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Experimentalphysik VI – SS 2011 – Übungsblatt 1<br />

Abgabe am 20.04.2011, Besprechung am 27.04.2011<br />

Kontakt Irina Brodski, Irina.Brodski@math.uni-giessen.de<br />

Peter Koch, Peter.Koch@physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1<br />

In einem Zyklotron werden H − -Ionen beschleunigt und nach<br />

Umladung an einer stripper foil Protonen extrahiert. Die<br />

Injektion erfolgt mit T = 200 keV, das homogene Magnetfeld<br />

ist B = 1 T, und zwischen den Halbschalen mit einer angelegten<br />

Wechselspannung von U(t)= 100 kV· sin ωt wechseln die<br />

Ionen genau zu den Spannungsspitzen.<br />

a) Berechnen sie die erforderliche Kreisfrequenz ω in nichtrelativistischer<br />

Näherung. Welcher Energie entspricht ein<br />

Bahnradius von r = 1 m?<br />

b) Die Stripperfolie sei so einjustiert, dass sie Teilchen auf<br />

Bahnradien r > 1 m extrahiere. Nach wievielen Umläufen n<br />

werden die Ionen extrahiert? Welche Energie und welchen Bahnradius haben die Protonen<br />

auf dem Bahnstück nach der Stripperfolie.<br />

c) Wie groß ist der Abstand nach 1, 2 und n Umläufen zur vorhergehenden Bahn?<br />

d) Berechnen sie relativistisch ω und T für den Bahnradius r = 1 m.<br />

(5 Punkte)<br />

Aufgabe 2<br />

In einem Synchrotron werden Protonen von einer kinetischen Energie von 40 MeV auf<br />

eine kinetische Energie von 2.5 GeV beschleunigt. Der Umfang des Synchrotrons ist 200 m.<br />

Berechnen sie Impuls, Geschwindigkeit und Umlauffrequenz bei Injektion und Extraktion.<br />

Aufgabe 3<br />

(3 Punkte)<br />

Berechnen sie den Krümmungsradius eines Elektronenstrahls mit 15 KeV kinetischer<br />

Energie im Magnetfeld der Erde (B= 3 · 10 −5 T). Welchen Abstand haben die Elektronen<br />

nach einer Flugstrecke von 50 cm von ihrer ursprünglichen, geraden Bahn? Müssen sie<br />

relativistisch rechnen?<br />

(2 Punkte)


ExPhy VI - Übungsblatt 1 20.04.2011<br />

Nach Skript beträgt die Zyklotronfrequenz, welche im Betrieb der Kreisfrequenz ω entspricht, ω = q·B<br />

m . Die Masse eines H- -Ions<br />

beträgt 1,0085u, die Ladung q entspricht der Elementarladung e und das Magnetfeld beträgt ein Tesla. Daraus folgt<br />

Die kinetische Energie berechnet sich folgendermaßen:<br />

<br />

ω =<br />

q · B<br />

m<br />

T = m<br />

2 v2<br />

= m<br />

2 ω2 r 2<br />

= 1,6 · 10−19 C · 1T<br />

1,0085u<br />

= 95,672 MHz<br />

= e2 B 2<br />

2m r2<br />

= (1,6 · 10−19C) 2 (1T ) 2<br />

(1m)<br />

2 · 1,0085u<br />

2<br />

= 7,664 · 10 −12 J<br />

= 47,836 MeV<br />

Pro Umlauf gewinnt das Teilchen eine Energie von ∆T = 2·q·100kV<br />

zu den Spannungsspitzen die Halbschale wechselt.<br />

sin(ωt)<br />

<br />

Zu dem Zeit punkt 1<br />

= 200keV, da vorausgesetzt ist, dass das Ion genau<br />

⇒ ∆n = TEnde − TAn f ang<br />

200keV<br />

= 4,763MeV<br />

200keV<br />

= 238,18<br />

Daraus folgt, dass die Ionen nach 238,5 Umläufen extrahiert werden. 1 Nach diesen 238,5 Umläufen, also nach der Stripper Foil, haben<br />

die Ionen eine Energie von<br />

Der Bahnradius berechnet sich dann folgendermaßen:<br />

<br />

Der Radius nach n Durchläufen berechnet sich als<br />

200keV + 238,5 · 200keV = 47,9 MeV<br />

T = e2B2r2 √<br />

2m<br />

2mT<br />

⇒ r =<br />

<br />

e · B<br />

2 · 1,0073u · 7,674 · 10−12J =<br />

1,6 · 10−19C · 1T<br />

= 1,0006m<br />

r =<br />

2m(T0 + n · 200keV)<br />

q · B<br />

1 Korrektur: Extraktion immer jeweils nur nach ganzen Umläufen möglich, deshalb 239<br />

1


Damit ergibt sich<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 1 20.04.2011<br />

<br />

2m(T0 + 1 · 200keV) −<br />

r1−0 =<br />

√ 2mT0<br />

q · B<br />

√ √<br />

2 · 1,0085u · 400keV − 2 · 1,0085u · 200keV<br />

=<br />

1,6 · 10−19C · 1T<br />

= 2,68cm<br />

Analog berechnet sich r2−1 zu 2,05 cm. Allgemein gilt<br />

<br />

2m(T0 + n · 200keV) −<br />

rn−(n−1) =<br />

2m(T0 + (n − 1) · 200keV)<br />

q · B<br />

<br />

Der Bahnradius berechnet sich relativistisch zu<br />

Damit folgt<br />

Die Frequenz beträgt<br />

Die kinetische Energie beträgt<br />

<br />

Der Impuls p ist gegeben als<br />

β =<br />

=<br />

r = mγβc<br />

q · B<br />

B · q · r<br />

(B · q · r) 2 + (c · m) 2<br />

1T · e · 1m<br />

(1T · e · 1m) 2 + (c · 1,0085u) 2<br />

= 0,304<br />

ω = e · B 1 − β 2<br />

m0<br />

= e · 1T 1 − 0,304 2<br />

1,0085u<br />

= 91,144 MHz<br />

T = ( 1 − β 2 − 1)m0c 2<br />

= ( 1 − 0,304 2 − 1)1,0085u · c 2<br />

= 7,477 · 10 −12 J<br />

= 46,669 MeV<br />

<br />

p = T 2 + 2T m<br />

Die Geschwindigkeit β berechnet sich nach oben bereits verwendeter Beziehung als<br />

<br />

β = 1 −<br />

c4m2 (c2m + T ) 2<br />

Die Umlauffrequenz berechnet sich mit dem oben verwendeten relativistischen Radius zu<br />

ω = γβc<br />

r<br />

2


Die Impulse ergeben sich somit als<br />

pIn jektion =<br />

<br />

(40 MeV) 2 + (·2 · 1,0073u · 40 MeV) pExtraktion =<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 1 20.04.2011<br />

= 276,878 MeV = 3,308 GeV<br />

−19 kg m<br />

= 1,479 · 10<br />

s<br />

Für die Geschwindigkeiten ergeben sich<br />

<br />

c<br />

βIn jektion = 1 −<br />

4 (1,0073u) 2<br />

(c2 · 1,0073u + 40 MeV) 2<br />

βExtraktion =<br />

<br />

(2,5 GeV) 2 + (·2 · 1,0073u · 2,5 GeV)<br />

−18 kg m<br />

= 1,767 · 10<br />

s<br />

<br />

1 −<br />

= 0,283 = 0,962<br />

Damit ergeben abschließend die Umlauffrequenzen als<br />

ωIn jektion =<br />

0,283c<br />

1 − 0,283 2 31,89m<br />

ωExtraktion =<br />

c 4 (1,0073u) 2<br />

(c 2 · 1,0073u + 2,5 GeV) 2<br />

0,962c<br />

1 − 0,962 2 31,89m<br />

= 2,665MHz = 9,060MHz<br />

Mit ω = 2π f ergibt sich fIn jektion = 424 kHz und fExtraktion = 1,442 MHz.<br />

<br />

Nichtrelativistisch berechnet sich die Geschwindigkeit zu<br />

Relativistisch berechnet sie sich zu<br />

2Ekin<br />

Ekin = 1<br />

2 mev 2 ⇒ v =<br />

me<br />

<br />

2 · 15keV<br />

=<br />

511keV<br />

= 0,242 · c<br />

<br />

β = 1 − m2<br />

E2 , E = E0 + Ekin ⇒<br />

<br />

(511keV )<br />

= 1 −<br />

2<br />

(511keV + 15keV ) 2<br />

= 0,237<br />

Daraus folgt, dass nicht relativistisch gerechnet werden müsste, da der Unterschied zu gering ist. 2 Da wir die relativistische Geschwindigkeit<br />

jedoch sowieso schon ausgerechnet haben, wird mit dieser weiter gerechnet. Der Radius berechnet sich durch Gleichsetzen der<br />

Lorentzkraft (v ⊥ B) mit der Zentrifugalkraft<br />

γmev 2<br />

r<br />

γmev<br />

= evB ⇒ r =<br />

eB =<br />

511keV · 0,237c<br />

= 13,861 m<br />

1 − 0,2372 · e · 3 · 10−5T Es ergibt sich ein Radius von 13,861 m. Der Abstand zur Bahn ergibt sich nach nebenstehender Skizze als<br />

l = r · α ⇒ α = l<br />

r<br />

a = r · sinα = r · sin l<br />

= 13,861m · sin<br />

r<br />

Es ergibt sich ein Abstand von 8,73 mm zur geraden Bahn.<br />

2 Korrektur: Ab β > 0,1 ist relativistisch zu rechnen<br />

3<br />

<br />

0,5m<br />

= 8,73 mm<br />

13,861m


Experimentalphysik VI – SS 2011 – Übungsblatt 2<br />

Abgabe am 27.04.2011, Besprechung am 04.05.2011<br />

Kontakt Irina Brodski, Irina.Brodski@math.uni-giessen.de<br />

Peter Koch, Peter.Koch@physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 - Graphische Darstellung<br />

Stellen Sie die Teilchengeschwindigkeit β = v als Funktion der kinetischen Energie in<br />

c<br />

MeV für Elektronen, Protonen, Alpha-Teilchen und Gold-Kerne in einer Abbildung von<br />

Hand(!) dar. Bei welchen kinetischen Energien der o.g. Teilchen werden 99% der Lichtgeschwindigkeit<br />

erreicht?<br />

Wählen Sie einen sinnvollen Energiebereich, d.h. für alle Teilchen soll der Verlauf gut<br />

sichtbar sein, die Datenpunkte sollen sinnvoll verteilt sein und der gesamte Energiebereich,<br />

in dem sich β signifikant ändert, soll abgedeckt werden. Verwenden Sie verschiedene<br />

Linienarten und Farben, beschriften Sie die Linien und auch die Koordinatenachsen.<br />

(4 Punkte)<br />

Aufgabe 2 - Dispersionsbahn, Momentum-Compaction-Faktor<br />

Wir betrachten die Kreisbewegung von<br />

Teilchen in der Laufstrecke s = 100m in<br />

einem homogenen Magnetfeld und einem<br />

Radius von R = 1000m. Die Ablage x<br />

wird durch die Dispersionsbahn D(s) über<br />

x = D(s)·∆p/p berechnet. Es gilt folgende<br />

Transformation:<br />

⎛<br />

D(s)<br />

⎝D<br />

′ ⎞ ⎛<br />

(s) ⎠ = MDipol· ⎝<br />

1<br />

D0<br />

D ′ 0<br />

1<br />

⎛<br />

⎞<br />

cos<br />

⎜<br />

⎠ MDipol = ⎜<br />

⎝<br />

s<br />

R · sin<br />

R<br />

s<br />

<br />

R · 1 − cos<br />

R s<br />

<br />

R<br />

− 1 s<br />

· sin cos<br />

R R<br />

s<br />

sin<br />

R<br />

s<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

R<br />

0 0 1<br />

Man berechne<br />

a) die Dispersionsbahn D(s) mit den Anfangbedingungen der Bahngleichung:<br />

s0 = 0 D(s0) = D(0) = D0 = 0<br />

b) die Ablage x, die bei einer Impulsabweichung ∆p/p = 10 −3 zu der Sollbahn in horizontaler<br />

Ebene auftritt.<br />

c) den Momentum-Compaction-Faktor α für beliebige ∆p/p = 0, und man zeige dass α<br />

unabhängig von ∆p/p bestimmt werden kann.<br />

(6 Punkte)


Präsenzaufgaben<br />

Aufgabe 1 - Zyklotron<br />

Betrachten Sie ein Zyklotron (Magnetfeld B = 0.6T und Beschleunigungspannung<br />

U = 50kV), um Protonen zu beschleunigen. Es soll die Reaktion pp → ppπ 0 untersucht<br />

werden.<br />

a) Welchen Radius muss der Beschleuniger mindestens haben, um diese Reaktion<br />

untersuchen zu können?<br />

b) Mit welcher Frequenz muss der Beschleuniger betrieben werden?<br />

c) Welche Flugstrecke legt ein Proton zurück, bis es die nötige Energie erreicht hat?<br />

Hinweis: Bei diesem Experiment benutzt man als Target flüssige Wasserstoff (p).<br />

Aufgabe 1 - Linearbeschleuniger<br />

Protonen sollen auf eine kinetische Energie von 20MeV beschleunigt werden. Es<br />

steht ein hochfrequente Wechselspannung U(t) = U0 sin ωt mit U0 = 200keV und<br />

ω/(2π) = f = 20MHz zur Verfügung. Rechnen Sie bitte nicht-relativistisch:<br />

Linearbeschleuniger vom Wideröe Typ:<br />

a) Wie viele Driftröhren werden benötigt?<br />

b) Wie groß müssen die Rohrlängen ln des Linearbeschleunigers sein?<br />

c) Wie groß ist der gesamte LINAC?


