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Fahrendes Volk - Radgenossenschaft der Landstrasse

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Thomas Huonker<br />

Zur Verfolgungsgeschichte<br />

<strong>der</strong> Fahrenden in <strong>der</strong> Schweiz<br />

Die erste für das Gebiet <strong>der</strong> späteren Schweiz schriftlich überlieferte Auseinan-<br />

<strong>der</strong>setzung zwischen Fahrenden und Machthabern, die sie zwangweise sesshaft<br />

machen wollten, war <strong>der</strong> Kampf zwischen den Helvetiern und ihrem römischen<br />

Kolonisator Cäsar.<br />

Die Sesshaftrnachung <strong>der</strong> Helvetier<br />

Die Helvetier waren den wenigen Quellen zufolge, die sie in <strong>der</strong> Zeit vor Cäsar<br />

erwähnen, ein lockerer Verband von in halb Europa umherschweifenden Krieger-<br />

sippen. Es scheint, dass sie verschiedene Siedlungsgebiete - vor dem Schweizer<br />

Mittelland waren es <strong>der</strong> Donauraum und das heutige Südwestdeutschland gewe-<br />

sen - nach einer relativ kurzen Phase des Schwelgens in Erobererfreuden wie<strong>der</strong><br />

verliessen, um sich neue Gefilde und neue Leibeigene untertan zu machen.<br />

Poseidonios von Apameia charakterisierte die Helvetier <strong>der</strong> Zeit um etwa I 10<br />

vor Christus, die noch im Gebiet des heutigen Österreich ansässig waren, als<br />

ugoldreich, doch friedlich*. Als die Helvetier aber erkannten, dass die von<br />

Norden herkommenden Kimbern mittels Raubkriegen noch reicher geworden<br />

waren als sie, schlossen sie sich ihnen an. Poseidonios überliefert: «Als diese<br />

[die Helvetier] gesehen hatten, dass <strong>der</strong> Reichtum, den sich jene [die Kimbern]<br />

durch Räubereien erworben hatten, den ihrigen übertraf, seien sie hingerissen<br />

worden, am meisten aber die Tiguriner und die Tougener, so dass sie mit ihnen<br />

zogen*. Unter <strong>der</strong> Führung Divikos zog ein Teil <strong>der</strong> helvetischen Kriegernoma-<br />

den ein erstes Mal ins Gebiet des heutigen Frankreich. Dort vernichteten sie<br />

zusammen mit den Kimbern und Teutonen im Jahr 107 vor Christus das römi-<br />

sche Heer von Lucius Cassius Longinus und töteten ihn. Als aber die Römer<br />

wenige Jahre später die Verbündeten <strong>der</strong> Helvetier, die Kimbern und Teutonen,<br />

beim heutigen Aix-en-Provence respektive bei Vercellae in Norditalien besieg-<br />

ten, zogen sich die Helvetier rechtzeitig in die Ostalpen zurück. Anschliessend<br />

liessen sie es sich während einiger Jahrzehnte im Schweizer Mittelland wohl<br />

sein.<br />

In dieser Zeit wurde Orgetorix zum goldreichsten Anführer <strong>der</strong> Helvetier.<br />

Aus <strong>der</strong> Arbeit seiner Leibeigenen und den Zinsen seiner Schuldner leistete er<br />

sich ein Kriegergefolge von ~oooo Mann, wie Cäsar im «Bellum Gallicum* überliefert.<br />

Er brachte die Helvetier im Jahr 61 vor Christus auf die Idee, einen neuen<br />

Raubzug entlang <strong>der</strong> Rhone Richtung Mittelmeer zu unternehmen. Die Helvetier<br />

entledigten sich zuerst seiner überrissenen Machtansprüche. Sein Tod erfolgte<br />

anlässlich einer <strong>Volk</strong>sversammlung. Wie Orgetorix starb, ist unbekannt.<br />

Das Gerücht sprach von einem Selbstmord aus unerfülltem Ehrgeiz. Im Jahr 58<br />

vor Christus führten die Helvetier seinen Plan ohne ihn aus. Die engen natürlichen<br />

Grenzen des Schweizer Mittellandes, wo sie ihre Lager kurzfristig aufgeschlagen<br />

hatten, «hin<strong>der</strong>te die Helvetier an einer genügend weiten Ausdehnung<br />

ihrer Streifzüge und erschwerte ihnen ihre Angriffe auf die Nachbarn, und das

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