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Historischer Dorfrundgang Deifeld - Heimat- und Gebirgsverein ...

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Nun begeben wir uns abschließend in den Bereich der Spekulation:Um 1900 erzählten sich viele <strong>Deifeld</strong>er Bürger, das vor vielen Jahrh<strong>und</strong>erten zwischen den Häusern Köss <strong>und</strong>Villis eine kleine Holzkirche gestanden haben soll.Unser Kirchenpatron St. Johannes der Täufer wird erstmalig 1498 erwähnt, um 1447 war unsere Patroninaber die hl. Ursula. Wieso kam es zu einem Patronatswechsel oder könnte <strong>Deifeld</strong> in der Zeit auch 2 Kirchenmit 2 Kirchenpatronen besessen haben?Schniedes, Köss, SchmitteDiese Häuser standen schon in der längst wüst liegenden Ortschaft Feltdevelde zusammen.Köss entstanden aus dem Namen „Küster“, Schmitte, von Schmiede <strong>und</strong> Schniedes, von Schneider. Alle Bewohnerder Häuser siedelten Anfang, bzw. Ende des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts in das heutige Kercdevelde.Feltdevelde lag in dem langgezogenen Tal in der Feltebel am Grabenweg nach Medebach <strong>und</strong> in unmittelbarerNähe zur Heidenstraße <strong>und</strong> bestand aus ungefähr 20 Einzelhöfen.


Einige keramische <strong>und</strong> metallischeF<strong>und</strong>stücke aus dem Jahr 2012 lasseneine genaue Lage der 3 Höfe Schniedes,Köss <strong>und</strong> Schmitte in Feltdeveldezu.Um 1700 herrschte große Armut imDorf <strong>und</strong> wohl auch im gesamtenSauerland, viele Hausinschriften beschreibendie schwere Zeit.Köss wurde im heutigen <strong>Deifeld</strong> imJahr 1624 erbaut, eine nicht mehrexistente Inschrift lautete:“Dieses Haus wurde gebaut im Jahre1624. Es wurde nicht gebaut aus Hochmut<strong>und</strong> Pracht, sondern die Not hatuns dazu gebracht. Es war in den bitterenJahren, wo das Gemütte Roggen 12Taler kostete.”Das Haus ist um 1975 teilweise abgebrochen<strong>und</strong> vollständig umgebautworden.Schniedes ist das älteste <strong>Deifeld</strong>erHaus, gebaut 1698. Die Inschriftensind noch komplett zu erkennen.Zum ältesten Haus in <strong>Deifeld</strong> kommenwir aber noch später, es ist nichtSchniedes.F<strong>und</strong>stücke der Häuser Köss, Schmitte <strong>und</strong> KrämesEin interessantes Foto vonSchniedes zeigt das alteHaus, komplett entkernt inden 1980er Jahren.Das Haus Schmitte mit seiner Schmiede entstand um 1648, aber um 90 Grad versetzt zu heute. Als im Jahre1885 eine Titmaringhauser Magd nicht aufpasste, brannte das Haus bis auf die Gr<strong>und</strong>mauern nieder, tragischerweisewollte die Titmaringhauser Magd Hilfe aus ihrem Ort holen, anstatt Hilfe der <strong>Deifeld</strong>er anzunehmen.Schmitte wurde im selben Jahr wieder neu aufgebaut.


