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Zivile Konfliktverhütung und menschliche Sicherheit - Deutsche ...

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Wolter | <strong>Zivile</strong> <strong>Konfliktverhütung</strong> <strong>und</strong> <strong>menschliche</strong> <strong>Sicherheit</strong><br />

Dr. Detlev Wolter,<br />

geb. 1957, ist Referatsleiter<br />

für Europapolitik<br />

in der StaatskanzleiBrandenburg.<br />

Von 2003 bis<br />

2005 war er Politischer<br />

Botschaftsrat<br />

an der Ständigen<br />

Vertretung Deutschlands<br />

bei den Vereinten<br />

Nationen in<br />

New York <strong>und</strong><br />

Kovorsitzender der<br />

UN-Fre<strong>und</strong>esgruppe<br />

für Konfliktprävention.<br />

Der vorliegende<br />

Beitrag gibt ausschließlich<br />

die persönliche<br />

Meinung<br />

des Autors wieder.<br />

<strong>Zivile</strong> <strong>Konfliktverhütung</strong> <strong>und</strong> <strong>menschliche</strong> <strong>Sicherheit</strong><br />

Die Zusammenarbeit von Vereinte Nationen <strong>und</strong> Europäischer Union<br />

Detlev Wolter<br />

Die Vereinten Nationen <strong>und</strong> die Europäische Union<br />

sind Hauptakteure des sich herausbildenden globalen<br />

Regimes effektiver <strong>Konfliktverhütung</strong> <strong>und</strong> zivilen<br />

Krisenmanagements. Die wachsende Übereinstimmung<br />

bei Zielsetzung <strong>und</strong> Programmatik der<br />

Krisenprävention sowie bei den zivilen <strong>und</strong> zivilmilitärischen<br />

Fähigkeiten von UN <strong>und</strong> EU eröffnet<br />

die Chance auf eine systematische Verstärkung gemeinsamer<br />

operativer, struktureller <strong>und</strong> systematischer<br />

Krisenprävention.<br />

Die UN sind globaler Legitimations-, Standard- <strong>und</strong><br />

Impulsgeber im Zentrum des sich entwickelnden Regimes<br />

der Konfliktprävention <strong>und</strong> Friedenskonsolidierung.<br />

1 Mit dem Ergebnis des Weltgipfels vom September<br />

2005 2 <strong>und</strong> dem jüngsten Fortschrittsbericht<br />

des UN-Generalsekretärs zur <strong>Konfliktverhütung</strong> 3 unternimmt<br />

die Weltorganisation weitere Schritte, um<br />

den Übergang von einer ›Kultur der Reaktion‹ zu einer<br />

›Kultur der Prävention <strong>und</strong> Friedenskonsolidierung‹<br />

in die Tat umzusetzen. 4<br />

Beim Ausbau effektiver Mechanismen <strong>und</strong> Partnerschaften<br />

für <strong>Konfliktverhütung</strong> <strong>und</strong> ziviles Krisenmanagement<br />

kommen UN <strong>und</strong> EU eine führende<br />

Rolle zu. Effektive <strong>Konfliktverhütung</strong> umfasst hierbei<br />

den vollen Konfliktzyklus von Prävention, Krisenmanagement<br />

<strong>und</strong> Friedenskonsolidierung in der<br />

Nachkonfliktphase (Präventionstriade). Die EU kann,<br />

sowohl was das Konzeptionelle als auch was das<br />

Operative angeht, ein Motor für die Herausbildung<br />

einer effektiven globalen Präventionspolitik im Rahmen<br />

der UN sein. Sie kann nicht nur die ›soft power‹<br />

bereitstellen, sondern auch zunehmend die für eine<br />

effektive Prävention notwendige ›hard power‹. Mit<br />

dem Ausbau insbesondere ihrer zivilen Krisenmanagementfähigkeiten<br />

hat sich die EU einen komparativen<br />

Vorteil erarbeitet, der sie zum bevorzugten Partner<br />

der UN macht. Im jüngsten ›Human Security<br />

Brief 2006‹ 5 wird der erneute Rückgang der Anzahl<br />

gewaltsamer Konflikte <strong>und</strong> der Opfer auch auf eine<br />

verbesserte Prävention der internationalen Gemeinschaft<br />

zurückgeführt. UN <strong>und</strong> EU haben mit dem<br />

Ausbau ihrer diesbezüglichen Fähigkeiten daran maßgeblichen<br />

Anteil.<br />

Konzeptionelle Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Konzeptionell haben die UN im Bereich der Konfliktprävention<br />

