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CHVaktuell Nummer 65 Mai 2013<br />

<strong>Hospiz</strong> für alle<br />

Angelika Westrich: <strong>Hospiz</strong> für alle?<br />

Michael de Ridder: Sterben gehört nicht ins Krankenhaus<br />

Ingrid Pfuner: Sterben im <strong>Hospiz</strong> – „all inclusive?”


Bewusste Auseinandersetzung<br />

mit dem Tod erfordert<br />

Verständnis und Offenheit.<br />

Denkbar persönlich.<br />

Karl Albert Denk,<br />

Bestattermeister<br />

Mit uns können Sie ganz<br />

offen über den Tod sprechen.<br />

Ihre Wünsche stehen im<br />

Mittelpunkt.<br />

München Telefon 089 – 64 24 86 80<br />

Grünwald, Tölzer Str. 37 Telefon 089 – 64 91 13 70<br />

Erding, Kirchgasse 2a Telefon 08122 – 22 70 60<br />

Freising, Prinz-Ludwig-Str. 5 Telefon 08161 – 4 96 53 17<br />

Neufahrn, Echinger Str. 17 Telefon 08165 – 79 96 24<br />

Genaue Umsetzung getroffener<br />

<strong>Verein</strong>barungen<br />

Kreative und liebevolle<br />

Gestaltungsmöglichkeiten<br />

Begleitung der Angehörigen<br />

Hilfe vor, während und nach<br />

der Beisetzung<br />

www.karlalbertdenk.de


Editorial<br />

Liebe Mitglieder und Freunde des CHV,<br />

der Titel dieses Mitgliedermagazins lautet „<strong>Hospiz</strong> für<br />

alle“. Das drückt einen der Grundsätze der <strong>Hospiz</strong>bewegung<br />

aus: Jeder Mensch hat ein Recht auf ein<br />

Sterben unter würdigen Bedingungen.<br />

Die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen<br />

in Deutschland hat in den vergangenen 25 Jahren<br />

erhebliche Fortschritte gemacht. Immer noch aber<br />

werden viele Menschen von entsprechenden ambulanten<br />

und stationären Angeboten nicht erreicht. Sie leiden<br />

unter Schmerzen und anderen belastenden Symptomen,<br />

wären lieber an einem vertrauten Ort und fühlen sich häufig an ihrem<br />

Lebensende alleingelassen.<br />

Das Thema Sterben gehört zum Leben, es darf nicht verdrängt oder ausgeklammert werden,<br />

sondern gehört in die Mitte der Gesellschaft. Trotz aller medizinischen Fortschritte<br />

und Aussichten, das Leben länger und besser zu gestalten, müssen wir uns auch vergegenwärtigen,<br />

dass in Deutschland über 800 000 Menschen jährlich sterben – und dies unter<br />

ganz unterschiedlichen Bedingungen. Weder in der Gesundheits- noch in der Sozialpolitik,<br />

weder bei den Bildungsausgaben noch in der öffentlichen Kommunikation wird ein<br />

Sterben in Würde, werden Tod und Trauer explizit bzw. angemessen berücksichtigt.<br />

Deshalb wurde vom Deutschen <strong>Hospiz</strong>- und PalliativVerband (DHPV) gemeinsam mit<br />

der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und der Bundesärztekammer<br />

(BÄK) die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in<br />

Deutschland“ verabschiedet. Ziel dieser Charta ist die Verbesserung der Betreuung<br />

Schwerstkranker und Sterbender in Deutschland vor dem Hintergrund des demografischen<br />

Alterungsprozesses. Sie beinhaltet eine Standortbestimmung der <strong>Hospiz</strong>- und<br />

Palliativversorgung in Deutschland und formuliert Aufgaben, Ziele und weiteren<br />

Handlungsbedarf.<br />

Die Charta soll dazu beitragen, die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen<br />

Sterben und Sterbebegleitung zu fördern. Sie soll eine grundlegende Orientierung<br />

und ein wichtiger Impuls für die Weiterentwicklung der <strong>Hospiz</strong>- und Palliativversorgung<br />

sein sowie insbesondere Bestrebungen nach einer Legalisierung der Tötung auf Verlangen<br />

eine Perspektive der Fürsorge und des menschlichen Miteinanders entgegensetzen.<br />

1


Die Charta fordert, die Rechte schwerstkranker und sterbender Menschen und ihre Bedürfnisse<br />

in den Mittelpunkt zu stellen. In einem Gesundheitssystem, das zunehmend<br />

von Wettbewerb und ökonomischen Interessen bestimmt wird, müssen dazu die notwendigen<br />

Rahmenbedingungen geschaffen werden. Alle Menschen, die in dieser letzten<br />

Lebensphase einer hospizlich-palliativen Versorgung bedürfen, müssen Zugang zu ihr erhalten<br />

und müssen auf eine umfassende, menschenwürdige Begleitung und Betreuung<br />

vertrauen können, die ihrer individuellen Situation und ihren Wünschen Rechnung trägt<br />

und die auch die Angehörigen einbezieht.<br />

Die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“<br />

hat seit ihrer Verabschiedung im Jahre 2010 bereits große Resonanz erfahren:<br />

Mehr als 600 Institutionen sowie mehr als 2100 Personen haben die Charta seither unterzeichnet.<br />

Ende letzten Jahres ist der Freistaat Bayern als erstes Bundesland der Charta<br />

beigetreten. Mit ihrer Unterzeichnung übernehmen die Institutionen auch die Selbstverpflichtung<br />

„sich im Sinne der Charta für die Verbesserung der Situation schwerstkranker<br />

und sterbender Menschen, ihrer Familien und der ihnen Nahestehenden einzusetzen und<br />

auf dieser Grundlage für die Einlösung ihrer Rechte einzutreten.“ Bis Dezember 2013<br />

sollen 5.000 Unterzeichner gewonnen werden.<br />

Falls Ihr Interesse geweckt sein sollte:<br />

Unter www.charta-zur-betreuung-sterbender.de<br />

können Sie die Charta bestellen oder herunter<strong>laden</strong> und unterschreiben.<br />

Ihr<br />

Geschäftsführer<br />

2


Inhalt<br />

<strong>Hospiz</strong> für alle?<br />

Nach dem Grundgesetz hat jeder Mensch das Recht auf ein<br />

gutes Leben, das Recht auf auf einen guten Tod ist nirgendwo<br />

verbrieft. Die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und<br />

sterbender Menschen in Deutschland“ hat zum Ziel, die Betreuung<br />

Schwerstkranker und Sterbender zu verbessern und<br />

allen Menschen, die in der letzten Lebensphase einer hospizlich-palliativen<br />

Versorgung bedürfen, Zugang zu den entsprechenden<br />

Einrichtungen zu verschaffen.<br />

4 <strong>Hospiz</strong> für alle<br />

Ein Konzept, Sterben als Teil unseres Lebens<br />

zu begreifen und aktiv anzunehmen<br />

Angelika Westrich<br />

6 Den letzten Weg gemeinsam gehen<br />

Bei der Begleitung von Sterbenden mit<br />

mehrfacher Behinderung wird auch die<br />

Hilfestellung des CHV in Anspruch genommen<br />

Hans Steil<br />

10 Ein Kindertraum wird wahr<br />

Die Geschichte von Marcel Schwab, dessen<br />

Traum dank des CHV in die Tat umgesetzt<br />

werden konnte Irene Braun<br />

12 Sterben im <strong>Hospiz</strong><br />

– all inclusive? – Ingrid Pfuner<br />

16 Inschallah – Wenn Gott will<br />

Die Begleitung von Salih Güc, dessen<br />

Wunsch es war, in der alten Heimat sterben<br />

zu können Uve Hirsch<br />

20 Schalom – Jüdisches Altenheim<br />

Interview mit der Pflegedienstleiterin Dina<br />

Zenker – Die besondere Problematik von<br />

Holocaust- Überlebenden und Child Survivors<br />

Heinz Biersack<br />

24 Sterben gehört nicht ins Krankenhaus<br />

Interview mit Michael de Ridder<br />

Uve Hirsch<br />

27 John Green – „Das Schicksal ist ein<br />

mieser Verräter“<br />

Buchbesprechung von Julia Hagmeyer<br />

30 Das wird schon wieder<br />

Saloppe Sprüche dieser Art helfen nicht.<br />

Hinschauen und mitfühlen geht anders<br />

Susanne Breit-Keßler<br />

32 Schüler engagieren sich<br />

Bau eines Bilderwagens<br />

35 Vorstellung des neuen Mitarbeiters –<br />

Robert Milbradt<br />

34<br />

Rubriken<br />

Gedicht (weiteres auf Seite 37)<br />

38 Aus dem <strong>Verein</strong><br />

41 Stifterkreis <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />

42 Termine<br />

44 Impressum<br />

Titelbild: Eingang an der Nordseite zur Allerheiligen-Hofkirche in München – Foto: Christiane Sarraj<br />

3


Unser Themenheft „<strong>Hospiz</strong> für alle“ soll<br />

deutlich machen, dass wir als <strong>Hospiz</strong>- und<br />

Palliativdienst jederzeit offen für alle Menschen<br />

und Situationen sind, in denen wir<br />

um hospizliche Unterstützung angefragt<br />

werden und niemanden ausgrenzen. Es<br />

spielt für uns keine Rolle, woher die Menschen<br />

kommen, welcher Nationalität sie<br />

angehören, ob sie arm oder reich sind,<br />

welchen familiären Hintergrund sie haben,<br />

älter oder jünger sind (mit Ausnahme von<br />

Kindern, die eine ganz spezifische und andere<br />

Unterstützung und Behandlung benötigen)<br />

oder welche weitere Erkrankungen<br />

bzw. zusätzlichen Beschwernisse sie<br />

tangieren.<br />

In jedem Einzelfall prüfen wir sorgfältig,<br />

wie und was wir für die schwerstkranken<br />

Menschen und ihre Angehörigen tun können,<br />

wenn sie sich bei uns melden. Für den<br />

Bereich des stationären <strong>Hospiz</strong>es erinnern<br />

wir dazu noch einmal an unser letztes<br />

CHV aktuell Nr. 64. Hier haben wir ausführlich<br />

die notwendigen gesetzlichen und<br />

krankenkassentechnischen Voraussetzungen<br />

für eine Aufnahme in ein stationäres<br />

<strong>Hospiz</strong> dargelegt. Wenn wir bei einem<br />

Erstkontakt feststellen, dass die an uns gerichtete<br />

Anfrage kein oder noch kein „Fall“<br />

für hospizliches Handeln ist, verweisen wir<br />

auf andere, geeignete Anlaufstellen, an die<br />

sich hilfebedürftigen Menschen wenden<br />

können.<br />

Um passgenau helfen zu können, ist es für<br />

unseren <strong>Verein</strong> sehr wichtig, eine gelebte<br />

Vernetzungsstruktur zu haben und diese<br />

4<br />

<strong>Hospiz</strong> für alle?<br />

Von Angelika Westrich<br />

zu pflegen. Das heißt, wir müssen medizinische,<br />

pflegerische und soziale Einrichtungen<br />

nicht nur kennen, sondern regelmäßig<br />

mit ihnen im Austausch sein,<br />

wissen, wie sie arbeiten und für welche<br />

Personengruppen sie zuständig sind.<br />

„Bitte bringen Sie mir ein kleines Stück<br />

Apfelstrudel zum Mittagessen – ich kann es<br />

nicht mehr schlucken, aber allein der Geruch<br />

erinnert mich an glückliche Kindertage.“<br />

<strong>Hospiz</strong> bedeutet zuvorderst Haltung. Einem<br />

Menschen vorurteilsfrei begegnen,<br />

ihn mit seinen Bedürfnissen ernst nehmen<br />

und ihm keine vorgefasste oder gar<br />

meine eigene Meinung überstülpen zu<br />

wollen, ist nicht leicht. Andere Sitten und<br />

Gebräuche anzuerkennen, Familienstrukturen,<br />

Lebensentwürfe und Lebensformen,<br />

die mit den unseren wenig oder<br />

nichts zu tun haben, nicht werten, sondern<br />

akzeptieren. Dazu gehört im stationären<br />

Bereich auch, eine fremdländische<br />

Esskultur wenigstens in Ansätzen zu ermöglichen.<br />

Ich erinnere mich an einen<br />

<strong>Hospiz</strong>-Bewohner, einen Schwarzafrikaner,<br />

der, so lange er es noch konnte, selbst<br />

für die Zubereitung seines Essens im<br />

<strong>Hospiz</strong> sorgen wollte. In einer kleinen<br />

Küche neben unserem Wohnzimmer<br />

kochte er in riesigen Töpfen Kutteln und<br />

andere Innereien, die, von Aussehen und<br />

Geruch her, an die Grenzen dessen gingen,<br />

was wir als essbar angesehen hätten.<br />

Ein anderes Mal kam die Mutter eines jungen<br />

Thailänders von weit her angereist und


kochte in dieser Gästeküche ihrem Sohn in<br />

seinen letzten Tagen im <strong>Hospiz</strong> ihm bekannte,<br />

landestypische Gerichte.<br />

Essen ist bis zum Ende eines Lebens ein<br />

zentraler und wichtiger Bestandteil von Lebensqualität.<br />

Es geht weniger darum, satt<br />

zu werden, sondern dass durch das Lieblingsessen,<br />

den vertrauten Geruch oder Geschmack,<br />

vielleicht sogar aus Kindertagen,<br />

bis zuletzt glückliche Momente und Erinnerungen<br />

hervorgerufen werden können.<br />

In einem weiteren Beitrag dieses Heftes –<br />

„Inschallah“ schildert Uve Hirsch eine<br />

lange und abenteuerliche Begleitung bei<br />

Menschen, die in einer ganz anderen,<br />

nicht westlich geprägten Kultur daheim<br />

sind. Auch sie ist ein Zeugnis für unsere<br />

Aussage:<br />

<strong>Hospiz</strong> ist für alle da.<br />

Mit der zunehmenden Bekanntheit von<br />

<strong>Hospiz</strong> und Palliative Care passiert das,<br />

was von Anfang an die Intention der<br />

<strong>Hospiz</strong>bewegung war, nämlich die Durchdringung<br />

dieser Idee, dieser Haltung hinein<br />

in die Gesellschaft. Nicht, dass nun an<br />

jeder Ecke ein <strong>Hospiz</strong>verein entstehen<br />

muss, aber es ist zu spüren, wie sich die<br />

Struktur der Betreuung und Pflege von<br />

sterbenden Menschen ändert, Bedürfnisse<br />

bewusster wahrgenommen werden und<br />

„Raum“ geschaffen wird, dieses Sterben<br />

achtsam zu begleiten. So entstehen in<br />

Alten- und Pflegeheimen, in Krankenhäusern,<br />

in Einrichtungen, in denen Menschen<br />

mit unterschiedlichsten Einschränkungen<br />

leben, Kooperationen mit <strong>Hospiz</strong>und<br />

Palliativdiensten zur Unterstützung<br />

und Implementierung dieser Idee in den<br />

jeweiligen Häusern. Mitarbeiterinnen, die<br />

hier arbeiten, werden von uns geschult<br />

und vorbereitet, um zusammen mit ihren<br />

Kolleginnen selbst für ein achtsames Klima<br />

in der Betreuung schwerstkranker und<br />

sterbender Menschen zu sorgen und ihren<br />

ganz besonderen Fokus darauf zu richten.<br />

Der Erfolg unseres palliativ-geriatrischen<br />

Beratungsdienstes, der inzwischen in 2/3<br />

aller Münchner Alten- und Pflegeheime<br />

regelmäßig zur Unterstützung gebeten<br />

wird, ist ein beredtes Zeugnis davon.<br />

Auch im privaten Bereich, in der eigenen<br />

Häuslichkeit, steigt die Bereitschaft,<br />

schwerstkranke Menschen möglichst bis<br />

zuletzt daheim zu versorgen. Zusammen<br />

mit einem Hausarzt und einem <strong>Hospiz</strong>und<br />

Palliativteam, die alle Beteiligten unterstützen,<br />

kann ein Sterben viel von seinem<br />

Schrecken verlieren. Oft hören wir<br />

die Aussage: „Mit ihrer Unterstützung<br />

traue ich mir zu, meinen Mann, meine<br />

Mutter daheim bis zuletzt zu begleiten“.<br />

Die dabei parallel ablaufende, bewusste<br />

Auseinandersetzung mit dem Sterben<br />

kann sogar helfen, die Trauerzeit nach dem<br />

Tod ertragbarer zu machen.<br />

<strong>Hospiz</strong> für alle – eine Idee, die uns in<br />

Deutschland seit knapp 30 Jahren begleitet.<br />

Nicht (nur) als Dienstleistungs-Angebot,<br />

sondern als eine Einstellung und ein<br />

Konzept, Sterben als Teil unseres Lebens<br />

zu begreifen; es nicht auszulagern an Fachdienste<br />

und Spezialeinrichtungen, sondern<br />

es aktiv anzunehmen und, zusammen und<br />

ergänzend, mit anderen bestehenden pflegerischen,<br />

medizinischen und therapeutischen<br />

Versorgungsstrukturen, integrativ in<br />

die Gesellschaft zu tragen.<br />

Angelika Westrich<br />

5


Hans Steil ist Palliativfachkraft im Palliativ-<br />

Geriatrischen Dienst. Er stellt die Besonderheiten<br />

dar, die sich im Umgang mit Menschen<br />

ergeben, die eine schwere Behinderung<br />

haben.<br />

Die Betreuerteams in Einrichtungen der<br />

Behindertenhilfe sehen sich mehr und<br />

mehr konfrontiert mit Alter, schwerer Erkrankung,<br />

Sterben und Tod. Die besondere<br />

Pflegebedürftigkeit älterer Menschen<br />

mit Behinderung stellt für die Betreuer<br />

nicht selten eine neue Herausforderung<br />

dar. Wie jeder unheilbar kranke Mensch<br />

wünschen sich gerade auch Menschen<br />

mit Behinderung in der vertrauten Umgebung<br />

sterben zu können, dennoch ster-<br />

6<br />

Den letzten Weg gemeinsam gehen<br />

<strong>Hospiz</strong>liche Begleitung von Menschen mit mehrfacher Behinderung<br />