⎛<br />

⎝ D(s)<br />

D ′ ⎞ ⎛<br />

(s) ⎠ = ⎝<br />

1<br />

Mit D0 = 0 folgt daraus<br />

<br />

<br />

Mit L = R und ∆L = ∆R = x(s)<br />

− 1 R sin s R cos s R sin s R<br />

0 0 1<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 2 27.04.2011<br />

cos s R R · sin s R R · (1 − cos s ⎞⎛<br />

R<br />

⎠⎝<br />

D0<br />

D ′ ⎞ ⎛<br />

D0 cos<br />

⎠<br />

0 = ⎝<br />

1<br />

s R + D′ 0Rsin s R + R(1 − cos s R )<br />

− D0<br />

R sin s R + D′ 0 cos s R + sin s ⎞<br />

⎠<br />

R<br />

1<br />

D(s) = D ′ 0Rsin s<br />

R<br />

+ R(1 − cos s<br />

R )<br />

= 99,833m · D ′ 0 + 4,996m<br />

x(s) = D(s) · ∆p<br />

p = R(D′ 0 sin s s<br />

+ 1 − cos<br />

R R )∆p<br />

p<br />

= 1000m(D ′ 0 sin 100m 100m<br />

+ 1 − cos ) · 10−3<br />

1000m 1000m<br />

= 1m(D ′ 0 sin 100m 100m<br />

+ 1 − cos<br />

1000m 1000m )<br />

= 1m(D ′ 0 · 99,833 · 10 −3 + 4,996 · 10 −3 )<br />

α =<br />

∆L<br />

L<br />

∆p<br />

p<br />

= ∆R<br />

R<br />

p<br />

∆p<br />

= ✓R(D ′ 0 sin s R + 1 − cos s R )<br />

✓R ✁ ✁✁<br />

∆p p<br />

✓<br />

p ✓∆p<br />

= D ′ 0 sin s s<br />

+ 1 − cos<br />

R R<br />

= D ′ 0 · 99,833 · 10 −3 + 4,996 · 10 −3<br />

1


Experimentalphysik VI – SS 2011 – Übungsblatt 3<br />

Abgabe am 4.5.2011, Besprechung am 11.5.2011<br />

Kontakt Dr. Klaus Föhl (Raum 528, Tel. 33225) klaus.foehl@exp2.physik.uni-giessen.de<br />

Dr. Avetik Hayrapetyan (Raum 527, Tel. 33226) avetik.hayrapetyan@uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 (3 Punkte) Linearbeschleuniger<br />

Mit einem Linearbeschleuniger vom Widerøe-Typ sollen Protonen auf eine kinetische<br />

Energie von 20 MeV beschleunigt werden. Es steht eine hochfrequente Wechselspannung<br />

U(t) = U0 sin ωt mit U0 = 200 kV und ω/2π = f = 20 MHz zur Verfügung. Rechnen sie<br />

bitte relativistisch.<br />

a) Welche Längen ln müssen die Driftröhren des Linearbeschleunigers haben?<br />

b) Wie lang ist der gesamte Linac?<br />

c) In der Präsenzaufgabe 1 auf Übungsblatt 2 sind die Längen der Driftröhren in nichtrelativistischer<br />

Kinematik berechnet worden. Ein Beschleuniger sei mit dieser Geometrie<br />

gebaut worden. Welche Phasenverschiebung ergibt sich aufgrund dieser Näherung für jene<br />

Driftröhre, welche mit der Hälfte der kinetischen Endenergie durchlaufen wird?<br />

Aufgabe 2 (3 Punkte) Phasenellipse<br />

In einem Beschleuniger sei die engste Stelle in der Vakuumkammer in x-Richtung 20 mm<br />

breit. An dieser Stelle werden selbst Teilchen des mittig durchlaufenden Strahls akzeptiert,<br />

die 20σ von der Strahlmitte entfernt sind. Es seien in x-Richtung βx = 10 m und γx = 0.2 m.<br />

Berechnen sie die Emittanz εx,ST D (für eine Standardabweichung) und stellen sie das<br />

Phasenraumdiagramm (z.B. mit Hilfe von Maxima) graphisch dar.<br />

Aufgabe 3 (4 Punkte) Lineare Strahloptik<br />

Zur Fokussierung eines Teilchenstrahls verwendet man Quadrupolmagnete. Diese wirken<br />

in einer Ebene fokussierend und in der dazu senkrecht stehenden Ebene defokussierend.<br />

Bei geeigneter Kombination zweier Quadrupole kann insgesamt eine Fokussierung erreicht<br />

werden. Bei einer Abfolge von FODO-Elementen (siehe Vorlesung) ergibt sich nach n<br />

Elementen wieder der anfängliche Phasenraum.<br />

Im folgenden wird nur eine Ebene betrachtet, die F- und D-Quadrupole haben gleiche<br />

Stärke, stehen im Abstand der Brennweite und werden als dünne Linsen genähert.<br />

a) Berechnen sie die Transportmatrix für ein FODO-Element in jener Ebene durch die<br />

FODO-Struktur, welche mit einem fokussierenden Magneten beginnt.<br />

b) Nach wievielen FODO-Elementen erhält man wieder den Ausgangsphasenraum?<br />

Aufgabe 4 (Präsenzaufgabe) Quadrupoltriplett<br />

Eine fokussierende Linse kann mittels dreier hintereinander angeordneter Quadrupolmagnete<br />

alternierender Polarität gebaut werden.<br />

a) Leiten sie ausgehend von der allgemeinen Transportmatrix eines Quadrupols endlicher<br />

Länge die Näherung für eine dünne Linse her.<br />

b) Das Quadrupoltriplett sei spiegelsymmetrisch aufgebaut. Wir betrachten eine Hälfte.<br />

Wie lauten die Transportmatrixen in beiden Ebenen für Quadrupolelement Q1 mit<br />

Brennweite f1, Abstand l1, Quadrupolelement Q2 mit Brennweite f2 und Abstand l2 zum<br />

Fokuspunkt der gesamten Anordnung?<br />

c) Das halbe Triplett soll von der Mitte ausgehend achsenparallele Strahlen auf einen<br />

Fokuspunkt abbilden. Wie stehen Brennweiten fi und Abstände li im Zusammenhang?<br />

(es kann praktisch sein, mit xi = 1/fi zu rechnen)<br />

d) Welche Brennweiten fi ergeben sich im Spezialfall l = l1 = l2?


ExPhy VI - Übungsblatt 3 04.05.2011<br />

Nach der n-ten Röhre haben die Teilchen eine Energie En = n · q ·U0 sin(ωt). Dies entspricht einer kinetischen Energie vo Tn = (γ −<br />

1)mc 2 = ( 1<br />

√1−β 2 − 1)mc2 . Auflösen nach β liefert<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

β =<br />

(n · q ·U0 sin(ωt))(2 − n·q·U0 sin(ωt)<br />

cm2 + n · q ·U0 sin(ωt)<br />

cm 2 +n·q·U0 sin(ωt) )<br />

Beim Durchlaufen einer Driftstrecke vergeht genau eine halbe Periodendauer τHF<br />

2 , womit die Länge der n-ten Röhre sich folgendermaßen<br />

berechnet<br />

=<br />

2 2νHF<br />

βnλHF<br />

2<br />

= λHF<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

2<br />

(n · q ·U0 sin(ωt))(2 − n·q·U0 sin(ωt)<br />

cm2 + n · q ·U0 sin(ωt)<br />

ln = vnτHF<br />

= vn<br />

cm 2 +n·q·U0 sin(ωt) )<br />

Es wird eine Phase von 0,7 angenommen, so dass in jeder Röhre 140keV dazukommen. Einsetzen ergibt somit, mit λHF = c<br />

νHF =<br />

14,9896m<br />

<br />

n·140 keV<br />

(n · 140 keV)(2 − 938,272 MeV+n·140 keV<br />

ln = 7,4948m<br />

)<br />

938,272 MeV + n · 140 keV<br />

<br />

Um 20MeV zu erreichen, müssen die Protonen n = 20MeV<br />

140keV 143 Röhren durchlaufen.<br />

<br />

143<br />

∑7,4948m 1<br />

= 146,939 m<br />

<br />

n·140 keV<br />

(n · 140 keV)(2 − 938,272 MeV+n·140 keV )<br />

938,272 MeV + n · 140 keV<br />

10 MeV<br />

Die Hälfte der kinetischen Energie wird nach n = 140 keV = 71,43 72 Röhren erreicht. Man betrachte also die Länge der 72. Röhre,<br />

jeweils relativistisch bzw. nichtrelativistisch.<br />

<br />

72·140 keV<br />

(72 · 140 keV)(2 − 938,272 MeV+72·140 keV<br />

l72,rel. = 7,4948m<br />

)<br />

938,272 MeV + 72 · 140 keV<br />

= 1,09894 m<br />

l72,nichtrel. = 0,15 m · √ 72<br />

= 1,27279 m<br />

1 Der Längenunterschied beträgt ∆l72 = 0,18295 m. Die Länge der relativistischen Röhre entspricht einer halben Schwingung, also π.<br />

Damit berechnet sich der Phasenunterschied ∆Phase als<br />

∆Phase = 0,18295<br />

1,27279 π<br />

= 0,45 rad<br />

= 25,87 ◦<br />

1 Die nichtrelativistische Länge wurde falsch berechnet, d.h. l72,nichtrel hat den falschen Wert. Der Rechenweg stimmt.<br />

1<br />

20mm<br />

}<br />

20σ<br />

}<br />

Strahl


Die Emittanz berechnet sich als ε =<br />

berechnet sich die Emittanz als<br />

Das Phasendiagramm berechnet sich über<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 3 04.05.2011<br />

σ 2<br />

β . Laut Aufgabe gilt 10 mm = 20σ, daraus folgt σ = 0,5 mm. Mit β = 10 m<br />

ε =<br />

σ 2<br />

β<br />

= (0,5 mm)2<br />

10 m<br />

= 2,5 · 10 −8 m<br />

u(s) = α β cos(φ − δ)<br />

u ′ (s) = α (sin(φ − δ) −<br />

β 1 d<br />

β cos(φ − δ))<br />

2 ds<br />

α erhält man durch Umstellen der Formel γ = 1+α2<br />

β als α = √ γβ − 1. Mit β = 10 m und γ = 0,2 m errechnet sich α<br />

netterweise als Eins. Das Phasendiagramm wurde mit Hilfe von Maxima und folgendem Befehl erstellt:<br />

plot2d([parametric,sqrt(10)*cos(t),1/sqrt(10)*sin(t)],[plot_format, gnuplot],[x,-2*%pi,2*%pi], [y,-2*%pi,2*%pi],[nticks,50]);<br />

Weiterhin wurde die Phasenverschiebung δ gleich Null gesetzt und β = β(s), da im Text nicht anders angegeben, als konstant angesehen.<br />

Abbildung 1: Phasendiagramm<br />

2


Aufgabe 3:<br />

Teil A:<br />

Mit den Näherungen aus der letzten Präsenzaufgabe und den in der Aufgabe gegebenen Bdingungen<br />

x1 x2 x und l1 l2 x ergibt<br />

1 0<br />

In[3]:= MF : <br />

x 1 <br />

Mo :<br />

1 1<br />

0<br />

x<br />

1<br />

1 0<br />

MD : <br />

x 1 <br />

In[6]:= MFODO : Mo.MD.Mo.MF<br />

In[8]:= MatrixFormMFODO<br />

Out[8]//MatrixForm=<br />

1 3<br />

x<br />

x 2<br />

Teil B:<br />

Damit man wieder den Ausgangsphasenraum erhält muss die Gesamtmatrix in der Gleichung xs<br />

x' s Mges x0<br />

Form<br />

1 0<br />

0 1<br />

haben. Dies kann durch sechs FODO Elementen erreicht werden:<br />

In[10]:= Mgesamt : MFODO.MFODO.MFODO.MFODO.MFODO.MFODO<br />

In[11]:= MatrixFormMgesamt<br />

Out[11]//MatrixForm=<br />

1 0<br />

<br />

0 1 <br />

Printed by Mathematica for Students<br />

x'0<br />

die


Experimentalphysik VI – SS2011 – Übungsblatt 4,<br />

Ablenkung im Magnetfeld (10 Punkte)<br />

Abgabe am 11.5.2011, Besprechung am 18.5.2011<br />

Kontakt Dr. Avetik Hayrapetyan (Raum 527, Tel. 33226) avetik.hayrapetyan@uni-giessen.de<br />

Dr. Klaus Föhl (Raum 528, Tel. 33225) klaus.foehl@exp2.physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1, (3 Punkte) LHC Protonen<br />

Der LHC im LEP-Tunnel beschleunigt (Umfang ≈ 27km, Radius des Bogens 2,803 km)<br />

Protonen auf hohe Energie.<br />

a) Welche maximale Energie der Protonen kann erreicht werden, wenn die supraleitenden<br />

Magnete im Vakuum ein maximales Magnetfeld von 8,36 Tesla erzeugen?<br />

b) Nehmen Sie an, dass die Höhe des Strahlrohrs etwa 18mm beträgt. Nach wie vielen<br />

Umläufen würde ohne vertikale Fokusierung der Protonenstrahl alleine auf Grund der<br />

Gravitation verloren gehen? Wie viele Umläufe führt der Protonenstrahl während eines<br />

normalen Runs (≈ 10 Stunden) aus?<br />

Aufgabe 2, (3 Punkte) Separation bei der Compton-Rückstreuung<br />

Beim transversalen Polarimeter des HERA Elektro-<br />

6m<br />

Kalo<br />

10m<br />

γ<br />

nenstrahls befindet sich der Compton Wechselwir- IP<br />

Dipole<br />

∆<br />

e<br />

kungspunkt(IP) bei z=0 m. Von dort aus fliegen die<br />

65m<br />

Rückstossphotonen und die gestreuten Elektronen in<br />

positive z-Richtung. Nach 10 m steht ein Dipolmagnet<br />

mit der Länge 6 m und Ablenkung 0.54 mrad. Die Strahlenergie beträgt 27.5 GeV.<br />

a.)Wie groß ist die Separation (in cm) zwischen dem Elektronenstrahl und den Compton<br />

