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großen Aufgaben der Bundeswehr in den Jahren 1955 bis 1990. Damals war sie Element<br />
der Abschreckung des Westens gegen eine militärische Bedrohung seitens des Warschauer<br />
Pakts, und zugleich war es ihre Aufgabe, die Unversehrtheit des Territoriums<br />
der Bundesrepublik und ihrer Verbündeten gegen einen Angriff zu bewahren oder wenigstens<br />
wiederherzustellen. Der Abschreckungsauftrag besaß dabei eindeutige Priorität:<br />
Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen und Der Ernstfall ist der Frieden lauteten<br />
die entsprechenden Slogans.<br />
Dies hat sich verändert. Bei Friedensmissionen werden die Soldaten auch kämpfen müssen;<br />
allerdings müssen sie auch vieles mehr können. Friedensmissionen setzen ein verändertes,<br />
nämlich um etliche Komponenten erweitertes Selbst- und Berufsbild vom Soldaten<br />
voraus.<br />
2.2. Das neue Bild des Soldaten<br />
Weil Globalisierung kein überall sich mit der gleichen Intensität durchsetzender Vorgang<br />
ist, darf man bei seinen Reflexionen über die durch sie bewirkten Veränderungen<br />
nicht aus dem Auge verlieren, daß auch in Zukunft eine große Zahl überlieferter Institutionen<br />
und Verhaltensweisen weiterbestehen bzw. weiter attraktiv sein werden. Insofern<br />
sind die vor uns liegenden Jahrzehnte von einer unebenen Gleichzeitigkeit gekennzeichnet,<br />
gerade auch im Bereich des Einsatzes gewaltsamer Mittel zur Durchsetzung politischer<br />
Interessen.<br />
Dies sei einem Porträt der „neuen Streitkräfte" vorausgeschickt, das vor einiger Zeit mit<br />
einiger Emphase von dem Schweizer Militärschriftsteller Gustav Däniker gezeichnet<br />
wurde. Es handelt sich dabei um die Streitkräfte von westlichen, demokratischen Staaten<br />
mit weltpolitischen Ordnungsfunktionen.<br />
Däniker faßt seine Vorstellung über den „Paradigmenwechsel im strategischen Denken"<br />
in sieben Thesen zusammen. Sie werden hier leicht umformuliert und so zusammengefaßt:<br />
Streitkräfte müssen Präventions-, Interventions- und Ordnungsfunktionen erfüllen können;<br />
Abschreckungs- und Kampfaufgaben rücken an die zweite Stelle. Der Einsatz der<br />
Streitkräfte zielt nicht auf den militärischen Sieg, vielmehr auf die Schaffung einer Konstellation,<br />
in welcher es den verfeindeten Parteien möglich wird, zu einem politischen<br />
modus vivendi zu gelangen. Der Endzweck des militärischen Einsatzes (der intervenierenden<br />
Parteien) liegt in der Aussöhnung der Kriegsgegner. Das impliziert eine engstmögliche<br />
Verknüpfung von militärischen mit politischen Aspekten der Aktion. Auch<br />
rangniedrige Soldaten müssen die politische Komplexität ihres Einsatzes erkannt haben<br />
und sich ihr entsprechend verhalten. Flexibilität und Multifunktionalität sind deshalb<br />
ebenso wichtig wie Feuerkraft und Gefechtsfeldbeweglichkeit. Im übrigen überschneiden<br />
sich Einsätze dieser Art mit denen von Gendarmerien und Polizisten. „Die Mission<br />
des Soldaten des 21. Jahrhunderts heißt: Schützen, Helfen, Retten! Sein Leitbild ist sein<br />
immer gezielterer und wirksamerer Beitrag an der Friedenswahrung oder Friedenswiederherstellung<br />
sowie an der Sicherung eines lebenswerten Daseins der Völker." 19<br />
19 Gustav Däniker, Wende Golfkrieg. Vom Wesen und Gebrauch künftiger Streitkräfte, Frankfurt/<br />
Main 1992, 170f.<br />
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