Winter 2006 - Österreichischer Bundesverband für Psychotherapie
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Salzburger Landesverband<br />
<strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong> SLP<br />
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Editorial<br />
Das <strong>Psychotherapie</strong>gesetz ist am 7. Juni 2005 15 Jahre alt geworden. Es ist die gesetzliche Grundlage unserer<br />
psychotherapeutischen Arbeit und ein Meilenstein der Etablierung der <strong>Psychotherapie</strong> in Österreich.<br />
Mit dem neuen Newsletter, der wiederum an alle PsychotherapeutInnen im Bundesland Salzburg geht, wollen wir<br />
Ihnen Informationen bereitstellen, die sie in Ihrer Arbeit unterstützen sollen.<br />
Michael Schreckeis hat aus familiären Gründen den SLP-Vorsitz zurückgelegt. Er gibt einen Überblick über seine<br />
Tätigkeitsperiode. Wir danken ihm <strong>für</strong> sein Engagement als Vorsitzender des SLP.<br />
Das SLP-Büro wird weiter ausgebaut und sollte <strong>für</strong> Sie als Informationsstruktur zur Verfügung stehen.<br />
Mit der Neuauflage des Verzeichnisses von staatlich anerkannten PsychotherapeutInnen im Bundesland Salzburg<br />
möchten wir KlientInnen und PatientInnen mehr „konsumentenorientierte“ Information bieten, die bei der Suche<br />
nach dem richtigen Psychotherapeuten / der richtigen Psychotherapeutin hilfreich sind.<br />
Bernhard Handlbauer hat den Vorsitz des SLP übernommen. Er berichtet über die Arbeit der letzten Monate und<br />
blickt in die SLP-Zukunft.<br />
Ulrike Hutter berichtet aus dem Länderforum und zu den Entscheidungen im <strong>Psychotherapie</strong>beirat über die neuen<br />
Antragsformulare.<br />
Christine Riedlsperger bringt die Ergebnisse einer Umfrage unter den KandidatInnen.<br />
Mit Freude können wir mitteilen, dass Susanne Stögner ihre Mitarbeit im Vorstand angeboten hat. Sie gehört nunmehr<br />
als kooptiertes Mitglied dem Vorstand an.<br />
Einen Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet das Thema Burnout. Es wird viel davon<br />
gesprochen, aber oft wenig differenziert betrachtet.<br />
Weitere Informationen und Hinweise auf Fortbildungsveranstaltungen finden Sie ebenso<br />
wie hilfreiche Tipps und Buchtipps zur Orientierung in der Bücherflut.<br />
Wir hoffen, dass Ihnen dieser Newsletter nützliche Informationen gibt und Ihre Arbeit<br />
als PsychotherapeutIn erleichtert.<br />
Mag. Dr. Franz Moser.<br />
Fürs Jahr <strong>2006</strong> die besten Wünsche!<br />
Franz Moser<br />
<strong>für</strong> den SLP-Vorstand<br />
Dieser SLP-Newsletter geht aus aktuellen Gründen an alle PsychotherapeutInnen im Bundesland Salzburg. Wir<br />
ersuchen Nicht-SLP-Mitglieder, die dieses Service schätzen, uns einen Teil der Produktionskosten durch einen<br />
Druckkostenbeitrag auf das Konto Bank Austria Creditanstalt, BLZ 12000, Kto-Nr. 0695-38536-00 zu ersetzen.<br />
Dieser Druckkostenbeitrag ist von der Einkommensteuer absetzbar (erhöhte Werbeausgaben). Vielen Dank!<br />
Hinweis Seniorentarif: Sollten Sie bereits in Pension sein oder demnächst in Pension gehen und dem SLP dennoch<br />
verbunden bleiben wollen, so ermöglicht dies der Seniorentarif von € 160,- (Antrag muss an das ÖBVP-Büro<br />
gestellt werden). Sie erhalten weiterhin alle Informationen (<strong>Psychotherapie</strong>-Forum, <strong>Psychotherapie</strong>-News, SLP-<br />
Newsletter) und unterstützen mit Ihrem um 50% reduzierten Beitrag weiterhin die gemeinsame Berufspolitik.<br />
SLP, Postfach 14, 5024 Salzburg, Tel.: 0662 / 823 825, Fax: 0662 / 422 737, E-mail: s.l.p@aon.at<br />
www.psychotherapie.at/slp, Bankverbindung: BA-CA, BLZ 12000, Kto-Nr. 0695-38536-00
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Der SLP hat im Oktober 2005 einen weiteren Raum<br />
übernommen und ist nun alleiniger Mieter des<br />
Büros in der Wolf-Dietrich-Straße 13.<br />
Durch eine Rochade der beiden Räume arbeitet SLP-<br />
Sekretärin Elke Stolhofer künftig in dem kleineren,<br />
tagsüber sehr hellen und freundlichen Raum, während<br />
das bisherige Büro zu einem funktionalen Arbeits- und<br />
Sitzungsraum umgestaltet wird. Dieser Raum soll<br />
zukünftig Gruppen und Initiativen im SLP, den<br />
Fachspezifika und verwandten Arbeitsgruppen (z.B.<br />
Qualifikationszirkel, Intervisionsgruppen) zur<br />
Verfügung stehen. Dieser Service wird <strong>für</strong> SLP-<br />
Mitglieder kostenlos sein.<br />
Ebenfalls seit Oktober 2005 arbeitet Kollege Gerhard Elke Stolhofer.<br />
Springer unentgeltlich und regelmäßig im SLP-Büro<br />
mit u.a. in der Mitgliederbetreuung und in der Öffentlichkeitsarbeit. Für uns<br />
Vorstandsmitglieder und <strong>für</strong> Frau Stolhofer bedeutet dies eine besonders willkommene<br />
Unterstützung und Entlastung, über die wir uns sehr freuen.<br />
Ab <strong>2006</strong> soll auch die Informationsstelle <strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong> im SLP-Büro ein neues Heim bekommen.<br />
Dadurch wird auch die Infrastruktur dieser Beratungsstelle – sie verfügt derzeit z.B. nicht einmal über<br />
einen eigenen Anrufbeantworter – verbessert. Wir erhoffen uns mit dieser Neuerung auch wechselseitigen<br />
Austausch und neue Anregungen, um gemeinsam die <strong>Psychotherapie</strong> und die Arbeit unserer Mitglieder im<br />
Bundesland Salzburg besser zu präsentieren und zu bewerben.<br />
Durch die günstige Lage im Andräviertel am Ende der Linzergasse bietet das neue SLP-Büro gute<br />
Voraussetzungen, ein Ort der Information, der Kommunikation und des Erfahrungsaustausches zu werden.<br />
Wir danken Elke Stolhofer, Franz Moser und Gerhard Springer <strong>für</strong> ihre Beiträge bei der Neugestaltung<br />
des SLP-Büros. Wir sind überzeugt, dass dies fruchtbare Investitionen in die Zukunft sind. Insbesondere<br />
haben wir darauf geachtet, dass das neue SLP-Büro Kammer kompatibel ist. Im Falle der<br />
Gesetzwerdung einer „PsychotherapeutInnenkammer“ werden daher keine weiteren Übersiedelungsoder<br />
Ausbauschritte nötig sein.<br />
2<br />
Ausbau des SLP-Büros
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
Mag. Christine<br />
Riedlsperger.<br />
Veränderungen im SLP-Vorstand<br />
Mag. Dr. Franz<br />
Moser.<br />
Dr. Bernhard<br />
Handlbauer.<br />
Aus familiären Gründen hat Michael Schreckeis im November 2005 seinen Rücktritt als Vorsitzender<br />
und als Mitglied des SLP-Vorstandes erklärt. Für uns Vorstandsmitglieder und den SLP insgesamt ist<br />
es ein schwerer Schlag, da Michael Schreckeis mit Engagement, Besonnenheit, Verlässlichkeit und mit<br />
einem großen Herzen <strong>für</strong> die <strong>Psychotherapie</strong> seit Juni 2002 an der Spitze des SLP tätig war.<br />
Auf Ersuchen von Michael Schreckeis und der anderen Vorstandsmitglieder hat sich Bernhard Handlbauer<br />
bereit erklärt, die Funktion des SLP-Vorsitzenden bis zur Neuwahl des SLP-Vorstandes im Mai <strong>2006</strong> zu<br />
übernehmen. Michael Schreckeis hinterlässt im Vorstand eine Lücke. Was uns etwas tröstet, ist die<br />
Tatsache, dass wir verbliebenen Vier als Team inzwischen sehr gut eingespielt sind und auch viel Freude<br />
an der gemeinsamen Arbeit entwickelt haben. Unsere zeitlichen Ressourcen sind aber begrenzt und immer<br />
wieder kommen wir an den Punkt, wo sinnvolle Projekte aus Zeitgründen nicht weiterentwickelt werden<br />
können. Sollten Sie / Solltest du Interesse haben, <strong>für</strong> den SLP aktiv zu werden und z.B. das eine oder andere<br />
Projekt zu betreuen, wäre das sehr willkommen. Die <strong>Psychotherapie</strong> ist in Salzburg derzeit mit vielen<br />
Einschränkungen und Problemen konfrontiert. Eine Veränderung ist ohne verstärktes Engagement der<br />
davon Betroffenen nicht möglich.<br />
Gerade noch rechtzeitig vor der Durcklegung dieses Newsletter können wir mit Freude mitteilen, dass<br />
Susanne Stögner ihre Mitarbeit im Vorstand angeboten hat. Sie gehört nunmehr als kooptiertes Mitglied<br />
dem Vorstand an.<br />
PsychotherapeutInnenverzeichnis <strong>2006</strong><br />
Mehr als 5.000 Exemplare des PsychotherapeutInnen-Verzeichnisses aus<br />
dem Jahr 2004 sind inzwischen verschickt bzw. angefordert worden.<br />
Zeit da<strong>für</strong>, das Verzeichnis neu aufzulegen. Wir haben in den vergangenen<br />
Wochen intensiv an der Veränderung einzelner Texte, aber auch des allgemeinen<br />
Informationsgehaltes gearbeitet. Neu ist, dass wir die Spezialisierungen<br />
mit einem normierten Datenblatt erheben. Durch eine etwas aussagekräftigere<br />
Liste der Spezialisierungen wollen wir dazu beitragen, dass<br />
Patienten sich besser informieren können.<br />
Auch um die Aufsplitterung unter uns PsychotherapeutInnen hintan zu<br />
halten, und in Hinblick auf eine künftige gemeinsame Berufsvertretung<br />
<strong>für</strong> alle PsychotherapeutInnen haben wir beschlossen, auch jene<br />
PsychotherapeutInnen, die nicht SLP-Mitglieder sind, in das Verzeichnis<br />
aufzunehmen, sofern sie bereit sind, einen Teil der Produktionskosten<br />
mit zu tragen.<br />
Mag. Ulrike<br />
Hutter.<br />
Wir ersuchen alle, die den Erhebungsbogen noch nicht zurückgeschickt haben, dies umgehend zu<br />
tun. Anderenfalls könnte es passieren, dass Sie nicht in das Verzeichnis aufgenommen werden können,<br />
da wir unter Termindruck stehen.<br />
3
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Mag. Michael<br />
Schreckeis.<br />
4<br />
Abschied von meiner Tätigkeit<br />
als Vorsitzender des SLP<br />
Ich möchte meinen Abschied vom Vorsitz und vom Vorstand des SLP<br />
bekannt geben. Mein jüngster Sohn ist Anfang dieses Jahres an Krebs<br />
erkrankt. Nach den erfolgten Chemotherapien hat er nun zwar sehr günstige<br />
Prognosen. Trotzdem habe ich mich zum Rückzug aus dem berufspolitischen<br />
Engagement entschlossen, da ich merke, dass sich meine Prioritäten<br />
durch dieses Ereignis stark verändert haben. Ich möchte mich in den nächsten<br />
Jahren ausschließlich um meine Familie und die beruflichen<br />
Kernbereiche kümmern. Eine so schwere Erkrankung, die Härte der<br />
Therapie, die lange Zeit der Rekonvaleszenz und die Belastung <strong>für</strong> das<br />
ganze Familiengefüge benötigen sehr viel Sorgsamkeit, Zeit und Energie.<br />
Und das <strong>für</strong> einen längeren Zeitraum, selbst im Falle eines glücklichen<br />
Ausganges der Erkrankung.<br />
Wenn ich auf die gut drei Jahre der Zeit meines Vorsitzes zurückblicke, tue<br />
ich das mit einem lachenden und einem weinenden Auge, also ambivalent<br />
und mit durchaus vielfältigen Gefühlen. Die ersten zwei Jahre waren turbulent,<br />
extrem belastend und geradezu nervenaufreibend. Es ging um die<br />
Vertragsverhandlungen mit der Salzburger Gebietskrankenkasse, um Verbesserungen des Vertrages und<br />
in der Schlussphase um seine Ablehnung. Wir konnten nicht verhindern, dass eine Minderheit von<br />
KollegInnen in Eigenregie ihn dann doch gegen den Willen der Mehrheit unterzeichnete. Nun müssen<br />
alle PsychotherapeutInnen damit leben, zumindest wenn sie mit SGKK-PatientInnen arbeiten. Wir können<br />
