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Ambulante Beratung und Behandlung von Personen mit der ...

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Kurzbericht, Juni 2012<br />

<strong>Ambulante</strong> <strong>Beratung</strong> <strong>und</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>von</strong> <strong>Personen</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Diagnose pathologisches Glücksspielen im Jahr 2009<br />

Barbara Braun <strong>und</strong> Monika Ludwig<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Zielsetzung des Berichts<br />

Seit Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags im Jahr 2008 wurden innerhalb<br />

des deutschen Suchthilfesystems zunehmend spezifische<br />

Versorgungsangebote für pathologische Glücksspieler (PG) bereitgestellt. Das<br />

Wissen über PG, die <strong>der</strong>artige Hilfsangebote in Anspruch nehmen, ist bislang<br />

allerdings gering. Zur Abbildung <strong>der</strong> Hilfe suchenden PG <strong>und</strong> um Kenntnisse<br />

über potentiellen Verbesserungsbedarf des Versorgungsangebots werden im<br />

folgenden Bericht Charakteristika <strong>von</strong> PG in ambulanten<br />

Suchthilfeeinrichtungen betrachtet.<br />

Methodik<br />

Die Daten <strong>der</strong> Deutschen Suchthilfestatistik (DSHS) werden jährlich<br />

b<strong>und</strong>esweit <strong>von</strong> ambulanten <strong>und</strong> stationären Einrichtungen <strong>der</strong><br />

Suchtkrankenhilfe <strong>mit</strong> dem Deutschen Kerndatensatz zur Dokumentation im<br />

Bereich <strong>der</strong> Suchtkrankenhilfe (KDS, Sonntag & Bauer, 2007) dokumentiert<br />

<strong>und</strong> in aggregierter <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> anonymisierter Form für die b<strong>und</strong>esweite<br />

Auswertung zur Verfügung gestellt. Für die Jahresauswertung 2009 wurden<br />

Daten aus 779 ambulanten <strong>und</strong> 157 stationären Einrichtungen ausgewertet.<br />

Für den vorliegenden Bericht wurde nur Daten aus dem ambulanten Bereich<br />

verwendet. Die Analysen basieren auf <strong>der</strong> Bezugsgruppe <strong>der</strong><br />

„Zugänge/Been<strong>der</strong>“ (N = 190.899 / N = 169.685), d.h. es wurden Daten zu<br />

jenen <strong>Personen</strong> ausgewertet, die 2009 eine Betreuung begonnen bzw.<br />

beendet haben. Hinzuweisen ist auf die li<strong>mit</strong>ierte Aussagefähigkeit <strong>der</strong><br />

Ergebnisse durch die Verwendung <strong>von</strong> aggregierten, das heißt, bereits zu<br />

Summen zusammengefassten, Daten (weitere Informationen zur Methodik bei<br />

Bauer et al., 2009). Alle dargestellten Vergleiche beziehen sich auf (1) die<br />

Gruppe <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Hauptdiagnose pathologisches Glücksspielen<br />

(PG) nach ICD-10 (F63.0) <strong>und</strong> (2) die Gesamtheit aller Klienten (alle<br />

Hauptdiagnosen).<br />

IFT Institut<br />

für Therapieforschung<br />

Parzivalstraße 25<br />

80804 München<br />

www.ift.de<br />

Tel.: 089/360804-10<br />

Fax: 089/360804-19<br />

E-Mail: buehringer@ift.de<br />

Kooperationspartner:<br />

Bayerische Akademie für<br />

Suchtfragen in<br />

Forschung <strong>und</strong> Praxis e.V.<br />

(BAS)<br />

www.bas-muenchen.de<br />

IFT Institut für<br />

Therapieforschung<br />

www.ift.de<br />

Landesarbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> freien<br />

Wohlfahrtspflege in Bayern<br />

(LAGFW)<br />

www.lagfw.de


Wie viele <strong>Personen</strong> wurden 2009 wegen glückspielbezogener Störungen in<br />

ambulanten Einrichtungen behandelt/betreut?<br />

2009 wurden in den an <strong>der</strong> Deutschen Suchthilfestatistik teilnehmenden ambulanten<br />

