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Denkt strategisch! - St. Georg

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PRAXIS<br />

Präsentiert von<br />

Offizieller Ausrüster<br />

des deutschen<br />

Olympiade-Komitees<br />

für Reiterei.<br />

Das letzte „Gummi“<br />

mag der <strong>St</strong>ute fehlen,<br />

doch bis auf das Genick,<br />

das Lorina ein wenig<br />

höher tragen könnte,<br />

bestechen Ute und ihr<br />

Pferd durch viel<br />

Korrektheit.<br />

52 ST.GEORG 12/2005<br />

Profireitstunde<br />

„<strong>Denkt</strong> <strong>strategisch</strong>!“<br />

Nicht die einzelne Lektion oder Übung steht beim Dressur-Bundestrainer Holger Schmezer<br />

im Vordergrund, sondern immer das „große Ganze“. Lesen Sie hier, wie die drei Gewinnerinnen<br />

der Profi-Reitstunde lernten, in neuen Dimensionen zu denken – und dabei, scheinbar<br />

ganz nebenbei, einzelne Lektionen und Übungen verbesserten.<br />

Fotos: Toffi<br />

Ute Boehme mit Lorina<br />

mit Holger Schmezer Fotos:<br />

Das Herz von Ute Boehme, 45 Jahre alt, schlägt seit 30 Jahren für die Dressur. Sie<br />

ist dabei mit ihrer 17-jährigen in Sachsen-Anhalt gezogenen <strong>St</strong>ute Lorina recht<br />

erfolgreich: Siege in A- und L-Dressuren hat sie genug. Der Sprung zur Klasse M<br />

fällt dem Paar jedoch schwer – auch, weil sie keinen regelmäßigen Unterricht bekommen.<br />

„Meine <strong>St</strong>ute ist rittig, aber die Fliegenden Wechsel<br />

klappen nicht zuverlässig“, beschreibt sie ihr Problem.<br />

Lösen: dem Pferd angemessen<br />

Sehr auffällig ist zu Beginn der <strong>St</strong>unde, dass Ute ihre<br />

<strong>St</strong>ute löst, wie es viele Westernreiter tun: Sie sitzt<br />

aus, lässt Lorena in einer Art ruhigem „Jog“ sehr lang.<br />

„Das steht zwar so nicht im Lehrbuch, aber du gehst mit<br />

deiner Art sehr gut auf das Pferd ein“, lobt Holger Schmezer. Im Übrigen befindet sich Ute mit<br />

dieser Art in „bester Gesellschaft“: Auch Dr. Reiner Klimke hat einige seiner Pferde auf diese<br />

Weise gearbeitet. Schon nach kurzer Zeit zeigt sich der Erfolg für Ute: Lorina ist schnell bereit,<br />

mit mehr Schwung und sehr losgelassen in die von Ute sehr gut aufgebaute Arbeitsphase überzugehen.<br />

Schmezer: „Um die Hinterhand noch aktiver zu machen, wie es in versammelten Lektionen<br />

später erforderlich ist, solltest du mehr Übergänge innerhalb einer Gangart reiten.“<br />

