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Schnadegang 12. August 2012 - Heimat- und Gebirgsverein Deifeld ...

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<strong>Schnadegang</strong> <strong>12.</strong> <strong>August</strong> <strong>2012</strong><br />

Als <strong>Schnadegang</strong> bezeichnet man auch einen Grenzbegang, bei dem die Grenzen des<br />

Ortes abgegangen werden.<br />

Hierbei begaben sich die Herren des Dorfes zusammen mit einem Notar, dem<br />

Bürgermeister, den Vorstehern <strong>und</strong> einigen Zeugen, welche das Schnadedokument<br />

unterzeichnen mussten, alle paar Jahre auf den langen Weg.<br />

Wenn der Schnadezug an der Dorfgrenze angekommen war, empfing eine Delegation<br />

des angrenzenden Nachbarortes die Schnade, sie brachten Speiß <strong>und</strong> Trank mit <strong>und</strong><br />

gemeinsam wurde die weitere Grenze abgegangen.<br />

Am Ende der gemeinsamen Grenze verabschiedete sich die Delegation <strong>und</strong> die<br />

Männer des nächsten Grenzortes empfingen die Schnadegänger, wiederum mit<br />

Verpflegung <strong>und</strong> das Spiel wiederholte sich mehrfach bis die Grenze geschafft war.<br />

Etliche Schnaderezesse (Rezess – Vergleich) von Medebach mit seinen Ortschaften<br />

sind noch erhalten geblieben, insgesamt sind es 51 Schnadezugberichte, der älteste<br />

von 1388.<br />

Wir werden heute einen Teilabschnitt des <strong>Schnadegang</strong>es, wie er 1792 mit<br />

Referinghausen <strong>und</strong> Oberschledorn <strong>und</strong> 1652 mit der Mark Alzlar gegangen wurde,<br />

erwandern.<br />

Die letzte offizielle <strong>Deifeld</strong>er Schnade fand am 26. <strong>August</strong> 1819 statt.<br />

Als wir 1816 preußisch wurden, war das gesamte Land noch nicht<br />

vermessungstechnisch erfasst worden.<br />

Einzelne Grenzen wurden nach Schritten erfasst <strong>und</strong> niedergeschrieben wie z.B.<br />

... ist ein neuer Grenzstein, der 17. , 63 Schritte linke Hand hinter dem Grabenweg bei<br />

Fresen Curts Wald...<br />

Um Ordnung in diese ungenaue Grenzbestimmung zu bringen, wurde eine Karte mit<br />

Flurnamen <strong>und</strong> nummerierten Parzellen in den Jahren 1830/31 herausgebracht, es ist<br />

das preußische Urkataster, die Gr<strong>und</strong>lage heutiger Katasterkarten.<br />

Es folgte ab 1873 die Separation, eine Flurbereinigung, bei der viele kleinere<br />

Ländereien getauscht <strong>und</strong> in größere <strong>und</strong> wirtschaftlichere Flächen umgewandelt<br />

wurden.<br />

Wir werden heute an einigen Punkten auf der Schnade anhalten <strong>und</strong> Euch über<br />

Historisches berichten.


Auszug aus dem Buch „De Tabackspäipe“ Heft 12 des <strong>Heimat</strong>.-<strong>und</strong><br />

Geschichtsvereins Medebach<br />

- Flurnamen in <strong>Deifeld</strong> -


1. Die <strong>Deifeld</strong>er Geröllkeule<br />

Eine etwa <strong>12.</strong>- bis 20.000 Jahre alte Geröllkeule, ein steinzeitliches Jagd.- <strong>und</strong><br />

Kampfgerät wurde im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert im Dittelsbach beim Hollenloch gef<strong>und</strong>en.<br />

Leider ist das F<strong>und</strong>stück, welches in verschiedenen Museen im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

untersucht wurde bis heute verschollen, aber es deutet sich bei einer Internetsuche an,<br />

das es sich im Sauerlandmuseum Arnsberg befindet.<br />

Wir haben bereits mit der Museumsleitung Kontakt aufgenommen.


