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Kants Metaphysik und Religionsphilosophie

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1. Vorüberlegungen<br />

Schöpfung <strong>und</strong> Freiheit.<br />

Ein kosmologischer Schlüssel zu<br />

<strong>Kants</strong> Kompatibilismus<br />

von Wolfgang Ertl<br />

Die überragende Bedeutung, die den Bemühungen <strong>Kants</strong> für das Gesamtgefüge<br />

der kritischen Philosophie zukommt, im Rahmen der Auflösung der<br />

dritten Antinomie eine kompatibilistische Position zu etablieren, kontrastiert<br />

scharf mit der Bewertung ihres Erfolgs durch weite Teile der Kant-Forschung<br />

ebenso wie durch <strong>Kants</strong> Nachfolger auf dem Höhenkamm der Philosophiegeschichte.<br />

Trägt man die verschiedenen Stimmen zusammen, so ergibt sich ein<br />

vergleichsweise düsteres Bild, <strong>und</strong> es stellt sich einmal mehr die Frage, wie<br />

viele Fehler man einem großen Philosophen, zumal an einer derart exponierten<br />

Schlüsselstelle seines Œuvres, unterstellen will. <strong>Kants</strong> Versuch einer Versöhnung<br />

von Freiheit <strong>und</strong> Determinismus scheitere kläglich, hätte er doch, so<br />

wird hier gesagt, schlicht die Position der Antithese als die des transzendentalen<br />

Idealismus auszeichnen sollen, denn sie sei es, die durch die Vorgaben<br />

der zweiten Analogie gedeckt werde. Doch just im Argument für die zweite<br />

Analogie unterlaufe ihm allerdings ein kolossales non-sequitur, <strong>und</strong> zu allem<br />

Überfluß habe er sein terminologisches Korsett so eng geschnürt, daß unmoralische<br />

Handlungen, <strong>Kants</strong> eigenen Überzeugungen zum Trotz, gar nicht als<br />

freie klassifiziert werden können. 1 Im folgenden soll gezeigt werden, daß die<br />

Beantwortung der genannten Frage getrost zurückgestellt werden darf, denn<br />

nimmt man ein oftmals als Kuriosität abgetanes Faktum <strong>und</strong> seine Funktion<br />

1 Vgl. für die ersten beiden Punkte Strawson: The Bo<strong>und</strong>s of Sense. An Essay on<br />

Kant’s Critique of Pure Reason, 207 ff., 137 f.; der dritte Punkt wird unter dem Stichwort<br />

›Reinhold’s dilemma‹ in der Literatur diskutiert, z. B. bei Allison: Morality and Freedom:<br />

Kant’s Reciprocity Thesis, 295. Allison selbst hält <strong>Kants</strong> Terminologie in dieser Hinsicht<br />

allerdings sehr wohl für konsistent <strong>und</strong> das Dilemma von daher für behebbar.

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