Einrichtungen insgesamt 3,8% <strong>der</strong> Klienten wegen <strong>der</strong> Hauptdiagnose PG behandelt/betreut,<br />

was in etwa 6.100 Klienten entspricht. Ausgehend <strong>von</strong> einer 12-Monatsprävalenz <strong>von</strong> PG <strong>von</strong><br />

0,3% (in etwa 134.000 <strong>Personen</strong>) in <strong>der</strong> deutschen erwachsenen Allgemeinbevölkerung<br />

(Sassen et al., 2011) bedeutet das eine Erreichungsquote <strong>von</strong> 4,5%. Diese Quote ist geringer<br />

als z.B. bei Alkohol (6,8%) o<strong>der</strong> Cannabis (10,0%; Prävalenzschätzungen nach Kraus et al.,<br />

2008). Demnach werden weniger PG im ambulanten Suchthilfesystem vorstellig als dies bei<br />

substanzbezogenen Störungen <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Was ist <strong>der</strong> sozioökonomische Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Klienten?<br />

Zum überwiegenden Teil sind die Klienten, die 2009 eine ambulante <strong>Behandlung</strong> wegen PG<br />

durchlaufen haben, männlichen Geschlechts (90%) <strong>und</strong> weisen da<strong>mit</strong> einen deutlich höheren<br />

Männeranteil auf als die Gesamtheit <strong>der</strong> ambulant behandelten Klienten im Jahr 2009 (76%).<br />

Alter<br />

Fast die Hälfte (48%) <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG sind unter 35 Jahre alt, das<br />

Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren. Die Klientinnen sind älter (42 J.) als die männlichen<br />

Klienten (35 J.). Die Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG liegen da<strong>mit</strong> etwa im gleichen<br />

Altersbereich wie die Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten, die im Durchschnitt 37,5 Jahre alt sind <strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> denen 44% im Alter <strong>von</strong> unter 35 Jahren sind (Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Geschlechter- <strong>und</strong> Altersverteilung<br />

Hauptdiagnose PG Klienten gesamt<br />

Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen<br />

Geschlecht 90,2% 9,8% 76,1% 23,9%<br />

Alter ∅ 35,9 J. 35,3 J. 41,5 J. 37,5 J. 36,8 J. 39,6 J.<br />

2


Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

Der Anteil <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> ist bei Klienten <strong>mit</strong> PG deutlich höher als bei<br />

<strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (29% vs. 18%). Er liegt auch über dem Anteil <strong>der</strong> <strong>Personen</strong> <strong>mit</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung (Abbildung 1). Zu einem höheren Anteil<br />

einen Migrationshintergr<strong>und</strong> haben männlichen Klienten (30%) gegenüber Klientinnen (16 %).<br />

Abbildung 1: Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

(Migrationshintergr<strong>und</strong> liegt vor, wenn <strong>der</strong> Klient entwe<strong>der</strong> selbst migriert ist o<strong>der</strong> als Kind <strong>von</strong><br />

Migranten geboren wurde.)<br />

3


Beziehungsstatus<br />

Von den Klienten <strong>mit</strong> PG haben mehr einen festen Partner als die Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten<br />

(54% vs. 45%, vgl. Abbildung 2). Entsprechend ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Alleinstehenden bei Klienten<br />

<strong>mit</strong> PG etwas niedriger bei allen Klienten (41% vs. 49%). Diese Unterschiede finden sich bei<br />

den männlichen Klienten wie<strong>der</strong>, bei Frauen sind die Anteile an festen Beziehungen <strong>und</strong><br />

Alleinstehenden zwischen den Klientinnen <strong>mit</strong> PG <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klientinnen<br />

ähnlich.<br />

Abbildung 2: Beziehungsstatus<br />

4


Wohnsituation<br />

Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG leben etwas häufiger selbstständig (77,9%) als die<br />

Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (73,4%, vgl. Abbildung 3), was für bei<strong>der</strong>lei Geschlecht zutrifft.<br />

Weniger häufig als die Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten sind Klienten <strong>mit</strong> PG in therapeutischen<br />

Einrichtungen (Kliniken, Wohnheime) sowie in JVAs bzw. Maßregelvollzug wohnhaft.<br />

