbridge an. Eine der hier<br />
befindlichen Fairview Cabins <strong>ist</strong> für Besucher mit Rollstuhl<br />
eingerichtet und ausgestattet. Weitere Information gibt es dazu im<br />
Internet unter http://www.afairview.com/ <strong>oder</strong> <strong>ist</strong> erhältlich<br />
von: Chris and Brad Kornmiller<br />
Fairview Cabins - 11470 D<strong>alt</strong>on Rd. - Rockbridge - Ohio 43149 - USA<br />
Tel. 001 740-385-4445 / Fax: 001 740-385-0707 / E-Mail:<br />
info@afairview.com<br />
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9. Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen jetzt mit Courage<br />
Helga Schwall und Klaus Wolf vom Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen beim<br />
BSK e.V. haben kürzlich eine auf längere Sicht angelegte<br />
Zusammenarbeit mit dem Journal für aktive Menschen mit und ohne<br />
Handicap "Courage" gestartet. Die Ausgabe 3 der Zeitschrift hat<br />
einen von ihnen vorbereiteten Text über die Universitätsstadt
Konstanz abgedruckt. Weitere Texte ihrer bisherigen Arbeit am<br />
Bodensee sollen folgen. Mehr Information zu diesem Journal finden<br />
Interessenten im Internet unter der Adresse www.couragejournal.de<br />
beziehungsweise erh<strong>alt</strong>en diese über die Anschrift: Print-Online -<br />
Media WEP GmbH<br />
Rauentaler Straße 22/1 - 76437 Rastatt<br />
Tel. 07222 83 08 60 / 07222 83 08 70 / E-Mail: redaktion@piduchonline.de<br />
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10. Hier hat man tatsächlich Schwein<br />
Wer gern einmal mehr über Schweine, Schweineh<strong>alt</strong>ung und alles,<br />
was sich um Schweinespeck rankt, erfahren möchte, für den <strong>ist</strong> das<br />
Deutsche Schweinemuseum in Ruhlsdorf die richtige Adresse. Das<br />
Museum befindet sich südlich von Berlin. Es <strong>ist</strong> ein ebenerdiger<br />
Flachbau. Am Eingang und zwischen zwei Räumen <strong>ist</strong> jeweils eine<br />
Stufe zu überwinden. Dafür stehen einfache Rampen aus Holz zur<br />
Verfügung. Das Schweinemuseum <strong>ist</strong> donnerstags von 11 Uhr bis 17<br />
Uhr geöffnet, <strong>oder</strong>, an anderen Tagen nach Voranmeldung zu<br />
besuchen. Nach Vorabsprache <strong>ist</strong> ebenfalls ein ebenerdiger Zugang<br />
durch eine Seitentür möglich. Entsprechende Absprachen können<br />
über folgende Adresse geführt <strong>wer</strong>den: Deutsches Schweinemuseum<br />
Ruhlsdorf - Dorfstraße 1 - 14513 Teltow/Ruhlsdorf<br />
Tel. 03328 43 61 05 <strong>oder</strong> 03328 43 60 / Fax: 03328 43 61 18<br />
E-Mail: schweinemuseum@aol.com<br />
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11. L<strong>ist</strong>e rollstuhlgängiger Restaurants in der Schweiz<br />
Die L<strong>ist</strong>e der rollstuhlgängigen Restaurants in der Schweiz wurde<br />
überarbeitet und steht jetzt unter www.mis-ch.ch -> Info Schweiz<br />
zur Verfügung. Auf der Restaurantl<strong>ist</strong>e finden sich Informationen von<br />
Snackbars, Berggasthöfen bis hin zu Gourmetrestaurants. Die<br />
Gastrobetriebe sind nach Kanton zusammengefasst (L<strong>ist</strong>e 1: GL, LU,<br />
NW, OW, SZ, TI, UR, ZG / L<strong>ist</strong>e 2: AG, BS, BL, SO, ZH / L<strong>ist</strong>e 3: AI,<br />
AR, SG, TG, FL / L<strong>ist</strong>e 4: FR, GE, JU, NE, VD, VS). Alle, die keinen<br />