Von Hans Steil<br />

ben sie häufiger im Krankenhaus als andere.<br />

Dies ist besonders problematisch, da<br />

das Krankenhauspersonal nicht mit der<br />

Betreuung und Pflege geistig behinderter<br />

Menschen vertraut ist.<br />

Bei der Begleitung von Sterbenden mit<br />

mehrfacher Behinderung wird seit geraumer<br />

Zeit auch die Hilfestellung von <strong>Hospiz</strong>vereinen<br />

in Anspruch genommen. Der<br />

<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> wird in regelmäßigen<br />

Abständen von drei verschiedenen<br />

Einrichtungen in München um<br />

hospizliche Begleitung gebeten. Der Beistand<br />

wird angefragt, wenn ein kranker<br />

Bewohner der Einrichtung weniger isst<br />

und trinkt, die Sondennahrung nicht<br />

mehr gut vertragen wird oder sich akute<br />

Nebenwirkungen wie Verschleimung,<br />

Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle oder<br />

Flüssigkeitseinlagerungen einstellen. Weitere<br />

Gründe hospizlicher Unterstützung<br />

können Unsicherheiten bei der Schmerzmedikation<br />

und ethisch rechtliche Fragen<br />

sein. Menschen mit starken kognitiven<br />

Einschränkungen können Schmerzen oft<br />

nicht verbal mitteilen. Dies kann zu einer<br />

medikamentösen Unterversorgung und<br />

damit zu einer starken Beeinträchtigung<br />

der Lebensqualität führen.<br />

Dem mutmaßlichen Willen Geltung<br />

verschaffen<br />

Die hospizliche und palliative Begleitung<br />

von Menschen mit Behinderung bewegt


sich stärker auf der emotionalen, als auf<br />

der kognitiven Ebene. Primär ist das<br />

Dasein, sekundär das Handeln. Eine<br />

wichtige Rolle können dabei körperlicher<br />

Kontakt und Berührungen spielen. Die<br />

Bedürfnisse und Wünsche der Betroffenen<br />

müssen erspürt werden. Nicht zuletzt<br />

wegen der dunklen Schatten des Dritten<br />

Reiches ist man in Deutschland geneigt,<br />

medizinisch mehr zu tun, als aus palliativer<br />

Sicht geboten wäre. Grundsätzlich ist<br />

es wichtig, den Willen bzw. den mutmaßlichen<br />

Willen des Menschen mit<br />

geistiger Behinderung zu erforschen und<br />

diesem in der entsprechenden Situation<br />

Geltung zu verschaffen. Welche lebensverlängernden<br />

Maßnahmen werden gewünscht<br />

bzw. ausgeschlossen? Diese<br />

Auseinandersetzung stellt für die rechtlichen<br />

Vertreter – meist die Eltern – und<br />

das Betreuerteam eine zweifellos große<br />

und schwierige Herausforderung dar.<br />

Die Betroffenen selbst spüren die<br />

Schwere ihrer Erkrankung, die Mitbewohner<br />

der Gruppe dagegen müssen<br />

offen darauf hingewiesen und auf den<br />

Sterbeprozess vorbereitet werden: „Der<br />

Peter ist ganz fest krank“. In diesem<br />

Prozess sind die Wünsche des Sterbenden<br />

vorrangig, die häufig nur intuitiv wahrgenommen<br />

werden können. Die Mitarbeiter,<br />

die in einer sehr engen Beziehung zu<br />

den Bewohnern stehen, erleben diese<br />

Situation als emotional sehr schwierig, ist<br />

die Wohngruppe doch ein Ort des Lebens<br />

und nicht des Sterbens. Das Thema Tod<br />

und Sterben ist, ohne die Initiierung<br />

durch die Erkrankung eines Bewohners,<br />

im Alltag der Wohnstätten nicht selten<br />

tabuisiert.<br />

Unterstützung durch den <strong>Hospiz</strong>-<br />

und Palliativberatungsdienst<br />

Alle am Prozess Beteiligten können Unterstützung<br />

durch den <strong>Hospiz</strong>- und Palliativberatungsdienst<br />

des <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s in Anspruch nehmen. Im<br />

Einzelfall kommen sogar Ärzte des spezialisierten<br />

Palliative-Care-Teams dazu.<br />

Nach dem Tod bietet es sich an, eine Abschiedsfeier<br />

für den Verstorbenen zu gestalten,<br />

dem die Bewohner, das Betreuungsteam<br />

und alle an der Begleitung<br />

beteiligten Personen beiwohnen. Wenn es<br />

gewünscht wird, bieten die Mitarbeiter<br />

des <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s die<br />

Möglichkeit einer Nachbesprechung mit<br />

dem Betreuungsteam an, um die Sterbebegleitung<br />

noch einmal zu reflektieren<br />

und zu verarbeiten. Durch diese Gespräche<br />

und den Erfahrungsaustausch kann<br />

sich eine Sterbekultur in der Einrichtung<br />

etablieren, die hilfreich ist, das Sterben<br />

von Menschen mit Behinderung in der<br />

vertrauten Umgebung immer öfter zu ermöglichen<br />

und die Lebensqualität bis<br />

zuletzt sicherzustellen.<br />

Dr. med. Jörg Augustin, niedergelassener<br />

Arzt und Palliativmediziner, zeichnet hier<br />

zusammen mit Hans Steil, Palliativfachkraft<br />

im <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V., anhand<br />

eines Fallbeispiels die palliative Versorgung<br />

eines Menschen mit Behinderung nach:<br />

Frau B. erlitt im ersten Lebensjahr (1967)<br />

eine traumatische Hirnschädigung. Diese<br />

hatte eine schwerste Intelligenzminde-<br />

7


ung und spastische Lähmung der Arme<br />

und Beine zur Folge. Frau B. kann nicht<br />

sprechen, das Sprachverständnis ist deutlich<br />

reduziert, Gehen oder Stehen ist<br />

nicht möglich. Mitteilungen weniger und<br />

einfacher Worte versteht sie. Aktiv kann<br />

sie über Gesten einfache Dinge mitteilen.<br />

Die Stimmungslage ist recht gut einschätzbar.<br />

Frau B. lebte bis zu ihrem 32.<br />

Geburtstag zu Hause bei den Eltern.<br />

Dann lebte sie sich in der Wohngruppe<br />

gut ein. Tagsüber besuchte sie die Förderstätte.<br />

Es bestand weiterhin ein sehr guter<br />

familiärer Kontakt. Nach dem Tod der<br />

Mutter kümmerten sich beide Brüder liebevoll<br />

um sie. Es besteht eine umfassende<br />

Betreuung, die einer der beiden Brüder<br />

innehat.<br />

Im November wurde die linke Niere wegen<br />

eines Nierenkarzinoms entfernt, im<br />

Juli bzw. September darauf wurden Lungenmetastasen<br />

links und rechts operiert.<br />

Im Januar wurden dann erneut Lungenmetastasen<br />

diagnostiziert, im Februar der<br />

Enddarm wegen eines Darmverschlusses<br />

entfernt. Ab März wurde eine medikamentöse<br />

Therapie mit dem Multikinase-<br />

Inhibitor Sorafenib begonnen. Ende Mai<br />

verschlechterte sich schließlich der Allgemeinzustand<br />

zunehmend, so dass Anfang<br />

Juni eine stationäre Einweisung erforderlich<br />

wurde. Es wurde die Diagnose einer<br />

Dickdarmentzündung mit Verdacht auf<br />

gedeckten Darmdurchbruch gestellt.<br />

Trotz Antibiotikatherapie und künstlicher<br />

Ernährung verstarb die Patientin<br />

zwei Wochen später in der chirurgischen<br />

Klinik.<br />

Anfangs bestand bei den Mitarbeitern der<br />

Wohngruppe eine große Unsicherheit, ob<br />

8<br />

man den Anforderungen der Betreuung<br />

von Frau B. gewachsen sei. Durch eine<br />

umgehende Besprechung und Therapieplanung<br />

im Großteam, sowie einen ausführlichen<br />

Medikamentenplan mit Angabe<br />

zur Indikation und Dosierung der<br />

Dauer- und Bedarfsmedikation konnten<br />

diese Bedenken weitgehend ausgeräumt<br />

werden. Erleichtert wurde dies auch<br />

durch die Hinzuziehung einer Palliativpflegefachkraft<br />

des <strong>Hospiz</strong>dienstes, zu der<br />

auch hausärztlicherseits ein guter Kontakt<br />

bestand. Zusätzlich zu den häufigen<br />

Hausbesuchen bestand eine hausärztliche<br />

24-Stunden-Erreichbarkeit. Die einzelnen<br />

Therapieschritte und diagnostischen<br />

Vorgehensweisen wurden mit den jeweiligen<br />

Mitarbeitern vor Ort eingehend besprochen.<br />

Leider hatten wir es versäumt,<br />

häufigere Großteam-Besprechungen im<br />

Beisein des Hausarztes durchzuführen.<br />

Hierdurch ergaben sich trotz einer über<br />

viele Jahre bestehenden äußerst vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit doch Kommunikationsprobleme<br />

durch mittelbare<br />

Weitergabe von Informationen.<br />

Auch die Brüder der Patientin hatten anfangs<br />

große Bedenken, ob in der Wohngruppe<br />

auch ausreichend kompetente Betreuung<br />

der Patientin gegeben sei. Abhilfe<br />

schuf hier ein ausführliches und konstruktives<br />

Gespräch zwischen beiden Brüdern,<br />

der Leiterin der Wohngruppen und<br />

dem Hausarzt. Frau B. sollte so lange wie<br />

irgend möglich in der Wohngruppe versorgt<br />

werden.<br />

Sehr hilfreich war drei Monate nach dem<br />

Tod eine Großteam-Besprechung im Beisein<br />

des Hausarztes und der ambulanten<br />

Palliativpflegefachkraft. Dies ist unver-


zichtbar, um eine Begleitung positiv abzuschließen,<br />

Mitarbeitern Überforderungsängste<br />

oder das unberechtigte Gefühl,<br />

Fehler gemacht zu haben, zu<br />

nehmen und um Konsequenzen für künftige<br />

schwierige Betreuungen zu ziehen.<br />

Die anderen Bewohner der Wohngruppe<br />

wurden schrittweise schonend und in einer<br />

für sie jeweils verständlichen Form<br />

über den Krankheitsverlauf informiert.<br />

Eine zusätzliche Betreuung fand durch<br />

die Seelsorgerin der Einrichtung statt.<br />

Die geführten Besprechungen waren insgesamt<br />

sehr zeitaufwändig. Dennoch ist<br />

dies auch bei häufig sehr langen Arbeitstagen<br />

eines Hausarztes letztlich möglich,<br />

wenn die Prioritäten entsprechend gesetzt<br />

werden, dass die höchst aufwändige Betreuung<br />

der Patientin nur durch die außergewöhnliche<br />

Einsatzbereitschaft aller<br />

Mitarbeiter der drei Wohngruppen möglich<br />

war sowie durch deren Bereitschaft,<br />

Aufgabenbereiche abzudecken, die weit<br />

über das eigentliche Arbeitsgebiet hinausgingen.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.lebenshilfe.de/de/themen-fachliches/<br />

