âWir wollen agieren und nicht reagieren!â - Baugewerbe-Magazin
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Baumanagement<br />
„Wir <strong>wollen</strong> <strong>agieren</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>nicht</strong> re<strong>agieren</strong>!“<br />
BAUUNTERNEHMERPORTRÄT (9) ◾ Auf über h<strong>und</strong>ert Jahre Firmengeschichte blickt<br />
die Bauunternehmung Lindenberg aus Rösrath (bei Köln) zurück. Der Familienbetrieb hat sich<br />
in diesem Zeitraum, entsprechend der Marktentwicklung, von reinen Rohbauarbeiten hin<br />
zu seiner Spezialisierung im schlüsselfertigen Bau bewegt. Panagiotis Koukoudis<br />
Bauunternehmer Eberhard J. Müller<br />
ist seit Ende der 60er Jahre im<br />
Unternehmen <strong>und</strong> in der Baubranche<br />
tätig. Viel hat sich seit seinen<br />
Anfängen in der Branche <strong>und</strong> im Betrieb<br />
getan. Während im Jahr 2000 noch<br />
r<strong>und</strong> 30 Mitarbeiter im Unternehmen<br />
beschäftigt waren, hat die Marktentwicklung<br />
der letzten Jahre eine Perso-<br />
nalkürzung notwendig gemacht, sodass<br />
der Familienbetrieb heute nur noch<br />
über wenige gewerbliche <strong>und</strong> hauptsächlich<br />
kaufmännische <strong>und</strong> technische<br />
Mitarbeiter verfügt.<br />
Damit einher ging auch die Entwicklung<br />
weg von reinen Rohbauarbeiten,<br />
hin zu Aufträgen im teil- <strong>und</strong> schlüsselfertigen<br />
Bau. „Seit 2000 hat sich am<br />
Eberhard J. Müller (r.) <strong>und</strong><br />
Patrick Müller lenken gemeinsam<br />
die Geschicke des Familien-<br />
unternehmens Lindenberg.<br />
Markt eine Wettbewerbsverzerrung<br />
vollzogen, die es uns sehr schwer machte<br />
mit den Niedriglohnanbietern zu<br />
konkurrieren“, blickt Eberhard Müller<br />
zurück.<br />
Dennoch ließ man sich durch die erschwerten<br />
Marktbedingungen <strong>nicht</strong><br />
entmutigen. Vielmehr wurde der Markt<br />
verstärkt beobachtet, um alle sich bie-<br />
38 <strong>Baugewerbe</strong> 17.2010<br />
Foto: <strong>Baugewerbe</strong>
tenden Geschäftschancen zu nutzen.<br />
„Wir haben die Marktentwicklung im<br />
Auge <strong>und</strong> orientieren uns schnell an der<br />
Nachfrage“, erklärt er. Dies hat in jüngster<br />
Vergangenheit zum gleichzeitigen<br />
Bau von acht offenen Ganztagsschulen<br />
in der Region Troisdorf geführt, bei<br />
denen das fachliche Firmen-Know-how<br />
optimal eingesetzt werden konnte.<br />
Troisdorf befindet sich südlich von<br />
Rösrath, in der Nähe von Bonn. Auch<br />
dort war die Bauunternehmung schon<br />
häufiger tätig. Im Gr<strong>und</strong>e konzentriere<br />
man sich aber auf den Großraum Köln.<br />
„Aufgr<strong>und</strong> unserer gewerblichen Auftraggeber<br />
sind wir viel in den Kölner<br />
Gewerbegebieten aktiv“, bringt es Junior-Chef<br />
Patrick Müller auf den<br />
Punkt.<br />
Fließende<br />
Nachfolgeregelung<br />
Patrick Müller ist der Sohn von Eberhard<br />
Müller <strong>und</strong> verkörpert die nächste<br />
Generation im Familienbetrieb. Wie der<br />
Vater, hat auch er Bauingenieurwesen in<br />
Aachen studiert. Schon zu seinen Studienzeiten<br />
fing er an im väterlichen Betrieb<br />
mitzuarbeiten <strong>und</strong> ist seit 2009 fest<br />
im Unternehmen tätig.<br />
Im Gegensatz zu manch anderem Bauunternehmer<br />
kann sich Eberhard J.<br />
Müller glücklich schätzen, einen fähigen<br />
Nachfolger in der eigenen Familie<br />
