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treffpunkt.europa<br />

Der Balkan –<br />

fremdes Europa<br />

Zeitschrift der Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

Ausgabe 04/2007<br />

1


treffpunkt.europa 04/07<br />

2<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wir Föderalisten betonen immer wieder, dass der Balkan ein integraler Bestandteil Europas<br />

ist und die Europäische Union den Ländern des westlichen Balkanraumes eine<br />

klare Beitrittsperspektive bieten muss. Dennoch ist selbst uns <strong>JEF</strong>fern der Balkan ein<br />

bisschen fremd. Wir denken an die vielen undurchschaubaren Konflikte, an ein Wirrwarr<br />

von Ethnien und Religionen, an Balkanpop vielleicht noch.<br />

Unser Schwerpunkt „Der Balkan – fremdes Europa“ räumt mit dem Un- und Halbwissen<br />

auf und sorgt dafür, dass wir <strong>JEF</strong>fer in Zukunft noch fundierter für den „Balkan in<br />

Europa“ argumentieren können. Auf den Seiten 4-6 erklärt Prof. Holm Sundhaussen<br />

vom Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin in seinem Artikel „Wie der Balkan<br />

wurde was er war“ die Geschichte des ethnischen Nationalismus und der Konflikte in<br />

der Region. Prof. Wim van Meurs und Oliver Schwarz betrachten auf den Seiten 7-11 das<br />

Verhältnis zwischen dem westlichen Balkan und der EU, Joachim Dethlefs hält mit „Ein<br />

Dickkopf und der Glaube an eine bessere Welt“ ein flammendes Plädoyer für die Jugend<br />

des Balkans.<br />

Im zweiten Teil der aktuellen Ausgabe des treffpunkt.europa lest Ihr Berichte vom letzten<br />

Bundeskongress, vom internationalen Migrationsseminar in Frankfurt und von Aktionen<br />

der Landesverbände. Ebenso lest ihr in einem Blickpunkt, wieso Europäischer<br />

Journalismus neu erfunden werden muss.<br />

Viele Grüße nach Europa und viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Euch<br />

PS. Über welche Themen möchtet Ihr in Zukunft lesen? Feedback zum aktuellen<br />

Heft, zu Inhalt oder Layout, oder auch zum treffpunkt.europa allgemein, könnt Ihr an<br />

karen.matzke@jef.de schicken.<br />

Redaktionsschluss<br />

... der nächsten Ausgabe ist der 29. Februar 2008, dann zum Thema „Nachhaltigkeit“.<br />

Egal ob Ihr einen Themenartikel oder einen Bericht schreiben wollt, oder Ideen für externe Beiträge habt:<br />

Kontaktiert mich bitte rechtzeitig unter karen.matzke@jef.de. Dann erfahrt Ihr, wie viel Platz es noch gibt<br />

und bekommt auch ein paar Tipps fürs Schreiben. Für unaufgefordert eingesandte Artikel gibt es keine Abdrucksgarantie.


Schwerpunkt: „Der Balkan – fremdes Europa“<br />

Impressum<br />

Vierteljahresschrift der Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland, Ausgabe 04-2007<br />

Herausgeber: Junge Europäische Föderalisten Deutschland, Young European Federalists Germany<br />

V.i.S.d.P.: Karen Matzke<br />

Redaktion: Karen Matzke<br />

Schlussredaktion: Ann-Kathrin Fischer<br />

Layout: Dörte Matzke<br />

Titelbild: flickr.com (decafinata)<br />

Druck: Fata Morgana | Verlag: Eigenverlag<br />

Redaktionsanschrift: <strong>JEF</strong>-Deutschland, Sophienstr. 28/29, 10178 Berlin,<br />

Email: info@jef.de, Homepage: www.jef.de<br />

Die Redaktion behält sich vor, Artikel zu kürzen. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der<br />

Meinung der Redaktion entsprechen.<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

inhalt<br />

Schwerpunkt Wie der Balkan wurde was er war 4<br />

Die EU und der Balkan: Umdenken gefragt 7<br />

Perspektive EU? 10<br />

Ein Dickkopf und der Glaube an eine bessere Welt 12<br />

Business as usual? 14<br />

Intern Von Europäern und Migranten 17<br />

Bundeskongress: Weichen stellen für 2008 18<br />

Blickpunkt Europäischer Journalismus muss neu erfunden werden – jetzt! 20<br />

Lokal Erasmus: Horizonterweiterungsprogramm 22<br />

SIMEP: Wie im richtigen Politikerleben 23<br />

Diese Publikation wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend, BMFSFJ.<br />

3


treffpunkt.europa 04/07<br />

Der Balkan gilt <strong>als</strong> „Pulverfass Europas“. Er erscheint<br />

unverständlich, obwohl er nicht unverständlicher ist<br />

<strong>als</strong> andere Teile Europas und der Welt. Seine Unverständlichkeit<br />

und Konflikthaftigkeit sind vor allem das<br />

Ergebnis seiner Komplexität.<br />

Der Raum südlich der Unterläufe von Save und Donau<br />

sowie östlich der Una weist viele historische Gemeinsamkeiten<br />

auf, die ihn von angrenzenden Räumen unterscheiden<br />

– darunter die mehrere Jahrhunderte währende<br />

osmanische Herrschaft. Der Balkan ist kleiner <strong>als</strong><br />

Frankreich und gliedert sich derzeit in acht Staaten und<br />

vier weitere Gebiete: Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro,<br />

Makedonien, Albanien, Griechenland, Bulgarien<br />

und die Republik Zypern. Hinzu kommen Kosovo, der europäische<br />

Teil der Türkei (Ost-Thrakien), die rumänische<br />

Nord-Dobrudscha sowie der türkische Teil von Zypern.<br />

Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts bildete der gesamte<br />

Balkanraum einen integralen Bestandteil des Osmanischen<br />

Reiches. Es gab weder Binnengrenzen noch<br />

Nationen. Hauptunterscheidungsmerkmale zwischen<br />

den zahlreichen Bevölkerungsgruppen waren die Religi-<br />

4<br />

**<br />

Der Balkan – fremdes Europa<br />

Wie der Balkan wurde was er war<br />

onszugehörigkeit – Christen, Muslime, Juden – und die<br />

Volkssprachen, die aber noch nicht verschriftlicht waren<br />

und noch keine nationale Bedeutung hatten. Die Schriftsprachen<br />

wie etwa Altgriechisch waren für die einfachen<br />

Leute unverständlich. Fixpunkte für das Gemeinschaftsbewusstsein<br />

bildeten die Religion, die Zugehörigkeiten zu<br />

einem Dorf, zu einem Stamm oder zu einem Siedlungsgebiet<br />

sowie klientelistische Netzwerke. Seit Jahrhunderten<br />

war der Balkan ein Raum intensiver Binnenmigrationen,<br />

Außenmigrationen und Einwanderungen gewesen, die<br />

die Siedlungsstrukturen ständiger Bewegung gehalten<br />

hatten. Auch Wanderungen zwischen den Kulturen in Gestalt<br />

von Religions- und Sprachwechsel sowie die daraus<br />

resultierende Synkretismen (Verschmelzungen, Vermischungen)<br />

unterschiedlichster Art gehörten zum Alltag.<br />

Ursachen der Konflikthaftigkeit<br />

**<br />

Die zur Erklärung der Kriege im ehemaligen Jugoslawien<br />

in den 1990er Jahren vertretene These, dass es sich<br />

um einen Jahrhunderte alten („atavistischen“) Hass<br />

zwischen den Völkern gehandelt habe, war ebenso einleuchtend<br />

wie f<strong>als</strong>ch. Historisch ist dieser „Hass“ nicht


**<br />

nachweisbar. Gewiss gab es auch in vornationaler Zeit<br />

Konflikte: zwischen Arm und Reich, Beherrschten und<br />

Herrschenden, Ackerbauern und halbnomadischen Viehzüchtern<br />

oder zwischen rivalisierenden Stämmen. Und<br />

es gab Räuber und Rebellen. Dagegen gab es keine Religionskriege<br />

im Osmanischen Reich, wie etwa in Mitteleuropa,<br />

keine Zwangsislamisierung, keine religiös motivierten<br />

Bevölkerungsvertreibungen (im Gegenteil), und es<br />

gab keine großflächigen Bauernaufstände. Erst mit der<br />

modernen Nations- und Staatsbildung seit dem 19. Jahrhundert<br />

und der „Balkanisierung“ des Balkans setzten<br />

jene rigiden Grenzziehungen auf dem Boden und in den<br />

Köpfen der Menschen ein, die eine Lawine von Konflikten<br />

lostraten.<br />

Die nationalen Historiografien wollen uns weismachen,<br />

dass es die Nationen schon immer gegeben habe, auch<br />

wenn sie zeitweilig in Tiefschlaf verfallen waren, aus<br />

dem sie durch die nationale „Wiedergeburt“ befreit wurden.<br />

„Aufgeklärte“ Historiker räumen zwar ein, dass die<br />

Nationen relativ junge Konstrukte sind, aber der „Stoff“,<br />

aus dem sie gemacht wurden, sei in Gestalt der Ethnien<br />

schon „immer“ da gewesen. Richtig ist, dass es unterschiedliche<br />

ethnische Gruppen lange vor der Nationsbildung<br />

gegeben hat. Aber es waren keine stabilen Gruppen.<br />

Ihre Definitionsmerkmale und ihre Zusammensetzung<br />

befanden sich in ständigem Wandel. Das änderte sich<br />

erst im Verlauf des 19./20. Jahrhunderts mit Erfindung<br />

und Einsatz jener völkischen Inklusions- und Exklusions-<br />

**<br />

**<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

kriterien, die genau festlegten, wer zu „uns“ und wer zu<br />

den „anderen“ gehört.<br />

Kampf um Territorien<br />

**<br />

Mit der Formierung nationaler Mehrheiten entstanden<br />

auch die nationalen Minderheiten – beide ein Novum. Die<br />

Nationsbildner hatten alle Mühe, aus den widerspenstigen,<br />

bis Anfang des 20. Jahrhunderts überwiegend analphabetischen<br />

Bauern, die mit dem Konstrukt „Nation“<br />

nichts anzufangen wussten und dem „Nation<strong>als</strong>taat“<br />

gleichgültig oder feindlich gegenüberstanden, gute Patrioten<br />

und loyale Bürger zu machen. Und je größer die Zahl<br />

der rivalisierenden Nationalbewegungen auf dem Balkan<br />

wurde, desto unnachgiebiger fiel der Kampf um unentschiedene<br />

Bevölkerungsgruppen und strittige Territorien<br />

aus. Die frisch gebackenen Nationalisten verstanden das<br />

von ihnen beanspruchte Territorium <strong>als</strong> eine Art unveräußerbare<br />