artikel/In_Geborgenheit_gehen.php<br />

„Lebenswege am Lebensende“ Die <strong>Hospiz</strong>-Zeitschrift<br />

Ausgabe 49 2011/3<br />

Foto: Christiane Sarraj<br />

9


10<br />

Ein Kindertraum wird wahr<br />

Der fünfzehnjährige Marcel, ein aufgeschlossener<br />

und stets gut gelaunter junger<br />

Mann, interessiert sich – wie viele seiner<br />

Altersgenossen – leidenschaftlich für Fußball.<br />

Obwohl er in Koblenz lebt, ist er ein<br />

begeisterter Fan des FC Bayern München.<br />

In seinem rot-weißen Zimmer gibt es wenig<br />

Fläche, die nicht mit Autogrammkarten<br />

und Postern des <strong>Verein</strong>s beklebt wäre.<br />

Nahezu alle Spiele der Bayern verfolgt<br />

Marcel am Fernseher oder Laptop. Sein<br />

größter Wunsch war aber, einmal live im<br />

Stadion dabei sein zu können. Eigentlich<br />

ein Wunsch, der sich leicht realisieren ließe,<br />

würde Marcel nicht seit seiner Geburt<br />

an einer schweren Form der spinalen<br />

Muskeldystrophie leiden. Das bedeutet, er<br />

kann weder laufen, noch selbstständig sitzen.<br />

Da auch seine Atemmuskulatur betroffen<br />

ist, hat er seit dem Säuglingsalter<br />

eine Kanüle in seiner Luftröhre, damit er<br />

dauerhaft maschinell beatmet werden<br />

kann. Zum Glück ist es Marcel möglich<br />

Von Irene Braun<br />

die Finger leicht zu bewegen, er kann kauen<br />

und sprechen, ist kognitiv gesund und<br />

besucht das 9. Schuljahr der Hauptschule<br />

mit großem Erfolg. Wie es aussieht, wird<br />

er den Abschluss mit Bravour meistern.<br />

Sein größter Wunsch war natürlich kein<br />

Geheimnis. Und so überlegten seine Betreuerinnen<br />

vom Ambulanten Kinderkrankenpflegedienst<br />

Stiftmobil in Koblenz<br />

– ohne Marcel darüber in Kenntnis zu<br />

setzen – wie man seinen Herzenswunsch<br />

erfüllen könnte.<br />

Der Kinderkrankenpflegedienst „Stiftmobil“<br />

betreut schwerstbehinderte und kranke<br />

Kinder und unterstützt bzw. schult Eltern<br />

in der Pflege ihrer kranken Kinder. Mit ihrer<br />

Arbeit geben sie den Familien ein Stück<br />

Normalität zurück und helfen, eventuelle<br />

Krankenhausaufenthalte zu verkürzen.<br />

Das größte Problem bei der Organisation<br />

des Wochenendtrips nach München war<br />

es, eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit<br />

für Marcel zu finden. Bei ihrer Recherche<br />

nahm das Betreuungsteam auch<br />

Kontakt mit dem <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />

auf. Zweifellos muss eine solche Anfrage<br />

negativ beschieden werden, denn Marcel<br />

erfüllt in keiner Weise die Voraussetzungen<br />

einen <strong>Hospiz</strong>platz in Anspruch nehmen zu<br />

können und sei es auch nur temporär.<br />

Doch landete das Anliegen der Betreuerinnen<br />

bei Eliza Wolf vom Aufnahmeteam<br />

des Stationären <strong>Hospiz</strong>es, deren Herz<br />

ebenso heftig für die Fußballmannschaft<br />

aus München schlägt. Zusammen mit dem


Pflegedienstleiter Uli Heller und nach<br />

Rücksprache mit dem Geschäftsführer<br />

Leonhard Wagner, wurde rasch eine Lösung<br />

des Problems gefunden. Das Wohnzimmer<br />

im zweiten Stock des <strong>Christophorus</strong><br />

Hauses ist groß genug und stand für<br />

den angedachten Zeitraum auch zur Verfügung.<br />

Eliza Wolf und Uli Heller organisierten<br />

alle notwendigen Details und<br />

trafen sämtliche Vorbereitungen. Im<br />

Wohnzimmer wurden ein Bett für Marcel<br />

und zwei Gästebetten für die beiden Betreuerinnen<br />

aufgestellt. Für Beatmung und<br />

Geräte mussten genügend Steckdosen zur<br />

Verfügung stehen. Zu guter Letzt kam auf<br />

Marcels Schlafstatt ein FC Bayern-Fan-Bär<br />

und ein Fan-Schal aus dem privaten Fundus<br />

von Eliza Wolf. Für das leibliche Wohl<br />

der Gäste übernahmen Gaby Lenk und das<br />

Team der Hauswirtschaft die Verantwortung.<br />

An einem Freitag wurde der Krankenwagen<br />

aus Koblenz mit großer Anspannung<br />

und Vorfreude in der Effnerstraße erwartet.<br />

Als Marcel und seine beiden Betreuerinnen<br />

am späten Nachmittag eintrafen,<br />

waren Zeichen der Rührung über den gelungenen<br />

Coup bei allen Beteiligten zu<br />

spüren.<br />

Zum Programm des Traumwochenendes<br />

gehörte auch ein Ausflug nach Schwabing<br />

mit dem Besuch einer italienischen Eisdiele.<br />

Für eine Weiterfahrt zum Marienplatz<br />

mit dem berühmten Rathausbalkon, auf<br />

dem die Bayern schon so viele Siege feierten,<br />

wäre die Batterieversorgung zu unsicher<br />

gewesen. Trotzdem war dieser Teil des<br />

Programms für Marcel eine sensationelle<br />

Premiere, war er doch noch nie mit seinem<br />

Rollstuhl in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

unterwegs gewesen. Außerdem war er auch<br />

erstmals ohne die Begleitung seiner Mutter<br />

auf Reisen. Zweifellos ein tolles Gefühl für<br />

einen jungen Mann seines Alters.<br />

Der Höhepunkt des Ausflugs nach München<br />

war fraglos der Besuch des Fußballspiels<br />

in der Allianz Arena. Marcels Traum<br />

wurde Wirklichkeit. Die Bayern spielten<br />

an diesem Tag gegen die Mannschaft von<br />

1899 Hoffenheim und gewannen souverän<br />

mit 2:0. Mann des Tages war Franck<br />

Ribéry, der mit seinem sechsten Bundesliga-Doppelpack<br />

(19. und 47. Minute) den<br />

Sieg gegen die Hoffenheimer sicherte. Das<br />

Glücksgefühl ist Marcel auf dem Foto, das<br />

in der Allianz Arena aufgenommen wurde,<br />

deutlich anzusehen – war doch sein sehnlicher<br />

Wunsch in Erfüllung gegangen. Die<br />

Rückreise nach Koblenz war – sieht man<br />

von dem einen oder anderen Verkehrsstau<br />

ab – problemlos, aber wahrscheinlich<br />

träumte Marcel ohnehin noch vom FCB.<br />

Damit ging ein rundum gelungener Ausflug<br />

nach München seinem Ende entgegen.<br />

Uns vom CHV hat es glücklich gemacht,<br />

dass wir durch die unkonventionelle Lösung<br />

des Problems einen entscheidenden<br />

Beitrag zum Gelingen des Wochenendes<br />

leisten konnten und im Sinne eines<br />

‚Hospitiums‘ Marcel und seinen beiden<br />

Betreuerinnen Gastfreundschaft und Herberge<br />

gewährten.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.stiftmobil.de/<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Muskeldystrophie<br />

11


Ein provokativer Gedanke? Wer der<br />

Grundidee des <strong>Hospiz</strong>-Gedankens folgt,<br />

der wird dieser Formulierung, auch wenn<br />

sie die <strong>Hospiz</strong>-Idee sehr salopp mit einem<br />

Slogan aus der Werbung umschreibt, zustimmen,<br />

ja von ganzem Herzen zustimmen<br />

wollen. Impliziert sie doch die Grundsehnsucht<br />

des Menschen, umsorgt zu<br />

werden, nicht mehr alles selbst in die Hand<br />

nehmen zu müssen, wenn man es nicht<br />

mehr kann.<br />

So wie das kleine Kind eine ‚Rumdumversorgung‘<br />

braucht, um gesund und ohne<br />

Schäden – körperlicher wie seelischer Art –<br />

in das Leben hinein zu kommen, so brauchen<br />

wir alle auch am Lebensende wieder<br />

Schutz und Hilfe auf medizinisch-pflegerischer<br />

und psychosozialer Ebene, um es<br />

wieder gut verlassen zu können.<br />

Das <strong>Hospiz</strong> (hospitium – die Herberge)<br />

war für den Reisenden – und wir Menschen<br />

sind in diesem Leben ja irgendwie<br />

auf der Durchreise – nicht nur ein Ort<br />

der Rast.<br />

12<br />

Sterben im <strong>Hospiz</strong> – ‚all inclusive‘?<br />

Ehemaliges <strong>Hospiz</strong> in Sterzing (Italien)<br />

Von Ingrid Pfuner<br />

Für schwer erkrankte Menschen in der letzten<br />

Lebensphase ist ein <strong>Hospiz</strong> eine Notwendigkeit,<br />

weil hier Fachkräfte erreichbar<br />

sind in dieser für den kranken und sterbenden<br />

Menschen und seine Angehörigen so<br />

schwierigen Zeit. Es ist ein Ort, an dem der<br />

Sterbende sich Menschen anvertrauen<br />

kann, die sich Zeit für ihn nehmen können,<br />

was in einem von schmalen Zeitfenstern<br />

bestimmten Klinik- und Pflegealltag<br />

meist nicht möglich ist.<br />

Was in dieser Situation nicht minder wichtig<br />

ist und oft unterschätzt wird: Auch Angehörige<br />

und Freunde werden mit einbezogen<br />

und fühlen sich unterstützt und<br />

getragen. Sie bekommen Hilfestellung für<br />

all ihre Sorgen und Nöte, für ihre Trauer<br />

während der Dauer des Sterbeprozesses<br />

und für die Bewältigung in der Trauerzeit<br />

nach dem Tod.<br />

Wenn keine Chance auf eine kurative<br />

Therapie mehr besteht und der Tod absehbar<br />

ist, steht die palliative Versorgung mit<br />

der Linderung der Symptome im Vordergrund.<br />

Der sterbende Mensch und seine<br />

ihm nahe stehenden Angehörigen und<br />

Freunde werden ermutigt, die eigenen Bedürfnisse<br />

zu formulieren oder zum Ausdruck<br />

zu bringen. Und so vielfältig und unterschiedlich<br />

wie der Mensch bei der<br />

Gestaltung seines Lebens vorgegangen ist,<br />

so verschieden sind auch die Wünsche und<br />

Bedürfnisse in dieser Lebensphase. Der eine<br />

wünscht sich einen Gesprächspartner,<br />

die andere möchte nicht alleine sein und<br />

freut sich, wenn jemand einfach nur da ist.


Die einen wollen noch ganz viel tun und<br />

aktiv sein, die anderen sehnen sich nach<br />

Ruhe. Um inneren Frieden zu finden, sicherlich<br />

eines der wichtigsten Bedürfnisse<br />

des Menschen am Lebensende, entsteht oft<br />

auch das Bedürfnis nach einer spirituellen<br />

Begleitung.<br />

Über die medizinische Symptom-Kontrolle<br />

hinaus steht im <strong>Hospiz</strong> mit seinem interdisziplinären<br />

Team unter Einbeziehung<br />

freiwilliger Helferinnen und Helfer immer<br />

der Mensch in seiner letzten Lebensphase<br />

im Vordergrund.<br />

Die lange Geschichte der <strong>Hospiz</strong>bewegung<br />

reicht zurück bis ins Jahr 1842, als<br />

Madame Jeanne Garnier in Lyon ein<br />

<strong>Hospiz</strong> einrichtete, das sich der Pflege<br />

Sterbender widmete und geht über das<br />

„Our Lady’s Hospice for the Care of the<br />

Dying“ in Dublin, das 1879 die irischen<br />

Schwestern der Nächstenliebe eröffneten,<br />

bis zum lebenslangen Engagement von<br />

Cicely Saunders für die Palliativmedizin<br />

und die <strong>Hospiz</strong>bewegung.<br />

Mit dem St. Christopher’s Hospice in Sydenham<br />

bei London, das 1967 gegründet<br />

wurde und von Anfang an multiprofessionell<br />

angelegt war, nahm die ursprünglich<br />

bürgerliche Bewegung ihren Anfang. Der<br />

erste deutsche <strong>Hospiz</strong>verein ist der <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>, der 1985 in München<br />

entstand.<br />

Das erste stationäre <strong>Hospiz</strong> in Deutschland,<br />

das Haus Hörn, wurde 1986 in<br />

Aachen gegründet.<br />

Heute gibt es in Deutschland 179 stationäre<br />

<strong>Hospiz</strong>e, Kinderhospiz, ein Jugendhos-<br />

piz eingeschlossen, über 1500 <strong>Hospiz</strong>-<br />

Dienste und über 80.000 <strong>Hospiz</strong>-Helfer.<br />

Das nachfolgende Beispiel aus dem <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> zeigt den für beide Seiten<br />

nicht immer einfachen und klaren Weg hin<br />

zu einer stationären Betreuung:<br />

Frau Z. ist 52 Jahre alt und leidet an einem<br />

Schilddrüsenkarzinom. Sie soll von der<br />

Palliativstation einer Klinik außerhalb<br />

Münchens entlassen werden. Ihre Tochter<br />

möchte sie nach München holen, da sie hier<br />

lebt. Die Tochter und der Ex-Ehemann, der<br />

sich um organisatorische sowie finanzielle<br />

Dinge kümmert, sind beide Bevollmächtigte,<br />

auch eine Patientenverfügung liegt vor, sodass<br />

mit beiden ein Gespräch im <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> vereinbart wird. In diesem<br />

Gespräch bringen die Angehörigen zum Ausdruck,<br />

dass sich Frau Z. ihrer Situation sehr<br />

klar bewusst sei und auch keine lebensverlängernden<br />

Maßnahmen für sie infrage kämen.<br />

Da sich eine Freundin gerne um sie kümmern<br />

möchte, sich das aber aufgrund des<br />

schwierigen Krankheitsbildes nicht zutraut,<br />

kommt eine Aufnahme ins <strong>Hospiz</strong> in Betracht<br />

und ein Gespräch mit der Ärztin wird<br />

vereinbart. In diesem Gespräch mit der Ärztin<br />

wird jedoch deutlich, dass die Patientin<br />

ihre Situation wohl doch anders einschätzt,<br />

als es die Angehörigen verstanden haben.<br />

Was der Einzug ins <strong>Hospiz</strong> bedeutet, ist Frau<br />

Z. nicht wirklich bewusst und so bittet die<br />

betreuende Sozialpädagogin im <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> im Gespräch mit der Ärztin darum,<br />

von Frau Z. angerufen zu werden, bevor<br />

über eine Aufnahme entschieden wird. Hier<br />

zeigt sich, wie schwierig es für das <strong>Hospiz</strong> ist,<br />

die Aussagen und Wünsche der Kranken zu<br />

respektieren und zu bewerten und mit der<br />

Interpretation der Angehörigen sowie den<br />

13


Aufnahmekriterien des <strong>Hospiz</strong>es in Einklang<br />

zu bringen. Die Situation spitzt sich zu, da<br />

Frau Z., die zwischenzeitlich in eine Klinik<br />

eingewiesen wurde und ihre Wohnung gekündigt<br />

hat, nun entlassen werden soll. Der<br />

Stationsarzt geht im Gespräch davon aus,<br />

dass die Patientin einen Platz im <strong>Hospiz</strong> bekommt.<br />

Beim Gespräch in der Klinik mit<br />

der Tochter und der Sozialpädagogin des<br />

<strong>Hospiz</strong>es sagt die Patientin aber deutlich,<br />

dass sie nicht sterben will und eine intensivmedizinische<br />

Behandlung haben möchte. Da<br />

ihr Kurzzeitgedächtnis sehr schlecht geworden<br />

ist, versteht sie, dass das <strong>Hospiz</strong> sie so<br />

nicht aufnehmen kann, vergisst es dann aber<br />

schnell wieder. Auch der Tochter ist nach diesem<br />

Gespräch klar, dass die Kriterien für eine<br />

<strong>Hospiz</strong>aufnahme der Mutter noch nicht<br />

erfüllt sind. Einen Monat später folgt ein erneuter<br />

Anruf aus dem Umfeld des Ex-Ehemannes<br />

und der Freundin mit der Bitte,<br />

Frau S. nun doch aufzunehmen, da es ihr<br />

sehr schlecht gehe. Sie wurde vom betreuten<br />

Wohnen in die Kurzzeitpflege verlegt und<br />

hat klargestellt, dass sie nicht in ein Krankenhaus<br />

will und auch keine Infusionen oder<br />

Blutübertragung mehr möchte – ein deutlich<br />

verändertes Bewusstsein zu der ersten Anfrage<br />

und ihrer damaligen Aussage. Das <strong>Hospiz</strong><br />

setzt sich nun mit dem <strong>Hospiz</strong>kreis außerhalb<br />

Münchens in Verbindung, der Frau Z.<br />

und die Angehörigen betreut.<br />

In dem Gespräch mit dem <strong>Hospiz</strong>kreis und<br />

einem nachfolgenden Gespräch mit dem<br />

Hausarzt wird deutlich, dass Frau Z. selbst<br />

den Wunsch äußert, ins <strong>Hospiz</strong> zu gehen und<br />

auch der Arzt infolge des Krankheitsbildes eine<br />

Aufnahme sehr unterstützt. Jetzt erst<br />

schließt sich der Kreis und einer Aufnahme<br />

steht nichts mehr entgegen. Die Erleichterung<br />

der Familie, dass sie nach dieser schwierigen<br />

14<br />

Zeit ihre Angehörige gut aufgehoben wissen<br />

und die Freudentränen von Frau Z., als sie<br />

erfährt, dass sie im <strong>Hospiz</strong> aufgenommen<br />

wird, unterstreichen, wie auch viele wissenschaftliche<br />

Studien mittlerweile belegen, dass<br />

die meisten Menschen am Ende ihres Lebens<br />

erkennen, worauf es wirklich ankommt und<br />

was ein <strong>Hospiz</strong> leistet: bei schwerster Erkrankung<br />

und begrenzter Lebenserwartung ‚in<br />

guten Händen zu sein‘.<br />

Um die <strong>Hospiz</strong>-Bewegung zu verbreiten,<br />

erarbeitete der DHPV (Deutscher <strong>Hospiz</strong>-<br />

und Palliativ Verband e.V.) zusammen<br />

mit der Deutschen Gesellschaft für<br />

Palliativmedizin (DGP) und der<br />

Bundesärztekammer im Jahr 2010 eine<br />

„Charta zur Betreuung schwerstkranker<br />

und sterbender Menschen“. Schon 1996<br />

wurde die Mitfinanzierung durch die<br />

Kranken- und Pflegekassen in § 39a des<br />

SGB V festgeschrieben. Der Deutschen<br />

Gesellschaft für Palliativmedizin gelang<br />

zusammen mit dem DHPV und der Patientenschutzorganisation<br />

„Deutsche<br />

<strong>Hospiz</strong> Stiftung“, eine gesetzliche Verankerung<br />

der Finanzierung der <strong>Hospiz</strong>arbeit.<br />

Seit dem 1. August 2009 tragen die<br />

Krankenkassen einen Teil des Pflegesatzes.<br />

Aber immer sind die <strong>Hospiz</strong>e verpflichtet,<br />

einen Teil des Pflegesatzes durch<br />

Spenden und ehrenamtliche Arbeit selbst<br />

aufzubringen.<br />

Da die Bezeichnung <strong>Hospiz</strong> bislang nicht<br />

explizit geschützt ist, befürworten die meisten<br />

Vertreter der <strong>Hospiz</strong>bewegung diese<br />

Aufteilung, um die Gründung gewinnorientierter<br />

Unternehmen zu unterbinden.<br />

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt bei<br />

der Fürsorgepflicht für Menschen in dieser<br />

Lebenssituation.


