63. Jahresbericht der BIZ - 1993 - Bank for International Settlements

Die Forderungen der berichtenden Banken gegenüber Osteuropa weite-
ten sich insgesamt geringfügig aus; stärker als diese Gesamtzunahme war jedoch
der Zuwachs der Forderungen gegenüber der ehemaligen Sowjetunion allein
($ 5,8 Mrd.). Staatlich garantierte Kredite und Zinsrückstände bildeten einen
großen Teil dieser Zunahme, da von den Gläubigerbanken bis zum Abschluß
einer endgültigen Umschuldungsvereinbarung immer wieder Moratorien
gewährt wurden. Die identifizierten Einlagen aus den Nachfolgestaaten stiegen
insgesamt um den gleichen Betrag an und damit stärker als je zuvor, was ver-
mutlich einer Kapitalflucht zuzuschreiben ist. Unter den drei Ländern, die beim
Umwandlungsprozeß in Osteuropa am weitesten fortgeschritten sind, konnten
Ungarn und die ehemalige Tschechoslowakei dank Leistungsbilanzüberschüssen
und der Inanspruchnahme anderer Finanzierungsquellen Rückzahlungen in Hö-
he von $1,6 Mrd. bzw. $0,3 Mrd. leisten; die Nettoverschuldung der
Tschechoslowakei bei den Banken wurde vor der Auflösung der Föderation auf
$ 1,1 Mrd. zurückgeführt. Blockierte Schuldenverhandlungen und weitere An-
häufungen von Zinsrückständen führten zu einem Einfrieren neuer Kredite für
Polen, so daß dieses Land seine Nettobankverschuldung bis zum Jahresende um
ein Drittel auf $ 5,6 Mrd. reduzierte, nachdem es vorher seine Einlagen um
$ 2,7 Mrd. aufgestockt hatte.
Was die OPEC-Länder anbelangt, so entfiel fast die Hälfte der gesamten
Kreditströme auf den Restposten des Nahen Ostens, der die nicht aufteilbaren
Positionen der Banken in den USA gegenüber der gesamten Region (insbe-
sondere Bahrain) enthält. Die Zuwächse von Kuwait ($ 5,2 Mrd.), Iran
($ 3,1 Mrd.) und Saudi-Arabien ($ 1,3 Mrd.) waren höher als der gesamte An-
stieg der identifizierten Forderungen gegenüber dieser Region. Die Hauptfak-
toren hierbei waren große Infrastrukturinvestitionen und Zinsrückstände auf
die Handelsschulden Irans; die meisten Finanzierungen Saudi-Arabiens wurden
jedoch durch einen drastischen Abbau der Einlagen dieses Landes (um
$ 17,3 Mrd.) gedeckt, während Kuwait seine Guthaben bei den berichtenden
Banken um $ 2 Mrd. erhöhte. Der einzige bedeutende OPEC-Kreditnehmer
außerhalb des Nahen Ostens war Indonesien ($ 6,2 Mrd.), das einen ähnlichen
Anstieg auch bei seinen Einlagen verzeichnete; eine straffe Geldpolitik im Inland
machte es für die Unternehmen günstiger, auf dem internationalen Bankkredit-
markt Mittel aufzunehmen und den Erlös umzuwandeln.
Das lebhafte Geschäft mit den nicht zur OPEC gehörenden Entwicklungs-
ländern konzentrierte sich stark auf die größten Volkswirtschaften in Asien und
Lateinamerika, während das Kreditgeschäft mit Afrika und dem Nahen Osten
gedämpft blieb. Das Neukreditgeschäft mit den nicht zur OPEC gehörenden
asiatischen Ländern blieb rege, wies jedoch divergierende Tendenzen auf.
Einerseits gewann die Kreditvergabe an China ($ 6,3 Mrd.), Indien ($ 3,2 Mrd.)
und Malaysia ($ 1,9 Mrd.) an Dynamik, worin sich hauptsächlich eine stetige
Inlandsnachfrage widerspiegelte. Betrachtet man die Forderungen abzüglich
der Verbindlichkeiten, so setzten sich die Finanzierungen über die Banken im
Falle Indiens in noch größere Kapitalimporte um ($ 6 Mrd., d.h. mehr als das
Leistungsbilanzdefizit), im Falle Malaysias jedoch in Nettoexporte ($ 2,2 Mrd.);
die Bemühungen dieses Landes, den Wertzuwachs seiner Währung zu bremsen,
führten im dritten Quartal zu einer beträchtlichen Akkumulierung von Reser-
120
... und erhöhtes
Kreditengagement
gegenüber
der ehemaligen
Sowjetunion...
... sowie einer
begrenzten
Anzahl von
OPEC-Ländern
Lebhaftes
Kreditgeschäft
mit Asien