05.10.2013 Aufrufe

Magazin 197308

Magazin 197308

Magazin 197308

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Selbstschutz<br />

Die Nationale Front soll die<br />

Bevölkerung der DDR in den Wohngebieten<br />

erfassen und aktivieren. Zu<br />

ihren Aufgaben gehört auch, den<br />

Selbstschutz in den Wohnstätten zu<br />

organisieren. Die Wohnbezirksausschüsse<br />

der Nationalen Front<br />

bilden - ebenso wie die Wohnparteiorganisationen<br />

der SED - je ein<br />

Selbstschutzkomitee, in dem zwischen<br />

2000 und 5000 Menschen zusammengefaßt<br />

sind. Diese Komitees leiten<br />

ihrerseits die Selbstschutzgruppen in<br />

den Wohnblocks an.<br />

Betriebe und Produktionsgenossenschaften<br />

errichten Betriebskomitees<br />

mit zum Teil mehreren<br />

Se lbstschutzgruppen. Die Ausbildung<br />

besorgen die Bezirksschulen der<br />

Zivilverteidigung, die "Kreisausbildungsstützpunkte"<br />

und die<br />

,Höhere Zentralschule der Zivilverteidigung"<br />

.<br />

Aus dem , gesamtgesellschaftlichen<br />

und gesamtstaatlichen Charakter der<br />

Zivilverteidigung !! (Innenmi nister<br />

Dickei) ergibt sich eine enge<br />

Verflechtung mit den verschiedensten<br />

staatlichen und halbstaatlichen<br />

Institutionen. Die Volkspolizei z. B. ist<br />

für die Au fstellung der Stäbe der<br />

Zivilverteidigung und für die Einsatzstäbe<br />

der Katastrophenkommissionen<br />

zuständig. Das Deutsche Rote Kreuz<br />

der DDR, die Feuerwehren und<br />

Massenorganisationen wie der "Freie<br />

Deutsche Gewerkschaftsbund"<br />

(FDGB) oder die " Freie Deutsche<br />

Jugend " (FDJ) haben umfangreiche<br />

Aufgaben im Rahmen der zivilen<br />

Ve rteidigung zu erfüllen. Auch hier<br />

gilt freilich der Grundsatz der<br />

zentralen Leitung und Kontrolle durch<br />

Partei und Staat.<br />

Aufgaben der Zlvtlverteldl<br />

Die Aufgaben der Zivilverteidigung<br />

der DDR gliedern sich in :<br />

• Warn- und Alarmsystem<br />

• Schutzbau<br />

• Überörtliche Hilfskräfte<br />

• Selbstschutz<br />

• Gesundheitsdienst<br />

• Aufrechterhaltung des Staats- und<br />

Verwaltung sapparates<br />

• Versorgung und Aufrechterhaltung<br />

der Produktion<br />

• Bewahrung der psychologischen<br />

Stabilität<br />

• Unterstützung der Streitkräfte<br />

• Katastrophenschutz<br />

20<br />

Genauere Anweisungen und<br />

Durchführungsverordnungen hierzu<br />

werden streng geheimgehalten ; über<br />

die Ausrüstung und den Au sbildungsstand<br />

der Zivilschutz-Organisationen<br />

ist wenig bekannt, da die Behörden<br />

der DDR dazu keinerlei Angaben<br />

veröffentlichen. Doch lassen sich<br />

einige Feststellungen darüber machen,<br />

wie weit die Vorsorgemaßnahmen in<br />

den einzelnen Bereichen<br />

fortgeschritten sind.<br />

In der Zusammenfassung der<br />

genannten Broschüre ist dazu u. a.<br />

folgendes zu lesen :<br />

Das Warn- und Alarmsystem ist<br />

bereits weitgehend ausgebaut. Den<br />

militärischen Luftwarndienststellen<br />

sind zivile Warndlenstverbindungsstellen<br />

angeschlossen, die wiederum<br />

über Direktverbindungen zu den<br />

zivilen Warnämtern, zum M inisterium<br />

des Innern und zum zentralen Stab<br />

der Zivilverteidigung verfügen.<br />

Schutzräume fehlen<br />

Schutzräume fehlen in fast allen<br />

Wohnhäusern der DDR. Ähnlich ist es<br />

in den Schulen und den Krankenhäusern.<br />

Für die obers ten Behörden<br />

sind Bunker eingerichtet worden,<br />