1a Hollenloch<br />

Wir befinden uns jetzt oberhalb des Hollenloches, von manchen auch „Rumpelkump“<br />

genannt.<br />

Vor h<strong>und</strong>erten Jahren, als es noch keine Medien wie Fernsehen oder Radio gab, hatte<br />

man abends am Lagerfeuer viel Zeit <strong>und</strong> man erzählte sich allerlei Geschichten.<br />

Die Hollen waren liebe kleine fre<strong>und</strong>liche Wesen, welche die Arbeit der Landwirte<br />

fortführten wenn die Bauern Feierabend machten.<br />

So mancher Bauer w<strong>und</strong>erte sich am nächten Tag, wie weit er schon mit der Arbeit<br />

gekommen sei, in Wirklichkeit aber haben die Hollen die Arbeit nachts verrichtet.<br />

Leider waren die Bauern den Hollen gegenüber nicht sehr dankbar <strong>und</strong> so<br />

verschwanden die netten Wesen <strong>und</strong> wurden nicht mehr gesehen.<br />

Mein Opa aus Schmitte sagte mir damals, das ein Kälbchen in das Hollenloch hinein<br />

gelaufen ist <strong>und</strong> in Medebach herausgekommen sei.<br />

In Wirklichkeit ist es aber eine alte Schürfstelle, einige Meter tief, in der vielleicht<br />

nach Eisenerz gesucht wurde oder die Höhle als Kühlkeller oder als Versteck genutzt<br />

wurde.<br />

Adolf Lichte vermutete aber das wirkliche Hollenloch in der großen Burg, eine<br />

ausgewaschene ca. 3 Meter tiefe Höhle am Dittelsbach.<br />

Eine Flur wird dort „Vor dem Hollenloch“ genannt.<br />

Heute sind beide Höhlen nicht mehr zu sehen <strong>und</strong> zugeschüttet worden.


2. Abholzung des Rothen Berges<br />

Auf der Generalversammlung des <strong>Deifeld</strong>er Schützenvereins im Jahre 1909 wurde<br />

der Bau einer Schützenhalle beschlossen.<br />

<strong>Deifeld</strong> war zu dieser Zeit eigenständig <strong>und</strong> hatte aufgr<strong>und</strong> von Gemeindewald einige<br />

Besitztümer.<br />

Es wurde beschlossen, den Gemeindewald auf dem Rothen Berg zum Teil abzuholzen<br />

<strong>und</strong> den Erlös zum Bau des Kriegerzeltes zu verwenden.<br />

Für unseren kleinen Ort war es ein gewaltiges Unterfangen insgesamt 3200 Mark für<br />

den Schützenhallenbau zusammen zu bekommen, aber es gelang, 1911 feierte man<br />

schon sein erstes Fest in dem neuen Kriegerzelt.


3. Heidenstraße<br />

Wir stehen nun auf der Heidenstraße, ein alter Handelsweg von Kurköln nach<br />

Leipzig, welche auch von den Jakobspilgern nach Santiago de Compostela in<br />

Teilabschnitten zu ihrem Jakobsweg genutzt wurde.<br />

Die Heidenstraße war ca. 500 km lang <strong>und</strong> sie wurde über 1000 Jahre bis zum<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert auf teilweise unterschiedlichen Trassen benutzt, da die alten<br />

Wagenräder sich immer tiefer in vorhandene Spuren eingruben <strong>und</strong> man so nur<br />

langsam voran kam oder sich gar festfahren konnte .<br />

Daher wurde kurzerhand neben der alten Fahrrinne ein neuer Weg angelegt.<br />

Einige parallele Spuren sind bis heute noch zu erkennen.<br />

Die „Autobahn des Mittelalters“, so wird die Heidenstraße auch genannt, verlief<br />

zwischen dem alten wüst liegenden Feltdefelde <strong>und</strong> dem heutigen Kerkdefelde, meist<br />

auf den Höhenkämmen des Sauerlandes, da dort der Boden schneller abtrocknete.<br />