Immobilie. Wer sie zuerst in Besitz genommen<br />

hatte (egal wie und wann), dem sollte sie für immer und<br />

ewig gehören, unabhängig davon, wer gerade in der Immobilie<br />

lebte.<br />

Diese „historischen Rechte“ standen von Anfang an in einem<br />

Spannungsverhältnis zum modernen Selbstbestimmungsrecht<br />

der Völker, das bei den rezenten Grenzziehungen<br />

in vielen Fällen gröblich missachtet wurde. Alle<br />

Nationalbewegungen auf dem Balkan haben sich nach<br />

anfänglichen Schwankungen auf ein ethnisch (nicht:<br />

5


treffpunkt.europa 04/07<br />

staatsbürgerlich) definiertes Verständnis der Nation<br />

festgelegt und diejenigen Bevölkerungsgruppen diskriminiert,<br />

die entsprechend dieser Definition nicht zur Nation<br />

gehörten. Daraus resultierten die nationalen Feindschaften,<br />

die es vorher nicht gegeben hatte. Die Kriege<br />

im ausgehenden 19. und vor allem im 20. Jahrhundert<br />

haben die Gegnerschaften verfestigt und perpetuiert.<br />

Den beiden Balkankriegen von 1912/13 folgte der Erste<br />

Weltkrieg, dem der griechisch-türkische Krieg von 1922<br />

folgte. Im Zweiten Weltkrieg lebten diese Feindschaften<br />

wieder auf. Schließlich folgten die Teilung Zyperns von<br />

1974 und die äußerst blutigen postjugoslawischen Kriege<br />

der 1990er Jahre. Auch wenn verlässliche Zahlen fehlen,<br />

so kann man mit aller Vorsicht davon ausgehen, dass<br />

im Verlauf des 20. Jahrhunderts zehn bis zwölf Millionen<br />

Menschen im Balkanraum (einschließlich Rumäniens)<br />

geflüchtet sind, vertrieben, zwangsumgesiedelt oder<br />

ermordet wurden. Millionen Frauen, Männer und Kinder<br />

blieben traumatisiert zurück. Ihre Traumata wurden tabuisiert.<br />

Neue Kriege<br />

Das Ausmaß der Gewalt war kein balkanisches Spezifikum.<br />

Und es war nicht das Resultat „atavistischen Hasses“,<br />

sondern ein Phänomen des 20. Jahrhunderts Die<br />

Beobachter der Balkankriege von 1912/13 stellten eine<br />

„neue Qualität“ der Kriege fest. Das Neue bestand in der<br />

(von der Haager Landkriegskonvention von 1907 geächteten)<br />

Verwischung der Grenzen zwischen Kombattanten<br />

und Zivilbevölkerung. Kriege wurde nicht mehr nur<br />

gegen feindliche Armeen, sondern gegen die gesamte<br />

gegnerische Bevölkerung geführt. Einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Verwischung der Grenzen leisteten die nationalen<br />

„Befreiungsbewegungen“ mit ihren terroristischen<br />

6<br />

Aktivitäten aus dem Untergrund. Damit wurde es immer<br />

schwieriger, zwischen Armeen, para-militärischen Banden<br />

und Zivilbevölkerung zu unterscheiden.<br />

Besonders gewaltbereit waren die para-militärischen<br />

Banden, die sich nicht allein aus nationalen „Freiheitskämpfern“,<br />

sondern auch aus Kriminellen, Sadisten und<br />

Zwangsrekrutierten, kurz: aus Gewaltunternehmern und<br />

ihren Bediensteten zusammensetzten. Allen wurde eingeredet,<br />

dass ihre Nation existentiell bedroht sei, dass sie<br />

einen Verteidigungskrieg führen und dass sie nur das tun,<br />

was jeder „anständige Mensch“ tun würde. Zu den Brunnenvergiftern<br />

gehör(t)en honorige Persönlichkeiten, die<br />

sich vor keinem Gericht verantworten müssen: Schriftsteller,<br />

Priester, Historiker und Opportunisten aller Art.<br />

Gesellschaften sind stets und überall manipulierbar.<br />

Das gilt auch für diejenigen im Balkanraum. Bedrohlich<br />

wird dies nur dann und dort, wo es keine – dem Pluralismus<br />

verpflichteten – stabilen staatlichen und zivilgesellschaftlichen<br />

Institutionen gibt, die eine Manipulation<br />

erschweren oder unmöglich machen, <strong>als</strong>o dort wo die<br />

Deutungseliten ein Meinungsmonopol errichten. Dies zu<br />

verhindern, ist die große Herausforderung in Gegenwart<br />

und Zukunft. Längst ist die Befreiungs- und Opferrhetorik<br />

zu einem Entwicklungsproblem der Balkangesellschaften<br />

geworden. Heute geht es nicht mehr darum,<br />

ob Serbien 1912/13 Kosovo befreit hat (ein Territorium<br />

kann nicht frei oder unfrei sein; nur die dort lebenden<br />

Menschen). Heute geht es darum, ob sich Serbien selbst<br />

befreien kann.<br />

Autor: Prof. Dr. Holm Sundhaussen, Professor für Südosteuropäische<br />

Geschichte am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin<br />

** Fotos: Joachim Dethlefs/www.jo-bild.de


Foto: Joachim Dethlefs/www.jo-bild.de<br />

Der Balkan – fremdes Europa<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

Ein übliches Bild in südosteuropäischen Supermärkten wie <strong>hier</strong> in Serbien: Rechts das einheimische Produkt und links die importierte Markenware zum<br />

fünffachen Preis<br />

Die EU und der Balkan:<br />

Umdenken gefragt<br />

Aus amerikanischer Sicht ist mit dem Misslingen der serbisch-kosovarischen Verhandlungen im Dezember 2007<br />

und der bevorstehenden Unabhängigkeitserklärung des Kosovo eine „exit strategy“ für den Balkan wieder einen<br />

Schritt näher gekommen. Für die Europäische Union bedeuten die gleichen Entwicklungen eine „entry strategy“.<br />

Das EU-Versprechen einer Beitrittsperspektive für die gesamte<br />

Region Westbalkan steht zwar seit 1999, aber mit<br />

der formellen Beseitigung der Kosovo-Frage <strong>als</strong> hoffentlich<br />

letztem Konflikt aus dem jugoslawischen Erbe wird<br />

Europa noch einmal ganz anders gefordert sein. In der<br />

folgenden Skizze zur europäischen Balkanpolitik steht<br />

das dazu erforderliche Umdenken im Zentrum. Wenn es<br />

um das Pulverfass Europas geht, kann man sich anno<br />

2008 nicht auf ein Fortschreiben der in Ostmitteleuropa<br />

so erfolgreichen Transformations- und Integrationsstrategie<br />

aus dem Jahre 1993 verlassen.<br />

Als die Beitrittsperspektive nach dem Kosovo-Krieg 1999<br />

dem gesamten Westbalkan (d.h. Albanien und den ehemaligen<br />

jugoslawischen Republiken außer Slowenien)<br />

angeboten wurde, gab es in Brüssel nach dem Motto<br />

„never change a winning team“ die Hoffnung, dass etwas<br />

extra Unterstützung und Aufbauhilfe ausreichen würden,<br />

um das „Wunder“ von Tallinn oder Budapest zu wiederholen.<br />

Die Bedeutung der EU-Perspektive im Transformationsprozess<br />

in Ostmitteleuropa hin zu Marktwirtschaft<br />

und Demokratie wurde aber überschätzt.<br />

Als der Integrationsprozess mit der Agenda-2000 und<br />

7


treffpunkt.europa 04/07<br />

Foto: Joachim Dethlefs/www.jo-bild.de<br />

„Wissen Sie etwas, was wir nicht wissen?“ Öffentlicher Aufruf der serbischen Zollbehörde an die Bevölkerung, den Schmuggel von Drogen, Waffen und<br />