in dieser Sache leider nur den bescheidenen Erfolg verbuchen, weitgehend auf die wesentlichsten<br />
Mängel aufmerksam gemacht zu haben: fachliche Probleme beim Antragsprocedere, Zettelflut, krasse<br />
Benachteiligung von BerufseinsteigerInnen, Probleme beim Systemwechsel und die Bevorzugung eines<br />
Teiles der PsychotherapeutInnen am <strong>Psychotherapie</strong>markt.<br />
Es gibt wohl nicht mehr viele, die diesen Vertrag als den großen Wurf <strong>für</strong> die <strong>Psychotherapie</strong> in Salzburg<br />
ansehen. Eigentlich sind wir nun in einer ähnlichen Situation wie all die Jahre seit dem Beschluss des<br />
<strong>Psychotherapie</strong>gesetzes: Es gibt eine begrenzte Lösung, wir brauchen aber eine bessere!<br />
Kassenfinanzierte <strong>Psychotherapie</strong> ist nur ein Teil von <strong>Psychotherapie</strong>. Deshalb würde ich mich freuen,<br />
wenn Projekte weiterverfolgt und intensiviert werden, die <strong>für</strong> alle wichtig sind. Ich denke an<br />
Fortbildungen, Förderung von interner Vernetzung zu bestimmten Themen (z.B. zu Geronto- oder<br />
Palliativ-<strong>Psychotherapie</strong>, Arbeit mit Straftätern, usw.). Wichtig finde ich auch Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong><br />
<strong>Psychotherapie</strong> allgemein bzw. <strong>für</strong> ihre Bedeutung in verschiedenen Arbeitsfeldern. Die Bedeutung von<br />
<strong>Psychotherapie</strong> steigt, nicht die <strong>Psychotherapie</strong> ist in einer Krise, lediglich deren Finanzierung. Selbst<br />
die Bildung einer Kammer ist da nur ein Schritt, allerdings einer, der vieles erleichtern und klären würde<br />
und zu einer Stärkung der Berufsgruppe beitragen könnte. Die damit verbundenen Risiken sind noch<br />
nicht so bekannt. Wir warten gespannt auf die politische Umsetzung und hoffen, nicht nur „leere<br />
Kilometer“ gemacht zu haben.<br />
Am Wichtigsten während meiner Zeit im Vorstand war, dass der SLP nicht gespalten wurde. Dass dies<br />
im Großen und Ganzen gelungen ist, sehe ich an den positiven Rückmeldungen und den stabilen<br />
Mitgliederzahlen trotz derzeit vieler strittiger Fragen. Ein großer, wenn auch ein eher unbemerkter<br />
Schritt war die Einrichtung und der Betrieb des gut geführten Büros, mit dem Erfolge, dass<br />
Serviceleistungen angeboten werden können und der Informationsfluss gewährleitstet ist.<br />
Diesen – eben beschriebenen – anstrengenden Teil meiner Tätigkeit werde ich sicher nicht vermissen,<br />
wohl aber die spannenden, äußerst interessanten Teile der Arbeit. Die manchmal auch lustbetonte und<br />
wohlwollende Arbeitsweise im Vorstand und mit KollegInnen darüber hinaus und berührende oder<br />
Blickfeld erweiternde Begegnungen. Eigentlich ist es verwunderlich, dass sich nicht mehr KollegInnen<br />
<strong>für</strong> eine Mitarbeit im Feld der Berufspolitik interessieren!<br />
Danken möchte ich allen KollegInnen, die mich durch ihr Wohlwollen und ihre Rückmeldungen immer<br />
wieder bestärkt haben. Dies gilt besonders <strong>für</strong> die KollegInnen im Vorstand, aber nicht nur <strong>für</strong> sie. Danke
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
<strong>für</strong> die wirkliche breite Unterstützung! Entschuldigen möchte ich mich <strong>für</strong> viele nicht geführte<br />
Telefonate, Treffen oder nicht zustande gekommen Kontakte. Die begrenzte Zeit und Energie ließen es<br />
oft nicht zu.<br />
Sehr froh und gelassen <strong>für</strong> die Zukunft bin ich, weil Bernhard Handlbauer auf meine Bitte hin den<br />
Vorsitz ausüben wird. Kompetent, erfahren und arbeitsam, wie ich ihn erlebt habe, garantiert er eine reibungslose<br />
Weiterarbeit. Als Unterstützung wünsche ich ihm noch einige neue MitarbeiterInnen. Die<br />
Zukunft sehe ich optimistisch und wünsche dem Vorstand und allen KollegInnen alles Gute.<br />
Mit freundlichen und kollegialen Grüßen<br />
Mag. Michael Schreckeis<br />
Liebe PsychotherapeutInnen<br />
im Bundesland Salzburg!<br />
Liebe SLP-Mitglieder!<br />
Ich habe mich nach dem Rücktritt von Michael<br />
Schreckeis entschieden, den SLP-Vorsitz zu<br />
übernehmen. Es war mir wichtig, dass unsere<br />
Arbeit kontinuierlich fortgesetzt werden kann. Ich<br />
habe mit Michael Schreckeis seit Juni 2002 in allen<br />
den SLP betreffenden Fragen eng zusammengearbeitet.<br />
Der Austausch und die regelmäßigen<br />
Gespräche mit ihm werden mir fehlen. Ich bin aber<br />
zuversichtlich, dass er uns weiterhin verbunden<br />
bleibt und wir auf seinen Rat zählen können.<br />
Die sehr angenehme, sachliche und zielorientierte<br />
Arbeitsatmosphäre im SLP-Vorstand und die<br />
Verlässlichkeit und Kompetenz von Ulrike Hutter,<br />
Christine Riedlsperger und Franz Moser geben mir<br />
persönlich ein gutes Gefühl <strong>für</strong> die anstehenden<br />
Aufgaben. Wichtige Entlastungen fanden bereits in<br />
den vergangenen Jahren statt. Auch da<strong>für</strong> danke<br />
ich meinen VorstandskollegInnen.<br />
Am 2. Dezember standen die Wahlen der Länder-<br />
Delegierten in den Bundesvorstand an, in dem ich<br />
zwei Jahre lang tätig war. Aus Rücksicht auf die neue<br />
Funktion in Salzburg habe ich mich entschlossen,<br />
nicht mehr <strong>für</strong> den Bundesvorstand zu kandidieren.<br />
Ich bin sehr froh, dass mit der Wahl von Ulrike<br />
Hutter der SLP und unsere ganz speziellen Salzburger<br />
Probleme auch in Zukunft im Bundesvorstand<br />
vertreten sein werden. Für mich persönlich<br />
ist es eine Erleichterung, nicht mehr an zwei<br />
Schauplätzen im Mittelpunkt von manchmal überbordenden<br />
Aufgabenstellungen und Kräfte raubenden<br />
Kontroversen stehen zu müssen.<br />
Als positives Ergebnis meiner zweijährigen Tätigkeit<br />
im Bundesvorstand sehe ich zunächst die<br />
Tatsache, dass es uns gelungen ist, die neue<br />
ÖBVP-Struktur zu implementieren. Sie hat sich in<br />
vielfacher Hinsicht bewährt. Es ging naturgemäß<br />
nicht immer konfliktfrei<br />
zu, aber bis jetzt wurden<br />
schlussendlich immer<br />
gute Kompromisse und<br />
gemeinsam getragene<br />
Entscheidungen erzielt.<br />
Was das zweite große<br />
Projekt, die Errichtung<br />
einer gesetzlichen Berufsvertretung<br />
der PsychotherapeutInnenbetrifft,<br />
kann ich – mit<br />
aller Vorsicht – Optimistisches<br />
berichten.<br />
Dr. Bernhard<br />
Handlbauer.<br />
Nachdem die „Kammer“ seit Sommer wirklich am<br />
seidenen Faden hing, waren auch SLP-Vorstandsmitglieder<br />
in den letzten Monaten sehr stark<br />
in das Lobbying <strong>für</strong> ihre Verwirklichung involviert.<br />
Erfreulicherweise haben sich die Schwierigkeiten<br />
inzwischen aufgelöst. Ich rechne damit,<br />
dass das „Kammergesetz“ nicht später als im<br />
Frühjahr <strong>2006</strong> in die Begutachtung und ins<br />
Parlament gelangen wird.<br />
In Salzburg wurde soeben die umstrittene „Leistungsvereinbarung<br />
<strong>Psychotherapie</strong>“ zwischen<br />
SGKK und Arge <strong>Psychotherapie</strong> verlängert. Sie ist<br />
mit einigen Verbesserungen ausgestattet und mit<br />
vielen bekannten Mängeln behaftet. In meiner<br />
Wahrnehmung hat dieser Vertrag zwar nicht die<br />
Berufsgruppe gespalten, aber doch bei vielen<br />
PsychotherapeutInnen Ärger, Resignation und<br />
Rückzug ausgelöst. Was uns allen gemeinsam<br />
bemerkbar sein dürfte, ist das Beschämende dieser<br />
Situation: mit einem mächtigen Gegenüber konfrontiert<br />
zu sein, der viele fachlich und ethisch<br />
bedenkliche Vorgaben knebelnd zur Anwendung<br />
bringt, sowie die konstruierte Realität einer<br />
5
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Zweiklassenpsychotherapie, die willfährig und<br />
eigenmächtig Erfahrungshintergründe und Zugänge<br />
installiert bzw. ausgrenzt.<br />
Vielleicht sollten wir der Kassenpolitik nicht<br />
zuviel Raum <strong>für</strong> unsere emotionale Befindlichkeit<br />
einräumen. Nicht zuletzt gibt es auch sinnvolle<br />
<strong>Psychotherapie</strong> jenseits der Kassenfinanzierung.<br />
Wenn die Kassen ihre Beitragszahler weiterhin im<br />
Regen stehen lassen, so ist dies gesundheitspolitisch<br />
kurzsichtig und den psychisch Kranken<br />
gegenüber unethisch. Letztendlich aber wird all<br />
das von den FunktionärInnen selbst politisch zu<br />
verantworten sein. Irgendwann wird der Bogen<br />
überspannt sein oder anders formuliert: „Wer zu<br />
spät kommt, den bestraft die Geschichte“.<br />
Persönlich ziehe ich aus den Auseinandersetzungen<br />
der letzten Jahre folgendes Resumé: Wir<br />
PsychotherapeutInnen werden solange berufspolitisch<br />
wenig erreichen, solange wir gegeneinander<br />
und nicht miteinander arbeiten. („Wenn sich zwei<br />
streiten, freut sich der Dritte.“) Die Kassen ersparen<br />
sich durch unsere Uneinigkeit seit Jahren<br />
Millionenbeträge, die sie vom gesetzlichen Auftrag<br />
her <strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong> zur Verfügung stellen<br />
müssten.<br />
Zur Einigkeit einer Berufsgruppe gehört auch, dass<br />
Mehrheitsentscheidungen respektiert werden. Nur<br />
wenn von allen diese demokratische Spielregel<br />
eingehalten wird, wird den derzeit praktizierten<br />
Spaltungsversuchen der Kassen nach dem Prinzip<br />
„teile und herrsche“ (oder besser: „teile und<br />
spare“) der Boden entzogen. Die Wahrung demokratischer<br />
Prinzipien, Kollegialität, Informationsaustausch,<br />
Wertschätzung, Vertrauensbildung,<br />
Wahrhaftigkeit ..., um all das sollten wir ALLE uns<br />
künftig verstärkt bemühen. Ich sehe darin auch<br />
eine wichtige Aufgabe in meiner neuen Rolle als<br />
SLP-Vorsitzender.<br />
Ob die „Leistungsvereinbarung <strong>Psychotherapie</strong>“<br />
von SGKK und Arge <strong>Psychotherapie</strong> rechtswidrig<br />
ist, werden die Gerichte klären. Die Vorbereitungen<br />
dazu sind nun beinahe abgeschlossen.<br />
Sie waren schwierig und zeitaufwändig. Es galt,<br />
die Materie rechtlich gut abzusichern, da mit<br />
einem verlorenen Verfahren niemandem gedient<br />
ist. Ziel des Verfahrens ist u.a. die Aufhebung der<br />
Ungleichbehandlung von PsychotherapeutInnen.<br />
Im Bundesvorstand wurde im Dezember 2005 eine<br />
Ausfallshaftung <strong>für</strong> die Salzburger Klage beschlossen.<br />
SLP-Mitglieder haben ebenfalls Ausfallshaftungen<br />
in beträchtlicher Höhe zugesagt,<br />
sodass <strong>für</strong> den SLP keine finanziellen Mehrbelastungen<br />
zu erwarten sind. Der SLP tritt auch<br />
nicht als Kläger auf, d.h. es wird Privatkläger<br />
geben.<br />
6<br />
Als SLP-Vorsitzender möchte ich vorwiegend in<br />
die Zukunft blicken. Es gibt langfristig noch viel<br />
zu tun, um der <strong>Psychotherapie</strong> jenen Platz zu<br />
erobern, der ihr zusteht. Wir alle haben sehr viel<br />
Geld, sehr viel Engagement und sehr viel Zeit in<br />
unsere Ausbildung und Professionalisierung<br />
gesteckt. Wir haben unsere Identität einer noch<br />
sehr wenig abgesicherten Sache verschrieben. Wir<br />
haben diesen Mut aufgebracht und erleben derzeit<br />