Holger Schmezer rät:<br />

„Ute ist eine sehr einfühlsame Reiterin,<br />

für die Fairness gegenüber<br />

dem Pferd absoluten Vorrang hat.<br />

Das finde ich großartig. Man sieht<br />

es dem Pferd an, dass es schonend<br />

geritten wird, es ist absolut losgelassen<br />

und mit Freude bei der Arbeit.<br />

Um allerdings auch in der Klasse<br />

M erfolgreich zu sein, muss Ute<br />

nun ein wenig mehr positive Spannung<br />

in ihrem Pferd erzeugen. Fast<br />

alle Lektionen der Klasse M erfordern<br />

einen gewissen Versammlungsgrad,<br />

diesen kann Ute mit Lorina<br />

nur erreichen, wenn sie mehr<br />

treibt und durch viele Übergänge<br />

und Abwechslung in der Arbeit die<br />

Hinterhand und auch die Reaktionen<br />

der <strong>St</strong>ute insgesamt etwas<br />

spritziger macht.“<br />

Erst länger, dann kurz:<br />

Ute Boehme geht einfühlsam<br />

auf ihre <strong>St</strong>ute<br />

ein. Anfangs ist Lorina<br />

lang, die Nase<br />

könnte mehr<br />

vor die Senkrechte<br />

(li.),<br />

später richtet<br />

sie sich<br />

mehr auf.<br />

Sitz und Einwirkung: Feinheiten erarbeiten<br />

Holger Schmezer<br />

Er hat viele Jahre lang in verschiedenen<br />

Sätteln gesessen: Holger<br />

Schmezer widmete sich zu Beginn<br />

seiner reiterlichen Karriere zunächst<br />

dem Springen und der Vielseitigkeit.<br />

Nach seiner Ausbildung bei Willi<br />

Schultheis Ende der 60er Jahre waren<br />

die Weichen in Richtung Dressur<br />

allerdings schnell gestellt. Ende der<br />

70er machte er sich mit einem Ausbildungsstall<br />

in Verden selbstständig.<br />

Nach vielen Jahren der sportlichen<br />

Erfolge übernahm Schmezer<br />

1996 das Amt des Dressur-Bundestrainers<br />

der Junioren und Jungen<br />

Reiter, ab 2001 wurde er Bundestrainer<br />

der Senioren. Sein Honorar für<br />

die Profi-<strong>St</strong>unde spendete Holger<br />

Schmezer dem Kuratorium für<br />

therapeutisches Reiten.<br />

Auch wenn auf den ersten Blick alles sehr korrekt aussieht bei Ute,<br />

findet Holger Schmezer doch schnell die Ursache für das große<br />

Problem, die Fliegenden Wechsel (siehe nächste Seite): Besonders<br />

Utes rechte Hand ist recht unflexibel, was unter anderem daran liegt,<br />

dass sie sie verdreht Verdeckte Fäuste führen<br />

hält (siehe Foto dazu, dass Ute mit der<br />

rechts). Und während Hand nicht flexibel ist.<br />

es Ute gut gelingt,<br />

auf geraden Linien im Gleichgewicht zu sitzen,<br />

kann sie diese Balance nicht mehr halten,<br />

wenn es ans Schenkelweichen oder an<br />

die Traversalen geht. Ihre <strong>St</strong>ute hat sich darauf<br />

eingestellt und zeigt dennoch ansprechende<br />

<strong>St</strong>ellung und Biegung bei diesen Lektionen,<br />

doch Ute muss mehr daran arbeiten,<br />

ihren jeweiligen inneren Bügel federnd auszutreten,<br />

um immer in die Richtung zu sitzen, zu<br />

der das Pferd gestellt und/oder gebogen ist.<br />

Gewicht in den Bügel: Dann wird es für<br />

Ute leichter, auch bei gebogenen Linien<br />

im Gleichgewicht zu bleiben.<br />

12/2005 ST.GEORG 53<br />

Toffi


Präsentiert von<br />

Offizieller Ausrüster des deutschen<br />

Olympiade-Komitees für Reiterei.<br />

Ein imposantes<br />

Pferd mit<br />

viel Schwung:<br />

Graciano unter<br />

Reinhild Buhr.<br />

54 ST.GEORG 12/2005<br />

Einer der<br />

ersten Wechsel:<br />

Zu tief<br />

eingestellt,<br />

die <strong>St</strong>ute<br />

springt hinten<br />

nach.<br />

Fliegende Wechsel: idealen Zeitpunkt suchen<br />

Wenn der Wechsel deine Problemlektion ist, solltest du zu Hause früher<br />

mit der Galopparbeit anfangen“, sagt Holger<br />

Schmezer. Dann hat das Pferd noch genügend Kraft und<br />

man kann die Lektion verbessern oder festigen. Zur Vorbereitung<br />

soll Ute viele, schnelle Schritt-Galopp-Übergänge<br />

reiten und ihre treibenden Hilfen verstärken.<br />

„Bring dein Pferd in eine Art Warteposition“, erklärt<br />

Schmezer. Damit die Hinterhand gut mitarbeitet und<br />

später sauber umspringen kann, muss Ute ihre <strong>St</strong>ute<br />

mehr versammeln. „Wenn ein Pferd es verträgt, kann<br />

man zum Üben auch mal rhythmisch im Galoppsprung<br />

die Gerte mit anlegen“, verrät der Trainer. Manche Pferde werden dabei<br />

aber auch zu heiß. Für Ute ist diese Tipp gut, ihre <strong>St</strong>ute wartet nun viel<br />

aufmerksamer auf die Reiterhilfen. „Dies musst du festigen, erst dann<br />

können die Wechsel sauber und ausdrucksvoller gelingen“, so Schmezer.<br />

Erstes Ziel erreicht: Die <strong>St</strong>ute springt die Wechsel zu<br />

beiden Seiten durch. Nun muss das Ganze noch<br />

deutlich spannungsfreier ablaufen.<br />

„Fordern, ohne zu überfordern!“<br />

Reinhild Buhr mit Graciano<br />

Mit keinem Pferd ist die 48-Jährige so weit gekommen wie mit ihrem<br />

neunjährigen Graciano. „Ich habe viele junge Pferde ausgebildet, aber<br />

mit Graciano bin ich nun an einem Punkt, wo ich Hilfe brauche.“ Sie<br />

nahm Unterricht auf erfahrenen Lehrpferden, um mit den Themen<br />

„Durchsprung im Galopp“ und „Versammlung“ vertrauter zu werden.<br />

Ihr Problem: „Nun muss ich das Gelernte bei Graciano umsetzen.“<br />

Lösen: strukturierte Abwechslung<br />

Noch lacht die Reiterin, doch sie hat mit dem schwung- und temperamentvollen<br />