Photonen an der Kalorimeterposition, 65m vom IP. Es wird angenommen, dass sich<br />

dazwischen ausser dem Dipol keine anderer Magnet befindet.<br />

b.) Die Compton gestreuten Elektronen haben ein Spektrum das zwischen der Comptonkante<br />

bei 13.5 GeV, und der Strahlenergie, 27.5GeV liegt. Wie groß ist die Separation<br />

zwischen den Strahlelektronen und den Elektronen in der Comptonkante an der Kalorimeterposition.<br />

Aufgabe 3, (4Punkte) Messung von Teilchensimpulsen<br />

Im HERMES Spektrometer wurde die Ortskoordinate<br />

der Pionspuren transversal zum Magnetfeld der<br />

Stärke1.2Tauf einer Längevom L=1.5 mmit Hilfe<br />

von drei präzisen Kammern vermessen.<br />

a.) Leiten Sie bitte die Beziehung zwischen dem<br />

Krümmungsradius ρund der Sagittasder Kreisbahn<br />

her (s


Nach Vorlesung 2 (Folie 40) besteht folgender Zusammenhang:<br />

<br />

Man erinnert sich an das erste Semester:<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 4 11.05.2011<br />

R = E<br />

⇒ E = RecB<br />

ecB<br />

= 2,803 · 10 3 m · 1,6 · 10 −19 8 m<br />

C · 2,9979 · 10 · 8,36T<br />

s<br />

= 7,025TeV<br />

s(t) = 1<br />

2 gt2 <br />

2s<br />

⇒ t =<br />

g<br />

<br />

2 · 0,009m<br />

=<br />

9,81 m<br />

s2 = 0,0428s<br />

Aus der Energie der Protonen errechnet sich deren Geschwindigkeit zu:<br />

<br />

β = 1 − m2<br />

E2 <br />

=<br />

1 − (938MeV)2<br />

(7,025TeV) 2<br />

= 0.9999999911<br />

Nun kann einfach das Weg-Zeit-Gesetz angewendet werden, wobei jedoch berücksichtigt werden muss, dass die 0,0428 s im ruhenden<br />

Bezugssystem vergehen: 1<br />

s = βc · γt<br />

1<br />

= βc · <br />

1 − β 2 t<br />

= 0.9999999911c ·<br />

= 96.095.840,042km<br />

1<br />

· 0,0428s<br />

1 − 0,99999999112 Dies entspricht ca. 3.559.105 Umläufen.<br />

Für einen normalen Run von 10 Stunden ergeben sich nach analoger Rechnung ca. 2,994 · 10 12 Umläufe.<br />

<br />

<br />

Die Abweichung beträgt ca. 2,8 cm.<br />

<br />

tanα = ∆<br />

x ⇒ ∆ = tanα · x = tan0,54 · 10−3 · (65m − 10m − 3m) = 0,028m<br />

Vorgehensweise: Über Geometrie Radius bestimmen, darüber B-Feld, über Verhältnis Teilchenenergien den neuen Radius und damit<br />

die neue Ablenkung bestimmen.<br />

1 Korrektur: Schwachsinn, Gammafaktor ignorieren<br />

1


Der Radius ρ ergibt sich über den Satz des Pythagoras und nebenstehender Skizze als<br />

ρ 2<br />

⇔ ρ 2 = L2<br />

4 + ρ2 − 2ρs + s 2<br />

⇔ ρ = L2 s<br />

+<br />

8s 2<br />

Für s ≪ 1 ergibt sich die geforderte Näherung ρ ≈ L2<br />

8s .<br />

<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 4 11.05.2011<br />

=<br />

2 L<br />

+ (ρ − s)<br />

2<br />

2<br />

Die Pionen verfügen über die Ladung q = e und über einen Impuls von P = 18 GeV =<br />

9,619714 · 10 −18 kgm<br />

s . Der Radius in einem Magnetfeld der Stärke B = 1,2 T ergibt sich als<br />

r = P<br />

eB<br />

. Die Sagitta s berechnet sich durch Umstellen der oberen Gleichung als<br />

<br />

s = r ± r2 − L2<br />

4<br />

= P<br />

eB ±<br />

<br />

P<br />

eB<br />

2<br />

− L2<br />

4<br />

= 9,619714 · 10−18 kgm<br />

s<br />

e · 1,2T<br />

= 5,62142mm<br />

±<br />

<br />

9,619714 · 10−18 kgm 2<br />

s −<br />

e · 1,2T<br />

1,5m2<br />

4<br />

Die zweite Lösung für s mit s = 100,06361m wurde verworfen, da die Sagitta nur schwerlich größer als der Radius werden kann.<br />

Zur Messgenauigkeit der Sagitta wurde angenommen, dass der Impuls mit 2,5% Genauigkeit bestimmt werden soll, womit sich ∆P =<br />

2,40493·10−19 kgm<br />

s ergibt. Alle anderen Größen wurden als nicht-fehlerbehaftet angesehen, womit sich nach dem Maximalfehlergesetz<br />

ergibt:<br />

<br />

<br />

∆s = <br />

∂s <br />

<br />

∂P<br />

∆P <br />

<br />

<br />

<br />

= <br />

1<br />

<br />

eB<br />

<br />

−<br />

P<br />

(qB) 2<br />

<br />

2 PqB − L2<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

∆P<br />

<br />

4 <br />

Die Sagitta muss also ebenso auf ∆s<br />

s<br />

= 0,14055mm<br />

= 2,5% genau gemessen werden.<br />

2<br />

L/2<br />

s<br />

L<br />

ρ<br />

ρ-s


Experimentalphysik VI – SS2011 – Übungsblatt 5,<br />

Synchrotronstrahlung,Luminosität (10 Punkte)<br />

Abgabe am 18.5.2011, Besprechung am 25.5.2011<br />

Kontakt Dr. Avetik Hayrapetyan (Raum 527, Tel. 33226) avetik.hayrapetyan@uni-giessen.de<br />

Dr. Klaus Föhl (Raum 528, Tel. 33225) klaus.foehl@exp2.physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1, (3 Punkte) Synchrotronstrahlung<br />

Die Leistung, die ein relativistisch beschleunigtes Teilchen der Masse m, Ladung q und<br />

Energie E abstrahlt, ist:<br />

dE<br />

dt = q2 γ 6<br />

6πǫ0c 3[(d−→ β<br />

dt )2 −( −→ β X d−→ β<br />

dt )2 ] (Vorlesung 6,Gleichung 25)<br />

Zeigen Sie bitte, dass ein auf einer Kreisbahn mit Radius R umlaufendes Teilchen mit<br />

Ladung q = e pro Umlauf die Energie<br />

∆E(MeV) = 6.02∗10 −15 ∗ β3 E<br />

∗(<br />

R[m] mc2) 4<br />

(Vorlesung 6,Gleichung 28)<br />

verliert.<br />

Berechnen Sie bitte ∆E für ein Proton mit E = 1 TeV bei einem Radius von 1 km. Wie<br />

groß müßte der Radius eines Kreisbeschleunigers für Elektronen derselben Energie sein,<br />

damit pro Umlauf dieselbe Energie abgestrahlt wird?<br />

Aufgabe 2 (3 Punkte) Synchrotronstrahlung, Energieverlust<br />

1)Wieviel Energie verliert ein hochrelativistischen Elektron im HERA Speicherring pro<br />

Umlauf?<br />

2)Wieviel Energie verliert ein Elektronen−Bunch pro Umlauf?<br />

3)Wieviel Energie verliert ein ganzer Strahl pro Umlauf?<br />

Hinweis: Energie HERA Elektronstrahl 27.56GeV, Radius =779m; es waren etwa 10 10<br />

Elektronen in einen Bunch; und es waren 180 Bunche im Speicherring.<br />

Bitte wenden.


Aufgabe 3, (4Punkte) Luminosität<br />

Für die HERA-Experimente H1 und ZEUS wurde die Luminosität durch die Strahlintensitäten<br />

der Elektron und Protonstrahlen gegeben, für das HERMES-Experiment durch<br />

Elektronstrahlintensität und die in das Gastarget ( ” storage cell “) injizierte Gasdichte.<br />

In beiden Fällen ist die Luminosität direkt proportional zu diesen Parametern. Wir Experimentatoren<br />

einigten uns darauf , nach dem Befüllen der Strahlringe(genannt ” Fill“,<br />

siehe Vorlesung 7, Seite 9) für die Dauer der jeweligen Messung 10mal mehr Gas ins<br />

HERMES Gastarget zu injizieren, als während eines ” Fill“ erlaubt war. Bei diesen sogenannten<br />

High-Density (HD) Runs verringert sich die Elektronenstrahllebensdauer von<br />

circa13Stundenauf5Stunden(siehedasaktuelleStrahlverhalten vorundnach12Uhrim<br />

obigen Bild als Beispiel). Unter der Voraussetzung , dass die Erhöhung bei einer Strahlintensität<br />

von circa 13mApassiert, und alle High-Density-Runs 1 Stunde dauern, berechnen<br />

sie bitte den relativen Gewinn/Verlust in integrierter Luminosität für HERMES und für<br />

die Collider-Experimente H1 und ZEUS. Gehen Sie davon aus, dass für H1 (ZEUS) der<br />

Protonenstrahlstrom konstant bleibt.


P = dE<br />

dt<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 5 18.05.2011<br />

= q2<br />

6πε0c<br />

3 γ6<br />

⎛<br />

⎝<br />

d 2 <br />

β<br />

− d<br />

β ×<br />

dt<br />

⎞<br />

2<br />

β<br />

⎠<br />

dt<br />

Mit β = β + β⊥ und Betrachtung des auf einer Kreisbahn relevanten transversalem Teils (es wird gerechnet mit c = 1):<br />

Mit d β⊥<br />

dt<br />

1 dp⊥<br />

= folgt<br />

γm dt<br />

Weiterhin gilt dp⊥<br />

dt<br />

P⊥ = q2<br />

γ<br />

6πε0<br />

4<br />

<br />

dβ⊥ dt<br />

P⊥ = q2<br />

γ2<br />

6πε0m2 2<br />

2 dp⊥<br />

dt<br />

<br />

β 2 p<br />

= q β⊥ ×B = γm mit B =<br />

R qR sowie p = γmβ. Dadurch ergibt sich P⊥ zu<br />

P⊥ = q2<br />

6πε0R2 β 4 <br />

E⊥<br />

⊥<br />

mc2 4 ∆E ergibt sich als P⊥dt, mit dt = 1<br />

β ds. Da der Radius R konstant ist, ist ds = 2πR. Somit erhält man<br />

Mit γ = E<br />

m sowie einsetzen von q = e = 1,6 · 10−19 C erhält man<br />

∆E⊥ = 2<br />

q<br />

6ε0<br />

2 β 3 γ<br />

⊥<br />

4<br />

R<br />

∆E⊥[MeV ] = 6,031 · 10 −15 · β 3 ⊥<br />

R<br />

<br />

E<br />

mc2 4 Der Unterschied auf der zweiten Nachkommastelle dürfte sich als Rundungsfehler erweisen.<br />

<br />

<br />

<br />

mc2 Durch Einsetzen und der Beziehung β = 1 −<br />

E<br />

2<br />

∆E = 6,02 · 10 −15<br />

= 7,777 eV<br />

errechnet sich ∆E als<br />

<br />

1 − 938MeV<br />

1TeV<br />

1000<br />

2 3<br />

<br />

1TeV<br />

938MeV<br />

4 Umstellen der Gleichung und Einsetzen der Elektronenmasse sowie des gerade berechneten Energieunterschieds liefert<br />

R = 6,02 · 10 −15<br />

<br />

1 − 511keV<br />

1TeV<br />

7,777eV<br />

2 3<br />

= 1,135 · 10 13 km ∼ 1,2 Lichtjahre<br />

4 1TeV<br />

511keV<br />

Das deckt sich mit der Aussage, dass Elektronen ungefähr das 1 · 10 13 -fache an Leistung abstrahlen.<br />

1


Mit oben hergeleiteter Formel ergibt sich<br />

<br />

∆E = 6,02 · 10 −15<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 5 18.05.2011<br />

<br />

= 65,3871 MeV<br />

1 −<br />

3<br />

2<br />

511keV<br />

27,56GeV<br />

779<br />

4 27,56GeV<br />

511keV<br />

In einem Bunch befinden sich ungefähr 10 10 Elektronen, die Energie pro Bunch beträgt also 65,3871 MeV ·1 · 10 10 = 653,871 PeV =<br />

0,10476 J<br />

<br />

Im gesamten Strahl fliegen 180 solcher Bunches, die Energie beträgt also 653,871 PeV ·180 = 117,6968 EeV = 18,857 J<br />

<br />

Nach Aufgabenstellung ist die Luminosität bei HERMES direkt proportional zur Strahlintensität I(t), der Gasdichte σ sowie einer Konstante<br />