Abbildung 3: Wohnsituation<br />

Schulbildung<br />

Verglichen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten, ist bei Klienten <strong>mit</strong> PG das Bildungsniveau etwas<br />

höher. So haben weniger Klienten keinen Schulabschluss (5,0% vs. 8,6%, vgl. Abbildung 4)<br />

<strong>und</strong> mehr Klienten einen höheren Schulabschluss (Real-, Fach-, o<strong>der</strong> Hochschulreife; 45,0%<br />

vs. 39,8%). Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (53%) weisen Klienten <strong>mit</strong> PG allerdings<br />

weniger höhere Schulabschlüsse auf. Männer <strong>mit</strong> PG haben als Abschluss etwas häufiger<br />

5


eine (Fach-)Hochschulreife als Frauen <strong>mit</strong> PG, die häufiger einen Realschlussabschluss<br />

haben.<br />

Abbildung 4: Schulabschluss<br />

6


Berufsausbildung<br />

Von den Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG hat ein etwas höherer Anteil eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung (75%) als die Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (68%) <strong>und</strong> als dies in <strong>der</strong><br />

Allgemeinbevölkerung <strong>der</strong> Fall ist (72%, vgl. Abbildung 5). Zwischen Frauen <strong>und</strong> Männern<br />

zeigen sich dabei keine Unterschiede.<br />

Abbildung 5: Berufsausbildung<br />

Erwerbstätigkeit<br />

In den letzten sechs Monaten vor Beginn <strong>der</strong> Betreuung waren 60% <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong><br />

Hauptdiagnose PG erwerbstätig (vgl. Abbildung 6). Verglichen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Allgemeinbevölkerung,<br />

die einen Anteil <strong>von</strong> 70% Erwerbstätigen aufweist, liegt da<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Anteil an Erwerbstätigen<br />

7


etwas niedriger. Im Gegensatz zu <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (38,4%) ist <strong>der</strong> Anteil<br />

allerdings wesentlich höher. Dabei ist <strong>der</strong> Unterschied bei den Frauen (PG: 44,4% vs. alle:<br />

35,5%) geringer als dies bei Männern (PG: 61,1% vs. alle: 39,1%) <strong>der</strong> Fall ist. Die meisten<br />

nicht-erwerbstätigen Klienten <strong>mit</strong> PG beziehen Arbeitslosengeld II (19,2%), Arbeitslosengeld I<br />

erhalten 7,1% <strong>der</strong> betreffenden Klienten.<br />

Abbildung 6: Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen<br />

8


Was wissen wir über das Spielverhalten dieser Klienten?<br />

Von den Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG spielten innerhalb <strong>der</strong> letzten 30 Tage vor<br />

Betreuungsbeginn an Geldspielautomaten 78% <strong>der</strong> Klienten <strong>und</strong> in Spielbanken 12% (kleines<br />

Spiel) bzw. 9% (großes Spiel). An Wetten nahmen 27% <strong>und</strong> an an<strong>der</strong>en Spielformen 49% <strong>der</strong><br />

Klienten teil (vgl. Abbildung 7). Die <strong>mit</strong>tlere Anzahl <strong>der</strong> Spieltage in diesem Zeitraum betrug<br />

zwischen 7 Tagen (großes Spiel in <strong>der</strong> Spielbank) <strong>und</strong> 20 Tagen (an<strong>der</strong>e Spielformen,<br />

Restkategorie).<br />

Abbildung 7: Spielverhalten <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong> PG nach Spielformen (Mehrfachnennungen<br />

möglich)<br />

9


Was wissen wir über substanzbezogene Störungen <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong><br />

Hauptdiagnose PG?<br />

Die meisten substanzbezogenen Komorbiditäten zur Hauptdiagnose PG liegen für die<br />

Zusatzdiagnosen Tabakabhängigkeit (F17.2; 20,7%) <strong>und</strong> Alkoholabhängigkeit (F10.2, 10,7%)<br />

vor (vgl. Abbildung 8). Insgesamt haben die Klientinnen <strong>mit</strong> PG weniger substanzbezogene<br />

Zusatzdiagnosen als die Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (Zusatzdiagnosen Alkohol <strong>und</strong> Tabak je<br />

31%).<br />

Abbildung 8: Substanzbezogene Zusatzdiagnosen <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong> PG<br />