Menschen zu melden<br />

Beitrittsverhandlungen 1999 politische Realität wurde,<br />

hatten die acht Transformationsländer von Estland bis<br />

Slowenien politisch und wirtschaftlich das Gröbste schon<br />

längst hinter sich. Im Gegensatz zu den Nachzüglern der<br />

Osterweiterung Rumänien und Bulgarien kam auf dem<br />

Westbalkan neben einer viel ungünstigeren sozialwirtschaftlichen<br />

Ausgangslage auch noch eine dritte Transformation<br />

hinzu: Die Stabilisierung der Staatenordnung<br />

nach den gewalttätigen und zerstörerischen Kriegen des<br />

jugoslawischen Staatszerfalls.<br />

Europas neue Aufgaben<br />

Dadurch kamen auf Europa neue Aufgaben zu, denen es<br />

nur zum Teil mit dem Zauber des Beitrittsversprechens<br />

begegnen konnte – Aufgaben <strong>als</strong> Entwicklungsorganisation<br />

und <strong>als</strong> Konfliktschlichter. Im Laufe der 1990er<br />

Jahre hat die EU ihre Fähigkeiten und Ressourcen in<br />

diesen Bereichen erheblich verstärkt. Was blieb, war jedoch<br />

die strenge und säuberliche Trennung zwischen<br />

Stabilisierung und Integration. Die Europäische Kommission<br />

übernahm auch auf dem Balkan im Rahmen des so<br />

genannten Stabilisierungs- und Assoziierungsprozesses<br />

die Verantwortung für die Heranführung der Staaten an<br />

die Standards der Mitgliedschaft.<br />

Bei den Wirtschaftskriterien stellte sich <strong>als</strong>bald heraus,<br />

8<br />

dass <strong>hier</strong> eine Kombination aus Transformations- und<br />

Entwicklungspolitik gefragt war. Durch Staatsschwäche,<br />

Korruption und eine Landwirtschaft, die zwar 20 bis 60<br />

Prozent der Arbeitsbevölkerung beschäftigte, aber nur<br />

wenige Prozent des Bruttosozialprodukts erwirtschaftete,<br />

ähnelten Albanien oder Bosnien in manchen Hinsichten<br />

eher Entwicklungsländern <strong>als</strong> EU-Kandidaten wie Ungarn<br />

oder Tschechien.<br />

Konfliktschlichtung im Pulverfass<br />

Gegenüber diesem Transformations- und Integrationsprozess<br />

des langen Atems standen das Krisenmanagement<br />

und die reaktionsschnelle Diplomatie des Europäischen<br />

Ratssekretariats unter Leitung von Javier Solana <strong>als</strong> Hohem<br />

Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.<br />

Im Bosnien-Krieg hatten die Europäer noch<br />

versagt, aber in Kosovo-Krieg und Wiederaufbau leisteten<br />

sie neben den Amerikanern bereits einen eigenen Beitrag.<br />

Als der Konflikt zwischen slawischen und albanischen<br />

Einwohnern Mazedonien 2001 an den Rand eines Bürgerkrieges<br />

brachte, waren es in erster Linie die Europäer, die<br />

der brenzlichen Lage Herr wurden.<br />

Die Europäische Kommission steuerte kurzfristig und<br />

unbürokratisch extra Wirtschaftsunterstützung, Verwaltungsreformhilfe<br />

und die symbolhafte Unterzeichnung


eines Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens<br />

(<strong>als</strong> einen ersten Schritt zur EU-Mitgliedschaft) bei. Solana<br />

und das Ratssekretariat verhandelten zeitgleich hinter<br />

den Kulissen mit den albanischen Freischärlern, zwangen<br />

die mazedonische Regierung zur Deeskalation und<br />

brachten im August 2001 das Ohrider Rahmenabkommen<br />

zustande, das immer noch <strong>als</strong> gelungene (und im Gegensatz<br />

zu Dayton, praktikable) Konfliktregelung gilt.<br />

Strategiewirrwarr und Konditionalität<br />

Trotz dieses Erfolges durch die Verzahnung von Beitrittsprozess<br />

und Konfliktmanagement war für Brüssel in<br />

der darauf folgenden ruhigen Phase auf dem Balkan die<br />

Versuchung groß, beide Strategien und Verantwortlichkeiten<br />

wieder säuberlich zu trennen. Dies führte zu skurrilen<br />

Situationen, zum Beispiel im Falle Serbiens, wo die<br />

Regierung sich mit Solana harte Schlagabtausche lieferte,<br />

wenn es um die Unabhängigkeit von Montenegro, die<br />

Auslieferung von Kriegsverbrechern oder den künftigen<br />

Status von Kosovo ging. Andererseits verhandelte die<br />

gleiche Regierung gepflegt und friedlich mit dem Erweiterungskommissar<br />

über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen.<br />

Im 2005 von führenden Balkanexperten erarbeiteten<br />

Strategiepapier The Balkans in Europe’s Future wurde der<br />

EU geraten, diese Scheu fallen zu lassen und zu akzeptieren,<br />

dass im Falle des Balkans Stabilisierung und Integration<br />

miteinander verzahnt sind, dass ihrer Meinung<br />

nach „enlargement ohne ein gerütteltes Maß an empire<br />

nicht auskommen wird“. Leichter gesagt <strong>als</strong> getan: Im<br />

Integrationsprozess gilt ein eisernes Quidproquo: Nur ein<br />

Staat, der bestimmte Standards bezüglich Demokratie,<br />

Marktwirtschaft, Rechtsstaat und vieles mehr erfüllt, hat<br />

Anspruch auf eine höhere Stufe der EU-Heranführung mit<br />

den dazugehörenden Vorteilen (Freihandel, Visumsfreiheit,<br />

Agrar- und Transformationsunterstützung usw.)<br />

Es wäre gänzlich gegen die Erweiterungslogik, eine Regierung<br />

mit diesen Vorteilen nicht für gute Leistungen zu belohnen,<br />

sondern dafür, dass sie (im mazedonischen Fall)<br />

nicht zu hart durchgreift gegen die albanische Minderheit<br />

oder dass sie sich (im serbischen Fall) in den Verhandlungen<br />

über den Status von Kosovo konstruktiv aufstellt. Das<br />

Dilemma ist jedoch, dass Brüssel die Stabilität zwar nicht<br />

mit den Gaben der Integration kaufen möchte, andererseits<br />

aber auch weiß, dass Heranführung ohne Stabilität<br />

zum Scheitern verurteilt ist. Üblicherweise belohnt die EU<br />

die Vorreiter (Kroatien) und nicht die instabilen Nachzügler<br />

(Kosovo oder Bosnien), die es am meisten brauchen.<br />

Verzahnt zum Ziel<br />

Am schärfsten zeigt sich dieses Dilemma heute im Falle<br />

Kosovo. Nach dem endgültigen Scheitern der Troika-<br />

Literatur<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

Verhandlungen im Dezember 2007 steht zu erwarten,<br />

dass die neue kosovarische Regierung Anfang 2008<br />

einseitig die Unabhängigkeit erklären wird. Weil Russland<br />

eine „echte“ Unabhängigkeit im UN-Sicherheitsrat<br />

blockieren würde, ist der einzig gangbare Weg dann eine<br />

individuelle Anerkennung durch die USA und die EU-Mitgliedstaaten.<br />

Danach wird eine EU-Mission die Aufgaben<br />

der UN-Verwaltung übernehmen und die Einhaltung der<br />

Standards überwachen. Gleichzeitig wird Kosovo endlich<br />

Teil des EU-Integrationsprozesses für den Westbalkan.<br />

Spätestens dann werden sich Integration und Stabilisierung<br />

fest und hoffentlich produktiv verzahnen – inoffiziell,<br />

versteht sich. Offiziell werden natürlich auch die<br />

baldige Unterzeichnung des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens<br />

mit Belgrad und einige europäische<br />

Angebote an die Gesamtregion zum Beispiel im Visa-<br />

oder Handelsbereich nichts mit der Kosovo-Frage, der<br />

Besänftigung der serbischen Bevölkerung und seiner<br />

Stabilitätsrisiken zu tun haben.<br />

Autor: Dr. Wim van Meurs, Assoc. Prof. für europäische Politik und Zeit-<br />

geschichte, Radboud Universität Nimwegen; Research Associate am<br />

Centrum für angewandte Politikforschung, München<br />

Böhmer, J., M. Vietor (Hrsg.): Osteuropa heute: Entwicklungen<br />

– Gemeinsamkeiten – Unterschiede, Münster: LIT Verlag, 2007.<br />

Commission of the European Communities: Enlargement Strategy<br />

and Main Challenges 2007-2008, Com(2007) 663 Final, Brüssel,<br />

6.11.2007. ec.europa.eu/enlargement/pdf/key_documents/ 2007/<br />

nov/strategy_paper_en.pdf<br />

Deimel, J., W.P. van Meurs (Hrsg.): The Balkan prism: a retrospective<br />

by policy-makers and analysts, München: Otto Sagner, 2007.<br />

Grabbe, H.: The EU‘s transformative power: Europeanization<br />

through conditionality in Central and Eastern Europe, New York:<br />

Palgrave Macmillan, 2005.<br />

International Commission on the Balkans, The Balkans in Europe’s<br />

Future, Sofia: 2005, www.balkan-commission.org/activities/ Report.<br />

pdf.<br />

Mungiu-Pippidi, A., W. van Meurs, V. Gligorov: Plan B – B for Balkans.<br />

State Building and Democratic Institutions in Southeastern Europe,<br />

Nijmegen: 2007, www.cap-lmu.de/aktuell/meldungen/2007/balkans.php.<br />

9


treffpunkt.europa 04/07<br />

Foto: „Joachim Dethlefs/www.jo-bild.de“<br />

Der Balkan – fremdes Europa<br />

Perspektive EU?<br />

Mit ihrer Unterschrift zum Vertrag von Lissabon haben die europäischen Staats- und Regierungschefs die Zeit<br />

der internen Nabelschau um Abstimmungsverfahren, Sitzverteilungen und Ausstiegsmöglichkeiten für beendet<br />

erklärt. Die EU hat ihre konstitutionelle Krise somit vorläufig überwunden und kann sich nun dringlichen außenpolitischen<br />

Herausforderungen zuwenden. Hierbei steht der westliche Balkan an erster Stelle.<br />

