Winter 2006 - Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
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SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Mag. Michael<br />
Schreckeis.<br />
4<br />
Abschied von meiner Tätigkeit<br />
als Vorsitzender des SLP<br />
Ich möchte meinen Abschied vom Vorsitz und vom Vorstand des SLP<br />
bekannt geben. Mein jüngster Sohn ist Anfang dieses Jahres an Krebs<br />
erkrankt. Nach den erfolgten Chemotherapien hat er nun zwar sehr günstige<br />
Prognosen. Trotzdem habe ich mich zum Rückzug aus dem berufspolitischen<br />
Engagement entschlossen, da ich merke, dass sich meine Prioritäten<br />
durch dieses Ereignis stark verändert haben. Ich möchte mich in den nächsten<br />
Jahren ausschließlich um meine Familie und die beruflichen<br />
Kernbereiche kümmern. Eine so schwere Erkrankung, die Härte der<br />
Therapie, die lange Zeit der Rekonvaleszenz und die Belastung <strong>für</strong> das<br />
ganze Familiengefüge benötigen sehr viel Sorgsamkeit, Zeit und Energie.<br />
Und das <strong>für</strong> einen längeren Zeitraum, selbst im Falle eines glücklichen<br />
Ausganges der Erkrankung.<br />
Wenn ich auf die gut drei Jahre der Zeit meines Vorsitzes zurückblicke, tue<br />
ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, also ambivalent<br />
und mit durchaus vielfältigen Gefühlen. Die ersten zwei Jahre waren turbulent,<br />
extrem belastend und geradezu nervenaufreibend. Es ging um die<br />
Vertragsverhandlungen mit der Salzburger Gebietskrankenkasse, um Verbesserungen des Vertrages und<br />
in der Schlussphase um seine Ablehnung. Wir konnten nicht verhindern, dass eine Minderheit von<br />
KollegInnen in Eigenregie ihn dann doch gegen den Willen der Mehrheit unterzeichnete. Nun müssen<br />
alle PsychotherapeutInnen damit leben, zumindest wenn sie mit SGKK-PatientInnen arbeiten. Wir können<br />
in dieser Sache leider nur den bescheidenen Erfolg verbuchen, weitgehend auf die wesentlichsten<br />
Mängel aufmerksam gemacht zu haben: fachliche Probleme beim Antragsprocedere, Zettelflut, krasse<br />
Benachteiligung von BerufseinsteigerInnen, Probleme beim Systemwechsel und die Bevorzugung eines<br />
Teiles der PsychotherapeutInnen am <strong>Psychotherapie</strong>markt.<br />
Es gibt wohl nicht mehr viele, die diesen Vertrag als den großen Wurf <strong>für</strong> die <strong>Psychotherapie</strong> in Salzburg<br />
ansehen. Eigentlich sind wir nun in einer ähnlichen Situation wie all die Jahre seit dem Beschluss des<br />
<strong>Psychotherapie</strong>gesetzes: Es gibt eine begrenzte Lösung, wir brauchen aber eine bessere!<br />
Kassenfinanzierte <strong>Psychotherapie</strong> ist nur ein Teil von <strong>Psychotherapie</strong>. Deshalb würde ich mich freuen,<br />
wenn Projekte weiterverfolgt und intensiviert werden, die <strong>für</strong> alle wichtig sind. Ich denke an<br />
Fortbildungen, Förderung von interner Vernetzung zu bestimmten Themen (z.B. zu Geronto- oder<br />
Palliativ-<strong>Psychotherapie</strong>, Arbeit mit Straftätern, usw.). Wichtig finde ich auch Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong><br />
<strong>Psychotherapie</strong> allgemein bzw. <strong>für</strong> ihre Bedeutung in verschiedenen Arbeitsfeldern. Die Bedeutung von<br />
<strong>Psychotherapie</strong> steigt, nicht die <strong>Psychotherapie</strong> ist in einer Krise, lediglich deren Finanzierung. Selbst<br />
die Bildung einer Kammer ist da nur ein Schritt, allerdings einer, der vieles erleichtern und klären würde<br />
und zu einer Stärkung der Berufsgruppe beitragen könnte. Die damit verbundenen Risiken sind noch<br />
nicht so bekannt. Wir warten gespannt auf die politische Umsetzung und hoffen, nicht nur „leere<br />
Kilometer“ gemacht zu haben.<br />
Am Wichtigsten während meiner Zeit im Vorstand war, dass der SLP nicht gespalten wurde. Dass dies<br />
im Großen und Ganzen gelungen ist, sehe ich an den positiven Rückmeldungen und den stabilen<br />
Mitgliederzahlen trotz derzeit vieler strittiger Fragen. Ein großer, wenn auch ein eher unbemerkter<br />
Schritt war die Einrichtung und der Betrieb des gut geführten Büros, mit dem Erfolge, dass<br />
Serviceleistungen angeboten werden können und der Informationsfluss gewährleitstet ist.<br />
Diesen – eben beschriebenen – anstrengenden Teil meiner Tätigkeit werde ich sicher nicht vermissen,<br />
wohl aber die spannenden, äußerst interessanten Teile der Arbeit. Die manchmal auch lustbetonte und<br />
wohlwollende Arbeitsweise im Vorstand und mit KollegInnen darüber hinaus und berührende oder<br />
Blickfeld erweiternde Begegnungen. Eigentlich ist es verwunderlich, dass sich nicht mehr KollegInnen<br />
<strong>für</strong> eine Mitarbeit im Feld der Berufspolitik interessieren!<br />
Danken möchte ich allen KollegInnen, die mich durch ihr Wohlwollen und ihre Rückmeldungen immer<br />
wieder bestärkt haben. Dies gilt besonders <strong>für</strong> die KollegInnen im Vorstand, aber nicht nur <strong>für</strong> sie. Danke