gef<strong>und</strong>en zu haben. Dabei läuft die Geschäftsübergabe<br />
wohl überlegt <strong>und</strong> in<br />
einem kontinuierlichen Prozess ab. „Es<br />
soll auf keinen Fall einen Schnitt geben,<br />
sodass Patrick von heute auf morgen die<br />
Geschäfte komplett übernimmt“, erklärt<br />
der Senior-Chef. Vielmehr möchten Vater<br />
<strong>und</strong> Sohn auch die kommenden Jahre<br />
einvernehmlich zusammenarbeiten, sodass<br />
eine geregelte <strong>und</strong> nahtlose Übergabe<br />
erfolgen kann. Eberhard J. Müller<br />
schwört auf diese Methode, da es bei ihm<br />
damals genauso ablief, <strong>und</strong> sich bezahlt<br />
gemacht hat.<br />
„Wir kommen miteinander gut aus, sodass<br />
sich die Zusammenarbeit recht<br />
harmonisch gestaltet. Für uns steht die<br />
erfolgreiche Durchführung der Bauprojekte<br />
im Vordergr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> <strong>nicht</strong> sinnlose<br />
Machtkämpfchen zwischen Vater <strong>und</strong><br />
Sohn“, bestätigt Patrick Müller.<br />
<strong>Baugewerbe</strong> 17.2010<br />
Historie<br />
Fakten zum Betrieb<br />
Baumanagement<br />
Foto: Bauunternehmen Lindenberg<br />
1931 führte man<br />
Arbeiten bei<br />
der regulierung<br />
der sülz in<br />
Hoffnungsthal-<br />
Vierkotten aus.<br />
Die Bauunternehmung Lindenberg in Rösrath-Hoffnungsthal (25 km östlich von Köln)<br />
hat momentan 9 Beschäftigte. Haupttätigkeitsfelder sind teilschlüsselfertige <strong>und</strong> schlüsselfertige<br />
Bauvorhaben aller Art, insbesondere für den gewerblichen <strong>und</strong> industriellen<br />
Bereich. Der Aktionsradius erstreckt sich hauptsächlich auf den Großraum Köln/Bonn.<br />
Der Betrieb existiert nachweisbar schon seit 1900. Seit 1932 gibt es ihn in der jetzigen<br />
Form. Er wurde von den zwei Brüdern Lindenberg als Familienbetrieb geleitet. Die Mutter<br />
des heutigen Geschäftsführers Eberhard Müller war eine gebürtige Lindenberg.<br />
Eberhard Müller machte 1967 sein Examen <strong>und</strong> fing mit der Arbeit im väterlichen<br />
Betrieb an. Seit 1973 leitet er den Betrieb.<br />
Die ersten Anfänge des Familienbetriebes Bauunternehmung LINDENBERG unter Daniel<br />
Lindenberg gehen ins vorvorige Jahrh<strong>und</strong>ert zurück, wie die folgende Zeittafel belegt:<br />
▪ um 1890 Gründung des Baugeschäftes<br />
▪ 1900 erfolgt die erste schriftliche Erwähnung (Neubau Krankenhaus Wöllnerstift in<br />
Rösrath-Hoffnungsthal als Arge-Partner)<br />
▪ 1913 Errichtung der Beamtenwohnhäuser in der Hindenburgallee (heute Rotdornallee)<br />
in Rösrath-Hoffnungsthal<br />
▪ 1931 Regulierung der Sülz in Hoffnungsthal-Vierkotten.<br />
▪ 1932 Gründung der aktuellen Geschäftsform durch die Brüder Johann Daniel <strong>und</strong><br />
Wilhelm Lindenberg<br />
▪ 1936 Erd- <strong>und</strong> Rohbauarbeiten am Freibad Hoffnungsthal<br />
▪ 1945 Firmeneintritt von Hubert Müller dem Schwiegersohn von Johann Daniel Lindenberg<br />
▪ 1967 Firmeneintritt des Sohnes Eberhard J. Müller nach dem Diplom an der Technischen<br />
Hochschule in Aachen<br />
▪ 1973 Eberhard J. Müller wird zum Prokuristen <strong>und</strong> 1982 zum Geschäftsführer bestellt<br />
▪ 2009 Firmeneintritt des Sohnes Patrick Müller<br />
Auf jeden Fall stellt die doppelte Firmenspitze<br />
eine Win-win-Situation dar, wie<br />
auch der Vater bestätigen kann. „Viele<br />
K<strong>und</strong>en, Bauleiter <strong>und</strong> Hersteller-Vertreter<br />