Braunen alle Hände voll zu tun: „Er ist sehr guckig“, betont Reinhild. Graciano<br />

muss noch mehr lernen, sich auf seine zarte Reiterin zu konzentrieren. „Bring viel<br />

Abwechslung in die lösende Arbeit“, rät Holger Schmezer. Damit meint er jedoch<br />

nicht, schnell hintereinander alle Gangarten abzufragen oder alle Bahnfiguren einmal<br />

zu reiten. „Du brauchst etwas mehr System in der Lösungsarbeit“, beschreibt er<br />

Reinhilds Problem. „Reite viele Übergänge innerhalb einer Gangart statt ständig die<br />

Gangart zu wechseln, bleib ruhig mal etwas länger bei einem Thema, ohne immer<br />

dieselbe Figur zu reiten.“ Dies hilft<br />

dem Pferd, seine Umwelt während<br />

der Arbeit „auszublenden“.<br />

Da Graciano sich schnell von seiner Umwelt ablenken lässt, soll Reinhild<br />

von Anfang an viel auf gebogenen Linien und in leichter <strong>St</strong>ellung reiten.<br />

Holger Schmezer rät:<br />

„Reinhilds Einstellung, wie sie ihrem Pferd<br />

etwas Neues beibringen will, ist sehr sympathisch:<br />

Sie geht erst auf einem älteren<br />

Lehrpferd in die Ausbildung, bevor sie versucht,<br />

ihr Können an das eigene Pferd<br />

weiter zu geben. Diese Art des<br />

dualen Reitens sollte sie fortsetzen,<br />

damit hat sie auch<br />

jetzt schon viel erreicht. Um<br />

langfristig die Galoppade ihres<br />

Pferdes zu verbessern, muss<br />

Reinhild die einzelne Reitstunde<br />

noch systematischer planen. Vom<br />

Aufsitzen an sollte sie ihr Ziel, die<br />

Hinterhand ihres Wallachs besser zu<br />

kontrollieren, durch eine Fülle von<br />

sinnvoll aufeinander aufbauenden<br />

Lektionen verfolgen. Man konnte<br />

heute sehr deutlich sehen, wie<br />

schnell Graciano dann Fortschritte<br />

macht.“<br />

Hilfengebung verbessern: Der<br />

verwahrende äußere Schenkel<br />

liegt sehr weit hinten.<br />

Drehen und Wenden: sauberer!<br />

Gerade bei etwas größeren und schwungvolleren Pferden<br />

wie Graciano sind die Arbeit auf gebogenen Linien,<br />

die Seitengänge und Wendungen um die Hinterhand<br />

wichtige Bausteine, um später bei versammelten<br />

Lektionen eine kraftvoll abfußende<br />

Hinterhand zu haben. Es fällt Reinhild in Lektionen<br />

wie dem Schulterherein oder den Traversalen<br />

noch schwer, ihr Pferd gut von hinten<br />

nach vorne heranzuschließen. Zum Teil liegt<br />

das daran, dass sie im Sitz gestreckter<br />

sein müsste, damit sie mit ihren<br />

Hilfen klarer durchkommt.<br />

„Bau häufig Kurzkehrtwendungen<br />

in die Arbeit ein, um dein<br />

Pferd schon versammelt zu haben,<br />

bevor du antrabst“, rät<br />

Schmezer. Außerdem muss<br />

Reinhild immer wieder über einfache gebogene<br />

Linien erarbeiten, dass ihr Pferd wirklich<br />

in Genick, Hals und Rücken nachgibt.<br />

„Hier musst du sauberer und gründlicher<br />

reiten“, fordert Schmezer. Besonders im<br />

Schulterherein passiert es Graciano schnell,<br />

dass er die geforderte Biegung nicht zulässt<br />

und damit die Reiterin auch schief<br />

„hinsetzt“ (siehe Fotos rechts).<br />

Oben rechts: Graciano<br />

ist nicht korrekt gebogen,<br />

Reinhild wird<br />

„versetzt“ und knickt<br />

in der Hüfte ein. Unten<br />

rechts: deutlich besser.<br />

Galopp: mehr Durchsprung!<br />

Damit Reinhild langfristig ihr Ziel – korrektes<br />

Durchspringen im Galopp und mehr<br />

Versammlung in Galopp-Lektionen – erreichen<br />

kann, muss sie zunächst mehr an den Grundlagen<br />