Internetanschluss haben, können die L<strong>ist</strong>en gegen einen<br />
Kostenbeitrag von je zwei Schweizer Franken erh<strong>alt</strong>en von: Mobility<br />
International Schweiz Reisefachstelle für Menschen mit Behinderung
und die Tourismusbranche Froburgstrasse 4 - Postfach - CH-4601<br />
Olten<br />
Tel. 0041 62 206 88 35 / E-Mail: info@mis-ch.ch<br />
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12. Seeluft auf Royalen Planken<br />
Die königliche Yacht Britannia hat am Ocean Terminal im nördlich<br />
von Edinburgh gelegenen Leith ihren letzten Ankerplatz gefunden.<br />
Mit ihr <strong>ist</strong> die britische Königin und die königliche Familie in 44<br />
Jahren zu 968 offiziellen Reisen unterwegs gewesen. Jetzt <strong>ist</strong> sie im<br />
Hafen vertäut. Besucherzentrum und Yacht sind voll<br />
rollstuhlzugänglich. Für hörbe hinderte Besucher steht ein Text als<br />
Sprachaufzeichnung zur Verfügung. Weitere Auskünfte finden sich<br />
auf der Internet-Seite www.royalyachtbritannia.co.uk <strong>oder</strong> sind<br />
durch einen Anruf bei 0044 131 555 5566, durch ein Fax an 0044<br />
131 555 8835, beziehungsweise eine E-Mail an die Adresse<br />
enquiries@tryb.co.uk zu bekommen.<br />
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13. Vorweihnacht in Dresden und dem Erzgebirge<br />
Die Vorweihnacht im südlichen Sachsen hat ihren besonderen Reiz.<br />
Ein Besuch des Strietzel-Markt in Dresden <strong>oder</strong> Spaziergänge durch<br />
die weihnachtlich geschmückten Städte des Erzgebirges bringen<br />
jeden gedanklich in die beschauliche Weihnacht der Kindheit zurück.<br />
Für mobilitätseingeschränkte Reisende, die zur nächsten Weihnacht<br />
ein derartige Erlebnis planen, und mit dem eigenen Auto reisen<br />
möchten, bietet die "Dippold - Klause" in Dippoldiswalde einen<br />
idealen Ausgangspunkt für diese Unternehmung. Die<br />
Gästewohnungen diese Hotel sind räumlich sehr großzügig, sehr gut<br />
ausgestattet und alle ebenerdig zugänglich. Weitere Information <strong>ist</strong><br />
erhältlich von: Hotel & Restaurant "Dippold-Klause" - Heidepark 11 -<br />
01744 Dippoldiswalde<br />
Tel. 03504 625 51 01 / Fax 03504 625 50 02<br />
zurück<br />
14. Urlaub im Allgäu<br />
Urlaub ohne Handicap, dafür steht eine Broschüre für die Region<br />
Allgäu / Bayrisch - Schwaben zur Verfügung, die Menschen mit<br />
Handicap den Urlaub in dieser Gegend erleichtern soll. Sie enthält
zurück<br />
viele notwendige Informationen und berücksichtigt auch<br />
Sehbehinderte, Hörbehinderte und Allergiker. Weitere Auskunft dazu<br />
findet sich unter www.allgaeu-bayrisch-schwaben.de <strong>oder</strong> <strong>ist</strong><br />
erhältlich von: Tourismusverband Allgäu/Bayrisch-Schwaben e.V.<br />
Fuggerstraße 9 - 86150 Augsburg<br />
Tel.: 0821- 4504010 / Fax : 0821- 45040120<br />
zurück<br />
Ansprechpartner für weitere Auskünfte:<br />
Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. - Reiseservice,<br />
Frau Hanna Herbricht<br />
Altkrautheimer Straße 20 - Postfach 20 – 74236 Krautheim / Jagst<br />
Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 - E-Mail:<br />
Reiseservice@bsk-ev.de<br />
Kontakt zum „Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen“ über das Internet auf:<br />
www.bsk-ev.de , die E-Mail-Adresse: nw-bfr@bsk-ev.de <strong>oder</strong><br />
