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Höhere Verfügbarkeit für X-WiN-Anschlüsse

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8 | DFN Mitteilungen Ausgabe 75 | November 2008 | WISSENSCHAFTSNETZ<br />

<strong>Höhere</strong> <strong>Verfügbarkeit</strong> <strong>für</strong><br />

X-<strong>WiN</strong>-<strong>Anschlüsse</strong><br />

Seit Inbetriebnahme des X-<strong>WiN</strong> wurden vielfältige Anstrengungen unter-<br />

nommen, um den DFN-Nutzern einen leistungsfähigen und zuverlässigen<br />

Zugang zum Internet bereitzustellen. Waren die bisherigen Aktivitäten mit der<br />

redundanten Auslegung der Routerkomponenten, der doppelten Anbindung<br />

der X-<strong>WiN</strong>-Standorte oder der sicheren Stromversorgung auf das „Innere“<br />

des X-<strong>WiN</strong> gerichtet, werden mit der Leistungssteigerung 2009 nun die Zugangsverbindungen<br />

zu den Anwendern in den Mittelpunkt gestellt.<br />

Text: Hans-Martin Adler, Thomas Schmid<br />

Hauptleitung (HL)<br />

KR<br />

Anwender-LAN<br />

XR A XR B<br />

Nebenleitung (NL)<br />

Abb 1: Redundanter Anwenderanschluss am X-<strong>WiN</strong>


Ausgangssituation<br />

In der Regel sind die <strong>Anschlüsse</strong> <strong>für</strong> den<br />

DFNInternet-Dienst einfach mit einer<br />

Zugangsleitung an den nächsten X-<strong>WiN</strong>-<br />

Standort angebunden. Obwohl die Zuverlässigkeit<br />

der Zugangsleitungen sehr<br />

hoch ist und durch die aktive Überwachung<br />

der <strong>Anschlüsse</strong> eine schnelle Entstörung<br />

garantiert ist, führt der Ausfall<br />

dieser Verbindung immer zu einem Konnektivitätsverlust<br />

der Einrichtung. Einige<br />

Einrichtungen haben deshalb zur Sicherung<br />

ihres Zugangs den Backup-Dienst<br />

des DFN-Vereins oder zusätzliche Internetzugänge<br />

genutzt. Mit der Ausschreibung<br />

der Zugangsleitungen im vergangenen<br />

Jahr wurden die Anbieter aufgefordert,<br />

jeweils auch Angebote zu den<br />

benachbarten X-<strong>WiN</strong>-Standorten abzugeben.<br />

In Auswertung dieser Angebote<br />

konnte entschieden werden, dass ab 2009<br />

der Standardanschluss <strong>für</strong> den DFNInternet-Dienst<br />

mit einer doppelten Anbindung<br />

angeboten werden kann. Mit den<br />

Anbietern wurde vereinbart, dass die jeweils<br />

zweite Anbindung möglichst redundant<br />

ausgeführt wird und die dadurch<br />

entstehenden Kosten durch den DFN-Verein<br />

getragen werden.<br />

Für den Regelanschluss (I-Kategorie)<br />

des DFNInternet-Dienstes werden vom<br />

Kundenrouter (KR) des Anwenders zwei<br />

Zugangsleitungen (Hauptleitung und<br />

Nebenleitung) zu verschiedenen Kernnetzknoten<br />

des X-<strong>WiN</strong> geführt (siehe Abbildung<br />

1). Für einen Clusteranschluss<br />

(CI-Kategorie) schließt der DFN-Verein den<br />

Clusterrouter mit einer Haupt- und einer<br />

Nebenleitung ebenfalls an zwei unterschiedliche<br />

Kernnetzknoten an. Nutzer<br />

der Portanschlüsse (PI-Kategorien) erhalten<br />

an einem anderen X-<strong>WiN</strong>-Knoten<br />

einen zweiten Port. Anwender direkt an<br />