10


Wie sieht die ambulante <strong>Beratung</strong> o<strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong> dieser Klienten aus?<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung in die <strong>Behandlung</strong><br />

Der Anteil an Klienten, <strong>der</strong> ohne Ver<strong>mit</strong>tlung in die Einrichtung kommt, liegt bei den Klienten<br />

<strong>mit</strong> PG bei 49% (Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten: 37%, vgl. Abbildung 9). Durch die Familie werden<br />

21% <strong>der</strong> Klienten ver<strong>mit</strong>telt. Dabei sind die Klientinnen <strong>mit</strong> PG zu einem noch größeren Anteil<br />

Selbstmel<strong>der</strong> (53%) als die Klienten <strong>mit</strong> PG (48%). Entsprechend findet bei Klienten <strong>mit</strong> PG<br />

mehr Ver<strong>mit</strong>tlung über die Familie statt (22%) als bei den Klientinnen (17%).<br />

Alle weiteren Ver<strong>mit</strong>tlungswege (ärztliche/psychotherapeutische Praxis: 4%; an<strong>der</strong>er<br />

<strong>Beratung</strong>sdienst, stationäre Rehabilitationseinrichtung <strong>und</strong> Arbeitgeber/Betrieb/Schule: je 3%;<br />

Justizbehörde, Krankenhaus, Suchtberatungs-/-behandlungsstelle, ARGE: je 2%) spielen<br />

eine untergeordnete Rolle. Im Gegensatz dazu findet die Ver<strong>mit</strong>tlung in die <strong>Beratung</strong>sstelle<br />

bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten häufiger über an<strong>der</strong>e Institutionen des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

(Krankenhaus, ärztliche/psychotherapeutische Praxis: 8%; stationäre<br />

Rehabilitationseinrichtung: 4%) <strong>und</strong> Justizbehörden (8%) sowie die ARGE/Jobcenter (5%)<br />

statt.<br />

Abbildung 9: Ver<strong>mit</strong>tlung in die <strong>Behandlung</strong><br />

11


<strong>Behandlung</strong>smaßnahmen<br />

Die häufigste Maßnahme ist die ambulante Suchtberatung sowohl bei Klienten <strong>mit</strong><br />

Hauptdiagnose PG (93%) als auch bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (85%). An zweiter Stelle<br />

steht die ambulante Entwöhnungsbehandlung <strong>mit</strong> 13% (Klienten <strong>mit</strong> PG) bzw. 10%<br />

(Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten). Unterschiede zwischen den beiden Klientengruppen hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen bestehen in Maßnahmen, die sich direkt auf Substanzstörungen beziehen<br />

(z.B. psychosoziale Begleitbetreuung bei Substitution: Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten 7%, Klienten<br />

<strong>mit</strong> PG 0%).<br />

<strong>Behandlung</strong>sdauer<br />

50% <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG bleiben bis zu 12 Wochen in<br />

Betreuung/<strong>Behandlung</strong>, bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten bleiben 50% bis zu 6 Monate in<br />

Betreuung/<strong>Behandlung</strong>. Entsprechend liegt die <strong>mit</strong>tlere Betreuungsdauer bei Klienten <strong>mit</strong> PG<br />

bei 24 Wochen, bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten bei 35 Wochen. Dabei zeigen sich zwischen<br />

Klientinnen (25 Wochen) <strong>und</strong> Klienten (24 Wochen) <strong>mit</strong> PG keine Unterschiede. Allerdings<br />

liegt in <strong>der</strong> Gesamtgruppe <strong>der</strong> Klientinnen die Betreuungsdauer <strong>mit</strong> 38 Wochen wesentlich<br />

höher als bei den Klientinnen <strong>mit</strong> PG.<br />

12


Wie erfolgreich sind <strong>Beratung</strong> <strong>und</strong> <strong>Behandlung</strong>?<br />

Art <strong>der</strong> Beendigung<br />

Der Anteil <strong>der</strong> planmäßigen Beendigungen ist bei Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG (33%)<br />

geringer als bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (42%; vgl. Abbildung 10). Als planmäßig werden<br />

neben <strong>der</strong> regulären Beendigung auch eine vorzeitige Beendigung <strong>mit</strong> therapeutischem<br />