so manche Kränkung oder Geringschätzung – auch<br />
aus KollegInnenkreisen. Wir sind m. W. die einzige<br />
Berufsgruppe in Österreich, die sich ihre<br />
Ausbildung selbst finanziert hat und nicht vom<br />
Staat finanzieren ließ. Wir alle haben etwas<br />
besonders Kostbares, nämlich die Förderung und<br />
Wiederherstellung der psychischen Gesundheit<br />
unserer PatientenInnen / KlientenInnen, anzubieten.<br />
Niemand sollte Sorge haben, dass uns die Arbeit<br />
ausgehen könnte. Wir alle werden gebraucht und<br />
wir haben Lösungen anzubieten, auf die viele<br />
Menschen und ihre Angehörigen dringend warten.<br />
In den letzten Monaten haben Experten in den<br />
Medien häufig auf die Notwendigkeit von<br />
<strong>Psychotherapie</strong> hingewiesen. Auf der Ebene seriöser<br />
Studien wird der gesellschaftliche Nutzen von<br />
<strong>Psychotherapie</strong> und ihre vergleichsweise hohe<br />
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen nicht<br />
mehr angezweifelt. Die Medien reflektieren diese<br />
Entwicklung inzwischen. Wir sollten uns weiterhin<br />
um Kompetenz und Professionalität (mit oder ohne<br />
„Erfahrungsnachweis“) bemühen, uns weiterhin<br />
fortbilden, spezialisieren, Kontakte ausbauen, in<br />
unsere Arbeit und Praxen investieren, uns einen<br />
guten Namen machen und gleichzeitig <strong>für</strong> genügend<br />
Erholung und Lebensgenuss sorgen. Unsere<br />
PatientenInnen / KlientenInnen werden es uns danken.<br />
Auf längere Sicht werden wir alle genug zu<br />
tun haben, um von unserer Arbeit solid leben können.<br />
Davon bin ich überzeugt. Am meisten Sorge<br />
habe ich um den Nachwuchs. Hier ist der Zugang<br />
besonders restriktiv verregelt. Dies kann in absehbarer<br />
Zeit auch zu einem Versorgungsengpass führen.<br />
Auf die notorischen Hinweise, dass kein Geld <strong>für</strong><br />
<strong>Psychotherapie</strong> vorhanden sei, möchte ich mit<br />
einer einfachen Gegenüberstellung antworten: Im<br />
Sommer 2005 berichteten die Medien, dass drei<br />
bis zehn Prozent des Gesundheitsbudgets durch<br />
falsche oder betrügerische Abrechnungen verloren<br />
gingen. Die Ausgaben <strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong> machen<br />
hingegen 0,2 Prozent des Gesundheitsbudgets aus.<br />
Nachdem die Öffentlichkeitsarbeit <strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />
lange vernachlässigt wurde, ist sie nun ein<br />
zentraler Arbeitsbereich im SLP. Derzeit sind das<br />
neue PsychotherapeutInnenverzeichnis und eine<br />
wissenschaftliche Veranstaltung geplant. Eine
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
Plakataktion wurde aus Kostengründen vorerst<br />
aufgeschoben. Kontaktvermittlung von Experten<br />
in unseren eigenen Reihen zu den Medien, verstärkte<br />
Berichterstattung über psychische Probleme<br />
etc. gehören noch in die Kategorie „Zukunftsmusik“.<br />
All das aufzubauen ist arbeits- und<br />
zeitintensiv.<br />
Ich glaube nicht, dass unsere Berufsgruppe langfristig<br />
Erfolg haben wird, wenn die Mitglieder sich<br />
vorwiegend auf die Arbeit weniger gewählter<br />
FunktionärInnen verlassen. Die vorhandenen<br />
finanziellen Mittel und zeitlichen Ressourcen sind<br />
so knapp, dass Erfolg nur dann möglich ist, wenn<br />
es selbstverständlich wird, dass PsychotherapeutInnen<br />
einen Teil ihrer Zeit und Energie den<br />
gemeinsamen berufspolitischen Zielen zur Verfügung<br />
stellen. Der Schritt aus der Praxis heraus<br />
bringt zusätzliche Kontakte und Begegnungen.<br />
Aktiv zu werden stärkt emotional.<br />
Gerade weil uns PsychotherapeutInnen hier in<br />
Salzburg in den letzten Jahren sehr übel mitgespielt<br />
wurde, und gerade weil die Hoffnungen<br />
jener psychisch Kranken, die schon längst<br />
Anspruch auf adäquate Behandlung hätten, so oft<br />
gebrochen wurde, ist es meiner Meinung nach<br />
unerlässlich, dass wir als Berufsgruppe Flagge zeigen.<br />
Das erfordert aber mehr Geld, mehr Mit-<br />
glieder, mehr Engagierte, mehr individuelle<br />
Beiträge. Jede/r kann etwas beitragen, seien es<br />
Ideen, Zeit, Geld oder Ermutigung und Solidarität.<br />
Die Hoffnung, ein paar wenige FunktionärInnen<br />
könnten die Arbeit <strong>für</strong> alle erledigen, ist jedenfalls<br />
illusionär. Ich selbst würde mich längerfristig <strong>für</strong><br />
diese Art der Delegation von Verantwortung und<br />
Engagement auch nicht hergeben. Es gibt wirklich<br />
viel zu tun: Gehen wir es gemeinsam an!<br />
An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen, den vielen<br />
Mitgliedern, die im SLP aktiv sind – sei es im<br />
BEG, in der Infostelle, als BezirkspsychotherapeutInnen<br />
oder als KoordinatorInnen von<br />
Sektionen und Fachbereichen – <strong>für</strong> ihr ehrenamtliches<br />
Engagement herzlich zu danken!<br />
Ich möchte allen Mitgliedern ein Gutes Neues Jahr<br />
<strong>2006</strong> wünschen und bin zuversichtlich, dass es ein<br />
gutes Jahr <strong>für</strong> unsere Berufsgruppe werden wird.<br />
Mit kollegialen Grüßen<br />
Bernhard Handlbauer<br />
PS: Ich bin <strong>für</strong> alle Mitglieder direkt erreichbar:<br />
Tel. 0662/834678; Email: handlbauer@utanet.at<br />
PR-Seminar „Positionierung der<br />
gesetzlichen Berufsvertretung“<br />
Am 4. und 5. Juni 2005 fand auf Anregung des SLP und organisiert vom ÖBVP im romantischen<br />
Ambiente der Gersbergalm in Salzburg ein weiteres PR-Seminar <strong>für</strong> FunktionärInnen des ÖBVP statt.<br />
Die TeilnehmerInnen wurden aus verschiedenen Landesverbänden, Fachspezifika, den Foren und dem<br />
Bundesvorstand entsandt. Unter der kompetenten Leitung von Dr. Heinrich Breidenbach vom Salzburger<br />
Fenster kam es zu einem intensiven Austausch zur Frage, wie eine künftige Körperschaft öffentlichen<br />
Rechts („PsychotherapeutInnenkammer“) in der Öffentlichkeit präsentiert und positioniert werden sollte.<br />
Die Ergebnisse dieses PR-Seminars können im ÖBVP-Büro angefordert werden. An dieser Stelle nur die<br />
Hauptbotschaften.<br />
Die PsychotherapeutInnenkammer bedeutet:<br />
• eine Aufwertung der <strong>Psychotherapie</strong> und der PsychotherapeutInnen durch gesetzliche<br />
Anerkennung (Entstigmatisierung)<br />
• eine Verbesserung der Arbeit durch mehr Möglichkeiten (Qualitätssicherung, verbesserte<br />
Leistungen, bessere Versorgung)<br />
• Mehr Sicherheit durch klare Strukturen, Qualitätsstandards und Disziplinarrecht<br />
(verbesserter KonsumentInnenschutz)<br />
Dr. Breidenbach gelang es, die TeilnehmerInnen davon zu überzeugen, dass der Begriff „Kammer“ an<br />
sich nicht so negativ besetzt ist, wie viele annehmen. In der Bevölkerung gibt es trotz Kritik an manchen<br />
Auswüchsen eine deutliche Mehrheit, die Kammern <strong>für</strong> wichtige qualitätssichernde, ihre Mitglieder<br />
unterstützende und konsumentenfreundliche Institutionen halten.<br />
7
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Das Antragsformular der Salzburger Gebietskrankenkasse und das anhängige<br />
Gutachten des <strong>Psychotherapie</strong>beirates liegen seit zwei Monaten im<br />
Ministerium. Wir haben die Prüfung dieses Antragsformulars schon 2004 an<br />
den Beirat herangetragen. Im Beirat wurde nach langen Diskussionen das<br />
Antragsformular abgelehnt. Dem ordentlichen Geschäftsgang des Beirats entsprechend<br />
wird dieses Gutachten vom Vorsitzenden des Beirats Dr. Michael<br />
Kierein an die Frau Bundesdminister Maria Rauch-Kallat weitergeleitet. Dort<br />
liegt, laut Auskunft Dr. Kierein, die Letztentscheidungskompetenz. Auf diese<br />
Entscheidung im Ministerbüro warten wir immer noch.<br />
In einem Schreiben vom 24. 11. 2005 haben wir an Dr. Kierein die dringende<br />
Bitte um Beschleunigung des Verfahrens gerichtet. Wir erwarten uns den<br />
Vollzug der Beiratsentscheidung und können nur spekulieren, weshalb diese Mag. Ulrike Hutter.<br />
Entscheidung verzögert wird.<br />
Die SGKK argumentiert, dass sie das Antragsformular geändert hätte und<br />
damit die Beiratsentscheidung hinfällig wäre. Das so genannte „geänderte Antragsformular“ enthält aber<br />
nach wie vor die im Beirat abgelehnten Antragsteile. Die Vertreter der ARGE <strong>Psychotherapie</strong> haben bei<br />
der Veranstaltung am 15. 11. 2005 bekannt gegeben, dass es ihnen leider nicht möglich war diese Teile<br />
herauszuverhandeln.<br />
SGKK-Direktor Dr. Seiss hat bei eben dieser Veranstaltung in einem Gespräch mitgeteilt, dass die<br />
SGKK jetzt auf die Entscheidung der Ministerin wartet.<br />
Wir bedauern es sehr, dass die Salzburger PsychotherapeutInnen, die dieses Antragsformular in einer<br />
Urabstimmung zu 90% abgelehnt haben, eineinhalb Jahre auf eine wichtige Entscheidung warten müssen,<br />
die ihren beruflichen Alltag fundamental betrifft. Die Verzögerung der Umsetzung der<br />
Beiratsentscheidung zeigt den Interessenskonflikt zwischen berufsethischen Komponenten und den<br />
Interessen der Kassen. Die Benachteiligung psychisch kranker Menschen wird hier exemplarisch statuiert.<br />
Semiprofessionalität gepaart mit unscharfen Messkriterien korrumpiert den psychotherapeutischen<br />
Prozess. Wir erwarten uns, dass die zuständige Behörde Professionalität vor die Machtinteressen der<br />
Sozialversicherung reiht.<br />
Mag. Christine<br />
Riedlsperger.<br />
8<br />
Causa Antragsformular<br />
SGKK-Vertrag sorgt <strong>für</strong> Unmut<br />
unter den Kantidaten/innen<br />
Neben den nicht in der Arge <strong>Psychotherapie</strong> vertretenen PsychotherapeutInnen<br />
hat der SGKK-Vertrag auch <strong>für</strong> AusbildungskandidatInnen<br />
gravierende Nachteile mit sich gebracht. Für diese ist es durch die neue<br />
Regelung sehr unwahrscheinlich geworden, überhaupt in psychotherapeutischen<br />
Ambulanzen / Beratungseinrichtungen eine Anstellung zu bekommen.<br />
Diese Einrichtungen sind nämlich darauf angewiesen, <strong>Psychotherapie</strong>n über<br />
die SGKK abrechnen zu können, was aber wiederum nur Psychotherapeuten<br />
mit abgeschlossener Ausbildung möglich ist.<br />
Ganz abgesehen davon sind die Vorraussetzungen <strong>für</strong> einen Vertrag mit der<br />
ARGE <strong>Psychotherapie</strong> derart, dass es unrealistisch <strong>für</strong> KandidatInnen ist, jemals<br />
selbst die Bedingungen da<strong>für</strong> erfüllen zu können. Somit sind KandidatInnen mitten<br />
in ihrer Ausbildung damit konfrontiert, mit einem erschwerten Berufseinstieg<br />
und mit einem dauerhaften Wettbewerbsnachteil rechnen zu müssen.<br />
Von Seiten des SLP gab es deshalb Überlegungen, wie man die<br />
KandidatInnen unterstützen könnte. Eine Möglichkeit erschien dem SLP die Bereitstellung einer<br />
Startpraxis. In einem Brief an die KandidatInnen wurde eine Bedarfsumfrage durchgeführt *) . Überraschender<br />
Weise hat nicht ein/e KandidatIn da<strong>für</strong> Interesse gezeigt. Damit ist sehr deutlich geworden,<br />
dass dies nicht die Art von Unterstützung ist, die die KandidatInnen brauchen.