einem Kernnetzstandort können einen<br />

zweiten Anschluss oder eine Wellenlänge<br />

zu einem anderen Standort nutzen.<br />

Bei Anwendern, die bereits mehrere einfach<br />

angebundene <strong>Anschlüsse</strong> besitzen,<br />

kann geprüft werden, ob die angestrebte<br />

Redundanz besser durch eine interne Ver-<br />

bindung zwischen diesen Standorten rea-<br />

lisiert werden kann. Für diese Nutzung<br />

der Nebenleitung werden zwei grundlegende<br />

Szenarien vorgeschlagen: Nutzung<br />

der Nebenleitung als Backup-Zugang<br />

oder Nutzung im laufenden Betrieb.<br />

Anwender, die diese Angebote nicht nutzen<br />

möchten, erhalten 2009 eine höhere<br />

Bandbreite.<br />

Grundlagen<br />

Im X-<strong>WiN</strong> erfolgte das Routing mit den<br />

Anwendern über den bisherigen Standardanschluss<br />

statisch über die Zugangsleitung<br />

zwischen X-<strong>WiN</strong>-Router (XR) und<br />

Kundenrouter (KR). Für die Nutzung der<br />

Nebenleitung wurde als günstigste Möglichkeit<br />

das Border Gateway Protokoll<br />

(BGP, RFC4271) <strong>für</strong> das Routing ausgewählt.<br />

Dieses Protokoll beschreibt, wie<br />

Router untereinander die <strong>Verfügbarkeit</strong><br />

von Verbindungswegen zwischen den<br />

Netzen autonomer Systeme („AS“) propagieren.<br />

Das Border Gateway Protokoll hat<br />

den Vorteil, dass es auch <strong>für</strong> die Annoncierung<br />

von Netzen innerhalb eines ASes<br />

(internes BGP, iBGP) angewendet werden<br />

kann. Die Anwender erhalten deshalb<br />

vom DFN-Verein ein privates autonomes<br />

System. Der DFN-Verein verwendet die<br />

WISSENSCHAFTSNETZ | DFN Mitteilungen Ausgabe 75 |<br />

AS-Nummer 680. Die folgenden Beispiele<br />

zeigen, wie mit diesem Protokoll die redundanten<br />

Anbindungen genutzt werden<br />

können.<br />

Szenario 1: Nutzung<br />

der Nebenleitung als Backup<br />

Die Nutzung der Nebenleitung erfolgt nur<br />

dann, wenn die Hauptleitung gestört ist.<br />

Für dieses Szenario gelten folgende Regeln:<br />

• Die Nebenleitung verfügt über 1/3 der<br />

Bandbreite der Hauptleitung.<br />

• Die Zugangsleitungen enden beim Anwender<br />

auf einem oder zwei Routern.<br />

• Der Anwender bekommt vom DFN-NOC<br />

eine AS-Nummer aus dem privaten Bereich<br />

zugeteilt.<br />

• Der Anwender annonciert seine Adressbereiche<br />

über eBGP an das X-<strong>WiN</strong>. Der<br />

DFN-Verein stellt eine unterschiedliche<br />

Gewichtung <strong>für</strong> den Haupt- und den<br />

Backup-Weg mit Hilfe von MEDs (Multi<br />

Exit Discriminator) ein.<br />

• Der DFN-Verein annonciert dem Anwender<br />

eine Default-Route 0.0.0.0/0 bzw.<br />

::/0. Die Gewichtung der Default-Route<br />

über den Haupt- und Backup-Weg wird<br />

vom DFN-Verein mit Hilfe von MEDs realisiert.<br />

9


10 | DFN Mitteilungen Ausgabe 75 | November 2008 | WISSENSCHAFTSNETZ<br />

Nebenleitung:<br />

IP 188.1.100.5<br />

IPv6: 2001:638:c:bbbb:::1/64<br />

Nebenleitung:<br />

IP 188.1.100.6<br />

IPv6: 2001:638:c:bbbb:::2/64<br />

Abb 2: Beispielkonfiguration <strong>für</strong> Szenario 1 mit zwei Kundenroutern<br />