Neben der stationären Betreuung zeigt die<br />

Praxis im <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong>, dass es<br />

immer mehr Menschen gibt, die sich wünschen,<br />

in ihrer häuslichen Umgebung versorgt<br />

zu werden und auch dort im vertrauten<br />

Umfeld sterben möchten. Wie eine<br />

solche ambulante hospizliche Begleitung<br />

aussehen kann, zeigt sich beispielhaft an<br />

der Begleitung von Frau M. über einen<br />

Zeitraum von knapp zwei Jahren.<br />

Nach der Erkrankung an einem Lungentumor<br />

informiert sich Frau M. über die Möglichkeiten<br />

einer Unterstützung seitens des <strong>Hospiz</strong>es,<br />

da sie von ihrem Ehemann getrennt lebt<br />

und ihre Tochter weiter weg wohnt. Zu ihrem<br />

Verständnis eines selbstbestimmten Lebens gehörte<br />

die Ablehnung einer Chemotherapie<br />

ebenso wie die Offenheit gegenüber den verschiedensten<br />

Wegen jenseits der Schulmedizin.<br />

Sie sprach offen über ihr eigenes Sterben und<br />

hatte in diesem Sinne auch eine Patientenverfügung<br />

sowie eine Vollmacht für die Tochter.<br />

Sie wünschte sich eine <strong>Hospiz</strong>helferin als Begleitung<br />

und in den folgenden knapp zwei<br />

Jahren besuchte diese sie dann regelmäßig.<br />

Auch eine Mitarbeiterin des medizinisch-pflegerischen-Teams<br />

wurde eingeschaltet, aber anfangs<br />

nicht oft in Anspruch genommen. Es gelang<br />

Frau M. in dieser Zeit, in ihrer Wohnung<br />

weitestgehend selbstständig zu leben und auch<br />

ihre große Tierliebe weiter in ihren Alltag zu<br />

integrieren und sich diese Freude zu erhalten,<br />

in dem sie von Freunden und Bekannten in<br />

Urlaubszeiten deren Katzen bei sich aufnahm<br />

und diese versorgte. Als sie nach 22 Monaten<br />

der ambulanten Begleitung jedoch spürte, dass<br />

ihre Kraft, alleine zu leben, nicht mehr ausreichte,<br />

äußerte sie beim Hausbesuch der medizinisch-pflegerischen<br />

Mitarbeiterin ihren<br />

großen Wunsch, ins <strong>Hospiz</strong> zu ziehen. Zwei<br />

Tage später konnte diesem Wunsch entsprochen<br />

werden. Die aufmerksame und liebevolle<br />

Betreuung war ihr – nach kurzen Eingewöhnungsschwierigkeiten<br />

– sehr bewusst und<br />

sie genoss es – jetzt deutlich geschwächt – so<br />

verwöhnt zu werden und äußerte dies auch:<br />

„Dass man als kranker Mensch so lieb behandelt<br />

wird, ist mir noch nie passiert“. Im <strong>Hospiz</strong><br />

lebend wurde sie nach wie vor von ihrer<br />

vertrauten <strong>Hospiz</strong>helferin, dem Ehemann<br />

und von Freunden besucht. Eine Freundin<br />

brachte sogar ihre beiden Hunde mit, worüber<br />

sie sich sehr freute. Einen Monat nach ihrem<br />

Einzug verstarb Frau. M.<br />

Man muss gar nicht die sogenannte Alterspyramide<br />

bemühen oder die Schreckensszenarien<br />

einer alternden Gesellschaft an die<br />

Wand malen, um – wie in diesen zwei Beispielen<br />

– zu erkennen, dass wir in der<br />

Pflicht stehen, be- und geschützte Orte wie<br />

<strong>Hospiz</strong>e zu fördern. Es gilt, die <strong>Hospiz</strong>-Idee<br />

nicht nur in Bezug auf die neuesten medizinischen<br />

und wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />

zu betrachten, sondern auch den Raum<br />

dafür in unserer Gesellschaft zu schaffen.<br />

Der Kabarettist Jochen Busse hat es in einem<br />

Gespräch mit Andreas Bönte in der<br />

Nachtlinie des BR vom November letzten<br />

Jahres so formuliert:<br />

„In meinem Alter steht der Tod noch nicht vor<br />

der Tür, aber er sucht bereits einen Parkplatz“.<br />

Kann es etwas Besseres geben für uns alle<br />

als das Wissen, dass es einen gut angelegten<br />

‚Parkplatz‘, bereits gibt?!<br />

weitergehende Informationen:<br />

http://www.pflegewiki.de<br />

15


Über 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund<br />

lebten 2012 in Deutschland.<br />

Auf der Grundlage des am 30. Oktober<br />

1961 mit der Türkei geschlossenen<br />

Anwerbevertrages kamen mehr als 2,5<br />

Millionen Zuwanderer als „Gastarbeiter“<br />

in die Bundesrepublik. Sie sollten, so war<br />

es zunächst vorgesehen, ein bis zwei Jahre<br />

bleiben und dann in die Heimat zurückkehren.<br />

Doch das „Wirtschaftswunder“,<br />

der Wiederaufbauboom verlangte immer<br />

mehr Arbeitskräfte und so blieben die<br />

meisten von ihnen. Sie kamen aus einem<br />

armen, von Arbeitslosigkeit geprägten, politisch<br />

instabilen Land, in dem außerdem<br />

Minderheiten wie Armenier, Alewiten und<br />

Kurden unterdrückt und Repressalien ausgesetzt<br />

waren.<br />

„Gurbet“, türkisch das ferne Land, die<br />

Fremde, wurde zum Synonym für<br />

Deutschland, jenes ferne Land, in dem seit<br />

Beginn der Arbeitsmigration fast jeder<br />

Türke ein Familienmitglied hatte. Und ab<br />

1965 gewährte das Ausländergesetz auch<br />

die Möglichkeit, Ehefrauen, Söhne und<br />

Töchter in die Bundesrepublik nachzuholen.<br />

Als es in Folge der Ölkrise 1973 zu<br />

einer Rezession kam, wurde ein Anwerbestopp<br />

verhängt, doch die laufenden Arbeitsverträge<br />

blieben bestehen.<br />

Dursun Öztürk (Name geändert) gehörte<br />

mit zu den ersten türkischen Gastarbeitern,<br />

die 1964 nach München kamen.<br />

1968 folgte ihm seine Ehefrau und<br />

16<br />

Inschallah<br />

Wenn Gott will<br />

Von Uve Hirsch<br />

schließlich lebte ab 1971 die ganze Familie,<br />

vier Söhne und zwei Töchter in der<br />

bayerischen Landeshauptstadt. Aus ihrem<br />

Heimatdorf Erikbelen an der nordostanatolischen<br />

Schwarzmeerküste haben fast alle<br />

der 1000 Einwohner in den letzten 50<br />

Jahren Arbeit in München, Berlin, Hamburg<br />

und Linz oder zumindest Istanbul gesucht,<br />

um ihre wirtschaftlich schwere Situation<br />

zu verbessern. Die meisten<br />

Zuwanderer der zweiten und dritten Generation<br />

betrachten inzwischen Deutschland<br />

als ihre Heimat.<br />

Bevor die Söhne Salih und Rafed von<br />

Dursun Öztürk die Türkei verließen, wurden<br />

sie von ihren Eltern verheiratet. Hochzeiten,<br />

die für ihre Kinder, die seit ihrer<br />

Geburt in Deutschland leben, heute völlig<br />

undenkbar sind. Für Salih aber, damals 18<br />

Jahre alt, war als folgsamer Sohn nicht nur<br />

die arrangierte Heirat mit der von seiner<br />

Mutter für ihn ausgesuchten 17jährigen<br />

Saniye selbstverständlich, er bestimmte<br />

auch bis zu seinem Tod im Oktober 2012<br />

das Leben seiner Familie. Das traditionelle<br />

Männlichkeitsbild, die herausgehobene<br />

Rolle des Vaters und Ernährers, prägt bis<br />

heute die türkische Gesellschaft. Im Islam,<br />

im gesamten Nahen Osten, haben Ehe<br />

und Familie einen weitaus höheren Stellenwert<br />

als im europäischen Westen. Rollen<br />

und Pflichten, die Stellung des Einzelnen<br />

in der Familienhierarchie, haben auch<br />

in der „Fremde“, in Deutschland, für die ja<br />

meist aus ländlichen Gebieten, aber auch


Salih Öztürk und seine Familie im Krankenhaus<br />

aus „einfachen“ Verhältnissen stammenden<br />

türkischen Mitbürger ihre Gültigkeit<br />

behalten. Die Familie sorgt für ihre einzelnen<br />

Mitglieder mit einer oft beispiellosen<br />

Solidarität und steht für sie ein.<br />

Als <strong>Hospiz</strong>helfer bei einer türkischen<br />

Familie<br />

Es war eine ungewöhnliche Erfahrung, einen<br />

todkranken Türken als <strong>Hospiz</strong>helfer<br />

zu begleiten. Salih Öztürk, 59 Jahre alt,<br />

seit zwei Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

erkrankt, war nach mehreren Operationen<br />

und Chemotherapien nach Hause<br />

entlassen worden. Der Sozialdienst des<br />

Krankenhauses hatte der Familie die ambulante<br />

Palliativversorgung des <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong>es empfohlen. Gleich bei<br />

meinem ersten Besuch erlebte ich, wie liebevoll<br />

und selbstverständlich eine türkische<br />

Großfamilie auch in schwierigen Situationen<br />

zusammenhält. Innerhalb von<br />

zwei Stunden lernte ich fast 20 Geschwister,<br />

Nichten, Neffen und Enkel, aber auch<br />

Schwiegersöhne und Cousinen kennen,<br />

die sich nach Salihs Befinden erkundigten,<br />

seiner Frau Saniye ihren Beistand versicherten<br />

und sich darüber freuten, dass<br />

durch mich als <strong>Hospiz</strong>helfer ein wenig Abwechslung<br />

in sein Leben gebracht würde.<br />

Mehr als 30 Jahre hatte er als Lagerarbeiter<br />

– meist nachts – Supermärkte mit Lebens-<br />

17


mitteln beliefert, für seine Frau und drei<br />

Kinder gesorgt und von seinen Ersparnissen<br />

ein kleines Haus in Istanbul gebaut.<br />

Dort und in ihrem Heimatdorf Erikbelen<br />

wollten sie ihren Lebensabend verbringen.<br />

Salih Öztürk war nie ein besonders frommer<br />

Muslim. Aber als Angehöriger der<br />

Alewiten, der liberalsten Glaubensgemeinschaft<br />

des schiitischen Islam, sah er<br />

seine Krankheit zwar als gottgegeben, „inschallah“,<br />

doch auch die Verpflichtung,<br />

alles zu tun, seinen Gesundheitszustand<br />

zu verbessern. Denn nach islamischem<br />

Glauben hat der Mensch eine hohe Eigenverantwortung<br />

und muss im Jenseits<br />

Rechenschaft darüber ablegen, wie er mit<br />

seinem Körper umgegangen ist. Fast ein<br />

Abschied in München<br />

Wunder, wie lange Salih mit dem schnell<br />

wuchernden Tumor, den Metastasen in<br />

mehreren Organen, vor allem in der Lunge,<br />

durchgehalten hat. Die damit verbundene<br />

Atemnot führte bei der geringsten<br />

Aufregung zu Panikattacken. Nicht nur<br />

18<br />

Saniye, seine Ehefrau, die rund um die<br />

Uhr seine Angst und Schmerzzustände zu<br />

lindern versuchte, auch die beiden Töchter<br />

verbrachten, – oft mit ihren Kindern –<br />

mehr als zwei Jahre lang jede freie Minute<br />

und jedes Wochenende am Krankenbett<br />

ihres Vaters. Mit mir spielte Salih Karten<br />

und erzählte viel aus seiner Jugend in der<br />

rauen Landschaft seiner Heimat. Seine<br />

Mutter war beim Waschen im Fluss ertrunken,<br />

als er neun Jahre alt war. Sein<br />

Vater hatte bis kurz vor seinem Tod in<br />

München gelebt, war in Erikbelen gestorben<br />

und dort auch begraben. „Wenn es<br />

mir besser geht, will ich nach Hause,<br />

kommst du mit?“ fragte er mich immer<br />

wieder. Ich spürte, wie ihn diese Idee beflügelte<br />

und gemeinsam schmiedeten wir<br />

Pläne.<br />

Reise in die Heimat<br />

Doch sein Zustand verschlechterte sich<br />

zusehends. Nicht mehr transportfähig,<br />

lautete die Diagnose nach einem letzten<br />

Krankenhausaufenthalt. Damit war auch<br />

die Flugreise, auf die er und die Familie<br />

gehofft hatten, unmöglich geworden.<br />

„Dann fahren wir eben mit dem Auto“,<br />

wurde beschlossen. Schwiegersohn Ali<br />

richtete seinen Geländewagen so ein, dass<br />

Salih darin liegen konnte. Dann machten<br />

sich seine Ehefrau Saniye, sein Sohn Sedat<br />

und Ali mit dem sterbenskranken<br />

Salih auf den Weg ins 2100 Kilometer<br />

entfernte Istanbul. Die riskante Nonstop-<br />

Fahrt durch Österreich, Ungarn, Serbien,<br />

Bulgarien und abenteuerlichen Zwischenaufenthalten<br />

nahm für Salih ein gutes<br />

Ende. Der Gedanke, wieder in die<br />

Heimat zu kommen, hatte bei ihm die


letzten Kräfte mobilisiert. Begleitet von<br />

seiner gesamten Familie starb Salih drei<br />

Wochen später. Zu seiner Beerdigung<br />

wurde ein großer Reisebus gemietet, mit<br />

dem seine Verwandten, die aus Deutsch-<br />

Fotos: Uve Hirsch<br />

Weiterführender Link zum Thema:<br />

Auf der Fahrt nach Istanbul<br />

land angeflogen kamen, mit dem Toten<br />

800 Kilometer in seinen Heimatort Erikbelen<br />

fuhren.<br />

Inschallah<br />

http://www.kultur-gesundheit.de/gesundheit_krankheit_und_muslimische_patienten/islam/index.php<br />