Hartmut Smikac (Tel. 03494 26228)<br />
Der Newsletter kann über die Adresse nw-bfr@bsk-ev.de bestellt<br />
<strong>oder</strong> abbestellt <strong>wer</strong>den.<br />
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***
<strong>Berliner</strong> <strong>Behindertenzeitung</strong> Ausgabe Dezember 2004<br />
bfr-newsletter<br />
Ausgabe 12/2004<br />
Aktuelle Reiseinfos für mobilitätseingeschränkte Menschen vom<br />
Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen (bfr) beim Bundesverband Selbsthilfe<br />
Körperbehinderter e.V.<br />
Inh<strong>alt</strong>:<br />
1. Deutsche Bahn AG erhielt Barmer Paralympic Media Award<br />
2. BSK-Reiseservice zum Jahreswechsel mit umfangreichem<br />
Angebot<br />
3. Abschluss einer weiteren Qualifizierungsoffensive in<br />
Brandenburg<br />
4. Erste Früchte der Initiative Berlin barrierefrei<br />
5. Ibiza - Scout bietet Hilfe<br />
6. Urlaub in der Villa eines Plantagenbesitzers<br />
7. Kurzer Trip <strong>oder</strong> weiter Sprung mit Weitsprung-Reisen<br />
8. Neuland in Marienborn<br />
9. Besuch bei Madame Tussaud's<br />
10. Singen barrierefrei<br />
Wieder geht ein Jahr zu Ende. Alle an der Redaktion des bfrnewsletter<br />
Beteiligten hoffen, dass das Jahr 2004 für alle Leser<br />
dieses Newsletter ein insgesamt schönes, gesundes und<br />
erfolgreiches Jahr war. Wir wünschen<br />
allen Abonnentinnen und Abonnenten unseres Informationsbriefes<br />
eine besinnliche und erholsame Vorweihnachtszeit, ein frohes Fest<br />
sowie einen guten Start in das Jahr 2005.<br />
1. Deutsche Bahn erhielt Barmer Paralympic Media Award<br />
Im Rahmen der Benefiz-Gala Paralympics Night wurde am 29.<br />
Oktober 2004 in Düsseldorf auch in diesem Jahr der Barmer<br />
Paralympic Media Award für herausragende Le<strong>ist</strong>ungen im Bereich<br />
Kommunikation/Marketing im Behindertensport verliehen. Seit<br />
Januar 2002 <strong>ist</strong> die Deutsche Bahn offizieller Partner des<br />
Behindertensport in Deutschland. Als erstes Unternehmen dieser
Größe hat sie zum 1. Juli 2002 im Unternehmensbereich<br />
Personenverkehr der DB eine Kontaktstelle für kundenbezogene<br />
Behindertenangelegenheiten eingerichtet und so einen eigenen<br />
Bereich innerhalb des Marketings für die Zielgruppe von Menschen<br />
mit Behinderungen geschaffen. Dieses Engagement wurde nun mit<br />
einem Sonderpreis für den Bereich Marketing geehrt. Wie Ralf Klein-<br />
Bölting, der Generalbevollmächtigte Konzernmarketing, bei der<br />
Entgegennahme des Preises erklärte, bestärkt dieser die Bahn darin,<br />
ihre Vision des barrierefreien Reisens weiter zu verfolgen.<br />
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2. BSK-Reiseservice zum Jahreswechsel mit umfangreichem<br />
Angebot<br />
Für alle, die Weihnachten nicht unbedingt unter dem heimatlichen<br />
Weihnachtsbaum verbringen, <strong>oder</strong> die ersten Tage des Jahres 2005<br />
unter südlicher Sonne feiern möchten, dem unterbreitet der BSK-<br />
Reiseservice ein umfangreiches Angebot - Weihnachten und Silvester<br />
in Abu Dhabi, auf Dhjerba, Mallorca <strong>oder</strong> Zypern, Silvesterfeier im<br />
holländischen Alkmaar - <strong>oder</strong> eben auch ein individuelles<br />
Arrangement. Hinsichtlich weiterer Auskünfte zu den Angeboten, den<br />