Orte wie Küstelberg, welche direkt an der Heidenstraße lagen, verhalf sie zu großem<br />

Reichtum, aber auch die Leute aus Feltdefelde verdienten sich unter anderem durch<br />

Vorspanndienste vor der Steigung nach Küstelberg ein bisschen hinzu.<br />

Als die Amerikaner Ostern 1945 von Küstelberg kommend nach <strong>Deifeld</strong> einrückten,<br />

hatten diese teilweise noch altes Kartenmaterial <strong>und</strong> so fuhren viele Panzer über die<br />

„Heuh“ auf der alten Heidenstraße nach <strong>Deifeld</strong>.<br />

3a Marienkapelle<br />

Die Marienkapelle wurde im Jahre 1968 erbaut.<br />

Willi Deimel aus Referinghausen, sowie Josef Bergenthal aus Oberschledorn hatten<br />

während des Zweiten Weltkrieges als Soldaten in Norwegen gedient <strong>und</strong> beschlossen,<br />

nach ihrer glücklichen Heimkehr diese Kapelle zu errichten.


4. Feltdefelde<br />

Feltdefelde wird um 1330 öfters erwähnt, zumeist in Pachtangelegenheiten mit dem<br />

Kloster Glindfeld.<br />

Feltdefelde bestand aus ca. 10 bis 15 weit verstreuten Einzelhöfen von der Hintmecke<br />

bis zum Feltdebeler Felde.<br />

Durchziehenden Banden auf der Heidenstraße raubten viele dieser Einzelhöfe aus<br />

<strong>und</strong> so siedelten nach <strong>und</strong> nach die Bauern in das sichere Kerkdefelde um.<br />

Auch die aufkommende Pest Ende des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts ließ viele Ortschaften in<br />

unserer Gegend wüst werden.<br />

Das letzte Haus der Gegend war die „Lamfer-Mühle“, sie soll um 1870 abgerissen<br />

worden sein.<br />

Wir haben das große Glück, das wir mit Rene Ahlers aus Winterberg <strong>und</strong> Claudia<br />

Pape aus Titmaringhausen 2 gute Fre<strong>und</strong>e gef<strong>und</strong>en haben, die uns bei der Suche<br />

nach den alten Wüstungen unterstützen <strong>und</strong> zahlreiche F<strong>und</strong>e gemacht haben.<br />

Nach den Forschungen <strong>und</strong> Angaben von Johannes Padberg, können wir hiermit<br />

unsere F<strong>und</strong>e den einzelnen Höfen zuordnen.<br />

Es sind die Höfe von<br />

Köss, Flur „Auf den Brüchen“<br />

Krämes, Flur „Auf der Linde“<br />

<strong>und</strong> Schmitte, Flur „Schmatloch“<br />

welche im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert aufgegeben wurden <strong>und</strong> im heutigen <strong>Deifeld</strong> wieder<br />

aufgebaut wurden.<br />

Auffällig an dem Standort der Häuser ist, das alle nahe des Grabenweges, dem<br />

Verbindungsweg nach Medebach gestanden haben.<br />

Zur Zeit befinden sich die F<strong>und</strong>stücke bei Dr. Bergmann in Münster, er schreibt ein<br />

Buch über mittelalterliche Keramik in dem auch unsere Wüstungen Gremelinghausen<br />

bei Wissinghausen <strong>und</strong> Felddefelde vorkommen werden.<br />

Unsere F<strong>und</strong>stücke, auch die von Gremelinghausen, gehen teilweise bis in das<br />

10./11. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück, eine genaue Datierung nimmt z.Zt. Dr. Bergmann vor.