Nach dem Big Bang der Osterweiterung hat die EU mit der<br />

Aufnahme Bulgariens und Rumäniens ihre sechste und<br />

vorerst letzte Erweiterungsrunde vollzogen. Zuvor hatten<br />

die europäischen Staats- und Regierungschefs im Oktober<br />

2005 grünes Licht für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen<br />

mit Kroatien gegeben, gleichzeitig wurde<br />

Mazedonien der Kandidatenstatus verliehen. Die übrigen<br />

Länder des westlichen Balkans – Albanien, Bosnien-Herzegowina,<br />

Montenegro, Serbien und das Kosovo – müssen<br />

sich weiterhin damit begnügen, lediglich „potenzielle“<br />

Kandidaten für einen EU-Beitritt zu sein.<br />

Bereits unmittelbar nach dem Zerfall des jugoslawischen<br />

Vielvölkerstaates zu Beginn der 1990er Jahre und den<br />

daraus resultierenden Kampfhandlungen nahm die EU<br />

für sich eine Führungsrolle in der Region in Anspruch.<br />

Doch anstatt ihres selbst erhobenen Anspruchs gerecht<br />

zu werden, folgte vielmehr ein multilaterales „Hindurch-<br />

10<br />

wursteln“ und begann für viele Beobachter der traurige<br />

Auftakt eines jahrelangen Versagens der EU. Erst nach<br />

folgenschweren Lernprozessen unternahm die EU einen<br />

umfassenden Schritt in Richtung regionaler Friedenskonsolidierung<br />

und nachholender Konfliktprävention.<br />

Gleichzeitig vollzog sie einen Paradigmenwechsel von der<br />

Stabilisierung der Region hin zur Integration derselben.<br />

Die erstm<strong>als</strong> über den Stabilitätspakt für Südosteuropa<br />

eröffnete Perspektive einer EU-Vollmitgliedschaft stellt<br />

bis heute den zentralen Motivationsimpuls für die Länder<br />

des westlichen Balkans dar, ihre Reformanstrengungen<br />

zu verstärken und regionale Kooperation voranzutreiben.<br />

Option Erweiterung<br />

Szene an der Grenze zwischen Slowenien und Kroatien<br />

Ein Blick auf die heutige Realität des westlichen Balkans<br />

zeigt jedoch, dass es zunehmend schwierig sein wird,


eine gerade Linie von der Ost- zur Südosterweiterung zu<br />

zeichnen. Denn trotz des massiven Einsatzes von Human-<br />

und Finanzressourcen konnte der Stabilisierungs-<br />

und Assoziierungsprozess noch nicht in allen Gebieten<br />

des westlichen Balkans seine Wirkung entfalten. Dies belegt<br />

beispielsweise die andauernde Präsenz der EUFOR-<br />

Mission in Bosnien-Herzegowina oder die Entsendung<br />

einer zivilen Mission in die Region des Kosovo.<br />

Hinzu kommt, dass auch innerhalb der EU Anzeichen einer<br />

allgemeinen Erweiterungsmüdigkeit nicht zu übersehen<br />

sind. So hat das Europäische Parlament im März<br />

2006 den so genannten Brok-Bericht mit großer Mehrheit<br />

angenommen, der zukünftigen Beitritten kritisch<br />

gegenübersteht. Wenig später setzte sich auch die Europäische<br />

Kommission in einem Strategiepapier mit der Erweiterungsfähigkeit<br />

der EU auseinander und betonte die<br />

Langfristigkeit, die Konditionalität sowie die Notwendigkeit<br />

einer intensiveren Kommunikationsstrategie gegenüber<br />

der EU-Bevölkerung. Gerade die in der Bevölkerung<br />

zunehmend zu konstatierende Reserviertheit gegenüber<br />

zukünftigen Erweiterungsrunden stellt eine europäische<br />

Politik der „offenen Tür“ in Frage. Dies gilt gerade<br />

für Frankreich, wo aufgrund einer Verfassungsänderung<br />

in Zukunft jede Neuaufnahme per Referendum bestätigt<br />

werden muss. Doch auch in den anderen EU-Mitgliedstaaten<br />

müssen sich die Regierungen gegenüber ihren Wählern<br />

verantworten.<br />

Fundierte Forderungen<br />

Eine neue Erweiterungsrunde, die dann auch die Staaten<br />

des westlichen Balkans umfassen könnte, wird somit<br />

erst „mittel- oder langfristig“ Realität werden, wie es auch<br />

der jüngste Fortschrittsbericht der EU-Kommission hervorhob.<br />

Doch wenn – mit der Ausnahme Kroatiens – ein<br />

Beitritt der westlichen Balkanstaaten nicht vor 2014 zu<br />

erwarten ist, stellt sich die Frage, wie möglichen Frustrationen<br />

und Reformrückschritten in der Region entgegengewirkt<br />

werden kann. Hierzu wurde in den vergangenen<br />

Jahren bereits eine Reihe von Initiativen gestartet:<br />

• Im April 2005 wurde nach dem Vorbild der europäischen<br />

Kohle- und Stahlgemeinschaft die Energiegemeinschaft<br />

Südosteuropa ins Leben gerufen, mit der auf dem westlichen<br />

Balkan ein gemeinsamer Energiemarkt etabliert<br />

werden soll. Die teilnehmenden Länder müssen dabei in<br />

den nächsten Jahren schrittweise europäisches Gemeinschaftsrecht<br />

aus dem Energiebereich übernehmen.<br />

• Im Mai 2006 fiel der Entschluss, den Stabilitätspakt für<br />

Südosteuropa in den Südosteuropäischen Kooperationsprozess<br />

zu überführen und <strong>hier</strong>zu einen Regionalen Kooperationsrat<br />

neu einzurichten, der in Zukunft die Länder<br />

des westlichen Balkans, die EU sowie wichtige Partnerländer<br />

und Organisationen zusammenbringen soll.<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

• Im Januar 2007 wurde das Mitteleuropäische Freihandelsabkommen<br />

um die Staaten des westlichen Balkans<br />

und Moldawien erweitert. Ziel des Abkommens ist der<br />

schrittweise Abbau von Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen<br />

zwischen den Teilnehmerstaaten.<br />

• Im September 2007 hat die EU mit den Staaten des<br />

westlichen Balkans Abkommen über Visaerleichterungen<br />

geschlossen. Für Kroatien war die Visumpflicht bereits<br />

entfallen. Wie kaum eine andere politische Entscheidung<br />

beeinflusst die Gestaltung der Reisefreiheit den praktischen<br />

Alltag der Menschen vor Ort.<br />

Es wird sich zeigen, ob diese politischen Maßnahmen der<br />

EU einen Aufschub hinsichtlich der Beitrittsforderungen<br />

gewähren. Fest steht: Wenn die Glaubwürdigkeit der europäischen<br />

Beitrittsperspektive für den westlichen Balkan<br />

in Frage gestellt wird, steht der Region nach einer schwierigen<br />

Vergangenheit eine ungewisse Zukunft bevor.<br />

Autor: Oliver Schwarz, Diplom-Sozialwissenschaftler im Institut für Poli-<br />

tikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen<br />

11


Foto: „Joachim Dethlefs/www.jo-bild.de“<br />

treffpunkt.europa 04/07<br />

Der Balkan – fremdes Europa<br />

Ein Dickkopf und der Glaube<br />

an eine bessere Welt<br />

Dieser Artikel ist einer Gruppe und ihren Leistungen gewidmet, die in der westlichen Wahrnehmung<br />

sonst so gut wie keinen Platz findet: den Jugendlichen in Südosteuropa.<br />

12


Natürlich gibt es Programme, Projekte und Wettbewerbe,<br />

um den Nachwuchs der angesprochenen Region zu fördern.<br />

Natürlich sind inzwischen bei fast jedem Jugendkongress<br />

und internationalem Projekt auch Mädchen aus<br />

Zagreb oder Ljubljana, Jungen aus Belgrad oder Sarajevo<br />

vertreten. Bei Lichte besehen ist jedoch die Zahl derjenigen,<br />

die von diesen Förderungen tatsächlich direkt profitieren,<br />

immer noch gering und auch die Kongressteilnehmer<br />

bilden in ihren Ländern eine Ausnahmegruppe.<br />

Normalfall Weltoffenheit?<br />

Bei uns sind Klassenfahrten nach Paris oder Rom der<br />

Normalfall, in Bosnien und Serbien nicht. Dies hat sowohl<br />

finanzielle Gründe <strong>als</strong> auch politische, da es oft<br />

Wochen braucht, um die nötigen Reisedokumente zu<br />

erhalten – wenn man sie denn erhält. Natürlich geht es<br />

etwas leichter, wenn Verwandte, Freunde oder eifrige<br />

Kongressorganisatoren im Ausland mit Papierwerk und<br />

Bürgschaften helfen. Doch solche Verwandten hat eben<br />

nicht jeder und auch zu Kongressen und Camps fahren<br />

nur die wenigsten. Wie schwer ist es da gerade für Heranwachsende<br />

ein weltoffenes Bewusstsein zu entwickeln,<br />

wenn sie selbst keine Gelegenheit haben, ins Ausland zu<br />

fahren und andere Orte nur aus Büchern, Fernsehen und<br />

Internet kennen?<br />

Selbstverständlich muss zwischen den einzelnen Ländern<br />

der Region unterschieden werden. So haben es<br />

beim Beispiel der Auslandsreisen die kroatischen Jugendlichen<br />

leichter. Sie können sich dank Sonderregelungen<br />

seit Jahren ohne Visum frei durch Europa bewegen.<br />

Doch auch wenn es ihnen zudem noch finanziell etwas<br />

besser gehen mag <strong>als</strong> ihren direkten Nachbarn, kennen<br />

sie ebenso den alltäglichen Kampf ums Überleben gegen<br />

kafkaeske Zustände in Behörden und Politik.<br />

Alltägliche Korruption<br />

In unseren Breitengraden existiert weder für diese Jugendlichen<br />

noch für ihr Leben oder ihre täglichen Probleme<br />

ein Bewusstsein. Das ist bedauerlich. Denn gerade<br />

in den westlichen Industriestaaten könnte man viel von<br />

den südosteuropäischen Altersgenossen lernen. Wir<br />

sollten uns von dem Bewusstsein verabschieden, das<br />

Verhältnis der europäischen Staaten zu unseren südöstlichen<br />

Nachbarn wäre eine Einbahnstraße, bei der nur wir<br />

etwas zu geben hätten. Leider neigen wir dazu, auch im<br />

Ausland Sachverhalte mit den uns aus unserer eigenen<br />

Umgebung bekannten Maßstäben zu bewerten. Und das<br />

kann <strong>hier</strong> nicht funktionieren.<br />

So sind wir in einem Rechts- und Wertesystem aufgewachsen,<br />

in dem sich das Ehrlichsein bereits deswegen<br />

lohnt, weil unehrliches Handeln in der Regel unabwendbare<br />

juristische Folgen nach sich ziehen kann. Wie können<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