A. Es wird angenommen, dass die Strahlintensität nach dem Zerfallsgesetz mit der Zeit exponentiell abnimmt. Mit Lebensdauern<br />

von τ1 = 13 h und τ2 = 5 h ergeben sich die Zerfallskonstanten λ1 = 1<br />

13 h sowie λ2 = 1<br />

5 h . Die Intensitäten ergeben sich allgemein als<br />

I(t) = I0 ·e−λ·t mit I0 = 13 mA. Weiter gilt nach Aufgabe, dass σ1 = 1 10 ·σ2 = σ. Für HERMES werden die Konstanten A, I0 sowie σ zu<br />

der Konstante α zusammengefasst. Für H1 und ZEUS ergibt sich im Prinzip der gleiche Rechenweg, nur dass hier die Gasdichten wegfallen,<br />

dafür die Protonenstrahlintensität als Konstante hinzukommt. Zusammengefasst werden die Konstanten als β. Man berechnet<br />

also für HERMES:<br />

L1 = α<br />

3600 <br />

− 1<br />

e 46800s t dt = 3465,021978 · α<br />

0<br />

L2 = 10 · α<br />

Das Verhältnis L2<br />

beträgt 9,4165. Für H1 und ZEUS berechnet man<br />

Das Verhältnis<br />

L1<br />

L ′<br />

2<br />

L ′<br />

1<br />

3600 <br />

− 1<br />

e 18000s t dt = 32628,46385 · α<br />

0<br />

L ′<br />

3600 <br />

− 1<br />

1 = β e 46800s t dt = 3465,021978 · β<br />

0<br />

L ′<br />

3600 <br />

− 1<br />

2 = β e 18000s t dt = 3262,846385 · β<br />

0<br />

beträgt 0,94165. Bei HERMES ist die integrierte Luminosität während den »High Density Runs« also ungefähr<br />

9,4-mal höher, wohingegen sie bei H1 und ZEUS nur ca. 94% der »normalen« Runs beträgt.<br />

2


Experimentalphysik VI – SS 2011 – Übungsblatt 6<br />

Abgabe am 25.5.2011, Besprechung am 1.6.2011<br />

Kontakt Dr. Klaus Föhl (Raum 528, Tel. 33225) klaus.foehl@exp2.physik.uni-giessen.de<br />

Dr. Avetik Hayrapetyan (Raum 527, Tel. 33226) avetik.hayrapetyan@uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 (3 Punkte) Undulator und Wiggler<br />

In Bahnrichtung des durchlaufenden Elektronenstrahls mit p=600MeV/c wechselt in einem<br />

Wiggler/Undulator nach jeweils 5mm die Polarität des transversalen Magnetfeldes.<br />

Präsenzteil: Die Elektronenbahn sei idealisiert als gerade angenommen. Welche Wellenlänge<br />

hat die Grundfrequenz (=erste Harmonische) der Undulatorstrahlung? Bitte betrachten<br />

sie einen Lösungsweg komplett im Laborsystem sowie eine Rechnung, welche die<br />

Anregungsfrequenz im Ruhesystem der Elektronen als Zwischenschritt beinhaltet.<br />

a) Bei einem Magnetfeld |B|=1T beschreibt die Elektronenbahn eine merkbare Schlangenlinie.<br />

Welche Wellenlänge ergibt sich jetzt für die Grundfrequenz der Undulatorstrahlung?<br />

b) Vergleichen sie den charakteristischen Winkel 1/γ der in einen Vorwärtskegel konzentrierten<br />

Synchrotronstrahlung mit der maximalen Richtungsabweichung der Schlangenlinie<br />

bei B=1T von der idealen geraden Bahn.<br />

c) Berechnen sie den Undulatorparameter K = eBλu für B=1T und B=0.1T.<br />

2πmc<br />

me=0.511 MeV/c2 , c=299792458 m/s.<br />

Aufgabe 2 (3 Punkte) Comptonstreuung, transversales Polarimeter<br />

Bei HERA treffen die Photonen des YAG-Lasers (λ =532 nm) frontal auf Elektronen der<br />

Energie T = 27.5 GeV.<br />

Präsenzteil: Berechnen sie die Energie der Photonen im Ruhesystem der Elektronen und<br />

im Schwerpunktsystem.<br />

a) Berechnen sie im Laborsystem die Energien und Streuwinkel von Photonen, welche im<br />

Schwerpunktsystem Streuwinkel von 90 ◦ und 180 ◦ haben.<br />

b) In 65 m Abstand vom Wechselwirkungspunkt steht ein Kalorimeter und misst Positionen<br />

der auftreffenden Photonen. Wie hoch muss die Auflösung des Kalorimeters sein,<br />

damit die beiden Fälle unterschieden werden können?<br />

Aufgabe 3 (4 Punkte) Dynamische Polarisation<br />

Protonen können durch das Anlegen eines Magnetfeldes und der Einstrahlung von Hochfrequenz<br />

dynamisch polarisiert werden.<br />

Präsenzteil: Bitte skizzieren Sie das Termschema und tragen die Vorgänge der folgenden<br />

Aufgabenteile ein. — Welche Gründe kann es für eine mögliche Abweichung der berechneten<br />

magnetischen Momente zum Literaturwert geben? — Welche Besetzungszahlen ergeben<br />

sich bei einem Kelvin ohne Hochfrequenzeinstrahlung?<br />

a) In einem von außen angelegten Magnetfeld von 2.5 Tesla wird die Aufspaltung der Elektronenspinzustände<br />

mit 70.0 GHz angegeben. Welchem Zahlenwert für das magnetische<br />

Moment µ entspricht dies.<br />

b) Die Hyperfeinstrukturaufspaltung wird mit 106 MHz angegeben. Welcher Energie in<br />

eV entspricht dies? Mit welchen Einstrahlfrequenzen kann polarisiert werden?<br />

c) Energieniveaus mit unterschiedlicher Orientierung des Kernspins brauchen lange, um<br />

ins thermische Gleichgewicht zu gelangen; diese Kopplung ist hier zu vernachlässigen. Die<br />

Hochfrequenzeinstrahlung ergebe (idealerweise) gleiche Besetzungszahlen für die so gekoppelten<br />

Energieniveaus. Welche Besetzungszahlen ergeben sich für die vier Energieniveaus<br />

bei 1 K, wenn die Population des zweittiefsten Niveaus maximiert werden soll.


λn ergibt sich als 1 2<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 6 25.05.2011<br />

λn = λ0<br />

2γ2 <br />

1 +<br />

n<br />

K2<br />

2 + γ2θ 2<br />

<br />

Mit der Periodenlänge des Undulators λ0, dem bekannten Gammafaktor γ =<br />

<br />

1 + p<br />

mc<br />

2 eBλ0<br />

sowie K = 2πmc . Die Aufgabenstellung<br />

behauptet, das Magnetfeld betrage 1 Tesla, die Undulatorperiodenlänge sei 10 mm und der Impuls betrage 600 MeV<br />

c . Da die Grundfrequenz,<br />

also die erste Harmonische gefragt ist und wir wie in der Präsenzaufgabe den Abstrahlung bei θ = 0 ◦ betrachten, berechnet sich<br />

die Wellenlänge als<br />

<br />

λ1 =<br />

2 ·<br />

<br />

1 +<br />

= 5,2076nm<br />

0,01m<br />

600 MeV<br />

c<br />

511 keV<br />

c<br />

⎛<br />

<br />

⎜<br />

⎝1 +<br />

2<br />

<br />

β = 1 − 1<br />

p2 m2 = 0,9999996373<br />

+ 1<br />

1<br />

γ = <br />

1 − β 2<br />

<br />

e·1T·0,01m<br />

2πc·9,109·10 −31 kg<br />

1<br />

γ = tanθ ⇒ θ = arctan 1 − β 2 = 0,0488 ◦<br />

Für den charakteristischen Winkel ergibt sich 0,0488 ◦ . Durch Gleichsetzen der Lorentzkraft mit der Zentripedalkraft erhält man für den<br />

Radius des abgelenkten Teilchens:<br />

m · v2<br />

q · v · B =<br />

r<br />

m · v p<br />

⇒ r = = = 2,001m<br />

e · B e · B<br />

Die maximale Richtungsabweichung tritt beim Eintritt in das Magnetfeld ein. Die dortige Tangente bildet<br />

mit dem Radius einen Winkel von 90 ◦ . Der gesuchte Winkel ist also 90 ◦ - β. Dieser Winkel findet sich im<br />

Dreieck nocheinmal und lässt sich über den Sinussatz berechnen als α = sin −1 0,0025<br />

2,001<br />

sieht, dass die Winkel ungefähr von der gleichen Größenordnung sind.<br />

<br />

K1 =<br />

K0,1 =<br />

e · 1T · 0,01m<br />

2πc · 9,109 · 10 −31 kg<br />

= 0,933729<br />

e · 0,1T · 0,01m<br />

2πc · 9,109 · 10−31kg = 0,0933729<br />

2<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

<br />

= 0,0716 ◦ . Man<br />

1T. Knuth Auslegung, Entwicklung und Inbetriebnahme eines longitudinalen und transversalen Feedbacksystems zur Dämpfung gekoppelter Teilchenpaket-Instabilitäten<br />

im BESSY-II-Speicherring<br />

2Korrektur: Gilt nur bei sinusartigem Verlauf des B-Felds. Laut Aufgabenstellung wechselt das B-Feld instantan, insofern andere Herleitung.<br />

1<br />

β<br />

α<br />

r<br />

l /2<br />

θ=α


Die Transformation der Winkel ins Laborsystem erfolgt über<br />

βL errechnet sich über βL =<br />

<br />

1 −<br />

<br />

mc2 mc2 <br />

<br />

2 <br />

= 1 −<br />

+T<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 6 25.05.2011<br />

⎛<br />

⎞<br />

sinφcm<br />

φL = arctan⎝<br />

γ(cosφcm + βL<br />

βcm )<br />

⎠<br />

511keV<br />

511keV+27,5GeV<br />

2<br />

= 0,9999999998. γ berechnet sich nach altbekanntem Muster<br />

als γ = 53816,97958. βcm = pν +pe<br />

Eν +Ee , mit pe = √ T 2 + 2T m ≈ 27,5GeV, pν = h<br />

λ = 2,331eV = Eν, Ee = T +m = 27,500511GeV. Daraus<br />

folgt βcm = 0,9999814. Somit berechnen sich die Winkel als 3<br />

Hiermit errechnet sich die Energie der Photonen zu<br />

⎛<br />

φL,90 = arctan⎝<br />

sin90◦ 53816,97958(cos90◦ + βL<br />

βcm )<br />

⎞<br />

⎠ = 0,3494 ◦<br />

⎛<br />

φL,180 = arctan⎝<br />

sin180◦ 53816,97958(cos180◦ + βL<br />

βcm )<br />

⎞<br />

⎠ = 180 ◦<br />

E ′ ν = Eν<br />

1 − β cosθ<br />

(1 − β cosθ ′ ) + hν<br />

γmc2 (1 − cosφ)<br />

Hierbei entspricht θ dem Winkel zwischen Elektron und Photon vor der Streuung (180 ◦ ), θ ′ ist der Winkel zwischen Elektron vor<br />

der Streuung und dem Photon nach der Streuung (0,3494 ◦ bzw. 0 ◦ ) und φ ist der Winkel zwischen Photon vor und nach der Streuung<br />

(179,6506 ◦ bzw. 180 ◦ ). Einsetzen ergibt<br />

<br />

E ′ 1 − 0,9999999998cos180<br />

ν = 2,33ev<br />

◦<br />

(1 − 0,9999999998cos0,3493◦ 2,33<br />

) + 59999,99893·511keV (1 − cos179,6506◦ = 125,279kev<br />

)<br />

E ′ 1 − 0,9999999998cos180<br />

ν = 2,33ev<br />

◦<br />

(1 − 0,9999999998cos0◦ 2,33<br />

) + 59999,99893·511keV (1 − cos180◦ = 12,187Gev<br />

)<br />

Der Abstand, zwischen den Punkten, an denen die zwei Strahlen auftreffen, berechnet sich als x = 65m · tanα, wobei α dem oben<br />

berechneten Winkel entspricht. Einsetzen liefert, dass das Polarimeter 39,639cm auflösen können muss.<br />

<br />

<br />

Allgemein gilt E = −µ · B. Unter der Annahme, dass B ⊥ µ, berechnet sich das magnetische Moment als µ = − E B . Die Aufspaltung<br />

beträgt 70 GHz, das entspricht einer Energieaufspaltung von E = hν 2 = 2,3191 · 10−23 J. Der Faktor 1 2 erklärt sich damit, dass die<br />

Aufspaltung, je nach Spinorientierung, einmal nach oben und einmal nach unten geschieht. Damit berechnet sich das magnetische<br />

Moment als µ = − 2,3191·10−23 J<br />

2,5T = −927,6496 · 10−26 J T . Der Literaturwert beträgt −928,4764 · 10−26 J T .<br />

<br />

Es gilt E = h · ν = h · 106 · 10 6 Hz = 7,0236 · 10 −26 J = 0,43838µeV. Es gibt vier verschiedene Übergangsenergien: 1 → 2 ≡ 3 → 4 =<br />

0,43838µeV, 1 → 3 ≡ 2 → 4 = 0,28950meV, 1 → 4 = 0,28994meV und 2 → 3 = 0,28906meV. Diese entsprechen Frequenzen von<br />

(in gleicher Reihenfolge:): 106 MHz, 70, GHz, 70,106 GHz und 69,896 GHz. Polarisieren kann man jedoch nur mit den Frequenzen,<br />

welche Übergänge von 1 nach 4 oder von 2 nach 3 anregen. Frequenzen, die von 1 nach 2 anregen, regen auch von 3 nach 4 an.<br />

Frequenzen, die von 1 nach 3 anregen, regen auch von 2 nach 4 an. Es bleiben also die Frequenzen 69,896 GHz und 70,106 GHz.<br />

3 Korrektur: Der erste Winkel ist falsch, damit alles nachfolgende<br />

2


ExPhy VI - Übungsblatt 6 25.05.2011<br />

Da wir den zweitniedrigsten Zustand besetzen möchten, ist es sinnig, in diesen Anzuregen, aber nicht aus diesem raus. Als Anregungsfrequenz<br />

wählen wir 70,106 GHz, also eine Anregung von 1 nach 4. Von 4 relaxieren die Zustände nach 2, wo sie verbleiben. Es gilt<br />

also<br />

Man sieht leicht, dass w2 =<br />

− ∆E<br />

w3 = w1e kBT = 0,00117.<br />

1<br />

− ∆E<br />

1+2e kBT −<br />

+e 2∆E<br />

kBT w3<br />

w1<br />

w1 = w4<br />

= w4 − ∆E<br />

= e kBT w2<br />

4<br />

∑ = 1<br />

n=1<br />

− ∆E<br />

ist. Einsetzen liefert w2 = 0,9343. Es ist w1 = w4 = w2e kBT = 0,0323. Weiterhin gilt<br />