eBGP<br />

KR2 Loopback:<br />

IP 103.10.10.2/32<br />

IPv6: 2001:638:1234:::2/128<br />

• Darüber hinaus werden keine Maßnahmen<br />

zur Verteilung des Verkehrs über<br />

die <strong>Anschlüsse</strong> getroffen.<br />

Da Ethernet-Verbindungen in der Regel<br />

keine Signalisierung über die <strong>Verfügbarkeit</strong><br />

einer Ende-zu-Ende Beziehung bereitstellen,<br />

werden auf DFN-Seite nicht die<br />

default BGP Timer-Einstellung (Keepalive<br />

60s, Hold Time 180s) verwendet.<br />

Damit bei einem Ausfall einer Leitung<br />

das Umrouten schnell erfolgen kann, wird<br />

die BGP Session auf DFN-Seite mit kürzeren<br />

Timer-Einstellungen konfiguriert.<br />

D.h. bei einer Leitungsstörung, die nicht<br />

zu einem ‚Interface down‘ führt, wird das<br />

Routing i.d.R. nach ca. 20s auf den Backup-Weg<br />

geschaltet. Kleinere Timer-Einstellungen<br />

werden von den Herstellern<br />

nicht empfohlen.<br />

Wenn das Interface auf beiden Seiten<br />

‚down‘ geht, geschieht das Umrouten<br />

unabhängig von den Timer-Einstellungen<br />

sofort. Auf Seiten des Anwenders sind<br />

hier<strong>für</strong> keine Konfigurationsänderungen<br />

notwendig.<br />

X-<strong>WiN</strong><br />

iBGP<br />

LAN<br />

eBGP<br />

KR1 Loopback:<br />

IP 103.10.10.2/32<br />

IPv6: 2001:638:1234:::1/128<br />

Hauptleitung:<br />

IP 188.1.100.1<br />

IPv6: 2001:638:c:aaaa:::1/64<br />

Hauptleitung:<br />

IP 188.1.100.2<br />

IPv6: 2001:638:c:aaaa:::2/64<br />

Falls der Kundenrouter darüber hinaus<br />

weitere Mechanismen zur schnellen<br />

Routingkonvergenz wie z.B. BFD (Bidirectional<br />

Forwarding Detection, IETF draft)<br />

unterstützt, können diese nach Prüfung<br />

durch das NOC eingesetzt werden.<br />

Die Firewall-Einstellungen des Anwenders<br />

müssen so angepasst sein, dass<br />

der BGP-Verkehr (TCP destination Port<br />

179, source Port beliebig) eingehend und<br />

ausgehend zwischen den Adressen der<br />

Zugangsleitungen erlaubt ist.<br />

Abbildung 2 zeigt eine Beispielkonfiguration<br />

mit zwei Kundenroutern im LAN<br />

des Anwenders.<br />

Szenario 2: Nutzung der<br />

Nebenleitung im laufenden<br />

Betrieb<br />

Der Anwender hat die Möglichkeit, beide<br />

Zugangsleitungen im laufenden Betrieb<br />

<strong>für</strong> Produktionsverkehr zu nutzen. Der<br />

DFN-Verein unternimmt in diesem Fall<br />

allerdings keinerlei Maßnahmen zur Ver-<br />

teilung des Verkehrs über die beiden Leitungen.<br />

Die Lastverteilung kann sinnvoll<br />

nur vom Teilnehmer selbst vorgenommen<br />

werden, denn nur er weiß, wie sich sein<br />

Verkehr auf die unterschiedlichen Adressbereiche<br />

verteilt. Wenn sich der Anwender<br />

<strong>für</strong> dieses Szenario entscheidet, teilt<br />

er dies dem DFN-NOC mit, damit die Gewichtung<br />

der Routen auf DFN-Seite deaktiviert<br />

werden kann.<br />

Für dieses Szenario besteht die Möglichkeit,<br />

über die beiden BGP Sessions jeweils<br />

Teilnetze mit unterschiedlichen Gewichtungen<br />

(MEDs) zu annoncieren. Dies betrifft<br />

die Verkehrsrichtung aus dem X-<strong>WiN</strong><br />

zum Anwender. So kann z.B. der Verkehr<br />

zum Webserver der Einrichtung über die<br />

eine Zugangsleitung geroutet werden<br />

und der restliche Verkehr über die zweite<br />

Leitung. Es ist jedoch zu bedenken, dass<br />

die Nebenleitung unter Umständen höhere<br />

Delays besitzt, da sie in der Regel länger<br />

ist.<br />

Weiter ist zu beachten, dass das Setzen<br />

identischer oder keiner MEDs <strong>für</strong> die Anwendernetze<br />

auf den beiden Zugangsleitungen<br />

nicht dazu führt, dass sich der<br />

Verkehr gleichmäßig auf beide Leitungen<br />

verteilt. Der Grund hier<strong>für</strong> ist, dass<br />

das Routing aus dem X-<strong>WiN</strong> zum Anwender<br />

bei nicht gesetzten oder identischen<br />

MEDs anhand der Routing-Kosten in der<br />

X-<strong>WiN</strong> internen Topologie erfolgt.<br />