feilen. „Lass ihn im Schritt etwas übertreten,<br />

reite dann Übergänge Schritt-Galopp“,<br />

fordert Schmezer seine Schülerin auf. So gelingt<br />

es Reinhild besser, ihr Pferd „zusammen“<br />

zu halten. „Ist diese Arbeit erfolgreich, solltest<br />

du viel Kontergalopp in dein Training einbauen“,<br />

rät Schmezer, „denn mit Hilfe korrekt gerittenem<br />

Außengalopps kannst du den Durchsprung<br />

stabilisieren.“ Erst wenn diese Voraussetzungen<br />

geschaffen sind, sollte Reinhild an<br />

Lektionen wie Fliegende Wechsel denken.<br />

Mit viel Geschick muss Reinhild am Galopp weiterarbeiten: Der Wallach hebt sich<br />

gern etwas heraus und kommt mit seiner ausholenden Galoppade dann schnell aus<br />

dem Takt. Durch viele Schritt-Galopp-Übergänge (gr. Foto) wird er sichtbar „kürzer“.<br />

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Olympiade-Komitees für Reiterei.<br />

56 ST.GEORG 12/2005<br />

Clara Baunack mit Fanta Ghiro<br />

„Versuch nicht, gut zu reiten. Reite sehr gut!“<br />

Verstärkungen: locker bleiben!<br />

Nach einer sehr gut durchdachten Lösungsphase sind Clara und ihre Fuchsstute<br />

schnell bereit für die Arbeit. „Hier zeigt sich, dass Clara viel unter professioneller<br />

Anleitung trainiert“, lobt Holger Schmezer die junge Reiterin. „Alles<br />

hat Hand und Fuß, sie ist sehr konzentriert und sicher.“ So können Trainer und<br />

Schülerin schnell auf das Ziel der <strong>St</strong>unden hinarbeiten: die Trabverstärkungen zu<br />

verbessern. Zu Beginn kommt Fanta Ghiro dabei ins Laufen, drückt den Rücken<br />

weg und verkrampft sich. Schmezer fordert Clara daher auf, häufige und schnell<br />

hintereinander folgende Übergänge innerhalb des Trabs zu reiten: „Parier<br />

die <strong>St</strong>ute, lass sie wieder antreten, bleib selbst dabei lockerer, atme aus,<br />

geh immer wieder etwas vor mit der Hand“, rät Schmezer. Clara setzt<br />

dies sehr gut um, die <strong>St</strong>ute trabt deutlich ausdrucksvoller.<br />

„Über diese versammelnde Arbeit<br />

werden auch die Verstärkungen besser“,<br />

fasst Schmezer zusammen.<br />

Negative und positive Spannung:<br />

Links kann die <strong>St</strong>ute<br />

nicht locker vorschwingen,<br />

Holger Schmezer rät:<br />

„Es ist sehr deutlich zu erkennen, dass Clara schon viele<br />

Jahre unter fachkundiger Anleitung reitet und nicht nur<br />

praktisch, sondern auch theoretisch viel Wissen hat. Sie ist<br />

sehr konzentriert bei der Sache. Ihr Grundsitz ist gefestigt<br />

und stabil, ihre Handhaltung muss sie allerdings immer<br />

wieder überprüfen. Mit ihrer <strong>St</strong>ute ist sie auf einem guten<br />

Weg, ich bin sicher, dieses Paar schafft mit weiterem Training<br />

auch den Sprung in die Klasse S. Wünschenswert wäre,<br />

dass Clara gerade bei neuen Lektionen versucht, lockerer<br />

und unverkrampfter zu bleiben. Dann gelingt es ihr viel<br />

besser, ihre Hilfen gezielt und zum richtigen Zeitpunkt einzusetzen.“<br />

Sie ist erst 16 Jahre alt, hat aber schon sehr viel erreicht: Clara ist mit ihrer<br />

neunjährigen Trakehner <strong>St</strong>ute Fanta Ghiro bereits erfolgreich in der Klasse M<br />

unterwegs. Sie weiß, dass es an ihrem Sitz noch hier und dort etwas zu verbessern<br />

gibt, und dass dies im Zusammenhang mit ihrer Einwirkung steht. „Ich<br />

möchte lernen, meine <strong>St</strong>ute besonders in den Trabverstärkungen noch ausdrucksvoller<br />