haben beruflich schon viel mit<br />
meinem Sohn zu tun. Es macht ja auch<br />
Sinn, da dort <strong>und</strong> auch bei den Gemeinden<br />
eine jüngere Generation arbeitet, zu<br />
der er einen besseren Draht hat als ich“,<br />
erklärt sein Vater.<br />
Leitsätze für den erfolg<br />
Nur Baubetriebe, die sich durch bessere<br />
Leistungen von der Konkurrenz absetzten,<br />
werden letztlich an die Aufträge<br />
kommen. Dies weiß man bei dem Rösra-<br />
39
Baumanagement<br />
HistoriscHe Baustelle<br />
Damals wie heute<br />
erfolgreich<br />
Im Jahre 1936 führte das Bauunternehmen<br />
Lindenberg die Erd- <strong>und</strong> Rohbauarbeiten am<br />
Freibad Hoffnungsthal aus, 72 Jahre später war<br />
man 2008 mit den wesentlichen Arbeiten im Zuge<br />
der Modernisierung des Freibads betraut.<br />
Bei der Errichtung des Freibads wurden in den<br />
30er Jahren des vorherigen Jahrh<strong>und</strong>erts für den<br />
Erdtransport in Kipploren noch Gleise verlegt.<br />
Über sieben Jahrzehnte später waren Hydraulikbagger<br />
am Start, der Beton wurde gepumpt <strong>und</strong><br />
der Abbruch teilweise durch Sägearbeiten<br />
bewerkstelligt. Die Zeiten <strong>und</strong> die Arbeitsmethoden<br />
haben sich geändert, aber <strong>nicht</strong> die<br />
hochwertige Ausführung durch das Bauunternehmen,<br />
dessen Name damals wie heute für<br />
Zuverlässigkeit, Termintreue <strong>und</strong><br />
Qualität am Bau steht.<br />
Umso glücklicher schätzen wir uns, dass wir<br />
mit unserer Fachzeitschrift <strong>Baugewerbe</strong> in<br />
dem Rösrather Baubetrieb seit 1949 einen treuen<br />
Leser <strong>und</strong> Abonnenten haben. Ein Gr<strong>und</strong> mehr<br />
für uns, im Jahre unseres 90. Jubiläums, auch in<br />
Zukunft das mittelständische Bauunternehmen,<br />
wie viele andere in Deutschland, mit praxisnahen<br />
<strong>und</strong> nützlichen Fachinformationen zu versorgen.<br />
ther Familienbetrieb nur zu gut, weshalb<br />
man sich einige Leitsätze auf die Fahnen<br />
geschrieben hat. „Wir <strong>wollen</strong> <strong>agieren</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>nicht</strong> re<strong>agieren</strong>!“, lautet einer<br />
davon. „Das heißt für uns hervorragende<br />
Qualität zum vereinbarten Zeitpunkt<br />
zu liefern. Aber um dies zu gewährleisten<br />
muss man sehr frühzeitig die nächsten<br />
anstehenden Aufgaben vorbereiten<br />
<strong>und</strong> alle notwendigen Schritte einlei-<br />
Foto: Bauunternehmen Lindenberg<br />
1936 begann man<br />
mit den arbeiten<br />
am Freibad<br />
Hoffnungsthal.<br />
aktuelles Foto des<br />
Freibads, bei dessen<br />
Modernisierung<br />
2008 der rösrather<br />
Familien betrieb<br />
erneut maßgeblich<br />
beteiligt war.<br />
ten“, erläutert Bauunternehmer Eberhard<br />
J. Müller.<br />
Blickt man sich im Büro der beiden Chefs<br />
um, so sieht man mehrere Terminpläne<br />
an der Wand hängen. Sie sind wichtige<br />
Instrumente bei der täglichen Arbeit, die<br />
einen strukturierten Ablauf der einzelnen<br />
Projekte garantieren. „Praktizierte<br />
Projektsteuerung mit guter Arbeitsvorbereitung<br />
ist unsere große Stärke. Da-<br />
rauf können sich auch unsere Bauherren<br />
<strong>und</strong> Architekten verlassen“, erklärt<br />
Patrick Müller.<br />
Dabei sind sich Vater <strong>und</strong> Sohn sehr bewusst<br />
darüber, dass trotz ausgeklügelter<br />
Planung <strong>nicht</strong> immer alles perfekt ablaufen<br />
