Offizielles Protokoll der Sitzung - Stuttgart 21 Wiki
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Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 22. <strong>Sitzung</strong>, 10.11.2010<br />
beginnen – das machen wir immer so – mit <strong>der</strong><br />
größten Fraktion und wechseln dann immer<br />
zwischen Opposition und Koalition. Wir beginnen<br />
also mit <strong>der</strong> CDU/CSU. Das Wort hat <strong>der</strong> Abgeordnete<br />
Bilger!<br />
Abg. Steffen Bilger: Vielen Dank, Herr Vorsitzen<strong>der</strong>!<br />
Herr Prof. Martin! Ich glaube, die<br />
Schlichtung zeigt sehr deutlich, dass es Sinn<br />
macht, auch mal im Detail über Alternativen zu<br />
reden, so sie denn vorhanden sind. Und Sie<br />
haben vorhin auch das Stichwort „Schienenlärm“<br />
- ein Thema, das uns immer wie<strong>der</strong> in vielfältigen<br />
Projekten beschäftigt – angesprochen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
als Baden-Württemberger denke ich da<br />
auch an die Rheintalbahn, an die Belastung, die<br />
es dort auch für die Bevölkerung gibt. Deswegen<br />
will ich auch nachfragen und Sie bitten, noch<br />
etwas ausführlicher darzustellen, wie es denn bei<br />
den Verbesserungen für die Anwohner aussieht,<br />
was Schienenlärm durch <strong>Stuttgart</strong> <strong>21</strong> anbelangt,<br />
im Vergleich zur jetzigen Situation und aber auch<br />
im Vergleich zu dem Projekt K <strong>21</strong>, das die Projektgegner<br />
ja immer anführen. Dann Herr Dr.<br />
Kefer, würde ich Sie bitten, nachdem <strong>der</strong> Herr<br />
Rößler ja den Nutzen des Projekts sehr in Frage<br />
gestellt hat, auch verschiedene Argumente angeführt<br />
hat, dabei ja auch darauf verwiesen hat,<br />
das Rössler-Vieregg die Kosten sehr hoch<br />
schätzt. Dazu kommen wir gleich noch einmal.<br />
Wobei ich mir die Anmerkung nicht verkneifen<br />
kann, dass ich ja auch zur Kenntnis genommen<br />
habe, dass Herr Rößler für gewisse kreative<br />
Planungen in an<strong>der</strong>en Zusammenhängen, wie<br />
es in <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung nachzulesen<br />
war, auch durchaus bekannt ist. Aber ich wäre<br />
Ihnen sehr dankbar, Herr Dr. Kefer, wenn Sie<br />
Stellung zu den Argumenten nehmen könnten,<br />
die zum Stichwort „Güterverkehr“ gebracht<br />
wurden, dass eine Steigung, wie sie beim Projekt<br />
in Wendlingen-Ulm vorgesehen ist, so nicht<br />
realistisch umzusetzen sei, mit dem Güterverkehr,<br />
<strong>der</strong> dort geplant ist. Eine nur geringe Anhängelast<br />
sei möglich und auch die Wachstumsprognosen<br />
würden genau so bestritten, wie<br />
die möglichen Zukunftsentwicklungen im Bereich<br />
des Güterschienenverkehrs. Dort wäre ich Ihnen<br />
für eine Stellungnahme dankbar.<br />
Vorsitzen<strong>der</strong>: Vielen Dank, Herr Bilger! Ich darf<br />
vielleicht noch einmal die Regel erläutern, weil<br />
Sie sie, glaube ich, nicht verstanden haben. Wir<br />
haben nämlich ausgemacht: Eine Frage an zwei<br />
Experten o<strong>der</strong> zwei Fragen an einen Experten.<br />
Sie haben jetzt daraus eine neue Mixtur gemacht.<br />
Wir werden das einmal durchgehen lassen,<br />
aber ich bitte die an<strong>der</strong>en, sich an die Regel<br />
zu halten. Die erste Frage ging an Prof. Martin!<br />
Prof. Dr.-Ing. Ullrich Martin (Direktor des<br />
Instituts für Eisenbahn- und Verkehrswesen):<br />
Herr Bilger, gern nehme ich zu Ihrer Frage<br />