3


Experimentalphysik VI – SS 2011 – Übungsblatt 7<br />

Abgabe am 01.06.2011, Besprechung am 08.06.2011<br />

Kontakt Irina Brodski, Irina.Brodski@math.uni-giessen.de<br />

Peter Koch, Peter.Koch@physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 - Menschenversuche<br />

In sogenannten “grand unified theories” wird der Zerfall des Protons vorausgesagt. Eine<br />

denkbare Zerfallsreaktion wäre p → π + ν. Eine untere Grenze für die Proton Zerfallswahrscheinlichkeit<br />

wird durch die Lebensdauer eines Menschen gegeben. Die im lebenden<br />

Organismus zerfallenden Protonen würden eine Strahlenbelastung durch die emittierten<br />

Teilchen erzeugen. Diese Strahlenbelastung darf natürlich die tödliche Dosis nicht uberschreiten.<br />

Gehen Sie von folgenden Annahmen aus:<br />

• Ein Mensch habe 100 kg Masse und lebe 70 Jahre<br />

• Die letale Strahlendosis beträgt ca. 3 Gray; nehmen Sie 1 Gray Bestrahlung durch<br />

den Protonzerfall an. (1 Gray = 1 Joule/kg = 6.24 · 10 12 MeV/kg)<br />

• Das Pion aus dem Protonzerfall habe eine Energie von Eπ 480 MeV; die<br />

Energiedeposition dE/dx beträgt 2.2 MeV cm 2 /g (Dichte: 1 g/cm 3 ), die mittlere<br />

Weglänge der Pionen sei 10 cm.<br />

Machen Sie eine vernünftige Annahme über die Anzahl der Protonen im Menschen. Wieviele<br />

Protonen müssen zerfallen, damit der Mensch in 70 Jahren eine Strahlenbelastung<br />

von 1 Gray akkumuliert? Welcher Lebensdauer des Protons entspricht das? Vergleichen<br />

Sie das Ergebnis mit dem Alter des Universums (Particle Booklet).<br />

(3 Punkte)<br />

Aufgabe 2 - Flugzeit<br />

Zwei Teilchen der Massen m1 und m2 (m1 > m2 ) aber gleichem Impuls p, sollen in einem<br />

Detektor nachgewiesen und identifiziert werden. Dazu legen sie eine Strecke L zwischen<br />

zwei Szintillationszählern zurück.<br />

• Berechnen Sie den Flugzeitunterschied an Zähler 2, falls beide zur gleichen Zeit in<br />

Zähler 1 nachgewiesen werden.<br />

• Zeigen Sie, dass für hohe Impulse (d.h. | p | 2 ≫ m 2 ) die Flugzeitdifferenz proportional<br />

zu | p | −2 abnimmt.<br />

• In welchem Abstand müssen die Szintillationszähler aufgestellt werden, damit Pionen<br />

von Kaonen getrennt werden können? Die Teilchen sollen einen Impuls von 3<br />

GeV /c haben, die Apparatur ein Auflösungsvermögen von 200 ps.<br />

(3 Punkte)


Aufgabe 3 - Neue Resonanz<br />

Es ist 2027 und die Wissenschaftler haben es endlich geschafft einen µ + µ − Ringcollider<br />

zu bauen, der es auf Schwerpunktenergien von √ s = 10TeV bringt. Die vorläufigen Daten<br />

zeigen die dargestellte Verteilung der invarianten Masse.<br />

• Bestimmen Sie die Masse, Zerfallsbreite und Lebensdauer des Zustandes ungefähr<br />

anhand der Darstellung (Bitte einzeichnen, nicht nur Wert angeben).<br />

• Die Daten zeigen die Massenverteilung der Datenaufnahme eines Monats. Die Luminositätsmessgeräte<br />

habe eine mittlere Luminosität von 10 32 cm −2 s −1 für diesen Zeitraum<br />

gemessen. Geben Sie eine Abschätzung des Wirkungsquerschnitts (in barn) für<br />

den neuen Zustand der µ + µ − -Anihilation. Nehmen Sie an, dass jedes der tatsächlichen<br />

Ereignisse auch gemessen wird.<br />

(4 Punkte)


Der menschliche Körper setzt sich folgendermaßen zusammen 1<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 7 01.06.2011<br />

Massenanteil [%] Masse [kg] Protonen<br />

Sauerstoff 56,1 56,1 1,6892 · 10 28<br />

Kohlenstoff 28 28 8,4300 · 10 27<br />

Wasserstoff 9,3 9,3 5,6006 · 10 27<br />

Stickstoff 2 2 6,0221 · 10 26<br />

Calcium 1,5 1,5 4,5166 · 10 26<br />

Chlor 1 1 2,8838 · 10 26<br />

Phosphor 1 1 2,9139 · 10 26<br />

Kalium 0,25 0,25 7,3347 · 10 25<br />

Schwefel 0,2 0,2 6,0221 · 10 25<br />

Er enthält also ungefähr NP = 3,3 · 1028 Protonen. Die Protonenanzahl wurde gemäß nP = Na·m·N<br />

M berechnet, wobei Na die Avogadrokonstante<br />

ist, m entspricht der Masse, N der Ordnungszahl und M der molaren Masse des Bestandteils.<br />

Für die Energiedeposition wird zunächst eine Dichte des menschlichen Körpers von 1,02 cm-3g angenommen. Die Energiedeposition<br />

der Pionen ist mit 2,2 MeV cm2g-1 angegeben, die mittlere Weglänge als 10 cm. Darüber berechnet sich die Energiedeposition pro Pion<br />

als 22,44 MeV. Um also in dem 100 kg Menschen eine Strahlendosis von 1 Gray = 6,24 ·1012 MeV<br />

kg zu erreichen, benötigt man nPion =<br />

= 2,7807 · 1013 Pionen. Diese Zerfälle sollen sich über einen Zeitraum von 70 Jahren ereignen. Das entspricht einer Aktivität<br />

6,24·1012·100<br />

22,44<br />

von A = 2,7807·1013<br />

70·365·24·60·60s = 12596,70881 1 s . Die Anzahl der Protonen in Menschen sei über diese 70 Jahre konstant. Die Lebensdauer des<br />

Protons errechnet sich demnach über τ = NP<br />

A = 2,6197 · 1024 s = 8,3071 · 1016 a. Das Universum hat ein geschätztes Alter von 1,4 · 10 10<br />

a, ist also sechs Größenordnungen jünger.<br />

<br />

Bekanntermaßen gilt<br />

Weiterhin ist<br />

1 http://www.chemie.fu-berlin.de/medi/suppl/mensch.html<br />

β =<br />

P<br />

m 2 + p 2<br />

L = β · c ·t<br />

⇒ t = L<br />

β · c<br />

= L<br />

<br />

m2 + 1<br />

c P2 ⇒ ∆t = L<br />

⎛<br />

⎝<br />

c<br />

m2 <br />

1 + 1 −<br />

P2 m2 ⎞<br />

2 + 1⎠<br />

P2


ExPhy VI - Übungsblatt 7 01.06.2011<br />

Da nach Aufgabenstellung |P| 2 ≫ m 2 , machen wir eine Taylorentwicklung bis zur ersten Ordnung.<br />

√<br />

1 + x<br />

<br />

=<br />

Taylor<br />

⇒ ∆t = L<br />

c<br />

=<br />

1 + x<br />

2 + σ(x2 )<br />

<br />

1 + m2 1<br />

L<br />

2 · c|P| 2<br />

2 · P 2 − 1 − m2 2<br />

2<br />

m1 − m 2 2<br />

Mit den Massen mPion = 139,6 MeV<br />

c 2 und mKaon = 493,6 MeV<br />

c 2 und einem Auflösungsvermögen von 200ps ergibt sich 2 :<br />

<br />

<br />

L = (βPion − βKaon)c ·t<br />

⎛<br />

3 GeV<br />

c<br />

= ⎝<br />

(139,6 MeV<br />

c2 ) 2 + (3 GeV<br />

c )2<br />

−<br />

= 0,731mm<br />

3 GeV<br />

c<br />

2 · P 2<br />

<br />

<br />

(493,6 MeV<br />

c 2 ) 2 + (3 GeV<br />

c )2<br />

⎞<br />

⎠ · c · 200 · 10 −12 s<br />

Die Gaußfunktion wurde so angezeichnet, dass der Untergrund 211,1 Ereignisse beträgt. Der Erwartungswert wurde bei einer Energie von<br />

0,9777 TeV abgelesen, was einer Masse von 1,7429 · 10 −24 kg oder 1049,6042u entspricht. Die Höhe der Funktion an dieser Stelle beträgt,<br />

bereits vom Untergrund bereinigt, 419,4 Ereignisse. Weiterhin wurden die Massen markiert, bei welchen die Funktion auf 1/e 1/2 der Höhe<br />

abgefallen ist. Die Zerfallsbreite Γ ergibt sich als Mittelwert dieser beiden Abweichungen, Γ = 0,0106TeV. Diese hängt wiederum mit<br />

der Lebensdauer τ des Zustands über Γ = ¯h τ zusammen. Somit ergibt sich die Lebensdauer als τ = ¯h Γ = 6.2095 · 10−26 s.<br />

<br />

Damit ergibt sich (mit σ = Γ<br />

Binning )<br />

Das Binning ergibt sich als B = 0,2745TeV<br />

68<br />

kungsquerschnitt berechnet sich als σ = N L·t<br />

2 Korrektur: L ≥<br />

<br />

c200ps<br />

<br />

m2 1<br />

m2 P2 +1− 2<br />

P2 +1<br />

Normalverteilung :1 =<br />

Gauverteilung :F =<br />

1<br />

F =<br />

∞<br />

1<br />

σ<br />

−∞<br />

√ 2π e− 1 x−µ<br />

2 ( σ )2<br />

dx<br />

∞<br />

Ae − 1 x−µ<br />

2 ( σ )2<br />

dx<br />

−∞<br />

1<br />

σ √ 2π · A<br />

⇒ F = A · σ · √ 2π<br />

= 4,0363GeV. Also haben wir F = 419,44·0,0106TeV√<br />

2π = 2761,1004 Ereignisse. Der Wir-<br />

. N = F und t = 1 Monat. Also σ =<br />

4,0363GeV<br />

2761,1004<br />

1·10 32 1·30·24·60·60<br />

cm 2 s<br />

s = 1,0649·10−35 cm 2 = 10,549pbarn


Experimentalphysik VI – SS2011 – Übungsblatt<br />

8,Myonstrahlpolarisation, Teilchenidentifikation (12<br />

Punkte)<br />

Abgabe am 8.6.2011, Besprechung am 15.6.2011<br />

Kontakt Dr. Avetik Hayrapetyan (Raum 527, Tel. 33226) avetik.hayrapetyan@uni-giessen.de<br />

Dr. Klaus Föhl (Raum 528, Tel. 33225) klaus.foehl@exp2.physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 (3 Punkte) Myonstrahl, Polarisation<br />

Es gibt kein Polarimeter, um die Polarisation eines Myonstrahls zu messen. a) Woher<br />

kennen wir die Strahlpolarisation zum Beispiel im COMPASS Experiment?.<br />

b) Ein Primärstrahl mit einer Energie von 400 GeV wird genutzt, um einen Myonstrahl<br />

zu erzeugen. Ist ein Primärstrahl von Pionen oder von Kaonen vorzuziehen, um eine hohe<br />

Polarisation von Myonen zu erzeugen?<br />

c) Wie groß ist Myonpolarisation bei 180 GeV.<br />

Aufgabe 2 (4Punkte) Cherenkov Detektor<br />

Ein geladenes Teilchen, dass sich durch ein Medium mit einer Geschwindigkeit bewegt, die<br />

größer ist als die Lichtgeschwindigkeit in diesem Medium, erzeugt Cherenkov-Strahlung.<br />

Die Strahlung wird auf einem Kegelmantel ausgesendet, für dessen Öffnungswinkel die<br />

folgende Beziehung gilt:<br />

cosθ = 1/(βn) (0.1)<br />

wobei n der Brechungindex des Mediums ist und β = v/c die Geschwindigkeit des<br />

Teilchens in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit.<br />

1) Berechnen Sie bitte die Schwelle in γ = (1−β 2 ) −1/2 ab der Teilchen in den unten angegebenen<br />

Radiatormaterialien Cherenkov-Licht aussenden. Welchen Impulsen entspricht<br />

dies für geladene Kaonen??<br />

Medium N2 C4F10 Aerogel Quartz<br />

Brechungsindex 1.000293 1.00153 1.05 1.458<br />

2) In einem Schwellen-Cherenkovzähler werden Teilchenarten unterschieden, indem der<br />

Brechungsindex über den Gasdruck so eingestellt wird, dass bei gegebenem Impuls eine<br />

Teilchensorte Licht erzeugt , die andere aber nicht. Bestimmen Sie bitte die optimalen<br />

Brechungsindizes bei 10 GeV/c Teilchenimpuls, um Pionen von Kaonen und Kaonen von<br />

Protonen trennen zu können.<br />

Bitte wenden.