kann. Sollte dies einmal der Fall sein,<br />
<strong>und</strong> ein K<strong>und</strong>e einen Mangel beklagen,<br />
so reagiert man prompt. „Mängel werden<br />
restlos beseitigt – so lautet ein weite-<br />
40 <strong>Baugewerbe</strong> 17.2010
er Leitsatz für unsere Arbeit“, garantiert<br />
der Senior-Chef. Schließlich beschäftigt<br />
man sich <strong>nicht</strong> mit Problemen, sondern<br />
sucht zielgerichtet <strong>und</strong> sachorientiert<br />
nach Lösungen.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Um auch morgen am Markt Erfolg zu<br />
haben, schaut sich die Unternehmensführung<br />
ständig nach neuen Geschäftsfeldern<br />
um. Die Bauunternehmung Lindenberg<br />
sieht im Schlüsselfertigen Bauen<br />
ein zukunftsfähiges Geschäftsfeld, <strong>und</strong><br />
beabsichtigt dieses starke Standbein<br />
auch weiter auszubauen.<br />
Dennoch verschließt sie sich <strong>nicht</strong> weiteren<br />
Chancen <strong>und</strong> Entwicklungen am<br />
Markt. „Sicherlich <strong>wollen</strong> wir langfristig<br />
auch den Auftragsbestand im Rohbaubereich<br />
wieder zunehmend ausbauen.“,<br />
erklärt Eberhard J. Müller.<br />
Natürlich wissen die Chefs, wo momentan<br />
die Musik in der Baubranche spielt.<br />
„Auch die Gebäudesanierung ist ein<br />
Feld, das für uns von Interesse ist“, erklärt<br />
Patrick Müller. „Hier boomt der<br />
Markt <strong>und</strong> wird es auch zukünftig tun.<br />
Auch wenn dieser – hauptsächlich über<br />
den Preis – hart umkämpft ist, <strong>wollen</strong><br />
wir uns nach Möglichkeiten im Sanierungsbereich<br />
umschauen.“<br />
Auch nach über 100 Jahren überdenkt<br />
man bei dem Rösrather Familienbetrieb<br />
die strategische Ausrichtung im-<br />
<strong>Baugewerbe</strong> 17.2010<br />
Baumanagement<br />
GütesieGel<br />
„Als Innungsbetrieb halten wir Qualitäts standards ein“<br />
mer wieder neu <strong>und</strong> beobachtet intensiv<br />
den Markt <strong>und</strong> seine Entwicklungen.<br />
Schließlich ist alles ein kontinuierlich<br />
verlaufender Prozess, wie auch der bevorstehende<br />
Generationswechsel. Diese<br />
Vorgehensweise hat sich schon seit über<br />
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Foto: <strong>Baugewerbe</strong><br />
Eberhard J. Müller kann auf über<br />
30 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im<br />
Bauhandwerk zurückblicken.<br />
Über 10 Jahre war er bis 2006 Obermeister<br />
der Bauinnung Bergisches Land,<br />
deren Ehrenobermeister er noch heute<br />
ist. Zusätzlich war er auch aktiv im Vorstand<br />
der Baugewerblichen Verbände<br />
Düsseldorf, sowie als stellvertretender<br />
Kreishandwerksmeister seiner Region.<br />
„Wir <strong>und</strong> alle anderen Innungsbetriebe<br />
können zu Recht sagen, dass wir Qualitätsstandardseinhalten“,<br />
bringt er es auf<br />
den Punkt, wofür das<br />
Gütesiegel Innungsbetrieb<br />
steht.<br />
Bauunternehmer eberhard J. Müller<br />
vor der Urk<strong>und</strong>e, die er während<br />
der Verleihung der silbernen ehrennadel<br />
2006 durch die Bau gewerblichen<br />
Verbände erhielt.<br />
einem Jahrh<strong>und</strong>ert sehr gut bewährt<br />
<strong>und</strong> wird es auch in Zukunft tun. ◾<br />
<strong>Baugewerbe</strong><br />
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Schlagwort: Bauunternehmerporträt<br />
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