Einverständnis bzw. auf therapeutische Veranlassung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> planmäßige Wechsel in eine<br />

an<strong>der</strong>e Einrichtung gewertet. Dabei gibt es kaum Geschlechtsunterschiede. Allerdings ist bei<br />

den Klientinnen <strong>der</strong> Unterschied an planmäßigen Beendigungen zwischen <strong>der</strong> Gesamtheit<br />

<strong>der</strong> Klientinnen (43%) <strong>und</strong> den Klientinnen <strong>mit</strong> PG (31%) etwas größer als bei Klienten (42%<br />

bzw. 34%). Entsprechend ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Abbrüche durch Klientinnen (48%) wesentlich<br />

höher als bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klientinnen (32%).<br />

Abbildung 10: Anteil reguläre Beendigung <strong>der</strong> <strong>Behandlung</strong> <strong>und</strong> Abbruch durch Klienten<br />

13


Weiterver<strong>mit</strong>tlung nach <strong>Behandlung</strong>sende<br />

Von den Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG werden etwas mehr Klienten nicht weiterver<strong>mit</strong>telt<br />

(73%) als bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (69%; vgl. Abbildung 11). Von den<br />

weiterver<strong>mit</strong>telten Klienten <strong>mit</strong> PG werden mehr in stationäre Rehabilitationseinrichtungen<br />

(41%) <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Selbsthilfegruppen (SHG; 30%) als dies bei allen Klienten <strong>der</strong> Fall ist (37%<br />

bzw. 23%).<br />

Abbildung 11: Weiterver<strong>mit</strong>tlung nach <strong>Behandlung</strong>sende (Mehrfachnennungen möglich)<br />

14


<strong>Behandlung</strong>sergebnis<br />

Hinsichtlich des Betreuungsergebnisses weisen die Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG einen<br />

ähnlichen Anteil an positiven (erfolgreich <strong>und</strong> gebessert) Resultaten auf (63% vs. 62%; vgl.<br />

Abbildung 12). Bei Klientinnen <strong>mit</strong> PG ist <strong>der</strong> Anteil an positiven <strong>Behandlung</strong>sergebnissen<br />

ähnlich wie bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klientinnen (62% vs. 64%), allerdings ist <strong>der</strong> Anteil an<br />

„erfolgreichen“ <strong>Behandlung</strong>sergebnissen wesentlich geringer (19% vs. 28%).<br />

Abbildung 12: <strong>Behandlung</strong>sergebnis<br />

15


Diskussion<br />

Die Ergebnisse deuten auf einige Unterschiede zwischen dem insgesamt geringen Anteil <strong>von</strong><br />

Klienten <strong>mit</strong> PG im ambulanten Suchthilfesystem (4%) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten im<br />

Jahr 2009 hin: Klienten <strong>mit</strong> PG sind im Vergleich zu <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten häufiger<br />

männlich, etwas jünger <strong>und</strong> haben häufiger Migrationshintergr<strong>und</strong> (auch im Vergleich zur<br />

Allgemeinbevölkerung). Die wenigen Klientinnen <strong>mit</strong> PG (knapp 10% <strong>der</strong> Klienten <strong>mit</strong> PG)<br />

zeichnen ein etwas an<strong>der</strong>en Bild: Sie sind etwas älter <strong>und</strong> haben weniger häufig<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> als die Gesamtheit <strong>der</strong> Klientinnen. Hinsichtlich des<br />

sozioökonomischen Hintergr<strong>und</strong> sind Klienten <strong>mit</strong> PG besser situiert: Sie sind häufiger in<br />

einer festen Partnerschaft, in einer selbstständigen Wohnsituation, haben eine etwas höhere<br />

Schulbildung, etwas häufiger eine abgeschlossene Berufsausbildung <strong>und</strong> eine geregelte<br />

Erwerbstätigkeit als die übrigen Klienten.<br />

Bezüglich des Spielverhaltens ist festzuhalten, dass die Klienten <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG in<br />

den letzten 30 Tagen vor Betreuungsbeginn am wenigsten <strong>von</strong> Geldspielautomaten <strong>und</strong><br />

Wetten abstinent waren, was <strong>mit</strong> <strong>der</strong> leichteren Verfügbarkeit dieser Spielformen gegenüber<br />

den Spielen in Spielbanken (großes <strong>und</strong> kleines Spiel) zu erklären ist. Substanzbezogene<br />