Aufgabe 3 ( 5 Punkte) Teilchenidentifikation bei großen<br />

Experimenten<br />

Abbildungen 1 und 2 zeigen zwei verschiedene Detektorsysteme der Hochenergiephysik:<br />

a) Das Fixed-Target-Experiment COMPASS (COmmon Muon Apparatus for Structure<br />

and Spectroscopy, Details siehe http://wwwcompass.cern.ch)<br />

b) Das Collider-System CMS (Compact Muon System, Details siehe http://cms.cern.ch)<br />

Abbildung 1: COMPASS Spektrometer<br />

Abbildung 2: CMS Spektrometer<br />

Überlegen Sie sich bitte, wie mit beiden Systemen<br />

• Photonen<br />

• Elektronen<br />

• Myonen<br />

• geladene Hadronen<br />

• ungeladene Hadronen<br />

nachgewiesen werden können. Beschreiben Sie die Unterschiede der beiden Detektoren.


ExPhy VI - Übungsblatt 8 08.06.2011<br />

Im COMPASS Experiment werden Protonen auf ein fixes Lithium-Deuterium-Target geschossen. Dabei entstehen hauptsächlich Pionen<br />

und ein wenig Kaonen. Die Pionen (sowie auch die Kaonen, gleicher Mechanismus) zerfallen dabei in ein Myon und ein Myon-Neutrino:<br />

π + → µ + + νµ. Pionen besitzen keinen Spin und dieser muss beim Zerfall erhalten bleiben. Unter der (mittlerweile wiederlegten) Annahme,<br />

dass Neutrinos masselos sind und somit immer linkshändig sind, also eine negative Helizität besitzen, ist der Spin der Neutrinos<br />

bekannt, nämlich antiparalell zu ihrem Impuls. Über die Spinerhaltung ergibt sich, dass die Myonen einen entgegengesetzten Spin haben.<br />

<br />

Die Polarisation berechnet sich als<br />

P µ + =<br />

m2 π,K +<br />

<br />

1 − 2Eπ,K<br />

Eµ<br />

m 2 π,K − m2 µ<br />

Die Massen betragen mµ = 105,658 MeV, mπ und mK siehe 2), die Primärstrahlenergie beträgt 400 GeV. Man erhält also folgenden Plot<br />

für die Polarisation in Abhängigkeit der Energie. Geplottet wurde nur in dem Bereich, wo der Betrag der Polarisation kleinergleich 1 ist.<br />

<br />

m 2 µ<br />

(a) Pionen (b) Kaonen<br />

Wie man den Graphen ansieht, eignen sich Kaonen wesentlich besser, da die Polarisation wesentlich schneller steigt und schon bei 200<br />

GeV nahe 1 ist.<br />

<br />

Obige Formel liefert für Pionen für diese Energie kein sinnvolles Ergebnis. Für Kaonen berechnet sich |P| als |P| = 0,8827.<br />

<br />

<br />

Tscherenkow-Strahlung entsteht, wenn gilt 1 n ≤ β. Die Schwelle ist also bei 1 n<br />

Kaonenmasse von mK = 493,677 MeV. Mit γ = 1 √ ergibt sich<br />

1−β 2<br />

Medium N2 C4F10 Aerogel Quartz<br />

Brechungsindex 1,000293 1,00153 1,05 1,458<br />

β 0,999707 0,99847 0,952 0,6859<br />

γ 41,312646 18,08446 3,267 1,3742<br />

mβ<br />

= β. Der Impuls berechnet sich als P = √ , mit der<br />

1−β2 P 20,3891 GeV 9,8142 GeV 1,5354 GeV 0,465322 GeV<br />

1


ExPhy VI - Übungsblatt 8 08.06.2011<br />

Der Brechungsindex, ab dem Tscherenkow-Strahlung aufritt, berechnet sich über n = 1<br />

β . Mit β =<br />

mK = 493,677 MeV und mp = 938,272013 MeV ergibt sich<br />

Teilchen Pion Kaon Proton<br />

β 0,99990 0,9988 0,995627<br />

n 1,0001 1,0012 1,004392<br />

p<br />

√ p 2 +m 2 , sowie mπ = 139,57018 MeV,<br />

Um Pionen von Kaonen zu trennen, gilt also 1,0001 ≤ n < 1,0012. Um Kaonen von Protonen zu trennen, gilt 1,0012 ≤ n < 1,004392<br />

<br />

<br />

Bei COMPASS handelt es sich um ein Fixed Target-Experiment. Da bei diesem die entstehenden Teilchen die Richtung des Primärstrahls<br />

also Vorzugsrichtung erhalten, sind die Experimente in Strahlrichtung aufgebaut. CMS hingegen ist ein Collider-Experiment. Bei diesem<br />

fliegen die entstehenden Teilchen in alle Richtungen weg, weswegen die Detektoren den gesamten Raumwinkel um den Kollisionsort<br />

abdecken.<br />

<br />

Zwei Dipolmagnete (SM1 und SM2) trennen zunächst geladene von ungeladenen Teilchen. SM1 trennt Teilchen niedrigen Impuls und<br />

großer Winkelabweichung vom Strahl, SM2 Teilchen hohen Impuls und kleiner Winkelabweichung. Geladene Hadronen niedrigen Impuls<br />

und großen Winkels werden mit RICH (Tscherenkow-Detektor) nachgewiesen, sowie Hadronen allgemein über HCAL1 und HCAL2<br />

(hadronische Kalorimeter). ECAL1 und ECAL2 (elektromagnetische Kalorimeter) weisen Photonen und Elektronen nach. Diese werden<br />

also Unterschieden, ob sie von den Dipolmagneten abgelenkt wurden oder nicht und in welchem Detektor sie anschließend landen.<br />

Myonen schließlich werden über Myon-Filtersysteme nachgewiesen, welche sich am Ende des jeweiligen Detektorbereichs befinden.<br />

<br />

Myonen lassen sich detektieren, wenn sie sowohl ein (koinzidentes) Signal im Inner Tracker als auch in den Myonenkammern erzeugen.<br />

Elektronen werden erkannt, wenn ein koinzidentes Signal sowohl im Tracker als auch im ECAL ausgelöst wird. Geladene Hadronen<br />

liefern Signale im Tracker und im HCAL, neutrale Hadronen nur im HCAL, womit diese sich trennen lassen. Photonen schlussendlich<br />

liefern nur ein Signal am ECAL. Somit lassen sich alle Teilchen detektieren, je nachdem in welchen Detektoren koinzidente Signale<br />

auftreten.<br />

2


Experimentalphysik VI – SS2011 – Übungsblatt 9<br />

Abgabe am 15.6.2011, Besprechung am 22.6.2011<br />

Kontakt Dr. Klaus Föhl (Raum 528, Tel. 33225) klaus.foehl@exp2.physik.uni-giessen.de<br />

Dr. Avetik Hayrapetyan (Raum 527, Tel. 33226) avetik.hayrapetyan@uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 (3 Punkte) Relativistische Kinematik<br />

Präsenzteil) Ein ruhendes System mit Gesamtmasse M (M= √ s) zerfalle in zwei Teilchen<br />

der Massen m1 und m2. Welche Energien und Impulse ergeben sich?<br />

Geladene Pionen zerfallen zu >99% in Myonen und Neutrinos: π + → µ + + νµ<br />

(mπ=139.57MeV/c 2 , mµ=105.66MeV/c 2 ).<br />

a) Welchen Energie hat das Zerfallsmyon im Schwerpunktsystem des Pion?<br />

b) Ab einer gewissen kinetischen Energie kann das Myon nicht mehr in 4π Raumwinkel<br />

emittiert werden, sondern nur noch innerhalb eines Kegels, dessen Achse durch den<br />

Geschwindigkeitsvektor des Pions gegeben ist. Berechnen sie bitte diese Pionenergie.<br />

c) Ein Pion mit der kinetischen Energie 50MeV bewege sich in positive x-Achsenrichtung.<br />

Stellen sie für das Zerfallsmyon die möglichen Werte des Impulsvektors graphisch dar, und<br />

lesen sie den maximal möglichen Winkel zur x-Achse ab.<br />

Aufgabe 2 (3 Punkte) Schwache Wechselwirkung<br />

Ein D 0 -Meson kann unter anderem in ein Pion und ein Kaon zerfallen.<br />

Präsenzteil) Zeichnen sie Feynman-Diagramme für den Zerfall in neutrale Mesonen.<br />

a)Zeichnen sieFeynman-DiagrammefürdieZerfallskanäleD 0 → K − π + undD 0 → K + π −<br />

und beschriften sie die Propagatorlinien und die Wechselwirkungsvertices.<br />

b) Der Zerfallskanal D 0 → K − π + hat ein Verzweigungsverhältnis von 3.8E-2, der Zerfallskanal<br />

D 0 → K + π − hat ein Verzweigungsverhältnis von 1.43E-4. Erklären sie quantitativ<br />

den Quotienten dieser zwei Zahlenwerte.<br />

Aufgabe 3 (4 Punkte) PID, DIRC und Dispersion<br />

Präsenzteil) Pionen und Kaonen durchstoßen senkrecht die Platte eines DIRC-Radiators<br />

aus synthetischen Quarzglas. Ab welcher Geschwindigkeit β=v/c, ab welchem Impuls p<br />

wird das von Pionen und Kaonen erzeugte Čerenkovlicht durch Totalreflektion in der<br />

Glasscheibe im Zickzack weitergeleitet. Berechnen sie die Werte für λ=400nm und 600nm.<br />

a) Die Auflösung eines ansonsten idealen<br />

DIRC-Detektors sei für ein Photon<br />

durch die Differenz der Cherenkovwinkel<br />

bei λ=400nm und 600nm gegeben, und<br />

skaliere wie 1/ √ N mit der Photonenzahl<br />

N. Wieviele Photonen müssen nachgewiesen<br />

werden, um bei einem Impuls von<br />

3GeV/c Pionen und Kaonen trennen zu<br />

können. Wie groß ist N bei 6GeV/c?<br />

b) Licht mit Wellenlänge λ von (nicht senkrecht auftreffenden) Kaonen mit Impuls p soll<br />

zumindest teilweise durch Totalreflektion in der Platte weitergeleitet werden. Bitte leiten<br />

sie eine Formel für die Beziehung zwischen Teilchenimpuls und dem Winkel zwischen<br />

Teilchenspur ϕ und Plattennormalen her, welche angibt, wann dies der Fall ist?<br />

c) Welche Winkelbedingung ergibt sich für λ=600nm und pK=1GeV/c?<br />

n(λ=400nm)=1.47011, n(λ=600nm)=1.45804, m(K)=493.68MeV/c 2 .


ExPhy VI - Übungsblatt 9 15.06.2011<br />

Nach Präsenzaufgabe gilt Eµ = m2π +m2 µ<br />

2m2 , da das Neutrino als masselos angesehen wird. Einsetzen liefert<br />

π<br />

<br />

Eµ = (139,57MeV)2 + (105,66MeV) 2<br />

2 · (139,57MeV) 2<br />

= 109,779MeV<br />

Dieser Kegel entsteht, wenn die Geschwindigkeit des Myons im CMS-System (des Pions) gleich der Geschwindigkeit des Pions und<br />

damit des CMS-Systems ist. Die Geschwindigkeit des Myons berechnet sich folgendermaßen:<br />

β = p<br />

E<br />

⇒ βµ =<br />

<br />

(m2 π +m2 µ ) 2<br />

2mπ<br />

− m2 µ<br />

m 2 π +m 2 µ<br />

2mπ<br />

= m2 π − m 2 µ<br />

m 2 π + m 2 µ<br />

= 0,2714<br />

Weiterhin gilt Eπ = mπ √ . Da gelten soll, dass βµ = βπ, setzt man in diese Formel also βµ ein und erhält<br />

1−β 2<br />

π<br />

Eπ = 139,57MeV<br />

<br />

1 − 0,27142 = 145,013MeV<br />

Ab dieser Pionenenergie 1 kann das Myon nicht mehr im 4π-Raumwinkel emittiert werden.<br />

<br />

Zur Bestimmung des Raumwinkels wird die Impulsverteilung des Myons zunächst lorentztransformiert:<br />

px = γ(βEcm + pcm cos(t))<br />

py = pcm sin(t)<br />

<br />

mit Ecm = 109,779MeV, β = 1 − m2<br />

(m+T ) 2 = 0,7343, γ = 1,4731 sowie pcm = m4π +m4 µ −2m2 π m2 µ<br />

4m2 = 29,791MeV.<br />

π<br />

1 Korrektur: Gefragt war die kinetische Energie<br />

1


Aus der geometrischen Betrachtung ergibt sich φ = 15,430 ◦2<br />

<br />

<br />

D 0<br />

{<br />

c<br />

u<br />

cosθ c<br />

cosθ c<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 9 15.06.2011<br />

W +<br />

{<br />

u<br />

d<br />

u<br />

{<br />

s<br />

π +<br />

D 0<br />

K -<br />

b) Verhältnis ergibt sich aus der CKM-Matrix: <br />

c→s 4<br />

c→d = 350 ≈ 266. Das erste Quadrieren macht aus den Einträgen Übergangswahrscheinlichkeiten,<br />

das zweite berücksichtigt die zwei Vertices. 350 ist für Feynmandiagramm erster Ordnung eine beachtliche Näherung.<br />