wir nun das Verhalten eines jungen Menschen bewerten,<br />

in dessen Lebenswelt sich manche Positionen, Vorzüge<br />

und Waren fast nur über persönliche Kontakte oder Bakschisch<br />

erhalten lassen? Wer sich in der Region bewegt<br />

(und die Augen nicht zukneift), stößt noch heute jeden<br />

Tag mehrm<strong>als</strong> auf die sogenannten „Gefälligkeiten“, die<br />

alltägliche Korruption. Ich habe persönlich mehrere Male<br />

miterlebt, wie Jugendliche sich gegen solche Mechanismen<br />

gestellt und dafür bewusst Nachteile in Kauf genommen<br />

haben.<br />

Die wahren Helden<br />

Ich widme diesen Text deswegen der viel zu großen Gruppe<br />

derjenigen Jugendlichen, die ihr eigenes Land nur<br />

selten oder noch nie für eine Reise verlassen konnten.<br />

Ich widme ihn allen, die mit ihrer ganzen Familie im Monat<br />

von dem leben, was ein deutscher Sechzehnjähriger<br />

neben der Schule beim Jobben verdient. Ich widme ihn<br />

allen, die für die einfachsten bürokratischen Vorgänge<br />

stundenlang in Schlangen anstehen, um dann wegen<br />

Lappalien auf den nächsten Tag vertröstet zu werden. Ich<br />

widme ihn allen, die täglich in Medien und Werbung mit<br />

Konsumartikeln konfrontiert werden, die sie sich selbst<br />

nie leisten könnten. Ich widme ihn allen, die in dem Wissen<br />

in Arztpraxen warten, dass sie sich oder ihren nächsten<br />

Familienangehörigen nicht die optimale Behandlung<br />

zuteil werden lassen können, da dies in der Region leider<br />

noch immer eine Frage des Geldbeutels ist.<br />

Die wahren politischen Helden in Südosteuropa marsc<strong>hier</strong>en<br />

für mich nicht mit einer Fahne am Kopf einer Demonstration<br />

oder halten bewegende Reden. Nein, es sind<br />

die einfachen Jugendlichen abseits des Rampenlichts,<br />

die instinktiv Gastfreundschaft und Toleranz zeigen,<br />

ohne sie selbst zuvor im Ausland miterlebt zu haben, sowie<br />

diejenigen, die jeden Tag aufs Neue versuchen, ohne<br />

den Einsatz von Schmiergeld und Kontakten ihr Leben zu<br />

meistern. Sie kämpfen ihren einsamen und langwierigen<br />

Kampf, ohne dafür ein Lob zu erhalten. Wenn sie dann<br />

nach Hause gehen und wissen, dass sie nun wieder mal<br />

ein paar Wochen länger auf irgendeinen Stempel warten<br />

müssen, bleibt ihnen <strong>als</strong> Antrieb nichts <strong>als</strong> ihr Dickkopf<br />

und ihr Glauben an eine bessere Welt. Und genau dieses<br />

beides sollten wir fördern.<br />

Autor: Joachim Dethlefs beschäftigt sich seit sechs Jahren intensiv<br />

mit den Sprachen, Literaturen und Kulturen Südosteuropas. Er studiert<br />

Südslawistik sowie Osteuropastudien an der Universität Hamburg und<br />

schreibt <strong>als</strong> freier Journalist für deutsche Magazine und Zeitungen.<br />

13


treffpunkt.europa 04/07<br />

Foto: www.pixelio.de<br />

Gespräch zwischen der Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Margot Wallström und dem slowenischen Premierminister Janez Jansa<br />

Slowenische EU-Ratspräsidentschaft<br />

Business as usual?<br />

Am 1. Januar übernahm mit Slowenien zum ersten Mal eines der neuen Mitglieder der Europäischen Union die EU-<br />

Ratspräsidentschaft. Für sechs Monate steht die kleine Republik an der Spitze einer Union mit 27 Mitgliedsstaaten<br />

und fast einer halben Milliarde Menschen.<br />

Für Slowenien, noch bis 1991 Teil der Sozialistischen<br />

Bundesrepublik Jugoslawien, bedeutet die aktuelle Ratspräsidentschaft<br />

seine aktivste Rolle in der EU-Politik seit<br />

dem Beitritt 2004 und einen Prestigegewinn unter den<br />

Mitgliedstaaten. Für die Europäische Union selbst ist dies<br />

höchst symbolisch: Eines der jüngeren Kinder „schmeißt<br />

zum ersten Mal die Party“. Letzen Endes ist die slowenische<br />

dann aber auch nur eine Ratspräsidentschaft wie<br />

jede andere und die meisten Entwicklungen sollten „business<br />

as usual“ sein. Oder etwa nicht? Deutschland und<br />

Portugal haben zu Beginn der Teampräsidentschaft zwei<br />

große Politikfelder in Angriff genommen: Klimawandel<br />

bzw. Energiepolitik sowie den Reformvertrag von Lissabon.<br />

Auch wenn es in der EU immer etwas zu tun gibt, ist<br />

es unwahrscheinlich, dass es Slowenien gelingen wird,<br />

ein in den Augen der Bürger ähnlich populäres Themenfeld<br />

zu „erfinden“.<br />

Der slowenische Außenminister Dimitrij Rupel stellte kürzlich<br />

in Brüssel die fünf Schwerpunkte der slowenischen<br />

Präsidentschaft vor: Die Zukunft Europas (Implementie-<br />

14<br />

rung des Vertrages von Lissabon), das Energie- und Klimapaket<br />

(formale Folgemaßnahmen der Verpflichtungen<br />

vom März 2007), die Lissabon-Strategie (Start der nächten<br />

Runde), die Erweiterungs- und Nachbarschaftspolitik<br />

(mit Blick auf den Westlichen Balkan) und den Interkulturellen<br />

Dialog. Nach seinen Worten will Slowenien über<br />

die verschiedenen Politikfelder der EU hinweg Synergien<br />

schaffen und die Effizienz der Union weiter steigern.<br />

Die Zukunft Europas<br />

Die erste slowenische Priorität, Zukunft Europas, interessiert<br />

die Fans institutioneller Fragen in der EU. Nachdem<br />

Ungarn das Papier <strong>als</strong> erstes Land ratifizierte, bleiben nun<br />

noch 26 Ratifikationen abzuwarten, bis der Vertrag voraussichtlich<br />

im Januar 2009 in Kraft treten kann (hoffen<br />

wir, dass wir es diesmal schaffen...). Neben den nationalen<br />

Ratifizierungen muss Slowenien nun die notwendigen<br />

Vorbereitungen treffen, um den Vertrag von Anfang an voll<br />

funktionsfähig zu machen. Im politischen Teil sind dies<br />

die Auswahl und der modus operandi des neuen Präsi-


Foto: European Commission – Audiovisual Service<br />

Schon im bei der Einführung des Euro war Slowenien ein Vorreiter unter den neuen Mitgliedsstaaten, <strong>hier</strong> ein Foto des slowenischen Euro bei der<br />