F<strong>und</strong>stücke von Feltdefelde:


F<strong>und</strong>stücke von Feltdefelde:


5. Kamenders<br />

Hier stand bis 1903 das letzte Haus der Gegend um die verstreuten Höfe von<br />

Feltdefelde <strong>und</strong> Kettinghausen.<br />

Es war der Kamenderhof, der infolge von Blitzschlag um 1895 verbrannte.<br />

Die alten Futterkrippen des Hofes befinden sich vor der ehemaligen Gaststätte<br />

„Breiden“ in Oberschledorn. Dort ist die Familie in ein Nachbarhaus gezogen.<br />

Der Sohn der Familie, Lehrer Franz Kamender, ist 1959 verstorben, seine Mutter<br />

Katarina Kamender, geb. Padberg, war eine Verwandte von Krämes in <strong>Deifeld</strong>.<br />

Ein Bergental-Gemälde von Kamenders:


6. Mark Alzlar<br />

Aus einem Bericht des kommissarischen Markenvorsteher Norbert Schnellen:<br />

Links von uns am Böhlen, befand sich die größte zusammenhängende Anlage von<br />

Ackerterrassen in Westeuropa, die Mark Alzlar.<br />

Dr. Bergmann, welcher z.Zt. die F<strong>und</strong>stücke von Gremelinghausen <strong>und</strong> Feltdefelde<br />

untersucht, hat die Anlagen gr<strong>und</strong>legend erforscht <strong>und</strong> kartografiert.<br />

Das Dorf Alzlar bestand aus drei Gütern <strong>und</strong> Nebenhöfen.<br />

Es fiel schon im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert wüst, also ca. 300-400 Jahre vor Feltdefelde <strong>und</strong> die<br />

Bevölkerung siedelte größtenteils in die Stadt Medebach um.<br />

Die heutige Waldgenossenschaft Mark Alzlar ist eine Forstbetriebsgemeinschaft <strong>und</strong><br />

bewirtschaftet eine Gesamtgröße von 310 ha.<br />

Noch immer sind die zahlreichen alten Ackertrassierungen der Mark Alzlar von<br />

Rennefeld in Richtung Hasenkammer zu erkennen.<br />

Teilauszug aus der Karte von Dr. Bergmann:


7. Bronzeschwert<br />

Wir befinden uns jetzt ca. 100 Meter oberhalb des F<strong>und</strong>ortes des <strong>Deifeld</strong>er<br />

Bronzeschwertes.<br />

Das <strong>Deifeld</strong>er Bronzeschwert wurde in Irland gefertigt <strong>und</strong> ist etwa 3400 Jahre alt.<br />

Es wurde 1957 bei Wegebauarbeiten in der Feldtebel von Förster Hartmann entdeckt.<br />

Auszug aus der Doktorarbeit von Stephanie Hoffmann aus Ontario, Kanada 2004:<br />

...als einzigstes Vergleichsstück mit dem <strong>Deifeld</strong>er Schwert bietet sich das ebenfalls<br />

als Einzelstück definierte Schwert von Freiburg an... - <strong>und</strong> das weltweit !!!<br />

Das 36,5cm lange Schwert befindet sich zur Zeit im<br />

Konservierungsraum im Naturk<strong>und</strong>emuseum Münster.<br />

Eine Kopie des Schwertes wird im Städtischen Museum<br />

in Medebacher ausgestellt.


8. Meilenstein<br />

An diesem Punkt hat sich auf der alten Heidenstraße eine Zollstelle bef<strong>und</strong>en.<br />

Viele solcher Stellen gab es auf der Heidenstraße, daher versuchen einige Reisende<br />

diese weiträumig zu umfahren um Geld zu sparen.<br />

Jedoch wurde diese Zollstation strategisch so gut angelegt, das ein weiträumiges<br />

Gebiet überblickt werden konnte <strong>und</strong> so ein Umfahren des Zolls nicht möglich war.<br />

Zurückgeblieben ist noch der alte originale Auflagestein für den Schlagbaum,<br />

welcher vor einigen Jahren gef<strong>und</strong>en wurde.<br />

Im Schmallenberger.-Winterberger.- <strong>und</strong> Medebacher Raum ist er der einzige<br />

erhaltene Meilenstein auf der historischen Heidenstraße.

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