<br />

<br />

Für p = 3 GeV, sowie mπ = 139,57 MeV und mK = 493,677 MeV gilt<br />

β =<br />

p<br />

p 2 + m 2<br />

<br />

<br />

<br />

⇒ βKaon = 1 −<br />

<br />

<br />

<br />

⇒ βPion = 1 −<br />

{<br />

1<br />

c<br />

u<br />

(3MeV) 2<br />

(493,677MeV) 2 + 1<br />

1<br />

(3MeV) 2<br />

(139,57MeV) 2 + 1<br />

Weiter ist cos(θ) = 1<br />

nβ ⇒ θ = arccos(n(λ)β). Also lässt sich berechnen<br />

Weiter ist 3<br />

= 0,9867<br />

= 0,9989<br />

1<br />

θπ,400 = arccos(<br />

) = 0,82171rad<br />

n(400nm)0,9989<br />

1<br />

θK,400 = arccos(<br />

) = 0,81015rad<br />

n(400nm)0,9867<br />

1<br />

θπ,600 = arccos(<br />

) = 0,81398rad<br />

n(600nm)0,9989<br />

1<br />

θK,600 = arccos(<br />

) = 0,80224rad<br />

n(400nm)0,9867<br />

⇒ ∆θπ = 7,73mrad<br />

⇒ ∆θK = 7,91mrad<br />

2 Korrektur: Wert falsch, richti wären 17 ◦ . Ablese und/oder Formelfehler<br />

3 Korrektur: Auflösung: ∆θπ<br />

√N = ∆θ400nm<br />

∆θ<br />

2<br />

= σ ∼ 1<br />

√ N<br />

⇒ Nπ =<br />

4<br />

= 66.942,358<br />

(∆θπ) 2<br />

⇒ NK =<br />

4<br />

= 63.930,342<br />

(∆θK) 2<br />

2<br />

sinθ c<br />

sinθ c<br />

W +<br />

{<br />

u<br />

s<br />

u<br />

{<br />

d<br />

K +<br />

π -


Analog berechnet sich für einen Impuls von 6 GeV<br />

<br />

<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 9 15.06.2011<br />

Nπ =<br />

NK =<br />

sin(θ ′ ) = 1<br />

n<br />

cos(θ) = 1<br />

βn<br />

4<br />

= 67.290,11<br />

(∆θπ) 2 4<br />

= 66.425,76<br />

(∆θK) 2<br />

θ ′ = θ + φ<br />

⇒ 1<br />

= sin(θ + φ)<br />

n<br />

= sin(φ + arccos( 1<br />

βn ))<br />

<br />

p2 + m2 = sin(φ + arccos( ))<br />

np<br />

⇒ arcsin( 1<br />

<br />

p2 + m2 ) = φ + arccos( )<br />

n np<br />

⇒ φ ≥ arcsin( 1<br />

<br />

p2 + m2 ) − arccos( )<br />

n np<br />

<br />

1<br />

(1GeV) 2 + (493,68MeV) 2<br />

φ = arcsin( ) − arccos(<br />

1,45804 1,45804 · 1GeV<br />

= 0,05583rad<br />

3


Experimentalphysik VI – SS 2011 – Übungsblatt 10<br />

Abgabe am 22.06.2011, Besprechung am 29.06.2011<br />

Kontakt Irina Brodski, Irina.Brodski@math.uni-giessen.de<br />

Peter Koch, Peter.Koch@physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 - Tiefinelastische Neutrinostreuung<br />

a) Welche Gründe gibt es für die Verwendung von (Anti-)Neutrinos anstelle von Elektronen<br />

als Sonden für die Lepton-Nukleon-Streuung?<br />

b) Um Neutrinos als Sonden zur Untersuchung der Struktur von Nukleonen verwenden<br />

zu können, müssen Neutrinostrahlen mit ausreichend hoher Energie und Intensität zur<br />

Verfügung stehen. Wie kann ein solcher Strahl erzeugt werden?<br />

c) Zeichnen Sie die Feynman-Diagramme für die erlaubten Prozesse bei der Streuung<br />

νµ (¯νµ) am Nukleon. Welchen Wert erwartet man für das Verhältnis R der totalen Wirkungsquerschnitte<br />

von ν-N und ¯ν-N Streuung, wenn das Nukleon nur aus u- und d-Quarks<br />

besteht? Experimentell findet man R 2. Was bedeutet das für die Zusammensetzung<br />

des Nukleons?<br />

(5 Punkte)<br />

Aufgabe 2 - Pion-Zerfall<br />

Geladene Pionen können als leichteste geladene Hadronen nur in einem semileptonischen<br />

Prozess zerfallen. Die beobachtete Lebensdauer ist τπ = 2.603 · 10 −8 s. Die Messung des<br />

Verzweigungsverhältnisses R ergab<br />

R = Γ(π− → e − + ¯νe)<br />

Γ(π − → µ − + ¯νµ)<br />

= 1.23 · 10−4<br />

a) Warum treten die energetisch möglichen Zerfälle π ± → e ± + γ oder π ± → µ ± + γ nicht<br />

auf?<br />

b) Zeichnen Sie das Feynman-Diagramm für den Zerfall des Pions und überlegen Sie<br />

sich wie sich Spin und Impuls der Zerfallsprodukte im Schwerpunktssystem des Pions<br />

verhalten. Wie würden die geladenen Pionen zerfallen, wenn Elektron und Myon masselos<br />

wären?<br />

c) Welches Verzweigungsverhältnis R für den Zerfall von geladenen Pionen würden Sie<br />

aufgrund von Phasenraumbetrachtungen erwarten?<br />

d) Zeigen Sie, dass der experimentelle Wert für das Verzweigunsverhältnis R erklärt werden<br />

kann, wenn das W-Boson nur an linkshändige Teilchen und rechthändige Antiteilchen<br />

koppelt.<br />

e) Die schwache Wechselwirkung hat keine Symmetrie unter Paritätstransformation (P)<br />

und Ladungskonjugation (C). Überlegen Sie sich, dass beides gleichbedeutend ist mit der<br />

Helizitätsabhängigkeit der Kopplung der W/Z-Bosonen. Wie verhält sich die schwache<br />

Wechselwirkung unter einer CP-Transformation?<br />

(5 Punkte)


ExPhy VI - Übungsblatt 10 22.06.2011<br />

Neutrinos wechselwirken, anders als Elektronen, über die schwache Wechselwirkung. Da die schwache Ladung der Quarks im Nukleon,<br />

anders als die elektrische Ladungen, bei allen gleich ist, erhält man mit Neutrinostreuung ungewichtete Impulsverteilungen der Quarks<br />

im Nukleon, was von Vorteil ist.<br />

<br />

Durch Fixed-Target-Experimente mit Protonen kann man diese in Pionen und Kaonen umwandeln und diese mit Hilfe eines Magnetfelds<br />

aussortieren. Pionen zerfallen, wie wir bereits gelernt haben, hauptsächlich in Myonen. Dabei entsteht zusätzlich noch ein Myon-(Anti-<br />

)Neutrino. Die Myonen und Myon-(Anti-)Neutrinos behalten im ruhenden System beim Zerfall die Vorzugsrichtung bei. Stellt man<br />

nun noch eine dicke Wand in die Flugbahn der Myonen, oder legt ein magnetisches Feld an, bleiben Neutrinostrahlen über. Diese sind<br />

allerdings nicht 100% rein, da z.B. auch Zerfälle µ − → e − + νe + νµ möglich ist. Somit sind in jedem Neutrinostrahl auch Antineutrinos<br />

enthalten und umgekehrt.<br />

<br />

μ - ,e - ,τ -<br />

νμ,e,τ<br />

W +<br />

d<br />

u<br />

μ + ,e + ,τ +<br />

νμ,e,τ<br />

W -<br />

Betrachtet wurden die Reaktionen an den Valenzquarks. An der schwachen WW nehmen nur linkshändige Neutrinos (bzw. rechtshändige<br />

Antineutrinos) teil. Es ist also wichtig, die Helizität der beteiligten Teilchen zu betrachten. Für die Streuung an Quarks gilt, dass die<br />

Spinerhaltung für alle Streuwinkel erfüllt ist. Für die Streuung an Antiquarks gilt, dass die νq− bzw. νq−Streuung nur für einen der drei<br />

Spinzustände J = -1,0,1 möglich ist. Man würde also ein theoretisches Verhältnis von σtot<br />

ν,N<br />

σtot =<br />

ν,N<br />

1<br />

1/3 = 3 erwarten. Da der experimentelle Wert<br />

aber ungefähr 2 ist, folgt daraus, dass im Nukleon auch Antiquarks sein müssen, bei denen der Wirkungsquerschnitt der Antineutrinos<br />

größer ist. Nukleonen enthalten also 3 Valenzquarks sowie die Seequarks, Quark-Antiquark-Paare.<br />

<br />

<br />

Pionen und Photonen sind Bosonen, also Teilchen mit ganzzahligem Spin. Elektronen und Myonen hingegen sind Fermionen, also Teilchen<br />

mit halbzahligem Spin. Aus diesem Grund kann das Boson Pion nicht in ein Fermion und ein Photon zerfallen. Erlaubt sind Zerfälle<br />

in z.B. Elektron, Positron und zwei Photonen bzw. ganz selten direkt in zwei Photonen (in der Quantenfeldtheorie erklärbar). Zudem<br />

verletzt dieser Prozess die Leptonenfamilienzahlerhaltung.<br />

<br />

Die Impulse der Zerfallsprodukte im Schwerpunktsystem müssen von gleichem Betrag und entgegengesetzter Richtung sein, da der Gesamtimpuls<br />

im Schwerpunktsystem (per Definition) null und eine Erhaltungsgröße ist. Das Pion hat einen Spin von Null, woraus folgt,<br />

dass aufgrund der Spinerhaltung die Spins der Zerfallspartner entgegengesetzt sein müssen. Das Antineutrino wird als masselos angesehen,<br />

weswegen es eine positive Helizität hat, sein Spin also in Richtung der Flugrichtung (des Impulses) zeigt. Daraus folgt, dass der<br />

andere Zerfallspartner ebenfalls eine positive Helizität hat, sein Spin also (abhängig von der Ruhemasse) ebenfalls hauptsächlich in Flugrichtung<br />

zeigt. Je schwerer das Teilchen, desto größer die Polarisation (siehe Paritätsverletzung des Pionenzerfalls). Wären Elektronen<br />

und Myonen masselos, könnte der Zweikörperzerfall so nicht stattfinden, da die Gesamtdrehimpulserhaltung nicht möglich wäre.<br />

1<br />

d<br />

u


Siehe Präsenzaufgabe<br />

<br />

u,d<br />

d,u<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 10 22.06.2011<br />

W -/+<br />

νe,νμ<br />

μ - ,e -<br />

Abbildung 1: Feynmandiagramm für π − und π +<br />

Aus der Präsenzaufgabe folgt, dass das Phasenraumverhältnis zwischen Elektronen und Myonen w folgendermaßen aussieht<br />

w =<br />

(p2 d p<br />

dE )e<br />

(p 2 d p<br />

dE )µ<br />

Für den rechtshändigen Anteil berechnet sich β zu β = p<br />

= (m2π + m2 e)(m2 π − m2 e) 2<br />

(m2 π + m2 µ)(m2 π − m2 ≈ 3,5 2<br />

µ)<br />

E = m2π −m2 e,µ<br />

m2 π +m2 e,µ<br />

. Damit ergibt sich (1 - βe) = 2,7·10 −5 , sowie (1 - βµ) = 0,73. Man<br />

sieht also, dass der Elektron-Zerfallskanal gegenüber dem myonischen stark unterdrückt ist. Zusammen mit dem Phasenraumverhältnis<br />

w erhalten wir<br />

Nähert man jetzt noch me ≪ mπ so erhält man<br />

R = m2 e<br />

m 2 µ<br />

1 − βe<br />

R = w<br />

1 − βµ<br />

<br />

1 − m2 µ<br />

m 2 π<br />

Bis auf Rundungsfehler ist das Ergebnis also reproduzierbar.<br />

<br />

−2<br />

= m2 e(m 2 π − m 2 e) 2<br />

m 2 µ(m 2 π − m 2 µ) 2<br />

= 1,28 · 10 −4 ≈ 1,24 · 10 −4<br />

Die Verletzung der Symmetrie unter P- bzw. C-Transformation bedeutet, dass die Prozesse der schwachen WW unter einer dieser Transformationen<br />

nicht ablaufen. Beispielhaft sein hier die Neutrinos erwähnt: Gefunden wurden linkshändige Neutrinos und rechtshändige<br />

Antineutrinos. Die P-Transformation macht aus linkshändigen Neutrinos rechtshändige Neutrinos – wegen P-Verletzung der schwachen<br />

WW nicht existent. Die C-Transformation macht aus linkshändigen Neutrinos linkshändige Antineutrinos – wegen der C-Verletzung<br />

der schwachen WW nicht existent. Erst die CP-Transformation macht aus linkshändigen Neutrinos rechtshändige Antineutrinos, welche<br />

existieren. Man sieht also, dass die C- und P-Verletzung der schwachen WW bedingt, dass W/Z-Bosonen nur mit Teilchen der richtigen<br />

Händigkeit wechselwirken. Einschränkung: im K 0 - K 0 -System ist auch die CP-Symmetrie (minimal) verletzt.<br />

2


Experimentalphysik VI – SS 2011 – Übungsblatt 11<br />

Abgabe am 29.06.2011, Besprechung am 06.07.2011<br />

Kontakt Irina Brodski, Irina.Brodski@math.uni-giessen.de<br />

Peter Koch, Peter.Koch@physik.uni-giessen.de<br />

Aufgabe 1 - Z 0 -Zerfallsbreiten<br />

Beim LEP wurde die Zerfallsbreite des Z0-Bosons sehr genau gemessen. Für den Zerfall<br />

Z0 → f ¯ f in ein Fermion-Antifermion-Paar ist die Zerfallsbreite (in erster Näherung)<br />

<br />

ΓZ0→f f ¯ =<br />

αMZ<br />

12 sin 2 θW cos 2 θW<br />

<br />

(g f<br />

V )2 + (g f<br />

A )2<br />

mit MZ = 91.2 GeV/c 2 , sin 2 θW ≈ 0.25 des Weinberg-Winkels θW , den Vektor- und<br />

Axialvektorkopplungen g f<br />

V<br />

= T f<br />

3 − 2Q f sin 2 θW und g f<br />

A<br />

= T f<br />

3 , wobei T f<br />

3 die entsprechende<br />

Komponente des schwachen Isospins und Q f die elektrische Ladung ist.<br />

a) Berechnen Sie das Verhältnis der Zerfallsbreite für neutrale Leptonen zur Zerfallsbreite<br />

für geladene Leptonen.<br />

b) Berechnen Sie das Verhältnis der Zerfallsbreite für “up-like” Quarks zur Zerfallsbreite<br />

für “down-like” Quarks.<br />

c) Berechnen Sie die Lebensdauer des Z0-Bosons aus der obigen Formel. und vergleichen<br />