deren Lage allerdings streng geheimgehalten<br />

wird.<br />

Die Selbstschutzkomitees sind in<br />

vielen Orten nicht einsatzbereit. Auch<br />

fehlt es an Selbstschutzgeräten. Der<br />

Betriebsselbstschutz stützt sich vor<br />

allem auf die Betriebsfeuerwehren,<br />

den Werkschutz der Volkspolizei und<br />

die Gesundheitseinrichtungen des<br />

DRK.<br />

Die wichtigsten Stützen der<br />

allgemeinen Gefahrenabwehr und des<br />

überörtlichen Bevölkerungsschutzes<br />

sind die beiden II Sonderformationen"<br />

der Zivilverteidigung : Feue rwehr und<br />

Deutsches Rotes Kreuz. Es fehlt an<br />

technischen Einheiten, die dem<br />

Technischen Hilfswerk in der Bundesrepublik<br />

vergleichbar wären.<br />

Das Schwe rgewicht der Maßnahmen<br />

für die zivile Verteidigung in der DDR<br />

liegt in der Sicherung des staatlichen<br />

Systems. Hierfür sind Polizei- und<br />

Sicherungskräfte in genügender Zahl<br />

vorhanden.<br />

Ähnliche Stichworte<br />

Der Aufgabenkatalog der Zivilverteidigung<br />

in der DDR unterscheidet<br />

sich nicht wesentlich von demjenigen<br />

anderer Länder. Die Stichworte zum<br />

Thema Zivilverteidigung lauten auch<br />

im Westen ähnlich und decken sich<br />

sogar zum Teil mit den in der Bundesrepublik<br />

gebräuchlichen Bezeichnungen.<br />

Aber trotz der von der Sache her<br />

gegebenen Ähnlichkeiten und<br />

Gemeinsamkeiten sind grundsätzliche<br />

Unterschiede im Aufbau und in der<br />

Zielsetzung der zivilen Verteidigung<br />

nicht zu übersehen. H ierfür einige<br />

Beispiele :<br />

In der Bundesrepublik gilt die zivile<br />

Verteidigung zwar als Teil der<br />

Gesamtverteidigung - aber sie<br />

betrifft ausschließlich die zivile<br />

Vorsorge gegen die Bedrohung im<br />

Verteidigungsfall.<br />

In der DDR beeinflußt militärisches<br />

Denken alle Zweige der Zivilverteidigung.<br />

Sie bildet einen<br />

Bestandteil der militärischen Landesverteidigung.<br />

Ihr Aufbau erfolgt nach<br />

streng militärischen Gesichtspunkten.<br />

Häufig veranstalten die Hilfskräfte<br />

des Zivilschutzes gemeinsame<br />

Übungen mit den bewaffneten Streitkräften.<br />

Allgemeine Dien Icht<br />

Die Gesetzgebung für den Zivil- und<br />

Katastrophenschutz geht in der<br />

Bundesrepublik vom Prinzip der<br />

Freiwilligkeit aus . Schon das<br />

Verteidigungsgesetz der DDR von<br />

1961 sah u. a. eine allgemeine<br />

Luftschutz-Dienstpflicht vor. Nach § 5,<br />

Absatz 2 des Gesetzes über die<br />

Zivilverteidigung in der DDR von 1970<br />

können alle Männer vom 16. bis zum<br />

65. Lebensjahr und alle Frauen vom<br />

16. bis zum 60. Lebensjahr zur Zivilverteidigung<br />

dienstverpflichtet<br />

werden. .<br />

In der Bundesrepublik ist eine<br />

vielfache Aufgliederung der<br />

Zuständigkeiten im Zivil- und<br />

Katastrophenschutz zu beobachten.<br />

Zudem spielt die Mitwirkung<br />

freiwilliger Hilfsorganisationen eine<br />

große Rolle. Dem steht in der DDR<br />

eine streng zentralistisch aufgebaute<br />

Organisation gegenüber. Alle<br />

Bereiche der Zivilverteidigung werden<br />

straff von der Spitze her geführt und<br />

überwacht. Hinzu kommen die<br />

allgegenwärtige Kontrolle durch die<br />

Staatspartei SED und die ideologische<br />

Au srichtung der Verteidigungsmaßnahmen<br />

: Politische Schulung wird<br />

bei der Ausbi ldung groß geschrieben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!