Buchungsmodalitäten <strong>oder</strong> wegen Absprachen zu individuellen<br />
Wünschen fragen Sie bitte bei:<br />
BSK-Reiseservice - Altkrautheimer Straße 20 - 74238 Krautheim,<br />
Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 / E-Mail:<br />
reiseservice@bsk-ev.de<br />
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3. Abschluss einer weiteren Qualifizierungsoffensive in<br />
Brandenburg<br />
Mit einer Abschlussveranst<strong>alt</strong>ung, auf der Sozialmin<strong>ist</strong>erin Dagmar<br />
Ziegler und der Landesbehindertenbeauftragte Rainer Kluge die<br />
gele<strong>ist</strong>ete Arbeit würdigten und Projektteilnehmer ihre Ergebnisse<br />
vorstellten, wurde Mitte November in Potsdam die<br />
Qualifizierungsoffensive Innopunkt 6 "Barrierefreier Tourismus für<br />
Alle im Land Brandenburg" erfolgreich abgeschlossen. 40 tour<strong>ist</strong>ische<br />
Le<strong>ist</strong>ungsträger und Partner aus den Modellregionen Ruppiner Land,<br />
Barnimer Land / Uckermark, Potsdam / Havelland, Fläming und<br />
Südbrandenburg wurden in den vergangenen zwei Jahren für das<br />
immer mehr an Bedeutung gewinnende Marktsegment barrierefreier<br />
Tourismus qualifiziert und beraten. Neben auf viele Einzelergebnisse<br />
konnte dabei darauf verwiesen <strong>wer</strong>den, dass es mit dieser<br />
Qualifizierungsoffensive gelungen <strong>ist</strong>, die Zusammenarbeit in den
Regionen für mehr barrierefreie Angebote zu stärken. Die weitere<br />
Vernetzung von Angeboten wurde als Kernpunkt der weiteren Arbeit<br />
auf diesem Gebiet herausgestellt.<br />
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4. Erste Früchte der Initiative Berlin barrierefrei<br />
Nachdem Anfang September die Aktion "Berlin barrierefrei" gestartet<br />
worden war, konnte Anfang Oktober das Hotel "Kolumbus" den<br />
weißen Pfeil auf hellgelbem Grund, das Signet für das<br />
Qualitätsmerkmal "Barrierefreiheit" erh<strong>alt</strong>en. Neben barrierefreien<br />
Konferenz- und Seminarräumen sowie gastronomischen und<br />
sanitären Einrichtungen bietet das Haus mit 97 entsprechend<br />
gest<strong>alt</strong>eten Zimmern 43 Prozent der Übernachtungskapazität auch<br />
für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen an. Das Qualitätsmerkmal<br />
wird vergeben wenn die Einrichtung zumindest ebenerdig zugänglich<br />
<strong>ist</strong>, über ausreichend breite Türen und Bewegungsflächen verfügt,<br />
gefährliche Glasflächen und Stufen markiert sind sowie<br />
Orientierungshilfen für seh- und hörbehinderte Menschen bereithält.<br />
Wer mehr über die Aktion "Berlin barrierefrei" und die bisher mit<br />
dem Signet - Vergaben erfahren möchte, findet dies auf der Website<br />
www.berlin-barrierefrei.de .<br />
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5. Ibiza - Scout bietet Hilfe<br />
Auch auf Ibiza <strong>ist</strong> nicht alles auf die Bedürfnisse Reisender mit<br />
Behinderungen eingestellt. Hier gibt es allerdings Hilfe. Von der<br />
Auswahl des Hotel, die Vorbereitung der Anreise, über das<br />
Beschaffen von Zugangsinformation zu Sehenswürdigkeiten,<br />
Strände, Attraktionen und dem Nachtleben hilft Ibiza - Scout dabei,<br />
richtige Entscheidungen zu treffen und so einen unvergesslichen<br />
Urlaub auf Ibiza zu verleben. Weitere Information zu den einzelnen<br />