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
An dieser Stelle möchte ich alle ermuntern, mir ihre Ideen zur Verbesserung der Situation mitzuteilen.<br />
Wenn die Möglichkeit dazu besteht, möchte ich mich gerne da<strong>für</strong> einsetzen.<br />
*) In der Email-Umfrage wurde versucht, auch jene KandidatInnen, die nicht Mitglied beim SLP sind, zu erfassen.<br />
Da dem SLP aber keine Adressen zur Verfügung stehen, habe ich die Anbieter der Fachspezifika ersucht, das Email<br />
an ihre Salzburger KandidatInnen weiterzuleiten – in der Hoffnung, dass damit alle KandidatInnen erreicht werden.<br />
Christine Riedlsperger<br />
SLP-Kandidatenvertreterin<br />
Betrifft: Trennungen, Scheidungen<br />
Wenn Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit als PsychotherapeutIn mit den Themenbereichen Partnerschaftsprobleme,<br />
Scheidung, Trennung, Unterhalt und Kinder konfrontiert sind, wird <strong>für</strong> Sie die Website<br />
www.scheidungen.at von Interesse sein. Hier erhalten Sie nützliche und praktische Informationen zu all<br />
diesen Themen. Besonders interessant ist darin der erste österreichische Unterhaltsrechner. Dieser<br />
errechnet automatisch und in Sekundenschnelle den jeweiligen gesetzlichen Unterhalt <strong>für</strong> Ehegatten und<br />
Kinder. Zudem gibt es eine gratis Online Rechts- und Mediationsberatung.<br />
Betrifft: Notfallspsychotherapie<br />
Die Versicherungsanstalt <strong>für</strong> Eisenbahnen und Bergbau (VAEB) ersucht um Bekanntgabe, wer im<br />
Bundesland Salzburg Notfallspsychotherapie anbietet. Wenn Sie auf der SLP-Liste <strong>für</strong> den VAEB stehen<br />
wollen, geben Sie dies bitte im SLP-Büro bekannt.<br />
Berichtigung des Protokolls der Diskussion des SLP am 30. 11. 2004 im Gablerbräu, Salzburg, abgedruckt<br />
im SLP-Newsletter Frühjahr 2005, S. 19 u. S. 21<br />
Leider sind bei der Protokollierung der SLP-Diskussion am 30. 11. 2004 im Gablerbräu Fehler aufgetreten.<br />
Im Folgenden die Berichtigung fehlerhafter Protokollierung:<br />
Fehlerhafte Wiedergabe der Aussage von P. Strasser: Bei zwei Patienten hat es mit den alten Formularen<br />
geklappt. (S.19)<br />
Berichtigung: P. Strasser: Ihr wurde von zwei Fällen berichtet, bei denen die SGKK das alte Formular<br />
akzeptiert habe.<br />
Fehlerhafte Wiedergabe der Aussage von P. Strasser:<br />
1. Will Patienten aufklären; möchte altes Formular vorschlagen oder neues nur bedingt ausfüllen (individuell<br />
gehandhabt) (S. 21)<br />
Die Protokollierung dieser Aussage basiert auf einer Verwechslung.<br />
Berichtigung: P. Strasser: 1. Gibt sensible Daten, die im Antragsformular verlangt werden, nur im deklarierten<br />
Einververständnis der KlientInnen weiter und soweit sie mit ihrem berufsethischen<br />
Selbstverständnis zu vereinbaren sind. Es gibt jedoch eine wirtschaftliche Nötigung von KlientInnen und<br />
PsychotherapeutInnen, gegen den deklarierten Willen Daten weiterzugeben. Dies ist der Fall, wenn sich<br />
KlientInnen ohne Kassenzuschuss keine <strong>Psychotherapie</strong> leisten können und / oder eine laufende<br />
<strong>Psychotherapie</strong> durch den Abbruch des Kostenzuschusses gefährdet ist.<br />
Mag. Dr. Philomena Strasser<br />
Berichtigung<br />
9
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Am Ende meiner Amtsperiode als LFO-<br />
Vorsitzende möchte ich einen kurzen<br />
Rückblick machen. Arbeitsschwerpunkte der<br />
zweijährigen Funktionsperiode waren:<br />
Umwandlung eines in der Geschichte des ÖBVP<br />
nur beratenden Gremiums in ein beschlussfassendes<br />
Gremium mit einer funktionierenden<br />
Geschäftsordnung. Der strittigste Punkt dabei<br />
war die Beschlussfassung und die Vertretung dieser<br />
Beschlüsse im höchsten Gremium des ÖBVP<br />
– der BUVO (Bundesvorstand). Hier gibt es zwei<br />
unterschiedliche Lager im Länderforum: Jene,<br />
die die Länderinteressen über alle anderen<br />
Interessen stellen und jene, die das gesamte<br />
Organisationsgebilde im Auge haben. Diese<br />
unterschiedlichen Auffassungen werden die nächste<br />
Funktionsperiode weiter begleiten. Mehrheitlich<br />
waren die Länderdelegierten/Innen <strong>für</strong><br />
die zweite Position.<br />
Die Verhandlungen und die Erarbeitung der<br />
Struktur der gesetzlichen Berufsvertretung<br />
(Körperschaft öffentlichen Rechts – KÖR) war<br />
ein weiterer Schwerpunkt der letzten zwei Jahre.<br />
Auch in den Fragen der künftigen Struktur gab es<br />
zwei grundsätzlich unterschiedliche Positionen:<br />
Die eine Position trat <strong>für</strong> eine gesetzliche Verankerung<br />
der Struktur ein, damit die gewachsene<br />
Struktur des ÖBVP (Länderforum, Ausbildungsforum,<br />
KandidatenInnenforum) auch in<br />
Zukunft erhalten bleibt und nicht von tagespolitischen<br />
Mehrheiten verändert werden kann.<br />
Die zweite Position will eine Akzentuierung der<br />
Länderinteressen und steht <strong>für</strong> eine Verankerung<br />
der Struktur in der ersten Vollversammlung der<br />
KÖR. Hier ist die Struktur dann von der Meinungsbildung<br />
der jeweiligen FunktionärInnen<br />
abhängig und kann auch schneller wieder geändert<br />
werden.<br />
Große Differenzen gab es im Länderforum wegen<br />
der Finanzlage der einzelnen Länder. Hier wäre<br />
eine weitere Veränderung der Budgeterstellungsgrundlagen<br />
wünschenswert. Es ist einfach keine<br />
wirkungsvolle Berufspolitik mit wenig Geld zu<br />
bewerkstelligen. Im Moment ist die Verteilung<br />
zwischen Bund / Präsidium und Ländern 50:50.<br />
Zwischen den Ländern findet man große<br />
Unterschiede. Trotz einer Kürzung in diesem Jahr<br />
und einer ausgeglichenen Aufteilung hin zu den<br />
kleinen Ländern erhält der Wiener Landesverband<br />
einen großen Anteil der Ländermittel<br />
10<br />
Bericht aus dem Länderforum (LFO)<br />
wegen des hohen Mitgliederanteils. Neben<br />
Strukturkosten, die ja in jedem Bundesland anfallen,<br />
gleich wie viele Mitglieder, braucht es auch<br />
äquivalente Mittel <strong>für</strong> z.B. Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>für</strong> jedes Bundesland.<br />
Beispiel: Plakataktion des Wiener Landesverbandes<br />
Die Wiener KollegInnen haben eine sehr gute<br />
Plakataktion zum Thema <strong>Psychotherapie</strong> organisiert.<br />
Sowohl die Erstellung der Plakate als auch<br />
die Plakatflächen sind <strong>für</strong> Salzburg und auch <strong>für</strong><br />
die anderen Bundesländer nicht bezahlbar. Durch<br />
die hohe Mitgliederanzahl ist der WLP in der<br />
Lage, solche Öffentlichkeitsarbeitsausgaben zu<br />
leisten. Gerade die anderen Bundesländern<br />
bräuchten aber einen Ausbau der Öffentlichkeitsausgaben,<br />
weil hier mehr Defizite im Bekanntheitsgrad<br />
von <strong>Psychotherapie</strong> vorliegen. In<br />
Salzburg haben wir wie dieses Jahr schon ein<br />
Finanzproblem, wenn wir einen hochkarätigen<br />
Vortragenden einladen wollen und das PsychotherapeutInnenverzeichnis<br />
neu auflegen wollen.<br />
Diese Aktivitäten sind aber wichtige berufspolitische<br />
Anliegen und werden auch in einer Kammer<br />
von Interesse sein. Deshalb mein Wunsch nach<br />
einem neuen Modus der Budgetverteilung zwischen<br />
Bund und zwischen den Ländern. Dies<br />
wird sicherlich wie alle Finanzdebatten eine sehr<br />
kontroverse Diskussion nach sich ziehen. Dazu<br />
müssen die Interessen aller durchstrukturiert, vergleichbar<br />
gemacht und aufgeschlüsselt werden.<br />
Zum Abschluss möchte ich noch betonen, dass es<br />
dem LFO in diesen beiden Jahren gelungen ist,<br />
ein beschlussfähiges und diskussionsfähiges<br />
Gremium zu werden und „alte Stillstandsszenarien“<br />
der BUKO überwunden sind.<br />
Als neuer LFO-Vorsitzender wurde Mag.<br />
Friedrich Fehlinger (OÖLP) und als neue<br />
Stellvertreterin Dr. Helga Wimmer (NÖLP)<br />
gewählt.<br />
Dr. Leo Bittermann (TLP) (Vorsitzstellvertretung)<br />
und ich bedanken uns bei den<br />
Kollegen/innen <strong>für</strong> die Mitarbeit in der vergangenen<br />
Arbeitsperiode und hoffen auf produktive<br />
neue Zeiten.<br />
Mag. Ulrike Hutter
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
2. Einige allgemeine Steuertipps<br />
Service: Steuertipps<br />
1. Erhöhung des Pendlerpauschales und des Kilometergeldes<br />
Am 28. 9. 2005 wurde im Parlament im Hinblick auf die stark gestiegenen Treibstoffkosten eine<br />
Erhöhung der Pendlerpauschalen um 10 % sowie eine Erhöhung des Kilometergeldes beschlossen.<br />
Die neuen Werte betragen:<br />
einfache Wegstrecke<br />
Kleines Pendlerpauschale<br />
ab 1.1.<strong>2006</strong> - pa<br />
Großes Pendlerpauschale<br />
ab 1.1.<strong>2006</strong> - pa<br />
ab 2 km € 0,- € 270,-<br />
ab 20 km € 495, - € 1.071,-<br />
ab 40 km € 981,- € 1.863,-<br />
ab 60 km € 1.467,- € 2.664,-<br />
Kilometergeld *) alt neu<br />
<strong>für</strong> Motorfahrräder und Motorräder mit einem Hubraum bis 250 cm3 € 0,113 € 0,119<br />
<strong>für</strong> Motorräder mit einem Hubraum über 250 cm3 € 0,201 € 0,212<br />
<strong>für</strong> Personen- und Kombinationskraftwagen € 0,356 € 0,376<br />
<strong>für</strong> mitbeförderte Personen € 0,043 € 0,045<br />
*) Die Erhöhung des Kilometergeldes ist am 28. 10. 2005 (Tag nach der Kundmachung im BGBl) in Kraft getreten.<br />
Es besteht die Möglichkeit der Sofortabsetzung von Investitionen mit Anschaffungskosten bis € 400,-<br />
(exklusive USt) als geringwertige Wirtschaftsgüter.<br />
Sonderausgaben bis maximal € 2.920,- (Topf-Sonderausgaben)<br />
Die üblichen Sonderausgaben dürfen als bekannt vorausgesetzt werden (Kranken-, Unfall- und<br />
Lebensversicherungen; Wohnraumschaffung und Wohnraumsanierung; junge Aktien und<br />
Genussscheine; Wohnbauaktien und Wohnbauwandelschuldverschreibungen, deren Erträge überdies bis<br />
zu 4 % des Nominales weiterhin KESt-frei sind).<br />
Für AlleinverdienerInnen oder AlleinerzieherInnen verdoppelt sich der persönliche Sonderausgaben.<br />
Höchstbetrag von € 2.920,- auf € 5.840,-. Ab drei Kinder erhöht sich der Sonderausgabentopf um €<br />
1.460,- pro Jahr. Allerdings wirken sich die Topf-Sonderausgaben nur zu einem Viertel Einkommens<br />
mindernd aus. Ab einem Einkommen von € 36.400,- vermindert sich auch dieser Betrag, ab einem<br />
Einkommen von € 50.900,- stehen überhaupt keine Topf-Sonderausgaben mehr zu.<br />
Sonderausgaben ohne Höchstbetrag<br />
Ohne Höchstbetragsbegrenzung, unabhängig vom Einkommen und neben dem Sonderausgabentopf,<br />
sind etwa Nachkäufe von Pensionsversicherungszeiten (Kauf von Schul- und Studienzeiten) und freiwillige<br />
Weiterversicherungsbeiträge in der Pensionsversicherung absetzbar.<br />
Renten, Steuerberatungskosten und Kirchenbeitrag<br />
Unbeschränkt absetzbare Sonderausgaben sind auch bestimmte Renten (z.B Kaufpreisrenten nach<br />
Ablauf bestimmter steuerlicher Fristen) sowie Steuerberatungskosten. Kirchenbeiträge sind mit einem<br />
jährlichen Höchstbetrag von € 100,- begrenzt.<br />
11
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