Beitrittsfeier zur Euro-Zone am 1.1.2007<br />

denten des Europäischen Rates und der neue Posten des<br />

Hohen Repräsentanten für Außen- und Sicherheitspolitik.<br />

Hier ist enge Zusammenarbeit mit den Franzosen (die die<br />

Präsidentschaft am 1. Juli übernehmen) und vorsichtiges<br />

politisches Manövrieren gefragt. Darüber hinaus erfordert<br />

der Europäische Auswärtige Dienst einige Arbeit. Denkt<br />

man an 2005, erscheint dies wie ein Deja-vu. Dam<strong>als</strong><br />

schon problematisch, könnte sich das Thema wieder <strong>als</strong><br />

ähnlich schwierig herausstellen. Minister Rupel sollte die<br />

Daumen drücken, dass an der Ratifizierungsfront nichts<br />

schief geht.<br />

Energie- und Klimapolitik<br />

Die Arbeit am Energie- und Klimapaket verspricht eine Mischung<br />

aus Formalien und hochpolitischen Angelegenheiten<br />

zu werden. Gegen Ende Januar empfängt die Ratspräsidentschaft<br />

die entscheidenden Dossiers von der Kommission.<br />

Kurz gesagt wird das Paket die Lastenverteilung der<br />

Verpflichtungen vom März 2007 enthalten. Hauptsächlich<br />

geht es dabei um die Emission von Treibhausgasen und um<br />

erneuerbare Energien. Da die Meinungen zu diesem Thema<br />

stark gespalten sind, wird es schwierig für Slowenien werden,<br />

bis zum Märzgipfel einen Grundkompromiss zu vereinbaren.<br />

Selbst eine Teillösung der 27 wäre bereits ein Erfolg.<br />

Lissabon-Strategie<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

Die Lissabon-Strategie ist so schwierig zu bewältigen<br />

wie seit je her: Sie ist abstrakt und reich an Teilaspekten.<br />

Die slowenische Ratspräsidentschaft wird den Start der<br />

nächsten Dreijahresrunde überwachen, die die Richtlinien<br />

für weitere Reformen beinhaltet. Da ein Großteil der Arbeit<br />

bereits erledigt ist, wird Slowenien auf mehr „ownership“<br />

unter den Mitgliedsstaaten drängen und still und leise die<br />

Debatte über die Zeit nach dem Prozess anstoßen.<br />

Westlicher Balkan<br />

Der Westliche Balkan verspricht mehr Schlagzeilen zu<br />

machen. Selbst wenn wir das Kosovothema außer Acht<br />

lassen, kommt eine Menge Arbeit auf die Slowenische<br />

Ratsräsidentschaft zu. Während Montenegro und Albanien<br />

nur langsam vorankommen, tritt Mazedonien fast auf<br />

der Stelle und die Entwicklung in Bosnien und Herzegowina<br />

ist wenig erfolgversprechend. Der Löwenanteil der<br />

Fleißarbeit liegt jedoch bei der Kommission. Slowenien<br />

will einen anderen Ton anschlagen: Die Union nochm<strong>als</strong><br />

auf das Ziel einzuschwören, den Westlichen Balkan bald<br />

in der EU zu sehen. Dank der vermuteten besonderen<br />

Kenntnisse Sloweniens über die Region könnte es irgend-<br />

15


treffpunkt.europa 04/07<br />

wann während der nächsten Monate eine politische Stellungnahme<br />

geben, die größere Zugeständnisse an die<br />

Länder der Region erwägt.<br />

Interkultureller Dialog<br />

2008 ist auch das Europäische Jahr des Interkulturellen<br />

Dialogs. Erfahrungsgemäß bedeutet dies, dass die Ratspräsidentschaft<br />

eine Reihe von Projekten zum Thema<br />

durchführt, die Kommission einige Finanzierungslinien<br />

für die Zivilgesellschaft einrichtet und die EU-Institutionen<br />

Konferenzen organisieren werden. Alles gut und<br />

schön, hoffentlich werden wir ein paar gute Debatten<br />

erleben.<br />

„Si.nergy for Europe“<br />

Außenpolitische Themen sind in diesem Artikel absichtlich<br />

außen vor gelassen. Experten sind der Meinung, der<br />

entscheidende Augenblick für die slowenische Präsidentschaft<br />

kommt nicht im Juli, sondern bereits Ende<br />

Januar. Die erwartete Unabhängigkeitserklärung Kosovos<br />

wird das „Alles oder Nichts“-Ereignis für die Ratspräsidentschaft<br />

sein. Und da Slowenien verhindern will,<br />

dass Kosovo für die EU-Außenpolitik eine Neuauflage der<br />

Irakproblematik aus dem Jahr 2003 wird, hat die Arbeit<br />

in diesem Bereich längst begonnen. Der letzte EU-Gipfel<br />

im Jahr 2007 hat den Einsatz der EU in Form einer ESVP-<br />

Mission am Boden bestimmt, verfehlte aber eine Einigung<br />

über den künftigen Status Kosovos. Slowenien wird<br />

deshalb auf einen Konsens (oder einen Gerade-Eben-<br />

Noch-Konsens) dringen und an diesem Ziel gemessen<br />

werden.<br />

Abgesehen von der möglichen Ausnahme Kosovo wird<br />

Slowenien voraussichtlich weniger große Schlagzeilen<br />

machen <strong>als</strong> seine Vorgänger Deutschland und Portugal.<br />

Dennoch, die Symbolkraft der ersten Ratspräsidentschaft<br />

durch ein neues Mitgliedsland der 2004er-Runde wird<br />

dadurch nicht geschmälert. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

wird die Erweiterungsproblematik ein Testlauf in<br />

den Gängen der EU-Politik. Wird Slowenien diese Aufgabe<br />

in den zahlreichen Komitees und auf der politischen<br />

Bühne zugleich meistern? Schließlich und endlich, am 1.<br />

Juli 2008 hofft Slowenien eine EU an Frankreich weiterreichen<br />

zu können, die der Einlösung ihrer Versprechen<br />

ein Stück näher gekommen ist. Dies mag bescheiden<br />

klingen, aber die Vergangenheit lehrt, dass dies für einen<br />

EU-Neuling keine kleine Aufgabe ist.<br />

Autor: Marko Bucik, Mitglied der <strong>JEF</strong>-Slowenien, Mitglied des Vorstandes<br />

der <strong>JEF</strong>-Europa 2003-05<br />

Übersetzung: Karen Matzke<br />

16<br />

Das Logo der slowenischen<br />

EU-Ratspräsidentschaft 2008<br />

Die Kontur des slowenischen Ratspräsidentschaftslogos erinnert an<br />

ein Eichenblatt und soll den beständigen, ausdauernden und zuverlässigen<br />

Charakter des slowenischen Volkes darstellen, ein Volk, das<br />

auch unter Druck ruhig bleibt und überlegte Entscheidungen trifft.<br />

Darüber hinaus ist das Logo eine Kombination der fünf klassischen<br />

Elemente – Feuer, Erde, Luft, Wasser und Äther. Es vermittelt einen<br />

Eindruck von Offenheit, Bewegung, Ambition und natürlicher Harmonie.<br />

Weitere Informationen gibt es auf der offiziellen Seite der slowenischen<br />

Ratspräsidentschaft www.eu2008.si/en


Migrationsseminar<br />

Von Europäern<br />

und Migranten<br />

„Festung Europa“ heißen immer einmal wieder Veranstaltungen<br />

zur Frage von Migration und Integration in<br />

Europa. Die <strong>JEF</strong> ging das Thema progressiv an und beschäftigte<br />

sich in einem Seminar mit der„Einwanderun<br />

gsgesellschaft Europa!“<br />

Angesichts des demographischen Wandels und des zunehmenden<br />

Mangels an gut ausgebildeten Fachkräften<br />

in Europa, dem afrikanischen „Migrationsdruck“ vor allem<br />

auf Italien und Spanien und der Integrationsprobleme<br />

nicht nur in Frankreich und den Niederlanden sind Migration<br />

und Integration brisante Themen. Im November 2007<br />

kamen rund 50 Jugendliche in Frankfurt/Main zusammen,<br />

um sich in einem internationalen <strong>JEF</strong>-Seminar mit<br />

den unterschiedlichen Aspekten dieses Themenfeldes<br />

auseinander zu setzen.<br />

Der Einstieg in das Thema erfolgte am ersten Abend mit<br />

einer Podiumsdiskussion, die im Rahmen der „Speak up<br />

Europe“-Kampagne im Frankfurter Pressehaus stattfand.<br />

Michael Roth (MdB), der Soziologe Dr. Peter Gostmann<br />

von der Universität Frankfurt und die Juristin Esther Benthien<br />

diskutierten mit den Teilnehmenden über das Thema<br />

Migration – natürlich mit europäischem Schwerpunkt.<br />

Anschließend ließen es sich die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer nicht nehmen, geführt von den Frankfurtern<br />

Jeffern das Nachtleben in „Mainhattan“ zu erkunden.<br />

Der zweite Seminartag begann mit einer Entdeckungstour.<br />

Denn natürlich spielen Migration und Integration<br />

auch im Frankfurter Stadtbild eine Rolle. Höhepunkt dieser<br />

besonderen Stadtführung war ein Besuch der Ausstellung<br />

„Von Fremden zu Frankfurtern. Zuwanderung<br />

und Zusammenleben“ im Frankfurter Heimatmuseum,<br />

die einen Einblick in die Geschichte und die Hintergründe<br />

der Migration in Deutschland am Beispiel Frankfurts<br />

gewährte. Am Nachmittag ging es dann in die Tiefe: In<br />

Workshops zu Themen wie „Legale Migration“ und „Asyl“<br />

diskutierten die Teilnehmenden intensiv die Ursachen<br />

und Auswirkungen von Migration, nahmen aber auch<br />

die damit verbundenen Chancen für die europäischen<br />

Gesellschaften unter die Lupe. Abends wurde dann der<br />

gemütliche Teil betont und bei Apfelwein und traditionellem<br />

Frankfurter Abendessen gab es viel Gelegenheit, die<br />

anderen Seminarteilnehmer außerhalb des Programms<br />

kennenzulernen. Den Schlusspunkt des Seminars setzte<br />

am Sonntag Prof. Dr. Gottfried Herbig mit seinem Vortrag<br />

zur europäischen Migrationspolitik.<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

17


Fotos: Ann-Kathrin Fischer, Lutz Gude<br />

treffpunkt.europa 04/07<br />

18


Bundeskongress<br />

Weichen stellen für 2008<br />

„Unser Europa, unsere Zukunft“ lautete das Motto, unter<br />

dem sich die mehr <strong>als</strong> 80 Delegierten aus allen Landesverbänden<br />

der <strong>JEF</strong> sowie zahlreiche Gäste Anfang<br />

Oktober 2007 in Köln versammelten, um gemeinsam<br />

die <strong>JEF</strong> auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Im<br />