eine Führungsrolle bewiesen. Die Vorschläge<br />

zur Stärkung der Fähigkeiten der UN zu operativer<br />

<strong>und</strong> struktureller Prävention aus dem Bericht<br />

der Carnegie-Kommission zur Verhütung tödlicher<br />

Konflikte aus dem Jahr 1997 6 , beeinflussten maßgeblich<br />

die Reformanstrengungen von Generalsekretär<br />

Kofi Annan. Die von ihm im September 2003<br />

eingesetzte Hochrangige Gruppe für Bedrohungen,<br />

Herausforderungen <strong>und</strong> Wandel fügte in ihrem Bericht<br />

als dritte Kategorie die systematische Prävention<br />

durch regulative Systeme wie das Zertifizierungssystem<br />

für Konfliktdiamanten hinzu. 7<br />

Eine f<strong>und</strong>amentale Neuorientierung initiierte das<br />

Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen<br />

(UNDP) in ihrem ›Bericht über die <strong>menschliche</strong> Entwicklung‹<br />

aus dem Jahr 1994 mit der Einführung des<br />

Konzepts ›<strong>menschliche</strong>r <strong>Sicherheit</strong>‹ (human security).<br />

8 Dieses neue <strong>Sicherheit</strong>sparadigma ergänzt zwischenstaatliche<br />

<strong>Sicherheit</strong> durch eine Orientierung auf<br />

den Schutz der Bevölkerung. Die UN schufen einen<br />

Beirat für <strong>menschliche</strong> <strong>Sicherheit</strong> (Advisory Board on<br />

Human Security) innerhalb des Amtes für die Koordinierung<br />

humanitärer Angelegenheiten (OCHA).<br />

Das von Kanada <strong>und</strong> der Schweiz errichtete ›Human<br />

Security Network‹ <strong>und</strong> die von Japan eingesetzte<br />

unabhängige ›Commission on Human Security‹ 9 haben<br />

einen gemeinsamen Hauptansatz: die Stärkung<br />

der operativen Präventionsfähigkeiten der UN zur<br />

Gewährleistung <strong>menschliche</strong>r <strong>Sicherheit</strong>. Parallel dazu<br />

unterstützen die UN die Entwicklung des Konzepts<br />

einer präventiven Schutzverantwortung der internationalen<br />

Gemeinschaft, das aus einer harten Debatte<br />

über die Rechtmäßigkeit ›humanitärer Interventionen‹<br />

entstanden war. Die im September 2000 von<br />

der kanadischen Regierung initiierte Internationale<br />

Kommission zu Intervention <strong>und</strong> Staatensouveränität<br />

änderte in ihrem Bericht ›The Responsibility to Protect‹<br />

10 den Fokus von einem Recht zur Intervention<br />

auf eine Schutzverpflichtung des Staates gegenüber<br />

seiner Bevölkerung, die im Bedarfsfall auf die internationale<br />

Gemeinschaft übergeht. Als ein Hauptelement<br />

dieser Schutzverantwortung postulierte die Kommission<br />

eine vorrangige Verantwortung zur Prävention<br />

(responsibility to prevent).<br />

Das Ergebnisdokument des Weltgipfels 2005 11<br />

erkennt erstmals die Schutzverantwortung gegenüber<br />

der Bevölkerung vor Völkermord, Kriegsverbrechen,<br />

ethnischer Säuberung <strong>und</strong> Verbrechen gegen<br />

die Menschlichkeit sowie das Konzept der <strong>menschliche</strong>n<br />

<strong>Sicherheit</strong> an. Falls ein Staat nicht in der Lage<br />

oder bereit ist, dieser Pflicht nachzukommen, kann<br />

als ultima ratio die internationale Gemeinschaft über<br />

den <strong>Sicherheit</strong>srat intervenieren. Diese Kompetenz<br />

des UN-<strong>Sicherheit</strong>srats zur präventiven Intervention<br />

62 VEREINTE NATIONEN 2/2007

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