3. Ende der Aufbewahrungspflicht <strong>für</strong> Bücher und Aufzeichnungen aus 1998<br />
Zum 31. 12. 2005 läuft die 7-jährige Aufbewahrungspflicht <strong>für</strong> Bücher, Aufzeichnungen, Belege und<br />
Geschäftspapiere des Jahres 1998 aus. Diese können daher ab 1. 1. <strong>2006</strong> vernichtet werden. Beachten<br />
Sie aber, dass die Unterlagen dann weiter aufzubewahren sind, wenn sie in einem anhängigen<br />
Berufungsverfahren von Bedeutung sind, dass Aufzeichnungen und Unterlagen, die Grundstücke betreffen,<br />
wegen allfälliger Vorsteuerrückverrechnungen bis zu 22 Jahre aufbewahrungspflichtig sind und dass<br />
laut Handelsgesetzbuch (HGB) Unterlagen dann weiter aufzubewahren sind, wenn sie <strong>für</strong> ein anhängiges<br />
gerichtliches oder behördliches Verfahren, in dem Ihnen Parteistellung zukommt, von Bedeutung<br />
sind.<br />
Quelle: Treubilanz Dr. Beatrix Schodl, Steuerberatungs GmbH<br />
Wichtiger Hinweis:<br />
Im Unterschied zu Buchhaltungsunterlagen müssen Aufzeichnungen und Dokumentationen aus der<br />
psychotherapeutischen Arbeit 10 Jahre lang aufbewahrt werden.<br />
Am 28. September 2005 ist<br />
Sylvia Cserny verstorben. Sie<br />
war Gründungsmitglied des SLP<br />
und Mitarbeiterin im berufsethischen<br />
Gremium. Eine ausführliche<br />
Würdigung ihrer berufspolitischen<br />
Arbeit war in den ÖBVP News<br />
vom Oktober 2005 zu lesen.<br />
Hier nur einige persönliche Worte:<br />
Ich kannte Sylvia seit langem und<br />
war mit ihr befreundet. Am lebendigsten<br />
habe ich sie im Rahmen<br />
der Anerkennung unserer beiden<br />
Methoden als <strong>Psychotherapie</strong>methoden<br />
kennen und schätzen<br />
gelernt. Sie kämpfte <strong>für</strong> die<br />
Konzentrative Bewegungstherapie Dr. Sylvia Czerny.<br />
(KTB), ich kämpfte <strong>für</strong> die<br />
Transaktionsanalyse (TA) – beide<br />
waren wir Vertreter von „Nicht-legitimen Kindern“<br />
der <strong>Psychotherapie</strong>.<br />
Als dann 1991 die Transaktionsanalyse anerkannt<br />
wurde, erinnere ich genau wie die Atmosphäre<br />
schlecht stand <strong>für</strong> die KBT, alles was mit dem<br />
„Körper“ zu tun hatte wurde mit höchstem<br />
12<br />
Abschied von Dr. Sylvia Czerny<br />
Misstrauen behandelt. Wann<br />
immer Widerstand da war, wurde<br />
Sylvia zur Kämpferin. Ich freue<br />
mich, dass es ihr und ihren<br />
KollegInnen gelungen ist die<br />
Anerkennung als <strong>Psychotherapie</strong>methode<br />
zu erreichen. Diese Anerkennung<br />
war m. E. das Lebenswerk<br />
Sylvias. Darüber hinaus lebte<br />
sie eine Brückenfunktion als<br />
Vermittlerin verschiedener gesellschaftlicher<br />
Gruppierungen. So<br />
hat sie z.B. im Raum der katholischen<br />
Kirche um das Verständnis<br />
<strong>für</strong> psychisches Leiden und psychotherapeutische<br />
Arbeit gekämpft<br />
und geworben.<br />
In vielen beruflichen und privaten<br />
Kontakten war Sylvia eine begabte<br />
Kommunikatorin, liebenswert<br />
und klug, politisch denkend, charmant und beharrlich,<br />
verlässlich.<br />
Dass sie trotz ihrer jahrzehntelangen Krankheit<br />
nicht aufgegeben hat, das würde ich gerne <strong>für</strong> mich<br />
mitnehmen.<br />
Gerhard Springer
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
Burnout<br />
Der folgende Beitrag wurde uns freundlicherweise von Frau Mag. Klaudia Wolf-Erharter (Vorstandsmitglied<br />
des Tiroler Landesverbands <strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong>) zur Publikation zur Verfügung gestellt.<br />
Bitte beachten Sie auch die Ankündigung einer Fortbildung mit Mag. Wolf-Erharter.<br />
Das Thema Burnout betrifft uns nicht nur im Rahmen unserer therapeutischen Arbeit, allzu oft sind wir<br />
auch selbst Betroffene.<br />
Im Folgenden Text können Sie ihr Wissen zum Thema auffrischen, sich Gedanken machen, Zeit nehmen,<br />
sich selber an der Nase ziehen und sich im Anschluss die Frage beantworten „Wie gut gehe ich mit meinen<br />
Gesundheits-Ressourcen um?“<br />
Was ist Burnout?<br />
Erschöpft, leer, total kaputt – wer sich über einen längeren Zeitraum mit solchen Gefühlen bei der Arbeit<br />
herumquält, ist „ausgebrannt“, leidet unter Burnout.<br />
Burnout möchte niemand gern eingestehen. Zum einen nagt es, weil es als Versagen empfunden wird,<br />
gewaltig am Selbstbild. Zum anderen kann es auch riskant sein, wenn man dem Druck am Arbeitsplatz<br />
nicht mehr gewachsen scheint. Denn das wird von Vorgesetzten oft als Leistungsschwäche und<br />
Ineffizienz gewertet.<br />
Burnout wird deshalb oft über Jahre hinweg geleugnet und Hilfe erst geholt, wenn bereits eine ernsthafte<br />
Erkrankung vorliegt.<br />
Burnout ist kein Persönlichkeitsdefekt und auch kein persönliches Problem – auch wenn dies in der<br />
Praxis, wie bei Mobbing, gern so gesehen wird. Denn es ist einfacher, den Betroffenen individuell zu<br />
helfen oder sich von ihnen zu „trennen“, als die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen oder einer<br />
Organisation zu verändern.<br />
Burnout muss immer vor dem Hintergrund der Arbeitsbedingungen gesehen werden. Persönliche<br />
Veranlagungen beeinflussen zwar die Fähigkeit, konstruktiv mit psychischen Belastungen und Stress am<br />
Arbeitsplatz umzugehen. Scheitert dies jedoch, indem beispielsweise im Betrieb nichts getan wird, um<br />
die Arbeitsbedingungen zu verbessern, dann ist der Weg in eine Burnout-Krise vorgezeichnet.<br />
Definition und Merkmale:<br />
„Wer ausbrennt, muss vorher entflammt gewesen sein“<br />
Der Begriff Burnout wurde vor rund 20 Jahren von dem amerikanischen Psychoanalytiker FREUDEN-<br />
BERGER geprägt. Er hatte dieses Phänomen bei besonders engagierten, hochmotivierten, aufopferungsvollen<br />
und pflichtbewussten Mitarbeitern alternativer Drogeneinrichtungen entdeckt.<br />
Inzwischen wird Burnout nicht nur bei den so genannten „helfenden Berufen“, sondern auch im<br />
Dienstleistungssektor und im produzierenden Gewerbe beobachtet. Burnout ist seit Jahren ein Thema in<br />
der populärwissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion.<br />
Burnout ist ein Zustand der emotionalen Erschöpfung durch ständige Überanstrengung und Überforderung<br />
der eigenen Kräfte. Das Gefühl, ausgelaugt und leer zu sein, beherrscht alles. Schon die einfachsten<br />
Tätigkeiten sind mühselig und anstrengend.<br />
Burnout ist das Gefühl, nicht mehr leistungsfähig zu sein und den gestellten Anforderungen nicht mehr<br />
genügen zu können.<br />
Burnout ist permanenter Stress mit hohem Energieeinsatz. Er raubt einer Person alle Energie, die nötig<br />
wäre, um die Situation zu bewältigen.<br />
Burnout bewirkt Depersonalisation. Menschen, mit denen man beruflich zu tun hat (PatientInnen,<br />
SchülerInnen, KundInnen etc.), werden einem gleichgültig – wie Objekte gesehen und behandelt.<br />
Burnout entwickelt sich langsam und schleichend und kann sich über Jahre hinziehen.<br />
Burnout wirkt sich auf die Arbeit und das Privatleben aus.<br />
13
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Woran erkennt man Burnout?<br />
Typisch <strong>für</strong> Burnout sind „soziale Symptome“, wie Isolierung und Rückzug, Widerstand gegen Anrufe<br />
und Besuche, aber auch so genannte „problematische Einstellungen“. z.B. Stereotypisierung von<br />
Klienten, Zynismus und Verlust von Idealismus.<br />
Alle anderen Symptome können auch Zeichen von Stress sein.<br />
Typisch <strong>für</strong> Burnout ist der Phasenverlauf. Nicht jeder Burnout Betroffene muss notwendigerweise<br />
alle Stadien durchmachen und alle Symptome erleben. Manche bleiben über Jahre hinweg in einer Phase,<br />
anderen gelingt es, den Teufelskreis zu unterbrechen, indem sie ihr Leben und ihre Einstellungen ändern.<br />
Burnout-Symptome<br />
Psychische Symptome<br />
• Gefühle des Versagens, Ärgerns und Widerwillens<br />
• Schuldgefühle<br />
• Frustration<br />
• Gleichgültigkeit<br />
• Konzentrationsstörungen<br />
• nervöse Ticks<br />
• Verspannungen<br />
Physische Symptome<br />
• andauernde Müdigkeit<br />
• Schlafstörungen<br />
• häufige Erkältungen und Grippen<br />
• Kopfschmerzen<br />
• Magen-, Darm-Beschwerden<br />
• erhöhte Pulsfrequenz<br />
• erhöhter Cholesterinspiegel<br />
Symptome auf der Verhaltensebene<br />
• exzessiver Drogengebrauch<br />
• erhöhte Aggressivität<br />
• häufiges Fehlen am Arbeitsplatz<br />
• längere Pausen<br />
• verminderte Effizienz<br />
Soziale Symptome<br />
• Verlust von positiven Gefühlen gegenüber Klienten<br />
• Widerstand gegen Anrufe und Besuche<br />
• Unfähigkeit, sich auf Klienten zu konzentrieren und zuzuhören<br />
• Isolierung und Rückzug<br />
• Ehe- und Familienprobleme<br />
• Einsamkeit<br />
Problematische Einstellungen<br />
• Stereotypisierung von Klienten<br />
• Zynismus<br />
• Schwarzer Humor<br />
• verminderte Empathie<br />
• negative Arbeitseinstellung<br />
• Desillusionierung<br />
• Verlust von Idealismus (nach: Rothfuß 1999)<br />
14
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
Wie verläuft Burnout?<br />
1. Phase:<br />
Warnsignale: Erste Erschöpfungsmerkmale und Unzufriedenheit<br />
Arbeit macht Spaß und stärkt das Selbstwertgefühl. Arbeit ist wichtig, Mehrarbeit kein Thema und persönliche<br />
Wünsche und Bedürfnisse rangieren an zweiter Stelle. Berufliche Anforderungen sind persönliche<br />
Herausforderungen. Alles ist zu schaffen, die körperliche, geistige und seelische Leistungsfähigkeit<br />
wird nicht angezweifelt. Doch nach manchmal jahrelangen Höchstleistungen zeigen sich erste<br />
Erschöpfungsmerkmale, die man durch noch größere Anstrengungen „auszugleichen“ versucht.<br />
Dennoch machen sich Gefühle der Unzufriedenheit in immer kürzer werdenden Zeitabständen bemerkbar<br />
und verdichten sich.<br />
2. Phase:<br />
Wachsende Selbstzweifel: Der Arbeitseifer nimmt ab<br />
In dieser Phase verändert sich die Einstellung zur Arbeit. Gefühle des Überdrusses werden stärker,<br />
Arbeitseifer und Engagement nehmen ab. Auch die Einstellung zu Kunden und Klienten wie auch zu<br />
Kollegen verändert sich schleichend: Sie werden als fordernd und anspruchsvoll erlebt. Aus Sympathie<br />
und Anteilnahme werden Distanz und wachsende Abneigung. Der Verdienst, der anfangs eine eher untergeordnete<br />
Rolle spielte, wird zunehmend wichtiger und scheint in keinem Verhältnis zu der geleisteten<br />
Arbeit zu stehen.<br />
Gleichzeitig gewinnt das Gefühl die Oberhand, die Dinge nicht mehr richtig im Griff zu haben. Gefühle<br />
der Unzufriedenheit wechseln mit depressiven Verstimmungen und wachsenden Selbstzweifeln.<br />
Generell verringert sich die psychische und soziale Belastbarkeit. Eigene Wünsche und soziale<br />
Beziehungen werden noch stärker vernachlässigt, da<strong>für</strong> wird zunehmend öfter zu Genuss- und<br />
Beruhigungsmitteln gegriffen.<br />
3. Phase:<br />
Gleichgültigkeit gegenüber Arbeit und anderen Menschen<br />
Motivation, Konzentration und Leistungsfähigkeit nehmen ständig weiter ab und münden in einem starken<br />