Vordergrund stand vor allem die inhaltliche Arbeit.<br />

Auf dem Bundeskongress nutzen die Bundesarbeitsgemeinschaften<br />

zu den Themen Bildung, Migration, soziales<br />

Europa, Verfassung und Balkan die Gelegenheit, ihre weitere<br />

Arbeit zu planen und einmal „offline“ über aktuelle<br />

Themen zu diskutieren. Aber auch im Plenum wurde engagiert<br />

debattiert. Neben Anträgen zu Positionierungen<br />

der <strong>JEF</strong> standen zahlreiche Satzungsänderungen auf der<br />

Tagesordnung.<br />

So beschlossen die Delegierten, die Referendumskampagne<br />

zu beenden, die die <strong>JEF</strong> gemeinsam mit der Union<br />

Europäischer Föderalisten, der Europa-Union Deutschland<br />

und weiteren Partnern durchgeführt hatte. Nach der<br />

Entscheidung der EU-Staats- und Regierungschefs gegen<br />

eine Verfassung und für einen Grundlagenvertrag sahen<br />

die Delegierten dafür keine Notwendigkeit mehr. Stattdessen<br />

sollen nun die Vorbereitungen für die Europawahlen<br />

2009 im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Mit großer Mehrheit<br />

angenommen wurden der Leitantrag des Bundesvorstands<br />

zum Thema „Unser Europa, unsere Zukunft“ sowie<br />

zwei Anträge des Landesverbandes Baden-Württemberg<br />

zu den Themen „Demokratisierung in Belarus“ und „Machbares<br />

Europa“.<br />

Satzungsänderungen...<br />

Unter den zahlreichen vom Bundesvorstand und von verschiedenen<br />

Landesverbänden eingebrachten Satzungsänderungsanträgen<br />

war der Antrag zur Einführung einer<br />

so genannten „Einstiegsmitgliedschaft“ besonders umstritten.<br />

Damit sollte die Möglichkeit geschaffen werden,<br />

Interessierten eine auf ein Jahr begrenzte, kostengünstigere<br />

Mitgliedschaft anzubieten, um die erste Hürde einer<br />

Vereinsmitgliedschaft zu verringern. Nach langen Diskussionen<br />

verfehlte der Antrag nur knapp die erforderliche<br />

Zweidrittelmehrheit.<br />

Prof. Wolfgang Wessels von der Universität zu Köln sorgte<br />

für eine fachliche Weiterbildung der Delegierten. Im<br />

Rahmen der „Speak up Europe“-Kampagne sprach er am<br />

Samstagabend vor den versammelten Jefferinnen und<br />

Jeffern und trug auf kurzweilige Art seine Einschätzun-<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

gen zur Zukunft der europäischen Integration vor. Den<br />

meisten Delegierten wird davon wohl insbesondere die<br />

äußerst kreative Grafik zur Erläuterung seiner Thesen im<br />

Gedächtnis bleiben.<br />

...und neue Mitstreiterinnen<br />

Darüber hinaus standen an dem Wochenende auch zwei<br />

Wahlen an: Zum einen wurde Ann-Kathrin Fischer vom<br />

Landesverband Berlin-Brandenburg zur Beisitzerin im<br />

Bundesvorstand gewählt. Sie wird in Zukunft für die Kooperation<br />

der <strong>JEF</strong> mit anderen Jugendverbänden zuständig<br />

sein. Bereits am ersten Abend hatte der <strong>JEF</strong>-Bundesausschuss<br />

bereits Karola Erbstößer, Landesvorsitzende<br />

der <strong>JEF</strong>-Thüringen, zur Referentin im Bundesvorstand gewählt.<br />

Sie wird den Vorstand bei der Planung und Durchführung<br />

von Seminaren und Projekten unterstützen.<br />

Auch wenn in den engagierten Debatten hart um<br />

Kompromisse gerungen wurde, so blieb natürlich<br />

trotzdem noch Zeit zu zwanglosen Gesprächen<br />

bei dem einen oder anderen Bier. Ein großer Dank<br />

geht dabei an den Landesverband Nordrhein-Westfalen ,<br />

der für die gute Vorbereitung des Kongresses und die reibungslosen<br />

Abläufe vor Ort verantwortlich zeichnet.<br />

Festzuhalten bleibt, dass es alles in allem ein sehr arbeitsames<br />

und konstruktives Wochenende war, aus dem<br />

hoffentlich viele der anwesenden Aktiven die nötige Motivation<br />

für die nächsten Monate mit in ihre Landes- und<br />

Kreisverbände genommen haben.<br />

Alle Beschlüsse des Kongresses stehen auf www.jef.de<br />

zum Nachlesen zur Verfügung.<br />

19


Foto: Daniela Uhrich_youthphotos<br />

treffpunkt.europa 04/07<br />

Gastbeitrag<br />

Europäischer Journalismus muss<br />

neu erfunden werden – jetzt!<br />

Agenda-Setting, mediale Inszenierung oder Campaigning...<br />

während diese Themen in den Nation<strong>als</strong>taaten<br />

das alltägliche Leben bestimmen, scheint die europäische<br />

Medienlandschaft in den 80er Jahren behaftet<br />

und benötigt dringend neue Ideen und Macher<br />

Jeder kennt wahrscheinlich diese Momente – mitten in<br />

einer Erasmus-Party in Barcelona, beim Urlaub in Polen<br />

oder Finnland oder bei einem europäischen Open Air<br />

Festival in Sziget. Irgendwann fühlt man sich einfach<br />

dazugehörig und irgendwie „europäisch“ und will Europa<br />

einfach nur umarmen und herzen. Doch die griechische<br />

Stierreiterin ist in die Jahre gekommen und Europa an<br />

seinem 50. Geburtstag gespalten wie nie zuvor: Auf der<br />

einen Seite die Europäische Union, das technokratische<br />

Politik-Europa, das kaum mehr Begeisterung weckt. Auf<br />

der anderen Seite „Europa“ <strong>als</strong> Lebensgefühl, das völlig<br />

selbstverständlich gerade von jungen Europäern ausgelebt<br />

wird. Es riecht nach fremden Städten, klingt nach erfrischender<br />

Sprachverwirrung, macht aus „Heimat“ einen<br />

neuen Begriff.<br />

Hochgesteckte Ziele<br />

Europa in der Krise – die mediale Vermittlung soll es lösen,<br />

so dachte es sich zumindest die zuständige Kommissarin<br />

für Kommunikation und EU-Vizepräsidentin,<br />

20<br />

Margot Wallström, und entwarf vor einigen Jahren kurzerhand<br />

einen „Plan D“ zur Verbesserung der Kommunikation<br />

zwischen der Kommission und den Bürgern. Mittendrin<br />

standen Ideen zu europäischen Medienprojekten<br />

– ein eigener TV-Sender wurde diskutiert und eine Nachrichtenagentur.<br />

Mittlerweile ist es ruhig um die Pläne<br />

geworden – Business as usual und das Problem besteht<br />

weiterhin, denn „richtige“ europäische Medien gehören<br />

immer noch zur absoluten Ausnahme. Natürlich gibt es<br />

ein paar europäische Magazine, die über Brüssel und die<br />

Europäische Kommission berichten, wie die web-Portale<br />

euractiv.com und euobserver.com oder die monatliche<br />

Zeitung für Entscheider „German Times“ und natürlich<br />

gibt es in jeder guten Tageszeitung eine kleine Rubrik „Europapolitik“,<br />

die von engagierten Korrespondenten aus<br />

Brüssel gefüllt wird.<br />

Aber ein neuer „Schwung für die europäische Kommunikation“,<br />

wie ihn der „Plan D“ vermitteln wollte, ist nicht<br />

erfolgt – das Problem besteht weiterhin, eine Vermittlung<br />

oder gar Diskussion europäischer Ideen findet immer<br />

noch in regionalen oder nationalen Medienarenen statt.<br />

Der europäische Austausch erfolgt meist nur elitär in entsprechenden<br />

Fachkreisen und deren Publikationen und<br />

nicht in der breiten Öffentlichkeit, wie Kommissarin Wallström<br />

zu Recht angeregt hatte.