Sie mit dem Wert aus dem Particle Physics Booklet (http://pdg.lbl.gov)<br />

(3 Punkte)<br />

Aufgabe 2 - Solare Neutrinos<br />

Im Zentrum der Sonne entstehen 7 Be-Neutrinos in der Reaktion<br />

e − + 7 Be → 7 Li + νe<br />

mit einer festen Energie von Eν = 862keV. Der vom Sonnenmodellen vorhergesagte Fluss<br />

auf der Erde ist Φν = 3.3 · 10 9 cm −2 s −1 .<br />

a) Welche Reaktionen eignen sich zum Nachweis von niederenergetischer Neutrinos im<br />

Bereich einiger MeV? Welche Prozesse erzeugen Teilchen vergleichbarer Energie, die<br />

einen Untergrund für die Detektion darstellen können? Nennen Sie jeweils mindestens<br />

zwei.<br />

b) Im Gran Sasso-Untergrundlabor weist das Experiment Borexino 7 Be-νe über die<br />

elastische Streuung an Elektronen nach. Der Wirkungsquerschnitt für diese Reaktion<br />

beträgt σνee(E) = 9.2(E/MeV) · 10 −45 cm 2 . Als Target dienen 300t des Flüssigszintillators<br />

Pseudocumol (C9H12). Wie vielen Target-Elektronen entspricht das? Welche Ereignisrate<br />

erwarten Sie?<br />

c) Berchnen Sie die Rückstoßenergie des Elektrons in Abhängigkeit vom Streuwinkel ϑ<br />

des Neutrinos und fertigen Sie dazu einen Graphen. Wie groß ist die Maximalenergie der<br />

Rückstoßelektronen?


d) Die in Borexino-Experiment bestimmte Ereignisrate der 7 Be Neutrinos beträgt 49 ±<br />

3(stat) ± 4(sys) pro Tag und 100 Tonnen. Wie lässt sich das gemessene Defizit gegenüber<br />

den Voraussagen erklären? Nennen Sie mindestens zwei Erklärungsversuche.<br />

(4 Punkte)<br />

Aufgabe 3 - Größenordnungen<br />

a) Was ist die mittlere kinetische Energie eines thermischen Neutrons (in eV)? Welcher<br />

Geschwindigkeit für das Neutron entspricht diese Energie?<br />

b) Ultrakalte Neutronen haben Geschwindigkeiten von maximal wenigen m/s. Welcher<br />

Energie entspricht eine Fallhöhe von 1 cm?<br />

c) Berechnen Sie c in Einheiten MeV·fm. Welche Broglie-Wellenlängen ergeben sich für<br />

die Werte aus Aufgabenteilen (a) und (b)?<br />

d) Das Proton ist möglicherweise nicht stabil. Für den Zerfall sind Lebensdauern im<br />

Bereich von 10 33 a vorgeschlagen worden. Wievielen Zerfällen pro Zeiteinheit würde dies<br />

in einem kubischen Wasservolumen von 10 m Seitenlänge entsprechen?<br />

e) Im Strahlrohr des LHC fliege ein Urankern mit 1 TeV/A. Was ist seine kinetische<br />

Energie in Joule?<br />

f) Im Ring des LHC kreisen Protonen mit E = 1 TeV. Es wird ein Strom von 1 mA<br />

gemessen. Welche kinetische Energie hat diese Füllung Protonen im Ring?<br />

(3 Punkte)<br />

Präsenzaufgabe - Teilchenlebensdauer<br />

Ein Kaon habe eine Lebensdauer von τ = 1.2380 · 10 −8 s und eine Masse von 0.494<br />

GeV/c 2 .<br />

Ein D-Meson habe eine Lebensdauer von τ = 1040 · 10 −15 s und eine Masse von 1.870<br />

GeV/c 2 .<br />

Welcher Anteil der Teilchen ist nach einer Wegstrecke von 1mm bzw. von 10m für einen<br />

Teilchenimpuls von 1 GeV/c noch nicht zerfallen?


Mit γ =<br />

ExPhy VI - Übungsblatt 11 29.06.2011<br />

f T3 Q f g f<br />

V<br />

νe,νµ,ντ<br />

1<br />

2 0 1 2<br />

g f<br />

A<br />

1<br />

2<br />

e − , µ − ,τ − − 1 2 -1 0 − 1 2<br />

u,c,t<br />

1 2<br />

2<br />

3<br />

1<br />

6<br />

1<br />

2<br />

d,s,b − 1 2 − 1 3 − 1 3 − 1 2<br />

αMZ<br />

12sin(θW ) 2 ergeben sich die einzelnen Zerfallsbreiten als<br />

cos(θW ) 2<br />

Γν,ν = 1<br />

2 γ Γ 1<br />

l,l =<br />

4 γ Γu,u = 5<br />

18 γ Γ 13<br />

d,d =<br />

36 γ<br />

Γu,u<br />

Γd,d Γν,ν<br />

Γ l,l<br />

= 2<br />

= 10<br />

≈ 0,75<br />

13<br />

Für die Lebensdauer wird zunächst die totale Zerfallsbreite Γtot berechnet.<br />

Γtot = 3 · Γν,ν<br />

<br />

+ 3 · Γl,l <br />

+ 2 · 3 · Γu,u<br />

<br />

+ 3 · 3 · Γd,d <br />

3 neutrale Leptonen 3 geladene Leptonen 2 Flavor (t zu schwer) + 3 Farben 3 Flavor + 3 Farben<br />

= 43<br />

γ ≈ 7,17γ<br />

6<br />

Der Vorfaktor γ berechnet sich als γ =<br />

91,2GeV<br />

137·12·0,25·0,75 = 0,2959GeV. Damit ergibt sich Γtot = 2,1213GeV. Die Lebensdauer berechnet<br />

sich somit zu τ = ¯h<br />

Γtot = 3,1028·10−25 s. Das PDG gibt die Gesamtzerfallsbreite mit 2,4952GeV an, was einer Lebensdauer von 2,6379·<br />

10−25 s entspricht. Der berechnete Wert ist also um 17,62% größer.<br />

<br />

<br />

Nachweis<br />

• Wie in Aufgabenteil b) genannt, eignet sich die elastische Neutrino-Elektron-Streuung νx + e − → e − + νx, welche für νe einen<br />

höheren Wirkungsquerschnitt als für νµ,τ besitzt, da bei der Reaktion ein zusätzlicher Kanal mit geladenen Strömen auftritt. Der<br />

Nachweis erfolgt über Flüssigkeitsszintillatoren oder Tscherenkow-Detektoren.<br />

• Möglich wäre auch ein Nachweis über den inversen Betazerfall νe + p → n + e + . Nachweis wie bei der elastischen Streuung.<br />

• Eine weitere Möglichkeit wäre zudem die Wechselwirkung direkt an Kernen, wie z.B. νe + d → p + p + e − , νx + d → p + n + νx<br />

oder νe + 71 Ga → 71 Ge + e − . 1 Nachweis erfolgt bei leichten Kernen über Kohlenstoffszintillatoren oder Tscherenkowdetektoren,<br />

bei schwereren durch chemische Extraktion der erzeugten Atome.<br />

Untergrund<br />

1 http://www.astroteilchenphysik.de/topics/neutrino/sol/gno.htm<br />

1


ExPhy VI - Übungsblatt 11 29.06.2011<br />

Abbildung 1: Plot von E ′ ν(x) für Eν = 862keV<br />

• Bei der natürlichen Radioaktivität gibt es Isotope, welche beim Zerfall Neutrinos aussenden. Es gilt also zu vermeiden, dass solche<br />

als Verunreinigung in Detektorkomponenten gelangen.<br />

• Eine weitere Quelle ist die kosmische Strahlung, welche einerseits in der Atmosphäre bereits Prozesse anregt, bei welchen Neutrinos<br />

freiwerden. Bis auf Myonen lassen sich diese Reaktionspartner jedoch durch dicke Abschirmungen (Untergrundlabors)<br />

abhalten. Myonen müssen durch aktive Unterdrückung der Signale herausgefiltert werden. Diese können jedoch wiederum Spallationsprozesse<br />

in Gang setzen, welche wieder abgeschirmt oder durch aktive Detektion unterdrückt werden müssen.<br />

C9H12 hat eine atomare Masse von mPC = 9 · 12u + 12 · 1u120u und verfügt über ne = 9 · 6 + 12 · 1 = 66 Elektronen. Daraus folgt, dass<br />

das Target aus NPC = 300.000.000gMol·NA<br />

120g = 1,506·1030 Teilchen besteht. Das entspricht Ne = NPC ·ne = 9,937·1031 Targetelektronen. Man<br />

erwartet dadurch eine Ereignisrate pro Tag von<br />

<br />

R = Ne · σνee−(0,862MeV · Φν<br />

= 9,937 · 10 31 −45 cm2<br />

· 9,2 · 10<br />

MeV<br />

= 224,687<br />

1<br />

· 0,862MeV · 3,3 · 109<br />

cm2 · 86400s<br />

s<br />

Herleitung analog der Comptonstreuung. Es gilt p = (Eν, pν), p ′ = (E ′ ν, p ′ ν), q = (me,=), q ′ = (E ′ e, p ′ e) = p + q − p ′ . Weiter berechnet<br />

sich<br />

(p + q) 2 = (p ′ + q ′ ) 2<br />

⇔ p 2 + 2pq + q 2 = p ′2 + 2p ′ q ′ + q ′2<br />

⇔ m 2 ν + 2Eνme + m 2 e = 2p ′ (p + q − p ′ ) + m 2 e | : 2 − m 2 e<br />

⇔ Eνme = EνE ′ ν(1 − cosθ) + E ′ νme<br />

⇔ E ′ ν =<br />

Eν<br />

1 + Eν (1 − cosθ)<br />

me<br />

Der Ausdruck wird minimal, wenn 1 + Eν<br />

me (1 − cosθ) maximal wird. Das ist der Fall für cosθ = −1 , woraus folgt, dass θ = 180◦ ist,<br />

also Rückwärtsstreuung eintritt. Mit Eν = 0,862MeV folgt E ′ ν = 197,084keV bzw. E ′ e = 664,916keV.<br />

2


ExPhy VI - Übungsblatt 11 29.06.2011<br />

Pro Tag und 100 Tonnen würde man eine Ereignisrate von ungefähr 75 erwarten. Die fehlenden Neutrinos könnten einmal durch die<br />

(mittlerweile nachgewiesene) Neutrinooszillation erklärt werden. Durch die Oszillation kommen auf der Erde weniger νe an, als in der<br />

Sonne produziert werden. Weiterhin könnte das Sonnenmodell falsch sein. Eine Änderung in z.B. der Temperatur der Sonne sollte auch<br />

Auswirkung auf die Produktionsrate der Neutrinos haben.<br />

<br />

<br />

Von thermischen Neutronen spricht man ab einer √ kinetischen Energie von unter 100 meV. Raumtemperatur entspricht ungefähr 25 meV,<br />

2mT +T 2<br />

was einer Neutronengeschwindigkeit von β = m+T = 7,294938 · 10−6 ≡ 2186,967 m s = 607,491 km h entspricht.<br />

<br />

Nach Epot = m · g · h entspricht 1 cm Fallhöhe einer Energie von 92,171326 MeV.<br />

<br />

¯h = 6,582 · 10 −16 8 m<br />

eVs , c = 2,998 · 10<br />

s<br />

¯hc = 197,328 · 10 −9 eVm<br />

= 197,328 · 10 −15 MeVm<br />

= 197,328MeVfm<br />

Die DeBroglie-Wellenlänge ist definiert als λ = h p . Mit p = √ T 2 + 2T m ergibt sich für Aufgabenteil a) λ =<br />

0,176 nm und für Aufgabenteil a) λ =<br />

<br />

√ h<br />

= 2,838 fm.<br />

(92,171MeV) 2 +2·92,171MeV·989,565E6MeV<br />

√ h<br />

=<br />

(25meV) 2 +2·25meV·989,565MeV<br />

Ein kubisches Wasservolumen von 10m Kantenlänge enthält 1 · 109cm3 Wasser. Bei einer Dichte von ρ = 1 g<br />

cm3 entspricht dies einer<br />

Masse m = 1 · 109 g. In Kombination mit der molaren Masse von M = 18 g<br />

Mol ergibt sich eine Stoffmenge von n = 55,556 · 106Mol oder<br />

N = n · NA = 3,346 · 1031 . Die Aktivität berechnet sich als A = N τ und beträgt 0,03346 pro Jahr.<br />

<br />

Der Kern habe eine kinetische Energie von T = 1 TeV<br />

A<br />

<br />

= 38,1318µJ, bei einer Massenzahl von A = 238.<br />

<br />

Die Protonen kreisen im Ring mit einer Geschwindigkeit von β = 1 − <br />

m 2<br />

E =<br />

des Rings von 26,658883 km entspricht dies einer Umlaufzeit von t = 26,658883km<br />

βc<br />

<br />

1 −<br />

2 938,272MeV<br />

1TeV = 0,9999995598. Bei einer Länge<br />

= 8,89245 · 10 −5 s. Die Anzahl der Teilchen im<br />

Beschleuniger berechnet sich aus dem Strom und der Elementarladung: N = 1mA·8,89245·10−5 s<br />

e = 5,55023 · 1011 . Diese Teilchen haben<br />

insgesamt eine kinetische Energie von Tgesamt = N · T = 5,55023 · 1011 · (E − m) = 5,545022 · 1023 eV = 88,84104kJ.<br />

3

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