zu präsentieren“, sagt sie. „Und ich würde gern schon hier und<br />

dort einige S-Lektionen in meine Arbeit integrieren.“<br />

Schwungundausdrucksvoll:<br />

Clara<br />

Baunack auf<br />

Fanta Ghiro.<br />

Einziges<br />

Manko: die<br />

verdeckten<br />

Fäuste.<br />

Galopp: durchlässiger<br />

machen!<br />

Weil die Trabarbeit schnell<br />

gute Verbesserungen<br />

brachte, widmen sich Trainer<br />

und Schülerin ihrem zweiten<br />

Wunsch: weitere schwierige Lektionen<br />

in die tägliche Arbeit einzubeziehen.<br />

„Die Fliegenden<br />

Wechsel müssen noch spannungsfreier<br />

ablaufen“, ist eine<br />

der ersten Forderungen Schmezers.<br />

Schließlich kommen mit dem Sprung von M nach S<br />

die Serienwechsel hinzu. „Dein Pferd muss im<br />

Galopp noch bereitwilliger von hinten über<br />

den Rücken nach vorne durchspringen“, erklärt<br />

der Trainer. Clara soll nun immer wieder<br />

im Wechsel Galopptraversalen und große<br />

Arbeitspirouetten reiten, daraus zum<br />

Schritt durchparieren und wieder anreiten.<br />

„So gelingt es dir, jeden Galoppsprung bestimmter<br />

und kontrollierter zu reiten“, sagt Schmezer.<br />

„Zähle in dieser Arbeit immer wieder die Galoppsprünge<br />

mit, um dich auf die späteren Serienwechsel<br />

besser einzustellen.“ Im Verlauf dieser Arbeit<br />

schafft es Clara, ihre <strong>St</strong>ute deutlich besser von<br />

hinten über den Rücken nach vorne an die Hand<br />

heranzureiten. Dies zeigt sich unter anderem<br />

darin, dass die <strong>St</strong>ute sich im Genick sehr<br />

gut aufrichtet.<br />

unten ist dies deutlich besser. Losgelassenheit: So muss es sein!<br />

Spontan und professionell<br />

Foto links: Noch ist die <strong>St</strong>ute nicht vollständig durchlässig.<br />

Foto rechts: Durch traversartige Arbeit wird es besser.<br />

Nicht nur am Ende der <strong>St</strong>unde, sondern immer wieder<br />

zwischendurch lässt Clara ihre <strong>St</strong>ute wieder „Luft holen“.<br />

Sie lässt die Zügel aus der Hand kauen, das Pferd kann sich<br />

dehnen sowie körperlich und geistig eine kurze Pause einlegen.<br />

Der Lohn dafür ist bei diesen beiden Bildern sehr deutlich zu sehen:<br />

Die <strong>St</strong>ute dehnt sich im Schritt an die Hand heran, der Winkel<br />

zwischen Hals und Ganasche wird weiter, der Rücken hebt<br />

(unten) und senkt sich (oben). „Das ist das Ergebnis strukturierten<br />

Reitens“, lobt der Bundestrainer. „Gerade das Überprüfen<br />

der Losgelassenheit innerhalb einer <strong>St</strong>unde wird oft vergessen.“<br />

Umso lobenswerter, dass Clara dies ohne Aufforderung immer<br />

wieder in ihre Arbeit eingebunden hat.<br />

Für die Profireitstunde mit Holger Schmezer stellte der Hannoveraner Verband<br />

spontan sein Gelände in Verden zur Verfügung. Auf der großen Anlage,<br />

die Züchtern, Ausbildern und Auktions-Fans nur zu bekannt ist und wo<br />

schon Dressur-Europameister gekürt wurden, hatte der Verband zu diesem<br />

Termin kurzerhand ein Viereck mit Turnierbanden und Blumenschmuck ausgestattet,<br />

so dass die drei Reiterinnen ihre Lehrstunde unter optimalen Bedingungen<br />

absolvieren konnten. Für die gute Zusammenarbeit sagt ST.GEORG<br />

herzlichen Dank! (Infos über den Verband: www.hannoveraner.com)<br />

Auf dem richtigen Weg:<br />

Die <strong>St</strong>ute arbeitet mit<br />

der Hinterhand mit, das<br />

Genick bildet den höchsten<br />

Punkt. Später muss<br />

Clara das Verwerfen<br />

noch abstellen.<br />

So bewegt sich ein losgelassenes Pferd im Schritt:<br />

Der Rücken hebt und senkt sich bei jeder Bewegung.

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