Foto: Florian Knapp_youthphotos<br />

Journalismus 2.0<br />

Aber es gibt Hoffnung, denn seit ein paar Jahren wird der<br />

europäische Journalismus fernab der Korrespondentenbüros<br />

in Brüssel neu erfunden. In den letzten Jahren hat<br />

sich Journalismus grundlegend geändert. Durch die technischen<br />

Neuerungen und den neuen Stil des „user-generated<br />

content“ muss gerade europäischer Journalismus<br />

nahe und schnell in der jeweiligen Landessprache die<br />

Zielgruppe erreichen, um wahrgenommen zu werden. Das<br />

haben sich beispielsweise die jungen Projekte cafebabel.<br />

com und „indigo“ zur Maxime gemacht. Während cafebabel.com<br />

regelmäßig in sieben Sprachen <strong>als</strong> online-Zeitung<br />

zu europäischen Themen erscheint, will „indigo“ das junge<br />

europäische Lebensgefühl in Magazinform abbilden<br />

und unterstützen (Siehe zu „indigo“ auch den Artikel in<br />

der letzten Ausgabe des treffpunkt.europa.).<br />

Neben diesen beiden großen europäischen Portalen widmen<br />

sich Magazine wie plotki.net und n-ost.de osteuropäischen<br />

Themen und tauschen Netzwerke wie SPINE<br />

Studentenmagazine oder die Federation of European<br />

Journalism Students Journalistik-Studenten in eingegrenzten<br />

Themenbereichen untereinander aus. Junge<br />

Journalisten haben zudem mit der European Youth Press<br />

(EYP) einen Ansprechpartner in Europa, der über 48.000<br />

junge Journalisten von Spanien nach Russland und von<br />

Italien über Ungarn oder Mazedonien nach Estland untereinander<br />

vernetzt. Neben Kongressen zu Medien- und<br />

Pressefreiheit stehen bei der EYP orange-Eventmagazine<br />

und Medienaustausche nach Weißrussland oder dem Senégal<br />

auf dem Programm – immer europäisch und immer<br />

durch ein europäisches Team organisiert.<br />

Junge Avantgarde<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

Diese Modellprojekte machen Hoffnung, auch wenn sie<br />

in der alltäglichen Welt des Journalismus immer noch zu<br />

den Ausnahmen gehören. Noch sind Modelle wie ARTE <strong>als</strong><br />

deutsch-französisches TV-Projekt Ausnahmeerscheinungen<br />

und Projekte wie cafebabel.com oder „indigo“ noch<br />

nicht erwachsen. Aber das „learning by doing“ wird Fragen<br />

lösen, wie Journalisten in Zukunft europäisch und in<br />

ihren Sprachen zusammenarbeiten können, ohne dass<br />

die Qualität leidet.<br />

Diese Avantgarde wird das Bild des europäischen Journalismus<br />

neu definieren und mit den Herausforderungen<br />

des Web 2.0 verknüpfen, die alle Medien gleichermaßen<br />

und grenzübergreifend betreffen. Mitmachen bei diesen<br />

Experimenten lohnt sich für junge Europäer! Entscheidern<br />

sei gesagt, dass es Sinn macht, von diesen Projekten für<br />

die Politik und deren Kommunikation schon jetzt zu lernen<br />

und Experimente zu wagen – denn die Bürger stehen im<br />

Mittelpunkt und wollen in ihr Europa einbezogen werden.<br />

Medien können zur Demokratisierung der Europäischen<br />

Union und ihrer Ideen enorm beitragen „Wir müssen nur<br />

wollen“ wie „Wir sind Helden“ richtig meinen.<br />

Björn Richter, 28, ist Freier Journalist und Student der Politikwissen-<br />

schaften in Berlin, seit 2004 ist er Vorstandsmitglied der European<br />

Youth Press, hat das indigo-Magazin mit gegründet und seit 2007 Mit-<br />

glied im Deutschen Presserat<br />

www.cafebabel.com die Europäische Online-Zeitung<br />

www.indigomag.eu das junge Lifestyle-Magazin über Europa<br />

www.plotki.net Magazin über Osteuropa-Themen<br />

www.fejs.org Forum of European Journalism Students<br />

www.youthpress.org die European Youth Press<br />

www.orangelog.eu das web 2.0 Portal der European Youth Press<br />

21


treffpunkt.europa 04/07<br />

Foto: <strong>JEF</strong>-Saarland<br />

Bei der Festveranstaltung in der Universität des Saarlandes erzählt die Erasmusstudentin Giorgianna de Giorgi von ihren Erlebnissen.<br />

20 Jahre Erasmus<br />

Horizonterweiterungsprogramm<br />

Seit 20 Jahren gibt es das Erasmus-Programm – gerade<br />

für uns Junge Europäische Föderalisten ist das ein<br />

Grund zum Feiern. Nicht nur in der „Auberge Espagnole“<br />

ist Erasmus eine europäische Erfolgsgeschichte und<br />

ein „Horizonterweriterungsprogramm“.<br />

Unter dem Motto „Campus Europa“ organisierte die <strong>JEF</strong>-<br />

Saarland, gemeinsam mit der Europaunion Saar am 29.<br />

November 2007 einen Erasmus-Festakt in der Aula der<br />

Universität des Saarlandes an dem etwa 100 Besucher<br />

teilnahmen. Neben zahlreichen Studierenden, darunter<br />

auch vielen aktuellen Erasmus-Studenten, waren auch die<br />

saarländischen Europaabgeordneten Doris Pack (CDU)<br />

und Dr. Jorgo Chatzimarkakis (FDP) sowie Prof. Dr. Ulrike<br />

Demske, Vizepräsidentin für Lehre und Studium der Universität<br />

des Saarlandes und Dr. Susanne Reichrath, Staatssekretärin<br />

im Kultusministerium, der Einladung gefolgt.<br />

Sie alle würdigten bei der einleitenden, von der Journalistin<br />

Anne Funk moderierten Podiumsdiskussion die Verdienste<br />

des Erasmus-Programms. Schließlich hat es die EU seit<br />

1987 damit unzähligen Studierenden ermöglicht, ihren Horizont<br />

zu erweitern und einen Teil ihres Studiums im europäischen<br />

Ausland zu verbringen. Im Zuge dieser Entwicklung<br />

konnte in Europa auch das Bewusstsein dafür reifen, den<br />

Bildungsbereich stärker zu vernetzen und die Hochschulen<br />

in den EU-Mitgliedstaaten internationaler auszurichten. Bei<br />

der Diskussion berichteten auch die italienische Studentin<br />

Giorgianna de Giorgi und die aus Saarbrücken stammende<br />

ehemalige Erasmus-Studentin Kirstin Reinke von ihren positiven<br />

Erfahrungen mit dem Auslands-Studium.<br />

22<br />

Was einem „Erasmus-Studierenden“ im Laufe eines Jahres<br />

so alles passieren kann, veranschaulichte außerdem<br />

der Kult-Film „L’Auberge Espagnole“, der anschließend<br />

von der <strong>JEF</strong> und dem „Unifilm Saarbücken“-Team gezeigt<br />

wurde. Der Film schildert das Leben einer Wohngemeinschaft<br />

von Erasmus-Studenten aus ganz Europa während<br />

eines Jahres in Barcelona. Zum Ort des Filmgeschehens<br />

passend wurden die Besucher denn auch mit spanischen<br />

Tapas und mit Sangria verwöhnt. Und spätestens nach<br />

dem Film waren alle Anwesenden endgültig davon überzeugt:<br />

20 Jahre Erasmus sind eine europäische Erfolgsgeschichte.<br />

Georg Walter, <strong>JEF</strong> Saarland


Simulation des Europa-Parlaments<br />

Wie im richtigen Politikerleben<br />

Am 28. und 29. Oktober 2007 veranstaltete die Junge<br />

Europäische Bewegung Berlin-Brandenburg die IX. Simulation<br />

Europäisches Parlament (SIMEP) im Bundestag<br />

und im Berliner Abgeordnetenhaus.<br />

Begleitet von 40 ehrenamtlichen Betreuerinnen und<br />

Betreuern diskutierten an diesem Wochenende 160 Jugendliche<br />

aus Berlin und Brandenburg die Themen Klimaschutz,<br />

Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik für<br />

Zentralasien und europäische Medienpolitik in einem fast<br />

wirklichkeitsgetreuen Rahmen.<br />

Die SIMEP 2007 war ein voller Erfolg und hat allen Beteiligten<br />

großen Spaß gemacht. Dies ist vor allem den zahlreichen<br />

ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu verdanken,<br />

die die SIMEP professionell vorbereitet haben. Auch<br />

der neue Ablauf hat auf Anhieb gut funktioniert. Neben<br />

den Diskussionen in Mitgliedstaaten- und Fraktionssitzungen<br />

arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

erstm<strong>als</strong> auch in Ausschüssen zusammen. Dort wurden<br />

Entschließungsentwürfe zu den drei Themen vorbereitet,<br />

über die später im Plenum debattiert und abgestimmt<br />

wurde. Vor der Plenarsitzung hatten die Fraktionen noch<br />

einmal die Gelegenheit Änderungsanträge einzubringen,<br />

die allen Abgeordneten später in gedruckter Fassung vorlagen.<br />

Fotos: JEB-Berlin-Brandenburg<br />

04/07<br />

treffpunkt.europa<br />

Neu war in diesem Jahr auch die Zusammenarbeit mit<br />

der Jungen Presse Berlin. Eine 15-köpfige Pressegruppe<br />

begleitete die Veranstaltung und gab am zweiten Simulationstag<br />

die „Politik Orange“ zur SIMEP heraus, die alle<br />

Abgeordneten mit nach Hause nehmen konnten.<br />

Wie in den vergangenen Jahren wurden die Fraktionen<br />

wieder von echten Abgeordneten des Europäischen Parlaments<br />

und des Bundestages unterstützt. Darüber hinaus<br />

sprachen während der SIMEP Dr. Michaele Schreyer,<br />

EU-Kommissarin a.D., Walter Momper, Präsident des Abgeordnetenhauses<br />

und Schirmherr der Veranstaltung,<br />

Jan Schubert, Vorsitzender der <strong>JEF</strong> Deutschland, sowie<br />

Cem Özdemir, Berichterstatter zur Zentralasienstrategie<br />

der EU im Auswärtigen Ausschuss des EP. Der Präsident<br />

des Europäischen Parlaments, Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering,<br />

begrüßte das Plenum per Videobotschaft.<br />

Gefördert wurde die SIMEP 2007 durch das Presse- und<br />

Informationsamt der Bundesregierung und durch die<br />

Europäische Kommission über die Kampagne „SpeakUp<br />

Europe“.<br />

Fotos und weitere Informationen zur SIMEP gibt es im Internet<br />

unter www.simep.de.<br />

Autorin: Birka Meyer-Georges, Beisitzerin im Vorstand der Jungen Euro-<br />

päischen Bewegung Berlin-Brandenburg<br />

Engagierter Redner im Berliner Abgeordnetenhaus Die grüne Arbeitsgruppe beim Vorbereiten ihrer Beschlüsse<br />

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treffpunkt.europa 04/07<br />

Der treffpunkt.europa ist...<br />

Der treffpunkt.europa ist das vierteljährlich herausgegebene<br />

Magazin der Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland.<br />

Es erreicht sämtlichte Mitglieder der <strong>JEF</strong>-Deutschland, ihr nahe<br />

stehende Personen aus Politik und Gesellschaft und befreundeten<br />

Organisationen.<br />

Die <strong>JEF</strong> sind...<br />

Die Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland e.V. sind die<br />

deutsche Sektion einer europaweiten Jugendbewegung, die sich<br />

seit 1949 für ein friedliches, bürgernahes und föderales Europa<br />

mit einer demokratischen Grundordnung und in Verantwortung<br />

gegenüber nachfolgenden Generationen einsetzt. Um dies zu<br />

erreichen, organisieren die Mitglieder der <strong>JEF</strong> ehrenamtlich Seminare,<br />

internationale Jugendbegegnungen, Straßenaktionen,<br />

Podiumsdiskussionen und Kongresse. Weitere <strong>JEF</strong>-Verbände<br />

gibt es in 27 europäischen Ländern. In Deutschland bestehen<br />

die <strong>JEF</strong> aus 15 Landesverbänden mit rund 3000 Mitgliedern<br />

zwischen 14 und 35 Jahren.<br />

<strong>JEF</strong>-Deutschland // Sophienstr. 28/29 // 10178 Berlin // Email: info@jef.de // Homepage: www.jef.de<br />

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