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Die Verletzlichkeit der "Informationsgesellschaft" - KOBRA

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8 Abhängigkeiten und Schadenspotentiale in <strong>der</strong> 'informationsgesellschaft'<br />

ten für Planungen verfälscht o<strong>der</strong> unbrauchbar gemacht würden. Schon allein <strong>der</strong> Verdacht<br />

von Manipulationen, erst recht ihr Nachweis, kann äußerst umständliche und zeitraubende<br />

Überprüfungen Tausen<strong>der</strong> Programme und Millionen von Datensätzen erfor<strong>der</strong>lich<br />

machen.<br />

Fallen Rechenzentren o<strong>der</strong> Verwaltungsnetze aus, kann dies zu hohen Einzelschäden<br />

(Typ IV) führen, wenn die Datenverarbeitung zentralisiert ist, o<strong>der</strong> große Komplexschäden<br />

(Typ V) verursachen, wenn die Datenverarbeitung verteilt und vernetzt ist. Das Schadenspotential<br />

wird erheblich reduziert, wenn autonome Rechnerkapazität auf die einzelnen<br />

Ämter verteilt wird, wie dies zum Beispiel in <strong>der</strong> Finanzverwaltung Nordrhein-<br />

Westfalens geplant o<strong>der</strong> künftig für die Meldeämter zu erwarten ist. Der Netz- o<strong>der</strong> Rechnerschaden<br />

an sich wird immer zeitlich befristet sein - entwe<strong>der</strong> Tage, bis die Notfallvorsorge<br />

greift o<strong>der</strong> bis nach Wochen o<strong>der</strong> Monaten neue Hardwaresysteme aufgebaut sind.<br />

Dort, wo standardisierte Programmsysteme eingesetzt werden - wie etwa in den Ortskrankenkassen<br />

-, könnten zwischenzeitlich an<strong>der</strong>e Rechenzentren aushelfen.<br />

Dennoch dürfte in vielen Fällen das Schadensausmaß beträchtlich sein. <strong>Die</strong> Bundesversicherungsanstalt<br />

für Angestellte (BfA) mit ihren rund 16 Millionen Versicherten und 5<br />

Millionen Rentnerkonten und ihren bis zu 500.000 Bearbeitungsfällen pro Tag könnte<br />

keinen dieser Fälle mehr bearbeiten. <strong>Die</strong> Zulassungsbehörden für Kraftfahrzeuge wären<br />

nicht mehr wie bisher in <strong>der</strong> Lage, rund 60.000 mal pro Tag auf die Daten des Kraftfahrtbundesamtes<br />

zuzugreifen o<strong>der</strong> dorthin Verän<strong>der</strong>ungen zu melden. 63 Keine <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit<br />

täglich 6000 Anfragen und 6500 Mitteilungen an das Bundeszentralregister, das unter<br />

an<strong>der</strong>em eine zentrale Vorstrafendatei führt, könnte mehr bearbeitet werden. Polizeibehörden<br />

hätten keinen Zugriff mehr auf den INPOL-Datenbestand beim Bundeskriminalamt.<br />

Erheblich schlimmer träfe die Verwaltung ein Verlust ihrer Datenbestände (hoher Einzelschaden<br />

- Typ IV). Unterstellt, die Dateien und Sicherungskopien würden zerstört,<br />

wäre sie lahmgelegt. <strong>Die</strong>se größte Schadensfolge könnte sogar eine dezentralisierte<br />

Datenverarbeitung treffen. Sofern nämlich verschiedene Verwaltungsbehörden o<strong>der</strong> -<br />

abteilungen einheitliche Standardsoftware benutzen, um die Datenverarbeitung kompatibel<br />

zu halten, wäre ein gleichzeitiger Ausfall aller Systeme (Kopplungsschaden - Typ III)<br />

nicht auszuschließen.<br />

Zwar könnten die bereits bewilligten Renten, die von <strong>der</strong> Bundespost im Auftrag <strong>der</strong><br />

Versicherungsträger ausgezahlt werden, auch weiterhin geleistet werden. Für die unmittelbar<br />

überwiesenen Renten aber fehlt dann die Kontonummer. Neubewilligungen, Versorgungsausgleiche<br />

o<strong>der</strong> Auskünfte müßten ebenfalls unterbleiben. Ohne Daten des<br />

Bundeszentralregisters wäre keine ordentliche Strafrechtspflege, ohne die Daten des<br />

Kraftfahrtbundesamtes nur noch wenige Zulassungen und keine elektronischen Fahrzeugüberprüfungen<br />

mehr möglich. Finanzämter könnten keine Zahlungen mehr einfor-<br />

63 S. hierzu Brinkmann DÖV 1985, Bruns 1985.<br />

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