Gefühl der emotionalen und sozialen Leere. Die Betroffenen fühlen sich ausgehöhlt, ausgezehrt und<br />
nutzlos und dem Arbeitsalltag kaum noch gewachsen. Versagensängste überschatten den Tag, verleiten<br />
dazu, sich von anderen zurückzuziehen. Ein Gefühl des Scheiterns und der Gleichgültigkeit gegenüber<br />
Arbeit und anderen Menschen (KundInnen, KlientInnen, KollegInnen) wird zur dominierenden<br />
Stimmungslage (= Depersonalisation). Psychosomatische Reaktionen (Verspannungen, Magenprobleme,<br />
chronische Müdigkeit mit Schlafstörungen etc.) verschlimmern das psychische Befinden, unterhöhlen<br />
Leistungsvermögen und Arbeitskraft und führen immer tiefer in einen Zustand der Verzweiflung.<br />
4. Phase:<br />
Depression und Verzweiflung – Selbstmordgedanken<br />
Das Leben erscheint angesichts totaler geistiger, emotionaler und körperlicher Erschöpfung sinnlos und<br />
leer. Depression und Verzweiflung überschatten alles, Selbstmordgedanken tauchen auf. Diese Situation<br />
ist lebensbedrohend, professionelle medizinische und therapeutische Hilfe dringend geboten.<br />
Wer ist besonders Burnout gefährdet?<br />
Anfällig <strong>für</strong> Burnout<br />
• sind Menschen in klassischen Sozialberufen (Sozialarbeit, Kranken- und Altenpflege, Erziehungswesen<br />
und Therapiebereich). Der ständige Einsatz <strong>für</strong> andere bewirkt eine andauernde hohe<br />
emotionale Belastung, die in dem Gefühl des Ausgebranntseins münden kann.<br />
• sind Angestellte im Dienstleistungssektor mit viel Kundenkontakt (Banken, Polizei, etc.).<br />
• sind nach jüngsten Studien auch zunehmend Angestellte in der konventionellen Produktion, vor allem<br />
bei Überwachungs- und Steuerungstätigkeiten. Bei diesen Kontrolltätigkeiten scheinen handlungsarme<br />
„Wartezeiten“ bei gleichzeitig ständiger Wachsamkeit und einem hohen Verantwortungsdruck<br />
Burnout Erscheinungen zu verursachen.<br />
Warum kommt es zu Burnout?<br />
Inzwischen wird in der Forschung zunehmend akzeptiert, dass die Arbeitsbedingungen bei der<br />
Entstehung von Burnout eine wichtige Rolle spielen. Lange Zeit galt Burnout als Ausdruck individuellen<br />
Fehlverhaltens.<br />
15
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Gefährdete Menschen in einer gefährdeten Arbeitswelt:<br />
„Globalisierung“, „Standortsicherung“ und „Verschlankung“ bringen immer mehr und immer<br />
anspruchsvollere Arbeit mit sich, fordern immer mehr Flexibilität und steigern die Angst um den<br />
Arbeitsplatz. Das führt zu enormen psychosozialen Belastungen. Obwohl noch viele Fragen ungeklärt<br />
sind, gilt in der Burnout Forschung als wahrscheinlich, dass es zwischen Arbeitssituation und<br />
Persönlichkeit eine dynamische Wechselwirkung gibt: Es gibt gefährdete Menschen in einer gefährdenden<br />
Arbeitswelt.<br />
Bei der Entstehung von Burnout sind – ähnlich wie bei Mobbing – zwei Faktoren entscheidend:<br />
Arbeitswelt und Persönlichkeit.<br />
Burnoutrisiko: Arbeitswelt<br />
1. Arbeitsbedingungen:<br />
Burnout kann auftreten, wenn<br />
• Beschäftigte tagtäglich „Emotionsarbeit“ leisten müssen, auch wenn ihnen – insbesondere bei schwierigen<br />
Kunden – überhaupt nicht der Sinn nach Freundlichkeit steht.<br />
Die Folge:<br />
Gewandelte Arbeitsanforderungen vor allem im Dienstleistungssektor – Stichwort „Kundenorientierung“<br />
– erhöhen den Leistungsdruck der Beschäftigten, zumal sie da<strong>für</strong> meist nicht qualifiziert<br />
werden. Dieser Faktor „Gefühlsarbeit“ ist neueren Studien (ZAPF 1999) zufolge wesentlich am<br />
„Ausbrennen“ beteiligt.<br />
• Beschäftigte ständig überfordert und überlastet werden – sei es durch ständige Personalknappheit,<br />
Mittelkürzungen, hohes Arbeitspensum oder wachsende Qualifikationsanforderungen bei unzureichender<br />
Schulung. Diese Daueranspannung verhindert zudem, eigene berufliche Ideen und Vorstellungen<br />
umzusetzen.<br />
Die Folge:<br />
Nach einiger Zeit sind die Beschäftigten demotiviert und erschöpft.<br />
• Menschen sich bei der Arbeit kaum entfalten und einbringen können, weil sie nur geringe<br />
Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten haben.<br />
Die Folge:<br />
Enttäuschung und Resignation sind programmiert. Berufliches Engagement und Motivation lassen<br />
nach.<br />
2. Führungsverhalten<br />
Burnout kann auftreten wenn<br />
• der Vorgesetzte zwar eine Führungskraft, aber keine Führungspersönlichkeit ist, d.h., wenn er kein<br />
offenes Ohr <strong>für</strong> die Belegschaft hat und sich nicht um ein Klima des Vertrauens bemüht. A und O dieser<br />
„vertrauensbildenden Maßnahmen“ (RUPERT LAY) ist es, sowohl fachliche als auch soziale<br />
Fähigkeiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu fördern. Persönliche Entfaltung ist jedoch<br />
unmöglich, wenn Beschäftigte nur wenig entscheiden, mitbestimmen oder -verantworten dürfen.<br />
• offene Kommunikation in einem Unternehmen zwar postuliert, in der Praxis jedoch nicht umgesetzt<br />
wird. Stattdessen wird es als Aufforderung zu abwertender Kritik missverstanden. Burnoutgefährdete<br />
– hochmotivierte, engagierte und leistungsstarke Personen – wagen es in einem derartigen Klima<br />
kaum, über Arbeitsüberlastung und Burnout-Symptome zu sprechen.<br />
3. Sozialverhalten<br />
Burnout kann auftreten wenn<br />
• das Betriebsklima in einem Unternehmen zu wünschen übrig lässt, weil Team- und MitarbeiterInnenorientierung<br />
<strong>für</strong> die Führung keine Rolle spielt. In einer schlechten Arbeitsatmosphäre fällt es schwer,<br />
offen über Arbeitsprobleme zu sprechen.<br />
Burnoutrisiko: Persönlichkeit<br />
Den typischen „Ausbrenner-Typ“ gibt es nicht. Burnout wird individuell erlebt und äußert sich auch verschieden.<br />
Folgende Verhaltensmuster und Persönlichkeitsmerkmale können Burnout aber begünstigen:<br />
16
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
Burnoutrisiko tragen<br />
• „Perfektionisten“ mit hohen beruflichen Erwartungen und hochgesteckten Zielen. Was nicht hundertprozentig<br />
gelingt, gilt bereits als Versagen. Sowohl Erfolge als auch Misserfolge spornen zu noch größerem<br />
Arbeitseinsatz an, Arbeitsprobleme werden mit nach Hause genommen.<br />
• Personen, die dazu neigen, sich bei Misserfolgen wie bei Erfolgen selbst abzuwerten. Diese negative<br />
Selbsteinschätzung macht es ihnen schwer, auf andere zuzugehen und um Unterstützung zu bitten.<br />
• Leistungs- und erfolgsorientierte Personen, die sich zuviel „aufbürden“, um das eigene Selbstwertgefühl<br />
zu stärken. Diese Persönlichkeitsstruktur – häufig die Kehrseite von Idealismus und<br />
Helferorientierung – macht anfällig <strong>für</strong> Enttäuschungen, wenn „Erfolge“ bzw. „Aufopferung“ nicht<br />
genügend gewürdigt werden.<br />
• Menschen, die ständig die Anerkennung von anderen brauchen, da sie sich selbst nicht anerkennen.<br />
Es fällt ihnen schwer, anderen – und vor allem sich selbst – Grenzen zu setzen, Nein zu sagen.<br />
• Personen, die ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht ernst nehmen und nicht auf körperliche<br />
Warnsignale hören. Arbeit ist Lebensinhalt, das „gesunde“ Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben<br />
ist aus dem Lot geraten.<br />
• Menschen, denen es schwer fällt, konstruktiv mit komplexen und belastenden Arbeitsbedingungen<br />
umzugehen. Beruflich und privat haben sie keine Reserven mehr, um mit stressigen Arbeitsbedingungen<br />
fertig zu werden oder sie zumindest in Ansätzen zu kompensieren.<br />
Buchtipps zum Thema Burnout<br />
Jörg Fengler, Helfen macht müde. Zur Analyse und Bewältigung von Burnout<br />
und beruflicher Deformation, J. Pfeiffer Verlag: München 1998, € 23,50.<br />
Maria Speck / Evelyn Horsch, Berufsrisiko <strong>Psychotherapie</strong>: Ist Leid<br />
ansteckend?<br />
Psychotherapeuten sind täglich mit schwierigsten psychischen Problemen konfrontiert.<br />
Wie verkraften sie es, Stunde um Stunde das Leid der Klienten und<br />
Klientinnen zu hören? Aktuelle Studien zeigen, dass der therapeutische Beruf <strong>für</strong> viele seiner<br />
Mitglieder durchaus ein Gesundheitsrisiko darstellt. Die ständige emotionale Überbeanspruchung<br />
kann auf Dauer zu Erschöpfung, Burnout, Schlafstörungen und psychischen Erkrankungen führen.<br />
Der Artikel erschien in psychologie heute, Juni 2005, S. 64 - 69. Eine Kopie kann im SLP-<br />
Büro angefordert werden.<br />
Fortbildungsveranstaltung<br />
Integratives Gesundheitscoaching<br />
(Modell entwickelt am FPI /europäische Akademie <strong>für</strong> Gesundheit)<br />
„Der ständige Einsatz <strong>für</strong> andere bewirkt eine andauernde hohe emotionale Belastung, die in dem Gefühl<br />
des ‚Ausgebranntseins’ münden kann.“<br />
Schwerpunkte des Seminars sind: lebenslaufbezogene Diagnostik des Gesundheitsverhaltens - Gesundheitspanorama,<br />
Entwicklung von Gesundheitsbewusstsein und eines gesundheitsaktiven Lebensstils,<br />
Aktivierung von Gesundheitsressourcen, Förderung von Willensentscheidungen; Arbeit mit Kreativen<br />
Medien und Imaginationstechniken, Körper und Wellnessangeboten<br />
Zielgruppe: Menschen in psychosozialen Berufen<br />
Zeit: 9. August – 12. August <strong>2006</strong><br />
Ort: Innsbruck Umgebung (wird noch genauer bekannt gegeben)<br />
Leitung: Peter Uffelmann: Lehrtherapeut am FPI, Supervisor, Coach, Autor von:<br />
„Das rechte Maß“ und „Verzeih dir selbst“<br />
Mag. Klaudia Wolf-Erharter: Gesundheitspädagogin, IG Therapeutin unter<br />
Supervision, Leiterin des mental health promotion Projektes der GPG-Tirol<br />
Kosten: € 550,-<br />
Info / Anmeldung / Kontakt: Mag. K. Wolf-Erharter, info@athletecoaching.com, Tel.: 06508/2340463<br />
Anmeldung bis Ende April <strong>2006</strong> – per Email<br />
17
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Weitere Buchtipps<br />
Bartuska, Buchsbaum, Metha, Pawlowsky, Wiesnagrotzki (Hrsg.), Psychotherapeutische Diagnostik:<br />
Leitlinien <strong>für</strong> den neuen Standard, Springer Verlag 2005, € 34,80.<br />
Erstes Diagnostikhandbuch <strong>für</strong> Psychotherapeuten. Einheitliche diagnostische Richtlinien von 17<br />
Schulen gemeinsam entwickelt. Erläuterungen zur praktischen Umsetzung.<br />
Kommentar:<br />
Psychotherapeutische Diagnostik unterscheidet sich von psychiatrischer oder klinisch-psychologischer<br />
Diagnostik, auch wenn es viele Überschneidungen gibt. Das spezifische psychotherapeutische Vorgehen,<br />
das Bemühen um eine tragfähige Beziehung zum Klienten, die Besonderheiten der psychotherapeutischen<br />
Arbeit erfordern eine spezielle Diagnostik, die diesem Vorgehen gerecht wird. Das Verständnis <strong>für</strong><br />
die Genese und die Einmaligkeit des Lebensweges und der Symptome des Klienten / Patienten stehen<br />
im Mittelpunkt der Interventionen von PsychotherapeutInnen, während z.B. der psychiatrische Blick<br />
stärker phänomenologisch orientiert ist und nach Krankheitsclustern bzw. Syndromen sucht. Die<br />
Leitlinien psychotherapeutisch-diagnostischen Vorgehens werden hier erstmals formuliert.<br />