Hilfen finden sich im Internet unter www.Ibizascout.de<br />
beziehungsweise sind erhältlich unter Telefon 0173-5327685 <strong>oder</strong> E-<br />
Mail: Info@Ibizascout.de<br />
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6. Urlaub in der Villa eines Plantagenbesitzers<br />
In der Umgebung von Gainesville in Florida gibt es von gutem Essen<br />
über viel Unterh<strong>alt</strong>ung bis zu Wassersport und Handbike- <strong>oder</strong><br />
Rollstuhlfahrten auf geeigneten Wegen und Routen alles was man
sich für eine gute Erholung wünscht. Gainesville war früher ein<br />
Zentrum des Baumwollanbau und viele Plantagenbesitzer hatten sich<br />
hier elegante Viktorianische Villen bauen lassen. Eines dieser Juwele<br />
<strong>ist</strong> die Laurel Oak Inn im Südosten des h<strong>ist</strong>orischen Stadtteiles. Auch<br />
nach mehreren Umbauten konnte es seinen früheren Glanz erh<strong>alt</strong>en<br />
und <strong>ist</strong> jetzt Bed & Breakfast Gasthaus. Von den fünf Schlafzimmern<br />
befindet sich eines im ersten Stock. Dieses <strong>ist</strong> komplett<br />
rollstuhlzugänglich. Das private Bad verfügt über eine befahrbare<br />
Dusche mit Handbrause, Duschsitz sowie Handgriffen in Bad und<br />
Toilette. Weitere Information findet sich dazu im Internet unter der<br />
Adresse http://www.laureloakinn.com/ <strong>oder</strong> kann von Monta und<br />
Peggy Burt über folgende Anschrift angefordert <strong>wer</strong>den: The Laurel<br />
Oak Inn - 221 SE Seventh Street - Gainesville - Florida 32601<br />
- USA Tel. 001 352-373-4535 / Fax: 001352-377-5049<br />
E-Mail: inquiries@laureloakinn.com<br />
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7. Kurzer Trip <strong>oder</strong> weiter Sprung mit Weitsprung-Reisen<br />
Weitsprung-Reisen, der Anbieter von Gruppeneisen für Senioren<br />
<strong>oder</strong> behinderte und nichtbehinderte Reisende, hat jetzt seinen<br />
Angebotskatalog für Reisen mit Begleitung in den Jahren 2005 und<br />
2006 vorgelegt. Neben Reisen nach Nah und Fern bietet das Team<br />
aus Marburg auch Reiseziele von "A", wie Allgäu, bis "V", wie<br />
Vietnam, an. Informationen zu den einzelnen Reisen finden sich im<br />
Internet unter www.weitsprung-reisen.de <strong>oder</strong> können angefordert<br />
<strong>wer</strong>den bei: Weitsprung-Reisen - Gutenbergstraße 27 - 35037<br />
Marburg<br />
Tel. / Fax 06421 686 832 / E-Mail: mail@weitsprung-reisen.de<br />
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8. Neuland in Marienborn<br />
Anlässlich des 15. Jahrestages der Grenzöffnung präsentiert die<br />
Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn gemeinsam mit der<br />
Landeszentrale für politische Bildung vom 9. November 2004 bis<br />
zum 31, Januar 2005 die Ausstellung "Neuland". Die darin gezeigten<br />
fotografischen Aufnahmen von Claudio Hills zeigen und beschreiben<br />
aus ungewöhnlicher Perspektive vieles was Deutschland in den<br />
vergangenen fünfzehn Jahren geprägt hat. Das Gelände der<br />
Gedenkstätte <strong>ist</strong> weitgehend ebenerdig mit einem Rollstuhl zu<br />
befahren. Das Obergeschoss des Ausstellungsgebäudes <strong>ist</strong> mittels<br />
Lift erreichbar. Eine Toilette für Besucher mit Rollstuhl steht zur<br />
Verfügung. Weitere Auskünfte sind erhältlich von: Gedenkstätte