schof bestätigt wurde. Der Gr<strong>und</strong>besitz des Klosters lag zumgrößten Teil über die Ortschaften der Grafschaft verteilt <strong>und</strong>wurde den ortsansässigen Bauern verpachtet. Die Pachtabgabenbestanden meistens aus Naturalien (Roggen, Hafer, Butter,Eier, Hühner) oder, bei größeren Verpachtungen aus Dienstleistungenwie Mähen, Kornschneiden oder Fuhrarbeiten fürdas Kloster.Die Felt.- sowie Kercdevelder Bauern erhielten nach erfolgtenVerpachtungen vom Kloster einen Gewinnbrief. So hatte auchder Monhof ein kleines Stück Land gepachtet.Drei Generationen später finden wir ab 1565 einen JohanMonhof, daraus können wir schließen, das viele Leute durchihr entbehrungsreiches Leben damals nicht sehr alt wurden.Johan erlebte, wie sich Kerkdevelde innerhalb einer Generationvon 13 auf 19 Häuser vergrößerte, Wissinghausen, dasfrüher zum größten Teil von <strong>Deifeld</strong>er Bauern bewirtschaftetwurde, wird mit 3 Hofstellen genannt.Dieser Anstieg der neuen Höfe, konnte nur erreicht werden,indem man Teilungen der alten großen Solstätten zugelassenhat. Ein Vorgang, welchen wir auch in anderen Grafschaftsorten,besonders in Referinghausen beobachten können.GläsekesAurmesSo wurde dem Schneider Fresen aus Referinghausen einekleinen Ecke der Hovereise des Monhofs überlassen, auf der erein kleines Haus mit Obst.- <strong>und</strong> Gemüsegarten errichtete. Dasdarauf folgende Haus auf der Parzelle wurde 100 Jahre später„Schniedes“ genannt.Um 1600 fand eine Halbierung des verbliebenen Monhofesin West-Ost Richtung statt. Aus einem Vollspänner (das sindSteuerabgaben) entstanden 2 Halbspänner - Aurmes <strong>und</strong> Tepeln.Altes PastoratNoch vor Ausbruch des 30-jährigen Krieges sah sich derBesitzer des Monhofs gezwungen, auch die verbliebene untereHälfte seines Hofes zu teilen, hieraus entstanden später „Tüngenes“<strong>und</strong> der Hof „Gläsekes“.Hier endet nach 6 Generationen die Geschichte des Monhofszu <strong>Deifeld</strong>, welcher über 200 Jahre der größte <strong>Deifeld</strong>er Hofwar <strong>und</strong> später zahlreichen Familien eine Möglichkeit zur Ansiedlungin Kercdevelde geboten hat.Der genaue Standort des Monhofs ist nicht bekannt, ob es sichum den damaligen Aurmes-Hof welcher direkt neben demHaus Krämers stand, handelt, oder ob es der ehemalige Hofvon Tepeln ist, wir wissen es leider nicht.TepelnKrämers


Preußisches UrkatasterAls wir 1816 preußisch wurden, war das gesamte Land noch nicht Vermessungstechnisch erfasst worden.Einzelne Grenzen wurden nach Schritten erfasst <strong>und</strong> niedergeschrieben wie z.B. ... ist ein neuer Grenzstein,der 17. , 63 Schritte linke Hand hinter dem Grabenweg bei Fresen Curts Wald...Um Ordnung in diese ungenaue Grenzbestimmung zu bringen, wurde eine Karte mit Flurnamen <strong>und</strong> nummeriertenParzellen in den Jahren 1830/31 herausgebracht, es ist das preußische Urkataster, die Gr<strong>und</strong>lageheutiger Katasterkarten, einen Kartenausschnitt von <strong>Deifeld</strong> haben wir heute in der Hand.Die Katasterkarte zeigt denalten Weg nach Referinghausen,immer entlang desDittelsbaches.Der Weg war oft sumpfig<strong>und</strong> viele Fuhrwagen hattenso ihre Mühe durchzukommen.Weiter oberhalb findenwir die beiden Kirchenpfadevon Titmaringhausen <strong>und</strong>Referinghausen, welchebis 1929 bekanntlich zumKirchspiel <strong>Deifeld</strong> gehörten.Jahrh<strong>und</strong>ertelang war derHöhepunkt des Kirchenjahresdie Fronleichnamsprozession,welche über mehrereSt<strong>und</strong>en noch bis 1844über die Orte Tit. <strong>und</strong> Ref.führte. Auch nachdem dieProzession nicht mehr nachTit. ging, war es immer nochein beschwerlicher Weg hinaufzur Kentscheidhöhe <strong>und</strong>nach Ref.Dies dauerte bis 1922, als dieRef. Kapelle einen eigenenVikar erhielt. Oben auf derKentscheidhöhe wurden dieTräger des „Himmels“ <strong>und</strong>der Fahnen gewechselt, Titmaringhausenist jetzt dran<strong>und</strong> die Prozession setzt denWeg ins Tal nach Titmaringhausenfort.Und nun, wie jedes Jahr erklingt das Lied: „Oh Jungfrau wir dich grüßen“. Am Ende jeder Strophe heißt es indem Lied „O Maria hilf uns all, hier in diesem Jammertal“. Man sagt, das die Titmaringhauser dieses Lied niemitgesungen haben, dafür die Referinghauser <strong>und</strong> <strong>Deifeld</strong>er umso lauter.


