im Markt Ippesheim Archäologie und V orgeschichte
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<strong>Archäologie</strong> <strong>und</strong><br />
V<strong>orgeschichte</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>Markt</strong> Ippeshe<strong>im</strong><br />
Der <strong>Markt</strong> Ippeshe<strong>im</strong> mit seinen<br />
Ortsteilen Bullenhe<strong>im</strong> <strong>und</strong> Herrnberchthe<strong>im</strong><br />
kann auf eine spannende<br />
<strong>und</strong> ereignisreiche Geschichte zurückblicken.<br />
Viele Denkmäler sind heute noch<br />
erhalten <strong>und</strong> erzählen von früheren<br />
Zeiten. Dazu gehören die alten Dorfkirchen,<br />
die Dorfbrunnen <strong>und</strong> Schlösser<br />
ebenso wie die Fachwerkhäuser <strong>und</strong><br />
Torhäuser.<br />
Doch unter der Erde sind Spuren<br />
erhalten, die noch weiter in die Vergangenheit<br />
zurückreichen. Archäologische<br />
Ausgrabungen haben Überreste aus der<br />
Steinzeit, der Bronzezeit <strong>und</strong> der Eisenzeit<br />
zutage gefördert.<br />
So wurden auf dem Bullenhe<strong>im</strong>er Berg<br />
Reste einer bronzezeitlichen Besiedlung<br />
entdeckt, auf einem Acker in der Nähe<br />
von Ippeshe<strong>im</strong> konnten die Reste einer<br />
jungsteinzeitlichen Kreisgrabenanlage<br />
ausgegraben werden.<br />
Vorgeschichtliche F<strong>und</strong>stellen <strong>im</strong> Gemeindebereich <strong>Markt</strong> Ippeshe<strong>im</strong><br />
Die Ausstellung lädt Sie ein einen Blick in<br />
diese vorgeschichtlichen Zeiten zu<br />
werfen.<br />
Eine Ausstellung <strong>im</strong><br />
Schloss Lichtenstein<br />
Schlossplatz 1<br />
97258 Ippeshe<strong>im</strong><br />
Öffnungszeiten<br />
nach Vereinbarung<br />
Kontakt:<br />
Bürgermeisterin Frau Dr. Doris Klose-Violette<br />
Tel.: 09339 14 44<br />
FAX: 09339 15 61<br />
Mail: ippeshe<strong>im</strong>@t-online.de<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
dem<br />
Institut für Prähistorische<br />
<strong>Archäologie</strong> der<br />
Freien Universität Berlin<br />
<strong>und</strong> dem Bayerischen<br />
Landesamt für Denkmalpflege,<br />
Dienststelle Nürnberg<br />
Wissenschaftliche Leitung<br />
<strong>und</strong> Konzeption:<br />
Dr. Silviane Scharl<br />
Stefan Suhrbier M.A.<br />
unter Mitarbeit von<br />
Martin Nadler M.A.<br />
<strong>Archäologie</strong> <strong>und</strong><br />
V<strong>orgeschichte</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Markt</strong><br />
Ippeshe<strong>im</strong>
Eine jungsteinzeitliche Kultanlage<br />
Nahe dem Ort Ippeshe<strong>im</strong> wurden in den<br />
1980er Jahren Reste einer sogenannten<br />
Kreisgrabenanlage entdeckt. Diese Anlagen<br />
erinnern entfernt an das berühmte<br />
Stonehenge in England, sind jedoch gut<br />
2000 Jahre älter.<br />
Sie bestanden aus<br />
einem oder mehreren<br />
kreisförmigen<br />
Spitzgräben.<br />
Vereinzelt konnte<br />
auch eine Palisade<br />
nachgewiesen<br />
werden, die parallel<br />
zum Graben in der<br />
Innenfläche verlief.<br />
Die Gräben hatten<br />
ein trichterförmiges<br />
Profil, so dass man,<br />
wenn davor stand, nicht auf den Gr<strong>und</strong><br />
sehen konnte. Der Graben schien unendlich<br />
tief zu sein.<br />
Zeichnung eines Grabenprofils. Der Graben war<br />
bis zu einer Tiefe von 1,6 m erhalten, aufgrunf<br />
der starken Bodenerosion ist aber von einer tiefe<br />
von bis zu 3m auszugehen<br />
Diese Bauwerke wurden vor ca. 6900 Jahren<br />
<strong>im</strong> Donauraum zwischen Niederbayern <strong>und</strong><br />
Ungarn errichtet. Ippeshe<strong>im</strong> liegt weit nordwestlich<br />
dieses Verbreitungsraumes <strong>und</strong> ist<br />
damit <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> seiner kulturellen Zugehörigkeit<br />
einzigartig.<br />
Doch welche Funktion erfüllten die Kreisgrabenanlagen?<br />
Eine mögliche Erklärung ist,<br />