19


Das Saul-Eisenberg-Seniorenheim in der<br />

Kaulbachstraße unweit des Englischen Gartens<br />

ist von außen so unauffällig, dass ich es<br />

zunächst übersehe. Dann bemerke ich das<br />

Parkverbot vor dem Haus und die Monitore<br />

an der Wand und weiß mich am Ziel. Die<br />

Pforte des Hauses ist der Eingangstür vorgelagert.<br />

Im Unterschied zu anderen Altenheimen<br />

ist der Zugang ohne Anmeldung nicht<br />

möglich. Dabei erinnere ich mich an den<br />

Brandanschlag auf das ehemalige jüdische<br />

Seniorenheim in der Reichenbachstraße im<br />

Jahr 1970, bei dem sieben Menschen starben.<br />

Die Tat wurde nie aufgeklärt. In der<br />

Vergangenheit – so erfahre ich später –<br />

stand immer ein Polizeiauto vor der Tür,<br />

doch wurde das von den Bewohner/innen<br />

abgelehnt, da sie sich dadurch noch mehr<br />

gefährdet fühlten. Heute fährt die Polizei<br />

20<br />

Schalom<br />

Die Kooperation mit dem jüdischen<br />

Seniorenheim in der Kaulbachstraße<br />

Ein Gespräch mit der Pflegedienstleiterin Dina Zenker<br />

Von Heinz Biersack<br />

im Stundenrhythmus vorbei, um nach dem<br />

Rechten zu sehen.<br />

Die Betriebsträgerschaft des Senioren- und<br />

Pflegeheims der Israelitischen Kultusgemeinde<br />

München und Oberbayern hat die<br />

Münchner Arbeiterwohlfahrt übernommen.<br />

Das Haus, das in den achtziger Jahren<br />

des letzten Jahrhunderts gebaut wurde,<br />

bietet Platz für 54 Bewohner/innen, was in<br />

Anbetracht der regionalen Zuständigkeit<br />

und der zahlreichen Zuwanderer aus den<br />

ehemaligen GUS-Staaten in den vergangenen<br />

Jahren, „heute eigentlich zu klein ist“,<br />

wie ich von Dina Zenker, der Pflegedienstleiterin<br />

erfahre. Schon Ende des 19. Jahrhunderts<br />

stand an der selben Stelle ein<br />

„klassisches jüdisches Altenheim, wie es<br />

früher so üblich war“.<br />

Der Terror des Nazi-Regimes machte auch<br />

vor dieser Einrichtung in der Kaulbachstraße<br />

nicht Halt. 1941 wurden die damaligen<br />

Bewohner/innen des Hauses nach<br />

Kaunas deportiert, wo sich ihre Spur verliert.<br />

In den Jahren bis zum Kriegsende gehörte<br />

das Haus dem „Lebensborn“, um<br />

dort „die arische Herrenrasse zu züchten“.<br />

Nach dem Krieg wurde in diesem Gebäude<br />

die Jüdische Gemeinde von München<br />

restituiert. In den Jahren 1982 und 1983<br />

konnte das Seniorenheim an diesem histo-


ischen Ort mit großzügiger Unterstützung<br />

der Saul Eisenberg Stiftung, der<br />

Landeshauptstadt München und des Freistaates<br />

Bayern neu errichtet werden. Saul<br />

Eisenberg, ein ehemaliger Münchener<br />

Bürger und jüdischer Philanthrop, dem es<br />

durch die Emigration nach Shanghai noch<br />

rechtzeitig gelang, dem Pogrom des Terrorregimes<br />

zu entfliehen, war ein erfolgreicher<br />

Bauunternehmer in Tokio, Sidney und<br />

New York. Seine Stiftung unterstützt das<br />

Haus bis zum heutigen Tag.<br />

Eingangsbereich<br />

Beim Betreten des Eingangsbereiches<br />

verfolge ich ein Gespräch von Dina<br />

Zenker mit einer Bewohnerin, das sie auf<br />

Jiddisch führt. „Dies ist eine Sprache, die<br />

leider nicht mehr so lange existieren<br />

wird“, sagt sie mir später. Bei den fünfzehn<br />

verschiedenen Sprachen, die im<br />

Saul-Eisenberg-Seniorenheim gesprochen<br />

werden, ist das Jiddische die „Lingua<br />

Franca“, also die gemeinsame Verkehrssprache<br />

der unterschiedlichen Nationalitäten.<br />

Jiddisch sei auch für die deutschsprachigen<br />

Mitarbeiter/innen von Vorteil,<br />

da man es im Ansatz etwas verstehen<br />

könne, so Dina Zenker.<br />

Das <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> ist seit<br />

vielen Jahren im Saul-Eisenberg-<br />

Seniorenheim aktiv<br />

Seit fünf Jahren besteht ein offizieller Kooperationsvertrag<br />

mit dem CHV, der Beginn<br />

der Zusammenarbeit liegt jedoch<br />

wesentlich länger zurück. „Es ist schon so<br />

lange her, dass ich gar nicht mehr weiß wie<br />

lange. Auf jeden Fall waren in der Zeit die<br />

Büros des <strong>Verein</strong>s noch am Rotkreuzplatz“,<br />

erinnert sich Dina Zenker. Den Ausschlag<br />

gab seinerzeit ein Bewohner mit einem Tumor<br />

am Hals, der aufzubrechen drohte.<br />

Die Hilfe des CHV wird seitdem häufig in<br />

Anspruch genommen. „Immer, wenn wir<br />

eine schwere Erkrankung im Hause haben<br />

– auch wenn es keine Krebserkrankung ist,<br />

wird um Hilfe angefragt“, erzählt die Pflegedienstleiterin<br />

begeistert. Gerade in Anbetracht<br />

der Tatsache, dass die Angehörigen<br />

der Bewohner/innen meist sehr weit weg<br />

wohnen, z.B. in den USA oder in Israel,<br />

trifft Dina Zenker ihre Entscheidungen<br />

gerne in Zusammenarbeit mit dem CHV,<br />

so müsse sie die existenziellen Fragen nicht<br />

immer alleine verantworten. Ihre Erfahrung<br />

mit dem <strong>Verein</strong> beschreibt sie als<br />

„hundert, hundert, hundert prozentig positiv“.<br />

Ihrer Aussage nach wäre der Pflegealltag<br />

ohne die Kooperation mit dem CHV<br />

nicht mehr vorstellbar. Dank der persönlichen<br />

Fortbildungsmaßnahmen im Bereich<br />

Palliative Care und den multiprofessionellen<br />

Fallbesprechungen, ist Dina Zenker<br />

immer im Kontakt mit dem CHV. Dr.<br />

Christoph Fuchs schaue wiederholt im<br />

Seniorenheim vorbei, worüber sie sehr<br />

dankbar und glücklich sei.<br />

21


Neu sind die Fortbildungsmaßnahmen,<br />

die Hans Steil vom CHV, der dem Haus<br />

schon seit Jahren verbunden ist, für die<br />

Mitarbeiter/innen des Hauses vor Ort anbietet.<br />

Auch <strong>Hospiz</strong>helfer/innen kommen<br />

für Sitz- und Nachtwachen in das Seniorenheim.<br />

Bei einem Bewohner, der geäußert<br />

hatte, Angst zu haben in der Nacht alleine<br />

zu sein, wurde eine 24-Stunden<br />

Sitzwache für die letzten drei Tage seines<br />

Lebens organisiert. Ohne die Hilfe des<br />

CHV wäre das nicht zu stemmen gewesen.<br />

Ihr persönliches Resümee spiegelt die gute<br />

und langjährige Kooperation wieder: „Wir<br />

kriegen vom CHV alles was wir brauchen,<br />

ich muss mich nur rühren und schon geschieht<br />

etwas“.<br />

Die Pflege traumatisierter Überlebender<br />

erfordert äußerste Sensibilität<br />

Neben den Holocaust-Überlebenden,<br />

wohnen zahlreiche Child Survivors im<br />

Saul-Eisenberg-Seniorenheim. Child Survivors<br />

wurden als Kinder in der NS-Zeit<br />

wegen ihres Judentums, beziehungsweise<br />

wegen ihrer jüdischen Wurzeln, verfolgt,<br />

„sie haben die Schlüsselkompetenzen wie<br />

Vertrauen und Geborgenheit nicht erworben“,<br />

was den Pflegealltag wesentlich erschwere,<br />

berichtet Dina Zenker. „Die oft<br />

durch körperliche Schwäche und Krankheit<br />

hervorgerufene Hilflosigkeit im Alter<br />

bekommt für Überlebende der Schoah<br />

meist eine zusätzliche, lebensbedrohliche<br />

Dimension. Sie sind emotional zutiefst<br />

verwundet, einhergehend mit einem<br />

zerbrochenen Grundvertrauen in die<br />

Menschen“. Bei der Pflege sei es wichtig,<br />

Reizauslöser zu vermeiden, die eine<br />

Retraumatisierung provozieren könnten.<br />

Schon die „leisesten Trigger“ können<br />

22<br />

Reizauslöser für eine Retraumatisierung<br />

sein. Um einige Beispiele zu nennen:<br />

Uringeruch kann Assoziationen zu den<br />

Deportationen im Viehwaggon, gestreifte<br />

Bettwäsche Assoziationen zur Häftlingskleidung<br />

im KZ hervorrufen. Bei der Anforderung<br />

eines Krankenwagens wird der<br />

Begriff Transportschein vermieden und<br />

durch den Begriff Verlegungsbericht ersetzt,<br />

da der Begriff Transportschein mit<br />

Zwangsdeportationen assoziiert werden<br />

kann. Um zu verhindern, dass alte Erinnerungen<br />

an traumatische Ereignisse reaktiviert<br />

werden, sei im Reden und Handeln<br />

äußerste Sensibilität erforderlich, denn es<br />

gebe Trigger, „die man im Leben nicht<br />

erahnen würde“.<br />

In diesem Kontext spitzen sich die Fragen<br />

zur Ernährung in der letzten Lebensphase,<br />

– wenn es um terminale Erkrankungen<br />

oder auch um Nahrungsverweigerung in<br />

der Demenz geht – extrem zu. Es ist für alle<br />

Pflegeheime schwer, damit umzugehen,<br />

in der speziellen Situation eines jüdischen<br />

Seniorenheims hat es jedoch noch einmal<br />

eine ganz besondere Bedeutung. „Wenn<br />

Du weißt, dass Deine Eltern im KZ beinahe<br />

verhungert wären und Du musst jetzt<br />

Angst haben, dass sie im Altenheim verhungern,<br />

weil sie nicht mehr essen, ist das<br />

psychisch fast nicht zu ertragen und auszuhalten.<br />

Du verstehst es im Kopf, aber nicht<br />

mit dem Herzen“, erklärt Dina Zenker<br />

diese schwierige Situation. Bei der Pflege<br />

und der Sterbebegleitung müsse man sich<br />

stets vor Augen halten, „dass es sich bei<br />

diesen in ihrer Seele Verletzten um besonders<br />

schutzbedürftige Menschen handelt“.<br />

Erforderlich sei daher „ein hohes Maß an<br />

Einfühlungsvermögen, Vorsicht, Respekt<br />

und Liebe“.


Bewohner mit unterschiedlicher<br />

religiöser Praxis stellen eine große<br />

Herausforderung dar<br />

Ein Großteil der Bewohner/innen kommt<br />

aus der ehemaligen Sowjetunion. Dieser<br />

Personenkreis ist areligiös und atheistisch<br />

aufgewachsen, sie verstehen sich lediglich<br />

in ihrer Identität als Juden. Erst hier im<br />

Saul-Eisenberg-Seniorenheim werden diese<br />

Menschen mit jüdischen Bräuchen und<br />

Riten konfrontiert. „Bei uns im Haus gibt<br />

es Orthodoxe, Liberale und Bewohner, die<br />

vom jüdischen Leben gar nichts wissen,<br />

das ist eine große Herausforderung“, so<br />

Dina Zenker. Die Mahlzeiten sind selbstverständlich<br />

koscher, was einen nicht unerheblichen<br />

Mehraufwand mit sich bringt.<br />

Gottesdienste werden regelmäßig zu den<br />

Feiertagen gefeiert, am Schabbat jedoch<br />

schon nicht mehr, da zum öffentlichen<br />

Gebet zehn Männer benötigt werden, was<br />

in Anbetracht der Bewohnerstruktur und<br />

Fotos: Heinz Biersack<br />

der Länge der Gottesdienste nicht bewerkstelligt<br />

werden kann.<br />

Mit einem Witz beendet Dina Zenker unser<br />

Gespräch: „Wir wünschen uns immer:<br />

Bis 120 Jahre sollst Du gesund sein. Jetzt<br />

wünscht man sich aber, bis 120 Jahre und<br />

drei Wochen sollst Du gesund sein - soll<br />

sein nicht so plötzlich“.<br />

Frau Zenker begleitet mich zum Ausgang<br />

und zeigt mir auf dem Weg die kleine<br />

Synagoge mit den Thora-Rollen. Beim<br />

Verlassen des Hauses wird mir erneut die<br />

besonders persönliche Atmosphäre des<br />

Hauses bewusst, wie ich sie so zuvor noch<br />

nie kennengelernt habe.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.ikg-m.de<br />

http://awo-münchen.de/index.php?id=224<br />

www.child-survivors-deutschland.de<br />

23


Foto: Uve Hirsch<br />

Uve Hirsch: Krankenhäuser sind der Gegenentwurf<br />

dessen, was ein Mensch am Ende<br />

des Lebens braucht“, schreiben Sie in ihrem<br />

Buch „Wie wollen wir sterben.<br />

Michael de Ridder: Ja, die Architektur<br />

wie auch das Innenleben nahezu aller großen<br />

Krankenhäuser hat etwas von einer<br />

„Maschine“, etwas Abweisendes und Bedrückendes.<br />

Man fühlt sich einfach nicht<br />

wohl, geschweige denn geborgen. Das ist<br />

für „normale“ Kranke schon schwer genug<br />

zu ertragen, um wie viel mehr erst für Sterbende.<br />

Wenn Sie sich also wie ich der Versorgung<br />

terminal kranker Menschen zuwenden,<br />

erwarten Sie dafür angemessene<br />

Bedingungen, die das übliche Krankenhaus<br />

nicht bietet.<br />

Krankenhäuser sind Einrichtungen der<br />

kurativen Medizin: Sie verstehen ihren<br />

24<br />

Sterben gehört nicht ins Krankenhaus<br />

Interview mit Michael de Ridder<br />

Von Uve Hirsch<br />

Auftrag dahingehend, Krankheiten zu<br />

heilen, Leben zu erhalten und zu verlängern.<br />

Zwar wird in Krankenhäusern auch<br />

gestorben – 45% aller Menschen in<br />

Deutschland sterben in einer Klinik –<br />

doch sind sie weder von ihrer räumlichgestalterischen<br />

Umgebung noch nach<br />

Ausbildung und Kompetenz ihres ärztlichen<br />

und pflegerischen Personals, mit<br />

Ausnahme der Palliativstationen, dazu<br />

geeignet, Menschen mit einer terminalen<br />

Erkrankung oder Sterbenden ein angemessenes<br />

Umfeld und eine adäquate Versorgung<br />

angedeihen zu lassen.<br />

Ein <strong>Hospiz</strong> hingegen bietet Sterbenden eine<br />

Umgebung, die weitestgehend nach ihren<br />

Bedürfnissen ausgelegt ist: eine ruhige<br />

und intime Atmosphäre ist essentiell, <strong>Hospiz</strong>e<br />

haben höchstens 16 Betten; die Zimmer<br />

ähneln eher einem häuslichen Wohnraum<br />

als einem Patientenzimmer in der<br />

Klinik; und, was natürlich das Bedeutsamste<br />

ist, in „palliative care“ geschultes,<br />

professionelles wie ehrenamtliches Personal<br />

steht in ausreichender Anzahl für<br />

die medizinisch-pflegerische, psychosoziale<br />

und spirituelle Versorgung und Betreuung<br />

der Patienten 24 Stunden täglich zur<br />

Verfügung.<br />

U.H.: Im <strong>Hospiz</strong> wird das Lebensende organisiert.<br />

Hat das nicht zunächst etwas Befremdliches?<br />

Decken die <strong>Hospiz</strong>e – überspitzt<br />

gesagt – eine Versorgungslücke in der<br />

Sterbephase ab?