Zusatzdiagnosen liegen vor allem bei Alkohol (F10) <strong>und</strong> Tabak (F17) vor <strong>und</strong> sind im<br />

Gegensatz zu <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten (die wegen substanzbezogener Störungen im<br />

Suchthilfesystem sind) etwas weniger häufig.<br />

Zwar sind mehr Klienten <strong>mit</strong> PG Selbstmel<strong>der</strong>, allerdings ist die <strong>Behandlung</strong>sdauer bei dieser<br />

Klientel geringer als bei <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong> Klienten. Die Maßnahmen (am häufigsten<br />

ambulante Suchtberatung) <strong>und</strong> die Rate <strong>der</strong> nicht weiterver<strong>mit</strong>telten Klienten unterscheiden<br />

sich nicht zwischen den beiden Klientengruppen. Auch das <strong>Behandlung</strong>sergebnis ist bei<br />

beiden Gruppen in knapp über 60% <strong>der</strong> Fälle positiv, obwohl <strong>der</strong> Anteil regulärer Beendigung<br />

bei Klienten <strong>mit</strong> PG geringer ist als bei allen Klienten.<br />

Aus den Charakteristika <strong>der</strong> Klientel <strong>mit</strong> Hauptdiagnose PG ist abzuleiten, dass diese sich<br />

offenbar in einer insgesamt besseren psychosozialen Lage befinden (stabilere/bessere<br />

Lebenssituation, weniger substanzbezogene Komorbiditäten) als an<strong>der</strong>e Klienten. Allerdings<br />

nutzen sie Hilfsangebote weniger (kürzer, häufigere Abbrüche), was da<strong>mit</strong> zusammenhängen<br />

könnte, dass viele Klienten als Selbstmel<strong>der</strong> <strong>und</strong> ohne behördliche Auflagen vorstellig<br />

werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist aus <strong>der</strong> geringeren <strong>Behandlung</strong>srate als bei Alkohol- o<strong>der</strong><br />

Cannabisabhängigkeit zu schließen, dass es notwendig ist, mehr pathologische Glücksspieler<br />

in <strong>Behandlung</strong> zu bringen. Dies erfor<strong>der</strong>t vermutlich Versorgungsangebote, die auf die oben<br />

genannte spezifische Lebenssituation dieser Klientel zugeschnitten sind.<br />

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Literatur<br />

Bauer, C., Sonntag, D., Hildebrand, A., Bühringer, G. & Kraus, L. (2009). Studiendesign <strong>und</strong><br />

Methodik <strong>der</strong> Deutschen Suchthilfestatistik 2007. Sucht, 55 (Son<strong>der</strong>heft 1), 6-14.<br />

Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M. H. & Schulte-Markwort, E. (Hrsg.) (2005).<br />

Internationale Klassifikation psychischer Störungen. ICD-10 Kapitel V (F) Klinischdiagnostische<br />

Leitlinien (5. erg. Aufl.). Bern: Huber.<br />

Kraus, L., Pfeiffer-Gerschel, T., & Pabst, A. (2008). Cannabis <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e illegale Drogen:<br />

Prävalenz, Konsummuster <strong>und</strong> Trends. Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys<br />

2006. Sucht, 54 (Son<strong>der</strong>heft 1), S16-S25.<br />

Pabst, A. & Kraus, L. (2008). Alkoholkonsum, alkoholbezogene Störungen <strong>und</strong> Trends.<br />

Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys 2006. Sucht, 54 (Son<strong>der</strong>heft 1), S36-<br />

S46.<br />

Sonntag, D. & Bauer, C. (2007, March). Der neue Deutsche Kerndatensatz 2007. Aktuelle<br />

Fortschritte <strong>der</strong> Dokumentation in <strong>der</strong> Suchtkrankenhilfe. Vortrag, Sitzung des<br />

Fachausschusses Suchthilfestatistik, IFT Insitut für Therapieforschung München.<br />

Sassen M, Kraus L, Bühringer G et al. Gambling Among Adults in Germany: Prevalence,<br />

Disor<strong>der</strong> and Risk Factors. Sucht 2011; 57 (4): 249-257<br />

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