Für PsychotherapeutInnen, die in Salzburg tätig sind, haben diese Leitlinien besonderes Gewicht, da wir<br />
hier verstärkt fachfremden Diagnosekriterien ausgesetzt sind. Die neuen Antragsformulare der SGKK<br />
wurden wesentlich von einem Juristen und einer Psychologin erstellt, die beide keine Psychotherapeuten<br />
sind. Die Formulare sind sehr stark einer psychiatrischen Diagnostik verhaftet, die nicht 1:1 auf die<br />
psychotherapeutische Arbeit übertragen werden kann, da das psychiatrische und das psychotherapeutische<br />
Herangehen an psychische Krankheit nicht gleichzusetzen ist. Beides sind gleichermaßen wertvolle<br />
und sinnvolle Herangehensweisen, es können aber nicht die Regeln der einen Disziplin der anderen<br />
übergestülpt werden.<br />
Bernhard Handlbauer<br />
Stumm, Pritz, Gumhalter, Nemeskeri, Voracek (Hrsg.), Personenlexikon der <strong>Psychotherapie</strong>,<br />
Springer Verlag 2005.<br />
Über 300 Biographien der wichtigsten Persönlichkeiten der <strong>Psychotherapie</strong> – teilweise sehr schwer<br />
zugängliche Daten – Ergänzungsband zum erfolgreichen Wörterbuch der <strong>Psychotherapie</strong>.<br />
Martin Rümmele, Kranke Geschäfte mit unserer Gesundheit: Symptome, Diagnosen und<br />
Nebenwirkungen der Gesundheitsreform, NP Buchverlag: St. Pölten – Wien – Linz 2005, € 19,90<br />
Wer sich über Fakten und Hintergründe der aktuellen Entwicklungen des<br />
Gesundheitssystems informieren will, dem sei das Buch „Kranke Geschäfte mit<br />
unserer Gesundheit“ empfohlen.<br />
Martin Rümmele analysiert die Ursachen der Veränderungen und gewährt einen<br />
Blick in die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung Österreichs:<br />
„Im Herbst 2004 rangierte in Umfragen unter der österreichischen Bevölkerung<br />
erstmals die Sorge um die Gesundheitsversorgung vor der zuvor immer führenden<br />
Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und der Ausbreitung der Kriminalität.<br />
Rund 82 Prozent der Menschen <strong>für</strong>chten einen Zusammenbruch des<br />
Gesundheitssystems.“<br />
Rümmele spricht von tief greifenden Veränderungen im Gesundheitssystem und<br />
sieht „Symptome da<strong>für</strong>, dass sich die öffentliche Hand zunehmend aus ihrer sozialen Verantwortung<br />
zurückzieht. Immer mehr Leistungen müssen trotz der Krankenversicherungsabgaben aus der eigenen<br />
Tasche finanziert werden. Und immer öfter fallen Menschen durch das Netz der solidarischen<br />
Gesundheitsversorgung.“<br />
Rümmele zeigt, „dass die Gesundheitssysteme in Österreich und anderen europäischen Ländern längst<br />
auf dem Weg zu amerikanischen Verhältnissen sind... Aus Unwissenheit oder Absicht leisten Politiker<br />
der zerstörerischen Vermarktung der Versorgung Vorschub. Sie ermöglichen, dass Krankenhäuser an<br />
Konzerne verkauft werden ... und zwingen die Patienten, immer mehr zuzuzahlen mit der Begründung,<br />
18
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
dass der Staat die Mittel nicht mehr zur Verfügung stellen kann.“<br />
Verhandlungen in der EU und der Welthandelsorganisation (WTO) über eine Liberalisierung der<br />
Dienstleistungen führen zu Be<strong>für</strong>chtungen, „dass dies den Ausverkauf der öffentlichen<br />
Gesundheitsversorgung weiter beschleunigen wird.“ Grund <strong>für</strong> die Liberalisierungswünsche: „In keinem<br />
anderen öffentlichen Bereich wird mehr Geld ausgegeben... Allein in Österreich wurden 2003 ... zwischen<br />
17 und 20 Milliarden Euro <strong>für</strong> Gesundheit ausgegeben – das sind etwa 8 bis 9 Prozent der gesamten<br />
Wirtschaftsleistung des Landes ... Tendenz steigend. Damit ist Gesundheit ein enormer<br />
Wirtschaftsfaktor. So viel Geld weckt Begehrlichkeiten.“<br />
„Immer mehr Privatunternehmen besetzen Schlüsselpositionen und nutzen Lücken im boomenden, aber<br />
nicht mehr öffentlich finanzierbaren Gesundheitswesen. In Deutschland gehören bereits rund 20 Prozent<br />
aller öffentlichen Krankenhäuser privaten Konzernen, die auch schon in Österreich Fuß gefasst und<br />
Spitäler gekauft haben.“ (z.B. hat die deutsche Helios Kliniken-Gruppe 2001 das öffentliche<br />
Krankenhaus Kitzbühel mehrheitlich von der Gemeinde übernommen).<br />
„Um Gewinne zu machen tun sie das, wozu sich Politiker nur ungern durchringen: Sie sparen beim<br />
Personal, reduzieren Leistungen und schließen unrentable Kliniken. Gleichzeitig steigen die<br />
Zuzahlungen der Patienten bei der Finanzierung der Gesundheitssysteme und die Marktanteile privater<br />
Zusatzversicherungen.“<br />
Auf der Seite der Patienten kommt es hingegen zu einer zunehmenden Verquickung von Armut und<br />
Krankheit: „Wer arm ist, ist häufiger krank, hat eine geringere Lebenserwartung und meist auch eine<br />
schlechtere medizinische Versorgung als besser Verdienende. Genau das sollte eigentlich ein öffentliches<br />
Sozialsystem verhindern. Die Menschen zahlen ja Krankenversicherungsbeiträge, um zu verhindern,<br />
dass Krankheit zu einem Existenzrisiko wird. Doch die Sozialsysteme werden mutwillig zerstört“, u. a.<br />
durch Teilzeitarbeit, geringfügige Beschäftigung und in der Folge sinkende Einnahmen.<br />
Rümmele dazu: „Sobald die sozialen Netze reißen, wird Krankheit zum Armutsrisiko. Armut führt<br />
wiederum zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes.“<br />
Als Gründe <strong>für</strong> die explodierenden Defizite im Gesundheitswesen nennt Rümmele:<br />
- der medizinische Fortschritt<br />
- die demografische Entwicklung<br />
- die mangelnde Selbstverantwortung der Bevölkerung<br />
- Ineffizienz im System und<br />
- sinkende Einnahmen der Versicherungen<br />
Rümmele dokumentiert nicht nur, was in den nächsten Jahren auf uns zukommt, er zeigt auch, „wie wir<br />
uns schützen können. Etwa wie sich Selbstbehalte oder Rationierungen umgehen lassen und worauf man<br />
bei Privatversicherungen achten muss.“<br />
Das Buch macht klar, „dass Privatisierung nicht der einzige Ausweg aus der Misere der<br />
Gesundheitsversorgung ist. In einigen Staaten gibt es durchaus erste Ansätze zu effizienteren Lösungen.<br />
Denn tatsächlich wird unser Gesundheitssystem kränker geredet als es ist. Nicht die Ausgaben sind das<br />
Problem, sondern die sinkenden Einnahmen der Krankenkassen.“ Denn immer weniger Beitragszahler<br />
finanzieren immer mehr Versicherte.<br />
Bernhard Handlbauer<br />
Markus Zöchmeister / Joachim Sauer, Langes Schweigen – Späte Erinnerung. Die Wehrmachtsausstellung<br />
in Salzburg, Studien-Verlag: Innsbruck 2005, € 22,-<br />
Als im März 1998 in Salzburg die „Wehrmachtsausstellung“ des Hamburger Instituts <strong>für</strong> Sozialforschung<br />
eröffnet wurde, signalisierten die regierenden Politiker des offiziellen Salzburg (Stadt und Bundesland)<br />
ihre Ablehnung. Für den Bilderzyklus des Malers Walther Groß, eines ehemaligen Mitglieds der 1.<br />
Panzerdivision der SS (Leibstandarte Adolf Hitler) mit dem Titel „Die im Dunklen sieht man nicht“ wurde<br />
allerdings kostenlos die Säulenhalle des alten Rathauses der Stadt zur Verfügung gestellt. Der ÖVP-<br />
Bürgermeister übernahm hier den „Ehrenschutz“, den man der Wehrmachtsausstellung verweigerte.<br />
Joachim Sauer, Sozialpsychologie-Professor an der Universität Salzburg und Markus Zöchmeister,<br />
Psychologe und psychosozialer Praktiker mit psychoanalytischer Orientierung, haben es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, den österreichischen Kontext und die Geschehnisse um die Ausstellung mit Hilfe<br />
einer psychoanalytischen Sozialpsychologie zu analysieren.<br />
19
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Das Resultat ist jetzt in Buchform erschienen.<br />
In den ersten Kapiteln wird der österreichische Mythos von der Unschuldsnation kritisch rekonstruiert.<br />
Was in der Unabhängigkeitserklärung vom April 1945 und wohl auch noch in der Zeit vor dem<br />
Staatvertrag 1955 eine bewusste Beschönigung und politisches Kalkül war, um sich von den Deutschen<br />
abzukoppeln, den Abzug der alliierten Truppen und die Unabhängigkeit durchzusetzen, wurde, je öfter<br />
die Geschichte erzählt wurde und je mehr sich die großen Parteien ÖVP und SPÖ um die Ehemaligen<br />
und Kriegsheimkehrer bemühten, immer mehr zu einer geglaubten Lüge. Diese hielt bis in die Zeit der<br />
Waldheim-Affäre und vermengte sich mit einer allgemein beliebten Märtyrer-Inszenierung im katholischen<br />
Österreich.<br />
Wenn Österreichische Politiker in Bedrängnis oder Euphorie geraten, sprich: wenn die Selbstkontroll-<br />
Mechanismen etwas geschwächt sind, passieren bis auf den heutigen Tag verräterische Dinge. Haider<br />
lobte 1995, als er sich von der Öffentlichkeit unbeobachtet wähnte, vor seinen Eltern und den versammelten<br />
ehemaligen Angehörigen der SS in Krumpendorf diese als „anständig geblieben“ und „Vorbild<br />
<strong>für</strong> die Jugend“.<br />
Der frisch gewählte und emotional offensichtlich angerührte FPÖ Chef von Niederösterreich Ernest<br />
Windholz dankte im Juni 2001 der Partei-Versammlung mit dem Motto der Waffen-SS „Unserer Ehre<br />
heißt Treue“ – um dann nachher zu sagen, er habe gar nicht gewusst, was das bedeute.<br />
Die Autoren weisen zu Recht darauf hin, dass eine mögliche unbewusste Identifizierung eigentlich auf<br />
eine noch tiefere „Unfähigkeit zu trauern“ schließen lässt, die in der österreichischen politischen Kultur<br />
wirksam geworden ist.<br />
Noch im Frühjahr 2005 dauerte es Wochen, bis ein aus Kärnten stammendes Mitglied des Bundesrates<br />
(der Länderkammer) namens Siegfried Kampl wegen der am Mikrophon gemachten Erklärung,<br />
Wehrmachtdeserteure seien „Kameradenmörder“ gewesen und nach dem Krieg habe es eine „brutale<br />
Naziverfolgung“ gegeben, dann doch zurücktreten musste - nicht ohne einen letztendlichen Haider-<br />
Kommentar, der dem politisch Ausgerutschten die persönliche Qualität eines Ehrenmannes attestierte.<br />
Schließlich hatte Haider jahrelang selbst ganz Österreich in eine Psychodrama-Bühne <strong>für</strong> die eigene<br />
Familientherapie in Bezug auf seine Eltern und die Rehabilitierung der ganzen „Kriegsgeneration“ verwandelt.<br />
Opferlegenden und Heldengeschichten können auf Kosten der realistischen Erzählung von Täterschaft,<br />
Mitverantwortung und ängstlicher Zeugenschaft wunderbar koexistieren. Der in Österreich mächtige<br />
„Kameradschaftsbund“ half, die Verletzungen zu heilen und die doppelte Niederlage der Soldaten, nämlich<br />
in Bezug auf den Sieges-Auftrag der NS-Ideologie, und in Bezug auf das demokratische Postulat<br />
von Zivilcourage und Widerstand, zu kompensieren. „Das Selbst der ehemaligen Kameraden erhielt aus<br />
beiden Identifikationsangeboten ein beträchtliches Quantum an narzisstischer Zufuhr, wobei das Opfer-<br />
Selbst der Verteidigungslinie gegenüber moralischen Angriffen durch die Identifikation mit den Opfern<br />
des Nazismus entspricht.“ (S. 112) Das „Helden-Selbst“ lebt hingegen „aus den Resten der früheren<br />