M.d.R.: Auch die Krankenversorgung ist<br />

von der hohen Arbeitsteiligkeit unserer Gesellschaft<br />

nicht ausgenommen. Zudem<br />

wachsen die Ansprüche der Menschen an<br />

gute medizinische Versorgung und die ist<br />

im familiären Zusammenhang, also dort,<br />

wo das Sterben eigentlich hingehört, nur<br />

noch selten zu leisten. Insofern haben Sie<br />

recht: der Trend geht dahin, das Sterben in<br />

eigenen Einrichtungen und Versorgungsketten<br />

zu „organisieren“. Das ist jedoch keineswegs<br />

anrüchig, wie es Ihre Frage ein wenig<br />

unterstellt, sondern zumeist mit vielen<br />

Vorteilen für die Sterbenden verbunden.<br />

Das belegen die Aussagen von Sterbenden<br />

selbst und ihren Angehörigen zur hospizlichen<br />

Versorgung.<br />

Für die innere Struktur eines <strong>Hospiz</strong>es und<br />

seine internen Abläufe gilt, dass hier das<br />

Lebensende sterbender Menschen keineswegs<br />

„organisiert“ wird. Eigentlich ist ganz<br />

das Gegenteil der Fall. In der Klinik, da<br />

hat man oft den Eindruck, dass das Dasein<br />

des Patienten sich nach den Erfordernissen<br />

des Klinikbetriebs zu richten hat – überspitzt<br />

gesagt – der Kranke ist Sand im Getriebe<br />

der Klinik. Im <strong>Hospiz</strong> geschieht das<br />

Umgekehrte: Der Wunsch des Kranken,<br />

seine Selbstbestimmung, ist für alles Geschehen<br />

im <strong>Hospiz</strong> handlungsleitend. Der<br />

Kranke bestimmt, gibt den Takt des Tagesablaufs<br />

und die Zeiten vor. Die Mahlzeiten<br />

werden zwar zu festen Zeiten angeboten;<br />

doch wen es in unserem <strong>Hospiz</strong> nachts um<br />

vier nach Mousse au Chocolat gelüstet, der<br />

bekommt sie auch.<br />

U.H.: Wer wird wie in Zukunft eine hospizliche<br />

und palliative Versorgung in welchem<br />

Umfang erhalten? Werden alle Krankheiten<br />

adäquat berücksichtigt?<br />

Derzeit sind es neben wenigen AIDS-Patienten<br />

noch nahezu ausschließlich Tumorpatienten,<br />

die in den Genuss hospizlicher<br />

Versorgung kommen. Da aufgrund<br />

des demographischen Wandels und des<br />

wissenschaftlichen Fortschritts künftig jedoch<br />

mehr Menschen mit einer Tumorerkrankung<br />

überleben, ist davon auszugehen,<br />

dass der Bedarf nach ambulanter wie<br />

stationärer hospizlicher Versorgung allein<br />

deswegen steigen wird. Hinzu kommt etwas<br />

anderes: Es ist nicht einzusehen, warum<br />

sich die Indikation für diese Versorgungsform<br />

nicht für andere schwere<br />

chronische Erkrankungen öffnen sollte.<br />

Denn auch Patienten mit terminalen<br />

Herz-, Gefäß- oder Lungenerkrankungen,<br />

mit neurodegenerativen oder muskuloskeletalen<br />

Erkrankungen zeigen oftmals ein<br />

Symptom- und Leidensspektrum, dessen<br />

Ausmaß dem von Tumorpatienten im Finalstadium<br />

keineswegs nachsteht.<br />

U.H.: Führt die Existenz von mittlerweile<br />

über 1000 <strong>Hospiz</strong>en nicht zu der Tendenz<br />

einer zunehmenden „Hospitalisierung“ der<br />

Sterbenden?<br />

M.d.R.: Solange <strong>Hospiz</strong>e Orte sind, die<br />

für Sterbende beste Umgebungen und Versorgungsbedingungen<br />

bereithalten und<br />

Alternativen, jedenfalls nicht in nennenswertem<br />

Ausmaß, erkennbar sind, ist gegen<br />

die Hospitalisierung Sterbender in einem<br />

<strong>Hospiz</strong> wenig einzuwenden. Was wären<br />

die Alternativen? Sterben in der selbst gewählten<br />

Umgebung – und die wäre das eigene<br />

familiäre, vielleicht auch nachbarschaftliche<br />

Umfeld. Es gilt hier Ähnliches<br />

wie für Alten- und Pflegeheime, die überholte<br />

Institutionen des 19.Jahrhunderts<br />

sind und vormals, bis weit bis ins 20. Jahr-<br />

25


hundert hinein, ihren Sinn hatten. Heute<br />

jedoch sind Pflegeheime eher Ghettos, die<br />

Integration erschweren und Selbstbestimmung<br />

eher einschränken. Warum können<br />

wir unsere Alten und Pflegebedürftigen<br />

nicht in die Mitte der Gesellschaft holen?<br />

Warum sollten wir heute, wenn auf 1000<br />

Bürger 10 Demenzkranke kommen, nicht<br />

dafür sorgen können, dass diese 10, wie<br />

der Gütersloher Psychiater Dörner schon<br />

vor Jahren vorschlug, von den 990 Gesunden<br />

liebevoll und mit professioneller Unterstützung<br />

in der Gemeinschaft gepflegt<br />

werden? Sicher, das erfordert erhebliches<br />

Um- und Neudenken in unserer Gesellschaft:<br />

wir müssen neue Wohnformen entwickeln<br />

und die Arbeit muss neu organisiert<br />

werden. Dies würde im Übrigen auch<br />

Kosten sparen. Nichts spricht dagegen,<br />

dass auch Menschen mit terminalen Erkrankungen<br />

im Prinzip auf die gleiche<br />

Weise zu versorgen wären, so dass <strong>Hospiz</strong>e<br />

weitgehend überflüssig würden. Auf allen<br />

gesellschaftlichen Ebenen sind für die Umsetzung<br />

solcher Szenarien allerdings Mut<br />

und Ideen gefragt!<br />

U.H.: Sie beklagen in ihrem Buch auch, dass<br />

bei vielen Menschen„ der soziale Tod dem<br />

biologischen Tod“ vorausgeht. Wie kann diese<br />

Ungleichheit im Leben wie im Sterben abgebaut<br />

werden?<br />

M.d.R.: Der biologische Tod ist für uns alle<br />

unausweichlich, der soziale Tod, wohl<br />

das grausamste Schicksal zu Lebzeiten, keineswegs.<br />

Ihm kann allein durch soziale<br />

Teilhabe im Leben begegnet werden. Sie<br />

mehr Menschen zu ermöglichen ist ein<br />

26<br />

drängendes und gewaltiges Thema, dem<br />

die Politik mehr Aufmerksamkeit schenken<br />

muss. Gerade in Großstädten wie Berlin,<br />

wo ich als ehemaliger Chefarzt der<br />

Rettungsstelle im Klinikum Am Urban in<br />

Kreuzberg mit den körperlichen und psychischen<br />

Folgen sozialer Isolation und <strong>Verein</strong>samung<br />

wie beispielsweise Suchterkrankungen,<br />

Mangelernährung und<br />

Suizidalität tagtäglich konfrontiert war, ist<br />

der soziale Tod ein kaum mehr wahrgenommenes<br />

„Routineereignis“, das wir<br />

nicht hinnehmen dürfen. Voraussetzung<br />

und Grundlage sozialer Teilhabe sind<br />

Achtsamkeit, Respekt und Zuwendung zu<br />

denen, die sich als „sozial Schwache“ an<br />

der Peripherie einer Gemeinschaft oder<br />

Gesellschaft bewegen. Achtsamkeit, Respekt<br />

und Zuwendung - drei humanistische<br />

Prinzipien, die auch grundlegend<br />

sind für die Pflege und Begleitung Sterbender<br />

im <strong>Hospiz</strong>.<br />

Dr. Michael de Ridder engagiert sich seit<br />

Jahrzehnten auf nahezu allen Feldern der<br />

Gesundheitspolitik: Sterbebegleitung, Pflegenotstand,<br />

ärztliche Behandlungsfehler,<br />

Drogenproblematik. Immer wieder griff er<br />

Tabuthemen auf und sparte auch nicht mit<br />

Kritik am ärztlichen Berufsstand. Mit 65<br />

Jahren, wenn andere in Rente gehen, gründete<br />

er in Berlin das Vivanteshospiz, das er<br />

seit September 2012 leitet.<br />

Sein bekanntestes Buch:<br />

Michael de Ridder: „Wie wollen wir sterben?“ Ein<br />

ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in<br />

Zeiten der Hochleistungsmedizin. Deutsche Verlags-Anstalt,<br />

München 2010. 320 S., geb., 19,95 E.<br />

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/michael-de-ridder-wie-wollen-wir-sterbenkraefteverfall-partnerverlust-mangelernaehrung-1971849.html


„Krebsbücher“ findet die Ich-Erzählerin<br />

Hazel „doof“. John Greens „Das Schicksal<br />

ist ein mieser Verräter“ ist kein Krebsbuch,<br />

oder wenn doch, dann nicht nur. Es befasst<br />

sich mit den zentralen Fragen um Leben<br />

und Sterben, mit der Liebe und dem<br />

Leiden. Die sechzehnjährige Hazel ist unheilbar<br />

an Krebs erkrankt, ihre Lungenmetastasen<br />

werden von einem modernen Medikament<br />

in Schach gehalten, doch keiner<br />

weiß, wie lange. Sie führt ein zurückgezogenes<br />

Leben mit ihren Eltern, liest viel und<br />

sieht „Americas Next Topmodel“. Freundschaften<br />

führt sie oberflächlich, da Hazel,<br />

die sich als tickende Bombe empfindet,<br />

nicht möchte, dass nach ihrem Tod mehr<br />

Menschen als unbedingt nötig leiden.<br />

Bis eines Tages Augustus Waters in ihr<br />

Leben tritt. Sie lernt ihn in der Selbsthilfegruppe<br />

für Jugendliche mit Krebs kennen<br />

und wenig ist mehr wie zuvor. Gus ist poetisch,<br />

sarkastisch, ironisch und direkt, wie<br />

eine Faust aufs Auge. Er ist Hazels vitales<br />

Gegenstück.<br />

Augustus gilt nach einem Osteosarkom,<br />

das ihn ein Bein kostete, als fast geheilt.<br />

Augustus wirbt direkt und unverhohlen<br />

um Hazel und sie kann dem wenig entgegensetzen.<br />

Beide lesen die Bücher, die den<br />

anderen inspirieren, sehen Filme, reflektieren<br />

das Leben. Augustus erfüllt Hazel<br />

sogar ihren größten Wunsch: Die beiden<br />

fliegen nach Amsterdam, um Peter Van<br />

Houten, den Autor von Hazels Lieblingsbuch,<br />

kennen zu lernen. Dort erleben die<br />

beiden einen verrückten Mix aus echtem<br />

Buchbesprechung<br />

Von Julia Hagmeyer<br />

Leben und Traumwelt, trinken Champagner,<br />

werden von Van Houten enttäuscht,<br />

der sich als frustrierter Alkoholiker entpuppt<br />

und küssen sich zum ersten Mal im<br />

Anne-Frank-Haus.<br />

Mitten in dieser Idylle wird klar, dass Augustus<br />

Krebs zurückgekehrt ist. Sein Körper<br />

ist von Metastasen durchsetzt und seine<br />

Kräfte nehmen rapide ab. Plötzlich und<br />

für Hazel unerwartet, ist sie die Gesündere<br />

von beiden. Er, der Sinnbild des Lebens<br />

war, wird vor ihr sterben und lies es sich<br />

dennoch vorher nicht nehmen, sein Leben<br />

mit ihr zu teilen.<br />

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ ist<br />

luftig leicht zu lesen und doch tief und<br />

lebensklug. Ein Buch, das eindrücklich<br />

schildert, wie der Krebs alle Lebensbereiche<br />

einnimmt. Aber auch, dass das Leben<br />

mit Krebs Leben ist – nicht nur Krankheit,<br />

sondern auch Höhepunkte und<br />

Freuden.<br />

Hazels Beziehung zu ihren Eltern wird in<br />

allen Facetten geschildert. Der Ausnahmezustand,<br />

in dem sich ihre Eltern durch ihre<br />

Krankheit befinden, kommt vor allem<br />

in Amsterdam heraus, als Hazel mit Gus<br />

essen geht:<br />

„Man könnte sich wundern über die verdrehte<br />

Welt: Eine Mutter schickt ihre<br />

sechzehnjährige Töchter allein mit einem<br />

siebzehnjährigen Kerl in eine fremde<br />

Stadt hinaus, die berühmt für ihre lockere<br />

Moral ist. Aber das war eine Nebenwirkung<br />

des Sterbens.“ Im Alltag changiert<br />

27


das Verhältnis zwischen Normalität und<br />

Ausnahmezustand: Gus darf mit Hazel<br />

nur im Wohnzimmer seiner Eltern einen<br />

Film sehen, nicht in seinem Zimmer und<br />

Hazel muss ihren Brokkoli essen. Gleichzeitig<br />

ist Hazels Mutter stets in Hab-<br />

Acht-Stellung und auf ein Seufzen in Hazels<br />

Zimmer.<br />

Meisterhaft ist Greens Darstellung der<br />

Krankheit – das Leiden am Krebs, aber<br />

auch das Leiden am Umgang der Umwelt<br />

damit. Niemand geht unbefangen mit<br />

Hazel und Gus um, außer die beiden<br />

miteinander.<br />

Bei aller Meisterschaft, ein Zugeständnis<br />

ans Genre Jugendbuch macht Green doch:<br />

28<br />

Hazel und Augustus erscheinen stets einen<br />

Tick zu cool, zu abgebrüht, zu originell.<br />

Hazel hält Augustus vor allem am Anfang<br />

ihrer Beziehung an einer sehr langen Leine,<br />

alles erscheint eine Idee zu gekonnt, zu<br />

wenig unsicher – hier geht alles ungewöhnlich<br />

glatt. Aber vielleicht muss gerade<br />

einer solchen Geschichte ein perfekter<br />

Zauber innewohnen, damit man sie<br />

gerade noch aushalten kann.<br />

Wenn „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“<br />

kein Krebsbuch ist, was ist es dann?<br />

Liebes- und Lebensgeschichte, es bringt<br />

zum Lachen und zum Weinen, kurz:<br />

Es ist ein wunderbares Buch über das Leben.<br />

John Green: Das Schicksal ist ein mieser<br />

Verräter.<br />

Carl Hanser Verlag. München 2012,<br />

16,90 E


Friedhofsmotiv aus dem literarischen<br />

Katzenkalender<br />

Foto: Manfred Schmitz<br />

Der Besucher, der sich mit Liebe oder Ehrfurcht<br />

über diese Gräber neigt, nimmt auch die vielen<br />

Katzen wahr, die hier seit vielen Jahren mit ihrer<br />

stillen Anwesenheit zuhause sind. Diese sanften<br />

Tiere bewegen sich zwischen den Gräbern oder<br />

ruhen dort aus, wie wandernde Gedanken der<br />

Zuneigung zu den Verschiedenen.<br />

Aus der Broschüre des Protestantischen Friedhofs an der Cestius-Pyramide<br />

29


Es ist fast dreißig Jahre her: Ich liege in<br />

meinem Bett, frisch operiert. Kaum jemand<br />

glaubt, dass ich überleben werde.<br />

Meine Mutter hält meine Hand, entsetzt<br />

darüber, dass sie, selbst todkrank, womöglich<br />

ihre Tochter verliert. Ein Besucher<br />

kommt herein, einer, der von Berufs wegen<br />

trösten können sollte. „Wie geht es<br />

euch“, sagt der Pfarrer salopp, wiewohl wir<br />

uns nicht duzen. Als meine Mutter, ehrlichen<br />

Herzens, nur „beschissen“ sagt,<br />

trumpft er auf: „Ich habe gerade eine Frau<br />

besucht, die im Krieg zwei Söhne verloren<br />

hat. Das ist Leid, sage ich euch!“ Wir<br />

schweigen.<br />

30<br />

„Das wird schon wieder!“<br />

Ob die Freundin, an einem Tiefpunkt ihres Lebens, den saloppen Spruch<br />

wohl gern hört? Hinschauen und mitfühlen geht anders!<br />

Von Susanne Breit-Keßler in Chrismon 03.2013<br />

Wer mit „Kopf hoch“- und „Wird schon<br />

wieder“-Parolen aufmarschiert, der sollte<br />

andere mit seinem Trost verschonen. Denn<br />

eigentlich schont so jemand vor allem sich<br />

selbst – er erspart sich die Auseinandersetzung<br />

mit der Situation des Gegenübers.<br />

Das kann die heulende Freundin sein, die<br />

zum dritten Mal in einem halben Jahr Liebeskummer<br />

hat. Es kann der Arbeitskollege<br />

sein, der seinen Arbeitsplatz verlor und<br />

mit jeder neuen Bewerbung scheitert. Es<br />

kann ein Mensch sein, der schwer krank ist<br />

und sterben wird.<br />

Wer über die Nöte anderer hinwegplaudert<br />

und damit Distanz schafft, tut das oft<br />

aus Angst und Unsicherheit. Was passiert,<br />

wenn Gefühle anderer auf mich unzensiert<br />

einstürmen, wenn sie mich wie eine Wasserwelle<br />

mit sich reißen? Wer trösten<br />

möchte, sollte erst einmal in sich hineinhören<br />

und die eigenen Ängste kennenlernen:<br />

Fürchte ich mich vor dem Sterben,<br />

davor, dass ich einen lieben Menschen verliere?<br />

Wäre das ein Sturz ins Bodenlose<br />

oder gibt es irgendwo Halt? Was verbinde<br />

ich mit der Vorstellung, selbst entlassen,<br />

im Alter nicht mehr gebraucht zu werden?<br />

Die guten Tipps für später aufheben –<br />

erst mal ist der reine Trost gefragt<br />

Oder ist es so, dass die Freundin wieder<br />

nervt? Und der Kollege sich immer die fal-


schen Stellen aussucht? Wichtig ist, einen,<br />

der Trost sucht, nicht zu bewerten – denn<br />

auch damit hat man sich schon innerlich<br />

entfernt. Es entsteht keine echte Nähe<br />

mehr, wenn man Urteile darüber fällt, ob<br />

und wie berechtigt Kummer ist. Sie entsteht<br />

auch dann nicht, wenn man sofort<br />

mit Hilfsangeboten parat steht: Ich kenne<br />

eine vielversprechende Therapie, – einen<br />

sympathischen ledigen Mann, eine tolle<br />

Firma für dich... Das kann irgendwann<br />

wichtig sein – jetzt, in der Verzweiflung, ist<br />

es das nicht.<br />

Wer trösten will, schafft das durch einfühlsames<br />

Hinschauen. Was braucht die kranke<br />

Mutter? Braucht sie mein Mitgefühl,<br />

ein Gebet, meine Tränen? Mein Schweigen,<br />

mein stilles Da-Sein? Oder braucht sie<br />

eher mein Lachen, meine Energie – dass<br />

ich sie fortreiße aus ihrem dunklen Loch?<br />

Wenn das Los meines Kollegen mich bewegt,<br />

dann höre ich ihm zu, sehe seine<br />

Gestik und Mimik und erfahre, was ich<br />

wissen muss, um ihm nahe sein zu können.<br />

Über Liebeskummer lasse ich mich<br />

nicht im Allgemeinen aus, wiegle nicht ab,<br />

sondern frage die Freundin nach ihren<br />

Schmerzen, nach dem, was sie nötig hat.<br />

Schön ist es, selbst in schweren Zeiten,<br />

wenn man Trostbedürftige nicht allein mit<br />

Worten berührt. Mich hat damals noch<br />

ein anderer Pfarrer besucht. Ein Freund.<br />

Er setzte sich zu mir, hielt eine Stunde lang<br />

wortlos meine Hand, legte sie mir behutsam<br />

auf die Stirn, als er ging und sagte:<br />

„Ich hab’ dich fei lieb.“ Das war ein seliger<br />

Augenblick, in dem ich gespürt habe, dass<br />

mein Leben kostbar ist und, wie auch<br />

immer, nicht verloren gehen wird. Wer so<br />

tröstet, der schafft es, dass die ewige Seligkeit,<br />

von der der christliche Glaube erzählt,<br />

sogar auf bittere Erdentage ihren<br />

Abglanz wirft.<br />

Foto: Christiane Sarraj<br />

31


32<br />

Schüler engagieren sich für den <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong><br />