Tepeln HofWir schauen nun in einen schönen Garten, wo um 1830 noch ein Haus stand. Hier könnte der damaligeMonhof gestanden haben. Wir erinnern uns, das der damalige Besitzer ein gewisser Tiepeln Heinrich war.Hier in Tepeln Gemüsegarten, finden die Hauseigentümer viele Scherben aus den letzten Jahrh<strong>und</strong>erten,auch ein großer Brunnen liegt hier unter dem Erdreich vergraben.Ein interessanter F<strong>und</strong> wurde hier im letzten Jahr gemacht, eine sogenannte Spottmedallie aus dem Jahr1870, als Napoleon der III. die Schlacht um Sedan <strong>und</strong> damit den Deutsch-Französischen Krieg verlor. 3 <strong>Deifeld</strong>erBauern mussten damals in den Krieg ziehen.Auf der nebenliegenden Wiese wurde über mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte etliche <strong>Deifeld</strong>er Fachwerkhäuser zusammengezimmert,dann wieder abgebaut <strong>und</strong> an den endgültigen Standorten der Häuser wieder aufgebaut.Das Sägewerk, welches nahe am Dittelsbach lag, verrichtete dabei gute Dienste, später, als man das alte Hausabriss, entstand das heutige Tepeln-Haus, auch wieder mit einer großen Säge, allerdings Elektrobetriebenzwischen Tepeln <strong>und</strong> Gläsekes.Hochzeit in Alt-Tüngenes im Jahre 1900 - rechts ist Franzes zu sehen, die alte SchuleGeschichte eines <strong>Deifeld</strong>er Handelsmanns(Daten zusammengetragen von Claudia Pape <strong>und</strong> Matthias Grebe)Henrikus wurde 1645 als Sohn des Humfert Padberg in dem über 100 Jahre alten “Töniges-Haus“ in Küstelberggeboren. Er hatte einen (wohl älteren) Bruder - Johann, der auch den elterlichen Hof übernehmen sollte.So nahm Henrikus all seinen Mut zusammen <strong>und</strong> kaufte im Jahr 1690 in „Kerkdevelde“ den “Gläsekes-Hof “,welcher durch die Teilung des Monhofs entstanden war. 1703 heiratete er <strong>und</strong> bekam vier Kinder.