Die Rückrichtung – von der Einrichtung<br />

ins X-<strong>WiN</strong> - kann ebenfalls kontrolliert<br />

werden, indem die Gewichtung der vom<br />

DFN annoncierten Default-Route entsprechend<br />

gesetzt wird. Entweder es wird nur<br />

eine der beiden Leitungen <strong>für</strong> diese Verkehrsrichtung<br />

verwendet, oder – falls die<br />

Leitungen auf einem Router enden – es<br />

werden identische MEDs gesetzt und der<br />

Verkehr verteilt sich etwa im Verhältnis<br />

von 50:50 auf die 2 Leitungen (BGP ‚maximum-path<br />

2‘ Option). Es ist zu beachten,<br />

dass das Loadsharing auf der Basis<br />

von Ende-zu-Ende-Beziehungen durchgeführt<br />

wird, d.h. sämtlicher Verkehr einer


Ende-zu-Ende-Beziehung über eine Zugangsleitung<br />

läuft. Somit hängt die Auslastung<br />

der Links vom Bandbreitenbedarf<br />

der einzelnen Verkehrsbeziehungen ab.<br />

Zudem ist eine 50:50 Aufteilung natürlich<br />

nur dann sinnvoll, wenn beide Leitungen<br />

über dieselbe Bandbreite verfügen.<br />

Enden die beiden Leitungen auf zwei Routern,<br />

ist eine definierte Aufteilung des<br />

ausgehenden Verkehrs nur schwer möglich.<br />

Auch hier ist zu beachten, dass die<br />

Delays auf den 2 Zugangsleitungen unterschiedlich<br />

ausfallen können.<br />

Dem Anwender kann über das BGP auch<br />

eine volle Routingtabelle annonciert werden,<br />

anhand derer er die ausgehende Verkehrsverteilung<br />

über die beiden Zugangsleitungen<br />

nach eigenen Vorstellungen<br />

Nebenleitung:<br />

IP 188.1.100.5<br />

IPv6: 2001:638:c:bbbb:::1/64<br />

BGP Annoncierung:<br />

103.10.11.0/24 primär<br />

2001:638:5678::/48 primär<br />

103.10.10.0/24 backup<br />

2001:638:1234::/48 backup<br />

Nebenleitung:<br />

IP 188.1.100.6<br />

IPv6: 2001:638:c:bbbb:::2/64<br />

KR2 Loopback:<br />

IP 103.10.10.2/32<br />

IPv6: 2001:638:1234:::2/128<br />

Abb 3: Konfiguration <strong>für</strong> Szenario 2 mit 2 Kundenroutern<br />

gestalten kann. Diese Methode ist sehr<br />

aufwändig und sollte deshalb nur in besonderen<br />

Fällen zum Einsatz kommen.<br />

Abbildung 3 zeigt einen Konfiguration<br />

<strong>für</strong> Szenario 2.<br />

Weiteres Vorgehen<br />

Der DFN-Verein wird entsprechend der<br />

Vorgaben der Anwender die Betreiber<br />

der Zugangsleitungen auffordern, <strong>für</strong><br />

den ausgewählten Standort die ausgeschriebene<br />

Zugangsleitung mit einer redundanten<br />

Wegeführung zur Hauptleitung<br />

anzubieten. Der Betreiber unterbreitet<br />

anschließend einen Vorschlag, in<br />

dem die redundante Wegeführung dargestellt<br />

ist und eventuelle zusätzliche Kosten<br />

benannt sind. In Absprache mit den<br />

Anwendern wird dann der Vorschlag ge-<br />

X-<strong>WiN</strong><br />

LAN<br />

WISSENSCHAFTSNETZ | DFN Mitteilungen Ausgabe 75 |<br />

KR1 Loopback:<br />

IP 103.10.10.2/32<br />

IPv6: 2001:638:1234:::1/128<br />

Hauptleitung:<br />

IP 188.1.100.1<br />

IPv6: 2001:638:c:aaaa:::1/64<br />

BGP Annoncierung:<br />

103.10.10.0/24 primär<br />

2001:638:1234::/48 primär<br />

103.10.11.0/24 backup<br />

2001:638:5678::/48 backup<br />

11<br />

prüft. Wenn er den Anforderungen an die<br />

redundante Zuführung entspricht, erfolgt<br />

die Beauftragung. Erste Erfahrungen haben<br />

gezeigt, dass <strong>für</strong> die Erkundung eines<br />

Zweitweges oft mehr als 8 Wochen benötigt<br />

werden. Auch die Realisierung erfordert<br />

einige Zeit, da in der Regel ein Teil<br />

des Weges der Nebenleitung erst gebaut<br />

werden muss. Da<strong>für</strong> müssen teilweise<br />

Genehmigungen eingeholt und oft auch<br />

Tiefbauarbeiten durchgeführt werden.<br />

Der DFN-Verein wird die Anwender über<br />

den Status der Realisierung regelmäßig<br />

informieren. Für die aufgeführten Szenarien<br />

kann die DFN-Geschäftsstelle Musterkonfigurationen<br />

bereitstellen. M<br />

Hauptleitung:<br />

IP 188.1.100.2<br />

IPv6: 2001:638:c:aaaa:::2/64

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