Bau eines Bilderwagens für sterbende Menschen<br />

Es war eine eher ungewöhnliche Idee, die die Lehrerin Frau Angleri des<br />

Phorms-Gymnasiums aus München-Bogenhausen hatte: Statt des üblichen<br />

Weihnachts-Gottesdienstes gab sie den Kindern der Klassen 7 bis 9 die Möglichkeit,<br />

sich sozial zu engagieren und ganz konkret etwas Gutes zu tun.<br />

„Weihnachten ist ein Fest der Nächstenliebe und im <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />

<strong>Verein</strong> können sie hautnah erleben, was ihre Hilfe bei den Menschen bewirkt“,<br />

erklärte Angleri.<br />

An drei Tagen der Vorweihnachtswoche kamen die Schüler und Schülerinnen<br />

des Phorms-Gymnasiums für jeweils vier Stunden in die Einrichtung des<br />

<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s und setzten dort ein schon lange geplantes<br />

Projekt um: Einen Wagen, mit dem beim Neueinzug der Bewohner eine Auswahl<br />

an Bildern zum wohnlichen Schmücken in die jeweiligen Zimmer<br />

transportiert werden kann, wo sie dann von den neuen Bewohnern ausgesucht<br />

werden können.<br />

„Wo immer es möglich ist, möchten wir Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit<br />

geben, sich an das Thema Sterben und Tod heran zu trauen“, so Leonhard<br />

Wagner, Geschäftsführer des <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s. „Deshalb<br />

erschien es uns passend, die jungen Menschen etwas ganz Konkretes mit<br />

ihrer Hände Arbeit und bei uns im Haus schaffen zu lassen, mit dem sie die<br />

Sterbenden erfreuen.“ Denn das Zimmer, dass die Menschen im <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> beziehen, wird das letzte in ihrem Leben sein. Der Wagen<br />

wurde schön bunt und sehr aufwändig gestaltet, der Phantasie der jungen<br />

Menschen waren dabei keine Grenzen gesetzt. Begleitet wurden die Schüler<br />

während ihrer Arbeit von der Pflegefachkraft des stationären <strong>Hospiz</strong>es Ursula<br />

Grötsch-Franke, die die Schüler sehr behutsam in das Thema Tod und<br />

Sterben auf der <strong>Hospiz</strong>station einführte.<br />

Den jungen Leuten hat die Aktion viel Spaß gemacht und sie waren mit Feuereifer<br />

bei der Sache. „Es war sehr berührend zu sehen, wie viel Freude wir mit<br />

unserer Arbeit den Menschen hier bereitet haben“, erzählt eine Schülerin.


Weitere Informationen unter: http://www.muenchen.phorms.de<br />

33<br />

Fotos: Christiane Sarraj


34<br />

Frische Fahrt<br />

Laue Luft kommt blau geflossen,<br />

Frühling, Frühling soll es sein!<br />

Waldwärts Hörnerklang geschossen,<br />

Mut’ger Augen lichter Schein.<br />

Und das Wirren bunt und bunter<br />

Wird ein magisch wilder Fluß,<br />

In die schöne Welt hinunter<br />

Lockt dich dieses Stromes Gruß.<br />

Und ich mag mich nicht bewahren!<br />

Weit von Euch treibt mich der Wind,<br />

Auf dem Strome will ich fahren,<br />

Von dem Glanze selig blind!<br />

Tausend Stimmen lockend schlagen,<br />

Hoch Aurora flammend weht,<br />

Fahre zu! Ich mag nicht fragen,<br />

Wo die Fahrt zu Ende geht!<br />

Joseph von Eichendorff


Erfahren, was im Leben wirklich zählt<br />

Neuer Mitarbeiter im Team Soziale Arbeit<br />

Immer mehr schwerkranke und sterbende<br />

Menschen werden vom ambulanten Team<br />

zuhause betreut und begleitet. So war es notwendig,<br />

das Team Soziale Arbeit zu<br />

erweitern. Seit 01. Oktober 2012 ergänzt<br />

der Diplom-Sozialpädagoge (FH) Robert<br />

Milbradt das Team des ambulanten<br />

<strong>Hospiz</strong>dienstes:<br />

Mein Name ist Robert Milbradt, ich bin<br />

34 Jahre alt und gebürtiger Münchner.<br />

Nach Abschluss meines Studiums im Sommer<br />

2009 arbeitete ich zunächst in einem<br />

Münchner Sozialbürgerhaus als Bezirkssozialarbeiter<br />

und habe dort schwerpunktmäßig<br />

Familien in unterschiedlichen Problemlagen<br />

unterstützt.<br />

Im Anschluss daran war ich in der Betreuung<br />

von Passagieren und Mitarbeitern am<br />

Münchner Flughafen tätig.<br />

Was hat mich nun zur <strong>Hospiz</strong>arbeit und<br />

zum <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V. geführt?<br />

Es sind, so denke ich, vor allem zwei Themen,<br />

die mich bereits seit mehreren Jahren<br />

beschäftigen: Einerseits (persönlich) die<br />

Frage, wie es gelingen kann, ein – nach<br />

den jeweils eigenen Maßstäben – erfülltes<br />

Leben zu führen. Ein Leben, das einen,<br />

wenn der Zeitpunkt dazu gekommen ist,<br />

einigermaßen zufrieden und im Reinen<br />

mit sich zurückblicken lässt. Andererseits<br />

(beruflich) die Frage, wie es gelingen kann,<br />

herausfordernde und existenzielle Lebensereignisse,<br />

-abschnitte und -umbrüche gut<br />

zu bewältigen. Damit verbunden ist konsequenterweise<br />

sowohl die Frage nach dem<br />

jeweiligen Erleben als auch nach den inneren<br />

wie äußeren Ressourcen und Kraftquellen.<br />

Die Frage nach dem erfüllten Leben stellte<br />

sich mir zum ersten Mal ernsthaft, als ich<br />

mit Anfang 20 den Satz von Dame Cicely<br />

Saunders erstmals las „Wir können dem<br />

Leben nicht mehr Tage geben, aber dem<br />

Tag mehr Leben“. Damals wusste ich allerdings<br />

noch nicht, wer die Person war, die<br />

diesen Satz geäußert hatte und vor welchem<br />

Hintergrund sie dies getan hatte.<br />

Das hat sich in den vergangenen Wochen<br />

geändert. Auch durch die Schilderungen<br />

der haupt- und ehrenamtlichen Kolleginnen<br />

und Kollegen wird mir zunehmend<br />

klar, dass es vermutlich wenige Tätigkeitsfelder<br />

gibt, in denen so intensiv erfahren<br />

35


werden kann, was im Leben wirklich zählt,<br />

wie in der <strong>Hospiz</strong>arbeit.<br />

Die Frage nach der Bewältigung von Lebensereignissen<br />

beschäftigte mich bereits<br />

von Kindheit an. Nach dem Tod meines<br />

Opas mütterlicherseits erlebte ich, dass<br />

meine Mutter über all die Jahre hinweg<br />

diesen Verlust nie verkraftet hatte. Vor drei<br />

Jahren, einen Tag vor Heiligabend, wurde<br />

ich dann völlig unvorhersehbar und unvorbereitet<br />

mit dem Tod meiner Mutter<br />

konfrontiert. Zwei Jahre später starb, nach<br />

36<br />

mehrjähriger Krebserkrankung, die Mutter<br />

meines Freundes, was nicht unvorhergesehen,<br />

aber in Hinblick auf die teils äußerst<br />

schwere Zeit bis dahin, auch nicht<br />

minder schlimm für ihn war. Für meine<br />

jetzige berufliche Arbeit waren dies wichtige<br />

Lebenserfahrungen. Sie haben mich dafür<br />

sensibilisiert, was uns der Verlust an<br />

Gesundheit und schließlich des Lebens<br />

selbst abverlangen, aber auch ein Stück dafür,<br />

was uns helfen kann, diesen Erfahrungen<br />

zu begegnen.<br />

Eine schwarze Katze kreuzt deinen Weg,<br />

was nichts anderes bedeutet,<br />

als dass sie irgendwohin möchte.<br />

Groucho Marx


An den Tod<br />

Halb aus dem Schlummer erwacht,<br />

Den ich traumlos getrunken,<br />

Ach, wie war ich versunken<br />

In die unendliche Nacht!<br />

Tiefes Verdämmern des Seins,<br />

Denkend nichts, noch empfindend!<br />

Nichtig mir selber entschwindend,<br />

Schatte mit Schatten zu eins!<br />

Da beschlich mich so bang,<br />

Ob auch, den Bruder verdrängend,<br />

Geist mir und Sinne verengend,<br />

Listig der Tod mich umschlang.<br />

Schaudernd dacht ich’s, und fuhr<br />

Auf, und schloss mich ans Leben,<br />

Drängte in glühendem Erheben<br />

Kühn mich an Gott und Natur.<br />

Siehe, da hab ich gelebt:<br />

Was sonst, zu Tropfen zerflossen,<br />

Langsam und karg sich ergossen,<br />

Hat mich auf einmal durchbebt.<br />

Oft noch berühre du mich,<br />

Tod, wenn ich in mir zerrinne,<br />

Bis ich mich wieder gewinne<br />

Durch den Gedanken an Dich!<br />

Friedrich Hebbel (1813 – 1863)<br />

37


Aus dem <strong>Verein</strong><br />

Ein großer Erfolg in den letzten Monaten<br />

war, dass der Münchner Stadtrat im<br />

Februar Zuschussanträge des CHV einstimmig<br />

genehmigt hat. Die Anträge<br />

hatten wir Ende letzten Jahres beim Gesundheitsreferat<br />

der Stadt München für<br />

die Förderung des Fallmanagements, der<br />

sozialen Arbeit im stationären <strong>Hospiz</strong><br />

sowie die ambulante hospizliche und<br />

palliative Beratung von geriatrischen Patienten<br />

und Menschen mit Behinderungen<br />

gestellt. Im Zusammenhang mit diesen<br />

Anträgen war es unseren Vorständen<br />

und Leitungskräften gelungen, den Vertretern<br />

der Stadt zu verdeutlichen, dass<br />

die <strong>Hospiz</strong>arbeit einen wichtigen Teil<br />

der kommunalen Daseinsvorsorge ausmacht.<br />

Der Zuschuss der Stadt bedeutet<br />

eine erhebliche Verbesserung der finanziellen<br />

Basis des CHV, mit der auch in<br />

Zukunft grundsätzlich gerechnet werden<br />

kann.<br />

In unserem stationären <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> lag die Belegung im Jahr 2012<br />