Er ging, wie viele andere Männer des Ortes auch, auf Handelsreise, um das geringe Einkommen des Hofesaufzubessern. Seine Frau musste in dieser Zeit den Hof alleine bewirtschaften.Die Geburt seines vierten Kindes erlebte Henrikus nicht mehr. Er verstarb 1717 im hohen Alter von 72Jahren in der Ferne. Anhand seiner Geschichte ist zu sehen, in welchem Alter die Männer noch gezwungenwaren, auf die langen <strong>und</strong> beschwerlichen Reisen zu gehen.Ihr jüngster Sohn, Johann Christoph Padberg, der später fälschlicherweise „als einzigstes Kind der Eheleute“bezeichnet wird (vielleicht starben seine Geschwister früh?) übernahm das Elternhaus <strong>und</strong> wurde späterKüster <strong>und</strong> Lehrer in <strong>Deifeld</strong>. Er kämpfte gemeinsam mit Pastor Birkenhauer für die Verbesserung derdamaligen Schulverhältnisse im Kirchspiel <strong>Deifeld</strong>. Johann Christophs Sohn, Adam Padberg kaufte 1798 vonder Kirchengemeinde <strong>Deifeld</strong> das „Gütchen“ Krämers. Der Nachnahme Padberg hat bis heute Bestand inKrämers.Das Schulwesen hatte es im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert schwer, sich in den kleinen Orten durchzusetzen. Die meistenBauernfamilien ließen ihre Kinder lieber in der Landwirtschaft mit anpacken als sie in die Schule zu schicken.So beklagte sich Pastor Bischhof im Jahre 1799 mal wieder bei der kurfürstlichen Regierung in Arnsberg<strong>und</strong> schilderte die Schulverhältnisse <strong>und</strong> die Störrigkeit einiger Eltern.Die damalige Schule im Küsterhaus in <strong>Deifeld</strong> war ein mittelgroßer Raum in Franzes, welcher außerhalb derSchulzeit als einzigstes Wohnzimmer der Küsterfamilie genutzt wurde.Zwei Jahre später stellte Pastor Bischhof schließlich seinen Speicher in der Pastorat für Schulzwecke zur Verfügung,da die Zahl der schulmäßigen Kinder auf 115 angestiegen war.Jedoch erkannte man, das sich der Dachstuhl in einem bedauernswerten Zustand befand, schon 1805 musstedieser erneuert <strong>und</strong> erweitert werden bis endlich 1871 die <strong>Deifeld</strong>er Kinder ein eigenes Schulgebäude bekamen,das heutige Feuerwehrhaus.NiggenhusesJetzt sind wir endlichbei dem ältesten Haus in<strong>Deifeld</strong> angekommen,Niggenhuses, also „neuesHaus“ gebaut 1614, nachÜberlieferungen wahrscheinlichin Oberkirchenbei Schmallenberg.Das Haus muss also überdie „Autobahn des Mittelalters“,der Heidenstraßetransportiert wordensein, wir wissen aberleider sehr wenig darüber.Ein Nachname “Tepel”taucht in <strong>Deifeld</strong>/Wissinghausenerst 1831 in<strong>Deifeld</strong>er Steuerlisten auf,daher müssen wir wohl davon auszugehen, das der Erbauer des vor 400 Jahren errichteten Hauses, JohannesTepel, aus Oberkirchen stammt.Der 1831 bei uns erwähnte Johann Tepel kann aber ein Nachkomme sein. Johann war Schäfer <strong>und</strong> sicherlichzog er mit seinen Schafen auch weit umher <strong>und</strong> landete irgendwann mal in unserer Gegend.


Vielleicht hat er bei uns seine große Liebe gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> das Paar ist dann zusammen nach <strong>Deifeld</strong> gezogen<strong>und</strong> hat sein Haus gleich mitgebracht.Mitzuteilen ist noch, das sein Haushalt 8 Personen betrug, daher kann es sein, das er schon einige Jahre längerin <strong>Deifeld</strong> wohnte, aber in Steuerlisten taucht der Name erst 1831 auf.Leider konnte mir mein Kollege, Hr. Keuthen aus Oberkirchen, keine weiteren Hinweise geben, der NameTepel, bzw. Teipel ist dort aber sehr geläufig. Vielleicht haben die damaligen Bewohner Niggenhuses die traurigenOberkirchener Hexenprozesse miterlebt, welche mit der Verbrennung der 9-jährigen „Hexe“ ChristineTeipel im Jahre 1630 ihren schlimmen Höhepunkt fanden.

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