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und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

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16<br />

Ralf-Thomas Klein, Können christliche Glaubensüberzeugungen Wissen sein?<br />

Einleitung<br />

schichtlich sogar Kant <strong>und</strong> Wittgenstein in den Schatten. 12 In Abschnitt 1.5<br />

werde ich die Entwicklung seiner Position kurz skizzieren <strong>und</strong> in 1.6 dann die<br />

Aufgabe <strong>und</strong> den Aufbau der vorliegenden Arbeit erläutern.<br />

1.2 Was heißt „Glauben“?<br />

Wenn Christen in einem Gottesdienst das Credo sprechen, dann wollen viele<br />

damit u. a. zum Ausdruck bringen, dass sie Sätze wie „Gott hat Himmel <strong>und</strong><br />

Erde geschaffen“ oder „Jesus ist von den Toten auferstanden“ für wahr halten.<br />

Dieses Verständnis steht in Übereinstimmung mit einem sehr breiten historischen<br />

Konsens darüber, dass „Glaube“ im christlichen Sinne sich nicht in<br />

einem Für-wahr-Halten erschöpft, dass er aber ein Für-wahr-Halten impliziert.<br />

Nach Wolfhart Pannenbergs Analyse war schon in Israel Glauben „eine<br />

Form des Sichverhaltens zur Wahrheit.“ 13 „Auch der Glaube Israels enthält<br />

Erkenntnis <strong>und</strong> Wissen als ein Wesensmoment seiner selbst“, 14 er wagt sich<br />

aber im Gegensatz zum Wissen über die Grenze des Gegenwärtigen hinaus. 15<br />

Dies gilt auch für das Glaubensverständnis des NT. So ist für Paulusim<br />

Glauben an die Auferstehung Jesu ein „Wissen“ enthalten, „das den Glauben<br />

im Sinne des christlichen Vertrauens in die von Gott heraufzuführende Zukunft<br />

begründet.“ 16<br />

Augustinus definiert Glauben als „Denken mit Zustimmung“ (cogitare cum<br />

assensu), 17 ein Verständnis, das für die spätere lateinische Scholastik maßgeblich<br />

wurde. 18 Er unterscheidet weiterhin zwischen „credere Deum“ (glauben,<br />

das Gott ist), „credere Deo“ (glauben, dass wahr ist, was Gott sagt) <strong>und</strong><br />

„credere in Deum“ (Gott vertrauen). 19 Auch hier enthält der Glaube das Ele-<br />

12 Schärtl, Anfragen, 87 f.<br />

13 Pannenberg, Theologie, 156.<br />

14 Ebd., 157.<br />

15 Im Gegensatz zum griechischen Denken wird das Wahre nicht „als das zeitlos mit sich selber<br />

identische gedacht“, sondern als zeitbezogen gesehen: „Die Zukunft wird erweisen, was<br />

wahrhaft beständig <strong>und</strong> also letztlich wahr ist.“ (ebd.) „Das unterschiedliche Verhältnis zur Zeit<br />

hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Wahrheit der Dinge liegt der Höherwertung des Glaubens<br />

in Israel im Vergleich zum Wissen <strong>und</strong> Erkennen zugr<strong>und</strong>e: Erkennen <strong>und</strong> Wissen sind am<br />

Gegenwärtigen oder bisher schon Erfahrenen orientiert, der Glaube richtet sich als Vertrauen<br />

auf die Zukunft. Wenn erst die Zukunft lehren wird, was endgültig Bestand hat, dann kommt es<br />

für das Verhältnis zur Wahrheit entscheidend auf den Glauben an.“ (ebd.)<br />

Zum Glauben im AT vgl. auch Jepsen, Art. CB4.<br />

16 Pannenberg, Theologie, 158; ebd.: „Dabei ist der Glaube selber keine bloße Kenntnisnahme <strong>und</strong><br />

auch nicht nur Zustimmung zu einer Lehre. Entscheidend ist das Verhältnis des Glaubens zur<br />

Zeit, zur Zukunft, die Gott heraufführen wird, <strong>und</strong> damit zu Gott selbst.“<br />

Zum Glauben im NT vgl. auch Michel, Art. Pistir.<br />

17 Augustinus, De praedestinatione sanctorum II, 5 (MPL 44, 963).<br />

18 Vgl. Pannenberg, Theologie, 166.<br />

19 Die maßgebliche Stelle „Aliud enim est credere illi, aliud credere illum, aliud credere in illum.<br />

© 2012, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

ISBN Print: 9783525564035 — ISBN E-Book: 9783647564036

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