63. Jahresbericht der BIZ - 1993 - Bank for International Settlements
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II. Wirtschaftsentwicklung in den Industrielän<strong>der</strong>n<br />
Schwerpunkte<br />
Die beiden Hauptmerkmale <strong>der</strong> Entwicklung im letzten Jahr waren die ungewöhnlich<br />
schleppende Konjunkturbelebung in den Län<strong>der</strong>n, die zuerst von <strong>der</strong><br />
Rezession betroffen worden waren, und die zunehmende Abschwächung <strong>der</strong><br />
Wirtschaftstätigkeit in Europa und Japan. Ein Grund für die langsame Erholung<br />
dürften die weitreichenden Bilanzumstrukturierungen nach den zyklischen<br />
Preisschwankungen bei Vermögenswerten und <strong>der</strong> großen Schuldenanhäufung<br />
bei den privaten Haushalten und Unternehmen in den achtziger Jahren gewesen<br />
sein. Vor diesem Hintergrund hatten selbst beträchtliche Zinssenkungen nur<br />
eine begrenzte Wirkung auf die Produktion, wenngleich sie die Zinslastquote<br />
<strong>der</strong> privaten Haushalte verringerten und den Cash-flow <strong>der</strong> Unternehmen<br />
verbesserten.<br />
In Europa trugen dagegen die hohe Inflation und eine erst vom Herbst an<br />
gelockerte Geldpolitik in Deutschland zu hohen kurzfristigen Realzinsen in den<br />
Län<strong>der</strong>n bei, in denen die D-Mark als Anker für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik<br />
dient. Zusammen mit haushaltspolitischen Zwängen und einer rückläufigen<br />
Auslandsnachfrage führte dies zu immer stärkeren Divergenzen zwischen<br />
<strong>der</strong> Binnen- und <strong>der</strong> Außenwirtschaftspolitik, die auch bei den Turbulenzen an<br />
den Devisenmärkten im Herbst eine Rolle spielten. In den nordischen Län<strong>der</strong>n<br />
wurden die Folgen <strong>der</strong> zyklischen Preisschwankungen bei den Vermögenswerten<br />
und <strong>der</strong> hohen Verschuldung durch verschiedene Strukturprobleme und<br />
eine schwere Krise im Finanzsektor verschärft.<br />
Beson<strong>der</strong>e Sorgen bereitete <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik <strong>der</strong> erneute Anstieg<br />
<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit, <strong>der</strong> in praktisch allen Län<strong>der</strong>n zu beobachten war. Diese<br />
Zunahme betraf sowohl die konjunkturelle als auch die strukturelle Arbeitslosigkeit<br />
und vollzog sich vor dem Hintergrund ungewöhnlich niedriger und<br />
rückläufiger Inflationsraten.<br />
Höhere Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung und Beschäftigungsför<strong>der</strong>ungsmaßnahmen<br />
sowie konjunkturbedingte Steuermin<strong>der</strong>einnahmen<br />
ließen den öffentlichen Finanzierungsbedarf in beinahe allen Län<strong>der</strong>n ansteigen.<br />
So wurde im vergangenen Jahr allgemein vom Pfad <strong>der</strong> mittelfristigen Konsolidierung<br />
abgewichen; in den Län<strong>der</strong>n mit einer hohen Staatsverschuldung in Relation<br />
zum BIP ist es dringlicher geworden, einer unhaltbaren Verschlechterung<br />
des staatlichen Finanzierungssaldos entgegenzuwirken. Auch in einigen Län<strong>der</strong>n<br />
mit einer geringen öffentlichen Verschuldung, aber einem im vergangenen Jahr<br />
stark erhöhten Finanzierungsbedarf könnte - wenn keine Maßnahmen zur<br />
Haushaltskonsolidierung ergriffen werden - bald <strong>der</strong> Punkt erreicht sein, daß die<br />
Bedienung <strong>der</strong> Staatsschuld die Verschuldungsquote weiter ansteigen läßt. Eine<br />
wichtige Ausnahme vom allgemeinen Bild finanzpolitischer Zwänge ist Japan, wo<br />
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