Deutsche Teilung Marienborn<br />
An der BAB 2 - 39365 Marienborn<br />
Tel. 039406 92 090 / Fax 039406 92 099 / E-Mail:<br />
gedenkstaette@marienborn.de<br />
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9. Besuch bei Madame Tussaud's<br />
Madame Tussaud's, das <strong>ist</strong> ein Wachsfiguren Museum mit mehr als<br />
400 lebensgroßen Figuren des Spitzensport, der Film- und<br />
Gesangsstars sowie von Politikern und h<strong>ist</strong>orischen Persönlichkeiten.<br />
Für Besucher mit<br />
Rollstuhl <strong>ist</strong> die Ausstellung im Bereich A weitgehend zugänglich. In<br />
Ausstellungsführer in Braille-Schrift <strong>ist</strong> auf Anfrage verfügbar. Auch<br />
eine spezielle Führung für blinde Besucher kann ermöglicht <strong>wer</strong>den.<br />
Da aus Sicherheitsgründen jeweils nur drei Rollstuhlfahrer in der<br />
Ausstellung erlaubt sind, <strong>ist</strong> die Vorankündigung des Besuches<br />
grundsätzlich zu empfehlen. Besucher mit Rollstuhl haben freien<br />
Eintritt. Weitere Information zu Madame Tussaud's findet sich im<br />
Internet unter der Adresse www.madame-tussauds.com <strong>oder</strong> <strong>ist</strong><br />
erhältlich von: Madame Tussuads - Marylebone Road - London NW1<br />
5LR, Tel. 0044 20 7935 6861 / Fax 0044 20 77 465 08 62<br />
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10. Singen barrierefrei<br />
Mit der Broschüre "Singen barrierefrei - Mit und ohne Handicap,<br />
Stadtführer 2004 /2005" legen Helga Schwall und Klaus Wolf, die<br />
beide im Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen beim Bundesverband<br />
Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. tätig sind, ein umfangreiches<br />
Informationsmaterial für mobilitätseingeschränkte Besucher ihrer<br />
Heimatstadt Singen vor. Neben Informationen zur Geschichte der<br />
Stadt, einer Beschreibung der regionalen Gegebenheiten, vermittelt<br />
das 130-seitige Heft fast alles, was ein mobilitätseingeschränkter<br />
Besucher über die Bedingungen im Verkehr, die Zugänglichkeit<br />
kultureller und sportlicher Einrichtungen sowie für die Freizeit wissen<br />
muss. Ein umfangreicher Adressen-Teil verwe<strong>ist</strong> zugleich auf weitere<br />
Beratungsmöglichkeiten und Hilfen. Die Broschüre <strong>ist</strong> zum<br />
Kostenbeitrag von drei Euro (plus Porto und Versand) erhältlich<br />
von: Netz<strong>wer</strong>k Barrierefrei Reisen - Helga Schwall & Klaus Wolf<br />
Schauinslandstraße 39 - 78224 Singen<br />
Tel. 07731 47 576 / Fax 07731 95 59 17 / E-Mail: info@bsk-hegaubodensee.de
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Ansprechpartner für weitere Auskünfte:<br />
Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. - Reiseservice,<br />
Frau Hanna Herbricht<br />
Altkrautheimer Straße 20 - Postfach 20 – 74236 Krautheim / Jagst<br />
Tel. 06294 42 81 50 / Fax 06294 42 81 59 - E-Mail:<br />
Reiseservice@bsk-ev.de<br />
Kontakt zum „Netz<strong>wer</strong>k barrierefrei reisen“ über das Internet auf:<br />
www.bsk-ev.de , die E-Mail-Adresse: nw-bfr@bsk-ev.de <strong>oder</strong><br />
Hartmut Smikac (Tel. 03494 26228)<br />
Der Newsletter kann über die Adresse nw-bfr@bsk-ev.de bestellt<br />
<strong>oder</strong> abbestellt <strong>wer</strong>den.<br />
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