im Durchschnitt bei 90,67 %. Eine 85<br />

%ige Belegung wäre schon sehr gut gewesen,<br />

eine Belegung über 90% – wie sie<br />

geschafft wurde – ist hervorragend und<br />

nur durch das hohe Engagement unserer<br />

Mitarbeiter möglich geworden.<br />

Die neuen Verhandlungen mit den<br />

Kassen für das stationäre <strong>Hospiz</strong> sind<br />

inzwischen abgeschlossen und eine <strong>Verein</strong>barung<br />

getroffen. Seit 01.12.2012<br />

liegt der neue tagesbezogene Bedarfssatz<br />

– von dem wir 90% abrechnen können –<br />

bei 325,62 E, was ein sehr zufriedenstellendes<br />

Ergebnis ist.<br />

38<br />

Die Nachfrage nach unseren ambulanten<br />

Diensten ist in den letzten Monaten<br />

noch einmal angestiegen und steigt weiter<br />

an. Aus Kapazitätsgründen muss deshalb<br />

seit Herbst immer wieder mit Aufnahmestopps<br />

gearbeitet werden, wenn<br />

das ambulante Team an seine Kapazitätsgrenzen<br />

kommt. Die langen Fahrtwege<br />

im Stadtgebiet kosten viel Zeit. Unser<br />

ambulanter Bereich hat in den letzten<br />

Monaten einen spürbaren Zuwachs an<br />

ambulanten Begleitungen gestemmt,<br />

längere Ausfallzeiten unter den Kollegen<br />

aufgefangen, und es trotzdem geschafft,<br />

die Qualität der Arbeit auf konstant hohem<br />

Niveau zu halten. Im September<br />

wird das Team um eine weitere halbe<br />

Stelle aufgestockt.<br />

Ein Teil des Zuschusses der Stadt München<br />

betrifft die ambulante hospizliche<br />

und palliative Beratung von Menschen<br />

mit Behinderung bzw. Einrichtungen<br />

der Behindertenhilfe. Dieses Angebot<br />

wird nun konzeptionell geplant. Mit<br />

dem Monsignore-Bleyer-Haus für Menschen<br />

mit geistiger Behinderung in Pasing<br />

haben wir bereits ein Implementierungsprojekt<br />

begonnen.<br />

Der CHV möchte außerdem in einem<br />

Versuchsprojekt prüfen, ob die Verbände<br />

und Träger der hospizlichen und palliativmedizinischen<br />

Einrichtungen und<br />

Dienste in München eine engere Zusammenarbeit<br />

wünschen. Der Erzbischöfliche<br />

<strong>Hospiz</strong>- und Palliativfonds hat bereits<br />

zugesagt, die Aufbauphase eines<br />

solchen Münchner <strong>Hospiz</strong>- und Palliativbündnisses<br />

zum Teil zu fördern. Im


nächsten Schritt planen wir mit anderen<br />

Verbänden und Trägern in München<br />

über eine Zusammenarbeit und Finanzierungsmöglichkeiten<br />

zu sprechen.<br />

Im Rahmen der ARD Themenwoche<br />

„Leben mit dem Tod“ im November hat<br />

der Bayerische Rundfunk den Film<br />

„Blaubeerblau“ bei einer Veranstaltung<br />

im ARRI-Kino in München vorgestellt,<br />

bei der Frau Westrich einen sehr interessanten<br />

Redebeitrag hielt. Im Rahmen<br />

der Öffentlichkeitsarbeit des CHV erschien<br />

außerdem im November in der<br />

Zeitschrift „Bild der Frau“ ein Artikel<br />

zur <strong>Hospiz</strong>arbeit mit großen Anteilen<br />

über den CHV. Im Februar erschien zudem<br />

ein Artikel in der Süddeutschen<br />

Zeitung, der die Geschichte eines Bewohners<br />

in unserem <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />

mit der Würdigung der Arbeit des<br />

CHV verband. Schließlich wurde in<br />

dem Artikel auch deutlich, dass die <strong>Hospiz</strong>versorgung<br />

noch längst nicht durch<br />

öffentliche Mittel bzw. Mittel des Gesundheitssystems<br />

finanziert ist, sondern<br />

die <strong>Hospiz</strong>bewegung einen großen Teil<br />

der Kosten immer noch selber tragen<br />

muss.<br />

Im Redaktionsteam unseres Mitgliederzeitschrift<br />

„CHV aktuell“, das Sie in<br />

Händen halten, hat Herr Uve Hirsch die<br />

Leitung abgegeben. Wir danken Herrn<br />

Hirsch für die jahrelange hervorragende<br />

und ehrenamtliche Arbeit und freuen<br />

uns, dass er zugesagt hat weiterhin im<br />

Team mitzuarbeiten. Die organisatorische<br />

Leitung wird künftig unser Kollege<br />

Herr Biersack übernehmen, den viele<br />

von Ihnen von seiner einfühlsamen Tätigkeit<br />

am Empfang unseres Christopho-<br />

rus-Hauses kennen werden. Neu im Redaktionsteam<br />

sind außerdem die frühere<br />

CHV-Vorsitzende Frau Dr. Schmidt und<br />

Frau Rommé aus unserem Team Soziale<br />

Arbeit. Wir freuen uns über die Verstärkung!<br />

Im Dezember veranstaltete das Referat<br />

für Gesundheit und Umwelt (RGU) der<br />

Stadt München einen Fachtag zum<br />

Thema Palliativgeriatrie. Unter anderem<br />

übernahm dabei der CHV, der seit<br />

Jahren einen Palliativ-Geriatrischen<br />

Dienst betreibt und im letzten Jahr ein<br />

Buch zur Palliativen Geriatrie veröffentlich<br />

hat, eine wichtige Rolle. Für das<br />

Jahr 2013 plant das RGU voraussichtlich<br />

einen Fachtag zur <strong>Hospiz</strong>- und Palliativversorgung<br />

von Menschen mit Behinderung.<br />

Ende Februar ging unsere langjährige<br />

Kollegin Frau Brigitta Kofler in den<br />

wohlverdienten Ruhestand. Sie war in<br />

den letzten Jahren sowohl mit der Soziarbeit<br />

im stationären <strong>Hospiz</strong> als auch<br />

mit Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit<br />

betraut. Wir danken ihr für ihre engagierte<br />

Arbeit und wünschen ihr alles Gute<br />

für den nun kommenden Lebensabschnitt.<br />

Die Sozialarbeit im stationären<br />

<strong>Hospiz</strong> wird seitdem von Frau Fröhlich<br />

übernommen. Außerdem freuen wir<br />

uns, dass seit April Frau Birgit Reindl<br />

als neue Kollegin unser ambulantes<br />

Team verstärkt.<br />

Schließlich darf ich Sie noch darüber informieren,<br />

dass ein Mitglied unseres<br />

Stifterkreises, Herr Ernst Hafner, uns in<br />

den letzten Monaten sowohl ein Auto als<br />

auch die Kosten für ein Hochbeet mit<br />

39


einer Pergola im Garten gespendet hat.<br />

Unser wachsender ambulanter Bereich<br />

kann das Fahrzeug gut gebrauchen. Wir<br />

freuen uns darauf, wenn die Pergola unseren<br />

Bewohnern, Mitarbeitern und Ehrenamtlichen<br />

im Sommer ein schattiges<br />

40<br />

Plätzchen bieten und das Beet unseren<br />

Garten verschönern wird.<br />

Herzlichen Dank dafür!<br />

Ihr Leonhard Wagner<br />

Geschäftsführer<br />

Foto: Inge Scheller


Stifterkreis<br />

Stiftungen gibt es wie Sand am Meer.<br />

Neben den Stiftungen, die Sport, Wissenschaft<br />

oder Kultur fördern, gibt es viele<br />

Stiftungen, die zur Linderung von persönlichen<br />

Notlagen von Menschen errichtet<br />

werden, so z.B. bei Verlust der Arbeit, in<br />

persönlichen Krisen, bei Natur-Katastrophen,<br />

Krieg oder Bürgerkriegen, Hungersnöten<br />

oder für Bevölkerungsgruppen,<br />

meist in Entwicklungsländern, die sich<br />

nicht selbst helfen können oder auch durch<br />

die Raster von anderen sozialen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

fallen. Altersarmut,<br />

Migrationsprobleme, geistige oder körperliche<br />

Einschränkungen sind einige Stichworte<br />

dazu. Vielfach sind es Stiftungen, die<br />

sich zuvorderst um Kinder kümmern. Ihnen<br />

zu helfen, ihnen einen gelungenen<br />

Start ins Leben zu ermöglichen oder ihre<br />

unverschuldete Not zu lindern, ist für viele<br />

Menschen ein wichtiges Anliegen, wenn sie<br />

daran denken, eine Stiftung zu errichten.<br />

Stiftungszwecke sind bindend<br />

Menschen, die eine Stiftung gründen, legen<br />

in der Stiftungssatzung fest, für welche<br />

Zwecke sie ihre Stiftung errichten wollen.<br />

Dieser Stiftungszweck ist später bindend<br />

für die Unterstützung von Projekten und<br />

Fördermaßnahmen. Da eine Stiftung normalerweise<br />

nicht nur für eine bestimmte<br />

Zeit gegründet wird, sondern sozusagen<br />

für die Ewigkeit, ist es sinnvoll, diesen Stiftungszweck<br />

nicht zu eng zu fassen. Zeiten<br />

ändern sich, neue Strukturen entstehen,<br />

die die Stifterin, der Stifter heute vielleicht<br />

noch nicht absehen können, die aber<br />

durchaus den damals von ihnen beabsichtigten<br />

Fördergründen entsprechen wür-<br />

den. Eine Stiftung, die beispielweise im<br />

19. Jahrhundert errichtet wurde, um<br />

„Dienstmädchen, die ein lediges Kind“<br />

haben, zu unterstützen, ist vielleicht ein<br />

Beispiel für einen Stiftungszweck, der heute<br />

so nicht oder kaum noch sinnvoll ist.<br />

Gründe für eine <strong>Hospiz</strong>stiftung<br />

Wer eine Stiftung zur Unterstützung für<br />

<strong>Hospiz</strong>e und <strong>Hospiz</strong>vereine gründet, hat<br />

hierfür meist mehrere Beweggründe. Da<br />

gibt es das Anliegen, schwerstkranken und<br />

sterbenden Menschen den notwendigen<br />

Raum, die gewünschte Fürsorge, Pflege<br />

und Unterstützung zu verschaffen, die sie<br />

ganz individuell benötigen. Manchmal ist<br />

das eigene Erleben von schweren, traumatisch<br />

verlaufenden Sterbesituationen<br />

bei Angehörigen und Freunden der Auslöser<br />

für den Wunsch, eine <strong>Hospiz</strong>stiftung<br />

zu gründen, um bessere und geeignetere<br />

Bedingungen für Sterbende zu realisieren.<br />

Für andere Menschen ist es wiederum<br />

wichtig, ortsnah und dadurch jederzeit<br />

überprüfbar ihr Geld für eine Stiftung zu<br />

verwenden, die ihnen sinnvoll erscheint<br />

und ihren ethischen Vorstellungen entspricht.<br />

<strong>Hospiz</strong>-Stiftungen geht es nicht so sehr<br />

darum, einen speziellen Menschen mit seinen<br />

Nöten zu unterstützen, es geht um die<br />

Begleitung sterbender Menschen insgesamt.<br />

Sie fördern und unterstützen die damit<br />

verbundene gesellschaftliche Aufgabe,<br />

Menschen auf ihrem letzten Lebensweg<br />

nicht alleine zu lassen, sondern sie ganz besonders<br />

in den Fokus zu nehmen. Die dazu<br />

notwendige Struktur schaffen bundes-<br />

41


weit <strong>Hospiz</strong>vereine, die auf die finanzielle<br />

Unterstützung von Stiftungen und Spendern<br />

angewiesen sind. Da der <strong>Hospiz</strong>gedanke<br />

in Deutschland relativ jung ist (es<br />

gibt ihn seit etwa 1983), gibt es noch nicht<br />

so viele Stiftungen, deren Zweck die Unterstützung<br />

von <strong>Hospiz</strong>arbeit ist. Wir sind<br />

deshalb sehr dankbar, dass der Stifterkreis<br />

<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> München mit sechs<br />

Stiftungen und den dahinter stehenden<br />

Stifterinnen und Stiftern interessiert, engagiert<br />

und tatkräftig dazu beiträgt, dass unsere<br />

Arbeit bei den schwerstkranken Menschen<br />

und ihren Angehörigen gut und<br />

kontinuierlich überhaupt möglich ist.<br />

Ein neuer Küchenherd fürs <strong>Hospiz</strong> –<br />

eine Stiftung hilft<br />

Neben der notwendigen Betreuung, Pflege<br />

und Versorgung sind es viele zusätzliche<br />

Facetten, mit denen wir durch unsere Stiftungserträge<br />

unsere Arbeit erweitern und<br />

Termine<br />

Information und Beratung zur Patientenverfügung<br />

Viele Menschen möchten Vorsorge treffen für den Fall, dass sie durch Unfall, Krankheit<br />

oder Alter nicht mehr in der Lage sind, ihren Willen zu äußern und selbstständig zu entscheiden.<br />

Wir bieten ein offenes Angebot für alle Interessierten zu Fragen der Patientenverfügung<br />

und Vorsorge-Vollmacht. Jeweils am letzten Mittwoch im Monat von 10:00 bis<br />

12:00 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />

29. Mai 2013<br />

26. Juni 2013<br />

Erfahrene Mitarbeiter/innen unseres Teams informieren Sie an diesen Vormittagen, was<br />

Sie beachten sollten und gehen auf Ihre individuellen Fragen ein.<br />

Teilnahmegebühr: 5 Euro (für Mitglieder 3 Euro)<br />

42<br />

31. Juli 2013<br />

28. August 2013<br />

bereichern können. Hierzu gehören spirituelle<br />

und seelsorgerische Begleitung,<br />

Atemtherapie, Musiktherapie, Aromapflege,<br />

spezielle Lagerungsstühle, Pflegebetten<br />

und – wie erst kürzlich – die<br />

Anschaffung eines großen neuen Küchenherdes.<br />

Unser bisheriger gab nach beinahe<br />

siebenjährigem Dauerbetrieb seinen Geist<br />

endgültig auf. Wochenlang improvisierten<br />

unsere Hauswirtschaftskräfte mit einzelnen<br />

Kochplatten, die ein wenig an eine<br />

Campingplatzsituation erinnerten, bis<br />

endlich das neue Prunkstück geliefert werden<br />

konnte. Nun gibt es neben dem täglich<br />

frisch zubereiteten Auswahlessen<br />

mittags und abends auch wieder die köstlichen<br />

selbstgebackenen Kuchen und Torten,<br />

die unsere Bewohner/innen, aber auch<br />

unsere Besucher genussvoll zu Kaffee und<br />

Tee genießen.<br />

Angelika Westrich<br />

25. September 2013<br />

30. Oktober 2013<br />

27. November 2013


Vorträge<br />

Testament, Erbe und<br />

Besteuerung des Nachlasses<br />

Montag, 08. Juli 2013<br />

jeweils von 18:30 – 20:00 Uhr<br />

Offene Führungen im <strong>Christophorus</strong>-Haus 2013<br />

Das <strong>Christophorus</strong>-Haus vereint alle ambulanten und stationären Angebote des <strong>Christophorus</strong><br />

<strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong>s e.V. unter einem Dach. Mit den offenen Führungen vermitteln<br />

wir Interessierten einen Einblick in unser Haus und unsere Arbeit.<br />

15. Mai 2013 10:00 – 12:00 Uhr<br />

03. Juli 2013 18:00 – 20:00 Uhr<br />

04. Sep. 2013 14:00 – 16:00 Uhr<br />

09. Okt. 2013 10:00 – 12:00 Uhr<br />

06. Nov. 2013 18:00 – 20:00 Uhr<br />

jeweils am Mittwoch<br />

Interesse an ehrenamtlicher Mitarbeit?<br />

An diesen Tagen stellen wir Ihnen Möglichkeiten vor, sich im <strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong><br />

<strong>Verein</strong> zu engagieren:<br />

Montag, 15. Juli 2013<br />

Donnerstag, 17. Oktober 2013<br />

von 17:00 bis 18:30 Uhr<br />

Offener Trauertreff<br />

Patientenverfügung und<br />

Vorsorgevollmacht<br />

Montag, 14. Oktober 2013<br />

Der CHV bietet trauernden Menschen Unterstützung an. Der offene Gesprächskreis<br />

findet zweimal monatlich, jeweils dienstags um 15:00 Uhr statt.<br />

Termine und Anmeldung unter Telefonnummer 089/ 13 07 87- 0<br />

43


Einführungsseminare 2013<br />

Wochenendseminare<br />

Jeweils Samstag 10:00 bis 18:00 Uhr und Sonntag 10:00 bis 17:00 Uhr<br />

WS 2<br />

16./17. November 2013<br />

Abendseminar<br />

04. November bis 09. Dezember 2013,<br />

sechs Montagabende von 18:30 Uhr bis 21:00 Uhr – (außer Rosenmontag)<br />

Kursgebühr für alle Seminare beträgt 60 Euro (50 Euro für Mitglieder)<br />

Alle Kurse finden im <strong>Christophorus</strong>-Haus, Effnerstraße 93, statt.<br />

Bitte melden Sie sich zu den Seminaren frühzeitig schriftlich an über die Internetseite<br />

www.chv.org oder per Mail: bildung@chv.org oder per Telefon: 089 / 13 07 87- 0<br />

Alle oben genannten Veranstaltungen finden in den Räumen des CHV statt.<br />

MVG: U 4 Endstation Arabellapark, 15 Minuten Fußweg über Normannenplatz;<br />

oder: Tram 16 bis Arabellastraße;<br />

oder: Tram 18 bis Effnerplatz, ca. 15 Minuten Fußweg Effnerstraße;<br />

oder: Bus 188 Haltestelle Odinstraße, ca. 5 -10 Minuten zu Fuß<br />

44<br />

Impressum<br />

CHV aktuell erscheint zweimal jährlich und wird herausgegeben vom<br />

<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V., München.<br />

Redaktion: Heinz Biersack, Irene Braun, Julia Hagmeyer, Uve Hirsch, Helmut Nadler, Ingrid Pfuner,<br />

Inge Scheller (v.i.S.d.P.), Dr. Sieglinde Schmidt, Leonhard Wagner und Angelika Westrich<br />

Layout und Herstellung: Helmut Nadler<br />

Anzeigenleitung: Helga Ostermeier, Tel. (08441) 80 57 37, 0160-580 67 98<br />

Die nächste Ausgabe von CHV aktuell ist für November 2013 vorgesehen.<br />

Geplanter Schwerpunkt: „Mitleiden, mittragen – Angehörige”<br />

Redaktionsschluss: 15. September 2013<br />

<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V., Effnerstraße 93, 81925 München,<br />

Tel.( 089) 13 07 87-0, Fax 13 07 87-13; www.chv.org; info@chv.org<br />

Bürozeiten: Montag bis Freitag von 9:00 bis 16:30 Uhr<br />

Sozialbank München, Konto Nr. 98 555 00, BLZ 700 205 00<br />

Commerzbank München, Konto Nr. 42 42 111, BLZ 700 400 41<br />

HOSPIZ


Einführungsseminare 2013<br />

Wochenendseminare<br />

Jeweils Samstag 10:00 bis 18:00 Uhr und Sonntag 10:00 bis 17:00 Uhr<br />

WS 2<br />

16./17. November 2013<br />

Abendseminar<br />

04. November bis 09. Dezember 2013,<br />

sechs Montagabende von 18:30 Uhr bis 21:00 Uhr – (außer Rosenmontag)<br />

Kursgebühr für alle Seminare beträgt 60 Euro (50 Euro für Mitglieder)<br />

Alle Kurse finden im <strong>Christophorus</strong>-Haus, Effnerstraße 93, statt.<br />

Bitte melden Sie sich zu den Seminaren frühzeitig schriftlich an über die Internetseite<br />

www.chv.org oder per Mail: bildung@chv.org oder per Telefon: 089 / 13 07 87- 0<br />

Alle oben genannten Veranstaltungen finden in den Räumen des CHV statt.<br />

MVG: U 4 Endstation Arabellapark, 15 Minuten Fußweg über Normannenplatz;<br />

oder: Tram 16 bis Arabellastraße;<br />

oder: Tram 18 bis Effnerplatz, ca. 15 Minuten Fußweg Effnerstraße;<br />

oder: Bus 188 Haltestelle Odinstraße, ca. 5 -10 Minuten zu Fuß<br />

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Impressum<br />

CHV aktuell erscheint zweimal jährlich und wird herausgegeben vom<br />

<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V., München.<br />

Redaktion: Heinz Biersack, Irene Braun, Julia Hagmeyer, Uve Hirsch, Helmut Nadler, Ingrid Pfuner,<br />

Inge Scheller (v.i.S.d.P.), Dr. Sieglinde Schmidt, Leonhard Wagner und Angelika Westrich<br />

Layout und Herstellung: Helmut Nadler<br />

Anzeigenleitung: Helga Ostermeier, Tel. (08441) 80 57 37, 0160-580 67 98<br />

Die nächste Ausgabe von CHV aktuell ist für November 2013 vorgesehen.<br />

Geplanter Schwerpunkt: „Mitleiden, mittragen – Angehörige”<br />

Redaktionsschluss: 15. September 2013<br />

<strong>Christophorus</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>Verein</strong> e.V., Effnerstraße 93, 81925 München,<br />

Tel.( 089) 13 07 87-0, Fax 13 07 87-13; www.chv.org; info@chv.org<br />

Bürozeiten: Montag bis Freitag von 9:00 bis 16:30 Uhr<br />

Sozialbank München, Konto Nr. 98 555 00, BLZ 700 205 00<br />

Commerzbank München, Konto Nr. 42 42 111, BLZ 700 400 41<br />

HOSPIZ

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