Stellung. Zunächst zu <strong>Stuttgart</strong> <strong>21</strong>. Ich hatte<br />
vorhin bereits erwähnt, dass im beson<strong>der</strong>s verdichteten<br />
Siedlungsraum, im <strong>Stuttgart</strong>er Stadtgebiet,<br />
die wesentlichen Streckenführungen<br />
unterirdisch geführt werden und damit auch <strong>der</strong><br />
Schienenlärm komplett von <strong>der</strong> Oberfläche verschwindet<br />
und damit auch keine Abhängigkeit<br />
zur Zahl <strong>der</strong> Züge o<strong>der</strong> zur Zeit, in <strong>der</strong> die Züge<br />
fahren, besteht, denn die unterirdische Streckenführung<br />
wirkt tags wie nachts gleichmäßig<br />
lärmdämmend. Zur Neubaustrecke, die sich<br />
anschließt – ich hatte ja vorhin bereits darauf<br />
hingewiesen, man muss das sicherlich im Gesamtkomplex<br />
betrachten und bewerten – ist<br />
festzustellen: Durch diese autobahnnahe Trassenführung,<br />
wenn man von wenigen Stücken<br />
absieht, die dann im Alpaufstiegstunnel beispielsweise<br />
auch unterirdisch verlaufen, erhalten<br />
wir zumindest keine signifikante Zunahme des<br />
Lärmteppichs. Ganz einfach deshalb, weil an <strong>der</strong><br />
neu zu bauenden Strecke Lärmschutzmaßnahmen<br />
entsprechend den gültigen gesetzlichen<br />
Richtlinien durchzuführen sind. Diese Lärmschutzmaßnahmen,<br />
die an <strong>der</strong> Eisenbahnstrecke<br />
durchgeführt werden müssen und sollen,<br />
wirken gleichzeitig dämpfend auf den bestehenden<br />
Autobahnlärm, sodass sich dort also<br />
keine signifikante Verschlechterung ergeben<br />
wird. Im Vergleich dazu K<strong>21</strong>: Die Frage ist nicht<br />
so leicht zu beantworten und zwar aus einem<br />
ganz einfachen Grund. Niemand weiß genau,<br />
was K<strong>21</strong> ist. Wir haben uns diese unterschiedlichen<br />
Lösungsvorschläge – teilweise werden sie<br />
als Denkansätze bezeichnet, teilweise als Betriebsgeheimnis<br />
– sehr genau angeschaut und<br />
haben nur mal die wichtigsten Optionen miteinan<strong>der</strong><br />
in Beziehung gesetzt. Wenn man das tut,<br />
dann kommt man – reine Mathematikkombinatorik<br />
– auf eine Variantenzahl von 112 unterschiedlichen<br />
Varianten, die miteinan<strong>der</strong> zum<br />
großen Teil nicht kompatibel sind. Um Ihnen eine<br />
Vorstellung zu geben: Die letzte Variante, die<br />
uns zugeschickt wurde, hatte eine Gültigkeitsdauer<br />
von sage und schreibe zwei Stunden und<br />
dann wird erwartet, sofort intensiv im letzten<br />
Detail dazu Stellung zu nehmen. Allgemein kann<br />
man aber sagen: Bei den vielzähligen Varianten<br />
ist <strong>Stuttgart</strong> <strong>21</strong> auf <strong>der</strong> eine Seite durchgeplant<br />
und nachvollziehbar, K<strong>21</strong> nicht überschaubar.<br />
Was allerdings erkennbar ist: Es wird, um die<br />
verkehrlichen Aufgabenstellungen, die vor<br />
<strong>Stuttgart</strong> <strong>21</strong> stehen, annähernd zu erfüllen,<br />
notwendig sein, eine ganze Reihe neuer sogenannter<br />
Überwerfungs- und Brückenbauwerke<br />
zu bauen, die natürlich nach oben hin nicht nur<br />
bautechnisch sichtbar sein werden, son<strong>der</strong>n<br />
auch entsprechende Lärmabstrahlungen mit sich<br />
bringen und nicht nur im <strong>Stuttgart</strong>er Zentrum,<br />
son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Peripherie. Will man die<br />
Strecke im Filstal, die bestehende Strecke, er-<br />
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