dass sie als eine Art Kalender dienten. So<br />
konnte in Ippeshe<strong>im</strong> nachgewiesen werden,<br />
dass durch drei Tore der Anlage eine Peilung<br />
auf best<strong>im</strong>mte Sonnenereignisse möglich<br />
war. Die Tore weisen eine präzise astrono-<br />
1<br />
Peilrichtungen auf H<strong>im</strong>melsereignisse:<br />
1. Sonnenuntergang zur Tag- <strong>und</strong> Nachtgeliche<br />
2. Sonnenaufgang zur Sommersonnwende<br />
3. Sonnenaufgang zur Wintersonnwende<br />
2<br />
3<br />
mischeOrientierung auf. Durch die<br />
Tag-genaue<br />
Best<strong>im</strong>mung dieser<br />
Ereignisse konnten<br />
Fixpunkte <strong>im</strong> Jahreslauf<br />
best<strong>im</strong>mt<br />
werden, mit deren<br />
Hilfe z.B. der ideale<br />
Zeitpunkt für die<br />
Aussaat <strong>und</strong> Ernte<br />
festgelegt wurde.<br />
Doch die Kreisgrabenanlage<br />
birgt<br />
noch mehr: Als eine kleine Sensation<br />
entpuppte sich eine unscheinbare Verfärbung<br />
<strong>im</strong> Zentrum der Anlage, die bei Ausgrabungen<br />
entdeckt wurde. Dort konnten die<br />
Überreste eines menschlichen Skelettes<br />
geborgen werden. Dieses war offenbar kopfüber<br />
in ein Loch versenkt worden. Laut<br />
anthropologischen Untersuchungen handelte<br />
es sich um eine 30 bis 35 Jahre alte Frau. Es<br />
ist davon auszugehen, dass sie schon tot<br />
war, als sie in die Grube versenkt wurde.<br />
Einen Vergleich zu diesem sonderbaren<br />
Bef<strong>und</strong> gibt es bislang nirgends. Möglicherweise<br />
wurde „Ippsi“ – so wurde das Skelett<br />
mittlerweile getauft – <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit einem Ritual getötet.<br />
Eine Rekonstruktion dieser ungewöhnlichen<br />
„Bestattung“ sowie die Originalf<strong>und</strong>e aus der<br />
Grube können Sie in der Ausstellung sehen.<br />
Daneben werden weitere<br />
F<strong>und</strong>e gezeigt, die bei<br />
den archäologischen Ausgrabungen<br />
in der Kreisgrabenanlage<br />
geborgen<br />
wurden.<br />
Verzierte Scherbe eines Tongefäßes aus<br />
dem Graben. Der charakteristische Dekor<br />
ermöglicht eine Zuweisung zur sog.<br />
“Großgartacher Kultur ” <strong>und</strong> eine Datierung<br />
in das frühe 5. Jtsd. v. Chr.<br />
Herrschaft, Macht <strong>und</strong> Kult:<br />
Der Bullenhe<strong>im</strong>er Berg<br />
Auf der Bezirksgrenze von Mittel- nach<br />
Unterfranken liegt eines der bedeutendsten<br />
<strong>und</strong> bekanntesten Geländedenkmäler<br />
Bayerns, die Ringwallanlage auf<br />
dem Bullenhe<strong>im</strong>er Berg.<br />
Der Berg war bereits in der Jungsteinzeit<br />
vor 8000 Jahren besiedelt. Seine große<br />
Blüte erlangte er jedoch<br />
vor gut 3000 Jahren, in<br />
der späten Bronzezeit.<br />
Aus dieser Zeit stammt<br />
auch der heute noch bis<br />
zu 2 m hoch erhaltene<br />
Wall. Dieser umschloss<br />
eine bedeutende<br />
Zentralsiedlung, die vielleicht<br />
sogar Sitz eines<br />
hier residierenden<br />
Kriegeradels war. Bei<br />
archäologischen Ausgrabungen<br />
konnten u.a. Gussreste <strong>und</strong><br />
Schlacken entdeckt werden, die die Verarbeitung<br />
von Bronze belegen.<br />
Rekonstruktionszeichnung der Holz-Erde<br />
Mauer des 10./9. Jhs. v. Chr.<br />
Zweifelhaften Ruhm erlangte<br />
der Berg durch die<br />
Entdeckung zahlreicher<br />
Hortf<strong>und</strong>e, die von Metallsondengängernüberwiegend<br />
illegal geborgen<br />
wurden. Diese bestanden<br />
aus qualitätvollen Bronzearbeiten,<br />
wie Schmuckscheiben,<br />
kunstvoll gefertigten<br />
Wagenbeschlägen,<br />
Arm- <strong>und</strong> Beinringen<br />
sowie Beilen <strong>und</strong> Sicheln.<br />
Bronzehort Nr. 11 vom Bullenhe<strong>im</strong>er<br />
Berg in F<strong>und</strong>lage<br />
Diese Problematik wird in der Ausstellung<br />
ebenso thematisiert wie die Rolle des<br />
Bullenhe<strong>im</strong>er Berges in einem Netz<br />
bedeutender Höhensiedlungen in Mitteleuropa.