Identifikation mit dem Führer und einer als allmächtig phantasierten ,Volks- bzw. Wehrgemeinschaft’.“<br />
(S. 113)<br />
Eine Karrikatur dieser Ko-Inzenierung von Unschulds-, Opfer- und Heldengeschichte lieferten uns die<br />
österreichische Regierung und ihr nahe stehende Medien im Jahr 2000, als die neue Koalition unter<br />
Wolfgang Schüssel wegen der Beteiligung der Haider-Partei in ganz Europa kritisiert wurde und <strong>für</strong> ein<br />
halbes Jahr ziemlich harmlose diplomatische Sanktionen zu spüren bekam. Die Sanktionen wurden als<br />
eine schwere Bürde <strong>für</strong> jeden Österreicher, gewissermaßen als das große „gewähltes Trauma“ (Vamik<br />
Volkan) <strong>für</strong> die Bildung von Kollektividentität inszeniert. Der Grund <strong>für</strong> die Sanktionen, nämlich die<br />
politische Verharmlosung des Nationalsozialismus und rassistische Äußerungen in der FPÖ und durch<br />
Haider selbst, war wie weg geschnitten. Es wurde die Kommunikation nur von der Ungeheuerlichkeit<br />
der „Einmischung“ ausgehend interpunktiert. Und dann sollten die Österreicher sich noch als kleine<br />
Helden (nicht unähnlich einem bekannten gallischen Dorf) sehen, die durch einen geforderten unerbittlichen<br />
„Schulterschluss“ (O-Ton Schüssel) den Eindringlingen trotzen, was ja dank der Gutmütigkeit<br />
oder Prinzipienlosigkeit der europäischen Autoritäten nach einem halben Jahr auch irgendwie gelang.<br />
Die Erinnerung an die schwere „Sanktionszeit“ wirkt heute eher komisch.<br />
Aber es verdichten sich in dieser von Sauer und Zöchmeister behandelten Episode (vgl. S. 52 ff.) ebenso<br />
wie in den Reaktionen auf die Wehrmachtsausstellung die Abwehr-, Bagatellisierungs- und<br />
Schuldumkehrmechanismen, welche <strong>für</strong> die politische Kultur in Österreich, trotz einiger wichtiger<br />
20
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
Gegentendenzen und erfolgreicher Aufklärung bis auf den heutigen Tag charakteristisch sind.<br />
Das Buch ist natürlich auch von einem allgemeineren Interesse, weil es ähnliche psychologischen<br />
Mechanismen, wenn auch nicht so museal konserviert wie in Österreich, auch in Deutschland gibt. Und<br />
manches davon wohl auch in anderen Gesellschaften, die in ihrer Geschichte ein Schuldtrauma haben.<br />
Im Schlussteil des lesenswerten Buches findet sich eine inhaltsanalytische Untersuchung der knapp 500<br />
Eintragungen, die im Gästebuch der Salzburger Wehrmachtausstellung zu finden waren. Etwas weniger<br />
als die Hälfte der Eintragungen verweisen auf die typischen „Exkulpierungswünsche und<br />
Entlastungskonstruktionen“ (S.173) der österreichischen Gesellschaft. Dabei ist davon auszugehen, dass<br />
die größten Kritiker der Ausstellung sie gar nicht besucht haben.<br />
Klaus Ottomeyer<br />
Otto F. Kernberg kommt nach Salzburg zu einem Seminar und einem Vortrag:<br />
Seminar:<br />
Thema: Zur Genese und Therapie von Borderline Störungen – unter spezieller Berücksichtigung<br />
der Transference Focused Psychotherapy (TFP)<br />
Zeit: Montag, 27. März <strong>2006</strong>, 10:00 - 18:00 Uhr - Dienstag, 28. März <strong>2006</strong>, 10:00 - 17:00 Uhr<br />
Ort: Bildungshaus St. Virgil, Ernst-Grein-Straße 14, A-5026 Salzburg, Tel: 0662/65901-0<br />
Kosten: € 120,- mit Eintritt <strong>für</strong> den Vortrag<br />
Vortrag mit Diskussion:<br />
Thema: Zur Genese und Therapie von Borderline Störungen – unter spezieller Berücksichtigung<br />
der Transference Focused Psychotherapy (TFP)<br />
Zeit: Montag, 27. März <strong>2006</strong>, 20:00 Uhr<br />
Ort: Bildungshaus St. Virgil, Salzburg<br />
Kosten: € 10,-<br />
Zur Person:<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Otto F. Kernberg, Jg. 1928, wurde in Wien geboren. Er ist Vorsitzender der Internationalen<br />
Psychoanalytischen Vereinigung und einer der herausragenden Psychoanalytiker unserer Zeit.<br />
Neben Praxis und Ausbildung widmet er sich auch intensiv der psychoanalytischen und psychoanalytisch-psychiatrischen<br />
Forschung und Theorie. Er ist Ausbildungsanalytiker und Supervisor an der<br />
Columbia University, Professor <strong>für</strong> Psychiatrie am Medical College der Cornell University sowie medizinischer<br />
Direktor am New York Presbyterian Hospital.<br />
Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen befinden sich insbesondere Bahn brechende Arbeiten zur<br />
Objektbeziehungstheorie, zum Borderline-Syndrom und zum Narzissmus, die ihm weltweite<br />
Anerkennung verschafft haben.<br />
Anmeldung und nähre Auskünfte bei:<br />
Dr. Franz Moser, Maria Cebotari-Straße 6A/3, 5020 Salzburg<br />
Tel: 0676/6351661, Email: franz.moser@sol.at<br />
21
SLP-Newsletter <strong>Winter</strong> <strong>2006</strong><br />
Treffen der Sektion der Kinder- und Jugendlichentherapeuten:<br />
Termin: Dienstag, 7. Februar, 19:30 Uhr<br />
Ort: Sternbräu, Salzburg<br />
Austausch mit Salzburger Beratungslehrern<br />
Termin: Ein Mittwoch im Frühjahr <strong>2006</strong> (Termin noch nicht fixiert)<br />
Gast: Dr. Kamper, Leiter der Kinderpsychosomatik im Kinderspital<br />
Bitte vormerken!<br />
20. Ordentliche SLP-Landesversammlung <strong>2006</strong><br />
Zeit: Mittwoch, 31. Mai <strong>2006</strong>, 19:00 Uhr<br />
Ort: Gabler-Bräu, Linzergasse<br />
Sektion der hauptberuflich niedergelassenen PsychotherapeutInnen<br />
Termine <strong>2006</strong>:<br />
24. 1. <strong>2006</strong>: 9:00 - 11:30 Uhr<br />
28. 3. <strong>2006</strong>: 9.00 - 11:30 Uhr<br />
23. 5. <strong>2006</strong>: 9.00 - 11:30 Uhr<br />
Ort: Gasthof Wastlwirt<br />
Leitung: Dr. István Kunz<br />
22
<strong>Winter</strong> <strong>2006</strong> SLP-Newsletter<br />
SLP-Vorstand<br />
Zuständigkeiten im SLP<br />
Dr. Bernhard Handlbauer<br />
Vorsitzender, Kontakte Politik, Medien und Gesundheitswesen, Mitgliederinformation<br />
Tel. 0662/834678, Email: handlbauer@utanet.at<br />
Mag. Ulrike Hutter<br />
Stellvertretende Vorsitzende, Kontakte Politik, Medien und Gesundheitswesen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Länderforum (LFO), Bundesvorstand (BUVO)<br />
Tel. 0650/5295806, Email: ulrike.hutter@utanet.at<br />
Dr. Franz Moser<br />
Finanzreferent (Kassier), Büro, homepage, Länderforum (LFO)<br />
Tel. 0676/6351661; Email: franz.moser@sol.at<br />
Mag. Christine Riedlsperger<br />
Schriftführerin, KandidatInnenvertreterin, KandidatInnenforum (KFO)<br />
Tel. 0662/430797, Email: riedlsperger@utanet.at<br />
Susanne Stögner<br />
Kooptiertes Mitglied seit Jänner <strong>2006</strong>,<br />
Tel. 0699/10880268, Email: s.stoegner@gmx.at<br />
SLP-Büro<br />
Elke Stolhofer<br />
Mitgliederservice, Adressverwaltung, Listenführung, Auskünfte<br />
Tel. 0662/823825; Fax 0662/422737; Email: s.l.p@aon.at, Bürozeiten: Di. 10 – 13 Uhr; Mi. 9 – 11 Uhr<br />
Arbeitsgruppen des SLP<br />
Berufsethisches Gremium des SLP<br />
Dr. Mercedes Zsifkovics, Tel. 0662/8042-2030, Email: mercedes.zsifkovics@salzburg.gv.at<br />
Informationsstelle <strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />
Zeiten: Dienstag 16:30 – 18:00 Uhr; Donnerstag 12:30 – 15:00 Uhr<br />
Mag. Ingrid Gstöttner, Tel. 0662/429263, Email: ingrid.gstoettner@aon.at<br />
Verbrechensopfergesetz<br />
Dr. Gertrude Steinmair Koordinatorin, Tel. 0662/878653<br />
Supervision<br />
Dr. Helmut Schwanzar, Koordinator<br />
Tel. & Fax 0662/843589, Email: h.schwanzar@aon.at<br />
Sektion der Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen<br />
Dr. Ingrid Kaltenbrunner, Tel. 0662/840348<br />
Dr. Gertrude Steinmair, Tel. 0662/878653<br />
Sektion der hauptberuflich niedergelassenen PsychotherapeutInnen<br />
Dr. István Kunz, Tel./Fax. 0662/880851; Email: istvan.kunz@gmx.at<br />
BezirkspsychotherapeutInnen<br />
Bezirkspsychotherapeut Pongau<br />
Mag. Thomas Radauer, Tel. 06462/2144, Email: thomas.radauer@mcnon.com<br />
Bezirkspsychotherapeutin Pinzgau<br />
Mag. Martina Neumayr, Tel. 0662/885565<br />
Bezirkspsychotherapeutin Nördlicher Flachgau<br />
Dr. Ulla Diltsch, Tel. 06272/6013, Email: ulla.diltsch@onemail.at<br />
Bezirkspsychotherapeut Lungau<br />
DSA Konrad Reitsamer, Tel. 06474/8273, Email: konrad.reitsamer@aon.at<br />
23
Der Salzburger Landesverband <strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong> lädt anlässlich 15 Jahre <strong>Psychotherapie</strong>gesetz in<br />
Österreich zu folgendem Vortrag ein:<br />
Neurobiologische Aspekte von Beziehungserfahrungen:<br />
Warum werden Menschen psychisch krank und warum hilft <strong>Psychotherapie</strong>?<br />
Referent: Prof. Dr. med. Joachim Bauer (Universiätsklinik Freiburg), Internist und Facharzt <strong>für</strong><br />
Psychosomatische Medizin, Facharzt <strong>für</strong> Psychiatrie und <strong>Psychotherapie</strong>, Psychoneuroimmunologie<br />
Anschließend Podiumsdiskussion mit:<br />
Bundesministerin Maria Rauch-Kallat (Bestätigung der sicheren Teilnahme erst im Jänner möglich)<br />
Dr. Michael Kierein (Bundesministerium <strong>für</strong> Gesundheit)<br />
Dr. Bodo Kirchner (Internist, Psychoanalytiker, Leiter des Salzburger Arbeitskreises<br />
<strong>für</strong> Psychoanalyse)<br />
Moderation: Dr. Martin Stricker (Salzburger Nachrichten)<br />
Zeit: 3. März <strong>2006</strong>, 20:00 Uhr<br />
Ort: Vortragssaal Salzburger Nachrichten, Karolingerstraße 40<br />
Prof. Dr. med.<br />
Joachim Bauer.<br />
Literatur:<br />
Prof. Dr. med. Joachim<br />
Bauer: Warum ich fühle, was<br />
du fühlst. Intuitive<br />
Kommunikation und das<br />
Geheimnis der Spiegelneuronen.<br />
Verlag Hoffmann & Campe,<br />
2005,<br />
Veranstaltungshinweis<br />
Unser Gehirn verändert sich durch das, was wir in zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen erleben. Beziehungserfahrungen und Lebensstile hinterlassen einen<br />
„Fingerabdruck“ in den biologischen Abläufen unseres Lebens. Gene steuern nicht<br />
nur, ihre Aktivität wird umgekehrt auch selbst gesteuert.<br />
Warum können wir uns intuitiv verstehen, spontan fühlen, was andere fühlen, und<br />
uns eine Vorstellung davon machen, was andere denken? Die Erklärung dieser<br />
Phänomene liegt in den Spiegelneuronen, die erst vor kurzem entdeckt wurden. Sie<br />
ermöglichen uns emotionale Resonanz mit anderen Menschen. Sie müssen aber von<br />
Geburt an trainiert werden – und das hat erhebliche Konsequenzen <strong>für</strong> alle<br />
Lebensbereiche.<br />
Pointiert und verständlich zeigt Joachim Bauer, welche Perspektiven sich <strong>für</strong> ein<br />
neues, erweitertes Verständnis gesundheitlicher Störungen ergeben und wo die<br />
Chancen psychotherapeutischer Hilfestellung liegen.<br />
SLP<br />
ders.: Das Gedächtnis des<br />
Körpers. Wie Beziehungen und<br />
Lebensstil unsere Gene steuern.<br />
Verlag Piper, 2004.<br />
Salzburger Landesverband<br />
<strong>für</strong> <strong>Psychotherapie</strong><br />
SLP, Postfach 14, 5024 Salzburg, Tel.: 0662 / 823 825, Fax: 0662 / 422 737, E-mail: s.l.p@aon.at<br />
www.psychotherapie.at/slp, Bankverbindung: BA-CA, BLZ 12000, Kto-Nr. 0695-38536-00